Integriertes Stadtentwicklungskonzept Mölln Endbericht Hamburg November 2010 Das Zukunftsprogramm Wirtschaft wird aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) kofinanziert. Integriertes Stadtentwicklungskonzept Mölln Endbericht Hamburg November 2010 GEWOS Institut für Stadt-, Regionalund Wohnforschung GmbH Maurienstraße 5 22305 Ham burg Telefon Telefax E-Mail Inter net 040/69 71 20 040/69 71 22 20 [email protected] http://www.gewos.de Geschäftsführung: Renat e Szameitat SEB AG BLZ 200 101 11 Konto-Nr. 17 33 922 900 © GEWOS 2010 Sitz der Gesellschaft: Hamburg Registergericht: Hamburg, HRB 12 536 -I- Inhalt Seite 1 Aufgaben und Ziele des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes ...................................................... 1 2 Analyse der Rahmenbedingungen.............................................. 6 2.1 Lage, räumliche Verflechtungen und Siedlungsstruktur ....................6 2.2 Bevölkerungsstruktur und -entwicklung ..............................................9 2.3 Bevölkerungsprognose ........................................................................14 3 Analyse der Fachthemen ........................................................... 18 3.1 Wirtschaft und Arbeitsmarkt ................................................................18 3.1.1 Branchen- und Unternehmensstruktur....................................................18 3.1.2 Arbeitsmarkt............................................................................................19 3.1.3 Standortfaktoren .....................................................................................24 3.2 Einzelhandel ..........................................................................................28 3.3 Verkehr...................................................................................................33 3.3.1 Öffentlicher Personennahverkehr und Fuß-/Radverkehr ........................34 3.3.2 Motorisierter Personennahverkehr..........................................................38 3.4 Wohnen ..................................................................................................40 3.4.1 Wohnungsangebot..................................................................................40 3.4.2 Wohnungsnachfrage...............................................................................44 3.4.3 Wohnungsmarktprognose und -bilanz ....................................................48 3.5 Soziales, Bildung und Sport ................................................................53 3.5.1 Soziales ..................................................................................................53 3.5.2 Bildung ....................................................................................................57 3.5.3 Sport .......................................................................................................62 3.6 Tourismus, Freizeit, Kultur und Gesundheit ......................................63 3.6.1 Tourismus und Freizeit ...........................................................................63 3.6.2 Kultur.......................................................................................................67 3.6.3 Gesundheit..............................................................................................68 - II - 3.7 Grün-/Freiraumstruktur und Naherholung..........................................70 3.8 Energie und Klimaschutz .....................................................................71 4 Stärken-Schwächen-Analyse..................................................... 76 4.1 Stärken und Schwächen - Wirtschaft, Einzelhandel und Arbeitsmarkt ..........................................................................................77 4.2 Stärken und Schwächen - Verkehr ......................................................79 4.3 Stärken und Schwächen - Wohnen .....................................................80 4.4 Stärken und Schwächen - Soziales, Bildung und Sport....................82 4.5 Stärken und Schwächen - Tourismus, Kultur, Gesundheit und Naherholung ..........................................................................................84 4.6 Stärken und Schwächen - Energie und Klimaschutz.........................86 4.7 Gesamtstädtisches Stärken-Schwächen-Profil..................................88 5 Leitbild......................................................................................... 91 5.1 Leitziele ..................................................................................................93 5.1.1 Handlungsfeld: Wohnen und Leben........................................................94 5.1.2 Handlungsfeld: Stadt für Besucher und Touristen ..................................95 5.1.3 Handlungsfeld: Zentraler Ort Mölln .........................................................97 5.1.4 Handlungsfeld: Stadt in der Natur...........................................................98 5.1.5 Handlungsfeld: Altstadt mit Flair .............................................................99 5.1.6 Handlungsfeld: Stadt der Bürger...........................................................100 5.1.7 Handlungsfeld: Klimafreundliche Stadt .................................................101 5.1.8 Querschnittsthemen „Chancengleichheit“ und „Nachhaltiges Handeln“ ...............................................................................................102 6 Handlungs- und Maßnahmenkonzept ..................................... 104 6.1 Handlungsfeld: Wohnen und Leben..................................................105 6.2 Handlungsfeld: Stadt für Besucher und Touristen ..........................111 6.3 Handlungsfeld: Zentraler Ort Mölln ...................................................115 6.4 Handlungsfeld Stadt in der Natur ......................................................119 6.5 Handlungsfeld: Altstadt mit Flair.......................................................121 - III - 6.6 Handlungsfeld: Stadt der Bürger.......................................................123 6.7 Handlungsfeld: Klimafreundliche Stadt ............................................124 7 Räumliche Schwerpunktgebiete ............................................. 126 7.1 Räumliches Schwerpunktgebiet „Innenstadt ...................................127 7.2 Räumliches Schwerpunktgebiet „Hafen-/Bahnflächen“..................131 7.3 Räumliches Schwerpunktgebiet „Waldstadt“ ..................................135 8 Empfehlungen zur Konzeptumsetzung .................................. 137 8.1 Organisatorische Rahmenbedingungen ...........................................137 8.2 Finanzierungsmöglichkeiten..............................................................138 8.2.1 Finanzierung durch private Partner.......................................................138 8.2.2 Finanzierung durch öffentliche Fördermittel..........................................139 8.3 Monitoring und Umsetzungsbegleitung............................................143 -1- 1 Aufgaben und Ziele des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes ISEK: Voraussetzung zur nachhaltigen Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit Mit dem vorliegenden Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) sollen die Voraussetzungen für eine nachhaltige Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität der Stadt Mölln geschaffen werden. Mölln erfüllt als Mittelzentrum eine wichtige Versorgungsfunktion für den unmittelbaren Verflechtungsraum und verfügt mit den beiden Reha-Kliniken über Einrichtungen von überregionaler Bedeutung. Auch in Hinblick auf den Möllner Arbeitsmarkt stellen Dienstleistungen im Gesundheitsbereich bereits heute das wichtigste Standbein dar. Ferner ist der Tourismus, getragen durch die Symbolfigur „Till Eulenspiegel“ und die landschaftlich reizvollen Lage im Naturpark Lauenburgische Seen, eine wichtige Zukunftsbranche, die es künftig weiter zu profilieren gilt. Veränderte gesamtgesellschaftliche Rahmenbedingungen Eine zentrale Herausforderung für Mölln sind die veränderten gesamtgesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die im demografischen Wandel, in der Ausdifferenzierung von Lebensstilen und dem gestiegenen Gesundheitsbewusstsein zum Ausdruck kommen. Der Anteil der älteren Menschen wird bereits kurz- bis mittelfristig deutlich steigen, wohingegen die Zahl der Einwohner und Einwohnerinnen langfristig tendenziell abnehmen wird. Auch die Beschäftigungs- und familiären Verhältnisse unterliegen starken Veränderungen. Der Acht-StundenTag, die lebenslange Beschäftigung in derselben Firma, die alleinige Zuständigkeit der Frau für den Haushalt und die Kindererziehung: Immer weniger Menschen leben nach diesem Muster. Diesen Entwicklungen muss auch die Stadt Mölln Rechnung tragen. Dies erfordert Anpassungsmaßnahmen im baulichen Bereich, aber auch hinsichtlich der infrastrukturellen Einrichtungen. Wettbewerb um städtische Ressourcen annehmen Mölln steht dabei im ständigen Wettbewerb mit anderen Gemeinden um neue Bewohner und Bewohnerinnen, um Kunden des alltäglichen und erlebnisorientierten Einkaufs, um Besucher und Besucherinnen und Touristen sowie um neue Arbeitsplätze. Diesem Wettbewerb kann sich Mölln erfolgreich stellen, indem die vorhande- -2- nen Potenziale, wie zum Beispiel die naturräumliche Qualität und das vorhandene bürgerliche Engagement genutzt werden. Ziel: Stabilisierung der Beschäftigungssituation und Einwohnerentwicklung Ziel ist es, eine Trendumkehr bei der Beschäftigungssituation und der Einwohnerentwicklung zu erreichen und die vorhandenen touristischen und Einzelhandelseinrichtungen an die spezifischen Qualitätsanforderungen und -standards anzupassen. Darüber hinaus ist es Ziel, durch neue Angebote beispielsweise auf dem Wohnungsmarkt Zielgruppen zu halten bzw. neue Bewohner und Bewohnerinnen für die Stadt Mölln zu gewinnen. Eine besondere Bedeutung kommt dabei der Aktivierung des bürgerlichen Engagements und der Nutzung lokal bestehender Expertise in unterschiedlichsten Themenfeldern zu. Voraussetzung: Analyse aller relevanten Themenfelder Um die angesprochenen Ziele zu erreichen, wurde ein Integriertes Stadtentwicklungskonzept (ISEK) erarbeitet, das ein breites Spektrum von Maßnahmen und Handlungsempfehlungen unterschiedlicher Größenordnung und Ausrichtung beinhaltet. Grundlegend ist allen Maßnahmen, dass sie ihre positive Wirkung nur im Verbund erzielen. Voraussetzung für die Entwicklung passgenauer Maßnahmen ist eine Analyse sämtlicher für die Stadtentwicklung relevanten Themenfelder. Neben wirtschaftlichen Einflüssen wurden insbesondere auch ökologische, soziokulturelle und städtebauliche Aspekte berücksichtigt. Unterscheidung zwischen … Die zu untersuchenden Themen werden unterschieden in x x Übergreifende Themen, die Auswirkungen auf alle übrigen Themenfelder haben und daher sowohl bei der Analyse als auch bei der Ziel- und Maßnahmenentwicklung im Integrierten Stadtentwicklungskonzept und im Wohnungsmarktkonzept berücksichtigt werden, und Fachthemen, die nur Auswirkungen auf einen funktionalen Teilbereich der Stadt haben. Diese Themen werden im Integrierten Stadtentwicklungskonzept und in der Zielformulierung berück- -3- sichtigt, werden jedoch gegebenenfalls durch Fachgutachten wie das Wohnungsmarktkonzept konkretisiert. … übergreifenden Themen und … Zu den übergreifenden Themen zählen: … Fachthemen Zu den Fachthemen zählen: x x x x x x x x x x x x x Lage- und Siedlungsstruktur Regionale Verflechtungen Bevölkerungs- und Sozialstruktur Umwelt und Nachhaltigkeit Gleichstellung und Chancengleichheit Wirtschaft und Arbeitsmarkt Einzelhandel, Innenstadtentwicklung, Historische Altstadt Wohnen Verkehr und technische Infrastruktur Energie und Klimaschutz Soziales, Bildung, Sport Tourismus, Kultur, Freizeit Grün-/ Freiraumstruktur, Naherholung Wohnungsmarktkonzept Aufgrund der besonderen Herausforderungen, die auf dem Wohnungsmarkt in den nächsten Jahren anstehen, hat die Stadt Mölln zusätzlich zum Integrierten Stadtentwicklungskonzept die Erstellung eines Wohnungsmarktkonzeptes beauftragt. In diesem wurde der zentrale Lebensbereich des Wohnens in Mölln vertiefend untersucht. Die Ergebnisse des Wohnungsmarktkonzeptes werden im Rahmen des ISEK nur in den Grundzügen dargestellt. Die vollständigen Ergebnisse werden im Rahmen eines separaten Berichtes dokumentiert. Methodik In dem vorliegenden Bericht zum ISEK werden zunächst die Ergebnisse der Bestandserfassung und -analyse als Basis für den weiteren Stadtentwicklungsprozess dargestellt. Zum einen werden die Ergebnisse einer umfangreichen Sekundärdatenanalyse - zum Beispiel zu demografischen, wirtschaftlichen und sozialen Rahmendaten dargestellt. Zum anderen wurden von GEWOS verschiedene Primärerhebungen durchgeführt, durch die zusätzliche Daten und Informationen zur Stadtentwick- -4- lung Möllns generiert werden konnten. Dazu gehören: x x x x x x Bevölkerungs-, Haushalts- und Wohnungsmarktprognose bis zum Jahr 2025 Schriftliche Befragung von 2.000 Haushalten Schriftliche Befragung von 500 Unternehmen Schriftliche Befragung von 500 privaten Wohnungseigentümern und -eigentümerinnen Bestandsdatenabfrage bei gewerblichen Wohnungsanbietern und -anbieterinnen Expertengespräche mit lokalen Akteuren und Akteurinnen Im zweiten Teil des Berichtes werden die konzeptionellen Inhalte, wie die Leitziele, Handlungsfelder und die Maßnahmen dargestellt. Prozessbegleitung Der Prozess der Konzepterstellung wurde durch die Lenkungsgruppe sowie durch fünf thematische Arbeitsgruppen begleitet und unterstützt. Die fünf Arbeitsgruppen untergliedern sich thematisch in folgende Bereiche: x x x x x „Wirtschaft, Einzelhandel, Arbeitsmarkt und Verkehr“ „Wohnungsmarktsituation und -entwicklung“ „Tourismus, Kultur, Gesundheit, Naherholung und Freizeit“ „Soziales, Bildung und Sport“ sowie „Energie und Klimaschutz“ Neben Mitarbeitern der Stadtverwaltung nahmen jeweils relevante lokale Akteure und Akteurinnen an den Arbeitsgruppensitzungen teil. Lenkungsgruppe Der Lenkungsgruppe kam bei der Erarbeitung des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes eine zentrale Rolle zu. Einerseits wurde sie an wichtigen Entscheidungen und inhaltlichen Diskussionen beteiligt, andererseits oblag ihr - neben GEWOS - die Koordination des gesamten Prozesses. Neben Personen aus Verwaltung und Politik wurde die Lenkungsgruppe durch eine Vertreterin des Innenministeriums sowie durch jeweils ein Mitglied der Arbeitsgruppen ergänzt. Dadurch wurde -5- gewährleistet, dass die entwickelten Ziele auch mit den Leitlinien und den Entwicklungszielen des Landes konform sind und die Vorstellungen der lokalen Akteure und Akteurinnen Berücksichtigung fanden. -6- 2 Analyse der Rahmenbedingungen 2.1 Lage, räumliche Verflechtungen und Siedlungsstruktur Lage im Südosten Die Stadt Mölln liegt im Südosten des Landes SchlesSchleswig-Holsteins wig-Holstein rund 30 km südlich von Lübeck, im Naturpark Lauenburgische Seen. Im Westen Möllns liegt in einer Entfernung von rund 50 km die Stadt Hamburg. In östlicher Richtung erstrecken sich die dünn besiedelten Gebiete des Naturparks Lauenburgische Seen. Das Stadtgebiet Möllns umfasst eine Fläche von 2.500 ha. Mittelzentrum Die Stadt Mölln wird im Entwurf des Landesentwicklungsplans (LEP) 2010des Bundeslandes SchleswigHolstein als Mittelzentrum im ländlichen Raum klassifiziert. Die Stadt Mölln liegt nicht unmittelbar an einer der im LEP 2010 festgelegten Landesentwicklungsachsen. Im Regionalplan des Landes Schleswig Holstein für den Planungsraum I (Schlesig-Holstein Süd) wird Mölln jedoch als Entwicklungs- und Entlastungsort eingestuft. Als Mittelzentrum soll Mölln zentralörtliche Funktionen für den mittelzentralen Verpflechtungsraum übernehmen und als eigenständiger Siedlungs-, Versorgungs- und Arbeitsmarktschwerpunkt zur Stärkung des ländlichen Raumes weiterentwickelt werden. Versorgungsfunktio- Aufgrund der Lage im ländlichen Raum übernimmt die nen für das Umland Stadt Mölln wichtige Versorgungsfunktionen für das Umland. Dazu zählen insbesondere die Ämter Breitenfelde, Nusse und Gudow-Sterley. Eine hohe Zentralität besitzt die Stadt insbesondere in den Bereichen der Grundversorgung und der Bildung. Neben einer Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs deckt Mölln in Teilen auch die Nachfrage nach Gütern des aperiodischen Bedarfs ab. In diesem Segment besteht mit den Städten Lübeck und Hamburg jedoch eine starke Konkurrenz. Viele Möllner nehmen das dortige differenzierte Einzelhandels- und Kulturangebot war. Zudem arbeiten viele Möllner in Hamburg und Lübeck. -7- Abb. 1 Verkehrsverbindungen Beratung Planung Forschung GEWOS Metropolregion Region Hamburg Im Kreis Herzogtum Lauenburg gelegen, gehört die Stadt Mölln zur Metropolregion Hamburg. Insgesamt 14 Landkreise aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen und die Hansestadt Hamburg bilden eine der wirtschaftsstärksten Regionen Deutschlands. Mit insgesamt rund 4,3 Mio. Menschen ist die Metropolregion das Wirtschaftszentrum Norddeutschlands. Siedlungsstruktur Historische Altstadt Siedlungsstrukturell können in Mölln zwei Stadtbereiche klar abgegrenzt werden. Dies ist zum einen die historische Altstadt mit der Stadtkirche St. Nicolai, dem historischen Rathaus und dem Marktplatz. Die Altstadt liegt auf einer Halbinsel und ist auch heute noch geprägt durch das mittelalterliche Straßennetz. Die Gebäude der Altstadt wurden überwiegend zwischen dem 15. bis 19. Jahrhundert errichtet. Als „historisches Altstadtensemble“ steht dieser Bereich zum Teil unter Denkmalschutz. In der Altstadt konzentrieren sich zahlreiche Einzelhandelsgeschäfte. Daneben befinden sich hier viele -8- kulturelle Einrichtungen. Zudem übernimmt die Altstadt eine wichtige Funktion als Wohnstandort. Fotos 1 und 2: Historische Altstadt Waldstadt Zum anderen kann die Waldstadt klar von der übrigen Siedlungsstruktur abgegrenzt werden. Sie liegt im Süden des Stadtgebietes außerhalb der Kernstadt. Das Quartier befindet sich auf dem Gelände der ehemaligen Munitionsfabrik (Muna). Noch heute prägen die ehemaligen Munitionsbunker, die nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zu Wohngebäuden umgewandelt wurden, das Straßenbild. Hoher Anteil Einund Zweifamilienhäuser Die weiteren Siedlungsbereiche sind geprägt durch einen hohen Anteil an Ein- und Zweifamilienhäusern sowie vereinzelten Geschosswohnungsbau. Dieser konzentriert sich insbesondere im Bereich der Bismarck-/ Goethestraße (Zeilenbauten) sowie im Bereich Berliner Straße/Wasserkrügerweg (Punkthochhäuser). Die attraktivsten Wohnlagen befinden sich im Bereich des Kurbzw. Wildparks sowie im südlichen Teil Möllns (Müthelstraße/Dahmstraße). Ferner zeichnen sich die Wohnlagen mit Zugang zum Wasser durch eine besondere Qualität und eine entsprechend hohe Nachfrage aus. Der Schwerpunkt der Siedlungsentwicklung lag lange Zeit auf den Gebieten südlich der Altstadt. Erst später wurden auch größere Flächen im Norden des Stadtgebietes entwickelt. -9- Fotos 3 und 4: Geschosswohnungsbau Gewerbegebiete 2.2 Das größte Gewerbegebiet der Stadt liegt südlich des Ziegelsees im Bereich der Bahntrasse und des ElbeLübeck-Kanals. Weitere Gewerbeflächen befinden sich im Norden der Stadt entlang der Ratzeburger Straße sowie im nördlichen Bereich der Waldstadt. Bevölkerungsstruktur und -entwicklung Stabile Bevölkerungsentwicklung Die Bevölkerungsentwicklung der Stadt Mölln ist in den Jahren 2000 bis 2008 um 2 % gestiegen. Im Jahr 2008 lebten rund 18.700 Einwohner am Ort der Hauptwohnung in Mölln. Im Jahr 2008 ist die Bevölkerung leicht zurückgegangen. Dies ist unter anderem auf einen statistischen Effekt durch bundesweit vorgenommene Bereinigungen in den Melderegistern zurückzuführen und gibt daher keinen Aufschluss über die tatsächliche Bevölkerungsentwicklung im Jahr 2008. In Relation zum Kreis unterdurchschnittliche Entwicklung In den Jahren 2000 bis 2008 ist in Mölln eine vergleichbare Entwicklung wie in Schleswig-Holstein (1,5 %) festzustellen. In Relation zum Kreis Herzogtum Lauenburg entwickelt sich Mölln jedoch leicht unterdurchschnittlich. Insbesondere die Städte und Gemeinden im Süden des Kreises Herzogtum Lauenburg konnten von hohen Wanderungsgewinnen mit der Stadt Hamburg profitieren und dadurch stärker wachsen als das weiter entfernt liegende Mölln. Viele Haushalte sind nicht bereit, täglich von Mölln nach Hamburg zu pendeln und entscheiden sich daher für einen Wohnstandort in der Peripherie von Hamburg. - 10 - Abb. 2 Bevölkerungsentwicklung Mölln 2000 bis 2008 Beratung Planung Forschung GEWOS Index: Jahr 2000 = 100 110 108 106 104 102 - 2,0 % 100 98 96 2000 2001 Mölln 2002 2003 2004 Herzogtum Lauenburg 2005 2006 2007 2008 Schleswig-Holstein Positiver Wanderungssaldo Für die Bevölkerungsentwicklung sind die natürliche Bevölkerungsbewegung, d. h. der Saldo aus Geburten und Sterbefällen, sowie die Wanderungsbewegungen maßgebend. Insgesamt haben vor allem die Wanderungsbewegungen die Bevölkerungsentwicklung in Mölln bestimmt. Im dargestellten Zeitraum (2002 bis 2008) weist die Stadt Mölln durchgängig einen positiven Wanderungssaldo auf (vgl. Abb. 4). Natürliche Bevölkerungsentwicklung negativ Dem positiven Wanderungssaldo steht eine negative natürliche Bevölkerungsentwicklung gegenüber. Im gesamten Zeitraum seit 2002 übertraf die Zahl der Sterbefälle in jedem Jahr diejenige der Geburten (vgl. Abb. 3). Dieses Bild spiegelt einen bundesweiten Trend wider, der sich aufgrund der Altersstruktur und der damit zusammenhängenden abnehmenden Zahl der Personen der jeweiligen Elterngeneration noch weiter verstärken wird. - 11 - Abb. 3 Natürliche Bevölkerungsentwicklung 2002 bis 2008 Beratung Planung Forschung GEWOS 500 400 300 200 100 0 -100 -200 -300 -400 -500 2002 2003 2004 Geburten 2005 2006 2007 Sterbefälle 2008 Saldo Quelle: Statistisches Landesamt Abb. 4 Wanderungen 2002 bis 2008 Beratung Planung Forschung GEWOS 1.500 1.000 500 0 -500 -1.000 -1.500 2002 2003 Zuzüge Quelle: Statistisches Landesamt 2004 2005 Fortzüge 2006 2007 2008 Saldo - 12 - Abb. 5 Bevölkerungs- und Wanderungsentwicklung 2002 bis 2008 Beratung Planung Forschung GEWOS 500 400 300 200 100 0 -100 -200 -300 -400 -500 2002 2003 Natürlicher Saldo 2004 2005 2006 Wanderungssaldo 2007 2008 Gesamtsaldo Eine nach Altersklassen differenzierte Betrachtung der Zuwanderung von Familien und älteren Wanderungsbewegungen zeigt, dass die Stadt Mölln in Haushalte den vergangenen Jahren sowohl von einer Zuwanderung von Familien (siehe Wanderungen der unter 18Jährigen Abb. 6) als auch von älteren Haushalten profitieren konnte. Hervorzuheben ist, dass auf die Altersgruppe der über 65-Jährigen die höchsten jährlichen Wanderungsgewinne entfallen. Zieht es die Familien insbesondere aufgrund der attraktiven Bedingungen auf dem Wohnungsmarkt (Preis-/Leistungsverhältnis) nach Mölln, schätzen viele ältere Haushalte die Kombinationen aus einer attraktiven naturräumlichen Lage, ruhigen Wohnquartieren sowie der in Relation zum Umland guten infrastrukturellen Ausstattung der Stadt. Negativer Wanderungssaldo bei 25bis 30-Jährigen Einen leicht negativen Wanderungssaldo weist die Stadt Mölln einzig in der Altersgruppe der 25- bis unter 30Jährigen auf. Dies macht deutlich, dass insbesondere Berufseinsteiger aufgrund fehlender Arbeitsplatzangebote innerhalb der Stadt Mölln ihren Berufseinstieg in einem differenzierteren Arbeitsmarkt wie zum Beispiel in der Metropole Hamburg vollziehen und daher abwandern (vgl. Abb. 6). - 13 - Abb. 6 Durchschnittlicher jährlicher Wanderungssaldo differenziert nach Altersgruppen (2002 bis 2008) -75 -50 -25 0 25 Beratung Planung Forschung GEWOS 50 75 unter 18 Jahre 44 18 bis unter 25 Jahre -7 7 25 bis unter 30 Jahre 30 bis unter 50 Jahre 50 bis unter 65 Jahre 65 Jahre und älter Steigender Anteil älterer Bewohner und Bewohnerinnen 47 32 53 Auch in Mölln werden die bundesweit ablaufenden Prozesse der demografischen Entwicklung sichtbar. Eine seit Jahren geringe Geburtenrate und die Alterung geburtenstarker Jahrgänge lassen den Anteil älterer Menschen ansteigen. Abbildung 7 zeigt die Entwicklung der Bevölkerung differenziert nach Altersgruppen. Bereits im Zeitraum von 2000 bis 2008 ist der Anteil der über 65Jährigen deutlich von 21 % auf 24 % gestiegen. Damit weist Mölln einen höheren Anteil über 65-Jähriger auf als das Land Schleswig-Holstein (21 %). Der gestiegenen Zahl älterer Personen steht eine Abnahme der 25bis unter 45-Jährigen um 4 Prozentpunkte gegenüber. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen blieb nahezu unverändert (vgl. Abb. 7). Veränderungen in der alterstrukturellen Zusammensetzung der Bevölkerung wirken sich direkt auf die Stadt- und Wohnungsmarktentwicklung aus. Insbesondere die Auslastung von bzw. Nachfrage nach Wohnungsangeboten, Bildungseinrichtungen und Freizeitangeboten verändert sich entsprechend den Verschiebungen in der Altersstruktur. Beispielsweise werden Bildungs- und Betreuungseinrichtungen für Kinder bei Fortsetzung dieser Trends zukünftig eine geringere Auslastung aufweisen (vgl. Kap. 3.5.1), wohingegen die - 14 - Nachfrage nach altersgerechten Wohnungsangeboten tendenziell steigen wird. Abb. 7 Bevölkerungsentwicklung in Mölln Differenziert nach Altersgruppen 2000 und 2008 Beratung Planung Forschung GEWOS 100% 90% 80% 70% 11% 11% 10% 13% 25% 26% 60% 50% 40% 29% 25% 30% 20% 7% 8% 10% 18% 17% 2000 2008 0% unter 18 18 bis unter 25 25 bis unter 45 45 bis unter 65 65 bis unter 75 75 und älter Quelle: GEWOS Prognose Vergleichsweise hohes Durchschnittsalter 2.3 Der hohe Anteil älterer Bevölkerungsgruppen spiegelt sich auch in einem vergleichsweise hohen Durchschnittsalter wider. Im Jahr 2007 lag das Durchschnittsalter in Mölln bei 44,5 Jahren. Dieser Wert liegt deutlich über den Werten des Kreises Herzogtum Lauenburg (42,9 Jahre) und des Landes Schleswig-Holstein (43,1 Jahre). Bevölkerungsprognose Bevölkerungsprognose bis 2025 Für den Zeitraum 2009 bis 2025 wurde durch GEWOS eine Bevölkerungsprognose für die Stadt Mölln erstellt. Die Prognose ist abgeleitet aus der regionalisierten Bevölkerungsvorausschätzung der Jahre 2007 bis 2025 des Statistikamtes Nord für den Kreis Herzogtum Lauenburg und berücksichtigt die genaue Altersstruktur vor Ort sowie die Unterschiede in der Bevölkerungsentwick- - 15 - lung der letzten Jahre zwischen der Stadt und dem Kreis. Wohnungsmarktre- Die Prognose bezieht sich auf die wohnungsmarktrelelevante Bevölkerung vante Bevölkerung, also auf die Bevölkerung, die tatsächlich Wohnraum nachfragt. Das bedeutet, dass zusätzlich zu den Einwohnern mit Hauptwohnsitz auch Bewohner und Bewohnerinnen mit Nebenwohnsitz einbezogen wurden. Untermieter/-innen sowie Anstalts- und Heimbevölkerung wurden hingegen nicht berücksichtigt, da durch diese Gruppen keine wohnungsmarktrelevante Nachfrage erzeugt wird. Abb. 8 Bevölkerungsprognose bis 2025 Stadt Mölln und Kreis Herzogtum Lauenburg Einwohner Stadt Mölln Beratung Planung Forschung GEWOS Einwohner Kreis Herzogtum Lauenburg 19.000 18.750 200.000 Prognose Mölln 195.000 - 0,3 % 18.500 18.250 190.000 185.000 - 2,0 % 18.000 180.000 17.750 175.000 17.500 2007 170.000 2009 2011 2013 2015 2017 2019 2021 2023 2025 Mölln Prognose Kreis Herzogtum Lauenburg Quelle: GEWOS Prognose und Statistikamt Nord; Stadt Mölln Wohnungsmarktrelevante Bevölkerung Unterschiedliche Während die Bevölkerung im Kreis Herzogtum LauenAusgangspositionen burg in den vergangenen Jahren (2000 bis 2008) deutvon Stadt und Kreis lich um 4 % gestiegen ist, konnten für Mölln nur moderate Einwohnerzuwächse festgestellt werden. Diese unterschiedlichen Ausgangsbedingungen wirken sich auch auf die zukünftige Bevölkerungsentwicklung aus. - 16 - Mölln: Bevölkerungsrückgang von 2 % bis 2025 Die von GEWOS erstellte Prognose für die wohnungsmarktrelevante Bevölkerung in Mölln geht von einem kontinuierlichen leichten Bevölkerungsrückgang bis zum Jahr 2025 aus. Demnach verringert sich die Zahl der Einwohner um circa 2 %. In absoluten Zahlen bedeutet dies einen Rückgang der Bevölkerung von 18.500 auf knapp 18.200 im Jahr 2025. Bevölkerung im Kreis stagniert Die Prognose für den Kreis geht bis zum Jahr 2025 von leichten Einwohnerverlusten aus (-0,3 %). Bis zum Jahr 2015 wird die Bevölkerung im Kreis aufgrund eines weiterhin positiven Wanderungssaldos leicht steigen. Ab dem Jahr 2016 wird dann auch für den Kreis Herzogtum Lauenburg ein einsetzender Bevölkerungsrückgang erwartet. Die negative natürliche Bevölkerungsentwicklung wird dann nicht mehr durch Wanderungsgewinne kompensiert werden können. Deutliche Verschiebungen in der Altersstruktur Den geringen Veränderungen der Bevölkerungsentwicklung stehen deutliche Verschiebungen in der altersstrukturellen Zusammensetzung der Bevölkerung gegenüber. GEWOS geht von einer steten Zunahme des Anteils älterer Einwohner und Einwohnerinnen in Mölln aus. Der bereits heute hohe Anteil von über 65-Jährigen wird sich in Mölln zukünftig deutlich erhöhen. So steigt der Anteil der über 65-Jährigen von 24 % im Jahr 2008 auf 30 % im Jahr 2025. Hervorzuheben ist dabei der Anstieg der über 75-Jährigen von 11 % auf 17 %. Demgegenüber reduziert sich sowohl absolut als auch relativ die Anzahl jüngerer Einwohner und Einwohnerinnen. Die Zahl der unter 18-Jährigen wird sich von rund 3.150 zum jetzigen Zeitpunkt auf circa 2.450 im Jahr 2025 reduzieren (vgl. Abb. 9). - 17 - Abb. 9 Bevölkerungsentwicklung in Mölln differenziert nach Altersgruppen 2008 bis 2025 Beratung Planung Forschung GEWOS 100% 90% 80% 11% 13% 14% 17% 12% 13% 70% 60% 26% 30% 29% 50% 40% 25% 30% 21% 21% 20% 8% 10% 17% 15% 13% 2008 2015 2025 8% 7% 0% unter 18 Jahre 18 bis unter 25 Jahre 25 bis unter 45 45 bis unter 65 Jahre 65 Jahre bis unter 75 75 Jahre und älter Quelle: GEWOS Prognose Zentrale Herausforderung: Altersstruktur Bereits an dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass die zunehmende Verschiebung in der städtischen Altersstruktur eine der zentralen Herausforderungen für die Stadt Mölln darstellt. Der kontinuierliche Rückgang der Zahl der Kinder und Jugendlichen hat beispielsweise langfristig eine sinkende Auslastung der Kindertagesstätten und Schulen zur Konsequenz. Die steigende Zahl Älterer und Hochbetagter wird hingegen einen erhöhten Bedarf an altengerechten Wohnformen sowie Infrastruktureinrichtungen hervorrufen. - 18 - 3 Analyse der Fachthemen Situationsanalyse Im Folgenden werden die relevanten Fachthemen für die Stadt Mölln analysiert. Neben wirtschaftlichen und wohnungsmarktbezogenen Rahmenbedingungen wird die derzeitige Situation in den Themenfeldern Soziales, Freizeit und Naherholung dargestellt. Der Fokus liegt zunächst auf der Analyse jedes einzelnen Themas. Für die Ableitung von Zielen und Maßnahmen (2. Teil des Berichts) werden die Wechselwirkungen der Fachthemen untereinander berücksichtigt. 3.1 Wirtschaft und Arbeitsmarkt 3.1.1 Branchen- und Unternehmensstruktur 75 % der Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor Die Wirtschaftsstruktur der Stadt Mölln steht auf zwei Standbeinen. Eine zentrale Bedeutung nimmt erwartungsgemäß der Dienstleistungssektor ein1. Rund drei Viertel aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten lassen sich diesem Sektor zuordnen. Innerhalb des Dienstleistungssektors macht das Gesundheits- und Sozialwesen mit über 1.400 Beschäftigten den größten Anteil aus. Bedeutende Arbeitgeber sind hier unter anderem das Reha-Zentrum sowie das Gesundheitszentrum in Mölln. Mit knapp 1.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nimmt darüber hinaus der Handel eine wichtige Funktion als Arbeitgeber in der Stadt Mölln ein. Viele Beschäftigte im verarbeitenden Gewerbe Neben dem Dienstleistungssektor gibt es in Mölln eine für norddeutsche Kleinstädte vergleichsweise hohe Anzahl an Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe. Rund 1.100 Personen sind diesem Sektor zuzuordnen. Wie Abbildung 10 zeigt, ist die Zahl der Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe in der Vergangenheit jedoch deutlich zurückgegangen. Im Zeitraum von 2003 bis 2008 ist die Zahl der Beschäftigten in diesem Sektor um 15 % gesunken. Der größte Industriebetrieb in Mölln ist derzeit die Heidenreich & Harbeck AG, die Gießerei und Maschinenfabrik beschäftigt etwa 220 Mitarbeiter. 1 Alle Branchen außer: Baugewerbe, verarbeitendes Gewerbe sowie die Land- und Forstwirtschaft - 19 - Kleinere und mittlere Neben größeren Arbeitgebern wie dem bereits erwähnBetriebe dominieren ten Reha-Zentrum sowie der Coca-Cola GmbH und der Bäckerei von Allwörden dominieren kleinere und mittlere Betriebe die Unternehmenslandschaft in Mölln. Abb. 10 Entwicklung der Beschäftigungsstruktur Beratung Planung Forschung GEWOS Beschäftigungsstruktur in Mölln 2003 und 2008 (Beschäftigte am Arbeitsort) Veränderung 2003 - 2008 Branchen 2003 Insgesamt 5.776 Land- u. Forstwirtschaft Verarbeitendes Gewerbe Baugewerbe -500 -300 -100 100 300 5.344 14 15 Insgesamt - 1.309 1.107 Land- u. Forstwirtschaft Verarbeitendes Gewerbe - 217 209 1.066 993 Gastgewerbe 156 117 Verkehr u. Nachrichtenübermittlung 126 112 Gesundheits-, Veterinärund Sozialwesen 1.497 1.445 Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen - Kredit- u. Versicherungsgewerbe 384 373 Kredit- u. Versicherungsgewerbe - Grundstücks- und Wohnungswesen 490 485 Öffentliche Verwaltung 265 224 Handel Baugewerbe Handel Gastgewerbe Verkehr u. Nachrichtenübermittl.- Grundstücks- und Wohnungswesen Öffentliche Verwaltung - © GEWOS Quelle: Agentur für Arbeit 3.1.2 2008 Arbeitsmarkt Stabile Lage auf dem Arbeitsmarkt Der allgemeine wirtschaftliche Abschwung in Folge der Wirtschafts- und Finanzkrise macht sich bisher kaum auf dem Möllner Arbeitsmarkt bemerkbar. Die Auswirkungen sind damit weniger dramatisch als in anderen Städten und Regionen Deutschlands. So hat sich die Zahl der Arbeitslosen im Jahr 2009 gegenüber 2008 geringfügig von 882 auf 840 Personen reduziert. Auch die neuesten Zahlen der Agentur für Arbeit lassen noch keine signifikante Erhöhung der Arbeitslosenzahlen erkennen. Im Februar 2010 waren mit 914 Personen sogar leicht weniger Personen arbeitslos gemeldet als im gleichen Monat im Vorjahr (925). Diese Entwicklung wird durch die Ergebnisse der durchgeführten Unternehmensbefragung gestützt. So planen die befragten Betriebe - mit Ausnahme der Baubranche - keine Entlassungen. Im Ge- - 20 - genteil, rund 25 % der Unternehmen wollen zukünftig neue Arbeitskräfte einstellen. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob die Neueinstellungen die Zahl der Personen, die in den Ruhestand treten bzw. ihren Arbeitsort in eine andere Stadt verlagern, aufwiegen kann. In den vergangenen Jahren ist dies nicht gelungen, wie die Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze in Mölln zeigt (siehe Abb. 12). 2008: 7,2 % arbeitslos Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit im Zeitverlauf zeigt deutliche Parallelen zwischen der Entwicklung im Kreis Herzogtum Lauenburg und des Landes SchleswigHolstein. Seit dem Jahr 2005 ist die Arbeitslosigkeit sowohl auf kommunaler als auch auf Landes- und Bundesebene deutlich gesunken. Im Mittel des Jahres 2008 waren in Mölln rund 7,2 % der Personen arbeitslos gemeldet (bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen2) und damit etwas weniger als im Land Schleswig-Holstein mit 7,6 % (vgl. Abb. 11). Abb. 11 Entwicklung der Arbeitslosenquote bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen Beratung Planung Forschung GEWOS 15% 13% 11% 9% 7% 5% 1998 1999 Mölln 2000 2001 2002 2003 Herzogtum Lauenburg 2004 2005 2006 2007 Schleswig-Holstein 2008 Bund * Für das Jahr 2007 wurde die Arbeitslosenquote Mölln auf Basis der Monatsdaten Januar bis Juli 2007 berechnet Quelle: Agentur für Arbeit 2 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (einschl. Auszubildende), geringfügig Beschäftigte, Personen in Arbeitsgelegenheiten (Mehraufwandvariante), Beamte (ohne Soldaten) und Grenzpendler sowie Selbständige und mithelfende Familienangehörige - 21 - Mehr sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Möllner aber … Entsprechend dem Verlauf der Arbeitslosenzahlen entwickelt sich die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Wohnort (sozialversicherungspflichtige Möllner). Das Jahr 2005 - das Jahr, in dem die höchsten Arbeitslosenzahlen gemeldet wurden - ist zugleich das Jahr, in dem die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am niedrigsten ist (5.135). In den folgenden Jahren steigt die Zahl der Beschäftigten am Wohnort deutlich und erreicht im Jahr 2008 wieder 5.539 Personen. Die Entwicklung folgt damit dem konjunkturellen Verlauf. … Rückgang der Arbeitsplätze in Mölln Eine vergleichbare Entwicklung kann hinsichtlich der Beschäftigten am Arbeitsort (Anzahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze in Mölln) nicht festgestellt werden. Trotz einer positiven gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ist die Zahl der Arbeitsplätze in Mölln seit 2005 nochmals - wenn auch nur leicht - gesunken (vgl. Abb. 10 und Abb. 12). Der Rückgang der Arbeitsplätze betrifft nahezu alle Branchen, wobei der bereits angeführte Rückgang im verarbeitenden Gewerbe am schwersten wiegt. Abb. 12 Beschäftigungsentwicklung am Wohn- und Arbeitsort Beratung Planung Forschung GEWOS 7.000 6.000 5.000 4.000 3.000 2.000 1.000 0 2000 2001 Wohnort Quelle: Agentur für Arbeit 2002 2003 Arbeitsort 2004 2005 2006 2007 2008 Wohn- und Arbeitsort in Mölln - 22 - Negativer Pendlersaldo … Der Rückgang der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort spiegelt sich auch in der Pendlerstatistik wider. Bis zum Jahr 2007 verzeichnete Mölln noch Einpendlerüberschüsse. Das bedeutet, dass mehr auswärtige Arbeitnehmer in Mölln erwerbstätig waren, als Möllner außerhalb der Stadt ihren Arbeitsplatz hatten. Der kontinuierliche Rückgang der Arbeitsplätze in Mölln hat jedoch dazu geführt, dass Mölln aktuell einen negativen Pendlersaldo aufweist (vgl. Abb. 13). Abb. 13 Entwicklung der Pendlerzahlen Beratung Planung Forschung GEWOS 4.000 3.000 2.000 1.000 0 -1.000 -2.000 -3.000 -4.000 2000 2001 Einpendler 2002 2003 2005 Auspendler 2006 2007 2008 Pendlersaldo Quelle: Statistisches Landesamt … insbesondere mit Hamburg und Lübeck Eine Differenzierung der Pendlerbewegungen nach Gemeinden weist insbesondere mit den beiden Großstädten Hamburg (-683) und Lübeck (-227) sowie mit dem Landkreis Stormarn (-305) negative Pendlersalden auf. Entsprechend viele Möllner Haushalte nehmen täglich längere Wegzeiten zur Arbeit in Kauf. Positive Wanderungssalden bestehen zwischen Mölln und den direkten Umlandgemeinden Gudow (+104) und Breitenfelde (+122). - 23 - Abb. 14 Pendlerverflechtungen Beratung Planung Forschung GEWOS Quelle: Eigene Darstellung nach Daten der Agentur für Arbeit 2008 Unterdurchschnittliche Kaufkraft Nach den neuesten Zahlen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) haben die Bewohner und Bewohnerinnen der Stadt Mölln eine vergleichsweise geringe Kaufkraft. Die Kaufkraft je Einwohner und Einwohnerinnen beträgt im Jahr 2009 rund 18.000 € (vgl. Abb. 15). Damit liegt Mölln bei einer Kaufkraftkennziffer von 94,9 also 5,1 % unter dem bundesdeutschen Durchschnitt. Ebenfalls unterdurchschnittlich ist die Kaufkraft in Relation zu den Einwohnern und Einwohnerinnen des Kreises Herzogtum Lauenburg und der Nachbarstädte Schwarzenbek, Geesthacht und Ratzeburg. - 24 - Abb. 15 Kaufkraft pro Einwohner Beratung Planung Forschung GEWOS 27.000 € 24.000 € 21.000 € 18.000 € 15.000 € Hamburg Schwerin Lübeck Bad Oldesloe Schwarzenbek Geesthacht Ratzeburg Mölln Landkreis Segeberg Landkreis Stormarn Kreis Herzogtum Lauenburg SchleswigHolstein Deutschland 12.000 € Quelle: GfK Kaufkraft Deutschland 2009 3.1.3 Standortfaktoren Bewertung harter und weicher Standortfaktoren … Die Städte und Kommunen stehen in einem verstärkten Wettbewerb um wirtschaftliche Ansiedlungen. Ausschlaggebend für die Standortwahl der Unternehmen sind die Standortfaktoren. Hierzu zählen sowohl harte bzw. quantifizierbare Faktoren wie Steuern, Verkehrsinfrastruktur, Nähe zu und Größe von Absatzmärkten, Abgaben oder Ressourcenverfügbarkeit als auch weiche Standortfaktoren, wie beispielsweise Freizeitmöglichkeiten, Wohnungsangebote und kulturelle Einrichtungen, die nicht direkt in die Kostenrechnung eines Unternehmens integriert werden können. Der Einfluss weicher Standortfaktoren gewinnt jedoch an Bedeutung, da insbesondere gut ausgebildete und örtlich ungebundene Arbeitskräfte bei der Wahl des Arbeitsplatzes zunehmend mehr Wert auf eine hohe Attraktivität der Stadt legen. … durch ortsansässige Unternehmen Im Rahmen der Unternehmensbefragung zum ISEK Mölln wurde abgefragt, wie die ortsansässigen Unternehmen unterschiedliche Standortfaktoren bewerten. Darüber hinaus sollten die Unternehmen angeben, wel- - 25 - che Standortfaktoren für ihr Unternehmen wichtig sind. Dies erlaubt eine Gegenüberstellung der Bedeutung eines Standortfaktors für das Unternehmen mit der in Mölln vorzufindenden Qualität (siehe Abb. 16 und 17). Beispiel: Unternehmen A bewertet das Image Möllns als „gut“ misst diesem Standortfaktor für das eigene Unternehmen jedoch nur ein geringe Bedeutung bei. Wichtige Standortfaktoren Für die in Mölln ansässigen Unternehmen sind die Verkehrsanbindung, die allgemeine Lage der Stadt sowie die Verfügbarkeit von Arbeitsplätzen und das Image der Stadt die wichtigsten Standortfaktoren. Dieses Ergebnis deckt sich mit anderen durch GEWOS durchgeführten Unternehmensbefragungen in Mittelzentren. Verkehrsanbindung nimmt eine herausragende Bedeutung ein Eine gute Verkehrsanbindung ist für Unternehmen, die sich im ländlich strukturierten Raum ansiedeln, der wichtigste Standortfaktor. Da sich die Absatzmärkte und Kundenbeziehungen der Unternehmen in der Regel nicht auf das direkte städtische Umfeld beschränken und daher längere Wegstrecken zurückgelegt werden müssen, ist die Nähe zu einer Autobahn ein entscheidendes Kriterium für die Standortwahl. Die Verkehrsanbindung Möllns ist vor diesem Hintergrund als nicht optimal zu bewerten. Die Distanz bis zur A 24 beträgt zwar nur rund 10 km, Standorte wie beispielsweise das Gewerbegebiet Lanken bei Schwarzenbek liegen jedoch verkehrgünstiger und werden deshalb insbesondere von Logistikunternehmen bevorzugt. Foto 5: Gewerbegebiet Vorkamp Nichts desto trotz stehen in Mölln gut erschlossene Gewerbeflächen zur Verfügung. Der Schwerpunkt der gewerblichen Entwicklung konzentriert sich dabei auf den Westen der Stadt auf Flächen entlang des Kanals und der Bahntrasse. Im Gewerbegebiet Vorkamp stehen derzeit noch rund 18.000 m² Gewerbefläche in unmittelbarer Entfernung zum Bahnhof und zum Elbe-LübeckKanal zur Verfügung. Der Preis pro Quadratmeter vollerschlossenes Bauland beträgt lediglich 26,00 Euro. Damit besteht ein deutlicher Preisvorteil gegenüber anderen Standorten in der Metropolregion Hamburg. Die weiteren Gewerbeflächen in Mölln, beispielsweise im Bereich der Waldstadt, sollen sich dagegen nicht weiter ausdehnen, - 26 - da sie in unmittelbarer Nachbarschaft zu Wohngebieten liegen (siehe: Neuaufstellung des Flächennutzungsplans 2006). Gewerbesteuerhebesatz: unteres Mittelfeld Ein weiterer wichtiger Faktor – insbesondere bei der Neuansiedlung von Unternehmen – ist das Gewerbesteuerniveau. Tabelle 1 zeigt den Gewerbesteuerhebesatz in Mölln im Vergleich zu anderen ausgewählten Städten und Kommunen der Region. Hier liegt Mölln im unteren Mittelfeld. Tab. 1 Gewerbesteuerhebesätze im Vergleich (2009) Stadt Hamburg Lübeck Schwarzenbek Bad Oldesloe Lauenburg Ratzeburg Mölln Geesthacht Büchen Breitenfelde Lanken Gewerbesteuerhebesätze 470 430 380 350 350 350 330 320 320 300 280 © GEWOS Verbesserung in der Verbesserungsbedarf wird von den befragten UnterWirtschaftsfördenehmen insbesondere hinsichtlich der Wirtschaftsförderung rung und dem öffentlichen Personennahverkehr gesehen. Beide Standortfaktoren wurden von den Befragten unterdurchschnittlich bewertet. Da die Stadt Mölln über keine eigenständige Wirtschaftsförderung verfügt, existiert auch keine auf den Standort Mölln fokussierte Ansiedlungspolitik. Die Interessen der Stadt Mölln werden in diesem Fall von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft im Kreis Herzogtum Lauenburg mbH vertreten. Verfügbarkeit von Arbeitnehmern Ferner wird die Verfügbarkeit von Arbeitnehmern von vielen ansässigen Unternehmen in Mölln negativ bewertet. Rund ein Drittel der Unternehmen hat generell Probleme ausreichend, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden. - 27 - Gesucht werden sowohl Fachkräfte, wie beispielsweise Ingenieure, als auch Arbeitskräfte und Auszubildende im Gastronomiegewerbe. Abb. 16 Bedeutung und Bewertung von Standortfaktoren I Beratung Planung Forschung GEWOS Durchschnitt aller befragten Unternehmen wichtig / gut eher wichtig / eher gut eher unwichtig / eher schlecht unwichtig / schlecht Verfügbarkeit von Arbeitskräften Verfügbarkeit Gewerbeflächen Gewerbesteuer Allgemeine Bedeutung der Standortfaktoren für die Unternehmen Bewertung der Standortfaktoren am Standort Mölln Wirtschaftsförderung Wirtschaftsfreundlichkeit Verwaltung Verkehrsanbindung der Stadt Öffentl. Personennahverkehr Lage Nähe zu anderen Gewerbebetrieben Nähe zu jurist. Dienstleistungen Nähe zu medizin. Dienstleistungen Quelle: Unternehmensbefragung Naherholungswert … Die weichen Standortfaktoren werden durch die befragten Unternehmen überwiegend positiv bewertet. Insbesondere der Freizeit- und Erholungswert wird als gut bewertet, was auf das hohe Naturraumpotenzial im Naturpark Lauenburgische Seen und die Lage der Stadt Mölln am Wasser zurückzuführen ist. … und Bildungsangebote erhalten positive Bewertung Das schulische Bildungsangebot in der Stadt Mölln wird von den befragten Unternehmen ebenfalls positiv bewertet, wohingegen das Aus- und Weiterbildungsangebot vergleichsweise schlecht abschneidet. Dies ist jedoch ein typisches Ergebnis für Klein- und Mittelstädte, die über keine größeren berufsbildenden Ausbildungsinstitutionen (Fachhochschule oder Universität) verfügen. Persönliche Beziehung zum Standort Das ausschlaggebende Argument für eine Ansiedlung in Mölln ist oftmals die persönliche Beziehung zum Stand- - 28 - ort. Insbesondere die Inhaber kleinerer und mittlerer Unternehmen kommen in vielen Fällen aus der Stadt oder dem Umland und haben hierdurch eine starke Verwurzelung mit dem Standort. Image problematisch Trotz der hohen naturräumlichen Qualität sehen viele Unternehmer und Unternehmerinnen das Image der Stadt Mölln problematisch. Dies ist am ehesten auf die negative Entwicklung der Möllner Innenstadt und dem derzeit eingeschränkten Angebot an gastronomischen Angeboten in der Innenstadt zurückzuführen. Abb. 17 Bedeutung und Bewertung von Standortfaktoren II Beratung Planung Forschung GEWOS Durchschnitt aller befragten Unternehmen wichtig / gut eher wichtig / eher gut eher unwichtig / eher schlecht unwichtig / schlecht Image der Stadt Wohnungsangebot Freizeit- und Kulturangebot Allgemeine Bedeutung der Standortfaktoren für die Unternehmen Bewertung der Standortfaktoren am Standort Mölln Natur- und Erholungswert Kinderbetreuungsangebot Schulangebot Aus- und Weiterbildungsmögl. Einkaufsmöglichkeiten Gastronomie- und Hotelangebote Persönliche Beziehungen zum Standort Quelle: Unternehmensbefragung 3.2 Einzelhandel 186 Einzelhandelsunternehmen Im Folgenden wird die Situation des Möllner Einzelhandels dargestellt. Die angeführten Zahlen basieren auf der Einzelhandelserhebung in der Wirtschaftsregion Lübeck (CIMA 2009). Demnach gibt es in Mölln 186 Einzelhandelsbetriebe. Davon ist mit 95 Geschäften rund die Hälfte in der Möllner Innenstadt angesiedelt. - 29 - 36.400 m² Verkaufsfläche Die Verkaufsflächenausstattung der Stadt Mölln liegt im Vergleich zu anderen deutschen Städten mit gleicher Größe leicht über dem Durchschnitt. Insgesamt verfügt die Stadt Mölln über eine Verkaufsfläche von rund 36.400 m². Dies entspricht einer Verkaufsflächendichte von 1,93 m² je Einwohner. Davon entfallen etwa 40 % auf den periodischen und 60 % auf den aperiodischen Bedarf. Die Möllner Einzelhändler und Einzelhändlerinnen haben einen jährlichen Umsatz von insgesamt rund 124 Mio. €. Davon entfällt ein Großteil auf Güter des periodischen Bedarfs (72,2 Mio. €). Die umsatzstärksten Güter des periodischen Bedarfs sind Lebensmittel und Reformwaren, auf die ein Umsatz in Höhe von 53,2 Mio. € entfällt. Handelszentralität = 127 Insgesamt weist Mölln eine Handelszentralität von 127 auf. Das heißt, dass rein rechnerisch in etwa 27 % (= 26 Mio. €) mehr Kaufkraft der Stadt Mölln zufließt, als in Mölln durch die eigene Bevölkerung vorhanden ist. - 30 - Abb. 18 Einzelhandelsumsatz differenziert nach Warengruppen 0 in Mio. € 10 20 1,5 12,9 Bekleidung, Wäsch Schuhe, Lederwaren 2,4 Uhren, Schmuck, Optik 2,3 12,4 Medien und Technik insgesamt 1,4 11,0 Elektroartikel/Unterhaltungselek. Sportartikel 0,6 Spielwaren 1,3 Hobbybedarf 1,3 Hausrat 1,7 Möbel, Antiquitäten Gardinen, Teppiche, Heimtex. Baumarktspezifische Sortimente GEWOS 50 60 17,5 Gesundheits- und Körperpflege Bücher, Schreibwaren 40 53,2 Lebensmittel, Reformwaren Übriger periodischer Bedarf 30 Beratung Planung Forschung = periodischer Bedarf 4,5 = aperiodischer Bedarf 0,7 12,0 Quelle: Eigene Darstellung, CIMA 2009 Positiver Kaufkraftsaldo u. a. bei Lebensmitteln … Das gesamte Nachfragepotenzial der Stadt Mölln beträgt rund 98 Millionen Euro. Dies entspricht jährlichen ProKopf-Ausgaben in Höhe von rund 5.200 Euro. Dieser rechnerisch ermittelten Nachfrage steht ein Einzelhandelsumsatz von 124 Millionen Euro gegenüber. Es besteht demnach ein positiver Kaufkraftsaldo von 26 Millionen Euro (Kaufkraftsaldo = Umsatz der Einzelhändler und Einzelhändlerinnen abzüglich der potenziellen Nachfrage durch die Möllner Einwohner und Einwohnerinnen). Abbildung 19 zeigt die Kaufkraftsalden differenziert nach Warengruppen. Für die meisten Warengruppen besteht ein positiver Kaufkraftsaldo, daran wird deutlich, dass die Stadt Mölln als Mittelzentrum eine wichtige Versorgungsfunktion auch für das Umland erfüllt. Deutliche Kaufkraftgewinne bestehen insbesondere bei Gütern des täglichen Bedarfs (Lebensmittel, Ge- - 31 - sundheits- und Körperpflege). Aber auch bei einigen Warengruppen des aperiodischen Bedarfs existiert ein positiver Kaufkraftsaldo. Vergleichsweise hoch sind die Kaufkraftzuflüsse in der Warengruppe der Elektroartikel und der Unterhaltungselektronik. … negativer Kaufkraftsaldo u. a. bei Büchern und Schreibwaren Ein negativer Kaufkraftsaldo (Kaufkraftabfluss) besteht u. a. bei Büchern und Schreibwaren sowie bei Sportartikeln. Die Bürger und Bürgerinnen Möllns können die Nachfrage nach diesen Gütern nur eingeschränkt in Mölln decken. Dies spiegelt sich auch in den Ergebnissen der durchgeführten Haushaltsbefragung wider. Lediglich ein Drittel der Haushalte ist mit dem diesbezüglichen Angebot (Bücher und Geschenkartikel) zufrieden oder sehr zufrieden. Abb. 19 Kaufkraftsalden differenziert nach Warengruppen in Mio. € -10 -5 0 5 20 0,3 Übriger periodischer Bedarf 2,0 Bekleidung, Wäsche 0,0 Schuhe, Lederwaren 0,2 Uhren, Schmuck, Optik Medien und Technik insgesamt 1,0 -1,4 2,4 Elektroartikel/Unterhaltungselek. -0,9 Spielwaren 0,5 Hobbybedarf 0,4 0,1 Hausrat Möbel, Antiquitäten 15 4,0 Gesundheits- und Körperpflege Sportartikel GEWOS 10 17,7 Lebensmittel, Reformwaren Bücher, Schreibwaren Beratung Planung Forschung -0,9 Gardinen, Teppiche, Textilien -0,4 Baumarktspezifische Sortimente 2,3 Quelle: Eigene Darstellung, CIMA 2009 - 32 - Leerstand Von den 121 Geschäftslokalen in der Möllner Innenstadt standen im Jahr 2009 26 Geschäfte leer. Dies entspricht einer Leerstandsquote von 21 %. Die Situation spitzte sich zu, als zu Beginn des Jahres 2009 die Hertie-Filiale in Mölln geschlossen wurde. Damit fehlt der Innenstadt in Mölln ein wichtiger Magnet, der zusätzliche Kaufkraft anzieht. Fotos 6 bis 8: Geschäftsleerstände in der Innenstadt Aufenthaltsqualität in der Innenstadt eingeschränkt Im Bereich Erlebnis- und Aufenthaltsqualität erfüllt die Möllner Innenstadt nur bedingt die Erwartungen, die an ein Mittelzentrum dieser Größe und Bedeutung gestellt werden. Insbesondere der Durchgangsverkehr in der Haupteinkaufsstraße (Hauptstraße) wirkt störend. Die Durchsetzung einer alternativen Verkehrsführung scheiterte jedoch bisher, da der Stadtgrundriss und die Lage der Innenstadt auf der Halbinsel eine alternative Verkehrsführung für den PKW-Verkehr erschwert. Im nördlichen Stadtgebiet nur eingeschränktes Nahversorgungsangebot Mölln verfügt über ein breites Angebot im Bereich des periodischen Bedarfs (Lebensmittel, Reformwaren, Drogerieartikel). Die Nahversorgungssituation ist als gut zu bezeichnen. Eine fußläufige Erreichbarkeit von Lebensmittelmärkten ist für einen Großteil der Bevölkerung gegeben. Einschränkungen bestehen diesbezüglich im nördlichen Stadtgebiet. Lediglich ein Lebensmitteldiscounter steht der dortigen Bevölkerung zur Verfügung. Eine Neuansiedlung in diesem Stadtgebiet würde die Versorgungsfunktion für die ansässige Bevölkerung stärken. - 33 - Weitere Einkaufslagen Ein breites Nahversorgungsangebot mit zahlreichen Lebensmittelgeschäften (insbesondere Discounter) findet sich im Bereich des Grambeker Weg. Leicht unterversorgt sind hingegen die Wohnquartiere entlang des Wasserkrügerwegs. Deutlich verbessert hat sich hingegen die Nahversorgungssituation in der Waldstadt. Durch den Bau des „Waldstadt-Centers“ ist auch dort die fußläufige Erreichbarkeit von Lebensmittelmärkten für die überwiegende Zahl der Bewohner und Bewohnerinnen gegeben. Abb. 20 Zufriedenheit mit Einkaufsmöglichkeiten Beratung Planung Forschung GEWOS 0% 20% Güter des täglichen Bedarfs 40% 60% 44 Schuhe/Bekleidung 6 22 Multimedia/Technik 6 31 27 sehr zufrieden zufrieden 100% 46 8 11 24 37 Bücher/Geschenkartikel 5 80% 18 37 15 35 24 teils/teils weniger zufrieden 6 11 unzufrieden Haushaltsbefragung 3.3 Verkehr Standortfaktor Verkehrsanbindung Die verkehrliche Anbindung einer Stadt ist mit entscheidend für die Attraktivität des Standortes. Sowohl für Unternehmen als auch für die Möllner Bevölkerung ist ein gut ausgebautes Straßennetz und eine gute Anbindung an öffentliche Nahverkehrsangebote ein wichtiger Standortfaktor. Vor dem Hintergrund der hohen Mobilitätskosten in Folge steigender Benzinpreise sowie angesichts des bestehenden Klimawandels und überlaste- - 34 - ter Straßen gewinnen umweltfreundliche Verkehrsträger des Umweltverbundes - also der öffentliche Personennahverkehr sowie der Fuß- und Fahrradverkehr - zunehmend an Attraktivität. 3.3.1 Öffentlicher Personennahverkehr und Fuß-/Radverkehr ÖPNV: umweltfreundliche Alternative Ein leistungsfähiges öffentliches Nahverkehrsangebot ist Voraussetzung dafür, dass Personen, die auf keinen Pkw zurückgreifen können oder wollen, mobil sind und sich in ihrem alltäglichen Leben flexibel und selbstständig bewegen können. Dazu zählen neben Kindern und Jugendlichen, die auf ihrem täglichen Weg zur Schule in der Regel auf Bus und Bahn angewiesen sind, vor allem viele ältere Menschen. Ferner wächst die Zahl derer, die sich bewusst gegen ein Auto und für umweltfreundlichere Verkehrsmittel entscheiden. Zugverbindung nach Von zentraler Bedeutung für die überregionale verkehrliHamburg und Lüche Anbindung Möllns sind die Zugverbindungen nach beck Hamburg und Lübeck. Aufgrund der starken Pendlerbeziehungen zwischen Mölln und den beiden Großstädten werden diese Verbindungen stark frequentiert (vgl. Kap. 3.1.2). Die Zugverbindung nach Lübeck ist als sehr gut zu bewerten. Hier besteht eine Direktverbindung über Ratzeburg. Die Fahrzeit beträgt in beiden Richtungen 26 Minuten. Die Verbindung nach Hamburg ist nicht optimal, da keine direkte Verbindung besteht und die Fahrgäste in Büchen umsteigen müssen. Die Fahrzeit von Mölln nach Hamburg beträgt 50 Minuten. (alle zwei Stunden - sonst rund 70 bis 80 min.) und die Fahrzeit von Hamburg nach Mölln 47 min. (alle zwei Stunden sonst rund 70 bis 80 min.). Damit ist der öffentliche Nahverkehr für viele Möllner, die in Hamburg beschäftigt sind, unattraktiv. Zumal ab dem Hamburger Hauptbahnhof in der Regel die U- oder S-Bahn genutzt werden muss, um den Arbeitsplatz zu erreichen. Regionalbusverbindungen Aus dem Südteil des Kreises Herzogtum Lauenburg fahren die Regionalbuslinien 900, 8810 und 8830 nach Mölln. Die Linie 900 ist der direkte Anschluss nach Hamburg. Sie fährt über die Bundesstraße 207 in Talkau auf - 35 - die Autobahn bis Hamburg, Wandsbek-Markt. Die Fahrzeit beträgt 45 Minuten. Die Linie ist für viele Pendler die schnellste und bequemste Möglichkeit, mit dem ÖPNV nach Hamburg zu kommen. Nach Ratzeburg fährt die Linie 8550. Seit der Schließung (2006) des Möllner Krankenhauses, ist dies eine wichtige Verbindung für Patienten und Patientinnen und Besucher und Besucherinnen. Drei Stadtverkehrslinien Darüber hinaus gibt es in Mölln drei Stadtverkehrslinien (8511, 8513 und 8515). Diese gewährleisten eine insgesamt gute Anbindung der städtischen Wohnquartiere an den Bahnhof und den ZOB in Mölln. Die Haltestellen können von den Bewohnern und Bewohnerinnen in annähernd allen städtischen Lagen fußläufig erreicht werden. Ausgaben gestiegen Die Ausgaben des Kreises für den ÖPNV sind von 2009 auf 2010 drastisch gestiegen. Dies ist den steigenden Bedarfen im Schülerverkehr geschuldet. Durch mehr Nachmittagsunterricht und die Schließung von kleinen Schulen sind mehr und längere Rückfahrten notwendig geworden. - 36 - Karte 1: Verkehrsplan Mölln (Quelle: HVV) Mölln Mitglied des HVV Das gesamte Verkehrsgebiet des Kreises Herzogtum Lauenburg gehört zum Hamburger Verkehrsverbund. Insofern gelten auch im Stadtgebiet Möllns die Tarifbestimmungen des HVV-Gemeinschaftstarifs. Damit stehen den Möllner ÖPNV-Nutzern eine einheitliche Tarifgestaltung sowie ein vergleichsweise kostengünstiger Anschluss an das Hamburger Stadtgebiet zur Verfügung. - 37 - Die derzeitige städtebauliche Situation im Bereich des Möllner Bahnhofs ist unbefriedigend. Das Bahnhofsgebäude ist derzeit wegen Vandalismus geschlossen und ist daher wenig einladend. Der Bahnhof ist damit ein denkbar schlechtes Entree für die Besucher und Besucherinnen der Stadt. Insbesondere aus touristischer Sicht besteht deshalb Handlungsbedarf. Zudem fällt Ortsfremden die Orientierung nach der Ankunft am Möllner Bahnhof oftmals schwer. Es fehlen Wegweiser zu den wichtigsten städtischen Infrastruktureinrichtungen und touristischen Destinationen. Foto 9: Städtebauliche Defizite im Bahnhofsbereich Abb. 21 Zufriedenheit mit der Verkehrssituation Beratung Planung Forschung GEWOS 0% Busse und Bahnen 20% 40% 60% 44 7 Verkehrssituation 4 PKW 26 41 Parkplatzsituation 5 PKW 80% 17 36 34 12 18 33 Fuß- und Radwegenetz 7 45 Überregionale Anbindung 8 42 sehr zufrieden zufrieden 29 29 teils/teils 100% 6 7 10 13 14 weniger zufrieden 6 7 unzufrieden Haushaltsbefragung Mehrheit der Bewohner und Bewohnerinnen zufrieden mit dem ÖPNVAngebot Im Rahmen der Bürgerbefragung äußerte sich die Mehrheit der befragten Haushalte positiv hinsichtlich der Busund Bahnverbindungen in Mölln. Allerdings sind fast ein Viertel aller Befragten weniger zufrieden oder unzufrieden mit den Bus- und Bahnverbindungen. Als Grund wurde die fehlende direkte Zugverbindung nach Hamburg angeführt. Vergleichbare Zufriedenheitswerte wurden hinsichtlich der Fuß- und Radwege erreicht. Kritik wurde hier vereinzelt an der nicht barrierefreien Altstadt geäußert. So ist der Fußweg zur St. Nicolai Kirche für - 38 - Menschen mit einem Rollstuhl oder Gehwagen aufgrund der Pflasterung nur beschwerlich zu überwinden. 3.3.2 Motorisierter Personennahverkehr Überörtliche Anbindung nicht optimal Mölln liegt zentral zwischen den Großstädten Lübeck und Hamburg. An das überörtliche Straßennetz ist Mölln durch die A 24 als Verbindung nach Hamburg und Berlin sowie durch die B 207 als Verbindung nach Norden (Lübeck) angebunden. Die Distanz zur Autobahn beträgt rund 10 km. Viele Arbeitgeber sehen darin einen Standortnachteil (vgl. Kap. 3.1.3). Die Strecke nach Lübeck muss komplett auf der Bundesstraße B 207 zurückgelegt werden. Die Wegzeiten sind entsprechend lang. Für die rund 50 km von Mölln bis zur Hamburger Innenstadt ist eine Fahrzeit von 45 bis 60 Minuten (je nach Tageszeit) und für die knapp 30 km nach Lübeck ist eine Fahrzeit von rund 30 bis 35 Minuten einzuplanen. Verkehrssituation in Bisher ist die Innenstadt Möllns (Hauptstraße) für den der Innenstadt unbe- Durchgangsverkehr geöffnet. Die Verkehrsbelastung ist friedigend immens. Bis zu 10.000 Pkw durchfahren täglich die Innenstadt Möllns. Insbesondere in den Hauptverkehrszeiten staut sich deshalb der Verkehr. Die damit einhergehenden Lärm- und Abgasemissionen führen zu Attraktivitätseinbußen für Bewohner und Bewohnerinnen, Passanten und Passantinnen und Besucher und Besucherinnen. Eine attraktive Außengastronomie konnte sich folglich nicht entwickeln. Zudem wird die Wohnqualität im Innenstadtbereich durch das Verkehrsaufkommen deutlich gemindert. Verschiedene MoIn der Vergangenheit wurden verschiedene Modelle zur delle wurden bereits Behebung des hohen Verkehrsaufkommens in der Indiskutiert nenstadt diskutiert - bisher jedoch ohne Ergebnis. Die Innenstadt Möllns kann aufgrund der Lage der Möllner Altstadt auf der Halbinsel zwischen dem Stadtsee und dem Schulsee im Norden nur über eine schmale, einspurige Brücke erreicht und verlassen werden. Da innerörtlich eine Umgehung nicht realisiert werden kann, stand diese Problematik bisher allen Überlegungen entgegen, in der Hauptstraße eine Fußgängerzone einzu- - 39 - richten. Zudem befürchten die Inhaber der Geschäfte Umsatzeinbrüche in Folge einer autofreien Innenstadt. Begründet wird dies damit, dass die Kunden nicht mehr mit dem Auto vor das Geschäft fahren können bzw. die Innenstadt nicht mehr Teil der täglichen Wegstrecke ist. Handlungsbedarf bleibt bestehen Nichts desto trotz sehen alle befragten Experten und Expertinnen Handlungsbedarf. Dass einer Vollsperrung der Innenstadt viele Akteure und Akteurinnen skeptisch gegenüber stehen, spiegelt auch ein Ergebnis der Haushaltsbefragung wider. Demnach ist rund die Hälfte der Möllner Bürger und Bürgerinnen für eine für Pkws geöffnete Innenstadt. Dagegen präferieren 45 % der Bewohner und Bewohnerinnen eine Sperrung oder sind in dieser Frage unentschieden. Abb. 22 Soll die derzeitige Verkehrsführung in der Innenstadt beibehalten werden? Beratung Planung Forschung GEWOS Ja, geöffnet bleiben 55 % 36 % 9% Nein, gesperrt werden Ist mir egal Haushaltsbefragung - 40 - 3.4 Wohnen Vertiefung des Themenfeldes im Wohnungsmarktkonzept Das Themenfeld Wohnen wird im parallel durch GEWOS zu erstellenden Wohnungsmarktkonzept vertiefend untersucht. Die zentralen Analyseergebnisse werden an dieser Stelle in den 1. Teil des Berichts zum Integrierten Stadtentwicklungskonzept einbezogen. Herausforderung: Alterung, Schrumpfung und Heterogenisierung Die soziodemografischen Trends der jüngeren Vergangenheit und die in Zukunft zu erwartenden Veränderungsprozesse bringen besondere Herausforderungen für die Stadt- und Wohnungsmarktentwicklung mit sich: Alterung, Schrumpfung und Heterogenisierung der Bevölkerung wirken sich unmittelbar auf die Städte und damit auch auf die Wohnungsmärkte aus. Parallel zu den demografischen Veränderungen ergeben sich qualitative Veränderungen der Wohnungsnachfrage: Es findet ein Wandel der Wohnpräferenzen statt. Zahlreiche Untersuchungen zeigen, dass die Haushalte kleiner, älter und insgesamt „bunter“ hinsichtlich der Nationalitäten und der Pluralität der Lebensformen- und -stile werden. 3.4.1 Wohnungsangebot Knapp die Hälfte der Ingesamt gibt es in Mölln rund 8.750 Wohneinheiten. Mit Wohnungen in Mehr- 47 % befindet sich knapp die Hälfte des gesamten Möllfamilienhäusern ner Wohnungsbestandes in Mehrfamilienhäusern. Wohnungen in Einfamilienhäusern umfassen 41 % des Wohnungsbestandes. 12 % der Wohnungen befinden sich in Zweifamilienhäusern. Im Zeitraum von 1998 bis 2008 hat sich die Zahl der Wohnungen in Mölln um rund 500 erhöht. Insbesondere die Zahl die Einfamilienhäuser ist im Beobachtungszeitraum stark gestiegen (+10 %). Die Zahl der Wohnungen im Mehr- und Zweifamilienhaussegment hat sich ebenfalls jedoch geringfügiger um rund 5 % erhöht. Die Wohnungen in den Mehrfamilienhäusern haben überwiegend zwei oder drei Zimmer. Die Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern sind dagegen deutlich größer. - 41 - Abb. 23 Wohnungsbestand Beratung Planung Forschung GEWOS 10.000 8.000 6.000 4.000 2.000 0 1998 1999 2000 Einfamilienhaus 2001 2002 2003 2004 Zweifamilienhaus 2005 2006 2007 2008 Mehrfamilienhaus Quelle: Statistisches Landesamt Heterogene Wohnungsgrößen Abbildung 24 zeigt die Wohnungsgrößenstruktur in Mölln differenziert nach der Raumanzahl (einschließlich Küchen). Insgesamt besteht eine gleichmäßige Verteilung des Wohnungsangebotes auf die einzelnen Größenklassen. Das Ergebnis korrespondiert mit dem Wohnungsbestand. Der ausgewogene Mix aus Geschoss- und individuellem Wohnungsbau führt daher auch zu einem ausgewogenen Wohnungsangebot. Einzig kleine Einund Zweizimmerwohnungen sind vergleichsweise wenig vorhanden. Da das Mietniveau vergleichsweise niedrig ist und sich auch einkommensschwächere Haushalte eine vergleichsweise große Wohnung leisten können, ist die Nachfrage nach kleinen Wohnungen eher gering. Bezogen auf die Wohnungsgröße entspricht das derzeitige Angebot ganz überwiegend der heutigen aber auch der zukünftig zu erwartenden Nachfrage (vgl. Kap. 3.4.2). - 42 - Abb. 24 Wohnungsbestand 2008 differenziert nach Räumen 1% 16% Beratung Planung Forschung GEWOS 6% 26% 23% 28% 1 Raum 2 Räume 3 Räume 4 Räume 5 Räume 6 und mehr Räume Quelle: Statistisches Landesamt Einfamilienhäuser dominieren die Gebäudestruktur Zwar liegt annähernd die Hälfte der Wohnungen in Mehrfamilienhäusern, der Gebäudebestand und auch das Straßenbild in Mölln werden hingegen von Ein- und Zweifamilienhäusern geprägt. Insgesamt 87 % der Wohngebäude sind Ein- und Zweifamilienhäuser und lediglich 13 % Mehrfamilienhäuser. - 43 - Abb. 25 Gebäudebestand Beratung Planung Forschung GEWOS 5.000 4.000 3.000 2.000 1.000 0 1998 1999 2000 2001 Einfamilienhaus 2002 2003 2004 Zweifamilienhaus 2005 2006 2007 2008 Mehrfamilienhaus Quelle: Statistisches Landesamt Nur wenige Baufertigstellungen Die Zahl der Baufertigstellungen bewegt sich auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Im Zeitraum von 2000 bis 2008 wurden jährlich rund 50 Wohneinheiten fertig gestellt. In den letzten beiden Jahren waren es sogar nochmals deutlich weniger. Im Jahr 2008 wurden 35 Wohneinheiten errichtet. Dies entspricht 1,9 Wohneinheiten pro 1.000 Einwohner. Im gleichen Jahr wurden im Kreis Herzogtum Lauenburg rund 2,5 Wohnungen pro 1.000 Einwohner fertig gestellt. Nur wenige Neubau- Die geringe Zahl an Baufertigstellungen in Mölln spiegelt flächenpotenziale einen deutschlandweiten Trend wider. So ist auf Bundesebene seit Mitte der 1990er Jahre ein kontinuierlicher Rückgang der Bauintensität festzustellen. Dies kann einerseits auf eine Angebotsausweitung im Bestand und die vergleichsweise niedrigen Preise in diesem Segment zurückgeführt werden. Anderseits haben sich die Rahmenbedingungen verschlechtert: Die Eigenheimzulage ist wegfallen und die Baukosten sind kontinuierlich gestiegen. In Mölln kommt hinzu, dass Neubauflächenpotenziale nur in einem geringen Umfang zur Verfügung stehen. Die räumlichen Entwicklungsmöglichkeiten der Stadt Mölln sind durch den großen Flächenanteil ge- - 44 - schützter Naturräume und Freiflächen begrenzt. Eine Potenzialflächenanalyse (Neuaufstellung FNP 2006) der Stadt Mölln hat ergeben, dass sich kaum weitere Flächen für eine konfliktarme Siedlungsentwicklung auf dem Stadtgebiet der Stadt Mölln finden lassen. Ein Potenzial wird in der Revitalisierung von Industrie- und Brachflächen gesehen. So bestehen Pläne, die Grundstücke Möllner Straße 1 und 2 (Hafencity) zu entwickeln und hier attraktiven Wohnraum für unterschiedliche Zielgruppen zu realisieren. Abb. 26 Baufertigstellungen - Wohnungen Beratung Planung Forschung GEWOS 100 75 50 25 0 2000 2001 2002 Einfamilienhaus 2003 2004 2005 Zweifamilienhaus 2006 2007 2008 Mehrfamilienhaus Quelle: Statistisches Landesamt 3.4.2 Wohnungsnachfrage Wohnungsmarktrelevanten Haushalte Dem beschriebenen Angebot stehen auf dem Möllner Wohnungsmarkt die wohnungsmarktrelevanten Haushalte gegenüber. Zur wohnungsmarktrelevanten Bevölkerung zählt auch die Nebenwohnsitzbevölkerung, während die Bevölkerung in Wohnheimen (insbesondere Alten- und Pflegeheime) ebenso herausgerechnet wurde, wie die Zahl der Untermieter/innen und Personen in Wohngemeinschaften. Für Mölln ergibt sich im Jahr 2008 eine auf diese Weise ermittelte wohnungsmarktre- - 45 - levante Nachfrage von 18.500 Personen bzw. 8.350 Haushalten, wobei die Ein- und Zweipersonenhaushalte dominieren. Mit jeweils rund 36 % machen sie den weitaus größten Anteil der Haushalte in Mölln aus (vgl. Abb. 27). Abb. 27 Haushaltsstruktur in Mölln 2008 Beratung Planung Forschung GEWOS 3% 12% 36% 13% 36% Einpersonenhaushalte Dreipersonenhaushalte Zweipersonenhaushalte Vierpersonenhaushalte Fünf- und Mehrpersonenhaushalte Quelle: GEWOS Berechnungen, wohnungsmarktrelevante Haushalte Kleinere und ältere Haushalte Bezogen auf die Wohnungsnachfrage lassen sich zwei Trends feststellen. Zum einen die Entwicklung zu kleineren Haushalten (vgl. Kap. 3.4.3) und zum anderen die steigende Zahl älterer Einwohner und Einwohnerinnen (vgl. Kap. 2.3). Die wachsende Gruppe der älteren Menschen ist dabei keinesfalls homogen. Immer mehr ältere Menschen erreichen in guter Gesundheit ein hohes Alter. Die überwiegende Zahl der Älteren möchte dabei in den eigenen „Vier Wänden“ alt werden. Ein Umzug wird von den meisten älteren Einwohnern und Einwohnerinnen abgelehnt. Nichts desto trotz steigt die Zahl jener Haushalte, die ihre Zukunft in einer möglichst attraktiven, barrierearmen Wohnung verbringen möchten. Generell gilt, dass die Haushalte, die einen Umzug in Betracht ziehen, ganz überwiegend innerhalb Möllns bzw. - 46 - innerhalb ihres Wohnquartiers nach einer alternativen Wohnung suchen. Senioren und Seniorinnen wollen sich verkleinern, junge Haushalte dagegen vergrößern Wie aus Abbildung 28 hervorgeht, will knapp die Hälfte der Senioren und Seniorinnen mit Umzugsabsichten eine kleinere Wohnung beziehen, weitere 40 % wollen die Wohngröße in etwa beibehalten. Singlehaushalte insbesondere junge Singles - und Haushalte mit Kindern wollen dagegen zukünftig tendenziell eine größere Wohnung beziehen. Bei den Haushalten mit Kindern, die sich zukünftig eine kleinere Wohnung wünschen, handelt es sich in der Regel um Familien mit älteren Kindern, deren Auszug aus der elterlichen Wohnung absehbar ist. Abb. 28 Wohnungsnachfrage: Verkleinerung oder Vergrößerung im Falle eines Umzugs? 0% Singlehaushalte* 20% Haushalt mit Kindern 21% 60% 46% 18% Seniorenhaushalte 4% 8% Sonstige Haushalte ohne Kinder 40% 18% 50% GEWOS 80% 100% 18% 18% 40% Beratung Planung Forschung 44% 4% 40% 5% 16% 19% 25% 6% Zukünftige Wohnung soll deutlich größer sein (+50%) Zukünftige Wohnung soll größer sein (+10 bis +49 %) Wohnungsgröße soll etwa gleich bleiben (+/- 10%) Zukünftige Wohnung soll kleiner sein (-10 bis -49 %) Zukünftige Wohnung soll deutlich kleiner sein (-50%) *) Antwort mit weniger als 20 Fällen Haushaltsbefragung Familien verlieren an Familien sind traditionell eine der wichtigsten ZielgrupBedeutung pen auf der Nachfrageseite. Insbesondere die Nachfrage nach Eigenheimen entfällt fast ausschließlich auf Familien oder Haushalte in der Familiengründungsphase. Diese Zielgruppe wird zukünftig jedoch an Bedeutung verlieren. Heute leben noch rund 4.700 Personen im Alter von 25 bis 45 Jahren - in dem ganz überwie- - 47 - gend der Ersterwerb von Wohneigentum fällt - in Mölln. Bis zum Jahr 2025 werden nur noch 3.800 Menschen dieser Altersgruppe zuzuordnen sein. In der Konsequenz wird die Nachfrage nach Eigenheimen sinken. Da zugleich auch im Bestand Eigenheime frei werden, wird sich die Situation auf dem Möllner Wohnungsmarkt in absehbarer Zeit nicht verschärfen. Im Gegenteil: Auch zukünftig wird in Mölln ein entspannter Wohnungsmarkt bestehen. Die Nachfrage nach Wohnraum kann daher rein quantitativ überwiegend durch Bestandsimmobilien abgedeckt werden. Nichts desto trotz gibt es Haushalte, deren Eigentumswunsch sich auf Neubauobjekte beschränkt. Einkommensschwache Haushalte Der überwiegende Teil der Einwohner und Einwohnerinnen Möllns gehört zur mittleren Einkommensschicht und verfügt dementsprechend über ausreichende Ressourcen, um sich auf dem Wohnungsmarkt mit Wohnraum versorgen zu können. Ein Teil der Bevölkerung ist jedoch aufgrund geringer Einkommen (Altersbezüge) oder einer längeren Phase der Erwerbslosigkeit auf preisgünstigen Wohnraum angewiesen. Zu diesen zählen zunächst diejenigen Haushalte, die Entgeltersatzleistungen nach dem SGB II (Hartz IV) beziehen. Darüber hinaus sind auch Berufstätige mit nur einem geringen Einkommen zur Personengruppe zu zählen, die auf ein preisgünstiges Wohnungsangebot angewiesen sind. Die Versorgung einkommensschwacher Haushalte wird auch zukünftig eine wichtige Aufgabe der Kommunen darstellen. Insbesondere die Gruppe der Senioren und Seniorinnen wird in den Fokus rücken. Aufgrund sinkender Rentenbezüge und unsteter Einkommensbiografien wird sich die Altersarmut tendenziell vergrößern. Möllner Wohnungsmarkt entspannt Derzeit ist der Möllner Wohnungsmarkt vergleichsweise entspannt. Im Rahmen der Datenabfrage bei den ortsansässigen Wohnungsunternehmen und Bestandshaltern konnte festgestellt werden, dass bei rund drei Viertel der Wohnungen der Mietpreis weniger als 6 € Euro pro m² (netto) beträgt. Zudem ist die Stadt Mölln noch im Besitz von knapp 300 Wohnungen. Diese werden zum Teil für rund 2 € pro m² Wohnraum vermietet. Insgesamt - 48 - erscheint das Angebot an preisgünstigen Wohnungen daher ausreichend. Knapp 5 % der Wohnungen stehen leer 3.4.3 Derzeit stehen knapp 5 % bzw. rund 400 Wohneinheiten in Mölln leer. Dies ist einerseits ein Indikator für einen entspannten Wohnungsmarkt, auf dem auch zukünftig ein breites Angebot an preisgünstigen Wohnungen zur Verfügung steht, andererseits führen die Leerstände bereits heute zu einem Preisverfall auf dem Möllner Wohnungsmarkt. Da private Eigentümer und Eigentümerinnen ihre Preisvorstellungen für den Verkauf ihrer Immobilien häufig nicht realisieren können, verbleiben Sie in ihrer Wohnung. Ein Verkauf der Bestandsimmobilie kommt daher oftmals nicht zustande und ein Generationenwechsel in den Quartieren unterbleibt. Erst wenn die körperliche und/oder geistige Konstitution für ein selbst bestimmtes Wohnen im Eigenheim nicht mehr gegeben ist, erfolgt ein Umzug - häufig in ein Alten- oder Pflegeheim. Bezogen auf die institutionellen Wohnungseigentümer und -eigentümerinnen stellen die hohen Leerstandsquoten ein Investitionshemmnis dar. Aufwendige Modernisierungen der Bestände unterbleiben, da die Kosten aufgrund der Marktlage nicht auf die Miete umgelegt werden können. Wohnungsmarktprognose und -bilanz WohnungsmarktbiDurch einen Abgleich der wohnungsmarktrelevanten lanz 2008 - bereits Haushalte mit dem vorhandenen Angebot an WohnunAngebotsüberhänge gen wurde eine Wohnungsmarktbilanz für die Stadt Mölln erstellt. Im Jahr 2008 ergibt sich durch die Bilanzierung von 8.750 Wohnungen und 8.350 Haushalten ein bereits deutlicher Angebotsüberhang von circa 400 Wohnungen bzw. rund 5 % des Wohnungsbestandes. Bei der üblichen Berücksichtigung einer notwendigen Fluktuationsreserve in Höhe von 2 % des vorhandenen Wohnungsbestandes verringert sich der Angebotsüberhang auf nur noch 250 Wohnungen bzw. etwa 3 % des vorhandenen Wohnungsbestandes. …differenziert nach Segmenten Eine Differenzierung der Wohnungsmarktbilanz nach den Segmenten Ein-/Zweifamilienhaus und Mehrfamili- - 49 - enhaus ergibt - ohne Fluktuationsreserve - in beiden Segmenten Angebotsüberhänge. Im Ein- und Zweifamilienhaussegment betragen diese etwas weniger und im Mehrfamilienhaussegment etwas mehr als 200 Wohnungen. Haushaltswachstum Um die zukünftigen Bedarfe auf dem Wohnungsmarkt bis 2025 um 1,8 % als Grundlage für stadtentwicklungspolitische Entscheidungen abschätzen zu können, muss die Wohnungsmarktbilanz für die Zukunft fortgeschrieben werden. Hierfür ist zunächst die Entwicklung der Haushaltszahlen als maßgebliche Größe auf der Nachfrageseite fortzuschreiben. Die von GEWOS aus der Bevölkerungsprognose abgeleitete Haushaltsprognose ermittelt eine weitere Zunahme der Haushaltszahlen in der Stadt Mölln. Im Ergebnis geht die Prognose von einem Anstieg der Haushaltszahlen in den Jahren 2008 bis 2025 um circa 1,8 % bzw. 150 Haushalte von 8.350 auf 8.500 Haushalte aus. Haushaltsverkleinerung sorgt für zusätzlichen Anstieg Der gegenüber der Bevölkerungsentwicklung positivere Trend ergibt sich aus der zunehmenden Singularisierung der Bevölkerung. Immer mehr Personen leben lange allein, bevor sie – wenn überhaupt – eine Lebensgemeinschaft bilden. Zugleich tragen die steigende Lebenserwartung und der damit wachsende Anteil der Senioren und Seniorinnen an der Gesamtbevölkerung zur Reduktion der durchschnittlichen Haushaltsgröße bei, da ältere Menschen überwiegend in Ein- und Zweipersonenhaushalten leben. Durch diese Einflüsse wird sich die durchschnittliche Haushaltsgröße in Mölln von 2,22 Personen je Haushalt im Jahr 2008 auf 2,14 im Jahr 2025 verringern. Wohnungsabgänge Um den im Laufe der Jahre zukünftigen Bedarf an Wohnungen herauszustellen, wird für eine Wohnungsmarktbilanzierung auf der Angebotsseite zunächst der Wohnungsbestand ohne Berücksichtigung jeglicher Neubautätigkeit fortgeschrieben. Im Ergebnis verringert sich daher das Wohnungsangebot aufgrund des Abgangs von Wohnungen durch Abriss, Umnutzung und Wohnungszusammenlegungen kontinuierlich. Die Anzahl an Wohnungen wird sich daher im Betrachtungszeitraum - 50 - zwischen 2008 und 2025 um knapp 2 % bzw. circa 150 Wohnungen verringern. Abb. 29 Wohnungsmarktprognose Mölln - wohnungsmarktrelevante Haushalte - Beratung Planung Forschung GEWOS Anzahl 9.000 Mit Abgang, ohne Neubau 8.800 -1,7 % 8.600 Angebotsüberhang 1,8 % 8.400 8.200 8.000 7.800 7.600 Haushalte Wohnungen Saldo (ohne Reserve) Saldo (mit Reserve) 2008 8.350 8.750 400 2015 8.450 8.700 250 250 50 2025 8.500 8.600 100 -100 7.400 2008 2010 2012 Quelle: GEWOS Prognose 2014 Haushalte 2016 2018 2020 2022 2024 Wohnungen Wohnungsmarktbilanz 2025 - Angebotsüberhang Trotz des Anstiegs der Haushalte und der Verringerung der Wohnungen durch den Abgang ergibt sich aus der Bilanzierung für das Jahr 2025 ein Angebotsüberhang von circa 100 Wohnungen. Bei zusätzlicher Berücksichtigung der Fluktuationsreserve wird ein leichter Nachfrageüberhang von 100 Wohnungen prognostiziert. Differenzierung der Nachfrage nach Teilmärkten Um die wohnungsmarktbezogenen Handlungsbedarfe für die Stadt Mölln genauer herauszuarbeiten, wird für die einzelnen Teilmärkte die künftige Nachfrage abgebildet. Dabei erfolgt eine Differenzierung nach Ein- und Zweifamilienhäusern sowie Mehrfamilienhäusern. Keine Berücksichtigung der Wirtschafts- und Finanzkrise Die Quoten für die Differenzierung der Nachfrage nach Wohneinheiten in Ein- und Zweifamilienhäusern bzw. in Mehrfamilienhäusern orientieren sich zum einen an der Entwicklung des Bestandes (Neubau/Abgänge). Zum anderen werden diese Quoten an Mölln spezifische As- - 51 - pekte angepasst. Dazu zählen der vorhandene Zuzug von außerhalb, der eine eher noch ansteigende Nachfrage nach Eigenheimen erwarten lässt, sowie die insgesamt geringe Bereitschaft der Haushalte im Alter aus Einfamilien- in Mehrfamilienhäuser umzuziehen. Demzufolge entwickelt sich die zukünftige Nachfrage zugunsten des Ein- und Zweifamilienhaussegments. Keine Berücksichtigung fanden die Auswirkungen der Wirtschaftsund Finanzkrise. Angenommen werden kann, dass einerseits die Kreditvergabe beeinträchtigt wird und daher langfristige Investitionen, wie der Kauf oder Bau eines Eigenheims, zurückgestellt werden. Andererseits gewinnen sichere Anlageformen, wie das selbstgenutzte Eigenheim, an Attraktivität. Zum heutigen Zeitpunkt haben derartige Annahmen jedoch spekulativen Charakter und erlauben keine quantifizierbaren Rückschlüsse zu den Auswirkungen auf den Neubaubedarf und die Nachfrage nach Ein- und Zwei- bzw. Mehrfamilienhäusern. Nachfrageüberhang bei Ein- und Zweifamilienhäusern Dem Angebot an Wohneinheiten in Ein- und Zweifamilienhäusern in Höhe von rund 4.550 im Jahr 2008 steht im Jahr 2025 eine Nachfrage von 4.750 Haushalten gegenüber. Dadurch errechnet sich ein Nachfrageüberhang von 200 Wohnungen in diesem Segment. Folglich könnte ohne Berücksichtigung des Neubaugeschehens im Jahr 2025 die dann vorhandene Nachfrage nach Einund Zweifamilienhäusern rein rechnerisch nicht gedeckt werden. Bezogen auf den betrachteten Entwicklungszeitraum von 17 Jahren lässt sich somit ein jährlicher Neubaubedarf von circa 12 Wohneinheiten feststellen. Eine Gegenüberstellung der tatsächlichen Neubautätigkeit im Wohnungsbereich der Stadt Mölln in den Jahren 2000 bis 2008 von jährlich durchschnittlich 34 Wohnungen zeigt, dass eine Fortführung der bisherigen Bautätigkeit den Neubaubedarf mehr als decken würde. Insofern ist bei der Entwicklung von Neubauvorhaben behutsam vorzugehen und auf die genauen Bedürfnisse der Nachfrageseite zu achten. - 52 - Angebotsüberhang im Mehrfamilienhaussektor Im Mehrfamilienhaussektor besteht 2025 ein Angebotsüberhang von 300 Wohneinheiten. Der Angebotsüberhang resultiert zum einen aus der oben dargestellten Annahme, nach der sich die zukünftige Nachfrage geringfügig zugunsten des Ein- und Zweifamilienhaussegments entwickelt, und zum anderen aus dem bereits im Jahr 2008 existierenden Angebotsüberhang im Mehrfamilienhaussegment. Ein Bedarf für die künftige Neubauentwicklung ist also in erster Linie für das Ein- und Zweifamilienhaussegment erkennbar. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass eine Nachfrage nach zielgruppenspezifischen Angebotsformen wie zum Beispiel „qualitativ hochwertige“ und „seniorengerechte“ Neubauwohnungen in Mehrfamilienhäusern trotz des bestehenden Angebotsüberhangs möglich ist, da solche Angebote auf dem Möllner Wohnungsmarkt bisher kaum vorhanden sind. Abb. 30 Mölln Neubaubedarf bis 2025 Beratung Planung Forschung GEWOS Angebotsüberhang 2007 -400 Wohnungen Nachfragezuwachs bis 2025 +150 Wohnungen Abgang/Umnutzung bis 2025 +150 Wohnungen Zusätzlicher Baubedarf bis 2025 (ohne Fluktuationsreserve) -100 Wohnungen davon in Ein- und Zweifamilienhäusern Mehrfamilienhäusern 200 Wohnungen -300 Wohnungen Zusätzlicher Baubedarf bis 2025 (mit Fluktuationsreserve) +100 Wohnungen - 53 - 3.5 Soziales, Bildung und Sport 3.5.1 Soziales Breites Angebot an sozialen Einrichtungen Die Stadt Mölln verfügt über ein breites Angebot an sozialen Einrichtungen, durch das den Bewohnern und Bewohnerinnen die Teilhabe am öffentlichen Leben ermöglicht wird. Ein wichtiger Ansprechpartner für Menschen mit Behinderung und Träger zahlreicher sozialer Einrichtungen ist das Lebenshilfewerk Mölln-Hagenow. Nach dem Grundsatz „Akzeptanz jedes Menschen in seiner Einzigartigkeit“ arbeiten rund 360 Mitarbeiter in verschiedenen Einrichtungen. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Bereitstellung von Arbeitsplätzen in einer der zahlreichen Werkstätten. Ziel ist es dabei immer, die Teilhabe am Arbeitsleben und somit eine Eingliederung der Menschen in die Gesellschaft zu ermöglichen. Darüber hinaus ermöglicht das Lebenshilfewerk MöllnHagenow ein selbst bestimmtes Leben im Rahmen der jeweiligen individuellen geistigen und körperlichen Voraussetzungen. Integrative Kindertagesstätte Daneben ist das Lebenshilfewerk Träger einer integrativen Kindertagesstätte (Schneiderschere) sowie Betreiber eines Naturkost-Fachmarkts, in dessen Team auch Menschen mit Behinderung arbeiten. Ferner bietet das Lebenshilfewerk eine pädagogische Frühförderung, einen Familien entlastenden Dienst sowie diverse weitere Beratungsangebote an. Auszeichnung „Stadt bauen. Stadt leben.“ Für die Bewirtschaftung der Mensaküche (Schulbergmensa) als ausgelagerter Arbeitsbereich der Möllner Werkstätten wurde die Stadt Mölln und das Lebenshilfewerk mit der nationalen Auszeichnung „Stadt bauen. Stadt leben.“ für integrierte Stadtentwicklung und Baukultur ausgezeichnet. Der Preis wurde in der Rubrik „Chancen schaffen und Zusammenarbeit stärken – die soziale und gerechte Stadt“ im Rahmen des 3. Bundeskongresses für Nationale Stadtentwicklungspolitik verliehen. - 54 - Foto 9: Schulbergmensa Foto 10: Teilnehmer Stadtspiel 2009 Preis für Möllner Stadtspiel Ebenfalls ausgezeichnet wurde das alle zwei Jahre vom Kreisjugendring Herzogtum Lauenburg veranstaltete Möllner Stadtspiel. Beim Projekt „Das STADT-SPIEL – Kinder gestalten ihre Welt“ leben 300 Kinder und Jugendliche im Alter von acht bis vierzehn Jahren zehn Tage lang in der von ihnen selbst verwalteten Zeltstadt „Tillhausen“ und erlernen auf spielerische Weise gesellschaftliche und wirtschaftliche Zusammenhänge. Im Jahr 2008 wurde das STADT-SPIEL mit dem Bürgerpreis des Landes Schleswig-Holstein und darüber hinaus mit dem Nationalen Bürgerpreis ausgezeichnet (Deutschlands größtem Ehrenamtspreis). Jugendeinrichtungen Für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bietet das „Takt-los“ Räumlichkeiten und Beschäftigungsangebote. Unter anderem werden Ausflüge und Ferienfreizeitangebote, Projektwochen sowie Gespräche und Hilfen bei persönlichen Problemen angeboten. Daneben steht das Jugendcafe Young`l an drei Tagen in der Woche als Anlaufstelle für Jugendliche zur Verfügung. Seniorenspezifische Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung Angebote und der damit verbundenen Zunahme des Anteils älterer Menschen gewinnen Angebote zur Beratung und Unterstützung dieser Zielgruppe an Bedeutung. Neben dem Senioren/-seniorinnentreff im Gemeinschaftshaus der Stadt Mölln ist insbesondere die „Gemeinschaft Pflegeberatung im Kreis Herzogtum Lauenburg e. V.“ in diesem Zusammenhang zu nennen. Die Mitarbeiter der Beratungsstelle informieren und beraten zu allen Themen der Pflege. Die Beratung erfolgt auf Wunsch auch in Form von Hausbesuchen. Das Angebot ist kostenfrei. - 55 - Senioren- und Pflegeheime In Mölln gibt es sieben Seniorenpflegeheime bzw. Altersruhesitze. Alle Einrichtungen verzeichnen eine hohe Nachfrage. Das Angebot an Betreutem Wohnen wurde in den letzten Jahren ausgeweitet. Die ewp Immobilienverwaltungs GmbH errichtete zwei Wohnanlagen mit 96 bzw. 38 Wohneinheiten. Nach Aussagen von lokalen Experten und Expertinnen besteht für diese Wohnungsangebote eine große Nachfrage. Betreut werden die Anlagen durch die AWO. - 57 - Angebote für Migranten und Migrantinnen Um das Zusammenleben von deutschen und ausländischen Mitbürgern und Mitbürgerinnen in Mölln zu verbessern und Aufklärungsarbeit gegenüber Rechtsextremismus zu betreiben, wurde in direkter Reaktion auf die Möllner Brandanschläge von 1992 der Verein Miteinander leben e. V. gegründet. Zielgruppe des Vereins sind einerseits Migranten und Migrantinnen. So bietet der Verein Unterstützung in Form von Sprachkursen, Schularbeitenhilfen, allgemeine Unterstützungsleistungen in ausländerrechtlichen Angelegenheiten sowie Konfliktvermittlungen an. Andererseits spricht der Verein auch deutsche Mitbürger und Mitbürgerinnen an. Diesbezüglich wird das Ziel verfolgt, ein besseres Verständnis für fremde Kulturen zu vermitteln. In diesem Zusammenhang veranstaltet der Verein einmal jährlich eine Themenwoche, in der es darum geht, verschiedene Themen rund um die Begriffe Demokratie, Toleranz, Minderheiten zu vermitteln. Ferner finden in der internationalen Begegnungsstätte „Lohgerberei“ mehrmals in der Woche Veranstaltungen statt. Das Angebot reicht von Tanzworkshops bis hin zu speziellen Angeboten für türkische Mädchen. Zudem besteht eine Migrationssozialberatung des Diakonischen Werkes. Weitere Angebote In Mölln besteht ferner ein Beratungs- und Informationsangebote für Personen mit Alkohohl- oder Drogenproblemen und eine Schuldnerberatung. In Schwarzenbek besteht zudem eine Beratungseinrichtung für Frauen in Not (Frauenhaus). 3.5.2 Bildung Differenziertes Bildungsangebot Die Stadt Mölln verfügt über ein für ein Mittelzentrum angemessenes Bildungs- und Schulangebot. Neben zwei Grundschulen und einer Gemeinschaftsschule hervorgehend aus der Zusammenlegung der Hauptschule Schäferkamp, der Hauptschule Breitenfelde und der A.-Paul-Weber-Realschule im Jahr 2009 - verfügt die Stadt über ein Gymnasium, eine Berufsfachschule mit einem gymnasialen Zweig sowie zwei Förderschulen. Komplettiert wird das Angebot durch die Volkshochschule und die Kreis-Musikschule. - 58 - Rückläufige Schülerzahlen … Der vorhersehbare demografische Wandel, aber auch familien- und gesellschaftspolitische Veränderungen stellen das Schulsystem jedoch vor neue Herausforderungen. Bereits heute ist ein deutlicher Rückgang der Schülerzahlen insgesamt festzustellen. So sank die Schülerzahl an allgemein bildenden Schulen in Deutschland von 9,9 Mio. im Jahr 1995 auf 9,0 Mio. im Jahr 2008. Bezogen auf das Bundesland Schleswig Holstein wird mit einem Rückgang der Schülerzahlen bis zum Jahr 2020 um 25 % gerechnet (Statistisches Bundesamt 2009). … auch in Mölln Dieser Trend ist auch in Mölln festzustellen. Aufgrund kommender geburtenschwacher Jahrgänge wird bereits mittelfristig mit einem deutlichen Rückgang der Schülerzahlen im Primarbereich gerechnet (Schulentwicklungsplan 2007). Im Zeitraum von 2000 bis 2009 sank die Zahl der Grundschüler in Mölln von 863 auf 753 Schüler (vgl. Abb. 31). In der Sekundarstufe zeigt sich dagegen ein differenziertes Bild. So gibt es einen ausgeprägten Trend von Schülern und vor allem ihrer Eltern, höhere Schulformen zu wählen. Dementsprechend sinkt der Anteil der Schüler, die eine Hauptschule besuchen, kontinuierlich, wohingegen die Schülerzahlen bei Real- und Gesamtschulen sowie insbesondere bei den Gymnasien steigen (vgl. Abb. 31). Vor diesem Hintergrund werden eine weitere Zunahme der Schülerzahlen auf den Gymnasien und ein Sinken auf Haupt- aber auch auf Realschulen erwartet (Schulentwicklungsplan 2007). Hohe Zufriedenheit mit Schulen Seitens der Eltern werden die schulischen Einrichtungen in der Stadt Mölln überwiegend positiv bewertet. Insgesamt sind 76 % der Haushalte mit dem Grundschulangebot und sogar 86 % mit den weiterführenden Schulen sehr zufrieden oder zufrieden. Offene Ganztagsschule Um zeitgemäßere Schulstrukturen zu schaffen und ganztägig geöffnete Häuser des Lebens und Lernens zu entwickeln, haben sich die Stadt Mölln als Trägerin und die Möllner Schulen darauf verständigt, ein offenes ganztägiges Bildungs- und Freizeitangebot bereitzustellen. Von zentraler Bedeutung ist dabei die neue gemeinsame Kantine auf dem Schulberg, die von den dort an- - 59 - sässigen Schulen und Schülern genutzt werden kann. Für rund 2,50 Euro erhalten die Schüler die Möglichkeit, sich mittags preisgünstig zu verpflegen. Schülerschaft unproblematisch Die Schüler stammen zu ca. 60 % aus Mölln. Die weiteren Schüler kommen aus den umliegenden Ortschaften. Nach Aussagen von Experten und Expertinnen ist die Schülerschaft, bis auf wenige Ausnahmen, unproblematisch. Trotzdem sollte nach Einschätzung der Schulleiter die Anzahl der Schulsozialarbeiter erhöht werden. Bisher gibt es nur eine Stelle. Gute Kooperationen zwischen den Schulen Als positiv sind die engen Kooperationen zwischen den ortsansässigen Schulen zu sehen. Zwischen den verschiedenen Schulen am Schulberg und auch darüber hinaus gibt es eine intensive Zusammenarbeit in Mölln. So findet ein regelmäßiges Treffen der Schulleiter (auch für strategische Arbeit) statt. Ferner wird die vorhandene technische Ausstattung der Schulen gemeinsam genutzt. Abb. 31 Entwicklung der Schülerzahlen differenziert nach Schulen und Schulform Beratung Planung Forschung GEWOS 1200 1000 800 600 400 200 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Till-Eulenspiegel-Schule -Grundschule- Grundschule Tanneck Hauptschule Schäferkamp A.-Paul-Weber-Realschule Gemeinschaftsschule Mölln Marion-Dönhoff-Gymnasium Astrid-Lindgren-Schule-Förderschule 2008 2009 - 61 - Hohe Betreuungsquote bei Kindertagesplätzen Nach Auskunft der Kindertagesstättenbedarfsplanung des Kreises Herzogtum Lauenburg gibt es in Mölln zehn Einrichtungen zur Tagesbetreuung von Kindern im Alter von drei Jahren bis zum Schuleintritt (Kindergarten). Insgesamt werden 450 Kindergartenplätze angeboten. Dies entspricht einer Betreuungsquoten von 92,4 % (mit Spielkreisen 102,3 %). Damit wird eine im Vergleich zum Kreis überdurchschnittliche Quote erreicht (Kreis: 82,5 % mit Spielkreisen 90,8 %). Abb. 32 Zufriedenheit mit sozialer Infrastruktur Beratung Planung Forschung GEWOS 0% 20% Kindergärten/Kitas* 27 Grundschulen* 27 Weiterführende Schulen* 60% 7 Öffentliche Sicherheit 3 sehr zufrieden 80% 100% 6 3 15 49 49 43 28 35 45 zufrieden teils/teils 20 12 62 21 9 6 15 43 24 Angebote für Kinder 4 und Jugendliche* Angebote für Senioren* 40% 22 4 16 6 12 weniger zufrieden 5 unzufrieden *) Nur unter Berücksichtigung der jeweiligen Zielgruppe Haushaltsbefragung Deutlich niedrigere Betreuungsquote bei Krippenplätzen Eine deutlich niedrigere, aber in Relation zum Kreis Herzogtum Lauenburg immer noch überdurchschnittliche Betreuungsquote, wird im Krippensegment erzielt. Insgesamt stehen rund 55 Krippenplätze zur Verfügung. Dies entspricht einer Betreuungsquote von 15,6 % (18,5 % inkl. Tagesmütter). Der Gesamtkreis weist eine Betreuungsquote von 13,1 % auf (20,0 % inkl. Tagesmütter). Die Möllner Haushalte mit Kindern unter sechs Jahren sind mit dem Angebot an Kindergärten und Krippen überwiegend zufrieden (70 %). Allerdings sind rund 30 % der Befragten nur teils zufrieden oder unzufrieden. - 62 - Als Grund wurde von den befragten Haushalten unter anderem die nicht ausreichende Versorgung in den Tagesrandzeiten sowie die Kosten für die Betreuungsplätze genannt. 3.5.3 Sport Zahlreiche Möglichkeiten der individuellen sportlichen Betätigung Durch die Lage Möllns im Naturpark „Lauenburgische Seenplatte“ bestehen zahlreiche Möglichkeiten der individuellen sportlichen Betätigung im Freien. Das Spektrum reicht von Wandern, über Schwimmen und Radfahren bis hin zu Rudern und Kanufahren. Sportvereine In Mölln gibt es zudem zahlreiche organisierte Sportvereine sowie einige kommerzielle Anbieter, wie beispielsweise Tanzschulen und Fitness-Center. Zu den wichtigsten Sportvereinen in Mölln gehören: x x x x x x DLRG Mölln Möllner Ruder-Club e.V. Möllner Sportfischerverein Möllner Sportvereinigung Tennis-Klub Mölln Tischtennis-Club Mölln Möllner SV Der größte Verein in der Stadt ist der Möllner SV mit rund 3.500 Mitgliedern. Der Verein bietet eine breit gefächerte Angebotspalette, welche von Baseball und Basketball bis hin zu Schach und Judo reicht. Kreissportverband Herzogtum Lauenburg Die Interessen der Vereine und Verbände in Mölln gegenüber Politik, Verwaltung und Gesellschaft werden durch den Kreissportverband Herzogtum Lauenburg e.V. (KSV) vertreten. Zudem bildet die Bildungsarbeit einen Arbeitsschwerpunkt beim KSV. Durch qualifizierende Lehrgänge und Seminare werden Übungsleiter, Trainer und Vereinsmanager in den Sportvereinen aus- und weitergebildet. - 63 - 3.6 Tourismus, Freizeit, Kultur und Gesundheit 3.6.1 Tourismus und Freizeit Till Eugenspiegel starke Symbolfigur Mit Till Eulenspiegel verfügt Mölln über eine starke Symbolfigur. Till Eugenspiegel ist für Mölln ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal und Identifikationspunkt sowohl für Besucher und Besucherinnen wie auch für die Bewohner und Bewohnerinnen der Stadt. Daneben wird das touristische Profil der Stadt Mölln durch die historische Altstadt geprägt. Insbesondere das Bauensemble um den historischen Marktplatz mit dem historischen Rathaus und der St. Nicolai Kirche verleihen Mölln ein unverwechselbares Gesicht. Foto 11: Till Eulenspiegel Drei 4-Sterne-Häuser Besuchern und Touristen stehen in Mölln insgesamt zehn Hotels und Pensionen zur Verfügung. Davon wurden drei Hotels mit vier Sternen klassifiziert. Damit sind drei der vier 4-Sterne-Häuser des Kreises Herzogtum Lauenburg in Mölln angesiedelt. Daneben stehen übernachtenden Touristen eine Jugendherberge sowie zahlreiche Ferienhäuser, -wohnungen und Privatzimmer zur Verfügung. Ferner gibt es in unmittelbarer Umgebung von Mölln drei Campingplätze. Foto 12 bis 14: v. L. Waldhof auf Herrenland, Seehotel Schwanenhof, Waldhalle Geringe Bettenkapa- Ein Handicap des Hotelstandorts Mölln ist die geringe zität Bettenkapazität der ansässigen Hotels. Insgesamt gibt es zwar ausreichend Übernachtungsmöglichkeiten, größere Gruppen können jedoch in keinem Möllner Hotel ungebracht werden. In der Konsequenz ist es zum Teil nicht möglich (Bus-)Reisegruppen in Mölln unterzubringen bzw. sie müssen auf mehrere Hotels verteilt werden. - 64 - Übernachtungszahlen stagnieren Die Übernachtungszahlen von Besuchern und Touristen (inkl. Gäste der Reha-Kliniken) stagnieren in der jüngeren Vergangenheit. Zwar weist Mölln mit 204.000 Übernachtungen im Jahr 2009 die meisten Übernachtungen aller Städte im Kreis Herzogtum Lauenburg auf, vom allgemein festzustellenden Trend hin zu Kurzreisen konnte Mölln bisher jedoch nicht profitieren. So bleibt die Entwicklung der Stadt Mölln hinter der des Kreises Herzogtum Lauenburg deutlich zurück. In Mölln stieg die Zahl der Übernachtungen von 2003 bis 2009 zwar um rund 2 %, der Kreis entwickelte sich jedoch wesentlich positiver und verzeichnete im gleichen Zeitraum eine Steigerung von knapp 10 %. Die oftmals längeren Aufenthalte im Reha- und Gesundheitsbereich führen zu einer überdurchschnittlichen Aufenthaltsdauer in Mölln. Mit knapp sechs Tagen ist die Verweildauer der Gäste in Mölln mehr als doppelt so hoch wie in SchleswigHolstein (2,7 Tage). Tagestourismus Eine enorme Bedeutung für den Tourismus in Mölln haben neben den übernachtenden Gästen insbesondere die Tagestouristen. Auf eine Übernachtung entfällt eine Vielzahl von Tagesreisen. Bezogen auf das Bundesland Schleswig-Holstein wird geschätzt, dass auf eine Übernachtung mehr als 5 Tagesreisen entfallen (Quelle: Marketingkooperation Städte in Schleswig-Holstein). Wobei das Verhältnis von Tagestouristen zu übernachtenden Gästen in den Städten nochmals um ein Vielfaches höher liegt (rund 1:20) als in ländlichen Gebieten (rund 1:5). Die Tagesgäste Möllns kommen überwiegend aus dem Umland der Stadt sowie aus der Metropole Hamburg. Diesbezüglich besteht für die Stadt Mölln ein großes Potenzial zur Generierung zusätzlicher Kaufkraft und damit zur Stärkung des Einzelhandels und der gastronomischen Betriebe. - 65 - Abb. 33 Entwicklung der Übernachtungszahlen Beratung Planung Forschung GEWOS Index 120 635.500 110 581.900 100 200.700 204.000 90 80 2003 2004 2005 2006 Kreis Herzogtum-Lauenburg 2007 2008 2009 Mölln „Best Ager“ bedeu- Die dominierende Zielgruppe für den Tourismussektor In tende Zielgruppe für Mölln sind die Best Ager, das heißt Singles und Paare den Tourismus im Alter von 56 bis 75 Jahre aller Einkommensschichten. Ein Teil dieser Gruppe zeichnet sich durch ein Konsumverhalten aus, dass sich durch eine qualitätvolle, an Nachhaltigkeitskriterien orientierte Urlaubs- bzw. Freizeitgestaltung auszeichnet. Sie wollen im Einklang mit der Natur leben und legen großen Wert auf ökologisch angebaute Produkte aus der Region. Daneben sind Familien mit Kindern mit mittleren bis hohen Einkommen eine wichtige Zielgruppe. Zentrale Anlaufpunkte sind Freizeit- und Naherholungsmöglichkeiten in Mölln und Umgebung. Hervorzuheben ist der Wildpark sowie die Badestelle am Ostufer des Schulsees (Luisenbad). Lage am Wasser Foto 15: Luisenbad Ein hohes touristisches Potenzial ist die unmittelbare Nähe zum Wasser. Neben dem Schul- und Stadtsee befinden sich noch neun weitere Seen in der direkten Umgebung Möllns. Am Stadtseeanleger in der Altstadt besteht die Möglichkeit, Tret-, Kanu- und Ruderboote auszuleihen oder zu einer Schifffahrt auf den Möllner See und Elbe-Lübeck-Kanal aufzubrechen. In den - 66 - Sommermonaten laden des Weiteren drei offizielle Badestellen zum Baden und Schwimmen ein. Innenstadtnah liegt das Luisenbad mit einem schönen Blick auf die Altstadt und die St. Nicolai Kirche. Der Eintritt in das Naturfreibad ist kostenfrei. Daneben gibt es noch eine Badestelle am Lütauer See in drei Kilometer Entfernung vom Stadtzentrum sowie eine im Wald gelegene Badestelle am Pinnsee (nur über Fuß- und Radwege erreichbar). Wildpark Neben dem Wasser haben die Wälder rund um Mölln eine hohe Attraktivität für Besucher und Besucherinnen. Insbesondere der kostenfreie Wildpark bietet die Möglichkeit, die Tier- und Pflanzenwelt zu erkunden. Neben einheimischen Vögeln bietet der Park die Möglichkeit, Wildtiere wie Hirsche und Wildschweine zu beobachten. Museumsangebot Das Museumsangebot umfasst unter anderem das Eulenspiegelmuseum in einem historischen Fachwerkhaus in der Altstadt. Die dortige Ausstellung zeigt Gemälde, Grafiken und Plastiken, die Till Eulenspiegels Leben und Wirken illustrieren. In direkter Nachbarschaft liegt das historische Rathaus, in dem sich die stadtgeschichtliche Sammlung befindet. Darüber hinaus ist das Tourismusund Naturzentrum für das Herzogtum Lauenburg in Mölln angesiedelt. In einer interaktiven Ausstellung im Stadthauptmannshof wird den Touristen die Region rund um Mölln näher gebracht. Kaum gastronomische Angebote in der Altstadt In den Hotelbetrieben der Stadt gibt es zum Teil ein qualitativ hochwertiges gastronomisches Angebot. Im Innenstadtbereich fehlt jedoch ein differenziertes kulinarisches Angebot. Touristen und Touristinnen und Bewohner und Bewohnerinnen der Stadt finden hier nur eine geringe Gaststättendichte vor. Die diesbezügliche Unzufriedenheit wird von Experten und Expertinnen bestätigt und auch in der durchgeführten Haushaltsbefragung sichtbar. Der Anteil der Haushalte, die unzufrieden oder nur teilweise zufrieden sind, ist mit knapp 50 % vergleichsweise hoch. Insbesondere Singlehaushalte und Paare ohne oder Haushalte mit erwachsenen Kindern wünschen sich eine größere gastronomische Vielfalt in Mölln. Das Angebot sollte sich dabei im mittleren Preis- - 67 - segment befinden. Neben einer gutbürgerlichen würde auch eine international ausgerichtete Speisekarte mit einem guten Preis-/Leistungsverhältnis eine Nachfrage bei Bewohnern und Bewohnerinnen und Besuchern und Besucherinnen finden. Abb. 34 Zufriedenheit mit Freizeitangeboten Beratung Planung Forschung GEWOS 0% Kulturelle Angebote 2 20% 40% 15 Sportangebote 28 15 Gastronomische Angebote 7 Öffentliche Grünanlagen 60% 29 20 sehr zufrieden 22 35 56 50 zufrieden 100% 26 58 44 Naherholungsmöglichkeiten 80% teils/teils 10 19 39 41 4 41 9 11 weniger zufrieden unzufrieden Haushaltsbefragung 3.6.2 Kultur Viele Events Die Stadt Mölln bietet sowohl für Touristen und Touristinnen als auch für die Bewohner und Bewohnerinnen der Stadt ein breites Angebot an Events. Dazu zählen: x x x x x x x x Zahlreiche Kulturveranstaltungen Möllner Hafenspektakel FolksFest der internationalen Begegnung Seefestival am Schulsee Möllner Weinfest Möllner City-Lauf Herbstmarkt Weihnachtsmarkt Silvesterlauf Ferner finden zahlreiche Veranstaltungen unter anderem: Ausstellungen, Lesungen, Kabarett-, Theater- und - 68 - Musicalvorführungen sowie Konzerte und Kinoabende in Mölln statt. Veranstaltungsorte sind insbesondere das Augustinum sowie der Stadthauptmannshof. Initiator vieler Veranstaltungen ist die Stiftung Herzogtum Lauenburg, die sich seit rund 30 Jahren intensiv in den Bereichen Kunst, Kultur, Natur und Umwelt engagiert. Unterschiedliche Ansprüche an Kultureinrichtungen 3.6.3 Im Rahmen der durchgeführten Expertengespräche wurden die Vielfalt und die Qualität des Kulturangebots in der Stadt Mölln hervorgehoben. Es wurde jedoch auch angeführt, dass die Angebote nur von einer vergleichsweise kleinen (älteren) Zielgruppe besucht werden. Breite Bevölkerungsschichten nehmen die Angebote nicht an bzw. nicht wahr. Die Interessen insbesondere der jüngeren Zielgruppen sind häufig andere. Beispielsweise wünschen sich viele Möllner ein Kino. Zwar werden im Augustinum Kinoabende durchgeführt, die gezeigten Filme bzw. das Ambiente sprechen jüngere Möllner jedoch vielfach nicht an. Vor diesem Hintergrund lassen sich die Ergebnisse der Haushaltsbefragung interpretieren. Trotz der zahlreichen Angebote in Mölln gab mehr als die Hälfte aller befragten Haushalte an, dass sie weniger zufrieden oder unzufrieden mit dem kulturellen Angebot in Mölln ist (vgl. Abb. 34). Insgesamt sollte das kulturelle Angebot unter Beibehaltung der derzeitigen Qualität auf ein breites Publikum ausgerichtet werden und auch ein am „Mainstream“ orientiertes Publikum ansprechen. Gesundheit Seit 1970 Kneippkurort 1970 wurde Mölln als Kneippkurort anerkannt und seitdem kontinuierlich ausgebaut. Neben dem Kurpark mit einem Konzertpavillon und dem Wildpark bieten zahlreiche Wanderwege und Terrainkurwege die Möglichkeit zur Erholung. Zudem verfügt die Stadt Mölln mit den beiden Reha-Kliniken des Deutschen Rentenversicherung Bundes sowie dem Kurmittelhaus über eine hochwertige Einrichtung in diesem Bereich. Darüber hinaus haben sich in Mölln viele spezialisierte Bade- und Kurärzte niedergelassen. - 69 - Kur- und Rehaeinrichtungen vorhanden Foto 16: Kurmittelhaus Die Bedeutung der Kur- und Reha-Einrichtungen lässt sich auch an den Beschäftigungszahlen ablesen. So zählen die Reha-Kliniken Föhrenkamp und Hellbachtal zu den größten Arbeitgebern der Stadt. Zusammengefasst übersteigt die Zahl der Arbeitsplätze im Gesundheits- und Sozialwesen die Zahl der Beschäftigten im produzierenden Gewerbe (vgl. Abb. 10). Foto 17: Kurpark Keine stationäre Patientenversorgung in Mölln Die Stadt Mölln verfügt seit Januar 2006 über keine stationäre Patientenversorgung mehr. Nach der Fusionierung des städtischen Krankenhauses Mölln und des DRK-Krankenhaus „Wilhelm-Augusta“ in Ratzeburg wurde die stationäre Patientenversorgung auf den Standort Ratzeburg konzentriert. Das frühere städtische Krankenhaus Möllns ist heute eine gut frequentierte Praxisklinik. Hier besteht die Möglichkeit zu einer physikalischen Therapie, zudem konnte ein Sanitätshaus, eine psychiatrische Tagesklinik sowie eine Podologin und eine Beratungsstelle angesiedelt werden. Kardiologe fehlt Nach Aussagen von Experten und Expertinnen konnte mit der Praxisklinik die Schließung der Klinik gut kompensiert werden. Es fehlt jedoch ein Kardiologe in Mölln. Derzeit müssen die Patienten und Patientinnen auf die kardiologische Praxis in Ratzeburg ausweichen. Die Wartezeit auf einen Termin kann hier teilweise mehrere Monate betragen. - 70 - 3.7 Grün-/Freiraumstruktur und Naherholung Naturpark „Lauenburgische Seen“ Mölln ist Teil des Naturparks „Lauenburgische Seen“, der mit rund 47.000 ha der drittgrößte Naturpark in Schleswig-Holstein ist. Der 1961 gegründete Park war der erste Naturpark in Schleswig-Holstein und zählt zu den ältesten in Deutschland. Zum Konzept des Naturparks gehört das Nebeneinander von Tourismus und Naturschutz. Gemeinsam mit dem angrenzenden mecklenburgischen Biosphärenreservat Schaalsee bildet der Naturpark „Lauenburgische Seen“ ein vom Bund gefördertes „Gebiet von gesamtstaatlich repräsentativer Bedeutung für den Naturschutz". Naturpark hat eine wichtige Erholungsfunktion Bewohner und Bewohnerinnen und Besucher und Besucherinnen können das Schutzgebiet auf eigene Faust oder auf den zahlreichen ausgewiesenen Wegen zu Fuß, per Rad oder mit dem Pferd erkunden. Der Naturpark ist von herausragender Bedeutung für Mölln. Sowohl für die Bewohner und Bewohnerinnen wie auch für die Besucher und Besucherinnen stellt der Naturpark eine wichtige Erholungsfunktion dar. Die Bewohner und Bewohnerinnen profitieren dabei von der unmittelbaren Nähe zu den Naturräumen. Von annähernd allen städtischen Lagen können attraktive Natur-, Wasser- und Freiflächen erreicht werden. Foto 18: Naturpark „Lauenburgische Seen“ Einzigartige Vielfalt der Tierwelt Foto 19: Mölln Stadtsee Der Naturpark „Lauenburgische Seen“ bietet eine für die Metropolregion Hamburg einzigartige Vielfalt der Tierwelt. So sind beispielsweise die folgenden teils bedroh- - 71 - ten Tierarten im Naturpark heimisch: Rotbauchunke, Laubfrosch, Seeadler, Schwarzstorch, Kranich, Graugans, Rotmilan, Waldwasserläufer, Mittelspecht, Rohrschwirl, Großmausohr, Siebenschläfer und Otter. Kurpark in der Innenstadt 3.8 Auch innerstädtisch verfügt Mölln über attraktive Grünund Freiflächen. Neben den Fuß- und Radwegen entlang der nördlichen und östlichen Seeufer besteht mit dem Kurpark in der Innenstadt eine hochwertige Grünanlage. Die Anlage wurde 1968 eröffnet und 2007 unter Denkmalschutz gestellt. Ein aufwendige Umgestaltung und Sanierung des Parks ist geplant. So soll der Japangarten mit seinen Pergolen und Terrassen wiederhergestellt und attraktiver gestaltet werden. Zudem ist ein neuer, zentraler Aufenthaltsbereich mit Café, Wasserspiel und Rosengarten geplant. Das Land SchleswigHolstein unterstützt die Neugestaltung mit 1,6 Millionen Euro aus dem „Zukunftsprogramm Wirtschaft“. Energie und Klimaschutz Klimawandel stellt Kommunen vor Herausforderung Das von den Vereinten Nationen (UNEP) und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) zur Erforschung des Klimawandels eingesetzte Expertengremium IPCC (Intergovernmental Panel of Climate Change) hat in seinen aktuellen Berichten festgestellt, dass aufgrund des zunehmend anthropogen verursachten Treibhauseffekts bis zum Jahr 2100 mit einem Anstieg der mittleren Erdtemperatur von bis zu 6°C gerechnet werden muss. In der Konsequenz wird mit einer Steigerung der Anzahl und des Ausmaßes extremer Witterungserscheinungen, trockeneren Sommermonaten sowie deutlich höheren Niederschlägen in den Wintermonaten gerechnet. Als Reaktion darauf hat sich die Bundesregierung das Ziel gesetzt, die nationalen Klimagasemissionen bis zum Jahr 2020 um 40 % gegenüber dem Stand von 1990 zu senken. Um dieses Ziel erreichen zu können, bedarf es Anstrengungen auf allen Handlungsebenen. Eine besondere Bedeutung kommt dem aktiven Handeln vor Ort zu. Als zentrale Ansatzpunkte können hierbei drei Handlungsfelder identifiziert werden. Erstens der Immobilienbestand und der Neubau von Gebäuden sowie die Inan- - 72 - spruchnahme von neuen Flächen, zweitens die Energieversorgung bzw. der Einsatz von erneuerbaren Energiequellen sowie drittens der Bereich Verkehr und Mobilität. Gebäudebestand Eine Bestandsaufnahme der energetischen Beschaffenheit des Möllner Wohnungsmarktes erfolgte mittels einer Befragung privater Wohnungseigentümer und Wohnungseigentümerinnen (überwiegend Eigenheime) und einer Datenabfrage bei den institutionellen Wohnungseigentümern (überwiegend Geschosswohnungsbau). Die privaten Wohnungseigentümer und Wohnungseigentümerinnen verfügen - im Gegensatz zu den institutionellen Eigentümern und Eigentümerinnen - häufig über keinen Energieausweis. Aussagen zum Energieverbrauch privater Eigentümerhaushalte können daher nur eingeschränkt getroffen werden. Grundsätzlich kann jedoch festgehalten werden, dass ein direkter Zusammenhang zwischen dem Gebäudealter und dem Energieverbrauch besteht. Dies hängt einerseits mit den Baustandards und den verwendeten Materialien und anderseits mit dem Sanierungszustand bzw. der technischen Ausstattung (Bspw.: Heizungsanlage) zusammen. So verbrauchen Gebäude, die 1980 oder später errichtet wurden, deutlich weniger Energie als Objekte, die vorher gebaut wurden. Neben dem Baualter bzw. dem Sanierungszustand ist das Verhältnis von Gebäudehülle zu Gebäudefläche entscheidend für den Energieverbrauch. Je kompakter ein Gebäude errichtet wurde und je geringer die Außenfläche im Verhältnis zur Wohnfläche ist, desto niedriger sind die Wärmeverluste. Dies erklärt auch den in der Regel geringeren Energieverbrauch von Wohnungen in Mehrfamilienhäusern im Vergleich zu Eigenheimen (siehe Tab. 2). Eine entscheidende Größe für den Energieverbrauch ist darüber hinaus das Verhalten der Nutzer. So ergeben sich erhebliche Energieeinsparpotenziale durch „richtiges“ Heizen und Lüften. - 73 - Tab. 2 Energieverbrauchskennwerte für Wohnungen in Mölln Wohnungswirtschaft kW/h (m²/Jahr) Baujahr ab 2000 Private Eigentümer* kW/h (m²/Jahr) Bundesdurchschnitt kW/h (m²/Jahr) / 85 rd. 80 1980 bis 2000 140 147 rd. 138 1970 bis 1980 158 188 rd. 200 1950 bis 1970 172 178 rd. 195 vor 1950 188 180 rd. 200 *weniger als 25 Fälle © GEWOS Umfangreiche Maßnahmen im Mehrfamilienhaus- …. Im Mehrfamilienhausbestand wurden in den vergangenen Jahren in Teilen energetische Maßnahmen durchgeführt. Umfangreiche Modernisierungen blieben jedoch bisher aus, da die Marktlage eine Umlage der Modernisierungskosten auf die Miete nicht zulässt. Als wegweisend kann die geplante Umstellung der Energieversorgung annähernd aller Wohnungen des größten Wohnungsbestandshalters (Gaedeke) in Mölln angesehen werden. So soll die Heizenergie zukünftig komplett aus Biogas betriebenen Blockheizkraftwerken gewonnen werden. … und Einfamilienhaussegment blieben bisher aus Nach Aussagen von Experten und Expertinnen einspricht der Einfamilienhausbestand überwiegend nicht den heutigen Energiestandards. Dies bestätigen auch die Ergebnisse der Eigentümerbefragung. So gaben nur 43 % der befragten Eigentümer und Eigentümerinnen an, dass ihr Objekt eine wärmegedämmte Fassade aufweist bzw. knapp ein Drittel, dass eine wärmegedämmte Kellerdecke vorhanden ist. Bei weiteren fast 50 % der Befragten wurde die Heizungsanlage vor 1995 installiert, was auf einen erhöhten Energieverbrauch schließen lässt. Modernisierungsmaßnahmen Auf die Frage, welche Modernisierungsmaßnahmen geplant sind, wurde von den privaten Eigentümern und Eigentümerinnen am häufigsten die Installation einer neuen Heizungsanlage angeführt. Ebenfalls vergleichs- - 74 - weise oft wurde die Dämmung der Fassade sowie des Daches als Modernisierungsbedarf genannt. Die energetische Sanierung der Gebäude scheitert jedoch oftmals. Neben fehlenden finanziellen Möglichkeiten ist das Alter der Eigentümer und Eigentümerinnen ein wesentliches Hemmnis. Viele ältere Eigenheimbesitzer und -besitzerinnen wollen keine umfangreichen Bestandsinvestitionen mehr durchführen bzw. bekommen keinen Darlehen von den Kreditinstituten, so dass nicht unbedingt erforderliche Investitionen unterbleiben. Abb. 35 Maßnahmen zur Energieeinsparung Beratung Planung Forschung GEWOS 0% 20% Wärmedämmung der Außenfassade Wärmedämmung der Kellerdecke 40% 43 60% 5 35 11 60 77 Isolierverglaste Fenster 1 8 86 Moderne Heizungsanlage 54 Ist bereits vorhanden 100% 41 14 Wärmedämmung Dach 80% 14 33 9 1 Kurzfristig geplant 19 26 Langfristig geplant Nicht geplant Eigentümerbefragung Nutzung und Erzeugung regenerativer Energien Neben einer energetischen Sanierung des Gebäudebestandes wird von den lokalen Experten und Expertinnen die Ausweitung der Nutzung und Erzeugung regenerativer Energie für wichtig erachtet. Der Energiemix der Vereinigten Stadtwerke Mölln, Ratzeburg und Bad Oldesloe weist - in Relation zum gesamtdeutschen Durchschnitt - bereits einen vergleichsweise hohen Anteil an erneuerbaren Energien auf. Mit rund 34 % ist der Anteil erneuerbarer Energien bei den Stadtwerken mehr als doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt. - 75 - Abb. 36 Energiemix1 Vereinigte Stadtwerke - Mölln, Ratzeburg, Bad Oldesloe - Beratung Planung Forschung GEWOS Vereinigte Stadtwerke 32.000 Kunden 1Quelle: Deutschland gesamt Vereinigte Stadtwerke Braunkohle, Erdgas Windkraft, Wasserkraft 2Steinkohle, 3Solarenergie, Mobilität und Verkehr Die Qualität und Attraktivität von Bus und Bahn sowie des Radwegenetzes sind wichtige Einflussfaktoren auf dem Weg zu einem klimafreundlicheren Energiemix. Diesbezüglich ist Mölln vergleichsweise gut aufgestellt. Das ÖPNV-Netz ist - abgesehen von der fehlenden Direktverbindung (Bahn nach Hamburg) - gut. Hinsichtlich des Radwegenetzes wird von einigen Experten und Expertinnen ein Handlungsbedarf gesehen. So gibt es beispielsweise im Innenstadtbereich keine ausgewiesenen Fahrradwege. Auch vor dem Hintergrund des Potenzials des Fahrradtourismus sollten die Fahrradwege und das Fahrradwegenetz bei zukünftigen Planungen stärker beachtet werden. Mobilisierung und Vernetzung der Akteure Die Umsetzung von Klimaschutzzielen bedarf der Mitwirkung vieler Akteure. Die anvisierten Erfolge im Klimaschutz sind dabei wesentlich davon abhängig, inwieweit es gelingt, Akteure wie Unternehmen, Hausbesitzer und Hausbesitzerinnen bzw. die Bevölkerung insgesamt zu mobilisieren und sensibilisieren. Bisher gibt es jedoch kaum Initiativen bzw. Netzwerkstrukturen, in die die lokalen Akteure und Akteurinnen Möllns eingebunden sind. - 76 - 4 Stärken-Schwächen-Analyse Erstens: Themenbezogene Stärken und Schwächen Auf Basis der Bestandsaufnahme und Bestandsanalyse und der durchgeführten Arbeitsgruppensitzungen wurde in einem ersten Schritt eine themenbezogene Aufbereitung der Stärken und Schwächen vorgenommen. Die Stärken und Schwächen wurden dabei den folgenden sechs Themenfeldern zugeordnet: x x x x x x Abb. 37 Wirtschaft, Einzelhandel und Arbeitsmarkt Verkehr Wohnungsmarktsituation und -entwicklung Tourismus, Kultur, Gesundheit, Naherholung und Freizeit Soziales, Bildung und Sport Energie und Klimaschutz Methodik – Stärken-Schwächen-Analyse Beratung Planung Forschung GEWOS Bestandsaufnahme und Bestandsanalyse Stärken Zweitens: Gesamtstädtische Stärkenund SchwächenAnalyse Einbindung von lokalen Akteuren in Form von Arbeitsgruppen Schwächen In einem zweiten Schritt wurden die eruierten themenbezogenen Stärken und Schwächen von GEWOS bewertet und zu einer gesamtstädtischen Übersicht verdichtet. Bei diesem Arbeitsschritt wurden die Möllner Stärken und Schwächen mit denen anderer Kommunen - 77 - in Schleswig-Holstein gespiegelt. Im Ergebnis ermöglicht dieses Vorgehen die Identifizierung von Mölln spezifischen Entwicklungspotenzialen und -hemmnissen und eine zielgenaue Ableitung von Leit- und Entwicklungszielen sowie die Erarbeitung passgenauer Maßnahmenvorschläge. 4.1 Stärken und Schwächen - Wirtschaft, Einzelhandel und Arbeitsmarkt Stärke: Weiche Standortfaktoren … Insbesondere für Arbeitnehmer, die ortsunabhängig arbeiten können, sowie für Ruheständler, die mobil und ungebunden sind, haben weiche Standortfaktoren wie eine hohe Wohn- und Lebensqualität eine große Bedeutung bei der Wahl des Wohnorts. Diesbezüglich ist Mölln sehr gut aufgestellt. Die unmittelbare Nähe zu den Seen und die ausgedehnten Wälder und Naturräume stellen ein Potenzial zur Gewinnung von neuen Bewohnern und Bewohnerinnen (Kaufkraft) dar. Eine Konsequenz dieser Qualität ist, dass Mölln in den letzten Jahren vermehrt Zuzüge von über 50-Jährigen zu verzeichnen hatte. Auch im Rahmen der durchgeführten Unternehmensbefragung wurde die naturräumliche Lage als eine Stärke des Standorts Mölln benannt (vgl. Kap. 3.1.3). … Reha-Kliniken Als eine Stärke Möllns sind auch die beiden großen Reha-Kliniken zu nennen. Sie stellen einerseits die meisten Arbeitsplätze und sind somit die größten Arbeitgeber der Stadt, anderseits beherbergen sie jährlich tausende Patienten und Gäste, die in der Zeit des Klinikaufenthalts zusätzliche Nachfrager und potenzielle zukünftige Besucher und Besucherinnen der Stadt darstellen. So ist zu erwarten, dass ein Teil der Klinikgäste Mölln ein weiteres Mal als Touristen besucht. Schwächen: Rückgang der Arbeitplätze und … Trotz der hohen naturräumlichen Qualität hat Mölln in der jüngeren Vergangenheit branchenübergreifend Arbeitsplätze verloren. So sind sowohl im Einzelhandel als auch im produzierenden Gewerbe Arbeitsplätze weggefallen. Größere Betriebsaufgaben gab es zwar nicht, neue Unternehmen konnten jedoch auch nicht für den Standort Mölln gewonnen werden. Als ein Hauptgrund - 78 - ist in diesem Zusammenhang die fehlende direkte Anbindung an eine Autobahn zu nennen. In der Konsequenz bleiben die Neueinstellungen unter dem Niveau der Entlassungen bzw. der Zahl der Pensionierungen. Dies führt dazu, dass insbesondere Jugendliche und junge Erwachsene aus beruflichen und Ausbildungsgründen die Stadt verlassen. … Verkehr in der Innenstadt Abb. 38 Bezogen auf die Möllner Innenstadt ist der Durchgangsverkehr als ein schwerwiegendes Hemmnis für eine positive Entwicklung zu nennen (vgl. Kap. 3.3). Die Verkehrsbelastung in der Hauptstraße ermöglicht derzeit kein gemütliches Flanieren und Einkaufen in der Stadt. Eine attraktive Außengastronomie konnte und kann sich unter den jetzigen Bedingungen ebenfalls nicht etablieren. Eine Folge des Verkehrs in der Kombination mit der Aufgabe von inhabergeführten Geschäften, Kaufkraftabflüssen in die Großstädte Lübeck und Hamburg sowie eines wachsenden Onlinehandels sind vermehrte Leerstände im Innenstadtbereich. Durch die Insolvenz des Hertiekonzerns und dem dadurch leerstehenden Kaufhaus ist ein wichtiger Ankermieter in der Innenstadt weggebrochen. Stärken und Schwächen - Wirtschaft, Einzelhandel und Arbeitsmarkt Stärken • Gute Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs • Hohe Lebensqualität / attraktiver Wohnort aufgrund der naturräumlichen Lage • Gutes Schulangebot • REHA-Kliniken • Altstadtensemble • Wanderungsgewinne - „Zuzug von Best Agern“ Beratung Planung Forschung GEWOS Schwächen • Kein differenziertes Einzelhandelsangebot • Leerstände in Einzelhandelsimmobilien • Rückgang der Arbeitsplätze im verarbeitendem Gewerbe • Fehlende Arbeitgeber mit attraktiven Beschäftigungsangeboten • Vergleichsweise geringe Kaufkraft • Kinderbetreuung in den Randzeiten • Verkehrsanbindung (Distanz zur Autobahn) • Verkehrsbelastung in der Innenstadt • Sauberkeit in der Innenstadt (+ Bahnhof) • Fortzüge von jungen Erwachsenen - 79 - 4.2 Stärken und Schwächen - Verkehr Stärken: Teil des HVV und gute Zugverbindung nach Lübeck Mölln ist Teil des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV). Dies gewährleistet vergleichsweise günstige Tarife für Verbindungen nach Hamburg und eine zentrale Koordinierung der Fahrpläne. Ferner ist die Stadt Mölln sehr gut durch eine direkte Zugverbindung an die Hansestadt Lübeck angeschlossen. Ein weiteres Plus ist die direkte Busverbindung von Mölln nach Hamburg-Wandsbek sowie die vorhandenen innerstädtischen Busverbindungen. Bezogen auf Letzteres muss jedoch einschränkend angefügt werden, dass einige innerstädtischen Verbindungen (Waldstadt Æ ZOB) aufgrund der Linienführung unattraktiv sind. Schwächen: Keine direkte Zugverbindung nach Hamburg und … Zwar besteht eine direkte Zugverbindung nach Lübeck, jedoch müssen Fahrgäste, die nach Hamburg fahren, in Büchen umsteigen. Viele Pendler empfinden dies als unattraktiv und greifen deshalb auf den Pkw zurück. Auch der derzeitige Zustand des Bahnhofsgebäudes ist unbefriedigend. Das vom Vandalismus gekennzeichnete Bahnhofsgebäude stellt ein denkbar schlechtes Entree für ankommende Besucher und Besucherinnen in Mölln dar. Zudem gibt es nur wenige Orientierungshilfen für ankommende Gäste. … Verkehrssituation Die verkehrliche Situation in der Innenstadt wurde beHauptstraße und reits im vorherigen Kapitel als Entwicklungshemmnis Grambeker Weg angeführt. Ergänzend ist an dieser Stelle hinzuzufügen, dass der Verkehr auch dem Ausbau der Wohnfunktion in der Innenstadt entgegensteht. Derzeit steht neben Geschäftslokalen auch ein hoher Anteil der Wohnungen in der Innenstadt leer. Investitionen in den Wohnungsbestand unterbleiben daher in der Folge. Als stark verkehrsbelastet ist neben der Hauptstraße in der Innenstadt zudem der Grambeker Weg anzuführen. Für die Entlastung sollte der Bau einer Südumgehung realisiert werden. Der Bau wurde jedoch durch einen Bürgerentscheid abgelehnt. - 80 - Abb. 39 Stärken und Schwächen - Verkehr Beratung Planung Forschung GEWOS Stärken • Teil des Hamburger Verkehrsverbundes • Gute Zugverbindung nach Lübeck • Direkte Busverbindung nach Hamburg • Gute innerstädtische Busanbindung Schwächen • Bahnhofsgebäude • Wenig Orientierungshilfen für Ortsfremde • Keine direkte Zugverbindung nach Hamburg • Verkehrssituation in der Innenstadt • Altstadt zum Teil nicht barrierefrei • Verkehrssituation Grambeker Weg (fehlende Südumgehung) • Hafen nicht nutzbar • Radwegenetz (Beschilderung) • Parkplatzsituation 4.3 Stärken und Schwächen - Wohnen Attraktive Wohnlagen Als Stärke und Potenzial des Möllner Wohnungsmarktes sind insbesondere die attraktiven Wohnlagen festzuhalten. Dies gilt insbesondere für Wohnungen, die in unmittelbarer Nähe zum Wasser liegen. Eine vergleichbare Qualität findet sich in anderen Städten gleicher Größenordnung der Metropolregion Hamburgs kaum. Neben den attraktiven Wasserlagen verfügen auch die anderen Möllner Wohngebiete über einen direkten Zugang zu Natur- und Freiräumen. Zudem ist die kompakte Siedlungsstruktur in Kombination mit der historischen Altstadt und in einer stabilen Sozialstruktur hervorzuheben. Einerseits preisgünstiges Wohnungsangebot Potenziale und zugleich Hemmnisse für die Entwicklung Möllns birgt die Nachfrage- und Preissituation auf dem Wohnungsmarkt. Einerseits ist das zur Verfügung stehende Bauland günstig und das Mietpreisniveau vergleichsweise niedrig. Folglich ist auch einkommensschwächeren Familien der Erwerb von Wohneigentum bzw. die Anmietung einer adäquaten Mietwohnung möglich. Ein niedriges Kauf- und Mietpreisniveau ist darüber - 81 - hinaus ein Anreiz, für potenzielle neue Bewohner und Bewohnerinnen nach Mölln zu ziehen. Andererseits Investi- Andererseits stellen die niedrigen Immobilienpreise ein tionshemmnis Investitionshemmnis dar. Die ortsansässigen Wohnungsunternehmen reagieren darauf mit ausbleibenden oder nur verhaltenen Investitionen in die Wohnungsbestände, da die erforderlichen Investitionen nicht auf die Miete umgelegt werden können. Bezogen auf die privaten selbstnutzenden Wohnungseigentümer und -eigentümerinnen konnte festgestellt werden, dass trotz bestehender Verkaufsabsichten die Veräußerung der Immobilie unterbleibt, da die Kaufpreiserwartungen nicht erfüllt werden. In der Konsequenz verzögert sich der Generationenwechsel in den Beständen. Wohnungsleerstand Ferner stellt der Wohnungsleerstand in der Stadt ein Investitionshemmnis dar. Vor allem in der Innenstadt entlang der stark befahrenen Hauptstraße zeichnen sich zum Teil erhebliche Leerstände ab. Neben der Verkehrssituation wirkt sich hier auch die Einzelhandelsentwicklung negativ auf die Attraktivität der Innenstadt als Wohnstandort aus (vgl. Kap. 3.2). Schlechter energetischer Zustand Als weitere Schwäche des Möllner Wohnungsmarktes ist der energetische Zustand vieler Gebäude zu nennen. Vielfach sind hier in den nächsten Jahren Investitionen erforderlich, um die Bestände auch langfristig marktgängig zu halten. Wohnungen zum Teil nicht altengerecht Ebenfalls problematisch ist das geringe Angebot an altengerechten Wohnformen. Angesichts der weiter zunehmenden Zahl älterer Menschen wird es hier bereits mittelfristig zu einer Unterversorgung mit adäquaten alten- und behindertengerechten Wohnungen kommen. Insbesondere barrierearme und qualitativ hochwertige Wohnungen mittlerer Größe (60 bis 90 m²) in zentraler Lage fehlen derzeit auf dem Möllner Wohnungsmarkt. - 82 - Abb. 40 Stärken und Schwächen - Wohnen Beratung Planung Forschung GEWOS Stärken • Attraktive Wohnlagen am Wasser • Preisgünstiges Wohnungsangebot • Günstige Baulandpreise • Historische Bausubstanz in der Altstadt • Kleinstadtidyll • Kompakte Siedlungsstruktur • Attraktive Wohngebiete 4.4 Schwächen • Geringe Bauflächenpotenziale • Wohnungsleerstand • Schlechter energetischer Zustand des Altbaubestandes • Geringes Angebot an barrierearmen/ seniorengerechten Wohnungen • Innenentwicklung wurde bisher nicht forciert • Tendenziell Preisrückgang bei Bestandsobjekten Stärken und Schwächen - Soziales, Bildung und Sport Stärken: Gute Zusammenarbeit zwischen den Akteuren und … Hinsichtlich der Themenfelder Soziales, Bildung und Sport ist Mölln gut aufgestellt. Die befragten Experten und Expertinnen und die bei der Erstellung des ISEK involvierten Akteure und Akteurinnen heben eine rege und gute Zusammenarbeit zwischen den sozialen Institutionen und der städtischen Verwaltung als Stärke hervor. Verschiedene Formen gelungener Kooperationsmodelle bestehen auch zwischen den Schulen in Mölln. Befördernd wirkt diesbezüglich die Konzentration der Schulen auf dem Schulberg in Mölln. Darüber hinaus besteht eine enge Zusammenarbeit zwischen den Schulen, der allgemeinen Jugendarbeit und der Lebenshilfe. Beispielgebend ist der Betrieb der Schulmensa durch die Lebenshilfe (vgl. Kap. 3.5.1). … breites Sport- und Zudem verfügt die Stadt Mölln über ein breites Angebot Freizeitangebot an Sportstätten und -angeboten. Dies ermöglichen zahlreiche Möllner Bürger und Bürgerinnen, die sich ehrenamtlich in einer der zahlreichen Vereine engagieren und damit das gemeinschaftliche Zusammenleben stärken. Neben einem umfangreichen Sportangebot bieten die - 83 - Kreismusikschule, der Kreisjugendring und die Volkshochschule ein vielfältiges Freizeitangebot in Mölln an. Schwächen: Sauberkeit auf dem Schulberg und … Gravierende Schwächen oder Hemmnisse, die einer positiven Gesamtentwicklung Möllns entgegenstehen, bestehen in den Themenfeldern Soziales, Bildung und Sport nicht. Verbesserungspotenzial besteht jedoch hinsichtlich der Sauberkeit auf dem Schulberg. Zudem sehen die Leitungen der Möllner Schulen Bedarf an zusätzlichen Schulsozialarbeitern. … fehlende Räumlichkeiten zum Verweilen Wünschenswert wäre ferner die Schaffung von Gemeinschaftseinrichtungen und Aufenthaltsorten. In Mölln fehlen vor allem innerstädtisch attraktive Orte und Räumlichkeiten zum Verweilen. Diese Funktion könnte beispielsweise ein gemütliches Café oder Restaurant ausfüllen. Innenstadt nicht bar- Als problematisch ist außerdem die fußläufige Erreichrierefrei barkeit einiger innerstädtische Orte zu bezeichnen. Zwar ist die Bepflasterung wichtiger Bestandteil des historischen Altstadtensembles, insbesondere für ältere und körperlich behinderte Personen stellt sie jedoch eine Barriere dar und ermöglicht die Begehung einiger Orte wie beispielsweise des historischen Marktplatzes und der St. Nicolai Kirche nicht oder nur unter Mühen. - 84 - Abb. 41 Stärken und Schwächen - Soziales, Bildung und Sport Beratung Planung Forschung GEWOS Stärken • Angebot an Sportstätten und Vereinen • Betreuungsangebot für Kinder • Bildungsangebote: OGA, VHS, KMS, KJR • Vernetzte Angebote von Schulen, Jugendarbeit und Lebenshilfe (übergreifende Jugendarbeit) • Hohes soziales Engagement bei Vereinen und Institutionen (Ehrenamt) • Migrations- und Integrationsangebote • Stadtspiel • Verwaltungshandeln 4.5 Schwächen • Attraktive/ außergewöhnliche Spielplätze nicht vorhanden • Fehlende Gemeinschaftseinrichtung und Aufenthaltsorte (Café etc.) • Mangel an Schulsozialarbeitern • Keine barrierefreie Altstadt • Sauberkeit auf dem Schulberg Stärken und Schwächen - Tourismus, Kultur, Gesundheit und Naherholung Stärken: Naturräum- Insbesondere bezogen auf den Tourismus und die Nahliche Ausstattung, … erholungsmöglichkeiten ist die Lagegunst bzw. die naturräumliche Ausstattung als Stärke hervorzuheben. Mit der Lage im Naturpark Lauenburgische Seen und der damit verbundenen unmittelbaren Nähe zu zahlreichen Seen und Waldgebieten geht ein hoher Freizeit- und Naherholungswert für Bewohner und Bewohnerinnen und Besucher und Besucherinnen einher. … hochwertiges Kulturangebot und … Ergänzt wird das naturräumliche Potenzial durch verschiedene Angebote zur Naherholung und Freizeitgestaltung. Hier ist insbesondere das hochwertige Kulturangebot der Stadt zu nennen, das im Vergleich zu anderen Städten ähnlicher Größenordnung insbesondere durch die Qualität der Veranstaltungen herausgehoben werden kann. Neben Veranstaltungen wie dem Eulenspiegelfest bietet die Stadt attraktive, temporäre und dauerhafte Angebote in atmosphärischen Räumlichkeiten wie dem alten Rathaus oder dem Stadthauptmannshof. - 85 - … Till Eulenspiegel als Identifikationsfigur Insbesondere unter Marketinggesichtpunkten aber auch als Identifikationsfigur für die Bürger und Bürgerinnen Möllns besitzt die Figur des Till Eulenspiegels eine herausragende Bedeutung. Die überregionale bzw. nationale Bekanntheit der Figur erleichtert die Marketingaktivitäten, da auch Ortsfremde durch „Till“ einen Bezug zur Stadt Mölln haben. Eine weitere zentrale Stärke Möllns ist das qualitativ hochwertige Hotelangebot. Einziges Manko ist die geringe Bettenkapazität. Da ein großes Hotel fehlt, ist es für Gruppenreisen schwierig, in Mölln Station zu machen. Schwächen: Angebote in der Innenstadt und Zugang zum Wasser sowie … Sie Situation in der Innenstadt ist auch aus touristischer Perspektive unbefriedigend. Die hohe Verkehrsbelastung und das eingeschränkte gastronomische und Einzelhandelsangebot schmälern die Anziehungskraft der historischen Altstadt. Zudem werden die Potenziale der Wasserlage bisher nur unzureichend genutzt. Die bestehenden innerstädtischen Zugänge zum Wasser erschließen sich Ortsfremden nicht auf Anhieb. Generell fällt es Besuchern und Besucherinnen der Stadt schwer, sich zu orientieren. … zentrale Anlaufstelle für Touristen fehlen Weiterhin fehlt eine zentrale Anlaufstelle für Touristen. Mit dem erlebnisreich besteht zwar ein Angebot für den Kreis Herzogtum Lauenburg. Ein vergleichbares Angebot, indem die Stadt Mölln im Fokus steht, gibt es derzeit allerdings nicht. - 86 - Abb. 42 Stärken und Schwächen - Tourismus, Kultur, Gesundheit, Naherholung und Freizeit Stärken • Feste mit regionaler und überregionaler Reichweite: Eulenspiegelfest, Kultur am Kanal, Folkfestival • Veranstaltungsangebot/ kulturelles Angebot, engagierte Kulturschaffende • Symbolfigur - Till Eulenspiegel • Attraktive Veranstaltungsorte • Historischer Stadtkern und Altstadt • Tourismus und Naturzentrum („erlebnisreich“) • Naturräumliche Ausstattung (Wasserlage) • Naherholung (Wandern, Radfahren etc.) • Nähe zu Hamburg/Lage an der alten Salzstraße • Qualität der Unterkünfte • Gute ärztliche Versorgung, Kureinrichtungen 4.6 Beratung Planung Forschung GEWOS Schwächen • Bettenkapazität der Unterkünfte • Zentrale Anlaufstelle für Touristen fehlt • Vernetzung der touristischen Angebote • Attraktivität der Innenstadt - fehlendes Einzelhandels- und gastronomisches Angebot • Radwegnetze im Umland • Zugang zu den Seen in der Innenstadt • Fehlende Beschilderung • Potenziale für Gesundheitstourismus (Wellness) nicht ausgenutzt • Themen nicht entwickelt, z.B. Wandern • Öffentlichkeitsarbeit Stärken und Schwächen - Energie und Klimaschutz Stärken: Mölln Miteigentümerin der Vereinigten Stadtwerke … Eine zentrale Stärke des Themenfeldes Energie und Klimaschutz ist der kommunale Einfluss hinsichtlich der Strom- und Gasversorgung. Dadurch, dass die Stadt Mölln Miteigentümerin der Vereinigten Stadtwerke Bad Oldesloe, Ratzeburg und Mölln ist, besteht im Verbund mit den Partnerstädten die Möglichkeit, Einfluss auf die regionale Energieversorgungssituation zu nehmen. … und Reservoir an nachwachsenden Rohstoffen Des Weiteren stellen die umliegenden Wälder ein großes Reservoir an nachwachsenden Rohstoffen dar. So können beispielsweise aus den anfallenden „Abfällen“ der Holz- und Waldwirtschaft Pellets zur Strom- und Wärmeerzeugung gewonnen werden. Ferner existiert bezüglich der wirtschaftlichen Nutzung von Biogas und dem Betrieb von Blockheizkraftwerken ein fundiertes Wissen in Mölln. In Kürze werden mehrere biogasbetriebene Blockheizkraftwerke zur Versorgung von Wohnungsbeständen in Betrieb genommen. - 87 - Schwächen: Modernisierungsbedarf im Eigenheimsegment Zahlreiche Wohnungsbestände im Eigenheimsegment weisen hingegen erhebliche Mängel hinsichtlich ihrer energetischen Beschaffenheit auf. Auf energetische Modernisierungsmaßnahmen wie eine effektive Wärmedämmung, die Installation einer neuen, effizienteren Heizungsanlage oder den Einbau isolierverglaster Wärmeschutzfenster wird aufgrund des finanziellen und organisatorischen Aufwandes bisher in vielen Fällen verzichtet. Eine besondere Herausforderung stellen zudem energieeinsparende Maßnahmen in der historischen Altstadt dar. Aufgrund des Denkmalschutzes können viele Maßnahmen nicht oder nur in Verbindung mit höheren Kosten umgesetzt werden. Fehlendes Energieund Klimaschutzkonzept Die Öffentlichkeitsarbeit und Außendarstellung der Stadt Mölln im Bereich eigener Klimaschutzaktivitäten wird bisher als nicht ausreichend bewertet. Viele Bürger und Bürgerinnen und Institutionen nehmen die städtischen Bemühungen kaum war. Zudem verfügt die Stadt bisher über kein eigenes Energie- und Klimaschutzkonzept, so dass eine notwendige konzeptionelle Basis für ein koordiniertes, gesamtstädtisches Vorgehen und weitere Maßnahmen fehlt. Abb. 43 Stärken und Schwächen - Energie und Klimaschutz Beratung Planung Forschung GEWOS Stärken • Energetische Sanierungen im öffentlichen Gebäudebestand werden vermehrt umgesetzt • Sichere Strom- und Gasversorgung mit kommunalem Einfluss • Potenziale für erneuerbare Energien (Holz, Solar) • Wasserwege • Gute Wasserqualität • Naturlehrpfade vorhanden • Erdgastankstelle Schwächen • Alte Bausubstanz im historischen Stadtkern (energetische Sanierung problematisch aufgrund des Denkmalschutzes) • Keine Sonderförderung erneuerbarer Energien der Stadt Mölln • Nutzung des Möllner Forstes nur in geringem Maße • Fehlende Öffentlichkeitsarbeit • Abgasemissionen in der Möllner Innenstadt - 88 - 4.7 Gesamtstädtisches Stärken-Schwächen-Profil Gesamtstädtisches Abbildung 44 zeigt das gesamtstädtische StärkenStärken-Schwächen- Schwächen-Profil. In diesem wurden alle zentralen und Profil Mölln spezifischen Stärken und Schwächen in einer übersichtlichen Darstellung zusammengefasst. Diese gesamtstädtische Analyse von Entwicklungspotenzialenund -hemmnissen dient als Grundlage für die Entwicklung von Leitzielen und Handlungsfeldern für die zukünftige Stadtentwicklung von Mölln. Abb. 44 Gesamtstädtisches Stärken-Schwächen-Profil - 89 - GEWOS Beratung Planung Forschung - 91 - 5 Leitbild Einbeziehung aller relevanten Akteure und Akteurinnen Für das Integrierte Stadtentwicklungskonzept Mölln wurden aus der Bestandsaufnahme und -analyse Leitbilder und Ziele abgeleitet, die alle relevanten Themen für die Stadtentwicklung berücksichtigen. Um einen Konsens zwischen verschiedenen Akteuren und Akteurinnen zu erreichen, wurde - wie schon bei der Identifizierung von Stärken und Schwächen - die Einbeziehung der für die Stadtentwicklung relevanten Personen über die thematischen Arbeitsgruppen und die Lenkungsgruppe gewährleistet. Berücksichtigung vorhandener Ziele In die Leitbildentwicklung sind die Ergebnisse von bereits vorliegenden Leitlinien und übergeordnete Planungen eingeflossen. Berücksichtigung fanden hierbei vor allem die Neuaufstellung des Flächennutzungsplans (2006), das Marketingkonzept Mölln, das Regionale Einzelhandelskonzept (Lübeck) sowie das Tourismuskonzept für den Kreis Herzogtum Lauenburg. Bereits vorhandene Ziele wurden zunächst auf ihre Gültigkeit überprüft und anschließend im Sinne der Erstellung eines übergeordneten Leitbildes präzisiert. Thematische und räumliche Schwerpunkte Die Entwicklungs- und Handlungsfelder des ISEK Mölln umfassen einerseits gesamtstädtische und thematische Schwerpunkte, andererseits wurden Gebiete definiert, die vorrangig weiterentwickelt und aufgewertet werden sollen. Sowohl für die räumlichen als auch für die thematischen Schwerpunkte wurden umsetzungsfähige Handlungsempfehlungen formuliert, die textlich und teils in anschaulichen Grafiken in den folgenden Kapiteln dargestellt werden. Bei der Entwicklung einzelner kostenintensiver Maßnahmen wurde Wert darauf gelegt, dass die Maßnahmen den Förderrichtlinien des Landes Schleswig-Holstein entsprechen und - wenn Mittel zur Verfügung stehen - im Rahmen vorhandener Förderprogramme durchgeführt werden können. - 92 - LEITBILD Oberziel: 'Trendumkehr bei Bevölkerungs- und Beschäftigungsentwicklung erreichen' HANDLUNGSFELDER UND LEITZIELE Wohnen und Leben Ziel: 'Lebenschancen und Lebensqualität für alle Bürger der Stadt erhalten und ausbauen' Stadt für Besucher und Touristen Ziel: 'Attraktivität der Stadt Mölln für Besucher und Touristen steigern' Zentraler Ort Mölln Ziel: 'Stärkung der städtischen Funktionen und der regionalen Anziehungskraft erreichen' Stadt in der Natur Ziel: 'Die Stadt im Einklang mit der Natur weiterentwickeln' Altstadt mit Flair Ziel: 'Einkaufs- und Aufenthaltsqualität in der Innenstadt erhöhen' Stadt der Bürger Ziel: 'Bürgerliches Engagement fördern' Klimafreundliche Stadt Ziel: 'CO2- Neutrale Stadt werden' - 93 - 5.1 Leitziele Ein Oberziel und sieben Leitziele Das auf der vorherigen Seite dargestellte Leitbild der Stadt Mölln beinhaltet ein übergeordnetes Oberziel und sieben Leitziele. Diese Ziele bilden die Richtschnur für das Handeln der verantwortlichen Akteure und Akteurinnen in Mölln in den nächsten zehn bis 15 Jahren. Oberziel: Trendumkehr Die Stadt Mölln hat in den letzten Jahren kontinuierlich Einwohner und Einwohnerinnen verloren und zudem einen branchenübergreifenden Abbau von Arbeitsplätzen erfahren. Vor diesem Hintergrund ist es das vordringlichste Ziel der Stadt Mölln, eine Trendumkehr bei Bevölkerungs- und Beschäftigungsentwicklung zu erreichen. Denn nur wenn das gelingt, kann die Stadt Mölln ihren Aufgaben und ihrer Verantwortung gerecht werden. Dazu gehören nicht nur die Erfüllung umfassender Aufgaben im Dienstleistungsbereich und der kommunalen Daseinsvorsorge, sondern auch die Aufrechterhaltung der Funktion als Mittelzentrum für den gesamten Verflechtungsraum. Sieben Leitziele … Die Entwicklung der Stadt Mölln einzig an dem aufgeführten Oberziel zu messen, würde jedoch zu kurz greifen. Aus diesem Grund hat die Stadt Mölln beschlossen, ihr Handeln an weiteren sieben Leitzielen auszurichten. Jedes Leitziel steht dabei für ein Handlungsfeld (siehe Leitbild). … und Mölln spezifi- Die sieben Leitziele werden durch die Formulierung von sche Entwicklungs- weiteren Entwicklungszielen inhaltlich konkretisiert und ziele somit der spezifischen Situation in Mölln gerecht. Um die Entwicklungsziele in der zukünftigen Stadtentwicklung Möllns erreichen zu können, werden im anschließenden Konzeptteil konkrete Handlungsempfehlungen und Maßnahmen dargestellt (siehe auch Anhang A: Maßnahmenkatalog). Die Maßnahmen werden den sieben Handlungsfeldern zugeordnet. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass die Maßnahmen in der Regel auch inhaltliche Bezüge und Wirkungen auf andere Handlungsfelder haben. - 94 - Beispielsweise tangiert die Verkehrsberuhigung der Innenstadt unter anderem die Themenfelder „Wohnen und Leben“, Stadt für Besucher und Touristen“ sowie das Handlungsfeld „Altstadt mit Flair“. 5.1.1 Handlungsfeld: Wohnen und Leben Ziel der politischen Anstrengungen ist es, die Bürger und Bürgerinnen der Stadt Mölln in ihrem Wohn- und Lebensumfeld zu unterstützen. Die Stadt Mölln will auch zukünftig ein attraktives Zuhause für alle Einwohner und Einwohnerinnen unabhängig von ihrer Lebenslage und ihrer Lebensphase sein. Soziale und kulturelle Vielfalt und das Zusammentreffen verschiedenen Generationen und Kulturen mit ihren Wertesystemen, Traditionen und Überzeugungen sind eine Bereicherung für das städtische Leben. Die Stadt Mölln sieht es weiterhin als ihre Aufgabe an, Gruppen, die besonderer Unterstützung bedürfen, nicht aus der Gesellschaft auszugrenzen, sondern zu integrieren. Die Teilhabemöglichkeiten der einkommensschwachen Haushalte stehen dabei genauso im Fokus der handelnden Akteure und Akteurinnen, wie die Integration von Möllner Bürgern und Bürgerinnen aus unterschiedlichen Herkunftsgebieten. Zugleich will die Stadt Mölln ihren Beitrag leisten, um die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am gesellschaftlichen Leben zu verbessern. Ein adäquates, an die Wünsche und Anforderungen der aktuellen und potenziell neu hinzuziehenden Einwohner und Einwohnerinnen angepasstes Wohnungsangebot stellt eine zentrale Voraussetzung für die angestrebte Trendumkehr bei der Bevölkerungsentwicklung dar. Ziel ist es, dass vorhandene Wohnungsangebot weiterzuentwickeln und differenzierte Wohnungsangebote für unterschiedliche Zielgruppen zu schaffen. Durch Impulsprojekte und Beratungsangebote rund um das Thema „Wohnen“ möchte die Stadt Mölln den Wohnungsmarkt weiterentwickeln und stärken. Die angeführten Punkte finden ihren Ausdruck in dem städtischen Leitziel „Die Lebenschancen und die Lebensqualität für alle Bürger - 95 - und Bürgerinnen zu erhalten und auszubauen“. Bei der Planung und Umsetzung von allen Maßnahmen aus dem ISEK ist immer eine Überprüfung durchzuführen, inwiefern Handlungs- und Teilnahmeausschlüsse vermieden und eine vollständige Gleichbehandlung aller Bewohner und Bewohnerinnen und Besucher und Besucherinnen erreicht werden kann. Abb. 45 Wohnen und Leben Beratung Planung Forschung GEWOS Lebenschancen und Lebensqualität für alle Bürger der Stadt erhalten und ausbauen • Teilhabe von einkommensschwachen Haushalten am gesellschaftlichen Leben ermöglichen • Integration von Migranten verbessern • Teilhabemöglichkeiten von Menschen mit Behinderungen am gesellschaftlichen Leben verbessern • (Schul-)sozialarbeit ausbauen • Differenzierte Wohnungsangebote für unterschiedliche Zielgruppen schaffen • Impulsprojekte rund um das Thema Wohnen unterstützen 5.1.2 Handlungsfeld: Stadt für Besucher und Touristen Die Stadt verfügt über eine starke Anziehungskraft für Besucher und Besucherinnen und Touristen und Touristinnen. Das historische Altstadtensemble und die hohe naturräumliche Qualität stellen zwei tragende Säulen der Attraktivität Möllns dar. Auch aufgrund des Rückgangs der Arbeitsplätze nimmt der Tourismussektor eine zunehmend wichtigere Rolle ein. Eine zentrale Zielsetzung der Stadt Mölln ist es deswegen, die Steigerung der Attraktivität Möllns für Besucher und Besucherinnen und Touristen voranzutreiben. Eine stärkere Vernetzung mit den regionalen Akteuren und Akteurinnen im Tourismussektor steht dabei ebenso im Fokus wie die Bündelung und Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit und der - 96 - Marketingaktivitäten. Durch die Schaffung von ganzjährigen Angeboten sollen die Freizeitmöglichkeiten für Besucher und Besucherinnen und Touristen und Touristinnen weiter verbessert werden. Der Stadt Mölln ist es ein Anliegen, auf eine weitere Steigerung der Qualität im Servicebereich und bei den Übernachtungsmöglichkeiten hinzuwirken und im Rahmen ihres Handlungsspielraums eine weitere Ausdifferenzierung des gastronomischen Angebots zu unterstützen. Zur Steigerung der Attraktivität Möllns für Besucher und Besucherinnen und Touristen und Touristinnen ist die Erlebbarkeit des Wassers auszubauen. Die Zugänge zu den attraktiven Wasserlagen sind im Innenstadtbereich begrenzt, vorhandene Wegeverbindungen zum Wasser und die existierenden Aufenthaltsmöglichkeiten am Wasser sind im Sinne der Bewohner und Bewohnerinnen und Besucher und Besucherinnen daher aufzuwerten. Abb. 46 Stadt für Besucher und Touristen Beratung Planung Forschung GEWOS Attraktivität der Stadt Mölln für Besucher und Touristen steigern • Touristisches Markenprofil definieren • Ganzjährig Angebote schaffen • Gastronomisches Angebot erweitern • Hohe Qualität im Servicebereich und bei den Übernachtungsmöglichkeiten sicherstellen • Erlebbarkeit des Wassers ausbauen • Regionale Vernetzung stärken • Öffentlichkeitsarbeit und Marketing im Kulturbereich bündeln und verbessern - 97 - 5.1.3 Handlungsfeld: Zentraler Ort Mölln Im thematischen Handlungsfeld „Zentraler Ort Mölln“ werden konkrete Zielsetzungen formuliert, die den Erhalt und die Weiterentwicklung der verschiedenen „Zentralörtlichen Funktionen“ zum Gegenstand haben. Es geht darum, Mölln als zentralen Ort für die eigenen Bewohner und Bewohnerinnen und die Bewohner des Umlandes weiter zu stärken. Dieser Wille findet seinen Ausdruck in dem Leitziel „Stärkung der städtischen Funktionen und der regionalen Anziehungskraft“. Einen Schwerpunkt stellen - neben der Bildung - die Funktion Möllns als Einkaufsstadt für Güter des täglichen und periodischen Bedarfs sowie die Funktion Möllns als Standort für Arbeit und Beschäftigung dar. Abb. 47 Zentraler Ort Mölln Beratung Planung Forschung GEWOS Stärkung der städtischen Funktionen und der regionalen Anziehungskraft erreichen • Ansässige Arbeitgeber halten und neue hinzugewinnen • Gründerinitiative unterstützen • Einzelhandel, Handwerk und Gastronomie durch die stärkere Etablierung und Vermarktung regionaler Produkte stärken • Technische Infrastruktur verbessern • Stärker mit den umliegenden Kommunen zusammenarbeiten • Städtische Liegenschaften und Einrichtungen erhalten und pflegen Gerade im Hinblick auf das Oberziel eine Trendumkehr bei der Beschäftigungsentwicklung einzuleiten, gilt es ansässige Arbeitgeber zu halten bzw. wenn möglich neue hinzuzugewinnen. Die Stadt Mölln sieht sich hierbei in der Verantwortung, Unternehmensgründungen und Gründerinitiativen zu unterstützen und eine Verbesserung der technischen (Telekommunikations-) Infra- - 98 - struktur zu erreichen. Eine Profilierung des örtlichen Einzelhandels, Handwerks und Gastgewerbes soll durch eine stärkere Etablierung und Vermarktung regionaler Produkte vorangetrieben werden. 5.1.4 Handlungsfeld: Stadt in der Natur Die naturräumliche Qualität Möllns ist der zentrale Standortvorteil. Daher hat sich Mölln zum Ziel gesetzt, die Stadt im Einklang mit der Natur weiterzuentwickeln. Auf der einen Seite sollen Angebote zur besseren Erlebbarkeit der Natur umgesetzt werden, was die Öffnung Möllns zum Wasser durch die Schaffung attraktiver Aufenthaltsmöglichkeiten und die Realisierung von Wohnungsangeboten am Wasser impliziert. Auf der anderen Seite sind neue Angebote derart zu gestalten, dass die naturräumlichen Potenziale nicht gefährdet, sondern weiter in Wert gesetzt werden. Abb. 48 Stadt in der Natur Beratung Planung Forschung GEWOS Die Stadt im Einklang mit der Natur weiterentwickeln • Naturräumliche Potenziale schützen und weitere Angebote schaffen • Freizeit- und Spielräume attraktiver gestalten • Wasserflächen für die Öffentlichkeit zugänglich machen • Wohnen am Wasser stärken • Stärkere Vernetzung mit Umlandgemeinden anstreben - 99 - 5.1.5 Handlungsfeld: Altstadt mit Flair Das räumliche Handlungsfeld „Altstadt mit Flair“ ist von herausragender Bedeutung für die gesamtstädtische Entwicklung und wird deswegen bereits an dieser Stelle behandelt. Die Altstadt Möllns hat sowohl funktional als auch emotional als Identifikationspunkt für Bewohner und Bewohnerinnen und Besucher und Besucherinnen eine große Bedeutung. Leitziel ist es daher, die Einkaufs- und Aufenthaltsqualität in der Innenstadt weiter zu erhöhen. Durch die Schaffung hochwertiger Angebote im Einzelhandel und in der Gastronomie soll die Innenstadt belebt werden. Ein wichtiger Schritt ist in diesem Zusammenhang die Verbesserung der Mobilitäts- und Parkplatzsituation, wobei der Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs dabei eine besondere Bedeutung zukommt. Neben der Stärkung des Einzelhandels ist es Ziel der Stadt Mölln, die Wohnfunktion im Innenstadtbereich auszubauen. Diesbezüglich sollen für unterschiedliche Zielgruppen nachfragegerechte Wohnungsangebote geschaffen und der Bestand aufgewertet werden. Abb. 49 Altstadt mit Flair Beratung Planung Forschung GEWOS Einkaufs- und Aufenthaltsqualität in der Innenstadt erhöhen • Die Innenstadt durch die Schaffung hochwertiger und qualitätsvoller Einzelhandels- und Gastronomieangebote beleben • Barrieren in der Altstadt abbauen • Motorisierten Individualverkehr in der Innenstadt reduzieren • Mobilitäts- und Parkplatzsituation (Parkraumbewirtschaftung) für alle verbessern • Wohnfunktion in der Innenstadt stärken - 100 - 5.1.6 Handlungsfeld: Stadt der Bürger Die Qualität des Zusammenlebens und die Entwicklung einer städtischen Bürgergesellschaft lassen sich unter anderem daran messen, wie stark sich die Bürger und Bürgerinnen Möllns am öffentlichen Leben und an Stadtentwicklungsprozessen beteiligen. Derzeit ist Mölln in der Situation, dass zahlreiche Vereine, Stiftungen und Privatpersonen sich in ehrenamtlichen Tätigkeiten für das Gemeinwohl einsetzen. Die Übernahme von Verantwortung durch die Bürger und Bürgerinnen wird von der Stadtverwaltung und den politischen Vertretern ausdrücklich begrüßt. Daher wurde das Leitziel „Die Förderung des bürgerlichen Engagement“ aufgestellt. Voraussetzung für bürgerliches Engagement ist eine transparente Informationspolitik der Stadt. Das Ziel die Öffentlichkeitsarbeit und insbesondere den städtischen Internetauftritt zu optimieren, trägt diesem Gedanken Rechnung. Ein Fokus soll dabei auf die Einbindung der Bürger und Bürgerinnen bei Stadtentwicklungsprozessen gelegt werden. Abb. 50 Stadt der Bürger Beratung Planung Forschung GEWOS Bürgerliches Engagement fördern • Bürgersinn stärken • Verwaltungshandeln transparent darstellen • Öffentlichkeitsarbeit optimieren • Stärkere Beteiligung der Bürger bei Stadtentwicklungsprozessen ermöglichen - 101 - 5.1.7 Handlungsfeld: Klimafreundliche Stadt Mit dem Leitziel „CO2-neutrale Stadt werden“ kommt zum Ausdruck, dass sich die Stadt Mölln für eine zukunftsfähige, nachhaltige und eben CO2-neutrale Energieversorgung einsetzt. In den Kommunen wird ein Großteil der klimarelevanten Emissionen erzeugt. Um die Einhaltung der nationalen Klimaschutzziele zu erreichen, ist es erforderlich, dass die Kommunen diese Ziele mittragen. Die Stadt Mölln ist sich der Verantwortung gegenüber der Umwelt und zukünftigen Generationen bewusst und ist bestrebt, die vorhandenen Einsparungspotenziale zu aktivieren. Eine besondere Bedeutung hat der Gebäudesektor. Rund 40 % des gesamten Energieverbrauchs entfallen hierauf. Daher ist es ein vorrangiges Ziel, die energetische Beschaffenheit des Immobilienbestandes zu verbessern. Zugleich will die Stadt Mölln im Rahmen ihrer Möglichkeiten eine stärkere Nutzung von regenerativen Energien fördern. Zugleich soll durch die Optimierung des öffentlichen Personennahverkehrs sowie der Verkehrssituation für Fußgänger/ -innen und Radfahrer/-innen der motorisierte Individualverkehr reduziert werden. Die Reduzierung des Energieverbrauchs obliegt jedoch nicht der Stadt allein. Gefordert sind alle Bürger und Bürgerinnen Möllns. Deshalb ist es Ziel der Stadt Mölln, eine Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung bei Jung und Alt für die unterschiedlichen Aspekte des Klimaschutzes zu erreichen. Ein Ansatzpunkt ist diesbezüglich eine Intensivierung der Öffentlichkeitsarbeit, angefangen von Projektarbeiten in den Schulen bis hinzu Beratungsangeboten für Immobilieneigentümer und -eigentümerinnen sowie Mieter und Mieterinnen. - 102 - Abb. 50 Klimafreundliche Stadt Beratung Planung Forschung GEWOS CO2- Neutrale Stadt werden • Stärkere Nutzung von regenerativen Energien fördern • Energetische Beschaffenheit des Immobilienbestandes verbessern • Naturräumliche Ressourcen energetisch nutzen • Motorisierten Individualverkehr reduzieren • Optimierung des ÖPNV – Umweltverbund stärken • Öffentlichkeitsarbeit ausbauen und Bewusstseinsbildung fördern 5.1.8 Querschnittsthemen „Chancengleichheit“ und „Nachhaltiges Handeln“ Verantwortungsbewusstes Handeln durch … Bei jeglichen Anstrengungen zur Erreichung der formulierten Leitziele sollen die beiden Querschnittsthemen „Chancengleichheit“ und „Nachhaltiges Handeln“ als Grundsätze eines verantwortungsbewussten Handelns nicht nur der städtischen Akteure und Akteurinnen größtmögliche Beachtung finden. … Gewährleistung von Chancengleichheit … Unter der Gewährleistung einer allgemeinen Chancengleichheit ist die uneingeschränkte Eröffnung von Handlungs- und Partizipationsmöglichkeiten für alle Bewohner und Bewohnerinnen und Besucher und Besucherinnen Möllns - unabhängig von Geschlecht, Alter, Nationalität oder Behinderung - gemeint. Bei der Planung und Umsetzung von allen Maßnahmen aus dem ISEK ist immer eine Überprüfung dahingehend durchzuführen, inwiefern Handlungs- und Teilnahmeausschlüsse vermieden und eine vollständige Gleichbehandlung aller Bewohner und Bewohnerinnen und Besucher und Besucherinnen erreicht werden können. - 103 - … und Berücksichtigung des Nachhaltigkeitsprinzips Bei der Maßnahmenumsetzung ist zudem stets ein verantwortliches und nachhaltiges Handeln in Bezug auf einen größtmöglichen Ressourcenerhalt für nachfolgende Generationen anzustreben. Es ist sicherzustellen, dass negative Auswirkungen des heutigen Handelns auf die Zukunft weitgehend minimiert werden. - 104 - 6 Handlungs- und Maßnahmenkonzept Zielerreichung durch Maßnahmenumsetzung Um die im vorherigen Kapitel dargestellten Leit- und Entwicklungsziele für die Stadtentwicklung Möllns der nächsten zehn bis 15 Jahre erreichen zu können, bedarf es der Umsetzung konkreter Maßnahmen. Deshalb wurden im weiteren Verlauf des ISEK-Prozesses unter Einbindung der lokalen Akteure und Akteurinnen aus den Arbeitsgruppen zahlreiche Maßnahmenvorschläge erarbeitet und den dargestellten sieben Handlungsfeldern und Leitzielen zugeordnet. Die Maßnahmenvorschläge wurden anschließend durch GEWOS aufbereitet und in der Lenkungsgruppe zur Diskussion gestellt und weiterentwickelt. Maßnahmenkatalog mit Benennung von Priorität, Akteuren und Zeithorizont Im Ergebnis konnte so ein umfassender von Experten, Verwaltung und Politik erarbeiteter Maßnahmenkatalog erstellt werden. Dieser enthält neben der Nennung der eigentlichen Maßnahme weitere Informationen, die für die spätere Maßnahmenumsetzung maßgeblich sind. So wird jeder Maßnahme eine Priorität zugeordnet, die dieser im Rahmen des Stadtentwicklungsprozesses zukommt. Die Prioritäten sind in gering, mittel und hoch abgestuft. Daneben werden für jede Maßnahme die relevanten Akteure und Akteurinnen zur Umsetzung benannt. Hierfür wird zunächst jeweils ein Akteur/eine Akteurin vorgeschlagen, der die Federführung bei der Maßnahmenumsetzung übernehmen soll. Zusätzlich werden weitere Akteure und Akteurinnen benannt, die an der Maßnahmenrealisierung mitwirken sollen. Weiterhin wird für jede Maßnahme ein Zeithorizont festgelegt, innerhalb dessen die Umsetzung erfolgen soll. Beschreibung ausgewählter Maßnahmen Im nachfolgenden Kapitel werden für die verschiedenen Handlungsfelder die wichtigsten Maßnahmen bzw. die Maßnahmen mit einer hohen Priorität vorgestellt. Hierbei wird für jede Maßnahme zunächst kurz auf den Hintergrund und den thematischen Gegenstand eingegangen, bevor die Priorität, die Akteure und Akteurinnen und der Zeithorizont beschrieben werden. Die Übersicht über alle - 105 - Maßnahmen sowie die jeweilige Maßnahmenpriorität und der Zeithorizont sind dem vollständigen Maßnahmenkatalog im Anhang zu entnehmen. 6.1 Handlungsfeld: Wohnen und Leben Aufbau eines Beratungsangebotes Der Beratungs- und Informationsbedarf zu Aspekten des altersgerechten Umbaus über Fragen der energetischen Modernisierung bis zu denkmalschutzrechtlichen Aspekten ist bei Eigentümern und Eigentümerinnen sowie Mietern und Mieterinnen gestiegen. Neben Fragen zur baulichen Durchführung besteht ein wachsender Beratungsbedarf hinsichtlich der Finanzierungsmöglichkeiten, insbesondere zu den existierenden Förderprogrammen. Dies ist zum einen auf die große Anzahl von Förderprodukten und zum anderen auf die Vielfalt an förderfähigen Bau- und Modernisierungsmaßnahmen zurückzuführen. Die Spannbreite der möglichen Modernisierungsmaßnahmen reicht vom Einbau moderner Heizungsanlagen über die Wärmedämmung von Dach und Fassade bis zum Aufbau von Photovoltaikanlagen. Die Wirtschaftlichkeit solcher Maßnahmen ist - auch aufgrund der nicht zu prognostizierenden Energiepreise - für die Wohnungseigentümer und -eigentümerinnen oftmals schwer nachvollziehbar. Daher sollte ein diesbezügliches Beratungs- und Informationsangebot in der Stadt Mölln aufgebaut werden. Im Folgenden werden die Potenziale der wesentlichen Förderprogramme in ihren Grundzügen dargestellt. Förderung von energieeffizienten Neubau- und Bestandsgebäuden Mit dem Wohnraumförderprogramm stellt das Land Schleswig-Holstein attraktive zinsgünstige Darlehen, insbesondere für Familien, zur Verfügung. Der Erwerb von Neubau- und Bestandsimmobilien wird in Form eines Darlehens in Höhe von 64.000 € gefördert. Voraussetzungen für die Förderung sind die Einhaltung von Einkommensgrenzen sowie die Einbringung von Eigenleistungen in die Finanzierung. Darüber hinaus dürfen bestimmte Wohnflächen- und Kostengrenzen nicht überschritten werden. - 106 - Bei der Förderung von Neubau- und Bestandsobjekten legt das Land Schleswig-Holstein einen klaren Fokus auf energieeffiziente Gebäude. So muss ein Neubauobjekt die Anforderungen des KfW-Effizienzhauses 70 nach der EnEV 2009 erfüllen. Ähnliches gilt für Bestandsimmobilien. Das Gebäude muss mindestens dem AltbauStandard gemäß EnEV 2009 entsprechen. Entspricht das Objekt nicht diesem Mindeststandard, besteht für den Erwerber die Möglichkeit, diesen durch Modernisierungsmaßnahmen innerhalb eines Jahres herzustellen. Kredite der KfW Neben der Wohnraumförderung des Landes spielen im Wohnungsmarktbereich insbesondere zinsgünstige Kredite der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) eine wichtige Rolle. Als wichtige KfW-Kredite, die in den Wohnungsmarktbereich fallen, sind beispielsweise die Programme „Altersgerecht umbauen“ oder „Energieeffizient bauen“ zu nennen. DenkmalschutzBeratung Insbesondere im Altstadtbereich wurde von Eigentümern und Eigentümerinnen der historischen Stadthäuser ein bessere Information und Beratung hinsichtlich der Sanierung und Erhaltung der Gebäude sowie eine Beratung zu Finanzierungsmöglichkeiten eingefordert. Die Stadt Mölln sollte den Eigentümern unterstützend zur Seite stehen und eventuell in Kooperation mit den Auskunft gebenden Stellen beim Kreis und beim Land sowie mit Handwerksbetrieben und Architekten ein Beratungsangebot aufbauen. Bereits heute berät und informiert das Landesamt für Denkmalpflege in Lübeck über Möglichkeiten der Förderung und steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten von Erhaltungs- und Herstellungsaufwendungen. Zudem gibt das Landesamt Hilfestellungen bei der Wahl des Architekten und bei der Auswahl geeigneter Handwerker, Techniker und Spezialisten für die Restaurierungsarbeiten jeglicher Art. Eine Sanierung der Gebäude macht vielfach jedoch nur dann Sinn, wenn Erschütterungen durch den Verkehr reduziert werden. Eine Reduzierung von straßenverkehrsbedingten Erschütterungen kann zum einen durch Verbesserungen der Straßenoberfläche und zum anderen durch verkehrslenkende Maßnahmen erzielt werden. Diese - 107 - Aspekte sollten im Rahmen des Mobilitätskonzeptes (siehe Seite 117) eingehend untersucht werden. Marketingoffensive „aus alt mach neu“ Es empfiehlt sich, den Aufbau der Beratungsangebote durch eine intensive Öffentlichkeitsarbeit zu begleiten. Ein Schwerpunkt sollte auf die Modernisierung von Bestandsgebäuden gelegt werden, da hier bereits heute oftmals akuter Handlungsbedarf besteht. Beispielsweise könnte eine Marketingoffensive „aus alt mach neu“ gestartet werden. Wöchentlich könnte ein Kurzportrait über eine Modernisierungsmaßnahme (barrierefreier Umbau, energetische Sanierung etc.) mit einem kurzen Interview von Personen, die diese Maßnahmen bereits durchgeführt und positiven Erfahrungen gemacht haben, erscheinen. In der Serie sollte eine breite Palette an Vorhaben vorgestellt werden. Die Konzeption der Marketingoffensive sollte parallel zum Aufbau der Beratungsangebote erfolgen. Um eine breite Öffentlichkeitswirkung zu erzielen, sollte der Kontakt zu den lokalen Medien hergestellt werden. Flächenpotenziale für Wohnungsneubau in zentralen Lagen eruieren Die räumlichen Entwicklungsmöglichkeiten der Stadt Mölln sind durch die großen Flächenanteile der geschützten Naturräume und Freiflächen begrenzt. Daher gewinnt die Nachverdichtung in bestehenden Strukturen an Bedeutung. In diesem Kontext sind durch die Stadt Mölln kurzfristig vorhandene Flächenpotenziale und Nachverdichtungsmöglichkeiten vor allem in den zentralen Lagen zu eruieren. Neben Mehrfamilienhäusern sollte die Realisierung von innovativen flächensparenden Bauformen, wie zum Beispiel „Town Houses“ (gestapelte Reihenhäuser), geprüft werden. Dieser in der Regel auf kleinen schmalen Grundstücken errichtete Gebäudetyp ermöglicht innerstädtisches Wohnen mit Eigenheimcharakter trotz einer hohen Bebauungsdichte. - 108 - Foto 20 und 21: Townhouses Nachverdichtung ermöglichen Aufgrund der geringen Flächenpotenziale der Stadt Mölln sollten die bestehenden Nachverdichtungsmöglichkeiten ausgeschöpft werden. Möglichkeiten der Nachverdichtung ergeben sich einerseits durch die Erweiterung (Anbauten/Aufstockungen) sowie den Rückbau und anschließendem Neubau von Wohngebäuden. Andererseits kann durch die Schließung von Baulücken neuer Wohnraum geschaffen werden. Darüber hinaus kann durch die Schaffung von Baurechten in zweiter Reihe (Grundstücksteilung) ein erhebliches Nachverdichtungspotenzial realisiert werden. Vorteile der Ausschöpfung von Nachverdichtungspotenzialen sind: Zusätzliche Flächen werden nicht in Anspruch genommen und wichtige Infrastruktureinrichtungen, wie zum Beispiel Betreuungseinrichtungen für Kinder, sind häufig bereits vorhanden und können so langfristig besser ausgelastet werden. Problematisch bei der Umsetzung der Nachverdichtung sind oftmals langwierige planungsrechtliche Verfahren. Ferner ist generell ohne die Bereitschaft der Eigentümer und Eigentümerinnen eine Entwicklung der entsprechenden Flächen nicht möglich. Aus diesem Grund müssen Eigentümer und Eigentümerinnen potenziell geeigneter Grundstücke für die Umsetzung entsprechender Maßnahmen gewonnen und aktiviert werden. In diesem Zusammenhang sind den Eigentümern die Vorteile einer Grundstücksteilung wie die Einnahmen aus dem Verkauf des Grundstücks - nahe zu bringen. - 109 - Luftbild 1: Nachverdichtungsmöglichkeiten im Bereich Lange Straße/Höhenweg/Ginsterweg Zusätzliche seniorengerechte Wohnungen Vor dem Hintergrund der Pluralisierung von Lebensstilen und Wohnansprüchen stehen die Wohnungswirtschaft und die Stadt Mölln vor der Herausforderung, den Wohnungsmarkt an die individuellen und sich ausdifferenzierenden Wohnwünsche der Nachfrager anzupassen. Grundsätzlich bietet es sich an, flexible und barrierearme Wohnangebote zu schaffen, die unterschiedlichen Haushaltstypen, Lebensformen und Altersgruppen gerecht werden. Eine große Nachfrage generiert sich aus der Zielgruppe der Senioren und Seniorinnen. Allerdings werden die Senioren und Seniorinnen nur dann einen Wohnungswechsel anstreben, wenn eine attraktive Alternative - beispielsweise zum Eigenheim - besteht. Die Ergebnisse der Haushaltsbefragung und anderer von GEWOS durchgeführter Befragungen zeigen bei der Zielgruppe der 50- bis 65-Jährigen eine Sensibilität in Bezug für das Thema seniorengerechtes Wohnen. Da diese Gruppe eine vergleichsweise hohe Mobilität aufweist und für einen Umzug in eine andere Wohnung teilweise mit hochwertiger Ausstattung und vereinzelt mit angeschlossenen Pflege- und Serviceeinrichtungen eher bereit ist als ältere Haushalte, gibt es hier gute Vermarktungschancen. Für die Generation 50+ sind die wichtigsten Einrichtungen im Wohnumfeld die Einkaufsmöglichkeiten des täglichen Bedarfs sowie eine gute Anbindung an Busse und Bahnen. Daher sollte die Stadt Mölln die Voraussetzungen für möglichst innenstadtnahe - 110 - Wohnungsangebote schaffen. Runder Tisch gegen Wie im Leitbild angeführt, sieht es die Stadt Mölln als Armut und für sozia- ihre Aufgabe an, Gruppen, die besonderer Unterstütle Gerechtigkeit zung bedürfen, zu integrieren und ihre Teilhabemöglichkeiten zu verbessern. Die Voraussetzungen dafür bestehen. Es gibt zahlreiche Institutionen angefangen bei den Schulen bis hin zum Lebenshilfewerk, die sich mit viel Engagement für benachteiligte Haushalte und Personen einsetzen. Um einen regelmäßigen Austausch der Akteure und Akteurinnen zu institutionalisieren sowie zur Bündelung und Koordination der zahlreichen Aktivitäten sollte ein Runder Tisch gegen Armut und für soziale Gerechtigkeit initiiert werden. GEWOS empfiehlt, hierzu die Mitglieder der Arbeitsgruppe „Soziales, Bildung und Sport“ möglichst kurzfristig zu einer konstituierenden Sitzung einzuladen. Zukünftig kann der Kreis durch weitere Personen und Einrichtungen ergänzt werden. Konzepte zur Elternbildung entwickeln Die Familie ist eine der wichtigsten Einflussfaktoren für die psychische, soziale und physische Entfaltung des Kindes. In einer funktionierenden Familie können sich die Kinder besser entwickeln, als bei Eltern, die nicht über grundlegende Erziehungskompetenzen verfügen. Insbesondere bei bildungsfernen Bevölkerungsgruppen besteht Unterstützungsbedarf. Die Stadt Mölln sollte daher die bestehenden Angebote weiter ausbauen. In Kooperation mit Kindertagesstätten, Schulen und Erziehungsberatungsstellen sollten verstärkt Elterncoachings durchgeführt werden. Grundlage für die Beratung von Eltern in Erziehungsfragen ist die sprachliche Verständigung. Neben der Sprachförderung, welche insbesondere bei Familien mit Migrationsförderung notwendig ist, sollten Kurse zur Stärkung der elterlichen Erziehungskompetenz sowie beispielsweise Angebote zur gesunden Ernährung angeboten werden. Tageseinrichtungen für Kinder bieten die besten Zugangsmöglichkeiten zu Eltern (in der Regel zu den Müttern). Hier bestehen gute Voraussetzungen, Angebote zu platzieren. - 111 - 6.2 Handlungsfeld: Stadt für Besucher und Touristen Professionalisierung und aktive Pflege des städtischen Internetauftritts Die Homepage der Stadt Mölln entspricht derzeit nicht den Anforderungen der Mediennutzer. Sowohl hinsichtlich der Gestaltung, Übersichtlichkeit und Navigation wie auch bezogen auf die Aktualität der Inhalte bleibt die Homepage hinter heute üblichen Standards zurück. GEWOS empfiehlt daher, kurzfristig eine komplette Überarbeitung der Homepage durchzuführen. Wichtig ist, dass sich die Besucher und Besucherinnen der Homepage - seien es Bewohner und Bewohnerinnen, Touristen und Touristinnen oder Gewerbetreibende - schnell zu recht finden und zu den gewünschten Inhalten gelangen. Gelungene Beispiele für Internetauftritte von Kleinund Mittelstädten sind unter anderem die Homepages der Städte Wismar oder Lauenburg an der Elbe. Ferner sollte die Stadt Mölln die Homepage stets aktualisieren. Damit alle Nutzer die Homepage unabhängig von körperlichen und technischen Möglichkeiten nutzen können, sollte der Internetauftritt möglichst barrierefrei gestaltet sein. Dies beinhaltet, dass einerseits sehbehinderten Menschen die Nutzung der Homepage möglich ist, dass die Inhalte übersichtlich und in leicht verständlicher Sprache präsentiert werden und dass die Internetplattform unabhängig vom verwendeten Betriebssystem und von der Software genutzt werden kann. Ebenso sollte eine Suchmaschinenoptimierung angestrebt werden. Dies hat zum Ziel, dass bei der Eingabe bestimmter Suchbegriffe in den Ergebnisseiten von Suchmaschinen (wie z. B. Google) die Homepage möglichst weit vorne sachbezogen platziert wird. Beispielsweise sollte die Homepage der Stadt Mölln bei der Eingabe des Suchbegriffs „Urlaub Herzogtum Lauenburg“ möglichst unter den ersten Treffern zu finden sein. - 112 - Abb. 51 Homepage Wismar Beratung Planung Forschung GEWOS Abb. 52 Homepage Lauenburg an der Elbe Beratung Planung Forschung GEWOS Touristeninformation in die Innenstadt verlegen Zurzeit ist die Touristeninformation der Stadt Mölln in den Räumlichkeiten der städtischen Kurverwaltung oberhalb des Kurparks angesiedelt. Der Standort ist jedoch nicht optimal. Die ersten Anlaufstationen für die Touristen sind die Altstadt und das Zentrum von Mölln. Besucher und Touristen finden daher an zentraler Stelle - bis auf die Touristinformation des Kreises („erlebnisreich“) - derzeit kein Informationsangebot. GEWOS regt deshalb an, die Kurwaltung in einen zentralen Stadtbereich zu verlegen. Potenzielle Standorte sind das derzeit leerstehende und im städtischen Eigentum befindliche Bahnhofsgebäude oder ein Standort direkt in der Altstadt. Sollte das Gebiet der „Hafen-/Bahnflächen“ kurzbis mittelfristig entwickelt werden - gegebenenfalls in Verbindung mit der Realisierung eines Gesundheits- und Wellnesszentrums (siehe unten) - ist eine Ansiedlung der Touristeninformation auch hier möglich. Kurmittelhaus zu einem modernen Gesundheits- und Wellnesszentrum weiterentwickeln Die Stadt Mölln ist ein staatlich anerkannter Kneippkurort. Dies ist ein zentrales Alleinstellungsmerkmal im kommunalen Wettbewerb um Besucher und Touristen. Momentan wird dieses Alleinstellungsmerkmal jedoch nicht hinreichend genutzt. Seit den 1970er Jahren, in denen die heutigen Kurinfrastrukturen errichtet wurden, sind nur vereinzelt Reattraktivierungsmaßnahmen erfolgt, so dass die ehemalige Qualität zunehmend verloren geht. Vor diesem Hintergrund sollte das bestehende Kurmittelhaus zu einem modernen Gesundheits- und Wellnesszentrum weiterentwickelt werden. Da eine Weiterentwicklung und Modernisierung erhebliche Investitionen nötig macht, ist auch ein Neubau in Erwägung zu ziehen. Der Um- bzw. Neubau eines Wellnesszentrums - 113 - könnte ein wichtiges Standbein zur Entwicklung des Destinationstourismus sein. Das Freizeitangebot würde durch ein Wellnesszentrum sinnvoll ergänzt und eine ganzjährige Schlechtwetteralternative für Besucher und Touristen könnte geschaffen werden. Voraussetzung ist jedoch, dass notwendige Einnahmen aus dem Betrieb erzielt werden. Zudem muss durch die Errichtung die Zahl der Touristen nachhaltig gesteigert werden. Aktuelle Studien belegen, dass derartige Projekte nur in Ausnahmefällen allein durch die Eintrittspreise der Besucher und Besucherinnen finanziert werden können, sondern auch gesamtstädtische indirekte Zusatzeinnahmen, beispielsweise durch Konsumausgaben in der Gastronomie und im Einzelhandel, einbezogen werden müssen. So wird im Rahmen einer Expertise zur Wettbewerbssituation von Freizeitbädern (und Gesundheitsthermen) in Schleswig-Holstein festgehalten, „dass alle Bäder nur unter dem Gesichtspunkt einer Gesamtprojektierung (Umwegrentabilität) finanziell vertretbar sind“ (Ministerium für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr des Landes Schleswig-Holstein 2010). Hotel mit Wellnessbereich Foto 22: Schulsee Angebote zur Stärkung des Gesundheitstourismus entwickeln Die Funktion eines Gesundheits- und Wellnesszentrums könnte auch die Errichtung eines Hotels mit entsprechenden Angeboten darstellen. Dies würde die Chance bieten, Mölln als Standort für die gehobene Hotellerie zu stärken. Ferner könnten bei einer entsprechenden Größe des Hotels neue Zielgruppen gewonnen werden. Bislang können aufgrund der geringen Bettenkapazität die ansässigen Betriebe größere Reisegruppen (Busreisen) nicht unterbringen. Als Standort für ein Wellnesshotel kommt das Gelände der „Hafen-/Bahnflächen“ in Betracht. Die Stadt Mölln sollte kurzfristig eine Machbarkeitsstudie für die Entwicklung eines Wellnesszentrums durchführen lassen. Die wichtigste Zielgruppe für den Tourismussektor sind Singles und Paare im mittleren bis hohen Alter. Diese Gruppe zeichnet sich durch eine hohe Affinität zu Gesundheits- und Wellnessangeboten aus. Ein wichtiger Baustein bezogen auf den Gesundheitstourismus stellt der Ausbau und die Weiterentwicklung der vorhandenen Wander- und Radwege dar. Nur wenn diesbezüglich - 114 - auch zukünftig eine hohe Qualität sichergestellt werden kann, können Leuchtturmprojekte, wie das bereits angeführte Gesundheits- und Wellnesszentrum, erfolgreich betrieben werden. Zudem sind Infrastrukturen wie Wander-, Rad- und Kanuwege eine bedeutende Voraussetzung für den Ausbau von Fitness- und Aktivangeboten. Grundsätzlich sollten die Stadt Mölln und die Kurverwaltung sicherstellen, dass eine enge Einbindung in die touristische Qualitätsoffensive „Herzogtum Lauenburg“ erfolgt. Naturparkzentrum im Wildpark ermöglichen Die Stadt Mölln hat sich dazu entschlossen, den Wildpark für rund 1,9 Millionen Euro auszubauen. Neben der Neugestaltung eines Eingangsbereichs werden Ausstellungs- und Veranstaltungsräume sowie ein Café errichtet. Die am ISEK beteiligten Akteure und Akteurinnen unterstützen das Projekt als einen wichtigen Baustein und Qualitätsträger für Tourismusangebote in der Landschaft und Umweltpädagogik. GEWOS regt an, den Naturpark noch stärker als bisher zur Bildung des Tourismusprofils zu nutzen. Dies beinhaltet, den Wildpark stärker als bisher für die Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Mölln zu nutzen. Klassifizierung weiterer Betriebe mit dem Service QSiegel Die Servicequalität von Dienstleistern aller Art wird immer mehr zu einem entscheidenden Kriterium der Wettbewerbsfähigkeit. Dies gilt für einzelne Branchen, wie dem Einzelhandel oder dem Gastgewerbe, genauso wie für die Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität der Kommune insgesamt. Daher sollte die Stadt Mölln gemeinsam mit dem Hotel- und Gaststättenverband (DeHoGa) und Mölln Marketing ortsansässige Betriebe über die Vorteile und Möglichkeiten einer Teilnahme an ServiceQualitätsoffensive informieren. So werden vom Institut für Management und Tourismus der Fachhochschule Westküste Schulungen und Seminare zu unterschiedlichen Themenfeldern angeboten. Beispielsweise werden gezielt die Grundlagen des Qualitätsmanagements und Maßnahmen zum Beschwerdemanagement vermittelt. Neben der positiven Außenwirkung, die von einem Qualitätssiegel ausgeht, steht vor allem die Steigerung des Qualitäts-Bewusstseins innerhalb der Betriebe im Fokus der Initiative. - 115 - 6.3 Handlungsfeld: Zentraler Ort Mölln Nachnutzung für Hertiekaufhaus Mölln hat eine wichtige Versorgungsfunktion für das Umland für Güter des täglichen und mit Einschränkungen auch für den periodischen Bedarf. Dies bestätigt der positive Kaufkraftsaldo der Stadt Mölln. Die Einzelhandelseinrichtungen konzentrieren sich in der Altstadt. Trotz einiger erfolgreicher Neuansiedlungen ist die Altstadt insbesondere im nördlichen Bereich durch zahlreiche Leerstände geprägt. Zu Beginn des Jahres 2009 wurde zudem die Hertie-Filiale geschlossen wurde. Um die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt zu stärken, sind zukünftig weitere Leerstände zu vermeiden bzw. wenn möglich abzubauen. Die Behebung des Leerstands im zentral gelegenen Hertie-Gebäude ist eine zentrale Aufgabe. Eine kurzfristige Lösung des Problems stellt sich jedoch als schwierig heraus. Die Eigentümerin - die britische Investorengruppe Dawnay Day mit Sitz in London ist für die handelnden Akteure und Akteurinnen vor Ort nicht zu erreichen, so dass potenzielle Lösungswege nicht eruiert werden können. GEWOS empfiehlt, im Schulterschluss mit dem Land Schleswig-Holstein und gegebenenfalls mit potenziellen Investoren weiterhin den Kontakt mit der Eigentümerin zu suchen und eine nachhaltige Lösung für die Nachnutzung der zentral gelegenen Immobilie zu finden. Foto 23 und 24 - Hertiefiliale vor und nach der Schließung Unterstützungsangebote für Neuansiedlung von Einzelhandels- und Gast- Unabhängig vom weiteren Verlauf des „Hertie-Falls“ sollten die Stadt Mölln, Mölln Marketing und die IHK ein Unterstützungsangebot für Neuansiedlungen von Einzelhandels- und Gastronomieangeboten aufbauen. In - 116 - ronomieangeboten einem ersten Schritt sollte eine Erfassung der Leerstände und der Aufbau eines digitalen Leerstandskataloges erfolgen. Der Leerstandskatalog sollte unter anderem folgende Kriterien umfassen: Lage, Fläche, Struktur und Nutzungseignung. Zudem sollte der Kontakt zu den Eigentümern und Eigentümerinnen der leerstehenden Immobilien gesucht werden. Ziel sollte eine Sensibilisierung der Eigentümer und Eigentümerinnen für alternative Nutzungsmöglichkeiten sein. Im Rahmen der Gespräche sollte auch der Spielraum für eine Anpassung der Mietkonditionen eruiert werden. In diesem Zusammenhang sind Modelle einer Kopplung von Miete an den Umsatz zu prüfen. Geringere Fixkosten ermöglichen insbesondere Existenzgründern einen einfacheren Start in die Selbstständigkeit bzw. Unternehmensgründung. Veranstaltungsreihe „Mölln tischt auf“ Zur Stärkung der lokalen Gastronomie könnte die Stadt Mölln in Kooperation mit den Hoteliers und Gastronomiebetrieben eine Veranstaltungsreihe „Mölln tischt auf“ initiieren. Im Rahmen der Veranstaltung sollte möglichst auf die regionale Landwirtschafts- und Wilderzeugnisse zurückgegriffen werden, da derzeit eine Wiederbesinnung auf regionale Gerichte und Produkte festzustellen ist. Um auch langfristig regionale Produkte stärker in das Gastronomieangebot einzubeziehen, sollte die Zusammenarbeit zwischen Landwirten und Gastronomen verbessert werden. Dadurch könnte insgesamt eine erhöhte Wertschöpfung in der Region erreicht werden. Zugleich würde die regionale Identität Möllns durch diese Maßnahme gestärkt. Existenzgründungsberatung Zudem sollte die Stadt Mölln den Aufbau einer Existenzgründungsberatung eventuell in Kooperation mit der Wirtschaftsförderung des Kreises Herzogtum Lauenburg in Erwägung ziehen. Die Existenzgründungsberatung sollte eine individuelle Hilfestellung zu den Themenstellungen Finanz-, Investitions-, Unternehmensplanung vermitteln. Wichtig ist, dass die Beratung die spezifischen Bedürfnisse und Ansprüche von Einzelhandelsund Gastronomiebetrieben berücksichtigt. Die Beratung sollte unter anderem die Herstellung von Kontakten zu - 117 - Kreditinstituten und eine Prüfung der Machbarkeit von Projektideen beinhalten. Runder Tisch Einzelhandel Eine weitere erfolgsentscheidende Komponente für die Attraktivitätssteigerung von Einzelhandel und Gastronomie ist die Zusammenarbeit der Akteure und Akteurinnen vor Ort. Die Planung und Umsetzung von Maßnahmen und Projekten steht und fällt mit deren Beteiligung und Unterstützung. Um die Maßnahmen zukünftig besser koordinieren zu können, empfiehlt GEWOS die Einrichtung eines „Runden Tisches Einzelhandel.“ Die Stadt Mölln sollte die Veranstaltung unterstützt durch Mölln Marketing initiieren, organisieren und moderieren. Themen, die im Rahmen des Runden Tisches angesprochen und bearbeitet werden können, sind: x Einführung von einheitlichen, kundenfreundlichen Kernöffnungszeiten x Ausbau der Servicequalität (siehe Kap. 6.2) x Gestaltungsleitfäden für Geschäfte und öffentliche Flächen x Verbindliche Teilnahme an gemeinsamen Marketingmaßnahmen Sanierung und Instandsetzung des Bahnhofgebäudes Das Bahnhofsgebäude wird derzeit nicht genutzt, weist ein unbefriedigendes äußeres Erscheinungsbild auf und stellt damit ein schlechtes Entree zur Stadt dar. Auch das nähere Bahnhofsumfeld weist gestalterische Mängel auf. Vandalismus und mangelnde Sauberkeit sowie städtebaulich wenig attraktive Gewerbeflächen führen zu einer insgesamt geringen Aufenthaltsqualität. Da die Stadt Mölln Eigentümerin des Bahnhofs ist, besteht hier die Möglichkeit, kurzfristig eine Aufwertung des Areals zu erreichen. So sollte die Stadt das Bahnhofsgebäude sanieren und die Umfeldqualitäten erhöhen. Eine mögliche Nutzung stellt eine Touristeninformation dar. Zudem sollte geprüft werden, ob der Bahnhof im städtischen Eigentum bleibt oder veräußert wird. Diesbezüglich sind zwei Optionen denkbar: Einerseits der Verkauf an die städtische Industrie- und Wohnungsgelände GmbH (IWO), andererseits sollte angesichts der angespannten Haushaltslage auch ein Verkauf an einen privaten Investor in Betracht gezogen werden. Die Nutzung des Bahn- - 118 - hofs sollte jedoch in jedem Fall den Besonderheiten des Standorts als Entree für Besucher und Besucherinnen und Touristen gerecht werden. Foto 25 und 26: Bahnhof und Bahnhofsgebäude Mobilitätskonzept erstellen Mobilität und Verkehr sind feste Bestandteile der heutigen Gesellschaft und Voraussetzung für die wirtschaftliche Prosperität von Städten und Regionen. Viele Wege, ob zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit Bus und Bahn oder mit dem Auto ermöglichen den Menschen die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben in der Arbeitswelt, in der Freizeit und bei der täglichen Versorgung. Die Herausforderung besteht darin, vor dem Hintergrund des weiter zunehmenden Verkehrsaufkommens, den Verkehr verträglich abzuwickeln und dabei einerseits die Mobilitätsansprüche der Bevölkerung zu befriedigen und andererseits seine Nachteile bezogen auf die Umwelt im Allgemeinen und auf die Wohn- und Lebensqualität im Speziellen zu reduzieren. Um diese Herausforderung zu bewältigen, sollte die Stadt Mölln ein Mobilitätskonzept erstellen. Ziel sollte es sein, die Mobilität sicher, flüssig und umfeldverträglicher zu gestalten und sowohl die Bedürfnisse der regionalen Verkehrsplanung als auch die innerstädtischen Mobilitätserfordernisse zu berücksichtigen. Ein Schwerpunkt sollte dabei auf die verkehrliche Situation in der Möllner Innenstadt gelegt werden (siehe Kap. 6.5). Zugleich sollten die Möglichkeiten zum Ausbau des ÖPNV und des Fahrrad- und Fußgängerverkehrs geprüft werden. Nicht zuletzt sollte eine Reduzierung der CO2-Emmissionen als ein zentrales Ziel im Mobilitätskonzept behandelt werden. - 119 - 6.4 Handlungsfeld Stadt in der Natur Aufwertung des Hafengeländes - Entwicklung der Flächen am Wasser Wie bereits angeführt, verfügt die Stadt Mölln über fast keine Wohnbauflächenpotenziale mehr. Attraktive innenstadtnahe Flächen mit Zugang zum Wasser sind nicht vorhanden. Eine Chance für die Stadtentwicklung bietet daher ein Grundstück am Ziegelsee westlich der Innenstadt. Das Grundstück wurde zum Teil von einem Landmaschinenhändler genutzt, der den Standort jedoch verlassen hat. Die noch vorhandenen Hallen werden derzeit als Lagerflächen verwendet. Eine Halle am südwestlichen Rand wurde bereits zu Büros ausgebaut. Die restliche Fläche wird vom städtischen Baubetriebshof in Anspruch genommen. Da die Gebäude in einem schlechten Zustand sind, wird der Standort aufgegeben, so dass die Möglichkeit für eine Revitalisierung und Inwertsetzung des gesamten Areals besteht. Die Flächen bieten sich für eine gemischte Nutzung aus Wohn- und Gewerbe an. Aufgrund der zentralen Lage sollte an dieser Stelle eine verdichtete Bebauung - ähnlich der angeführten „Townhouses“ - realisiert werden. Um eine zielgruppenübergreifende Nutzung zu ermöglichen, empfiehlt GEWOS, die Gebäude barrierearm zu errichten. Bezogen auf die Wohnnutzung sind sowohl Miet- als auch Eigentumswohnungen in Betracht zu ziehen. In jedem Fall sollten die Wasserflächen öffentlich zugänglich sein. Bei der Gestaltung der Promenade ist eine hohe Qualität sicherzustellen. Vorbereitende Untersuchung notwendig Damit von der Hafencity auch die Innenstadt fußläufig erreichbar ist, empfiehlt GEWOS, eine Fußgänger- und Radfahrerunterführung der Bahntrasse am ZOB zu realisieren. Hierfür sollte die Stadt frühzeitig die entsprechenden Stellen bei der Deutschen Bahn kontaktieren. Zudem sind attraktive Wegeverbindungen zum Möllner Bahnhof herzustellen. Um schnellstmöglich Klarheit hinsichtlich der Nutzungsmöglichkeiten und daraus resultierenden Kosten zu erlangen, muss eine vorbereitende Untersuchung bzw. eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben werden. Neben einer finanziellen Bewertung sollte die vorbereitende Untersuchung folgende Aspekte berücksichtigen: - 120 - • • • • Wasser erlebbar machen durch: z. B. Stege, SeeSpazierwege, Seeplattformen Eigentumsverhältnisse und Gewerbestruktur Zustand von Gebäuden, Grundstücken und Freiflächen (Altlasten) Identifizierung von städtebaulichen Missständen Potenzielle Nachnutzungen Wie bereits an anderer Stelle angeführt, gibt es im Möllner Innenstadtbereich kaum öffentliche Zugänge zum Wasser. Die wenigen Stellen, an denen ein Zugang möglich ist, sollten z. B. durch Stege, See-Spazierwege oder Seeplattformen aufgewertet werden. Hierbei ist darauf zu achten, die sensiblen Uferbereiche mit ihrer Tier- und Pflanzenvielfalt nicht zu gefährden. Foto 27 und 28: Beispiele für Stege und Plattformen Wegeverbindungen zum Wasser im Innenstadtbereich attraktiveren Ferner sollten die Wegeverbindungen zum Wasser, aber auch zu anderen touristischen Zielen, aufgewertet und ausgeschildert werden. Beispielsweise könnte der Weg zum Bootsanleger (Seestraße) besser beschildert werden, so dass Besuchern und Touristen die Orientierung leichter fällt und sie intuitiv den Weg zum Wasser finden können. Angebote im Naturerlebnisraum Mölln und im Wildpark erhalten und weiterentwickeln Mölln verfügt über zahlreiche Natur- und Freizeitangebote in der Stadt und der unmittelbaren Umgebung. So haben Besucher und Besucherinnen und Touristen die Möglichkeit, Tret-, Kanu- und Ruderboote auszuleihen, zu einer Schifffahrt auf dem Möllner See und ElbeLübeck-Kanal aufzubrechen oder die kostenfreien Badestellen und den Wildpark zu besuchen. Die Vielfalt der Angebote ist zu erhalten und weiter zu entwickeln. Einen wichtigen Schritt in diese Richtung hat die Stadt Mölln mit der Entscheidung, den Wildpark auszubauen, bereits unternommen. - 121 - 6.5 Handlungsfeld: Altstadt mit Flair Erstellung eines Gutachtens mit der Zielsetzung der Verkehrsberuhigung in der Altstadt Die Möllner Innenstadt ist durch den Durchgangsverkehr stark belastet. Der Automobil- und Lastwagenverkehr stellt einerseits ein Hemmnis für die positive Entwicklung des städtischen Einzelhandels und der Gastronomie dar. Andererseits wird die Wohnqualität in der Innenstadt erheblich eingeschränkt. Dementsprechend wird die jetzige Situation von den betroffenen Bewohnern und Bewohnerinnen und Akteuren und Akteurinnen ganz überwiegend als unbefriedigend eingestuft. Daher gilt es, möglichst kurzfristig die konzeptionellen Grundlagen für eine Verkehrsberuhigung in der Innenstadt zu erarbeiten. Hierzu ist ein Gutachten durch ein externes Büro zu erstellen, in dem offen die Möglichkeiten einer Verkehrsreduzierung erörtert werden. Dabei sind jeweils die Interessen von Bürgern, Besuchern und Einzelhändlern zu berücksichtigen. Grundlage des Gutachtens muss die Erfassung der derzeitigen Verkehre sein. Zentrale Fragestellungen sind in diesem Kontext: • • • • Wer fährt wann durch die Innenstadt? Wie hoch ist der Anteil des Durchgangsverkehrs am gesamten Verkehrsvolumen? Welche Wege könnten auch über die Bundesstraße abgewickelt werden? Wie ist die Erreichbarkeit der Einzelhandelseinrichtungen aufrechtzuerhalten? Bei der Erstellung des Konzeptes sind die bereits vorliegenden Gutachten heranzuziehen. Um Synergien zu nutzen, könnte die Erstellung des Gutachtens auch im Rahmen des bereits als Maßnahme aufgeführten Mobilitätskonzeptes erfolgen. Vollsperrung der Hauptstraße an verkaufsoffenen Sonntagen Unabhängig von allgemeinen Maßnahmen zur Verkehrsreduzierung könnte die Stadt Mölln die Hauptstraße an verkaufsoffenen Sonntagen für den Automobilverkehr sperren. Die Sperrung würde die Aufenthaltsqualität erhöhen. So könnten die Verkehrsflächen für Außengastronomieangebote oder für Verkaufsstände genutzt werden. Gleichzeitig bietet es sich an, im Rahmen einer - 122 - solchen Veranstaltung über die anvisierte Verkehrsberuhigung der Innenstadt zu informieren. Erhalt der alten Innenstadt- und Fachwerkhäuser Die Innenstadt ist Identifikationspunkt für die Möllner Bewohner und Bewohnerinnen und ein zentraler touristischer Anziehungspunkt. Um das historische Erscheinungsbild zu erhalten, empfiehlt GEWOS - wie bereits in Kapitel 6.1 angeführt - den Aufbau eines Beratungsangebotes zum Erhalt und zur Instandsetzung der historischen Bausubstanz. Oberstes Ziel ist es, Investitionshemmnisse abzubauen. Eine Grundvoraussetzung hierfür ist die Reduzierung der Erschütterungen durch den Verkehr in der Altstadt (siehe Kapitel 6.1). Gesamtkonzept zur Wie im Leitbild angeführt, sieht es die Stadt Mölln als Barrierefreiheit in ihre Aufgabe an, Gruppen, die besonderer Hilfe bedürder Altstadt erstellen fen, zu unterstützen. Dies bezieht sich insbesondere auch auf körperlich eingeschränkte Personen, wie Sehbehinderte oder Rollstuhlfahrer. Zudem wird der mittelfristig voraussehbar deutlich höhere Anteil von Senioren und Seniorinnen an der Bevölkerung altengerechte und barrierefreie Verkehrsanlagen und öffentliche Räume erfordern. In historischen Städten wie Mölln mit ihren sensiblen Baudenkmälern und Straßenzügen mit historischem Kopfsteinpflaster ist die barrierefreie Gestaltung von Verkehrswegen sehr diffizil, da hier die Belange des Denkmalschutzes oft konträre Maßnahmen verlangen. Hier sollte die Stadt Mölln versuchen, zwischen beiden Belangen einen Kompromiss zu finden. Insbesondere gilt es, Barrierefreiheit als komplette Mobilitätskette zu begreifen. Schon eine einzige Barriere kann eine gesamte Wegstrecke für bestimmte Bevölkerungsgruppen unpassierbar machen. So ist der Fußweg zur St. Nicolai Kirche für Menschen mit einem Rollstuhl oder Gehwagen aufgrund der Pflasterung nicht begehbar und damit auch der Besuch der Kirche erschwert. Daneben behindern Werbetafeln und andere Aufsteller im Bereich von Ladengeschäften die Nutzung der Fußwege. Um eine fundierte Analyse der Mobilitätseinschränkungen in Mölln durchzuführen und Maßnahmen für eine barrierefreien Gestaltung der öffentlichen Verkehrsräume zu erarbeiten, sollte die Stadt Mölln ein Gesamtkonzept zur Barrierefreiheit erstellen lassen. - 123 - 6.6 Handlungsfeld: Stadt der Bürger Bürger aktiv in Ent- Nach Möglichkeit sind die Bürger und Bürgerinnen scheidungsprozesse Möllns aktiv an den Planungen und Aktivitäten der Stadt einbinden zu beteiligen. Bei Konflikten sollte die Stadt Mölln auf einen gerechten Ausgleich zwischen kurz- und langfristigen Interessen sowie zwischen individuellen und kollektiven Interessen abzielen. Wichtig ist, dass Entscheidungen und Handlungsoptionen transparent und für den Bürger nachvollziehbar kommuniziert werden. In der Kommunikation mit dem Bürger sollten auf einfache und klare Botschaften geachtet werden, die trotzdem der Komplexität des Sachverhaltes angemessen sind. Als Informationsplattform ist insbesondere die Homepage der Stadt Mölln zu nutzen. Das eingestellte Informationsmaterial sollte möglichst vollständig sein und Quellen für eine vertiefende Information nennen. Ferner sollte das Material gut illustriert werden und einen intuitiven Zugang zu den Grundlagen, den gesetzlichen Bestimmungen, den Handlungsspielräumen und den von der Behörde vorgenommenen Schlussfolgerungen beinhalten. Die Chancen und positiven Effekte der geplanten Projekte und Maßnahmen sollten im Fokus der Öffentlichkeitsarbeit stehen. Zugleich sollten auch bestehende Unsicherheiten und Risiken offen kommuniziert werden. Halbjährige Einwohnerversammlung Zugleich empfiehlt GEWOS, bei Vorhaben von gesamtstädtischer Bedeutung Informationsveranstaltungen durchzuführen. Davon unabhängig sollten in regelmäßigen Abständen (halbjährig) Einwohnerversammlung durchgeführt werden, in denen die Bürger und Bürgerinnen durch den Bürgermeister und die Verwaltungsspitzen über die aktuelle Vorhaben und Projekte informiert werden. - 124 - 6.7 Handlungsfeld: Klimafreundliche Stadt Erstellung eines gesamtstädtischen Energie- und Klimaschutzkonzeptes Das Ziel CO2-neutrale Stadt zu werden, verdeutlicht die Ambitionen der Stadt Mölln, ihren Beitrag zur Umsetzung der klimapolitischen Zielsetzungen des Landes und Bundes zu leisten. Als strategische Entscheidungsgrundlage und Planungshilfe für die erforderlichen Klimaschutzanstrengungen sollte die Stadt Mölln ein Energie- und Klimaschutzkonzept erarbeiten. Das Klimaschutzkonzept sollte dabei alle relevanten Bereiche eingehend untersuchen. Dazu zählen neben den städtischen Liegenschaften, die Straßenbeleuchtung, die privaten Haushalte (Verkehr) und die Bereiche Gewerbe, Handel und Dienstleistungen. Das Klimaschutzkonzept sollte zum einen eine Energie- und CO2-Bilanz beinhalten, die Treibhausgasemissionen und die Energieverbräuche nach Verursachern (Sektoren, Energieträger) ausweist. Darauf aufbauend können Einsparpotenziale und Potenziale zur Steigerung der Energieeffizienz sowie Möglichkeiten zur Nutzung regenerativer Energiequellen eruiert werden. Zum anderen ist es erforderlich, dass betroffene Verwaltungsstellen, Energieversorger, Wohnungsunternehmen, Handwerksbetriebe und Investoren gemeinsam umsetzungsfähige Maßnahmen beschließen. Ferner sollte sichergestellt werden, dass eine Überprüfung der Klimaschutzziele erfolgt. Ein geeignetes Instrument stellt hierfür ein Prozess-Monitoring dar. Der gesamte Prozess sowie die Umsetzungsphase sollte durch eine intensive Öffentlichkeitsarbeit begleitet werden. Die Sensibilisierung der privaten Haushalte hinsichtlich Klimaschutzaspekten und Einsparpotenzialen sollte dabei im Fokus stehen. Dies ist vor allem deshalb notwendig, da die privaten Haushalte in einer Stadt wie Mölln die größten Energieverbraucher darstellen. Energiebeauftragter Um den erforderlichen Steuerungs- und Koordinationsaufwand zu bewerkstelligen, sollte das Einsetzen eines städtischen Energiebeauftragten in Erwägung gezogen werden. Die Aufgaben des Energiebeauftragten könnten von der Vernetzung wichtiger Akteure und Akteurinnen und Öffentlichkeitsarbeit bis hin zur Integration von Klimaschutzaspekten in die Verwaltungsabläufe reichen. Es empfiehlt sich, dass der Klimaschutzbeauftragte - 125 - durch ein ehrenamtliches Gremium (Energiebeirat) unterstützt wird. Im Rahmen des ISEK begleitenden Arbeitskreises „Energie und Klimaschutz“ wurde eine entsprechende Bereitschaft von den Teilnehmern bereits signalisiert. Zu den potenziellen Mitgliedern des Energiebeirates zählen u. a. die Stadtwerke, Architekten, Planungs- und Beratungsunternehmen sowie Umweltschutzorganisationen. Das Klima-Bündnis e. V. ist ein europäisches Netzwerk von Städten und Gemeinden, das sich verpflichtet hat, das Weltklima zu schützen. Da die Ziele des Bündnisses und der Stadt Mölln zum Teil deckungsgleich sind, sollte ein Beitritt geprüft werden. Konkrete Ziele des Bündnisses sind beispielsweise x die Reduktion der CO2-Emissionen um 10 % alle fünf Jahre sowie x die Halbierung der Pro-Kopf-Emissionen bis spätestens 2030 (Basisjahr 1990) Das Klima-Bündnis bietet zahlreiche Informationen und Aktivitäten rund um die Themen kommunaler Klimaschutz, Unterstützung indigener Völker und Schutz der Regenwälder an. Darüber hinaus berät das Bündnis Mitgliedsstädte bei der Umsetzung von Klimaschutzzielen und bietet Analysetools, beispielsweise zur CO2Bilanzierung, an. Zudem kann ein Beitritt auch öffentlichkeitswirksam genutzt werden und damit ein Baustein der Gesamtstrategie auf dem Weg zu einer CO2neutralen Stadt sein. - 126 - 7 Räumliche Schwerpunktgebiete Abgrenzung von drei räumlichen Schwerpunktgebieten… Im Rahmen des ISEK-Prozesses wurden neben den bereits beschriebenen thematischen Handlungsfeldern auch räumliche Schwerpunktgebiete abgegrenzt. Folgende drei Gebiete wurden dabei herausgearbeitet: x x x Innenstadt HafenCity Waldstadt Die Schwerpunktgebiete „Innenstadt“ und „Hafen/Bahnflächen“ werden in ihrer Bedeutung höher eingestuft. Das Schwerpunktgebiet „Waldstadt“ ist vorrangig aus wohnungswirtschaftlicher Perspektive von Bedeutung. …mit vordringlichem Handlungsbedarf in verschiedenen Handlungsfeldern Innerhalb dieser drei räumlichen Schwerpunktgebiete bündeln sich die vordringlichen Handlungserfordernisse. Dementsprechend lässt sich auch ein großer Teil der im Katalog enthaltenen Maßnahmen diesen Teilräumen zuordnen. An dieser Stelle sei allerdings auch erwähnt, dass einzelne Maßnahmen außerhalb der betrachteten Schwerpunktgebiete des Stadtgebietes zum Tragen kommen. Zudem sind einige Maßnahmen nicht auf den räumlich zu verorten. Eine ausschließliche Durchführung von Maßnahmen innerhalb der Schwerpunktgebiete ist also nicht vorgesehen. Darstellungen mit Kurzbeschreibung und Detailkarte Nachfolgend werden für alle drei Schwerpunktgebiete die Lage, die Gebietscharakteristika, der aktuelle Handlungsbedarf sowie die Zielsetzungen beschrieben. Zudem sind die wichtigsten Maßnahmen, deren Realisierung innerhalb des jeweiligen Teilraumes empfohlen wird, aufgelistet. Eine Übersichtkarte veranschaulicht jeweils die Gebietsabgrenzung, Orientierungspunkte sowie einzelne vorgesehenen Maßnahmen. - 127 - 7.1 Räumliches Schwerpunktgebiet „Innenstadt Lage und Gebietscharakteristik Das Schwerpunktgebiet Innenstadt umfasst den gewachsenen Stadtkern Möllns. Die Altstadt liegt auf einer Halbinsel und ist auch heute noch durch das mittelalterliche Straßennetz geprägt. Die Gebäude der Altstadt wurden überwiegend zwischen dem 15. bis 19. Jahrhundert errichtet. Als historisches Altstadtensemble steht dieser Bereich zum Teil unter Denkmalschutz. In der Altstadt konzentrieren sich zahlreiche Einzelhandelsgeschäfte und kulturelle Einrichtungen. Zudem übernimmt die Altstadt eine wichtige Funktion als Wohnstandort. Das Gebiet wird durch die stark verkehrsbelastete Hauptstraße erschlossen. Im Süden des Stadtzentrums liegt der Kurpark. Im Westen befinden sich der ZOB und der Bahnhof. Im Norden und Osten der Altstadt bilden die städtischen Seen natürliche Grenzen. Handlungsbedarf und Zielsetzung Handlungsbedarf besteht in der Innenstadt hinsichtlich des Einzelhandelsangebots und der gastronomischen Betriebe. Durch die Schließung der Hertiefiliale fehlt ein wichtiger Frequenzbringer für die Haupteinkaufsstraße. Ein differenziertes Gastronomieangebot gibt es in der Innenstadt derzeit nicht. Das Kernproblem der Möllner Innenstadt ist jedoch der Automobil- und Lastwagenverkehr in der Hauptstraße. Die hohe Verkehrsbelastung stellt ein Hemmnis für die positive Entwicklung des städtischen Einzelhandels und der Gastronomie dar. Ferner wird die Wohnqualität in der Innenstadt erheblich eingeschränkt. Um eine Erhöhung der Wohn-, Einkaufs- und Aufenthaltsqualität zu erreichen, muss der Verkehr reduziert werden. Gleichzeitig sollten die Zugänge zum Wasser im Innenstadtbereich attraktiver gestaltet werden. Zentrale Maßnahmenvorschläge x Erstellung eines Gutachtens mit der Zielsetzung der Verkehrsberuhigung in der Altstadt x Erhalt/Renovierung der alten Innenstadt- und Fachwerkhäuser/Abbau von Investitionshemmnissen/Aufbau eines Beratungsangebotes x Unterstützungsangebote für die Neuansiedlung von Einzelhandelsangeboten und Gastronomiebetrieben in der Innenstadt aufbauen x Wegeverbindungen zum Wasser und anderen touristischen Zielen im Innenstadtbereich attraktivieren Abb. 51 Schwerpunktgebiet Innenstadt - 129 - GEWOS Beratung Planung Forschung - 131 - 7.2 Räumliches Schwerpunktgebiet „Hafen-/Bahnflächen“ Lage und Gebietscharakteristik Das Schwerpunktgebiet „Hafen-/Bahnflächen“ befindet sich am südöstlichen Ufer des Ziegelsees. Das Schwerpunktgebiet umfasst das Grundstück eines Landmaschinenhändlers, der den Standort jedoch verlassen hat. Die noch vorhandenen Hallen werden derzeit als Lagerflächen genutzt. Eine Halle am südwestlichen Rand wurde bereits zu Büros ausgebaut. Die restliche Fläche wird vom städtischen Baubetriebshof in Anspruch genommen. Da die Gebäude in einem schlechten Zustand sind, wird der Standort aufgegeben, so dass die Möglichkeit für eine Revitalisierung und in Wertsetzung des gesamten Areals besteht. Die Distanz zur östlich gelegenen Möllner Innenstadt beträgt rund 300 400 Meter. Das Gebiet wird jedoch durch den Bahndamm von der Innenstadt getrennt. Durch die unmittelbare Nähe zur Innenstadt und der exponierten Lage am Wasser bietet sich hier die Gelegenheit, die Innenstadt zu erweitern und attraktive Wohn- und Gewerbeflächen für unterschiedliche Zielgruppen zu schaffen. Handlungsbedarf und Zielsetzung Um schnellstmöglich Klarheit hinsichtlich der Nutzungsmöglichkeiten und daraus resultierenden Kosten zu erlangen, muss eine vorbereitende Untersuchung bzw. eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben werden. Daran anschließend sind ein Rahmenplan für die Entwicklung des Gebietes sowie die erforderlichen Bebauungspläne zu erstellen. Aufgrund der voraussichtlich mehrjährigen Realisierung ist eine flexible Planung wichtig. Von grundlegender Bedeutung ist ein ausgewogener Nutzungsmix. Neben Büros und Wohnungen sollten auch Gastronomie- und Freizeiteinrichtungen angesiedelt werden. Um eine zielgruppenübergreifende Nutzung zu ermöglichen, empfiehlt GEWOS, die Gebäude barrierearm zu errichten. Bezogen auf die Wohnnutzung sind sowohl Miet- als auch Eigentumswohnungen in Betracht zu ziehen. In jedem Fall sollten die Wasserflächen öffentlich zugänglich sein. Bei der Gestaltung der Promenade ist eine hohe Qualität sicherzustellen. Zentrale Maßnahmenvorschläge x Durchführung einer vorbereitende Untersuchung bzw. einer Machbarkeitsstudie x Schaffung attraktiver Büroflächen x Schaffung von innerstädtischem Wohnraum für unterschiedliche Zielgruppen x Schaffung attraktiver öffentlicher Räume - Zugang zu Wasserflächen Abb. 52 Schwerpunktgebiet „Hafen-/Bahnflächen“ - 133 - GEWOS Beratung Planung Forschung - 135 - 7.3 Räumliches Schwerpunktgebiet „Waldstadt“ Lage und Gebietscharakteristik Die Waldstadt liegt im Süden des Stadtgebiets außerhalb der Kernstadt. Rund 5000 Menschen leben in der Waldstadt. Das Quartier befindet sich auf dem Gelände der ehemaligen Munitionsfabrik (Muna). Noch heute prägen die ehemaligen Munitionsbunker, die nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zu Wohngebäuden umgewandelt wurden, das Straßenbild. Durch den Bau des Waldstadtcenters hat sich die Nahversorgungssituation in der Waldstadt deutlich verbessert. Die fußläufige Erreichbarkeit von Lebensmittelmärkten ist für die überwiegende Zahl der Bewohner und Bewohnerinnen gegeben. Neben den zu Wohnungen umgebauten Munitionsbunkern sind Ein- und Zweifamilienhäuser charakteristisch für das Quartier. Handlungsbedarf und Zielsetzung Insbesondere bezüglich des städtischen Wohnungsbestandes besteht Handlungsbedarf. Die rund 250 Wohnungen sind ganz überwiegend unsaniert. Zum Teil werden die Wohnungen noch mit alten Holz- und Kohleöfen beheizt. Ziel ist es, die Wohnung in Wert zusetzen und durch Modernisierungsinvestitionen in die Bestände eine bauliche Aufwertung zu erreichen. Hierbei ist zwischen den Mieterinteressen und den Interessen der Stadt abzuwägen. Ein weiteres Handlungsfeld stellt der öffentliche Personennahverkehr dar. Zurzeit ist die innerstädtische Verbindung (Waldstadt Æ ZOB) aufgrund der Linienführung unattraktiv. Ziel ist es, im Rahmen eines gesamtstädtischen Mobilitätskonzeptes eine Optimierung der Linienführung zu erreichen und den Stadtteil besser an den ZOB/Innenstadt und den Bahnhof anzubinden. Zentrale Maßnahmenvorschläge x Modernisierung des städtischen Wohnungsbestandes x Optimierung der ÖPNVVerbindungen x Räumlichkeiten für ein Stadtteilzentrum in der Waldstadt zur Verfügung stellen - 136 - Abb. 53 Schwerpunktgebiet Waldstadt Beratung Planung Forschung GEWOS „Waldstadt“ Ziel: Modernisierung / Inwertsetzung des städtischen Wohnungsbestandes • Aufzeigen von Handlungsoptionen Æ WMK - 137 - 8 Empfehlungen zur Konzeptumsetzung Handlungsrahmen für die Zukunft Der Stadt Mölln liegt mit dem Integrierten Stadtentwicklungskonzept, das unter Beteiligung der Verwaltung und zahlreichen lokalen Akteuren und Akteurinnen innerhalb eines guten Jahres erstellt wurde, ein „Fahrplan“ für die Stadtentwicklung bis 2025 vor. Umsetzungsorientierung in Politik und Verwaltung notwendig Nach den analytischen und konzeptionellen Grundlagenarbeiten im Rahmen der Erstellung des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes muss nach dessen Fertigstellung die Umsetzung der Maßnahmen in den Mittelpunkt rücken. Hierfür werden nachfolgend wichtige organisatorische Rahmenbedingungen, Finanzierungsmöglichkeiten und die Rolle eines Monitoringkonzeptes aufgezeigt. 8.1 Organisatorische Rahmenbedingungen Maßnahmenumsetzung durch Ratsbeschlüsse Mit einem Beschluss des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes durch die Stadtvertretung der Stadt Mölln würde die wichtige Rolle als zentrales Instrument für die zukünftige Steuerung der Stadtentwicklung von Mölln und als Handlungsleitfaden für die lokalen Akteure und Akteurinnen bestätigt. Vor diesem Hintergrund sind die politischen Fraktionen nach Abschluss des ISEK’s nun in ihrer alltäglichen Arbeit gefordert, notwendige Beschlüsse zur Umsetzung der aufgezeigten Maßnahmen konstruktiv, offen und zeitnah herbeizuführen. Prioritätensetzung beachten Die Beschlussvorlagen für konkrete Maßnahmen, die in die Stadtvertretung eingebracht werden, können von verschiedenen Seiten erfolgen. Diesbezüglich sind die betreffenden Verwaltungsstellen gefordert. Die Initiativen für umzusetzende Maßnahmen sollten sich eng an der im Handlungs- und Maßnahmenkatalog aufgeführten Prioritätensetzung orientieren. Zunächst ist eine vordringliche Umsetzung von Maßnahmen mit einer hohen Priorität anzustreben. Zudem sollte an dieser Stelle auch der mögliche Zeithorizont für die Maßnahmenumsetzung Beachtung finden. - 138 - Einbeziehung relevanter Akteure und Akteurinnen Die Umsetzung der Maßnahmen kann und soll nicht allein durch die Stadt Mölln erfolgen. Für einen größtmöglichen Umsetzungserfolg ist je nach Maßnahme das Engagement weiterer Akteure und Akteurinnen notwendig. Hierbei stehen die im Handlungs- und Maßnahmenkatalog aufgeführten Personen in der Verantwortung. Die Initiierung und Koordination der Umsetzung liegt jeweils bei den federführenden Akteuren und Akteurinnen. Bürgerbeteiligung Auch die Bürger und Bürgerinnen sowie deren Zusammenschlüsse in lokalen Vereinen oder Verbänden sollen bei der Umsetzung relevanter Maßnahmen in größtmöglichem Umfang beteiligt werden. Maßnahmen können nur dann nachhaltig erfolgreich sein, wenn diese auf eine breite Akzeptanz treffen. 8.2 Finanzierungsmöglichkeiten 8.2.1 Finanzierung durch private Partner Finanzierungsbeteiligungen öffentlicher und privater Akteure und Akteurinnen Die Stadt kann die Umsetzung des vorgelegten Handlungs- und Maßnahmenkataloges nicht allein durch kommunale Haushaltsmittel finanzieren. Die Haushaltssituation der Stadt Mölln ist angespannt und der Handlungsspielraum wird vor dem Hintergrund sinkender Steuereinnahmen und steigender kommunaler Ausgaben tendenziell immer weiter eingeschränkt. Insofern soll die Stadt zur Umsetzung von Maßnahmen stets die Möglichkeit für Anteilsfinanzierungen durch öffentliche und private Institutionen prüfen. Nachfolgend sei auf einige Finanzierungsmöglichkeiten hingewiesen. Diese Aufzählung kann allerdings keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Zudem sind die aufgeführten Finanzierungsmöglichkeiten durch die Stadt jeweils maßnahmenbezogen zu prüfen. Öffentlich-private Partnerschaften (ÖPP) Bei der Maßnahmenumsetzung, insbesondere im baulich-investiven Bereich aber auch im laufenden Betrieb, sollte stets die Möglichkeit zur Bildung öffentlich-privater Partnerschaften (ÖPP) berücksichtigt werden. Wichtige - 139 - Maßnahmen öffentlichen Interesses sind dahingehend zu prüfen, inwiefern auch wirtschaftliche Anreize für die Beteiligung privatwirtschaftlicher Akteure und Akteurinnen geschaffen werden können. Eine private Finanzierungsbeteiligung bringt in vielen Fällen eine erhebliche Entlastung des öffentlichen Haushalts mit sich. PACT: Private Initia- Als potenzielle Finanzierungsmöglichkeit für Maßnahtiven ... men in der Innenstadt bietet sich zudem möglicherweise eine PACT-Initiative an. PACT ist ein schleswigholsteinisches Landesgesetz auf Grundlage von § 171 f BauGB über die Einrichtung von „Partnerschaften zur Attraktivierung von City-, Dienstleistungs- und Tourismusbereichen“. Ziel des Gesetzes ist die Verbesserung der wirtschaftsstrukturellen und städtebaulichen Situation in den Städten und Kommunen durch privates Engagement. ... in festgelegten Bereichen Ausschließlich auf private Initiative hin kann die Gemeindevertretung durch Beschluss bestimmte abgegrenzte Bereiche ihrer gewachsenen, städtebaulich integrierten City-, Dienstleistungs- und Tourismusbereiche festlegen. In diesen können sich private Partnerschaften zur Attraktivierung der Bereiche oder von Teilbereichen bilden. Sie entwickeln Maßnahmen zur Stärkung des Bereiches oder des Teilbereiches. Dabei sollen die städtebaulichen Zielsetzungen der Gemeinde unterstützt werden. Kosten können auf alle Nutznießer umgelegt werden Kern des PACT-Gesetzes ist die Möglichkeit, Kosten für Aufwertungsmaßnahmen in den festgelegten Bereichen auf alle Grundstückseigentümer/-innen und Erbbauberechtigten im Gebiet zu übertragen, die von den Maßnahmen profitieren. 8.2.2 Finanzierung durch öffentliche Fördermittel Öffentliche Fördermittel Zur Realisierung zentraler Maßnahmen in Zeiten angespannter kommunaler Haushaltslagen stehen den Kommunen Fördermittel des Bundes, des Landes und der Europäischen Union (EU) zur Verfügung. Nach dem jeweiligen Fördergegenstand können ganz verschiedene - 140 - Teilbereichen kommunalen Handelns gefördert werden. Nachfolgend soll eine kurze Auswahl zentraler Fördermittel dargestellt werden, die für die Maßnahmenumsetzung innerhalb eines ISEKs relevant sein können. Ein Anspruch auf Vollständigkeit kann hierbei nicht erhoben werden. Die konkrete Fördermittelakquisition ist letztlich von der Stadt Mölln zu prüfen. Städtebauförderung Ziel: Stärkung der Städte als Wohnund Wirtschaftsstandorte Die Städtebauförderung hilft den Städten, ihre Attraktivität als Wohn- und Wirtschaftsstandorte unter den aktuellen Bedingungen des demografischen und wirtschaftsstrukturellen Wandels auszubauen. Die Wohnungsangebote und Aufenthaltsqualitäten der Innenstädte werden verbessert, die Versorgungsfunktion der Stadt- und Stadtteilzentren gestärkt, und der zunehmenden Tendenz der sozialen Polarisierung, der Stadt-UmlandWanderung und städtebaulicher Funktionsverluste wird entgegengewirkt. Gemeinsame Finan- Die Städtebauförderung wird gemeinsam von Bund, zierung nach Ländern und Gemeinden finanziert (§§ 164a und 164b BauGB Baugesetzbuch). Auf der Grundlage der kommunalen Anträge, der jeweils verfügbaren Mittel und entsprechend den gesetzten Schwerpunkten stellt das Land jedes Jahr ein neues Städtebauförderungsprogramm auf. Alle drei Finanzierungsträger - also Bund, Land und Kommunen - sind mit je einem Drittel an der Finanzierung des Programms beteiligt. Förderung von Gesamtmaßnahmen Es können nur solche Gesamtmaßnahmen gefördert werden, die die Kommunen nach den Vorschriften des Besonderen Städtebaurechts (§§ 136 ff. Baugesetzbuch) vorbereiten und durchführen. Die Förderung bezieht sich immer auf ein ganzes, konkret abgegrenztes Gebiet mit besonders gravierenden und komplexen städtebaulichen Problemen. Fünf Städtebauför- Gegenwärtig gibt es in Schleswig-Holstein sechs Städderungsprogramme tebauförderungsprogramme, die jährlich neu aufgelegt werden: - 141 - x x x x x x Bedarfsorientierte Beschränkung der Programme Sanierung und Entwicklung Soziale Stadt Stadtumbau West Aktive Stadt- und Ortsteilzentren Kleinere Städte und Gemeinden Städtebaulicher Denkmalschutz West Bei den Programmen ist generell zu beachten, dass das Land Schleswig-Holstein die Städtebauförderung auf städtische Gebiete mit erhöhten strukturellen Schwierigkeiten und auf Maßnahmen der städtebaulichen Innenentwicklung konzentriert. Vor diesem Hintergrund kommen deshalb nicht sämtliche Städtebauförderungsmittel für die Stadt Mölln in Frage. Zu prüfen ist eine mögliche Förderung über die Programme „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ oder „Städtebaulicher Denkmalschutz West“ für den räumlichen Handlungsschwerpunkt „Innenstadt“ und/oder über das Programm „Stadtumbau West“ für den räumlichen Handlungsschwerpunkt „Hafen-/Bahnflächen“. Wohnraumförderung Wohnraumförderprogramm Schleswig-Holstein Im Wohnungsmarktbereich ist insbesondere das Wohnraumförderprogramm des Landes Schleswig-Holstein von zentraler Bedeutung. Dieses Programm stellt die Grundlage für die Landesförderung im Wohnbereich der Jahre 2009 und 2010 dar. Hierfür stehen insgesamt 250 Millionen Euro für die Förderung von bis zu 4.500 Wohnungen zur Verfügung. Ein klarer Schwerpunkt der aktuellen Förderperiode liegt auf dem Neubau und der Modernisierung von Mietwohnungen in den größeren Städten des Landes. Hierbei kommt der Bestandsmodernisierung aktuell ein größeres Gewicht zu als dem Neubau von Mietwohnungsraum. Neben der Förderung von Mietwohnungen wird auch die Bildung von selbstgenutztem Wohnraum gefördert. Innerhalb der Wohnraumförderung des Landes wird zudem dem Mietwohnungsbau für ältere Menschen eine hohe Priorität eingeräumt. Neue Förderperiode Durch die Begrenzung des aktuellen Förderzeitraumes auf die Jahre 2009 und 2010, wird die Umsetzung von Maßnahmen des Integrierten Stadtentwicklungskonzep- - 142 - tes Mölln in eine neue Förderperiode fallen. Im August 2010 wurde neben einer Aufstockung des Volumens für die laufende Förderperiode um 125 Mio. Euro, der Umfang des Wohnraumförderprogramms für den Zeitraum 2011 bis 2014 beschlossen. Das Programmvolumen umfasst 90 Mio. Euro pro Jahr bzw. insgesamt 360 Mio. Euro. Davon sind 30 Mio. Euro jährlich für die Förderung von Eigentumsmaßnahmen und 60 Mio. Euro pro Jahr für die Förderung von Mietwohnraum vorgesehen. Insgesamt sollen damit in der Förderperiode 1.645 Wohneinheiten gefördert werden. Diese Fördermittel sollen dazu beitragen, den demografischen Wandel auf den Wohnungsmärkten zu bewältigen, das Klima zu schützen und die soziale Versorgung mit bedarfsgerechtem Wohnraum und die soziale Stabilität in den Wohnquartieren zu sichern. Kredite der KfW Neben der Wohnraumförderung des Landes spielen im Wohnungsmarktbereich insbesondere zinsgünstige Kredite der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) eine wichtige Rolle. Die KfW-Mittel richten sich zumeist an Privatpersonen, aber auch an kommunale Gebietskörperschaften. Als wichtige KfW-Kredite, die in den Wohnungsmarktbereich fallen, sind beispielsweise die Programme „Altersgerecht umbauen“ oder „Energieeffizient bauen“ zu nennen. Zukunftsprogramm Wirtschaft Förderstrategie des Das aktuelle Zukunftsprogramm Wirtschaft stellt die wirtLandes im Bereich schafts- und regionalpolitische Förderstrategie des LanWirtschaft des Schleswig-Holstein für die Jahre 2007 bis 2013 dar. Ziel des Zukunftsprogramms Wirtschaft ist die Förderung von Wachstums und Beschäftigung in allen Regionen Schleswig-Holsteins sowie die Stärkung des Landes im weltweiten Wettbewerb um innovationsorientierte Standortbedingungen. Gefördert werden Investitionen in die wissensbasierte Wirtschaft und Gesellschaft ebenso wie der Ausbau der klassischen wirtschaftsnahen Infrastruktur sowie Maßnahmen zur Steigerung der betrieblichen Wettbewerbesfähigkeit. Als größtes Wirtschaftsförderungsprogramm des Landes verfügt das Zukunftsprogramm Wirtschaft über Fördermittel in Höhe von rund - 143 - 752 Mio. Euro. Der größte Teil dieser Summe stammt aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Weitere Mittel kommen aus der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ zuzüglich eines GRW-Sonderprogramms sowie vom Land. Schwerpunktgebiete innerhalb des Programms 8.3 Innerhalb des Zukunftsprogramms Wirtschaft gibt es verschiedene Bereiche, innerhalb derer Förderungen in Frage kommen. Für die Stadt Mölln könnte insbesondere der Programmbereich Nachhaltige Stadtentwicklung relevant sein. Es ist zu prüfen, ob Einzelmaßnahmen im räumlichen Handlungsschwerpunkt Hafencity über dieses Programm gefördert werden könnten. Monitoring und Umsetzungsbegleitung Fortlaufende Beobachtung notwendig Die innerhalb des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes Mölln formulierten Leitziele sind auf einen längeren Zeitraum ausgelegt. Das ISEK stellt den Handlungsrahmen der Stadtentwicklung bis 2025 dar. Um diesen Prozess auch nach Abschluss der Konzepterstellung strategisch steuern und gegebenenfalls notwendige Kurskorrekturen vornehmen zu können, ist eine fortlaufende Beobachtung und Bewertung der Entwicklungsprozesse und Zielerreichung notwendig. Quantitatives Monitoringsystem Zur Gewährleistung einer solchen fortlaufenden Beobachtung wurde im Rahmen des ISEK-Prozesses ein quantitatives Monitoringsystem erstellt, das der Stadt mittels Datensammlung und -auswertung die Möglichkeit zur eigenständigen Situationseinschätzung liefert. In diesem Monitoringsystem sind wichtige Trendindikatoren unter anderem aus den Bereichen x x x x Bevölkerungs- und Sozialstruktur Wirtschaft und Beschäftigung Tourismus Wohnen zusammengestellt. Für das aktuelle Jahr und die jüngere Vergangenheit wurden die Möllner Werte bereits durch GEWOS in das System eingepflegt. Zur laufenden Da- - 144 - tenpflege für die kommenden Jahre sind in dem Monitoring Hinweise zur schnellen Datenbereitstellung aufgeführt. Umsetzungsbegleitung Darüber hinaus empfiehlt GEWOS der Stadt Mölln eine aktive Umsetzungsbegleitung mittels eines regelmäßig tagenden begleitenden Gremiums, wie z.B. einem Umsetzungsbeirat. In einem solchen Gremium sollten die zentralen Prozessakteure und -akteurinnen regelmäßig an einen Tisch gebracht werden, um gemeinsam die bisher erreichten Erfolge und die aufgetretenen Schwierigkeiten in der Umsetzung des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes zu diskutieren und gegebenenfalls Ziel- und Maßnahmenanpassungen vorzunehmen.