Odysso vom 07.12.2006

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Informationen zur Sendung vom
7. Dezember 2006
INHALT
MYTHOS
KATZE
¾ Schnurren heilt
¾ Wie vererben sich
Farben und Muster
im Katzenfell?
¾ Katzenhotel - alles
für die Katz
¾ Wem die Glocke
schlägt
¾ Marzipan im Test
Das Schnurren von Katzen soll die Heilung verletzter Knochen unterstützen. © SWR
MYTHOS KATZE
Odysso ist eine Sendung des
Katzen sind die Stars unter den Haustieren. Anschmiegsam
und verspielt, dabei freiheitsliebend und mit eigener Persönlichkeit – so kennen und lieben Millionen von Katzenfreunden
ihre samtpfotigen Hausgenossen. Jetzt hat auch die Wissenschaft die Katze entdeckt. Das Schnurren wurde bisher als
reines Ausdrucksverhalten gewertet, mit dem Katzen nicht
nur Zufriedenheit äußern, sondern vor allem ihre friedlichen
Absichten. Forscher haben herausgefunden, dass der pulsierende Ton des Schnurrens die Heilung verletzter Knochen unterstützt. Odysso zeigt, warum Schnurren für Katze und
Mensch gesund ist.
VON BÄRBEL SCHEELE:
»Schnurren heilt«
W
issenschaftler
haben
entdeckt,
dass
das
Schnurren der Katze
die Heilung verletzter Knochen
unterstützt. Neueste Forschungen
bestätigen, dass der pulsierende
Ton des Schnurrens in einem für
den Menschen wohltuenden Frequenzbereich liegt. Mit dem
Schnurren scheint die Katze ein
Instrument mit großer Heilungskraft zu besitzen.
¾ Adressen, Links &
Literatur
Das Schnurren der Katze wurde Gegenstand empirischer Untersuchungen. Bei Verletzungen des Skelettapparates konnte beobachtet werden,
dass Knochenbrüche bei Katzen wesentlich schneller heilen als bei Hunden. Das Schnurren und die dadurch
ausgelöste Vibration unterstützt die
Heilung verletzter Knochen und Gelenke. Das Schnurren der Katze lässt
Knochen schneller heilen. Kaum ein
Laut wirkt beruhigender und anziehender auf den Menschen. Der vibrierende Brummton liegt zwischen
27 und 44 Hertz. Diese Frequenzen
können chronische Schmerzen lindern. Eine Forschungsgruppe soll
nun in einer computertomographi-
schen Untersuchungsreihe die heilende Wirkung des Schnurrens genauer untersuchen.
Seit vielen Jahren lehrt und operiert
Leo Brunnberg an der Poliklinik für
Haustiere in Berlin Zehlendorf.
Während seiner Forschungen hat er
festgestellt, dass Knochen besser zusammenwachsen, wenn man sie
durch Bewegungen stimuliert. Tausende von Tieren hat der Veterinärmediziner behandelt. Immer wieder
war der Tierarzt darüber erstaunt,
wie schnell sich Katzen nach Operationen erholen. Mit dem Schnurren
besitzt die Katze ein wirkungsvolles
Mittel, Verletzungen selbst zu therapieren.
Anwendung in der Medizin
Die Frequenzen des tierischen
Brummtons übertragen sich auf die
langen Röhrenknochen Oberarm,
Unterarm, Oberschenkel, Unterschenkel und verursachen Vibrationen. Wissenschaftler wollen ein Implantat entwickeln, das die Frequenz
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Odysso vom 7. Dezember 2006
nachahmt und Schwingungen im
Knochen erzeugt, die eine Frakturheilung stimuliert. Sollte sich der
Zusammenhang zwischen Schnurren
und höherer Knochendichte bestätigen, denken die Forscher an fantastische Anwendungen in der Zukunft
auch für den Menschen. Astronauten, Sportler, Osteoporosepatienten
könnten die Schnurrfrequenzen gegen Muskelschwund und bei Verletzungen nutzen.
VON CHRISTINE
JANAITIS:
»Wie vererben sich
Farben und Muster
im Katzenfell?«
K
atzen haben viele unterschiedliche Farben und
Muster. Rein genetisch
aber ist jedes Tier entweder rot
oder schwarz. Die Vielfalt der
Farben beruht lediglich auf Verdünnungsfaktoren. Diese wirken
im ganzen Katzenfell oder nur an
manchen Stellen - dann wird die
Katze zum Beispiel getigert oder
gescheckt. Im Extremfall wird sie
sogar fast weiß - rein genetisch ist
sie aber trotzdem immer rot oder
schwarz.
Dabei liegt das Gen für rote Fellfarbe auf dem X-Chromosom. Ein Kater hat nur ein X-Chromosom und
daher immer die Farbe, die dieses
vorgibt. Trägt sein X-Chromosom
die Information "rot", so ist er rot.
Trägt es "schwarz", ist er schwarz.
Dreifarbige Glückskatzen sind immer weiblich
Eine Kätzin aber hat zwei XChromosomen. Liefern beide die
gleiche Information, beispielsweise
schwarz, so ist auch ihre Fellfarbe
klar. Trägt aber eines die Information "rot" und das andere "schwarz",
so wird die Katze rot und schwarz
gescheckt, weil immer nur ein XChromosom in den einzelnen Körperbereichen aktiv ist. Nur wo das
Chromosom mit der Information
"rot" wirkt, hat sie rote Flecken, an-
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sonsten ist sie schwarz. Das Muster
beruht allerdings auf dem Zufall. Eine echte dreifarbige Glückskatze ist
also immer weiblich.
VON NADJA FRENZ:
»Katzenhotel – alles
für die Katz«
R
olls hasst Zähneputzen.
Doch der Versuchskater
hat keine Wahl, denn er
und seine Zähne stehen im Dienst
der Heimtierforschung. Seit seiner
Geburt lebt Rolls mit 600 weiteren
Katzen in Waltham, dem weltgrößten Zentrum für Heimtierforschung. Das einhundertfünfzig Kilometer nördlich von London gelegene Waltham wird hauptsächlich
von den Tierfutterherstellern unterhalten. Und so ist auch die
wichtigste Aufgabe der Katzenschar das Fressen - oder vielleicht
sollte man besser sagen: das "Verkosten" neuer Futterkreationen.
Damit die Katzen beim Fressen nicht
abgelenkt werden, bekommen sie das
Futter einzeln und in standardisierten
Fresskabinen serviert - eine wichtige
Voraussetzung für wissenschaftliche
Exaktheit. Zwei verschiedene Menüs
gibt es zur Auswahl. Welches
kommt besser an? Und wovon fressen die Katzen mehr? An Informationen wie diesen sind die Hersteller
von "Geflügeltöpfchen" oder "Ragout mit Wild" brennend interessiert,
geht es doch um einen MilliardenEuro-Markt.
In Deutschland kommen übrigens alle aus der Werbung bekannten Marken aus einem Hause - von Masterfoods bei Bremen. Dort begutachten
zunächst menschliche Fachleute den
Doseninhalt - auch wenn deren Nasen allenfalls ein vorläufiges Urteil
über die Qualität ermöglichen. Von
der Stiftung Warentest wird die Qualität des Dosenfutters übrigens überwiegend mit "gut" und "sehr gut"
bewertet. Kein Wunder, denn der
wichtigste Rohstoff für das Futter
sind Schlachtabfälle. Und in Zeiten,
wo der Mensch am liebsten nur noch
Filet isst, bleibt jede Menge hoch-
wertiges Material für die Vierbeiner
übrig.
Hygiene wird groß geschrieben
Die Hygiene bei der Herstellung des
Dosenfutters wird ständig kontrolliert, und es gibt strenge tiermedizinische Vorgaben über die Ausgewogenheit und den Nährstoffinhalt des
Futters. Schließlich ist es ein ureigenes Interesse der Hersteller, dass
Hunde und Katzen gesund bleiben,
und Appetit auf ihr Fressen haben.
Auch in Waltham ist die Hygiene die
wichtigste Pflicht der Mitarbeiter.
Denn Keime, von außen eingeschleppt, könnten in dem dichtbesiedelten Heimtierheim eine schlimme
Epidemie auslösen. Deshalb müssen
die Mitarbeiter vor dem Betreten der
Anlage durch eine regelrechte Hygieneschleuse. "Viele Katzen, die in
familiärer Umgebung leben, sind
Träger von Viren. Da viele unserer
Mitarbeiter zuhause Katzen haben,
ist es sehr wichtig, sicher zu gehen,
dass sie keine Viren von anderen
Tieren ins Waltham Center bringen",
erklärt die Tierärztin Laurie Bucher.
Gläserne Patienten
Kontrolle wird in dem Forschungszentrum groß geschrieben. Kein
Wunder, dass Katzen hier wie gläserne Patienten sind. Das tägliche
Wiegen, Kontrolle und Dokumentation des Körpergewichts gehört da
noch zu den harmlosen Überwachungsmaßnahmen. Der ehemalige
Kater Jeffrey hat es da schon schwerer: Gegen seine Instinkte musste er
lernen, in ein steriles Becken zu urinieren - für die Analyse.
Die Katzen von Waltham leben im
goldenen Käfig, nach draußen dürfen
sie nie. Sie könnten sich ja "etwas
einfangen". Zur Sicherheit wird auch
der Nachwuchs intern gezeugt. Eine
wahre Katzen-Dynastie, die ihr ganzes Leben im Palast verbringt.
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VON HEINZ GREULING:
»Wem die Glocke
schlägt«
W
enn die Kirchturmglocke im Laufe der Zeit
ihren brillanten Klang
verliert, wird es höchste Zeit für
das Glockenlabor an der FH
Kempten im Allgäu. Hier erforschen Wissenschaftler die Zusammenhänge zwischen dem Grad der
Beanspruchung durch den Klöppel, den Materialverformungen
und den Veränderungen im
Klangspektrum. Odysso hat es
sich angeschaut.
Wer gute Ohren hat, kann es hören:
Sie scheppert … die Glocke von Mariä Himmelfahrt in Oberbozen. Gegossen für eine Ewigkeit ist sie nicht
mehr heil. Offensichtlich hat ihr letztes Stündlein geschlagen. Ein Riss
verleidet seit August 2006 der katholischen Gemeinde in Südtirol den bestellten Wohlklang, neun Jahre seitdem sie geliefert wurde. Sie zeigt einen winzigen Haarriss an der Stelle,
wo der Klöppel Tag für Tag gegen
hämmert.
In Innsbruck wurde sie gegossen.
Von Peter Graßmayr. Seine Familie
gießt seit 1599 Glocken in der 14.
Generation. Sie stehen für Qualität
mit ihrem Namen, fühlen sich als
Glied in einer Kette einer großen und
langen Tradition. Schließlich sind
Glocken etwas Heiliges. Bestimmt
für einen heiligen Zweck.
Peter Graßmayrs Glocken sollen
auch noch in hundert Jahren heil sein
– wie die seiner Ur-Ur-UrGroßväter. Lief damals – 1997 – etwas schief bei der Geburt der Glocke
für die Gemeinde in Oberbozen?
Oder liegt es vielleicht am Klöppel
einer Fremdfirma, die den Klöppel
vielleicht nicht optimal ausgelegt
hat? Was ist die Ursache für den
Riss?
Auf der Suche nach dem
optimalen Klang
Hier kommt Peter Graßmayr ein Projekt zu Gute, an dem er und sieben
weitere europäische Glockengießer
aus Deutschland, Frankreich, Italien,
Spanien, Großbritannien und der
Seite 3
Schweiz beteiligt sind: ProBell. Deshalb weiß der Glockengießer, wer
ihm helfen kann: der Chef des Projekts, Professor Andreas Rupp von
der Fachhochschule Kempten im
Allgäu.
Rupp studiert mit seinen Mitarbeitern und Kollegen aus Italien und
Slovenien Krankheitsursachen besonderer Art. Sie versuchen, den
Klang und die Lebensdauer von Kirchenglocken zu studieren, um sie
später konkret zu verbessern und
Misstöne aus dem Kirchenturm zu
verhindern. Sie sind damit auf der
Suche nach dem optimalen Klang
und helfen Glockengießern und Auftraggebern wie den Kirchengemeinden.
ProBell hat ein Glocken-Labor eingerichtet, ein riesiger Schalltoter
Raum, in dem die über 22 Glocken
der Glockengießer ununterbrochen
geläutet werden. Bis an ihre
Schmerzgrenze. So simulieren die
Ingenieure vorzeitiges Altern und
schnelleren Verschleiß. Ein Tag im
Schalllabor ist wie ein Jahr im
Kirchturm.
Dauerläutexperiment im
Labor
Vielen historischen Kirchturmglocken droht der Verlust ihrer Klangbrillanz. Durch die Wucht, mit der
die stählernen Klöppel beim Läuten
auf die Glocke prallen, haben sich
oft bereits dünne Haarrisse gebildet,
so wie bei der Glocke von Peter
Graßmayr. Um zu verhindern, dass
für so manche Kirchenglocke schon
bald das letzte Stündlein schlägt,
müssen die Forscher die Zusammenhänge zwischen dem Grad der Beanspruchung durch den Klöppel, den
Materialverformungen und den Veränderungen im Klangspektrum erforschen.
Das Projekt hat im Oktober 2005 begonnen und wird bis zu diesem
Herbst die Startphase abschließen. In
Kempten stehen bereits über zwanzig Glocken samt Glockenstuhl, die
zum Teil von verschiedenen europäischen Glockengießereien extra für
dieses Projekt gegossen wurden. Die
Forscher haben seit Herbst mit den
Messungen im Labor begonnen. Unter anderem gibt es ein Dauerläutex-
periment neben akustischen Messungen und Materialtests. Die Forscher
untersuchen auch vor Ort Glocken in
europäischen Städten.
Auf den richtigen Klöppel kommt es an
Aus dem Vorgängerprojekt, das
noch am Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit lief, liegen schon erste überraschende Ergebnisse vor. So
hängt der Glockenverschleiß ganz
entscheidend von dem Winkel ab, in
dem die Glocken beim Läuten ausschwingen. Ganz besonders heikel
und gefährdet sind Glocken, denen
ein "falscher” Klöppel verpasst wurde. Die Kemptener geben Tipps und
Ratschläge, was dann zu tun ist.
Rupp und sein Team beschließen:
Das Problem in Oberbozen muss vor
Ort untersucht werden. Denn endgültige Klarheit kann nur der Test an
der wirklichen Glocke in Oberbozen
bringen. Früh am Morgen kommt
das Team dort an. Voll gepackt mit
Instrumenten und einer portablen
Messstation. Im Glockenstuhl bereiten die Ingenieure alles für die entscheidende Messung vor.
Hochsensible Messfühler bringen die richtige
Erkenntnis
Auch der Glockengießer Peter
Graßmayr ist mit dabei. Er will dabei
sein und dem Team helfen. Hochsensible Messfühler müssen an der
Glocke fixiert werden. Dick in Watte
gepackt. Schließlich müssen sie enorme Beschleunigungen aushalten –
mehrere hunderte Mal mehr als bei
einem Raketenstart.
Das Team richtet die Mikrofone ein.
Sie sind so empfindlich, dass sie
noch Husten draußen auf dem KirchPlatz registrieren. Der erste Test bestätigt: Die Töne der Glocke sind
nicht so, wie sie sein müssten. Sie
klingen scheppernd. Auch mit einem
standardisierten Klöppel angeschlagen bleibt der Ton verdorben. Doch
was hat den Riss verursacht?
Im Haupttest wird die Glocke so geläutet wie sie immer läutet. Hier in
Südtirol schwingt sie fast doppelt so
hoch wie vergleichbar in Deutsch-
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land und Österreich. Der schwere
Klöppel und das hohe Läuten – das
belastet die Glocke offensichtlich zu
sehr. Und mehr noch: Am höchsten
Punkt trifft der Klöppel auch noch
bis zu sieben Mal auf die Glocke –
statt nur ein Mal.
Damit zeichnet sich auch schon vor
Ort eine Empfehlung ab – natürlich
können erst die sorgfältigen Auswertungen endgültig darüber entscheiden, dann, wenn Messprotokolle und
– Daten studiert worden sind in
Kempten: Wenn so hoch geläutet
werden soll, dann müsste ein Klöppel wesentlich leichter dimensioniert
werden. Eines ist damit aber auch
klar: Es lag nicht am Glockengießer.
Peter Graßmayr wird die Glocke
noch einmal gießen. Denn: Ein schöner Klang – das ist es, worauf es ihm
ankommt.
VON DOROTHEE
STROMBERG:
»Marzipan im Test«
A
b Anfang Dezember sind
die Regale in den Kaufhäusern zum Bersten voll
mit Marzipan. Und jedes Jahr
kommen neue Varianten dazu - allerdings zu sehr unterschiedlichen
Preisen. Aber gibt es tatsächlich
"teuere" und "billige" Rezepte?
Und schmecken die auch besser
oder schlechter? Schließlich besteht Marzipan doch immer aus
Mandeln und Zucker!
Bei Marzipankartoffeln beispielsweise beträgt der Preisunterschied
bis zu drei Euro für eine 100Gramm-Tüte. Aber wie kann man
sich sicher sein, dass man mit teurem
Marzipan auch tatsächlich guten Geschmack einkauft? Gibt das Kleingedruckte Hinweise? Auffällig sind
unterschiedliche
Mandelgehalte!
Aber was bedeutet: "Feuchthaltemittel Invertase"?
Wir wollen es genau wissen und fahren nach Lübeck. In den Speichern
der alten Hansestadt lagerten bereits
vor 500 Jahren Mandeln und Zucker,
die mit Schiffen aus Venedig dorthin
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gebracht wurden. Die Lübecker Marzipanhersteller gelten seit 200 Jahren
als die besten ihrer Zunft. Dort kennt
man sich aus mit den feinen Unterschieden.
Die wichtigste Grundsubstanz sind die Mandeln
Erster Test vor Ort, im Labor der
Marzipanbäcker. Bereits beim Aufschneiden wird deutlich: der billige
Marzipan sieht innen ziemlich weiß
aus. Der teuere Marzipan dagegen
hat eine gelbliche Farbe. Der Grund:
Die Mandeln sind die wichtigste
Grundsubstanz für die Marzipanzubereitung. Die Mandeln die in Lübeck verwendet werden, stammen
aus Regionen am Mittelmeer. Sie
sind besonders aromatisch - und besonders teuer. Andere Mandeln sind
zwar billiger, haben aber weniger
Aroma. Das saftige Gelb von hochwertigem Marzipan entsteht, wenn
der Hauptanteil der Masse aus Mittelmeer-Mandeln gewonnen wird.
Der zweite Test. Jetzt geht es um die
unterschiedliche Konsistenz der
Marzipanbrote. Dazu werden die
Laibe auseinander gebrochen. Das
Innere des teuren Stücks macht Lust
zum Reinbeißen: es ist weich, frisch
und saftig. Ganz anders dagegen das
Billigprodukt: es bricht ganz leicht,
wirkt spröde, glatt und trocken.
Für all’ das gibt es einen ‚süßen’
Grund: Zucker! Je höher der Zuckeranteil, desto brüchiger und weißer
wird die Marzipanmasse. Mehr Zucker und weniger Mandeln - so wird
das Marzipan billig. Alle Lübecker
Marzipanbäcker haben sich freiwillig
dazu verpflichtet, zwei Drittel Mandeln und nur ein Drittel Zucker in ihrer Rohmasse zu verarbeiten - Billighersteller machen es genau umgekehrt.
Deshalb filtriert sie die Marzipanmilch so lange, bis schließlich eine
klare Flüssigkeit übrig bleibt.
Mit Hilfe dieser klaren Flüssigkeit
messen die Marzipanprofis den Zuckergehalt. Mit einem so genannten
Photometer. Es errechnet für die erste Probe 1.100 Einheiten Gesamtzuckergehalt. Das entspricht 65 Prozent
Zucker. Die Chemiker wissen: das
ist Billigmarzipan. Die zweite Probe
dagegen zeigt nur 466 Einheiten:
hier spielt der Zucker eine Nebenrolle; es handelt sich um "gutes" Marzipan.
Wie man billiges Marzipan saftig macht
Der extrem hohe Zuckergehalt im
billigen Marzipan macht aber ein
Problem: er trocknet aus. Um das
Marzipan "feucht" zu halten, wird
ein Trick angewendet. Dem Marzipan wird ein bestimmter Stoff zugesetzt, die Invertase. Sie spaltet die
großen Zuckermoleküle auf in viele
kleinere. Diese können Wasser an
sich binden. So gelingt es, zuckriges,
trockenes Marzipan künstlich saftig
zu halten.
Gutes Marzipan hat all das nicht nötig. In den Marzipanbäckereien von
Lübeck bleibt man bei bewährten
Traditionen und röstet das Marzipan
langsam in offenen Kupferkesseln.
Vieles auf dem Weg zum fertigen
Produkt ist noch Handarbeit.
Unsere Testergebnisse zeigen also:
es lohnt sich, beim Marzipankauf
genauer hinzusehen, was drin ist.
Nur dann ist der weihnachtliche
Marzipangenuss garantiert.
Unsere Seh- und Schneidetests können wissenschaftlich noch untermauert werden. Dazu müssen die Marzipanproben im Labor ein Vollbad
nehmen, in dem sie sich nach und
nach komplett auflösen. Nach vier
Stunden haben sich beide Proben in
eine milchige Flüssigkeit verwandelt.
Äußerlich kann die Chemikerin keinen Unterschied mehr feststellen.
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Literatur
Adressen
Prof. Leo Brunnberg
Freie Universität Berlin
Fachbereich Veterinärmedizin
Promotionskommission
Oertzenweg 19b
D-14163 Berlin
Links
Schnurren als Heilmittel
Ein Beitrag zum Thema aus der
"Bild der Wissenschaft".
Grassmayr Glockengießerei
Homepage der Grassmayr Glockengießerei, die bereits seit 4 Jahrhunderten und inzwischen über 14 Generationen ihr altes Handwerk betreibt.
Probell
ProBell hat ein Glocken-Labor eingerichtet, in dem Ingenieure Glocken
auf Herz und Nieren überprüfen können. Das Wissen soll dann bei der
Restaurierung und Erhaltung alter
Kirchturmglocken helfen. (engl.)
Erhard Oeser
»Katze und Mensch. Die Geschichte einer Beziehung«
Darmstadt, 2005
ISBN: 3-534-18244-8;
Der Wiener Philosophieprofessor
legt in seinem zweiten Buch eine
ausführliche Kulturgeschichte der
Katze vor. Er zeichnet nach, welche
Rolle und welches Ansehen sie in
den unterschiedlichen Kulturen, angefangen von Ägypten, über den
Nahen und Fernen Osten bis Europa
hatte.
Sabine Jansen-Nöllenburg
»Wie Katzen mit uns reden«
Müller Rüschlikon, Cham, 2001;
ISBN: 3-275-01374-2;
Wer seine Katze gut beobachtet und
sich viel mit ihr beschäftigt, dem
wird auffallen, dass manche Katze
durchaus zu einem "guten Gespräch"
aufgelegt ist. Schade eigentlich,
wenn man dann die Katzensprache
nicht beherrscht. Der kleine Ratgeber
von Sabine Jansen-Nöllenburg kann
da Abhilfe schaffen!
Desmond Morris
»Catwatching«
Heyne-Verlag, München, 2000
ISBN: 3-453-17259-0
Die Katze mit den Augen eines Verhaltensforschers gesehen - dieses
Buch ist ein idealer Schmöker für jeden, der sich manches Verhalten seines kleinen Stubentigers einfach
nicht erklären kann. Keine streng
wissenschaftliche Abhandlung, dafür
aber ein humorvoll und übersichtlich
gestalteter Ratgeber.
Laurence Bobis
»Die Katze - Geschichte und Legende«
G. Kiepenheuer Verlag, Leipzig,
2001
ISBN: 3-378-01052-5
Preis: 10,00 Euro
Gerd Ludwig
»Das große GU Praxishandbuch
Katzen«
Gräfe und Unzer, München, 2005
ISBN: 3-774-27373-1
Preis: 19,90 Euro
Hans W. Silvester
»Alle Katzen«
(Bildband)
Knesebeck, München 2005
ISBN: 3896602624
Preis: 14,95
Unsere nächste Sendung kommt am 14. Dezember 2006: K o n t a k t :
TÖDLICHE ARZNEIEN
SÜDWESTRUNDFUNK (SWR)
FS-Wissenschaft und Bildung
Ein Killer, der viermal mehr Todesopfer fordert als der Straßenverkehr: Tödliche Arzneien. Bis zu 30.000 Menschen pro Jahr sterben in Redaktion Odysso
Deutschland, durch Medikamente, mit verhängnisvollen Wechselwir- 76522 Baden-Baden
kungen. Die Ursache des Problems: in keinem anderen Land gibt es E-Mail: [email protected]
annähernd so viele Präparate wie in Deutschland. Kein Arzt kann das
Angebot von 60.000 Präparaten mehr überblicken. So sind gefährliche Internet:
Verschreibungskombinationen praktisch programmiert. Odysso zeigt, www.swr.de/odysso/
wie eine Beschränkung der Arzneimittelvielfalt das Problem entschärfen könnte.
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