Ein Aktionsplan für Unternehmertum in Wales (EAP)

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Unternehmensdienstleistungen durch ein Consortium, Italien
Unternehmensdienstleistungen durch ein Consortium, Italien 1
(Andrea Manuelli, Italy
Beschreibung des Ansatzes
Das ‘Consorzio Sperimentale del Mobile’ (CSM) ist ein Unternehmensförderungszentrum, das
strategische und branchenspezifische Dienstleistungen für lokale KMU im Bereich Holz und Möbel
anbietet. Es wurde im Jahr 1982 gegründet und befindet sich in Poggibonsi (einer Region in der Nähe
von Siena, wo sich ein Möbel-Cluster befindet, das sich vor kurzem auch auf die Anfertigung von
Wohnwagen spezialisiert hat). CSM ist in Form eines ‘Konsortiums’ organisiert (Verband von
Unternehmen, hauptsächlich KMU, dies ist in Italien durchaus weit verbreitet und auch gesetzlich
geregelt). CSM bekommt eine große institutionelle Unterstützung: zu den Mitgliedern zählen nicht nur
die beteiligten Unternehmen, sondern auch wichtige lokale Akteure (z.B. Wirtschaftsverbände und
regionale Regierungen). CSM bietet Dienstleistungen auf 3 verschiedenen Gebieten an:
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F&E, Innovation und Technologietransfer;
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Berufs- und Fachausbildung;
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Unterstützung und Internationalisierung.
Diese 3 Bereiche sind essentiell für das Wachstum von KMU. Aufgrund verschiedener
Beschränkungen (z.B. hinsichtlich Management oder Finanzierung) tendieren KMU dazu, ihre
Bemühungen in den Bereichen interne Innovation, Ausbildung und Internationalisierung (z.B.
Marktsuche, Suche nach neuen Geschäftspartnern) zu begrenzen. Dies führt jedoch zu signifikanten
Schwächen regionaler KMU und dies führt zu einer Einschränkung ihres Wachstumspotenzials. Auch
vor allem im Bereich der technologischen Innovation finden KMU keine qualifizierten und
branchenspezifischen Dienstleistungen, die ihre begrenzten internen Bemühungen auf den Gebieten
Innovation, Ausbildung und Internationalisierung ausgleichen könnten.
Allgemein kann man sagen, dass CSM vor allem dazu dient, die Beschränkungen und Schwächen
dieser KMU auszugleichen, in dem es die Funktion eines Entwicklungshelfers auf einem speziellen
Gebiet oder in einem speziellen Cluster übernimmt (dies ist in diesem Falle der Bereich Holz und
Möbel). Das heißt, dass CSM eine besondere Art von Unternehmensförderungszentrum ist, weil:
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es nicht alle Dienstleistungen anbietet, sondern sich nur auf diejenigen konzentriert, die als
wesentlich für das Wachstum von KMU angesehen werden (das sind Innovation, Ausbildung
und Internationalisierung), d.h. Dienstleistungen, die nicht in ausreichendem Maße vom Markt
angeboten werden;
seine Hauptaufgabe und die Organisation sich vorwiegend auf Projekte und einmalige
Initiativen beziehen und weniger auf standardisierte Dienstleistungen, die den Firmen
regelmäßig zur Verfügung stehen;
es vollständig durch öffentliche Gelder finanziert wird: von lokaler, regionaler und nationaler
Ebene sowie von der EU; durch die Ideen, Initiativen und Projekte gibt es signifikante
finanzielle Zuwendungen, wodurch KMU zu einem Beitritt zu CSM ermutigt werden; für die
KMU entstehen keine Kosten, sie müssen weder Mitgliedsgebühren noch Geld für
Abgedruckt im Diskussionspapier "Unternehmertum stärken im Berliner Bezirk MarzahnHellersdorf", in: OECD LEED Local Entrepreneurship Series, April 2007.
Unternehmensdienstleistungen durch ein Consortium, Italien
Dienstleistungen oder andere Leistungen zahlen.
Die Zahlen und Fakten zu CSM können folgendermaßen zusammengefasst werden:
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Zu CSM gehören formell 34 KMU, aber insgesamt profitieren rund 200 KMU in der Toskana
von den CSM-Aktivitäten. CSM bezieht auch KMU, die nicht Mitglied sind, in die Projekte mit
ein. Dies ist aufgrund eines Rahmenabkommens (zwischen der Region Toskana und dem
Consorzio Casa Toscana) möglich. CSM ist durch dieses Abkommen berechtigt, mit allen
Firmen in der Toskana zu arbeiten.
Im Jahr 2005 beliefen sich die Gesamtkosten auf € 1.755.820, das Einkommen betrug €
1.740.782 und die Bilanzsumme belief sich auf € 1.054.387. Zu beachten sind die
verhältnismäßig niedrigen Kosten von CSM (verglichen mit den durchgeführten Aktivitäten)
und die Fähigkeit, Kosten mit Einkommen zu decken, das durch niedrige Fixkosten generiert
wird.
CSM Innovationsprojekte; an dieser Stelle soll das Projekt ‘Green Home’ hervorgehoben
werden, durch das eine Reihe industrieller Prototypen im Bereich ökologische Möbel
entwickelt wurden. Durch das ‘Design-network’ werden professionelle Designer mit KMU in
Kontakt gebracht sowie weitere angewandte Forschungsprojekte auch im Bereich Caravaning
(Möbel und Ausstattung) gefördert. CSM verbindet F&E-Stellen (Universität und andere F&EEinrichtungen) mit KMU, was Vorteile für beide Seiten mit sich bringt. Diese Möglichkeiten
sind von großer Bedeutung, weil sowohl in der Toskana als auch in ganz Italien die
Beziehungen zwischen F&E-Einrichtungen und Firmen (vor allem KMU in den traditionellen
Bereichen) eher schwach ausgeprägt sind bzw. nicht zu innovativen Outputs führen.
Außerdem verstärkt die Zusammenarbeit mit dem toskanischen Konsortium, das die
Hersteller von Holzbearbeitungsmaschinen repräsentiert (TWT, www.twt.toscana.it), die
Möglichkeit von CSM, Innovation, Technologietransfer und angewandte industrielle Forschung
zu unterstützen.
CSM unterstützt Vermarktung und Internationalisierung: Schließlich sind neben Innovation,
Designverbesserungen und technologiebezogenen Projekten Unterstützung im Bereich
Vermarktung und Internationalisierung von KMU sehr gefragt und geschätzt: Organisierte
Teilnahme an internationalen Fachmessen, Marktrecherche und Marktstudien (auch mit
Schwerpunkt auf neuen Trends), Suche nach ausländischen Partnern und Business
Matchmaking sind einige der Hauptaktivitäten, die CSM auf dem Gebiet Internationalisierung
durchführt.
Zu guter Letzt ist anzumerken, dass CSM finanziell selbstständig ist, obwohl den Unternehmen
weder für den Service, den sie in Anspruch nehmen, noch für die Mitgliedschaft Kosten entstehen. CSM
erhält auch keine allgemeine Unterstützung zur Eigenfinanzierung. Die Selbstständigkeit von CSM
besteht vor allem aufgrund:
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intensiver Fundraising-Aktivitäten durch die beständige Einreichung von Projektvorschlägen
an ein breit gefächertes Geberportfolio (die EU, die italienische Regierung, die Region
Toskana, alle lokalen Regierungen in der Toskana, usw.);
äußerst geringer Fixkosten und einer sehr flexiblen Organisation in Bezug auf die Mitarbeiter;
das heißt, dass allgemeine Kosten (z.B. Miete) und Personalausgaben vollständig durch die
unterstützten Projekte finanziert werden. CSM arbeitet auch sehr viel mit Beratern zusammen,
die aber nur im Bedarfsfall herangezogen werden.
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Warum ist der Ansatz für Marzahn-Hellersdorf/Ostdeutschland relevant?
Erstens stellt CSM ein Modell dar, das die Unterstützung für KMU in Anlehnung an gemeinsame
und clusterähnliche Maßnahmen neu betrachtet und neu gestaltet. Verglichen mit einem Modell zur
Unterstützung von Unternehmen, das auf individueller Basis beruht, bietet dieser Ansatz den Vorteil,
dass mehr Firmen unterstützt werden können. Durch die Unterstützung von Innovation,
Internationalisierung und technischen Möglichkeiten durch gemeinsame Projekte und spezialisierte
Einrichtungen zur Förderung von Unternehmen (Unternehmensförderungszentrum) kann die
Unterstützung für Firmen strategischer und integrierter mit der lokalen Industriepolitik geschehen.
Zweitens zeigen die Erfahrungen von CSM, dass Innovationen (einschließlich Produktinnovation
und Industriedesign) auch für einen gewachsenen und traditionellen Industriezweig wie die
Möbelindustrie von sehr großer Bedeutung sind. Aber um in einer Branche wie dieser Innovationen zu
fördern, ist es notwendig, extern (und aus öffentlichen Geldern) die dafür nötigen finanziellen Mittel zu
akquirieren. Es ist gleichermaßen wichtig, beim Aufbau produktiver Kooperationen zwischen KMU und
F&E-Einrichtungen im Rahmen von spezifischen Innovationsprojekten zu helfen. Zusammenfassend
kann festgestellt werden, dass die Erfahrungen von CSM mit der Unterstützung im MöbelproduktionsCluster wichtige Anregungen für die Politik in den ostdeutschen Kreisen liefern können:
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Die KMU-Entwicklung in traditionellen Branchen oder Clustern darf nicht aus den Augen
verloren werden, das heißt mit anderen Worten, dass eine umfassende KMU-Entwicklung
nicht nur durch eine Fokussierung auf den innovativen Sektor erreicht werden kann.
KMU in traditionellen Bereichen und Clustern können auch in großem Maße von
Innovationsprojekten und Beziehungen mit F&E-Institutionen profitieren, vor allem Produktund Prozessinnovationen machen sie wirtschaftlich zukunftsfähig. Dies funktioniert trotz der
bekannten Verlagerungstrends und des starken Drucks, Kosten und Preise in bestimmten
traditionellen Branchen zu senken.
Die Zusammenarbeit zwischen KMU (in traditionellen Branchen) und F&E-Institutionen ist
sehr wichtig, aber sie passiert nicht spontan. Damit diese Zusammenarbeit entsteht und
produktiv ist, ist eine spezielle Institution erforderlich, die Gelder organisiert und als Mittler
zwischen KMU und F&E-Institutionen agiert.
Drittens, die Übernahme eines CSM-ähnlichen Lernmodells kann die andauernden politischen
Bemühungen zur Förderung von KMU unterstützen, jedoch nicht ersetzen. Die Übernahme einer
Clusterstrategie zur Förderung von KMU kann auch dabei helfen, Skaleneffekte in der Politik und im
Projektmanagement zu erreichen.
Gründe für den Erfolg des Ansatzes
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Lokale Regierungen und Institutionen unterstützen eher Konsortien als individuelle Firmen, da
es hier vermehrt zu ‘Cluster-ähnlichen’ Effekten, Skaleneffekten kommt, da weniger
Beschränkungen bei der Finanzierung von Vereinigungen als von individuellen Firmen
bestehen (siehe die EU-Richtlinien) und da es für die lokalen Regierungen und Institutionen
schlichtweg unmöglich wäre, mit jeder kleinen Firma in Verbindung zu bleiben (und diese zu
unterstützen) (es gibt zu viele kleine Unternehmen, selbst kleine Unternehmen mit
Wachstumspotenzial).
Branchenspezifische und wertschöpfende Bereitstellung von Dienstleistungen: es ist eine
konkrete Antwort auf einige der wichtigsten Bedürfnisse von Firmen, die Partnerunternehmen
bestimmen selbst, was sie brauchen und welche Dienstleistungen wie erbracht werden sollen.
Unternehmensdienstleistungen durch ein Consortium, Italien
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Skaleneffekte; anderenfalls wären kleine Firmen allein nicht in der Lage, wichtige Initiativen
umzusetzen.
Starke Quelle für unternehmerische Erfahrungen und neueste Nachrichten aus den
Branchen/Clustern.
Aufgetretene Hindernisse
Unternehmenskooperationen sind auch immer anfällig, es muss eine ständige Motivation erfolgen und
Partnerunternehmen sollten immer eine angemessene und gleiche Verteilung der Vorteile untereinander
erfahrenen. Unternehmen wurden dazu ermutigt, Mitglieder von CSM zu werden und aktiv in Projekte mit
einbezogen zu werden, da ihnen dafür keine Kosten entstanden (keine Mitgliedsgebühren, keine Gebühren
für Dienstleistungen). KMU und F&E-Einrichtungen, vor allem Universitäten, verfolgen unterschiedliche
Ziele, haben verschiedene Arbeitsansätze, bewerten Ergebnisse unterschiedlich und sprechen nicht immer
ein und dieselbe Sprache. Die Zusammenarbeit zu fördern ist also nicht immer eine leichte Aufgabe. Die
geringe ‘automatische’ Förderung übt einen gewissen Druck darauf aus, die Fixkosten beständig niedrig zu
halten, immer nach Finanzierungsmöglichkeiten zu suchen und die internen Personalkosten aus den
Projektbeiträgen finanzieren zu können.
Kontaktangaben und Internetpräsentation zur weiteren Information
Herr Giuseppe Bianchi
Direktor
Consorzio Sperimentale del Mobile (CSM)
Loc. Salceto, 99
53036 Poggibonsi (Siena) - Italien
Tel: +390577937457
Fax: +390577936297
E-Mail: [email protected]
Web site: http://www.csm.toscana.it/
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