S010-021.qxd 30.07.2008 09:55 Seite 10 4 6 8 TITELGESCHICHTE EXPERTENZIRKEL – EIN THEMA, FÜNF MEINUNGEN 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 „ZahnMedizin und Ästhetik – Composite Teil 1“ 100 102 104 106 108 110 112 114 116 Dr. Aneta Pecanov-Schröder Wo hört „Ästhetische Zahnheilkunde“ auf, wo betritt der Zahnarzt „kosmetisches Terrain“ mit fraglichem Medizinethos? Diese Frage beantworten Fachleute aus Praxis, Hochschule und Industrie und veranschaulichen für Sie, wie Sie Ihre Patienten mit direkten Composite-Restaurationen non- oder minimal-invasiv ästhetisch versorgen. 118 120 122 124 126 128 130 DENTAL MAGAZIN 4/2008 S010-021.qxd 30.07.2008 09:56 Seite 11 3 5 EXPERTENZIRKEL – EIN THEMA, FÜNF MEINUNGEN TITELGESCHICHTE 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 Prof. Dr. Bernd Klaiber ZA Wolfgang-M. Boer 29 31 33 35 ist 1987 dem Ruf auf den Lehrstuhl für Zahnerhaltung und Parodontologie an der Universität Würzburg gefolgt. 1980 und 1998 wurde Prof. Klaiber mit dem Jahresbestpreis der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) ausgezeichnet, 1986 erhielt er den „Walther Engel Preis“ der Akademie für Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe. Seine Hauptarbeitsgebiete liegen in der restaurativen Zahnheilkunde, im Bereich der minimal-invasiven Restaurationstechniken und minimal-invasiven Maßnahmen zur Verbesserung der Ästhetik. ist seit sieben Jahren Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Ästhetische Zahnheilkunde (DGÄZ). Nach seinem Studium der Zahnmedizin u.a. in Montpellier (Frankreich) hat er zunächst in freier Praxis gearbeitet und anschließend als Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Prothetischen Abteilung der Universität Bonn (Direktor: Prof. Dr. Bernd Koeck). Seit 1994 ist er in eigener Praxis in Euskirchen bei Köln niedergelassen. Boer wurde bekannt durch zahlreiche Veröffentlichungen und Referententätigkeiten zu den Themen der Ästhetischen Zahnheilkunde und Composite-Restaurationen. 37 39 41 43 45 47 49 51 53 55 57 59 61 Prof. Dr. Jean-François Roulet war von 1984 bis 2003 Leiter der Abteilung für Zahnerhaltung an der freien Universität Berlin. Er wechselte 2003 vom Universitätsklinikum Charité der Humboldt-Universität Berlin, wo er seit 1994 Direktor der Abteilung für Zahnerhaltung und Präventivzahnmedizin war, zur Ivoclar Vivadent AG nach Schaan/Liechtenstein. Dort ist er Bereichsleiter Forschung und Entwicklung clinical. Zu seinen Arbeitsgebieten gehören: Ästhetische Zahnheilkunde, Composites, Keramikinlays sowie die präventive Zahnmedizin. Prof. Roulet hat 18 Lehrbücher geschrieben bzw. herausgegeben und hält regelmäßig Vorträge und Fortbildungskurse weltweit. 63 65 Dr. Arnd Peschke 67 war von 1996 bis 2001 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Charité, Zentrum für Zahnmedizin der medizinischen Fakultät der Humboldt Universität zu Berlin, Abteilung für Zahnerhaltung und Präventivzahnmedizin (Leiter: Prof. Dr. J.-F. Roulet). Nach einer Tätigkeit als Assistenzzahnarzt in freier Praxis wechselte er in die Dentalindustrie zu Ivoclar Vivadent AG, Schaan, Fürstentum Liechtenstein – zunächst als Zahnarzt Forschung & Entwicklung clinical und seit 2006 Leiter interne Klinik Forschung & Entwicklung clinical. 1 Thema, 5 Meinungen 69 71 73 75 Wissen aus Praxis, Hochschule und Industrie 77 79 81 83 85 87 89 91 93 95 97 99 101 Dr. Andreas Utterodt 103 105 107 109 ist bei Heraeus Kulzer seit 2005 für die Entwicklung „Fillings“ und für Grundlagenprojekte im Bereich „Dentistry“ verantwortlich. Seine Schwerpunkte liegen auf der Entwicklung lichthärtender Composites. Nach dem Studium der Chemie an der Universität Halle-Wittenberg hat er sich bereits in seiner Dissertation mit der Lichthärtung von Kunststoffen beschäftigt und u. a. neue Initiatoren für die kationische Photopolymerisation von Organsiloxan-Monomeren untersucht. Nach einem Postdoc-Aufenthalt an der Universität in Jena erfolgte der Wechsel in die Dentalindustrie. 111 113 115 117 119 121 123 125 DENTAL MAGAZIN 4/2008 127 129 S010-021.qxd 30.07.2008 09:56 Seite 12 4 6 8 TITELGESCHICHTE EXPERTENZIRKEL – EIN THEMA, FÜNF MEINUNGEN 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 Einem aktuellen Bericht des Instituts der Deutschen Zahnärzte zufolge wenden Zahnärzte drei Viertel der wöchentlichen Arbeitszeit für die vier Arbeitsschwerpunkte Zahnerhaltung, Prothetik, Prophylaxe sowie „Ästhetische Zahnheilkunde“ auf, wobei besonders der Anteil der Arbeitszeit im Bereich „Ästhetische Zahnheilkunde“ gestiegen ist. 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70 72 74 76 78 Herr Boer, welche Maßnahmen gehören für Sie zur „Ästhetischen Zahnheilkunde“ und wo ziehen Sie eine Grenze zum „kosmetischen Handwerk“? Boer: Es ist fast unmöglich, hier eine eindeutige Grenze zu definieren: Auch ein Bleaching kann bei entsprechendem psychischem Leidensdruck zu einer medizinisch notwendigen Maßnahme werden, wenn der Patient wirklich unter seiner Zahnfarbe leidet. Prinzipiell aber kann man hier die Auffassung der Deutschen Gesellschaft für Ästhetische Zahnheilkunde als richtungsweisend übernehmen: Ästhetische Zahnmedizin ist das „Tüpfelchen auf dem i“ einer medizinisch und funktionell perfekten Zahnmedizin und ist das Bemühen, zahnärztliche Maßnahmen ästhetisch ggf. korrigierend oder verbessernd durchzuführen. Ästhetische Zahnheilkunde endet dort, wo ohne Berücksichtigung der Funktion Maßnahmen durchgeführt werden, die nur noch der reinen Verschönerung als Selbstzweck dienen. 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 100 102 104 106 108 110 112 114 116 118 120 Wo endet für Sie „Ästhetische Zahnheilkunde“, Herr Professor Klaiber? Gehören z. B. KeramikVeneers in diesen Bereich? Klaiber: Eine allgemein gültige Antwort kann ich Ihnen hier leider nicht geben, es hängt eben immer von der Ausgangssituation ab. So werden zum Beispiel für einen Lückenschluss immer noch gesunde, wirklich schöne Labialflächen zur Aufnahme von Keramik-Veneers abgeschliffen, obwohl hier oft mit non-invasiven Maßnahmen mit direkter Compositetechnik gleichwertige oder gar bessere Ergebnisse zu erzielen sind. Man muss sich immer kritisch fragen, ob man bei der gegebenen Ausgangssituation bei sich selbst auch die gesunden Labialflächen abschleifen lassen würde. Wann immer ich gar einen Zahn zur Aufnahme einer Krone beschleife, sollte ich mir aber als Zahnmediziner bewusst sein, dass acht bis 15 Prozent der Pulpen die Präparation nicht überleben werden. Also muss ich die gewählte Art der Versorgung deutlich abwägen. Als 122 124 126 128 130 DENTAL MAGAZIN 4/2008 Mediziner müssen wir uns immer des Risiko-NutzenVerhältnisses unserer Maßnahmen bewusst sein. Patienten wenden sich zunehmend mit dem Wunsch nach helleren Zähnen an ihren Zahnarzt. Bleichen Sie immer, wenn ein Patient angibt, unter seiner Zahnfarbe zu leiden? Klaiber: Wenn ich damit keinen Schaden setze und der Patient sich hinterher wohler fühlt, gehe ich gern auf den Wunsch ein. Oft kommen aber auch Patienten, die haben schon sehr helle Zähne und wollen noch hellere Zähne haben. Hier wird die Situation durch das Bleichen nicht besser, im Gegenteil, die Zahnfarbe wird eher kreidig. Wenn ich vom Sinn dieser Bleichmaßnahme nicht selbst überzeugt bin, lehne ich den Wunsch des Patienten ab. Weisen Sie Patienten auch von sich aus auf eine aus Ihrer Sicht suboptimale Situation hin? Klaiber: Nein, da beiße ich mir lieber auf die Zunge! Der Wunsch nach Verbesserung der Ästhetik muss eindeutig vom Patienten kommen. Erst wenn der Patient von sich aus ein Defizit wahrnimmt, bespreche ich mit ihm, wie man die Situation verbessern könnte. Auch wenn ich als Zahnarzt bei einem Patienten ästhetische Mängel erkenne und mich diese stören, weise ich ihn nicht darauf hin. Vielmehr gehe ich davon aus, dass diese Patienten und ihr Umfeld keinerlei Probleme mit dem IstZustand haben. Herr Professor Roulet, wo betritt nach Ihrem Dafürhalten ein Zahnarzt schon „kosmetisches Terrain“? Roulet: Kosmetische Zahnheilkunde beginnt dort, wo dem Behandlungswunsch rein subjektive ästhetische Vorlieben zugrunde liegen. Dies gilt beispielsweise für Zahnfarben jenseits B1, Zahnschmuck und Form- bzw. Stellungskorrekturen, die im Widerspruch zu gängigen ästhetischen Regeln stehen. Das Ziel der Bemühungen des Zahnarztes muss Gesundheit sein! Die WHO definiert Gesundheit als physisches und psychisches Wohlbefinden. Daher fallen Wunschbehandlungen, denen ein objektivierbares ästhetisches Defizit zugrunde liegt, ebenfalls in den Bereich der ästhetischen Zahnmedizin. Boer: Aber der Zahnarzt heute steht bei der Abgrenzung der ästhetischen Zahnmedizin von kos- S010-021.qxd 30.07.2008 09:57 Seite 13 3 5 EXPERTENZIRKEL – EIN THEMA, FÜNF MEINUNGEN TITELGESCHICHTE 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31 33 35 37 39 41 43 45 Abb. 1a und b: In den letzten Jahren scheint die Anzahl von Frontzahntraumen drastisch anzusteigen. Das ästhetische Ergebnis des Composite-Aufbaus beruht weniger auf 47 der richtigen Farbauswahl und Schichtung, als vielmehr auf der perfekten Wiedergabe der Oberflächen-Morphologie. (Abb. 1a bis 2d: Boer) 49 51 53 55 57 59 61 63 65 67 69 71 73 75 77 79 Abb. 2a: Dieser Fall eines Frontzahntraumas bei einem sehr jungen Patienten ist besonders einfach zu lösen, da die natürlichen Zähne eine stark ausgeprägte Mikrostruktur aufweisen: Diese erzeugt Lichtreflexe auf der Zahnoberfläche, die das Auge des Betrachters von den Übergängen am Füllungsrand ablenken. Abb. 2b: Mit Hilfe eines Silikonschlüssels wurde palatinal eine sehr dünne Wand nur mit einem transparenten FlowComposite aufgebaut. 81 83 85 87 89 91 93 metischen Maßnahmen vor dem gleichen Dilemma wie plastische Chirurgen schon von jeher: Wir sind keine ausgebildeten Psychologen, müssen aber im Grenzfall beurteilen, was echter Leidensdruck und was nur Eitelkeit ist. Sind sowieso medizinisch indizierte Maßnahmen erforderlich, stellt sich diese Frage nicht, da hier selbstverständlich auch das Können der Ästhetischen Zahnheilkunde zur Anwendung kommt. Was empfehlen Sie, wenn sich der Patient mit dem Wunsch nach einem ästhetischen Erscheinungsbild an seinen Zahnarzt wendet? Roulet: Sofern ein sinnvolles Verhältnis zwischen Invasivität der therapeutischen Maßnahme und ästhetischem Nutzen besteht, kann der Zahnarzt den Patientenwunsch erfüllen. Heute kann grundsätzlich der Wunsch nach einer ästhetischen zahnmedizinischen Versorgung als Grundbedürfnis unserer Patienten eingestuft werden. D. h., jede medizinisch indizierte Maßnahme sollte den ästhetischen Bedürfnissen des Patienten so angepasst werden, dass sie von ihm als natürlich bzw. „unsichtbar“ empfunden wird. Die Adhäsivtechnik und der Einsatz von Composites erlauben hier glücklicherweise ein großes Entgegenkommen, da mit nahezu non- bzw. minimal- 95 Lesetipps: Titelgeschichte „Perlweiße Pracht“ – Ein Thema, drei Meinungen – im DENTAL MAGAZIN 2/2004, Seite 16ff. Sie können den Expertenzirkel kostenfrei anfordern: redaktion@ dentalmagazin.de. 97 99 101 103 105 107 109 111 113 115 117 119 121 123 125 DENTAL MAGAZIN 4/2008 127 129 S010-021.qxd 30.07.2008 09:57 Seite 14 4 6 8 TITELGESCHICHTE EXPERTENZIRKEL – EIN THEMA, FÜNF MEINUNGEN 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 Abb. 2c: Dieser sogenannte palatinale „Shell“ dient als Leitschiene für die Schichtung des Dentinkerns. Abb. 2d: Der optische Eindruck des Endergebnisses beruht weniger auf der Farbauswahl, sondern auf der perfekten Wiedergabe der natürlichen Oberflächen-Morphologie. invasiven Techniken enorme ästhetische Optimierungen möglich sind. Peschke: Einen Klasse-IV-Defekt mit einer indirekten Konstruktion zu versorgen, passt nicht zu einem substanzschonenden, zeitgemäßen Therapiekonzept! Vor dem Hintergrund des „primum nil nocere“ ist der Zahnarzt zu minimal-invasem Vorgehen verpflichtet. Abbildungen 3 bis 7 unterstreichen, dass mit heutigen Compositematerialien und dem entsprechenden Fachwissen diese Forderung heute sehr gut umgesetzt werden kann. Utterodt: Die ästhetische Zahnheilkunde hat sich zu einem bedeutenden Bereich entwickelt – Zahnfehlstellungen, Zahnformen oder ein Diastema können durch direktes Verblenden mit Composites geschickt korrigiert werden, ohne dass eine zahnmedizinische Wiederherstellung von Zahnsubstanz notwendig wäre. Eine Abgrenzung zur kosmetischen Arbeit ist nur durch die individuelle Bewertung eines Fachmanns möglich, wenn keine medizinische Notwendigkeit gegeben ist. nis eine Schichtung verschiedener Compositemassen ist. Meine Faustregel: Wenn unsere Restaurationen im normalen Gesprächsabstand nicht als zahnärztliche Maßnahme zu identifizieren sind, können wir mit unserer Arbeit zufrieden sein. Man darf nicht das als Maßstab nehmen, was man bei einem Kongress auf der Leinwand in 1000facher Vergrößerung als Details noch alles erkennen kann. Eine falsche Umrissform fällt im Gesprächsabstand jedoch auf jeden Fall auf. Insofern ist die Form wichtiger als die Farbe. Die Form kann und muss uns gelingen, das ist auch erlernbar. Utterodt: Die richtige Farbauswahl ist sicher eine Voraussetzung, aber der natürliche Zahn ist eben nicht klassifiziert, und es ist stets nur eine farbliche Annäherung möglich. 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 100 102 104 106 108 110 112 114 116 118 120 Herr Klaiber, in Ihren Kursen geben Sie Zahnärzten regelmäßig Tipps, wie sie bei CompositeRestaurationen im sichtbaren Bereich ein optimales Ergebnis erzielen können. Farbanalyse, Schichtungskonzept oder Zahnform – was führt zum Erfolg? Klaiber: Zahnmorphologie und Umrissformen müssen stimmen! Natürlich sollte auch die Farbe stimmen. Die Farbe aber immer genau zu treffen, ist auch ein Glücksfall, weil sie immer das Ergeb- 122 124 126 128 130 DENTAL MAGAZIN 4/2008 Herr Boer, verraten Sie unseren Lesern Ihren Schlüssel zum Erfolg für eine ästhetische Frontzahnrestauration? Boer: Für mich ist der wichtigste Kunstgriff, um eine „unsichtbare“ Füllung zu schaffen, die gelungene Morphologie und die Oberflächen-Textur. Letztere hilft uns, dadurch, dass sie Lichtreflexe auf die Oberfläche zaubert, die Übergänge zwischen Füllungsrand und natürlicher Zahnsubstanz vor dem Blick des Betrachters zu tarnen [Literatur 1, 2]. Andererseits ist eine planpolierte Oberfläche das Schwierigste, was es für eine Restauration gibt, da man hier sofort auch kleinste Farbunterschiede wahrnimmt. S010-021.qxd 30.07.2008 09:57 Seite 16 4 6 8 TITELGESCHICHTE EXPERTENZIRKEL – EIN THEMA, FÜNF MEINUNGEN 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 Lesetipp: Dr. Mozhgan Bizhang und Dr. Maria Giraki über das „Bleichen vitaler Zähne” in dieser Ausgabe des DENTAL Magazins Seite 26. 38 40 42 44 46 48 50 52 54 Abb. 3: Ausgangssituation – die Zähne 11 und 21 zeigen ästhetisch unbefriedigende Compositeversorgungen, zudem weist Zahn 11 distal einen Klasse-IV-Defekt auf. Abb. 3 bis 7: Peschke Abb. 4: Zustand nach Entfernung der Füllungen, breiter Anschrägung der Kavitäten und erfolgter Ätzung. Abb. 5: Zunächst wird mit transluzentem Material (Artemis) der palatinale Schmelz rekonstruiert. Abb. 6: Der Dentinkern wurde mit opaker Dentinmasse (Artemis) aufgebaut. Bevor die polymerisierte Dentinmasse mit einer abschließenen Schmelzschicht abgedeckt wird, werden Malfarben zur Individualisierung appliziert (Tetric Color weiß). 56 58 60 62 64 66 68 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 100 102 104 106 108 110 112 114 116 118 120 Abb. 7: Die fertigen Restaurationen. Der Patientin wurde eine substanzschonende ästhetische Lösung mit Composites realisiert, die gegenüber Veneers keine ästhetischen Nachteile zeigt. 122 124 126 128 130 DENTAL MAGAZIN 4/2008 Wird die Bedeutung einer Farbanalyse als Grundlage des ästhetischen Erfolgs überbewertet? Boer: Ja. Natürlich sind alle drei von Ihnen genannten Punkte – Farbanalyse, Schichtungskonzept und Zahnform – in einem perfekten Zusammenspiel die Grundlage des ästhetischen Erfolgs. Die Wichtigkeit der Farbanalyse wird, wie Herr Klaiber angedeutet hat, auch meiner Ansicht nach überbewertet. Ich bin überzeugt, dass wir nie ein synthetisches Material bekommen, welches bei allen unterschiedlichen Lichtverhältnissen die gleichen optischen und farblichen Eigenschaften zeigen wird wie das komplexe natürliche Gewebe des menschlichen Zahnes. S010-021.qxd 30.07.2008 09:57 Seite 17 3 5 EXPERTENZIRKEL – EIN THEMA, FÜNF MEINUNGEN TITELGESCHICHTE 7 9 11 13 15 17 19 21 Peschke: Dabei ist die Transparenz viel wichtiger als die Farbe. Wenn wir aber von optimalen Ergebnissen bei komplexen Rekonstruktionen im Frontzahnbereich sprechen, so kommt man an einem Schichtkonzept, das sich an dem natürlichen Aufbau des Zahnes orientiert, nicht vorbei. Nur die Kombination von Massen mit verschiedenen Transluzenzen kann wahrlich unsichtbare Restaurationen ermöglichen. Der Farbanalyse kommt dabei sicherlich eine wichtige Bedeutung zu, sie dient aber nicht nur der Bestimmung der Farbe, sondern auch der Identifikation unterschiedlich transluzenter Areale. Herr Peschke, gehören also die korrekte Zahnform und die Transluzenz des Composites zum Rezept einer perfekten Füllung? Peschke: Die Form hat, wie schon dargestellt wurde, neben den richtigen Transluzenzen einen größeren Einfluss und kann eine harmonische Ästhetik stärker beeinträchtigen, wenn sie z.B. zu asymmetrischen Effekten führt. Selbst bei leichten Farbabweichungen sind nahezu perfekte ästhetische Resultate möglich. Denn bei adäquater Präparationstechnik, d.h. flach auslaufender und ggf. leicht unregelmäßig verlaufender Anschrägung, Verwendung opaker Massen zur Rekonstruktion des Dentins und gekonnter Überschichtung mit transluzenten Schmelzmassen sind Füllungsränder oft komplett maskierbar. Zahlreiche Composites zeigen einen ausgeprägten Chamäleoneffekt und erzeugen so insbesondere im Seitenzahnbereich auch ohne ausgefeilte ästhetische Schichtkonzepte eine befriedigende ästhetische Integration. Utterodt: Eine universelle Anpassungsfähigkeit an die umgebende Zahnsubstanz ist für den alltäglichen Gebrauch sicher wichtiger als eine extrem große Farbauswahl. Composites mit höherer Transparenz und ausgereiftem Farbkonzept sind dabei oft vorteilhafter. Aber grundsätzlich gilt: Das ästhetische Verhalten eines Materials kann man nur in der Anwendung beurteilen. Und sowohl bei der Farbbewertung als auch bei der Farbauswahl jedes Materials ist Übung hilfreich. Übung macht den Meister, das Sprichwort leitet über zu Vanini-Restaurationen. Jeder Kursteilnehmer staunt beim Anblick der perfekten Composite-Restaurationen eines „Lorenzo Vanini“. Sind diese Vorgaben „praxistauglich“ und ist Vanini der Maßstab für ästhetische FrontzahnRestaurationen in der Praxis? Boer: Vaninis großer Verdienst ist zweifellos, dass er als einer der Ersten gezeigt hat, wie mit Composites einerseits perfekte ästhetische Ergebnisse zu erzielen sind und diese andererseits auch noch über Zeiträume von zehn Jahren und mehr langzeitstabil bleiben. Vor allem hat Vanini dies in die Öffentlichkeit getragen, als die allgemeine Meinung galt, Composites seien nichts weiter als grobe zahnfarbene Langzeit-Provisorien. Er hat zweifellos Maßstäbe gesetzt, an denen sich alle messen müssen. Das ist aber nicht auf die typische deutsche Praxis übertragbar. 23 25 27 29 31 33 35 Die Literaturliste stellen wir Ihnen im Internet auf www.dentalmagazin.de (Menüpunkt Redaktionsbeiträge) zur Verfügung. 37 39 41 43 45 47 49 51 53 55 Warum halten Sie das Konzept nicht übertragbar auf die typische deutsche Praxis? Boer: Dazu ist es einfach zu komplex und erfordert ein zu großes Maß an Erfahrung und künstlerischem Können. Da Vanini ausschließlich mit Enamel HFO von Micerium arbeitet, ist seine Technik auch entsprechend auf die Stärken und Schwächen dieses Materials ausgelegt. Inzwischen gibt es am Markt aber zahlreiche Alternativen, die mit praktikableren Lösungskonzepten in der Praxis einfacher und voraussagbarer umzusetzen sind. 57 59 61 63 65 67 69 71 73 75 77 Wie beurteilen Sie das aus der Sicht eines Hochschullehrers? Ist Vanini ein Vorbild für den zahnärzlichen Nachwuchs? Klaiber: Natürlich ist Vanini ein Vorbild, er ist ein Meister auf seinem Gebiet, an dem sich jeder Zahnarzt in Praxis und Hochschule orientieren kann. Er hat gezeigt, dass man die Farbbestimmung und die Realisierung der natürlichen Zahnfarbe bis zu einem gewissen Grad systematisieren und damit auch erlernen kann. Er hat viel Entwicklungsarbeit geleistet, und sein Prinzip der anatomischen Farbschichtung wird von vielen übernommen und kopiert. Ich bin gespannt auf sein neues SchmelzComposite, das wohl in diesem Herbst in den Handel kommen wird. Dieses Schmelz-Composite soll erstmals einen dem natürlichen Schmelz vergleichbaren Lichtbrechungsindex aufweisen. 79 81 83 85 87 Besonders der Anteil der Arbeitszeit im Bereich „Ästhetische Zahnheilkunde“ ist gestiegen. Das ist eines der „Ergebnisse der dritten Befragungswelle zu den Erfolgsfaktoren 21.04.2008“, IDZ 3/2008, Seite 11. 89 91 93 95 97 99 101 103 105 107 109 111 113 Welcher Anspruch sollte in der Praxis gelten? Peschke: Der zu erfüllende Anspruch richtet sich nach dem Patienten. Die Restauration muss für den 115 117 119 121 123 125 DENTAL MAGAZIN 4/2008 127 129 S010-021.qxd 30.07.2008 09:57 Seite 18 4 6 8 TITELGESCHICHTE EXPERTENZIRKEL – EIN THEMA, FÜNF MEINUNGEN 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 Die Titelgeschichte „ZahnMedizin und Ästhetik – Composite Teil 1“ stellen wir ihnen auf www.dentalmagazin.de (Menüpunkt Redaktionsbeiträge) als pdf zum Herunterladen zur Verfügung. 50 Patienten in einem Abstand, der den normalen zwischenmenschlichen Beziehungen entspricht (ca. Armlänge), nicht mehr als solches erkennbar sein. Das hat Herr Klaiber ausgeführt. Für dieses Ziel müssen nicht unbedingt die komplizierten Techniken von Vanini, Fahl, Baratieri und vielen anderen „Gurus“ angewendet werden. Mit einer Zwei- oder Dreischichttechnik, eventuell mit etwas Malfarbe und einem ästhetischen Composite sollte jeder Praktiker heutzutage in der Lage sein, auch größere Defekte so zu versorgen, dass sie vom Patienten nicht wahrgenommen werden. Herr Utterodt, welche Bedeutung hat ein Künstler wie Vanini für die Entwicklungsabteilungen der Composite-Anbieter? Utterodt: Ich verstehe solche Künstler als Anregung für die Materialentwicklung, denn wir können die Wirkung von Licht und Farbe so besser verstehen lernen und optimieren. Für die alltägliche Praxis sind diese Maßstäbe natürlich nicht mit beliebigem Aufwand erreichbar. Die übliche Versorgung muss ökonomisch zu einem möglichst guten Ergebnis führen. Diesem Anspruch können aber nur Dentalcomposites mit ausgereiftem ästhetischem Anspruch gerecht werden. Die unauffällige Anpassung an die natürliche Zahnhartsubstanz ohne aufwändige Farbkonzepte und Individualisierungsschritte ist hier das Ziel. 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 100 102 104 106 108 Lesetipp: Titelgeschichte zum TopThema „Adhäsivtechnik“ – Ein Thema, drei Meinungen Adhäsivtechnik im DENTAL MAGAZIN 2/2006, Seite 15ff. Sie können den Expertenzirkel kostenfrei anfordern: redaktion@ dentalmagazin.de. Es ist in der Diskussion schon darauf hingewiesen worden: Es gibt verschiedene gute Materialien, die zu ästhetischen Ergebnissen führen. Worin zeigt sich denn die Qualität eines Composite-Materials konkret? Utterodt: Qualitative Unterschiede zwischen den heutigen Materialien, die alle den klinischen Anforderungen genügen, findet man insbesondere bei den materialtechnischen Eigenschaften „Schrumpfkraft“ und „Biegefestigkeit“. Beide Eigenschaften sind wesentliche Faktoren für den Langzeiterfolg. Immerhin ist die Füllungsfraktur heute die häufigste Ursache für den Austausch einer Restauration. 110 112 114 116 118 120 Welchen Aussagewert haben „Biegefestigkeit“ und „Schrumpfkraft“ in der Praxis? Utterodt: Die Biegefestigkeit gibt Auskunft zur Belastbarkeit des Materials und wird in der Regel vom Hersteller angegeben. Die Schrumpfkraft 122 124 126 128 130 DENTAL MAGAZIN 4/2008 belastet den adhäsiven Haftverbund zur Kavitätenwand und ist bedeutender als der häufig angegebene Schrumpf. Informationen dazu sind für den Zahnarzt jedoch schwierig zugänglich, höchstens über vereinzelte Fachpublikationen. Peschke: Die werkstoffkundlichen Unterschiede zwischen modernen Composites sind recht fein geworden. Einen wesentlichen Einfluss auf die Langlebigkeit haben sicherlich die Frakturfestigkeit, die Oberflächenbeständigkeit und der Polymerisationsstress des Materials. Die Polymerisationsschrumpfung wird in diesem Zusammenhang oft überbewertet und sollte nicht als einziger Faktor berücksichtigt werden. Die Spannungen bzw. der Polymerisationsstress, den das Material bei der Aushärtung entwickelt, sind letztlich eher die Faktoren, die wesentlich die Randqualität beeinflussen. Natürlich ist der Polymerisationsstress von der Polymerisationsschrumpfung abhängig, aber auch E-Modul und Polymerisationsverhalten/-geschwindigkeit sind in diesem Zusammenhang bestimmende Einflussgrößen. Herr Klaiber, auf welches Kriterium achten Sie besonders bei der Auswahl eines Composites? Klaiber: Es gibt heute unglaublich viele gute Composites von den bekannten Herstellern. Bei der Auswahl achte ich darauf, welche Untersuchungsergebnisse und welche Erfahrungen bisher vorliegen. Wichtig ist für mich auch die Röntgenopazität. Die Herstellerangabe, das Composite sei „röntgenopak“ reicht dabei nicht aus. Das Composite muss sich in der Röntgenaufnahme deutlich vom Schmelz abheben und eine hohe, möglichst mit Amalgam vergleichbare Röntgenopazität haben. Da gibt es noch viel Nachholbedarf von Seiten der Hersteller. Welche Rolle spielt die Handhabung eines Materials? Klaiber: Eine ganz entscheidende Rolle. Für mich ist die Konsistenz eines Materials wichtig. Für meine Modellationstechnik im Seitenzahnbereich bevorzuge ich eine eher etwas steifere, für die Farbschichtung im Frontzahnbereich eine eher etwas weichere Konsistenz. Die Bevorzugung einer bestimmten Konsistenz ist natürlich subjektiv. Viele Hersteller bieten Dentin-Composite, SchmelzComposite und Effektmassen, mit denen sich Opaleszenzen und Entkalkungserscheinungen simulie- S010-021.qxd 30.07.2008 09:57 Seite 20 4 6 8 TITELGESCHICHTE EXPERTENZIRKEL – EIN THEMA, FÜNF MEINUNGEN 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 Haben Sie Fragen an die Teilnehmer der Expertenrunde? Dann schicken Sie Ihre E-Mail an redaktion@ dentalmagazin.de. 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 Lesetipp: ZÄ Anne Bandel über Frontzahnästhetik mit Composite in dieser Ausgabe des DENTAL Magazins Seite 22. 60 62 ren lassen, an. Der richtige Umgang mit den verschiedenen Farben und Transluzenzen muss erlernt werden. Im Laufe der Zeit wird sich dann ein „Gefühl“ für das Material zu entwickeln. Utterodt: Das sehe ich auch aus der Perspektive der Entwickler so: Handlingeigenschaften haben einen großen Einfluss, denn eine einfache, problemlose Verarbeitung durch den Zahnarzt ist nicht nur wünschenswert, sondern kann den Erfolg der Therapie durch die Vermeidung von Verarbeitungsschwierigkeiten unterstützen. Daher halte ich die Handlingeigenschaften nach den Materialeigenschaften als zweites Qualitätsmerkmal für bedeutsam. Als drittes Qualitätsmerkmal würde ich auch die ästhetisch unauffällige Anpassung an die umgebende Zahnsubstanz sehen, wie sie Composites mit geeignet hoher Transparenz erzielen. Wie ich schon gesagt habe: Das ästhetische Verhalten eines Materials kann man nur in der Anwendung beurteilen – und dafür ist Übung hilfreich. 64 66 Herr Boer, können Sie sich den Qualitätsmerkmalen anschließen? Boer: Ich würde noch weiter gehen: Das Handling tritt als Auswahlkriterium besonders stark in den 68 70 72 Vordergrund. Umso mehr, als dass die geringen noch vorhandenen Unterschiede bei den physikalischen Werten wie Biegefestigkeit, Abrasionsresistenz oder Schrumpfung in der Praxis keine spürbare Rolle mehr spielen. Auch das Angebot an Farben und unterschiedlichen Transluzenzen bzw. Opazitäten ist bei allen gängigen Systemen mehr als ausreichend, um praktisch jede denkbare Situation zu meistern. Welchen Tipp geben Sie Ihren Kollegen, ein geeignetes Material auszuwählen? Boer: Ich empfehle, sich von den in Frage kommenden Systemen jeweils eine Dentinmasse A3,5 und eine Schmelzmasse A2 zuzulegen, da man mit dieser sehr gängigen Kombination in kurzer Zeit eine ganze Reihe von Füllungen legen kann. So ist man ohne großen Kostenaufwand in der Lage, sich schnell im direkten Vergleich ein Bild zu machen, welches Composite-System am besten für die persönliche Applikations- und Modellationstechnik geeignet ist. Denn die Composites unterscheiden sich vor allem in ihrer Viskosität und dadurch in ihrer Standfestigkeit beim Modellieren. Die Eigenschaften reichen 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 1 Thema, 5 Meinungen 100 102 104 106 108 110 112 114 116 118 Wissen aus Praxis, Hochschule und Industrie Zusammenfassung Ästhetische Zahnheilkunde endet dort, wo ohne Berücksichtigung der Funktion Maßnahmen durchgeführt werden, die nur noch der reinen Verschönerung als Selbstzweck dienen. Sofern ein sinnvolles Verhältnis zwischen Invasivität der therapeutischen Maßnahme und ästhetischem Nutzen besteht, kann der Zahnarzt den Patientenwunsch erfüllen. Kosmetische Zahnheilkunde beginnt dort, wo dem Behandlungswunsch rein subjektive ästhetische Vorlieben zugrunde liegen und einen Klasse-IV-Defekt mit einer indirekten Konstruktion zu versorgen, passt nicht zu einem substanzschonenden, zeitgemäßen Therapiekonzept! Dank Adhäsivtechnik und Composites lassen sich non- bzw. minimal-invasiv ästhetische Optimierungen erzielen. Für eine „unsichtbare“ Füllung sind besonders die gelungene Zahnmorphologie und Oberflächen-Textur sowie eine gute Transluzenz des Composites entscheidend. Dafür muss nicht ein Schichtkonzept zum Beispiel nach Lorenzo Vanini herangezogen werden. Es gibt zahlreiche gute Alternativen. Entscheidungskriterien können sein: 120 122 124 126 128 130 DENTAL MAGAZIN 4/2008 1. Materialeigenschaften: hohe Biegefestigkeit geringer Schrumpfungsstress 2. Handlingeigenschaften: wenig klebrig bei guter Adaptierbarkeit angenehme, stabile Konsistenz, 3. Ästhetik: verständliches, universelles Farbkonzept gute Farbadaption Zur Orientierung, welches Composite-System für die persönliche Applikations- und Modellationstechnik geeignet ist, sollte sich der Zahnarzt von den in Frage kommenden Systemen jeweils eine Dentinmasse A3,5 und eine Schmelzmasse A2 zulegen und verschiedene Füllungen legen. Vor dem Hintergrund der ausgereiften Materialtechnologie ist es weniger die Materialwahl als viel mehr das Können des Zahnarztes selbst, das den Erfolg einer ästhetischen Restauration beeinflusst. S010-021.qxd 30.07.2008 09:57 Seite 21 3 5 EXPERTENZIRKEL – EIN THEMA, FÜNF MEINUNGEN TITELGESCHICHTE 7 9 11 13 15 17 19 21 von „sehr standfest“ (z. B. EsthetX, Detrey/Dentsly, oder Artemis, Ivoclar Vivadent) bis zu „sehr weich“ und dadurch „anfließend“ (z. B. Gradia direct, GC, oder Enamel HFO plus, Micerium). Wie gesagt: Hier ist der Geschmack der Endverbraucher aber so unterschiedlich, dass es praktisch nicht möglich ist, Empfehlungen auszusprechen. Jeder Praktiker ist angehalten, selber auszustesten, welche Konsistenz am besten zu seiner persönlichen Arbeitsweise passt. 23 25 27 29 31 33 35 37 39 Sind denn nicht alle guten Eigenschaften in einem einzigen Composite-System zu vereinen? Peschke: Das wäre schön. Aber bestimmte Eigenschaften sind kaum miteinander vereinbar. So zeigen Materialien mit geringem Schrumpf und hohem E-Modul oft schlechtere Polierbarkeit und größeren Verschleiß, während Materialien mit hohem Glanz und geringem Verschleiß klebriger sind und einen größeren Polymerisationsschrumpf aufweisen. Aber das Gute ist doch: Der Zahnarzt hat inzwischen die Möglichkeit sich ein Material auszusuchen, das am besten zu seiner persönlichen Anwendungstechnik und seinen Bedürfnissen passt. Somit kann beispielsweise in Abhängigkeit von der gewünschten Schichttechnik die Auswahl an Transluzenzen ein wesentliches Entscheidungskriterium darstellen, während für andere evtl. das Handling, also Konsistenz und Klebrigkeit, eine übergeordnete Rolle spielt oder aber eine besonders große Durchhärtungstiefe. 41 43 45 47 49 51 53 55 57 59 61 63 65 67 69 71 73 Ist die Botschaft: Der Zahnarzt hat den ästhetischen Erfolg selbst in der Hand? Peschke: Im Grunde schon. Wir Zahnärzte glauben immer, dass die Materialwahl der wichtigste Faktor für den Erfolg ist. Das ist falsch, vor allem vor dem Hintergrund der ausgereiften Materialtechnologie. Wir Zahnärzte haben den größten Einfluss auf die Qualität der Restauration. Klaiber: Dem stimme ich voll zu: An den Materialien liegt es nicht. Es liegt heute ausschließlich an uns! Wir müssen die Liebe zum Detail mitbringen. In den Kursen sehe ich oft, dass sowohl die Wiederherstellung der ursprünglichen Zahnform wie auch die Veränderung einer natürlichen Zahnform z. B. bei einem Lückenschluss erhebliche Schwierigkeiten bereitet. Hier schlummert noch ein erhebliches Verbesserungspotenzial. Wer sich mit den direkten Techniken auseinandersetzt, wird eine lange, nie endende Lernkurve durchleben. Ich selbst fühle mich noch lange nicht am Ende der Lernkurve, mit jeder ästhetischen Korrektur lerne ich dazu, das ist eben „Learning by doing“. Das kann man sich nicht anlesen, das muss man einfach machen! Dann wird man auch immer besser, und plötzlich hat man sogar Spaß an seiner Arbeit. 75 77 79 81 83 85 87 89 91 93 95 97 99 101 103 105 107 109 111 113 115 Teil 2 dieses Expertenzirkels erscheint in der Oktober-Ausgabe des DENTAL MAGAZINs. 117 119 121 123 125 DENTAL MAGAZIN 4/2008 127 129