/ 06 16 IM REICH DER BIBER Liebes YOUNG PANDA-Mitglied, vor einigen Wochen war ich zu Besuch im Biosphärenreservat an der Mittelelbe, einem der wichtigsten Naturschutzgebiete Deutschlands. Meine Kolleginnen Carola und Astrid aus dem WWF-Büro in Dessau sind mit mir auf Entdeckungstour ins Projektgebiet gefahren. Von ihnen habe ich nicht nur erfahren, warum der Naturschutz an der Elbe so wichtig ist, sie haben mich auch direkt zu einem der beliebtesten Bewohner der Region geführt: zum Biber in der Biberfreianlage. Hier sind die Spuren der fleißigen Nager überall zu finden, ob im Wasser oder an Land. Wir konnten sogar zwei Biber beobachten, die ganz eng aneinandergekuschelt in ihrem Bau lagen. Dank Carola, die sich mit Bibern richtig gut auskennt, konnte ich jede Menge über diese außergewöhnlichen Tiere erfahren. Klar, dass ich dir nun von ihnen und ihrem Lebensraum an der Elbe erzählen möchte. ENTDECKEN DIE MITTEL ELBE EIN PARADIES MITTEN IN DEUTSCHLAND In großen, weiten Kurven schlängelt sich die Elbe durch Deutschland – durch große Städte, winzige Dörfer und wilde Auenwälder, unter Autobahnen und Brücken hindurch, entlang steiler Berge und durch flache Täler. Von ihrer Quelle im tschechischen Riesengebirge bis zur Mündung in die Nordsee bei Hamburg misst die Elbe etwa 1.091 Kilo­meter und ist damit so lang wie 2.727 Runden um den Sportplatz. Die großen, rötlichen Schneidezähne sind meist gut zu erkennen. Bauplan der Natur In nur fünf M inuten kann d er Biber einen etwa acht Zen timeter dicke n Baum fällen . Schwimmhäute zwischen den Zehen der Hinterfüße ermöglichen dem Biber eine schnelle Fortbewegung im Wasser. Eifriger Architekt und treues Familientier Die Vorderfüße mit fünf kräftigen Zehen eignen sich hervorragend zum Graben oder Greifen von Ästen und Stöcken. Der breite, flache, beschuppte Schwanz wird auch „Kelle“ genannt. Er dient im Wasser wie ein Höhen- und Seitenruder für Antrieb und Steuerung, aber auch zum Balancieren. Mit den langen, rötlichen Schneidezähnen in Ober- und Unterkiefer (die nachwachsen können) nagt der Biber Holz in Rekordzeit. Eckzähne besitzt der Nager nicht. Die Lücken im Gebiss nutzt er als Transportschiene, um Äste auch im und unter Wasser transportieren zu können. Das dichte, braune Fell muss gut gepflegt werden. Täglich putzt und fettet der Biber sein Fell, das ihn auch vor winterlicher Kälte schützt. Das Fett für die Fellpflege produziert er in kleinen Drüsensäckchen an seinem Hinterteil. Die kleinen Ohren können beim Tauchen verschlossen werden. So kann der schwimmbegeisterte Nager bis zu 20 Minuten unter Wasser bleiben. Auch die Nase kann unter Wasser verschlossen werden. Mit Tasthaaren über Lippen und Augen kann der Biber sich auch im trüben Wasser gut zurechtfinden. Im Vergleich zu anderen deutschen Flüssen ist der Lauf der Elbe noch relativ naturnah, besonders im Bereich der mittleren Elbe. Hier, wo der Fluss sich an einigen Stellen zwar nur begrenzt, aber dennoch etwas ausbreiten darf und Platz hat zu fließen und bei Hochwasser über seine Ufer zu treten, finden sich breite Flussschlingen, flache Strände, sumpfige, dicht bewachsene Seitenarme, weite Wiesen und üppige Auenwälder – wichtige Lebensräume für viele teils stark gefährdete Pflanzen- und Tierarten. See- und Fischadler, Eisvögel, Kraniche, Kormorane und unzählige andere Vogel arten finden hier Brut-, Rast- und Überwinterungsmöglichkeiten. Durch die Sommer­Auch in luft schwirren Schmetterlinge, bunt schimmernde Libellen und summende Bienen. Liebesangelegenheiten ist der Lurche, Schildkröten und Schlangen fühlen sich hier genauso wohl wie zahl­ Biber uns ähnlicher als viele andere reiche Fische. Sogar 13 Fledermausarten sind hier zu Hause. Ein wahres Tiere. Hat er seine große Liebe erst einmal Paradies mitten in Deutschland. gefunden, bleibt er ein Leben lang mit ihr zusammen. Die Paarung wäre uns allerdings viel zu Auf young-panda.de/mittelelbe kalt. Sie findet im Winter im eisigen Wasser statt. findest du eine Karte der Region. Brrr! Der Bibernachwuchs kommt nach einer Auch die Gemeine Binsenjungfer Tragzeit von etwa 105 Tagen im Mai oder Juni (abgefahrener Name, oder?) zur Welt. Die bis zu vier Jungen leben mit ihfühlt sich in den Auen wohl. ren Eltern zwei bis drei Jahre im gleichen Revier. Dann verlassen sie die Heimat und begeben sich auf Revierund Partnersuche. Da der Biber nicht nur im Sommer aktiv ist, muss er sich auch in der kalten Jahreszeit um eine tägliche Mahlzeit kümmern. Hierfür schafft er bereits im Herbst Äste und Zweige in das Gewässer, an dem sein Bau liegt. So gelangt er immer an Nahrung, selbst wenn das Gewässer zugefroren ist. Da es im Biberbau stets warm bleibt, friert der Eingang auch bei Minusgraden nicht zu – und der Biber kann unter dem Eis zu Ästen und Zweigen tauchen, diese in seinen Bau bringen und dort verputzen. Einer, der sich in den flachen Gewässern der Auen besonders wohlfühlt, ist der Biber. Kein Wunder – das größte Nage­ tier Europas ist ein ausgezeichneter Schwimmer und Taucher. Außerdem finden sich rund um die Auengewässer seine Leibspeisen. Hier wachsen Weichhölzer, wie Pappeln und Weiden, sowie Kräuter und Wasserpflanzen, die für den vegetarischen Nager nicht nur Lecker­bissen sind, sondern, wie Carola mir berichtet, auch als ausgezeichnetes Baumaterial dienen. Als einziges Lebewesen neben dem Menschen, das seinen Lebensraum aktiv gestaltet, ist der Biber ein fleißiger Bauherr. Aus Zweigen, Ästen, Wasser­pflanzen und Schlamm errichtet er prächtige Burgen und stabile Dämme. Auf unserer Entdeckungstour kommen wir sogar an einem Biberdamm vorbei. Die undichten Stellen werden von den hier lebenden Bibern bestimmt bald wieder geflickt. Den Biberbau neben dem Baum erkenne ich erst, als Carola ihn mir zeigt. Mein Blick ist eben noch nicht so geübt. Das nenn ich mal ein dickes Fell! Während bei dem Menschen auf dem Kopf etwa 600 Haare auf einer Fläche von 1 x 1 cm wachsen, sind es beim Biber bis zu 23.000! Hier war ein Biber zugange – kein Zweifel. Du möchtest mehr erfahren? / 11 15 09 15 / Geheimnisvolle GIGANTEN Als YOUNG PANDA-Mitglied erhältst du jedes Jahr 10 Ausgaben des Magazins YOUNG PANDA-Aktuell und zwei tolle Infoposter zu dir nach Hause. Ich freue mich, wenn du dich gemeinsam mit uns für einen lebendigen Planeten einsetzt! Mehr Infos zur Anmeldung gibt’s unter young-panda.de/mitmachen.