Projekt: „EOS – Energieoptimierung Schlammbehandlung“ Seite 1 von 3 Das Institut für Wassergüte, Ressourcenmanagement und Abfallwirtschaft der Technischen Universität Wien wurde von der ebswien hauptkläranlage beauftragt, eine Studie zur Energie­ optimierung der Schlammbehandlung mit Berücksichtigung der Abwasserreinigung durchzuführen. Prinzip einer Kläranlage Damit Gewässer nicht eutrophieren und in Folge „kippen“, darf Abwasser nicht ungereinigt in Gewässer (Flüsse, Meere, Seen) geleitet werden. Die Abwasserreinigung verläuft in mehreren Schritten. Im ersten Schritt, der mechanischen Reinigungsstufe, werden grobe Verunreinigungen mittels Rechen abgetrennt, anorganische Feststoffe werden im Sandfang abgesetzt, organische Substanzen, die nicht gelöst und schwerer als das Wasser sind, werden im Vorklärbecken abgesetzt. In der biologischen Reinigungsstufe wird der Kohlenstoff durch kontinuierliche Sauerstoffzugabe durch Mikroorganismen zu Kohlenstoffdioxid umgewandelt sowie zu Biomasse (Schlamm) abgebaut. Ammonium wird bei der sogenannten Nitrifikation zu Nitrat oxidiert. Alternierend oder simultan wird die Sauerstoffzufuhr gestoppt. Dabei entstehen anoxische Bedingungen und bestimmte Mikroorganismen können durch Denitrifikation Nitrat zu Stickstoff reduzieren, und gleichzeitig wird Kohlenstoff zu Kohlenstoffdioxid oxidiert. Im Nachklärbecken setzt sich der Belebtschlamm ab, dies wird zum Beispiel durch das Fällen von Phosphor beschleunigt, und der Überstand, gereinigtes Abwasser, fließt aus dem Nachklärbecken in den Vorfluter. Ein Teil des Belebtschlammes wird wieder zurück in das Belebtschlammbecken geleitet, und der überschüssige Zuwachs an Biomasse wird eingedickt und entsorgt. In naher Zukunft kann Schlamm in Faultürmen zur Energieproduktion genützt werden. Beschreibung und Ziel des Projekts Der Projekttitel „EOS“ steht für „Energieoptimierung Schlammbehandlung“. Die Idee ist, den eingedickten Überschussschlamm der Kläranlage in Faultürme einzubringen. Durch anaeroben Abbau des Kohlenstoffes entsteht Faulgas, ein Gemisch aus Methan und Kohlenstoffdioxid, welches energetisch genutzt werden kann, sodass beispielsweise Pumpen und Luftkompressoren betrieben werden können. Abwasserreinigung ist durch das Heben von Abwasser und Schlamm durch Pumpen und das Einblasen von Luft mittels Kompressoren energieaufwendig. Die ebswien hauptkläranlage setzt daher auf erneuerbare Energien, um Kosten zu sparen und ernergieautark von Stromanbietern zu werden. Derzeit nutzt die ebswien hauptkläranlage bereits Sonnenenergie, Wasser- und Windkraft (Projekt SternE – Strom aus erneuerbarer Energie). Das Ziel der Studie besteht darin, die Anlage energieoptimiert zu betreiben. Dafür muss die ideale Schlammkonzentration für die Faultürme ermittelt werden, denn die Problematik besteht darin, den Schlamm möglichst stark zu entwässern, um geringstmögliche Massen transportieren und erwärmen zu müssen; jedoch muss der Schlamm noch flüssig genug sein, um transportfähig zu Stefan Zeman Praktikum 30.07. – 31.08.2012 TU Wien, Institut für Wassergüte, Ressourcenmanagement und Abfallwirtschaft Projekt: „EOS – Energieoptimierung Schlammbehandlung“ Seite 2 von 3 bleiben. Eine wesentliche Problemstellung liegt darin, dass Mikroorganismen durch hohe Ammoniumkonzentration, deren Ursache der erhöhte Trockensubstanzgehalt, ist gehemmt werden können. Die Ergebnisse dieser Studie werden bei der Bauplanung der ebswien hauptkläranlage bereits jetzt berücksichtigt. Wenn die Idee, Schlammfaulung bei erhöhtem Feststoffgehalt zu betreiben, erfolgreich in die Praxis umgesetzt werden kann, wäre es denkbar, dass auch andere Kläranlagen in der Welt auf diese Forschungsergebnisse zurückgreifen. Untersuchungen und Messungen für die Studie (Beispiele) Am Institut für Wassergüte, Ressourcenmanagement und Abfallwirtschaft der TU Wien befinden sich Versuchsreaktoren, in denen Bakterien unter anaeroben Bedingungen unter ständigem Rühren und bei konstanter Temperatur Faulgas produzieren. Die Versuchsparameter sind jenen der zukünftigen Großanlage nachempfunden. Die Versuchsreaktoren stellen die geplanten Faultürme im Kleinformat dar. Einige Parameter des Schlammes mussten in regelmäßigen Abständen für die Studie untersucht und gemessen werden. Dafür zog das Institut für Wassergüte, Ressourcenmanagement und Abfallwirtschaft der Technischen Universität Wien mehrmals pro Woche Proben aus den Versuchsreaktoren und aus der ebswien hauptkläranlage. Trockensubstanz/organische Trockensubstanz (TS/oTS): Dies ist eine gravimetrische Bestimmung, bei der das Gewicht eines Faltenfilters notiert und anschließend ein bestimmtes Volumen des Schlammes filtriert wird. Der Filter samt Schlamm wird im Trockenschrank bei 104 °C getrocknet und gewogen. Die Differenz zwischen dem Gewicht des Filters mit der Probe und dem Filter ohne Probe ergibt die Trockensubstanz. Der getrocknete Filter wird in einem vorher gewogenen Tiegel im Muffelofen bei 550 °C verascht. Weil die organischen Stoffe in CO2 umgewandelt werden, ergibt die Differenz aus dem Gewicht des Tiegels und dem des Tiegels mit der Asche die anorganische Trockensubstanz. Trockensubstanz minus der anorganischen Trockensubstanz ergibt die organische Trockensubstanz. Chemischer Sauerstoffbedarf (CSB): Dies ist eine titrimetrische Bestimmung, bei der man nahezu alle Kohlenstoffverbindungen im stark sauren Medium mithilfe von Ag2SO4-Lösung als Katalysator versetzt und mit einem bestimmten Volumen K2Cr2O7-Lösung oxidiert. Nach dem Kochen wird die Probelösung mit einer Ferroin-Lösung als Indikator versetzt, und es wird mit einer (NH4)2Fe(SO4)2-Lösung das nicht verbrauchte Volumen an K2Cr2O7-Lösung rücktitriert. Der CSB wird aus dem Verbrauch an K2Cr2O7-Lösung errechnet. Phosphorgehalt aus dem Ortho-Phosphat; Ammonium, Nitrit, Nitrat: Dies ist eine photometrische Messmethode, bei der die Probelösungen mit bestimmten Chemikalien versetzt werden, die mit dem zu analysierenden Stoff einen Farbkomplex bilden. Stefan Zeman Praktikum 30.07. – 31.08.2012 TU Wien, Institut für Wassergüte, Ressourcenmanagement und Abfallwirtschaft Projekt: „EOS – Energieoptimierung Schlammbehandlung“ Seite 3 von 3 Mithilfe eines Photometers werden die Extinktionen bei einer bestimmten Wellenlänge des Lichts gemessen. Das bedeutet, dass man sich aufgrund der Intensität des Farbkomplexes die Konzentration des gesuchten Ions errechnen kann. Bei vielen Proben ist der Autoanalyzer eine große Hilfe, da es möglich ist, alle vier Parameter – Phosphat, Ammonium, Nitrit und Nitrat – von einer Probe gleichzeitig zu bestimmen. Zukünftige Umsetzung des Projekts Die ebswien hauptkläranlage arbeitet bereits an der Umsetzung des Projekts. Der Baubeginn der Schlammbehandlungsanlage ist ab 2015 und die Fertigstellung für 2020 geplant. Entsprechend den Versuchsreaktoren im Labor des Instituts für Wassergüte, Ressourcen­ management und Abfallwirtschaft der Technischen Universität Wien sollen sechs jeweils 35 Meter hohe Faultürme errichtet sowie erforderliche Um- und Neubauten während des laufenden Betriebs durchgeführt werden. Das aus dem Klärschlamm entstehende Klärgas wird dann in Blockheizkraftwerken in Strom und Wärme umgewandelt. Faulgas ist im Gegensatz zu Wind und Sonne ständig verfügbar. Deshalb wird es als erneuerbarer Energieträger anerkannt. Nach Inbetriebnahme der Schlammbehandlungsanlage kann der Energiebedarf komplett aus erneuerbarer Energie gedeckt und der Ausstoß an CO2-Äquivalenten um 40.000 Tonnen pro Jahr gesenkt werden. Dies ist ein wichtiger Beitrag zur Erreichung der Wiener Klimaschutzziele (Quelle: www.ebswien.at). Im Angesicht steigender Energiepreise und der Klimaveränderung zeigt das EOS-Projekt, dass Investitionen in den Klimaschutz ökologisch und ökonomisch sinnvoll sind. Fazit Das Faszinierende an diesem Projekt ist, dass man Abfall zur Energiegewinnung verwenden kann anstatt diesen endzulagern oder zu verbrennen. Es gibt sozusagen eine Win-win-Situation. Einerseits wird Müll entsorgt, andererseits Energie aus Biomasse gewonnen. Praktikant: Stefan Zeman, geb. am 19.10.1996 3433 Königstetten, Brunnenstraße 5A/1, Tel.: 0660/2196904, [email protected] Schüler der HBLVA Rosensteingasse, 1170 Wien, Rosensteingasse 79, http://hblva17.ac.at Im neuen Ausbildungsschwerpunkt „Chemie – Betriebsmanagement und Marketing“ wird ein interdisziplinärer Zugang zu den Fachgebieten der chemischen Technologien und der Umwelttechnik sowie den betriebstechnischen und betriebswirtschaftlichen Kernbereichen vermittelt. Pflichtpraktikum vom 30.07. bis 31.08.2012 Unterschrift: Praktikumsgeber: Technische Universität Wien Institut für Wassergüte, Ressourcenmanagement und Abfallwirtschaft Betreuender Wissenschaftler: Dipl.-Ing. Dr. techn. Ernis Saracevic, Laborleiter 1040 Wien, Karlsplatz 13/226, T: 01/58801-22660, [email protected] http://iwr.tuwien.ac.at/ressourcen Unterschrift: Stefan Zeman Praktikum 30.07. – 31.08.2012 TU Wien, Institut für Wassergüte, Ressourcenmanagement und Abfallwirtschaft