WI R B AU E N E N ER G IE Z U KUN FT Energetisch saniert und optisch aufgewertet Text und Bilder Sto AG Eine Liegenschaft in Buchs SG mit Wohnungen, Büro- und Gewerbeflächen aus dem Jahr 1956 entsprach nicht mehr den heutigen wärmetechnischen Anforderungen. Der Betonbau wurde mittels eines Wärmedämm-Verbundsystems energetisch saniert und mit einer neuen, attraktiven Glasmosaikoberfläche aufgewertet. Die Aufgabe, mit der die Bauherrschaft an den Architekten herangetreten war, erwies sich als sehr anspruchsvoll. Die Sanierung der Zentrumsliegenschaft an der Bahnhofstrasse in Buchs SG hatte in kurzer Zeit und unter laufendem Betrieb zu erfolgen. Arbeitsbeginn war im Frühjahr 2014 und die Fertigstellung wurde bereits für den Spätherbst geplant. Zusammen mit der Liegenschaft auf der gegenüberliegenden Seite der Metzgergasse sollte sich das Gebäude in die Gesamtüberbauung integrieren und dabei seine Individualität beibehalten. Der Gebäudekomplex an Gestaltung mit hoher Individualität der Bahnhofstrasse in Mit der Umsetzung des Projektes wurde die Kaundbe Architekten AG beauftragt. Die Projektplanung und -abwicklung geschah in enger Zusammenarbeit zwischen dem Architekten, den verarbeitenden Firmen – dem Gipsergeschäft Ro- Buchs SG ist Teil einer Bautafel Zentrumsliegenschaft in Buchs SG Bauzeit: Frühjahr bis Spätherbst 2014 Bauherrschaft: Alliva AG, Mauren FL Architektur: Kaundbe Architekten AG, Buchs SG Fassade und Trockenbau: Roman Hermann AG, Schaan FL Plattenarbeiten: Plätteli Goop AG, Schellenberg FL Systemlieferant: Sto AG, Niederglatt ZH wichtigen Begegnungszone. man Hermann AG aus Schaan FL sowie dem Plattenlegerunternehmen Plätteli Goop AG aus Schellenberg FL – und der Sto AG als Systemlieferantin. Um dem Gebäude einen eigenständigen Charakter zu verleihen, fiel die Wahl der Fassadenbekleidung auf einen Glasmosaikbelag mit Mosaiksteinen von einer Grösse von 20 x 20 mm. Dieses Material trägt dem Wunsch des Bauherrn nach Ästhetik und einzigartigem Design Rechnung. Die kleinen Glasfliesen bestechen durch ihre Lichtreflexionen und Tiefenwirkung. Sie lassen durch eine Vielzahl an möglichen brillanten Farben sowie unterschiedlichen Grössen und Stärken fa- S O N D E R A U S G A B E A P P L I C A 2 0 1 6 49 WI R B A U E N E N E R G IE Z U KU N FT Mit ihrer speziellen Optik heben sich Glasmosaike von anderen Fassadenoberflächen ab und ermöglichen einen grossen gestalterischen Spielraum. cettenreiche Glasfassaden entstehen. Neben einer langen Lebensdauer und hoher Beständigkeit zeichnen sich Glasmosaikbeschichtungen durch einen geringen Pflegeaufwand aus. (Armierungsschicht) notwendig. Die Vorbereitung des Untergrundes hat daher äusserst sorgfältig zu erfolgen. In einem ersten Schritt reinigte die Roman Hermann AG die bestehende Natursteinfassade gründlich und trug auf die OberAbstimmung und Planung fläche den Ausgleichsmörtel auf. AnNachdem die Kaundbe Architekten AG schliessend egalisierte der Gipser die mit der Bauherrschaft verschiedene Re- Vor- und Rücksprünge mit Dämmplatten ferenzobjekte besichtigt hatte, erfolgten EPS 031 Lambda White von unterschieddie Bemusterung der Glasmosaike und licher Stärke. Bestehende Bauteile wie deren Farbgebung. Die Bauherrschaft Brüstungsabdeckungen, Wetterschenkel und die Architekten legten grossen Wert usw. wurden belassen und verkleidet. auf eine eigenständige Farbgestaltung, Die zahlreichen An- und Hinterschnitweshalb nicht auf ein verfügbares Stan- te gestalteten diese Aufgabe nicht eindardsortiment zurückgegriffen wurde. Die Mosaike wurden in acht verschiedenen Farbmischungen eigens für dieBestehende Bauteile wurden ses Bauwerk hergestellt. Bevor der Aufbelassen und verkleidet. trag aber definitiv erteilt werden konnte, prüfte die Sto AG die ausgewählten Glasmosaike auf ihre Systemtauglichkeit. Nach einer genauen Bestandsaufnahme des Untergrundes und der Prüfung der Tragfähigkeit der Fassade wurden Lösungen für die Anschlussdetails definiert und die technischen Anschlüsse an die unterschiedlichen, unebenen Untergründe festgelegt. Die richtige Wahl der Fassadenkonstruktion sowie der eingesetzten Materialien sind eine Grundvoraussetzung für eine professionelle Ausführung. Mit An- und Hinterschnitten wurde die unebene Bestandsfassade aufgedoppelt, um eine planebene Fassadenfläche zu erhalten. Planebener Untergrund unabdingbar Um Glasmosaike korrekt auf einer Fassade verlegen zu können, ist ein sauberer, planebener Fassadenuntergrund 50 S O N D E R A U S G A B E A P P L I C A 2 0 1 6 WI R fach. So wurde die 14 Meter hohe Fassade bis zu 0,5 m dick mit Isolationsplatten aufgedoppelt und ausgeglichen. Ansetzen der Glasmosaike Für die gesamte Fassade erstellten die Fachleute ein exaktes Fassaden- respektive Fugenraster. Damit eine einwandfreie Verlegung der Glasmosaikelemente über die grosse Fassadenfläche möglich war, wurde zudem auch für die Verdübelung eine Rastereinteilung gemacht. Die Dübel und die Glasfasergewebe-stösse wurden sauber überspachtelt. Nur wenn die Fassade millimetergenau in Lot und Flucht steht, ist ein zufriedenstellendes Resultat gewährleistet. Die auf Trägerpapier vorgefertigten 30 × 30 cm grossen Mosaiksheets wurden in einem 3 bis 4 mm starken Dünnbettverfahren mit Klebemörtel direkt auf die Fassade aufgeklebt. Mit einem Gummipad wurde das Mosaik in die richtige Position geschoben und angedrückt. Dadurch bilden sich keine Hohlräume zwischen Untergrund und Glasmosaiken. Diese direkte Verklebung respektive Einbettung sichert eine 100-prozentige Haftung des Mosaiks auf dem Fassadenuntergrund. Bei der Verarbeitung wurden die Aussenkanten sauber auf B AU E N E N ER G IE Z U KUN FT 45 Grad Gehrung gestossen. Auf die mögliche einfachere Lösung mit sichtbaren Abschlussprofilen wurde aus ästhetischen Gründen bewusst verzichtet. Städtebauliche Mitte Nach Abschluss der Renovationsarbeiten wirkt die Zentrumsliegenschaft im St.Galler Rheintal mit der eleganten Fassade alles in allem aufgeräumter als zuvor und leistet damit als städtebauliche Mitte einen positiven Beitrag an das Ortsbild von Buchs. Dieses Beispiel zeigt, dass eine energetische Sanierung mit Aufdoppelung ein ästhetisch überzeugendes Resultat bringen kann. ■ «Es braucht eine sorgfältige Abstimmung» «Applica»: Herr Hermann, wie haben Sie die Zusammenarbeit zwischen Planer und Verarbeiter erlebt? Patrick Hermann (links im Bild): Die anspruchsvolle Planung und Ausführung von Glasmosaikfassaden bedarf einer sorgfältigen Abstimmung mit allen Schnittstellen. In Projektsitzungen besprachen wir die anstehenden Schritte. Wie wurden die Lösungen gefunden? Für jede Problemstellung gibt es eine Lösung, wenn alle Beteiligten mitdenken. Verarbeitende Unternehmen sollen darauf bestehen, ihre Erfahrungen und ihr Fachwissen einzubringen. Gerade ein Projekt wie dieses lässt sich nur mit ausgebildeten Fachkräften und erfahrenen Betrieben erfolgreich umsetzen. Besonders hervorzuheben ist der straffe Zeitplan. Er verlangte von allen Beteiligten eine hohe Flexibilität. Trotz Zeitdruck wurde jedoch stets darauf geachtet, dass nach Abschluss jeder Bauphase durch den Bauleiter eine Zwischenabnahme erfolgte und ein Protokoll erstellt wurde. Herr Goop, welche Erfahrungen machten Sie als Plattenleger? Martin Goop: Die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten war sehr konstruktiv. Unsere Anliegen und Empfehlungen wurden berücksichtigt. Plattenlegerarbeiten im Aussenbereich stellen ganz andere Anforderungen als Arbeiten im Innenraum. Der grösste Aufwand lag nicht beim Aufkleben der Glasmosaike, sondern bei den vorgängigen Vorbereitungen. Was waren die grössten Herausforderungen? Das Rheintal ist eine Föhngegend im Alpenraum. Hier herrschen immer wieder ungünstige Wetterverhältnisse. Dies war vor allem auch in der letzten Bauphase im Spätherbst der Fall, als wir die Glasmosaike auf die Fassade aufbrachten. Für uns war deshalb von grosser Wichtigkeit, dass das Baugerüst vorgängig eingehaust und eine Beheizung eingebaut wurde. Nur so war der enge Zeitplan und eine sachgemässe Verarbeitung trotz Kälte und Nässe sichergestellt. S O N D E R A U S G A B E A P P L I C A 2 0 1 6 51