Vorwort - Kohlhammer

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© 2007 W. Kohlhammer, Stuttgart
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Vorwort
Lesen und Schreiben hat entgegen der Erwartung, dass die Schriftsprache durch eine Kommunikation über multimediale Techniken ersetzt
und Lernen immer weniger über schriftliche Materialien vermittelt wird,
in den letzten Jahren eher an Bedeutung zugenommen. Die Zahl der
Bücher, Zeitungen und Zeitschriften ist explosionsartig angestiegen und
auf dem Laufenden bleibt nur, wer die Informationsflut im Internet
schnell und effizient sichten kann. Auch gehört inzwischen zum beruflichen Alltag vieler Menschen das täglich mehrmalige Abrufen und Beantworten von E-Mails, das routiniertes Lesen und Schreiben voraussetzt, wenn für diese Tätigkeit nicht zu viel Zeit verloren gehen soll.
Schriftsprachbeherrschung ist somit in unserer Wissensgesellschaft zu
einer Schlüsselkompetenz geworden, die über Schul- und Berufsbewährung und damit über die sozialen Entwicklungschancen entscheidet.
Aber nicht jedes Kind erlernt das Lesen und Schreiben problemlos.
Schwierigkeiten treten dabei nicht nur bei Kindern mit allgemeinen
Lernproblemen auf, sondern auch bei solchen, die in anderen Bereichen
keinerlei Auffälligkeiten zeigen. Wenn bei einem Kind Schriftsprachprobleme deutlich werden, fürchten Eltern und Lehrer zu Recht, dass der
Schulerfolg langfristig gefährdet ist und dem Kind der Übertritt in weiterführende Schulen verwehrt bleibt. Ungenügende Lese- und Rechtschreibfähigkeiten lassen nicht nur in Deutsch, sondern mit steigenden
Anforderungen auch in anderen Fächern Schulschwierigkeiten erwarten. So müssen in Mathematik eingekleidete Aufgaben erlesen und in
Biologie, Physik und Chemie neue Themenbereiche selbstständig aus
Büchern erarbeitet werden. Schulprobleme wirken sich zudem negativ
auf das Selbstwertgefühl und die Anerkennung durch andere aus, was
wiederum zu sozialem Rückzug mit traurigen Verstimmungen oder zu
Trotz und ungesteuerten Wutanfällen führen kann.
Um ungünstige Entwicklungen zu vermeiden, müssen betroffene Kinder frühzeitig effektive Hilfen erhalten. Nur wenn eine Lese-Rechtschreib-Störung rechtzeitig erkannt wird, eine Förderung frühzeitig ein-
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setzt und Elternhaus und Schule Stärken und Schwächen der Kinder im
alltäglichen Umgang ausreichend berücksichtigen, wird ein der allgemeinen Begabung des Kindes entsprechender Schulabschluss erreicht
werden. Lehrer und Eltern müssen die ersten Anzeichen einer LRS kennen, da sie sonst das Versagen beim Schriftspracherwerb als Faulheit, Desinteresse oder mangelnde Motivation missdeuten. Sie dürfen
Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens und Schreibens nicht als gegeben und unveränderbar hinnehmen und müssen wissen, wie sie dem
Kind am besten helfen können.
Entsprechend der großen Bedeutung des Schriftspracherwerbs stehen
zahlreiche Bücher zum Thema LRS zur Verfügung. Diese informieren
mehr oder weniger umfassend und betrachten die Problematik aus den
unterschiedlichsten Blickwinkeln. Oft geht es Eltern und Fachleuten,
wenn sie zu einem LRS-Buch greifen, aber nicht darum, einen Gesamtüberblick zu erhalten, sondern um Antworten auf ganz konkrete Fragen,
die momentan für die Bewältigung des Alltags von Bedeutung sind. Der
vorliegende Frage- und Antwortkatalog dient zur schnellen Orientierung
und gibt kurze Antworten auf häufig gestellte Fragen. Er richtet sich an
Betroffene, Eltern, Lehrer, Erzieher und alle sonstigen Fachleute, die
Kinder mit Schwierigkeiten beim Schriftspracherwerb verstehen und
unterstützen möchten. Durch eine möglichst übersichtliche Gliederung
sollen sich Antworten schnell finden lassen, ohne dass umfangreiche
Kapitel durchgelesen werden müssen. Einige Antworten wurden für besonders Interessierte durch weiterführende Angaben ergänzt.
Die Idee zu diesem Frage- und Antwortkatalog geht auf ein Seminar
über die Lese- Rechtschreib-Störung zurück. Mit Student(inn)en unterschiedlicher Fachrichtungen (Sonderpädagogik, Pädagogik, Psychologie)
wurden Antworten zu praxisrelevanten Fragen zusammengetragen. Beteiligt waren: Susanne Bauer, Iliana Beshkova, Christina Büscher, Violetta Dancev, Alina Dörflinger, Lucia Düssel, Matthias Ettinger, Martina
Funk, Nina Gradl, Zeynep Gültekin, Cornelia Kolb, Kris De Maeyer, Judith Mickley, Daniela Milling, Melanie Rommel, Regina Rüger, Veronika
Schradi, Marlena Szumigaj, Alexandra Werner und Eva Winkler. Von
dieser Antwortsammlung ausgehend entstand diese Übersicht zur LeseRechtschreib-Störung, die allen Interessierten eine schnelle Orientierung ermöglichen soll.
München, im Frühjahr 2007
Waldemar von Suchodoletz
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