Johann Wolfgang Goethe-Universität

Werbung
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
3. Schaltnetze
3.1 Spezielle Schaltnetze
3.1.1 Multiplexer/Demultiplexer
3.1.2 Datenbuszugang
3.1.3 Permutationsschaltnetz
3.1.4 Vergleicher (Komparator)
3.1.5 Addierer
3.1.6 Multiplizierer
3.1.7 Zahlendarstellung
3.2 PLA (programmable logic arrays)
3.3 Elektrotechnische Grundlagen
3.4 Zeitliches Verhalten von Schaltnetzen
3.5 Hazards (Gefahr) in Schaltnetzen
3.6 Abbildung auf eine Gatter-Bibliothek
SS 2002
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
1
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
3.1 Spezielle Schaltnetze
3.1.1 Multiplexer/Demultiplexer
3.1.2 Datenbuszugang
3.1.3 Permutationsschaltnetz
3.1.4 Vergleicher (Komparator)
3.1.5 Addierer
3.1.6 Multiplizierer
3.1.7 Zahlendarstellung
SS 2002
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
2
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
3.1.1 Multiplexer/Demultiplexer
Ein Multiplexer/Demultiplexer ist ein Schaltnetz, welches eine Datenweiche darstellt.
Multiplexer:
Eingänge
E
f(SEL,E) = eg(SEL)
Steuersignale
SEL
Definition:
Ein Multiplexer ist eine Boolesche Funktion f , für die gilt:
f:
m
n
m
f SEL E eg SEL
log2 n
SEL
E
m
n
Für die Abbildung g gilt:
g:
m
g SEL m 1
∑ seli 2i
i 0
SS 2002
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
3
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
Demultiplexer
Demultiplexer arbeiten invers zu den Multiplexern. Sie verteilen
einen Datenstrom auf mehrere auswählbare Kanäle. Demultiplexer finden oftmals in integrierten Schaltkreisen Anwendung, um die
Zahl der Anschlußpins zu begrenzen.
1. In DRAMS wird der höherwertige und der niederwertige Teil
nacheinander auf den Adreßbus gelegt. Der Baustein muß
dann die Signale intern demultiplexen und dem Spalten- bzw.
Zeilendekoder zuführen.
2. In manchen Mikroprozessoren werden Demultiplexer eingesetzt, um die Daten von einem gemeinsamen Adreß- und Datenbus zu trennen.
Eingang
E
Ausgänge
Steuersignale
SEL
SS 2002
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
4
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
Datenwegschaltung
Multiplexer:
0
Eingangsdatenwege n-1
Datenwegschaltung
1
Steuereingänge
Ausgangsdatenweg
0
Decoder
log2 n
n-1
Demultiplexer:
Datenwegschaltung
Eingangsdatenweg
1
Steuereingänge
Ausgangsn-1 datenwege
0
Decoder
log2 n
SS 2002
0
n-1
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
5
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
Anwendung
Busbasiert:
Datenbus
AkkuRegister
Hilfsregister
Pufferregister
Multiplizierer
ALU
Ansteuerung
Ergebnisbus
Multiplexerbasiert:
Ansteuerung
AkkuRegister
Register 1
Register 2
ALU
Register 3
Multiplexer
Ansteuerung
Demultiplexer
Ergebnisregister 1
SS 2002
Ergebnisregister 2
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
6
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
2:1 Multiplexer
f
sel
e0
e1
f
0
0
0
0
1
1
1
1
0
0
1
1
0
0
1
1
0
1
0
1
0
1
0
1
0
0
1
1
0
1
0
1
sel e0 sel e1 KV-Diagramm:
e0
sel
0
0
1
1
0
1
1
0
e1
Schaltplan:
e0
sel
&
1
1
f
&
e1
SS 2002
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
7
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
4:1 Multiplexer
Datenwegschaltung
e0
Enable
Datenwegschaltung
e0
&
&
e1
e1
&
&
1
e2
f
&
&
e3
e3
&
&
&
&
&
sel1
2
Decoder
f
e0
0
e1
1
e2
2
e3
3
f
kann zusammengefaßt werden
&
1
sel1
1
1
sel1
Decoder
sel0
Decoder
sel0
SS 2002
1
Enable
1
e2
sel0
1
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
8
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
8:1 Multiplexer
sel0
1
sel1
2
sel2
1
Decoder
Enable
e0
0
e1
1
e2
2
e3
3
1
f
1
2
Decoder
Enable
e4
0
e5
1
e6
2
e7
3
SS 2002
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
9
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
2:1 4-Bit Multiplexer
a0
&
b0
f0
1
f1
1
f2
1
f3
&
a1
&
b1
&
a2
&
b2
&
a3
&
b3
SS 2002
1
&
sel
1
Enable
1
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
10
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
Ein Multiplexer-Standardbaustein
Steuerung
C0
C1
C2
Eingänge
Multiplexer sind als integrierte Bauelemente erhältlich. Typischerweise handelt es sich dabei um 8:1 bzw. 16:1 Multiplexer (mit 3
bzw. 4 Steuereingängen).
I0
I1
I2
I3
I4
I5
I6
I7
Y
Y
Enable
Standardbaustein SN74151 aus der TTL-Baureihe
SS 2002
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
11
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
Implementierung Boolescher Funktionen durch
Multiplexer
Jede Boolesche Funktion f x0 xn 1 kann ausschließlich
durch Multiplexer realisiert werden. Für f : n ist hierzu ein
2n : 1 Multiplexer mit n Steuereingängen notwendig. Die n Eingangsvariablen werden an die Steuereingänge gelegt. Die Belegung der 2n Dateneingänge erfolgt gemäß der Wahrheitstabelle
der Funktion f .
Anstelle eines 2n : 1 Multiplexers kann auch ein 2n 1 : 1 Multiplexer
mit n 1 Steuereingängen verwendet werden. Die Steuereingänge
werden mit den Variablen x1 xn 1 beschaltet. Die Dateneingänge werden mit den konstanten Werten 0 und 1 und der freien
Variablen x0 bzw. x0 belegt.
Beispiel: 2-von-3 Mehrheitsfunktion
f x0 x1 x2 x0x1 x0x2 x1x2
0
1
2
3
4
5
6
7
0 1
x0
f
x1
x1
x2
8:1 Multiplexer
SS 2002
0
1
2
3
f
x2
x 0 x 00 1
4:1 Multiplexer
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
12
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
Implementierung Boolescher Funktionen durch
Multiplexer
Die Beschaltung der Dateneingänge eines 2n 1 : 1 Multiplexers
für die Implementierung einer Funktion f x0 xn 1 erhält man
durch Anwendung des Shannon’schen Entwicklungssatzes.
Beispiel: 4 Variablen
f a b c d a f 1 b c d a f 0 b c d a b f 1 1 c d a b f 0 0 c d a b c f 1 1 1 d a b c f 0 0 0 d f(0,0,0,d)
f(0,0,1,d)
f(0,1,0,d)
f(0,1,1,d)
f(1,0,0,d)
f(1,0,1,d)
f(1,1,0,d)
f(1,1,1,d)
0
0
0
0
1
1
1
1
0
0
1
1
0
0
1
1
0
1
0
1
0
1
0
1
a
b
c
f
Jede beliebige Boolesche Funktion f x0 xn 1 mit n Variablen läßt sich durch einen 2n 1 : 1 Multiplexer implementieren, indem man n 1 Literale an die Steuereingänge und
f x0 0 0 f x0 1 1 an die Dateneingänge anlegt.
SS 2002
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
13
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
1:2 Demultiplexer
sel
e
f1
f2
0
0
1
1
0
1
0
1
0
1
1
1
1
1
0
1
Der nicht beschaltete Ausgang wird mit dem Wert 1 belegt.
f1 sel e
f2 sel e
KV-Diagramm:
e
sel
0
1
1
1
e
sel
1
1
0
1
f1
f2
Schaltplan:
e
sel
SS 2002
1
1
f1
1
f2
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
14
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
1:2 Demultiplexer mit Transmissiongates
sel
e
f1
f2
0
0
1
1
0
1
0
1
0
1
0
0
0
0
0
1
Der nicht beschaltete Ausgang wird mit dem Wert 0 belegt.
G1
Transmissiongate 1
f1
G1
e
G2
Transmissiongate 2
sel
1
f2
G2
Bei Transmissiongates handelt es sich um bidirektionale Schalter,
welche durch einen Steuereingang G bzw. G aktiviert werden.
SS 2002
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
15
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
1:4 2-Bit Demultiplexer
Datenwegschaltung
a
1
a0
1
a1
1
a2
1
a3
1
b0
1
b1
1
b2
1
b3
b
e0
e1
e2
e3
1
1
1
1
1
sel1
Decoder
kann zusammengefaßt werden
sel0
1
SS 2002
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
16
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
1:4 2-Bit Demultiplexer
Enable
1
a
1
&
&
a0
&
a1
&
a2
&
a3
&
b0
&
b1
&
b2
&
b3
&
b
1
1
sel1
Decoder
sel0
1
SS 2002
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
17
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
3.1.2 Datenbuszugang
Tri-State-Gatter:
Ein Tri-State-Gatter besitzt die drei definierten Ausgangszustände
0,1 (abhängig vom Eingangssignal e) und einen hochohmigen Zustand z. Der Zustand z wird durch Aktivierung des Sperreingangs i
(inhibit) erreicht.
i
1
0
0
e
a
z
0
1
e
i
0
1
1
a
Tri-State-Gatter werden immer dann angewandt, wenn mehrere
Ausgänge, von denen nur einer aktiv sein darf, an eine Leitung
angeschlossen werden sollen (z.B. Busleitungen).
Unidirektionaler Datenbuszugang: Sender/Empfänger
i
i
1
1
Datensender
Datenempfänger
1
1
i
i
1
1
Datensender
Datenempfänger
1
1
Bus
SS 2002
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
18
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
Bidirektionaler Datenbuszugang
Sperreingang i
0
0
1
1
Richtungssteuerung r
0
1
0
1
Übertragungsweg
d a (empfangen)
e d (senden)
offen
offen
Tri-State-Gatter
a e
1
e
d
a
i
r
1
&
d
&
Schaltsymbol
1
i
r
1
Einheit 1
Einheit 3
i
r
i
r
bidirektionaler
Datenbus
i
r
Einheit 2
SS 2002
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
19
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
3.1.3 Permutationsschaltnetz
für 2 Variablen
Permutationsschaltnetze vertauschen die Reihenfolge von Variablen. Die Vertauschung wird über einen Steuereingang aktiviert.
a1
&
1
b1
1
b2
&
a2
&
&
sel
Permutationsschaltnetze werden in Verbindungsnetzwerken verwendet, um verschiedene Kommunikationswege schalten zu
können.
SS 2002
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
20
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
3.1.4 Vergleicher (Komparator)
Vergleicher sind Schaltungen, die insbesondere in Mikroprozessoren Verwendung finden um beispielsweise den notwendigen Vergleich für bedingte Sprunganweisungen durchzuführen.
Vergleicher werden aber auch integriert in Schaltungen eingesetzt,
z.B. zur Speicherauswahl oder für die Selektion von Ein-/Ausgabe
Geräten.
f X Y !n
xi " yi i 1
Vergleich von 2 Booleschen Tupeln
x1
y1
&
f
x2
y2
xn
yn
SS 2002
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
21
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
Vergleicher
Vergleicher für n-Bit Zahlen lassen sich hierarchisch konstruieren.
xn
&
1
yn
fn
&
x
y
n-1
Vergleicher für
(n-1)-stellige
Dualzahlen
n-1
x1
y1
f n-1
x y -Vergleicher
Kaskadierung von Vergleichern:
n-Bit Vergleicher lassen sich zu Vergleichern von Dualzahlen mit
größeren Längen kaskadieren.
x1
y1
x2
y2
x3
y3
x4
y4
> Komparator
0
x5
y5
x6
y6
x7
y7
> Komparator
7-Bit Vergleicher aus zwei 4-Bit Vergleichern
SS 2002
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
22
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
Vergleicher
Allgemeine Vergleicher für Dualzahlen:
Der größer als bzw. kleiner als Vergleicher ist schaltungstechnisch
aufwendiger als der Vergleich auf Identität.
x
f = 1 <=> x > y
&
y
1
&
f = 1 <=> x = y
f = 1 <=> x < y
a0
a1
a2
a3
<
=
>
b0
b1
b2
b3
COMP
A<B
A=B
A>B
integrierter Vergleicher (Komparator) SN7485
SS 2002
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
23
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
3.1.5 Addierer
Halbaddierer:
Addition zweier 1-Bit Zahlen
Si ai # bi aibi aibi
Ci $
ai
1
aibi
bi
&
1
Si
&
&
SS 2002
Ci+1
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
24
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
Volladdierer
ai
bi
Ci
si
0
0
0
0
1
1
1
1
0
0
1
1
0
0
1
1
0
1
0
1
0
1
0
1
0
1
1
0
1
0
0
1
Ci $
1
0
0
0
1
0
1
1
1
ai
bi
HA
Ci+1
1
Ci
HA
Si
ai # bi # Ci
Ci $ 1 ai bi ai Ci bi Ci
si
Kaskadierung von Volladdierern: Ripple-Carry-Addierer
Sn
SS 2002
a n-1 b n-1
a n-2 b n-2
a1
b1
VA
VA
VA
HA
Sn-1
Sn-2
S1
S0
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
a0
b0
25
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
Subtraktionsschaltung aus Volladdierern
Die Differenz A B (A B 0) wird durch die Addition des 2-er
Komplements % B von B erreicht (A & % B ).
% B 2n '
B&
% B 2n B B & 1
S A B A&
2n B ( A & B & 1
) B ist die bitweise Negation von B.
)
Auftretende Überträge werden nicht berücksichtigt.
Beispiel:
0
1
2
3
B
B
% B
0000
0001
0010
0011
1111
1110
1101
1100
(1)0000
(0)1111
(0)1110
(0)1101
0
-1
-2
-3
b1
b0
Addierer/Subtrahierer:
b n-1
a n-1
b n-1
0 1
2:1 MUX
b n-2
a n-2
b n-2
0 1
2:1 MUX
a1
b1
0 1
2:1 MUX
a0
b0
0 1
2:1 MUX
0 = ADD
1 = SUB
Sn
SS 2002
VA
VA
VA
VA
Sn-1
Sn-2
S1
S0
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
26
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
3.1.6 Multiplizierer
Schnelle Multiplizierer werden durch parallele Berechnung sämtlicher (dualer) Produktterme und anschließender Addition der Terme
mit den richtigen Wertigkeiten implementiert.
*& am 1 2m b b0 & b1 2 & b2 22 & *& bm 1 2m a a0 & a 1 2 & a 2 2 2 &
1
1
c a0b0 &
a0b1 & a1b0 2
& a0b2 & a1b1 & a2b0 22
& k
& ∑ aibk 1 2k
i 0
& & am 1bm 1 22m 2
Es werden m2 viele AND-Gatter für die Bildung der Produktterme
und 2m 3 Addierwerke benötigt.
SS 2002
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
27
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
Schnelles Multiplizierwerk für zweistellige Dualzahlen
a1
&
&
c3
SS 2002
b1
&
HA
HA
c2
c1
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
a0
b0
&
c0
28
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
Standardbausteine für die Multiplikation
Für die Multiplikation zweier 4-stelliger Dualzahlen existieren die beiden Standardbausteine
SN74284 und SN74285. Der Baustein SN74285 berechnet den niederwertigen 4-stelligen Teil des
Produktes, der SN74284 den höherwertigen Teil.
Multiplikand
23
22
21
Multiplikator
20
23
22
21
20
2D 2C 2B 2A 1D 1C 1B 1A
2D 2C 2B 2A 1D 1C 1B 1A
SN74284
SN74285
z7
2
7
z6
2
6
z5
2
5
z3
z4
2
4
2
3
z2
2
2
z1
2
1
z0
2
0
Produkt
SS 2002
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
29
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
3.1.7 Zahlendarstellung
In digitalen Computern wird Arithmetik mit endlicher Genauigkeit
vollzogen, da die Berechnungen auf Speichern oder Registern fester Länge erfolgen. Die endliche Genauigkeit impliziert, daß Zahlen, die die darstellbare Genauigkeit überschreiten, gerundet werden müssen.
Bei der Gleitkommadarstellung wird eine Zahl Z so gespeichert,
daß das Komma immer zur ersten von 0 verschiedenen Zahl gleitet. Dies erreicht man durch abspalten einer entsprechenden Potenz:
Z
+ m , be
mit
m + 0 - xxx ...
Da die Basis b bekannt ist, kann die Zahl durch die Mantisse m
und den Exponenten e dargestellt werden. Die Anpassung der
Gleitkomma-Zahl an diese Darstellungsform wird normalisieren genannt.
Beispiel:
Z
+ 143 - 135 + 0 - 143135 , 103
m + 143135
e+ 3
Für Mantisse m und Exponent e wird jeweils eine feste Stellenanzahl vorgegeben.
SS 2002
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
30
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
IEEE-754
Das Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE) hat
einen Standard für Gleitkomma-Zahlen entwickelt, der heutzutage
in fast allen Computern Verwendung findet.
Gleitkomma-Zahlen werden durch ein Vorzeichen-Bit, einen Exponenten mit fester Stellenanzahl und einer Mantisse mit fester
Stellenanzahl dargestellt. Die Darstellung des Exponenten und der
Mantisse erfolgt zur Basis 2.
1
s
e
s:
Vorzeichen
e:
Exponent
0
m
m: Mantisse
Im Standard IEEE-754 werden Gleitkomma-Zahlen mit verschiedenen Wertebereichen und Genauigkeiten definiert:
Format
single
double
SS 2002
Bit
32
64
Vorzeichen
1Bit
1Bit
Exponent
8Bit
11Bit
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
Mantisse
23Bit
52Bit
31
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
IEEE-754 – single
Eine 32Bit Gleitkomma-Zahl besteht aus einem Vorzeichen-Bit, einem 8Bit Exponenten und einer 23Bit Mantisse.
31 30 29 28 27 26 25 24 23 22 21
s
e
1
0
m
Exponent Der 8Bit Exponent e kann Werte aus dem Wertebereich 0 -...- 255 darstellen. Durch Subtraktion des konstanten
Wertes 127 wird eine Links- und Rechtsgleitung des Kommas
im Wertebereich / 127 -...- 128 ermöglicht.
Mantisse Die 23Bit Mantisse m stellt einen 24Bit-Wert (zzgl.
Vorzeichen-Bit) dar, indem das Komma über die erste von 0
verschiedene Stelle hinaus gleitet (1 - m).
s
0/1
0/1
e
0
0
e
0
0
255
beliebig
0
m 1: 0
0/1
0
m
255
0
1
0
0/1
m 1: 0
SS 2002
Wert
13254 1 6 s 7 2e 8 127 7 1 9 m
Z 13254 1 6 s 7 0 9 0 (signed zero)
Z 13254 1 6 s 7 2 8 126 7 0 9 m
Z 1<; ∞ (positive infinity)
Z 14 ∞ (negative infinity)
Z 1 NaN (not a Number)
Z
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
32
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
IEEE-754 – single
Beispiel
SS 2002
Dezimal-Wert
0
0
40282347E
17549435E
00
00
∞
∞
NaN
π
=
=
1
2
3
1
>
38 (max)
38 (min)
?
=
m
000 0000 0000 0000 0000 0000
000 0000 0000 0000 0000 0000
111 1111 1111 1111 1111 1111
000 0000 0000 0000 0000 0000
000 0000 0000 0000 0000 0000
000 0000 0000 0000 0000 0000
000 0000 0000 0000 0000 0000
000 0000 0000 0000 0000 0000
100 0000 0000 0000 0000 0000
100 1001 0000 1111 1101 1010
> ? > =
= =
e
0111 1111
1000 0000
1111 1110
0000 0001
0000 0000
0000 0000
1111 1111
1111 1111
1111 1111
1000 0000
?
s
0
0
0
0
0
1
0
1
0
0
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
33
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
Gleitkommaarithmetik
Gegeben:
A+
@ e A - mA A
Zur Vereinfachung sei eA
und
B+
@ e B - mB A
B eB
Addition
C + AC B +
@ mA , 2eA D
eB
C mB A , 2eB
C + A/ B+
@ mA , 2eA D
eB
/ mB A , 2eB
Subtraktion
Multiplikation
C + A, B +
@ mA , mB A , 2eA E
C + AF B +
@ mA F mB A , 2eA D
eB
Division
SS 2002
eB
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
34
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
3.2 PLA (programmable logic arrays)
PLAs sind integrierte Schaltungen zur Realisierung von DNFs.
Sie sind durch sogenannte Programmiergeräte vom Kunden (Anwender) selbst personalisierbar. PLAs besitzen eine regelmäßige
Struktur und sind daher besonders für eine VLSI-Realisierung geeignet.
X
UND
Matrix
1
Z
ODER
Matrix
Y
X
Literale:
X
+ x1 - x2 -...- xn
X
+ x1 - x2 -...- xn
Ausgangsvektor (Bündelfunktion):
Jede Komponente yi stellt eine DNF dar.
Y
+ y1 - y2 -...G- ym
Produkttermvektor:
Jede Komponente zk stellt einen Konjunktionsterm der negierten
oder nicht negierten Literale dar.
Z
SS 2002
+ z1 - z2 -...- zl
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
35
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
PLA
x1
1
x2
1
UND
xn
1
z1
z2
zl
y1
y2
ODER
ym
SS 2002
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
36
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
UND-/ODER-Ebene
ODER-Ebene:
yi
+ H zk
k I Ii
mit
UND-Ebene:
zk
@ J xl A
+ @KJ xl A M
l I Ik L p
l I Ik L n
N Ik O p Indexmengen der nicht negierten Variablen
N Ik O n Indexmengen der negierten Variablen
Die UND-/ODER-Ebenen werden auch als UND-/ODER-Matrizen
bezeichnet.
Schaltungstechnisch läßt sich diese Struktur vollständig mit NANDGattern realisieren. Die Personalisierung der Matrizen erfolgt durch
Aktivierung der Leitungsverzweigungen, meist durch aktive Bauelemente (Transistoren).
SS 2002
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
37
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
NAND-PLA
x1
1
x2
1
xn
1
&
SS 2002
&
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
&
y1
&
ym
38
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
Beispiel
Volladdierer
ai bi
ai Ci
bi Ci
ai
1
bi
1
Ci
1
Ci+1
Si
Ci E
SS 2002
1
+ ai bi P ai Ci P bi Ci
Si + ai bi Ci P ai bi Ci P ai bi Ci P ai bi Ci
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
39
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
PLA, PAL und ROM
Der Aufwand der Personalisierung wird geringer, wenn nur eine
der beiden Matrizen programmierbar (personalisierbar) ist. Für die
Realisierung Boolescher Funktionen stehen 3 personalisierbare
Strukturen zur Verfügung:
N
N
PLA
Personalisierung: UND-/ODER-Matrix
N
PAL
Personalisierung: UND-Matrix
Festwertspeicher (ROM)
Personalisierung: ODER-Matrix
SS 2002
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
40
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
PAL
Bei einem PAL ist die UND-Matrix personalisierbar und die ODERMatrix festgelegt.
x1
1
x2
1
xn
1
y1
y2
ym
SS 2002
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
41
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
ROM
Bei einem Festwertspeicher wird die UND-Matrix fest als Adreßdecoder personalisiert.
0
1
x1
x2
x3
2
Decoder
X/Y
3
4
5
6
7
y1
Adresse
(dezimal)
0
1
2
3
4
5
6
7
SS 2002
y2
y3
x1
x2
x3
y1
y2
y3
0
0
0
0
1
1
1
1
0
0
1
1
0
0
1
1
0
1
0
1
0
1
0
1
0
0
0
0
0
0
0
1
0
1
1
1
1
1
1
1
0
1
1
0
1
0
0
1
Q
P
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
R
42
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
RAM
0
1
2
3
m-4
m-3
Adresse
m-2
m-1
Ein Schreib-/Lesespeicher (RAM) hat eine ganz ähnliche Struktur.
Bei einem RAM werden jedoch die personalisierten Leitungsverzweigungen der ODER-Matrix durch Speicherzellen (Flipflops) ersetzt. Dadurch kann die Information in der ODER-Matrix jederzeit
und schnell geändert werden.
Die UND-Matrix ist wie beim ROM fest als Adreßdecoder personalisiert.
Bit
0
Speicherzellen
1
n-2
n-1
Adreßdecoder
Daten
Prinzipieller Aufbau eines n
SS 2002
S m-Bit Arbeitspeicher
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
43
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
3.3 Elektrotechnische Grundlagen
Allgemein:
N
N
In einem digitalen Datenverarbeitungssystem werden auf der
physikalischen Ebene binäre Schaltvariablen mit elektronischen Schaltern nach den Gesetzen der Schaltalgebra verknüpft.
N
Elektronische Verknüpfungsglieder werden aus Halbleiterbauelementen aufgebaut.
N
Verknüpfungsglieder werden zu Schaltnetzen und Schaltwerken zusammengefügt.
Schaltkreisfamilien (integrierte Schaltungen) bestehen aus
standardisierten Verknüpfungsgliedern, Speichergliedern, Schaltnetzen und Schaltwerken, die aus gleichen Bauelementen und
nach dem gleichen elektronischen Konzept hergestellt sind.
SS 2002
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
44
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
Modell des idealen Schalters
In der Schaltalgebra werden die binären Variablen mit Verknüpfungsgliedern aus idealen Schaltern verknüpft.
UB
UB
I
I
R
R
I
I=
S
ein
UQ = 0
S
aus
UQ = UB
UB
ein
R
R
aus
UB
N
UQ
N
Im Schalterzustand ’ein’ ist der Innenwiderstandswert des
Schalters S Ri + 0. Daraus folgt I + URB und UQ + 0V .
N
Im Schalterzustand ’aus’ ist der Sperrwiderstand des Schalters
S Rs + ∞. Daraus folgt I + 0A und UQ + UB.
N
Die Schaltwirkung folgt unmittelbar der Schaltursache, d.h. es
gibt keine Zeitverzögerung.
Die vom Schalter aufgenommene Leistung P + U , I ist immer Null, da entweder der Strom I (’aus’) oder die Spannung U
(’ein’) gleich Null ist.
Kein realer Schalter kann diese Anforderungen erfüllen. Mit elektronischen Schaltern kommt man dem Ziel heute am nächsten.
Je nach Bauelementetyp (bipolar oder unipolar) werden mehr die
einen oder die anderen Eigenschaften optimal erreicht. Deshalb
haben sich verschiedene Schaltkreisfamilien entwickelt.
SS 2002
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
45
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
Modell des realen Schalters
UB
UB
I
I
R
R
I
Ri
UB
S
S
ein
UQE
aus
Rs
Ri
UQA
R
ein
IE
R
aus
IA
UE
UA UB
Rs
UQ
In der Schalterstellung ’ein’ liegen R und Ri in Reihe und ihre Widerstandsgeraden schneiden sich im Arbeitspunkt ein. Für Strom
und Spannung gilt:
+
IE
UB
R C Ri
+
UE
UB , Ri
R C Ri
Am Schalter fällt also eine Spannung UE ab. In der Schalterstellung ’aus’ liegen R und Rs in Reihe und ihre Widerstandsgeraden
schneiden sich im Arbeitspunkt aus. Für Strom und Spannung gilt:
IA
+
UB
R C Rs
UA
+
UB , Rs
R C Rs
Trotz Schalterstellung ’aus’ fließt ein Strom IA . In beiden Betriebszuständen wird vom Schalter Leistung aufgenommen, weil der
Strom IA bzw. die Spannung UE verschieden von Null sind.
SS 2002
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
46
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
Verwendung des Halbleiterbauelementes
’Bipolartransistor’ als Schalter
IC
UB
UCB = 0
IC
UB
R
R
IE
R
IB RB
U
UBE
IB > 0
ein
UCE
aus
IA
UE
UA
IB = 0
UB
UCE
Als eigentlicher Schalter dient die Leitfähigkeit der KollektorEmitterstrecke, die durch den Basisstrom gesteuert wird.
Für IB + 0 ist die Kollektor-Emitterstrecke gesperrt. Es fließt nur
ein Reststrom IC , der dem Sperrstrom der Kollektor-Basis-Diode
entspricht. Mit dem Basisstrom IB + 0 wird der Transistorschalter
ausgeschaltet. Der Schnittpunkt der Kennlinie für IB + 0 mit der
Widerstandsgeraden R ist der Arbeitspunkt des Schalterzustandes
’aus’.
Bei einem Basisstrom IB T 0 wird die Kollektor-Emitterstrecke leitend, d.h. der Transistor ist eingeschaltet. Der Basisstrom wird so
gewählt, daß die zugehörige Kennlinie die Widerstandsgerade für
R im Übersteuerungsbereich (links von UCB + 0) schneidet. Der
Schnittpunkt ist der Arbeitspunkt des Schalterzustandes ’ein’.
SS 2002
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
47
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
Verwendung des Halbleiterbauelementes
’MOS-FET’ als Schalter
UB
ID
Uth = threshold voltage
Up = pinch off voltage
Up
R
UGS > Uth
ein
R
UDS
aus
UGS
UE
UA
UGS < Uth
UDS
Die Schalterzustände ’ein’/’aus’ werden wie beim bipolaren Transistor durch die Zustände Transistor leitend/gesperrt realisiert.
Für UGS U Uth ist die Drain-Source-Strecke gesperrt. Mit dieser
Spannung wird der Transistorschalter ausgeschaltet. Der Schnittpunkt der Kennlinie für UGS U Uth mit der Widerstandsgeraden für
R ist der Arbeitspunkt des Schalterzustandes ’aus’. Mit einer Spannung UGS T Uth wird die Drain-Source-Strecke leitend, der Transistor eingeschaltet. Die Gate-Source-Spannung wird wie beim bipolaren Transistor so gewählt, daß die zugehörige Kennlinie von der
Widerstandsgeraden für R im linearen Bereich geschnitten wird.
Dieser Schnittpunkt ist der Arbeitspunkt des Schalterzustandes
’ein’. Wechselt die Gate-Source-Spannung zwischen UGS U Uth
und UGS T Uth, dann schaltet der Transistor zwischen gesperrt und
leitend bzw. UDS zwischen UA und UE .
Der Vorteil von MOS-FETs als Schalter gegenüber bipolaren Transistoren besteht darin, daß sie leistungslos angesteuert werden
können.
SS 2002
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
48
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
Typische Kenngrößen von Verknüpfungsgliedern,
die mit realen Schaltern realisiert sind
Signalpegel:
In digitalen Rechensystemen werden Schaltglieder zu Schaltnetzen vereinigt. Von einem Schaltglied werden dann mehrere nachfolgende Schaltglieder angesteuert, die als Last(widerstand) auf
die Ausgangsspannung des treibenden Schaltgliedes zurückwirken.
Schaltglied
Schaltglied
1
1
Störgröße
UB
UB
R
R
IB
RB
RB
UCE
UBE
UB
UB
R
R
IL
UDS
SS 2002
CL
UGS
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
49
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
Kenngrößen
Es werden Pegelbereiche eingeführt, die die Werte der binären
Schaltvariablen darstellen. Dadurch werden die Einflüsse der
Störspannung berücksichtigt. Für die Zuordnung der Pegelbereiche zu den Werten der binären Schaltvariablen gibt es zwei
Möglichkeiten:
N
H
H
Positive Zuordnung:
N
Negative Zuordnung:
V+ 1, L V+ 0 (üblich)
V+ 0, L V+ 1
Der typische statische Störabstand USS ergibt sich aus der Differenz der Ausgangsspannung des steuernden Schaltgliedes zur
Eingangsschwellspannung UES des angesteuerten Schaltgliedes.
N
+ UAH / UES
USSL + UES / UAL
USSH
bei H-Pegel:
N
bei L-Pegel:
U
Ausgang A
Eingang E
H-Pegel
H-Pegel
UAH
UAH min
UEH min
UAH min
UAS
UES
UEL max
UAS
UAL max
UAL max
L-Pegel
UAL
L-Pegel
U
UEL max UES
UEL
UEH min
UEH
Meist werden ’worst-case’ Störspannungsabstände definiert:
N
N
bei H-Pegel:
bei L-Pegel:
SS 2002
USSH + UAHmin / UEHmin
USSL + UELmax / UALmax
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
50
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
Kenngrößen
Signalübertragungszeit und Signallaufzeit:
Elektronische Schalter benötigen Zeit, um von einem Schaltzustand in den anderen zu gelangen. Hauptursache für diese Zeitverzögerung ist die kapazitive Eigenschaft der Bauelemente; beim
bipolaren Transistor hauptsächlich der Basis-Emitter pn-Übergang,
beim unipolaren Transistor die Gate-Oxid-Substrat Schichtfolge
(MOS-Kondensator).
idealer Rechteckimpuls am Eingang
U
H
τp
Pulsdauer
Tp
Pulsperiode
t
L
τp
Tp
verformter Rechteckimpuls am Ausgang
U
H
td
Verzögerungszeit (delay time)
90%
tf
Abfallzeit (fall time)
ts
Speicherzeit (storage time)
tr
Anstiegszeit (rise time)
10%
t
L
td
ts
tf
tr
linearisierter Ausgangsimpuls
U
H
90%
10%
Transition Time H->L
tTLH
Transition Time L->H
t
L
tTHL
SS 2002
tTHL
tTLH
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
51
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
Kenngrößen
Die eigentlichen Signalübertragungszeiten (Transition time) der Impulsflanken liegen zwischen 90% und 10% der Amplitude.
Die Signallaufzeit (Propagation delay time) gibt die Impulsverzögerung zwischen Eingangs- und Ausgangspegel an (tPHL bzw. tPLH ).
Die Messung der Signallaufzeiten wird auf die 50% Marke der Amplitude bezogen, die zwischen dem H- und dem L-Pegel liegt.
Als mittlere Signallaufzeit eines Schaltgliedes wird definiert:
tP
W
tPHL X tPLH
2
Eingang
U
H
50%
t
L
Ausgang
U
H
50%
t
L
tPHL
SS 2002
tPLH
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
52
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
Isolierschicht-Feldeffekt-Transistor (MOS-FET)
Isolierschicht-FETs sind das häufigste Bauelement in integrierten
digitalen Schaltungen. Bei diesem Transistortyp wird die Leitfähigkeit eines Halbleiters nicht durch einen pn-Übergang, sondern
durch Influenz gesteuert. Die Gateelektrode ist durch eine dünne
Oxidschicht vom Halbleitermaterial isoliert. Nach der Schichtenfolge Metall-Oxid-Halbleiter (Metal-Oxide-Semiconductor) wird dieser
Transistortyp MOS-FET genannt. Die Steuerelektrode besteht entweder aus Metall oder aus polykristallinem gut leitenden Silizium.
Als Isolator wird meist Siliziumdioxid (SiO2), aber auch Siliziumnitrid (SiN4 ) oder Aluminiumoxid (Al2O3 ) benutzt. Das Halbleitermaterial oder das Substrat ist meist n- oder p-dotiertes Silizium.
n-Kanal
S
G
[ [
[ [
YZ ZY ^] ZY ]^ ^] \[ ^] \[
YZ YZ ZY \ \
YZ ZYn ZY p\ \
Substrat
D
[ [
[ [
\[ \[
\ \
D
SiO2
\n \
B
G
S
p-Kanal
S
G
a a
a a
`_ _` dcdc `_ cddc dcdc ba dcdc ba
_` `_ `_ b b
`_ `_p `_ nb b
Substrat
D
a a
a a
ba ba
b b
bp b
D
SiO2
B
G
S
SS 2002
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
53
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
Kennlinienfeld ID e
f f UDS g eines n-Kanal MOS-FET
ID
Abschnürgrenze Up
UGS > Uth
UDS
Im Arbeitsbereich UGS h Uth bildet sich eine Inversionsschicht an
der Oberfläche des Halbleiters zwischen Drain und Source. Durch
diesen n-Kanal fließen, aufgrund des Potentialgefälles zwischen
Source und Drain, die Elektronen aus der ni -Source-Zone als
Drainstrom ID . Solange UDS j UGS k Uth ist, steigt der Drainstrom
proportional zu UDS (linearer Bereich der Kennlinie). Wird UDS h
UGS k Uth, dann wird die Raumladungszone des Drain-SubstratÜbergangs größer und der leitende Kanal wird abgeschnürt. Der
Drainstrom ID geht in den Sättigungsbereich.
Der p-Kanal MOS-FET arbeitet entsprechend. Nur Gate und Drain
werden negativ gegenüber Substrat angesteuert. Statt der Elektronen bilden die Löcher den Stromfluß.
SS 2002
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
54
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
Verschiedene MOS-FET Typen
Isolierschicht n-Kanal FET, Verarmungstyp (selbstleitend)
ID
ID
D
+4V
+2V
0V
UGS
B
-2V
G
UDS
UGS
S
Isolierschicht p-Kanal FET, Verarmungstyp (selbstleitend)
- ID
- ID
D
-4V
-2V
0V
UGS
B
+2V
G
- UDS
- UGS
S
Isolierschicht n-Kanal FET, Anreicherungstyp (selbstsperrend)
ID
ID
D
+8V
+6V
+4V
UGS
B
+2V
G
UDS
UGS
S
Isolierschicht p-Kanal FET, Anreicherungstyp (selbstsperrend)
- ID
- ID
D
-8V
-6V
-4V
UGS
B
-2V
G
- UDS
SS 2002
- UGS
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
S
55
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
Verknüpfungsglieder mit bipolaren Transistoren
Verknüpfungsglieder mit bipolaren Transistoren bilden die Schaltkreisfamilien TTL (Transistor-Transistor-Logic), ECL (EmitterCoupled-Logic), I2 L (Integrated-Injection-Logic). In Verknüpfungsgliedern der TTL- und I2 L-Familie werden die Transistoren im
Übersteuerungsbereich betrieben, in der ECL und STTL (Schottky TTL) im aktiven Verstärkerbereich. Deshalb spricht man auch
von gesättigten und ungesättigten Schaltkreisfamilien.
TTL-Grundgatter (NAND):
UB
MultiEmitterTransistor
(AND)
E1
E2
R1
R2
R4
Invertierende
Gegentakt-Endstufe
(NOT)
T3
T2
T1
D
A
T4
U1
UA
R3
SS 2002
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
56
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
Verknüpfungsglieder mit unipolaren MOS-FET
Einkanaltechnik:
Verknüpfungsglieder werden in dieser Technologie ausschließlich aus NMOS- (selbstsperrend) oder ausschließlich aus PMOSTransistoren aufgebaut. NMOS-FET haben gegenüber PMOS-FET
die folgenden Vorteile:
l
l
geringere Schaltzeiten
l
höhere Packungsdichten
l
geringere Betriebsspannung
l
geringerer Leistungsverbrauch
geringere Kanalwiderstände
Die Realisation der Booleschen Verknüpfungen geschieht mittels
Reihenschaltung und Parallelschaltung der Schalttransistoren.
NAND
NOR
UB
A
UB
B
A
B
A
A
B
B
SS 2002
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
57
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
Verknüpfungsglieder mit unipolaren MOS-FET
Complementary MOS (CMOS) Technik:
Verknüpfungsglieder werden in dieser Technologie aus NMOS(selbstsperrend) und PMOS-Transistoren aufgebaut.
Inverter
UB
UB
UB
gesperrt
T1
E
T1
E
1
T1
0
0
1 = UB
gesperrt
T2
T2
T2
Es ist stets ein Transistor gesperrt und der andere leitend. Daher
ist der Betriebsstrom und die statische Verlustleistung nahezu Null.
NAND
NOR
UB
UB
A
A
B
B
A
A
B
B
SS 2002
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
58
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
CMOS Transmissiongate
Bei Transmissiongates handelt es sich um bidirektionale Schalter.
E
sel
A
1
Transmissiongates besitzen gegenüber Pass-Transistoren (nur ein
n- oder p-Kanal MOS-Transistor) den Vorteil, daß sie einen nahezu
spannungsunabhängigen Durchlaßwiderstand besitzen.
SS 2002
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
59
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
Vergleich
Einen Vergleich der elektrischen Eigenschaften der Verknüpfungsglieder mit unipolaren Transistoren ermöglicht folgende Übersicht:
Betriebsspannung
Störabstand
Verlustleistung
Signallaufzeit
PMOS
NMOS
CMOS
-12V (-27V )
5V
3V – 15V
4,0V
1,5V
0,4UB
0mW (L) 6mW (H)
2mW (L) 0mW (H)
0,001mW
80ns
30ns
20ns
m
m
Schaltkreisfamilie
Der Leistungsverbrauch ist von der Schalthäufigkeit abhängig.
SS 2002
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
60
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
3.4 Zeitliches Verhalten von Schaltnetzen
Bei den bisherigen Betrachtungen wurde die Funktion eines
Schaltnetzes ständig, d.h. ohne Verzögerung, ausgeführt. Jedes
Signal, welches ein Gatter durchläuft, hat jedoch eine kurze, nicht
vernachlässigbare Laufzeit. Diese wird durch die technologische
Realisierung der Gatter hervorgerufen.
Trägheitseffekte:
Insbesondere weisen Gatter auch Trägheitseffekte auf. Diese
führen dazu, daß Signaländerungen am Eingang nur dann am Ausgang wirksam werden, wenn sie eine gewisse Dauer überschreiten. Kurze Signaländerungen werden verschluckt.
Modellierung zeitlichen Verhaltens:
Viele Fehler in Schaltnetzen sind mit formalen Methoden nicht oder
nur schwer zu erkennen und resultieren vor allem aus dem oben
beschriebenen zeitlichen Verhalten (Verzögerung, Absorbtion) der
Gatter.
Schaltungen (z.B. in eingebetteten Systemen) funktionieren nur
dann richtig, wenn das Schaltnetz das Ergebnis innerhalb eines
bestimmten Zeitintervalls berechnet hat.
Die Verzögerungszeit von Schaltnetzen läßt sich anhand von Modellen vorhersagen und optimieren. Mit diesen Modellen kann die
Schaltung auch simuliert werden.
Für eine Messung wird ein Prototyp benötigt (Herstellung ist jedoch
teuer und zeitaufwendig).
SS 2002
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
61
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
Modellierung des zeitlichen Verhaltens von Gattern
a
b
c
d
e
Gatter
T
f
ideal,
Laufzeitglied
verzögerungsfrei
Die Verzögerungszeit ist abhängig von:
l
l
Typ des Übergangs XX (H
HL : H o L, LH : L o H
l
W n High, L W n Low)
Gattertyp (intrinsic delay)
Last (load ) am Ausgang (extrinsic delay)
Die Last kann entweder durch andere Gatter (Cload ) oder auch
durch längere Leitungen (W load ) hervorgerufen sein.
T
W delay W t pXX X ∆t pXX prq W load X Cload s
Bei einer Konstruktion (Schematic) ist zunächst nur die Anzahl der
Gatter am Ausgang (Cload ) bekannt. W load wird geschätzt.
t p W n propagation delay
C W n Capacity
W
SS 2002
Wn
Wire
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
62
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
NAND4-Gatter aus der Standardzellenbibliothek
ECPD15
f
W at bt ct d
Parameter
Size
Cina
Cinb
Cinc
Cind
Fanout f
total cap
transistors
Parameter
t plh
t phl
∆t plh
∆t phl
SS 2002
from
any
any
any
any
to
f
f
f
f
Value
32.0*76.0
0.15
0.15
0.14
0.14
0.89
0.66
8
min
0.38
0.31
0.49
0.56
typ
0.90
0.74
1.17
1.34
Unit
µm2
pF
pF
pF
pF
pF
pF
max
1.77
1.45
2.30
2.64
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
mil
2.14
1.75
2.78
3.19
unit
ns
ns
ns u pF
ns u pF
63
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
Träges Laufzeitglied
Bei den bisherigen Betrachtungen wurde der Verzögerungseffekt
T durch ein ideales Laufzeitglied Li ausgedrückt.
Li v x v t wyx T w
z x v t { T w
Ein träges Laufzeitglied ist ein nichtideales Laufzeitglied, bei dem
die Trägheitseffekte berücksichtigt werden.
x v t w sei ein ereignisdiskretes Signal der Form:
x v t w : z x v ti w : ti
| t } ti~
1
i z 1 x 2 x
Ein träges Laufzeitglied läßt sich wie folgt beschreiben:
Ltr v x v t wyx T w€z
ƒ
‚‚‚
‚ xv t { T w
1
t { ti
† T
† T
‚‚„ L v x v t … wyx T w t { t … } T
i 1
i
i 1
tr
t { ti } T
‚‚
T LH
x(t)
ti { ti …
T HL
oder
und
T HL
<T
ideales
Laufzeitglied
träges
Laufzeitglied
t
SS 2002
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
64
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
3.5 Hazards (Gefahr) in Schaltnetzen
Hazards stellen eine weitere wichtige Fehlerquelle dar.
Beispiel:
f
a
b
z ab ‡ ac
&
T2
1
c
1
T1
&
f
T3
ideal
H
f(t)
L
real
t
Für b z 1 und c z 1 ist unabhängig von a die Funktion f z 1. Bei
einem Wechsel von a (0 ˆ 1 oder 1 ˆ 0) und unterschiedlichen
Gatterlaufzeiten T2 und T3 springt der Funktionswert kurzzeitig auf
0 und im Anschluß wieder auf 1. Dieses Verhalten wird Hazard
(Risiko, Gefahr) genannt.
SS 2002
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
65
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
Hazards
Statische Hazards:
Ein statischer Hazard liegt vor, wenn der Ausgang konstant bleiben
sollte, aber kurzzeitig einen anderen Wert annimmt.
Ein statischer 0-Hazard liegt vor, wenn der Ausgang eigentlich konstant 0 sein sollte; ein statischer 1-Hazard liegt vor, wenn der Ausgang konstant 1 sein sollte.
Statischer 1-Hazard
Statischer 0-Hazard
Dynamische Hazards:
Ein dynamischer Hazard liegt vor, wenn der Ausgang bei einem
Übergang vor dem Einstellen auf den endgültigen Wert noch einige Male andere Werte annimmt.
Ein dynamischer 0-1-Hazard liegt vor, wenn dies beim Wechsel von
0 nach 1 geschieht; ein dynamischer 1-0-Hazard liegt vor, wenn
dies beim Wechsel von 1 nach 0 geschieht.
Dynamischer 0-1-Hazard Dynamischer 1-0-Hazard
SS 2002
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
66
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
Funktionshazards
Funktionshazards sind schaltungsunabhängige Eigenschaften einer Booleschen Funktion. Sie treten auf, wenn sich mehrere
Eingänge nicht gleichzeitig, sondern nacheinander ändern.
Eine Boolesche Funktion f v x1 xx xn w hat einen statischen Funktionshazard für den Übergang von X1 z v x11 xx x1n w nach X2 z
v x21 xx x2n w , wenn:
1. f v X1 w€z
2.
f v X2 w
‰ XŠ‹z v x1Š xx xnŠ w
f v XŠŒwŽz  f v X1 w .
Š z x1 oder x Š z x2 (i z 1 xx n) für das
i
i
i
mit xi
Erkennen von Funktionshazards im KV-Diagramm:
x1
z v x1 x x2 x x3 x x4 w
X2 z v x1 x x2 x x3 x x4 w
X1
XŠ
z v x1 x x2 x x3 x x4 w
v x1 x x2 x x3 x x4 w
1
0
0
1
oder
x2
x4
x3
Funktionshazards lassen sich nur durch Änderung der Booleschen
Funktion vermeiden. Man kann jedoch auch dafür sorgen, daß die
Änderung der Eingangsvariablen in einer bestimmten Reihenfolge
geschieht.
SS 2002
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
67
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
Schaltungshazards
Schaltungshazards (auch: logische Hazards) entstehen durch die
Signallaufzeiten in einzelnen Gattern einer Implementierung.
Definition:
Ein Schaltungshazard in einem Schaltnetz S, welches die Boolesche Funktion f realisiert, liegt vor, wenn:
1. f keinen Funktionshazard für den Übergang a
ˆ b besitzt
2. während des Wechsels von a nach b am Ausgang von S ein
Hazard beobachtbar ist.
SS 2002
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
68
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
Regeln zur Erkennung von Hazards
Sei f eine Boolesche Funktion und seien X1 , X2 Eingangsbelegungen, die sich nur in einer Variablen xk derart unterscheiden,
daß f v X1 wz f v X2 w , dann hat eine DNF(KNF)-Realisierung dieser

Funktion

einen statischen 1(0)-Hazard immer dann, wenn diese Realisierung keinen AND(OR)-Term besitzt, der für die Eingangsbelegungen X1 und X2 gleich 1(0) ist
einen statischen 0(1)-Hazard immer dann, wenn sie einen
AND(OR)-Term besitzt, in dem sowohl xk und xk als Literale
vorkommen, während alle übrigen Eingänge 1(0) sind
Eine Boolesche Funktion f mit den Eingangsbelegungen X3 und X4
mit f v X3 w‘z  f v X4 w , die sich nur in einer Variablen xk unterscheiden,
hat einen dynamischen 1(0)-Hazard, wenn sie einen Term besitzt,
in dem xk und xk als Literale vorkommen, dessen übrigen Literale
alle 1(0) sind.
Beispiel für einen statischen 1-Hazard:
x1
f
z x1 x2 x4 ‡ x2 x3 x4
1
z v x1 x x2 x x3 x x4 w
X2 z v x1 x x2 x x3 x x4 w
X1
1
1
x4
x3
SS 2002
X1
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
x2
1
X2
69
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
Vermeidung von Schaltungshazards
Satz (Eichelberger 1965):
Ein zweistufiges Schaltnetz S für eine Boolesche Funktion
f in disjunktiver Form ist frei von statischen Schaltungshazards, wenn jeder Primterm von f durch ein AND-Gatter in
S realisiert wird.

Strategien
zur Vermeidung von Schaltungshazards:


Verwendung redundanter Hardware (Satz von Eichelberger)
Vermeidung von AND-Termen mit xk und xk als Literal
Verlängerung von Signalleitungen, so daß unterschiedliche
Laufzeiten in einzelnen Gattern ausgeglichen werden
Beispiel: Zusätzliche Hardware
x1
1
x1
1
1
x4
1
x2
1
1
x4
x3
1
x2
1
x3
f
z x1 x2 x4 ‡ x2 x3 x4
wird zu
f
SS 2002
z x1 x2 x4 ‡ x2 x3 x4 ‡ x1 x2 x3
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
70
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
3.6 Abbildung auf eine Gatter-Bibliothek
Bisher wurde vorausgesetzt, daß eine Boolesche Funktion direkt
auf AND- und OR-Gatter abgebildet wird.
In der Regel steht jedoch eine Bausteinbibliothek mit verschiedenen Funktionsblöcken (auch Funktionen mit mehreren Variablen),
die möglichst effizient genutzt werden sollten, zur Verfügung.
Bemerkung:
Eine Boolesche Variable kann beliebig oft in Ausdrücken
verwendet werden. Der Ausgang eines Gatters darf jedoch
nur mit begrenzt vielen Gattern verbunden werden (Fanout-Begrenzung).
Typische Funktionsblöcke:
z.B.: Bibliothek von European Silicon Structures, ES2 ECPD10
SS 2002
AOI21: y
z ab ‡ c
OAI22: y
z v a ‡ b w’ v c ‡ d w
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
71
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
Technologieanpassung
1. Darstellung der Booleschen Funktion als azyklischer, gerichteter Graph aus generischen Gatterfunktionen (z.B. ausschließlich aus NAND-Gattern).
2. Darstellung der Bibliotheksbauelemente durch Gatterfunktionen (z.B. ausschließlich aus NAND-Gattern).
3. Suche nach Bereichen, in denen Teile des Graphen der Booleschen Funktion durch Graphen der Bibliotheksbauelemente
überdeckt werden (Graphüberdeckungsproblem).
4. Auswahl der Bibliothekselemente, die den Implementierungsgraphen mit minimalen Kosten vollständig überdecken.
SS 2002
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
72
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
Beispiel: Implementierungsgraph im NAND-System
x1x2x3x4
g3
1
g6
g4
&
g8
&
1
SS 2002
g1
g2
&
1
g5
g7
&
1
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
f1
g9
&
f2
73
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
Beispiel: Zellbibliothek für die Überdeckung
Gatter
Symbol
NAND-Darstellung
inv
1
1
1
nand2
&
&
2
&
&
>1
1
nand3
oai21
&
1
&
&
1
SS 2002
Kosten
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
3
&
3
74
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
Beispiel: Überdeckung
g1
g2
g3
g4
g5
g5
g6
g7
g8
g8
g9
g9
g1
g2
g3
g4
g5
g1 g2 g5
g6
g7
g8
g3 g4 g6 g8
g9
g5 g7 g9
“
“
“
“
g7
x3 g7
x1
x3 x1
“
“
“
“
“
x3
x2 x3
g4
“
“
x2
“
x4
g1
x1
x3
g2
x4
g3
g5
g6
x1
g7
g2
“
überdeckt
“
(
Ausgabe
“
g9
Eingaben
“
g6
g7
g8
Kosten
2
1
1
1
2
3
2
1
2
3
2
3
“
g1
g2
g3
g4
g5
Überdeckung
nand2
inv
inv
inv
nand2
nand3
nand2
inv
nand2
oai21
nand2
nand3
“
Gatter
)
Die letzte Überdeckung (nand3 überdeckt g5 , g7 und g9) kann nicht realisiert werden, weil aus dem
nand3-Gatter nicht das Eingangssignal für g8 extrahiert werden kann.
SS 2002
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
75
Johann Wolfgang Goethe-Universität
TECHNISCHE INFORMATIK
Beispiel: Überdeckte Schaltung
x1x2x3x4
oai21
1
&
&
1
nand3
&
SS 2002
1
inv
&
Technische Informatik 2 – Schaltnetze
1
f1
nand2
&
f2
76
Herunterladen