Lerbacher Runde. Expansionsstrategie. Künstliche

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Heft 02 Juni 2017
Euro 15,00
how to earn it
how to invest it
how to live it
Lerbacher Runde.
Expansionsstrategie.
Künstliche Intelligenz. Nachfolge.
28 ausgewiesene Experten. Eine
große Aufgabe: Kluge Lösungen
für die Anlageprobleme vermögender Investoren zu finden.
Sebastian Schwanhäuser diversifiziert konsequent in neue Bereiche.
Und hat Schwan-Stabilo so auf
drei sehr stabile Beine gestellt.
Heute nutzen wir Siri oder Alexa.
Morgen könnten solche Computer
schon die besseren Fondsmanager
sein. Und was passiert übermorgen?
Reinhold Messner ordnet sein
unternehmerisches Vermächtnis.
Wie seine Tochter Magdalena das
Feuer weitertragen will.
Die
Lerbacher Runde.
Expertengremium. Die Lerbacher Runde – Bankiers, Vermögensverwalter und Family Officer – trifft sich einmal im Jahr, um vermögenden Investoren Inspiration und Orientierung zu geben. 2017 diskutierten die
Profis nicht nur die Strategie für die kommenden zwölf Monate und
nannten konkrete Anlageideen. Sie warfen auch einen ganz weiten Blick
nach vorn. Wie endet das außergewöhnliche Experiment der Wirtschaftsund Geldpolitiker? Die Roadmap 2030.
LERBACHER RUNDE
how to invest it
Tauziehen.
Anlagestrategie. Die Weltwirtschaft steuert auf das stärkste Wachstum seit fünf Jahren zu. Gleichzeitig steigen Inflationsraten und Zinsen.
Damit haben sich die Rahmenbedingungen für Kapitalanleger signifikant geändert. Die Lerbacher Runde diskutiert das Spannungsfeld
zwischen Konjunkturaufschwung und Zinswende – und erklärt, wie vermögende Investoren sich auf diese neue Situation einstellen sollten.
„Eine Unternehmerin erzählte mir auf dem Weg zur Lerbacher
siert Stefan Ebner, FOCUS Asset Management: „Und interes-
Runde im Zug, sie habe gerade in die Innenarchitektur ihres
santerweise beschleunigt sich das Wachstum auch in Europa,
Unternehmens investiert. Um die Arbeitsplätze attraktiver zu
wenngleich auf niedrigerem Niveau. Dort stimuliert die ex-
gestalten. Was solle sie auch sonst mit ihrem Geld tun. Es gebe
pansive Geldpolitik mittlerweile tatsächlich – vor allem Kon-
ja keinen Zins mehr“, erzählt Stephan Jäggle vom Family Of-
sum und Bau.“
fice Münster Stegmaier Rombach. Ähnliches erlebe er derzeit
In Deutschland ist daraus sogar ein veritabler Boom gewor-
öfter: „Vor ein paar Jahren dachten viele noch, die Zinssitua-
den. Die Baubranche meldet Zahlen wie zuletzt zu Zeiten der
tion sei temporär. Jetzt scheint sich der Gedanke zu verfesti-
Wiedervereinigung. Wichtige Konjunkturindikatoren wie das
gen, dass das so bleibt. Ich muss also konsumieren. Mein Ka-
ifo-Geschäftsklima haben ähnliche Niveaus wie vor der Fi-
pital anderweitig einsetzen. Das ist eine völlig neue Ausgangs-
nanzkrise erreicht. „Angesichts dieses Konjunkturbildes dürf-
situation.“
ten auch die Unternehmensgewinne 2017 und 2018 vor allem
„Im Frühsommer 2016 hatte die Kernfrage der Lerbacher
in Europa deutlich steigen“, vermutet Stephan Jäggle. Im
Runde tatsächlich noch gelautet: Ist der seit 2009 anhaltende
Schnitt rechnet die Lerbacher Runde in den kommenden bei-
Aufschwung bald zu Ende?“, erinnert Bernd Riedel, Executive
den Jahren mit Zuwachsraten um jeweils acht Prozent. Das,
Director Third Party Distribution beim Asset-Manager Robe-
sind die Profis einig, sei keine schlechte Vorgabe für die Ak-
co, der gemeinsam mit private wealth die Lerbacher Runde
tienmärkte.
veranstaltet: „Damals hatten die Experten schon mit einem
Seit der Gründung der Lerbacher Runde im Frühjahr 2010
klaren Nein geantwortet. Und heute wird diese Prognose
versuchen die Teilnehmer – Bankiers, Vermögensverwalter und
durch harte Fakten untermauert.“
Family Officer –, vermögenden Investoren Orientierung bei
Die deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute konstatieren in
der Kapitalanlage zu geben. In diesem Jahr ist dies angesichts
ihrem Frühjahrsgutachten: „Der Aufschwung festigt sich.“
der positiven Stimmung in der Wirtschaft scheinbar einfach.
Und auch der Internationale Währungsfonds revidiert seine
„Auf den zweiten Blick ist es aber richtig kompliziert“, wehrt
Prognosen nach oben. Er sieht die Weltwirtschaft „in be-
Michael Huber, VZ Vermögenszentrum, ab: „Denn lange Zeit
schwingtem Schritt“. „Das ist vielversprechend“, konstatiert
hatten die Märkte massive Unterstützung durch fallende Zin-
Hanno Kühn, Deutsche Apotheker- und Ärztebank. Denn der
sen. In Zukunft fällt die geringer aus oder ganz weg.“
positive Trend, so die Lerbacher Runde, werde anhalten. 18
Tatsächlich hatte der legendäre US-Investor Warren Buffett ein-
der 23 Teilnehmer sind der Meinung, dass sich das Wachstum
mal gesagt, Zinsen hätten für die Preise von Wirtschaftsgütern
der Weltwirtschaft in den kommenden zwölf Monaten sogar
dieselbe Bedeutung wie die Schwerkraft für den Apfel am Baum.
beschleunigen wird.
In der Null- oder sogar Negativzins-Ära flogen deshalb nicht
„Zum ersten Mal seit langer Zeit läuft der Konjunkturmotor
nur die Kurse festverzinslicher Wertpapiere davon. Auch Immo-
wieder auf allen Zylindern“, erklärt Marc Vits, Bankhaus
bilienpreise stiegen um ein Vielfaches schneller als die Mieten,
Metzler, „nicht nur in den meisten Industrienationen tendieren
Aktienkurse kletterten deutlich schneller als die Erträge der Fir-
die Raten nach oben. Auch die Schwellenländer haben ihre
men. Was, wenn die Schwerkraft nun zurückkommt?
Wachstumsschwäche überwunden.“ „In den USA wird die
Entscheidend ist deshalb, wie sich die Notenbanken verhalten.
Geldpolitik nun von expansiver Fiskalpolitik ergänzt“, analy-
In der Vergangenheit galt die Faustformel, die Rendite zehn-
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LERBACHER RUNDE
Wie sieht die optimale Asset-Allokation derzeit aus? Von links: Bernd Riedel, Robeco; Michael Huber, VZ VermögensZentrum; Dr. Stefan Ebner, FOCUS Asset Management; Maximilian Schoeller, KBB; Marc Vits, Metzler; Gerd Hübner, private
wealth (Moderator); Stephan Jäggle, Münster, Stegmaier, Rombach; Dr. Lars Edler, Sal. Oppenheim; Hanno Kühn, Deutsche
Apotheker- und Ärztebank; Stephan Buchwald, Kontora Family Office.
jähriger Staatsanleihen bester Bonität würde sich in etwa am
Sicht erreicht haben. Aufgrund von Basiseffekten – vor allem
Niveau des nominalen Wirtschaftswachstums orientieren. In
aufgrund des wieder erhöhten Ölpreises – werden wir von nun
Europa wären das etwa drei, in Deutschland gar vier Prozent.
an eher wieder einen Rückgang sehen“, meint Jäggle. Und
„Durch die massiven Eingriffe der Geldpolitik ist der aktuelle
Hanno Kühn ergänzt: „Der Aufschwung müsste noch sehr viel
Zins weit von diesem fairen Satz entfernt. Er ist manipuliert,
länger dauern, damit irgendwann die Kapazitäten der Unter-
wird künstlich unten gehalten“, verdeutlicht Marc Vits. „Und
nehmen ausgeschöpft wären und von dieser Seite dann ein In-
weil die Europäische Zentralbank auch Unternehmensanleihen
flationsimpuls zu erwarten wäre.“
kauft, sieht es in diesem Segment nicht anders aus“, ergänzt
Etwas anders sehe es in den USA aus. „Dort ist die Konjunk-
Lars Edler, Sal. Oppenheim: „Die Depots sind voll mit verzerrt
tur schon ein Stück weiter, die Arbeitslosigkeit niedriger, die
gepreisten Anlagen. Und niemand weiß genau, wie viel da bei
Kapazitätsauslastung höher. Jetzt kommt es darauf an, wie viel
der Rendite wirklich draufstehen müsste, falls die Notenbank
von seinen Plänen Donald Trump wirklich umsetzen kann.
einmal ihre Marktmanipulation beendet.“
Gibt er in dieser Situation fiskalpolitisch noch mehr Gas, wäre
Das allerdings erwartet die Lerbacher Runde in den kommen-
das inflationssteigernd“, meint Stefan Ebner. Deshalb erwartet
den zwölf Monaten noch nicht. Dass die Europäische Zentral-
die Lerbacher Runde auch, dass die US-Notenbank ihren Weg
bank ihr Anleihe-Ankaufsprogramm Ende 2017 beenden
der sukzessiven Leitzinserhöhung weitergehen wird. Nach drei
wird, hält die überwältigende Mehrheit der Teilnehmer für
kleinen Schritten ist sie aktuell bei einem Niveau zwischen
„unwahrscheinlich“. Die erste Zinserhöhung wird erst Ende
0,75 und einem Prozent angekommen. Bis Ende des Jahres, so
2018 oder Anfang 2019 erwartet.
die Prognose der Experten, wird der Leitzins noch einmal um
„Die EZB argumentiert ja vor allem mit ihrem Ziel, die Infla-
einen halben Prozentpunkt erhöht. Ende 2018 soll er dann
tionsrate in Europa auf zwei Prozent bringen zu wollen“, er-
zwischen 1,5 und 1,75 Prozent liegen.
klärt Ebner. Jüngst sei sie diesem zwar näher gekommen – die
Damit erwartet die Lerbacher Runde einen geringeren Zins-
Inflationsrate kletterte in Europa auf 1,9 Prozent. Doch die
anstieg als die meisten Auguren – der Marktkonsens sieht
Lerbacher Runde hält diesen Anstieg nur für „temporär“.
2018 US-Leitzinsen oberhalb der Zwei-Prozent-Markt. „Die
„Wir glauben, dass wir den Höhepunkt zumindest auf kurze
FED muss einen Spagat hinbekommen“, erklärt Stephan >
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LERBACHER RUNDE
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Die Kernaussagen der Lerbacher Runde.
// 01. Konjunktur
Wird die Weltwirtschaft 2017/18 im Vergleich zu 2016/17 real schneller oder langsamer wachsen?
22 %
78 %
schneller
Buchwald, Kontora Family Office: „Einerseits will sie sich
möglichst viel Spielraum schaffen, um in einem Abschwung,
der irgendwann kommen wird, wieder agieren zu können. An-
// 02. Euro-Wechselkurs
Wird der Euro im nächsten Jahr handelsgewichtet im Vergleich zu anderen Währungen tendenziell aufwerten oder abwerten?
dererseits stärkt sie aber den Dollar, wenn sie die Zinsen zu
32 %
68 %
abwerten
schnell und zu stark anhebt. Das ist aber nicht gewollt. Entsprechend vorsichtig wird sie auch weiterhin vorgehen.“
Damit sind die Eckpfeiler für die Anlagestrategie eingeschlagen. Starke Konjunktur, steigende Unternehmensergebnisse
// 03. Aktienmarktbewertung
Auf welchem Niveau wären die Aktienmärkte in den kommenden zwölf Monaten günstig oder hoch bewertet?
Günstig bewertet
Hoch bewertet
DAX
10400 Punkte
13500 Punkte
MDAX
19750 Punkte
23800 Punkte
S&P 500
1970 Punkte
2500 Punkte
und leicht steigende Zinsen: „Die wichtigste Überlegung bei
der Aufteilung des Anlagevermögens“, erläutert Stephan
Buchwald, „muss nun sein: Wie sieht das Chance-Risiko-Verhältnis in den einzelnen Anlageklassen aus?“ Bei den meisten
Anleihen sehen die Experten heute ein Missverhältnis zwischen diesen beiden Parametern. Das Risiko werde nicht mehr
bezahlt. Konsequent werden Zinstitel deutlich untergewichtet
und die Restlaufzeit extrem kurz gehalten. Als Motto gilt:
// 04. Die künftige Geldpolitik der FED
Ende des Jahres 2017 wird der Leitzins der US-Notenbank
FED zwischen 1,25 Prozent und 1,50 Prozent liegen.
Ende des Jahres 2018 wird der Leitzins der US-Notenbank
FED bei 1,75 Prozent liegen. Die Bandbreite der Schätzungen
ist allerdings groß und liegt zwischen 0,5 und 2,5 Prozent.
Wichtig ist in diesem Bereich vor allem, im nächsten Jahr kein
Geld zu verlieren. Entsprechend findet die Lerbacher Runde
aktuell auch nur sehr wenige Zinsanlagen, bei denen sich ein
Engagement lohnt (Seite 64).
Ihre wichtigste Aufgabe sehen die Profis deshalb darin, Ersatz
für den Zinsbereich im Depot zu finden. Entsprechend haben
sie sogenannte Alternative Anlagen im Vergleich zum Vorjahr
// 05. Die künftige Geldpolitik der EZB
27 %
Wird die Europäische Zentralbank ihr Wert73 %
unwahrpapier-Ankaufsprogramm wie geplant Enscheinlich
de 2017 beenden?
Die erste Zinserhöhung seitens der EZB wird
von der Mehrzahl der Experten zwischen Ende 2018 und Anfang 2019 erwartet. Die Bandbreite der Prognosen liegt zwischen dem 2. Quartal 2018 und dem Jahr 2020.
deutlich aufgestockt. „Bei der Auswahl sind dabei zwei Dinge
besonders zu beachten“, erläutert Lars Edler: „Erstens sollten
diese Investments möglichst sichere laufende Erträge bringen.
Und zweitens sollte die erwartete Kursentwicklung möglichst
wenig mit den Trend am Aktienmarkt korrelieren. Denn Aktienrisiken haben Anleger ja ohnehin schon genug im Depot.“(Die konkreten Ideen der Lerbacher Runde in Sachen Alternativen Anlagen finden Sie ab Seite 67.)
Den weitaus größten Teil des Kapitals raten die Profis weiter-
// 06. Zur Inflation in den USA
Ist der Anstieg der Preissteigerungsrate in
den USA nur ein temporäres Phänomen?
Oder setzt er sich weiter fort?
hin in Aktien zu investieren – trotz der Gefahr steigender Zin26 %
74 %
setzt sich fort
sen und damit der zumindest schleichenden Rückkehr der Buffett’schen Schwerkraft. „Es gibt eben gute oder schlechte Zinssteigerungsphasen“, erklärt Lars Edler: wenn die Zinsen steigen, weil die Konjunktur anspringt, ist das positiv für den Ak-
// 07. Zur Inflation in Europa
Ist der Anstieg der Preissteigerungsrate in
Europa nur ein temporäres Phänomen?
Oder setzt er sich weiter fort?
tienmarkt. Und genau diese Situation haben wir heute.“
43 %
57 %
temporär
„Außerdem kommt es darauf an, wie schnell und stark die
Zinssteigerungen erfolgen. Wenn die Notenbanken graduell
und mit Augenmaß vorgingen, war das kein Problem“, ergänzt
Vits: „Bleibt FED-Chefin Yellen auf dem Weg der kleinen, gut
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LERBACHER RUNDE
angekündigten Zinssteigerungen, werden die Auswirkungen
auf den Aktienmarkt nicht besonders groß sein.“
Offiziell mag das zwar kein Teilnehmer der Runde sagen, aber
hinter vorgehaltener Hand wird dann doch geflüstert, der Aktienjahrgang 2017 könne sogar außerordentlich gut werden. In
den vergangenen drei Jahren seien die Kurse gestiegen, obwohl
die Konjunktur stagnierte und die Unternehmensgewinne
kaum vorankamen. Jetzt sei der Aufschwung sichtbar, die Erträge würden deutlich steigen. Doch die Zinsen blieben dennoch – vor allem in Europa – extrem niedrig. Das sei der Stoff,
ner Euphorie führen. Aber die wird auch wieder vorüberge-
aus dem eine veritable Aktieneuphorie entstehen könne.
hen.“ Wie positionieren sich die Profis in diesem Szenario?
Trotzdem gelte es, auf der Hut zu bleiben. Denn der Konjunk-
„Wir bleiben sehr diszipliniert“, erläutert Stephan Buchwald,
turzyklus sei eben nicht außer Kraft. Die Wellenbewegungen
„und führen das sogenannte Rebalancing regelmäßig durch.
würden sich vielleicht dehnen lassen. Aber es werde sie auch in
Wenn die Kurse deutlich gestiegen sind, verkaufen wir und
Zukunft wieder geben.
führen bei passiven Aktienmandaten die Aktienquote so auf
„Was wir jetzt erleben“, folgert Hanno Kühn, „ist eben nur ei-
das ursprüngliche Niveau zurück. Der Gewinn geht in Cash.“ !
ne zyklische Konjunkturerholung in einem langfristig fallenden
Wachstumstrend. Das mag in den kommenden Wochen zu ei-
Autor: Klaus Meitinger
Asset Allocation der Lerbacher Runde – Strategie für ein neues Anlagezeitalter.
„Bei der Asset Allocation geht es natürlich zunächst um Chancen und
Wie die Profis das Depot eines durchschnittlich risikobereiten Inves-
Risiken einzelner Anlageklassen. Aber eben auch um Diversifikation und
tors strukturieren (in Klammer: Vergleich zum Vorjahr).
um Korrelation“, erläutert Michael Huber. „Wir wollen ein stabiles Depot
Kasse 7 %
(-3)
bauen, in dem die jeweiligen Bestandteile in verschiedenen Phasen
unterschiedliche Ergebnisse bringen.“
Der typische Gegenpol zur Aktie war in der Vergangenheit die Staatsanleihe. Deren Kurse stiegen schließlich während der Krisen am Aktienmarkt. Heute ist es schwierig, dieses Ziel zu erreichen. Lange Laufzeiten
Rohstoffe/Gold
4 % (+/- 0)
Alternative
Investments
13 % (+6)
zu kaufen ist angesichts der Gefahr steigender Zinsen sehr riskant. Kurze Laufzeiten sind aber kein Schutz, weil deren Kurse im Krisenfall nicht
sehr stark reagieren.
Problematisch, so die Lerbacher Runde, sei der Diversifikationseffekt
ebenfalls bei Alternativen Investment. Auch Hedgefonds entwickeln sich
schließlich oft ähnlich wie der Aktienmarkt und Private Equity ist Unter-
Aktien
USA 14 % (+3)
Aktien
Europa 26 % (-1)
Hochzinsanleihen
5 % (-2)
Unternehmensanleihen guter
Bonität
11 % (-3)
nehmensrisiko – nur eben nicht börsennotiert. Bleiben letztlich nur noch
Rohstoffe und Gold, um mehr Diversifikation zu erreichen. Auch deshalb
beißen die Experten in den sauren Apfel und investieren zumindest noch
Emerging-MarketsStaatsanleihen 3 % (+/-0)
ein bisschen in Staatsanleihen. Ohne den Diversifikationseffekt wären
US-Staatsanleihen 3 % (+1)
diese Papiere wohl komplett aus dem Depot geflogen.
Aktien Japan
3 % (+1)
EuroStaatsanleihen
5 % (-2)
Aktien Emerging Markets
6 % (+/- 0)
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Von den Beinen der Börse.
Politik und Kapitalmärkte. Immer öfter rückt die Politik als wichtige Bestimmungsgröße in den Fokus von Investoren. Welche Entwicklungen
sind für Anleger wirklich relevant? Und welche Strategien gibt es, um mit dem Thema politische Unsicherheit umzugehen?
Politische Börsen, heißt es immer, hätten kurze Beine. „Aber
Ronald Reagan und seine Steuersenkungspolitik einen deut-
rückblickend ist es gar nicht so leicht, politische Börsen von
lichen positiven Einfluss auf die Konjunktur?“
wirtschaftlichen Börsen abzugrenzen“, überlegt Kai Röhrl,
Soziale Systeme wie Politik, Wirtschaft und Börse sind eben
Robeco. „War nicht zum Beispiel der Ölpreisschock nach dem
nicht in sich geschlossen. Sie kommunizieren miteinander und
Jom-Kippur-Krieg eine politische Entscheidung? Die dann
beeinflussen sich gegenseitig. „Allerdings wird der politische
massive Folgen für Beschäftigung, Konjunktur, Inflation und
Einfluss in der Regel überbewertet“, erklärt Wilhelm Rau,
Kapitalmärkte hatte? Und hatte nicht ebenfalls die Wahl von
St.Galler Kantonalbank. Karsten Tripp, HSBC Deutschland,
ergänzt: „Börsen steigen und fallen vor allem aufgrund von
wirtschaftlichen Sachverhalten, die hier und da natürlich auch
von politischen Entscheidungen beeinflusst werden. Meistens
Risiken mit langen Armen.
ist dieser Zusammenhang zwischen den politischen Ereignissen und der künftigen wirtschaftlichen Entwicklung aber doch
Die Lerbacher Runde nahm 20 politische Risiken unter die Lupe.
ziemlich lose.“
Bei 16 von ihnen halte sich der Einfluss auf die ökonomische Ent-
„Deshalb haben politische Börsen tatsächlich in der Regel kur-
wicklung in Grenzen. Nur vier Themen hätten maßgebliche Auswir-
ze Beine“, verdeutlicht Carsten Mumm, Bankhaus Donner &
kungen auf den künftigen Wachstumspfad der Weltwirtschaft:
Reuschel: „Oft reagieren Anleger zunächst hektisch auf eine
// 01. Protektionismuswelle, ausgelöst durch die US-Politik.
überraschende Entwicklung. Und kurze Zeit später wird dann
// 02. Verkettung einzelner politischer Risiken (Negativspirale).
klar, dass sich der tatsächliche ökonomische Einfluss doch sehr
// 03. Verlust des Vertrauens in die politischen Eliten.
stark in Grenzen hält.“
// 04. Verlust des Vertrauens in die Notenbanken.
Solche Schreckmomente, meint die Runde, werde es sicherlich
Die Grafik unten zeigt, wie die Experten Eintrittswahrscheinlichkeit
auch im nächsten Jahr zur Genüge geben. Mögliche Kandida-
und den Einfluss auf die Börsen dieser Risiken taxieren.
ten seien eine politische Krise in Nordkorea, der Territorialstreit im südchinesischen Meer, eine Eskalation des Konfliktes
hoch
in der Türkei inklusive einer ernsten wirtschaftlichen Schieflage in Erdogans Reich, das Anschwellen der Flüchtlingsströme
4
Einfluss auf die Börsen
2
in Richtung Griechenland, ein ungünstiger Verlauf der BrexitVerhandlungen oder eine Eskalation des Konfliktes zwischen
11
Russland und dem Westen oder zwischen Russland und der
3
Ukraine.
Dass diese Ereignisse dann nur kurz einen Einfluss auf die Börsen hätten, bedeute aber nicht, dass damit kein Geld verdient
werden könne, meint Tripp: „Sie haben ja kurze Beine, nicht
niedrig
gar keine Beine.“ Eine Möglichkeit zu profitieren sei es zum
Beispiel, den Anstieg der Volatilität während solcher Ereigniedrig
Eintrittswahrscheinlichkeit
hoch
nisse zu nutzen, um Optionen zu verkaufen und so Zusatzerträge im Depot zu erzielen.
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Welche Polit-Events haben kurzfristige, welche langfristige Auswirkungen? Von links: Kai Röhrl, Robeco; Carsten Mumm,
Donner & Reuschel; Daniel Oyen, von Plettenberg, Conradt & Cie.; Wilhelm Rau, St.Galler Kantonalbank Deutschland AG;
Karsten Tripp, HSBC Deutschland; Armin Eiche, Pictet; Wolfgang Krappe, Capitell AG; Joachim Meyer, Meyer & Cie.
Von Ereignissen mit „kurzen“ Beinen zu unterscheiden seien
reichs in Francs umgewandelt. Banken, die diese Papiere hal-
politische Veränderungen, die einen klaren Einfluss auf die
ten, erlitten massive Verluste. Ist ihr Eigenkapital zu gering,
wichtigsten Parameter an den Kapitalmärkten haben –
droht die Insolvenz. Oder sie müssen mit Staatsgeldern reka-
Wachstum, Inflation, Unternehmensgewinne, Zinsen. Die Bör-
pitalisiert werden. In einem derartigen Gedankenspiel sei es
sen, scherzen die Profis, reagierten darauf vielleicht immer
nicht mehr weit zur Schulden-Vergemeinschaftung, einem Zer-
noch mit kurzen Beinen, aber gleichzeitig hätten diese Verän-
fall des Euroraumes, einer Rezession und natürlich einer an-
derungen eben doch lange Arme.
haltenden Baisse an den Aktienmärkten.
„Die Wahl von Donald Trump ist so ein Beispiel. Die direkte
Kann der Erfolg von Emmanuel Macron nun einen positiven
Reaktion auf seine Wahl war typisch für eine politische Börse
Impuls setzen? „Das Problem liegt darin, dass er wohl keine
mit kurzen Beinen – Kurseinbruch, dann schnelle Erholung“,
eigene Mehrheit in der französischen Nationalversammlung
erläutert Daniel Oyen vom Family Office von Plettenberg,
bei deren Wahl Mitte Juni erhalten wird“, überlegt Joachim
Conradt & Cie.: „Aber die nun handelnden Personen wollen
Meyer, Meyer & Cie.: „Aber falls er Unterstützung bei seinen
ja auch die Voraussetzungen für die Wirtschaft massiv ändern.
Reformplänen bekommt – Lockerung des Kündigungsschut-
Und das kann durchaus langfristige Auswirkungen haben.“
zes, Aufweichung der 35-Stunden-Woche, Verschlankung des
Ähnlich wäre wahrscheinlich auch ein Sieg von Marine Le Pen
öffentlichen Sektors –, kann das schon zu einem Schub in
bei der französischen Präsidentschaftswahl einzuschätzen ge-
Frankreich und zu einem Stimmungsumschwung pro Europa
wesen. Es braucht für die Lerbacher Runde nicht viel Fantasie,
führen.“
um dann ein schwarzes Bild für Europas Wirtschaft und Kapi-
Das grundlegende Problem, so die Runde, sei damit aber noch
talmärkte zu zeichnen. Ein Euro-Austritt würde zu einer Ab-
nicht vom Tisch. „Es ist der Vertrauensverlust in die Eliten.
wertung des „neuen Francs“ führen, die Euro-Schulden Frank-
Nicht die Parteien sortieren sich neu, sondern die politischen >
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LERBACHER RUNDE
how to invest it
mehr so viel aus Washington zu hören ist, beruhigt die Lerbacher Runde nicht. „Spannend wird es, wenn die US-Wirtschaft
wieder einen Abschwung oder eine Rezession erlebt, was auf
Sicht von zwei bis drei Jahren nicht völlig unwahrscheinlich
ist“, überlegt Daniel Oyen: „Dann wird Donald Trump Antworten suchen. Und das Thema Protektionismus kommt auf
die Agenda.“
Wie gehen Anlagestrategen mit den langen Armen der Börsen
Eliten werden abgewählt und zwar weltweit“, erläutert Wolf-
litische Risiken abzusichern“, überlegt Armin Eiche: „Theore-
gang Krappe, Vorstand der Capitell AG. „Viele Wähler billi-
tisch ist dies natürlich machbar. Aber es kostet Geld. Und ist
gen der Politik einfach keine Kompetenz mehr zu“, meint Wil-
nicht sinnvoll, da wir den Zeitpunkt des Eintretens oft nicht
helm Rau: „Wenn die Bevölkerung sagt: Jetzt ist Schluss, dann
kennen. Nur bei Wahlen können wir uns eine Meinung bilden
ist vieles denkbar.“ Was genau? „Das betrifft alles, was mit
und uns dann positionieren, falls der Konsens am Markt da-
dem Euro und möglichen Austritten wichtiger Länder zu tun
von abweicht.“ „Für uns als Berater bedeutet das, zu den Ba-
hat“, meint Armin Eiche, Pictet: „Der nächste Prüfstand sind
sics zurückzukehren – Bereitschaft zu einer sehr dynamischen
da die Neuwahlen in Italien.“
Anpassung der taktischen Allokation“, meint Carsten Mumm.
Ein weiterer Problemkreis mit dem Zeug, langfristige Irritatio-
Sinnvoll, so die Experten, sei es deshalb auch, sich für die Ri-
nen auszulösen, hat mit der ungewöhnlichen Politik der No-
siken mit den langen Armen eine Strategie zurechtzulegen, die
tenbanken zu tun. „Die sind ja seit vielen Jahren maßgeblich
im Fall des Falles aus der Schublade gezogen wird.
für die Entwicklung an den Kapitalmärkten. Das funktioniert
„Wir alle können die Zukunft ja nicht vorhersehen. Wichtig
auch bislang, weil alle der Meinung sind, die Geldpolitiker
ist es, sich schnell anzupassen, wenn es nötig wird. Und das
hätten das System im Griff“, überlegt Family Officer Daniel
funktioniert am besten, wenn Sie sich vorher einen Plan ge-
Oyen: „Falls es aber irgendwann zu einem Vertrauensverlust
macht haben“, erläutert Wolfgang Krappe.
kommt, ist vieles denkbar.“ Von der Flucht in Sachwerte, ei-
„Sollte zum Beispiel das Thema Deglobalisierung akut wer-
nem massiven Zinsanstieg mit entsprechenden Auswirkungen
den, hätten zunächst natürlich alle exportabhängigen Staaten
auf die Aktienmärkte bis hin zum Ende unseres Papiergeld-
einen Nachteil, die Emerging Markets und vor allem Deutsch-
systems lassen sich da langfristig einige sehr unangenehme Sze-
land“, erläutert Eiche. „Wir Analysten würden die Emerging
narien denken.
Markets dann aber in zwei Fraktionen teilen“, relativiert Kars-
„Mich irritiert außerdem, dass wir aktuell viele kleine Risiken
ten Tripp: „In diejenigen mit großem Importüberschuss und
haben, die sich zu einer Kette oder Negativspirale ausweiten
diejenigen mit großem Exportüberschuss. Indien zum Beispiel
können“, ergänzt Carsten Mumm: „Wir alle wissen seit Lud-
ist eine recht abgeschottete Volkswirtschaft. Würde die Börse
wig Ehrhard, dass Konjunktur mindestens zu 50 Prozent
dort in Sippenhaft genommen, könnten Investoren dann viel-
Psychologie ist. Kommen viele Dinge zusammen, kann das
leicht zu attraktiven Kursen ordentlich zukaufen.“
durchaus einen nachhaltigen Einfluss auf das Investitions- und
„Profiteure wären in diesem Szenario ebenfalls die kleineren
Konsumverhalten haben.“
Unternehmen in den USA, die auf den Binnenmarkt ausgerich-
Als größtes politisches Risiko mit langen Armen sehen die Pro-
tet sind“, meint Armin Eiche. „Und natürlich grundsätzlich
fis derzeit allerdings die Welle der Deglobalisierung, ausge-
der US-Dollar, der seiner Funktion als sicherer Hafen gerecht
hend von den USA. „Schließlich verfolgt die US-Regierung ei-
würde und wahrscheinlich massiv aufwerten würde“, ergänzt
ne protektionistische Agenda, deren Umsetzung sich eindeutig
Joachim Meyer.
!
negativ auf Welthandel und Weltproduktion auswirken würde“, macht Joachim Meyer klar. Dass davon aktuell nicht
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Autoren: Gerd Hübner und Klaus Meitinger
Fotos: Stefan Nimmesgern
um? „Das berührt die Frage, ob es möglich ist, sich gegen po-
» Ihr Vermögen ist wie ein Kind –
es braucht viel Aufmerksamkeit um
sich ausgezeichnet zu entwickeln. «
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LERBACHER RUNDE
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Roadmap 2030 reloaded.
Langfristprognose. Im Frühsommer 2010 traf sich die Lerbacher Runde zum ersten Mal. Damals, im Angesicht von Finanzkrise, Schuldendrama und Euroturbulenzen, lautete ihr Auftrag, eine Strategie zu entwickeln, mit der große Vermögen in den nächsten 20 Jahren nach Abzug
von Steuern und Inflation zumindest erhalten werden konnten – eine Roadmap 2030. Zeit für eine Zwischenbilanz.
„Vor sieben Jahren stand die erste Lerbacher Runde unter dem
klar: „Sollte die Marktbeeinflussung der Notenbanken einmal
Eindruck großer Krisen – Finanzkrise, Schuldenkrise, Euro-
zurückgenommen oder auch nur zurückgefahren werden,
krise“, erzählt Bernd Riedel, Executive Director Third Party
kann es auch zu entsprechenden Preisanpassungen kommen.
Distribution beim Wealth Manager Robeco: „Entsprechend
Alles das, was jetzt so stark gestiegen ist, läuft Gefahr, Preis-
wurde über den drohenden Staatsbankrott diskutiert. Die
korrekturen zu erleiden.“
Schuldenfalle. Die unsichere Zukunft des Euro. Den Kampf
Das mag nicht morgen geschehen. Und vielleicht auch nicht
zwischen Inflation und Deflation. Doch die Schlussfolgerung
übermorgen. Aber bis 2030 ist eben noch lange hin. „Wer
der Profis war richtig spektakulär.“
glaubt, es wird nie wieder höhere Zinsen geben, wird sich
Die Politik, sagte die Lerbacher Runde damals, würde alles
wundern“, schmunzelt Ivo Schwartzkopff, PatriCon: „Die
tun, um Europa und den Euro zu verteidigen. Die unvermeid-
Erde ist rund, es kommt alles mal wieder vorbei. Die Kapital-
lichen Rettungsmaßnahmen und geldpolitischen Experimente
erträge der letzten 35 Jahre waren von einem anhaltenden
würden den Geldwert aber immer mehr erodieren lassen. Des-
Zinsabstieg getrieben. Jetzt sind wir bei null angekommen.
halb rieten die Profis, Anleihen zu verkaufen und auf Sachwer-
Diesen Rückenwind wird es deshalb mit Sicherheit nicht mehr
te zu setzen – Aktien, Immobilien, Grund und Boden. Weil der
geben können. Die Frage ist für mich nur, wie stark der
gesamte Markt für Anleihen aber um ein Vielfaches größer sei
Gegenwind ausfallen wird.“
als der Aktienmarkt, gelte: „Beginnen auch andere Marktteil-
Im Prinzip gibt es mit Blick auf 2030 von hier aus zwei plau-
nehmer ernsthaft, von Nominal- in Sachwerte umzuschichten,
sible Entwicklungspfade: Entweder, die Renditen in allen An-
gehen die Aktienkurse durch die Decke.“
lageklassen fallen künftig sehr viel niedriger aus als bisher. Am
Damals notierte der DAX bei 6000 Punkten, der MDAX bei
Aktienmarkt wären das dann vielleicht statt der gewohnten
8200, der amerikanische S&P 500 bei 1100 Punkten. Seither
sieben bis acht Prozent nur noch drei oder vier. Bei Anleihen
sind die Indizes zwischen 100 und 200 Prozent gestiegen. Die
und Immobilien stünde in diesem Szenario – bestenfalls – die
Aktienkurse gingen also tatsächlich durch die Decke – ebenso
Null. Oder es kommt irgendwann zu einem scharfen Einbruch
wie die Preise für alle anderen Sachwerte.
der Preise von Vermögenswerten. Ausgehend vom dann viel
„Wir alle haben durch die Nullzinspolitik der Notenbanken
niedrigeren Niveau könnten diese dann wieder die gewohnten
ein Geschenk in Form von zusätzlichem Ertrag bekommen“,
Renditen liefern.
konstatiert Stefan Hollidt, Santander Asset Management. Und
„Es gibt allerdings noch eine dritte Möglichkeit“, überlegt
Matthias Wesseling, Bethmann Bank, ergänzt: „Es wurde ganz
Schwartzkopff: „Die Aktienhausse läuft noch weiter und der
einfach unendlich viel Geld gedruckt, das die Realwirtschaft
Einbruch kommt später, fällt dann aber heftiger aus. Aktien-
gar nicht aufnehmen konnte. Niemand wusste, wohin damit.
märkte können schließlich sehr viel länger irrational bleiben,
Diese Flut hat dann alle Boote gehoben: Picassos, Oldtimer,
als viele meinen.“ „Das ist in etwa unser Bild“, bestätigt Mat-
Aktien, Anleihen, Immobilien.“
thias Wesseling: „Erstens sind Aktien noch die am wenigsten
Die entscheidende Frage ist: Wie geht es langfristig von hier
überbewerteten Anlagen. Und zweitens deuten die aktuellen
aus weiter? „Anleger müssen sich darüber im Klaren sein, dass
Rahmendaten – mehr Wachstum höherer Firmenerträge und
wir einen großen Teil der künftig zu erwartenden Erträge
trotzdem weiter niedrige Zinsen – nicht auf einen Crash hin.
schon vorab kassiert haben“, macht Daniel Schär, Weberbank,
Es gibt durchaus eine fundamentale Basis.“
58
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how to invest it
LERBACHER RUNDE
Schlagen die Pfeiler für die Roadmap 2030 ein (von links): Daniel Schär, Weberbank; Dr. Ivo Schwartzkopff, PatriCon; Matthias Wesseling, Bethmann Bank; Thomas Buckard, Michael Pintarelli Finanzdienstleistungen; Stefan Hollidt, Santander Asset Management; Martin Klein, Heidelberger Vermögen; Max Schott, Sand & Schott; vorn: Klaus Meitinger, private wealth.
„Vielleicht läuft das mit den Aktien noch weiter, bis wir Be-
wickeln wird, wenn die Staaten alle ihre Versprechen einhalten
wertungsverhältnisse haben wie im Immobilienbereich in
müssen, die sie in Sachen Rente, Gesundheit, Sozialsysteme ge-
Hamburg und München“, meint Thomas Buckard, Michael
geben haben. Da kommen Verschuldungsquoten zwischen 300
Pintarelli Finanzdienstleistungen: „Spätestens dann, wenn der
und 500 Prozent des Bruttoinlandsproduktes heraus. Als
Druck auf die Pensionskassen und Versicherungen so groß ge-
schwäbischer Buchhalter erlaube ich mir jedes Jahr, den Ver-
worden ist, dass sie ihre Aktienquoten ebenfalls hochfahren,
lauf zu kontrollieren. Und wissen Sie was: Der Pfad passt ge-
ist der Punkt erreicht, wo die massive Korrektur kommt. Für
nau.“
uns, die wir für Mandantengelder verantwortlich sind, ist die
„Das große Problem ist: Obwohl dies alle Politiker wissen und
große Herausforderung, auf dieser Welle möglichst lange mit-
obwohl es ihnen die niedrigen Zinsen leichter gemacht hätten,
zuschwimmen. Aber abzuspringen, bevor sie bricht.“
die Staatsschuld abzubauen, ist dies mit Ausnahme von
Es ist der Tanz auf dem Vulkan. Irgendwann, da ist die Lerba-
Deutschland nirgendwo geschehen“, informiert Stefan Hollidt:
cher Runde einig, werde es ein Erwachen geben, und die Pro-
„Das geht immer weiter. Auf globaler Basis sind wir aktuell
bleme der Vergangenheit holen uns ein.
auf einem Höchststand bei der Verschuldung relativ zum Sozi-
„Die größte langfristige Herausforderung ist dabei der Um-
alprodukt angelangt.“
gang mit der Schuldenproblematik“, macht Max Schott, Ver-
„Wenn die Notenbanken nun wirklich anfangen würden,
mögensverwaltung Sand & Schott, klar: „Die Bank für Inter-
Ernst zu machen und die Leitzinsen auf ein Niveau anzuheben,
nationalen Zahlungsausgleich hat 2011 in einer Langfristprog-
das angesichts der nominalen Wachstumsraten angemessen
nose geschätzt, wie sich die Staatsverschuldung bis 2030 ent-
wäre, könnten die Staaten die Schulden schon jetzt nicht
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LERBACHER RUNDE
how to invest it
mehr finanzieren“, ergänzt Martin Klein, Heidelberger Ver-
„Der entscheidende Faktor für das langfristige Wachstum ist
mögen: „Die Geldpolitiker sitzen in der Falle. Die Geister, die
die Demografie“, überlegt Ivo Schwartzkopff: „Ein Wachs-
sie riefen, werden sie nicht mehr los.“
tumsschub setzte immer dann ein, wenn die Bevölkerung zu-
Vor sieben Jahren hatte die Lerbacher Runde dieses Problem
nahm. Bis 2030 spricht die Demografie aber gegen uns.“ „Da-
auch schon ausführlich besprochen. Damals skizzierten die
zu kommt nun“, ergänzt Hollidt, „die Gefahr, dass auch der
Experten zwei Auswege aus der Schuldenfalle – den Gürtel en-
langfristige Wachstumstreiber Globalisierung seinen Höhe-
ger schnallen oder Konjunktur und Inflation stimulieren, um
punkt erreicht hat. Das Risiko besteht, dass künftig stärker im
aus dem Problem herauszuwachsen. Die erste Alternative
nationalen Rahmen gedacht wird.“
funktioniert offenbar nicht. Ist die zweite realistisch?
Konsequent identifiziert die Runde den aktuellen Aufschwung
auch nur als kleinen Boom im langfristigen Trend niedriger
Wachstumsraten. „Deshalb wird es auch langfristig keine klas-
Wird es den Euro 2030 noch geben?
sische Inflation geben“, ist Max Schott überzeugt: „Wir haben
eine überalterte Bevölkerung, gesättigte Märkte und Überkapazitäten. Wo soll da ein Nachfrageboom oder ein Angebots-
„Ich oute mich jetzt mal als Optimist“, lächelt Thomas Buckard,
schock herkommen, der die Preise explodieren lässt?“
„Europa hat im Moment wirklich eine Chance. Vielleicht sind wir
Die Notenbankpolitik werde daran nichts ändern. „Ich habe
Herrn Trump ja irgendwann einmal dankbar, dass er den Wählern
mich ohnehin gewundert, dass die Niedrigzinspolitik der letz-
rechtzeitig vor Augen geführt hat, was dabei herauskommt, wenn
ten Jahre den Konsum angeheizt hat“, überlegt Thomas Bu-
sie Populisten wählen. Für die nächste Zeit ist dann auch der Euro
ckard: „Dabei müssten die Menschen doch eigentlich weniger
alternativlos.“ „Denn die Europäische Zentralbank wird weiter alles
konsumieren und viel mehr für das Alter sparen als zu Zeiten,
tun, was sie im Rahmen ihres Mandates für nötig hält, um den Euro
da sie noch fünf oder sechs Prozent Zinsen bekamen. Ich glau-
zu bewahren“, ergänzt Stefan Hollidt.
be, das wird nun immer mehr Leuten bewusst. In Zukunft
Ob dieses Fundament dann tatsächlich bis zum Jahr 2030 trägt,
dürfte das wieder auf das Konsumentenverhalten drücken.“
bezweifeln die Experten allerdings. Der aktuelle Konjunkturauf-
Auch die Hoffnung auf mehr Investitionen durch ein Festhal-
schwung in Europa möge die strukturellen Probleme derzeit viel-
ten an der Negativzinspolitik sei nicht nachvollziehbar. „Na-
leicht ein bisschen in den Hintergrund schieben. An der Tatsache,
türlich muss eine Notenbank als lender of last resort in der
dass Länder wie Italien, Spanien, Portugal oder Griechenland noch
Krise eingreifen und das System am Laufen halten. Mittlerwei-
immer nicht wettbewerbsfähig genug sind, um bei den aktuellen
le ist jedoch aus dem Krisenmanagement eine versteckte
Euro-Kursen nachhaltig zu wachsen, ändere dies nichts. Und der
Staatsfinanzierung geworden“, kritisiert Daniel Schär die Eu-
Stand der Target-Salden – dieser Indikator für Stress im Euro-Sys-
ropäische Zentralbank. Und Ivo Schwartzkopff moniert:
tem hat ein Rekordhoch von rund 800 Milliarden Euro erreicht –
„Man muss die Volkswirte dort leider fragen: Habt ihr eigent-
unterstreiche, dass die Probleme im Euroraum alles andere als ge-
lich schon einmal selbst in einem Betrieb gesessen?“ Bei einer
löst sind.
Investitionsentscheidung gehe es nun einmal zunächst um die
Die Lerbacher Runde hält die Wahrscheinlichkeit insgesamt für
Nachfrageperspektiven. Dann um Arbeitskräfte, rechtliche
sehr hoch, dass einige Länder den Euro auf Dauer nicht aushalten
Fragen. Steuern. „Und erst in der 15. Zeile stehen Finanzie-
und politische Prozesse dann dazu führen, dass sie sagen, „uns
rung und Fremdkapitalzins. In diese Zeile kommen Unterneh-
bleibt die Luft weg, jetzt gehen wir raus“.
mer aber erst gar nicht, wenn es in der Industrie Überkapazitä-
Bei den Konsequenzen für Kapitalanleger hänge es davon ab, ob es
ten oder niedrige Nachfrageerwartungen gibt“, erklärt
in der Eurozone gelinge, einen geregelten Prozess für einen zeitwei-
Schwartzkopff weiter: „Das muss den Notenbanken mal einer
sen Austritt zu initiieren. Und davon, wer letztlich austritt. Italien
sagen. Diese Geldpolitik kann nicht funktionieren.“
zum Beispiel habe eine Größe, die nur schwer stabilisierbar sei.
„Das Schuldenthema geht so nicht weg“, folgert Daniel Schär:
„Das bleibt. Die Notenbanken werden zwar versuchen, das
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how to invest it
LERBACHER RUNDE
System so lange es geht am Laufen zu halten. Doch irgendwann werden wir an den Punkt kommen, wo die Verantwortlichen eine schmerzliche Entscheidung treffen müssen.“
Ein Blick in die Bilanzen der Notenbanken zeigt, dass der Anteil der Staatsanleihen dort immer mehr wächst. In Japan zum
Beispiel hält die Notenbank mittlerweile 38 Prozent aller ausgegebenen japanischen Staatsanleihen. Das sind Papiere im
Wert von 75 Prozent des nominalen Sozialproduktes. In Euro-
Fotos: Stefan Nimmesgern
pa sind es 22,5 Prozent aller Staatsanleihen. Das entspricht etwa 15 Prozent des Sozialproduktes. „Das sind Werte, die mit
„Anders als in der Vergangenheit gibt es aber heute keine
Fug und Recht als unzulässige Staatsfinanzierung durch die
wirklich starken Währungen mehr“, wendet Matthias Wesse-
Notenbank bezeichnet werden dürfen“, macht Hollidt klar:
ling ein: „Sollte solch ein Worst-Case-Szenario tatsächlich Re-
„Das werden wir nicht auf Dauer fortschreiben können.“
alität werden, wovon wir nicht ausgehen, wäre unser gesamtes
Was, wenn niemand außer den Notenbanken mehr Staatsan-
Papiergeldsystem in Gefahr. Die alternative Währung könnte
leihen kauft, weil deren Rückzahlung angesichts der Schulden-
dann Gold sein.“ „Vielleicht“, überlegt Martin Klein: „Wir
last immer unwahrscheinlicher wird? Steigen dann die Zinsen
sollten aber auch den Generationswechsel nicht außer Acht
massiv? Oder kaufen die Notenbanken alle Staatsanleihen auf
lassen. Unter Umständen ist ja künftig der Bitcoin oder eine
und finanzieren die Staaten offiziell? Irgendwann, meint die
andere Krypto-Währung die Alternative.“
Lerbacher Runde, werde der Moment kommen, da die Noten-
Sicher ist nur: Es gibt für Anleger keine Sicherheit. „Insofern
banken das System nicht mehr stabilisieren können. Dann blei-
gilt das Credo der Lerbacher Runde des Jahres 2010 fast un-
be nur der harte Schnitt.
eingeschränkt weiter“, überlegt Thomas Buckard: „Nominal-
„Ich halte es durchaus für möglich, dass wir im Zeitraum bis
werte meiden, ein bisschen Gold in physischer Form halten und
2030 tatsächlich irgendwann mit den Themen Staatsbankrott
in verschiedene Währungen als Notfallpaket diversifizieren.
und Währungsreform konfrontiert werden“, konstatiert Max
Und natürlich auf Aktien setzen – auch wenn deren Kurse in
Schott nüchtern: „Ich habe davor aber gar nicht so viel Angst.
einer derartigen Krise ebenfalls massiv fallen würden. Sie schnei-
Als der Euro eingeführt wurde, hat meine Großmutter – sie
den in diesem Fall aber wohl immer noch viel besser ab als die
war damals 90 Jahre alt – gesagt: ,Ach Bub, das ist meine drit-
scheinbar sicheren Sachwerte Oldtimer, Kunst oder Immobi-
te Währungsreform. Und es ging danach immer weiter.‘ Die
lien. Da wird es dann sehr schwierig, Käufer zu finden.“
Frage ist nur: Wie bin ich bei einem solchen Währungsschnitt
Am wichtigsten sei es aber, flexibel zu bleiben. „Ich sehe heute
positioniert?“
keine Allokation, von der ich sage, das schaue ich mir erst
In der Vergangenheit war es in solchen Situationen immer ent-
2030 wieder an. Alles muss regelmäßig auf den Prüfstand ge-
scheidend, in der Währung investiert zu sein, die das Schla-
stellt werden“, macht Max Schott deutlich. Deshalb sei es
massel am besten übersteht. Die Logik: Wer diese Währung
auch so wichtig, darauf zu achten, dass ein hoher Prozentsatz
besitzt, kann nach den entsprechenden Preisanpassungen, die
der Anlagen schnell liquidierbar ist. „Liquidität ist ein hohes
eine derartige Krise mit sich bringt, bestehende Vermögenswer-
Gut“, verdeutlicht Martin Klein: „In allen großen Umbruch-
te – Aktien, Immobilien – wieder günstig erwerben. Denn ein
phasen gab es immer einen Faktor X, den vorher niemand auf
solches Szenario werde unweigerlich mit einer globalen Rezes-
der Rechnung gehabt hat. Vor sieben Jahren hätte niemand im
sion einhergehen.
Traum an Negativzinsen gedacht. Auch in Zukunft wird es
In der Vergangenheit war diese Fluchtwährung immer der US-
wieder einen Faktor X geben. Die Welt wird nicht untergehen.
Dollar. Und auch heute nennt die Lerbacher Runde, befragt
Entscheidend wird es sein, jederzeit reagieren zu können.“ !
nach den langfristig stärksten Währungen, den Greenback neben Schweizer Franken und chinesischem Renminbi.
Autor: Klaus Meitinger
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LERBACHER RUNDE
how to invest it
Die Investmentideen.
Anlagefavoriten. Die Lerbacher Runde will vermögenden Privatanlegern nicht nur Orientierung bieten, sondern auch Inspiration. Deshalb
diskutieren die Experten in drei Workshops konkrete Ideen für die Anlage in Aktien, Anleihen und Alternativen Instrumenten. Das Ergebnis sind
17 interessante Möglichkeiten, das Portfolio mit aussichtsreichen Investments zu füllen.
Aktien – ein Markt für Stock-Picker.
zyklus stark schwankt – Industrie, Automobilwerte, Zulieferer, Stahl.“ Zu diesen klassischen Zyklikern zählen die Exper-
„Es gibt da diesen hübschen Spruch“, erzählt Stefan Buch-
ten auch alle Rohstoffwerte. Denn dieser Bereich profitiere im
wald: „Die Flut hebt alle Boote. Erst bei Ebbe zeigt sich, wer
Konjunkturaufschwung ebenfalls von steigender Nachfrage.
kleinere oder größere Löcher im Rumpf hat.“
Außerdem würden sich deren Kurse in der Regel unabhängig
Die Liquiditätsflut der Notenbanken hat tatsächlich die Kurse
vom Gesamtmarkt entwickeln. Sie ins Depot zu nehmen, brin-
fast aller Aktien gehoben. Auch die von Firmen, deren Er-
ge einen Diversifikationseffekt.
tragsentwicklung nicht überzeugend war. „Diese Tendenz
wurde zusätzlich durch den Siegeszug der ETFs unterstützt“,
// 02. Europa – endlich.
analysiert Max Schott: „ETFs, also Indexfonds, verteilen ihr
Der europäische Aktienindex Stoxx Europe 600 ist der Favorit
Kapital auf alle Unternehmen eines Aktienindex gemäß deren
der Lerbacher Runde. „Die Margen europäischer Firmen sind
aktueller Marktkapitalisierung. Je wertvoller die Firma, desto
im Vergleich zu den Konkurrenten in den USA gering, die Be-
mehr Kapital fließt in diese Anlage. Teure Aktien werden so
wertungen niedriger. Europa hat also doppeltes Aufholpoten-
noch teurer. Eine fundamentale Analyse findet nicht statt.“„In
zial. Die Gewinne könnten überdurchschnittlich steigen, die
einigen Bereichen ist die Bewertung deshalb ganz schön ambi-
Kurs-Gewinn-Verhältnisse, bezogen auf die dann höheren Er-
tioniert“, informiert Armin Eiche.
träge, ausgeweitet werden“, erklärt Marc Vits.
„Wenn sich künftig die Liquiditätsflut etwas zurückzieht, wird
Das Problem: In den letzten Jahren enttäuschte die Ertragsent-
es erstmals seit langer Zeit wieder darauf ankommen, nicht nur
wicklung ein ums andere Mal. „Jetzt sehen wir erstmals seit
grundsätzlich in den Märkten investiert zu sein, sondern in den
langer Zeit nachhaltig positive Signale bei Umsatz und Er-
richtigen Themen und den richtigen Einzelwerten“, macht
trag“, informiert Matthias Wesseling: „Die Unternehmen pro-
Buchwald klar. Die Losung der Runde für
fitieren von der besseren Konjunktur, die
Anlagen im Bereich Aktien lautet deshalb:
Zinsen sind weiter niedrig und der derzeit
Aktiv schlägt passiv. Fundamentalresearch
Attraktive Zykliker.
segmente sind besonders interessant.
noch niedrige Euro gibt der Exportindustrie im internationalen Wettbewerb Rü-
wird sich wieder lohnen. Folgende Markt// Ahold-Delhaize
ckenwind (mehr zum Comeback von Eu-
// BP
ropa lesen Sie auf Seite 69).
// 01. Zeit für Zykliker.
// Ford
„Im letzten Jahr wurde zudem mit Blick
„Was die Konjunktur angeht, herrscht
// Halliburton
auf die Politik viel Kapital aus Europa in
derzeit überall auf der Welt eitel Sonnen-
// Roche
Richtung USA abgezogen. Das könnte
schein“, erläutert Matthias Wesseling:
// Schaltbau
künftig wieder zurückkommen“, nennt
„Und weil dies wahrscheinlich auch noch
// Société Générale
Vits ein weiteres Argument. „Wer an diese
für die nächsten zwölf bis 18 Monate gilt,
// Total
Story glaubt“, überlegt Daniel Schär,
lohnt es sich, auf sogenannte zyklische
// TUI
„sollte es auch wagen, dort zu investieren,
Aktien zu setzen. Also Firmen, deren Er-
// UniCredit
wo die Probleme bislang am größten wa-
tragssituation im Verlauf des Konjunktur-
62
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ren – Frankreich, Italien, Spanien.“
how to invest it
LERBACHER RUNDE
Wo sind die Aktienfavoriten? Von links: Armin Eiche, Pictet; Max Schott, Sand & Schott; Maximilian Schoeller, KBB;
Daniel Schär, Weberbank; Matthias Wesseling, Bethmann Bank; Stephan Buchwald, Kontora Family Office; Marc Vits,
Bankhaus Metzler; Stephan Jäggle, Münster Stegmaier Rombach Family Office. Vorn: Klaus Meitinger, private wealth.
// 03. USA – alle Augen auf Trump.
wicklungen der Firmenerträge gestützt.“ Besonders wichtig sei
Die große Unbekannte beim Blick auf den US-Aktienmarkt ist
es, nun die konkrete Anlagestrategie zu ändern: „Früher galt:
die Steuerreform von Donald Trump. „Die avisierte Senkung
Ich brauche gar keine asiatischen Einzeltitel, weil ich die Nach-
der Unternehmensteuer von 35 auf 15 Prozent würde die
frage von dort über Global Champions aus dem Westen spiele,
Nachsteuergewinne rein rechnerisch um bis zu 30 Prozent stei-
die daran verdienen“, erklärt Jäggle: „Jetzt läuft aber der
gen lassen. Die Kurs-Gewinn-Verhältnisse gingen im selben
Transformationsprozess – weg vom Industriesektor, hin zu
Ausmaß zurück, der aktuell ziemlich teure US-Aktienmarkt
Konsum und Dienstleistungen. Dadurch bilden sich lokale
würde schlagartig günstiger“, rechnet Armin Eiche vor.
Marktführer, die sprachliche und regulatorische Vorteile haben.
Allein, noch ist weder klar, ob die Legislative, der US-Kon-
Unsere ausgewählten Manager finden in Asien Top-Werte.“
gress, diese Vorschläge mitträgt, noch wie eine etwaige Gegen-
„Grundsätzlich sprechen die fundamentalen Bewertungsfakto-
finanzierung aussieht. „Die Gewinnerwartungen sind ganz
ren weiter für die Schwellenländer als gesamte Anlageregion“,
schön hoch“, konstatiert Eiche, „das kann zu zwischenzeit-
verdeutlicht Daniel Schär: „Seit 2011 haben diese Märkte im
lichen Enttäuschungen führen. Grundsätzlich dürfte in den
Vergleich zur industrialisierten Welt schlecht abgeschnitten.
USA aber künftig der breite Mittelstand von der aktuellen Po-
Die Kurs-Gewinn-Verhältnisse waren – relativ betrachtet – auf
litik profitieren. Wir finden Unternehmen mit starkem Inland-
historisch niedrige Stände gefallen. Im letzten Jahr drehte die-
fokus, zum Beispiel aus dem Russell 2000 Index, besonders
ser Trend dann zwar, aber sehr weit hat sich diese Schere noch
interessant.“ „Und vergessen Sie nicht, der US-Aktienmarkt ist
nicht geschlossen. Schwellenländer sind immer noch günstig
riesig. Dort gelingt es immer, Aktien fantastischer Firmen zu
bewertet – und nun kommen die Problemländer, Russland und
günstigen Preisen zu finden“, ergänzt Max Schott: „Was ist
Brasilien, langsam aus dem Tal der Tränen heraus.“
zum Beispiel an einer IBM mit einem KGV von zwölf und ei-
Diese Wende in Brasilien und Russland hatte die Lerbacher
ner ATT mit einer Dividendenrendite von fünf Prozent teuer?“
Runde schon im letzten Jahr prognostiziert und diese Märkte
explizit zum Kauf empfohlen. Der Lohn: zwischen 20 und 50
// 04. Schwellenländer.
Prozent Gewinn für Anleger, die in Euro rechnen.
„Immer, wenn ich in den letzten Jahren in Asien war und
„Jetzt sind diese beiden Märkte zwar nicht mehr ganz so at-
heimkomme, möchte ich die Aktienquote dort erhöhen“, er-
traktiv“, meint Schär. „Die Schwellenländer-Story stimmt aber
zählt Stephan Jäggle: „Das ist natürlich nur ein Bauchgefühl.
insgesamt immer noch. Auch die Kapitalflüsse unterstreichen
Aber seit geraumer Zeit wird es zunehmend auch durch das
dies. Per saldo ist in den letzten fünf Jahren viel Kapital aus
makroökonomische Wachstum und vor allem durch die Ent-
diesen Märkten abgeflossen. Das scheint sich nun ebenfalls >
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LERBACHER RUNDE
how to invest it
Interessante Aktienfonds.
Die Redaktion von private wealth hat Fonds identifiziert, die zu den
Gedanken der Profis passen. Sie sind Ideen, keine Anlageempfehlung.
// iShares Russel 2000 ETF (US4642876555)
nicht deutlich verändert, werden wir massive Probleme im
// Robeco BP US Select Opportunities Equities (LU0674140396)
Versicherungsbereich bekommen“, mahnt Wesseling. „Ande-
// TGV Truffle Class U (DE000A0RAAU0)
rerseits sind Versicherungen aber günstig bewertet“, überlegt
// First State Asia Pacific Leader (GB0033874214)
Max Schott. „Vielleicht müssen wir nur die Finger von Firmen
// Magna New Frontier Fund (IE00B68FF474)
mit hohem Lebensversicherungsgeschäft lassen. Wer da – wie
// Schroder Frontier Markets (LU0562313402)
die Münchner Rück oder die Swiss Re – einen geringen Anteil
// ishares STOXX Europe 600 Banks (DE000A0F5UJ7)
hat, könnte durchaus interessant sein.“
// Mandarine Europe Microcap (LU1303940784)
Noch unterschiedlicher ist die Meinung zum europäischen
// MainFirst Germany (LU0390221256)
Bankensektor: „Die Kurse sind vergleichsweise niedrig, die Restrukturierungen extrem. In dem Moment, wo die Zinsen nach
oben drehen, steigen die Kurse wieder“, meint Armin Eiche:
zu ändern.“ „Aus unserer Sicht sind auch die Währungen vie-
„Ab 2018 könnte die Zeit der Negativzinsen zu Ende gehen.
ler Schwellenländer mittlerweile im Vergleich zu Euro und
Dann steigen die Bankmargen wieder. Die Börse wird das spe-
Dollar unterbewertet. Das ist ein weiteres Anlageargument für
ziell bei Finanzwerten vorauslaufend honorieren.“ „Aber trotz-
deutsche Investoren“, schließt Jäggle.
dem bleiben immer noch viel zu viele strukturelle Probleme“,
widerspricht Daniel Schär. Und Max Schott warnt sogar: „Für
// 05. Next 11 – Schwellenländer mit Hebel.
mich ist das eine toxische Landschaft. Finger weg.“
„Die sogenannten Next 11 sind Länder mit hoher Einwohnerzahl, die einen ähnlichen wirtschaftlichen Aufschwung erleben
// 07. Was Anleger meiden sollten.
könnten wie die BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien und
In den vergangenen Jahren sind die Aktienkurse von Firmen
China“, erklärt Max Schott: „Dazu zählen Ägypten, Bangla-
stark gestiegen, die konjunkturunabhängig stabil wachsende
desch, Indonesien, Iran, Mexiko, Nigeria, Pakistan, die Philip-
Erträge erzielen und diese dann auch über stetig steigende Di-
pinen, Südkorea, die Türkei und Vietnam.“
videnden an Anleger weitergeben. „Das sind vor allem Unter-
Investments in diesen aufstrebenden Ländern interessieren den
nehmen, die mit Nahrung, Getränken oder Haushaltsgütern
Vermögensverwalter aktuell besonders, weil sie „eine Art ge-
zu tun haben“, erklärt Marc Vits, „wunderbare Firmen, die
hebelte Wette auf die Konsumentwicklung in den Industrielän-
wir auch gern im Depot hätten. Die Aktienkurse dieser Firmen
dern oder die Nachfrage nach Rohstoffen sind. Und beides
sind aber oftmals viel schneller gestiegen als die Unterneh-
sind ja die Themen, die besonders gut funktionieren, wenn die
mensgewinne. Dadurch sind viele dieser Titel nun so hoch be-
Weltwirtschaft sich wie heute in einem Aufschwungszenario
wertet, dass sie derzeit nicht mehr investierbar sind.“
befindet. Zusätzlich bildet sich dort eine zahlungskräftige
Mittelschicht aus, die den Binnenkonsum stützt.“
Anlagen in Frontier-Märkten seien allerdings nicht, wie viele
Die Jäger des verlorenen Zinses.
meinen, eine Anlage fürs Leben. „Ich sehe darin eine aktuelle
Trendinvestition, die genau beobachtet werden muss“, sagt
Im Vergleich zur Situation von vor zwölf Monaten hat sich die
Schott: „Und es ist nichts, das über ETFs abgebildet werden
Lage am Rentenmarkt weiter verschärft. „Heute“, macht Lars
sollte. Manager, die Know-how in den Ländern haben und in
Edler klar, „haben wir es nicht nur mit niedrigen oder negati-
der Lage sind, die Allokation der jeweiligen Länder aktiv zu
ven Renditen bei Anleihen zu tun. Jetzt drohen steigende Zin-
steuern, sind klar im Vorteil.“
sen.“ Im schlimmsten Fall bleibt Anlegern nicht nur null Ertrag, sondern sie verbuchen dazu noch Kursverluste.
// 06. Halb voll, halb leer – Banken und Versicherungen.
Zur Diversifikation und als Stabilisator, so die Profis, bräuch-
Der derzeit unter den Profis umstrittenste Bereich sind Aktien
ten Anleger dennoch einen Rentenanteil im Depot. „Dabei
von Banken und Versicherungen. „Wenn sich das Zinsniveau
sollte es aber vor allem darum gehen, für realen Kapitalerhalt
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how to invest it
LERBACHER RUNDE
Wo gibt es noch Zinsen? Von links: Thomas Buckard, Michael Pintarelli; Dr. Stefan Ebner, FOCUS Asset Management;
Stefan Hollidt, Santander Asset Management; Wilhelm Rau, St.Galler Kantonalbank Deutschland AG; Gerd Hübner, private
wealth; Dr. Lars Edler, Sal. Oppenheim; Karsten Tripp, HSBC Deutschland; Hanno Kühn, Dt. Apotheker- und Ärztebank.
zu sorgen und ein Gegengewicht zum Aktienmarkt aufzubau-
die tatsächliche Inflationsrate während der Laufzeit über der
en, falls dort etwas schiefgeht“, erklärt Wilhelm Rau.
sogenannten Break-even-Inflationsrate liegt. „Bei US-Titeln
„Der Rentenanteil sollte wie eine Pyramide aufgestellt sein“,
mit fünf Jahren Laufzeit liegt sie bei zwei Prozent. Angesichts
erklärt Thomas Buckard. „Unten steht eine breite Basis siche-
der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung in den USA halten
rer Anlagen, deren Ziele Kapitalerhalt und Absicherung in tur-
wir es für wahrscheinlich, dass die tatsächliche Teuerung dort
bulenten Zeiten sind. Je weiter es nach oben geht, desto rendi-
höher ausfällt“, erklärt Hanno Kühn. Dazu kommt: „Ähnlich
teträchtiger werden die Investments. Aber aufgrund des höhe-
wie Bundesanleihen können Inflation-Linkers einen Diversifi-
ren Risikos wird deren Beimischung dann immer kleiner. So
kationseffekt für das Portfolio bringen“, ergänzt er.
>
lassen sich auch jetzt noch positive Erträge erzielen.“
// 08. Bundesanleihen.
„Bundesanleihen funktionieren, auch wenn sie derzeit kaum
Fonds für Zinserträge.
Rendite abwerfen, sehr wohl noch als Diversifikator und als
Absicherung im Portfolio“, erklärt Lars Edler: „Sie sollten des-
Die Redaktion von private wealth hat Fonds identifiziert, die zu den
halb immer noch ein Eckpunkt im Anleiheportfolio sein. Im
Gedanken der Profis passen. Sie sind Ideen, keine Anlageempfehlung.
derzeitigen Umfeld, da steigende Renditen drohen, sollten An-
// Nomura Real Protect (DE000A1XDW13)
leger die Laufzeiten allerdings eher kurz halten.“
// AMUNDI ETF Floating Rate USD Corporate UCITS ETF – Hedged
EUR (FR0013141462)
// 09. Inflationsindexierte Dollar-Anleihen.
// AXA IM US Short Duration High Yield (LU0224434372)
„Als Absicherung gegen einen unerwarteten Inflationsanstieg,
// HSBC GIF Global Short Duration High Yield (LU0930304943)
aber auch um einen potenziellen Zusatzertrag zu erwirtschaf-
// Goldman Sachs EM Debt Portfolio (LU0129914015)
ten, eignen sich Anlagen in inflationsindexierte US-Anleihen,
// Pioneer Emerging Market Bond (LU0119402005)
den TIPS“, meint Stefan Ebner. Diese Anleihen bieten eine va-
// Santander Latin America Corporate Bonds Fund (LU0363170191)
riable Verzinsung, die an die Entwicklung des Verbraucher-
// Wandelanleihen UBS Bond Global Convert (EUR) (LU0315165794)
preisindex gekoppelt ist. Steigt die Inflationsrate, nehmen Ku-
// Flossbach von Storch Global Convertible Bond (LU0366179009)
pon und Rückzahlungsbetrag der Anleihe zu. Diese Papiere
// PI Solutions – Global Floating Rate Income (LU1127233408)
lohnen sich im Vergleich zu herkömmlichen Anleihen, wenn
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LERBACHER RUNDE
how to invest it
Alternative Anlagemöglichkeiten.
Die Redaktion von private wealth hat Fonds identifiziert, die zu den
Gedanken der Profis passen. Sie sind Ideen, keine Anlageempfehlung.
Eine alternative Strategie der Inflationsabsicherung verfolgt
// Assenagon Absolute Return (LU1439836096)
Thomas Buckard. „Nimmt die Inflation zu, wird die Zinskur-
// First Private Wealth Multi Asset Strategy (DE000A0KFUX6)
ve steiler. Die Zinsen bei langen Laufzeiten steigen stärker an
// D&R Best of Multiple Opportunities (LU1311333329)
als bei Papieren mit kurzen Laufzeiten“, erklärt er. „Wir ha-
// InRIS UCITS PLC R CFM (IE00BSZLQK58)
ben uns deshalb für den US-Dollar-Rentenblock ein Produkt
// GAM Star MBS Total Return (IE00BQZHS253)
stricken lassen, bei dem wir die Differenz zwischen dem Zins
// Artemis Pan European Absolute Return (GB00BMMV4H91)
für zehnjähre und zweijährige Titel bekommen. Und zwar
// Schroder GAIA Cat Bond Fund (LU0951570505)
multipliziert mit dem Faktor vier. Damit haben wir ebenfalls
// Tresides Total Return Commodities (DE000A2DJT15)
eine Absicherung für den Fall eines starken Inflationsanstiegs
im Portfolio.“
// 10. US-Hochzinstitel mit kurzer Laufzeit.
// 12. Unternehmensanleihen aus den Schwellenländern.
Grundsätzlich gilt: Wer in Zinspapieren anlegt, kann – neben
Ebenfalls in die Kategorie Bonitätsrisiko fällt die Idee, sich in
der Anlagewährung – zwei Renditequellen nutzen. Er akzep-
den Emerging Markets nach Anleihen umzusehen. „Wir halten
tiert entweder eine längere Laufzeit oder einen schlechteren
Unternehmensanleihen aus dem lateinamerikanischen Raum für
Schuldner. „Ich rate derzeit dazu, eher Bonitätsrisiken zu neh-
besonders interessant“, erklärt Stefan Hollidt. „In Brasilien und
men als das Laufzeitrisiko“, sagt Karsten Tripp. „In einigen
Argentinien sehen wir derzeit positive politische Veränderungen.
Bereichen des Marktes für Unternehmensanleihen werden An-
Davon profitieren auch die Unternehmen. Und noch etwas ist
leger für das eingegangene Risiko noch angemessen bezahlt.“
interessant: Sie können sich leicht ein Portfolio aus Titeln zu-
„Wenn Anleger die Währung absichern, kurze Laufzeiten
sammenstellen, die auf US-Dollar lauten“, ergänzt der Experte,
wählen und die Papiere bis auf Endfälligkeit halten, können
„dann lässt sich das Währungsrisiko für Euro-Anleger günstig
sie sich darauf konzentrieren, ob der Emittent am Ende die
absichern. Die Renditen liegen im BBB-Bereich bei rund 4,5
Anleihe zurückzahlen kann“, erklärt Stefan Ebner.
Prozent und im BB-Bereich bei knapp sechs Prozent.“
Anlagefavorit der Runde sind die USA. „Jenseits des Atlantiks
Dagegen raten die Profis von Anleihen in lokaler Währung ab.
ist nach Absicherung der Währung noch eine Rendite von
„Bei solchen Papieren kommen 65 Prozent der Wertschwan-
rund 3,8 Prozent möglich“, informiert Tripp. Zum Vergleich:
kungen aus den Veränderungen der Wechselkurse“, erklärt
Europäische Titel bringen gerade mal rund 1,25 Prozent.
Ebner, „das bringt eine ganz neue, schwer zu kalkulierende Risikokomponente ins Spiel.“
// 11. Senior Secured Loans.
„Eine der spannendsten Anlageideen für „Profis“ im Renten-
// 13. Wandelanleihen – die Mischung zwischen Aktie und Anleihe.
bereich sind sogenannte Senior Secured Loans, also nicht-bör-
„Zugegeben, das sind keine klassischen Zinspapiere. Aber ge-
sennotierte Kredite an Unternehmen aus den USA“, erklärt
rade im aktuellen Umfeld gut laufende Konjunktur sehen wir
Thomas Buckard. „Sie bieten attraktive Renditen von bis zu
in Wandelanleihen eine Möglichkeit, um einen Zusatzerträge
fünf Prozent und stellen eine echte Alternative zu Hochzins-
zu erwirtschaften“, erklärt Wilhelm Rau, St.Galler Kantonal-
anleihen dar. Der besondere Charme ist, dass diese Papiere
bank. Interessant ist: Einerseits können Anleger von steigen-
variabel verzinst sind. Sie beinhalten also kein Kursrisiko bei
den Aktienkursen profitieren, andererseits ist das Risiko
Zinserhöhungen. Und es handelt sich um vorrangig besicherte
begrenzt, weil sie einen festen Kupon erhalten und die Wan-
Papiere. Im Konkursfall können Investoren deshalb mit einer
delanleihe am Ende der Laufzeit mindestens zum Nennwert
höheren Rückzahlungsquote rechnen als bei normalen Anlei-
zurückbezahlt wird. „Wir konzentrieren uns deshalb auf den
hen.“ „Da die einzelnen Titel nur wenig liquide sind und die
defensiven Bereich – also Titel, die nahe am Nennwert notie-
Bonitätsprüfung kompliziert ist, sollte in Senior Secured Loans
ren und einen rentenähnlichen Charakter aufweisen“, erklärt
immer über Fonds investiert werden“, rät Karsten Tripp.
Rau. Damit sei eine Rendite von fünf Prozent pro Jahr drin.
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how to invest it
LERBACHER RUNDE
Welche Alternative Anlagen sind aussichtsreich? Von links: Kai Röhrl, Robeco Deutschland; Daniel Oyen, von Plettenberg,
Conradt & Cie.; Carsten Mumm, Bankhaus Donner & Reuschel; Martin Klein, Heidelberger Vermögen; Dr. Ivo Schwartzkopff, PatriCon; Joachim Meyer, Meyer & Cie.; Ralf Bringmann, DZ Privatbank; Michael Huber, VZ VermögensZentrum.
Echte Alternativen.
wahl an Produkten von langjährig erfolgreichen Managern
groß genug, um 15 bis 20 Prozent des Depots zu bestücken.“
„Angesichts niedriger und zum Teil negativer Renditen, einer
Mittlerweile gibt es in Deutschland 365 dieser Fonds, die ins-
drohenden Zinswende und hohen Bewertungen an den Ak-
gesamt rund 1,1 Milliarden Euro verwalten. „Ihr Ziel ist es,
tienmärkten sind alternative Anlagen zu einem festen Bestand-
mittelfristig unabhängig von Trends an den Kapitalmärkten
teil der Asset Allocation geworden“, stellt Kai Röhrl, Leiter
Renditen zwischen drei und fünf Prozent zu erzielen“, erklärt
Third Party Distribution bei Robeco Deutschland, fest.
Schwartzkopff weiter. Das hört sich gut an. Die Umsetzung
„Unsere Kunden suchen häufig nach einem Substitut für den
fällt allerdings schwer. „Problematisch ist die Heterogenität.
Rentenanteil im Portfolio“, erläutert Carsten Mumm, Donner
Die Fonds können sich im Aktien- oder Anleihebereich tum-
& Reuschel. „Für andere hingegen steht die Diversifikation im
meln. Bei Rohstoffen oder Währungen. Oder das gesamte
Vordergrund. Sie suchen Anlagen, die sich unkorreliert zu tra-
Spektrum der Kapitalanlage nutzen. Und jeweils sehr unter-
ditionellen Anlageklassen verhalten, um so eine Verbesserung
schiedliche Strategien verfolgen“, erläutert Klein. „Außerdem
des Rendite-Risiko-Profils eines Portfolios zu erreichen“, skiz-
war die Performance in den letzten beiden Jahren in der Breite
ziert Daniel Oyen, Plettenberg Conrad & Cie.
nicht zufriedenstellend“, ergänzt Huber: „Investoren müssen
„Es gilt deshalb zunächst, die eigenen Ziele zu hinterfragen,
also bei der Selektion der Fonds sehr genau hinsehen.“
und dann nach den passenden Anlagen zu suchen“, rät Röhrl.
Die Lerbacher Runde unterscheidet zwei Zielrichtungen: „Ei-
Die Lerbacher Runde präsentiert einige interessante Ideen:
ne Möglichkeit ist es, die Sharpe Ratio des Gesamtportfolios
durch die Beimischung zu optimieren und zugleich einen posi-
// 14. Liquid Alternatives.
tiven Performancebeitrag aus dieser Anlageklasse zu generie-
„Hinter dem Begriff Liquid Alternatives verbergen sich Anlage-
ren“, erklärt Ralf Bringmann, DZ Privatbank. „Dafür gilt es,
strategien, die früher vor allem von Hedgefonds in Offshore-
Liquid Alternatives finden, die zu klassischen Investments, wie
Regionen umgesetzt wurden“, erklärt Martin Klein, Heidel-
Anleihen oder Aktien, gar nicht oder niedrig korreliert sind.
berger Vermögen: „Heute, nach Anpassung an die europäische
Zusätzlich ist darauf zu achten, dass die Produkte auch unter-
Investmentrichtlinie UCITS, sind sie problemlos für alle Anle-
einander keinen hohen Gleichlauf aufweisen.“
ger investierbar.“ „Der Vorteil der UCITS-Lösung liegt vor al-
Ein zweites Ziel könne es sein, Ersatz für den Rententeil im
lem in der erhöhten Transparenz und Liquidität“, stellt Ivo
Portfolio zu finden. „Entscheidend ist dann, dass die Strategie
Schwartzkopff, PatriCon, fest. „Inzwischen ist auch die Aus-
ein sehr stabiles Rendite-Risiko-Profil aufweist“, erläutert >
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LERBACHER RUNDE
how to invest it
Tischgespräche.
Außerhalb der Workshops diskutierten die Experten einige weitere,
interessante Anlageideen. Dies ist eine kleine Auswahl:
// Aktienmarkt Indien: Dafür spricht das starke Binnenwachstum,
attraktive Ziele“, informiert Klein: „Gerade vermögende Pri-
die reformorientierte Regierung, die geringe Abhängigkeit von der
vatkunden setzen darum eher auf Direktinvestments in Form von
Weltwirtschaft und die günstig bewertete Währung Rupie.
Club Deals. Dort sind die Kosten niedriger, die Transparenz
// Robotics: Das Zeitalter der Roboter verspricht hohes Wachstum
höher. Aufgrund des höheren Risikos werden aber auch über-
bei Maschinenbauern und Softwarespezialisten.
durchschnittliche Renditen – größer sechs Prozent – erwartet.“
// Silver Ager: In zehn Jahren sind die Baby Boomer in Rente. Fir-
Eine Alternative könnten bald European Long-Term Invest-
men im Bereich Gesundheit, Pflege und Konsum, die dieses Um-
ment Funds (ELTIFs) bieten. „Diese Fonds sollen das Pendant
satzpotenzial adressieren, werden prosperieren.
zu UCITS-Fonds werden“, informiert Daniel Oyen. „Zulässig
// GCC-Staaten (Gulf Corporation Council): Die Rohstoff-Baisse
sind nur Direktinvestments in illiquide Anlagen wie Private
von 2010 bis 2015, die zur Kursverlusten führte, ist überwunden.
Equity oder Infrastruktur. Durch solche ELTIFs werden Privat-
Der Strukturwandel in Richtung Banking, Tourismus, Chemie läuft.
anleger dann vermutlich ab rund 50 000 Euro aufwärts ein
// Argentinien: Regierung Macri ist auf dem Weg zurück zur Markt-
professionelles Konzept an die Hand bekommen, um diversi-
wirtschaft. Chance auf Aufnahme in den MSCI Emerging Markets.
fiziert Private-Equity-Investments zu tätigen.“
// Mikrokredite: Hohe Zinse, kurze Laufzeit, niedrige Ausfallraten.
// Rollierende Discounter-Strategie: Discounter auf Indizes mit
// 16. Rohstoffe.
mindestens 20 Prozent Puffer und drei bis sechs Monaten Laufzeit.
„Anlagen in Rohstoffe sind interessant, weil die Kursentwick-
Wer dies diszipliniert umsetzt, kann mit vergleichsweise geringem
lung kaum mit der an den Aktien- und Anleihemärkten korre-
Risiko noch ansprechende Rensiten erwirtschaften.
liert“, erklärt Joachim Meyer. Von einem direkten Investment
über Exchange Traded Commodities (ETCs) rät der Profi
allerdings ab. „Aufgrund von Rollverlusten entwickelt sich de-
Mumm: „Hinterfragen Sie genau, wie vorab definierte Verlust-
ren Kurs unter Umständen selbst dann in die andere Richtung,
begrenzungen eingehalten werden und bevorzugen Sie risiko-
wenn der Preis des zugrundeliegenden Rohstoffs steigt. Besser
arme Strategien. Zudem sollten die Fondsmanager keinerlei
ist es, in einen entsprechenden Fonds zu investieren, bei dem
Beschränkungen unterliegen und in allen liquiden Anlageklas-
die Steuerung der Rohstoffinvestments Profis übernehmen und
sen investieren dürfen.“
eine positive Wertentwicklung das Anlageziel ist.“
„Wir setzen dabei gezielt auf sogenannte Long-/Short-Fonds,
also Produkte, die Kauf- und Verkaufspositionen bei Aktien
// 17. Cat-Bonds – die ganz andere Rendite.
eingehen können“, konkretisiert Michael Huber. Bei der Selek-
Sogenannte Katastrophenanleihen werden meist von Rück-
tion sei die Sharpe Ratio ein vernünftiges Kriterium. „Sie sollte
versicherern begeben, die auf diesem Weg Risiken wie Hurri-
zwischen 0,6 und 0,9 liegen“, meint Schwartzkopff. „Liegt sie
kans, Erdbeben oder Überschwemmungen an den Kapitalmarkt
über eins, können Sie davon ausgehen, dass der Manager zu
weitergeben. „Interessant ist nicht nur die jährliche Ausschüt-
viele Risiken eingeht.“
tung, die im Schnitt über drei Prozent liegt. Sondern auch,
// 15. Private Equity und Infrastrukturanlagen.
abhängt und deshalb mit Kapitalmarktrisiken kaum korre-
Private Equity und Infrastrukturanlagen gehören zu den illiqui-
liert“, erklärt Oyen. Das Risiko: Tritt das versicherte Ereignis
den alternativen Anlagen. „Grundsätzlich bringen sie ebenfalls
doch ein, kann die Anleihe ausfallen. „Anleger sollten deshalb
einen Diversifikationseffekt und so mehr Stabilität in ein Portfo-
langfristig und breit gestreut über Fonds investieren. Weil nach
lio “, so Huber. „Zudem wird der Verzicht auf die jederzeitige
einem Ausfall die Versicherungsprämien für neue Anleihen
Verfügbarkeit der Anlage mit der Illiquiditätsprämie belohnt.“
stets sehr stark ansteigen, können Fonds etwaige Kursverluste
Allerdings haben es diese Vehikel derzeit schwer, Rendite zu
meist nach kurzer Zeit wieder aufgeholt.“
!
erzielen. „Die Firmenbewertungen sind auch außerhalb der
Börse hoch. Viel Cash von Private-Equity-Firmen jagt wenige
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Autoren: Gerd Hübner und Klaus Meitinger
Fotos: Stefan Nimmesgern
dass die Rendite vom Nichteintritt des versicherten Ereignisses
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