Haselsteiner: „Wer Russland hat, der hat auch Europa“

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Haselsteiner: „Wer Russland hat, der hat auch Europa“
Der russische Oligarch Oleg Deripaska beteiligt sich zu 30 Prozent am Baukonzern. Der Börsegang soll
im Herbst erfolgen.
wien. „Wir wollen in Europa die Nummer eins werden. Und wer Russland hat, der hat auch Europa.“
So umreißt Strabag-Chef Hans Peter Haselsteiner die Strategie seines Unternehmens. Um für das
Wachstum im Hoffnungsmarkt Russland genügend Kapital zu haben, werde nun – wie berichtet – ein
russischer Partner in das Unternehmen geholt. Wie von Beobachtern vermutet, handelt es sich dabei um
den Oligarchen Oleg Deripaska, der in den 90er Jahren in der Aluminiumbranche zu Reichtum
gekommen war (siehe Artikel oben).
Ursprünglich war geplant, dass die Strabag im Mai an die Börse geht. „Dann hat sich jedoch
glücklicherweise ergeben, dass wir einen interessierten russischen Partner gefunden haben“, sagt
Haselsteiner. Vor etwa drei Wochen habe es den ersten Kontakt mit Deripaska gegeben. „Das erste
Gespräch hat nur wenige Minuten gedauert. Dann war klar, dass die Interessen übereinstimmen“,
erzählt Haselsteiner.
Deripaska tritt Syndikat bei
Offen bleibt, warum sich die Strabag einen russischen Partner ins Boot holt – just zu einem Zeitpunkt,
in dem der Gang an die Börse vorbereitet und medial beworben wird. Deripaska wird jedenfalls 30
Prozent der Strabag-Anteile kaufen. Der Großteil davon stammt aus einer Kapitalerhöhung. Die
Strabag erhält dafür 1,05 Mrd. Euro, je Aktie 42 Euro. „Das ist für uns ein befriedigender Preis“, so
Haselsteiner. Ein kleinerer Teil der Anteile stammt von den Strabag-Aktionären Haselsteiner und
Raiffeisen. Deren Anteil wird sich im ersten Schritt auf je 35 Prozent verringern.
Der Börsengang soll trotzdem stattfinden, wie Haselsteiner beteuert. Aber erst im Herbst. Dann will die
Strabag erneut eine Kapitalerhöhung durchführen. Haselsteiner wie Raiffeisen sollen zu diesem
Zeitpunkt weitere Aktien verkaufen. Das Ausmaß dieses Börsengangs wäre annähernd so hoch, wie der
Anteil, der nun an Deripaska verkauft wird. Am Ende sollen alle drei Großaktionäre 25 Prozent und
eine Aktie halten (siehe Grafik). Langfristig könne sich Haselsteiner auch vorstellen, dass jeder der drei
Aktionäre nur noch „17 bis 18“ Prozent an der Strabag hält.
Da Derepaska in den Syndikatsvertrag zwischen Haselsteiner und Raiffeisen aufgenommen wird, soll
sich an der Ausrichtung des Unternehmens nichts ändern. „Wir bleiben die österreichische Strabag“,
sagt Haselsteiner. Eine Folge könnte sein, dass für die börsennotierte deutsche Tochter ein
Übernahmeangebot gelegt werden muss. Dies, obwohl laut Haselsteiner der Einstieg von Deripaska mit
der deutschen Tochter eigentlich nichts zu tun hat. Detail am Rande: Die Aktie der deutschen Strabag
legte in den vergangenen drei Wochen um mehr als 50 Prozent zu.
„Er ist sympathisch“
Bislang sind Österreich und Deutschland die wichtigsten Märkte für die Strabag. 60 Prozent des
Vorjahresumsatzes von 10,4 Milliarden Euro wurden in diesen beiden Ländern erwirtschaftet. Die
größten Zuwachsraten gibt es jedoch in Osteuropa – vor allem in Russland. Dort wächst der Bausektor
pro Jahr um fast 13 Prozent. „Und wir wachsen stärker als der Markt“, sagt Haselsteiner. Bislang
betrug der Umsatz in Russland 400 Mio. Euro. Zusammen mit den Bauunternehmen von Deripaska ist
die Strabag mit über zwei Mrd. Euro Umsatz der Marktführer.
„Deripaska wird uns den Weg für umfangreiche Kooperationen mit russischen Unternehmen ebnen“,
sagt Haselsteiner. Im Gegenzug könne die Strabag Know-How bieten. Zur Kritik, dass Oligarchen wie
Deripaska ihren Reichtum mit oft nicht ganz sauberen Methoden erlangt haben sollen, meint
Haselsteiner: „Ich finde ihn geradlinig und sympathisch. In Russland wurde in den vergangenen 15
Jahren das gesamte Volksvermögen umverteilt. Dieser Prozess hat in den USA drei Generationen lang
Rechtlosigkeit gebracht.“
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