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Der Lebensstandard in den einzelnen Staaten der Europäischen Union ist sehr
unterschiedlich. Bezogen auf das reale Bruttoinlandsprodukt pro Kopf reicht
die Spanne von der Hälfte des EU-Durchschnitts in Bulgarien bis zum
zweieinhalbfachen des EU-Durchschnitts in Luxemburg. Allerdings zeigt sich
laut Eurostat eine allgemeine Annäherung zwischen den Staaten. Bei einem
Vergleich der Jahre 1995 und 2016 haben sich lediglich fünf der 28 EU-Staaten
vom durchschnittlichen Lebensstandard in der EU entfernt. Während
beispielsweise die Indexwerte Griechenlands und Zyperns gegenüber 1995
bzw. noch deutlicher gegenüber 2009 gesunken sind, lagen die Indexwerte von
Irland und Luxemburg bereits 1995 über dem EU-Durchschnitt und haben sich
seitdem weiter erhöht.
Fakten
Bei einem Vergleich des Lebensstandards in einzelnen europäischen Staaten ist es
sinnvoll, einen Indikator zu nutzen, der nicht durch die absolute Einwohnerzahl der
Staaten beeinflusst wird. Daher wird hier nicht das gesamte Bruttoinlandsprodukt
(BIP) der Staaten betrachtet, sondern das BIP pro Kopf. Zudem wird das BIP pro
Kopf von Euro in Kaufkraftstandards (KKS) umgerechnet – somit werden die
Unterschiede im Preisniveau bzw. die Kaufkraft der einzelnen Währungen
berücksichtigt.
In keinem Staat Europas lag das BIP pro Kopf in KKS im Jahr 2016 annähernd so
hoch wie in Luxemburg, wo der Indexwert mit 267 deutlich mehr als zweieinhalbmal
so hoch war wie im Durchschnitt der Europäischen Union (EU-28 = 100). Laut
Eurostat lässt sich dieser hohe Wert zum Teil durch die hohe Zahl an Grenzgängern
aus Belgien, Deutschland und Frankreich erklären. Innerhalb der EU folgten auf
Luxemburg Irland (177), die Niederlande (128), Österreich (126), Dänemark (125),
Schweden (124) und Deutschland (123). Am niedrigsten war das BIP pro Kopf in
KKS im Jahr 2016 in Bulgarien (48), Rumänien und Kroatien (59), Lettland (65),
Ungarn und Griechenland (67). Außerhalb der EU lag das BIP pro Kopf in der
Schweiz (159), in Norwegen (149) und Island (129) klar über dem EU-Durchschnitt.
In Albanien sowie in Bosnien und Herzegowina betrug das BIP pro Kopf in KKS
weniger als ein Drittel des EU-Durchschnitts, in der ehemaligen jugoslawischen
Republik Mazedonien sowie in Serbien lag es bei gut einem Drittel. Das BIP pro Kopf
in KKS in Montenegro (42) sowie in der Türkei (62) lag ebenfalls deutlich unter dem
EU-Durchschnitt.
Bezogen auf das BIP pro Kopf in KKS zeigt sich laut Eurostat eine allgemeine
Annäherung beim Lebensstandard in der EU. Bei einem Vergleich der Jahre 1995
und 2016 war von den Staaten, deren Indexwert 1995 unter dem EU-Durchschnitt
lag, die Annäherung an den EU-Durchschnitt in den baltischen Staaten Litauen,
Estland und Lettland relativ am stärksten. Darauf folgten Rumänien, Polen, die
Slowakei, Bulgarien, Kroatien und Ungarn. Gleichzeitig näherten sich acht EUStaaten dem EU-Indexwert von der anderen Seite der Skala an: In Italien,
Frankreich, Deutschland und Belgien sind dabei die einzelnen Indexwerte relativ am
stärksten gesunken – in Italien sogar so stark, dass der Indexwert Italiens 1995 über
dem EU-Indexwert lag und 2016 darunter (124/96). Es gibt aber auch Staaten, die
sich vom EU-Durchschnitt entfernt haben: In Griechenland fiel der Indexwert
zwischen 1995 und 2016 von 85 auf 67, in Zypern von 95 auf 81 und in Portugal von
80 auf 77. Auch Irland und Luxemburg entfernten sich vom Indexwert der EU –
allerdings lagen dort die Indexwerte bereits 1995 über dem EU-Durchschnitt und
haben sich bis 2016 weiter erhöht (105/177 bzw. 219/267).
Insbesondere bei den ost- und südosteuropäischen EU-Staaten erfolgte die
Annäherung an den EU-Indexwert in den letzten 15 bis 20 Jahren kontinuierlich.
Aber auch bei vielen anderen EU-Staaten verlief die Entwicklung stetig – jedoch nicht
bei allen: So war der Indexwert Irlands 2016 deutlich höher als 1995 (177 gegenüber
105), in den Jahren 2007/2009 war er allerdings von 148 auf 129 gefallen. Weiter
wird das Ausmaß der gegenwärtigen Krise in Griechenland und Zypern erst deutlich,
wenn die Indexwerte des Jahres 2016 (67 bzw. 81) nicht mit denen des Jahres 1995
(85 bzw. 95), sondern mit denen des Jahres 2009 (94 bzw. 105) in Beziehung
gesetzt werden. Und auch in Spanien stieg der Indexwert zwischen 1995 und 2007
zunächst von 90 auf 103, hat sich aber bis 2015/2016 auf 90/92 verringert. Dabei ist
zu beachten, dass die Indexwerte der einzelnen Staaten Jahr für Jahr in Beziehung
zum jeweiligen Durchschnittswert der EU gesetzt werden (siehe Begriffe,
methodische Anmerkungen oder Lesehilfen).
Von den 32 europäischen Staaten, für die sowohl für das Jahr 1995 als auch für
2016 Daten von Eurostat vorliegen, machte Irland in Bezug auf das BIP pro Kopf in
KKS und die Positionierung der Staaten untereinander den größten Sprung – und
zwar von Rang 15 auf Rang 2. Litauen verbesserte seine Position von Rang 29 auf
Rang 23, Estland von Rang 28 auf Rang 24 und Malta von Rang 20 auf Rang 16.
Lettland, die Slowakei, Slowenien sowie die Tschechische Republik lagen 2016
jeweils drei Ränge höher als 1995. Hingegen rutschte Griechenland von Rang 18 auf
Rang 26, Deutschland von Rang 4 auf Rang 10 und Kroatien von Rang 25 auf Rang
30. Für Italien und Zypern verschlechterte sich die Position jeweils um vier Ränge, für
Bulgarien, Österreich und Ungarn jeweils um drei.
Datenquelle
Eurostat: Online-Datenbank: Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf in
Kaufkraftstandards (KKS) (06/2017)
Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen
Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist ein Maß für die wirtschaftliche Tätigkeit in einer
Volkswirtschaft. Es ist definiert als Wert aller neu geschaffenen Waren und
Dienstleistungen, abzüglich des Wertes aller dabei als Vorleistungen verbrauchten
Güter und Dienstleistungen.
Der Volumenindex des BIP in Kaufkraftstandards (KKS) pro Kopf wird relativ zum
Durchschnitt der Europäischen Union (EU-28 = 100) ausgedrückt. Ist der Indexwert
eines Landes größer als 100, so hat dieses Land ein BIP pro Kopf über dem EUDurchschnitt (und umgekehrt). Die zugrunde liegenden Zahlen sind in KKS
ausgedrückt, einer einheitlichen Währung, die Preisniveauunterschiede zwischen
Ländern ausgleicht und damit aussagekräftige BIP-Volumenvergleiche erlaubt. Dabei
ist zu beachten, dass der Index auf der Basis von KKS primär für Vergleiche
zwischen Ländern beziehungsweise für den Vergleich mit der EU und nicht für
Periodenvergleiche gedacht ist.
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