Informationen zur Sendung vom 7. Dezember 2006 INHALT MYTHOS KATZE ¾ Schnurren heilt ¾ Wie vererben sich Farben und Muster im Katzenfell? ¾ Katzenhotel - alles für die Katz ¾ Wem die Glocke schlägt ¾ Marzipan im Test Das Schnurren von Katzen soll die Heilung verletzter Knochen unterstützen. © SWR MYTHOS KATZE Odysso ist eine Sendung des Katzen sind die Stars unter den Haustieren. Anschmiegsam und verspielt, dabei freiheitsliebend und mit eigener Persönlichkeit – so kennen und lieben Millionen von Katzenfreunden ihre samtpfotigen Hausgenossen. Jetzt hat auch die Wissenschaft die Katze entdeckt. Das Schnurren wurde bisher als reines Ausdrucksverhalten gewertet, mit dem Katzen nicht nur Zufriedenheit äußern, sondern vor allem ihre friedlichen Absichten. Forscher haben herausgefunden, dass der pulsierende Ton des Schnurrens die Heilung verletzter Knochen unterstützt. Odysso zeigt, warum Schnurren für Katze und Mensch gesund ist. VON BÄRBEL SCHEELE: »Schnurren heilt« W issenschaftler haben entdeckt, dass das Schnurren der Katze die Heilung verletzter Knochen unterstützt. Neueste Forschungen bestätigen, dass der pulsierende Ton des Schnurrens in einem für den Menschen wohltuenden Frequenzbereich liegt. Mit dem Schnurren scheint die Katze ein Instrument mit großer Heilungskraft zu besitzen. ¾ Adressen, Links & Literatur Das Schnurren der Katze wurde Gegenstand empirischer Untersuchungen. Bei Verletzungen des Skelettapparates konnte beobachtet werden, dass Knochenbrüche bei Katzen wesentlich schneller heilen als bei Hunden. Das Schnurren und die dadurch ausgelöste Vibration unterstützt die Heilung verletzter Knochen und Gelenke. Das Schnurren der Katze lässt Knochen schneller heilen. Kaum ein Laut wirkt beruhigender und anziehender auf den Menschen. Der vibrierende Brummton liegt zwischen 27 und 44 Hertz. Diese Frequenzen können chronische Schmerzen lindern. Eine Forschungsgruppe soll nun in einer computertomographi- schen Untersuchungsreihe die heilende Wirkung des Schnurrens genauer untersuchen. Seit vielen Jahren lehrt und operiert Leo Brunnberg an der Poliklinik für Haustiere in Berlin Zehlendorf. Während seiner Forschungen hat er festgestellt, dass Knochen besser zusammenwachsen, wenn man sie durch Bewegungen stimuliert. Tausende von Tieren hat der Veterinärmediziner behandelt. Immer wieder war der Tierarzt darüber erstaunt, wie schnell sich Katzen nach Operationen erholen. Mit dem Schnurren besitzt die Katze ein wirkungsvolles Mittel, Verletzungen selbst zu therapieren. Anwendung in der Medizin Die Frequenzen des tierischen Brummtons übertragen sich auf die langen Röhrenknochen Oberarm, Unterarm, Oberschenkel, Unterschenkel und verursachen Vibrationen. Wissenschaftler wollen ein Implantat entwickeln, das die Frequenz Wissensmagazin Odysso – Wissen entdecken Odysso vom 7. Dezember 2006 nachahmt und Schwingungen im Knochen erzeugt, die eine Frakturheilung stimuliert. Sollte sich der Zusammenhang zwischen Schnurren und höherer Knochendichte bestätigen, denken die Forscher an fantastische Anwendungen in der Zukunft auch für den Menschen. Astronauten, Sportler, Osteoporosepatienten könnten die Schnurrfrequenzen gegen Muskelschwund und bei Verletzungen nutzen. VON CHRISTINE JANAITIS: »Wie vererben sich Farben und Muster im Katzenfell?« K atzen haben viele unterschiedliche Farben und Muster. Rein genetisch aber ist jedes Tier entweder rot oder schwarz. Die Vielfalt der Farben beruht lediglich auf Verdünnungsfaktoren. Diese wirken im ganzen Katzenfell oder nur an manchen Stellen - dann wird die Katze zum Beispiel getigert oder gescheckt. Im Extremfall wird sie sogar fast weiß - rein genetisch ist sie aber trotzdem immer rot oder schwarz. Dabei liegt das Gen für rote Fellfarbe auf dem X-Chromosom. Ein Kater hat nur ein X-Chromosom und daher immer die Farbe, die dieses vorgibt. Trägt sein X-Chromosom die Information "rot", so ist er rot. Trägt es "schwarz", ist er schwarz. Dreifarbige Glückskatzen sind immer weiblich Eine Kätzin aber hat zwei XChromosomen. Liefern beide die gleiche Information, beispielsweise schwarz, so ist auch ihre Fellfarbe klar. Trägt aber eines die Information "rot" und das andere "schwarz", so wird die Katze rot und schwarz gescheckt, weil immer nur ein XChromosom in den einzelnen Körperbereichen aktiv ist. Nur wo das Chromosom mit der Information "rot" wirkt, hat sie rote Flecken, an- Seite 2 sonsten ist sie schwarz. Das Muster beruht allerdings auf dem Zufall. Eine echte dreifarbige Glückskatze ist also immer weiblich. VON NADJA FRENZ: »Katzenhotel – alles für die Katz« R olls hasst Zähneputzen. Doch der Versuchskater hat keine Wahl, denn er und seine Zähne stehen im Dienst der Heimtierforschung. Seit seiner Geburt lebt Rolls mit 600 weiteren Katzen in Waltham, dem weltgrößten Zentrum für Heimtierforschung. Das einhundertfünfzig Kilometer nördlich von London gelegene Waltham wird hauptsächlich von den Tierfutterherstellern unterhalten. Und so ist auch die wichtigste Aufgabe der Katzenschar das Fressen - oder vielleicht sollte man besser sagen: das "Verkosten" neuer Futterkreationen. Damit die Katzen beim Fressen nicht abgelenkt werden, bekommen sie das Futter einzeln und in standardisierten Fresskabinen serviert - eine wichtige Voraussetzung für wissenschaftliche Exaktheit. Zwei verschiedene Menüs gibt es zur Auswahl. Welches kommt besser an? Und wovon fressen die Katzen mehr? An Informationen wie diesen sind die Hersteller von "Geflügeltöpfchen" oder "Ragout mit Wild" brennend interessiert, geht es doch um einen MilliardenEuro-Markt. In Deutschland kommen übrigens alle aus der Werbung bekannten Marken aus einem Hause - von Masterfoods bei Bremen. Dort begutachten zunächst menschliche Fachleute den Doseninhalt - auch wenn deren Nasen allenfalls ein vorläufiges Urteil über die Qualität ermöglichen. Von der Stiftung Warentest wird die Qualität des Dosenfutters übrigens überwiegend mit "gut" und "sehr gut" bewertet. Kein Wunder, denn der wichtigste Rohstoff für das Futter sind Schlachtabfälle. Und in Zeiten, wo der Mensch am liebsten nur noch Filet isst, bleibt jede Menge hoch- wertiges Material für die Vierbeiner übrig. Hygiene wird groß geschrieben Die Hygiene bei der Herstellung des Dosenfutters wird ständig kontrolliert, und es gibt strenge tiermedizinische Vorgaben über die Ausgewogenheit und den Nährstoffinhalt des Futters. Schließlich ist es ein ureigenes Interesse der Hersteller, dass Hunde und Katzen gesund bleiben, und Appetit auf ihr Fressen haben. Auch in Waltham ist die Hygiene die wichtigste Pflicht der Mitarbeiter. Denn Keime, von außen eingeschleppt, könnten in dem dichtbesiedelten Heimtierheim eine schlimme Epidemie auslösen. Deshalb müssen die Mitarbeiter vor dem Betreten der Anlage durch eine regelrechte Hygieneschleuse. "Viele Katzen, die in familiärer Umgebung leben, sind Träger von Viren. Da viele unserer Mitarbeiter zuhause Katzen haben, ist es sehr wichtig, sicher zu gehen, dass sie keine Viren von anderen Tieren ins Waltham Center bringen", erklärt die Tierärztin Laurie Bucher. Gläserne Patienten Kontrolle wird in dem Forschungszentrum groß geschrieben. Kein Wunder, dass Katzen hier wie gläserne Patienten sind. Das tägliche Wiegen, Kontrolle und Dokumentation des Körpergewichts gehört da noch zu den harmlosen Überwachungsmaßnahmen. Der ehemalige Kater Jeffrey hat es da schon schwerer: Gegen seine Instinkte musste er lernen, in ein steriles Becken zu urinieren - für die Analyse. Die Katzen von Waltham leben im goldenen Käfig, nach draußen dürfen sie nie. Sie könnten sich ja "etwas einfangen". Zur Sicherheit wird auch der Nachwuchs intern gezeugt. Eine wahre Katzen-Dynastie, die ihr ganzes Leben im Palast verbringt. Wissensmagazin Odysso – Wissen entdecken Odysso vom 7. Dezember 2006 VON HEINZ GREULING: »Wem die Glocke schlägt« W enn die Kirchturmglocke im Laufe der Zeit ihren brillanten Klang verliert, wird es höchste Zeit für das Glockenlabor an der FH Kempten im Allgäu. Hier erforschen Wissenschaftler die Zusammenhänge zwischen dem Grad der Beanspruchung durch den Klöppel, den Materialverformungen und den Veränderungen im Klangspektrum. Odysso hat es sich angeschaut. Wer gute Ohren hat, kann es hören: Sie scheppert … die Glocke von Mariä Himmelfahrt in Oberbozen. Gegossen für eine Ewigkeit ist sie nicht mehr heil. Offensichtlich hat ihr letztes Stündlein geschlagen. Ein Riss verleidet seit August 2006 der katholischen Gemeinde in Südtirol den bestellten Wohlklang, neun Jahre seitdem sie geliefert wurde. Sie zeigt einen winzigen Haarriss an der Stelle, wo der Klöppel Tag für Tag gegen hämmert. In Innsbruck wurde sie gegossen. Von Peter Graßmayr. Seine Familie gießt seit 1599 Glocken in der 14. Generation. Sie stehen für Qualität mit ihrem Namen, fühlen sich als Glied in einer Kette einer großen und langen Tradition. Schließlich sind Glocken etwas Heiliges. Bestimmt für einen heiligen Zweck. Peter Graßmayrs Glocken sollen auch noch in hundert Jahren heil sein – wie die seiner Ur-Ur-UrGroßväter. Lief damals – 1997 – etwas schief bei der Geburt der Glocke für die Gemeinde in Oberbozen? Oder liegt es vielleicht am Klöppel einer Fremdfirma, die den Klöppel vielleicht nicht optimal ausgelegt hat? Was ist die Ursache für den Riss? Auf der Suche nach dem optimalen Klang Hier kommt Peter Graßmayr ein Projekt zu Gute, an dem er und sieben weitere europäische Glockengießer aus Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Großbritannien und der Seite 3 Schweiz beteiligt sind: ProBell. Deshalb weiß der Glockengießer, wer ihm helfen kann: der Chef des Projekts, Professor Andreas Rupp von der Fachhochschule Kempten im Allgäu. Rupp studiert mit seinen Mitarbeitern und Kollegen aus Italien und Slovenien Krankheitsursachen besonderer Art. Sie versuchen, den Klang und die Lebensdauer von Kirchenglocken zu studieren, um sie später konkret zu verbessern und Misstöne aus dem Kirchenturm zu verhindern. Sie sind damit auf der Suche nach dem optimalen Klang und helfen Glockengießern und Auftraggebern wie den Kirchengemeinden. ProBell hat ein Glocken-Labor eingerichtet, ein riesiger Schalltoter Raum, in dem die über 22 Glocken der Glockengießer ununterbrochen geläutet werden. Bis an ihre Schmerzgrenze. So simulieren die Ingenieure vorzeitiges Altern und schnelleren Verschleiß. Ein Tag im Schalllabor ist wie ein Jahr im Kirchturm. Dauerläutexperiment im Labor Vielen historischen Kirchturmglocken droht der Verlust ihrer Klangbrillanz. Durch die Wucht, mit der die stählernen Klöppel beim Läuten auf die Glocke prallen, haben sich oft bereits dünne Haarrisse gebildet, so wie bei der Glocke von Peter Graßmayr. Um zu verhindern, dass für so manche Kirchenglocke schon bald das letzte Stündlein schlägt, müssen die Forscher die Zusammenhänge zwischen dem Grad der Beanspruchung durch den Klöppel, den Materialverformungen und den Veränderungen im Klangspektrum erforschen. Das Projekt hat im Oktober 2005 begonnen und wird bis zu diesem Herbst die Startphase abschließen. In Kempten stehen bereits über zwanzig Glocken samt Glockenstuhl, die zum Teil von verschiedenen europäischen Glockengießereien extra für dieses Projekt gegossen wurden. Die Forscher haben seit Herbst mit den Messungen im Labor begonnen. Unter anderem gibt es ein Dauerläutex- periment neben akustischen Messungen und Materialtests. Die Forscher untersuchen auch vor Ort Glocken in europäischen Städten. Auf den richtigen Klöppel kommt es an Aus dem Vorgängerprojekt, das noch am Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit lief, liegen schon erste überraschende Ergebnisse vor. So hängt der Glockenverschleiß ganz entscheidend von dem Winkel ab, in dem die Glocken beim Läuten ausschwingen. Ganz besonders heikel und gefährdet sind Glocken, denen ein "falscher” Klöppel verpasst wurde. Die Kemptener geben Tipps und Ratschläge, was dann zu tun ist. Rupp und sein Team beschließen: Das Problem in Oberbozen muss vor Ort untersucht werden. Denn endgültige Klarheit kann nur der Test an der wirklichen Glocke in Oberbozen bringen. Früh am Morgen kommt das Team dort an. Voll gepackt mit Instrumenten und einer portablen Messstation. Im Glockenstuhl bereiten die Ingenieure alles für die entscheidende Messung vor. Hochsensible Messfühler bringen die richtige Erkenntnis Auch der Glockengießer Peter Graßmayr ist mit dabei. Er will dabei sein und dem Team helfen. Hochsensible Messfühler müssen an der Glocke fixiert werden. Dick in Watte gepackt. Schließlich müssen sie enorme Beschleunigungen aushalten – mehrere hunderte Mal mehr als bei einem Raketenstart. Das Team richtet die Mikrofone ein. Sie sind so empfindlich, dass sie noch Husten draußen auf dem KirchPlatz registrieren. Der erste Test bestätigt: Die Töne der Glocke sind nicht so, wie sie sein müssten. Sie klingen scheppernd. Auch mit einem standardisierten Klöppel angeschlagen bleibt der Ton verdorben. Doch was hat den Riss verursacht? Im Haupttest wird die Glocke so geläutet wie sie immer läutet. Hier in Südtirol schwingt sie fast doppelt so hoch wie vergleichbar in Deutsch- Wissensmagazin Odysso – Wissen entdecken Odysso vom 7. Dezember 2006 land und Österreich. Der schwere Klöppel und das hohe Läuten – das belastet die Glocke offensichtlich zu sehr. Und mehr noch: Am höchsten Punkt trifft der Klöppel auch noch bis zu sieben Mal auf die Glocke – statt nur ein Mal. Damit zeichnet sich auch schon vor Ort eine Empfehlung ab – natürlich können erst die sorgfältigen Auswertungen endgültig darüber entscheiden, dann, wenn Messprotokolle und – Daten studiert worden sind in Kempten: Wenn so hoch geläutet werden soll, dann müsste ein Klöppel wesentlich leichter dimensioniert werden. Eines ist damit aber auch klar: Es lag nicht am Glockengießer. Peter Graßmayr wird die Glocke noch einmal gießen. Denn: Ein schöner Klang – das ist es, worauf es ihm ankommt. VON DOROTHEE STROMBERG: »Marzipan im Test« A b Anfang Dezember sind die Regale in den Kaufhäusern zum Bersten voll mit Marzipan. Und jedes Jahr kommen neue Varianten dazu - allerdings zu sehr unterschiedlichen Preisen. Aber gibt es tatsächlich "teuere" und "billige" Rezepte? Und schmecken die auch besser oder schlechter? Schließlich besteht Marzipan doch immer aus Mandeln und Zucker! Bei Marzipankartoffeln beispielsweise beträgt der Preisunterschied bis zu drei Euro für eine 100Gramm-Tüte. Aber wie kann man sich sicher sein, dass man mit teurem Marzipan auch tatsächlich guten Geschmack einkauft? Gibt das Kleingedruckte Hinweise? Auffällig sind unterschiedliche Mandelgehalte! Aber was bedeutet: "Feuchthaltemittel Invertase"? Wir wollen es genau wissen und fahren nach Lübeck. In den Speichern der alten Hansestadt lagerten bereits vor 500 Jahren Mandeln und Zucker, die mit Schiffen aus Venedig dorthin Seite 4 gebracht wurden. Die Lübecker Marzipanhersteller gelten seit 200 Jahren als die besten ihrer Zunft. Dort kennt man sich aus mit den feinen Unterschieden. Die wichtigste Grundsubstanz sind die Mandeln Erster Test vor Ort, im Labor der Marzipanbäcker. Bereits beim Aufschneiden wird deutlich: der billige Marzipan sieht innen ziemlich weiß aus. Der teuere Marzipan dagegen hat eine gelbliche Farbe. Der Grund: Die Mandeln sind die wichtigste Grundsubstanz für die Marzipanzubereitung. Die Mandeln die in Lübeck verwendet werden, stammen aus Regionen am Mittelmeer. Sie sind besonders aromatisch - und besonders teuer. Andere Mandeln sind zwar billiger, haben aber weniger Aroma. Das saftige Gelb von hochwertigem Marzipan entsteht, wenn der Hauptanteil der Masse aus Mittelmeer-Mandeln gewonnen wird. Der zweite Test. Jetzt geht es um die unterschiedliche Konsistenz der Marzipanbrote. Dazu werden die Laibe auseinander gebrochen. Das Innere des teuren Stücks macht Lust zum Reinbeißen: es ist weich, frisch und saftig. Ganz anders dagegen das Billigprodukt: es bricht ganz leicht, wirkt spröde, glatt und trocken. Für all’ das gibt es einen ‚süßen’ Grund: Zucker! Je höher der Zuckeranteil, desto brüchiger und weißer wird die Marzipanmasse. Mehr Zucker und weniger Mandeln - so wird das Marzipan billig. Alle Lübecker Marzipanbäcker haben sich freiwillig dazu verpflichtet, zwei Drittel Mandeln und nur ein Drittel Zucker in ihrer Rohmasse zu verarbeiten - Billighersteller machen es genau umgekehrt. Deshalb filtriert sie die Marzipanmilch so lange, bis schließlich eine klare Flüssigkeit übrig bleibt. Mit Hilfe dieser klaren Flüssigkeit messen die Marzipanprofis den Zuckergehalt. Mit einem so genannten Photometer. Es errechnet für die erste Probe 1.100 Einheiten Gesamtzuckergehalt. Das entspricht 65 Prozent Zucker. Die Chemiker wissen: das ist Billigmarzipan. Die zweite Probe dagegen zeigt nur 466 Einheiten: hier spielt der Zucker eine Nebenrolle; es handelt sich um "gutes" Marzipan. Wie man billiges Marzipan saftig macht Der extrem hohe Zuckergehalt im billigen Marzipan macht aber ein Problem: er trocknet aus. Um das Marzipan "feucht" zu halten, wird ein Trick angewendet. Dem Marzipan wird ein bestimmter Stoff zugesetzt, die Invertase. Sie spaltet die großen Zuckermoleküle auf in viele kleinere. Diese können Wasser an sich binden. So gelingt es, zuckriges, trockenes Marzipan künstlich saftig zu halten. Gutes Marzipan hat all das nicht nötig. In den Marzipanbäckereien von Lübeck bleibt man bei bewährten Traditionen und röstet das Marzipan langsam in offenen Kupferkesseln. Vieles auf dem Weg zum fertigen Produkt ist noch Handarbeit. Unsere Testergebnisse zeigen also: es lohnt sich, beim Marzipankauf genauer hinzusehen, was drin ist. Nur dann ist der weihnachtliche Marzipangenuss garantiert. Unsere Seh- und Schneidetests können wissenschaftlich noch untermauert werden. Dazu müssen die Marzipanproben im Labor ein Vollbad nehmen, in dem sie sich nach und nach komplett auflösen. Nach vier Stunden haben sich beide Proben in eine milchige Flüssigkeit verwandelt. Äußerlich kann die Chemikerin keinen Unterschied mehr feststellen. Wissensmagazin Odysso – Wissen entdecken Odysso vom 7. Dezember 2006 Seite 5 Literatur Adressen Prof. Leo Brunnberg Freie Universität Berlin Fachbereich Veterinärmedizin Promotionskommission Oertzenweg 19b D-14163 Berlin Links Schnurren als Heilmittel Ein Beitrag zum Thema aus der "Bild der Wissenschaft". Grassmayr Glockengießerei Homepage der Grassmayr Glockengießerei, die bereits seit 4 Jahrhunderten und inzwischen über 14 Generationen ihr altes Handwerk betreibt. Probell ProBell hat ein Glocken-Labor eingerichtet, in dem Ingenieure Glocken auf Herz und Nieren überprüfen können. Das Wissen soll dann bei der Restaurierung und Erhaltung alter Kirchturmglocken helfen. (engl.) Erhard Oeser »Katze und Mensch. Die Geschichte einer Beziehung« Darmstadt, 2005 ISBN: 3-534-18244-8; Der Wiener Philosophieprofessor legt in seinem zweiten Buch eine ausführliche Kulturgeschichte der Katze vor. Er zeichnet nach, welche Rolle und welches Ansehen sie in den unterschiedlichen Kulturen, angefangen von Ägypten, über den Nahen und Fernen Osten bis Europa hatte. Sabine Jansen-Nöllenburg »Wie Katzen mit uns reden« Müller Rüschlikon, Cham, 2001; ISBN: 3-275-01374-2; Wer seine Katze gut beobachtet und sich viel mit ihr beschäftigt, dem wird auffallen, dass manche Katze durchaus zu einem "guten Gespräch" aufgelegt ist. Schade eigentlich, wenn man dann die Katzensprache nicht beherrscht. Der kleine Ratgeber von Sabine Jansen-Nöllenburg kann da Abhilfe schaffen! Desmond Morris »Catwatching« Heyne-Verlag, München, 2000 ISBN: 3-453-17259-0 Die Katze mit den Augen eines Verhaltensforschers gesehen - dieses Buch ist ein idealer Schmöker für jeden, der sich manches Verhalten seines kleinen Stubentigers einfach nicht erklären kann. Keine streng wissenschaftliche Abhandlung, dafür aber ein humorvoll und übersichtlich gestalteter Ratgeber. Laurence Bobis »Die Katze - Geschichte und Legende« G. Kiepenheuer Verlag, Leipzig, 2001 ISBN: 3-378-01052-5 Preis: 10,00 Euro Gerd Ludwig »Das große GU Praxishandbuch Katzen« Gräfe und Unzer, München, 2005 ISBN: 3-774-27373-1 Preis: 19,90 Euro Hans W. Silvester »Alle Katzen« (Bildband) Knesebeck, München 2005 ISBN: 3896602624 Preis: 14,95 Unsere nächste Sendung kommt am 14. Dezember 2006: K o n t a k t : TÖDLICHE ARZNEIEN SÜDWESTRUNDFUNK (SWR) FS-Wissenschaft und Bildung Ein Killer, der viermal mehr Todesopfer fordert als der Straßenverkehr: Tödliche Arzneien. Bis zu 30.000 Menschen pro Jahr sterben in Redaktion Odysso Deutschland, durch Medikamente, mit verhängnisvollen Wechselwir- 76522 Baden-Baden kungen. Die Ursache des Problems: in keinem anderen Land gibt es E-Mail: [email protected] annähernd so viele Präparate wie in Deutschland. Kein Arzt kann das Angebot von 60.000 Präparaten mehr überblicken. So sind gefährliche Internet: Verschreibungskombinationen praktisch programmiert. Odysso zeigt, www.swr.de/odysso/ wie eine Beschränkung der Arzneimittelvielfalt das Problem entschärfen könnte. Wissensmagazin Odysso – Wissen entdecken