Integriertes Stadtentwicklungskonzept Mölln

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Integriertes
Stadtentwicklungskonzept
Mölln
Endbericht Hamburg November 2010
Das Zukunftsprogramm Wirtschaft wird aus dem Europäischen
Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) kofinanziert.
Integriertes
Stadtentwicklungskonzept
Mölln
Endbericht Hamburg November 2010
GEWOS
Institut für Stadt-, Regionalund Wohnforschung GmbH
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© GEWOS 2010
Sitz der Gesellschaft:
Hamburg
Registergericht:
Hamburg, HRB 12 536
-I-
Inhalt
Seite
1
Aufgaben und Ziele des Integrierten
Stadtentwicklungskonzeptes ...................................................... 1
2
Analyse der Rahmenbedingungen.............................................. 6
2.1
Lage, räumliche Verflechtungen und Siedlungsstruktur ....................6
2.2
Bevölkerungsstruktur und -entwicklung ..............................................9
2.3
Bevölkerungsprognose ........................................................................14
3
Analyse der Fachthemen ........................................................... 18
3.1
Wirtschaft und Arbeitsmarkt ................................................................18
3.1.1
Branchen- und Unternehmensstruktur....................................................18
3.1.2
Arbeitsmarkt............................................................................................19
3.1.3
Standortfaktoren .....................................................................................24
3.2
Einzelhandel ..........................................................................................28
3.3
Verkehr...................................................................................................33
3.3.1
Öffentlicher Personennahverkehr und Fuß-/Radverkehr ........................34
3.3.2
Motorisierter Personennahverkehr..........................................................38
3.4
Wohnen ..................................................................................................40
3.4.1
Wohnungsangebot..................................................................................40
3.4.2
Wohnungsnachfrage...............................................................................44
3.4.3
Wohnungsmarktprognose und -bilanz ....................................................48
3.5
Soziales, Bildung und Sport ................................................................53
3.5.1
Soziales ..................................................................................................53
3.5.2
Bildung ....................................................................................................57
3.5.3
Sport .......................................................................................................62
3.6
Tourismus, Freizeit, Kultur und Gesundheit ......................................63
3.6.1
Tourismus und Freizeit ...........................................................................63
3.6.2
Kultur.......................................................................................................67
3.6.3
Gesundheit..............................................................................................68
- II -
3.7
Grün-/Freiraumstruktur und Naherholung..........................................70
3.8
Energie und Klimaschutz .....................................................................71
4
Stärken-Schwächen-Analyse..................................................... 76
4.1
Stärken und Schwächen - Wirtschaft, Einzelhandel und
Arbeitsmarkt ..........................................................................................77
4.2
Stärken und Schwächen - Verkehr ......................................................79
4.3
Stärken und Schwächen - Wohnen .....................................................80
4.4
Stärken und Schwächen - Soziales, Bildung und Sport....................82
4.5
Stärken und Schwächen - Tourismus, Kultur, Gesundheit und
Naherholung ..........................................................................................84
4.6
Stärken und Schwächen - Energie und Klimaschutz.........................86
4.7
Gesamtstädtisches Stärken-Schwächen-Profil..................................88
5
Leitbild......................................................................................... 91
5.1
Leitziele ..................................................................................................93
5.1.1
Handlungsfeld: Wohnen und Leben........................................................94
5.1.2
Handlungsfeld: Stadt für Besucher und Touristen ..................................95
5.1.3
Handlungsfeld: Zentraler Ort Mölln .........................................................97
5.1.4
Handlungsfeld: Stadt in der Natur...........................................................98
5.1.5
Handlungsfeld: Altstadt mit Flair .............................................................99
5.1.6
Handlungsfeld: Stadt der Bürger...........................................................100
5.1.7
Handlungsfeld: Klimafreundliche Stadt .................................................101
5.1.8
Querschnittsthemen „Chancengleichheit“ und „Nachhaltiges
Handeln“ ...............................................................................................102
6
Handlungs- und Maßnahmenkonzept ..................................... 104
6.1
Handlungsfeld: Wohnen und Leben..................................................105
6.2
Handlungsfeld: Stadt für Besucher und Touristen ..........................111
6.3
Handlungsfeld: Zentraler Ort Mölln ...................................................115
6.4
Handlungsfeld Stadt in der Natur ......................................................119
6.5
Handlungsfeld: Altstadt mit Flair.......................................................121
- III -
6.6
Handlungsfeld: Stadt der Bürger.......................................................123
6.7
Handlungsfeld: Klimafreundliche Stadt ............................................124
7
Räumliche Schwerpunktgebiete ............................................. 126
7.1
Räumliches Schwerpunktgebiet „Innenstadt ...................................127
7.2
Räumliches Schwerpunktgebiet „Hafen-/Bahnflächen“..................131
7.3
Räumliches Schwerpunktgebiet „Waldstadt“ ..................................135
8
Empfehlungen zur Konzeptumsetzung .................................. 137
8.1
Organisatorische Rahmenbedingungen ...........................................137
8.2
Finanzierungsmöglichkeiten..............................................................138
8.2.1
Finanzierung durch private Partner.......................................................138
8.2.2
Finanzierung durch öffentliche Fördermittel..........................................139
8.3
Monitoring und Umsetzungsbegleitung............................................143
-1-
1
Aufgaben und Ziele des Integrierten
Stadtentwicklungskonzeptes
ISEK: Voraussetzung zur nachhaltigen Stärkung der
Wettbewerbsfähigkeit
Mit dem vorliegenden Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) sollen die Voraussetzungen für eine
nachhaltige Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität der Stadt Mölln geschaffen werden. Mölln erfüllt
als Mittelzentrum eine wichtige Versorgungsfunktion für
den unmittelbaren Verflechtungsraum und verfügt mit
den beiden Reha-Kliniken über Einrichtungen von überregionaler Bedeutung. Auch in Hinblick auf den Möllner
Arbeitsmarkt stellen Dienstleistungen im Gesundheitsbereich bereits heute das wichtigste Standbein dar. Ferner
ist der Tourismus, getragen durch die Symbolfigur „Till
Eulenspiegel“ und die landschaftlich reizvollen Lage im
Naturpark Lauenburgische Seen, eine wichtige Zukunftsbranche, die es künftig weiter zu profilieren gilt.
Veränderte gesamtgesellschaftliche
Rahmenbedingungen
Eine zentrale Herausforderung für Mölln sind die veränderten gesamtgesellschaftlichen Rahmenbedingungen,
die im demografischen Wandel, in der Ausdifferenzierung von Lebensstilen und dem gestiegenen Gesundheitsbewusstsein zum Ausdruck kommen. Der Anteil der
älteren Menschen wird bereits kurz- bis mittelfristig deutlich steigen, wohingegen die Zahl der Einwohner und
Einwohnerinnen langfristig tendenziell abnehmen wird.
Auch die Beschäftigungs- und familiären Verhältnisse
unterliegen starken Veränderungen. Der Acht-StundenTag, die lebenslange Beschäftigung in derselben Firma,
die alleinige Zuständigkeit der Frau für den Haushalt und
die Kindererziehung: Immer weniger Menschen leben
nach diesem Muster. Diesen Entwicklungen muss auch
die Stadt Mölln Rechnung tragen. Dies erfordert Anpassungsmaßnahmen im baulichen Bereich, aber auch hinsichtlich der infrastrukturellen Einrichtungen.
Wettbewerb um
städtische Ressourcen annehmen
Mölln steht dabei im ständigen Wettbewerb mit anderen
Gemeinden um neue Bewohner und Bewohnerinnen,
um Kunden des alltäglichen und erlebnisorientierten
Einkaufs, um Besucher und Besucherinnen und Touristen sowie um neue Arbeitsplätze. Diesem Wettbewerb
kann sich Mölln erfolgreich stellen, indem die vorhande-
-2-
nen Potenziale, wie zum Beispiel die naturräumliche
Qualität und das vorhandene bürgerliche Engagement
genutzt werden.
Ziel: Stabilisierung
der Beschäftigungssituation und Einwohnerentwicklung
Ziel ist es, eine Trendumkehr bei der Beschäftigungssituation und der Einwohnerentwicklung zu erreichen und
die vorhandenen touristischen und Einzelhandelseinrichtungen an die spezifischen Qualitätsanforderungen und
-standards anzupassen. Darüber hinaus ist es Ziel,
durch neue Angebote beispielsweise auf dem Wohnungsmarkt Zielgruppen zu halten bzw. neue Bewohner
und Bewohnerinnen für die Stadt Mölln zu gewinnen.
Eine besondere Bedeutung kommt dabei der Aktivierung
des bürgerlichen Engagements und der Nutzung lokal
bestehender Expertise in unterschiedlichsten Themenfeldern zu.
Voraussetzung:
Analyse aller
relevanten Themenfelder
Um die angesprochenen Ziele zu erreichen, wurde ein
Integriertes Stadtentwicklungskonzept (ISEK) erarbeitet,
das ein breites Spektrum von Maßnahmen und Handlungsempfehlungen unterschiedlicher Größenordnung
und Ausrichtung beinhaltet. Grundlegend ist allen Maßnahmen, dass sie ihre positive Wirkung nur im Verbund
erzielen. Voraussetzung für die Entwicklung passgenauer Maßnahmen ist eine Analyse sämtlicher für die Stadtentwicklung relevanten Themenfelder. Neben wirtschaftlichen Einflüssen wurden insbesondere auch ökologische, soziokulturelle und städtebauliche Aspekte berücksichtigt.
Unterscheidung
zwischen …
Die zu untersuchenden Themen werden unterschieden
in
x
x
Übergreifende Themen, die Auswirkungen auf alle übrigen Themenfelder haben und daher sowohl bei der Analyse als auch bei der Ziel- und
Maßnahmenentwicklung im Integrierten Stadtentwicklungskonzept und im Wohnungsmarktkonzept berücksichtigt werden, und
Fachthemen, die nur Auswirkungen auf einen
funktionalen Teilbereich der Stadt haben. Diese
Themen werden im Integrierten Stadtentwicklungskonzept und in der Zielformulierung berück-
-3-
sichtigt, werden jedoch gegebenenfalls durch
Fachgutachten wie das Wohnungsmarktkonzept
konkretisiert.
… übergreifenden
Themen und …
Zu den übergreifenden Themen zählen:
… Fachthemen
Zu den Fachthemen zählen:
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
Lage- und Siedlungsstruktur
Regionale Verflechtungen
Bevölkerungs- und Sozialstruktur
Umwelt und Nachhaltigkeit
Gleichstellung und Chancengleichheit
Wirtschaft und Arbeitsmarkt
Einzelhandel, Innenstadtentwicklung, Historische
Altstadt
Wohnen
Verkehr und technische Infrastruktur
Energie und Klimaschutz
Soziales, Bildung, Sport
Tourismus, Kultur, Freizeit
Grün-/ Freiraumstruktur, Naherholung
Wohnungsmarktkonzept
Aufgrund der besonderen Herausforderungen, die auf
dem Wohnungsmarkt in den nächsten Jahren anstehen,
hat die Stadt Mölln zusätzlich zum Integrierten Stadtentwicklungskonzept die Erstellung eines Wohnungsmarktkonzeptes beauftragt. In diesem wurde der zentrale Lebensbereich des Wohnens in Mölln vertiefend untersucht. Die Ergebnisse des Wohnungsmarktkonzeptes
werden im Rahmen des ISEK nur in den Grundzügen
dargestellt. Die vollständigen Ergebnisse werden im
Rahmen eines separaten Berichtes dokumentiert.
Methodik
In dem vorliegenden Bericht zum ISEK werden zunächst
die Ergebnisse der Bestandserfassung und -analyse als
Basis für den weiteren Stadtentwicklungsprozess dargestellt. Zum einen werden die Ergebnisse einer umfangreichen Sekundärdatenanalyse - zum Beispiel zu demografischen, wirtschaftlichen und sozialen Rahmendaten dargestellt. Zum anderen wurden von GEWOS verschiedene Primärerhebungen durchgeführt, durch die
zusätzliche Daten und Informationen zur Stadtentwick-
-4-
lung Möllns generiert werden konnten. Dazu gehören:
x
x
x
x
x
x
Bevölkerungs-, Haushalts- und Wohnungsmarktprognose bis zum Jahr 2025
Schriftliche Befragung von 2.000 Haushalten
Schriftliche Befragung von 500 Unternehmen
Schriftliche Befragung von 500 privaten Wohnungseigentümern und -eigentümerinnen
Bestandsdatenabfrage bei gewerblichen Wohnungsanbietern und -anbieterinnen
Expertengespräche mit lokalen Akteuren und Akteurinnen
Im zweiten Teil des Berichtes werden die konzeptionellen Inhalte, wie die Leitziele, Handlungsfelder und die
Maßnahmen dargestellt.
Prozessbegleitung
Der Prozess der Konzepterstellung wurde durch die
Lenkungsgruppe sowie durch fünf thematische Arbeitsgruppen begleitet und unterstützt. Die fünf Arbeitsgruppen untergliedern sich thematisch in folgende Bereiche:
x
x
x
x
x
„Wirtschaft, Einzelhandel, Arbeitsmarkt und Verkehr“
„Wohnungsmarktsituation und -entwicklung“
„Tourismus, Kultur, Gesundheit, Naherholung
und Freizeit“
„Soziales, Bildung und Sport“ sowie
„Energie und Klimaschutz“
Neben Mitarbeitern der Stadtverwaltung nahmen jeweils
relevante lokale Akteure und Akteurinnen an den Arbeitsgruppensitzungen teil.
Lenkungsgruppe
Der Lenkungsgruppe kam bei der Erarbeitung des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes eine zentrale Rolle
zu. Einerseits wurde sie an wichtigen Entscheidungen
und inhaltlichen Diskussionen beteiligt, andererseits oblag ihr - neben GEWOS - die Koordination des gesamten
Prozesses.
Neben
Personen
aus
Verwaltung
und Politik wurde die Lenkungsgruppe durch eine
Vertreterin des Innenministeriums sowie durch jeweils
ein Mitglied der Arbeitsgruppen ergänzt. Dadurch wurde
-5-
gewährleistet, dass die entwickelten Ziele auch mit den
Leitlinien und den Entwicklungszielen des Landes konform sind und die Vorstellungen der lokalen Akteure und
Akteurinnen Berücksichtigung fanden.
-6-
2
Analyse der Rahmenbedingungen
2.1
Lage, räumliche Verflechtungen und Siedlungsstruktur
Lage im Südosten
Die Stadt Mölln liegt im Südosten des Landes SchlesSchleswig-Holsteins wig-Holstein rund 30 km südlich von Lübeck, im Naturpark Lauenburgische Seen. Im Westen Möllns liegt in
einer Entfernung von rund 50 km die Stadt Hamburg. In
östlicher Richtung erstrecken sich die dünn besiedelten
Gebiete des Naturparks Lauenburgische Seen. Das
Stadtgebiet Möllns umfasst eine Fläche von 2.500 ha.
Mittelzentrum
Die Stadt Mölln wird im Entwurf des Landesentwicklungsplans (LEP) 2010des Bundeslandes SchleswigHolstein als Mittelzentrum im ländlichen Raum klassifiziert. Die Stadt Mölln liegt nicht unmittelbar an einer der
im LEP 2010 festgelegten Landesentwicklungsachsen.
Im Regionalplan des Landes Schleswig Holstein für den
Planungsraum I (Schlesig-Holstein Süd) wird Mölln jedoch als Entwicklungs- und Entlastungsort eingestuft.
Als Mittelzentrum soll Mölln zentralörtliche Funktionen
für den mittelzentralen Verpflechtungsraum übernehmen
und als eigenständiger Siedlungs-, Versorgungs- und
Arbeitsmarktschwerpunkt zur Stärkung des ländlichen
Raumes weiterentwickelt werden.
Versorgungsfunktio- Aufgrund der Lage im ländlichen Raum übernimmt die
nen für das Umland Stadt Mölln wichtige Versorgungsfunktionen für das Umland. Dazu zählen insbesondere die Ämter Breitenfelde,
Nusse und Gudow-Sterley. Eine hohe Zentralität besitzt
die Stadt insbesondere in den Bereichen der Grundversorgung und der Bildung. Neben einer Versorgung mit
Gütern des täglichen Bedarfs deckt Mölln in Teilen auch
die Nachfrage nach Gütern des aperiodischen Bedarfs
ab. In diesem Segment besteht mit den Städten Lübeck
und Hamburg jedoch eine starke Konkurrenz. Viele
Möllner nehmen das dortige differenzierte Einzelhandels- und Kulturangebot war. Zudem arbeiten viele Möllner in Hamburg und Lübeck.
-7-
Abb. 1 Verkehrsverbindungen
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
Metropolregion Region Hamburg
Im Kreis Herzogtum Lauenburg gelegen, gehört die
Stadt Mölln zur Metropolregion Hamburg. Insgesamt 14
Landkreise aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen
und die Hansestadt Hamburg bilden eine der wirtschaftsstärksten Regionen Deutschlands. Mit insgesamt
rund 4,3 Mio. Menschen ist die Metropolregion das Wirtschaftszentrum Norddeutschlands.
Siedlungsstruktur
Historische Altstadt
Siedlungsstrukturell können in Mölln zwei Stadtbereiche
klar abgegrenzt werden. Dies ist zum einen die historische Altstadt mit der Stadtkirche St. Nicolai, dem historischen Rathaus und dem Marktplatz. Die Altstadt liegt
auf einer Halbinsel und ist auch heute noch geprägt
durch das mittelalterliche Straßennetz. Die Gebäude der
Altstadt wurden überwiegend zwischen dem 15. bis 19.
Jahrhundert errichtet. Als „historisches Altstadtensemble“ steht dieser Bereich zum Teil unter Denkmalschutz. In der Altstadt konzentrieren sich zahlreiche Einzelhandelsgeschäfte. Daneben befinden sich hier viele
-8-
kulturelle Einrichtungen. Zudem übernimmt die Altstadt
eine wichtige Funktion als Wohnstandort.
Fotos 1 und 2: Historische Altstadt
Waldstadt
Zum anderen kann die Waldstadt klar von der übrigen
Siedlungsstruktur abgegrenzt werden. Sie liegt im Süden
des Stadtgebietes außerhalb der Kernstadt. Das Quartier befindet sich auf dem Gelände der ehemaligen Munitionsfabrik (Muna). Noch heute prägen die ehemaligen
Munitionsbunker, die nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zu Wohngebäuden umgewandelt wurden, das
Straßenbild.
Hoher Anteil Einund Zweifamilienhäuser
Die weiteren Siedlungsbereiche sind geprägt durch einen hohen Anteil an Ein- und Zweifamilienhäusern sowie
vereinzelten Geschosswohnungsbau. Dieser konzentriert sich insbesondere im Bereich der Bismarck-/
Goethestraße (Zeilenbauten) sowie im Bereich Berliner
Straße/Wasserkrügerweg (Punkthochhäuser). Die attraktivsten Wohnlagen befinden sich im Bereich des Kurbzw. Wildparks sowie im südlichen Teil Möllns
(Müthelstraße/Dahmstraße). Ferner zeichnen sich die
Wohnlagen mit Zugang zum Wasser durch eine besondere Qualität und eine entsprechend hohe Nachfrage
aus. Der Schwerpunkt der Siedlungsentwicklung lag
lange Zeit auf den Gebieten südlich der Altstadt. Erst
später wurden auch größere Flächen im Norden des
Stadtgebietes entwickelt.
-9-
Fotos 3 und 4: Geschosswohnungsbau
Gewerbegebiete
2.2
Das größte Gewerbegebiet der Stadt liegt südlich des
Ziegelsees im Bereich der Bahntrasse und des ElbeLübeck-Kanals. Weitere Gewerbeflächen befinden sich
im Norden der Stadt entlang der Ratzeburger Straße
sowie im nördlichen Bereich der Waldstadt.
Bevölkerungsstruktur und -entwicklung
Stabile Bevölkerungsentwicklung
Die Bevölkerungsentwicklung der Stadt Mölln ist in den
Jahren 2000 bis 2008 um 2 % gestiegen. Im Jahr 2008
lebten rund 18.700 Einwohner am Ort der Hauptwohnung in Mölln. Im Jahr 2008 ist die Bevölkerung leicht
zurückgegangen. Dies ist unter anderem auf einen statistischen Effekt durch bundesweit vorgenommene Bereinigungen in den Melderegistern zurückzuführen und
gibt daher keinen Aufschluss über die tatsächliche Bevölkerungsentwicklung im Jahr 2008.
In Relation zum
Kreis unterdurchschnittliche Entwicklung
In den Jahren 2000 bis 2008 ist in Mölln eine vergleichbare Entwicklung wie in Schleswig-Holstein (1,5 %) festzustellen. In Relation zum Kreis Herzogtum Lauenburg
entwickelt sich Mölln jedoch leicht unterdurchschnittlich.
Insbesondere die Städte und Gemeinden im Süden des
Kreises Herzogtum Lauenburg konnten von hohen
Wanderungsgewinnen mit der Stadt Hamburg profitieren
und dadurch stärker wachsen als das weiter entfernt
liegende Mölln. Viele Haushalte sind nicht bereit, täglich
von Mölln nach Hamburg zu pendeln und entscheiden
sich daher für einen Wohnstandort in der Peripherie von
Hamburg.
- 10 -
Abb. 2 Bevölkerungsentwicklung Mölln 2000 bis 2008
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
Index: Jahr 2000 = 100
110
108
106
104
102
- 2,0 %
100
98
96
2000
2001
Mölln
2002
2003
2004
Herzogtum Lauenburg
2005
2006
2007
2008
Schleswig-Holstein
Positiver Wanderungssaldo
Für die Bevölkerungsentwicklung sind die natürliche
Bevölkerungsbewegung, d. h. der Saldo aus Geburten
und Sterbefällen, sowie die Wanderungsbewegungen
maßgebend. Insgesamt haben vor allem die Wanderungsbewegungen die Bevölkerungsentwicklung in Mölln
bestimmt. Im dargestellten Zeitraum (2002 bis 2008)
weist die Stadt Mölln durchgängig einen positiven Wanderungssaldo auf (vgl. Abb. 4).
Natürliche Bevölkerungsentwicklung
negativ
Dem positiven Wanderungssaldo steht eine negative
natürliche Bevölkerungsentwicklung gegenüber. Im gesamten Zeitraum seit 2002 übertraf die Zahl der Sterbefälle in jedem Jahr diejenige der Geburten (vgl. Abb. 3).
Dieses Bild spiegelt einen bundesweiten Trend wider,
der sich aufgrund der Altersstruktur und der damit zusammenhängenden abnehmenden Zahl der Personen
der jeweiligen Elterngeneration noch weiter verstärken
wird.
- 11 -
Abb. 3 Natürliche Bevölkerungsentwicklung 2002 bis 2008
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
500
400
300
200
100
0
-100
-200
-300
-400
-500
2002
2003
2004
Geburten
2005
2006
2007
Sterbefälle
2008
Saldo
Quelle: Statistisches Landesamt
Abb. 4 Wanderungen 2002 bis 2008
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
1.500
1.000
500
0
-500
-1.000
-1.500
2002
2003
Zuzüge
Quelle: Statistisches Landesamt
2004
2005
Fortzüge
2006
2007
2008
Saldo
- 12 -
Abb. 5
Bevölkerungs- und Wanderungsentwicklung
2002 bis 2008
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
500
400
300
200
100
0
-100
-200
-300
-400
-500
2002
2003
Natürlicher Saldo
2004
2005
2006
Wanderungssaldo
2007
2008
Gesamtsaldo
Eine nach Altersklassen differenzierte Betrachtung der
Zuwanderung von
Familien und älteren Wanderungsbewegungen zeigt, dass die Stadt Mölln in
Haushalte
den vergangenen Jahren sowohl von einer Zuwanderung von Familien (siehe Wanderungen der unter 18Jährigen Abb. 6) als auch von älteren Haushalten profitieren konnte. Hervorzuheben ist, dass auf die Altersgruppe der über 65-Jährigen die höchsten jährlichen
Wanderungsgewinne entfallen. Zieht es die Familien
insbesondere aufgrund der attraktiven Bedingungen auf
dem Wohnungsmarkt (Preis-/Leistungsverhältnis) nach
Mölln, schätzen viele ältere Haushalte die Kombinationen aus einer attraktiven naturräumlichen Lage, ruhigen
Wohnquartieren sowie der in Relation zum Umland guten infrastrukturellen Ausstattung der Stadt.
Negativer Wanderungssaldo bei 25bis 30-Jährigen
Einen leicht negativen Wanderungssaldo weist die Stadt
Mölln einzig in der Altersgruppe der 25- bis unter 30Jährigen auf. Dies macht deutlich, dass insbesondere
Berufseinsteiger aufgrund fehlender Arbeitsplatzangebote innerhalb der Stadt Mölln ihren Berufseinstieg in einem differenzierteren Arbeitsmarkt wie zum Beispiel in
der Metropole Hamburg vollziehen und daher abwandern (vgl. Abb. 6).
- 13 -
Abb. 6 Durchschnittlicher jährlicher Wanderungssaldo
differenziert nach Altersgruppen (2002 bis 2008)
-75
-50
-25
0
25
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
50
75
unter 18 Jahre
44
18 bis unter 25 Jahre
-7
7
25 bis unter 30 Jahre
30 bis unter 50 Jahre
50 bis unter 65 Jahre
65 Jahre und älter
Steigender Anteil
älterer Bewohner
und Bewohnerinnen
47
32
53
Auch in Mölln werden die bundesweit ablaufenden Prozesse der demografischen Entwicklung sichtbar. Eine
seit Jahren geringe Geburtenrate und die Alterung geburtenstarker Jahrgänge lassen den Anteil älterer Menschen ansteigen. Abbildung 7 zeigt die Entwicklung der
Bevölkerung differenziert nach Altersgruppen. Bereits im
Zeitraum von 2000 bis 2008 ist der Anteil der über 65Jährigen deutlich von 21 % auf 24 % gestiegen. Damit
weist Mölln einen höheren Anteil über 65-Jähriger auf
als das Land Schleswig-Holstein (21 %). Der gestiegenen Zahl älterer Personen steht eine Abnahme der 25bis unter 45-Jährigen um 4 Prozentpunkte gegenüber.
Die Zahl der Kinder und Jugendlichen blieb nahezu unverändert (vgl. Abb. 7). Veränderungen in der alterstrukturellen Zusammensetzung der Bevölkerung wirken sich
direkt auf die Stadt- und Wohnungsmarktentwicklung
aus. Insbesondere die Auslastung von bzw. Nachfrage
nach Wohnungsangeboten, Bildungseinrichtungen und
Freizeitangeboten verändert sich entsprechend den Verschiebungen in der Altersstruktur. Beispielsweise werden Bildungs- und Betreuungseinrichtungen für Kinder
bei Fortsetzung dieser Trends zukünftig eine geringere
Auslastung aufweisen (vgl. Kap. 3.5.1), wohingegen die
- 14 -
Nachfrage nach altersgerechten Wohnungsangeboten
tendenziell steigen wird.
Abb. 7
Bevölkerungsentwicklung in Mölln
Differenziert nach Altersgruppen 2000 und 2008
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
100%
90%
80%
70%
11%
11%
10%
13%
25%
26%
60%
50%
40%
29%
25%
30%
20%
7%
8%
10%
18%
17%
2000
2008
0%
unter 18
18 bis unter 25
25 bis unter 45
45 bis unter 65
65 bis unter 75
75 und älter
Quelle: GEWOS Prognose
Vergleichsweise
hohes Durchschnittsalter
2.3
Der hohe Anteil älterer Bevölkerungsgruppen spiegelt
sich auch in einem vergleichsweise hohen Durchschnittsalter wider. Im Jahr 2007 lag das Durchschnittsalter in Mölln bei 44,5 Jahren. Dieser Wert liegt deutlich
über den Werten des Kreises Herzogtum Lauenburg
(42,9 Jahre) und des Landes Schleswig-Holstein (43,1
Jahre).
Bevölkerungsprognose
Bevölkerungsprognose bis 2025
Für den Zeitraum 2009 bis 2025 wurde durch GEWOS
eine Bevölkerungsprognose für die Stadt Mölln erstellt.
Die Prognose ist abgeleitet aus der regionalisierten Bevölkerungsvorausschätzung der Jahre 2007 bis 2025
des Statistikamtes Nord für den Kreis Herzogtum Lauenburg und berücksichtigt die genaue Altersstruktur vor
Ort sowie die Unterschiede in der Bevölkerungsentwick-
- 15 -
lung der letzten Jahre zwischen der Stadt und dem
Kreis.
Wohnungsmarktre- Die Prognose bezieht sich auf die wohnungsmarktrelelevante Bevölkerung vante Bevölkerung, also auf die Bevölkerung, die tatsächlich Wohnraum nachfragt. Das bedeutet, dass zusätzlich zu den Einwohnern mit Hauptwohnsitz auch
Bewohner und Bewohnerinnen mit Nebenwohnsitz einbezogen wurden. Untermieter/-innen sowie Anstalts- und
Heimbevölkerung wurden hingegen nicht berücksichtigt,
da durch diese Gruppen keine wohnungsmarktrelevante
Nachfrage erzeugt wird.
Abb. 8
Bevölkerungsprognose bis 2025
Stadt Mölln und Kreis Herzogtum Lauenburg
Einwohner Stadt Mölln
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
Einwohner Kreis Herzogtum Lauenburg
19.000
18.750
200.000
Prognose
Mölln
195.000
- 0,3 %
18.500
18.250
190.000
185.000
- 2,0 %
18.000
180.000
17.750
175.000
17.500
2007
170.000
2009
2011
2013
2015
2017
2019
2021
2023
2025
Mölln
Prognose Kreis Herzogtum Lauenburg
Quelle: GEWOS Prognose und Statistikamt Nord; Stadt Mölln Wohnungsmarktrelevante Bevölkerung
Unterschiedliche
Während die Bevölkerung im Kreis Herzogtum LauenAusgangspositionen burg in den vergangenen Jahren (2000 bis 2008) deutvon Stadt und Kreis lich um 4 % gestiegen ist, konnten für Mölln nur moderate Einwohnerzuwächse festgestellt werden. Diese unterschiedlichen Ausgangsbedingungen wirken sich auch
auf die zukünftige Bevölkerungsentwicklung aus.
- 16 -
Mölln: Bevölkerungsrückgang von
2 % bis 2025
Die von GEWOS erstellte Prognose für die wohnungsmarktrelevante Bevölkerung in Mölln geht von einem
kontinuierlichen leichten Bevölkerungsrückgang bis zum
Jahr 2025 aus. Demnach verringert sich die Zahl der
Einwohner um circa 2 %. In absoluten Zahlen bedeutet
dies einen Rückgang der Bevölkerung von 18.500 auf
knapp 18.200 im Jahr 2025.
Bevölkerung im
Kreis stagniert
Die Prognose für den Kreis geht bis zum Jahr 2025 von
leichten Einwohnerverlusten aus (-0,3 %). Bis zum Jahr
2015 wird die Bevölkerung im Kreis aufgrund eines weiterhin positiven Wanderungssaldos leicht steigen. Ab
dem Jahr 2016 wird dann auch für den Kreis Herzogtum
Lauenburg ein einsetzender Bevölkerungsrückgang erwartet. Die negative natürliche Bevölkerungsentwicklung
wird dann nicht mehr durch Wanderungsgewinne kompensiert werden können.
Deutliche Verschiebungen in der Altersstruktur
Den geringen Veränderungen der Bevölkerungsentwicklung stehen deutliche Verschiebungen in der altersstrukturellen Zusammensetzung der Bevölkerung gegenüber.
GEWOS geht von einer steten Zunahme des Anteils
älterer Einwohner und Einwohnerinnen in Mölln aus. Der
bereits heute hohe Anteil von über 65-Jährigen wird sich
in Mölln zukünftig deutlich erhöhen. So steigt der Anteil
der über 65-Jährigen von 24 % im Jahr 2008 auf 30 %
im Jahr 2025. Hervorzuheben ist dabei der Anstieg der
über 75-Jährigen von 11 % auf 17 %. Demgegenüber
reduziert sich sowohl absolut als auch relativ die Anzahl
jüngerer Einwohner und Einwohnerinnen. Die Zahl der
unter 18-Jährigen wird sich von rund 3.150 zum jetzigen
Zeitpunkt auf circa 2.450 im Jahr 2025 reduzieren (vgl.
Abb. 9).
- 17 -
Abb. 9
Bevölkerungsentwicklung in Mölln
differenziert nach Altersgruppen 2008 bis 2025
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
100%
90%
80%
11%
13%
14%
17%
12%
13%
70%
60%
26%
30%
29%
50%
40%
25%
30%
21%
21%
20%
8%
10%
17%
15%
13%
2008
2015
2025
8%
7%
0%
unter 18 Jahre
18 bis unter 25 Jahre
25 bis unter 45
45 bis unter 65 Jahre
65 Jahre bis unter 75
75 Jahre und älter
Quelle: GEWOS Prognose
Zentrale Herausforderung: Altersstruktur
Bereits an dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass die
zunehmende Verschiebung in der städtischen Altersstruktur eine der zentralen Herausforderungen für die
Stadt Mölln darstellt. Der kontinuierliche Rückgang der
Zahl der Kinder und Jugendlichen hat beispielsweise
langfristig eine sinkende Auslastung der Kindertagesstätten und Schulen zur Konsequenz. Die steigende
Zahl Älterer und Hochbetagter wird hingegen einen erhöhten Bedarf an altengerechten Wohnformen sowie
Infrastruktureinrichtungen hervorrufen.
- 18 -
3
Analyse der Fachthemen
Situationsanalyse
Im Folgenden werden die relevanten Fachthemen für die
Stadt Mölln analysiert. Neben wirtschaftlichen und wohnungsmarktbezogenen Rahmenbedingungen wird die
derzeitige Situation in den Themenfeldern Soziales,
Freizeit und Naherholung dargestellt. Der Fokus liegt
zunächst auf der Analyse jedes einzelnen Themas. Für
die Ableitung von Zielen und Maßnahmen (2. Teil des
Berichts) werden die Wechselwirkungen der Fachthemen untereinander berücksichtigt.
3.1
Wirtschaft und Arbeitsmarkt
3.1.1
Branchen- und Unternehmensstruktur
75 % der Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor
Die Wirtschaftsstruktur der Stadt Mölln steht auf zwei
Standbeinen. Eine zentrale Bedeutung nimmt erwartungsgemäß der Dienstleistungssektor ein1. Rund drei
Viertel aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten
lassen sich diesem Sektor zuordnen. Innerhalb des
Dienstleistungssektors macht das Gesundheits- und
Sozialwesen mit über 1.400 Beschäftigten den größten
Anteil aus. Bedeutende Arbeitgeber sind hier unter anderem das Reha-Zentrum sowie das Gesundheitszentrum in Mölln. Mit knapp 1.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nimmt darüber hinaus der Handel eine
wichtige Funktion als Arbeitgeber in der Stadt Mölln ein.
Viele Beschäftigte
im verarbeitenden
Gewerbe
Neben dem Dienstleistungssektor gibt es in Mölln eine
für norddeutsche Kleinstädte vergleichsweise hohe Anzahl an Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe. Rund
1.100 Personen sind diesem Sektor zuzuordnen. Wie
Abbildung 10 zeigt, ist die Zahl der Beschäftigten im
verarbeitenden Gewerbe in der Vergangenheit jedoch
deutlich zurückgegangen. Im Zeitraum von 2003 bis
2008 ist die Zahl der Beschäftigten in diesem Sektor um
15 % gesunken. Der größte Industriebetrieb in Mölln ist
derzeit die Heidenreich & Harbeck AG, die Gießerei und
Maschinenfabrik beschäftigt etwa 220 Mitarbeiter.
1
Alle Branchen außer: Baugewerbe, verarbeitendes Gewerbe sowie die Land- und Forstwirtschaft
- 19 -
Kleinere und mittlere Neben größeren Arbeitgebern wie dem bereits erwähnBetriebe dominieren ten Reha-Zentrum sowie der Coca-Cola GmbH und der
Bäckerei von Allwörden dominieren kleinere und mittlere
Betriebe die Unternehmenslandschaft in Mölln.
Abb. 10 Entwicklung der Beschäftigungsstruktur
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
Beschäftigungsstruktur in Mölln 2003 und 2008 (Beschäftigte am Arbeitsort)
Veränderung 2003 - 2008
Branchen
2003
Insgesamt
5.776
Land- u. Forstwirtschaft
Verarbeitendes Gewerbe
Baugewerbe
-500
-300
-100
100
300
5.344
14
15
Insgesamt -
1.309
1.107
Land- u. Forstwirtschaft Verarbeitendes Gewerbe -
217
209
1.066
993
Gastgewerbe
156
117
Verkehr u.
Nachrichtenübermittlung
126
112
Gesundheits-, Veterinärund Sozialwesen
1.497
1.445
Gesundheits-, Veterinär- und
Sozialwesen -
Kredit- u.
Versicherungsgewerbe
384
373
Kredit- u. Versicherungsgewerbe -
Grundstücks- und
Wohnungswesen
490
485
Öffentliche Verwaltung
265
224
Handel
Baugewerbe Handel Gastgewerbe Verkehr u. Nachrichtenübermittl.-
Grundstücks- und Wohnungswesen
Öffentliche Verwaltung -
© GEWOS
Quelle: Agentur für Arbeit
3.1.2
2008
Arbeitsmarkt
Stabile Lage auf
dem Arbeitsmarkt
Der allgemeine wirtschaftliche Abschwung in Folge der
Wirtschafts- und Finanzkrise macht sich bisher kaum auf
dem Möllner Arbeitsmarkt bemerkbar. Die Auswirkungen
sind damit weniger dramatisch als in anderen Städten
und Regionen Deutschlands. So hat sich die Zahl der
Arbeitslosen im Jahr 2009 gegenüber 2008 geringfügig
von 882 auf 840 Personen reduziert. Auch die neuesten
Zahlen der Agentur für Arbeit lassen noch keine signifikante Erhöhung der Arbeitslosenzahlen erkennen. Im
Februar 2010 waren mit 914 Personen sogar leicht weniger Personen arbeitslos gemeldet als im gleichen Monat im Vorjahr (925). Diese Entwicklung wird durch die
Ergebnisse der durchgeführten Unternehmensbefragung
gestützt. So planen die befragten Betriebe - mit Ausnahme der Baubranche - keine Entlassungen. Im Ge-
- 20 -
genteil, rund 25 % der Unternehmen wollen zukünftig
neue Arbeitskräfte einstellen. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob die Neueinstellungen die Zahl der Personen, die
in den Ruhestand treten bzw. ihren Arbeitsort in eine
andere Stadt verlagern, aufwiegen kann. In den vergangenen Jahren ist dies nicht gelungen, wie die Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze in
Mölln zeigt (siehe Abb. 12).
2008:
7,2 % arbeitslos
Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit im Zeitverlauf zeigt
deutliche Parallelen zwischen der Entwicklung im Kreis
Herzogtum Lauenburg und des Landes SchleswigHolstein. Seit dem Jahr 2005 ist die Arbeitslosigkeit sowohl auf kommunaler als auch auf Landes- und Bundesebene deutlich gesunken. Im Mittel des Jahres 2008
waren in Mölln rund 7,2 % der Personen arbeitslos gemeldet (bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen2) und
damit etwas weniger als im Land Schleswig-Holstein mit
7,6 % (vgl. Abb. 11).
Abb. 11 Entwicklung der Arbeitslosenquote
bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
15%
13%
11%
9%
7%
5%
1998
1999
Mölln
2000
2001
2002
2003
Herzogtum Lauenburg
2004
2005
2006
2007
Schleswig-Holstein
2008
Bund
* Für das Jahr 2007 wurde die Arbeitslosenquote Mölln auf Basis der Monatsdaten Januar bis Juli 2007 berechnet
Quelle: Agentur für Arbeit
2
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (einschl. Auszubildende), geringfügig Beschäftigte,
Personen in Arbeitsgelegenheiten (Mehraufwandvariante), Beamte (ohne Soldaten) und Grenzpendler sowie Selbständige und mithelfende Familienangehörige
- 21 -
Mehr sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Möllner
aber …
Entsprechend dem Verlauf der Arbeitslosenzahlen entwickelt sich die Zahl der sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten am Wohnort (sozialversicherungspflichtige
Möllner). Das Jahr 2005 - das Jahr, in dem die höchsten
Arbeitslosenzahlen gemeldet wurden - ist zugleich das
Jahr, in dem die Zahl der sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten am niedrigsten ist (5.135). In den folgenden Jahren steigt die Zahl der Beschäftigten am Wohnort deutlich und erreicht im Jahr 2008 wieder 5.539 Personen. Die Entwicklung folgt damit dem konjunkturellen
Verlauf.
… Rückgang der
Arbeitsplätze in
Mölln
Eine vergleichbare Entwicklung kann hinsichtlich der
Beschäftigten am Arbeitsort (Anzahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze in Mölln) nicht festgestellt
werden. Trotz einer positiven gesamtwirtschaftlichen
Entwicklung ist die Zahl der Arbeitsplätze in Mölln seit
2005 nochmals - wenn auch nur leicht - gesunken (vgl.
Abb. 10 und Abb. 12). Der Rückgang der Arbeitsplätze
betrifft nahezu alle Branchen, wobei der bereits angeführte Rückgang im verarbeitenden Gewerbe am
schwersten wiegt.
Abb. 12 Beschäftigungsentwicklung am Wohn- und Arbeitsort
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
7.000
6.000
5.000
4.000
3.000
2.000
1.000
0
2000
2001
Wohnort
Quelle: Agentur für Arbeit
2002
2003
Arbeitsort
2004
2005
2006
2007
2008
Wohn- und Arbeitsort in Mölln
- 22 -
Negativer Pendlersaldo …
Der Rückgang der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort spiegelt sich auch in der Pendlerstatistik wider. Bis zum Jahr 2007 verzeichnete Mölln noch
Einpendlerüberschüsse. Das bedeutet, dass mehr auswärtige Arbeitnehmer in Mölln erwerbstätig waren, als
Möllner außerhalb der Stadt ihren Arbeitsplatz hatten.
Der kontinuierliche Rückgang der Arbeitsplätze in Mölln
hat jedoch dazu geführt, dass Mölln aktuell einen negativen Pendlersaldo aufweist (vgl. Abb. 13).
Abb. 13 Entwicklung der Pendlerzahlen
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
4.000
3.000
2.000
1.000
0
-1.000
-2.000
-3.000
-4.000
2000
2001
Einpendler
2002
2003
2005
Auspendler
2006
2007
2008
Pendlersaldo
Quelle: Statistisches Landesamt
… insbesondere mit
Hamburg und Lübeck
Eine Differenzierung der Pendlerbewegungen nach Gemeinden weist insbesondere mit den beiden Großstädten Hamburg (-683) und Lübeck (-227) sowie mit dem
Landkreis Stormarn (-305) negative Pendlersalden auf.
Entsprechend viele Möllner Haushalte nehmen täglich
längere Wegzeiten zur Arbeit in Kauf. Positive Wanderungssalden bestehen zwischen Mölln und den direkten
Umlandgemeinden Gudow (+104) und Breitenfelde
(+122).
- 23 -
Abb. 14 Pendlerverflechtungen
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
Quelle: Eigene Darstellung nach Daten der Agentur für Arbeit 2008
Unterdurchschnittliche Kaufkraft
Nach den neuesten Zahlen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) haben die Bewohner und Bewohnerinnen der Stadt Mölln eine vergleichsweise geringe
Kaufkraft. Die Kaufkraft je Einwohner und Einwohnerinnen beträgt im Jahr 2009 rund 18.000 € (vgl. Abb. 15).
Damit liegt Mölln bei einer Kaufkraftkennziffer von 94,9
also 5,1 % unter dem bundesdeutschen Durchschnitt.
Ebenfalls unterdurchschnittlich ist die Kaufkraft in Relation zu den Einwohnern und Einwohnerinnen des Kreises
Herzogtum Lauenburg und der Nachbarstädte Schwarzenbek, Geesthacht und Ratzeburg.
- 24 -
Abb. 15 Kaufkraft pro Einwohner
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
27.000 €
24.000 €
21.000 €
18.000 €
15.000 €
Hamburg
Schwerin
Lübeck
Bad Oldesloe
Schwarzenbek
Geesthacht
Ratzeburg
Mölln
Landkreis
Segeberg
Landkreis
Stormarn
Kreis Herzogtum
Lauenburg
SchleswigHolstein
Deutschland
12.000 €
Quelle: GfK Kaufkraft Deutschland 2009
3.1.3
Standortfaktoren
Bewertung harter
und weicher Standortfaktoren …
Die Städte und Kommunen stehen in einem verstärkten
Wettbewerb um wirtschaftliche Ansiedlungen. Ausschlaggebend für die Standortwahl der Unternehmen
sind die Standortfaktoren. Hierzu zählen sowohl harte
bzw. quantifizierbare Faktoren wie Steuern, Verkehrsinfrastruktur, Nähe zu und Größe von Absatzmärkten, Abgaben oder Ressourcenverfügbarkeit als auch weiche
Standortfaktoren, wie beispielsweise Freizeitmöglichkeiten, Wohnungsangebote und kulturelle Einrichtungen,
die nicht direkt in die Kostenrechnung eines Unternehmens integriert werden können. Der Einfluss weicher
Standortfaktoren gewinnt jedoch an Bedeutung, da insbesondere gut ausgebildete und örtlich ungebundene
Arbeitskräfte bei der Wahl des Arbeitsplatzes zunehmend mehr Wert auf eine hohe Attraktivität der Stadt
legen.
… durch ortsansässige Unternehmen
Im Rahmen der Unternehmensbefragung zum ISEK
Mölln wurde abgefragt, wie die ortsansässigen Unternehmen unterschiedliche Standortfaktoren bewerten.
Darüber hinaus sollten die Unternehmen angeben, wel-
- 25 -
che Standortfaktoren für ihr Unternehmen wichtig sind.
Dies erlaubt eine Gegenüberstellung der Bedeutung
eines Standortfaktors für das Unternehmen mit der in
Mölln vorzufindenden Qualität (siehe Abb. 16 und 17).
Beispiel: Unternehmen A bewertet das Image Möllns als
„gut“ misst diesem Standortfaktor für das eigene Unternehmen jedoch nur ein geringe Bedeutung bei.
Wichtige Standortfaktoren
Für die in Mölln ansässigen Unternehmen sind die Verkehrsanbindung, die allgemeine Lage der Stadt sowie
die Verfügbarkeit von Arbeitsplätzen und das Image der
Stadt die wichtigsten Standortfaktoren. Dieses Ergebnis
deckt sich mit anderen durch GEWOS durchgeführten
Unternehmensbefragungen in Mittelzentren.
Verkehrsanbindung
nimmt eine herausragende Bedeutung
ein
Eine gute Verkehrsanbindung ist für Unternehmen, die
sich im ländlich strukturierten Raum ansiedeln, der wichtigste Standortfaktor. Da sich die Absatzmärkte und Kundenbeziehungen der Unternehmen in der Regel nicht auf
das direkte städtische Umfeld beschränken und daher
längere Wegstrecken zurückgelegt werden müssen, ist
die Nähe zu einer Autobahn ein entscheidendes Kriterium für die Standortwahl. Die Verkehrsanbindung Möllns
ist vor diesem Hintergrund als nicht optimal zu bewerten.
Die Distanz bis zur A 24 beträgt zwar nur rund 10 km,
Standorte wie beispielsweise das Gewerbegebiet Lanken bei Schwarzenbek liegen jedoch verkehrgünstiger
und werden deshalb insbesondere von Logistikunternehmen bevorzugt.
Foto 5: Gewerbegebiet
Vorkamp
Nichts desto trotz stehen in Mölln gut erschlossene Gewerbeflächen zur Verfügung. Der Schwerpunkt der gewerblichen Entwicklung konzentriert sich dabei auf den
Westen der Stadt auf Flächen entlang des Kanals und
der Bahntrasse. Im Gewerbegebiet Vorkamp stehen
derzeit noch rund 18.000 m² Gewerbefläche in unmittelbarer Entfernung zum Bahnhof und zum Elbe-LübeckKanal zur Verfügung. Der Preis pro Quadratmeter vollerschlossenes Bauland beträgt lediglich 26,00 Euro. Damit
besteht ein deutlicher Preisvorteil gegenüber anderen
Standorten in der Metropolregion Hamburg. Die weiteren
Gewerbeflächen in Mölln, beispielsweise im Bereich der
Waldstadt, sollen sich dagegen nicht weiter ausdehnen,
- 26 -
da sie in unmittelbarer Nachbarschaft zu Wohngebieten
liegen (siehe: Neuaufstellung des Flächennutzungsplans
2006).
Gewerbesteuerhebesatz: unteres Mittelfeld
Ein weiterer wichtiger Faktor – insbesondere bei der
Neuansiedlung von Unternehmen – ist das Gewerbesteuerniveau. Tabelle 1 zeigt den Gewerbesteuerhebesatz in Mölln im Vergleich zu anderen ausgewählten
Städten und Kommunen der Region. Hier liegt Mölln im
unteren Mittelfeld.
Tab. 1 Gewerbesteuerhebesätze im Vergleich (2009)
Stadt
Hamburg
Lübeck
Schwarzenbek
Bad Oldesloe
Lauenburg
Ratzeburg
Mölln
Geesthacht
Büchen
Breitenfelde
Lanken
Gewerbesteuerhebesätze
470
430
380
350
350
350
330
320
320
300
280
© GEWOS
Verbesserung in der Verbesserungsbedarf wird von den befragten UnterWirtschaftsfördenehmen insbesondere hinsichtlich der Wirtschaftsförderung
rung und dem öffentlichen Personennahverkehr gesehen. Beide Standortfaktoren wurden von den Befragten
unterdurchschnittlich bewertet. Da die Stadt Mölln über
keine eigenständige Wirtschaftsförderung verfügt, existiert auch keine auf den Standort Mölln fokussierte Ansiedlungspolitik. Die Interessen der Stadt Mölln werden
in diesem Fall von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft
im Kreis Herzogtum Lauenburg mbH vertreten.
Verfügbarkeit von
Arbeitnehmern
Ferner wird die Verfügbarkeit von Arbeitnehmern von
vielen ansässigen Unternehmen in Mölln negativ bewertet. Rund ein Drittel der Unternehmen hat generell Probleme ausreichend, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden.
- 27 -
Gesucht werden sowohl Fachkräfte, wie beispielsweise
Ingenieure, als auch Arbeitskräfte und Auszubildende im
Gastronomiegewerbe.
Abb. 16 Bedeutung und Bewertung von Standortfaktoren I
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
Durchschnitt aller befragten
Unternehmen
wichtig /
gut
eher wichtig /
eher gut
eher unwichtig /
eher schlecht
unwichtig /
schlecht
Verfügbarkeit von Arbeitskräften
Verfügbarkeit Gewerbeflächen
Gewerbesteuer
Allgemeine
Bedeutung der
Standortfaktoren für
die Unternehmen
Bewertung der
Standortfaktoren am
Standort Mölln
Wirtschaftsförderung
Wirtschaftsfreundlichkeit Verwaltung
Verkehrsanbindung der Stadt
Öffentl. Personennahverkehr
Lage
Nähe zu anderen Gewerbebetrieben
Nähe zu jurist. Dienstleistungen
Nähe zu medizin. Dienstleistungen
Quelle: Unternehmensbefragung
Naherholungswert …
Die weichen Standortfaktoren werden durch die befragten Unternehmen überwiegend positiv bewertet. Insbesondere der Freizeit- und Erholungswert wird als gut
bewertet, was auf das hohe Naturraumpotenzial im Naturpark Lauenburgische Seen und die Lage der Stadt
Mölln am Wasser zurückzuführen ist.
… und Bildungsangebote erhalten positive Bewertung
Das schulische Bildungsangebot in der Stadt Mölln wird
von den befragten Unternehmen ebenfalls positiv bewertet, wohingegen das Aus- und Weiterbildungsangebot
vergleichsweise schlecht abschneidet. Dies ist jedoch
ein typisches Ergebnis für Klein- und Mittelstädte, die
über keine größeren berufsbildenden Ausbildungsinstitutionen (Fachhochschule oder Universität) verfügen.
Persönliche Beziehung zum Standort
Das ausschlaggebende Argument für eine Ansiedlung in
Mölln ist oftmals die persönliche Beziehung zum Stand-
- 28 -
ort. Insbesondere die Inhaber kleinerer und mittlerer
Unternehmen kommen in vielen Fällen aus der Stadt
oder dem Umland und haben hierdurch eine starke Verwurzelung mit dem Standort.
Image problematisch
Trotz der hohen naturräumlichen Qualität sehen viele
Unternehmer und Unternehmerinnen das Image der
Stadt Mölln problematisch. Dies ist am ehesten auf die
negative Entwicklung der Möllner Innenstadt und dem
derzeit eingeschränkten Angebot an gastronomischen
Angeboten in der Innenstadt zurückzuführen.
Abb. 17 Bedeutung und Bewertung von Standortfaktoren II
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
Durchschnitt aller befragten
Unternehmen
wichtig /
gut
eher wichtig /
eher gut
eher unwichtig /
eher schlecht
unwichtig /
schlecht
Image der Stadt
Wohnungsangebot
Freizeit- und Kulturangebot
Allgemeine
Bedeutung der
Standortfaktoren für
die Unternehmen
Bewertung der
Standortfaktoren am
Standort Mölln
Natur- und Erholungswert
Kinderbetreuungsangebot
Schulangebot
Aus- und Weiterbildungsmögl.
Einkaufsmöglichkeiten
Gastronomie- und Hotelangebote
Persönliche Beziehungen zum
Standort
Quelle: Unternehmensbefragung
3.2
Einzelhandel
186 Einzelhandelsunternehmen
Im Folgenden wird die Situation des Möllner Einzelhandels dargestellt. Die angeführten Zahlen basieren auf
der Einzelhandelserhebung in der Wirtschaftsregion Lübeck (CIMA 2009). Demnach gibt es in Mölln 186 Einzelhandelsbetriebe. Davon ist mit 95 Geschäften rund
die Hälfte in der Möllner Innenstadt angesiedelt.
- 29 -
36.400 m² Verkaufsfläche
Die Verkaufsflächenausstattung der Stadt Mölln liegt im
Vergleich zu anderen deutschen Städten mit gleicher
Größe leicht über dem Durchschnitt. Insgesamt verfügt
die Stadt Mölln über eine Verkaufsfläche von rund
36.400 m². Dies entspricht einer Verkaufsflächendichte
von 1,93 m² je Einwohner. Davon entfallen etwa 40 %
auf den periodischen und 60 % auf den aperiodischen
Bedarf. Die Möllner Einzelhändler und Einzelhändlerinnen haben einen jährlichen Umsatz von insgesamt rund
124 Mio. €. Davon entfällt ein Großteil auf Güter des
periodischen Bedarfs (72,2 Mio. €). Die umsatzstärksten
Güter des periodischen Bedarfs sind Lebensmittel und
Reformwaren, auf die ein Umsatz in Höhe von 53,2 Mio.
€ entfällt.
Handelszentralität
= 127
Insgesamt weist Mölln eine Handelszentralität von 127
auf. Das heißt, dass rein rechnerisch in etwa 27 %
(= 26 Mio. €) mehr Kaufkraft der Stadt Mölln zufließt, als
in Mölln durch die eigene Bevölkerung vorhanden ist.
- 30 -
Abb. 18 Einzelhandelsumsatz differenziert
nach Warengruppen
0
in Mio. €
10
20
1,5
12,9
Bekleidung, Wäsch
Schuhe, Lederwaren
2,4
Uhren, Schmuck, Optik
2,3
12,4
Medien und Technik insgesamt
1,4
11,0
Elektroartikel/Unterhaltungselek.
Sportartikel
0,6
Spielwaren
1,3
Hobbybedarf
1,3
Hausrat
1,7
Möbel, Antiquitäten
Gardinen, Teppiche, Heimtex.
Baumarktspezifische Sortimente
GEWOS
50
60
17,5
Gesundheits- und Körperpflege
Bücher, Schreibwaren
40
53,2
Lebensmittel, Reformwaren
Übriger periodischer Bedarf
30
Beratung
Planung
Forschung
= periodischer Bedarf
4,5
= aperiodischer Bedarf
0,7
12,0
Quelle: Eigene Darstellung, CIMA 2009
Positiver Kaufkraftsaldo u. a. bei Lebensmitteln …
Das gesamte Nachfragepotenzial der Stadt Mölln beträgt
rund 98 Millionen Euro. Dies entspricht jährlichen ProKopf-Ausgaben in Höhe von rund 5.200 Euro. Dieser
rechnerisch ermittelten Nachfrage steht ein Einzelhandelsumsatz von 124 Millionen Euro gegenüber. Es besteht demnach ein positiver Kaufkraftsaldo von 26 Millionen Euro (Kaufkraftsaldo = Umsatz der Einzelhändler
und Einzelhändlerinnen abzüglich der potenziellen
Nachfrage durch die Möllner Einwohner und Einwohnerinnen). Abbildung 19 zeigt die Kaufkraftsalden differenziert nach Warengruppen. Für die meisten Warengruppen besteht ein positiver Kaufkraftsaldo, daran wird
deutlich, dass die Stadt Mölln als Mittelzentrum eine
wichtige Versorgungsfunktion auch für das Umland erfüllt. Deutliche Kaufkraftgewinne bestehen insbesondere
bei Gütern des täglichen Bedarfs (Lebensmittel, Ge-
- 31 -
sundheits- und Körperpflege). Aber auch bei einigen
Warengruppen des aperiodischen Bedarfs existiert ein
positiver Kaufkraftsaldo. Vergleichsweise hoch sind die
Kaufkraftzuflüsse in der Warengruppe der Elektroartikel
und der Unterhaltungselektronik.
… negativer Kaufkraftsaldo u. a. bei
Büchern und
Schreibwaren
Ein negativer Kaufkraftsaldo (Kaufkraftabfluss) besteht
u. a. bei Büchern und Schreibwaren sowie bei Sportartikeln. Die Bürger und Bürgerinnen Möllns können die
Nachfrage nach diesen Gütern nur eingeschränkt in
Mölln decken. Dies spiegelt sich auch in den Ergebnissen der durchgeführten Haushaltsbefragung wider. Lediglich ein Drittel der Haushalte ist mit dem diesbezüglichen Angebot (Bücher und Geschenkartikel) zufrieden
oder sehr zufrieden.
Abb. 19 Kaufkraftsalden differenziert
nach Warengruppen
in Mio. €
-10
-5
0
5
20
0,3
Übriger periodischer Bedarf
2,0
Bekleidung, Wäsche
0,0
Schuhe, Lederwaren
0,2
Uhren, Schmuck, Optik
Medien und Technik insgesamt
1,0
-1,4
2,4
Elektroartikel/Unterhaltungselek.
-0,9
Spielwaren
0,5
Hobbybedarf
0,4
0,1
Hausrat
Möbel, Antiquitäten
15
4,0
Gesundheits- und Körperpflege
Sportartikel
GEWOS
10
17,7
Lebensmittel, Reformwaren
Bücher, Schreibwaren
Beratung
Planung
Forschung
-0,9
Gardinen, Teppiche, Textilien -0,4
Baumarktspezifische Sortimente
2,3
Quelle: Eigene Darstellung, CIMA 2009
- 32 -
Leerstand
Von den 121 Geschäftslokalen in der Möllner Innenstadt
standen im Jahr 2009 26 Geschäfte leer. Dies entspricht
einer Leerstandsquote von 21 %. Die Situation spitzte
sich zu, als zu Beginn des Jahres 2009 die Hertie-Filiale
in Mölln geschlossen wurde. Damit fehlt der Innenstadt
in Mölln ein wichtiger Magnet, der zusätzliche Kaufkraft
anzieht.
Fotos 6 bis 8: Geschäftsleerstände in der Innenstadt
Aufenthaltsqualität
in der Innenstadt
eingeschränkt
Im Bereich Erlebnis- und Aufenthaltsqualität erfüllt die
Möllner Innenstadt nur bedingt die Erwartungen, die an
ein Mittelzentrum dieser Größe und Bedeutung gestellt
werden. Insbesondere der Durchgangsverkehr in der
Haupteinkaufsstraße (Hauptstraße) wirkt störend. Die
Durchsetzung einer alternativen Verkehrsführung scheiterte jedoch bisher, da der Stadtgrundriss und die Lage
der Innenstadt auf der Halbinsel eine alternative Verkehrsführung für den PKW-Verkehr erschwert.
Im nördlichen Stadtgebiet nur eingeschränktes Nahversorgungsangebot
Mölln verfügt über ein breites Angebot im Bereich des
periodischen Bedarfs (Lebensmittel, Reformwaren, Drogerieartikel). Die Nahversorgungssituation ist als gut zu
bezeichnen. Eine fußläufige Erreichbarkeit von Lebensmittelmärkten ist für einen Großteil der Bevölkerung gegeben. Einschränkungen bestehen diesbezüglich im
nördlichen Stadtgebiet. Lediglich ein Lebensmitteldiscounter steht der dortigen Bevölkerung zur Verfügung.
Eine Neuansiedlung in diesem Stadtgebiet würde die
Versorgungsfunktion für die ansässige Bevölkerung stärken.
- 33 -
Weitere Einkaufslagen
Ein breites Nahversorgungsangebot mit zahlreichen Lebensmittelgeschäften (insbesondere Discounter) findet
sich im Bereich des Grambeker Weg. Leicht unterversorgt sind hingegen die Wohnquartiere entlang des
Wasserkrügerwegs. Deutlich verbessert hat sich hingegen die Nahversorgungssituation in der Waldstadt.
Durch den Bau des „Waldstadt-Centers“ ist auch dort die
fußläufige Erreichbarkeit von Lebensmittelmärkten für
die überwiegende Zahl der Bewohner und Bewohnerinnen gegeben.
Abb. 20 Zufriedenheit mit Einkaufsmöglichkeiten
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
0%
20%
Güter des täglichen
Bedarfs
40%
60%
44
Schuhe/Bekleidung 6
22
Multimedia/Technik 6
31
27
sehr zufrieden
zufrieden
100%
46
8 11
24
37
Bücher/Geschenkartikel 5
80%
18
37
15
35
24
teils/teils
weniger zufrieden
6
11
unzufrieden
Haushaltsbefragung
3.3
Verkehr
Standortfaktor Verkehrsanbindung
Die verkehrliche Anbindung einer Stadt ist mit entscheidend für die Attraktivität des Standortes. Sowohl für Unternehmen als auch für die Möllner Bevölkerung ist ein
gut ausgebautes Straßennetz und eine gute Anbindung
an öffentliche Nahverkehrsangebote ein wichtiger
Standortfaktor. Vor dem Hintergrund der hohen Mobilitätskosten in Folge steigender Benzinpreise sowie angesichts des bestehenden Klimawandels und überlaste-
- 34 -
ter Straßen gewinnen umweltfreundliche Verkehrsträger
des Umweltverbundes - also der öffentliche Personennahverkehr sowie der Fuß- und Fahrradverkehr - zunehmend an Attraktivität.
3.3.1
Öffentlicher Personennahverkehr und Fuß-/Radverkehr
ÖPNV: umweltfreundliche Alternative
Ein leistungsfähiges öffentliches Nahverkehrsangebot ist
Voraussetzung dafür, dass Personen, die auf keinen
Pkw zurückgreifen können oder wollen, mobil sind und
sich in ihrem alltäglichen Leben flexibel und selbstständig bewegen können. Dazu zählen neben Kindern und
Jugendlichen, die auf ihrem täglichen Weg zur Schule in
der Regel auf Bus und Bahn angewiesen sind, vor allem
viele ältere Menschen. Ferner wächst die Zahl derer, die
sich bewusst gegen ein Auto und für umweltfreundlichere Verkehrsmittel entscheiden.
Zugverbindung nach Von zentraler Bedeutung für die überregionale verkehrliHamburg und Lüche Anbindung Möllns sind die Zugverbindungen nach
beck
Hamburg und Lübeck. Aufgrund der starken Pendlerbeziehungen zwischen Mölln und den beiden Großstädten
werden diese Verbindungen stark frequentiert (vgl. Kap.
3.1.2). Die Zugverbindung nach Lübeck ist als sehr gut
zu bewerten. Hier besteht eine Direktverbindung über
Ratzeburg. Die Fahrzeit beträgt in beiden Richtungen 26
Minuten. Die Verbindung nach Hamburg ist nicht optimal, da keine direkte Verbindung besteht und die Fahrgäste in Büchen umsteigen müssen. Die Fahrzeit von
Mölln nach Hamburg beträgt 50 Minuten. (alle zwei
Stunden - sonst rund 70 bis 80 min.) und die Fahrzeit
von Hamburg nach Mölln 47 min. (alle zwei Stunden sonst rund 70 bis 80 min.). Damit ist der öffentliche Nahverkehr für viele Möllner, die in Hamburg beschäftigt
sind, unattraktiv. Zumal ab dem Hamburger Hauptbahnhof in der Regel die U- oder S-Bahn genutzt werden
muss, um den Arbeitsplatz zu erreichen.
Regionalbusverbindungen
Aus dem Südteil des Kreises Herzogtum Lauenburg
fahren die Regionalbuslinien 900, 8810 und 8830 nach
Mölln. Die Linie 900 ist der direkte Anschluss nach Hamburg. Sie fährt über die Bundesstraße 207 in Talkau auf
- 35 -
die Autobahn bis Hamburg, Wandsbek-Markt. Die Fahrzeit beträgt 45 Minuten. Die Linie ist für viele Pendler die
schnellste und bequemste Möglichkeit, mit dem ÖPNV
nach Hamburg zu kommen. Nach Ratzeburg fährt die
Linie 8550. Seit der Schließung (2006) des Möllner
Krankenhauses, ist dies eine wichtige Verbindung für
Patienten und Patientinnen und Besucher und Besucherinnen.
Drei Stadtverkehrslinien
Darüber hinaus gibt es in Mölln drei Stadtverkehrslinien
(8511, 8513 und 8515). Diese gewährleisten eine insgesamt gute Anbindung der städtischen Wohnquartiere an
den Bahnhof und den ZOB in Mölln. Die Haltestellen
können von den Bewohnern und Bewohnerinnen in annähernd allen städtischen Lagen fußläufig erreicht werden.
Ausgaben gestiegen Die Ausgaben des Kreises für den ÖPNV sind von 2009
auf 2010 drastisch gestiegen. Dies ist den steigenden
Bedarfen im Schülerverkehr geschuldet. Durch mehr
Nachmittagsunterricht und die Schließung von kleinen
Schulen sind mehr und längere Rückfahrten notwendig
geworden.
- 36 -
Karte 1: Verkehrsplan Mölln (Quelle: HVV)
Mölln Mitglied des
HVV
Das gesamte Verkehrsgebiet des Kreises Herzogtum
Lauenburg gehört zum Hamburger Verkehrsverbund.
Insofern gelten auch im Stadtgebiet Möllns die Tarifbestimmungen des HVV-Gemeinschaftstarifs. Damit stehen den Möllner ÖPNV-Nutzern eine einheitliche Tarifgestaltung sowie ein vergleichsweise kostengünstiger
Anschluss an das Hamburger Stadtgebiet zur Verfügung.
- 37 -
Die derzeitige städtebauliche Situation im Bereich des
Möllner Bahnhofs ist unbefriedigend. Das Bahnhofsgebäude ist derzeit wegen Vandalismus geschlossen und
ist daher wenig einladend. Der Bahnhof ist damit ein
denkbar schlechtes Entree für die Besucher und Besucherinnen der Stadt. Insbesondere aus touristischer
Sicht besteht deshalb Handlungsbedarf. Zudem fällt
Ortsfremden die Orientierung nach der Ankunft am Möllner Bahnhof oftmals schwer. Es fehlen Wegweiser zu
den wichtigsten städtischen Infrastruktureinrichtungen
und touristischen Destinationen.
Foto 9: Städtebauliche
Defizite im Bahnhofsbereich
Abb. 21 Zufriedenheit mit der Verkehrssituation
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
0%
Busse und Bahnen
20%
40%
60%
44
7
Verkehrssituation
4
PKW
26
41
Parkplatzsituation
5
PKW
80%
17
36
34
12
18
33
Fuß- und
Radwegenetz
7
45
Überregionale
Anbindung
8
42
sehr zufrieden
zufrieden
29
29
teils/teils
100%
6
7
10
13
14
weniger zufrieden
6
7
unzufrieden
Haushaltsbefragung
Mehrheit der Bewohner und Bewohnerinnen zufrieden
mit dem ÖPNVAngebot
Im Rahmen der Bürgerbefragung äußerte sich die Mehrheit der befragten Haushalte positiv hinsichtlich der Busund Bahnverbindungen in Mölln. Allerdings sind fast ein
Viertel aller Befragten weniger zufrieden oder unzufrieden mit den Bus- und Bahnverbindungen. Als Grund
wurde die fehlende direkte Zugverbindung nach Hamburg angeführt. Vergleichbare Zufriedenheitswerte wurden hinsichtlich der Fuß- und Radwege erreicht. Kritik
wurde hier vereinzelt an der nicht barrierefreien Altstadt
geäußert. So ist der Fußweg zur St. Nicolai Kirche für
- 38 -
Menschen mit einem Rollstuhl oder Gehwagen aufgrund
der Pflasterung nur beschwerlich zu überwinden.
3.3.2
Motorisierter Personennahverkehr
Überörtliche Anbindung nicht optimal
Mölln liegt zentral zwischen den Großstädten Lübeck
und Hamburg. An das überörtliche Straßennetz ist Mölln
durch die A 24 als Verbindung nach Hamburg und Berlin
sowie durch die B 207 als Verbindung nach Norden (Lübeck) angebunden. Die Distanz zur Autobahn beträgt
rund 10 km. Viele Arbeitgeber sehen darin einen Standortnachteil (vgl. Kap. 3.1.3). Die Strecke nach Lübeck
muss komplett auf der Bundesstraße B 207 zurückgelegt
werden. Die Wegzeiten sind entsprechend lang. Für die
rund 50 km von Mölln bis zur Hamburger Innenstadt ist
eine Fahrzeit von 45 bis 60 Minuten (je nach Tageszeit)
und für die knapp 30 km nach Lübeck ist eine Fahrzeit
von rund 30 bis 35 Minuten einzuplanen.
Verkehrssituation in Bisher ist die Innenstadt Möllns (Hauptstraße) für den
der Innenstadt unbe- Durchgangsverkehr geöffnet. Die Verkehrsbelastung ist
friedigend
immens. Bis zu 10.000 Pkw durchfahren täglich die Innenstadt Möllns. Insbesondere in den Hauptverkehrszeiten staut sich deshalb der Verkehr. Die damit einhergehenden Lärm- und Abgasemissionen führen zu Attraktivitätseinbußen für Bewohner und Bewohnerinnen, Passanten und Passantinnen und Besucher und Besucherinnen. Eine attraktive Außengastronomie konnte sich
folglich nicht entwickeln. Zudem wird die Wohnqualität
im Innenstadtbereich durch das Verkehrsaufkommen
deutlich gemindert.
Verschiedene MoIn der Vergangenheit wurden verschiedene Modelle zur
delle wurden bereits Behebung des hohen Verkehrsaufkommens in der Indiskutiert
nenstadt diskutiert - bisher jedoch ohne Ergebnis. Die
Innenstadt Möllns kann aufgrund der Lage der Möllner
Altstadt auf der Halbinsel zwischen dem Stadtsee und
dem Schulsee im Norden nur über eine schmale, einspurige Brücke erreicht und verlassen werden. Da innerörtlich eine Umgehung nicht realisiert werden kann,
stand diese Problematik bisher allen Überlegungen entgegen, in der Hauptstraße eine Fußgängerzone einzu-
- 39 -
richten. Zudem befürchten die Inhaber der Geschäfte
Umsatzeinbrüche in Folge einer autofreien Innenstadt.
Begründet wird dies damit, dass die Kunden nicht mehr
mit dem Auto vor das Geschäft fahren können bzw. die
Innenstadt nicht mehr Teil der täglichen Wegstrecke ist.
Handlungsbedarf
bleibt bestehen
Nichts desto trotz sehen alle befragten Experten und
Expertinnen Handlungsbedarf. Dass einer Vollsperrung
der Innenstadt viele Akteure und Akteurinnen skeptisch
gegenüber stehen, spiegelt auch ein Ergebnis der Haushaltsbefragung wider. Demnach ist rund die Hälfte der
Möllner Bürger und Bürgerinnen für eine für Pkws geöffnete Innenstadt. Dagegen präferieren 45 % der Bewohner und Bewohnerinnen eine Sperrung oder sind in dieser Frage unentschieden.
Abb. 22 Soll die derzeitige Verkehrsführung in der
Innenstadt beibehalten werden?
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
Ja, geöffnet
bleiben
55 %
36 %
9%
Nein, gesperrt
werden
Ist mir egal
Haushaltsbefragung
- 40 -
3.4
Wohnen
Vertiefung des Themenfeldes im Wohnungsmarktkonzept
Das Themenfeld Wohnen wird im parallel durch GEWOS
zu erstellenden Wohnungsmarktkonzept vertiefend untersucht. Die zentralen Analyseergebnisse werden an
dieser Stelle in den 1. Teil des Berichts zum Integrierten
Stadtentwicklungskonzept einbezogen.
Herausforderung:
Alterung, Schrumpfung und Heterogenisierung
Die soziodemografischen Trends der jüngeren Vergangenheit und die in Zukunft zu erwartenden Veränderungsprozesse bringen besondere Herausforderungen
für die Stadt- und Wohnungsmarktentwicklung mit sich:
Alterung, Schrumpfung und Heterogenisierung der Bevölkerung wirken sich unmittelbar auf die Städte und
damit auch auf die Wohnungsmärkte aus. Parallel zu
den demografischen Veränderungen ergeben sich qualitative Veränderungen der Wohnungsnachfrage: Es findet ein Wandel der Wohnpräferenzen statt. Zahlreiche
Untersuchungen zeigen, dass die Haushalte kleiner,
älter und insgesamt „bunter“ hinsichtlich der Nationalitäten und der Pluralität der Lebensformen- und -stile werden.
3.4.1
Wohnungsangebot
Knapp die Hälfte der Ingesamt gibt es in Mölln rund 8.750 Wohneinheiten. Mit
Wohnungen in Mehr- 47 % befindet sich knapp die Hälfte des gesamten Möllfamilienhäusern
ner Wohnungsbestandes in Mehrfamilienhäusern. Wohnungen in Einfamilienhäusern umfassen 41 % des Wohnungsbestandes. 12 % der Wohnungen befinden sich in
Zweifamilienhäusern. Im Zeitraum von 1998 bis 2008
hat sich die Zahl der Wohnungen in Mölln um rund 500
erhöht. Insbesondere die Zahl die Einfamilienhäuser ist
im Beobachtungszeitraum stark gestiegen (+10 %). Die
Zahl der Wohnungen im Mehr- und Zweifamilienhaussegment hat sich ebenfalls jedoch geringfügiger um rund
5 % erhöht. Die Wohnungen in den Mehrfamilienhäusern haben überwiegend zwei oder drei Zimmer. Die
Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern sind dagegen deutlich größer.
- 41 -
Abb. 23 Wohnungsbestand
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
10.000
8.000
6.000
4.000
2.000
0
1998
1999
2000
Einfamilienhaus
2001
2002
2003
2004
Zweifamilienhaus
2005
2006
2007
2008
Mehrfamilienhaus
Quelle: Statistisches Landesamt
Heterogene Wohnungsgrößen
Abbildung 24 zeigt die Wohnungsgrößenstruktur in Mölln
differenziert nach der Raumanzahl (einschließlich Küchen). Insgesamt besteht eine gleichmäßige Verteilung
des Wohnungsangebotes auf die einzelnen Größenklassen. Das Ergebnis korrespondiert mit dem Wohnungsbestand. Der ausgewogene Mix aus Geschoss- und individuellem Wohnungsbau führt daher auch zu einem
ausgewogenen Wohnungsangebot. Einzig kleine Einund Zweizimmerwohnungen sind vergleichsweise wenig
vorhanden. Da das Mietniveau vergleichsweise niedrig
ist und sich auch einkommensschwächere Haushalte
eine vergleichsweise große Wohnung leisten können, ist
die Nachfrage nach kleinen Wohnungen eher gering.
Bezogen auf die Wohnungsgröße entspricht das derzeitige Angebot ganz überwiegend der heutigen aber auch
der zukünftig zu erwartenden Nachfrage (vgl. Kap.
3.4.2).
- 42 -
Abb. 24 Wohnungsbestand 2008
differenziert nach Räumen
1%
16%
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
6%
26%
23%
28%
1 Raum
2 Räume
3 Räume
4 Räume
5 Räume
6 und mehr Räume
Quelle: Statistisches Landesamt
Einfamilienhäuser
dominieren die Gebäudestruktur
Zwar liegt annähernd die Hälfte der Wohnungen in
Mehrfamilienhäusern, der Gebäudebestand und auch
das Straßenbild in Mölln werden hingegen von Ein- und
Zweifamilienhäusern geprägt. Insgesamt 87 % der
Wohngebäude sind Ein- und Zweifamilienhäuser und
lediglich 13 % Mehrfamilienhäuser.
- 43 -
Abb. 25 Gebäudebestand
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
5.000
4.000
3.000
2.000
1.000
0
1998
1999
2000
2001
Einfamilienhaus
2002
2003
2004
Zweifamilienhaus
2005
2006
2007
2008
Mehrfamilienhaus
Quelle: Statistisches Landesamt
Nur wenige Baufertigstellungen
Die Zahl der Baufertigstellungen bewegt sich auf einem
vergleichsweise niedrigen Niveau. Im Zeitraum von 2000
bis 2008 wurden jährlich rund 50 Wohneinheiten fertig
gestellt. In den letzten beiden Jahren waren es sogar
nochmals deutlich weniger. Im Jahr 2008 wurden 35
Wohneinheiten errichtet. Dies entspricht 1,9 Wohneinheiten pro 1.000 Einwohner. Im gleichen Jahr wurden im
Kreis Herzogtum Lauenburg rund 2,5 Wohnungen pro
1.000 Einwohner fertig gestellt.
Nur wenige Neubau- Die geringe Zahl an Baufertigstellungen in Mölln spiegelt
flächenpotenziale
einen deutschlandweiten Trend wider. So ist auf Bundesebene seit Mitte der 1990er Jahre ein kontinuierlicher
Rückgang der Bauintensität festzustellen. Dies kann
einerseits auf eine Angebotsausweitung im Bestand und
die vergleichsweise niedrigen Preise in diesem Segment
zurückgeführt werden. Anderseits haben sich die Rahmenbedingungen verschlechtert: Die Eigenheimzulage
ist wegfallen und die Baukosten sind kontinuierlich gestiegen. In Mölln kommt hinzu, dass Neubauflächenpotenziale nur in einem geringen Umfang zur Verfügung
stehen. Die räumlichen Entwicklungsmöglichkeiten der
Stadt Mölln sind durch den großen Flächenanteil ge-
- 44 -
schützter Naturräume und Freiflächen begrenzt. Eine
Potenzialflächenanalyse (Neuaufstellung FNP 2006) der
Stadt Mölln hat ergeben, dass sich kaum weitere Flächen für eine konfliktarme Siedlungsentwicklung auf
dem Stadtgebiet der Stadt Mölln finden lassen. Ein Potenzial wird in der Revitalisierung von Industrie- und
Brachflächen gesehen. So bestehen Pläne, die
Grundstücke Möllner Straße 1 und 2 (Hafencity) zu entwickeln und hier attraktiven Wohnraum für unterschiedliche Zielgruppen zu realisieren.
Abb. 26 Baufertigstellungen - Wohnungen
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
100
75
50
25
0
2000
2001
2002
Einfamilienhaus
2003
2004
2005
Zweifamilienhaus
2006
2007
2008
Mehrfamilienhaus
Quelle: Statistisches Landesamt
3.4.2
Wohnungsnachfrage
Wohnungsmarktrelevanten Haushalte
Dem beschriebenen Angebot stehen auf dem Möllner
Wohnungsmarkt die wohnungsmarktrelevanten Haushalte gegenüber. Zur wohnungsmarktrelevanten Bevölkerung zählt auch die Nebenwohnsitzbevölkerung, während die Bevölkerung in Wohnheimen (insbesondere
Alten- und Pflegeheime) ebenso herausgerechnet wurde, wie die Zahl der Untermieter/innen und Personen in
Wohngemeinschaften. Für Mölln ergibt sich im Jahr
2008 eine auf diese Weise ermittelte wohnungsmarktre-
- 45 -
levante Nachfrage von 18.500 Personen bzw. 8.350
Haushalten, wobei die Ein- und Zweipersonenhaushalte
dominieren. Mit jeweils rund 36 % machen sie den weitaus größten Anteil der Haushalte in Mölln aus (vgl. Abb.
27).
Abb. 27 Haushaltsstruktur in Mölln 2008
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
3%
12%
36%
13%
36%
Einpersonenhaushalte
Dreipersonenhaushalte
Zweipersonenhaushalte
Vierpersonenhaushalte
Fünf- und Mehrpersonenhaushalte
Quelle: GEWOS Berechnungen, wohnungsmarktrelevante Haushalte
Kleinere und ältere
Haushalte
Bezogen auf die Wohnungsnachfrage lassen sich zwei
Trends feststellen. Zum einen die Entwicklung zu kleineren Haushalten (vgl. Kap. 3.4.3) und zum anderen die
steigende Zahl älterer Einwohner und Einwohnerinnen
(vgl. Kap. 2.3). Die wachsende Gruppe der älteren Menschen ist dabei keinesfalls homogen. Immer mehr ältere
Menschen erreichen in guter Gesundheit ein hohes Alter. Die überwiegende Zahl der Älteren möchte dabei in
den eigenen „Vier Wänden“ alt werden. Ein Umzug wird
von den meisten älteren Einwohnern und Einwohnerinnen abgelehnt. Nichts desto trotz steigt die Zahl jener
Haushalte, die ihre Zukunft in einer möglichst attraktiven, barrierearmen Wohnung verbringen möchten. Generell gilt, dass die Haushalte, die einen Umzug in Betracht ziehen, ganz überwiegend innerhalb Möllns bzw.
- 46 -
innerhalb ihres Wohnquartiers nach einer alternativen
Wohnung suchen.
Senioren und Seniorinnen wollen sich
verkleinern, junge
Haushalte dagegen
vergrößern
Wie aus Abbildung 28 hervorgeht, will knapp die Hälfte
der Senioren und Seniorinnen mit Umzugsabsichten
eine kleinere Wohnung beziehen, weitere 40 % wollen
die Wohngröße in etwa beibehalten. Singlehaushalte insbesondere junge Singles - und Haushalte mit Kindern
wollen dagegen zukünftig tendenziell eine größere
Wohnung beziehen. Bei den Haushalten mit Kindern, die
sich zukünftig eine kleinere Wohnung wünschen, handelt es sich in der Regel um Familien mit älteren Kindern, deren Auszug aus der elterlichen Wohnung absehbar ist.
Abb. 28 Wohnungsnachfrage: Verkleinerung oder
Vergrößerung im Falle eines Umzugs?
0%
Singlehaushalte*
20%
Haushalt mit Kindern
21%
60%
46%
18%
Seniorenhaushalte 4% 8%
Sonstige Haushalte
ohne Kinder
40%
18%
50%
GEWOS
80%
100%
18%
18%
40%
Beratung
Planung
Forschung
44%
4%
40%
5%
16%
19%
25%
6%
Zukünftige Wohnung soll deutlich größer sein (+50%)
Zukünftige Wohnung soll größer sein (+10 bis +49 %)
Wohnungsgröße soll etwa gleich bleiben (+/- 10%)
Zukünftige Wohnung soll kleiner sein (-10 bis -49 %)
Zukünftige Wohnung soll deutlich kleiner sein (-50%)
*) Antwort mit weniger
als 20 Fällen
Haushaltsbefragung
Familien verlieren an Familien sind traditionell eine der wichtigsten ZielgrupBedeutung
pen auf der Nachfrageseite. Insbesondere die Nachfrage nach Eigenheimen entfällt fast ausschließlich auf
Familien oder Haushalte in der Familiengründungsphase. Diese Zielgruppe wird zukünftig jedoch an Bedeutung verlieren. Heute leben noch rund 4.700 Personen
im Alter von 25 bis 45 Jahren - in dem ganz überwie-
- 47 -
gend der Ersterwerb von Wohneigentum fällt - in Mölln.
Bis zum Jahr 2025 werden nur noch 3.800 Menschen
dieser Altersgruppe zuzuordnen sein. In der Konsequenz wird die Nachfrage nach Eigenheimen sinken. Da
zugleich auch im Bestand Eigenheime frei werden, wird
sich die Situation auf dem Möllner Wohnungsmarkt in
absehbarer Zeit nicht verschärfen. Im Gegenteil: Auch
zukünftig wird in Mölln ein entspannter Wohnungsmarkt
bestehen. Die Nachfrage nach Wohnraum kann daher
rein quantitativ überwiegend durch Bestandsimmobilien
abgedeckt werden. Nichts desto trotz gibt es Haushalte,
deren Eigentumswunsch sich auf Neubauobjekte beschränkt.
Einkommensschwache Haushalte
Der überwiegende Teil der Einwohner und Einwohnerinnen Möllns gehört zur mittleren Einkommensschicht und
verfügt dementsprechend über ausreichende Ressourcen, um sich auf dem Wohnungsmarkt mit Wohnraum
versorgen zu können. Ein Teil der Bevölkerung ist jedoch aufgrund geringer Einkommen (Altersbezüge) oder
einer längeren Phase der Erwerbslosigkeit auf preisgünstigen Wohnraum angewiesen. Zu diesen zählen
zunächst diejenigen Haushalte, die Entgeltersatzleistungen nach dem SGB II (Hartz IV) beziehen. Darüber hinaus sind auch Berufstätige mit nur einem geringen Einkommen zur Personengruppe zu zählen, die auf ein
preisgünstiges Wohnungsangebot angewiesen sind. Die
Versorgung einkommensschwacher Haushalte wird
auch zukünftig eine wichtige Aufgabe der Kommunen
darstellen. Insbesondere die Gruppe der Senioren und
Seniorinnen wird in den Fokus rücken. Aufgrund sinkender Rentenbezüge und unsteter Einkommensbiografien
wird sich die Altersarmut tendenziell vergrößern.
Möllner Wohnungsmarkt entspannt
Derzeit ist der Möllner Wohnungsmarkt vergleichsweise
entspannt. Im Rahmen der Datenabfrage bei den ortsansässigen Wohnungsunternehmen und Bestandshaltern konnte festgestellt werden, dass bei rund drei Viertel der Wohnungen der Mietpreis weniger als 6 € Euro
pro m² (netto) beträgt. Zudem ist die Stadt Mölln noch im
Besitz von knapp 300 Wohnungen. Diese werden zum
Teil für rund 2 € pro m² Wohnraum vermietet. Insgesamt
- 48 -
erscheint das Angebot an preisgünstigen Wohnungen
daher ausreichend.
Knapp 5 % der
Wohnungen stehen
leer
3.4.3
Derzeit stehen knapp 5 % bzw. rund 400 Wohneinheiten
in Mölln leer. Dies ist einerseits ein Indikator für einen
entspannten Wohnungsmarkt, auf dem auch zukünftig
ein breites Angebot an preisgünstigen Wohnungen zur
Verfügung steht, andererseits führen die Leerstände
bereits heute zu einem Preisverfall auf dem Möllner
Wohnungsmarkt. Da private Eigentümer und Eigentümerinnen ihre Preisvorstellungen für den Verkauf ihrer Immobilien häufig nicht realisieren können, verbleiben Sie
in ihrer Wohnung. Ein Verkauf der Bestandsimmobilie
kommt daher oftmals nicht zustande und ein Generationenwechsel in den Quartieren unterbleibt. Erst wenn die
körperliche und/oder geistige Konstitution für ein selbst
bestimmtes Wohnen im Eigenheim nicht mehr gegeben
ist, erfolgt ein Umzug - häufig in ein Alten- oder Pflegeheim. Bezogen auf die institutionellen Wohnungseigentümer und -eigentümerinnen stellen die hohen Leerstandsquoten ein Investitionshemmnis dar. Aufwendige
Modernisierungen der Bestände unterbleiben, da die
Kosten aufgrund der Marktlage nicht auf die Miete umgelegt werden können.
Wohnungsmarktprognose und -bilanz
WohnungsmarktbiDurch einen Abgleich der wohnungsmarktrelevanten
lanz 2008 - bereits
Haushalte mit dem vorhandenen Angebot an WohnunAngebotsüberhänge gen wurde eine Wohnungsmarktbilanz für die Stadt
Mölln erstellt. Im Jahr 2008 ergibt sich durch die Bilanzierung von 8.750 Wohnungen und 8.350 Haushalten
ein bereits deutlicher Angebotsüberhang von circa 400
Wohnungen bzw. rund 5 % des Wohnungsbestandes.
Bei der üblichen Berücksichtigung einer notwendigen
Fluktuationsreserve in Höhe von 2 % des vorhandenen
Wohnungsbestandes verringert sich der Angebotsüberhang auf nur noch 250 Wohnungen bzw. etwa 3 % des
vorhandenen Wohnungsbestandes.
…differenziert nach
Segmenten
Eine Differenzierung der Wohnungsmarktbilanz nach
den Segmenten Ein-/Zweifamilienhaus und Mehrfamili-
- 49 -
enhaus ergibt - ohne Fluktuationsreserve - in beiden
Segmenten Angebotsüberhänge. Im Ein- und Zweifamilienhaussegment betragen diese etwas weniger und im
Mehrfamilienhaussegment etwas mehr als 200 Wohnungen.
Haushaltswachstum Um die zukünftigen Bedarfe auf dem Wohnungsmarkt
bis 2025 um 1,8 %
als Grundlage für stadtentwicklungspolitische Entscheidungen abschätzen zu können, muss die Wohnungsmarktbilanz für die Zukunft fortgeschrieben werden.
Hierfür ist zunächst die Entwicklung der Haushaltszahlen
als maßgebliche Größe auf der Nachfrageseite fortzuschreiben. Die von GEWOS aus der Bevölkerungsprognose abgeleitete Haushaltsprognose ermittelt eine weitere Zunahme der Haushaltszahlen in der Stadt Mölln. Im
Ergebnis geht die Prognose von einem Anstieg der
Haushaltszahlen in den Jahren 2008 bis 2025 um circa
1,8 % bzw. 150 Haushalte von 8.350 auf 8.500 Haushalte aus.
Haushaltsverkleinerung sorgt für zusätzlichen Anstieg
Der gegenüber der Bevölkerungsentwicklung positivere
Trend ergibt sich aus der zunehmenden Singularisierung
der Bevölkerung. Immer mehr Personen leben lange
allein, bevor sie – wenn überhaupt – eine Lebensgemeinschaft bilden. Zugleich tragen die steigende Lebenserwartung und der damit wachsende Anteil der Senioren und Seniorinnen an der Gesamtbevölkerung zur
Reduktion der durchschnittlichen Haushaltsgröße bei, da
ältere Menschen überwiegend in Ein- und Zweipersonenhaushalten leben. Durch diese Einflüsse wird sich
die durchschnittliche Haushaltsgröße in Mölln von 2,22
Personen je Haushalt im Jahr 2008 auf 2,14 im Jahr
2025 verringern.
Wohnungsabgänge
Um den im Laufe der Jahre zukünftigen Bedarf an Wohnungen herauszustellen, wird für eine Wohnungsmarktbilanzierung auf der Angebotsseite zunächst der Wohnungsbestand ohne Berücksichtigung jeglicher Neubautätigkeit fortgeschrieben. Im Ergebnis verringert sich
daher das Wohnungsangebot aufgrund des Abgangs
von Wohnungen durch Abriss, Umnutzung und Wohnungszusammenlegungen kontinuierlich. Die Anzahl an
Wohnungen wird sich daher im Betrachtungszeitraum
- 50 -
zwischen 2008 und 2025 um knapp 2 % bzw. circa 150
Wohnungen verringern.
Abb. 29 Wohnungsmarktprognose Mölln
- wohnungsmarktrelevante Haushalte -
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
Anzahl
9.000
Mit Abgang, ohne Neubau
8.800
-1,7 %
8.600
Angebotsüberhang
1,8 %
8.400
8.200
8.000
7.800
7.600
Haushalte
Wohnungen
Saldo
(ohne Reserve)
Saldo
(mit Reserve)
2008
8.350
8.750
400
2015
8.450
8.700
250
250
50
2025
8.500
8.600
100
-100
7.400
2008
2010
2012
Quelle: GEWOS Prognose
2014
Haushalte
2016
2018
2020
2022
2024
Wohnungen
Wohnungsmarktbilanz 2025 - Angebotsüberhang
Trotz des Anstiegs der Haushalte und der Verringerung
der Wohnungen durch den Abgang ergibt sich aus der
Bilanzierung für das Jahr 2025 ein Angebotsüberhang
von circa 100 Wohnungen. Bei zusätzlicher Berücksichtigung der Fluktuationsreserve wird ein leichter Nachfrageüberhang von 100 Wohnungen prognostiziert.
Differenzierung der
Nachfrage nach
Teilmärkten
Um die wohnungsmarktbezogenen Handlungsbedarfe
für die Stadt Mölln genauer herauszuarbeiten, wird für
die einzelnen Teilmärkte die künftige Nachfrage abgebildet. Dabei erfolgt eine Differenzierung nach Ein- und
Zweifamilienhäusern sowie Mehrfamilienhäusern.
Keine Berücksichtigung der Wirtschafts- und Finanzkrise
Die Quoten für die Differenzierung der Nachfrage nach
Wohneinheiten in Ein- und Zweifamilienhäusern bzw. in
Mehrfamilienhäusern orientieren sich zum einen an der
Entwicklung des Bestandes (Neubau/Abgänge). Zum
anderen werden diese Quoten an Mölln spezifische As-
- 51 -
pekte angepasst. Dazu zählen der vorhandene Zuzug
von außerhalb, der eine eher noch ansteigende Nachfrage nach Eigenheimen erwarten lässt, sowie die insgesamt geringe Bereitschaft der Haushalte im Alter aus
Einfamilien- in Mehrfamilienhäuser umzuziehen. Demzufolge entwickelt sich die zukünftige Nachfrage zugunsten
des Ein- und Zweifamilienhaussegments. Keine Berücksichtigung fanden die Auswirkungen der Wirtschaftsund Finanzkrise. Angenommen werden kann, dass einerseits die Kreditvergabe beeinträchtigt wird und daher
langfristige Investitionen, wie der Kauf oder Bau eines
Eigenheims, zurückgestellt werden. Andererseits gewinnen sichere Anlageformen, wie das selbstgenutzte Eigenheim, an Attraktivität. Zum heutigen Zeitpunkt haben
derartige Annahmen jedoch spekulativen Charakter und
erlauben keine quantifizierbaren Rückschlüsse zu den
Auswirkungen auf den Neubaubedarf und die Nachfrage
nach Ein- und Zwei- bzw. Mehrfamilienhäusern.
Nachfrageüberhang
bei Ein- und Zweifamilienhäusern
Dem Angebot an Wohneinheiten in Ein- und Zweifamilienhäusern in Höhe von rund 4.550 im Jahr 2008 steht
im Jahr 2025 eine Nachfrage von 4.750 Haushalten gegenüber. Dadurch errechnet sich ein Nachfrageüberhang von 200 Wohnungen in diesem Segment. Folglich
könnte ohne Berücksichtigung des Neubaugeschehens
im Jahr 2025 die dann vorhandene Nachfrage nach Einund Zweifamilienhäusern rein rechnerisch nicht gedeckt
werden. Bezogen auf den betrachteten Entwicklungszeitraum von 17 Jahren lässt sich somit ein jährlicher
Neubaubedarf von circa 12 Wohneinheiten feststellen.
Eine Gegenüberstellung der tatsächlichen Neubautätigkeit im Wohnungsbereich der Stadt Mölln in den Jahren
2000 bis 2008 von jährlich durchschnittlich 34 Wohnungen zeigt, dass eine Fortführung der bisherigen Bautätigkeit den Neubaubedarf mehr als decken würde. Insofern ist bei der Entwicklung von Neubauvorhaben behutsam vorzugehen und auf die genauen Bedürfnisse der
Nachfrageseite zu achten.
- 52 -
Angebotsüberhang
im Mehrfamilienhaussektor
Im Mehrfamilienhaussektor besteht 2025 ein Angebotsüberhang von 300 Wohneinheiten. Der Angebotsüberhang resultiert zum einen aus der oben dargestellten
Annahme, nach der sich die zukünftige Nachfrage geringfügig zugunsten des Ein- und Zweifamilienhaussegments entwickelt, und zum anderen aus dem bereits im
Jahr 2008 existierenden Angebotsüberhang im Mehrfamilienhaussegment. Ein Bedarf für die künftige Neubauentwicklung ist also in erster Linie für das Ein- und Zweifamilienhaussegment erkennbar. An dieser Stelle sei
darauf hingewiesen, dass eine Nachfrage nach zielgruppenspezifischen Angebotsformen wie zum Beispiel „qualitativ hochwertige“ und „seniorengerechte“ Neubauwohnungen in Mehrfamilienhäusern trotz des bestehenden
Angebotsüberhangs möglich ist, da solche Angebote auf
dem Möllner Wohnungsmarkt bisher kaum vorhanden
sind.
Abb. 30 Mölln Neubaubedarf bis 2025
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
Angebotsüberhang 2007
-400 Wohnungen
Nachfragezuwachs bis 2025
+150 Wohnungen
Abgang/Umnutzung bis 2025
+150 Wohnungen
Zusätzlicher Baubedarf bis 2025
(ohne Fluktuationsreserve)
-100 Wohnungen
davon in
Ein- und Zweifamilienhäusern
Mehrfamilienhäusern
200 Wohnungen
-300 Wohnungen
Zusätzlicher Baubedarf bis 2025
(mit Fluktuationsreserve)
+100 Wohnungen
- 53 -
3.5
Soziales, Bildung und Sport
3.5.1
Soziales
Breites Angebot an
sozialen Einrichtungen
Die Stadt Mölln verfügt über ein breites Angebot an sozialen Einrichtungen, durch das den Bewohnern und
Bewohnerinnen die Teilhabe am öffentlichen Leben ermöglicht wird. Ein wichtiger Ansprechpartner für Menschen mit Behinderung und Träger zahlreicher sozialer
Einrichtungen ist das Lebenshilfewerk Mölln-Hagenow.
Nach dem Grundsatz „Akzeptanz jedes Menschen in
seiner Einzigartigkeit“ arbeiten rund 360 Mitarbeiter in
verschiedenen Einrichtungen. Ein Schwerpunkt liegt
dabei auf der Bereitstellung von Arbeitsplätzen in einer
der zahlreichen Werkstätten. Ziel ist es dabei immer, die
Teilhabe am Arbeitsleben und somit eine Eingliederung
der Menschen in die Gesellschaft zu ermöglichen. Darüber hinaus ermöglicht das Lebenshilfewerk MöllnHagenow ein selbst bestimmtes Leben im Rahmen der
jeweiligen individuellen geistigen und körperlichen Voraussetzungen.
Integrative Kindertagesstätte
Daneben ist das Lebenshilfewerk Träger einer integrativen Kindertagesstätte (Schneiderschere) sowie Betreiber eines Naturkost-Fachmarkts, in dessen Team auch
Menschen mit Behinderung arbeiten. Ferner bietet das
Lebenshilfewerk eine pädagogische Frühförderung, einen Familien entlastenden Dienst sowie diverse weitere
Beratungsangebote an.
Auszeichnung
„Stadt bauen. Stadt
leben.“
Für die Bewirtschaftung der Mensaküche (Schulbergmensa) als ausgelagerter Arbeitsbereich der Möllner
Werkstätten wurde die Stadt Mölln und das Lebenshilfewerk mit der nationalen Auszeichnung „Stadt bauen.
Stadt leben.“ für integrierte Stadtentwicklung und Baukultur ausgezeichnet. Der Preis wurde in der Rubrik
„Chancen schaffen und Zusammenarbeit stärken – die
soziale und gerechte Stadt“ im Rahmen des 3. Bundeskongresses für Nationale Stadtentwicklungspolitik verliehen.
- 54 -
Foto 9: Schulbergmensa
Foto 10: Teilnehmer Stadtspiel 2009
Preis für Möllner
Stadtspiel
Ebenfalls ausgezeichnet wurde das alle zwei Jahre vom
Kreisjugendring Herzogtum Lauenburg veranstaltete
Möllner Stadtspiel. Beim Projekt „Das STADT-SPIEL –
Kinder gestalten ihre Welt“ leben 300 Kinder und Jugendliche im Alter von acht bis vierzehn Jahren zehn
Tage lang in der von ihnen selbst verwalteten Zeltstadt
„Tillhausen“ und erlernen auf spielerische Weise gesellschaftliche und wirtschaftliche Zusammenhänge. Im Jahr
2008 wurde das STADT-SPIEL mit dem Bürgerpreis des
Landes Schleswig-Holstein und darüber hinaus mit dem
Nationalen Bürgerpreis ausgezeichnet (Deutschlands
größtem Ehrenamtspreis).
Jugendeinrichtungen
Für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bietet
das „Takt-los“ Räumlichkeiten und Beschäftigungsangebote. Unter anderem werden Ausflüge und Ferienfreizeitangebote, Projektwochen sowie Gespräche und Hilfen bei persönlichen Problemen angeboten. Daneben
steht das Jugendcafe Young`l an drei Tagen in der Woche als Anlaufstelle für Jugendliche zur Verfügung.
Seniorenspezifische Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung
Angebote
und der damit verbundenen Zunahme des Anteils älterer
Menschen gewinnen Angebote zur Beratung und Unterstützung dieser Zielgruppe an Bedeutung. Neben dem
Senioren/-seniorinnentreff im Gemeinschaftshaus der
Stadt Mölln ist insbesondere die „Gemeinschaft Pflegeberatung im Kreis Herzogtum Lauenburg e. V.“ in diesem Zusammenhang zu nennen. Die Mitarbeiter der
Beratungsstelle informieren und beraten zu allen Themen der Pflege. Die Beratung erfolgt auf Wunsch auch
in Form von Hausbesuchen. Das Angebot ist kostenfrei.
- 55 -
Senioren- und Pflegeheime
In Mölln gibt es sieben Seniorenpflegeheime bzw. Altersruhesitze. Alle Einrichtungen verzeichnen eine hohe
Nachfrage. Das Angebot an Betreutem Wohnen wurde
in den letzten Jahren ausgeweitet. Die ewp Immobilienverwaltungs GmbH errichtete zwei Wohnanlagen mit 96
bzw. 38 Wohneinheiten. Nach Aussagen von lokalen
Experten und Expertinnen besteht für diese Wohnungsangebote eine große Nachfrage. Betreut werden die
Anlagen durch die AWO.
- 57 -
Angebote für
Migranten und
Migrantinnen
Um das Zusammenleben von deutschen und ausländischen Mitbürgern und Mitbürgerinnen in Mölln zu
verbessern und Aufklärungsarbeit gegenüber Rechtsextremismus zu betreiben, wurde in direkter Reaktion auf
die Möllner Brandanschläge von 1992 der Verein Miteinander leben e. V. gegründet. Zielgruppe des Vereins
sind einerseits Migranten und Migrantinnen. So bietet
der Verein Unterstützung in Form von Sprachkursen,
Schularbeitenhilfen, allgemeine Unterstützungsleistungen in ausländerrechtlichen Angelegenheiten sowie
Konfliktvermittlungen an. Andererseits spricht der Verein
auch deutsche Mitbürger und Mitbürgerinnen an. Diesbezüglich wird das Ziel verfolgt, ein besseres Verständnis für fremde Kulturen zu vermitteln. In diesem Zusammenhang veranstaltet der Verein einmal jährlich eine
Themenwoche, in der es darum geht, verschiedene
Themen rund um die Begriffe Demokratie, Toleranz,
Minderheiten zu vermitteln. Ferner finden in der internationalen Begegnungsstätte „Lohgerberei“ mehrmals in
der Woche Veranstaltungen statt. Das Angebot reicht
von Tanzworkshops bis hin zu speziellen Angeboten für
türkische Mädchen. Zudem besteht eine Migrationssozialberatung des Diakonischen Werkes.
Weitere Angebote
In Mölln besteht ferner ein Beratungs- und Informationsangebote für Personen mit Alkohohl- oder Drogenproblemen und eine Schuldnerberatung. In Schwarzenbek
besteht zudem eine Beratungseinrichtung für Frauen in
Not (Frauenhaus).
3.5.2
Bildung
Differenziertes Bildungsangebot
Die Stadt Mölln verfügt über ein für ein Mittelzentrum
angemessenes Bildungs- und Schulangebot. Neben
zwei Grundschulen und einer Gemeinschaftsschule hervorgehend aus der Zusammenlegung der Hauptschule Schäferkamp, der Hauptschule Breitenfelde und der
A.-Paul-Weber-Realschule im Jahr 2009 - verfügt die
Stadt über ein Gymnasium, eine Berufsfachschule mit
einem gymnasialen Zweig sowie zwei Förderschulen.
Komplettiert wird das Angebot durch die Volkshochschule und die Kreis-Musikschule.
- 58 -
Rückläufige Schülerzahlen …
Der vorhersehbare demografische Wandel, aber auch
familien- und gesellschaftspolitische Veränderungen
stellen das Schulsystem jedoch vor neue Herausforderungen. Bereits heute ist ein deutlicher Rückgang der
Schülerzahlen insgesamt festzustellen. So sank die
Schülerzahl an allgemein bildenden Schulen in Deutschland von 9,9 Mio. im Jahr 1995 auf 9,0 Mio. im Jahr
2008. Bezogen auf das Bundesland Schleswig Holstein
wird mit einem Rückgang der Schülerzahlen bis zum
Jahr 2020 um 25 % gerechnet (Statistisches Bundesamt
2009).
… auch in Mölln
Dieser Trend ist auch in Mölln festzustellen. Aufgrund
kommender geburtenschwacher Jahrgänge wird bereits
mittelfristig mit einem deutlichen Rückgang der Schülerzahlen im Primarbereich gerechnet (Schulentwicklungsplan 2007). Im Zeitraum von 2000 bis 2009 sank die
Zahl der Grundschüler in Mölln von 863 auf 753 Schüler
(vgl. Abb. 31). In der Sekundarstufe zeigt sich dagegen
ein differenziertes Bild. So gibt es einen ausgeprägten
Trend von Schülern und vor allem ihrer Eltern, höhere
Schulformen zu wählen. Dementsprechend sinkt der
Anteil der Schüler, die eine Hauptschule besuchen, kontinuierlich, wohingegen die Schülerzahlen bei Real- und
Gesamtschulen sowie insbesondere bei den Gymnasien
steigen (vgl. Abb. 31). Vor diesem Hintergrund werden
eine weitere Zunahme der Schülerzahlen auf den Gymnasien und ein Sinken auf Haupt- aber auch auf Realschulen erwartet (Schulentwicklungsplan 2007).
Hohe Zufriedenheit
mit Schulen
Seitens der Eltern werden die schulischen Einrichtungen
in der Stadt Mölln überwiegend positiv bewertet. Insgesamt sind 76 % der Haushalte mit dem Grundschulangebot und sogar 86 % mit den weiterführenden Schulen
sehr zufrieden oder zufrieden.
Offene Ganztagsschule
Um zeitgemäßere Schulstrukturen zu schaffen und
ganztägig geöffnete Häuser des Lebens und Lernens zu
entwickeln, haben sich die Stadt Mölln als Trägerin und
die Möllner Schulen darauf verständigt, ein offenes
ganztägiges Bildungs- und Freizeitangebot bereitzustellen. Von zentraler Bedeutung ist dabei die neue gemeinsame Kantine auf dem Schulberg, die von den dort an-
- 59 -
sässigen Schulen und Schülern genutzt werden kann.
Für rund 2,50 Euro erhalten die Schüler die Möglichkeit,
sich mittags preisgünstig zu verpflegen.
Schülerschaft unproblematisch
Die Schüler stammen zu ca. 60 % aus Mölln. Die weiteren Schüler kommen aus den umliegenden Ortschaften.
Nach Aussagen von Experten und Expertinnen ist die
Schülerschaft, bis auf wenige Ausnahmen, unproblematisch. Trotzdem sollte nach Einschätzung der Schulleiter
die Anzahl der Schulsozialarbeiter erhöht werden. Bisher
gibt es nur eine Stelle.
Gute Kooperationen
zwischen den Schulen
Als positiv sind die engen Kooperationen zwischen den
ortsansässigen Schulen zu sehen. Zwischen den verschiedenen Schulen am Schulberg und auch darüber
hinaus gibt es eine intensive Zusammenarbeit in Mölln.
So findet ein regelmäßiges Treffen der Schulleiter (auch
für strategische Arbeit) statt. Ferner wird die vorhandene
technische Ausstattung der Schulen gemeinsam genutzt.
Abb. 31 Entwicklung der Schülerzahlen
differenziert nach Schulen und Schulform
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
1200
1000
800
600
400
200
0
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
Till-Eulenspiegel-Schule -Grundschule-
Grundschule Tanneck
Hauptschule Schäferkamp
A.-Paul-Weber-Realschule
Gemeinschaftsschule Mölln
Marion-Dönhoff-Gymnasium
Astrid-Lindgren-Schule-Förderschule
2008
2009
- 61 -
Hohe Betreuungsquote bei Kindertagesplätzen
Nach Auskunft der Kindertagesstättenbedarfsplanung
des Kreises Herzogtum Lauenburg gibt es in Mölln zehn
Einrichtungen zur Tagesbetreuung von Kindern im Alter
von drei Jahren bis zum Schuleintritt (Kindergarten).
Insgesamt werden 450 Kindergartenplätze angeboten.
Dies entspricht einer Betreuungsquoten von 92,4 % (mit
Spielkreisen 102,3 %). Damit wird eine im Vergleich zum
Kreis überdurchschnittliche Quote erreicht (Kreis: 82,5 %
mit Spielkreisen 90,8 %).
Abb. 32 Zufriedenheit mit sozialer Infrastruktur
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
0%
20%
Kindergärten/Kitas*
27
Grundschulen*
27
Weiterführende
Schulen*
60%
7
Öffentliche Sicherheit 3
sehr zufrieden
80%
100%
6 3
15
49
49
43
28
35
45
zufrieden
teils/teils
20
12
62
21
9
6
15
43
24
Angebote für Kinder
4
und Jugendliche*
Angebote für
Senioren*
40%
22
4
16
6
12
weniger zufrieden
5
unzufrieden
*) Nur unter Berücksichtigung der jeweiligen Zielgruppe
Haushaltsbefragung
Deutlich niedrigere
Betreuungsquote
bei Krippenplätzen
Eine deutlich niedrigere, aber in Relation zum Kreis Herzogtum Lauenburg immer noch überdurchschnittliche
Betreuungsquote, wird im Krippensegment erzielt. Insgesamt stehen rund 55 Krippenplätze zur Verfügung.
Dies entspricht einer Betreuungsquote von 15,6 % (18,5
% inkl. Tagesmütter). Der Gesamtkreis weist eine
Betreuungsquote von 13,1 % auf (20,0 % inkl. Tagesmütter). Die Möllner Haushalte mit Kindern unter sechs
Jahren sind mit dem Angebot an Kindergärten und Krippen überwiegend zufrieden (70 %). Allerdings sind rund
30 % der Befragten nur teils zufrieden oder unzufrieden.
- 62 -
Als Grund wurde von den befragten Haushalten unter
anderem die nicht ausreichende Versorgung in den Tagesrandzeiten sowie die Kosten für die Betreuungsplätze genannt.
3.5.3
Sport
Zahlreiche Möglichkeiten der individuellen sportlichen
Betätigung
Durch die Lage Möllns im Naturpark „Lauenburgische
Seenplatte“ bestehen zahlreiche Möglichkeiten der individuellen sportlichen Betätigung im Freien. Das Spektrum reicht von Wandern, über Schwimmen und Radfahren bis hin zu Rudern und Kanufahren.
Sportvereine
In Mölln gibt es zudem zahlreiche organisierte Sportvereine sowie einige kommerzielle Anbieter, wie beispielsweise Tanzschulen und Fitness-Center. Zu den wichtigsten Sportvereinen in Mölln gehören:
x
x
x
x
x
x
DLRG Mölln
Möllner Ruder-Club e.V.
Möllner Sportfischerverein
Möllner Sportvereinigung
Tennis-Klub Mölln
Tischtennis-Club Mölln
Möllner SV
Der größte Verein in der Stadt ist der Möllner SV mit
rund 3.500 Mitgliedern. Der Verein bietet eine breit gefächerte Angebotspalette, welche von Baseball und Basketball bis hin zu Schach und Judo reicht.
Kreissportverband
Herzogtum Lauenburg
Die Interessen der Vereine und Verbände in Mölln gegenüber Politik, Verwaltung und Gesellschaft werden
durch den Kreissportverband Herzogtum Lauenburg e.V.
(KSV) vertreten. Zudem bildet die Bildungsarbeit einen
Arbeitsschwerpunkt beim KSV. Durch qualifizierende
Lehrgänge und Seminare werden Übungsleiter, Trainer
und Vereinsmanager in den Sportvereinen aus- und weitergebildet.
- 63 -
3.6
Tourismus, Freizeit, Kultur und Gesundheit
3.6.1
Tourismus und Freizeit
Till Eugenspiegel starke Symbolfigur
Mit Till Eulenspiegel verfügt Mölln über eine starke Symbolfigur. Till Eugenspiegel ist für Mölln ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal und Identifikationspunkt sowohl für
Besucher und Besucherinnen wie auch für die Bewohner
und Bewohnerinnen der Stadt. Daneben wird das touristische Profil der Stadt Mölln durch die historische Altstadt geprägt. Insbesondere das Bauensemble um den
historischen Marktplatz mit dem historischen Rathaus
und der St. Nicolai Kirche verleihen Mölln ein unverwechselbares Gesicht.
Foto 11: Till Eulenspiegel
Drei 4-Sterne-Häuser Besuchern und Touristen stehen in Mölln insgesamt
zehn Hotels und Pensionen zur Verfügung. Davon wurden drei Hotels mit vier Sternen klassifiziert. Damit sind
drei der vier 4-Sterne-Häuser des Kreises Herzogtum
Lauenburg in Mölln angesiedelt. Daneben stehen übernachtenden Touristen eine Jugendherberge sowie zahlreiche Ferienhäuser, -wohnungen und Privatzimmer zur
Verfügung. Ferner gibt es in unmittelbarer Umgebung
von Mölln drei Campingplätze.
Foto 12 bis 14: v. L. Waldhof auf Herrenland, Seehotel Schwanenhof, Waldhalle
Geringe Bettenkapa- Ein Handicap des Hotelstandorts Mölln ist die geringe
zität
Bettenkapazität der ansässigen Hotels. Insgesamt gibt
es zwar ausreichend Übernachtungsmöglichkeiten, größere Gruppen können jedoch in keinem Möllner Hotel
ungebracht werden. In der Konsequenz ist es zum Teil
nicht möglich (Bus-)Reisegruppen in Mölln unterzubringen bzw. sie müssen auf mehrere Hotels verteilt werden.
- 64 -
Übernachtungszahlen stagnieren
Die Übernachtungszahlen von Besuchern und Touristen
(inkl. Gäste der Reha-Kliniken) stagnieren in der jüngeren Vergangenheit. Zwar weist Mölln mit 204.000 Übernachtungen im Jahr 2009 die meisten Übernachtungen
aller Städte im Kreis Herzogtum Lauenburg auf, vom
allgemein festzustellenden Trend hin zu Kurzreisen
konnte Mölln bisher jedoch nicht profitieren. So bleibt die
Entwicklung der Stadt Mölln hinter der des Kreises Herzogtum Lauenburg deutlich zurück. In Mölln stieg die
Zahl der Übernachtungen von 2003 bis 2009 zwar um
rund 2 %, der Kreis entwickelte sich jedoch wesentlich
positiver und verzeichnete im gleichen Zeitraum eine
Steigerung von knapp 10 %. Die oftmals längeren Aufenthalte im Reha- und Gesundheitsbereich führen zu
einer überdurchschnittlichen Aufenthaltsdauer in Mölln.
Mit knapp sechs Tagen ist die Verweildauer der Gäste in
Mölln mehr als doppelt so hoch wie in SchleswigHolstein (2,7 Tage).
Tagestourismus
Eine enorme Bedeutung für den Tourismus in Mölln haben neben den übernachtenden Gästen insbesondere
die Tagestouristen. Auf eine Übernachtung entfällt eine
Vielzahl von Tagesreisen. Bezogen auf das Bundesland
Schleswig-Holstein wird geschätzt, dass auf eine Übernachtung mehr als 5 Tagesreisen entfallen (Quelle: Marketingkooperation Städte in Schleswig-Holstein). Wobei
das Verhältnis von Tagestouristen zu übernachtenden
Gästen in den Städten nochmals um ein Vielfaches höher liegt (rund 1:20) als in ländlichen Gebieten (rund
1:5). Die Tagesgäste Möllns kommen überwiegend aus
dem Umland der Stadt sowie aus der Metropole Hamburg. Diesbezüglich besteht für die Stadt Mölln ein großes Potenzial zur Generierung zusätzlicher Kaufkraft
und damit zur Stärkung des Einzelhandels und der gastronomischen Betriebe.
- 65 -
Abb. 33
Entwicklung der Übernachtungszahlen
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
Index
120
635.500
110
581.900
100
200.700
204.000
90
80
2003
2004
2005
2006
Kreis Herzogtum-Lauenburg
2007
2008
2009
Mölln
„Best Ager“ bedeu- Die dominierende Zielgruppe für den Tourismussektor In
tende Zielgruppe für Mölln sind die Best Ager, das heißt Singles und Paare
den Tourismus
im Alter von 56 bis 75 Jahre aller Einkommensschichten.
Ein Teil dieser Gruppe zeichnet sich durch ein Konsumverhalten aus, dass sich durch eine qualitätvolle, an
Nachhaltigkeitskriterien orientierte Urlaubs- bzw. Freizeitgestaltung auszeichnet. Sie wollen im Einklang mit
der Natur leben und legen großen Wert auf ökologisch
angebaute Produkte aus der Region. Daneben sind Familien mit Kindern mit mittleren bis hohen Einkommen
eine wichtige Zielgruppe. Zentrale Anlaufpunkte sind
Freizeit- und Naherholungsmöglichkeiten in Mölln und
Umgebung. Hervorzuheben ist der Wildpark sowie die
Badestelle am Ostufer des Schulsees (Luisenbad).
Lage am Wasser
Foto 15: Luisenbad
Ein hohes touristisches Potenzial ist die unmittelbare
Nähe zum Wasser. Neben dem Schul- und Stadtsee
befinden sich noch neun weitere Seen in der direkten
Umgebung Möllns. Am Stadtseeanleger in der Altstadt
besteht die Möglichkeit, Tret-, Kanu- und Ruderboote
auszuleihen oder zu einer Schifffahrt auf den Möllner
See und Elbe-Lübeck-Kanal aufzubrechen. In den
- 66 -
Sommermonaten laden des Weiteren drei offizielle Badestellen zum Baden und Schwimmen ein. Innenstadtnah liegt das Luisenbad mit einem schönen Blick auf die
Altstadt und die St. Nicolai Kirche. Der Eintritt in das
Naturfreibad ist kostenfrei. Daneben gibt es noch eine
Badestelle am Lütauer See in drei Kilometer Entfernung
vom Stadtzentrum sowie eine im Wald gelegene Badestelle am Pinnsee (nur über Fuß- und Radwege erreichbar).
Wildpark
Neben dem Wasser haben die Wälder rund um Mölln
eine hohe Attraktivität für Besucher und Besucherinnen.
Insbesondere der kostenfreie Wildpark bietet die Möglichkeit, die Tier- und Pflanzenwelt zu erkunden. Neben
einheimischen Vögeln bietet der Park die Möglichkeit,
Wildtiere wie Hirsche und Wildschweine zu beobachten.
Museumsangebot
Das Museumsangebot umfasst unter anderem das Eulenspiegelmuseum in einem historischen Fachwerkhaus
in der Altstadt. Die dortige Ausstellung zeigt Gemälde,
Grafiken und Plastiken, die Till Eulenspiegels Leben und
Wirken illustrieren. In direkter Nachbarschaft liegt das
historische Rathaus, in dem sich die stadtgeschichtliche
Sammlung befindet. Darüber hinaus ist das Tourismusund Naturzentrum für das Herzogtum Lauenburg in
Mölln angesiedelt. In einer interaktiven Ausstellung im
Stadthauptmannshof wird den Touristen die Region rund
um Mölln näher gebracht.
Kaum gastronomische Angebote in
der Altstadt
In den Hotelbetrieben der Stadt gibt es zum Teil ein qualitativ hochwertiges gastronomisches Angebot. Im Innenstadtbereich fehlt jedoch ein differenziertes kulinarisches Angebot. Touristen und Touristinnen und Bewohner und Bewohnerinnen der Stadt finden hier nur eine
geringe Gaststättendichte vor. Die diesbezügliche Unzufriedenheit wird von Experten und Expertinnen bestätigt
und auch in der durchgeführten Haushaltsbefragung
sichtbar. Der Anteil der Haushalte, die unzufrieden oder
nur teilweise zufrieden sind, ist mit knapp 50 % vergleichsweise hoch. Insbesondere Singlehaushalte und
Paare ohne oder Haushalte mit erwachsenen Kindern
wünschen sich eine größere gastronomische Vielfalt in
Mölln. Das Angebot sollte sich dabei im mittleren Preis-
- 67 -
segment befinden. Neben einer gutbürgerlichen würde
auch eine international ausgerichtete Speisekarte mit
einem guten Preis-/Leistungsverhältnis eine Nachfrage
bei Bewohnern und Bewohnerinnen und Besuchern und
Besucherinnen finden.
Abb. 34 Zufriedenheit mit Freizeitangeboten
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
0%
Kulturelle Angebote 2
20%
40%
15
Sportangebote
28
15
Gastronomische Angebote
7
Öffentliche Grünanlagen
60%
29
20
sehr zufrieden
22
35
56
50
zufrieden
100%
26
58
44
Naherholungsmöglichkeiten
80%
teils/teils
10
19
39
41
4
41
9 11
weniger zufrieden
unzufrieden
Haushaltsbefragung
3.6.2
Kultur
Viele Events
Die Stadt Mölln bietet sowohl für Touristen und Touristinnen als auch für die Bewohner und Bewohnerinnen
der Stadt ein breites Angebot an Events. Dazu zählen:
x
x
x
x
x
x
x
x
Zahlreiche Kulturveranstaltungen
Möllner Hafenspektakel
FolksFest der internationalen Begegnung
Seefestival am Schulsee
Möllner Weinfest
Möllner City-Lauf
Herbstmarkt
Weihnachtsmarkt
Silvesterlauf
Ferner finden zahlreiche Veranstaltungen unter anderem: Ausstellungen, Lesungen, Kabarett-, Theater- und
- 68 -
Musicalvorführungen sowie Konzerte und Kinoabende in
Mölln statt. Veranstaltungsorte sind insbesondere das
Augustinum sowie der Stadthauptmannshof. Initiator
vieler Veranstaltungen ist die Stiftung Herzogtum Lauenburg, die sich seit rund 30 Jahren intensiv in den Bereichen Kunst, Kultur, Natur und Umwelt engagiert.
Unterschiedliche
Ansprüche an Kultureinrichtungen
3.6.3
Im Rahmen der durchgeführten Expertengespräche
wurden die Vielfalt und die Qualität des Kulturangebots
in der Stadt Mölln hervorgehoben. Es wurde jedoch auch
angeführt, dass die Angebote nur von einer vergleichsweise kleinen (älteren) Zielgruppe besucht werden. Breite Bevölkerungsschichten nehmen die Angebote nicht
an bzw. nicht wahr. Die Interessen insbesondere der
jüngeren Zielgruppen sind häufig andere. Beispielsweise
wünschen sich viele Möllner ein Kino. Zwar werden im
Augustinum Kinoabende durchgeführt, die gezeigten
Filme bzw. das Ambiente sprechen jüngere Möllner jedoch vielfach nicht an. Vor diesem Hintergrund lassen
sich die Ergebnisse der Haushaltsbefragung interpretieren. Trotz der zahlreichen Angebote in Mölln gab mehr
als die Hälfte aller befragten Haushalte an, dass sie weniger zufrieden oder unzufrieden mit dem kulturellen
Angebot in Mölln ist (vgl. Abb. 34). Insgesamt sollte das
kulturelle Angebot unter Beibehaltung der derzeitigen
Qualität auf ein breites Publikum ausgerichtet werden
und auch ein am „Mainstream“ orientiertes Publikum
ansprechen.
Gesundheit
Seit 1970 Kneippkurort
1970 wurde Mölln als Kneippkurort anerkannt und seitdem kontinuierlich ausgebaut. Neben dem Kurpark mit
einem Konzertpavillon und dem Wildpark bieten zahlreiche Wanderwege und Terrainkurwege die Möglichkeit
zur Erholung. Zudem verfügt die Stadt Mölln mit den
beiden Reha-Kliniken des Deutschen Rentenversicherung Bundes sowie dem Kurmittelhaus über eine hochwertige Einrichtung in diesem Bereich. Darüber hinaus
haben sich in Mölln viele spezialisierte Bade- und Kurärzte niedergelassen.
- 69 -
Kur- und Rehaeinrichtungen vorhanden
Foto 16: Kurmittelhaus
Die Bedeutung der Kur- und Reha-Einrichtungen lässt
sich auch an den Beschäftigungszahlen ablesen. So
zählen die Reha-Kliniken Föhrenkamp und Hellbachtal
zu den größten Arbeitgebern der Stadt. Zusammengefasst übersteigt die Zahl der Arbeitsplätze im Gesundheits- und Sozialwesen die Zahl der Beschäftigten im
produzierenden Gewerbe (vgl. Abb. 10).
Foto 17: Kurpark
Keine stationäre
Patientenversorgung in Mölln
Die Stadt Mölln verfügt seit Januar 2006 über keine stationäre Patientenversorgung mehr. Nach der Fusionierung des städtischen Krankenhauses Mölln und des
DRK-Krankenhaus „Wilhelm-Augusta“ in Ratzeburg
wurde die stationäre Patientenversorgung auf den
Standort Ratzeburg konzentriert. Das frühere städtische
Krankenhaus Möllns ist heute eine gut frequentierte Praxisklinik. Hier besteht die Möglichkeit zu einer physikalischen Therapie, zudem konnte ein Sanitätshaus, eine
psychiatrische Tagesklinik sowie eine Podologin und
eine Beratungsstelle angesiedelt werden.
Kardiologe fehlt
Nach Aussagen von Experten und Expertinnen konnte
mit der Praxisklinik die Schließung der Klinik gut kompensiert werden. Es fehlt jedoch ein Kardiologe in Mölln.
Derzeit müssen die Patienten und Patientinnen auf die
kardiologische Praxis in Ratzeburg ausweichen. Die
Wartezeit auf einen Termin kann hier teilweise mehrere
Monate betragen.
- 70 -
3.7
Grün-/Freiraumstruktur und Naherholung
Naturpark „Lauenburgische Seen“
Mölln ist Teil des Naturparks „Lauenburgische Seen“,
der mit rund 47.000 ha der drittgrößte Naturpark in
Schleswig-Holstein ist. Der 1961 gegründete Park war
der erste Naturpark in Schleswig-Holstein und zählt zu
den ältesten in Deutschland. Zum Konzept des Naturparks gehört das Nebeneinander von Tourismus und
Naturschutz. Gemeinsam mit dem angrenzenden mecklenburgischen Biosphärenreservat Schaalsee bildet der
Naturpark „Lauenburgische Seen“ ein vom Bund gefördertes „Gebiet von gesamtstaatlich repräsentativer Bedeutung für den Naturschutz".
Naturpark hat eine
wichtige Erholungsfunktion
Bewohner und Bewohnerinnen und Besucher und Besucherinnen können das Schutzgebiet auf eigene Faust
oder auf den zahlreichen ausgewiesenen Wegen zu
Fuß, per Rad oder mit dem Pferd erkunden. Der Naturpark ist von herausragender Bedeutung für Mölln. Sowohl für die Bewohner und Bewohnerinnen wie auch für
die Besucher und Besucherinnen stellt der Naturpark
eine wichtige Erholungsfunktion dar. Die Bewohner und
Bewohnerinnen profitieren dabei von der unmittelbaren
Nähe zu den Naturräumen. Von annähernd allen städtischen Lagen können attraktive Natur-, Wasser- und
Freiflächen erreicht werden.
Foto 18: Naturpark „Lauenburgische Seen“
Einzigartige Vielfalt
der Tierwelt
Foto 19: Mölln Stadtsee
Der Naturpark „Lauenburgische Seen“ bietet eine für die
Metropolregion Hamburg einzigartige Vielfalt der Tierwelt. So sind beispielsweise die folgenden teils bedroh-
- 71 -
ten Tierarten im Naturpark heimisch: Rotbauchunke,
Laubfrosch, Seeadler, Schwarzstorch, Kranich, Graugans, Rotmilan, Waldwasserläufer, Mittelspecht, Rohrschwirl, Großmausohr, Siebenschläfer und Otter.
Kurpark in der Innenstadt
3.8
Auch innerstädtisch verfügt Mölln über attraktive Grünund Freiflächen. Neben den Fuß- und Radwegen entlang der nördlichen und östlichen Seeufer besteht mit
dem Kurpark in der Innenstadt eine hochwertige Grünanlage. Die Anlage wurde 1968 eröffnet und 2007 unter
Denkmalschutz gestellt. Ein aufwendige Umgestaltung
und Sanierung des Parks ist geplant. So soll der Japangarten mit seinen Pergolen und Terrassen wiederhergestellt und attraktiver gestaltet werden. Zudem ist ein
neuer, zentraler Aufenthaltsbereich mit Café, Wasserspiel und Rosengarten geplant. Das Land SchleswigHolstein unterstützt die Neugestaltung mit 1,6 Millionen
Euro aus dem „Zukunftsprogramm Wirtschaft“.
Energie und Klimaschutz
Klimawandel stellt
Kommunen vor Herausforderung
Das von den Vereinten Nationen (UNEP) und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) zur Erforschung
des Klimawandels eingesetzte Expertengremium IPCC
(Intergovernmental Panel of Climate Change) hat in seinen aktuellen Berichten festgestellt, dass aufgrund des
zunehmend anthropogen verursachten Treibhauseffekts
bis zum Jahr 2100 mit einem Anstieg der mittleren Erdtemperatur von bis zu 6°C gerechnet werden muss. In
der Konsequenz wird mit einer Steigerung der Anzahl
und des Ausmaßes extremer Witterungserscheinungen,
trockeneren Sommermonaten sowie deutlich höheren
Niederschlägen in den Wintermonaten gerechnet. Als
Reaktion darauf hat sich die Bundesregierung das Ziel
gesetzt, die nationalen Klimagasemissionen bis zum
Jahr 2020 um 40 % gegenüber dem Stand von 1990 zu
senken. Um dieses Ziel erreichen zu können, bedarf es
Anstrengungen auf allen Handlungsebenen. Eine besondere Bedeutung kommt dem aktiven Handeln vor Ort
zu. Als zentrale Ansatzpunkte können hierbei drei Handlungsfelder identifiziert werden. Erstens der Immobilienbestand und der Neubau von Gebäuden sowie die Inan-
- 72 -
spruchnahme von neuen Flächen, zweitens die Energieversorgung bzw. der Einsatz von erneuerbaren Energiequellen sowie drittens der Bereich Verkehr und Mobilität.
Gebäudebestand
Eine Bestandsaufnahme der energetischen Beschaffenheit des Möllner Wohnungsmarktes erfolgte mittels einer
Befragung privater Wohnungseigentümer und Wohnungseigentümerinnen (überwiegend Eigenheime) und
einer Datenabfrage bei den institutionellen Wohnungseigentümern (überwiegend Geschosswohnungsbau). Die
privaten Wohnungseigentümer und Wohnungseigentümerinnen verfügen - im Gegensatz zu den institutionellen Eigentümern und Eigentümerinnen - häufig über keinen Energieausweis. Aussagen zum Energieverbrauch
privater Eigentümerhaushalte können daher nur eingeschränkt getroffen werden. Grundsätzlich kann jedoch
festgehalten werden, dass ein direkter Zusammenhang
zwischen dem Gebäudealter und dem Energieverbrauch
besteht. Dies hängt einerseits mit den Baustandards und
den verwendeten Materialien und anderseits mit dem
Sanierungszustand bzw. der technischen Ausstattung
(Bspw.: Heizungsanlage) zusammen. So verbrauchen
Gebäude, die 1980 oder später errichtet wurden, deutlich weniger Energie als Objekte, die vorher gebaut wurden. Neben dem Baualter bzw. dem Sanierungszustand
ist das Verhältnis von Gebäudehülle zu Gebäudefläche
entscheidend für den Energieverbrauch. Je kompakter
ein Gebäude errichtet wurde und je geringer die Außenfläche im Verhältnis zur Wohnfläche ist, desto niedriger
sind die Wärmeverluste. Dies erklärt auch den in der
Regel geringeren Energieverbrauch von Wohnungen in
Mehrfamilienhäusern im Vergleich zu Eigenheimen (siehe Tab. 2). Eine entscheidende Größe für den Energieverbrauch ist darüber hinaus das Verhalten der Nutzer.
So ergeben sich erhebliche Energieeinsparpotenziale
durch „richtiges“ Heizen und Lüften.
- 73 -
Tab. 2 Energieverbrauchskennwerte für Wohnungen in Mölln
Wohnungswirtschaft
kW/h (m²/Jahr)
Baujahr
ab 2000
Private
Eigentümer*
kW/h (m²/Jahr)
Bundesdurchschnitt
kW/h (m²/Jahr)
/
85
rd. 80
1980 bis 2000
140
147
rd. 138
1970 bis 1980
158
188
rd. 200
1950 bis 1970
172
178
rd. 195
vor 1950
188
180
rd. 200
*weniger als 25 Fälle
© GEWOS
Umfangreiche Maßnahmen im Mehrfamilienhaus- ….
Im Mehrfamilienhausbestand wurden in den vergangenen Jahren in Teilen energetische Maßnahmen durchgeführt. Umfangreiche Modernisierungen blieben jedoch
bisher aus, da die Marktlage eine Umlage der Modernisierungskosten auf die Miete nicht zulässt. Als wegweisend kann die geplante Umstellung der Energieversorgung annähernd aller Wohnungen des größten Wohnungsbestandshalters (Gaedeke) in Mölln angesehen
werden. So soll die Heizenergie zukünftig komplett aus
Biogas betriebenen Blockheizkraftwerken gewonnen
werden.
… und Einfamilienhaussegment blieben bisher aus
Nach Aussagen von Experten und Expertinnen einspricht der Einfamilienhausbestand überwiegend nicht
den heutigen Energiestandards. Dies bestätigen auch
die Ergebnisse der Eigentümerbefragung. So gaben nur
43 % der befragten Eigentümer und Eigentümerinnen
an, dass ihr Objekt eine wärmegedämmte Fassade aufweist bzw. knapp ein Drittel, dass eine wärmegedämmte
Kellerdecke vorhanden ist. Bei weiteren fast 50 % der
Befragten wurde die Heizungsanlage vor 1995 installiert,
was auf einen erhöhten Energieverbrauch schließen
lässt.
Modernisierungsmaßnahmen
Auf die Frage, welche Modernisierungsmaßnahmen geplant sind, wurde von den privaten Eigentümern und
Eigentümerinnen am häufigsten die Installation einer
neuen Heizungsanlage angeführt. Ebenfalls vergleichs-
- 74 -
weise oft wurde die Dämmung der Fassade sowie des
Daches als Modernisierungsbedarf genannt. Die energetische Sanierung der Gebäude scheitert jedoch oftmals.
Neben fehlenden finanziellen Möglichkeiten ist das Alter
der Eigentümer und Eigentümerinnen ein wesentliches
Hemmnis.
Viele
ältere
Eigenheimbesitzer
und
-besitzerinnen wollen keine umfangreichen Bestandsinvestitionen mehr durchführen bzw. bekommen keinen
Darlehen von den Kreditinstituten, so dass nicht unbedingt erforderliche Investitionen unterbleiben.
Abb. 35 Maßnahmen zur Energieeinsparung
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
0%
20%
Wärmedämmung der
Außenfassade
Wärmedämmung der
Kellerdecke
40%
43
60%
5
35
11
60
77
Isolierverglaste
Fenster
1 8
86
Moderne
Heizungsanlage
54
Ist bereits vorhanden
100%
41
14
Wärmedämmung
Dach
80%
14
33 9
1
Kurzfristig geplant
19
26
Langfristig geplant
Nicht geplant
Eigentümerbefragung
Nutzung und Erzeugung regenerativer
Energien
Neben einer energetischen Sanierung des Gebäudebestandes wird von den lokalen Experten und Expertinnen
die Ausweitung der Nutzung und Erzeugung regenerativer Energie für wichtig erachtet. Der Energiemix der
Vereinigten Stadtwerke Mölln, Ratzeburg und Bad Oldesloe weist - in Relation zum gesamtdeutschen Durchschnitt - bereits einen vergleichsweise hohen Anteil an
erneuerbaren Energien auf. Mit rund 34 % ist der Anteil
erneuerbarer Energien bei den Stadtwerken mehr als
doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt.
- 75 -
Abb. 36 Energiemix1 Vereinigte Stadtwerke
- Mölln, Ratzeburg, Bad Oldesloe -
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
Vereinigte Stadtwerke
32.000 Kunden
1Quelle:
Deutschland gesamt
Vereinigte Stadtwerke
Braunkohle, Erdgas
Windkraft, Wasserkraft
2Steinkohle,
3Solarenergie,
Mobilität und Verkehr
Die Qualität und Attraktivität von Bus und Bahn sowie
des Radwegenetzes sind wichtige Einflussfaktoren auf
dem Weg zu einem klimafreundlicheren Energiemix.
Diesbezüglich ist Mölln vergleichsweise gut aufgestellt.
Das ÖPNV-Netz ist - abgesehen von der fehlenden Direktverbindung (Bahn nach Hamburg) - gut. Hinsichtlich
des Radwegenetzes wird von einigen Experten und Expertinnen ein Handlungsbedarf gesehen. So gibt es beispielsweise im Innenstadtbereich keine ausgewiesenen
Fahrradwege. Auch vor dem Hintergrund des Potenzials
des Fahrradtourismus sollten die Fahrradwege und das
Fahrradwegenetz bei zukünftigen Planungen stärker
beachtet werden.
Mobilisierung und
Vernetzung der Akteure
Die Umsetzung von Klimaschutzzielen bedarf der Mitwirkung vieler Akteure. Die anvisierten Erfolge im Klimaschutz sind dabei wesentlich davon abhängig, inwieweit
es gelingt, Akteure wie Unternehmen, Hausbesitzer und
Hausbesitzerinnen bzw. die Bevölkerung insgesamt zu
mobilisieren und sensibilisieren. Bisher gibt es jedoch
kaum Initiativen bzw. Netzwerkstrukturen, in die die lokalen Akteure und Akteurinnen Möllns eingebunden sind.
- 76 -
4
Stärken-Schwächen-Analyse
Erstens: Themenbezogene Stärken und
Schwächen
Auf Basis der Bestandsaufnahme und Bestandsanalyse
und der durchgeführten Arbeitsgruppensitzungen wurde
in einem ersten Schritt eine themenbezogene Aufbereitung der Stärken und Schwächen vorgenommen. Die
Stärken und Schwächen wurden dabei den folgenden
sechs Themenfeldern zugeordnet:
x
x
x
x
x
x
Abb. 37
Wirtschaft, Einzelhandel und Arbeitsmarkt
Verkehr
Wohnungsmarktsituation und -entwicklung
Tourismus, Kultur, Gesundheit, Naherholung und
Freizeit
Soziales, Bildung und Sport
Energie und Klimaschutz
Methodik – Stärken-Schwächen-Analyse
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
Bestandsaufnahme und
Bestandsanalyse
Stärken
Zweitens: Gesamtstädtische Stärkenund SchwächenAnalyse
Einbindung von lokalen Akteuren in
Form von Arbeitsgruppen
Schwächen
In einem zweiten Schritt wurden die eruierten themenbezogenen Stärken und Schwächen von GEWOS bewertet und zu einer gesamtstädtischen Übersicht verdichtet. Bei diesem Arbeitsschritt wurden die Möllner
Stärken und Schwächen mit denen anderer Kommunen
- 77 -
in Schleswig-Holstein gespiegelt. Im Ergebnis ermöglicht
dieses Vorgehen die Identifizierung von Mölln spezifischen Entwicklungspotenzialen und -hemmnissen und
eine zielgenaue Ableitung von Leit- und Entwicklungszielen sowie die Erarbeitung passgenauer Maßnahmenvorschläge.
4.1
Stärken und Schwächen - Wirtschaft, Einzelhandel und
Arbeitsmarkt
Stärke: Weiche
Standortfaktoren …
Insbesondere für Arbeitnehmer, die ortsunabhängig arbeiten können, sowie für Ruheständler, die mobil und
ungebunden sind, haben weiche Standortfaktoren wie
eine hohe Wohn- und Lebensqualität eine große Bedeutung bei der Wahl des Wohnorts. Diesbezüglich ist Mölln
sehr gut aufgestellt. Die unmittelbare Nähe zu den Seen
und die ausgedehnten Wälder und Naturräume stellen
ein Potenzial zur Gewinnung von neuen Bewohnern und
Bewohnerinnen (Kaufkraft) dar. Eine Konsequenz dieser
Qualität ist, dass Mölln in den letzten Jahren vermehrt
Zuzüge von über 50-Jährigen zu verzeichnen hatte.
Auch im Rahmen der durchgeführten Unternehmensbefragung wurde die naturräumliche Lage als eine Stärke
des Standorts Mölln benannt (vgl. Kap. 3.1.3).
… Reha-Kliniken
Als eine Stärke Möllns sind auch die beiden großen Reha-Kliniken zu nennen. Sie stellen einerseits die meisten
Arbeitsplätze und sind somit die größten Arbeitgeber der
Stadt, anderseits beherbergen sie jährlich tausende Patienten und Gäste, die in der Zeit des Klinikaufenthalts
zusätzliche Nachfrager und potenzielle zukünftige Besucher und Besucherinnen der Stadt darstellen. So ist zu
erwarten, dass ein Teil der Klinikgäste Mölln ein weiteres
Mal als Touristen besucht.
Schwächen: Rückgang der Arbeitplätze und …
Trotz der hohen naturräumlichen Qualität hat Mölln in
der jüngeren Vergangenheit branchenübergreifend Arbeitsplätze verloren. So sind sowohl im Einzelhandel als
auch im produzierenden Gewerbe Arbeitsplätze weggefallen. Größere Betriebsaufgaben gab es zwar nicht,
neue Unternehmen konnten jedoch auch nicht für den
Standort Mölln gewonnen werden. Als ein Hauptgrund
- 78 -
ist in diesem Zusammenhang die fehlende direkte Anbindung an eine Autobahn zu nennen. In der Konsequenz bleiben die Neueinstellungen unter dem Niveau
der Entlassungen bzw. der Zahl der Pensionierungen.
Dies führt dazu, dass insbesondere Jugendliche und
junge Erwachsene aus beruflichen und Ausbildungsgründen die Stadt verlassen.
… Verkehr in der
Innenstadt
Abb. 38
Bezogen auf die Möllner Innenstadt ist der Durchgangsverkehr als ein schwerwiegendes Hemmnis für eine positive Entwicklung zu nennen (vgl. Kap. 3.3). Die Verkehrsbelastung in der Hauptstraße ermöglicht derzeit
kein gemütliches Flanieren und Einkaufen in der Stadt.
Eine attraktive Außengastronomie konnte und kann sich
unter den jetzigen Bedingungen ebenfalls nicht etablieren. Eine Folge des Verkehrs in der Kombination mit der
Aufgabe von inhabergeführten Geschäften, Kaufkraftabflüssen in die Großstädte Lübeck und Hamburg sowie
eines wachsenden Onlinehandels sind vermehrte Leerstände im Innenstadtbereich. Durch die Insolvenz des
Hertiekonzerns und dem dadurch leerstehenden Kaufhaus ist ein wichtiger Ankermieter in der Innenstadt weggebrochen.
Stärken und Schwächen - Wirtschaft, Einzelhandel
und Arbeitsmarkt
Stärken
• Gute Versorgung mit Gütern des
täglichen Bedarfs
• Hohe Lebensqualität / attraktiver
Wohnort aufgrund der naturräumlichen
Lage
• Gutes Schulangebot
• REHA-Kliniken
• Altstadtensemble
• Wanderungsgewinne - „Zuzug von Best
Agern“
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
Schwächen
• Kein differenziertes
Einzelhandelsangebot
• Leerstände in Einzelhandelsimmobilien
• Rückgang der Arbeitsplätze im
verarbeitendem Gewerbe
• Fehlende Arbeitgeber mit attraktiven
Beschäftigungsangeboten
• Vergleichsweise geringe Kaufkraft
• Kinderbetreuung in den Randzeiten
• Verkehrsanbindung (Distanz zur
Autobahn)
• Verkehrsbelastung in der Innenstadt
• Sauberkeit in der Innenstadt (+ Bahnhof)
• Fortzüge von jungen Erwachsenen
- 79 -
4.2
Stärken und Schwächen - Verkehr
Stärken: Teil des
HVV und gute Zugverbindung nach
Lübeck
Mölln ist Teil des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV).
Dies gewährleistet vergleichsweise günstige Tarife für
Verbindungen nach Hamburg und eine zentrale Koordinierung der Fahrpläne. Ferner ist die Stadt Mölln sehr
gut durch eine direkte Zugverbindung an die Hansestadt
Lübeck angeschlossen. Ein weiteres Plus ist die direkte
Busverbindung von Mölln nach Hamburg-Wandsbek
sowie die vorhandenen innerstädtischen Busverbindungen. Bezogen auf Letzteres muss jedoch einschränkend
angefügt werden, dass einige innerstädtischen Verbindungen (Waldstadt Æ ZOB) aufgrund der Linienführung
unattraktiv sind.
Schwächen: Keine
direkte Zugverbindung nach Hamburg
und …
Zwar besteht eine direkte Zugverbindung nach Lübeck,
jedoch müssen Fahrgäste, die nach Hamburg fahren, in
Büchen umsteigen. Viele Pendler empfinden dies als
unattraktiv und greifen deshalb auf den Pkw zurück.
Auch der derzeitige Zustand des Bahnhofsgebäudes ist
unbefriedigend. Das vom Vandalismus gekennzeichnete
Bahnhofsgebäude stellt ein denkbar schlechtes Entree
für ankommende Besucher und Besucherinnen in Mölln
dar. Zudem gibt es nur wenige Orientierungshilfen für
ankommende Gäste.
… Verkehrssituation Die verkehrliche Situation in der Innenstadt wurde beHauptstraße und
reits im vorherigen Kapitel als Entwicklungshemmnis
Grambeker Weg
angeführt. Ergänzend ist an dieser Stelle hinzuzufügen,
dass der Verkehr auch dem Ausbau der Wohnfunktion in
der Innenstadt entgegensteht. Derzeit steht neben Geschäftslokalen auch ein hoher Anteil der Wohnungen in
der Innenstadt leer. Investitionen in den Wohnungsbestand unterbleiben daher in der Folge. Als stark verkehrsbelastet ist neben der Hauptstraße in der Innenstadt zudem der Grambeker Weg anzuführen. Für die
Entlastung sollte der Bau einer Südumgehung realisiert
werden. Der Bau wurde jedoch durch einen Bürgerentscheid abgelehnt.
- 80 -
Abb. 39
Stärken und Schwächen - Verkehr
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
Stärken
• Teil des Hamburger Verkehrsverbundes
• Gute Zugverbindung nach Lübeck
• Direkte Busverbindung nach Hamburg
• Gute innerstädtische Busanbindung
Schwächen
• Bahnhofsgebäude
• Wenig Orientierungshilfen für
Ortsfremde
• Keine direkte Zugverbindung nach
Hamburg
• Verkehrssituation in der Innenstadt
• Altstadt zum Teil nicht barrierefrei
• Verkehrssituation Grambeker Weg
(fehlende Südumgehung)
• Hafen nicht nutzbar
• Radwegenetz (Beschilderung)
• Parkplatzsituation
4.3
Stärken und Schwächen - Wohnen
Attraktive Wohnlagen
Als Stärke und Potenzial des Möllner Wohnungsmarktes
sind insbesondere die attraktiven Wohnlagen festzuhalten. Dies gilt insbesondere für Wohnungen, die in unmittelbarer Nähe zum Wasser liegen. Eine vergleichbare
Qualität findet sich in anderen Städten gleicher Größenordnung der Metropolregion Hamburgs kaum. Neben
den attraktiven Wasserlagen verfügen auch die anderen
Möllner Wohngebiete über einen direkten Zugang zu
Natur- und Freiräumen. Zudem ist die kompakte Siedlungsstruktur in Kombination mit der historischen Altstadt
und in einer stabilen Sozialstruktur hervorzuheben.
Einerseits preisgünstiges Wohnungsangebot
Potenziale und zugleich Hemmnisse für die Entwicklung
Möllns birgt die Nachfrage- und Preissituation auf dem
Wohnungsmarkt. Einerseits ist das zur Verfügung stehende Bauland günstig und das Mietpreisniveau vergleichsweise niedrig. Folglich ist auch einkommensschwächeren Familien der Erwerb von Wohneigentum
bzw. die Anmietung einer adäquaten Mietwohnung möglich. Ein niedriges Kauf- und Mietpreisniveau ist darüber
- 81 -
hinaus ein Anreiz, für potenzielle neue Bewohner und
Bewohnerinnen nach Mölln zu ziehen.
Andererseits Investi- Andererseits stellen die niedrigen Immobilienpreise ein
tionshemmnis
Investitionshemmnis dar. Die ortsansässigen Wohnungsunternehmen reagieren darauf mit ausbleibenden
oder nur verhaltenen Investitionen in die Wohnungsbestände, da die erforderlichen Investitionen nicht auf die
Miete umgelegt werden können. Bezogen auf die privaten
selbstnutzenden
Wohnungseigentümer
und
-eigentümerinnen konnte festgestellt werden, dass trotz
bestehender Verkaufsabsichten die Veräußerung der
Immobilie unterbleibt, da die Kaufpreiserwartungen nicht
erfüllt werden. In der Konsequenz verzögert sich der
Generationenwechsel in den Beständen.
Wohnungsleerstand
Ferner stellt der Wohnungsleerstand in der Stadt ein
Investitionshemmnis dar. Vor allem in der Innenstadt
entlang der stark befahrenen Hauptstraße zeichnen sich
zum Teil erhebliche Leerstände ab. Neben der Verkehrssituation wirkt sich hier auch die Einzelhandelsentwicklung negativ auf die Attraktivität der Innenstadt als
Wohnstandort aus (vgl. Kap. 3.2).
Schlechter energetischer Zustand
Als weitere Schwäche des Möllner Wohnungsmarktes ist
der energetische Zustand vieler Gebäude zu nennen.
Vielfach sind hier in den nächsten Jahren Investitionen
erforderlich, um die Bestände auch langfristig marktgängig zu halten.
Wohnungen zum
Teil nicht altengerecht
Ebenfalls problematisch ist das geringe Angebot an
altengerechten Wohnformen. Angesichts der weiter zunehmenden Zahl älterer Menschen wird es hier bereits
mittelfristig zu einer Unterversorgung mit adäquaten alten- und behindertengerechten Wohnungen kommen.
Insbesondere barrierearme und qualitativ hochwertige
Wohnungen mittlerer Größe (60 bis 90 m²) in zentraler
Lage fehlen derzeit auf dem Möllner Wohnungsmarkt.
- 82 -
Abb. 40
Stärken und Schwächen - Wohnen
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
Stärken
• Attraktive Wohnlagen am Wasser
• Preisgünstiges Wohnungsangebot
• Günstige Baulandpreise
• Historische Bausubstanz in der Altstadt
• Kleinstadtidyll
• Kompakte Siedlungsstruktur
• Attraktive Wohngebiete
4.4
Schwächen
• Geringe Bauflächenpotenziale
• Wohnungsleerstand
• Schlechter energetischer Zustand des
Altbaubestandes
• Geringes Angebot an barrierearmen/
seniorengerechten Wohnungen
• Innenentwicklung wurde bisher nicht
forciert
• Tendenziell Preisrückgang bei
Bestandsobjekten
Stärken und Schwächen - Soziales, Bildung und Sport
Stärken: Gute Zusammenarbeit zwischen den Akteuren
und …
Hinsichtlich der Themenfelder Soziales, Bildung und
Sport ist Mölln gut aufgestellt. Die befragten Experten
und Expertinnen und die bei der Erstellung des ISEK
involvierten Akteure und Akteurinnen heben eine rege
und gute Zusammenarbeit zwischen den sozialen Institutionen und der städtischen Verwaltung als Stärke hervor. Verschiedene Formen gelungener Kooperationsmodelle bestehen auch zwischen den Schulen in Mölln.
Befördernd wirkt diesbezüglich die Konzentration der
Schulen auf dem Schulberg in Mölln. Darüber hinaus
besteht eine enge Zusammenarbeit zwischen den Schulen, der allgemeinen Jugendarbeit und der Lebenshilfe.
Beispielgebend ist der Betrieb der Schulmensa durch die
Lebenshilfe (vgl. Kap. 3.5.1).
… breites Sport- und Zudem verfügt die Stadt Mölln über ein breites Angebot
Freizeitangebot
an Sportstätten und -angeboten. Dies ermöglichen zahlreiche Möllner Bürger und Bürgerinnen, die sich ehrenamtlich in einer der zahlreichen Vereine engagieren und
damit das gemeinschaftliche Zusammenleben stärken.
Neben einem umfangreichen Sportangebot bieten die
- 83 -
Kreismusikschule, der Kreisjugendring und die Volkshochschule ein vielfältiges Freizeitangebot in Mölln an.
Schwächen: Sauberkeit auf dem
Schulberg und …
Gravierende Schwächen oder Hemmnisse, die einer
positiven Gesamtentwicklung Möllns entgegenstehen,
bestehen in den Themenfeldern Soziales, Bildung und
Sport nicht. Verbesserungspotenzial besteht jedoch hinsichtlich der Sauberkeit auf dem Schulberg. Zudem sehen die Leitungen der Möllner Schulen Bedarf an zusätzlichen Schulsozialarbeitern.
… fehlende Räumlichkeiten zum Verweilen
Wünschenswert wäre ferner die Schaffung von Gemeinschaftseinrichtungen und Aufenthaltsorten. In Mölln fehlen vor allem innerstädtisch attraktive Orte und Räumlichkeiten zum Verweilen. Diese Funktion könnte beispielsweise ein gemütliches Café oder Restaurant ausfüllen.
Innenstadt nicht bar- Als problematisch ist außerdem die fußläufige Erreichrierefrei
barkeit einiger innerstädtische Orte zu bezeichnen. Zwar
ist die Bepflasterung wichtiger Bestandteil des historischen Altstadtensembles, insbesondere für ältere und
körperlich behinderte Personen stellt sie jedoch eine
Barriere dar und ermöglicht die Begehung einiger Orte
wie beispielsweise des historischen Marktplatzes und
der St. Nicolai Kirche nicht oder nur unter Mühen.
- 84 -
Abb. 41
Stärken und Schwächen - Soziales, Bildung und Sport
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
Stärken
• Angebot an Sportstätten und Vereinen
• Betreuungsangebot für Kinder
• Bildungsangebote: OGA, VHS, KMS,
KJR
• Vernetzte Angebote von Schulen,
Jugendarbeit und Lebenshilfe
(übergreifende Jugendarbeit)
• Hohes soziales Engagement bei
Vereinen und Institutionen (Ehrenamt)
• Migrations- und Integrationsangebote
• Stadtspiel
• Verwaltungshandeln
4.5
Schwächen
• Attraktive/ außergewöhnliche Spielplätze
nicht vorhanden
• Fehlende Gemeinschaftseinrichtung und
Aufenthaltsorte (Café etc.)
• Mangel an Schulsozialarbeitern
• Keine barrierefreie Altstadt
• Sauberkeit auf dem Schulberg
Stärken und Schwächen - Tourismus, Kultur, Gesundheit und
Naherholung
Stärken: Naturräum- Insbesondere bezogen auf den Tourismus und die Nahliche Ausstattung, … erholungsmöglichkeiten ist die Lagegunst bzw. die naturräumliche Ausstattung als Stärke hervorzuheben. Mit der
Lage im Naturpark Lauenburgische Seen und der damit
verbundenen unmittelbaren Nähe zu zahlreichen Seen
und Waldgebieten geht ein hoher Freizeit- und Naherholungswert für Bewohner und Bewohnerinnen und Besucher und Besucherinnen einher.
… hochwertiges
Kulturangebot und
…
Ergänzt wird das naturräumliche Potenzial durch verschiedene Angebote zur Naherholung und Freizeitgestaltung. Hier ist insbesondere das hochwertige Kulturangebot der Stadt zu nennen, das im Vergleich zu anderen
Städten ähnlicher Größenordnung insbesondere durch
die Qualität der Veranstaltungen herausgehoben werden
kann. Neben Veranstaltungen wie dem Eulenspiegelfest
bietet die Stadt attraktive, temporäre und dauerhafte
Angebote in atmosphärischen Räumlichkeiten wie dem
alten Rathaus oder dem Stadthauptmannshof.
- 85 -
… Till Eulenspiegel
als Identifikationsfigur
Insbesondere unter Marketinggesichtpunkten aber auch
als Identifikationsfigur für die Bürger und Bürgerinnen
Möllns besitzt die Figur des Till Eulenspiegels eine herausragende Bedeutung. Die überregionale bzw. nationale Bekanntheit der Figur erleichtert die Marketingaktivitäten, da auch Ortsfremde durch „Till“ einen Bezug zur
Stadt Mölln haben. Eine weitere zentrale Stärke Möllns
ist das qualitativ hochwertige Hotelangebot. Einziges
Manko ist die geringe Bettenkapazität. Da ein großes
Hotel fehlt, ist es für Gruppenreisen schwierig, in Mölln
Station zu machen.
Schwächen: Angebote in der Innenstadt und Zugang
zum Wasser sowie
…
Sie Situation in der Innenstadt ist auch aus touristischer
Perspektive unbefriedigend. Die hohe Verkehrsbelastung und das eingeschränkte gastronomische und Einzelhandelsangebot schmälern die Anziehungskraft der
historischen Altstadt. Zudem werden die Potenziale der
Wasserlage bisher nur unzureichend genutzt. Die bestehenden innerstädtischen Zugänge zum Wasser erschließen sich Ortsfremden nicht auf Anhieb. Generell
fällt es Besuchern und Besucherinnen der Stadt schwer,
sich zu orientieren.
… zentrale Anlaufstelle für Touristen
fehlen
Weiterhin fehlt eine zentrale Anlaufstelle für Touristen.
Mit dem erlebnisreich besteht zwar ein Angebot für den
Kreis Herzogtum Lauenburg. Ein vergleichbares Angebot, indem die Stadt Mölln im Fokus steht, gibt es derzeit
allerdings nicht.
- 86 -
Abb. 42
Stärken und Schwächen - Tourismus, Kultur,
Gesundheit, Naherholung und Freizeit
Stärken
• Feste mit regionaler und überregionaler
Reichweite: Eulenspiegelfest, Kultur am
Kanal, Folkfestival
• Veranstaltungsangebot/ kulturelles
Angebot, engagierte Kulturschaffende
• Symbolfigur - Till Eulenspiegel
• Attraktive Veranstaltungsorte
• Historischer Stadtkern und Altstadt
• Tourismus und Naturzentrum
(„erlebnisreich“)
• Naturräumliche Ausstattung (Wasserlage)
• Naherholung (Wandern, Radfahren etc.)
• Nähe zu Hamburg/Lage an der alten
Salzstraße
• Qualität der Unterkünfte
• Gute ärztliche Versorgung, Kureinrichtungen
4.6
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
Schwächen
• Bettenkapazität der Unterkünfte
• Zentrale Anlaufstelle für Touristen fehlt
• Vernetzung der touristischen Angebote
• Attraktivität der Innenstadt - fehlendes
Einzelhandels- und gastronomisches
Angebot
• Radwegnetze im Umland
• Zugang zu den Seen in der Innenstadt
• Fehlende Beschilderung
• Potenziale für Gesundheitstourismus
(Wellness) nicht ausgenutzt
• Themen nicht entwickelt, z.B. Wandern
• Öffentlichkeitsarbeit
Stärken und Schwächen - Energie und Klimaschutz
Stärken: Mölln Miteigentümerin der
Vereinigten Stadtwerke …
Eine zentrale Stärke des Themenfeldes Energie und
Klimaschutz ist der kommunale Einfluss hinsichtlich der
Strom- und Gasversorgung. Dadurch, dass die Stadt
Mölln Miteigentümerin der Vereinigten Stadtwerke Bad
Oldesloe, Ratzeburg und Mölln ist, besteht im Verbund
mit den Partnerstädten die Möglichkeit, Einfluss auf die
regionale Energieversorgungssituation zu nehmen.
… und Reservoir an
nachwachsenden
Rohstoffen
Des Weiteren stellen die umliegenden Wälder ein großes Reservoir an nachwachsenden Rohstoffen dar. So
können beispielsweise aus den anfallenden „Abfällen“
der Holz- und Waldwirtschaft Pellets zur Strom- und
Wärmeerzeugung gewonnen werden. Ferner existiert
bezüglich der wirtschaftlichen Nutzung von Biogas und
dem Betrieb von Blockheizkraftwerken ein fundiertes
Wissen in Mölln. In Kürze werden mehrere biogasbetriebene Blockheizkraftwerke zur Versorgung von Wohnungsbeständen in Betrieb genommen.
- 87 -
Schwächen: Modernisierungsbedarf im
Eigenheimsegment
Zahlreiche Wohnungsbestände im Eigenheimsegment
weisen hingegen erhebliche Mängel hinsichtlich ihrer
energetischen Beschaffenheit auf. Auf energetische Modernisierungsmaßnahmen wie eine effektive Wärmedämmung, die Installation einer neuen, effizienteren
Heizungsanlage oder den Einbau isolierverglaster Wärmeschutzfenster wird aufgrund des finanziellen und organisatorischen Aufwandes bisher in vielen Fällen verzichtet. Eine besondere Herausforderung stellen zudem
energieeinsparende Maßnahmen in der historischen
Altstadt dar. Aufgrund des Denkmalschutzes können
viele Maßnahmen nicht oder nur in Verbindung mit höheren Kosten umgesetzt werden.
Fehlendes Energieund Klimaschutzkonzept
Die Öffentlichkeitsarbeit und Außendarstellung der Stadt
Mölln im Bereich eigener Klimaschutzaktivitäten wird
bisher als nicht ausreichend bewertet. Viele Bürger und
Bürgerinnen und Institutionen nehmen die städtischen
Bemühungen kaum war. Zudem verfügt die Stadt bisher
über kein eigenes Energie- und Klimaschutzkonzept, so
dass eine notwendige konzeptionelle Basis für ein koordiniertes, gesamtstädtisches Vorgehen und weitere
Maßnahmen fehlt.
Abb. 43
Stärken und Schwächen - Energie und Klimaschutz
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
Stärken
• Energetische Sanierungen im
öffentlichen Gebäudebestand werden
vermehrt umgesetzt
• Sichere Strom- und Gasversorgung mit
kommunalem Einfluss
• Potenziale für erneuerbare Energien
(Holz, Solar)
• Wasserwege
• Gute Wasserqualität
• Naturlehrpfade vorhanden
• Erdgastankstelle
Schwächen
• Alte Bausubstanz im historischen
Stadtkern (energetische Sanierung
problematisch aufgrund des
Denkmalschutzes)
• Keine Sonderförderung erneuerbarer
Energien der Stadt Mölln
• Nutzung des Möllner Forstes nur in
geringem Maße
• Fehlende Öffentlichkeitsarbeit
• Abgasemissionen in der Möllner
Innenstadt
- 88 -
4.7
Gesamtstädtisches Stärken-Schwächen-Profil
Gesamtstädtisches Abbildung 44 zeigt das gesamtstädtische StärkenStärken-Schwächen- Schwächen-Profil. In diesem wurden alle zentralen und
Profil
Mölln spezifischen Stärken und Schwächen in einer
übersichtlichen Darstellung zusammengefasst. Diese
gesamtstädtische Analyse von Entwicklungspotenzialenund -hemmnissen dient als Grundlage für die Entwicklung von Leitzielen und Handlungsfeldern für die zukünftige Stadtentwicklung von Mölln.
Abb. 44
Gesamtstädtisches Stärken-Schwächen-Profil
- 89 -
GEWOS
Beratung
Planung
Forschung
- 91 -
5
Leitbild
Einbeziehung aller
relevanten Akteure
und Akteurinnen
Für das Integrierte Stadtentwicklungskonzept Mölln wurden aus der Bestandsaufnahme und -analyse Leitbilder
und Ziele abgeleitet, die alle relevanten Themen für die
Stadtentwicklung berücksichtigen. Um einen Konsens
zwischen verschiedenen Akteuren und Akteurinnen zu
erreichen, wurde - wie schon bei der Identifizierung von
Stärken und Schwächen - die Einbeziehung der für die
Stadtentwicklung relevanten Personen über die thematischen Arbeitsgruppen und die Lenkungsgruppe gewährleistet.
Berücksichtigung
vorhandener Ziele
In die Leitbildentwicklung sind die Ergebnisse von bereits vorliegenden Leitlinien und übergeordnete Planungen eingeflossen. Berücksichtigung fanden hierbei vor
allem die Neuaufstellung des Flächennutzungsplans
(2006), das Marketingkonzept Mölln, das Regionale Einzelhandelskonzept (Lübeck) sowie das Tourismuskonzept für den Kreis Herzogtum Lauenburg. Bereits vorhandene Ziele wurden zunächst auf ihre Gültigkeit überprüft und anschließend im Sinne der Erstellung eines
übergeordneten Leitbildes präzisiert.
Thematische und
räumliche Schwerpunkte
Die Entwicklungs- und Handlungsfelder des ISEK Mölln
umfassen einerseits gesamtstädtische und thematische
Schwerpunkte, andererseits wurden Gebiete definiert,
die vorrangig weiterentwickelt und aufgewertet werden
sollen. Sowohl für die räumlichen als auch für die thematischen Schwerpunkte wurden umsetzungsfähige Handlungsempfehlungen formuliert, die textlich und teils in
anschaulichen Grafiken in den folgenden Kapiteln dargestellt werden. Bei der Entwicklung einzelner kostenintensiver Maßnahmen wurde Wert darauf gelegt, dass die
Maßnahmen den Förderrichtlinien des Landes Schleswig-Holstein entsprechen und - wenn Mittel zur Verfügung stehen - im Rahmen vorhandener Förderprogramme durchgeführt werden können.
- 92 -
LEITBILD
Oberziel:
'Trendumkehr bei Bevölkerungs- und Beschäftigungsentwicklung erreichen'
HANDLUNGSFELDER UND LEITZIELE
Wohnen und Leben
Ziel: 'Lebenschancen und Lebensqualität für alle Bürger der
Stadt erhalten und ausbauen'
Stadt für Besucher und Touristen
Ziel: 'Attraktivität der Stadt Mölln für Besucher und Touristen
steigern'
Zentraler Ort Mölln
Ziel: 'Stärkung der städtischen Funktionen und der regionalen
Anziehungskraft erreichen'
Stadt in der Natur
Ziel: 'Die Stadt im Einklang mit der Natur weiterentwickeln'
Altstadt mit Flair
Ziel: 'Einkaufs- und Aufenthaltsqualität in der Innenstadt erhöhen'
Stadt der Bürger
Ziel: 'Bürgerliches Engagement fördern'
Klimafreundliche Stadt
Ziel: 'CO2- Neutrale Stadt werden'
- 93 -
5.1
Leitziele
Ein Oberziel und
sieben Leitziele
Das auf der vorherigen Seite dargestellte Leitbild der
Stadt Mölln beinhaltet ein übergeordnetes Oberziel und
sieben Leitziele. Diese Ziele bilden die Richtschnur für
das Handeln der verantwortlichen Akteure und Akteurinnen in Mölln in den nächsten zehn bis 15 Jahren.
Oberziel: Trendumkehr
Die Stadt Mölln hat in den letzten Jahren kontinuierlich
Einwohner und Einwohnerinnen verloren und zudem
einen branchenübergreifenden Abbau von Arbeitsplätzen erfahren. Vor diesem Hintergrund ist es das vordringlichste Ziel der Stadt Mölln, eine Trendumkehr bei
Bevölkerungs- und Beschäftigungsentwicklung zu erreichen. Denn nur wenn das gelingt, kann die Stadt Mölln
ihren Aufgaben und ihrer Verantwortung gerecht werden. Dazu gehören nicht nur die Erfüllung umfassender
Aufgaben im Dienstleistungsbereich und der kommunalen Daseinsvorsorge, sondern auch die Aufrechterhaltung der Funktion als Mittelzentrum für den gesamten
Verflechtungsraum.
Sieben Leitziele …
Die Entwicklung der Stadt Mölln einzig an dem aufgeführten Oberziel zu messen, würde jedoch zu kurz greifen. Aus diesem Grund hat die Stadt Mölln beschlossen,
ihr Handeln an weiteren sieben Leitzielen auszurichten.
Jedes Leitziel steht dabei für ein Handlungsfeld (siehe
Leitbild).
… und Mölln spezifi- Die sieben Leitziele werden durch die Formulierung von
sche Entwicklungs- weiteren Entwicklungszielen inhaltlich konkretisiert und
ziele
somit der spezifischen Situation in Mölln gerecht. Um die
Entwicklungsziele in der zukünftigen Stadtentwicklung
Möllns erreichen zu können, werden im anschließenden
Konzeptteil konkrete Handlungsempfehlungen und
Maßnahmen dargestellt (siehe auch Anhang A: Maßnahmenkatalog). Die Maßnahmen werden den sieben
Handlungsfeldern zugeordnet. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass die Maßnahmen in der Regel
auch inhaltliche Bezüge und Wirkungen auf andere
Handlungsfelder haben.
- 94 -
Beispielsweise tangiert die Verkehrsberuhigung der Innenstadt unter anderem die Themenfelder „Wohnen und
Leben“, Stadt für Besucher und Touristen“ sowie das
Handlungsfeld „Altstadt mit Flair“.
5.1.1
Handlungsfeld: Wohnen und Leben
Ziel der politischen Anstrengungen ist es, die Bürger und
Bürgerinnen der Stadt Mölln in ihrem Wohn- und Lebensumfeld zu unterstützen. Die Stadt Mölln will auch
zukünftig ein attraktives Zuhause für alle Einwohner und
Einwohnerinnen unabhängig von ihrer Lebenslage und
ihrer Lebensphase sein. Soziale und kulturelle Vielfalt
und das Zusammentreffen verschiedenen Generationen
und Kulturen mit ihren Wertesystemen, Traditionen und
Überzeugungen sind eine Bereicherung für das städtische Leben. Die Stadt Mölln sieht es weiterhin als ihre
Aufgabe an, Gruppen, die besonderer Unterstützung
bedürfen, nicht aus der Gesellschaft auszugrenzen,
sondern zu integrieren. Die Teilhabemöglichkeiten der
einkommensschwachen Haushalte stehen dabei genauso im Fokus der handelnden Akteure und Akteurinnen,
wie die Integration von Möllner Bürgern und Bürgerinnen
aus unterschiedlichen Herkunftsgebieten. Zugleich will
die Stadt Mölln ihren Beitrag leisten, um die Teilhabe
von Menschen mit Behinderungen am gesellschaftlichen
Leben zu verbessern.
Ein adäquates, an die Wünsche und Anforderungen der
aktuellen und potenziell neu hinzuziehenden Einwohner
und Einwohnerinnen angepasstes Wohnungsangebot
stellt eine zentrale Voraussetzung für die angestrebte
Trendumkehr bei der Bevölkerungsentwicklung dar. Ziel
ist es, dass vorhandene Wohnungsangebot weiterzuentwickeln und differenzierte Wohnungsangebote für
unterschiedliche Zielgruppen zu schaffen. Durch Impulsprojekte und Beratungsangebote rund um das Thema
„Wohnen“ möchte die Stadt Mölln den Wohnungsmarkt
weiterentwickeln und stärken. Die angeführten Punkte
finden ihren Ausdruck in dem städtischen Leitziel „Die
Lebenschancen und die Lebensqualität für alle Bürger
- 95 -
und Bürgerinnen zu erhalten und auszubauen“. Bei der
Planung und Umsetzung von allen Maßnahmen aus
dem ISEK ist immer eine Überprüfung durchzuführen,
inwiefern Handlungs- und Teilnahmeausschlüsse vermieden und eine vollständige Gleichbehandlung aller
Bewohner und Bewohnerinnen und Besucher und Besucherinnen erreicht werden kann.
Abb. 45 Wohnen und Leben
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
Lebenschancen und Lebensqualität für alle
Bürger der Stadt erhalten und ausbauen
• Teilhabe von einkommensschwachen Haushalten am
gesellschaftlichen Leben ermöglichen
• Integration von Migranten verbessern
• Teilhabemöglichkeiten von Menschen mit Behinderungen
am gesellschaftlichen Leben verbessern
• (Schul-)sozialarbeit ausbauen
• Differenzierte Wohnungsangebote für unterschiedliche
Zielgruppen schaffen
• Impulsprojekte rund um das Thema Wohnen unterstützen
5.1.2
Handlungsfeld: Stadt für Besucher und Touristen
Die Stadt verfügt über eine starke Anziehungskraft für
Besucher und Besucherinnen und Touristen und Touristinnen. Das historische Altstadtensemble und die hohe
naturräumliche Qualität stellen zwei tragende Säulen der
Attraktivität Möllns dar. Auch aufgrund des Rückgangs
der Arbeitsplätze nimmt der Tourismussektor eine zunehmend wichtigere Rolle ein. Eine zentrale Zielsetzung
der Stadt Mölln ist es deswegen, die Steigerung der Attraktivität Möllns für Besucher und Besucherinnen und
Touristen voranzutreiben. Eine stärkere Vernetzung mit
den regionalen Akteuren und Akteurinnen im Tourismussektor steht dabei ebenso im Fokus wie die Bündelung und Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit und der
- 96 -
Marketingaktivitäten. Durch die Schaffung von ganzjährigen Angeboten sollen die Freizeitmöglichkeiten für Besucher und Besucherinnen und Touristen und Touristinnen weiter verbessert werden.
Der Stadt Mölln ist es ein Anliegen, auf eine weitere
Steigerung der Qualität im Servicebereich und bei den
Übernachtungsmöglichkeiten hinzuwirken und im Rahmen ihres Handlungsspielraums eine weitere Ausdifferenzierung des gastronomischen Angebots zu unterstützen.
Zur Steigerung der Attraktivität Möllns für Besucher und
Besucherinnen und Touristen und Touristinnen ist die
Erlebbarkeit des Wassers auszubauen. Die Zugänge zu
den attraktiven Wasserlagen sind im Innenstadtbereich
begrenzt, vorhandene Wegeverbindungen zum Wasser
und die existierenden Aufenthaltsmöglichkeiten am
Wasser sind im Sinne der Bewohner und Bewohnerinnen und Besucher und Besucherinnen daher aufzuwerten.
Abb. 46 Stadt für Besucher und Touristen
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
Attraktivität der Stadt Mölln für
Besucher und Touristen steigern
• Touristisches Markenprofil definieren
• Ganzjährig Angebote schaffen
• Gastronomisches Angebot erweitern
• Hohe Qualität im Servicebereich und bei den
Übernachtungsmöglichkeiten sicherstellen
• Erlebbarkeit des Wassers ausbauen
• Regionale Vernetzung stärken
• Öffentlichkeitsarbeit und Marketing im Kulturbereich
bündeln und verbessern
- 97 -
5.1.3
Handlungsfeld: Zentraler Ort Mölln
Im thematischen Handlungsfeld „Zentraler Ort Mölln“
werden konkrete Zielsetzungen formuliert, die den Erhalt
und die Weiterentwicklung der verschiedenen „Zentralörtlichen Funktionen“ zum Gegenstand haben. Es geht
darum, Mölln als zentralen Ort für die eigenen Bewohner
und Bewohnerinnen und die Bewohner des Umlandes
weiter zu stärken. Dieser Wille findet seinen Ausdruck in
dem Leitziel „Stärkung der städtischen Funktionen und
der regionalen Anziehungskraft“. Einen Schwerpunkt
stellen - neben der Bildung - die Funktion Möllns als Einkaufsstadt für Güter des täglichen und periodischen Bedarfs sowie die Funktion Möllns als Standort für Arbeit
und Beschäftigung dar.
Abb. 47 Zentraler Ort Mölln
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
Stärkung der städtischen Funktionen und der
regionalen Anziehungskraft erreichen
• Ansässige Arbeitgeber halten und neue hinzugewinnen
• Gründerinitiative unterstützen
• Einzelhandel, Handwerk und Gastronomie durch die
stärkere Etablierung und Vermarktung regionaler
Produkte stärken
• Technische Infrastruktur verbessern
• Stärker mit den umliegenden Kommunen
zusammenarbeiten
• Städtische Liegenschaften und Einrichtungen erhalten
und pflegen
Gerade im Hinblick auf das Oberziel eine Trendumkehr
bei der Beschäftigungsentwicklung einzuleiten, gilt es
ansässige Arbeitgeber zu halten bzw. wenn möglich
neue hinzuzugewinnen. Die Stadt Mölln sieht sich hierbei in der Verantwortung, Unternehmensgründungen
und Gründerinitiativen zu unterstützen und eine Verbesserung der technischen (Telekommunikations-) Infra-
- 98 -
struktur zu erreichen. Eine Profilierung des örtlichen Einzelhandels, Handwerks und Gastgewerbes soll durch
eine stärkere Etablierung und Vermarktung regionaler
Produkte vorangetrieben werden.
5.1.4
Handlungsfeld: Stadt in der Natur
Die naturräumliche Qualität Möllns ist der zentrale
Standortvorteil. Daher hat sich Mölln zum Ziel gesetzt,
die Stadt im Einklang mit der Natur weiterzuentwickeln.
Auf der einen Seite sollen Angebote zur besseren Erlebbarkeit der Natur umgesetzt werden, was die Öffnung
Möllns zum Wasser durch die Schaffung attraktiver Aufenthaltsmöglichkeiten und die Realisierung von Wohnungsangeboten am Wasser impliziert. Auf der anderen
Seite sind neue Angebote derart zu gestalten, dass die
naturräumlichen Potenziale nicht gefährdet, sondern
weiter in Wert gesetzt werden.
Abb. 48 Stadt in der Natur
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
Die Stadt im Einklang mit der Natur weiterentwickeln
• Naturräumliche Potenziale schützen und weitere
Angebote schaffen
• Freizeit- und Spielräume attraktiver gestalten
• Wasserflächen für die Öffentlichkeit zugänglich machen
• Wohnen am Wasser stärken
• Stärkere Vernetzung mit Umlandgemeinden anstreben
- 99 -
5.1.5
Handlungsfeld: Altstadt mit Flair
Das räumliche Handlungsfeld „Altstadt mit Flair“ ist von
herausragender Bedeutung für die gesamtstädtische
Entwicklung und wird deswegen bereits an dieser Stelle
behandelt. Die Altstadt Möllns hat sowohl funktional als
auch emotional als Identifikationspunkt für Bewohner
und Bewohnerinnen und Besucher und Besucherinnen
eine große Bedeutung. Leitziel ist es daher, die Einkaufs- und Aufenthaltsqualität in der Innenstadt weiter zu
erhöhen. Durch die Schaffung hochwertiger Angebote im
Einzelhandel und in der Gastronomie soll die Innenstadt
belebt werden. Ein wichtiger Schritt ist in diesem Zusammenhang die Verbesserung der Mobilitäts- und
Parkplatzsituation, wobei der Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs dabei eine besondere Bedeutung zukommt.
Neben der Stärkung des Einzelhandels ist es Ziel der
Stadt Mölln, die Wohnfunktion im Innenstadtbereich auszubauen. Diesbezüglich sollen für unterschiedliche Zielgruppen nachfragegerechte Wohnungsangebote geschaffen und der Bestand aufgewertet werden.
Abb. 49 Altstadt mit Flair
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
Einkaufs- und Aufenthaltsqualität in der
Innenstadt erhöhen
• Die Innenstadt durch die Schaffung hochwertiger und
qualitätsvoller Einzelhandels- und Gastronomieangebote
beleben
• Barrieren in der Altstadt abbauen
• Motorisierten Individualverkehr in der Innenstadt
reduzieren
• Mobilitäts- und Parkplatzsituation (Parkraumbewirtschaftung) für alle verbessern
• Wohnfunktion in der Innenstadt stärken
- 100 -
5.1.6
Handlungsfeld: Stadt der Bürger
Die Qualität des Zusammenlebens und die Entwicklung
einer städtischen Bürgergesellschaft lassen sich unter
anderem daran messen, wie stark sich die Bürger und
Bürgerinnen Möllns am öffentlichen Leben und an
Stadtentwicklungsprozessen beteiligen. Derzeit ist Mölln
in der Situation, dass zahlreiche Vereine, Stiftungen und
Privatpersonen sich in ehrenamtlichen Tätigkeiten für
das Gemeinwohl einsetzen. Die Übernahme von Verantwortung durch die Bürger und Bürgerinnen wird von
der Stadtverwaltung und den politischen Vertretern ausdrücklich begrüßt. Daher wurde das Leitziel „Die Förderung des bürgerlichen Engagement“ aufgestellt.
Voraussetzung für bürgerliches Engagement ist eine
transparente Informationspolitik der Stadt. Das Ziel die
Öffentlichkeitsarbeit und insbesondere den städtischen
Internetauftritt zu optimieren, trägt diesem Gedanken
Rechnung. Ein Fokus soll dabei auf die Einbindung der
Bürger und Bürgerinnen bei Stadtentwicklungsprozessen gelegt werden.
Abb. 50 Stadt der Bürger
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
Bürgerliches Engagement fördern
• Bürgersinn stärken
• Verwaltungshandeln transparent darstellen
• Öffentlichkeitsarbeit optimieren
• Stärkere Beteiligung der Bürger bei Stadtentwicklungsprozessen ermöglichen
- 101 -
5.1.7
Handlungsfeld: Klimafreundliche Stadt
Mit dem Leitziel „CO2-neutrale Stadt werden“ kommt
zum Ausdruck, dass sich die Stadt Mölln für eine zukunftsfähige, nachhaltige und eben CO2-neutrale Energieversorgung einsetzt. In den Kommunen wird ein
Großteil der klimarelevanten Emissionen erzeugt. Um
die Einhaltung der nationalen Klimaschutzziele zu erreichen, ist es erforderlich, dass die Kommunen diese Ziele
mittragen. Die Stadt Mölln ist sich der Verantwortung
gegenüber der Umwelt und zukünftigen Generationen
bewusst und ist bestrebt, die vorhandenen Einsparungspotenziale zu aktivieren. Eine besondere Bedeutung hat
der Gebäudesektor. Rund 40 % des gesamten Energieverbrauchs entfallen hierauf. Daher ist es ein vorrangiges Ziel, die energetische Beschaffenheit des Immobilienbestandes zu verbessern. Zugleich will die Stadt
Mölln im Rahmen ihrer Möglichkeiten eine stärkere Nutzung von regenerativen Energien fördern. Zugleich soll
durch die Optimierung des öffentlichen Personennahverkehrs sowie der Verkehrssituation für Fußgänger/
-innen und Radfahrer/-innen der motorisierte Individualverkehr reduziert werden.
Die Reduzierung des Energieverbrauchs obliegt jedoch
nicht der Stadt allein. Gefordert sind alle Bürger und
Bürgerinnen Möllns. Deshalb ist es Ziel der Stadt Mölln,
eine Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung bei Jung
und Alt für die unterschiedlichen Aspekte des Klimaschutzes zu erreichen. Ein Ansatzpunkt ist diesbezüglich
eine Intensivierung der Öffentlichkeitsarbeit, angefangen
von Projektarbeiten in den Schulen bis hinzu Beratungsangeboten
für
Immobilieneigentümer
und
-eigentümerinnen sowie Mieter und Mieterinnen.
- 102 -
Abb. 50 Klimafreundliche Stadt
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
CO2- Neutrale Stadt werden
• Stärkere Nutzung von regenerativen Energien fördern
• Energetische Beschaffenheit des Immobilienbestandes
verbessern
• Naturräumliche Ressourcen energetisch nutzen
• Motorisierten Individualverkehr reduzieren
• Optimierung des ÖPNV – Umweltverbund stärken
• Öffentlichkeitsarbeit ausbauen und Bewusstseinsbildung
fördern
5.1.8
Querschnittsthemen „Chancengleichheit“ und „Nachhaltiges
Handeln“
Verantwortungsbewusstes Handeln
durch …
Bei jeglichen Anstrengungen zur Erreichung der formulierten Leitziele sollen die beiden Querschnittsthemen
„Chancengleichheit“ und „Nachhaltiges Handeln“ als
Grundsätze eines verantwortungsbewussten Handelns nicht nur der städtischen Akteure und Akteurinnen größtmögliche Beachtung finden.
… Gewährleistung
von Chancengleichheit …
Unter der Gewährleistung einer allgemeinen Chancengleichheit ist die uneingeschränkte Eröffnung von Handlungs- und Partizipationsmöglichkeiten für alle Bewohner
und Bewohnerinnen und Besucher und Besucherinnen
Möllns - unabhängig von Geschlecht, Alter, Nationalität
oder Behinderung - gemeint. Bei der Planung und Umsetzung von allen Maßnahmen aus dem ISEK ist immer
eine Überprüfung dahingehend durchzuführen, inwiefern
Handlungs- und Teilnahmeausschlüsse vermieden und
eine vollständige Gleichbehandlung aller Bewohner und
Bewohnerinnen und Besucher und Besucherinnen erreicht werden können.
- 103 -
… und Berücksichtigung des Nachhaltigkeitsprinzips
Bei der Maßnahmenumsetzung ist zudem stets ein verantwortliches und nachhaltiges Handeln in Bezug auf
einen größtmöglichen Ressourcenerhalt für nachfolgende Generationen anzustreben. Es ist sicherzustellen,
dass negative Auswirkungen des heutigen Handelns auf
die Zukunft weitgehend minimiert werden.
- 104 -
6
Handlungs- und Maßnahmenkonzept
Zielerreichung
durch Maßnahmenumsetzung
Um die im vorherigen Kapitel dargestellten Leit- und
Entwicklungsziele für die Stadtentwicklung Möllns der
nächsten zehn bis 15 Jahre erreichen zu können, bedarf
es der Umsetzung konkreter Maßnahmen. Deshalb wurden im weiteren Verlauf des ISEK-Prozesses unter Einbindung der lokalen Akteure und Akteurinnen aus den
Arbeitsgruppen zahlreiche Maßnahmenvorschläge erarbeitet und den dargestellten sieben Handlungsfeldern
und Leitzielen zugeordnet. Die Maßnahmenvorschläge
wurden anschließend durch GEWOS aufbereitet und in
der Lenkungsgruppe zur Diskussion gestellt und weiterentwickelt.
Maßnahmenkatalog
mit Benennung von
Priorität, Akteuren
und Zeithorizont
Im Ergebnis konnte so ein umfassender von Experten,
Verwaltung und Politik erarbeiteter Maßnahmenkatalog
erstellt werden. Dieser enthält neben der Nennung der
eigentlichen Maßnahme weitere Informationen, die für
die spätere Maßnahmenumsetzung maßgeblich sind. So
wird jeder Maßnahme eine Priorität zugeordnet, die dieser im Rahmen des Stadtentwicklungsprozesses zukommt. Die Prioritäten sind in gering, mittel und hoch
abgestuft. Daneben werden für jede Maßnahme die relevanten Akteure und Akteurinnen zur Umsetzung benannt. Hierfür wird zunächst jeweils ein Akteur/eine Akteurin vorgeschlagen, der die Federführung bei der
Maßnahmenumsetzung übernehmen soll. Zusätzlich
werden weitere Akteure und Akteurinnen benannt, die
an der Maßnahmenrealisierung mitwirken sollen. Weiterhin wird für jede Maßnahme ein Zeithorizont festgelegt, innerhalb dessen die Umsetzung erfolgen soll.
Beschreibung ausgewählter Maßnahmen
Im nachfolgenden Kapitel werden für die verschiedenen
Handlungsfelder die wichtigsten Maßnahmen bzw. die
Maßnahmen mit einer hohen Priorität vorgestellt. Hierbei
wird für jede Maßnahme zunächst kurz auf den Hintergrund und den thematischen Gegenstand eingegangen,
bevor die Priorität, die Akteure und Akteurinnen und der
Zeithorizont beschrieben werden. Die Übersicht über alle
- 105 -
Maßnahmen sowie die jeweilige Maßnahmenpriorität
und der Zeithorizont sind dem vollständigen Maßnahmenkatalog im Anhang zu entnehmen.
6.1
Handlungsfeld: Wohnen und Leben
Aufbau eines Beratungsangebotes
Der Beratungs- und Informationsbedarf zu Aspekten des
altersgerechten Umbaus über Fragen der energetischen
Modernisierung bis zu denkmalschutzrechtlichen Aspekten ist bei Eigentümern und Eigentümerinnen sowie Mietern und Mieterinnen gestiegen. Neben Fragen zur baulichen Durchführung besteht ein wachsender Beratungsbedarf hinsichtlich der Finanzierungsmöglichkeiten, insbesondere zu den existierenden Förderprogrammen.
Dies ist zum einen auf die große Anzahl von Förderprodukten und zum anderen auf die Vielfalt an förderfähigen
Bau- und Modernisierungsmaßnahmen zurückzuführen.
Die Spannbreite der möglichen Modernisierungsmaßnahmen reicht vom Einbau moderner Heizungsanlagen
über die Wärmedämmung von Dach und Fassade bis
zum Aufbau von Photovoltaikanlagen. Die Wirtschaftlichkeit solcher Maßnahmen ist - auch aufgrund der nicht
zu prognostizierenden Energiepreise - für die Wohnungseigentümer und -eigentümerinnen oftmals schwer
nachvollziehbar. Daher sollte ein diesbezügliches Beratungs- und Informationsangebot in der Stadt Mölln aufgebaut werden. Im Folgenden werden die Potenziale der
wesentlichen Förderprogramme in ihren Grundzügen
dargestellt.
Förderung von
energieeffizienten
Neubau- und Bestandsgebäuden
Mit dem Wohnraumförderprogramm stellt das Land
Schleswig-Holstein attraktive zinsgünstige Darlehen,
insbesondere für Familien, zur Verfügung. Der Erwerb
von Neubau- und Bestandsimmobilien wird in Form eines Darlehens in Höhe von 64.000 € gefördert. Voraussetzungen für die Förderung sind die Einhaltung von
Einkommensgrenzen sowie die Einbringung von Eigenleistungen in die Finanzierung. Darüber hinaus dürfen
bestimmte Wohnflächen- und Kostengrenzen nicht überschritten werden.
- 106 -
Bei der Förderung von Neubau- und Bestandsobjekten
legt das Land Schleswig-Holstein einen klaren Fokus auf
energieeffiziente Gebäude. So muss ein Neubauobjekt
die Anforderungen des KfW-Effizienzhauses 70 nach der
EnEV 2009 erfüllen. Ähnliches gilt für Bestandsimmobilien. Das Gebäude muss mindestens dem AltbauStandard gemäß EnEV 2009 entsprechen. Entspricht
das Objekt nicht diesem Mindeststandard, besteht für
den Erwerber die Möglichkeit, diesen durch Modernisierungsmaßnahmen innerhalb eines Jahres herzustellen.
Kredite der KfW
Neben der Wohnraumförderung des Landes spielen im
Wohnungsmarktbereich insbesondere zinsgünstige Kredite der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) eine wichtige Rolle. Als wichtige KfW-Kredite, die in den Wohnungsmarktbereich fallen, sind beispielsweise die Programme „Altersgerecht umbauen“ oder „Energieeffizient
bauen“ zu nennen.
DenkmalschutzBeratung
Insbesondere im Altstadtbereich wurde von Eigentümern
und Eigentümerinnen der historischen Stadthäuser ein
bessere Information und Beratung hinsichtlich der Sanierung und Erhaltung der Gebäude sowie eine Beratung
zu Finanzierungsmöglichkeiten eingefordert. Die Stadt
Mölln sollte den Eigentümern unterstützend zur Seite
stehen und eventuell in Kooperation mit den Auskunft
gebenden Stellen beim Kreis und beim Land sowie mit
Handwerksbetrieben und Architekten ein Beratungsangebot aufbauen. Bereits heute berät und informiert das
Landesamt für Denkmalpflege in Lübeck über Möglichkeiten der Förderung und steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten von Erhaltungs- und Herstellungsaufwendungen. Zudem gibt das Landesamt Hilfestellungen bei
der Wahl des Architekten und bei der Auswahl geeigneter Handwerker, Techniker und Spezialisten für die Restaurierungsarbeiten jeglicher Art. Eine Sanierung der
Gebäude macht vielfach jedoch nur dann Sinn, wenn
Erschütterungen durch den Verkehr reduziert werden.
Eine Reduzierung von straßenverkehrsbedingten Erschütterungen kann zum einen durch Verbesserungen
der Straßenoberfläche und zum anderen durch verkehrslenkende Maßnahmen erzielt werden. Diese
- 107 -
Aspekte sollten im Rahmen des Mobilitätskonzeptes
(siehe Seite 117) eingehend untersucht werden.
Marketingoffensive
„aus alt mach neu“
Es empfiehlt sich, den Aufbau der Beratungsangebote
durch eine intensive Öffentlichkeitsarbeit zu begleiten.
Ein Schwerpunkt sollte auf die Modernisierung von Bestandsgebäuden gelegt werden, da hier bereits heute
oftmals akuter Handlungsbedarf besteht. Beispielsweise
könnte eine Marketingoffensive „aus alt mach neu“ gestartet werden. Wöchentlich könnte ein Kurzportrait über
eine Modernisierungsmaßnahme (barrierefreier Umbau,
energetische Sanierung etc.) mit einem kurzen Interview
von Personen, die diese Maßnahmen bereits durchgeführt und positiven Erfahrungen gemacht haben, erscheinen. In der Serie sollte eine breite Palette an Vorhaben vorgestellt werden. Die Konzeption der Marketingoffensive sollte parallel zum Aufbau der Beratungsangebote erfolgen. Um eine breite Öffentlichkeitswirkung
zu erzielen, sollte der Kontakt zu den lokalen Medien
hergestellt werden.
Flächenpotenziale
für Wohnungsneubau in zentralen Lagen eruieren
Die räumlichen Entwicklungsmöglichkeiten der Stadt
Mölln sind durch die großen Flächenanteile der geschützten Naturräume und Freiflächen begrenzt. Daher
gewinnt die Nachverdichtung in bestehenden Strukturen
an Bedeutung. In diesem Kontext sind durch die Stadt
Mölln kurzfristig vorhandene Flächenpotenziale und
Nachverdichtungsmöglichkeiten vor allem in den zentralen Lagen zu eruieren. Neben Mehrfamilienhäusern sollte die Realisierung von innovativen flächensparenden
Bauformen, wie zum Beispiel „Town Houses“ (gestapelte
Reihenhäuser), geprüft werden. Dieser in der Regel auf
kleinen schmalen Grundstücken errichtete Gebäudetyp
ermöglicht innerstädtisches Wohnen mit Eigenheimcharakter trotz einer hohen Bebauungsdichte.
- 108 -
Foto 20 und 21: Townhouses
Nachverdichtung
ermöglichen
Aufgrund der geringen Flächenpotenziale der Stadt
Mölln sollten die bestehenden Nachverdichtungsmöglichkeiten ausgeschöpft werden. Möglichkeiten der
Nachverdichtung ergeben sich einerseits durch die Erweiterung (Anbauten/Aufstockungen) sowie den Rückbau und anschließendem Neubau von Wohngebäuden.
Andererseits kann durch die Schließung von Baulücken
neuer Wohnraum geschaffen werden. Darüber hinaus
kann durch die Schaffung von Baurechten in zweiter
Reihe (Grundstücksteilung) ein erhebliches Nachverdichtungspotenzial realisiert werden. Vorteile der Ausschöpfung von Nachverdichtungspotenzialen sind: Zusätzliche Flächen werden nicht in Anspruch genommen
und wichtige Infrastruktureinrichtungen, wie zum Beispiel
Betreuungseinrichtungen für Kinder, sind häufig bereits
vorhanden und können so langfristig besser ausgelastet
werden. Problematisch bei der Umsetzung der Nachverdichtung sind oftmals langwierige planungsrechtliche
Verfahren. Ferner ist generell ohne die Bereitschaft der
Eigentümer und Eigentümerinnen eine Entwicklung der
entsprechenden Flächen nicht möglich. Aus diesem
Grund müssen Eigentümer und Eigentümerinnen potenziell geeigneter Grundstücke für die Umsetzung entsprechender Maßnahmen gewonnen und aktiviert werden. In
diesem Zusammenhang sind den Eigentümern die Vorteile
einer
Grundstücksteilung
wie
die
Einnahmen aus dem Verkauf des Grundstücks - nahe zu
bringen.
- 109 -
Luftbild 1: Nachverdichtungsmöglichkeiten im Bereich Lange
Straße/Höhenweg/Ginsterweg
Zusätzliche seniorengerechte Wohnungen
Vor dem Hintergrund der Pluralisierung von Lebensstilen
und Wohnansprüchen stehen die Wohnungswirtschaft
und die Stadt Mölln vor der Herausforderung, den Wohnungsmarkt an die individuellen und sich ausdifferenzierenden Wohnwünsche der Nachfrager anzupassen.
Grundsätzlich bietet es sich an, flexible und barrierearme Wohnangebote zu schaffen, die unterschiedlichen
Haushaltstypen, Lebensformen und Altersgruppen gerecht werden. Eine große Nachfrage generiert sich aus
der Zielgruppe der Senioren und Seniorinnen. Allerdings
werden die Senioren und Seniorinnen nur dann einen
Wohnungswechsel anstreben, wenn eine attraktive Alternative - beispielsweise zum Eigenheim - besteht. Die
Ergebnisse der Haushaltsbefragung und anderer von
GEWOS durchgeführter Befragungen zeigen bei der
Zielgruppe der 50- bis 65-Jährigen eine Sensibilität in
Bezug für das Thema seniorengerechtes Wohnen. Da
diese Gruppe eine vergleichsweise hohe Mobilität aufweist und für einen Umzug in eine andere Wohnung teilweise mit hochwertiger Ausstattung und vereinzelt mit
angeschlossenen Pflege- und Serviceeinrichtungen eher bereit ist als ältere Haushalte, gibt es hier gute
Vermarktungschancen. Für die Generation 50+ sind die
wichtigsten Einrichtungen im Wohnumfeld die Einkaufsmöglichkeiten des täglichen Bedarfs sowie eine gute
Anbindung an Busse und Bahnen. Daher sollte die Stadt
Mölln die Voraussetzungen für möglichst innenstadtnahe
- 110 -
Wohnungsangebote schaffen.
Runder Tisch gegen Wie im Leitbild angeführt, sieht es die Stadt Mölln als
Armut und für sozia- ihre Aufgabe an, Gruppen, die besonderer Unterstütle Gerechtigkeit
zung bedürfen, zu integrieren und ihre Teilhabemöglichkeiten zu verbessern. Die Voraussetzungen dafür bestehen. Es gibt zahlreiche Institutionen angefangen bei den
Schulen bis hin zum Lebenshilfewerk, die sich mit viel
Engagement für benachteiligte Haushalte und Personen
einsetzen. Um einen regelmäßigen Austausch der Akteure und Akteurinnen zu institutionalisieren sowie zur
Bündelung und Koordination der zahlreichen Aktivitäten
sollte ein Runder Tisch gegen Armut und für soziale Gerechtigkeit initiiert werden. GEWOS empfiehlt, hierzu die
Mitglieder der Arbeitsgruppe „Soziales, Bildung und
Sport“ möglichst kurzfristig zu einer konstituierenden
Sitzung einzuladen. Zukünftig kann der Kreis durch weitere Personen und Einrichtungen ergänzt werden.
Konzepte zur Elternbildung entwickeln
Die Familie ist eine der wichtigsten Einflussfaktoren für
die psychische, soziale und physische Entfaltung des
Kindes. In einer funktionierenden Familie können sich
die Kinder besser entwickeln, als bei Eltern, die nicht
über grundlegende Erziehungskompetenzen verfügen.
Insbesondere bei bildungsfernen Bevölkerungsgruppen
besteht Unterstützungsbedarf. Die Stadt Mölln sollte
daher die bestehenden Angebote weiter ausbauen. In
Kooperation mit Kindertagesstätten, Schulen und Erziehungsberatungsstellen sollten verstärkt Elterncoachings
durchgeführt werden. Grundlage für die Beratung von
Eltern in Erziehungsfragen ist die sprachliche Verständigung. Neben der Sprachförderung, welche insbesondere
bei Familien mit Migrationsförderung notwendig ist, sollten Kurse zur Stärkung der elterlichen Erziehungskompetenz sowie beispielsweise Angebote zur gesunden
Ernährung angeboten werden. Tageseinrichtungen für
Kinder bieten die besten Zugangsmöglichkeiten zu Eltern (in der Regel zu den Müttern). Hier bestehen gute
Voraussetzungen, Angebote zu platzieren.
- 111 -
6.2
Handlungsfeld: Stadt für Besucher und Touristen
Professionalisierung
und aktive Pflege
des städtischen Internetauftritts
Die Homepage der Stadt Mölln entspricht derzeit nicht
den Anforderungen der Mediennutzer. Sowohl hinsichtlich der Gestaltung, Übersichtlichkeit und Navigation wie
auch bezogen auf die Aktualität der Inhalte bleibt die
Homepage hinter heute üblichen Standards zurück.
GEWOS empfiehlt daher, kurzfristig eine komplette
Überarbeitung der Homepage durchzuführen. Wichtig
ist, dass sich die Besucher und Besucherinnen der Homepage - seien es Bewohner und Bewohnerinnen, Touristen und Touristinnen oder Gewerbetreibende - schnell
zu recht finden und zu den gewünschten Inhalten gelangen. Gelungene Beispiele für Internetauftritte von Kleinund Mittelstädten sind unter anderem die Homepages
der Städte Wismar oder Lauenburg an der Elbe.
Ferner sollte die Stadt Mölln die Homepage stets aktualisieren. Damit alle Nutzer die Homepage unabhängig
von körperlichen und technischen Möglichkeiten nutzen
können, sollte der Internetauftritt möglichst barrierefrei
gestaltet sein. Dies beinhaltet, dass einerseits sehbehinderten Menschen die Nutzung der Homepage möglich ist, dass die Inhalte übersichtlich und in leicht verständlicher Sprache präsentiert werden und dass die
Internetplattform unabhängig vom verwendeten Betriebssystem und von der Software genutzt werden
kann. Ebenso sollte eine Suchmaschinenoptimierung
angestrebt werden. Dies hat zum Ziel, dass bei der Eingabe bestimmter Suchbegriffe in den Ergebnisseiten von
Suchmaschinen (wie z. B. Google) die Homepage möglichst weit vorne sachbezogen platziert wird. Beispielsweise sollte die Homepage der Stadt Mölln bei der Eingabe des Suchbegriffs „Urlaub Herzogtum Lauenburg“
möglichst unter den ersten Treffern zu finden sein.
- 112 -
Abb. 51 Homepage Wismar
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
Abb. 52 Homepage Lauenburg an der Elbe
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
Touristeninformation in die Innenstadt
verlegen
Zurzeit ist die Touristeninformation der Stadt Mölln in
den Räumlichkeiten der städtischen Kurverwaltung
oberhalb des Kurparks angesiedelt. Der Standort ist
jedoch nicht optimal. Die ersten Anlaufstationen für die
Touristen sind die Altstadt und das Zentrum von Mölln.
Besucher und Touristen finden daher an zentraler Stelle
- bis auf die Touristinformation des Kreises („erlebnisreich“) - derzeit kein Informationsangebot. GEWOS regt
deshalb an, die Kurwaltung in einen zentralen Stadtbereich zu verlegen. Potenzielle Standorte sind das derzeit
leerstehende und im städtischen Eigentum befindliche
Bahnhofsgebäude oder ein Standort direkt in der Altstadt. Sollte das Gebiet der „Hafen-/Bahnflächen“ kurzbis mittelfristig entwickelt werden - gegebenenfalls in
Verbindung mit der Realisierung eines Gesundheits- und
Wellnesszentrums (siehe unten) - ist eine Ansiedlung
der Touristeninformation auch hier möglich.
Kurmittelhaus zu
einem modernen
Gesundheits- und
Wellnesszentrum
weiterentwickeln
Die Stadt Mölln ist ein staatlich anerkannter Kneippkurort. Dies ist ein zentrales Alleinstellungsmerkmal im
kommunalen Wettbewerb um Besucher und Touristen.
Momentan wird dieses Alleinstellungsmerkmal jedoch
nicht hinreichend genutzt. Seit den 1970er Jahren, in
denen die heutigen Kurinfrastrukturen errichtet wurden,
sind nur vereinzelt Reattraktivierungsmaßnahmen erfolgt, so dass die ehemalige Qualität zunehmend verloren geht. Vor diesem Hintergrund sollte das bestehende
Kurmittelhaus zu einem modernen Gesundheits- und
Wellnesszentrum weiterentwickelt werden. Da eine Weiterentwicklung und Modernisierung erhebliche Investitionen nötig macht, ist auch ein Neubau in Erwägung zu
ziehen. Der Um- bzw. Neubau eines Wellnesszentrums
- 113 -
könnte ein wichtiges Standbein zur Entwicklung des
Destinationstourismus sein. Das Freizeitangebot würde
durch ein Wellnesszentrum sinnvoll ergänzt und eine
ganzjährige Schlechtwetteralternative für Besucher und
Touristen könnte geschaffen werden. Voraussetzung ist
jedoch, dass notwendige Einnahmen aus dem Betrieb
erzielt werden. Zudem muss durch die Errichtung die
Zahl der Touristen nachhaltig gesteigert werden. Aktuelle Studien belegen, dass derartige Projekte nur in Ausnahmefällen allein durch die Eintrittspreise der Besucher
und Besucherinnen finanziert werden können, sondern
auch gesamtstädtische indirekte Zusatzeinnahmen, beispielsweise durch Konsumausgaben in der Gastronomie
und im Einzelhandel, einbezogen werden müssen. So
wird im Rahmen einer Expertise zur Wettbewerbssituation von Freizeitbädern (und Gesundheitsthermen) in
Schleswig-Holstein festgehalten, „dass alle Bäder nur
unter dem Gesichtspunkt einer Gesamtprojektierung
(Umwegrentabilität) finanziell vertretbar sind“ (Ministerium für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr des Landes Schleswig-Holstein 2010).
Hotel mit Wellnessbereich
Foto 22: Schulsee
Angebote zur Stärkung des Gesundheitstourismus entwickeln
Die Funktion eines Gesundheits- und Wellnesszentrums
könnte auch die Errichtung eines Hotels mit entsprechenden Angeboten darstellen. Dies würde die Chance
bieten, Mölln als Standort für die gehobene Hotellerie zu
stärken. Ferner könnten bei einer entsprechenden Größe des Hotels neue Zielgruppen gewonnen werden.
Bislang können aufgrund der geringen Bettenkapazität
die ansässigen Betriebe größere Reisegruppen (Busreisen) nicht unterbringen. Als Standort für ein Wellnesshotel kommt das Gelände der „Hafen-/Bahnflächen“ in Betracht. Die Stadt Mölln sollte kurzfristig eine Machbarkeitsstudie für die Entwicklung eines Wellnesszentrums
durchführen lassen.
Die wichtigste Zielgruppe für den Tourismussektor sind
Singles und Paare im mittleren bis hohen Alter. Diese
Gruppe zeichnet sich durch eine hohe Affinität zu Gesundheits- und Wellnessangeboten aus. Ein wichtiger
Baustein bezogen auf den Gesundheitstourismus stellt
der Ausbau und die Weiterentwicklung der vorhandenen
Wander- und Radwege dar. Nur wenn diesbezüglich
- 114 -
auch zukünftig eine hohe Qualität sichergestellt werden
kann, können Leuchtturmprojekte, wie das bereits angeführte Gesundheits- und Wellnesszentrum, erfolgreich
betrieben werden. Zudem sind Infrastrukturen wie Wander-, Rad- und Kanuwege eine bedeutende Voraussetzung für den Ausbau von Fitness- und Aktivangeboten.
Grundsätzlich sollten die Stadt Mölln und die Kurverwaltung sicherstellen, dass eine enge Einbindung in die
touristische Qualitätsoffensive „Herzogtum Lauenburg“
erfolgt.
Naturparkzentrum
im Wildpark ermöglichen
Die Stadt Mölln hat sich dazu entschlossen, den Wildpark für rund 1,9 Millionen Euro auszubauen. Neben der
Neugestaltung eines Eingangsbereichs werden Ausstellungs- und Veranstaltungsräume sowie ein Café errichtet. Die am ISEK beteiligten Akteure und Akteurinnen
unterstützen das Projekt als einen wichtigen Baustein
und Qualitätsträger für Tourismusangebote in der Landschaft und Umweltpädagogik. GEWOS regt an, den Naturpark noch stärker als bisher zur Bildung des Tourismusprofils zu nutzen. Dies beinhaltet, den Wildpark
stärker als bisher für die Öffentlichkeitsarbeit der Stadt
Mölln zu nutzen.
Klassifizierung weiterer Betriebe mit
dem Service QSiegel
Die Servicequalität von Dienstleistern aller Art wird immer mehr zu einem entscheidenden Kriterium der Wettbewerbsfähigkeit. Dies gilt für einzelne Branchen, wie
dem Einzelhandel oder dem Gastgewerbe, genauso wie
für die Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität der Kommune insgesamt. Daher sollte die Stadt Mölln gemeinsam mit dem Hotel- und Gaststättenverband (DeHoGa)
und Mölln Marketing ortsansässige Betriebe über die
Vorteile und Möglichkeiten einer Teilnahme an ServiceQualitätsoffensive informieren. So werden vom Institut
für Management und Tourismus der Fachhochschule
Westküste Schulungen und Seminare zu unterschiedlichen Themenfeldern angeboten. Beispielsweise werden
gezielt die Grundlagen des Qualitätsmanagements und
Maßnahmen zum Beschwerdemanagement vermittelt.
Neben der positiven Außenwirkung, die von einem Qualitätssiegel ausgeht, steht vor allem die Steigerung des
Qualitäts-Bewusstseins innerhalb der Betriebe im Fokus
der Initiative.
- 115 -
6.3
Handlungsfeld: Zentraler Ort Mölln
Nachnutzung für
Hertiekaufhaus
Mölln hat eine wichtige Versorgungsfunktion für das Umland für Güter des täglichen und mit Einschränkungen
auch für den periodischen Bedarf. Dies bestätigt der
positive Kaufkraftsaldo der Stadt Mölln. Die Einzelhandelseinrichtungen konzentrieren sich in der Altstadt.
Trotz einiger erfolgreicher Neuansiedlungen ist die Altstadt insbesondere im nördlichen Bereich durch zahlreiche Leerstände geprägt. Zu Beginn des Jahres 2009
wurde zudem die Hertie-Filiale geschlossen wurde. Um
die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt zu stärken, sind
zukünftig weitere Leerstände zu vermeiden bzw. wenn
möglich abzubauen. Die Behebung des Leerstands im
zentral gelegenen Hertie-Gebäude ist eine zentrale Aufgabe. Eine kurzfristige Lösung des Problems stellt sich
jedoch als schwierig heraus. Die Eigentümerin - die britische Investorengruppe Dawnay Day mit Sitz in London ist für die handelnden Akteure und Akteurinnen vor Ort
nicht zu erreichen, so dass potenzielle Lösungswege
nicht eruiert werden können. GEWOS empfiehlt, im
Schulterschluss mit dem Land Schleswig-Holstein und
gegebenenfalls mit potenziellen Investoren weiterhin den
Kontakt mit der Eigentümerin zu suchen und eine nachhaltige Lösung für die Nachnutzung der zentral gelegenen Immobilie zu finden.
Foto 23 und 24 - Hertiefiliale vor und nach der Schließung
Unterstützungsangebote für Neuansiedlung von Einzelhandels- und Gast-
Unabhängig vom weiteren Verlauf des „Hertie-Falls“
sollten die Stadt Mölln, Mölln Marketing und die IHK ein
Unterstützungsangebot für Neuansiedlungen von Einzelhandels- und Gastronomieangeboten aufbauen. In
- 116 -
ronomieangeboten
einem ersten Schritt sollte eine Erfassung der Leerstände und der Aufbau eines digitalen Leerstandskataloges
erfolgen. Der Leerstandskatalog sollte unter anderem
folgende Kriterien umfassen: Lage, Fläche, Struktur und
Nutzungseignung.
Zudem sollte der Kontakt zu den Eigentümern und Eigentümerinnen der leerstehenden Immobilien gesucht
werden. Ziel sollte eine Sensibilisierung der Eigentümer
und Eigentümerinnen für alternative Nutzungsmöglichkeiten sein. Im Rahmen der Gespräche sollte auch der
Spielraum für eine Anpassung der Mietkonditionen eruiert werden. In diesem Zusammenhang sind Modelle
einer Kopplung von Miete an den Umsatz zu prüfen.
Geringere Fixkosten ermöglichen insbesondere Existenzgründern einen einfacheren Start in die Selbstständigkeit bzw. Unternehmensgründung.
Veranstaltungsreihe
„Mölln tischt auf“
Zur Stärkung der lokalen Gastronomie könnte die Stadt
Mölln in Kooperation mit den Hoteliers und Gastronomiebetrieben eine Veranstaltungsreihe „Mölln tischt auf“
initiieren. Im Rahmen der Veranstaltung sollte möglichst
auf die regionale Landwirtschafts- und Wilderzeugnisse
zurückgegriffen werden, da derzeit eine Wiederbesinnung auf regionale Gerichte und Produkte festzustellen
ist. Um auch langfristig regionale Produkte stärker in das
Gastronomieangebot einzubeziehen, sollte die Zusammenarbeit zwischen Landwirten und Gastronomen verbessert werden. Dadurch könnte insgesamt eine erhöhte
Wertschöpfung in der Region erreicht werden. Zugleich
würde die regionale Identität Möllns durch diese Maßnahme gestärkt.
Existenzgründungsberatung
Zudem sollte die Stadt Mölln den Aufbau einer Existenzgründungsberatung eventuell in Kooperation mit der
Wirtschaftsförderung des Kreises Herzogtum Lauenburg
in Erwägung ziehen. Die Existenzgründungsberatung
sollte eine individuelle Hilfestellung zu den Themenstellungen Finanz-, Investitions-, Unternehmensplanung
vermitteln. Wichtig ist, dass die Beratung die spezifischen Bedürfnisse und Ansprüche von Einzelhandelsund Gastronomiebetrieben berücksichtigt. Die Beratung
sollte unter anderem die Herstellung von Kontakten zu
- 117 -
Kreditinstituten und eine Prüfung der Machbarkeit von
Projektideen beinhalten.
Runder Tisch Einzelhandel
Eine weitere erfolgsentscheidende Komponente für die
Attraktivitätssteigerung von Einzelhandel und Gastronomie ist die Zusammenarbeit der Akteure und Akteurinnen vor Ort. Die Planung und Umsetzung von Maßnahmen und Projekten steht und fällt mit deren Beteiligung
und Unterstützung. Um die Maßnahmen zukünftig besser koordinieren zu können, empfiehlt GEWOS die Einrichtung eines „Runden Tisches Einzelhandel.“ Die Stadt
Mölln sollte die Veranstaltung unterstützt durch Mölln
Marketing initiieren, organisieren und moderieren. Themen, die im Rahmen des Runden Tisches angesprochen und bearbeitet werden können, sind:
x Einführung von einheitlichen, kundenfreundlichen
Kernöffnungszeiten
x Ausbau der Servicequalität (siehe Kap. 6.2)
x Gestaltungsleitfäden für Geschäfte und öffentliche
Flächen
x Verbindliche Teilnahme an gemeinsamen Marketingmaßnahmen
Sanierung und Instandsetzung des
Bahnhofgebäudes
Das Bahnhofsgebäude wird derzeit nicht genutzt, weist
ein unbefriedigendes äußeres Erscheinungsbild auf und
stellt damit ein schlechtes Entree zur Stadt dar. Auch
das nähere Bahnhofsumfeld weist gestalterische Mängel
auf. Vandalismus und mangelnde Sauberkeit sowie
städtebaulich wenig attraktive Gewerbeflächen führen zu
einer insgesamt geringen Aufenthaltsqualität. Da die
Stadt Mölln Eigentümerin des Bahnhofs ist, besteht hier
die Möglichkeit, kurzfristig eine Aufwertung des Areals
zu erreichen. So sollte die Stadt das Bahnhofsgebäude
sanieren und die Umfeldqualitäten erhöhen. Eine mögliche Nutzung stellt eine Touristeninformation dar. Zudem
sollte geprüft werden, ob der Bahnhof im städtischen
Eigentum bleibt oder veräußert wird. Diesbezüglich sind
zwei Optionen denkbar: Einerseits der Verkauf an die
städtische Industrie- und Wohnungsgelände GmbH
(IWO), andererseits sollte angesichts der angespannten
Haushaltslage auch ein Verkauf an einen privaten Investor in Betracht gezogen werden. Die Nutzung des Bahn-
- 118 -
hofs sollte jedoch in jedem Fall den Besonderheiten des
Standorts als Entree für Besucher und Besucherinnen
und Touristen gerecht werden.
Foto 25 und 26: Bahnhof und Bahnhofsgebäude
Mobilitätskonzept
erstellen
Mobilität und Verkehr sind feste Bestandteile der heutigen Gesellschaft und Voraussetzung für die wirtschaftliche Prosperität von Städten und Regionen. Viele Wege,
ob zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit Bus und Bahn oder mit
dem Auto ermöglichen den Menschen die Teilnahme am
gesellschaftlichen Leben in der Arbeitswelt, in der Freizeit und bei der täglichen Versorgung. Die Herausforderung besteht darin, vor dem Hintergrund des weiter zunehmenden Verkehrsaufkommens, den Verkehr verträglich abzuwickeln und dabei einerseits die Mobilitätsansprüche der Bevölkerung zu befriedigen und andererseits seine Nachteile bezogen auf die Umwelt im Allgemeinen und auf die Wohn- und Lebensqualität im Speziellen zu reduzieren. Um diese Herausforderung zu
bewältigen, sollte die Stadt Mölln ein Mobilitätskonzept
erstellen. Ziel sollte es sein, die Mobilität sicher, flüssig
und umfeldverträglicher zu gestalten und sowohl die
Bedürfnisse der regionalen Verkehrsplanung als auch
die innerstädtischen Mobilitätserfordernisse zu berücksichtigen. Ein Schwerpunkt sollte dabei auf die verkehrliche Situation in der Möllner Innenstadt gelegt werden
(siehe Kap. 6.5). Zugleich sollten die Möglichkeiten zum
Ausbau des ÖPNV und des Fahrrad- und Fußgängerverkehrs geprüft werden. Nicht zuletzt sollte eine Reduzierung der CO2-Emmissionen als ein zentrales Ziel im
Mobilitätskonzept behandelt werden.
- 119 -
6.4
Handlungsfeld Stadt in der Natur
Aufwertung des Hafengeländes - Entwicklung der Flächen am Wasser
Wie bereits angeführt, verfügt die Stadt Mölln über fast
keine Wohnbauflächenpotenziale mehr. Attraktive innenstadtnahe Flächen mit Zugang zum Wasser sind
nicht vorhanden. Eine Chance für die Stadtentwicklung
bietet daher ein Grundstück am Ziegelsee westlich der
Innenstadt. Das Grundstück wurde zum Teil von einem
Landmaschinenhändler genutzt, der den Standort jedoch
verlassen hat. Die noch vorhandenen Hallen werden
derzeit als Lagerflächen verwendet. Eine Halle am südwestlichen Rand wurde bereits zu Büros ausgebaut. Die
restliche Fläche wird vom städtischen Baubetriebshof in
Anspruch genommen. Da die Gebäude in einem
schlechten Zustand sind, wird der Standort aufgegeben,
so dass die Möglichkeit für eine Revitalisierung und Inwertsetzung des gesamten Areals besteht. Die Flächen
bieten sich für eine gemischte Nutzung aus Wohn- und
Gewerbe an. Aufgrund der zentralen Lage sollte an dieser Stelle eine verdichtete Bebauung - ähnlich der angeführten „Townhouses“ - realisiert werden. Um eine zielgruppenübergreifende Nutzung zu ermöglichen, empfiehlt GEWOS, die Gebäude barrierearm zu errichten.
Bezogen auf die Wohnnutzung sind sowohl Miet- als
auch Eigentumswohnungen in Betracht zu ziehen. In
jedem Fall sollten die Wasserflächen öffentlich zugänglich sein. Bei der Gestaltung der Promenade ist eine
hohe Qualität sicherzustellen.
Vorbereitende Untersuchung notwendig
Damit von der Hafencity auch die Innenstadt fußläufig
erreichbar ist, empfiehlt GEWOS, eine Fußgänger- und
Radfahrerunterführung der Bahntrasse am ZOB zu realisieren. Hierfür sollte die Stadt frühzeitig die entsprechenden Stellen bei der Deutschen Bahn kontaktieren.
Zudem sind attraktive Wegeverbindungen zum Möllner
Bahnhof herzustellen. Um schnellstmöglich Klarheit hinsichtlich der Nutzungsmöglichkeiten und daraus resultierenden Kosten zu erlangen, muss eine vorbereitende
Untersuchung bzw. eine Machbarkeitsstudie in Auftrag
gegeben werden. Neben einer finanziellen Bewertung
sollte die vorbereitende Untersuchung folgende Aspekte
berücksichtigen:
- 120 -
•
•
•
•
Wasser erlebbar
machen durch:
z. B. Stege, SeeSpazierwege, Seeplattformen
Eigentumsverhältnisse und Gewerbestruktur
Zustand von Gebäuden, Grundstücken und Freiflächen (Altlasten)
Identifizierung von städtebaulichen Missständen
Potenzielle Nachnutzungen
Wie bereits an anderer Stelle angeführt, gibt es im Möllner Innenstadtbereich kaum öffentliche Zugänge zum
Wasser. Die wenigen Stellen, an denen ein Zugang
möglich ist, sollten z. B. durch Stege, See-Spazierwege
oder Seeplattformen aufgewertet werden. Hierbei ist
darauf zu achten, die sensiblen Uferbereiche mit ihrer
Tier- und Pflanzenvielfalt nicht zu gefährden.
Foto 27 und 28: Beispiele für Stege und Plattformen
Wegeverbindungen
zum Wasser im Innenstadtbereich attraktiveren
Ferner sollten die Wegeverbindungen zum Wasser, aber
auch zu anderen touristischen Zielen, aufgewertet und
ausgeschildert werden. Beispielsweise könnte der Weg
zum Bootsanleger (Seestraße) besser beschildert werden, so dass Besuchern und Touristen die Orientierung
leichter fällt und sie intuitiv den Weg zum Wasser finden
können.
Angebote im Naturerlebnisraum Mölln
und im Wildpark erhalten und weiterentwickeln
Mölln verfügt über zahlreiche Natur- und Freizeitangebote in der Stadt und der unmittelbaren Umgebung. So
haben Besucher und Besucherinnen und Touristen die
Möglichkeit, Tret-, Kanu- und Ruderboote auszuleihen,
zu einer Schifffahrt auf dem Möllner See und ElbeLübeck-Kanal aufzubrechen oder die kostenfreien Badestellen und den Wildpark zu besuchen. Die Vielfalt der
Angebote ist zu erhalten und weiter zu entwickeln. Einen
wichtigen Schritt in diese Richtung hat die Stadt Mölln
mit der Entscheidung, den Wildpark auszubauen, bereits
unternommen.
- 121 -
6.5
Handlungsfeld: Altstadt mit Flair
Erstellung eines
Gutachtens mit der
Zielsetzung der Verkehrsberuhigung in
der Altstadt
Die Möllner Innenstadt ist durch den Durchgangsverkehr
stark belastet. Der Automobil- und Lastwagenverkehr
stellt einerseits ein Hemmnis für die positive Entwicklung
des städtischen Einzelhandels und der Gastronomie dar.
Andererseits wird die Wohnqualität in der Innenstadt
erheblich eingeschränkt. Dementsprechend wird die
jetzige Situation von den betroffenen Bewohnern und
Bewohnerinnen und Akteuren und Akteurinnen ganz
überwiegend als unbefriedigend eingestuft. Daher gilt
es, möglichst kurzfristig die konzeptionellen Grundlagen
für eine Verkehrsberuhigung in der Innenstadt zu erarbeiten. Hierzu ist ein Gutachten durch ein externes Büro
zu erstellen, in dem offen die Möglichkeiten einer Verkehrsreduzierung erörtert werden. Dabei sind jeweils die
Interessen von Bürgern, Besuchern und Einzelhändlern
zu berücksichtigen. Grundlage des Gutachtens muss die
Erfassung der derzeitigen Verkehre sein. Zentrale Fragestellungen sind in diesem Kontext:
•
•
•
•
Wer fährt wann durch die Innenstadt?
Wie hoch ist der Anteil des Durchgangsverkehrs
am gesamten Verkehrsvolumen?
Welche Wege könnten auch über die Bundesstraße abgewickelt werden?
Wie ist die Erreichbarkeit der Einzelhandelseinrichtungen aufrechtzuerhalten?
Bei der Erstellung des Konzeptes sind die bereits vorliegenden Gutachten heranzuziehen. Um Synergien zu
nutzen, könnte die Erstellung des Gutachtens auch im
Rahmen des bereits als Maßnahme aufgeführten Mobilitätskonzeptes erfolgen.
Vollsperrung der
Hauptstraße an verkaufsoffenen Sonntagen
Unabhängig von allgemeinen Maßnahmen zur Verkehrsreduzierung könnte die Stadt Mölln die Hauptstraße an
verkaufsoffenen Sonntagen für den Automobilverkehr
sperren. Die Sperrung würde die Aufenthaltsqualität erhöhen. So könnten die Verkehrsflächen für Außengastronomieangebote oder für Verkaufsstände genutzt werden. Gleichzeitig bietet es sich an, im Rahmen einer
- 122 -
solchen Veranstaltung über die anvisierte Verkehrsberuhigung der Innenstadt zu informieren.
Erhalt der alten
Innenstadt- und
Fachwerkhäuser
Die Innenstadt ist Identifikationspunkt für die Möllner
Bewohner und Bewohnerinnen und ein zentraler touristischer Anziehungspunkt. Um das historische Erscheinungsbild zu erhalten, empfiehlt GEWOS - wie bereits in
Kapitel 6.1 angeführt - den Aufbau eines Beratungsangebotes zum Erhalt und zur Instandsetzung der historischen Bausubstanz. Oberstes Ziel ist es, Investitionshemmnisse abzubauen. Eine Grundvoraussetzung hierfür ist die Reduzierung der Erschütterungen durch den
Verkehr in der Altstadt (siehe Kapitel 6.1).
Gesamtkonzept zur Wie im Leitbild angeführt, sieht es die Stadt Mölln als
Barrierefreiheit in
ihre Aufgabe an, Gruppen, die besonderer Hilfe bedürder Altstadt erstellen fen, zu unterstützen. Dies bezieht sich insbesondere
auch auf körperlich eingeschränkte Personen, wie Sehbehinderte oder Rollstuhlfahrer. Zudem wird der mittelfristig voraussehbar deutlich höhere Anteil von Senioren
und Seniorinnen an der Bevölkerung altengerechte und
barrierefreie Verkehrsanlagen und öffentliche Räume
erfordern. In historischen Städten wie Mölln mit ihren
sensiblen Baudenkmälern und Straßenzügen mit historischem Kopfsteinpflaster ist die barrierefreie Gestaltung
von Verkehrswegen sehr diffizil, da hier die Belange des
Denkmalschutzes oft konträre Maßnahmen verlangen.
Hier sollte die Stadt Mölln versuchen, zwischen beiden
Belangen einen Kompromiss zu finden. Insbesondere
gilt es, Barrierefreiheit als komplette Mobilitätskette zu
begreifen. Schon eine einzige Barriere kann eine gesamte Wegstrecke für bestimmte Bevölkerungsgruppen
unpassierbar machen. So ist der Fußweg zur St. Nicolai
Kirche für Menschen mit einem Rollstuhl oder Gehwagen aufgrund der Pflasterung nicht begehbar und damit
auch der Besuch der Kirche erschwert. Daneben behindern Werbetafeln und andere Aufsteller im Bereich von
Ladengeschäften die Nutzung der Fußwege. Um eine
fundierte Analyse der Mobilitätseinschränkungen in
Mölln durchzuführen und Maßnahmen für eine barrierefreien Gestaltung der öffentlichen Verkehrsräume zu
erarbeiten, sollte die Stadt Mölln ein Gesamtkonzept zur
Barrierefreiheit erstellen lassen.
- 123 -
6.6
Handlungsfeld: Stadt der Bürger
Bürger aktiv in Ent- Nach Möglichkeit sind die Bürger und Bürgerinnen
scheidungsprozesse Möllns aktiv an den Planungen und Aktivitäten der Stadt
einbinden
zu beteiligen. Bei Konflikten sollte die Stadt Mölln auf
einen gerechten Ausgleich zwischen kurz- und langfristigen Interessen sowie zwischen individuellen und kollektiven Interessen abzielen. Wichtig ist, dass Entscheidungen und Handlungsoptionen transparent und für den
Bürger nachvollziehbar kommuniziert werden. In der
Kommunikation mit dem Bürger sollten auf einfache und
klare Botschaften geachtet werden, die trotzdem der
Komplexität des Sachverhaltes angemessen sind. Als
Informationsplattform ist insbesondere die Homepage
der Stadt Mölln zu nutzen. Das eingestellte Informationsmaterial sollte möglichst vollständig sein und Quellen
für eine vertiefende Information nennen. Ferner sollte
das Material gut illustriert werden und einen intuitiven
Zugang zu den Grundlagen, den gesetzlichen Bestimmungen, den Handlungsspielräumen und den von der
Behörde vorgenommenen Schlussfolgerungen beinhalten. Die Chancen und positiven Effekte der geplanten
Projekte und Maßnahmen sollten im Fokus der Öffentlichkeitsarbeit stehen. Zugleich sollten auch bestehende
Unsicherheiten und Risiken offen kommuniziert werden.
Halbjährige Einwohnerversammlung
Zugleich empfiehlt GEWOS, bei Vorhaben von gesamtstädtischer Bedeutung Informationsveranstaltungen
durchzuführen. Davon unabhängig sollten in regelmäßigen Abständen (halbjährig) Einwohnerversammlung
durchgeführt werden, in denen die Bürger und Bürgerinnen durch den Bürgermeister und die Verwaltungsspitzen über die aktuelle Vorhaben und Projekte informiert
werden.
- 124 -
6.7
Handlungsfeld: Klimafreundliche Stadt
Erstellung eines gesamtstädtischen
Energie- und Klimaschutzkonzeptes
Das Ziel CO2-neutrale Stadt zu werden, verdeutlicht die
Ambitionen der Stadt Mölln, ihren Beitrag zur Umsetzung der klimapolitischen Zielsetzungen des Landes und
Bundes zu leisten. Als strategische Entscheidungsgrundlage und Planungshilfe für die erforderlichen Klimaschutzanstrengungen sollte die Stadt Mölln ein Energie- und Klimaschutzkonzept erarbeiten. Das Klimaschutzkonzept sollte dabei alle relevanten Bereiche eingehend untersuchen. Dazu zählen neben den städtischen Liegenschaften, die Straßenbeleuchtung, die privaten Haushalte (Verkehr) und die Bereiche Gewerbe,
Handel und Dienstleistungen. Das Klimaschutzkonzept
sollte zum einen eine Energie- und CO2-Bilanz beinhalten, die Treibhausgasemissionen und die Energieverbräuche nach Verursachern (Sektoren, Energieträger) ausweist. Darauf aufbauend können Einsparpotenziale und Potenziale zur Steigerung der Energieeffizienz
sowie Möglichkeiten zur Nutzung regenerativer Energiequellen eruiert werden. Zum anderen ist es erforderlich,
dass betroffene Verwaltungsstellen, Energieversorger,
Wohnungsunternehmen, Handwerksbetriebe und Investoren gemeinsam umsetzungsfähige Maßnahmen beschließen. Ferner sollte sichergestellt werden, dass eine
Überprüfung der Klimaschutzziele erfolgt. Ein geeignetes Instrument stellt hierfür ein Prozess-Monitoring dar.
Der gesamte Prozess sowie die Umsetzungsphase sollte durch eine intensive Öffentlichkeitsarbeit begleitet
werden. Die Sensibilisierung der privaten Haushalte hinsichtlich Klimaschutzaspekten und Einsparpotenzialen
sollte dabei im Fokus stehen. Dies ist vor allem deshalb
notwendig, da die privaten Haushalte in einer Stadt wie
Mölln die größten Energieverbraucher darstellen.
Energiebeauftragter
Um den erforderlichen Steuerungs- und Koordinationsaufwand zu bewerkstelligen, sollte das Einsetzen eines
städtischen Energiebeauftragten in Erwägung gezogen
werden. Die Aufgaben des Energiebeauftragten könnten
von der Vernetzung wichtiger Akteure und Akteurinnen
und Öffentlichkeitsarbeit bis hin zur Integration von Klimaschutzaspekten in die Verwaltungsabläufe reichen.
Es empfiehlt sich, dass der Klimaschutzbeauftragte
- 125 -
durch ein ehrenamtliches Gremium (Energiebeirat) unterstützt wird. Im Rahmen des ISEK begleitenden Arbeitskreises „Energie und Klimaschutz“ wurde eine entsprechende Bereitschaft von den Teilnehmern bereits
signalisiert. Zu den potenziellen Mitgliedern des Energiebeirates zählen u. a. die Stadtwerke, Architekten,
Planungs- und Beratungsunternehmen sowie Umweltschutzorganisationen.
Das Klima-Bündnis e. V. ist ein europäisches Netzwerk
von Städten und Gemeinden, das sich verpflichtet hat,
das Weltklima zu schützen. Da die Ziele des Bündnisses
und der Stadt Mölln zum Teil deckungsgleich sind, sollte
ein Beitritt geprüft werden. Konkrete Ziele des Bündnisses sind beispielsweise
x die Reduktion der CO2-Emissionen um 10 % alle
fünf Jahre sowie
x die Halbierung der Pro-Kopf-Emissionen bis spätestens 2030 (Basisjahr 1990)
Das Klima-Bündnis bietet zahlreiche Informationen und
Aktivitäten rund um die Themen kommunaler Klimaschutz, Unterstützung indigener Völker und Schutz der
Regenwälder an. Darüber hinaus berät das Bündnis
Mitgliedsstädte bei der Umsetzung von Klimaschutzzielen und bietet Analysetools, beispielsweise zur CO2Bilanzierung, an. Zudem kann ein Beitritt auch öffentlichkeitswirksam genutzt werden und damit ein Baustein
der Gesamtstrategie auf dem Weg zu einer CO2neutralen Stadt sein.
- 126 -
7
Räumliche Schwerpunktgebiete
Abgrenzung von
drei räumlichen
Schwerpunktgebieten…
Im Rahmen des ISEK-Prozesses wurden neben den
bereits beschriebenen thematischen Handlungsfeldern
auch räumliche Schwerpunktgebiete abgegrenzt. Folgende drei Gebiete wurden dabei herausgearbeitet:
x
x
x
Innenstadt
HafenCity
Waldstadt
Die Schwerpunktgebiete „Innenstadt“ und „Hafen/Bahnflächen“ werden in ihrer Bedeutung höher eingestuft. Das Schwerpunktgebiet „Waldstadt“ ist vorrangig
aus wohnungswirtschaftlicher Perspektive von Bedeutung.
…mit vordringlichem Handlungsbedarf in verschiedenen Handlungsfeldern
Innerhalb dieser drei räumlichen Schwerpunktgebiete
bündeln sich die vordringlichen Handlungserfordernisse.
Dementsprechend lässt sich auch ein großer Teil der im
Katalog enthaltenen Maßnahmen diesen Teilräumen
zuordnen. An dieser Stelle sei allerdings auch erwähnt,
dass einzelne Maßnahmen außerhalb der betrachteten
Schwerpunktgebiete des Stadtgebietes zum Tragen
kommen. Zudem sind einige Maßnahmen nicht auf den
räumlich zu verorten. Eine ausschließliche Durchführung
von Maßnahmen innerhalb der Schwerpunktgebiete ist
also nicht vorgesehen.
Darstellungen mit
Kurzbeschreibung
und Detailkarte
Nachfolgend werden für alle drei Schwerpunktgebiete
die Lage, die Gebietscharakteristika, der aktuelle Handlungsbedarf sowie die Zielsetzungen beschrieben. Zudem sind die wichtigsten Maßnahmen, deren Realisierung innerhalb des jeweiligen Teilraumes empfohlen
wird, aufgelistet. Eine Übersichtkarte veranschaulicht
jeweils die Gebietsabgrenzung, Orientierungspunkte
sowie einzelne vorgesehenen Maßnahmen.
- 127 -
7.1
Räumliches Schwerpunktgebiet „Innenstadt
Lage und Gebietscharakteristik
Das Schwerpunktgebiet Innenstadt umfasst den gewachsenen Stadtkern Möllns.
Die Altstadt liegt auf einer Halbinsel und ist auch heute noch durch das mittelalterliche Straßennetz geprägt. Die Gebäude der Altstadt wurden überwiegend
zwischen dem 15. bis 19. Jahrhundert errichtet. Als historisches Altstadtensemble steht dieser Bereich zum Teil unter Denkmalschutz. In der Altstadt konzentrieren sich zahlreiche Einzelhandelsgeschäfte und kulturelle Einrichtungen.
Zudem übernimmt die Altstadt eine wichtige Funktion als Wohnstandort. Das
Gebiet wird durch die stark verkehrsbelastete Hauptstraße erschlossen. Im Süden des Stadtzentrums liegt der Kurpark. Im Westen befinden sich der ZOB und
der Bahnhof. Im Norden und Osten der Altstadt bilden die städtischen Seen natürliche Grenzen.
Handlungsbedarf und Zielsetzung
Handlungsbedarf besteht in der Innenstadt hinsichtlich des Einzelhandelsangebots und der gastronomischen Betriebe. Durch die Schließung der Hertiefiliale
fehlt ein wichtiger Frequenzbringer für die Haupteinkaufsstraße. Ein differenziertes Gastronomieangebot gibt es in der Innenstadt derzeit nicht. Das Kernproblem der Möllner Innenstadt ist jedoch der Automobil- und Lastwagenverkehr in
der Hauptstraße. Die hohe Verkehrsbelastung stellt ein Hemmnis für die positive
Entwicklung des städtischen Einzelhandels und der Gastronomie dar. Ferner
wird die Wohnqualität in der Innenstadt erheblich eingeschränkt. Um eine Erhöhung der Wohn-, Einkaufs- und Aufenthaltsqualität zu erreichen, muss der Verkehr reduziert werden. Gleichzeitig sollten die Zugänge zum Wasser im Innenstadtbereich attraktiver gestaltet werden.
Zentrale Maßnahmenvorschläge
x Erstellung eines Gutachtens mit der
Zielsetzung der Verkehrsberuhigung in der Altstadt
x
Erhalt/Renovierung der alten Innenstadt- und Fachwerkhäuser/Abbau
von Investitionshemmnissen/Aufbau
eines Beratungsangebotes
x
Unterstützungsangebote für die
Neuansiedlung von Einzelhandelsangeboten und Gastronomiebetrieben in der Innenstadt
aufbauen
x
Wegeverbindungen zum Wasser
und anderen touristischen Zielen
im Innenstadtbereich attraktivieren
Abb. 51 Schwerpunktgebiet Innenstadt
- 129 -
GEWOS
Beratung
Planung
Forschung
- 131 -
7.2
Räumliches Schwerpunktgebiet „Hafen-/Bahnflächen“
Lage und Gebietscharakteristik
Das Schwerpunktgebiet „Hafen-/Bahnflächen“ befindet sich am südöstlichen
Ufer des Ziegelsees. Das Schwerpunktgebiet umfasst das Grundstück eines
Landmaschinenhändlers, der den Standort jedoch verlassen hat. Die noch vorhandenen Hallen werden derzeit als Lagerflächen genutzt. Eine Halle am südwestlichen Rand wurde bereits zu Büros ausgebaut. Die restliche Fläche wird
vom städtischen Baubetriebshof in Anspruch genommen. Da die Gebäude in
einem schlechten Zustand sind, wird der Standort aufgegeben, so dass die Möglichkeit für eine Revitalisierung und in Wertsetzung des gesamten Areals besteht. Die Distanz zur östlich gelegenen Möllner Innenstadt beträgt rund 300 400 Meter. Das Gebiet wird jedoch durch den Bahndamm von der Innenstadt
getrennt. Durch die unmittelbare Nähe zur Innenstadt und der exponierten Lage
am Wasser bietet sich hier die Gelegenheit, die Innenstadt zu erweitern und attraktive Wohn- und Gewerbeflächen für unterschiedliche Zielgruppen zu schaffen.
Handlungsbedarf und Zielsetzung
Um schnellstmöglich Klarheit hinsichtlich der Nutzungsmöglichkeiten und daraus
resultierenden Kosten zu erlangen, muss eine vorbereitende Untersuchung bzw.
eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben werden. Daran anschließend sind
ein Rahmenplan für die Entwicklung des Gebietes sowie die erforderlichen Bebauungspläne zu erstellen. Aufgrund der voraussichtlich mehrjährigen Realisierung ist eine flexible Planung wichtig. Von grundlegender Bedeutung ist ein ausgewogener Nutzungsmix. Neben Büros und Wohnungen sollten auch Gastronomie- und Freizeiteinrichtungen angesiedelt werden. Um eine zielgruppenübergreifende Nutzung zu ermöglichen, empfiehlt GEWOS, die Gebäude barrierearm
zu errichten. Bezogen auf die Wohnnutzung sind sowohl Miet- als auch Eigentumswohnungen in Betracht zu ziehen. In jedem Fall sollten die Wasserflächen
öffentlich zugänglich sein. Bei der Gestaltung der Promenade ist eine hohe Qualität sicherzustellen.
Zentrale Maßnahmenvorschläge
x Durchführung einer vorbereitende
Untersuchung bzw. einer Machbarkeitsstudie
x
Schaffung attraktiver Büroflächen
x
Schaffung von innerstädtischem
Wohnraum für unterschiedliche
Zielgruppen
x
Schaffung attraktiver öffentlicher
Räume - Zugang zu Wasserflächen
Abb. 52 Schwerpunktgebiet „Hafen-/Bahnflächen“
- 133 -
GEWOS
Beratung
Planung
Forschung
- 135 -
7.3
Räumliches Schwerpunktgebiet „Waldstadt“
Lage und Gebietscharakteristik
Die Waldstadt liegt im Süden des Stadtgebiets außerhalb der Kernstadt. Rund
5000 Menschen leben in der Waldstadt. Das Quartier befindet sich auf dem Gelände der ehemaligen Munitionsfabrik (Muna). Noch heute prägen die ehemaligen Munitionsbunker, die nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zu Wohngebäuden umgewandelt wurden, das Straßenbild. Durch den Bau des Waldstadtcenters hat sich die Nahversorgungssituation in der Waldstadt deutlich verbessert. Die fußläufige Erreichbarkeit von Lebensmittelmärkten ist für die überwiegende Zahl der Bewohner und Bewohnerinnen gegeben. Neben den zu Wohnungen umgebauten Munitionsbunkern sind Ein- und Zweifamilienhäuser charakteristisch für das Quartier.
Handlungsbedarf und Zielsetzung
Insbesondere bezüglich des städtischen Wohnungsbestandes besteht Handlungsbedarf. Die rund 250 Wohnungen sind ganz überwiegend unsaniert. Zum
Teil werden die Wohnungen noch mit alten Holz- und Kohleöfen beheizt. Ziel ist
es, die Wohnung in Wert zusetzen und durch Modernisierungsinvestitionen in
die Bestände eine bauliche Aufwertung zu erreichen. Hierbei ist zwischen den
Mieterinteressen und den Interessen der Stadt abzuwägen. Ein weiteres Handlungsfeld stellt der öffentliche Personennahverkehr dar. Zurzeit ist die innerstädtische Verbindung (Waldstadt Æ ZOB) aufgrund der Linienführung unattraktiv.
Ziel ist es, im Rahmen eines gesamtstädtischen Mobilitätskonzeptes eine Optimierung der Linienführung zu erreichen und den Stadtteil besser an den
ZOB/Innenstadt und den Bahnhof anzubinden.
Zentrale Maßnahmenvorschläge
x
Modernisierung des städtischen
Wohnungsbestandes
x
Optimierung der ÖPNVVerbindungen
x
Räumlichkeiten für ein Stadtteilzentrum in der Waldstadt zur
Verfügung stellen
- 136 -
Abb. 53 Schwerpunktgebiet Waldstadt
Beratung
Planung
Forschung
GEWOS
„Waldstadt“
Ziel: Modernisierung / Inwertsetzung
des städtischen Wohnungsbestandes
• Aufzeigen von Handlungsoptionen
Æ WMK
- 137 -
8
Empfehlungen zur Konzeptumsetzung
Handlungsrahmen
für die Zukunft
Der Stadt Mölln liegt mit dem Integrierten Stadtentwicklungskonzept, das unter Beteiligung der Verwaltung und
zahlreichen lokalen Akteuren und Akteurinnen innerhalb
eines guten Jahres erstellt wurde, ein „Fahrplan“ für die
Stadtentwicklung bis 2025 vor.
Umsetzungsorientierung in Politik
und Verwaltung
notwendig
Nach den analytischen und konzeptionellen Grundlagenarbeiten im Rahmen der Erstellung des Integrierten
Stadtentwicklungskonzeptes muss nach dessen Fertigstellung die Umsetzung der Maßnahmen in den Mittelpunkt rücken. Hierfür werden nachfolgend wichtige organisatorische Rahmenbedingungen, Finanzierungsmöglichkeiten und die Rolle eines Monitoringkonzeptes
aufgezeigt.
8.1
Organisatorische Rahmenbedingungen
Maßnahmenumsetzung durch
Ratsbeschlüsse
Mit einem Beschluss des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes durch die Stadtvertretung der Stadt
Mölln würde die wichtige Rolle als zentrales Instrument
für die zukünftige Steuerung der Stadtentwicklung von
Mölln und als Handlungsleitfaden für die lokalen Akteure
und Akteurinnen bestätigt. Vor diesem Hintergrund sind
die politischen Fraktionen nach Abschluss des ISEK’s
nun in ihrer alltäglichen Arbeit gefordert, notwendige
Beschlüsse zur Umsetzung der aufgezeigten Maßnahmen konstruktiv, offen und zeitnah herbeizuführen.
Prioritätensetzung
beachten
Die Beschlussvorlagen für konkrete Maßnahmen, die in
die Stadtvertretung eingebracht werden, können von
verschiedenen Seiten erfolgen. Diesbezüglich sind die
betreffenden Verwaltungsstellen gefordert. Die Initiativen
für umzusetzende Maßnahmen sollten sich eng an der
im Handlungs- und Maßnahmenkatalog aufgeführten
Prioritätensetzung orientieren. Zunächst ist eine vordringliche Umsetzung von Maßnahmen mit einer hohen
Priorität anzustreben. Zudem sollte an dieser Stelle auch
der mögliche Zeithorizont für die Maßnahmenumsetzung
Beachtung finden.
- 138 -
Einbeziehung relevanter Akteure und
Akteurinnen
Die Umsetzung der Maßnahmen kann und soll nicht allein durch die Stadt Mölln erfolgen. Für einen größtmöglichen Umsetzungserfolg ist je nach Maßnahme das Engagement weiterer Akteure und Akteurinnen notwendig.
Hierbei stehen die im Handlungs- und Maßnahmenkatalog aufgeführten Personen in der Verantwortung. Die
Initiierung und Koordination der Umsetzung liegt jeweils
bei den federführenden Akteuren und Akteurinnen.
Bürgerbeteiligung
Auch die Bürger und Bürgerinnen sowie deren Zusammenschlüsse in lokalen Vereinen oder Verbänden sollen
bei der Umsetzung relevanter Maßnahmen in größtmöglichem Umfang beteiligt werden. Maßnahmen können
nur dann nachhaltig erfolgreich sein, wenn diese auf
eine breite Akzeptanz treffen.
8.2
Finanzierungsmöglichkeiten
8.2.1
Finanzierung durch private Partner
Finanzierungsbeteiligungen öffentlicher und privater
Akteure und Akteurinnen
Die Stadt kann die Umsetzung des vorgelegten Handlungs- und Maßnahmenkataloges nicht allein durch
kommunale Haushaltsmittel finanzieren. Die Haushaltssituation der Stadt Mölln ist angespannt und der Handlungsspielraum wird vor dem Hintergrund sinkender
Steuereinnahmen und steigender kommunaler Ausgaben tendenziell immer weiter eingeschränkt. Insofern soll
die Stadt zur Umsetzung von Maßnahmen stets die
Möglichkeit für Anteilsfinanzierungen durch öffentliche
und private Institutionen prüfen. Nachfolgend sei auf
einige Finanzierungsmöglichkeiten hingewiesen. Diese
Aufzählung kann allerdings keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Zudem sind die aufgeführten Finanzierungsmöglichkeiten durch die Stadt jeweils maßnahmenbezogen zu prüfen.
Öffentlich-private
Partnerschaften
(ÖPP)
Bei der Maßnahmenumsetzung, insbesondere im baulich-investiven Bereich aber auch im laufenden Betrieb,
sollte stets die Möglichkeit zur Bildung öffentlich-privater
Partnerschaften (ÖPP) berücksichtigt werden. Wichtige
- 139 -
Maßnahmen öffentlichen Interesses sind dahingehend
zu prüfen, inwiefern auch wirtschaftliche Anreize für die
Beteiligung privatwirtschaftlicher Akteure und Akteurinnen geschaffen werden können. Eine private Finanzierungsbeteiligung bringt in vielen Fällen eine erhebliche
Entlastung des öffentlichen Haushalts mit sich.
PACT: Private Initia- Als potenzielle Finanzierungsmöglichkeit für Maßnahtiven ...
men in der Innenstadt bietet sich zudem möglicherweise
eine PACT-Initiative an. PACT ist ein schleswigholsteinisches Landesgesetz auf Grundlage von § 171 f
BauGB über die Einrichtung von „Partnerschaften zur
Attraktivierung von City-, Dienstleistungs- und Tourismusbereichen“. Ziel des Gesetzes ist die Verbesserung
der wirtschaftsstrukturellen und städtebaulichen Situation in den Städten und Kommunen durch privates Engagement.
... in festgelegten
Bereichen
Ausschließlich auf private Initiative hin kann die Gemeindevertretung durch Beschluss bestimmte abgegrenzte
Bereiche ihrer gewachsenen, städtebaulich integrierten
City-, Dienstleistungs- und Tourismusbereiche festlegen.
In diesen können sich private Partnerschaften zur Attraktivierung der Bereiche oder von Teilbereichen bilden. Sie
entwickeln Maßnahmen zur Stärkung des Bereiches
oder des Teilbereiches. Dabei sollen die städtebaulichen
Zielsetzungen der Gemeinde unterstützt werden.
Kosten können
auf alle Nutznießer
umgelegt werden
Kern des PACT-Gesetzes ist die Möglichkeit, Kosten für
Aufwertungsmaßnahmen in den festgelegten Bereichen
auf alle Grundstückseigentümer/-innen und Erbbauberechtigten im Gebiet zu übertragen, die von den Maßnahmen profitieren.
8.2.2
Finanzierung durch öffentliche Fördermittel
Öffentliche Fördermittel
Zur Realisierung zentraler Maßnahmen in Zeiten angespannter kommunaler Haushaltslagen stehen den
Kommunen Fördermittel des Bundes, des Landes und
der Europäischen Union (EU) zur Verfügung. Nach dem
jeweiligen Fördergegenstand können ganz verschiedene
- 140 -
Teilbereichen kommunalen Handelns gefördert werden.
Nachfolgend soll eine kurze Auswahl zentraler Fördermittel dargestellt werden, die für die Maßnahmenumsetzung innerhalb eines ISEKs relevant sein können. Ein
Anspruch auf Vollständigkeit kann hierbei nicht erhoben
werden. Die konkrete Fördermittelakquisition ist letztlich
von der Stadt Mölln zu prüfen.
Städtebauförderung
Ziel: Stärkung der
Städte als Wohnund Wirtschaftsstandorte
Die Städtebauförderung hilft den Städten, ihre Attraktivität als Wohn- und Wirtschaftsstandorte unter den aktuellen Bedingungen des demografischen und wirtschaftsstrukturellen Wandels auszubauen. Die Wohnungsangebote und Aufenthaltsqualitäten der Innenstädte werden verbessert, die Versorgungsfunktion der Stadt- und
Stadtteilzentren gestärkt, und der zunehmenden Tendenz der sozialen Polarisierung, der Stadt-UmlandWanderung und städtebaulicher Funktionsverluste wird
entgegengewirkt.
Gemeinsame Finan- Die Städtebauförderung wird gemeinsam von Bund,
zierung nach
Ländern und Gemeinden finanziert (§§ 164a und 164b
BauGB
Baugesetzbuch). Auf der Grundlage der kommunalen
Anträge, der jeweils verfügbaren Mittel und entsprechend den gesetzten Schwerpunkten stellt das Land
jedes Jahr ein neues Städtebauförderungsprogramm
auf. Alle drei Finanzierungsträger - also Bund, Land und
Kommunen - sind mit je einem Drittel an der Finanzierung des Programms beteiligt.
Förderung von Gesamtmaßnahmen
Es können nur solche Gesamtmaßnahmen gefördert
werden, die die Kommunen nach den Vorschriften des
Besonderen Städtebaurechts (§§ 136 ff. Baugesetzbuch) vorbereiten und durchführen. Die Förderung bezieht sich immer auf ein ganzes, konkret abgegrenztes
Gebiet mit besonders gravierenden und komplexen
städtebaulichen Problemen.
Fünf Städtebauför- Gegenwärtig gibt es in Schleswig-Holstein sechs Städderungsprogramme tebauförderungsprogramme, die jährlich neu aufgelegt
werden:
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Bedarfsorientierte
Beschränkung der
Programme
Sanierung und Entwicklung
Soziale Stadt
Stadtumbau West
Aktive Stadt- und Ortsteilzentren
Kleinere Städte und Gemeinden
Städtebaulicher Denkmalschutz West
Bei den Programmen ist generell zu beachten, dass das
Land Schleswig-Holstein die Städtebauförderung auf
städtische Gebiete mit erhöhten strukturellen Schwierigkeiten und auf Maßnahmen der städtebaulichen Innenentwicklung konzentriert. Vor diesem Hintergrund kommen deshalb nicht sämtliche Städtebauförderungsmittel
für die Stadt Mölln in Frage. Zu prüfen ist eine mögliche
Förderung über die Programme „Aktive Stadt- und
Ortsteilzentren“ oder „Städtebaulicher Denkmalschutz
West“ für den räumlichen Handlungsschwerpunkt „Innenstadt“ und/oder über das Programm „Stadtumbau
West“ für den räumlichen Handlungsschwerpunkt „Hafen-/Bahnflächen“.
Wohnraumförderung
Wohnraumförderprogramm Schleswig-Holstein
Im Wohnungsmarktbereich ist insbesondere das Wohnraumförderprogramm des Landes Schleswig-Holstein
von zentraler Bedeutung. Dieses Programm stellt die
Grundlage für die Landesförderung im Wohnbereich der
Jahre 2009 und 2010 dar. Hierfür stehen insgesamt 250
Millionen Euro für die Förderung von bis zu 4.500 Wohnungen zur Verfügung. Ein klarer Schwerpunkt der aktuellen Förderperiode liegt auf dem Neubau und der Modernisierung von Mietwohnungen in den größeren Städten des Landes. Hierbei kommt der Bestandsmodernisierung aktuell ein größeres Gewicht zu als dem Neubau
von Mietwohnungsraum. Neben der Förderung von
Mietwohnungen wird auch die Bildung von selbstgenutztem Wohnraum gefördert. Innerhalb der Wohnraumförderung des Landes wird zudem dem Mietwohnungsbau
für ältere Menschen eine hohe Priorität eingeräumt.
Neue Förderperiode Durch die Begrenzung des aktuellen Förderzeitraumes
auf die Jahre 2009 und 2010, wird die Umsetzung von
Maßnahmen des Integrierten Stadtentwicklungskonzep-
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tes Mölln in eine neue Förderperiode fallen. Im August
2010 wurde neben einer Aufstockung des Volumens für
die laufende Förderperiode um 125 Mio. Euro, der Umfang des Wohnraumförderprogramms für den Zeitraum
2011 bis 2014 beschlossen. Das Programmvolumen
umfasst 90 Mio. Euro pro Jahr bzw. insgesamt 360 Mio.
Euro. Davon sind 30 Mio. Euro jährlich für die Förderung
von Eigentumsmaßnahmen und 60 Mio. Euro pro Jahr
für die Förderung von Mietwohnraum vorgesehen. Insgesamt sollen damit in der Förderperiode 1.645 Wohneinheiten gefördert werden. Diese Fördermittel sollen
dazu beitragen, den demografischen Wandel auf den
Wohnungsmärkten zu bewältigen, das Klima zu schützen und die soziale Versorgung mit bedarfsgerechtem
Wohnraum und die soziale Stabilität in den Wohnquartieren zu sichern.
Kredite der KfW
Neben der Wohnraumförderung des Landes spielen im
Wohnungsmarktbereich insbesondere zinsgünstige Kredite der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) eine wichtige Rolle. Die KfW-Mittel richten sich zumeist an Privatpersonen, aber auch an kommunale Gebietskörperschaften. Als wichtige KfW-Kredite, die in den Wohnungsmarktbereich fallen, sind beispielsweise die Programme „Altersgerecht umbauen“ oder „Energieeffizient
bauen“ zu nennen.
Zukunftsprogramm Wirtschaft
Förderstrategie des Das aktuelle Zukunftsprogramm Wirtschaft stellt die wirtLandes im Bereich schafts- und regionalpolitische Förderstrategie des LanWirtschaft
des Schleswig-Holstein für die Jahre 2007 bis 2013 dar.
Ziel des Zukunftsprogramms Wirtschaft ist die Förderung
von Wachstums und Beschäftigung in allen Regionen
Schleswig-Holsteins sowie die Stärkung des Landes im
weltweiten Wettbewerb um innovationsorientierte Standortbedingungen. Gefördert werden Investitionen in die
wissensbasierte Wirtschaft und Gesellschaft ebenso wie
der Ausbau der klassischen wirtschaftsnahen Infrastruktur sowie Maßnahmen zur Steigerung der betrieblichen
Wettbewerbesfähigkeit. Als größtes Wirtschaftsförderungsprogramm des Landes verfügt das Zukunftsprogramm Wirtschaft über Fördermittel in Höhe von rund
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752 Mio. Euro. Der größte Teil dieser Summe stammt
aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung
(EFRE). Weitere Mittel kommen aus der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ zuzüglich eines GRW-Sonderprogramms sowie vom Land.
Schwerpunktgebiete innerhalb des
Programms
8.3
Innerhalb des Zukunftsprogramms Wirtschaft gibt es
verschiedene Bereiche, innerhalb derer Förderungen in
Frage kommen. Für die Stadt Mölln könnte insbesondere der Programmbereich Nachhaltige Stadtentwicklung
relevant sein. Es ist zu prüfen, ob Einzelmaßnahmen im
räumlichen Handlungsschwerpunkt Hafencity über dieses Programm gefördert werden könnten.
Monitoring und Umsetzungsbegleitung
Fortlaufende
Beobachtung notwendig
Die innerhalb des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes Mölln formulierten Leitziele sind auf einen längeren
Zeitraum ausgelegt. Das ISEK stellt den Handlungsrahmen der Stadtentwicklung bis 2025 dar. Um diesen Prozess auch nach Abschluss der Konzepterstellung strategisch steuern und gegebenenfalls notwendige Kurskorrekturen vornehmen zu können, ist eine fortlaufende
Beobachtung und Bewertung der Entwicklungsprozesse
und Zielerreichung notwendig.
Quantitatives Monitoringsystem
Zur Gewährleistung einer solchen fortlaufenden Beobachtung wurde im Rahmen des ISEK-Prozesses ein
quantitatives Monitoringsystem erstellt, das der Stadt
mittels Datensammlung und -auswertung die Möglichkeit
zur eigenständigen Situationseinschätzung liefert. In
diesem Monitoringsystem sind wichtige Trendindikatoren
unter anderem aus den Bereichen
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Bevölkerungs- und Sozialstruktur
Wirtschaft und Beschäftigung
Tourismus
Wohnen
zusammengestellt. Für das aktuelle Jahr und die jüngere
Vergangenheit wurden die Möllner Werte bereits durch
GEWOS in das System eingepflegt. Zur laufenden Da-
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tenpflege für die kommenden Jahre sind in dem Monitoring Hinweise zur schnellen Datenbereitstellung aufgeführt.
Umsetzungsbegleitung
Darüber hinaus empfiehlt GEWOS der Stadt Mölln eine
aktive Umsetzungsbegleitung mittels eines regelmäßig
tagenden begleitenden Gremiums, wie z.B. einem Umsetzungsbeirat. In einem solchen Gremium sollten die
zentralen Prozessakteure und -akteurinnen regelmäßig
an einen Tisch gebracht werden, um gemeinsam die
bisher erreichten Erfolge und die aufgetretenen Schwierigkeiten in der Umsetzung des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes zu diskutieren und gegebenenfalls
Ziel- und Maßnahmenanpassungen vorzunehmen.
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