Objektbericht CJ Schmidt, Husum Die Mode und das Meer Das Unternehmen CJ Schmidt gilt seit über einem Jahrhundert als Leuchtturm des Einzelhandels in Norddeutschland. In vier Monaten wurde das Modehaus am Meer mit rund 9.000 Quadratmetern restrukturiert und modernisiert. Im Zuge der Maßnahme haben auch Sport- und Kindermode eine neue Adresse mit 2.000 Quadratmeter Verkaufsfläche erhalten H usum ist das wirtschaftliche Zentrum Nordfrieslands. Das Einzugsgebiet der Küstenstadt zählt 700.000 Menschen, jeder zwölfte kauft in Husum ein. Dieser Nachfrage wollte CJ Schmidt mit einem Ausbau seiner Mode- und Sportkompetenz Rechnung tragen. Waren zuvor alle Abteilungen unter einem Dach untergebracht, stehen nun 9.000 Quadratmeter allein für Damen- und Herrenmoden zur Verfügung, während Sport- und Kindermoden nur einen Steinwurf entfernt ein eigenes Domizil auf knapp 2.000 Quadratmetern erhielten. Wo vorher im sogenannten Palmgarten Wohnaccessoires untergebracht waren, führten die Architekten und Innenarchitekten Shopping und Abenteuerlust zusammen. Etwa mit der naturverbundenen Outdoorabteilung oder dem urbanen Department für Kindermoden. Zeitgleich wurde das Haupthaus mit 9.000 Quadratmetern übersichtlich strukturiert. Unter anderem wurde ein zentraler Glasaufzug eingesetzt, unübersichtliche Vorsprünge vereinheitlicht und die Flächen neu geordnet. Das Ergebnis: mehr Raum für Mode und gleichzeitig mehr Ordnung. Dazu wurde auch die Fassade überarbeitet. Sie zeugt bereits vom Leitgedanken des Umbaus. Wo zuvor ein s Die offenen Decken vermitteln Großzügigkeit 36 POS-Ladenbau n 6 • 2012 Anzeige Restaurant im dritten Obergeschoss, wo die Architekten die kleinteiligen Sprossenfenster durch großzügige Glasfronten ersetzten, die den direkten Blick auf den Hafen eröffnen. Passanten und Flanierer haben von der Meerseite aus einen direkten Zugang zum Gebäude. Großzügiges und einheitliches Bild s Klare Formensprache in der Herrenabteilung Rücksprung die klare Linie des Gebäudes störte, zieht sich nun ein einheitliches Element entlang, das mit der anschließenden Fassade bündig verläuft. Nun wirkt alles aus einem Guss, auch im hauseigenen Auf der gegenüberliegenden Seite an der Einkaufsmeile Großstraße wird das Modehaus durch drei weitere Eingänge erschlossen, die zum Young Fashion-Bereich, der Damenabteilung und der Herrenmode führen: Durch die Zusammenlegung und Verbindung mehrerer Häuser war im Laufe der Zeit eine Einkaufslandschaft entstanden, die diesen Namen verdient. Die fünf Geschosse teilen sich aufgrund der verschiedenen Höhenniveaus immer wieder in Splitlevel auf. Eine Herausforderung für die Innenarchitekten, die aus der Not eine Tugend machten: Jede Ebene ein Kapitel mit unterschiedlichen Stimmungen, die durch übergreifende Gestaltungselemente eine gemeinsame Geschichte erzählen. So fügt sich alles unter einem Dach, während sich gleichzeitig spannende Blickwinkel und abwechslungsreiche Shoppingrouten ergeben. Die Innenarchitekten vereinheitlichten die Böden und ersetzten flächendeckend die alten Rasterdecken durch offene Decken. Nicht nur ein verbindendes Gestaltungselement, sondern so wird auch das angenehme Gefühl von Großzügigkeit vermittelt. Deckenschollen markieren nun die verschiedenen Bereiche, mal abgesetzt, mal frei schwebend. Ein wiederkehrendes Element ist die Form der stilisierten Möwe. Das Logo von CJ Schmidt schmückt als Wandgrafik die Kassenbereiche und findet auf getönten Parsolglaselementen im gesamten Gebäude Verwendung. Ebenso werden die Lufträume großflächig mit dem Hausmotiv bespielt. Davor präsentieren Mannequins auf Podesten die neuesten Trends – wie auf einem vertikalen Laufsteg. Auch der Nachhaltigkeitsgedanke vereint das vielseitige Haus: Die komplette Beleuchtung durch LED setzt ein unmissverständliches Umweltstatement. Die Abteilungen – Eine Auswahl Im Young Fashion-Bereich Casablanca Trend im Damenhaus fügen sich Betonwände, Industrieleuchten und TransportPOS-Ladenbau n 6 • 2012 37 Objektbericht CJ Schmidt, Husum s Damenabteilung – Die Beleuchtung im eingeschnittenen Deckenfeld setzt besondere Akzente s Einige Meter vom Haupthaus entfernt, entstand die Sportwelt mit knapp 2.000 Quadratmetern 38 POS-Ladenbau n 6 • 2012 paletten als Präsentationsmöbel zu einem urbanen Hafensetting. Das raue Holz von Transportkisten, die direkt vom Hamburger Hafen stammen, ergänzt als partielle Wandverkleidung das maritime Flair. Die Vorhänge der Umkleidekabinen aus Jeansstoff unterstreichen den jungen Look. Dieser setzt sich im angrenzenden Splitlevel, in der Casablanca Premium-Abteilung, in einer hellen Loftatmosphäre fort, wo weiß gestrichene Klinkerwände und dunkle Stahlgestelle mit Wand- und Mittelmöbel in den Signalfarben Hellgrün und Türkis zusammentreffen. Farbige Grafikelemente auf den Stützen geben dem Raum zusätzlich Dynamik. Der zweite Haupteingang an der Großstraße führt in die Welt der Accessoires. Schon von außen ist der zentrale Inspirationspunkt zu erkennen. Dort werden auf einer modularen Landschaft aus Bodenelement und Gestell Modetrends und Jahreszeiten abhängige Dekorationen präsentiert. Dahinter die Casual Welt, die die dunklen Wände mit dem Accessoires- Bereich verbindet. Angeraute, geweißte Eiche an Wänden und Präsentationsmöbeln sowie Royal Mosa-Fliesen fassen den Raum gestalterisch ein. Akzente setzen die beigen Anzeige Visplay International GmbH T +49 (0)7621 77 00 20 00 [email protected] www.visplay.com s Raues Holz wurde in der Denim-Abteilung zur Wandverkleidung eingesetzt Streifentapeten in den Umkleidekabinen, die hinter holzverkleideten Kuben verborgen sind. Zwei Volletagen darüber werden in der Damen-Exquisit-Abteilung Modeträume wahr. Ob New York, Paris oder Mailand – in dem Premiumdepartment findet das Who’s’who der internationalen Modemetropolen zusammen. Auf dem Fischgratparkett aus Eichenholz sind Präsentationskuben in Hell- und Dunkelgrau angeordnet, deren Farbtöne sich in den dahinterliegenden Wänden wiederfinden. Ein Highlight: die zentrale Sitzgruppe mit charakterstarken orangen Sitzmöbeln, die von einem eingeschnittenen Deckenfeld und einem dunklen Teppich in Used-Optik eingegrenzt werden. Eine Parsolglaswand mit dem charakteristischen Möwensignage vermittelt das Gefühl gehobener Privatheit. Modern und übersichtlich – die Herrenabteilung Das Herrenhaus, über den dritten Haupteingang an der Großstraße unmittelbar zu erreichen, ist auf das Wesentliche reduziert, kühl, modern, übersichtlich. Im Erdgeschoss ziehen sich entlang der grau-beigen Steinwand anthrazitfarbene Schrankelemente, vor deren weißen Rückwänden Hemden, Krawatten und Strickware ideal zur Geltung kommen. Vis-a-vis liegen die Shops von Gant bis Ralph Lauren. Das Farbkonzept zwischen Braun und Anthrazit zieht sich durch das komplette Herrenhaus, auch im zweiten Vollgeschoss. Dort entfaltet sich unter dem eingehängten weißen Segel der sonst offenen Decke die Markenwelt für Anzugträger und Outdoorliebhaber. Holzapplikationen an den vorgestellten Kabinenelementen sind das stilbildende Element dieses Bereiches. Sie unterscheiden gleichzeitig die Unterabeilungen: Sakkos und Anzüge werden von edlem, glatten Holz umschmeichelt, raues Holz bildet den Background für Outdoor und Denim. Das übergreifende Farb- und Materialthema findet sich auch im anschließenden Splitlevel in der Exquisitabteilung der Herren. Die Holzwandelemente sind hier besonders hochwertig ausgeführt – als einheitliches Lamellenelement an Fokuswänden, die von zurückgesetzten weißen Paneelen rhythmisiert werden. Im hinteren Bereich der Abteilung wechseln sich Anzeige anzeige 71 x 297_anzeige 71 x 147 31.10.12 13:43 Se POS-Ladenbau n 6 •5a 2012 Kunze GmbH · Daimlerstraße · 2533739 Elmshorn Tel.: 04121.79060 · www.kunze-ladenbau.de Objektbericht CJ Schmidt, Husum massive Wandelemente mit eingerückten Nischen ab. Parsolglas ist als Blendschutz vor den Fenstern angebracht, um Privatheit und Intimität zu vermitteln. Davor eine Loungeecke mit klassisch eleganten Barcelona-Chairs. Sind Herren- und Damenabteilungen sonst eigenständig, kommen sie in der Lingerie im Untergeschoss einträchtig zusammen. Dezente Lackierungen in Altrosa und Braun über sonst einheitlich weißen Wäschepaneelen unterscheiden die Bereiche. Ein Blickfang ist der zentrale Fokuspunkt, der durch eine Deckenfuge betont wird. Auf einem Teppich, der die dunklen Eichendielen an dieser Stelle ablöst, bettet sich ein gestepptes, bordeauxrotes Rundmöbel, auf dem Kollektionshighlights drapiert sind. Darüber schweben asiatische Lampions in verschiedenen Braun- und Beigetönen. Eine Highlightwand nimmt die rote Chesterfield-Steppung an ihren Enden auf, in ihrer Mitte bietet sie Raum zur Präsentation eines Mannequins. Sport ist Trumpf Rund zweihundert Meter vom Haupthaus entfernt, setzt sich das CJ Schmidt-Erlebnis fort. Die Hohle Gasse ist neue Adresse für das Sport- und Kindersortiment des Retailers auf rund 2.000 Quadratmetern. Die Fassade: ein Traum nordfriesischer Giebelhausarchitektur. Dass der Sport auf zwei Geschossen die Poleposition einnimmt, s Die nordfriesische Giebelhausarchitektur schafft Ambiente und Offenheit s Wandgraffiti setzen farbenfrohe und coole Akzente für die jüngere Zielgruppe 40 POS-Ladenbau n 6 • 2012 zeigen bereits die beleuchteten Sportlermotive in den Sprossenfenstern der ersten Etage. Im Innern spiegelt jedes Stockwerk eine Themenwelt wider: vom urbanen Spielplatz in der Kinderabteilung über das Sporttraining im Erdgeschoss bis zur puren Natur im Outdoorbereich. Nur ein paar Stufen trennen die Gelassenheit Husums vom Großstadtflair. Im Untergeschoss empfangen Klinker und Beton Kiddies und stilbewusste Jugend. Wandgraffiti setzen farbenfrohe, coole Akzente. Am Treppenansatz leiten bunte Linien durch das urbane Setting, die an ein Verkehrsnetzschema erinnern; sie führen unter anderem zur Spielhöhle, den Umkleidekabinen oder der Kasse. Im Zentrum der Abteilung ein Displayfeld, das mit Doppelstabmatten eingegrenzt ist – ebenso wie die Decke darüber. Diese anthrazitfarbenen Zaunelemente wecken Erinnerungen an Sport- und Kinderspielplätze. Die Fitness-, Fashion- und Anzeige vermitteln den sportlichen Zeitgeist; ebenso wie die Damenfitnesswand, die sich aus Thera-Workoutbändern zusammensetzt. Natur im Obergeschoss s Ungewöhnliche Präsentationsmöbel Teamsport-Abteilung im Erdgeschoss steht gestalterisch ganz im Zeichen des Hallensports. Die in den Betonboden eingelassenen, bunt markierten Kautschukfelder sind Sporthallenböden nachempfunden. Alte Barren, Böcke und Sprungkästen sowie gestapelte Trainingsmatten zieren die Dekopunkte, wo sie als unorthodoxe Präsentationsmöbel dienen. Hinterleuchtete Sportlermotive passend zu den Abteilungen, von Teamsport bis Fitness, machen Lust auf Bewegung. Auch das Rot der Kasse und die knallblaue Schuhrückwand n»CJ Im Obergeschoss ein fast meditatives Gegengewicht. Die Abteilung für Outdoor, Laufen, Winter- und Wassersport greift das Thema Natur auf. Etwa in den Holzbodenfeldern, deren Materialität in den Rückwänden aufgegriffen wird. Zwei Wände sind mit einem Waldmotiv versehen, das mitunter die daran angrenzenden Umkleidekabinen zu grünen Erholungsoasen macht. Auch über den Köpfen setzt sich das Naturthema fort: An der Decke sind mehrere LED-Lichtkästen mit strahlenden Bildern vom Wolkenhimmel bis zum Walddach angebracht. Eine Wand mit Raum hohen Birkenstämmen rundet die Outdoor-Illusion ab. Ein Schmankerl: die Windsimulationskammer, die zum Test unter Extrembedingungen bei Windstärke 5 und null Grad einlädt. Das Thema Natur bestimmt auch den zentralen Luftraum des Gebäudes, wo eine vertikale Mooswand vom Zwischengeschoss bis nach oben wächst. Darauf sind Podeste appliziert, auf denen, ganz wie im Haupthaus von CJ Schmitt, Mannequins platziert sind. Mit den Umbaumaßnahmen festigt CJ Schmidt seine Stellung als wichtigste Shoppingadresse in Nordfriesland und vielleicht ganz Schleswig-Holstein. Eine Location, die mit ihrem vielfältigen Angebot nicht nur Einheimische begeistert, sondern auch für Touristen neben Theodor-Storm-Haus und Tine-Brunnen zum festen Anlaufpunkt einer jeden Sightseeingtour geworden ist. n Schmidt« auf einen Blick Verkaufsfläche: ca. 9.000 m2 (Modehaus) ca. 2.000 m2 (Sport) Bauzeit: Vier Monate (Modehaus), Drei Monate (Sport) 24. September 2012 Eröffnung: Sortiment: Architekt, Innenarchitekt: Ladenbau (Modehaus): Ladenbausystem (Modehaus): Ladenbau (Sport): Licht (Modehaus + Sport): Fotos: Fashion, Accessoires, Sport Team (Blocher Blocher Partners, Stuttgart) Kunze Ladenbau, Elmshorn Visplay International GmbH, Weil am Rhein TREND-STORE shop creation GmbH, Greding D&L-Lichtplanung Ulrich Wallmeier, Menden siehe Impressum POS-Ladenbau n 6 • 2012 41