38 BAUEN IN BAYERN BAYERISCHE FREITAG, STAATSZEITUNG 27. NOVEMBER NR.2015 48 FREITAG, BAYERISCHE 27. NOVEMBER STAATSZEITUNG 2015 Das NS-Dokumentationszentrum in München Neues Parkhaus am Klinikum Nürnberg Süd Kubus in Weiß Endlich ist Schluss mit der Stellplatzsuche Das NS-Dokumentationszentrum von Südwesten her gesehen. N ach knapp zweieinhalbjähriger Bauzeit wurde am 30. April 2015 der Neubau des NSDokumentationszentrums in München termingerecht seiner Bestimmung übergeben. Das Gebäude entstand auf dem Gelände der ehemaligen Parteizentrale der NSDAP in der Brienner Straße, dem so genannten Braunen Haus, an einem historisch bedeutsamen Ort inmitten des ehemaligen NSDAP-Parteiviertels. Die Gesamtkosten von 28,2 Millionen Euro wurden laut Rosemarie Hingerl, Baureferentin der Landeshauptstadt, eingehalten – Bund, Freistaat und Stadt finanzierten das Projekt zu gleichen Teilen. Im Rahmen der Vorplanung wurde der Siegerentwurf des Wettbewerbs des Architekturbüros Georg Scheel Wetzel, Berlin, entsprechend der Beurteilung des Preisgerichts von den Preisträgern überarbeitet. Der Baukörper ist als Kubus aus weißem Sichtbeton – so genanntem Weißbeton – mit den Maßen 22,50 x 22,50 x 22,50 Meter gebaut worden. Platz und Eingang sind gut disponiert Das Dokumentationszentrum soll zur offenen Auseinandersetzung ohne Schwellenängste einladen und Angebote zur sachlichen und fundierten Information für unterschiedliche Zielgruppen machen. Der besondere Anspruch der neuen Einrichtung besteht darin, die Erinnerung an die Zeit und Geschichte des Nationalsozialismus topografisch zu verankern. Gebäude, Ausstellungen, Seminar- und Veranstaltungsprogramm sollen die historische Topografie sowohl der unmittelbaren Umgebung als auch ganz Münchens aufnehmen. Die historische Bedeutung des Standorts auf dem Gelände der ehemaligen Parteizentrale der NSDAP, dem Braunen Haus, erfordert daher eine besondere Sensibilität der Gestaltung und eine deut- liche Auseinandersetzung mit diesem Ort der Täter. Die Architektur des Gebäudes und die Gestaltung des Außenraums müssen den fundamentalen Bruch mit der Geschichte des Standorts und zu den überlieferten NSDAP-Verwaltungsbauten in der Nachbarschaft eindrücklich kenntlich machen. In der Bewertung des Siegerentwurfs von Georg Scheel Wetzel Architekten durch das Preisgericht heißt es unter anderem: „Selbstbewusst wird der Würfel mit ausgeprägter Höhenentwicklung in den städtebaulichen Raum situiert. Er steht in starkem Kontrast zur Umgebung. Die vorgeschlagene Eingrünung schwächt die städtebauliche Wirkung. Der Würfel markiert den Ort der Täter, ohne auf das Braune Haus Bezug zu nehmen. Er stellt sich nicht in die Reihe der Führerbauten, überragt sie aber.“ Bemerkenswert für die Jury war der typologische Ansatz eines Würfels im Baumbestand. Damit wird nach Ansicht des Preisgerichts eine angemessene Zeichenhaftigkeit erreicht. „Platz und Eingang sind gut disponiert und proportioniert. Die Materialität des gewählten Weißbetons entwickelt einen schönen Dialog mit dem Grün der Bäume. Geschickt wird die quadratische Grundfläche des Würfels durch die Erschließungskerne in unterschiedliche Zonen gegliedert. Die einzelnen Ebenen sind untereinander durch Deckenausschnitte miteinander verbunden, es ergeben sich gute Sichtbeziehungen im Gebäude und partiell zweigeschossige Bereiche.“ Für das Preisgericht war der vorgeschlagene Entwurf des Berliner Architekturbüros für das NS-Dokumentationszentrum „in städtebaulicher und gestalterischer Hinsicht ein hervorragender Beitrag zur gestellten Aufgabe mit einer eigenen unverwechselbaren Identität“. Das puristische Gebäude wurde ganz aus weißem Sichtbeton gefertigt. Die Fassade gliedern großflächige, geschlossene Bereiche und FOTO JENS WEBER Betonlamellenfenster, die sich teils über zwei Geschosse erstrecken. Durch die Fenster wird die Umgebung für die Besucher bewusst und gezielt ins Blickfeld gerückt; sie wird zum Bestandteil der Ausstellung. Zweigeschossige Lufträume verknüpfen an den übereck platzierten Fensteröffnungen die Ausstellungsebenen miteinander und sorgen für Großzügigkeit. Die Architektur in den Ausstellungsräumen tritt in den Hintergrund und gibt den Dokumentationen Raum. Die Wände und Decken der Innenräume bestehen in den Ausstellungsbereichen ebenfalls aus weißem Sichtbeton, die Böden aus weißem Sichtestrich. Die Böden der Lernbereiche (Seminarund Vortragsraum) bestehen aus Eichenparkett, weiß lasiert. Akustikpaneele und Türen ordnen sich hierzu farblich ein. Somit ergibt sich ein „weißes Raumkonzept“, das den monolithischen Entwurfscharakter physisch erlebbar macht, erklärt Hingerl. Terrasse setzt einen Kontrapunkt Dem Gebäude vorgelagert ist eine aus hellen Betonplatten bestehende Terrasse, die sich zum Königsplatz öffnet und das NS-Dokumentationszentrum erschließt. Damit ist eine bewusste Ablösung von der Geschichte gegeben, da sich das Braune Haus, ebenso wie die übrigen Palais, zur Brienner Straße hin öffnete. Die Terrasse setzt nach den Worten der Baureferentin auch einen Kontrapunkt zu dem ehemaligen, nördlich gelegenen Ehrentempel. Der Standort des NS-Dokumentationszentrums weist auch zum städtebaulichen Umfeld enge Bezüge auf, so Hingerl. Wenige hundert Meter entfernt an der Brienner Straße liegt der „Platz der Opfer des Nationalsozialismus“. Der Ort ist die zentrale Gedenkstätte für die Opfer der NS-Gewaltherrschaft in München. Außerdem befand sich in unmittelbarer Nach- barschaft des Platzes das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Wittelsbacher Palais, in dem seit 1933 das Hauptquartier und Gefängnis der Gestapo untergebracht waren. Im Erdgeschoss des Dokumentationszentrums befinden sich das Eingangsfoyer, der Empfangstresen, ein Buchladen und der Gebäudekern mit Nebenräumen, Aufzügen und einer Fluchttreppe; am Kern angelagert befindet sich die Haupttreppenanlage, diese verbindet alle Geschosse offen miteinander. Im 5. Obergeschoss ist die Verwaltung mit Büro- und Besprechungsräumen untergebracht. Die Obergeschosse 1 – 4 sind Ausstellungsgeschosse. Das 4. Obergeschoss bildet den Ausgangspunkt für den Ausstellungsrundgang: Die Ausstellung entwickelt sich vom 4. Obergeschoss abwärts in die darunterliegenden Ausstellungsgeschosse über die zentrale offene Treppenanlage. Die einzelnen Geschosse sind über großzügige Lufträume an den Gebäudeecken miteinander verbunden; hier sind die zweigeschossigen Fassadenöffnungen angeordnet, die den Außenbezug zur historischen Umgebung herstellen. Im 1. Obergeschoss ist die Wechselausstellung untergebracht. Medienarbeitsplätze entlang der Brüstung Seminarräume und ein „Vertiefungsbereich“ sowie die Garderobe, Schließfächer und WC-Anlagen sind im 1. Untergeschoss situiert. In der Vertiefungsebene sind entlang der umlaufenden Brüstung Medienarbeitsplätze angeordnet, mit Blick in den Vortragssaal im 2. Untergeschoss. Das über zwei Geschosse entwickelte Foyer erschließt den bereits erwähnten Vortragssaal im 2. Untergeschoss. Das Foyer wird belebt durch den Café- und Cateringbetrieb. Technikzentrale und Nebenräume sind in einem der Öffentlichkeit nicht zugänglichen Bereich untergebracht. In der Planung war das Café ursprünglich im Erdgeschoss vorgesehen; zur räumlichen „Entzerrung“ wurde der Buchladen vom Café gesondert platziert, um so beiden Bereichen jeweils eine vollwertige Nutzung zukommen zu lassen, erklärt Hingerl. Zur Verbesserung der Raumakustik gibt es Verkleidungen sowohl an den Brüstungen, als auch in den speziell entworfenen Deckenpaneelen. Die Haustechnik befindet sich kaum sichtbar in Hohlraumböden (Lüftungskanäle, Kabel, Medienanschlüsse, Heizung, Entrauchung) sowie in den Akustikpaneelen an der Decke (Beleuchtung, Lautsprecher, Bewegungsmelder, Kameras, Halterungen für Beamer). Die massiven Decken haben nicht nur konstruktive oder gestalterische Funktionen, sie dienen auch als energetisch wirksame Speichermasse. Durch sie fließt Wasser als Kühl- beziehungsweise Heizmedium. > FHH Die Parkplatzsuche rund um das Klinikum Nürnberg Süd war bislang vor allem eines: ein Geduldsspiel. Aufgrund von Wildparkern kam es zudem oft zu chaotischen Parksituationen. Doch am 23. Dezember 2014 begann mit der Eröffnung des Parkhauses rund um das Klinikum Nürnberg Süd eine neue Zeitrechnung, was das Parken angeht. „Jetzt stehen für Patienten, Besucher und die Beschäftigten des Klinikums Nürnberg mehr als 850 Parkplätze zusätzlich zur Verfügung, insgesamt sind um das Klinikum Nürnberg Süd mehr als 1600 Stellplätze verfügbar“, freut sich Alfred Estelmann, Vorstand des Klinikums Nürnberg. Mehrere Parkbereiche weist das Konzept zur Parkraumbewirtschaftung aus. Kernstück ist dabei das neue Parkhaus. Zum Vergleich: Das größte Parkhaus in der Innenstadt, das HauptmarktParkhaus, bietet 525 Stellplätze. Für Patienten, Angehörige und Mitarbeiter steigt der Parkkomfort deutlich. Das Parkhaus ist über die gewohnte Zufahrt von der Gleiwitzerstraße aus erreichbar. Für Menschen mit Gehbehinderung bleiben die gebührenfreien Parkplätze direkt bei der Hauptzufahrt zum Klinikum Nürnberg Süd in Höhe der Bushaltestelle erhalten. Auch im Parkhaus sind Stellplätze für Menschen mit Gehbehinderung ausgewiesen. Und es gibt sogar einen besonderen Service: Auf dem obersten Parkdeck wurde eigens ein Kassenautomat installiert, der ohne Anstrengung und Höhenunterschied vom Rollstuhl aus bedient werden kann. Ab dem Frühjahr wird von dort ein „Baumwipfelpfad“ ohne Steigung zum Haupteingang des Klinikums führen. Für die Verbesserung der Parksituation an beiden Standorten im Süden und Norden der Stadt hat das Klinikum Nürnberg insgesamt 13 Millionen Euro investiert. Am Klinikum Nürnberg Nord ist das Parkraumbewirtschaftungskonzept bereits seit November 2014 eingeführt, bislang seien die Erfahrungen ausgesprochen positiv, erklärt Estelmann. Wer parken will, muss zahlen Die Bewirtschaftung der Parkplätze übernimmt eine Tochter der Würzburger Verkehrsbetriebe. Diese hat bereits Erfahrungen mit Krankenhaus-Parkplätzen gesammelt, etwa beim Uniklinikum Würzburg oder beim Parkhaus des Klinikums Fürth. Ein- und Ausfahrt werden, wie in den Parkhäusern in der Nürnberger Innenstadt, per Schranken geregelt. Die Mitarbeiter können mittels eines Multifunktionschips die Schranken öffnen. Den Rettungsdiensten steht bei der Zufahrt auf das Gelände des Klinikums Nord auch weiterhin eine eigene Spur 23 NR. 48 Das neue Parkhaus; Auf- und Abfahrt zu den Parkdecks; wer parken will, muss zahlen. FOTOS RALPH SCHWEINFURTH zur Verfügung. Ihre Fahrzeuge sind mit einem Funksender ausgerüstet worden, mit dem sie die Schranke öffnen können. Ob es noch freie Parkplätze gibt, das können die Fahrer anhand elektronischer Anzeigetafeln rund um die Zufahrten des Klinikums Nürnberg Süd ablesen. Sie zeigen an, wie viele verfügbare Parkplätze es aktuell für Patienten und Besucher gibt. Rechts neben dieser Zahl kann unter Umständen ein gelber Punkt leuchten. Dieser weist die Beschäftigten des Klinikums Nürnberg darauf hin, dass für sie in diesen Parkbereichen derzeit keine Parkplätze mehr zum Mitarbeitertarif zur Verfügung stehen. Sollte es Probleme bei der Einoder Ausfahrt geben, dann ist Hilfe nahe. Denn die Terminals sind jeweils mit einer Sprechanlage ausgestattet. Darüber ist immer ein Ansprechpartner erreichbar, der die Schranke dann öffnen kann. Da Krankenhaus-Parkplätze finanziell nicht gefördert werden und das Geld nicht bei der Patientenversorgung abgezweigt werden soll, werden seit dem 5. Januar 2015 Parkgebühren auch am Klinikum Nürnberg Süd erhoben, um den Aufwand zu refinanzieren. Die erste halbe Stunde Parken ist kostenfrei, ab der 31. Minute zahlen Patienten und Besucher je angefangene Stunde einen Euro. Der Tageshöchstsatz beträgt acht Euro. Lediglich für die Kurzparkplätze an der Notaufnahme werden ab der 31. Minute zwei Euro je Stunde berechnet. „Die Parkgebühren sind für uns auch ein Steuerungsinstrument, damit wir den doch begrenzten Raum optimal nutzen können“, erklärt Estelmann. > BSZ Mit innovativen Konzepten, technischen Lösungen und hoher Gestaltqualität entwickeln und realisieren wir als erfahrenes Team seit über drei Jahrzehnten erfolgreich Projekte. Wir schaffen nachhaltige, zeichenhafte und wirtschaftliche Architektur nach ganzheitlichen Prinzipien. ZUKUNFT BAUEN. Riebel – für mehr. Krelingstraße 33 | 90408 Nürnberg | www.haid-architekten.de Heimenegger Weg 20 ̇ 87719 Mindelheim ̇ Telefon: 08261 / 79 1 - 0 www.riebel-bau.de