17.03.2017 Mentalisierungsbasierte Therapie MBT Eine Antwort auf «Grenzerfahrungen» in der Behandlung von Menschen mit Persönlichkeitsstörungen? «A…set of principles…maximizing benefit while minimizing harm» Fonagy 2015 Psychiatrische Klinik Zugersee 16. März 2017 Dr. med. Sebastian Euler Universitäre Psychiatrische Kliniken (UPK) Basel [email protected] Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 17.03.2017 1 Borderline Persönlichkeitsstörung als Prototyp „struktureller“ Störungen (Streek & Leichsenring 2015) „Strukturelle“ Störungen › manifestieren sich als Störungen der Selbstregulation, Selbstwertregulation sowie der Störung der Regulierung des Zusammenseins mit anderen › Begriff wird häufig synonym für schwere Persönlichkeitsstörungen verwendet › werden auf vernachlässigende und/oder traumatisierende Beziehungserfahrungen zurückgeführt › hängen mit einer eingeschränkten Mentalisierungsfähigkeit zusammen 1 17.03.2017 Reminder: Borderline-PS › Kernsymptome: Emotionsregulationsstörungen, Impulsivität und beeinträchtigte soziale Beziehungen › Besondere Behandlungsschwierigkeiten: SVV, Suizidalität, interpersonelle Probleme, häufige komorbide Erkrankungen › Diagnostik: Schwierigkeiten einer rein deskriptiven, kategorialen Diagnostik bei klinisch ausgeprägter Heterogenität › Verlauf: Langzeitstudien zeigen, dass die Symptomatik im Längsschnitt nicht stabil ist, häufig Remissionen bei allerdings anhaltenden psychosozialen Beeinträchtigungen › Bio-psycho-soziales Modell: interaktionelle Prägungen (früher Bindungsstörungen, emotionale Vernachlässigung etc.) auf Basis einer genetischen Disposition «Borderline-PS in der Psychiatrie» › Prävalenz von PS in der Psychiatrie 30-50%, BPS 15-25% (Fydrich et al. 1996, Loranger 1994, Kernberg & Michels 2009) › Hohe Komorbiditätsraten z. B. ca. 50% der Suchtpatienten mit PS (Verheul 2001, McGlashan et al 2000), >50% BPS mit komorbider Depression (Lieb et al. 2004) und mangelndem Behandlungserfolg bei alleiniger Behandlung der Achse I-Störung (Walter et al. 2015) › Unzureichende störungsspezifische stationäre Versorgungsangebote für BPS (Bohus et al. 2016) › Nach wie vor ist nur die Psychotherapie i.e.S. evidenzbasiert (Stoffers 2010, 2012) 2 17.03.2017 «Grenzerfahrungen» in der Psychotherapie der Borderline-PS - Historie › «Konventionelle» therapeutische Ansätze (v.a. «klassische Psychoanalyse») mit Borderline-Patienten scheitern › therap. Fatalismus bis in die 90er Jahre › Entwicklung der Verhaltenstherapie, Ende der 80er Jahre › Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT, Linehan 1990) › Objektbeziehungstheorie (Kernberg) Ich-Psychologie (Kohut) , intersubjektive Ansätze, frühkindliche Entwicklungspsychologie (Fonagy & Target) › modifizierte psychoanalytische Verfahren für BorderlinePatienten: TFP (Kernberg), PIM (Heigl-Evers), Strukturbezogene Psychotherapie (Rudolf), MBT (Bateman & Fonagy 1997) Kernberg 1975,1980, Kohut 1971,1977, Stolorow et al. 1987, Mitchell 2003, Altmeyer & Thomä 2006, Fonagy 1995, Fonagy & Target 1997 Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 17.03.2017 | 5 MBT – Grundlagen 3 17.03.2017 «We consider our focus on mentalizing to be a refinement rather than an innovation» Allen, Fonagy & Bateman 2008 Peter Fonagy Anthony Bateman Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 17. März 2017 | 7 MBT – Evidenz für die BPS 8-Year Follow-Up of Patients Treated for Borderline Personality Disorder: Mentalization-Based Treatment Versus Treatment as Usual Anthony Bateman; Peter Fonagy Am J Psychiatry 2008;165:631-638. Randomized Controlled Trial of Outpatient Mentalization-Based Treatment Versus Structured Clinical Management for Borderline Personality Disorder Anthony Bateman; Peter Fonagy Am J Psychiatry 2009;166:1355-1364. Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 17.03.2017 | 8 4 17.03.2017 Evidenz der Mentalisierungsbasierten Therapie bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung › Verringerung der Suizidalität › Verringerung von Selbstverletzendem Verhalten › Verbesserung des interpersonellen und sozialen Funktionsniveaus › Verringerung der Inanspruchnahme des Gesundheitssystems › Verringerung der Polypharmazie Bateman & Fonagy 2008, 2009 Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 17.03.2017 | 9 MBT – Evidenz für die BPS Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 17.03.2017 10 5 17.03.2017 MBT Anwendungsfelder jenseits der BPD › MBT für antisoziale Persönlichkeitsstörung (Bateman & Fonagy 2014, 2015) › MBT für Borderline-Störung mit Komorbidität (Bateman & Fonagy 2015) › MBT für Essstörungen (Skaterud & Fonagy 2012) › MBT für Sucht (Philips et al. 2012) › MBT für Depressionen (Luyten & Blatt 2012) › MBT für Panikstörung (Taubner 2015) › MBT für Traumafolgeerkrankungen (Sharp et al. 2012) › MBT für Kinder und Jugendliche (MBT-A, Roussow & Fonagy 2012) › MBT-Familientherapie (Asen & Fonagy 2012) › MBT Gruppentherapie (MBT-G, Karterud 2015, Bateman & Fonagy 2015, Schultz-Venrath & Felsberger 2016) Mentalisieren heisst …. ….«holding mind in mind» (Allen et al. 2009) ….sich auf die inneren, ‚mentalen‘ Zustände (Gedanken, Gefühle, Wünsche, Bedürfnisse, Überzeugungen etc.) von sich selbst und anderen zu beziehen, diese als dem Verhalten zugrundeliegend zu begreifen und darüber nachdenken zu können › Menschen denken (und handeln) «intentional» › Mentale Prozesse sind «opak» Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 17. März 2017 | 12 6 17.03.2017 Mentalisieren bedeutet, …. › dass wir mit unseren eigenen Gedanken, Gefühlen und Motiven in Kontakt sind › dass wir diese auch relativieren und mit Abstand betrachten können › davon auszugehen, dass auch bei anderen Gedanken, Gefühle und Motive bestehen, die deren Verhalten zu Grunde liegen › dass wir diese Gedanken, Gefühle und Motive erahnen, erschließen aber nie wirklich „wissen“ können Mentalisieren ….und beeinträchtigtes Mentalisieren lassen sich mit 4 polaren Dimensionen erfassen Automatisch (implizit) Kontrolliert (explizit) Nach innen fokussiert Nach aussen fokussiert Selbst-orientiert Andere(r) orientiert Kognitiver Prozess Affektiver Prozess Fonagy & Luyten 2009, 2015 Mentalisieren integriert somit intrapsychische und interpersonelle Aspekte Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 17. März 2017 | 14 7 17.03.2017 Protototypische Mentalisierungsprofile nach Taubner 2016 Mentalisieren… › basiert konzeptionell u.a. auf der «Theory of Mind» › ist eine Fähigkeit, die im Rahmen der Persönlichkeitsentwicklung (Entwicklung des «Selbst») erworben werden muss › kontingente und markierte Affektspiegelung › Spiegelungen, Imitationen und intentionale Gesten (sog. «ostensive cues» wie wechselseitiges Nicken, Stirnrunzeln etc.) spielen dabei eine besondere Rolle › «playing with reality» › Spiel mit der psychischen Realität des Kindes Bateman & Fonagy 2007, Fonagy, et al. 2002 , Fonagy 2015 17. März 2017 | 16 8 17.03.2017 Beeinträchtigtes Mentalisieren › Zentral für die Ätiopathogenese psychischer Störungen ist die Beeinträchtigung der Fähigkeit zu mentalisieren aufgrund von repetitiven Fehlabstimmungen in den Bindungsbeziehungen › Bei entsprechender Vulnerabilität treten vor allem in bindungsrelevanten Situationen als Ausdruck einer bedrohten Selbstkohärenz die sogenannten prämentalistischen Modi auf › Teleologischer Modus › Äquivalenzmodus › Als-ob-Modus Mentalisieren und Persönlichkeitsentwicklung Gedächtnis und Modi der Affektregulation Prämentalistische Modi Teleologischer Modus 1 Jahr 2 Jahre Äquivalenz Modus 3 Jahre Mentalisieren Als-Ob-Modus 4 Jahre 5 Jahre Modifiziert nach Schultz-Venrath Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 17.03.2017 18 9 17.03.2017 Teleologischer Modus („zielgerichtet“) Nur real befriedigende Handlungen oder körperliche Eingriffe sind in der Lage, mentales Erleben zu beeinflussen, nur real Beobachtbares ist von Bedeutung. Die Umwelt muss „funktionieren“, um innere Spannungszustände zu mindern. Eigene Handlungen werden eingesetzt, um andere zu etwas zu bewegen, verbunden mit intentionaler (Fehl)interpretation von Verhalten. Ein Säugling mentalisiert seinen diffusen körperlich-affektiven Notzustand nicht. Beruhigung ist nur durch die reale Handlung des ‚Stillens‘ möglich. Eine Borderline-Patientin kann eine „innere Verletzung“ durch einen Mitpatienten nicht mentalisieren und verletzt sich real durch Schnitte in den Unterarm. Trost- und Halt-vermittelnde Worte und Gesten der pflegerischen Bezugsperson erreichen die Patientin nicht. Nur die reale Handlung eines Wundverbands oder gar einer Wundnaht führt zu psychischer Entlastung. Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 17.03.2017 | 19 Äquivalenzmodus Innere Welt und äußere Realität werden als identisch erlebt - Intoleranz gegenüber alternativen Perspektiven - Erschreckende innere Bilder (Ängste, Albträume, Flashbacks) und subjektives Erleben (Minderwertigkeitsgefühle, Beziehungsideen etc.) bekommen Realitätscharakter Ein Kleinkind, das die ersten Nächte ausserhalb des elterlichen Schlafzimmers verbringt, sieht ein Gespenst, das es holen und von den Eltern wegbringen will. Dem Vater gelingt es zunächst nicht, das Kind davon zu überzeugen, dass es sich um einen Vorhang aus weissem Stoff handelt und es Gespenster gar nicht gibt. Erst durch ein einfühlsames und spielerisches Beziehungsangebot, bei dem das subjektive Erleben des Kindes durch gemeinsames Nachschauen etc. ausreichend validiert wird, verliert die ängstigende Fantasie ihren Realitätscharakter und das Kind kann einschlafen Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 17.03.2017 | 20 10 17.03.2017 Woran würde man erkennen, dass diese Patientin mentalisiert? › Die eigene Sichtweise kann relativiert werden › Anerkennen und (ggf. spielerische Einnahme) unterschiedlicher Perspektiven › Anerkennung, dass andere einen/sich anders wahrnehmen als man selbst › „arbeitende“ Pausen im Sprachfluss › Sich selbst (und nicht andere oder die Umstände) als Urheber des eigenen Verhaltens schildern › ….. › ….. Als-ob-Modus („dissoziativ“) Der erlebte innere Zustand hat keine Implikation für die Aussenwelt und umgekehrt. In der Psychotherapie kommt es zu Gesprächen über Gedanken und Gefühle, ohne dass eine «innere Berührung» erfolgt bzw. Veränderungsprozesse induziert werden. Insbesondere wenn eine psychologisierte Sprache verwendet wird, spricht man auch vom „Pseudomentalisieren“. Klinisch kann sich dieser Modus auch in dissoziativen Phänomenen äußern. Ein vierjähriges Mädchen spielt, es sei eine Prinzessin in einem grossen Königreich, während die Mutter im Hintergrund den Tisch für das Abendessen deckt. Beide Welten sind unverbundene Realitäten. Eine Mutter, die mit der Szene spielen kann, belässt dem Kind seine innere Welt. Dem Kind zu sagen, es soll mit dem Quatsch aufhören, die Krone absetzen und zum Essen kommen, zerstört das Spiel des Kindes mit der Realität. Eine Patientin klagt anhaltend über die ungerechte Behandlung durch die soziale Umwelt, ein Perspektivenwechsel ist nicht möglich (Äquivalenzmodus). Dem Therapeut gelingt es allmählich, durch wohlwollendes Nach- und Hinterfragen eine Irritation des starren Narrativs zur erreichen; plötzlich wirkt die Patientin wie abgeschottet, starrt mit leeren Augen in die Ferne, reagiert nicht mehr auf Nachfragen. Schliesslich berichtet sie von imperativen Stimmen, die sie von den Fragen abgelenkt hätten, sie wisse nicht mehr, worum es im Gespräch gegangen sei. Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 17.03.2017 | 22 11 17.03.2017 Woran erkennt man, dass Patienten pseudo-mentalisieren? › Narrativ › «analytisch», redundant, weitschweifig › kognitiv getönt mit geringem oder keinem affektiv spürbarem Kern › Ich-stabilisierende Funktion › Unfähigkeit zum Perspektivenwechsel (Bateman and Fonagy 2015) Cave: «Warum»-Fragen können Pseudo-Mentalisieren induzieren Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 17. März 2017 | 23 MBT – Struktur, Haltung und Interventionen 12 17.03.2017 Behandlungsstruktur der «intensiven ambulanten Behandlung» (IOT) Mentalisierungsbasierte Therapie MBT «A simple set of principles…» Fonagy 2015 S. 599 › «Die Haltung des Therapeuten ist von entscheidendem Stellenwert» (Bateman & Fonagy 2015, 319) › not knowing stance › collaborative stance “The patient is not hard to reach but we find it hard to reach him/her” Fonagy 2015 Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 17. März 2017 | 26 13 17.03.2017 Mentalisierungsbasierte Therapie MBT «A simple set of principles…» Fonagy 2015 S. 599 › Die Anerkennung der Subjektivität von Realität und das «Spiel» mit den Perspektiven ist oberstes Prinzip («playing with reality») › Validieren («empathic validation») <-> Challenging › self disclosure › Gruppentherapie Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 17. März 2017 | 27 Mentalisierungsbasierte Therapie MBT «A simple set of principles…» Fonagy 2015 S. 599 › Gefördert wird die Entwicklung einer neugierig (selbst)-explorativen Haltung des Patienten › «Prinzip Frage» (inquisitive stance) › Affektelaboration und Affektfokus › Interpersoneller Fokus › Prozess statt (vor) Inhalt Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 17. März 2017 | 28 14 17.03.2017 Beispiele für mentalisierungsfördernde Interventionen › › › › › › › › Können Sie versuchen, genauer zu beschreiben wie sich das angefühlt hat? Wollen wir gemeinsam darüber nachdenken, ob es auch andere Erklärungen für sein Verhalten geben könnte? Ich glaube, an Ihrer Stelle wäre ich wütend geworden. Ihnen ging es aber ganz anders….? Das macht mich neugierig. Sie auch? Sollen wir noch einen Schritt weitergehen? Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich eher zurückhalten oder weiter fragen soll. Vielleicht können Sie mir helfen, das zu entscheiden? … … … Mentalisieren: Implizit/automatisch vs explizit/controlled Der psychotherapeutische Anspruch, Themen zu untersuchen, welche intensive emotionale Reaktionen hervorrufen, die bewusste Reflexion und explizites Mentalisieren beinhalten, ist schwer vereinbar mit der Fähigkeit, die der Patient hierzu unter Stress aufweist Erregung 15 17.03.2017 Neurobiologie des Mentalisierens Dual arousal system (Arnsten 1998) s. u.a. Luyten & Fonagy 2015 MBT Interventions: Spectrum Bateman 2016 Safe in low Anxiety Safe in high Anxiety Supportive/empathic Clarification, elaboration, challenge Basic mentalizing – affect and affect focus Relational Mentalizing 16 17.03.2017 MBT Mentalisieren eines «Events» Bateman 2016 Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 17.03.2017 33 MBT – Gruppentherapie MBT-I und MBT-G Diagnostik, Fallformulierung, Krisenplan, Behandlungsvereinbarung MBT-I Einführungskurs Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 17.03.2017 MBT-Einzel und Gruppentherapie (MBTG) 34 17 17.03.2017 MBT-I (Psychoedukationsgruppe) Sitzung Inhalte 1 Was ist Mentalisierung? 2 Was sind Mentalisierungsprobleme? 3 Warum haben wir Gefühle und was sind die Basistypen? 4 Wie können wir Gefühle wahrnehmen und regulieren? 5 Die Bedeutung von Bindungsbeziehungen 6 Bindung und Mentalisierung 7 Was ist eine Persönlichkeitsstörung? Was ist Borderline? 8+9 Was ist Mentalisierungs-Basierte-Therapie? 10 Angst, Bindung und Mentalisierung 11 Depression, Bindung und Mentalisierung 12 Zusammenfassung und Schlussfolgerung Mentalisierungsbasierte Gruppentherapie MBT-G › Mentalisieren gelingt am besten in der Gruppe › multiple Spiegelung des eigenen mentalen Erlebens › Spiel mit den Perspektiven auf die Realität («playing with reality») › Sind Äquivalenzmodus und Pseudomentalisieren kritisch hinterfragt («challenge») worden? › Gelingt ein Affektfokus in Verbindung mit interpersonellen Ereignissen im Hier und jetzt › Steht der Prozess der Erforschung mentaler Prozesse vor inhaltlicher Einsicht oder Ratschlägen Kriterien modifiziert nach Katerud & Bateman 2012 Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 17. März 2017 | 36 18 17.03.2017 Mentalisierungsbasierte Gruppentherapie (MBT-G) › «resonating mind» › Aktiver Leitungsstil mit Vermittlung eines basalen Sicherheitsgefühls › Vermeidung von Schweigephasen › Nicht-wissende Grundhaltung und „inquisitorische“ Neugier › Challenging mit Humor, Selbstironie und Überraschungsmomenten › Connecting › Recruiting › Triangulation › Siding › Parking Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 17. März 2017 | 37 MBT-G – Leitung Beginnen Sie die Gruppe mit einer Austauschrunde und der Zusammenfassung der vorherigen Gruppensitzung Verhindern Sie die Eskalation aggressiver Ausbrüche Stoppen Sie den Gruppenprozess wenn er abdriftet oder Möglichkeiten des Mentalisierens im Hier und Jetzt verpasst werden (Fokussierung) Initiieren Sie vorsichtig Schritt-für-Schritt Explorationen über bedeutsame interpersonelle Ereignisse Demonstrieren und erklären Sie die Priorität des Hier und Jetzt Vertreten Sie das Prinzip des ‘keine Ratschläge geben’ Seien Sie eine Autorität ohne autoritär zu sein Achten Sie auf das Aufrechterhalten der eigenen Mentalisierung Seien Sie ein Vorbild für mentalisieren 19 17.03.2017 Mentalisieren als allgemeiner Wirkfaktor in Psychiatrie und Psychotherapie? › Wirksamkeit von Psychotherapie ist nicht per se gegeben › 30-50% der Psychotherapien führen nicht zu Besserungen › 5-10% schaden dem Patienten Lambert 2010, Hansen et al. 2002, Lambert & Ogles 2004 › "Paradoxerweise neigen vor allem ausgefuchste und hochspezialisierte Therapeuten in besonderem Masse dazu, das Mentalisieren ihrer Patienten 'auszuschalten', indem sie sich als Experten verstehen“ Bateman & Fonagy 2015, 92 MBT – Fazit ….eine Antwort auf Grenzerfahrungen? › Eine mentalisierungsbasierte Haltung hilft dabei, schädigende und entwicklungshemmende Einflüsse auf Patienten zu minimieren «A simple set of principles….maximizing benefit while minimizing harm» Fonagy 2015 › Therapeuten bzw. Teams müssen aktiv an ihrer Mentalisierungskapazität arbeiten «The patient is not hard to reach but we find it hard to reach him/her» Fonagy 2015 › Interventionen und Methoden sind unabhängig von ihrer Provenienz nur hilfreich, wenn die Anwendung ausreichend mentalisierend erfolgt «The potential effectiveness of all treatments depends not so much on their frame but on their ability to increase a patient’s capacity to mentalize» Bateman&Fonagy 2004 › MBT ist in jedem psychosozialen Kontext geeignet, die Interaktion mit Patienten wirksamer zu gestalten «We consider our focus on mentalizing to be a refinement rather than an innovation» Allen et al. 2008 20 17.03.2017 MBT – Aus/Weiterbildung nächste Termine › 7./8. April 2017 Aufbau- und Ergänzungskurs Luzern (Thomas Bolm) www.mentalisieren.ch › 13. September 2017 MBT-Einführungskurs SGPP Bern (Sebastian Euler) www.psychiatrie-kongress.ch › 1. bis 3. November 2017 MBT Basic Training Universität Heidelberg (Anthony Bateman, Peter Fonagy, Svenja Taubner, Sebastian Euler) www.annafreud.org MBT Kontakt › › › www.annafreud.org www.mentalisierung.com www.mentalisieren.ch [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] 21