Friedrich-Schiller-Universität Jena Institut für Geographie Lehrstuhl für Geoinformatik, Geohydrologie und Modellierung Integrierter Zugriff auf Zeitreihen und räumlichen Daten über WebGIS Carsten Busch Lehrstuhl Geoinformatik FSU Jena Inhalt • Typische Projektanforderungen in der Geoinformatik • Komponenten eines WebGIS • Realisierungsmöglichkeiten • Open Source Software und GIS • Gemeinsame Verwaltung von Metadaten, GIS Daten, Zeitreihen • Implementierung am Beispiel des River Basin Information Systems Lehrstuhl Geoinformatik • Fernerkundung • Geographische Informationssysteme • Systemanalyse und Modellierung • Informatik – Datenbanksysteme – EntscheidungsUnterstützungsSysteme Projekt IWMI CP • Challenge Program Water and Food • River Basin Information System des International Water Management Institute (IWMI) Colombo • Fragestellung: – Unter welchen Bedingungen lässt sich die Lebensmittelproduktion bei gleichem Wasserverbrauch steigern? Projekt TISZA • Theiß (Tisza) River Information System – – Zyanid/Schwermetall Verunreinigung der Goldmine Aurul bei Baja Mare (Rumänien) im Jahr 2000, 160000km² www.tiszariver.com • Fragestellung: – Wie kann bei vergleichbaren Unfällen eine ähnliche Umweltkatastrophe verhindert werden? -Handlungsanweisungen- SVG TLUG • Darstellung und Suche aller FFH Gebiete Thüringens • Informationspflichten gegenüber der EU und den Bürgern • Fragestellung: – Jeder Mitgliedstaat muss Gebiete benennen, erhalten und ggf. entwickeln, die für gefährdete Lebensräume und Arten wichtig sind. Projektanforderungen • Aufbereiten von Daten – – Desktop GIS (GIS-Analysen wie Hangneigung, Landnutzungsklassifikation,..) Evaluierung von Zeitreihen, räumliche Zuordnung, Parameterableitung • Modellierung – – Zusammenstellung von Parametersätzen und Zeitreihen Validierung/Kalibirierung, Vorhersage: “What if?“ • Visualisierung der Daten – – – – Anwendungsspezifische Karten mit Möglichkeiten der Interaktion Zugriff über Internet/Extranet/Intranet Verknüpfung mit Sachdaten, Dokumenten Unterschiedliche Koordinatensysteme und GISe Räumliche Auskunftssysteme • Was sind die „potentiellen“ Anwendungen für Geodatenbanken/Kartenserver? – Es existiert eine Vielzahl von digitalen Daten mit Verortung aber nur wenige Personen wissen etwas davon: • Unterschiedliche Projekte • Verschiedene Koordinatensysteme und Formate • Unterschiedliche Inhalte (Zeitreihen, Landnutzung, geologische Karten,..) • Unterschiedliche installierte Software Programme zur Verarbeitung der Daten • Ziel: Auskunftssystem für Alle. = WebGIS für Alle – Datenbank – Raumbezug – Kartenserver Datenhaltung in Projekten • Georelationale Datenbank(en) – Metadaten zum Projekt (kein Standard) und Metadaten für Kartenwerke (nach ISO 19115) – Parametersätze zur Modellierung – Zeitreihen – Vektordaten – Kartenbeschreibungen – Workflow-/Nutzerdaten • Dateiebene – Rasterdaten (kein 10i GeoRaster) – Georeferenzierte Dokumente (Word, Bilder, …) – Freie Dokumente (Word, Bilder, …) ArcGIS Geomedia Erdas Grass … (Web)GIS Architektur Schnittstellen/Dienste Geotiff ECW SRID WMS … raster/grid data Shape DXF Geo-SQL DGN … vector data Open GeoSpatial SQL (Geo-SQL) Web Map Service (WMS) Web Feature Service (WFS) Web Coverage Service (WCS) Desktop GIS I-Explorer gdlib, tiff, png,… PostgreSQL GEOS, GDAL Apache PostGIS Mapserver PHP … Unix/Linux Windows XP + Cygwin GIS Database Management Server Mozilla Firefox Opera … WebGIS Tourist Info GPS NAV Env. Info City Maps … CD-based-Information Vorteile einer WebGIS Architektur • kontrollierter, gemeinsamer Datenzugriff, keine Systemwechsel bei lokalen oder WWW-Anwendungen • Zentrale (Vektor) GIS Funktionen in der Datenbank – Abfrage der Daten nach Attributwerten und der Lage im Raum, räumliche Prädikate und Funktionen • Nutzung etablierter DB Mechanismen – Backup und Recovery, Versionierung von Datensätzen, Transaktionskonzept • aber, oft hohe Kosten – Oracle+SpatialSQL Ext.: prozessorbasiertes Lizenzmodell – ESRI SDE und IMS, prozessorbasiertes Lizenzmodell • Oftmals Mehrfachinstallation aufgrund geringer Netzbandbreiten nötig (Replikation des Datenbestandes) Interoperabilität Standards und Normen im GIS Bereich • Datenbankebene: OpenGeospatia Simple Feature Definition for SQL (Spatial SQL) • Visualisierung: OpenGeospatial Web Map Service (WMS) • Datenzugriff (Vektor): OpenGeospatial Web Feature Service (WFS) • Datenzugriff (Raster): OpenGeospatial Web Coverage Service (WCS) • Datenaustausch: OpenGeospatial Geography Markup Language (GML) • Datenpräsentation: OpenGeospatial Styled Layer Descriptor (SLD) • Metadaten: ISO Metadata Standard (TC211 DIS 19115) Interoperabilität Beispiel WMS Web Browser Kombination unterschiedlicher Kartenebenen zu einer neuen Karte Web Server WMS Interface WMS Interface UMN MapServer ArcIMS Data Data Data Data Data Data Beispiel kaskadierender WMS Dienst Web Browser WMS Server mit Clientfunktionalität. Web Server GetMap request WMS Interface UMN MapServer Data Data WMS WMS Interface GetMap request ArcIMS Data Data Data WebGIS mit proprietärer Software • Vorteile: – Umfangreicher Support (Hotline) – Sehr gut dokumentiert, Mehrsprachigkeit – Existenz von Wizards • Nachteile: – – – – Begrenztes Projektbudget Restriktive Lizenzmodelle Lokale Installationen bedingen lokale Lizenzen Weiterbetrieb nach Projektende WebGIS mit Open Source Software - Vorteile • • • • • • • • • Analysierbarkeit des Quellcodes Bedarfsorientierte Funktionalität Erweiterbarkeit der Software Beständigkeit und Investitionssicherheit Unabhängigkeit vom Hersteller Offene Standards – Kompatibilität Einsatz in heterogenen Systemlandschaften Sicherheit, Qualität und Stabilität der Software Weiterbetrieb nach Projektende WebGIS mit Open Source Software - Nachteile • • • • • • Mangel an geeigneten/ausgereiften Produkten Mangelnde Hardwareunterstützung bei neuer Hardware Keine Herstellergarantie – keine Produkthaftung Keine Entwicklungsgarantie Problem bei Dokumentation und Leitfäden Höhere Anforderungen an Systemadministration und Anwender • Schulungsaufwand • Höhere Anforderungen an Systemadministration und Anwender • Oftmals Benutzerschnittstellen auf Kommandozeilenebene OSS im GIS Umfeld, typische Anwendungen • Desktop GIS (Erfassung, Analyse, Bearbeitung von Daten) – Grass, JGrass, Jump, Terra View, OpenEV • (Geo-)Datenhaltung – PostgreSQL/PostGIS, MySQL • Visualisierung – GIS Viewer (Visualisierung, Karten-Suchfunktionen, Sachdateneditierung, Projektionsverwaltung) • QGIS (Quantum GIS), Thuban – Kartenserver (Visualisierung, Karten-Suchfunktionen, Sachdatenabfrage) • UMN Mapserver, Chameleon WebGIS auf der Basis von Open Source Software (OSS) • Datenbank: PostgreSQL, relationale DB, Transaktionskonzept, DB-Prozeduren,… • GIS Aufsatz: PostGIS, Erweiterung von PostgreSQL um GIS Datentypen und Funktionen – Geometry, GeometryCollection, Point, MultiLine, Polygon, ... – Contains, ConvexHull, Cross, ... • Visualisierung im WWW: UMN Mapserver, Kartenserver für GIS Daten (Shape, PostGIS, Oracle Spatial, verschiedene Rasterformate) OSS Geodatenhaltung, Charakteristik + Potenziale • Charakteristik – Einfache Installation unter Windows/Linux – Sehr Leistungsfähig, Unterstützung durch Administrations- und Modellierungswerkzeugen (z.B. DataArchitect) – Keine Unterstützung durch Desktop GIS (z.B. ArcGIS/ArcView) – Kommandozeilenbasierte Schnittstellen (PostGIS) – PostGIS nur unter PostgreSQL lauffähig – Keine Rasterdatenunterstützung • Potenzial – Ideal für Anwendungen mit zentraler Geodatenbank ohne Berücksichtigung bestehender DB-Systeme OSS Kartenserver Charakteristik/Potenziale • Charakteristik – Hohe Leistung mit Vektordaten und Rasterdaten, stabil – Verwendung der Basis OSS Module unproduktiv, sehr aufwändige Installation – Anpassung an Projekt und Workflow notwendig • Potenziale: – Als Basistechnologie für alle Auskunftssysteme im 2D (3D) Bereich verwendbar (Fast alle Informationen sind verortet.) – Durch Einführung neuer Technologien (z.B. Ajax) Übernahme von Funktionen der Desktop GIS Viewer, Desktop GIS Systeme Verwaltung von Zeitreihen • Unabhängig von Vektordaten (GIS-Layern) • Verteilte Speicherung der Zeitreihendaten – Datenbank für • Metadaten (nach erweitertem ISO 19115) • Strukturbeschreibung • Räumliche Verknüpfung zu Vektordaten (Replikat) – Datenbank(en) für • „eigentliche“ Daten • Zugriff über Metadaten oder Kartenapplikation Räumliche Verknüpfung • Unabhängige Module in unterschiedlichen Datenbanken – Metadaten-, Zeitreihen- und Kartenapplikation • Verknüpfung über Funktionen der Webapplikation – Layerbezogen oder – Zuordnung zu geometrischem Element • Keine Datenbanklinks implementiert – Keine Transaktionssicherheit – Änderungen der Verknüpfung über Sessionmanagement/Cookies Tisza River Information System (TRIS) • Von der EU im fünften Rahmenprogramm gefördertes Projekt • 11 Partner (Ungarn, Rumänien, Slowakei, Österreich, England, Belgien, Deutschland) • Projektende Dezember 2004 • Ziel: Handlungsanweisungen für Störfälle definieren, nachhaltige Wassernutzung sichern • Gemeinsame Kommunikations- und Wissensplattform • Vorgehen: Nutzung von Standards zur Ergebnisdokumentation und – validierung, unterschiedliche Modellergebnisse – ISO 191*, insbesondere Metadatenstandard für geographische Kartenwerke – OGC SFD-SQL, WMS – Datenbank-, Karten- und Ergebnisverwaltung über Web • Einschränkung: teilweise beschränkter Internetzugang • Lösung: Aufbau paralleler lokaler Intranet-Server mit den Endergebnissen Technologischer Ansatz • Open Source Produkte – UMN Mapserver, PostGIS, PostgreSQL, GEOS, Apache, gdal, ECW SDK, … – Linux Systeme (Redhat, Suse) • Erfahrungen – Installation einer funktionierenden Umgebung, einschließlich erforderlicher Module sehr aufwendig, viele Kommandozeilenwerkzeuge, Shell-Skripte, Transparenz – Für das Projekt nicht verwendbar, Skepsis der Partner! – Aber: sehr leistungsfähig und erweiterbar • Einfügen/Indizieren von 80000 Geometrien in PostGIS 20 Sekunden • Unterstützung verschiedenster Vektor und Rasterdaten Systemverwaltung der OSS Module • Graphische / Kommandozeilenschnittstelle • Automatische Installation der zusammengestellten/getesteten Module • Verbergen von „configure, make und install“ • Server haben nachvollziehbaren Status, Speicherung aller log-Informationen • Fernwartung der Server Schnittstelle Geodaten-/Kartenserver • Graphische Schnittstelle für den Export/Import von ESRI-Daten nach PostGIS • Graphische Schnittstelle für das Editieren der „map – files“ des UMN, Extent-, Datenebenenverwaltung • Nutzerverwaltung auf „Layer/Map/Workflow Ebene“ • Sprachverwaltung • Ergebnisverknüpfung (beliebiges Dokument an geometrische Objekte) über Web Geplante Erweiterungen RBIS • Integration aktueller Web-Technologien (Ajax) • Erweiterungen für die Rasterdatenverarbeitung (Kopplung an GRASS) • Weitere Kopplung an JAMS (Flusseinzugsgebietsmodellierungssystem) • Integration von Parallelisierungsmodellen in RBIS/JAMS