imapril 2 0 1 7 - Stadt St.Gallen

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Schwarzkügelchen gehört.- Die Heimat des
reich verzweigten Irisgewächses reicht
vom Süden Namibias durch die Westküste
Südafrikas bis ins östliche Kap. Dieses Areal deckt sich recht genau mit den Gebieten,
wo wie im Mittelmeergebiet im Winter ausgiebig Regen fällt und im Sommer Dürre
herrscht. Den ungünstigen Zeiten weichen
sowohl das Schwarzkügelchen als auch die
Narzisse aus, indem sie sich in die unterirdischen Zwiebeln zurückziehen. An ihren im
Sommer brandigen Standorten an Kalkoder Sandsteinfelsen warten sie geduldig,
Grasblättriges
bis ihnen die zu erwartenden WinterniederSchwarzkügelchen schläge ein Wachsen, Blühen und Fruchten
ermöglichen. Verglichen mit den nahe verwandten Gladiolen sind die Blüten viel kleiner, aber in weit grösserer Zahl vorhanden.
Frühling im Alpinenhaus
Die einzige Heizung des Alpinenhauses
ist die Glasglocke, die Wärme hineinlässt, aber nur langsam wieder hinaus.
Dadurch herrscht darin ein Klima, das
den Verhältnissen im Mittelmeergebiet
und ähnlichen Klimazonen entspricht.
Ende Januar können darin bereits die
ersten blühenden Pflanzen beobachtet
werden, und jetzt verwöhnen uns die
Pflanzen förmlich mit ihrer Blütenpracht.
Dies kommt auch daher, dass viele eingetopfte Pflanzen nur die Blütezeit im
Alpinenhaus verbringen und nachher
wieder in die Anzuchtsflächen verschwinden.- Manch eine der ausgestellten Arten ertrüge das Klima im Freiland,
wäre dort aber wegen ihrer geringen
Wuchshöhe, ihrer Schneckenanfälligkeit
oder ihrer Empfindlichkeit auf Staunässe
schwer zu kultivieren. Für botanisch besonders interessierte Gäste hält das
Alpinenhaus immer wieder Überraschungen bereit, jetzt ganz besonders.
Im Alltag erleben wir die Osterglocken als
grossblumige, auffallende Arten. So auch im
Narzissengarten, wo Kultivare aus verschiedenen Klassen wie Trompeten-Narzissen,
Spaltkronige N. oder Gefüllte N. zu bestaunen sind. Wohl deshalb sind viele Besucherinnen und Besucher verwundert, wie
kleinblütig die meisten wilden Osterglocken
sind. Zu dieser Faszination kommt meistens
der überschwängliche Duft der Winzlinge
hinzu.- Wie die meisten der 54 anerkannten
Narcissus-Arten tritt die Binsenblättrige Narzisse in Spanien, Portugal und Süd-Frankreich auf. Ihre bevorzugten Lebensräume
sind trockene, felsige Abhänge auf Kalkgestein. Merkmale der zierlichen Art sind die
langen, bis maximal zwei Millimeter breiten
Laubblätter und ihre Blüten mit kaum mehr
als zwei Zentimetern Durchmesser. Mit ihren Blättern erinnern sie an verschiedene
Binsen-Arten.- Aus Südeuropa stammt auch
die „einheimische“ Gelbe Osterglocke (Narcissus pseudonarcissus), die bei uns schon
seit dem Mittelalter eingebürgert ist.
Wer den nebenan abgebildeten Felsenteller
aus dem Balkan spontan als Saintpaulia
(Usambaraveilchen) anspricht, begeht keinen grossen Fehler. Beide gehören in dieselbe Familie, zu den Gesneriengewächsen
(Gesneriaceae), die zu Ehren des Zürcher
Gelehrten Konrad Gesner (1516-1565) so
bezeichnet wurde. Die weltweit rund 1800
Familienangehörigen leben hauptsächlich in
den Tropen. Es gibt aber Ausnahmen, in
Europa deren sechs im Balkan und den Pyrenäen. Sie alle sind Relikte aus dem Tertiär, dem geologischen Zeitalter vor rund 20
Millionen Jahren, in dem auch in Europa ein
tropisches Klima herrschte. Während hier
die meisten anderen Gesneriengewächse
ausstarben, konnten sich diese wenigen
Arten an das abgekühlte Klima anpassen.
Der Felsenteller gehört zu den ganz wenigen Samenpflanzen, die ohne Schaden zu
nehmen nahezu austrocknen können und
rasch wieder ergrünen, sobald ausreichend
Niederschläge fallen.
NathaliaFelsenteller
Tibetorchidee
Pleione formosana
Tibetorchidee
Grasblättriges Schwarzkügelchen
Melasphaerula ramosa
Scheint sich die oben beschriebene Narzisse
bezüglich ihrer Laubblätter bei den Binsen
bedient zu haben, so kupferte sie das
Schwarzkügelchen bei den Gräsern (Poaceae) ab. Auch die fächerartige Anordnung
der Blätter ist bei dieser Riesenfamilie verbreitet, mehr aber noch bei den Schwertliliengewächsen (Iridaceae), zu denen das
Binsenblättrige
Narzisse
Auf zehn Zentimeter hohen Blütensprossen
bringt die Tibetorchidee Blüten mit zehn
Zentimetern Durchmesser hervor. Gigantische Blüten für eine derart niederwüchsige
Pflanze! Besonders eindrücklich ist die röhrenförmige Lippe mit dem gefransten Rand
und den gelb-braunen Flecken an der Innenfläche. Damit imitiert die Zwergorchidee
Blütenstaub, um Insekten in den Bereich
der Säule, dem Verwachsungsprodukt von
Staub- und Fruchtblättern, zu locken. Dort
wird ihnen ein Pollenpaket auf den Rücken
gedrückt, das sie beim nächsten Blütenbesuch unbewusst auf die Narbe einer anderen Pflanze übertragen (Bestäubung).
IM APRIL 2017
Binsenblättrige Narzisse
Narcissus assoanus
Nathalia-Felsenteller
Ramonda nathaliae
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