42 neue verpackung> 11.2003 packmittel> Faltschachtel Aktiv gegen Produktfälscher vorgehen Kalte Dusche für Plagiatoren Konsumgüter aller Art – von der Kleidung über Haushaltsgeräte bis zu Sanitärarmaturen – werden gefälscht. Ein Unternehmen, dessen Produkte immer häufiger als Plagiate auftauchen, ist die Grohe Water Technologie AG & Co. KG, führender Hersteller hochwertiger Armaturen und sanitärtechnischer Systeme. Zum Produktportfolio gehören zum Beispiel Badarmaturen, Küchenarmaturen und Duschbrausen. Schwerpunkt Markenpiraterie Dubioser Herkunft sind manche Plagiate, die im Fahrwasser hochentwickelter Markenprodukte wie z.B. Duschköpfe von Grohe Marktanteile gewinnen. > Gerade Duschbrausen werden von den Plagiatoren immer wieder ins Visier genommen. Aktueller Fall: das GroheBrauseset der Serie „Relexa Plus Top 4“ und die gleichnamige Handbrause. Die Fälschungen sind rein optisch kaum vom Original zu unterscheiden. Selbst die Verpackung ist auf den ersten, flüch- Mit Plagiaten haben auch viele Kosmetik-Hersteller zu kämpfen. Seriennummern wie an diesen Produkten aus dem Hause Lancaster schützen nicht unbedingt vor Nachahmung, lassen aber die Lieferkette besser kontrollieren. tigen, Blick gut kopiert. Einzig der Schriftzug bzw. „Markenname“ macht stutzig – verwendet werden Phantasiebezeichnungen, die dem Originalnamen ähneln, wie beispielsweise „Grohi“ oder „Grohmix“ – und führt deutlich vor Augen, dass es sich um kein echtes Markenprodukt handelt. Abgesehen davon natürlich, dass die Qualität der Kopien deutlich schlechter ist. Plagiate aus dem sanitärtechnischen Bereich stammen meist aus China und finden sich vor allem auf den Märkten Italien, Österreich, Mittlerer Osten und natürlich China selbst. Vereinzelt tauchten in der Vergangenheit auch in Deutschland Kopien auf. „In erster Linie ist natürlich der wirtschaftliche Schaden ärgerlich, den uns die Fälscher zufügen. Dieser ist allerdings nur schwer zu beziffern. Auf jeden Fall ist der Imageschaden ein viel größerer, denn die gefälschten Produkte nutzen den Ruf unserer Marke aus und versprechen eine Leistung, die de facto nicht erbracht wird“, erklärt Thomas Raadts, Leiter Produktbereich Brausen bei Grohe. Am Beispiel Italien wird deut- lich, welche Auswirkungen die kriminellen Machenschaften der Fälscher für die Hersteller haben können: „Momentan ist es so“ schildert Raadts, „dass in Italien, welches ein starker Brausenmarkt in Bezug auf Absatz und Herstellung ist, die Fälschungen das Preisgefüge fast zum Zusammenbruch bringen.“ Plagiate meist chinesischer Herkunft Zum Schutz seiner Produkte vor Nachahmungen geht Grohe die gesamte Wertschöpfungskette an. Man ist immer darauf bedacht, den potentiellen Fälschern einen Schritt voraus zu sein und die Produktqualität durch Technologie und Konstruktion so weiterzuentwickeln, dass sie immer schwerer nachzuahmen ist. Das fängt bei den Materialien an und hört bei den Fertigungsverfahren noch lange nicht auf. Denn: „Je höher der Innovationsgrad, und damit die Schutzfähigkeit dessen, was man macht, um so länger haben wir die Nase vorn!“, weiß Raadts. Produktqualität und Design zu kommunizieren ist nicht zu- 44 neue verpackung> 11.2003 packmittel> Faltschachtel letzt auch Aufgabe der Verpackung. Hochwertigkeit kann signalisiert und die Lebenswelt, in diesem Fall das Duschvergnügen, der Zielgruppe dargestellt werden. Das allein ist jedoch noch kein Garant für Produktsicherheit wie die Beispiele zeigen. Aggressive Maßnahmen Um es den Fälschern zusätzlich so schwer wie möglich zu machen, werden die Vertriebswege überwacht, das Thema in der Öffentlichkeit publik gemacht und alle rechtlichen Mittel ausgeschöpft. „Wir gehen für unsere Verhältnisse mit ungeahnter Aggressivität gegen Produktpiraterie vor. Das heißt, wir veranlassen Razzien, arbeiten vor Ort mit den jeweiligen Behörden zusammen oder sorgen dafür, dass Lieferungen wie zur diesjährigen internationalen Sanitärfachmesse gar nicht erst in den Messe- hallen erscheinen“, erklärt Grohe Vorstandschef Peter-Körfer-Schün. Bei den Maßnahmen gegen die Produkt- und Markenpiraterie kann auch die mit speziellen Features der Fälschungssicherheit ausgestattete Verpackung eine wichtige Rolle spielen. Zwar hat die Verpackung für den Badausstatter zur Zeit in erster Linie logistische Bedeutung und dient als Transportschutz. Kann sie jedoch im Rahmen der Logistikkette zusätzliche Fälschungssicherheit einbringen, wird sie zu einem weiteren Hindernis, das von den Fälschern überwunden werden muss. Grohe befindet sich zu diesem Thema im Gedankenaustausch mit der Karl Knauer KG (Biberach/Baden). Karl Knauer, Mitglied der COPACO, der europäisch führenden Kooperation von Kartonverpackungsherstellern, ist unter anderem spezialisiert auf Packaging-Komplettlösungen und fälschungs- sichere Verpackungskonzepte. „In Abstimmung mit unseren Kunden und zugeschnitten auf das jeweilige Produkt, entwickeln und verwenden wir verschiedene Technologien zur Produktsicherheit“, sagt Richard Kammerer, Geschäftsführer der Karl Knauer KG. Die Verpackung als Produkttresor Zu den Sicherheitsmerkmalen, die Karl Knauer anbietet, gehören unter anderem Hologramm-Prägungen, Originalitätsverschlüsse, chemische Fingerabdrücke und Sicherheitsdruckfarben. „Mit solchen Sicherheitsmerkmalen, gerade auch wenn sie sinnvoll miteinander kombiniert und individuell auf die spezifischen Bedürfnisse des jeweiligen Produkts und seiner Verpackung abgestimmt werden, wird die Verpackung förmlich zum Produkttresor“, betont Kammerer. >| Ganz unterschiedliche Branchen an einem Tisch brachte die Fokuskonferenz der COPACO im Berliner Hotel Adlon (vlnr): Albrecht Klutmann, Senior Manager Legal Affairs bei Sony Music, Dr. Karsten Fehn, Rechtsanwalt Bayer AG, Wolfgang Mattigka, Leiter Produktschutz Berlin Chemie. Die Kombination sichtbarer und verborgener Merkmale zur Fälschungssicherung wie bei Banknoten ist prinzipiell auch im Consumerbereich einsetzbar – Passendes PreisLeistungsverhältnis vorausgesetzt, so Rainer Süggeler, Bereich Markenschutz bei Giesecke & Devrient. Georg Herrnleben, Regional Manager Central Europe von Business Software Alliance. Thomas Raadts (r), Leiter Produktbereich Brausen bei Grohe Water Technology, im Gespräch mit Dr. Ewald Barta, Managing Director von Porsche Design (l) und Dr. Thomas Ziegler (m), ebenfalls Grohe. Matthias Blana, Packaging Manager Konsumentenklebstoffe bei Henkel, Düsseldorf. Diana Gross, Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU). Original-Faltschachtel und Plagiat kann der Verbraucher kaum unterscheiden: Guido Baumgartner (r), Lancaster Group, zeigt Stefan Ruske (l), Projektleier Forschung und Entwicklung bei Limmatdruck / Zeiler, und Kerstin Haase (m) von der COPACO die feinen Unterschiede.