Baukulturelles Hoch im Südwesten Artikel aus STUTTGARTER ZEITUNG vom 22.07.2009 Auszeichnung Zehn Gebäude in Baden-Württemberg erhalten den Hugo-Häring-Preis für hervorragende Architektur. Von Amber Sayah Baden-Württemberg, du hast es besser: 638 Arbeiten wurden im vergangenen Jahr zum "Kleinen Hugo" eingereicht. So heißt im salopperen Sprachgebrauch die erste Stufe des - nach dem Architekten Hugo Häring benannten - Preises, mit dem der Landesverband des Bundes Deutscher Architekten (BDA) die besten Bauten in Baden-Württemberg auszeichnet. Die Jury für den soeben vergebenen "Großen Hugo" konnte immerhin noch aus 137 Bauten auswählen, die auf der ersten Stufe prämiert worden waren. Zum Vergleich: In Niedersachsen waren in diesem Jahr gerade fünfzig Projekte für den BDA-Preis des Landes eingereicht worden. Zehn "Große Hugos 2009" hat die Jury zuerkannt. Gestern stellte der BDA-Landesvorsitzende Peter Schürmann die Siegerbauten in Stuttgart vor. Die Landeshauptstadt ist diesmal nur mit einem einzigen Bauwerk vertreten: dem Mercedes-Benz-Museum der holländischen Architekten UN Studio und der Daimler Real Estate Gmbh als Bauherr. "Die Dynamik des äußeren Erscheinungsbildes weckt Assoziationen zu Drehgeschwindigkeit und Rotation, das edle Material der Außenhaut verleiht dem Gebäude Glanz", heißt es in der Begründung der Preisrichter. Ansonsten muss sich Stuttgart damit trösten, dass wenigstens noch ein Stuttgarter Architekturbüro unter den weiteren Preisträgern ist, wenn auch mit einem Bau, der im Badischen steht: Lederer, Ragnarsdottir und Oei erhalten die Auszeichnung für das Karlsruher Verwaltungszentrum des Unternehmens Feco. Wie immer sind auch eine Reihe von feinen kleinen Bauten unter den "Großen Hugos": die Kemnater Bücherei der Architekten Klumpp (Aichtal; Bauherr: Stadt Ostfildern), ein umgebautes und auf vorbildliche Weise energetisch saniertes Wohnhaus in Tübingen der Architekten Baisch und Fritz (Tübingen; Bauherrin: Susanne Glück) sowie die Heilbronner Behinderteneinrichtung Längelter von Bernd Zimmermann (Ludwigsburg; Bauherr: Beschützende Werkstätte Heilbronn e. V.), einem Architekten, der sich seit Jahren mit qualitätsvollen Holzbauten hervortut und auch schon zu den Preisträgern 2006 gehörte. 1/2 Wie auch kleinere Gemeinden ihr Ortsbild mit selbstbewusster und dennoch kontextbezogener Architektur aufwerten können, zeigt das Beispiel der Gemeinde Blaustein, die sich von Meister Architekten (Ulm) ein Bürgerzentrum entwerfen ließ, das ihr zugleich zu einer neuen Mitte verholfen hat. Tübingen hat neben dem Wohnhaus Glück noch einen zweiten Preisträger vorzuweisen: die Sporthalle von Allmann, Sattler, Wappner (München; Bauherr: Stadt Tübingen), einen Großen Hugo gibt es auch für den Neubau des Labor- und Institutsgebäudes Bioquant in Heidelberg (Staab Architekten, Berlin; Bauherr: Land Baden-Württemberg) und in Mannheim wird das Gemeindezentrum Neuhermsheim von Netzwerkarchitekten (Darmstadt; Bauherr: Evangelische Kirchengemeinde Mannheim) prämiert. So weit, so gut. Kapriziös, um nicht zu sagen seltsam mutet aber die Entscheidung der Jury an, in Ulm das - zweifellos preiswürdige - Parkhaus von Scherr und Klimke mit dem Häring-Lorbeer zu bekränzen, nicht aber die Gestaltung der neuen Stadtmitte darüber mit den Bauten von Stephan Braunfels, die zu Recht als ein Musterbeispiel gelungener Stadtreparatur gefeiert wird. Aber so ist das, wenn man als Jury die Qual der Wahl hat. Ein Großer Hugo mehr wäre bei diesem hervorragenden Kandidatenfeld klar zu vertreten gewesen. DER HUGO-HÄRING-PREIS Verfahren Der Hugo-Häring-Preis ist der bedeutendste Architekturpreis auf Landesebene und wird alle drei Jahre vom Bund Deutscher Architekten (BDA), Landesverband Baden-Württemberg, an Architekten und Bauherren für ihr gemeinsames Werk verliehen. Die Jury wählt die Preisträger aus den Bauten aus, die im Jahr zuvor die "Auszeichnung guter Bauten" erhalten haben. Jury Architekten: Franziska Ullman (Wien), Thomas Jocher (München), Michael Schumacher (Frankfurt); Gerhard Matzig (Süddeutsche Zeitung); Isabel Mundry (Komponistin, Freiburg). Ausstellung Bis zum 31. Juli sind alle 137 nominierten Arbeiten im BDA-Wechselraum in Stuttgart zu sehen (Zeppelin-Carré, Friedrichstraße 5). In Freiburg werden sie vom 23. Oktober bis zum 6. November gezeigt. Preisverleihung Am 23. Oktober werden die Preise im Konzerthaus Freiburg überreicht. 2/2