Die Anfänge der portugiesischen Einwanderung in Deutschland und

Werbung
Slide 1

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

1

 Armando Rodrigues de Sá
(Foto: Alfred Koch)

war 1964 einer der ersten
portugiesischen – aber bereits
der 1.millionste Gastarbeiter
in Deutschland!

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

2

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

3

 Faschistische Diktatur

 40% Analphabetismus im europäischen Kernland
 Frauen hatten kaum Rechte
 5 Kolonien in Afrika, davon 3 im Krieg gegen Portugal
 Fast 50% des Staatshaushaltes waren fürs Militär!
 Isolierung (politisch + wirtschaftlich) in der Welt
 Aber das faschistische Portugal war

Gründungsmitglied der NATO (bereits seit 1949)!
 Portugal unterschreibt 1964 mit Deutschland einen
Anwerbevertrag für Arbeitskräfte
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

4

Portugiesen:
 1975
höchste Zahl
 1987
niedrigste Zahl

16.09.2014

Arman

DPG Berlin/Brandenburg

5

 Auswanderung war strikt legal organisiert;

Portugiesen wurden noch in Portugal auf ihre
Gesundheit überprüft, Männer hatten Wehrdienst
abgeleistet
 Politisch-Verfolgte aus Portugal hatten in Deutschland
keine Chance: Portugal war ja NATO-Partner!
 Auswanderung war Folge von: Unterentwicklung,
Unterdrückung, niedrige Löhne
 Damals hat jeder Gastarbeiter monatlich ca. 500 DM
nach Hause (Portugal) überwiesen!
Gastarbeiterüberweisungen waren für die
Außenhandelsbilanz in Portugal wichtiger als der
Tourismus selbst!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

6

 Gastarbeiter kamen meist in Firmenwohnheime runter (mehrere








Männer pro Zimmer). Familienzusammenführung und
Mindeststandards erst ab den 70er Jahren
Die Aufenthaltserlaubnisse waren in den ersten Jahren auf einige
Monate befristet
Die Arbeitserlaubnisse waren auch befristet und meisten auf nur eine
Firma beschränkt
Am Anfang war die Infrastruktur in Deutschland überhaupt nicht
vorbereitet für eine längerfristige Integration der Gastarbeiter:
unzureichende Wohnungen; keine Deutsch-Kurse für Ausländer;
wenige Übersetzer; Institutionen, Schulen und Behörden überfordert
Katholische Missionen als Treffpunkte und Caritas waren die ersten
Anlaufstellen bei Problemen. Betreuung war paternalistisch. Konsulate
haben erst 15 Jahre später einen eigenen Sozialdienste eingeführt!
Es gab noch wenige selbstorganisierte, demokratische Vereine

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

7

 Die Auswanderung nach Frankreich war chaotisch

aber tolerant: die Franzosen nahmen ALLE
Portugiesen auf, besorgten für sie Papiere (wenn
nötig) und ließen sie im Lande bleiben und arbeiten!
 Politisch-Verfolgte wurden akzeptiert!
NATO-Partnerschaft von Frankreich war kein
Hinderungsgrund für die Aufnahme + Tolerierung
politisch-Verfolgter aus Portugal
 Allein nach Frankreich flohen geschätzte 100.000
junge Portugiesen aus politischen Gründen in den 15
Jahren vor dem 25. April 1974!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

8

 Unterstützung von Willy Brandt (frischer Bundeskanzler!) für

Mário Soares, durch die Friedrich-Ebert-Stiftung:
 Begin 1969 mit 6 Stipendien für portugiesische Studenten, die in

Portugal politisch-Verfolgte waren (ich war einer davon!).
 Setzte sich fort als Geburtshilfe für den neuen „Partido Socialista“,
die im deutschen Exil 1973 gegründet wurde.
 Deutschland nahm NATO-Mitgliedschaft sehr ernst, weil es

abhängig war von der NATO-Unterstützung, um den „Kalten
Krieg“ zu überstehen.
Die Priorität der Deutschen war damals die Öffnung nach Osten!
 Skandinavische Länder (damals sozialdemokratisch) waren die
einzigen im Westen, die die Befreiungsbewegungen in Afrika
gegen Portugal unterstützt haben und offen gegen den
Faschismus in Portugal Stellung bezogen haben
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

9

 Spirale der Verfolgung für die damaligen

Studentenführer:
 Studentenproteste gegen das Regime
  Staat prozessiert gegen mich






16.09.2014

(Verhaftung und Folter drohten!)
 Verurteilung
 Ausweisung aus der Universität
 Zwangseingliederung in das Militär (4 Jahre!)
 Abordnung in den Kolonialkrieg
 Einsatz vorzugsweise in bes. gefährliche
Frontabschnitte
 also: Flucht ins Ausland!
DPG Berlin/Brandenburg

10

 Deutschland gab uns kein politisches Asyl, da es NATO-Partner

von Portugal war (!!!). Deutschland lieferte Portugal auch
Waffen für den Kolonialkrieg…

 Spirale der Ilegalisierung in Deutschland:

Kein Asyl wegen NATO-Partnerschaft
  keine deutsche Papiere

 portugiesische Papiere liefen irgendwann mal ab
und die Behörden weigerten sich, sie zu erneuern…

 ohne legale Papiere in Deutschland

 Ausweisung aus Deutschland!
 Wie habe ich „mein Problem“ gelöst?
 Ich habe meinen alten portug. Pass gefälscht (künstlich verlängert),

und mit Hilfe falscher Dokumente mir einen neuen Pass besorgt!
Ich konnte damit hier weiter studieren!
 Später habe ich eine deutsche Frau geheiratet.
Ich konnte damit auch hier arbeiten!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

11

Die deutsche Sprache
Abhängigkeit vom Arbeitgeber
Geringe gewerkschaftliche Organisation
Wohnungssituation
Familienzusammenführung
Portugiesisch in der Schule
Mangelnde Aufklärung und unzureichende Unterstützung
bei den Problemen in Deutschland
 Mangelnde politische und soziale Rechte in Deutschland
 Politische Kontrolle und Gängelung durch die
portugiesische Behörden








16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

12

 „Grupo para a Associação dos Portugueses na Alemanha“ in 1972

(v. l. n. r.): Jorge Veludo, Maria da Luz Moita, Francisco Moita, Gabi, ?,
Luitgard Werner,
Vasco Esteves

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

13

 Deutsch-Unterricht -- kostenlos -- für alle
 Gründung eines

Arbeitervereins in Stuttgart
(„Associação Operária 1º Maio”)
 Demokratisch und legal (e. V.)
 gemeinnützig

 Zusammenarbeit mit deutschen

Organisationen (Gewerkschaften,
NGOs, politische Gruppen)
 Herausgabe einer Zeitung auf Portugiesisch
(„A Batalha“) mit Informationen über:





Rechte der Arbeiter/Ausländer
Lage in Portugal
Lage in den Kolonien
allgemeine Themen
(Erziehung, Emanzipation, etc.)

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

14

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

15

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

16

 Nach dem 25.4.1974, ging ein Teil der Portugiesen wieder in die Heimat,

obwohl gleichzeitig ½-Million “retornados” aus Afrika dazu kamen (!!):
politisch-Verfolgte kehrten zurück, das Leben der Arbeiter in Portugal wurde
besser
 Portugal trat 1986 in die EU ein. Auswanderung stieg langsam wieder an
 In den 90ern wurde Portugal sogar temporär zu einem Einwanderungsland

(aus den Ostblockstaaten)! Portugal war damit gleichzeitig Aus- und
Einwanderungsland!
 Seit 2000 stieg die Auswanderung wieder deutlich an, vor allem nach Europa:

zuerst Spanien, auch Schweiz, nun am stärksten in die UK
 Verstärkung der Auswanderung ab 2007 wegen der Wirtschaftskrise:

2013 haben 110.000 Portugiesen ihr Land verlassen, davon 30% in die UK und
10% nach Deutschland

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

17

 Ich schätze, in den letzten 15 Jahren haben ca. 800.000 Portugiesen ihr

Land verlassen!
 Zurzeit leben 2,3 Mio Portugiesen im Ausland:
 2/3 davon in Europa
 die meisten davon in Frankreich (600.000)
 In Deutschland lebten 2013 ca. 130.000 Portugiesen

(bereits mehr als in den 70er Jahren!)
 Relativ zur Bevölkerungszahl ist Portugal wieder (oder immer noch)

eines der Länder mit den meisten Auswanderern!
 Die Auswanderer sind diesmal wesentlich qualifizierter und jünger:
mehr als die Hälfte hat Abitur oder eine noch höhere Bildung.
 Nach Berlin kommen viele Kreativen, Künstler und Studenten.
 Die Gastarbeiterüberweisungen spielen keine große Rolle mehr.
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

18

 OEm - Observatório da Emigração – statistische Daten

http://www.observatorioemigracao.pt/
 Svenja Länder – Masterarbeit 2013
„A Batalha - Exilerfahrung und politische Aktivitäten der portugiesischen
Stipendiatengruppe der Friedrich-Ebert-Stiftung (1969-1974)“

http://www.esteves.de/ma-svenjalaender-2013.pdf
 Dokumente der Gruppe „GAPA“ und der
Zeitung „A Batalha“
 Andere damaligen Zeitungen in Deutschland gegen den
Faschismus in Portugal.
 Diese Präsentation steht in
http://www.esteves.de/vortrag-vasco-DPG-16.9.2014.pps
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 Armando Rodrigues de Sá
(Foto: Alfred Koch)

war 1964 einer der ersten
portugiesischen – aber bereits
der 1.millionste Gastarbeiter
in Deutschland!

16.09.2014

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2

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

3

 Faschistische Diktatur

 40% Analphabetismus im europäischen Kernland
 Frauen hatten kaum Rechte
 5 Kolonien in Afrika, davon 3 im Krieg gegen Portugal
 Fast 50% des Staatshaushaltes waren fürs Militär!
 Isolierung (politisch + wirtschaftlich) in der Welt
 Aber das faschistische Portugal war

Gründungsmitglied der NATO (bereits seit 1949)!
 Portugal unterschreibt 1964 mit Deutschland einen
Anwerbevertrag für Arbeitskräfte
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

4

Portugiesen:
 1975
höchste Zahl
 1987
niedrigste Zahl

16.09.2014

Arman

DPG Berlin/Brandenburg

5

 Auswanderung war strikt legal organisiert;

Portugiesen wurden noch in Portugal auf ihre
Gesundheit überprüft, Männer hatten Wehrdienst
abgeleistet
 Politisch-Verfolgte aus Portugal hatten in Deutschland
keine Chance: Portugal war ja NATO-Partner!
 Auswanderung war Folge von: Unterentwicklung,
Unterdrückung, niedrige Löhne
 Damals hat jeder Gastarbeiter monatlich ca. 500 DM
nach Hause (Portugal) überwiesen!
Gastarbeiterüberweisungen waren für die
Außenhandelsbilanz in Portugal wichtiger als der
Tourismus selbst!
16.09.2014

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6

 Gastarbeiter kamen meist in Firmenwohnheime runter (mehrere








Männer pro Zimmer). Familienzusammenführung und
Mindeststandards erst ab den 70er Jahren
Die Aufenthaltserlaubnisse waren in den ersten Jahren auf einige
Monate befristet
Die Arbeitserlaubnisse waren auch befristet und meisten auf nur eine
Firma beschränkt
Am Anfang war die Infrastruktur in Deutschland überhaupt nicht
vorbereitet für eine längerfristige Integration der Gastarbeiter:
unzureichende Wohnungen; keine Deutsch-Kurse für Ausländer;
wenige Übersetzer; Institutionen, Schulen und Behörden überfordert
Katholische Missionen als Treffpunkte und Caritas waren die ersten
Anlaufstellen bei Problemen. Betreuung war paternalistisch. Konsulate
haben erst 15 Jahre später einen eigenen Sozialdienste eingeführt!
Es gab noch wenige selbstorganisierte, demokratische Vereine

16.09.2014

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7

 Die Auswanderung nach Frankreich war chaotisch

aber tolerant: die Franzosen nahmen ALLE
Portugiesen auf, besorgten für sie Papiere (wenn
nötig) und ließen sie im Lande bleiben und arbeiten!
 Politisch-Verfolgte wurden akzeptiert!
NATO-Partnerschaft von Frankreich war kein
Hinderungsgrund für die Aufnahme + Tolerierung
politisch-Verfolgter aus Portugal
 Allein nach Frankreich flohen geschätzte 100.000
junge Portugiesen aus politischen Gründen in den 15
Jahren vor dem 25. April 1974!
16.09.2014

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8

 Unterstützung von Willy Brandt (frischer Bundeskanzler!) für

Mário Soares, durch die Friedrich-Ebert-Stiftung:
 Begin 1969 mit 6 Stipendien für portugiesische Studenten, die in

Portugal politisch-Verfolgte waren (ich war einer davon!).
 Setzte sich fort als Geburtshilfe für den neuen „Partido Socialista“,
die im deutschen Exil 1973 gegründet wurde.
 Deutschland nahm NATO-Mitgliedschaft sehr ernst, weil es

abhängig war von der NATO-Unterstützung, um den „Kalten
Krieg“ zu überstehen.
Die Priorität der Deutschen war damals die Öffnung nach Osten!
 Skandinavische Länder (damals sozialdemokratisch) waren die
einzigen im Westen, die die Befreiungsbewegungen in Afrika
gegen Portugal unterstützt haben und offen gegen den
Faschismus in Portugal Stellung bezogen haben
16.09.2014

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9

 Spirale der Verfolgung für die damaligen

Studentenführer:
 Studentenproteste gegen das Regime
  Staat prozessiert gegen mich






16.09.2014

(Verhaftung und Folter drohten!)
 Verurteilung
 Ausweisung aus der Universität
 Zwangseingliederung in das Militär (4 Jahre!)
 Abordnung in den Kolonialkrieg
 Einsatz vorzugsweise in bes. gefährliche
Frontabschnitte
 also: Flucht ins Ausland!
DPG Berlin/Brandenburg

10

 Deutschland gab uns kein politisches Asyl, da es NATO-Partner

von Portugal war (!!!). Deutschland lieferte Portugal auch
Waffen für den Kolonialkrieg…

 Spirale der Ilegalisierung in Deutschland:

Kein Asyl wegen NATO-Partnerschaft
  keine deutsche Papiere

 portugiesische Papiere liefen irgendwann mal ab
und die Behörden weigerten sich, sie zu erneuern…

 ohne legale Papiere in Deutschland

 Ausweisung aus Deutschland!
 Wie habe ich „mein Problem“ gelöst?
 Ich habe meinen alten portug. Pass gefälscht (künstlich verlängert),

und mit Hilfe falscher Dokumente mir einen neuen Pass besorgt!
Ich konnte damit hier weiter studieren!
 Später habe ich eine deutsche Frau geheiratet.
Ich konnte damit auch hier arbeiten!
16.09.2014

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11

Die deutsche Sprache
Abhängigkeit vom Arbeitgeber
Geringe gewerkschaftliche Organisation
Wohnungssituation
Familienzusammenführung
Portugiesisch in der Schule
Mangelnde Aufklärung und unzureichende Unterstützung
bei den Problemen in Deutschland
 Mangelnde politische und soziale Rechte in Deutschland
 Politische Kontrolle und Gängelung durch die
portugiesische Behörden








16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

12

 „Grupo para a Associação dos Portugueses na Alemanha“ in 1972

(v. l. n. r.): Jorge Veludo, Maria da Luz Moita, Francisco Moita, Gabi, ?,
Luitgard Werner,
Vasco Esteves

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

13

 Deutsch-Unterricht -- kostenlos -- für alle
 Gründung eines

Arbeitervereins in Stuttgart
(„Associação Operária 1º Maio”)
 Demokratisch und legal (e. V.)
 gemeinnützig

 Zusammenarbeit mit deutschen

Organisationen (Gewerkschaften,
NGOs, politische Gruppen)
 Herausgabe einer Zeitung auf Portugiesisch
(„A Batalha“) mit Informationen über:





Rechte der Arbeiter/Ausländer
Lage in Portugal
Lage in den Kolonien
allgemeine Themen
(Erziehung, Emanzipation, etc.)

16.09.2014

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15

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 Nach dem 25.4.1974, ging ein Teil der Portugiesen wieder in die Heimat,

obwohl gleichzeitig ½-Million “retornados” aus Afrika dazu kamen (!!):
politisch-Verfolgte kehrten zurück, das Leben der Arbeiter in Portugal wurde
besser
 Portugal trat 1986 in die EU ein. Auswanderung stieg langsam wieder an
 In den 90ern wurde Portugal sogar temporär zu einem Einwanderungsland

(aus den Ostblockstaaten)! Portugal war damit gleichzeitig Aus- und
Einwanderungsland!
 Seit 2000 stieg die Auswanderung wieder deutlich an, vor allem nach Europa:

zuerst Spanien, auch Schweiz, nun am stärksten in die UK
 Verstärkung der Auswanderung ab 2007 wegen der Wirtschaftskrise:

2013 haben 110.000 Portugiesen ihr Land verlassen, davon 30% in die UK und
10% nach Deutschland

16.09.2014

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 Ich schätze, in den letzten 15 Jahren haben ca. 800.000 Portugiesen ihr

Land verlassen!
 Zurzeit leben 2,3 Mio Portugiesen im Ausland:
 2/3 davon in Europa
 die meisten davon in Frankreich (600.000)
 In Deutschland lebten 2013 ca. 130.000 Portugiesen

(bereits mehr als in den 70er Jahren!)
 Relativ zur Bevölkerungszahl ist Portugal wieder (oder immer noch)

eines der Länder mit den meisten Auswanderern!
 Die Auswanderer sind diesmal wesentlich qualifizierter und jünger:
mehr als die Hälfte hat Abitur oder eine noch höhere Bildung.
 Nach Berlin kommen viele Kreativen, Künstler und Studenten.
 Die Gastarbeiterüberweisungen spielen keine große Rolle mehr.
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

18

 OEm - Observatório da Emigração – statistische Daten

http://www.observatorioemigracao.pt/
 Svenja Länder – Masterarbeit 2013
„A Batalha - Exilerfahrung und politische Aktivitäten der portugiesischen
Stipendiatengruppe der Friedrich-Ebert-Stiftung (1969-1974)“

http://www.esteves.de/ma-svenjalaender-2013.pdf
 Dokumente der Gruppe „GAPA“ und der
Zeitung „A Batalha“
 Andere damaligen Zeitungen in Deutschland gegen den
Faschismus in Portugal.
 Diese Präsentation steht in
http://www.esteves.de/vortrag-vasco-DPG-16.9.2014.pps
16.09.2014

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1

 Armando Rodrigues de Sá
(Foto: Alfred Koch)

war 1964 einer der ersten
portugiesischen – aber bereits
der 1.millionste Gastarbeiter
in Deutschland!

16.09.2014

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DPG Berlin/Brandenburg

3

 Faschistische Diktatur

 40% Analphabetismus im europäischen Kernland
 Frauen hatten kaum Rechte
 5 Kolonien in Afrika, davon 3 im Krieg gegen Portugal
 Fast 50% des Staatshaushaltes waren fürs Militär!
 Isolierung (politisch + wirtschaftlich) in der Welt
 Aber das faschistische Portugal war

Gründungsmitglied der NATO (bereits seit 1949)!
 Portugal unterschreibt 1964 mit Deutschland einen
Anwerbevertrag für Arbeitskräfte
16.09.2014

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4

Portugiesen:
 1975
höchste Zahl
 1987
niedrigste Zahl

16.09.2014

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 Auswanderung war strikt legal organisiert;

Portugiesen wurden noch in Portugal auf ihre
Gesundheit überprüft, Männer hatten Wehrdienst
abgeleistet
 Politisch-Verfolgte aus Portugal hatten in Deutschland
keine Chance: Portugal war ja NATO-Partner!
 Auswanderung war Folge von: Unterentwicklung,
Unterdrückung, niedrige Löhne
 Damals hat jeder Gastarbeiter monatlich ca. 500 DM
nach Hause (Portugal) überwiesen!
Gastarbeiterüberweisungen waren für die
Außenhandelsbilanz in Portugal wichtiger als der
Tourismus selbst!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

6

 Gastarbeiter kamen meist in Firmenwohnheime runter (mehrere








Männer pro Zimmer). Familienzusammenführung und
Mindeststandards erst ab den 70er Jahren
Die Aufenthaltserlaubnisse waren in den ersten Jahren auf einige
Monate befristet
Die Arbeitserlaubnisse waren auch befristet und meisten auf nur eine
Firma beschränkt
Am Anfang war die Infrastruktur in Deutschland überhaupt nicht
vorbereitet für eine längerfristige Integration der Gastarbeiter:
unzureichende Wohnungen; keine Deutsch-Kurse für Ausländer;
wenige Übersetzer; Institutionen, Schulen und Behörden überfordert
Katholische Missionen als Treffpunkte und Caritas waren die ersten
Anlaufstellen bei Problemen. Betreuung war paternalistisch. Konsulate
haben erst 15 Jahre später einen eigenen Sozialdienste eingeführt!
Es gab noch wenige selbstorganisierte, demokratische Vereine

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

7

 Die Auswanderung nach Frankreich war chaotisch

aber tolerant: die Franzosen nahmen ALLE
Portugiesen auf, besorgten für sie Papiere (wenn
nötig) und ließen sie im Lande bleiben und arbeiten!
 Politisch-Verfolgte wurden akzeptiert!
NATO-Partnerschaft von Frankreich war kein
Hinderungsgrund für die Aufnahme + Tolerierung
politisch-Verfolgter aus Portugal
 Allein nach Frankreich flohen geschätzte 100.000
junge Portugiesen aus politischen Gründen in den 15
Jahren vor dem 25. April 1974!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

8

 Unterstützung von Willy Brandt (frischer Bundeskanzler!) für

Mário Soares, durch die Friedrich-Ebert-Stiftung:
 Begin 1969 mit 6 Stipendien für portugiesische Studenten, die in

Portugal politisch-Verfolgte waren (ich war einer davon!).
 Setzte sich fort als Geburtshilfe für den neuen „Partido Socialista“,
die im deutschen Exil 1973 gegründet wurde.
 Deutschland nahm NATO-Mitgliedschaft sehr ernst, weil es

abhängig war von der NATO-Unterstützung, um den „Kalten
Krieg“ zu überstehen.
Die Priorität der Deutschen war damals die Öffnung nach Osten!
 Skandinavische Länder (damals sozialdemokratisch) waren die
einzigen im Westen, die die Befreiungsbewegungen in Afrika
gegen Portugal unterstützt haben und offen gegen den
Faschismus in Portugal Stellung bezogen haben
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

9

 Spirale der Verfolgung für die damaligen

Studentenführer:
 Studentenproteste gegen das Regime
  Staat prozessiert gegen mich






16.09.2014

(Verhaftung und Folter drohten!)
 Verurteilung
 Ausweisung aus der Universität
 Zwangseingliederung in das Militär (4 Jahre!)
 Abordnung in den Kolonialkrieg
 Einsatz vorzugsweise in bes. gefährliche
Frontabschnitte
 also: Flucht ins Ausland!
DPG Berlin/Brandenburg

10

 Deutschland gab uns kein politisches Asyl, da es NATO-Partner

von Portugal war (!!!). Deutschland lieferte Portugal auch
Waffen für den Kolonialkrieg…

 Spirale der Ilegalisierung in Deutschland:

Kein Asyl wegen NATO-Partnerschaft
  keine deutsche Papiere

 portugiesische Papiere liefen irgendwann mal ab
und die Behörden weigerten sich, sie zu erneuern…

 ohne legale Papiere in Deutschland

 Ausweisung aus Deutschland!
 Wie habe ich „mein Problem“ gelöst?
 Ich habe meinen alten portug. Pass gefälscht (künstlich verlängert),

und mit Hilfe falscher Dokumente mir einen neuen Pass besorgt!
Ich konnte damit hier weiter studieren!
 Später habe ich eine deutsche Frau geheiratet.
Ich konnte damit auch hier arbeiten!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

11

Die deutsche Sprache
Abhängigkeit vom Arbeitgeber
Geringe gewerkschaftliche Organisation
Wohnungssituation
Familienzusammenführung
Portugiesisch in der Schule
Mangelnde Aufklärung und unzureichende Unterstützung
bei den Problemen in Deutschland
 Mangelnde politische und soziale Rechte in Deutschland
 Politische Kontrolle und Gängelung durch die
portugiesische Behörden








16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

12

 „Grupo para a Associação dos Portugueses na Alemanha“ in 1972

(v. l. n. r.): Jorge Veludo, Maria da Luz Moita, Francisco Moita, Gabi, ?,
Luitgard Werner,
Vasco Esteves

16.09.2014

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13

 Deutsch-Unterricht -- kostenlos -- für alle
 Gründung eines

Arbeitervereins in Stuttgart
(„Associação Operária 1º Maio”)
 Demokratisch und legal (e. V.)
 gemeinnützig

 Zusammenarbeit mit deutschen

Organisationen (Gewerkschaften,
NGOs, politische Gruppen)
 Herausgabe einer Zeitung auf Portugiesisch
(„A Batalha“) mit Informationen über:





Rechte der Arbeiter/Ausländer
Lage in Portugal
Lage in den Kolonien
allgemeine Themen
(Erziehung, Emanzipation, etc.)

16.09.2014

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16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

15

16.09.2014

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 Nach dem 25.4.1974, ging ein Teil der Portugiesen wieder in die Heimat,

obwohl gleichzeitig ½-Million “retornados” aus Afrika dazu kamen (!!):
politisch-Verfolgte kehrten zurück, das Leben der Arbeiter in Portugal wurde
besser
 Portugal trat 1986 in die EU ein. Auswanderung stieg langsam wieder an
 In den 90ern wurde Portugal sogar temporär zu einem Einwanderungsland

(aus den Ostblockstaaten)! Portugal war damit gleichzeitig Aus- und
Einwanderungsland!
 Seit 2000 stieg die Auswanderung wieder deutlich an, vor allem nach Europa:

zuerst Spanien, auch Schweiz, nun am stärksten in die UK
 Verstärkung der Auswanderung ab 2007 wegen der Wirtschaftskrise:

2013 haben 110.000 Portugiesen ihr Land verlassen, davon 30% in die UK und
10% nach Deutschland

16.09.2014

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 Ich schätze, in den letzten 15 Jahren haben ca. 800.000 Portugiesen ihr

Land verlassen!
 Zurzeit leben 2,3 Mio Portugiesen im Ausland:
 2/3 davon in Europa
 die meisten davon in Frankreich (600.000)
 In Deutschland lebten 2013 ca. 130.000 Portugiesen

(bereits mehr als in den 70er Jahren!)
 Relativ zur Bevölkerungszahl ist Portugal wieder (oder immer noch)

eines der Länder mit den meisten Auswanderern!
 Die Auswanderer sind diesmal wesentlich qualifizierter und jünger:
mehr als die Hälfte hat Abitur oder eine noch höhere Bildung.
 Nach Berlin kommen viele Kreativen, Künstler und Studenten.
 Die Gastarbeiterüberweisungen spielen keine große Rolle mehr.
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

18

 OEm - Observatório da Emigração – statistische Daten

http://www.observatorioemigracao.pt/
 Svenja Länder – Masterarbeit 2013
„A Batalha - Exilerfahrung und politische Aktivitäten der portugiesischen
Stipendiatengruppe der Friedrich-Ebert-Stiftung (1969-1974)“

http://www.esteves.de/ma-svenjalaender-2013.pdf
 Dokumente der Gruppe „GAPA“ und der
Zeitung „A Batalha“
 Andere damaligen Zeitungen in Deutschland gegen den
Faschismus in Portugal.
 Diese Präsentation steht in
http://www.esteves.de/vortrag-vasco-DPG-16.9.2014.pps
16.09.2014

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16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

1

 Armando Rodrigues de Sá
(Foto: Alfred Koch)

war 1964 einer der ersten
portugiesischen – aber bereits
der 1.millionste Gastarbeiter
in Deutschland!

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

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16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

3

 Faschistische Diktatur

 40% Analphabetismus im europäischen Kernland
 Frauen hatten kaum Rechte
 5 Kolonien in Afrika, davon 3 im Krieg gegen Portugal
 Fast 50% des Staatshaushaltes waren fürs Militär!
 Isolierung (politisch + wirtschaftlich) in der Welt
 Aber das faschistische Portugal war

Gründungsmitglied der NATO (bereits seit 1949)!
 Portugal unterschreibt 1964 mit Deutschland einen
Anwerbevertrag für Arbeitskräfte
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

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Portugiesen:
 1975
höchste Zahl
 1987
niedrigste Zahl

16.09.2014

Arman

DPG Berlin/Brandenburg

5

 Auswanderung war strikt legal organisiert;

Portugiesen wurden noch in Portugal auf ihre
Gesundheit überprüft, Männer hatten Wehrdienst
abgeleistet
 Politisch-Verfolgte aus Portugal hatten in Deutschland
keine Chance: Portugal war ja NATO-Partner!
 Auswanderung war Folge von: Unterentwicklung,
Unterdrückung, niedrige Löhne
 Damals hat jeder Gastarbeiter monatlich ca. 500 DM
nach Hause (Portugal) überwiesen!
Gastarbeiterüberweisungen waren für die
Außenhandelsbilanz in Portugal wichtiger als der
Tourismus selbst!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

6

 Gastarbeiter kamen meist in Firmenwohnheime runter (mehrere








Männer pro Zimmer). Familienzusammenführung und
Mindeststandards erst ab den 70er Jahren
Die Aufenthaltserlaubnisse waren in den ersten Jahren auf einige
Monate befristet
Die Arbeitserlaubnisse waren auch befristet und meisten auf nur eine
Firma beschränkt
Am Anfang war die Infrastruktur in Deutschland überhaupt nicht
vorbereitet für eine längerfristige Integration der Gastarbeiter:
unzureichende Wohnungen; keine Deutsch-Kurse für Ausländer;
wenige Übersetzer; Institutionen, Schulen und Behörden überfordert
Katholische Missionen als Treffpunkte und Caritas waren die ersten
Anlaufstellen bei Problemen. Betreuung war paternalistisch. Konsulate
haben erst 15 Jahre später einen eigenen Sozialdienste eingeführt!
Es gab noch wenige selbstorganisierte, demokratische Vereine

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

7

 Die Auswanderung nach Frankreich war chaotisch

aber tolerant: die Franzosen nahmen ALLE
Portugiesen auf, besorgten für sie Papiere (wenn
nötig) und ließen sie im Lande bleiben und arbeiten!
 Politisch-Verfolgte wurden akzeptiert!
NATO-Partnerschaft von Frankreich war kein
Hinderungsgrund für die Aufnahme + Tolerierung
politisch-Verfolgter aus Portugal
 Allein nach Frankreich flohen geschätzte 100.000
junge Portugiesen aus politischen Gründen in den 15
Jahren vor dem 25. April 1974!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

8

 Unterstützung von Willy Brandt (frischer Bundeskanzler!) für

Mário Soares, durch die Friedrich-Ebert-Stiftung:
 Begin 1969 mit 6 Stipendien für portugiesische Studenten, die in

Portugal politisch-Verfolgte waren (ich war einer davon!).
 Setzte sich fort als Geburtshilfe für den neuen „Partido Socialista“,
die im deutschen Exil 1973 gegründet wurde.
 Deutschland nahm NATO-Mitgliedschaft sehr ernst, weil es

abhängig war von der NATO-Unterstützung, um den „Kalten
Krieg“ zu überstehen.
Die Priorität der Deutschen war damals die Öffnung nach Osten!
 Skandinavische Länder (damals sozialdemokratisch) waren die
einzigen im Westen, die die Befreiungsbewegungen in Afrika
gegen Portugal unterstützt haben und offen gegen den
Faschismus in Portugal Stellung bezogen haben
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

9

 Spirale der Verfolgung für die damaligen

Studentenführer:
 Studentenproteste gegen das Regime
  Staat prozessiert gegen mich






16.09.2014

(Verhaftung und Folter drohten!)
 Verurteilung
 Ausweisung aus der Universität
 Zwangseingliederung in das Militär (4 Jahre!)
 Abordnung in den Kolonialkrieg
 Einsatz vorzugsweise in bes. gefährliche
Frontabschnitte
 also: Flucht ins Ausland!
DPG Berlin/Brandenburg

10

 Deutschland gab uns kein politisches Asyl, da es NATO-Partner

von Portugal war (!!!). Deutschland lieferte Portugal auch
Waffen für den Kolonialkrieg…

 Spirale der Ilegalisierung in Deutschland:

Kein Asyl wegen NATO-Partnerschaft
  keine deutsche Papiere

 portugiesische Papiere liefen irgendwann mal ab
und die Behörden weigerten sich, sie zu erneuern…

 ohne legale Papiere in Deutschland

 Ausweisung aus Deutschland!
 Wie habe ich „mein Problem“ gelöst?
 Ich habe meinen alten portug. Pass gefälscht (künstlich verlängert),

und mit Hilfe falscher Dokumente mir einen neuen Pass besorgt!
Ich konnte damit hier weiter studieren!
 Später habe ich eine deutsche Frau geheiratet.
Ich konnte damit auch hier arbeiten!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

11

Die deutsche Sprache
Abhängigkeit vom Arbeitgeber
Geringe gewerkschaftliche Organisation
Wohnungssituation
Familienzusammenführung
Portugiesisch in der Schule
Mangelnde Aufklärung und unzureichende Unterstützung
bei den Problemen in Deutschland
 Mangelnde politische und soziale Rechte in Deutschland
 Politische Kontrolle und Gängelung durch die
portugiesische Behörden








16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

12

 „Grupo para a Associação dos Portugueses na Alemanha“ in 1972

(v. l. n. r.): Jorge Veludo, Maria da Luz Moita, Francisco Moita, Gabi, ?,
Luitgard Werner,
Vasco Esteves

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

13

 Deutsch-Unterricht -- kostenlos -- für alle
 Gründung eines

Arbeitervereins in Stuttgart
(„Associação Operária 1º Maio”)
 Demokratisch und legal (e. V.)
 gemeinnützig

 Zusammenarbeit mit deutschen

Organisationen (Gewerkschaften,
NGOs, politische Gruppen)
 Herausgabe einer Zeitung auf Portugiesisch
(„A Batalha“) mit Informationen über:





Rechte der Arbeiter/Ausländer
Lage in Portugal
Lage in den Kolonien
allgemeine Themen
(Erziehung, Emanzipation, etc.)

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

14

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

15

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

16

 Nach dem 25.4.1974, ging ein Teil der Portugiesen wieder in die Heimat,

obwohl gleichzeitig ½-Million “retornados” aus Afrika dazu kamen (!!):
politisch-Verfolgte kehrten zurück, das Leben der Arbeiter in Portugal wurde
besser
 Portugal trat 1986 in die EU ein. Auswanderung stieg langsam wieder an
 In den 90ern wurde Portugal sogar temporär zu einem Einwanderungsland

(aus den Ostblockstaaten)! Portugal war damit gleichzeitig Aus- und
Einwanderungsland!
 Seit 2000 stieg die Auswanderung wieder deutlich an, vor allem nach Europa:

zuerst Spanien, auch Schweiz, nun am stärksten in die UK
 Verstärkung der Auswanderung ab 2007 wegen der Wirtschaftskrise:

2013 haben 110.000 Portugiesen ihr Land verlassen, davon 30% in die UK und
10% nach Deutschland

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

17

 Ich schätze, in den letzten 15 Jahren haben ca. 800.000 Portugiesen ihr

Land verlassen!
 Zurzeit leben 2,3 Mio Portugiesen im Ausland:
 2/3 davon in Europa
 die meisten davon in Frankreich (600.000)
 In Deutschland lebten 2013 ca. 130.000 Portugiesen

(bereits mehr als in den 70er Jahren!)
 Relativ zur Bevölkerungszahl ist Portugal wieder (oder immer noch)

eines der Länder mit den meisten Auswanderern!
 Die Auswanderer sind diesmal wesentlich qualifizierter und jünger:
mehr als die Hälfte hat Abitur oder eine noch höhere Bildung.
 Nach Berlin kommen viele Kreativen, Künstler und Studenten.
 Die Gastarbeiterüberweisungen spielen keine große Rolle mehr.
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

18

 OEm - Observatório da Emigração – statistische Daten

http://www.observatorioemigracao.pt/
 Svenja Länder – Masterarbeit 2013
„A Batalha - Exilerfahrung und politische Aktivitäten der portugiesischen
Stipendiatengruppe der Friedrich-Ebert-Stiftung (1969-1974)“

http://www.esteves.de/ma-svenjalaender-2013.pdf
 Dokumente der Gruppe „GAPA“ und der
Zeitung „A Batalha“
 Andere damaligen Zeitungen in Deutschland gegen den
Faschismus in Portugal.
 Diese Präsentation steht in
http://www.esteves.de/vortrag-vasco-DPG-16.9.2014.pps
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

19


Slide 5

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

1

 Armando Rodrigues de Sá
(Foto: Alfred Koch)

war 1964 einer der ersten
portugiesischen – aber bereits
der 1.millionste Gastarbeiter
in Deutschland!

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

2

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

3

 Faschistische Diktatur

 40% Analphabetismus im europäischen Kernland
 Frauen hatten kaum Rechte
 5 Kolonien in Afrika, davon 3 im Krieg gegen Portugal
 Fast 50% des Staatshaushaltes waren fürs Militär!
 Isolierung (politisch + wirtschaftlich) in der Welt
 Aber das faschistische Portugal war

Gründungsmitglied der NATO (bereits seit 1949)!
 Portugal unterschreibt 1964 mit Deutschland einen
Anwerbevertrag für Arbeitskräfte
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

4

Portugiesen:
 1975
höchste Zahl
 1987
niedrigste Zahl

16.09.2014

Arman

DPG Berlin/Brandenburg

5

 Auswanderung war strikt legal organisiert;

Portugiesen wurden noch in Portugal auf ihre
Gesundheit überprüft, Männer hatten Wehrdienst
abgeleistet
 Politisch-Verfolgte aus Portugal hatten in Deutschland
keine Chance: Portugal war ja NATO-Partner!
 Auswanderung war Folge von: Unterentwicklung,
Unterdrückung, niedrige Löhne
 Damals hat jeder Gastarbeiter monatlich ca. 500 DM
nach Hause (Portugal) überwiesen!
Gastarbeiterüberweisungen waren für die
Außenhandelsbilanz in Portugal wichtiger als der
Tourismus selbst!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

6

 Gastarbeiter kamen meist in Firmenwohnheime runter (mehrere








Männer pro Zimmer). Familienzusammenführung und
Mindeststandards erst ab den 70er Jahren
Die Aufenthaltserlaubnisse waren in den ersten Jahren auf einige
Monate befristet
Die Arbeitserlaubnisse waren auch befristet und meisten auf nur eine
Firma beschränkt
Am Anfang war die Infrastruktur in Deutschland überhaupt nicht
vorbereitet für eine längerfristige Integration der Gastarbeiter:
unzureichende Wohnungen; keine Deutsch-Kurse für Ausländer;
wenige Übersetzer; Institutionen, Schulen und Behörden überfordert
Katholische Missionen als Treffpunkte und Caritas waren die ersten
Anlaufstellen bei Problemen. Betreuung war paternalistisch. Konsulate
haben erst 15 Jahre später einen eigenen Sozialdienste eingeführt!
Es gab noch wenige selbstorganisierte, demokratische Vereine

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

7

 Die Auswanderung nach Frankreich war chaotisch

aber tolerant: die Franzosen nahmen ALLE
Portugiesen auf, besorgten für sie Papiere (wenn
nötig) und ließen sie im Lande bleiben und arbeiten!
 Politisch-Verfolgte wurden akzeptiert!
NATO-Partnerschaft von Frankreich war kein
Hinderungsgrund für die Aufnahme + Tolerierung
politisch-Verfolgter aus Portugal
 Allein nach Frankreich flohen geschätzte 100.000
junge Portugiesen aus politischen Gründen in den 15
Jahren vor dem 25. April 1974!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

8

 Unterstützung von Willy Brandt (frischer Bundeskanzler!) für

Mário Soares, durch die Friedrich-Ebert-Stiftung:
 Begin 1969 mit 6 Stipendien für portugiesische Studenten, die in

Portugal politisch-Verfolgte waren (ich war einer davon!).
 Setzte sich fort als Geburtshilfe für den neuen „Partido Socialista“,
die im deutschen Exil 1973 gegründet wurde.
 Deutschland nahm NATO-Mitgliedschaft sehr ernst, weil es

abhängig war von der NATO-Unterstützung, um den „Kalten
Krieg“ zu überstehen.
Die Priorität der Deutschen war damals die Öffnung nach Osten!
 Skandinavische Länder (damals sozialdemokratisch) waren die
einzigen im Westen, die die Befreiungsbewegungen in Afrika
gegen Portugal unterstützt haben und offen gegen den
Faschismus in Portugal Stellung bezogen haben
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

9

 Spirale der Verfolgung für die damaligen

Studentenführer:
 Studentenproteste gegen das Regime
  Staat prozessiert gegen mich






16.09.2014

(Verhaftung und Folter drohten!)
 Verurteilung
 Ausweisung aus der Universität
 Zwangseingliederung in das Militär (4 Jahre!)
 Abordnung in den Kolonialkrieg
 Einsatz vorzugsweise in bes. gefährliche
Frontabschnitte
 also: Flucht ins Ausland!
DPG Berlin/Brandenburg

10

 Deutschland gab uns kein politisches Asyl, da es NATO-Partner

von Portugal war (!!!). Deutschland lieferte Portugal auch
Waffen für den Kolonialkrieg…

 Spirale der Ilegalisierung in Deutschland:

Kein Asyl wegen NATO-Partnerschaft
  keine deutsche Papiere

 portugiesische Papiere liefen irgendwann mal ab
und die Behörden weigerten sich, sie zu erneuern…

 ohne legale Papiere in Deutschland

 Ausweisung aus Deutschland!
 Wie habe ich „mein Problem“ gelöst?
 Ich habe meinen alten portug. Pass gefälscht (künstlich verlängert),

und mit Hilfe falscher Dokumente mir einen neuen Pass besorgt!
Ich konnte damit hier weiter studieren!
 Später habe ich eine deutsche Frau geheiratet.
Ich konnte damit auch hier arbeiten!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

11

Die deutsche Sprache
Abhängigkeit vom Arbeitgeber
Geringe gewerkschaftliche Organisation
Wohnungssituation
Familienzusammenführung
Portugiesisch in der Schule
Mangelnde Aufklärung und unzureichende Unterstützung
bei den Problemen in Deutschland
 Mangelnde politische und soziale Rechte in Deutschland
 Politische Kontrolle und Gängelung durch die
portugiesische Behörden








16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

12

 „Grupo para a Associação dos Portugueses na Alemanha“ in 1972

(v. l. n. r.): Jorge Veludo, Maria da Luz Moita, Francisco Moita, Gabi, ?,
Luitgard Werner,
Vasco Esteves

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

13

 Deutsch-Unterricht -- kostenlos -- für alle
 Gründung eines

Arbeitervereins in Stuttgart
(„Associação Operária 1º Maio”)
 Demokratisch und legal (e. V.)
 gemeinnützig

 Zusammenarbeit mit deutschen

Organisationen (Gewerkschaften,
NGOs, politische Gruppen)
 Herausgabe einer Zeitung auf Portugiesisch
(„A Batalha“) mit Informationen über:





Rechte der Arbeiter/Ausländer
Lage in Portugal
Lage in den Kolonien
allgemeine Themen
(Erziehung, Emanzipation, etc.)

16.09.2014

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14

16.09.2014

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15

16.09.2014

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16

 Nach dem 25.4.1974, ging ein Teil der Portugiesen wieder in die Heimat,

obwohl gleichzeitig ½-Million “retornados” aus Afrika dazu kamen (!!):
politisch-Verfolgte kehrten zurück, das Leben der Arbeiter in Portugal wurde
besser
 Portugal trat 1986 in die EU ein. Auswanderung stieg langsam wieder an
 In den 90ern wurde Portugal sogar temporär zu einem Einwanderungsland

(aus den Ostblockstaaten)! Portugal war damit gleichzeitig Aus- und
Einwanderungsland!
 Seit 2000 stieg die Auswanderung wieder deutlich an, vor allem nach Europa:

zuerst Spanien, auch Schweiz, nun am stärksten in die UK
 Verstärkung der Auswanderung ab 2007 wegen der Wirtschaftskrise:

2013 haben 110.000 Portugiesen ihr Land verlassen, davon 30% in die UK und
10% nach Deutschland

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

17

 Ich schätze, in den letzten 15 Jahren haben ca. 800.000 Portugiesen ihr

Land verlassen!
 Zurzeit leben 2,3 Mio Portugiesen im Ausland:
 2/3 davon in Europa
 die meisten davon in Frankreich (600.000)
 In Deutschland lebten 2013 ca. 130.000 Portugiesen

(bereits mehr als in den 70er Jahren!)
 Relativ zur Bevölkerungszahl ist Portugal wieder (oder immer noch)

eines der Länder mit den meisten Auswanderern!
 Die Auswanderer sind diesmal wesentlich qualifizierter und jünger:
mehr als die Hälfte hat Abitur oder eine noch höhere Bildung.
 Nach Berlin kommen viele Kreativen, Künstler und Studenten.
 Die Gastarbeiterüberweisungen spielen keine große Rolle mehr.
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

18

 OEm - Observatório da Emigração – statistische Daten

http://www.observatorioemigracao.pt/
 Svenja Länder – Masterarbeit 2013
„A Batalha - Exilerfahrung und politische Aktivitäten der portugiesischen
Stipendiatengruppe der Friedrich-Ebert-Stiftung (1969-1974)“

http://www.esteves.de/ma-svenjalaender-2013.pdf
 Dokumente der Gruppe „GAPA“ und der
Zeitung „A Batalha“
 Andere damaligen Zeitungen in Deutschland gegen den
Faschismus in Portugal.
 Diese Präsentation steht in
http://www.esteves.de/vortrag-vasco-DPG-16.9.2014.pps
16.09.2014

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19


Slide 6

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

1

 Armando Rodrigues de Sá
(Foto: Alfred Koch)

war 1964 einer der ersten
portugiesischen – aber bereits
der 1.millionste Gastarbeiter
in Deutschland!

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

2

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

3

 Faschistische Diktatur

 40% Analphabetismus im europäischen Kernland
 Frauen hatten kaum Rechte
 5 Kolonien in Afrika, davon 3 im Krieg gegen Portugal
 Fast 50% des Staatshaushaltes waren fürs Militär!
 Isolierung (politisch + wirtschaftlich) in der Welt
 Aber das faschistische Portugal war

Gründungsmitglied der NATO (bereits seit 1949)!
 Portugal unterschreibt 1964 mit Deutschland einen
Anwerbevertrag für Arbeitskräfte
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

4

Portugiesen:
 1975
höchste Zahl
 1987
niedrigste Zahl

16.09.2014

Arman

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5

 Auswanderung war strikt legal organisiert;

Portugiesen wurden noch in Portugal auf ihre
Gesundheit überprüft, Männer hatten Wehrdienst
abgeleistet
 Politisch-Verfolgte aus Portugal hatten in Deutschland
keine Chance: Portugal war ja NATO-Partner!
 Auswanderung war Folge von: Unterentwicklung,
Unterdrückung, niedrige Löhne
 Damals hat jeder Gastarbeiter monatlich ca. 500 DM
nach Hause (Portugal) überwiesen!
Gastarbeiterüberweisungen waren für die
Außenhandelsbilanz in Portugal wichtiger als der
Tourismus selbst!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

6

 Gastarbeiter kamen meist in Firmenwohnheime runter (mehrere








Männer pro Zimmer). Familienzusammenführung und
Mindeststandards erst ab den 70er Jahren
Die Aufenthaltserlaubnisse waren in den ersten Jahren auf einige
Monate befristet
Die Arbeitserlaubnisse waren auch befristet und meisten auf nur eine
Firma beschränkt
Am Anfang war die Infrastruktur in Deutschland überhaupt nicht
vorbereitet für eine längerfristige Integration der Gastarbeiter:
unzureichende Wohnungen; keine Deutsch-Kurse für Ausländer;
wenige Übersetzer; Institutionen, Schulen und Behörden überfordert
Katholische Missionen als Treffpunkte und Caritas waren die ersten
Anlaufstellen bei Problemen. Betreuung war paternalistisch. Konsulate
haben erst 15 Jahre später einen eigenen Sozialdienste eingeführt!
Es gab noch wenige selbstorganisierte, demokratische Vereine

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

7

 Die Auswanderung nach Frankreich war chaotisch

aber tolerant: die Franzosen nahmen ALLE
Portugiesen auf, besorgten für sie Papiere (wenn
nötig) und ließen sie im Lande bleiben und arbeiten!
 Politisch-Verfolgte wurden akzeptiert!
NATO-Partnerschaft von Frankreich war kein
Hinderungsgrund für die Aufnahme + Tolerierung
politisch-Verfolgter aus Portugal
 Allein nach Frankreich flohen geschätzte 100.000
junge Portugiesen aus politischen Gründen in den 15
Jahren vor dem 25. April 1974!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

8

 Unterstützung von Willy Brandt (frischer Bundeskanzler!) für

Mário Soares, durch die Friedrich-Ebert-Stiftung:
 Begin 1969 mit 6 Stipendien für portugiesische Studenten, die in

Portugal politisch-Verfolgte waren (ich war einer davon!).
 Setzte sich fort als Geburtshilfe für den neuen „Partido Socialista“,
die im deutschen Exil 1973 gegründet wurde.
 Deutschland nahm NATO-Mitgliedschaft sehr ernst, weil es

abhängig war von der NATO-Unterstützung, um den „Kalten
Krieg“ zu überstehen.
Die Priorität der Deutschen war damals die Öffnung nach Osten!
 Skandinavische Länder (damals sozialdemokratisch) waren die
einzigen im Westen, die die Befreiungsbewegungen in Afrika
gegen Portugal unterstützt haben und offen gegen den
Faschismus in Portugal Stellung bezogen haben
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

9

 Spirale der Verfolgung für die damaligen

Studentenführer:
 Studentenproteste gegen das Regime
  Staat prozessiert gegen mich






16.09.2014

(Verhaftung und Folter drohten!)
 Verurteilung
 Ausweisung aus der Universität
 Zwangseingliederung in das Militär (4 Jahre!)
 Abordnung in den Kolonialkrieg
 Einsatz vorzugsweise in bes. gefährliche
Frontabschnitte
 also: Flucht ins Ausland!
DPG Berlin/Brandenburg

10

 Deutschland gab uns kein politisches Asyl, da es NATO-Partner

von Portugal war (!!!). Deutschland lieferte Portugal auch
Waffen für den Kolonialkrieg…

 Spirale der Ilegalisierung in Deutschland:

Kein Asyl wegen NATO-Partnerschaft
  keine deutsche Papiere

 portugiesische Papiere liefen irgendwann mal ab
und die Behörden weigerten sich, sie zu erneuern…

 ohne legale Papiere in Deutschland

 Ausweisung aus Deutschland!
 Wie habe ich „mein Problem“ gelöst?
 Ich habe meinen alten portug. Pass gefälscht (künstlich verlängert),

und mit Hilfe falscher Dokumente mir einen neuen Pass besorgt!
Ich konnte damit hier weiter studieren!
 Später habe ich eine deutsche Frau geheiratet.
Ich konnte damit auch hier arbeiten!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

11

Die deutsche Sprache
Abhängigkeit vom Arbeitgeber
Geringe gewerkschaftliche Organisation
Wohnungssituation
Familienzusammenführung
Portugiesisch in der Schule
Mangelnde Aufklärung und unzureichende Unterstützung
bei den Problemen in Deutschland
 Mangelnde politische und soziale Rechte in Deutschland
 Politische Kontrolle und Gängelung durch die
portugiesische Behörden








16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

12

 „Grupo para a Associação dos Portugueses na Alemanha“ in 1972

(v. l. n. r.): Jorge Veludo, Maria da Luz Moita, Francisco Moita, Gabi, ?,
Luitgard Werner,
Vasco Esteves

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

13

 Deutsch-Unterricht -- kostenlos -- für alle
 Gründung eines

Arbeitervereins in Stuttgart
(„Associação Operária 1º Maio”)
 Demokratisch und legal (e. V.)
 gemeinnützig

 Zusammenarbeit mit deutschen

Organisationen (Gewerkschaften,
NGOs, politische Gruppen)
 Herausgabe einer Zeitung auf Portugiesisch
(„A Batalha“) mit Informationen über:





Rechte der Arbeiter/Ausländer
Lage in Portugal
Lage in den Kolonien
allgemeine Themen
(Erziehung, Emanzipation, etc.)

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

14

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DPG Berlin/Brandenburg

15

16.09.2014

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16

 Nach dem 25.4.1974, ging ein Teil der Portugiesen wieder in die Heimat,

obwohl gleichzeitig ½-Million “retornados” aus Afrika dazu kamen (!!):
politisch-Verfolgte kehrten zurück, das Leben der Arbeiter in Portugal wurde
besser
 Portugal trat 1986 in die EU ein. Auswanderung stieg langsam wieder an
 In den 90ern wurde Portugal sogar temporär zu einem Einwanderungsland

(aus den Ostblockstaaten)! Portugal war damit gleichzeitig Aus- und
Einwanderungsland!
 Seit 2000 stieg die Auswanderung wieder deutlich an, vor allem nach Europa:

zuerst Spanien, auch Schweiz, nun am stärksten in die UK
 Verstärkung der Auswanderung ab 2007 wegen der Wirtschaftskrise:

2013 haben 110.000 Portugiesen ihr Land verlassen, davon 30% in die UK und
10% nach Deutschland

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

17

 Ich schätze, in den letzten 15 Jahren haben ca. 800.000 Portugiesen ihr

Land verlassen!
 Zurzeit leben 2,3 Mio Portugiesen im Ausland:
 2/3 davon in Europa
 die meisten davon in Frankreich (600.000)
 In Deutschland lebten 2013 ca. 130.000 Portugiesen

(bereits mehr als in den 70er Jahren!)
 Relativ zur Bevölkerungszahl ist Portugal wieder (oder immer noch)

eines der Länder mit den meisten Auswanderern!
 Die Auswanderer sind diesmal wesentlich qualifizierter und jünger:
mehr als die Hälfte hat Abitur oder eine noch höhere Bildung.
 Nach Berlin kommen viele Kreativen, Künstler und Studenten.
 Die Gastarbeiterüberweisungen spielen keine große Rolle mehr.
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

18

 OEm - Observatório da Emigração – statistische Daten

http://www.observatorioemigracao.pt/
 Svenja Länder – Masterarbeit 2013
„A Batalha - Exilerfahrung und politische Aktivitäten der portugiesischen
Stipendiatengruppe der Friedrich-Ebert-Stiftung (1969-1974)“

http://www.esteves.de/ma-svenjalaender-2013.pdf
 Dokumente der Gruppe „GAPA“ und der
Zeitung „A Batalha“
 Andere damaligen Zeitungen in Deutschland gegen den
Faschismus in Portugal.
 Diese Präsentation steht in
http://www.esteves.de/vortrag-vasco-DPG-16.9.2014.pps
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

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Slide 7

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

1

 Armando Rodrigues de Sá
(Foto: Alfred Koch)

war 1964 einer der ersten
portugiesischen – aber bereits
der 1.millionste Gastarbeiter
in Deutschland!

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

2

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

3

 Faschistische Diktatur

 40% Analphabetismus im europäischen Kernland
 Frauen hatten kaum Rechte
 5 Kolonien in Afrika, davon 3 im Krieg gegen Portugal
 Fast 50% des Staatshaushaltes waren fürs Militär!
 Isolierung (politisch + wirtschaftlich) in der Welt
 Aber das faschistische Portugal war

Gründungsmitglied der NATO (bereits seit 1949)!
 Portugal unterschreibt 1964 mit Deutschland einen
Anwerbevertrag für Arbeitskräfte
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

4

Portugiesen:
 1975
höchste Zahl
 1987
niedrigste Zahl

16.09.2014

Arman

DPG Berlin/Brandenburg

5

 Auswanderung war strikt legal organisiert;

Portugiesen wurden noch in Portugal auf ihre
Gesundheit überprüft, Männer hatten Wehrdienst
abgeleistet
 Politisch-Verfolgte aus Portugal hatten in Deutschland
keine Chance: Portugal war ja NATO-Partner!
 Auswanderung war Folge von: Unterentwicklung,
Unterdrückung, niedrige Löhne
 Damals hat jeder Gastarbeiter monatlich ca. 500 DM
nach Hause (Portugal) überwiesen!
Gastarbeiterüberweisungen waren für die
Außenhandelsbilanz in Portugal wichtiger als der
Tourismus selbst!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

6

 Gastarbeiter kamen meist in Firmenwohnheime runter (mehrere








Männer pro Zimmer). Familienzusammenführung und
Mindeststandards erst ab den 70er Jahren
Die Aufenthaltserlaubnisse waren in den ersten Jahren auf einige
Monate befristet
Die Arbeitserlaubnisse waren auch befristet und meisten auf nur eine
Firma beschränkt
Am Anfang war die Infrastruktur in Deutschland überhaupt nicht
vorbereitet für eine längerfristige Integration der Gastarbeiter:
unzureichende Wohnungen; keine Deutsch-Kurse für Ausländer;
wenige Übersetzer; Institutionen, Schulen und Behörden überfordert
Katholische Missionen als Treffpunkte und Caritas waren die ersten
Anlaufstellen bei Problemen. Betreuung war paternalistisch. Konsulate
haben erst 15 Jahre später einen eigenen Sozialdienste eingeführt!
Es gab noch wenige selbstorganisierte, demokratische Vereine

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

7

 Die Auswanderung nach Frankreich war chaotisch

aber tolerant: die Franzosen nahmen ALLE
Portugiesen auf, besorgten für sie Papiere (wenn
nötig) und ließen sie im Lande bleiben und arbeiten!
 Politisch-Verfolgte wurden akzeptiert!
NATO-Partnerschaft von Frankreich war kein
Hinderungsgrund für die Aufnahme + Tolerierung
politisch-Verfolgter aus Portugal
 Allein nach Frankreich flohen geschätzte 100.000
junge Portugiesen aus politischen Gründen in den 15
Jahren vor dem 25. April 1974!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

8

 Unterstützung von Willy Brandt (frischer Bundeskanzler!) für

Mário Soares, durch die Friedrich-Ebert-Stiftung:
 Begin 1969 mit 6 Stipendien für portugiesische Studenten, die in

Portugal politisch-Verfolgte waren (ich war einer davon!).
 Setzte sich fort als Geburtshilfe für den neuen „Partido Socialista“,
die im deutschen Exil 1973 gegründet wurde.
 Deutschland nahm NATO-Mitgliedschaft sehr ernst, weil es

abhängig war von der NATO-Unterstützung, um den „Kalten
Krieg“ zu überstehen.
Die Priorität der Deutschen war damals die Öffnung nach Osten!
 Skandinavische Länder (damals sozialdemokratisch) waren die
einzigen im Westen, die die Befreiungsbewegungen in Afrika
gegen Portugal unterstützt haben und offen gegen den
Faschismus in Portugal Stellung bezogen haben
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

9

 Spirale der Verfolgung für die damaligen

Studentenführer:
 Studentenproteste gegen das Regime
  Staat prozessiert gegen mich






16.09.2014

(Verhaftung und Folter drohten!)
 Verurteilung
 Ausweisung aus der Universität
 Zwangseingliederung in das Militär (4 Jahre!)
 Abordnung in den Kolonialkrieg
 Einsatz vorzugsweise in bes. gefährliche
Frontabschnitte
 also: Flucht ins Ausland!
DPG Berlin/Brandenburg

10

 Deutschland gab uns kein politisches Asyl, da es NATO-Partner

von Portugal war (!!!). Deutschland lieferte Portugal auch
Waffen für den Kolonialkrieg…

 Spirale der Ilegalisierung in Deutschland:

Kein Asyl wegen NATO-Partnerschaft
  keine deutsche Papiere

 portugiesische Papiere liefen irgendwann mal ab
und die Behörden weigerten sich, sie zu erneuern…

 ohne legale Papiere in Deutschland

 Ausweisung aus Deutschland!
 Wie habe ich „mein Problem“ gelöst?
 Ich habe meinen alten portug. Pass gefälscht (künstlich verlängert),

und mit Hilfe falscher Dokumente mir einen neuen Pass besorgt!
Ich konnte damit hier weiter studieren!
 Später habe ich eine deutsche Frau geheiratet.
Ich konnte damit auch hier arbeiten!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

11

Die deutsche Sprache
Abhängigkeit vom Arbeitgeber
Geringe gewerkschaftliche Organisation
Wohnungssituation
Familienzusammenführung
Portugiesisch in der Schule
Mangelnde Aufklärung und unzureichende Unterstützung
bei den Problemen in Deutschland
 Mangelnde politische und soziale Rechte in Deutschland
 Politische Kontrolle und Gängelung durch die
portugiesische Behörden








16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

12

 „Grupo para a Associação dos Portugueses na Alemanha“ in 1972

(v. l. n. r.): Jorge Veludo, Maria da Luz Moita, Francisco Moita, Gabi, ?,
Luitgard Werner,
Vasco Esteves

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

13

 Deutsch-Unterricht -- kostenlos -- für alle
 Gründung eines

Arbeitervereins in Stuttgart
(„Associação Operária 1º Maio”)
 Demokratisch und legal (e. V.)
 gemeinnützig

 Zusammenarbeit mit deutschen

Organisationen (Gewerkschaften,
NGOs, politische Gruppen)
 Herausgabe einer Zeitung auf Portugiesisch
(„A Batalha“) mit Informationen über:





Rechte der Arbeiter/Ausländer
Lage in Portugal
Lage in den Kolonien
allgemeine Themen
(Erziehung, Emanzipation, etc.)

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

14

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

15

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

16

 Nach dem 25.4.1974, ging ein Teil der Portugiesen wieder in die Heimat,

obwohl gleichzeitig ½-Million “retornados” aus Afrika dazu kamen (!!):
politisch-Verfolgte kehrten zurück, das Leben der Arbeiter in Portugal wurde
besser
 Portugal trat 1986 in die EU ein. Auswanderung stieg langsam wieder an
 In den 90ern wurde Portugal sogar temporär zu einem Einwanderungsland

(aus den Ostblockstaaten)! Portugal war damit gleichzeitig Aus- und
Einwanderungsland!
 Seit 2000 stieg die Auswanderung wieder deutlich an, vor allem nach Europa:

zuerst Spanien, auch Schweiz, nun am stärksten in die UK
 Verstärkung der Auswanderung ab 2007 wegen der Wirtschaftskrise:

2013 haben 110.000 Portugiesen ihr Land verlassen, davon 30% in die UK und
10% nach Deutschland

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

17

 Ich schätze, in den letzten 15 Jahren haben ca. 800.000 Portugiesen ihr

Land verlassen!
 Zurzeit leben 2,3 Mio Portugiesen im Ausland:
 2/3 davon in Europa
 die meisten davon in Frankreich (600.000)
 In Deutschland lebten 2013 ca. 130.000 Portugiesen

(bereits mehr als in den 70er Jahren!)
 Relativ zur Bevölkerungszahl ist Portugal wieder (oder immer noch)

eines der Länder mit den meisten Auswanderern!
 Die Auswanderer sind diesmal wesentlich qualifizierter und jünger:
mehr als die Hälfte hat Abitur oder eine noch höhere Bildung.
 Nach Berlin kommen viele Kreativen, Künstler und Studenten.
 Die Gastarbeiterüberweisungen spielen keine große Rolle mehr.
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

18

 OEm - Observatório da Emigração – statistische Daten

http://www.observatorioemigracao.pt/
 Svenja Länder – Masterarbeit 2013
„A Batalha - Exilerfahrung und politische Aktivitäten der portugiesischen
Stipendiatengruppe der Friedrich-Ebert-Stiftung (1969-1974)“

http://www.esteves.de/ma-svenjalaender-2013.pdf
 Dokumente der Gruppe „GAPA“ und der
Zeitung „A Batalha“
 Andere damaligen Zeitungen in Deutschland gegen den
Faschismus in Portugal.
 Diese Präsentation steht in
http://www.esteves.de/vortrag-vasco-DPG-16.9.2014.pps
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

19


Slide 8

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

1

 Armando Rodrigues de Sá
(Foto: Alfred Koch)

war 1964 einer der ersten
portugiesischen – aber bereits
der 1.millionste Gastarbeiter
in Deutschland!

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

2

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

3

 Faschistische Diktatur

 40% Analphabetismus im europäischen Kernland
 Frauen hatten kaum Rechte
 5 Kolonien in Afrika, davon 3 im Krieg gegen Portugal
 Fast 50% des Staatshaushaltes waren fürs Militär!
 Isolierung (politisch + wirtschaftlich) in der Welt
 Aber das faschistische Portugal war

Gründungsmitglied der NATO (bereits seit 1949)!
 Portugal unterschreibt 1964 mit Deutschland einen
Anwerbevertrag für Arbeitskräfte
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

4

Portugiesen:
 1975
höchste Zahl
 1987
niedrigste Zahl

16.09.2014

Arman

DPG Berlin/Brandenburg

5

 Auswanderung war strikt legal organisiert;

Portugiesen wurden noch in Portugal auf ihre
Gesundheit überprüft, Männer hatten Wehrdienst
abgeleistet
 Politisch-Verfolgte aus Portugal hatten in Deutschland
keine Chance: Portugal war ja NATO-Partner!
 Auswanderung war Folge von: Unterentwicklung,
Unterdrückung, niedrige Löhne
 Damals hat jeder Gastarbeiter monatlich ca. 500 DM
nach Hause (Portugal) überwiesen!
Gastarbeiterüberweisungen waren für die
Außenhandelsbilanz in Portugal wichtiger als der
Tourismus selbst!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

6

 Gastarbeiter kamen meist in Firmenwohnheime runter (mehrere








Männer pro Zimmer). Familienzusammenführung und
Mindeststandards erst ab den 70er Jahren
Die Aufenthaltserlaubnisse waren in den ersten Jahren auf einige
Monate befristet
Die Arbeitserlaubnisse waren auch befristet und meisten auf nur eine
Firma beschränkt
Am Anfang war die Infrastruktur in Deutschland überhaupt nicht
vorbereitet für eine längerfristige Integration der Gastarbeiter:
unzureichende Wohnungen; keine Deutsch-Kurse für Ausländer;
wenige Übersetzer; Institutionen, Schulen und Behörden überfordert
Katholische Missionen als Treffpunkte und Caritas waren die ersten
Anlaufstellen bei Problemen. Betreuung war paternalistisch. Konsulate
haben erst 15 Jahre später einen eigenen Sozialdienste eingeführt!
Es gab noch wenige selbstorganisierte, demokratische Vereine

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

7

 Die Auswanderung nach Frankreich war chaotisch

aber tolerant: die Franzosen nahmen ALLE
Portugiesen auf, besorgten für sie Papiere (wenn
nötig) und ließen sie im Lande bleiben und arbeiten!
 Politisch-Verfolgte wurden akzeptiert!
NATO-Partnerschaft von Frankreich war kein
Hinderungsgrund für die Aufnahme + Tolerierung
politisch-Verfolgter aus Portugal
 Allein nach Frankreich flohen geschätzte 100.000
junge Portugiesen aus politischen Gründen in den 15
Jahren vor dem 25. April 1974!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

8

 Unterstützung von Willy Brandt (frischer Bundeskanzler!) für

Mário Soares, durch die Friedrich-Ebert-Stiftung:
 Begin 1969 mit 6 Stipendien für portugiesische Studenten, die in

Portugal politisch-Verfolgte waren (ich war einer davon!).
 Setzte sich fort als Geburtshilfe für den neuen „Partido Socialista“,
die im deutschen Exil 1973 gegründet wurde.
 Deutschland nahm NATO-Mitgliedschaft sehr ernst, weil es

abhängig war von der NATO-Unterstützung, um den „Kalten
Krieg“ zu überstehen.
Die Priorität der Deutschen war damals die Öffnung nach Osten!
 Skandinavische Länder (damals sozialdemokratisch) waren die
einzigen im Westen, die die Befreiungsbewegungen in Afrika
gegen Portugal unterstützt haben und offen gegen den
Faschismus in Portugal Stellung bezogen haben
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

9

 Spirale der Verfolgung für die damaligen

Studentenführer:
 Studentenproteste gegen das Regime
  Staat prozessiert gegen mich






16.09.2014

(Verhaftung und Folter drohten!)
 Verurteilung
 Ausweisung aus der Universität
 Zwangseingliederung in das Militär (4 Jahre!)
 Abordnung in den Kolonialkrieg
 Einsatz vorzugsweise in bes. gefährliche
Frontabschnitte
 also: Flucht ins Ausland!
DPG Berlin/Brandenburg

10

 Deutschland gab uns kein politisches Asyl, da es NATO-Partner

von Portugal war (!!!). Deutschland lieferte Portugal auch
Waffen für den Kolonialkrieg…

 Spirale der Ilegalisierung in Deutschland:

Kein Asyl wegen NATO-Partnerschaft
  keine deutsche Papiere

 portugiesische Papiere liefen irgendwann mal ab
und die Behörden weigerten sich, sie zu erneuern…

 ohne legale Papiere in Deutschland

 Ausweisung aus Deutschland!
 Wie habe ich „mein Problem“ gelöst?
 Ich habe meinen alten portug. Pass gefälscht (künstlich verlängert),

und mit Hilfe falscher Dokumente mir einen neuen Pass besorgt!
Ich konnte damit hier weiter studieren!
 Später habe ich eine deutsche Frau geheiratet.
Ich konnte damit auch hier arbeiten!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

11

Die deutsche Sprache
Abhängigkeit vom Arbeitgeber
Geringe gewerkschaftliche Organisation
Wohnungssituation
Familienzusammenführung
Portugiesisch in der Schule
Mangelnde Aufklärung und unzureichende Unterstützung
bei den Problemen in Deutschland
 Mangelnde politische und soziale Rechte in Deutschland
 Politische Kontrolle und Gängelung durch die
portugiesische Behörden








16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

12

 „Grupo para a Associação dos Portugueses na Alemanha“ in 1972

(v. l. n. r.): Jorge Veludo, Maria da Luz Moita, Francisco Moita, Gabi, ?,
Luitgard Werner,
Vasco Esteves

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

13

 Deutsch-Unterricht -- kostenlos -- für alle
 Gründung eines

Arbeitervereins in Stuttgart
(„Associação Operária 1º Maio”)
 Demokratisch und legal (e. V.)
 gemeinnützig

 Zusammenarbeit mit deutschen

Organisationen (Gewerkschaften,
NGOs, politische Gruppen)
 Herausgabe einer Zeitung auf Portugiesisch
(„A Batalha“) mit Informationen über:





Rechte der Arbeiter/Ausländer
Lage in Portugal
Lage in den Kolonien
allgemeine Themen
(Erziehung, Emanzipation, etc.)

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

14

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

15

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

16

 Nach dem 25.4.1974, ging ein Teil der Portugiesen wieder in die Heimat,

obwohl gleichzeitig ½-Million “retornados” aus Afrika dazu kamen (!!):
politisch-Verfolgte kehrten zurück, das Leben der Arbeiter in Portugal wurde
besser
 Portugal trat 1986 in die EU ein. Auswanderung stieg langsam wieder an
 In den 90ern wurde Portugal sogar temporär zu einem Einwanderungsland

(aus den Ostblockstaaten)! Portugal war damit gleichzeitig Aus- und
Einwanderungsland!
 Seit 2000 stieg die Auswanderung wieder deutlich an, vor allem nach Europa:

zuerst Spanien, auch Schweiz, nun am stärksten in die UK
 Verstärkung der Auswanderung ab 2007 wegen der Wirtschaftskrise:

2013 haben 110.000 Portugiesen ihr Land verlassen, davon 30% in die UK und
10% nach Deutschland

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

17

 Ich schätze, in den letzten 15 Jahren haben ca. 800.000 Portugiesen ihr

Land verlassen!
 Zurzeit leben 2,3 Mio Portugiesen im Ausland:
 2/3 davon in Europa
 die meisten davon in Frankreich (600.000)
 In Deutschland lebten 2013 ca. 130.000 Portugiesen

(bereits mehr als in den 70er Jahren!)
 Relativ zur Bevölkerungszahl ist Portugal wieder (oder immer noch)

eines der Länder mit den meisten Auswanderern!
 Die Auswanderer sind diesmal wesentlich qualifizierter und jünger:
mehr als die Hälfte hat Abitur oder eine noch höhere Bildung.
 Nach Berlin kommen viele Kreativen, Künstler und Studenten.
 Die Gastarbeiterüberweisungen spielen keine große Rolle mehr.
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

18

 OEm - Observatório da Emigração – statistische Daten

http://www.observatorioemigracao.pt/
 Svenja Länder – Masterarbeit 2013
„A Batalha - Exilerfahrung und politische Aktivitäten der portugiesischen
Stipendiatengruppe der Friedrich-Ebert-Stiftung (1969-1974)“

http://www.esteves.de/ma-svenjalaender-2013.pdf
 Dokumente der Gruppe „GAPA“ und der
Zeitung „A Batalha“
 Andere damaligen Zeitungen in Deutschland gegen den
Faschismus in Portugal.
 Diese Präsentation steht in
http://www.esteves.de/vortrag-vasco-DPG-16.9.2014.pps
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

19


Slide 9

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

1

 Armando Rodrigues de Sá
(Foto: Alfred Koch)

war 1964 einer der ersten
portugiesischen – aber bereits
der 1.millionste Gastarbeiter
in Deutschland!

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

2

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

3

 Faschistische Diktatur

 40% Analphabetismus im europäischen Kernland
 Frauen hatten kaum Rechte
 5 Kolonien in Afrika, davon 3 im Krieg gegen Portugal
 Fast 50% des Staatshaushaltes waren fürs Militär!
 Isolierung (politisch + wirtschaftlich) in der Welt
 Aber das faschistische Portugal war

Gründungsmitglied der NATO (bereits seit 1949)!
 Portugal unterschreibt 1964 mit Deutschland einen
Anwerbevertrag für Arbeitskräfte
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

4

Portugiesen:
 1975
höchste Zahl
 1987
niedrigste Zahl

16.09.2014

Arman

DPG Berlin/Brandenburg

5

 Auswanderung war strikt legal organisiert;

Portugiesen wurden noch in Portugal auf ihre
Gesundheit überprüft, Männer hatten Wehrdienst
abgeleistet
 Politisch-Verfolgte aus Portugal hatten in Deutschland
keine Chance: Portugal war ja NATO-Partner!
 Auswanderung war Folge von: Unterentwicklung,
Unterdrückung, niedrige Löhne
 Damals hat jeder Gastarbeiter monatlich ca. 500 DM
nach Hause (Portugal) überwiesen!
Gastarbeiterüberweisungen waren für die
Außenhandelsbilanz in Portugal wichtiger als der
Tourismus selbst!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

6

 Gastarbeiter kamen meist in Firmenwohnheime runter (mehrere








Männer pro Zimmer). Familienzusammenführung und
Mindeststandards erst ab den 70er Jahren
Die Aufenthaltserlaubnisse waren in den ersten Jahren auf einige
Monate befristet
Die Arbeitserlaubnisse waren auch befristet und meisten auf nur eine
Firma beschränkt
Am Anfang war die Infrastruktur in Deutschland überhaupt nicht
vorbereitet für eine längerfristige Integration der Gastarbeiter:
unzureichende Wohnungen; keine Deutsch-Kurse für Ausländer;
wenige Übersetzer; Institutionen, Schulen und Behörden überfordert
Katholische Missionen als Treffpunkte und Caritas waren die ersten
Anlaufstellen bei Problemen. Betreuung war paternalistisch. Konsulate
haben erst 15 Jahre später einen eigenen Sozialdienste eingeführt!
Es gab noch wenige selbstorganisierte, demokratische Vereine

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

7

 Die Auswanderung nach Frankreich war chaotisch

aber tolerant: die Franzosen nahmen ALLE
Portugiesen auf, besorgten für sie Papiere (wenn
nötig) und ließen sie im Lande bleiben und arbeiten!
 Politisch-Verfolgte wurden akzeptiert!
NATO-Partnerschaft von Frankreich war kein
Hinderungsgrund für die Aufnahme + Tolerierung
politisch-Verfolgter aus Portugal
 Allein nach Frankreich flohen geschätzte 100.000
junge Portugiesen aus politischen Gründen in den 15
Jahren vor dem 25. April 1974!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

8

 Unterstützung von Willy Brandt (frischer Bundeskanzler!) für

Mário Soares, durch die Friedrich-Ebert-Stiftung:
 Begin 1969 mit 6 Stipendien für portugiesische Studenten, die in

Portugal politisch-Verfolgte waren (ich war einer davon!).
 Setzte sich fort als Geburtshilfe für den neuen „Partido Socialista“,
die im deutschen Exil 1973 gegründet wurde.
 Deutschland nahm NATO-Mitgliedschaft sehr ernst, weil es

abhängig war von der NATO-Unterstützung, um den „Kalten
Krieg“ zu überstehen.
Die Priorität der Deutschen war damals die Öffnung nach Osten!
 Skandinavische Länder (damals sozialdemokratisch) waren die
einzigen im Westen, die die Befreiungsbewegungen in Afrika
gegen Portugal unterstützt haben und offen gegen den
Faschismus in Portugal Stellung bezogen haben
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

9

 Spirale der Verfolgung für die damaligen

Studentenführer:
 Studentenproteste gegen das Regime
  Staat prozessiert gegen mich






16.09.2014

(Verhaftung und Folter drohten!)
 Verurteilung
 Ausweisung aus der Universität
 Zwangseingliederung in das Militär (4 Jahre!)
 Abordnung in den Kolonialkrieg
 Einsatz vorzugsweise in bes. gefährliche
Frontabschnitte
 also: Flucht ins Ausland!
DPG Berlin/Brandenburg

10

 Deutschland gab uns kein politisches Asyl, da es NATO-Partner

von Portugal war (!!!). Deutschland lieferte Portugal auch
Waffen für den Kolonialkrieg…

 Spirale der Ilegalisierung in Deutschland:

Kein Asyl wegen NATO-Partnerschaft
  keine deutsche Papiere

 portugiesische Papiere liefen irgendwann mal ab
und die Behörden weigerten sich, sie zu erneuern…

 ohne legale Papiere in Deutschland

 Ausweisung aus Deutschland!
 Wie habe ich „mein Problem“ gelöst?
 Ich habe meinen alten portug. Pass gefälscht (künstlich verlängert),

und mit Hilfe falscher Dokumente mir einen neuen Pass besorgt!
Ich konnte damit hier weiter studieren!
 Später habe ich eine deutsche Frau geheiratet.
Ich konnte damit auch hier arbeiten!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

11

Die deutsche Sprache
Abhängigkeit vom Arbeitgeber
Geringe gewerkschaftliche Organisation
Wohnungssituation
Familienzusammenführung
Portugiesisch in der Schule
Mangelnde Aufklärung und unzureichende Unterstützung
bei den Problemen in Deutschland
 Mangelnde politische und soziale Rechte in Deutschland
 Politische Kontrolle und Gängelung durch die
portugiesische Behörden








16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

12

 „Grupo para a Associação dos Portugueses na Alemanha“ in 1972

(v. l. n. r.): Jorge Veludo, Maria da Luz Moita, Francisco Moita, Gabi, ?,
Luitgard Werner,
Vasco Esteves

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

13

 Deutsch-Unterricht -- kostenlos -- für alle
 Gründung eines

Arbeitervereins in Stuttgart
(„Associação Operária 1º Maio”)
 Demokratisch und legal (e. V.)
 gemeinnützig

 Zusammenarbeit mit deutschen

Organisationen (Gewerkschaften,
NGOs, politische Gruppen)
 Herausgabe einer Zeitung auf Portugiesisch
(„A Batalha“) mit Informationen über:





Rechte der Arbeiter/Ausländer
Lage in Portugal
Lage in den Kolonien
allgemeine Themen
(Erziehung, Emanzipation, etc.)

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

14

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

15

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

16

 Nach dem 25.4.1974, ging ein Teil der Portugiesen wieder in die Heimat,

obwohl gleichzeitig ½-Million “retornados” aus Afrika dazu kamen (!!):
politisch-Verfolgte kehrten zurück, das Leben der Arbeiter in Portugal wurde
besser
 Portugal trat 1986 in die EU ein. Auswanderung stieg langsam wieder an
 In den 90ern wurde Portugal sogar temporär zu einem Einwanderungsland

(aus den Ostblockstaaten)! Portugal war damit gleichzeitig Aus- und
Einwanderungsland!
 Seit 2000 stieg die Auswanderung wieder deutlich an, vor allem nach Europa:

zuerst Spanien, auch Schweiz, nun am stärksten in die UK
 Verstärkung der Auswanderung ab 2007 wegen der Wirtschaftskrise:

2013 haben 110.000 Portugiesen ihr Land verlassen, davon 30% in die UK und
10% nach Deutschland

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

17

 Ich schätze, in den letzten 15 Jahren haben ca. 800.000 Portugiesen ihr

Land verlassen!
 Zurzeit leben 2,3 Mio Portugiesen im Ausland:
 2/3 davon in Europa
 die meisten davon in Frankreich (600.000)
 In Deutschland lebten 2013 ca. 130.000 Portugiesen

(bereits mehr als in den 70er Jahren!)
 Relativ zur Bevölkerungszahl ist Portugal wieder (oder immer noch)

eines der Länder mit den meisten Auswanderern!
 Die Auswanderer sind diesmal wesentlich qualifizierter und jünger:
mehr als die Hälfte hat Abitur oder eine noch höhere Bildung.
 Nach Berlin kommen viele Kreativen, Künstler und Studenten.
 Die Gastarbeiterüberweisungen spielen keine große Rolle mehr.
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

18

 OEm - Observatório da Emigração – statistische Daten

http://www.observatorioemigracao.pt/
 Svenja Länder – Masterarbeit 2013
„A Batalha - Exilerfahrung und politische Aktivitäten der portugiesischen
Stipendiatengruppe der Friedrich-Ebert-Stiftung (1969-1974)“

http://www.esteves.de/ma-svenjalaender-2013.pdf
 Dokumente der Gruppe „GAPA“ und der
Zeitung „A Batalha“
 Andere damaligen Zeitungen in Deutschland gegen den
Faschismus in Portugal.
 Diese Präsentation steht in
http://www.esteves.de/vortrag-vasco-DPG-16.9.2014.pps
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

19


Slide 10

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

1

 Armando Rodrigues de Sá
(Foto: Alfred Koch)

war 1964 einer der ersten
portugiesischen – aber bereits
der 1.millionste Gastarbeiter
in Deutschland!

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

2

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

3

 Faschistische Diktatur

 40% Analphabetismus im europäischen Kernland
 Frauen hatten kaum Rechte
 5 Kolonien in Afrika, davon 3 im Krieg gegen Portugal
 Fast 50% des Staatshaushaltes waren fürs Militär!
 Isolierung (politisch + wirtschaftlich) in der Welt
 Aber das faschistische Portugal war

Gründungsmitglied der NATO (bereits seit 1949)!
 Portugal unterschreibt 1964 mit Deutschland einen
Anwerbevertrag für Arbeitskräfte
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

4

Portugiesen:
 1975
höchste Zahl
 1987
niedrigste Zahl

16.09.2014

Arman

DPG Berlin/Brandenburg

5

 Auswanderung war strikt legal organisiert;

Portugiesen wurden noch in Portugal auf ihre
Gesundheit überprüft, Männer hatten Wehrdienst
abgeleistet
 Politisch-Verfolgte aus Portugal hatten in Deutschland
keine Chance: Portugal war ja NATO-Partner!
 Auswanderung war Folge von: Unterentwicklung,
Unterdrückung, niedrige Löhne
 Damals hat jeder Gastarbeiter monatlich ca. 500 DM
nach Hause (Portugal) überwiesen!
Gastarbeiterüberweisungen waren für die
Außenhandelsbilanz in Portugal wichtiger als der
Tourismus selbst!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

6

 Gastarbeiter kamen meist in Firmenwohnheime runter (mehrere








Männer pro Zimmer). Familienzusammenführung und
Mindeststandards erst ab den 70er Jahren
Die Aufenthaltserlaubnisse waren in den ersten Jahren auf einige
Monate befristet
Die Arbeitserlaubnisse waren auch befristet und meisten auf nur eine
Firma beschränkt
Am Anfang war die Infrastruktur in Deutschland überhaupt nicht
vorbereitet für eine längerfristige Integration der Gastarbeiter:
unzureichende Wohnungen; keine Deutsch-Kurse für Ausländer;
wenige Übersetzer; Institutionen, Schulen und Behörden überfordert
Katholische Missionen als Treffpunkte und Caritas waren die ersten
Anlaufstellen bei Problemen. Betreuung war paternalistisch. Konsulate
haben erst 15 Jahre später einen eigenen Sozialdienste eingeführt!
Es gab noch wenige selbstorganisierte, demokratische Vereine

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

7

 Die Auswanderung nach Frankreich war chaotisch

aber tolerant: die Franzosen nahmen ALLE
Portugiesen auf, besorgten für sie Papiere (wenn
nötig) und ließen sie im Lande bleiben und arbeiten!
 Politisch-Verfolgte wurden akzeptiert!
NATO-Partnerschaft von Frankreich war kein
Hinderungsgrund für die Aufnahme + Tolerierung
politisch-Verfolgter aus Portugal
 Allein nach Frankreich flohen geschätzte 100.000
junge Portugiesen aus politischen Gründen in den 15
Jahren vor dem 25. April 1974!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

8

 Unterstützung von Willy Brandt (frischer Bundeskanzler!) für

Mário Soares, durch die Friedrich-Ebert-Stiftung:
 Begin 1969 mit 6 Stipendien für portugiesische Studenten, die in

Portugal politisch-Verfolgte waren (ich war einer davon!).
 Setzte sich fort als Geburtshilfe für den neuen „Partido Socialista“,
die im deutschen Exil 1973 gegründet wurde.
 Deutschland nahm NATO-Mitgliedschaft sehr ernst, weil es

abhängig war von der NATO-Unterstützung, um den „Kalten
Krieg“ zu überstehen.
Die Priorität der Deutschen war damals die Öffnung nach Osten!
 Skandinavische Länder (damals sozialdemokratisch) waren die
einzigen im Westen, die die Befreiungsbewegungen in Afrika
gegen Portugal unterstützt haben und offen gegen den
Faschismus in Portugal Stellung bezogen haben
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

9

 Spirale der Verfolgung für die damaligen

Studentenführer:
 Studentenproteste gegen das Regime
  Staat prozessiert gegen mich






16.09.2014

(Verhaftung und Folter drohten!)
 Verurteilung
 Ausweisung aus der Universität
 Zwangseingliederung in das Militär (4 Jahre!)
 Abordnung in den Kolonialkrieg
 Einsatz vorzugsweise in bes. gefährliche
Frontabschnitte
 also: Flucht ins Ausland!
DPG Berlin/Brandenburg

10

 Deutschland gab uns kein politisches Asyl, da es NATO-Partner

von Portugal war (!!!). Deutschland lieferte Portugal auch
Waffen für den Kolonialkrieg…

 Spirale der Ilegalisierung in Deutschland:

Kein Asyl wegen NATO-Partnerschaft
  keine deutsche Papiere

 portugiesische Papiere liefen irgendwann mal ab
und die Behörden weigerten sich, sie zu erneuern…

 ohne legale Papiere in Deutschland

 Ausweisung aus Deutschland!
 Wie habe ich „mein Problem“ gelöst?
 Ich habe meinen alten portug. Pass gefälscht (künstlich verlängert),

und mit Hilfe falscher Dokumente mir einen neuen Pass besorgt!
Ich konnte damit hier weiter studieren!
 Später habe ich eine deutsche Frau geheiratet.
Ich konnte damit auch hier arbeiten!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

11

Die deutsche Sprache
Abhängigkeit vom Arbeitgeber
Geringe gewerkschaftliche Organisation
Wohnungssituation
Familienzusammenführung
Portugiesisch in der Schule
Mangelnde Aufklärung und unzureichende Unterstützung
bei den Problemen in Deutschland
 Mangelnde politische und soziale Rechte in Deutschland
 Politische Kontrolle und Gängelung durch die
portugiesische Behörden








16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

12

 „Grupo para a Associação dos Portugueses na Alemanha“ in 1972

(v. l. n. r.): Jorge Veludo, Maria da Luz Moita, Francisco Moita, Gabi, ?,
Luitgard Werner,
Vasco Esteves

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

13

 Deutsch-Unterricht -- kostenlos -- für alle
 Gründung eines

Arbeitervereins in Stuttgart
(„Associação Operária 1º Maio”)
 Demokratisch und legal (e. V.)
 gemeinnützig

 Zusammenarbeit mit deutschen

Organisationen (Gewerkschaften,
NGOs, politische Gruppen)
 Herausgabe einer Zeitung auf Portugiesisch
(„A Batalha“) mit Informationen über:





Rechte der Arbeiter/Ausländer
Lage in Portugal
Lage in den Kolonien
allgemeine Themen
(Erziehung, Emanzipation, etc.)

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

14

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

15

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

16

 Nach dem 25.4.1974, ging ein Teil der Portugiesen wieder in die Heimat,

obwohl gleichzeitig ½-Million “retornados” aus Afrika dazu kamen (!!):
politisch-Verfolgte kehrten zurück, das Leben der Arbeiter in Portugal wurde
besser
 Portugal trat 1986 in die EU ein. Auswanderung stieg langsam wieder an
 In den 90ern wurde Portugal sogar temporär zu einem Einwanderungsland

(aus den Ostblockstaaten)! Portugal war damit gleichzeitig Aus- und
Einwanderungsland!
 Seit 2000 stieg die Auswanderung wieder deutlich an, vor allem nach Europa:

zuerst Spanien, auch Schweiz, nun am stärksten in die UK
 Verstärkung der Auswanderung ab 2007 wegen der Wirtschaftskrise:

2013 haben 110.000 Portugiesen ihr Land verlassen, davon 30% in die UK und
10% nach Deutschland

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

17

 Ich schätze, in den letzten 15 Jahren haben ca. 800.000 Portugiesen ihr

Land verlassen!
 Zurzeit leben 2,3 Mio Portugiesen im Ausland:
 2/3 davon in Europa
 die meisten davon in Frankreich (600.000)
 In Deutschland lebten 2013 ca. 130.000 Portugiesen

(bereits mehr als in den 70er Jahren!)
 Relativ zur Bevölkerungszahl ist Portugal wieder (oder immer noch)

eines der Länder mit den meisten Auswanderern!
 Die Auswanderer sind diesmal wesentlich qualifizierter und jünger:
mehr als die Hälfte hat Abitur oder eine noch höhere Bildung.
 Nach Berlin kommen viele Kreativen, Künstler und Studenten.
 Die Gastarbeiterüberweisungen spielen keine große Rolle mehr.
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

18

 OEm - Observatório da Emigração – statistische Daten

http://www.observatorioemigracao.pt/
 Svenja Länder – Masterarbeit 2013
„A Batalha - Exilerfahrung und politische Aktivitäten der portugiesischen
Stipendiatengruppe der Friedrich-Ebert-Stiftung (1969-1974)“

http://www.esteves.de/ma-svenjalaender-2013.pdf
 Dokumente der Gruppe „GAPA“ und der
Zeitung „A Batalha“
 Andere damaligen Zeitungen in Deutschland gegen den
Faschismus in Portugal.
 Diese Präsentation steht in
http://www.esteves.de/vortrag-vasco-DPG-16.9.2014.pps
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

19


Slide 11

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

1

 Armando Rodrigues de Sá
(Foto: Alfred Koch)

war 1964 einer der ersten
portugiesischen – aber bereits
der 1.millionste Gastarbeiter
in Deutschland!

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

2

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

3

 Faschistische Diktatur

 40% Analphabetismus im europäischen Kernland
 Frauen hatten kaum Rechte
 5 Kolonien in Afrika, davon 3 im Krieg gegen Portugal
 Fast 50% des Staatshaushaltes waren fürs Militär!
 Isolierung (politisch + wirtschaftlich) in der Welt
 Aber das faschistische Portugal war

Gründungsmitglied der NATO (bereits seit 1949)!
 Portugal unterschreibt 1964 mit Deutschland einen
Anwerbevertrag für Arbeitskräfte
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

4

Portugiesen:
 1975
höchste Zahl
 1987
niedrigste Zahl

16.09.2014

Arman

DPG Berlin/Brandenburg

5

 Auswanderung war strikt legal organisiert;

Portugiesen wurden noch in Portugal auf ihre
Gesundheit überprüft, Männer hatten Wehrdienst
abgeleistet
 Politisch-Verfolgte aus Portugal hatten in Deutschland
keine Chance: Portugal war ja NATO-Partner!
 Auswanderung war Folge von: Unterentwicklung,
Unterdrückung, niedrige Löhne
 Damals hat jeder Gastarbeiter monatlich ca. 500 DM
nach Hause (Portugal) überwiesen!
Gastarbeiterüberweisungen waren für die
Außenhandelsbilanz in Portugal wichtiger als der
Tourismus selbst!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

6

 Gastarbeiter kamen meist in Firmenwohnheime runter (mehrere








Männer pro Zimmer). Familienzusammenführung und
Mindeststandards erst ab den 70er Jahren
Die Aufenthaltserlaubnisse waren in den ersten Jahren auf einige
Monate befristet
Die Arbeitserlaubnisse waren auch befristet und meisten auf nur eine
Firma beschränkt
Am Anfang war die Infrastruktur in Deutschland überhaupt nicht
vorbereitet für eine längerfristige Integration der Gastarbeiter:
unzureichende Wohnungen; keine Deutsch-Kurse für Ausländer;
wenige Übersetzer; Institutionen, Schulen und Behörden überfordert
Katholische Missionen als Treffpunkte und Caritas waren die ersten
Anlaufstellen bei Problemen. Betreuung war paternalistisch. Konsulate
haben erst 15 Jahre später einen eigenen Sozialdienste eingeführt!
Es gab noch wenige selbstorganisierte, demokratische Vereine

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

7

 Die Auswanderung nach Frankreich war chaotisch

aber tolerant: die Franzosen nahmen ALLE
Portugiesen auf, besorgten für sie Papiere (wenn
nötig) und ließen sie im Lande bleiben und arbeiten!
 Politisch-Verfolgte wurden akzeptiert!
NATO-Partnerschaft von Frankreich war kein
Hinderungsgrund für die Aufnahme + Tolerierung
politisch-Verfolgter aus Portugal
 Allein nach Frankreich flohen geschätzte 100.000
junge Portugiesen aus politischen Gründen in den 15
Jahren vor dem 25. April 1974!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

8

 Unterstützung von Willy Brandt (frischer Bundeskanzler!) für

Mário Soares, durch die Friedrich-Ebert-Stiftung:
 Begin 1969 mit 6 Stipendien für portugiesische Studenten, die in

Portugal politisch-Verfolgte waren (ich war einer davon!).
 Setzte sich fort als Geburtshilfe für den neuen „Partido Socialista“,
die im deutschen Exil 1973 gegründet wurde.
 Deutschland nahm NATO-Mitgliedschaft sehr ernst, weil es

abhängig war von der NATO-Unterstützung, um den „Kalten
Krieg“ zu überstehen.
Die Priorität der Deutschen war damals die Öffnung nach Osten!
 Skandinavische Länder (damals sozialdemokratisch) waren die
einzigen im Westen, die die Befreiungsbewegungen in Afrika
gegen Portugal unterstützt haben und offen gegen den
Faschismus in Portugal Stellung bezogen haben
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

9

 Spirale der Verfolgung für die damaligen

Studentenführer:
 Studentenproteste gegen das Regime
  Staat prozessiert gegen mich






16.09.2014

(Verhaftung und Folter drohten!)
 Verurteilung
 Ausweisung aus der Universität
 Zwangseingliederung in das Militär (4 Jahre!)
 Abordnung in den Kolonialkrieg
 Einsatz vorzugsweise in bes. gefährliche
Frontabschnitte
 also: Flucht ins Ausland!
DPG Berlin/Brandenburg

10

 Deutschland gab uns kein politisches Asyl, da es NATO-Partner

von Portugal war (!!!). Deutschland lieferte Portugal auch
Waffen für den Kolonialkrieg…

 Spirale der Ilegalisierung in Deutschland:

Kein Asyl wegen NATO-Partnerschaft
  keine deutsche Papiere

 portugiesische Papiere liefen irgendwann mal ab
und die Behörden weigerten sich, sie zu erneuern…

 ohne legale Papiere in Deutschland

 Ausweisung aus Deutschland!
 Wie habe ich „mein Problem“ gelöst?
 Ich habe meinen alten portug. Pass gefälscht (künstlich verlängert),

und mit Hilfe falscher Dokumente mir einen neuen Pass besorgt!
Ich konnte damit hier weiter studieren!
 Später habe ich eine deutsche Frau geheiratet.
Ich konnte damit auch hier arbeiten!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

11

Die deutsche Sprache
Abhängigkeit vom Arbeitgeber
Geringe gewerkschaftliche Organisation
Wohnungssituation
Familienzusammenführung
Portugiesisch in der Schule
Mangelnde Aufklärung und unzureichende Unterstützung
bei den Problemen in Deutschland
 Mangelnde politische und soziale Rechte in Deutschland
 Politische Kontrolle und Gängelung durch die
portugiesische Behörden








16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

12

 „Grupo para a Associação dos Portugueses na Alemanha“ in 1972

(v. l. n. r.): Jorge Veludo, Maria da Luz Moita, Francisco Moita, Gabi, ?,
Luitgard Werner,
Vasco Esteves

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

13

 Deutsch-Unterricht -- kostenlos -- für alle
 Gründung eines

Arbeitervereins in Stuttgart
(„Associação Operária 1º Maio”)
 Demokratisch und legal (e. V.)
 gemeinnützig

 Zusammenarbeit mit deutschen

Organisationen (Gewerkschaften,
NGOs, politische Gruppen)
 Herausgabe einer Zeitung auf Portugiesisch
(„A Batalha“) mit Informationen über:





Rechte der Arbeiter/Ausländer
Lage in Portugal
Lage in den Kolonien
allgemeine Themen
(Erziehung, Emanzipation, etc.)

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

14

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

15

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

16

 Nach dem 25.4.1974, ging ein Teil der Portugiesen wieder in die Heimat,

obwohl gleichzeitig ½-Million “retornados” aus Afrika dazu kamen (!!):
politisch-Verfolgte kehrten zurück, das Leben der Arbeiter in Portugal wurde
besser
 Portugal trat 1986 in die EU ein. Auswanderung stieg langsam wieder an
 In den 90ern wurde Portugal sogar temporär zu einem Einwanderungsland

(aus den Ostblockstaaten)! Portugal war damit gleichzeitig Aus- und
Einwanderungsland!
 Seit 2000 stieg die Auswanderung wieder deutlich an, vor allem nach Europa:

zuerst Spanien, auch Schweiz, nun am stärksten in die UK
 Verstärkung der Auswanderung ab 2007 wegen der Wirtschaftskrise:

2013 haben 110.000 Portugiesen ihr Land verlassen, davon 30% in die UK und
10% nach Deutschland

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

17

 Ich schätze, in den letzten 15 Jahren haben ca. 800.000 Portugiesen ihr

Land verlassen!
 Zurzeit leben 2,3 Mio Portugiesen im Ausland:
 2/3 davon in Europa
 die meisten davon in Frankreich (600.000)
 In Deutschland lebten 2013 ca. 130.000 Portugiesen

(bereits mehr als in den 70er Jahren!)
 Relativ zur Bevölkerungszahl ist Portugal wieder (oder immer noch)

eines der Länder mit den meisten Auswanderern!
 Die Auswanderer sind diesmal wesentlich qualifizierter und jünger:
mehr als die Hälfte hat Abitur oder eine noch höhere Bildung.
 Nach Berlin kommen viele Kreativen, Künstler und Studenten.
 Die Gastarbeiterüberweisungen spielen keine große Rolle mehr.
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

18

 OEm - Observatório da Emigração – statistische Daten

http://www.observatorioemigracao.pt/
 Svenja Länder – Masterarbeit 2013
„A Batalha - Exilerfahrung und politische Aktivitäten der portugiesischen
Stipendiatengruppe der Friedrich-Ebert-Stiftung (1969-1974)“

http://www.esteves.de/ma-svenjalaender-2013.pdf
 Dokumente der Gruppe „GAPA“ und der
Zeitung „A Batalha“
 Andere damaligen Zeitungen in Deutschland gegen den
Faschismus in Portugal.
 Diese Präsentation steht in
http://www.esteves.de/vortrag-vasco-DPG-16.9.2014.pps
16.09.2014

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19


Slide 12

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

1

 Armando Rodrigues de Sá
(Foto: Alfred Koch)

war 1964 einer der ersten
portugiesischen – aber bereits
der 1.millionste Gastarbeiter
in Deutschland!

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

2

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

3

 Faschistische Diktatur

 40% Analphabetismus im europäischen Kernland
 Frauen hatten kaum Rechte
 5 Kolonien in Afrika, davon 3 im Krieg gegen Portugal
 Fast 50% des Staatshaushaltes waren fürs Militär!
 Isolierung (politisch + wirtschaftlich) in der Welt
 Aber das faschistische Portugal war

Gründungsmitglied der NATO (bereits seit 1949)!
 Portugal unterschreibt 1964 mit Deutschland einen
Anwerbevertrag für Arbeitskräfte
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

4

Portugiesen:
 1975
höchste Zahl
 1987
niedrigste Zahl

16.09.2014

Arman

DPG Berlin/Brandenburg

5

 Auswanderung war strikt legal organisiert;

Portugiesen wurden noch in Portugal auf ihre
Gesundheit überprüft, Männer hatten Wehrdienst
abgeleistet
 Politisch-Verfolgte aus Portugal hatten in Deutschland
keine Chance: Portugal war ja NATO-Partner!
 Auswanderung war Folge von: Unterentwicklung,
Unterdrückung, niedrige Löhne
 Damals hat jeder Gastarbeiter monatlich ca. 500 DM
nach Hause (Portugal) überwiesen!
Gastarbeiterüberweisungen waren für die
Außenhandelsbilanz in Portugal wichtiger als der
Tourismus selbst!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

6

 Gastarbeiter kamen meist in Firmenwohnheime runter (mehrere








Männer pro Zimmer). Familienzusammenführung und
Mindeststandards erst ab den 70er Jahren
Die Aufenthaltserlaubnisse waren in den ersten Jahren auf einige
Monate befristet
Die Arbeitserlaubnisse waren auch befristet und meisten auf nur eine
Firma beschränkt
Am Anfang war die Infrastruktur in Deutschland überhaupt nicht
vorbereitet für eine längerfristige Integration der Gastarbeiter:
unzureichende Wohnungen; keine Deutsch-Kurse für Ausländer;
wenige Übersetzer; Institutionen, Schulen und Behörden überfordert
Katholische Missionen als Treffpunkte und Caritas waren die ersten
Anlaufstellen bei Problemen. Betreuung war paternalistisch. Konsulate
haben erst 15 Jahre später einen eigenen Sozialdienste eingeführt!
Es gab noch wenige selbstorganisierte, demokratische Vereine

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

7

 Die Auswanderung nach Frankreich war chaotisch

aber tolerant: die Franzosen nahmen ALLE
Portugiesen auf, besorgten für sie Papiere (wenn
nötig) und ließen sie im Lande bleiben und arbeiten!
 Politisch-Verfolgte wurden akzeptiert!
NATO-Partnerschaft von Frankreich war kein
Hinderungsgrund für die Aufnahme + Tolerierung
politisch-Verfolgter aus Portugal
 Allein nach Frankreich flohen geschätzte 100.000
junge Portugiesen aus politischen Gründen in den 15
Jahren vor dem 25. April 1974!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

8

 Unterstützung von Willy Brandt (frischer Bundeskanzler!) für

Mário Soares, durch die Friedrich-Ebert-Stiftung:
 Begin 1969 mit 6 Stipendien für portugiesische Studenten, die in

Portugal politisch-Verfolgte waren (ich war einer davon!).
 Setzte sich fort als Geburtshilfe für den neuen „Partido Socialista“,
die im deutschen Exil 1973 gegründet wurde.
 Deutschland nahm NATO-Mitgliedschaft sehr ernst, weil es

abhängig war von der NATO-Unterstützung, um den „Kalten
Krieg“ zu überstehen.
Die Priorität der Deutschen war damals die Öffnung nach Osten!
 Skandinavische Länder (damals sozialdemokratisch) waren die
einzigen im Westen, die die Befreiungsbewegungen in Afrika
gegen Portugal unterstützt haben und offen gegen den
Faschismus in Portugal Stellung bezogen haben
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

9

 Spirale der Verfolgung für die damaligen

Studentenführer:
 Studentenproteste gegen das Regime
  Staat prozessiert gegen mich






16.09.2014

(Verhaftung und Folter drohten!)
 Verurteilung
 Ausweisung aus der Universität
 Zwangseingliederung in das Militär (4 Jahre!)
 Abordnung in den Kolonialkrieg
 Einsatz vorzugsweise in bes. gefährliche
Frontabschnitte
 also: Flucht ins Ausland!
DPG Berlin/Brandenburg

10

 Deutschland gab uns kein politisches Asyl, da es NATO-Partner

von Portugal war (!!!). Deutschland lieferte Portugal auch
Waffen für den Kolonialkrieg…

 Spirale der Ilegalisierung in Deutschland:

Kein Asyl wegen NATO-Partnerschaft
  keine deutsche Papiere

 portugiesische Papiere liefen irgendwann mal ab
und die Behörden weigerten sich, sie zu erneuern…

 ohne legale Papiere in Deutschland

 Ausweisung aus Deutschland!
 Wie habe ich „mein Problem“ gelöst?
 Ich habe meinen alten portug. Pass gefälscht (künstlich verlängert),

und mit Hilfe falscher Dokumente mir einen neuen Pass besorgt!
Ich konnte damit hier weiter studieren!
 Später habe ich eine deutsche Frau geheiratet.
Ich konnte damit auch hier arbeiten!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

11

Die deutsche Sprache
Abhängigkeit vom Arbeitgeber
Geringe gewerkschaftliche Organisation
Wohnungssituation
Familienzusammenführung
Portugiesisch in der Schule
Mangelnde Aufklärung und unzureichende Unterstützung
bei den Problemen in Deutschland
 Mangelnde politische und soziale Rechte in Deutschland
 Politische Kontrolle und Gängelung durch die
portugiesische Behörden








16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

12

 „Grupo para a Associação dos Portugueses na Alemanha“ in 1972

(v. l. n. r.): Jorge Veludo, Maria da Luz Moita, Francisco Moita, Gabi, ?,
Luitgard Werner,
Vasco Esteves

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

13

 Deutsch-Unterricht -- kostenlos -- für alle
 Gründung eines

Arbeitervereins in Stuttgart
(„Associação Operária 1º Maio”)
 Demokratisch und legal (e. V.)
 gemeinnützig

 Zusammenarbeit mit deutschen

Organisationen (Gewerkschaften,
NGOs, politische Gruppen)
 Herausgabe einer Zeitung auf Portugiesisch
(„A Batalha“) mit Informationen über:





Rechte der Arbeiter/Ausländer
Lage in Portugal
Lage in den Kolonien
allgemeine Themen
(Erziehung, Emanzipation, etc.)

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

14

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

15

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

16

 Nach dem 25.4.1974, ging ein Teil der Portugiesen wieder in die Heimat,

obwohl gleichzeitig ½-Million “retornados” aus Afrika dazu kamen (!!):
politisch-Verfolgte kehrten zurück, das Leben der Arbeiter in Portugal wurde
besser
 Portugal trat 1986 in die EU ein. Auswanderung stieg langsam wieder an
 In den 90ern wurde Portugal sogar temporär zu einem Einwanderungsland

(aus den Ostblockstaaten)! Portugal war damit gleichzeitig Aus- und
Einwanderungsland!
 Seit 2000 stieg die Auswanderung wieder deutlich an, vor allem nach Europa:

zuerst Spanien, auch Schweiz, nun am stärksten in die UK
 Verstärkung der Auswanderung ab 2007 wegen der Wirtschaftskrise:

2013 haben 110.000 Portugiesen ihr Land verlassen, davon 30% in die UK und
10% nach Deutschland

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

17

 Ich schätze, in den letzten 15 Jahren haben ca. 800.000 Portugiesen ihr

Land verlassen!
 Zurzeit leben 2,3 Mio Portugiesen im Ausland:
 2/3 davon in Europa
 die meisten davon in Frankreich (600.000)
 In Deutschland lebten 2013 ca. 130.000 Portugiesen

(bereits mehr als in den 70er Jahren!)
 Relativ zur Bevölkerungszahl ist Portugal wieder (oder immer noch)

eines der Länder mit den meisten Auswanderern!
 Die Auswanderer sind diesmal wesentlich qualifizierter und jünger:
mehr als die Hälfte hat Abitur oder eine noch höhere Bildung.
 Nach Berlin kommen viele Kreativen, Künstler und Studenten.
 Die Gastarbeiterüberweisungen spielen keine große Rolle mehr.
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

18

 OEm - Observatório da Emigração – statistische Daten

http://www.observatorioemigracao.pt/
 Svenja Länder – Masterarbeit 2013
„A Batalha - Exilerfahrung und politische Aktivitäten der portugiesischen
Stipendiatengruppe der Friedrich-Ebert-Stiftung (1969-1974)“

http://www.esteves.de/ma-svenjalaender-2013.pdf
 Dokumente der Gruppe „GAPA“ und der
Zeitung „A Batalha“
 Andere damaligen Zeitungen in Deutschland gegen den
Faschismus in Portugal.
 Diese Präsentation steht in
http://www.esteves.de/vortrag-vasco-DPG-16.9.2014.pps
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

19


Slide 13

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

1

 Armando Rodrigues de Sá
(Foto: Alfred Koch)

war 1964 einer der ersten
portugiesischen – aber bereits
der 1.millionste Gastarbeiter
in Deutschland!

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

2

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

3

 Faschistische Diktatur

 40% Analphabetismus im europäischen Kernland
 Frauen hatten kaum Rechte
 5 Kolonien in Afrika, davon 3 im Krieg gegen Portugal
 Fast 50% des Staatshaushaltes waren fürs Militär!
 Isolierung (politisch + wirtschaftlich) in der Welt
 Aber das faschistische Portugal war

Gründungsmitglied der NATO (bereits seit 1949)!
 Portugal unterschreibt 1964 mit Deutschland einen
Anwerbevertrag für Arbeitskräfte
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

4

Portugiesen:
 1975
höchste Zahl
 1987
niedrigste Zahl

16.09.2014

Arman

DPG Berlin/Brandenburg

5

 Auswanderung war strikt legal organisiert;

Portugiesen wurden noch in Portugal auf ihre
Gesundheit überprüft, Männer hatten Wehrdienst
abgeleistet
 Politisch-Verfolgte aus Portugal hatten in Deutschland
keine Chance: Portugal war ja NATO-Partner!
 Auswanderung war Folge von: Unterentwicklung,
Unterdrückung, niedrige Löhne
 Damals hat jeder Gastarbeiter monatlich ca. 500 DM
nach Hause (Portugal) überwiesen!
Gastarbeiterüberweisungen waren für die
Außenhandelsbilanz in Portugal wichtiger als der
Tourismus selbst!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

6

 Gastarbeiter kamen meist in Firmenwohnheime runter (mehrere








Männer pro Zimmer). Familienzusammenführung und
Mindeststandards erst ab den 70er Jahren
Die Aufenthaltserlaubnisse waren in den ersten Jahren auf einige
Monate befristet
Die Arbeitserlaubnisse waren auch befristet und meisten auf nur eine
Firma beschränkt
Am Anfang war die Infrastruktur in Deutschland überhaupt nicht
vorbereitet für eine längerfristige Integration der Gastarbeiter:
unzureichende Wohnungen; keine Deutsch-Kurse für Ausländer;
wenige Übersetzer; Institutionen, Schulen und Behörden überfordert
Katholische Missionen als Treffpunkte und Caritas waren die ersten
Anlaufstellen bei Problemen. Betreuung war paternalistisch. Konsulate
haben erst 15 Jahre später einen eigenen Sozialdienste eingeführt!
Es gab noch wenige selbstorganisierte, demokratische Vereine

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

7

 Die Auswanderung nach Frankreich war chaotisch

aber tolerant: die Franzosen nahmen ALLE
Portugiesen auf, besorgten für sie Papiere (wenn
nötig) und ließen sie im Lande bleiben und arbeiten!
 Politisch-Verfolgte wurden akzeptiert!
NATO-Partnerschaft von Frankreich war kein
Hinderungsgrund für die Aufnahme + Tolerierung
politisch-Verfolgter aus Portugal
 Allein nach Frankreich flohen geschätzte 100.000
junge Portugiesen aus politischen Gründen in den 15
Jahren vor dem 25. April 1974!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

8

 Unterstützung von Willy Brandt (frischer Bundeskanzler!) für

Mário Soares, durch die Friedrich-Ebert-Stiftung:
 Begin 1969 mit 6 Stipendien für portugiesische Studenten, die in

Portugal politisch-Verfolgte waren (ich war einer davon!).
 Setzte sich fort als Geburtshilfe für den neuen „Partido Socialista“,
die im deutschen Exil 1973 gegründet wurde.
 Deutschland nahm NATO-Mitgliedschaft sehr ernst, weil es

abhängig war von der NATO-Unterstützung, um den „Kalten
Krieg“ zu überstehen.
Die Priorität der Deutschen war damals die Öffnung nach Osten!
 Skandinavische Länder (damals sozialdemokratisch) waren die
einzigen im Westen, die die Befreiungsbewegungen in Afrika
gegen Portugal unterstützt haben und offen gegen den
Faschismus in Portugal Stellung bezogen haben
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

9

 Spirale der Verfolgung für die damaligen

Studentenführer:
 Studentenproteste gegen das Regime
  Staat prozessiert gegen mich






16.09.2014

(Verhaftung und Folter drohten!)
 Verurteilung
 Ausweisung aus der Universität
 Zwangseingliederung in das Militär (4 Jahre!)
 Abordnung in den Kolonialkrieg
 Einsatz vorzugsweise in bes. gefährliche
Frontabschnitte
 also: Flucht ins Ausland!
DPG Berlin/Brandenburg

10

 Deutschland gab uns kein politisches Asyl, da es NATO-Partner

von Portugal war (!!!). Deutschland lieferte Portugal auch
Waffen für den Kolonialkrieg…

 Spirale der Ilegalisierung in Deutschland:

Kein Asyl wegen NATO-Partnerschaft
  keine deutsche Papiere

 portugiesische Papiere liefen irgendwann mal ab
und die Behörden weigerten sich, sie zu erneuern…

 ohne legale Papiere in Deutschland

 Ausweisung aus Deutschland!
 Wie habe ich „mein Problem“ gelöst?
 Ich habe meinen alten portug. Pass gefälscht (künstlich verlängert),

und mit Hilfe falscher Dokumente mir einen neuen Pass besorgt!
Ich konnte damit hier weiter studieren!
 Später habe ich eine deutsche Frau geheiratet.
Ich konnte damit auch hier arbeiten!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

11

Die deutsche Sprache
Abhängigkeit vom Arbeitgeber
Geringe gewerkschaftliche Organisation
Wohnungssituation
Familienzusammenführung
Portugiesisch in der Schule
Mangelnde Aufklärung und unzureichende Unterstützung
bei den Problemen in Deutschland
 Mangelnde politische und soziale Rechte in Deutschland
 Politische Kontrolle und Gängelung durch die
portugiesische Behörden








16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

12

 „Grupo para a Associação dos Portugueses na Alemanha“ in 1972

(v. l. n. r.): Jorge Veludo, Maria da Luz Moita, Francisco Moita, Gabi, ?,
Luitgard Werner,
Vasco Esteves

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

13

 Deutsch-Unterricht -- kostenlos -- für alle
 Gründung eines

Arbeitervereins in Stuttgart
(„Associação Operária 1º Maio”)
 Demokratisch und legal (e. V.)
 gemeinnützig

 Zusammenarbeit mit deutschen

Organisationen (Gewerkschaften,
NGOs, politische Gruppen)
 Herausgabe einer Zeitung auf Portugiesisch
(„A Batalha“) mit Informationen über:





Rechte der Arbeiter/Ausländer
Lage in Portugal
Lage in den Kolonien
allgemeine Themen
(Erziehung, Emanzipation, etc.)

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

14

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

15

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

16

 Nach dem 25.4.1974, ging ein Teil der Portugiesen wieder in die Heimat,

obwohl gleichzeitig ½-Million “retornados” aus Afrika dazu kamen (!!):
politisch-Verfolgte kehrten zurück, das Leben der Arbeiter in Portugal wurde
besser
 Portugal trat 1986 in die EU ein. Auswanderung stieg langsam wieder an
 In den 90ern wurde Portugal sogar temporär zu einem Einwanderungsland

(aus den Ostblockstaaten)! Portugal war damit gleichzeitig Aus- und
Einwanderungsland!
 Seit 2000 stieg die Auswanderung wieder deutlich an, vor allem nach Europa:

zuerst Spanien, auch Schweiz, nun am stärksten in die UK
 Verstärkung der Auswanderung ab 2007 wegen der Wirtschaftskrise:

2013 haben 110.000 Portugiesen ihr Land verlassen, davon 30% in die UK und
10% nach Deutschland

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

17

 Ich schätze, in den letzten 15 Jahren haben ca. 800.000 Portugiesen ihr

Land verlassen!
 Zurzeit leben 2,3 Mio Portugiesen im Ausland:
 2/3 davon in Europa
 die meisten davon in Frankreich (600.000)
 In Deutschland lebten 2013 ca. 130.000 Portugiesen

(bereits mehr als in den 70er Jahren!)
 Relativ zur Bevölkerungszahl ist Portugal wieder (oder immer noch)

eines der Länder mit den meisten Auswanderern!
 Die Auswanderer sind diesmal wesentlich qualifizierter und jünger:
mehr als die Hälfte hat Abitur oder eine noch höhere Bildung.
 Nach Berlin kommen viele Kreativen, Künstler und Studenten.
 Die Gastarbeiterüberweisungen spielen keine große Rolle mehr.
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

18

 OEm - Observatório da Emigração – statistische Daten

http://www.observatorioemigracao.pt/
 Svenja Länder – Masterarbeit 2013
„A Batalha - Exilerfahrung und politische Aktivitäten der portugiesischen
Stipendiatengruppe der Friedrich-Ebert-Stiftung (1969-1974)“

http://www.esteves.de/ma-svenjalaender-2013.pdf
 Dokumente der Gruppe „GAPA“ und der
Zeitung „A Batalha“
 Andere damaligen Zeitungen in Deutschland gegen den
Faschismus in Portugal.
 Diese Präsentation steht in
http://www.esteves.de/vortrag-vasco-DPG-16.9.2014.pps
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

19


Slide 14

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

1

 Armando Rodrigues de Sá
(Foto: Alfred Koch)

war 1964 einer der ersten
portugiesischen – aber bereits
der 1.millionste Gastarbeiter
in Deutschland!

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

2

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

3

 Faschistische Diktatur

 40% Analphabetismus im europäischen Kernland
 Frauen hatten kaum Rechte
 5 Kolonien in Afrika, davon 3 im Krieg gegen Portugal
 Fast 50% des Staatshaushaltes waren fürs Militär!
 Isolierung (politisch + wirtschaftlich) in der Welt
 Aber das faschistische Portugal war

Gründungsmitglied der NATO (bereits seit 1949)!
 Portugal unterschreibt 1964 mit Deutschland einen
Anwerbevertrag für Arbeitskräfte
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

4

Portugiesen:
 1975
höchste Zahl
 1987
niedrigste Zahl

16.09.2014

Arman

DPG Berlin/Brandenburg

5

 Auswanderung war strikt legal organisiert;

Portugiesen wurden noch in Portugal auf ihre
Gesundheit überprüft, Männer hatten Wehrdienst
abgeleistet
 Politisch-Verfolgte aus Portugal hatten in Deutschland
keine Chance: Portugal war ja NATO-Partner!
 Auswanderung war Folge von: Unterentwicklung,
Unterdrückung, niedrige Löhne
 Damals hat jeder Gastarbeiter monatlich ca. 500 DM
nach Hause (Portugal) überwiesen!
Gastarbeiterüberweisungen waren für die
Außenhandelsbilanz in Portugal wichtiger als der
Tourismus selbst!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

6

 Gastarbeiter kamen meist in Firmenwohnheime runter (mehrere








Männer pro Zimmer). Familienzusammenführung und
Mindeststandards erst ab den 70er Jahren
Die Aufenthaltserlaubnisse waren in den ersten Jahren auf einige
Monate befristet
Die Arbeitserlaubnisse waren auch befristet und meisten auf nur eine
Firma beschränkt
Am Anfang war die Infrastruktur in Deutschland überhaupt nicht
vorbereitet für eine längerfristige Integration der Gastarbeiter:
unzureichende Wohnungen; keine Deutsch-Kurse für Ausländer;
wenige Übersetzer; Institutionen, Schulen und Behörden überfordert
Katholische Missionen als Treffpunkte und Caritas waren die ersten
Anlaufstellen bei Problemen. Betreuung war paternalistisch. Konsulate
haben erst 15 Jahre später einen eigenen Sozialdienste eingeführt!
Es gab noch wenige selbstorganisierte, demokratische Vereine

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

7

 Die Auswanderung nach Frankreich war chaotisch

aber tolerant: die Franzosen nahmen ALLE
Portugiesen auf, besorgten für sie Papiere (wenn
nötig) und ließen sie im Lande bleiben und arbeiten!
 Politisch-Verfolgte wurden akzeptiert!
NATO-Partnerschaft von Frankreich war kein
Hinderungsgrund für die Aufnahme + Tolerierung
politisch-Verfolgter aus Portugal
 Allein nach Frankreich flohen geschätzte 100.000
junge Portugiesen aus politischen Gründen in den 15
Jahren vor dem 25. April 1974!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

8

 Unterstützung von Willy Brandt (frischer Bundeskanzler!) für

Mário Soares, durch die Friedrich-Ebert-Stiftung:
 Begin 1969 mit 6 Stipendien für portugiesische Studenten, die in

Portugal politisch-Verfolgte waren (ich war einer davon!).
 Setzte sich fort als Geburtshilfe für den neuen „Partido Socialista“,
die im deutschen Exil 1973 gegründet wurde.
 Deutschland nahm NATO-Mitgliedschaft sehr ernst, weil es

abhängig war von der NATO-Unterstützung, um den „Kalten
Krieg“ zu überstehen.
Die Priorität der Deutschen war damals die Öffnung nach Osten!
 Skandinavische Länder (damals sozialdemokratisch) waren die
einzigen im Westen, die die Befreiungsbewegungen in Afrika
gegen Portugal unterstützt haben und offen gegen den
Faschismus in Portugal Stellung bezogen haben
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

9

 Spirale der Verfolgung für die damaligen

Studentenführer:
 Studentenproteste gegen das Regime
  Staat prozessiert gegen mich






16.09.2014

(Verhaftung und Folter drohten!)
 Verurteilung
 Ausweisung aus der Universität
 Zwangseingliederung in das Militär (4 Jahre!)
 Abordnung in den Kolonialkrieg
 Einsatz vorzugsweise in bes. gefährliche
Frontabschnitte
 also: Flucht ins Ausland!
DPG Berlin/Brandenburg

10

 Deutschland gab uns kein politisches Asyl, da es NATO-Partner

von Portugal war (!!!). Deutschland lieferte Portugal auch
Waffen für den Kolonialkrieg…

 Spirale der Ilegalisierung in Deutschland:

Kein Asyl wegen NATO-Partnerschaft
  keine deutsche Papiere

 portugiesische Papiere liefen irgendwann mal ab
und die Behörden weigerten sich, sie zu erneuern…

 ohne legale Papiere in Deutschland

 Ausweisung aus Deutschland!
 Wie habe ich „mein Problem“ gelöst?
 Ich habe meinen alten portug. Pass gefälscht (künstlich verlängert),

und mit Hilfe falscher Dokumente mir einen neuen Pass besorgt!
Ich konnte damit hier weiter studieren!
 Später habe ich eine deutsche Frau geheiratet.
Ich konnte damit auch hier arbeiten!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

11

Die deutsche Sprache
Abhängigkeit vom Arbeitgeber
Geringe gewerkschaftliche Organisation
Wohnungssituation
Familienzusammenführung
Portugiesisch in der Schule
Mangelnde Aufklärung und unzureichende Unterstützung
bei den Problemen in Deutschland
 Mangelnde politische und soziale Rechte in Deutschland
 Politische Kontrolle und Gängelung durch die
portugiesische Behörden








16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

12

 „Grupo para a Associação dos Portugueses na Alemanha“ in 1972

(v. l. n. r.): Jorge Veludo, Maria da Luz Moita, Francisco Moita, Gabi, ?,
Luitgard Werner,
Vasco Esteves

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

13

 Deutsch-Unterricht -- kostenlos -- für alle
 Gründung eines

Arbeitervereins in Stuttgart
(„Associação Operária 1º Maio”)
 Demokratisch und legal (e. V.)
 gemeinnützig

 Zusammenarbeit mit deutschen

Organisationen (Gewerkschaften,
NGOs, politische Gruppen)
 Herausgabe einer Zeitung auf Portugiesisch
(„A Batalha“) mit Informationen über:





Rechte der Arbeiter/Ausländer
Lage in Portugal
Lage in den Kolonien
allgemeine Themen
(Erziehung, Emanzipation, etc.)

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

14

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

15

16.09.2014

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16

 Nach dem 25.4.1974, ging ein Teil der Portugiesen wieder in die Heimat,

obwohl gleichzeitig ½-Million “retornados” aus Afrika dazu kamen (!!):
politisch-Verfolgte kehrten zurück, das Leben der Arbeiter in Portugal wurde
besser
 Portugal trat 1986 in die EU ein. Auswanderung stieg langsam wieder an
 In den 90ern wurde Portugal sogar temporär zu einem Einwanderungsland

(aus den Ostblockstaaten)! Portugal war damit gleichzeitig Aus- und
Einwanderungsland!
 Seit 2000 stieg die Auswanderung wieder deutlich an, vor allem nach Europa:

zuerst Spanien, auch Schweiz, nun am stärksten in die UK
 Verstärkung der Auswanderung ab 2007 wegen der Wirtschaftskrise:

2013 haben 110.000 Portugiesen ihr Land verlassen, davon 30% in die UK und
10% nach Deutschland

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

17

 Ich schätze, in den letzten 15 Jahren haben ca. 800.000 Portugiesen ihr

Land verlassen!
 Zurzeit leben 2,3 Mio Portugiesen im Ausland:
 2/3 davon in Europa
 die meisten davon in Frankreich (600.000)
 In Deutschland lebten 2013 ca. 130.000 Portugiesen

(bereits mehr als in den 70er Jahren!)
 Relativ zur Bevölkerungszahl ist Portugal wieder (oder immer noch)

eines der Länder mit den meisten Auswanderern!
 Die Auswanderer sind diesmal wesentlich qualifizierter und jünger:
mehr als die Hälfte hat Abitur oder eine noch höhere Bildung.
 Nach Berlin kommen viele Kreativen, Künstler und Studenten.
 Die Gastarbeiterüberweisungen spielen keine große Rolle mehr.
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

18

 OEm - Observatório da Emigração – statistische Daten

http://www.observatorioemigracao.pt/
 Svenja Länder – Masterarbeit 2013
„A Batalha - Exilerfahrung und politische Aktivitäten der portugiesischen
Stipendiatengruppe der Friedrich-Ebert-Stiftung (1969-1974)“

http://www.esteves.de/ma-svenjalaender-2013.pdf
 Dokumente der Gruppe „GAPA“ und der
Zeitung „A Batalha“
 Andere damaligen Zeitungen in Deutschland gegen den
Faschismus in Portugal.
 Diese Präsentation steht in
http://www.esteves.de/vortrag-vasco-DPG-16.9.2014.pps
16.09.2014

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1

 Armando Rodrigues de Sá
(Foto: Alfred Koch)

war 1964 einer der ersten
portugiesischen – aber bereits
der 1.millionste Gastarbeiter
in Deutschland!

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

2

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

3

 Faschistische Diktatur

 40% Analphabetismus im europäischen Kernland
 Frauen hatten kaum Rechte
 5 Kolonien in Afrika, davon 3 im Krieg gegen Portugal
 Fast 50% des Staatshaushaltes waren fürs Militär!
 Isolierung (politisch + wirtschaftlich) in der Welt
 Aber das faschistische Portugal war

Gründungsmitglied der NATO (bereits seit 1949)!
 Portugal unterschreibt 1964 mit Deutschland einen
Anwerbevertrag für Arbeitskräfte
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

4

Portugiesen:
 1975
höchste Zahl
 1987
niedrigste Zahl

16.09.2014

Arman

DPG Berlin/Brandenburg

5

 Auswanderung war strikt legal organisiert;

Portugiesen wurden noch in Portugal auf ihre
Gesundheit überprüft, Männer hatten Wehrdienst
abgeleistet
 Politisch-Verfolgte aus Portugal hatten in Deutschland
keine Chance: Portugal war ja NATO-Partner!
 Auswanderung war Folge von: Unterentwicklung,
Unterdrückung, niedrige Löhne
 Damals hat jeder Gastarbeiter monatlich ca. 500 DM
nach Hause (Portugal) überwiesen!
Gastarbeiterüberweisungen waren für die
Außenhandelsbilanz in Portugal wichtiger als der
Tourismus selbst!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

6

 Gastarbeiter kamen meist in Firmenwohnheime runter (mehrere








Männer pro Zimmer). Familienzusammenführung und
Mindeststandards erst ab den 70er Jahren
Die Aufenthaltserlaubnisse waren in den ersten Jahren auf einige
Monate befristet
Die Arbeitserlaubnisse waren auch befristet und meisten auf nur eine
Firma beschränkt
Am Anfang war die Infrastruktur in Deutschland überhaupt nicht
vorbereitet für eine längerfristige Integration der Gastarbeiter:
unzureichende Wohnungen; keine Deutsch-Kurse für Ausländer;
wenige Übersetzer; Institutionen, Schulen und Behörden überfordert
Katholische Missionen als Treffpunkte und Caritas waren die ersten
Anlaufstellen bei Problemen. Betreuung war paternalistisch. Konsulate
haben erst 15 Jahre später einen eigenen Sozialdienste eingeführt!
Es gab noch wenige selbstorganisierte, demokratische Vereine

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

7

 Die Auswanderung nach Frankreich war chaotisch

aber tolerant: die Franzosen nahmen ALLE
Portugiesen auf, besorgten für sie Papiere (wenn
nötig) und ließen sie im Lande bleiben und arbeiten!
 Politisch-Verfolgte wurden akzeptiert!
NATO-Partnerschaft von Frankreich war kein
Hinderungsgrund für die Aufnahme + Tolerierung
politisch-Verfolgter aus Portugal
 Allein nach Frankreich flohen geschätzte 100.000
junge Portugiesen aus politischen Gründen in den 15
Jahren vor dem 25. April 1974!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

8

 Unterstützung von Willy Brandt (frischer Bundeskanzler!) für

Mário Soares, durch die Friedrich-Ebert-Stiftung:
 Begin 1969 mit 6 Stipendien für portugiesische Studenten, die in

Portugal politisch-Verfolgte waren (ich war einer davon!).
 Setzte sich fort als Geburtshilfe für den neuen „Partido Socialista“,
die im deutschen Exil 1973 gegründet wurde.
 Deutschland nahm NATO-Mitgliedschaft sehr ernst, weil es

abhängig war von der NATO-Unterstützung, um den „Kalten
Krieg“ zu überstehen.
Die Priorität der Deutschen war damals die Öffnung nach Osten!
 Skandinavische Länder (damals sozialdemokratisch) waren die
einzigen im Westen, die die Befreiungsbewegungen in Afrika
gegen Portugal unterstützt haben und offen gegen den
Faschismus in Portugal Stellung bezogen haben
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

9

 Spirale der Verfolgung für die damaligen

Studentenführer:
 Studentenproteste gegen das Regime
  Staat prozessiert gegen mich






16.09.2014

(Verhaftung und Folter drohten!)
 Verurteilung
 Ausweisung aus der Universität
 Zwangseingliederung in das Militär (4 Jahre!)
 Abordnung in den Kolonialkrieg
 Einsatz vorzugsweise in bes. gefährliche
Frontabschnitte
 also: Flucht ins Ausland!
DPG Berlin/Brandenburg

10

 Deutschland gab uns kein politisches Asyl, da es NATO-Partner

von Portugal war (!!!). Deutschland lieferte Portugal auch
Waffen für den Kolonialkrieg…

 Spirale der Ilegalisierung in Deutschland:

Kein Asyl wegen NATO-Partnerschaft
  keine deutsche Papiere

 portugiesische Papiere liefen irgendwann mal ab
und die Behörden weigerten sich, sie zu erneuern…

 ohne legale Papiere in Deutschland

 Ausweisung aus Deutschland!
 Wie habe ich „mein Problem“ gelöst?
 Ich habe meinen alten portug. Pass gefälscht (künstlich verlängert),

und mit Hilfe falscher Dokumente mir einen neuen Pass besorgt!
Ich konnte damit hier weiter studieren!
 Später habe ich eine deutsche Frau geheiratet.
Ich konnte damit auch hier arbeiten!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

11

Die deutsche Sprache
Abhängigkeit vom Arbeitgeber
Geringe gewerkschaftliche Organisation
Wohnungssituation
Familienzusammenführung
Portugiesisch in der Schule
Mangelnde Aufklärung und unzureichende Unterstützung
bei den Problemen in Deutschland
 Mangelnde politische und soziale Rechte in Deutschland
 Politische Kontrolle und Gängelung durch die
portugiesische Behörden








16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

12

 „Grupo para a Associação dos Portugueses na Alemanha“ in 1972

(v. l. n. r.): Jorge Veludo, Maria da Luz Moita, Francisco Moita, Gabi, ?,
Luitgard Werner,
Vasco Esteves

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

13

 Deutsch-Unterricht -- kostenlos -- für alle
 Gründung eines

Arbeitervereins in Stuttgart
(„Associação Operária 1º Maio”)
 Demokratisch und legal (e. V.)
 gemeinnützig

 Zusammenarbeit mit deutschen

Organisationen (Gewerkschaften,
NGOs, politische Gruppen)
 Herausgabe einer Zeitung auf Portugiesisch
(„A Batalha“) mit Informationen über:





Rechte der Arbeiter/Ausländer
Lage in Portugal
Lage in den Kolonien
allgemeine Themen
(Erziehung, Emanzipation, etc.)

16.09.2014

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14

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DPG Berlin/Brandenburg

15

16.09.2014

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16

 Nach dem 25.4.1974, ging ein Teil der Portugiesen wieder in die Heimat,

obwohl gleichzeitig ½-Million “retornados” aus Afrika dazu kamen (!!):
politisch-Verfolgte kehrten zurück, das Leben der Arbeiter in Portugal wurde
besser
 Portugal trat 1986 in die EU ein. Auswanderung stieg langsam wieder an
 In den 90ern wurde Portugal sogar temporär zu einem Einwanderungsland

(aus den Ostblockstaaten)! Portugal war damit gleichzeitig Aus- und
Einwanderungsland!
 Seit 2000 stieg die Auswanderung wieder deutlich an, vor allem nach Europa:

zuerst Spanien, auch Schweiz, nun am stärksten in die UK
 Verstärkung der Auswanderung ab 2007 wegen der Wirtschaftskrise:

2013 haben 110.000 Portugiesen ihr Land verlassen, davon 30% in die UK und
10% nach Deutschland

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

17

 Ich schätze, in den letzten 15 Jahren haben ca. 800.000 Portugiesen ihr

Land verlassen!
 Zurzeit leben 2,3 Mio Portugiesen im Ausland:
 2/3 davon in Europa
 die meisten davon in Frankreich (600.000)
 In Deutschland lebten 2013 ca. 130.000 Portugiesen

(bereits mehr als in den 70er Jahren!)
 Relativ zur Bevölkerungszahl ist Portugal wieder (oder immer noch)

eines der Länder mit den meisten Auswanderern!
 Die Auswanderer sind diesmal wesentlich qualifizierter und jünger:
mehr als die Hälfte hat Abitur oder eine noch höhere Bildung.
 Nach Berlin kommen viele Kreativen, Künstler und Studenten.
 Die Gastarbeiterüberweisungen spielen keine große Rolle mehr.
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

18

 OEm - Observatório da Emigração – statistische Daten

http://www.observatorioemigracao.pt/
 Svenja Länder – Masterarbeit 2013
„A Batalha - Exilerfahrung und politische Aktivitäten der portugiesischen
Stipendiatengruppe der Friedrich-Ebert-Stiftung (1969-1974)“

http://www.esteves.de/ma-svenjalaender-2013.pdf
 Dokumente der Gruppe „GAPA“ und der
Zeitung „A Batalha“
 Andere damaligen Zeitungen in Deutschland gegen den
Faschismus in Portugal.
 Diese Präsentation steht in
http://www.esteves.de/vortrag-vasco-DPG-16.9.2014.pps
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

19


Slide 16

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

1

 Armando Rodrigues de Sá
(Foto: Alfred Koch)

war 1964 einer der ersten
portugiesischen – aber bereits
der 1.millionste Gastarbeiter
in Deutschland!

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

2

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

3

 Faschistische Diktatur

 40% Analphabetismus im europäischen Kernland
 Frauen hatten kaum Rechte
 5 Kolonien in Afrika, davon 3 im Krieg gegen Portugal
 Fast 50% des Staatshaushaltes waren fürs Militär!
 Isolierung (politisch + wirtschaftlich) in der Welt
 Aber das faschistische Portugal war

Gründungsmitglied der NATO (bereits seit 1949)!
 Portugal unterschreibt 1964 mit Deutschland einen
Anwerbevertrag für Arbeitskräfte
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

4

Portugiesen:
 1975
höchste Zahl
 1987
niedrigste Zahl

16.09.2014

Arman

DPG Berlin/Brandenburg

5

 Auswanderung war strikt legal organisiert;

Portugiesen wurden noch in Portugal auf ihre
Gesundheit überprüft, Männer hatten Wehrdienst
abgeleistet
 Politisch-Verfolgte aus Portugal hatten in Deutschland
keine Chance: Portugal war ja NATO-Partner!
 Auswanderung war Folge von: Unterentwicklung,
Unterdrückung, niedrige Löhne
 Damals hat jeder Gastarbeiter monatlich ca. 500 DM
nach Hause (Portugal) überwiesen!
Gastarbeiterüberweisungen waren für die
Außenhandelsbilanz in Portugal wichtiger als der
Tourismus selbst!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

6

 Gastarbeiter kamen meist in Firmenwohnheime runter (mehrere








Männer pro Zimmer). Familienzusammenführung und
Mindeststandards erst ab den 70er Jahren
Die Aufenthaltserlaubnisse waren in den ersten Jahren auf einige
Monate befristet
Die Arbeitserlaubnisse waren auch befristet und meisten auf nur eine
Firma beschränkt
Am Anfang war die Infrastruktur in Deutschland überhaupt nicht
vorbereitet für eine längerfristige Integration der Gastarbeiter:
unzureichende Wohnungen; keine Deutsch-Kurse für Ausländer;
wenige Übersetzer; Institutionen, Schulen und Behörden überfordert
Katholische Missionen als Treffpunkte und Caritas waren die ersten
Anlaufstellen bei Problemen. Betreuung war paternalistisch. Konsulate
haben erst 15 Jahre später einen eigenen Sozialdienste eingeführt!
Es gab noch wenige selbstorganisierte, demokratische Vereine

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

7

 Die Auswanderung nach Frankreich war chaotisch

aber tolerant: die Franzosen nahmen ALLE
Portugiesen auf, besorgten für sie Papiere (wenn
nötig) und ließen sie im Lande bleiben und arbeiten!
 Politisch-Verfolgte wurden akzeptiert!
NATO-Partnerschaft von Frankreich war kein
Hinderungsgrund für die Aufnahme + Tolerierung
politisch-Verfolgter aus Portugal
 Allein nach Frankreich flohen geschätzte 100.000
junge Portugiesen aus politischen Gründen in den 15
Jahren vor dem 25. April 1974!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

8

 Unterstützung von Willy Brandt (frischer Bundeskanzler!) für

Mário Soares, durch die Friedrich-Ebert-Stiftung:
 Begin 1969 mit 6 Stipendien für portugiesische Studenten, die in

Portugal politisch-Verfolgte waren (ich war einer davon!).
 Setzte sich fort als Geburtshilfe für den neuen „Partido Socialista“,
die im deutschen Exil 1973 gegründet wurde.
 Deutschland nahm NATO-Mitgliedschaft sehr ernst, weil es

abhängig war von der NATO-Unterstützung, um den „Kalten
Krieg“ zu überstehen.
Die Priorität der Deutschen war damals die Öffnung nach Osten!
 Skandinavische Länder (damals sozialdemokratisch) waren die
einzigen im Westen, die die Befreiungsbewegungen in Afrika
gegen Portugal unterstützt haben und offen gegen den
Faschismus in Portugal Stellung bezogen haben
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

9

 Spirale der Verfolgung für die damaligen

Studentenführer:
 Studentenproteste gegen das Regime
  Staat prozessiert gegen mich






16.09.2014

(Verhaftung und Folter drohten!)
 Verurteilung
 Ausweisung aus der Universität
 Zwangseingliederung in das Militär (4 Jahre!)
 Abordnung in den Kolonialkrieg
 Einsatz vorzugsweise in bes. gefährliche
Frontabschnitte
 also: Flucht ins Ausland!
DPG Berlin/Brandenburg

10

 Deutschland gab uns kein politisches Asyl, da es NATO-Partner

von Portugal war (!!!). Deutschland lieferte Portugal auch
Waffen für den Kolonialkrieg…

 Spirale der Ilegalisierung in Deutschland:

Kein Asyl wegen NATO-Partnerschaft
  keine deutsche Papiere

 portugiesische Papiere liefen irgendwann mal ab
und die Behörden weigerten sich, sie zu erneuern…

 ohne legale Papiere in Deutschland

 Ausweisung aus Deutschland!
 Wie habe ich „mein Problem“ gelöst?
 Ich habe meinen alten portug. Pass gefälscht (künstlich verlängert),

und mit Hilfe falscher Dokumente mir einen neuen Pass besorgt!
Ich konnte damit hier weiter studieren!
 Später habe ich eine deutsche Frau geheiratet.
Ich konnte damit auch hier arbeiten!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

11

Die deutsche Sprache
Abhängigkeit vom Arbeitgeber
Geringe gewerkschaftliche Organisation
Wohnungssituation
Familienzusammenführung
Portugiesisch in der Schule
Mangelnde Aufklärung und unzureichende Unterstützung
bei den Problemen in Deutschland
 Mangelnde politische und soziale Rechte in Deutschland
 Politische Kontrolle und Gängelung durch die
portugiesische Behörden








16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

12

 „Grupo para a Associação dos Portugueses na Alemanha“ in 1972

(v. l. n. r.): Jorge Veludo, Maria da Luz Moita, Francisco Moita, Gabi, ?,
Luitgard Werner,
Vasco Esteves

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

13

 Deutsch-Unterricht -- kostenlos -- für alle
 Gründung eines

Arbeitervereins in Stuttgart
(„Associação Operária 1º Maio”)
 Demokratisch und legal (e. V.)
 gemeinnützig

 Zusammenarbeit mit deutschen

Organisationen (Gewerkschaften,
NGOs, politische Gruppen)
 Herausgabe einer Zeitung auf Portugiesisch
(„A Batalha“) mit Informationen über:





Rechte der Arbeiter/Ausländer
Lage in Portugal
Lage in den Kolonien
allgemeine Themen
(Erziehung, Emanzipation, etc.)

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

14

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

15

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

16

 Nach dem 25.4.1974, ging ein Teil der Portugiesen wieder in die Heimat,

obwohl gleichzeitig ½-Million “retornados” aus Afrika dazu kamen (!!):
politisch-Verfolgte kehrten zurück, das Leben der Arbeiter in Portugal wurde
besser
 Portugal trat 1986 in die EU ein. Auswanderung stieg langsam wieder an
 In den 90ern wurde Portugal sogar temporär zu einem Einwanderungsland

(aus den Ostblockstaaten)! Portugal war damit gleichzeitig Aus- und
Einwanderungsland!
 Seit 2000 stieg die Auswanderung wieder deutlich an, vor allem nach Europa:

zuerst Spanien, auch Schweiz, nun am stärksten in die UK
 Verstärkung der Auswanderung ab 2007 wegen der Wirtschaftskrise:

2013 haben 110.000 Portugiesen ihr Land verlassen, davon 30% in die UK und
10% nach Deutschland

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

17

 Ich schätze, in den letzten 15 Jahren haben ca. 800.000 Portugiesen ihr

Land verlassen!
 Zurzeit leben 2,3 Mio Portugiesen im Ausland:
 2/3 davon in Europa
 die meisten davon in Frankreich (600.000)
 In Deutschland lebten 2013 ca. 130.000 Portugiesen

(bereits mehr als in den 70er Jahren!)
 Relativ zur Bevölkerungszahl ist Portugal wieder (oder immer noch)

eines der Länder mit den meisten Auswanderern!
 Die Auswanderer sind diesmal wesentlich qualifizierter und jünger:
mehr als die Hälfte hat Abitur oder eine noch höhere Bildung.
 Nach Berlin kommen viele Kreativen, Künstler und Studenten.
 Die Gastarbeiterüberweisungen spielen keine große Rolle mehr.
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

18

 OEm - Observatório da Emigração – statistische Daten

http://www.observatorioemigracao.pt/
 Svenja Länder – Masterarbeit 2013
„A Batalha - Exilerfahrung und politische Aktivitäten der portugiesischen
Stipendiatengruppe der Friedrich-Ebert-Stiftung (1969-1974)“

http://www.esteves.de/ma-svenjalaender-2013.pdf
 Dokumente der Gruppe „GAPA“ und der
Zeitung „A Batalha“
 Andere damaligen Zeitungen in Deutschland gegen den
Faschismus in Portugal.
 Diese Präsentation steht in
http://www.esteves.de/vortrag-vasco-DPG-16.9.2014.pps
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

19


Slide 17

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

1

 Armando Rodrigues de Sá
(Foto: Alfred Koch)

war 1964 einer der ersten
portugiesischen – aber bereits
der 1.millionste Gastarbeiter
in Deutschland!

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

2

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

3

 Faschistische Diktatur

 40% Analphabetismus im europäischen Kernland
 Frauen hatten kaum Rechte
 5 Kolonien in Afrika, davon 3 im Krieg gegen Portugal
 Fast 50% des Staatshaushaltes waren fürs Militär!
 Isolierung (politisch + wirtschaftlich) in der Welt
 Aber das faschistische Portugal war

Gründungsmitglied der NATO (bereits seit 1949)!
 Portugal unterschreibt 1964 mit Deutschland einen
Anwerbevertrag für Arbeitskräfte
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

4

Portugiesen:
 1975
höchste Zahl
 1987
niedrigste Zahl

16.09.2014

Arman

DPG Berlin/Brandenburg

5

 Auswanderung war strikt legal organisiert;

Portugiesen wurden noch in Portugal auf ihre
Gesundheit überprüft, Männer hatten Wehrdienst
abgeleistet
 Politisch-Verfolgte aus Portugal hatten in Deutschland
keine Chance: Portugal war ja NATO-Partner!
 Auswanderung war Folge von: Unterentwicklung,
Unterdrückung, niedrige Löhne
 Damals hat jeder Gastarbeiter monatlich ca. 500 DM
nach Hause (Portugal) überwiesen!
Gastarbeiterüberweisungen waren für die
Außenhandelsbilanz in Portugal wichtiger als der
Tourismus selbst!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

6

 Gastarbeiter kamen meist in Firmenwohnheime runter (mehrere








Männer pro Zimmer). Familienzusammenführung und
Mindeststandards erst ab den 70er Jahren
Die Aufenthaltserlaubnisse waren in den ersten Jahren auf einige
Monate befristet
Die Arbeitserlaubnisse waren auch befristet und meisten auf nur eine
Firma beschränkt
Am Anfang war die Infrastruktur in Deutschland überhaupt nicht
vorbereitet für eine längerfristige Integration der Gastarbeiter:
unzureichende Wohnungen; keine Deutsch-Kurse für Ausländer;
wenige Übersetzer; Institutionen, Schulen und Behörden überfordert
Katholische Missionen als Treffpunkte und Caritas waren die ersten
Anlaufstellen bei Problemen. Betreuung war paternalistisch. Konsulate
haben erst 15 Jahre später einen eigenen Sozialdienste eingeführt!
Es gab noch wenige selbstorganisierte, demokratische Vereine

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

7

 Die Auswanderung nach Frankreich war chaotisch

aber tolerant: die Franzosen nahmen ALLE
Portugiesen auf, besorgten für sie Papiere (wenn
nötig) und ließen sie im Lande bleiben und arbeiten!
 Politisch-Verfolgte wurden akzeptiert!
NATO-Partnerschaft von Frankreich war kein
Hinderungsgrund für die Aufnahme + Tolerierung
politisch-Verfolgter aus Portugal
 Allein nach Frankreich flohen geschätzte 100.000
junge Portugiesen aus politischen Gründen in den 15
Jahren vor dem 25. April 1974!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

8

 Unterstützung von Willy Brandt (frischer Bundeskanzler!) für

Mário Soares, durch die Friedrich-Ebert-Stiftung:
 Begin 1969 mit 6 Stipendien für portugiesische Studenten, die in

Portugal politisch-Verfolgte waren (ich war einer davon!).
 Setzte sich fort als Geburtshilfe für den neuen „Partido Socialista“,
die im deutschen Exil 1973 gegründet wurde.
 Deutschland nahm NATO-Mitgliedschaft sehr ernst, weil es

abhängig war von der NATO-Unterstützung, um den „Kalten
Krieg“ zu überstehen.
Die Priorität der Deutschen war damals die Öffnung nach Osten!
 Skandinavische Länder (damals sozialdemokratisch) waren die
einzigen im Westen, die die Befreiungsbewegungen in Afrika
gegen Portugal unterstützt haben und offen gegen den
Faschismus in Portugal Stellung bezogen haben
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

9

 Spirale der Verfolgung für die damaligen

Studentenführer:
 Studentenproteste gegen das Regime
  Staat prozessiert gegen mich






16.09.2014

(Verhaftung und Folter drohten!)
 Verurteilung
 Ausweisung aus der Universität
 Zwangseingliederung in das Militär (4 Jahre!)
 Abordnung in den Kolonialkrieg
 Einsatz vorzugsweise in bes. gefährliche
Frontabschnitte
 also: Flucht ins Ausland!
DPG Berlin/Brandenburg

10

 Deutschland gab uns kein politisches Asyl, da es NATO-Partner

von Portugal war (!!!). Deutschland lieferte Portugal auch
Waffen für den Kolonialkrieg…

 Spirale der Ilegalisierung in Deutschland:

Kein Asyl wegen NATO-Partnerschaft
  keine deutsche Papiere

 portugiesische Papiere liefen irgendwann mal ab
und die Behörden weigerten sich, sie zu erneuern…

 ohne legale Papiere in Deutschland

 Ausweisung aus Deutschland!
 Wie habe ich „mein Problem“ gelöst?
 Ich habe meinen alten portug. Pass gefälscht (künstlich verlängert),

und mit Hilfe falscher Dokumente mir einen neuen Pass besorgt!
Ich konnte damit hier weiter studieren!
 Später habe ich eine deutsche Frau geheiratet.
Ich konnte damit auch hier arbeiten!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

11

Die deutsche Sprache
Abhängigkeit vom Arbeitgeber
Geringe gewerkschaftliche Organisation
Wohnungssituation
Familienzusammenführung
Portugiesisch in der Schule
Mangelnde Aufklärung und unzureichende Unterstützung
bei den Problemen in Deutschland
 Mangelnde politische und soziale Rechte in Deutschland
 Politische Kontrolle und Gängelung durch die
portugiesische Behörden








16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

12

 „Grupo para a Associação dos Portugueses na Alemanha“ in 1972

(v. l. n. r.): Jorge Veludo, Maria da Luz Moita, Francisco Moita, Gabi, ?,
Luitgard Werner,
Vasco Esteves

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

13

 Deutsch-Unterricht -- kostenlos -- für alle
 Gründung eines

Arbeitervereins in Stuttgart
(„Associação Operária 1º Maio”)
 Demokratisch und legal (e. V.)
 gemeinnützig

 Zusammenarbeit mit deutschen

Organisationen (Gewerkschaften,
NGOs, politische Gruppen)
 Herausgabe einer Zeitung auf Portugiesisch
(„A Batalha“) mit Informationen über:





Rechte der Arbeiter/Ausländer
Lage in Portugal
Lage in den Kolonien
allgemeine Themen
(Erziehung, Emanzipation, etc.)

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

14

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

15

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

16

 Nach dem 25.4.1974, ging ein Teil der Portugiesen wieder in die Heimat,

obwohl gleichzeitig ½-Million “retornados” aus Afrika dazu kamen (!!):
politisch-Verfolgte kehrten zurück, das Leben der Arbeiter in Portugal wurde
besser
 Portugal trat 1986 in die EU ein. Auswanderung stieg langsam wieder an
 In den 90ern wurde Portugal sogar temporär zu einem Einwanderungsland

(aus den Ostblockstaaten)! Portugal war damit gleichzeitig Aus- und
Einwanderungsland!
 Seit 2000 stieg die Auswanderung wieder deutlich an, vor allem nach Europa:

zuerst Spanien, auch Schweiz, nun am stärksten in die UK
 Verstärkung der Auswanderung ab 2007 wegen der Wirtschaftskrise:

2013 haben 110.000 Portugiesen ihr Land verlassen, davon 30% in die UK und
10% nach Deutschland

16.09.2014

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17

 Ich schätze, in den letzten 15 Jahren haben ca. 800.000 Portugiesen ihr

Land verlassen!
 Zurzeit leben 2,3 Mio Portugiesen im Ausland:
 2/3 davon in Europa
 die meisten davon in Frankreich (600.000)
 In Deutschland lebten 2013 ca. 130.000 Portugiesen

(bereits mehr als in den 70er Jahren!)
 Relativ zur Bevölkerungszahl ist Portugal wieder (oder immer noch)

eines der Länder mit den meisten Auswanderern!
 Die Auswanderer sind diesmal wesentlich qualifizierter und jünger:
mehr als die Hälfte hat Abitur oder eine noch höhere Bildung.
 Nach Berlin kommen viele Kreativen, Künstler und Studenten.
 Die Gastarbeiterüberweisungen spielen keine große Rolle mehr.
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

18

 OEm - Observatório da Emigração – statistische Daten

http://www.observatorioemigracao.pt/
 Svenja Länder – Masterarbeit 2013
„A Batalha - Exilerfahrung und politische Aktivitäten der portugiesischen
Stipendiatengruppe der Friedrich-Ebert-Stiftung (1969-1974)“

http://www.esteves.de/ma-svenjalaender-2013.pdf
 Dokumente der Gruppe „GAPA“ und der
Zeitung „A Batalha“
 Andere damaligen Zeitungen in Deutschland gegen den
Faschismus in Portugal.
 Diese Präsentation steht in
http://www.esteves.de/vortrag-vasco-DPG-16.9.2014.pps
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1

 Armando Rodrigues de Sá
(Foto: Alfred Koch)

war 1964 einer der ersten
portugiesischen – aber bereits
der 1.millionste Gastarbeiter
in Deutschland!

16.09.2014

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2

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

3

 Faschistische Diktatur

 40% Analphabetismus im europäischen Kernland
 Frauen hatten kaum Rechte
 5 Kolonien in Afrika, davon 3 im Krieg gegen Portugal
 Fast 50% des Staatshaushaltes waren fürs Militär!
 Isolierung (politisch + wirtschaftlich) in der Welt
 Aber das faschistische Portugal war

Gründungsmitglied der NATO (bereits seit 1949)!
 Portugal unterschreibt 1964 mit Deutschland einen
Anwerbevertrag für Arbeitskräfte
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

4

Portugiesen:
 1975
höchste Zahl
 1987
niedrigste Zahl

16.09.2014

Arman

DPG Berlin/Brandenburg

5

 Auswanderung war strikt legal organisiert;

Portugiesen wurden noch in Portugal auf ihre
Gesundheit überprüft, Männer hatten Wehrdienst
abgeleistet
 Politisch-Verfolgte aus Portugal hatten in Deutschland
keine Chance: Portugal war ja NATO-Partner!
 Auswanderung war Folge von: Unterentwicklung,
Unterdrückung, niedrige Löhne
 Damals hat jeder Gastarbeiter monatlich ca. 500 DM
nach Hause (Portugal) überwiesen!
Gastarbeiterüberweisungen waren für die
Außenhandelsbilanz in Portugal wichtiger als der
Tourismus selbst!
16.09.2014

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6

 Gastarbeiter kamen meist in Firmenwohnheime runter (mehrere








Männer pro Zimmer). Familienzusammenführung und
Mindeststandards erst ab den 70er Jahren
Die Aufenthaltserlaubnisse waren in den ersten Jahren auf einige
Monate befristet
Die Arbeitserlaubnisse waren auch befristet und meisten auf nur eine
Firma beschränkt
Am Anfang war die Infrastruktur in Deutschland überhaupt nicht
vorbereitet für eine längerfristige Integration der Gastarbeiter:
unzureichende Wohnungen; keine Deutsch-Kurse für Ausländer;
wenige Übersetzer; Institutionen, Schulen und Behörden überfordert
Katholische Missionen als Treffpunkte und Caritas waren die ersten
Anlaufstellen bei Problemen. Betreuung war paternalistisch. Konsulate
haben erst 15 Jahre später einen eigenen Sozialdienste eingeführt!
Es gab noch wenige selbstorganisierte, demokratische Vereine

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

7

 Die Auswanderung nach Frankreich war chaotisch

aber tolerant: die Franzosen nahmen ALLE
Portugiesen auf, besorgten für sie Papiere (wenn
nötig) und ließen sie im Lande bleiben und arbeiten!
 Politisch-Verfolgte wurden akzeptiert!
NATO-Partnerschaft von Frankreich war kein
Hinderungsgrund für die Aufnahme + Tolerierung
politisch-Verfolgter aus Portugal
 Allein nach Frankreich flohen geschätzte 100.000
junge Portugiesen aus politischen Gründen in den 15
Jahren vor dem 25. April 1974!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

8

 Unterstützung von Willy Brandt (frischer Bundeskanzler!) für

Mário Soares, durch die Friedrich-Ebert-Stiftung:
 Begin 1969 mit 6 Stipendien für portugiesische Studenten, die in

Portugal politisch-Verfolgte waren (ich war einer davon!).
 Setzte sich fort als Geburtshilfe für den neuen „Partido Socialista“,
die im deutschen Exil 1973 gegründet wurde.
 Deutschland nahm NATO-Mitgliedschaft sehr ernst, weil es

abhängig war von der NATO-Unterstützung, um den „Kalten
Krieg“ zu überstehen.
Die Priorität der Deutschen war damals die Öffnung nach Osten!
 Skandinavische Länder (damals sozialdemokratisch) waren die
einzigen im Westen, die die Befreiungsbewegungen in Afrika
gegen Portugal unterstützt haben und offen gegen den
Faschismus in Portugal Stellung bezogen haben
16.09.2014

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9

 Spirale der Verfolgung für die damaligen

Studentenführer:
 Studentenproteste gegen das Regime
  Staat prozessiert gegen mich






16.09.2014

(Verhaftung und Folter drohten!)
 Verurteilung
 Ausweisung aus der Universität
 Zwangseingliederung in das Militär (4 Jahre!)
 Abordnung in den Kolonialkrieg
 Einsatz vorzugsweise in bes. gefährliche
Frontabschnitte
 also: Flucht ins Ausland!
DPG Berlin/Brandenburg

10

 Deutschland gab uns kein politisches Asyl, da es NATO-Partner

von Portugal war (!!!). Deutschland lieferte Portugal auch
Waffen für den Kolonialkrieg…

 Spirale der Ilegalisierung in Deutschland:

Kein Asyl wegen NATO-Partnerschaft
  keine deutsche Papiere

 portugiesische Papiere liefen irgendwann mal ab
und die Behörden weigerten sich, sie zu erneuern…

 ohne legale Papiere in Deutschland

 Ausweisung aus Deutschland!
 Wie habe ich „mein Problem“ gelöst?
 Ich habe meinen alten portug. Pass gefälscht (künstlich verlängert),

und mit Hilfe falscher Dokumente mir einen neuen Pass besorgt!
Ich konnte damit hier weiter studieren!
 Später habe ich eine deutsche Frau geheiratet.
Ich konnte damit auch hier arbeiten!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

11

Die deutsche Sprache
Abhängigkeit vom Arbeitgeber
Geringe gewerkschaftliche Organisation
Wohnungssituation
Familienzusammenführung
Portugiesisch in der Schule
Mangelnde Aufklärung und unzureichende Unterstützung
bei den Problemen in Deutschland
 Mangelnde politische und soziale Rechte in Deutschland
 Politische Kontrolle und Gängelung durch die
portugiesische Behörden








16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

12

 „Grupo para a Associação dos Portugueses na Alemanha“ in 1972

(v. l. n. r.): Jorge Veludo, Maria da Luz Moita, Francisco Moita, Gabi, ?,
Luitgard Werner,
Vasco Esteves

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

13

 Deutsch-Unterricht -- kostenlos -- für alle
 Gründung eines

Arbeitervereins in Stuttgart
(„Associação Operária 1º Maio”)
 Demokratisch und legal (e. V.)
 gemeinnützig

 Zusammenarbeit mit deutschen

Organisationen (Gewerkschaften,
NGOs, politische Gruppen)
 Herausgabe einer Zeitung auf Portugiesisch
(„A Batalha“) mit Informationen über:





Rechte der Arbeiter/Ausländer
Lage in Portugal
Lage in den Kolonien
allgemeine Themen
(Erziehung, Emanzipation, etc.)

16.09.2014

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14

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15

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16

 Nach dem 25.4.1974, ging ein Teil der Portugiesen wieder in die Heimat,

obwohl gleichzeitig ½-Million “retornados” aus Afrika dazu kamen (!!):
politisch-Verfolgte kehrten zurück, das Leben der Arbeiter in Portugal wurde
besser
 Portugal trat 1986 in die EU ein. Auswanderung stieg langsam wieder an
 In den 90ern wurde Portugal sogar temporär zu einem Einwanderungsland

(aus den Ostblockstaaten)! Portugal war damit gleichzeitig Aus- und
Einwanderungsland!
 Seit 2000 stieg die Auswanderung wieder deutlich an, vor allem nach Europa:

zuerst Spanien, auch Schweiz, nun am stärksten in die UK
 Verstärkung der Auswanderung ab 2007 wegen der Wirtschaftskrise:

2013 haben 110.000 Portugiesen ihr Land verlassen, davon 30% in die UK und
10% nach Deutschland

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

17

 Ich schätze, in den letzten 15 Jahren haben ca. 800.000 Portugiesen ihr

Land verlassen!
 Zurzeit leben 2,3 Mio Portugiesen im Ausland:
 2/3 davon in Europa
 die meisten davon in Frankreich (600.000)
 In Deutschland lebten 2013 ca. 130.000 Portugiesen

(bereits mehr als in den 70er Jahren!)
 Relativ zur Bevölkerungszahl ist Portugal wieder (oder immer noch)

eines der Länder mit den meisten Auswanderern!
 Die Auswanderer sind diesmal wesentlich qualifizierter und jünger:
mehr als die Hälfte hat Abitur oder eine noch höhere Bildung.
 Nach Berlin kommen viele Kreativen, Künstler und Studenten.
 Die Gastarbeiterüberweisungen spielen keine große Rolle mehr.
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

18

 OEm - Observatório da Emigração – statistische Daten

http://www.observatorioemigracao.pt/
 Svenja Länder – Masterarbeit 2013
„A Batalha - Exilerfahrung und politische Aktivitäten der portugiesischen
Stipendiatengruppe der Friedrich-Ebert-Stiftung (1969-1974)“

http://www.esteves.de/ma-svenjalaender-2013.pdf
 Dokumente der Gruppe „GAPA“ und der
Zeitung „A Batalha“
 Andere damaligen Zeitungen in Deutschland gegen den
Faschismus in Portugal.
 Diese Präsentation steht in
http://www.esteves.de/vortrag-vasco-DPG-16.9.2014.pps
16.09.2014

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Slide 19

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

1

 Armando Rodrigues de Sá
(Foto: Alfred Koch)

war 1964 einer der ersten
portugiesischen – aber bereits
der 1.millionste Gastarbeiter
in Deutschland!

16.09.2014

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DPG Berlin/Brandenburg

3

 Faschistische Diktatur

 40% Analphabetismus im europäischen Kernland
 Frauen hatten kaum Rechte
 5 Kolonien in Afrika, davon 3 im Krieg gegen Portugal
 Fast 50% des Staatshaushaltes waren fürs Militär!
 Isolierung (politisch + wirtschaftlich) in der Welt
 Aber das faschistische Portugal war

Gründungsmitglied der NATO (bereits seit 1949)!
 Portugal unterschreibt 1964 mit Deutschland einen
Anwerbevertrag für Arbeitskräfte
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

4

Portugiesen:
 1975
höchste Zahl
 1987
niedrigste Zahl

16.09.2014

Arman

DPG Berlin/Brandenburg

5

 Auswanderung war strikt legal organisiert;

Portugiesen wurden noch in Portugal auf ihre
Gesundheit überprüft, Männer hatten Wehrdienst
abgeleistet
 Politisch-Verfolgte aus Portugal hatten in Deutschland
keine Chance: Portugal war ja NATO-Partner!
 Auswanderung war Folge von: Unterentwicklung,
Unterdrückung, niedrige Löhne
 Damals hat jeder Gastarbeiter monatlich ca. 500 DM
nach Hause (Portugal) überwiesen!
Gastarbeiterüberweisungen waren für die
Außenhandelsbilanz in Portugal wichtiger als der
Tourismus selbst!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

6

 Gastarbeiter kamen meist in Firmenwohnheime runter (mehrere








Männer pro Zimmer). Familienzusammenführung und
Mindeststandards erst ab den 70er Jahren
Die Aufenthaltserlaubnisse waren in den ersten Jahren auf einige
Monate befristet
Die Arbeitserlaubnisse waren auch befristet und meisten auf nur eine
Firma beschränkt
Am Anfang war die Infrastruktur in Deutschland überhaupt nicht
vorbereitet für eine längerfristige Integration der Gastarbeiter:
unzureichende Wohnungen; keine Deutsch-Kurse für Ausländer;
wenige Übersetzer; Institutionen, Schulen und Behörden überfordert
Katholische Missionen als Treffpunkte und Caritas waren die ersten
Anlaufstellen bei Problemen. Betreuung war paternalistisch. Konsulate
haben erst 15 Jahre später einen eigenen Sozialdienste eingeführt!
Es gab noch wenige selbstorganisierte, demokratische Vereine

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

7

 Die Auswanderung nach Frankreich war chaotisch

aber tolerant: die Franzosen nahmen ALLE
Portugiesen auf, besorgten für sie Papiere (wenn
nötig) und ließen sie im Lande bleiben und arbeiten!
 Politisch-Verfolgte wurden akzeptiert!
NATO-Partnerschaft von Frankreich war kein
Hinderungsgrund für die Aufnahme + Tolerierung
politisch-Verfolgter aus Portugal
 Allein nach Frankreich flohen geschätzte 100.000
junge Portugiesen aus politischen Gründen in den 15
Jahren vor dem 25. April 1974!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

8

 Unterstützung von Willy Brandt (frischer Bundeskanzler!) für

Mário Soares, durch die Friedrich-Ebert-Stiftung:
 Begin 1969 mit 6 Stipendien für portugiesische Studenten, die in

Portugal politisch-Verfolgte waren (ich war einer davon!).
 Setzte sich fort als Geburtshilfe für den neuen „Partido Socialista“,
die im deutschen Exil 1973 gegründet wurde.
 Deutschland nahm NATO-Mitgliedschaft sehr ernst, weil es

abhängig war von der NATO-Unterstützung, um den „Kalten
Krieg“ zu überstehen.
Die Priorität der Deutschen war damals die Öffnung nach Osten!
 Skandinavische Länder (damals sozialdemokratisch) waren die
einzigen im Westen, die die Befreiungsbewegungen in Afrika
gegen Portugal unterstützt haben und offen gegen den
Faschismus in Portugal Stellung bezogen haben
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

9

 Spirale der Verfolgung für die damaligen

Studentenführer:
 Studentenproteste gegen das Regime
  Staat prozessiert gegen mich






16.09.2014

(Verhaftung und Folter drohten!)
 Verurteilung
 Ausweisung aus der Universität
 Zwangseingliederung in das Militär (4 Jahre!)
 Abordnung in den Kolonialkrieg
 Einsatz vorzugsweise in bes. gefährliche
Frontabschnitte
 also: Flucht ins Ausland!
DPG Berlin/Brandenburg

10

 Deutschland gab uns kein politisches Asyl, da es NATO-Partner

von Portugal war (!!!). Deutschland lieferte Portugal auch
Waffen für den Kolonialkrieg…

 Spirale der Ilegalisierung in Deutschland:

Kein Asyl wegen NATO-Partnerschaft
  keine deutsche Papiere

 portugiesische Papiere liefen irgendwann mal ab
und die Behörden weigerten sich, sie zu erneuern…

 ohne legale Papiere in Deutschland

 Ausweisung aus Deutschland!
 Wie habe ich „mein Problem“ gelöst?
 Ich habe meinen alten portug. Pass gefälscht (künstlich verlängert),

und mit Hilfe falscher Dokumente mir einen neuen Pass besorgt!
Ich konnte damit hier weiter studieren!
 Später habe ich eine deutsche Frau geheiratet.
Ich konnte damit auch hier arbeiten!
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

11

Die deutsche Sprache
Abhängigkeit vom Arbeitgeber
Geringe gewerkschaftliche Organisation
Wohnungssituation
Familienzusammenführung
Portugiesisch in der Schule
Mangelnde Aufklärung und unzureichende Unterstützung
bei den Problemen in Deutschland
 Mangelnde politische und soziale Rechte in Deutschland
 Politische Kontrolle und Gängelung durch die
portugiesische Behörden








16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

12

 „Grupo para a Associação dos Portugueses na Alemanha“ in 1972

(v. l. n. r.): Jorge Veludo, Maria da Luz Moita, Francisco Moita, Gabi, ?,
Luitgard Werner,
Vasco Esteves

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

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 Deutsch-Unterricht -- kostenlos -- für alle
 Gründung eines

Arbeitervereins in Stuttgart
(„Associação Operária 1º Maio”)
 Demokratisch und legal (e. V.)
 gemeinnützig

 Zusammenarbeit mit deutschen

Organisationen (Gewerkschaften,
NGOs, politische Gruppen)
 Herausgabe einer Zeitung auf Portugiesisch
(„A Batalha“) mit Informationen über:





Rechte der Arbeiter/Ausländer
Lage in Portugal
Lage in den Kolonien
allgemeine Themen
(Erziehung, Emanzipation, etc.)

16.09.2014

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14

16.09.2014

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15

16.09.2014

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 Nach dem 25.4.1974, ging ein Teil der Portugiesen wieder in die Heimat,

obwohl gleichzeitig ½-Million “retornados” aus Afrika dazu kamen (!!):
politisch-Verfolgte kehrten zurück, das Leben der Arbeiter in Portugal wurde
besser
 Portugal trat 1986 in die EU ein. Auswanderung stieg langsam wieder an
 In den 90ern wurde Portugal sogar temporär zu einem Einwanderungsland

(aus den Ostblockstaaten)! Portugal war damit gleichzeitig Aus- und
Einwanderungsland!
 Seit 2000 stieg die Auswanderung wieder deutlich an, vor allem nach Europa:

zuerst Spanien, auch Schweiz, nun am stärksten in die UK
 Verstärkung der Auswanderung ab 2007 wegen der Wirtschaftskrise:

2013 haben 110.000 Portugiesen ihr Land verlassen, davon 30% in die UK und
10% nach Deutschland

16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

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 Ich schätze, in den letzten 15 Jahren haben ca. 800.000 Portugiesen ihr

Land verlassen!
 Zurzeit leben 2,3 Mio Portugiesen im Ausland:
 2/3 davon in Europa
 die meisten davon in Frankreich (600.000)
 In Deutschland lebten 2013 ca. 130.000 Portugiesen

(bereits mehr als in den 70er Jahren!)
 Relativ zur Bevölkerungszahl ist Portugal wieder (oder immer noch)

eines der Länder mit den meisten Auswanderern!
 Die Auswanderer sind diesmal wesentlich qualifizierter und jünger:
mehr als die Hälfte hat Abitur oder eine noch höhere Bildung.
 Nach Berlin kommen viele Kreativen, Künstler und Studenten.
 Die Gastarbeiterüberweisungen spielen keine große Rolle mehr.
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

18

 OEm - Observatório da Emigração – statistische Daten

http://www.observatorioemigracao.pt/
 Svenja Länder – Masterarbeit 2013
„A Batalha - Exilerfahrung und politische Aktivitäten der portugiesischen
Stipendiatengruppe der Friedrich-Ebert-Stiftung (1969-1974)“

http://www.esteves.de/ma-svenjalaender-2013.pdf
 Dokumente der Gruppe „GAPA“ und der
Zeitung „A Batalha“
 Andere damaligen Zeitungen in Deutschland gegen den
Faschismus in Portugal.
 Diese Präsentation steht in
http://www.esteves.de/vortrag-vasco-DPG-16.9.2014.pps
16.09.2014

DPG Berlin/Brandenburg

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