Geburtsbericht Martina - HypnoBirthing Schweiz

Werbung
Kaiserschnitt-Geburt von Zwillingen am 25. März 2012
Erfahrungsbericht von Martina Gassmann
Als HypnoBirthing-Kursleiterin hat man eine ausgeprägte Vorstellung und Hoffnung, wie die
Schwangerschaft und Geburt der eigenen Kinder aussehen könnte. Natürlich haben die lieben Kinder ebenso
ihren Plan, und dieser geht im Zweifelsfall immer vor ;-)
Die Schwangerschaft verlief sehr gut, ich konnte mit meinem Mann Sascha diese einzigartige Zeit in vollen
Zügen geniessen. Sehr früh haben wir begonnen, bereits im Mutterbauch eine ganz tiefe Beziehung zu
unseren beiden Babys aufzubauen. Natürlich wollten wir uns und unsere beiden Engel mit den Werkzeugen
des HypnoBirthing auf die bevorstehende Geburt einstimmen. Die diversen Vertiefungsübungen mit
entsprechenden Affirmationen halfen auch, die so schon wahnsinnig tiefe Verbundenheit noch weiter zu
verstärken. Und auch als HB-Kursleiterin kam ich mit meinem Mann zusammen in den Genuss eines
persönlichen HypnoBirthing-Trainings bei Nadine Ballmer. Alles in allem ein Zeitaufwand, der sich auf jeden
Fall gelohnt hat.
Es lag uns sehr am Herzen, unsere Kleinen durch eine natürliche Geburt auf der Welt begrüssen zu können.
Mit Zwillingen ist das im Grossraum Zürich nicht ganz so einfach. Aufgrund der geographischen Distanz kam
das prädestinierte Paracelsus-Spital in Richterswil leider nicht in Frage. Ansonsten sind Geburtshelfer, welche
das „Abenteuer“ einer natürlichen Zwillingsgeburt unterstützen, sehr rar. Hat man dann noch den einen oder
anderen Anspruch an die Geburtsklinik und ihre Infrastruktur, bei welcher der Geburtshelfer Belegarzt ist, so
wird es extrem schwierig bis unmöglich. Auf jeden Fall wurde auch hier Hartnäckigkeit und Ausdauer
belohnt. Mit Dr. Jasminka Kunz fanden wir unsere Geburtshelferin, die uns und unsere Anliegen verstand und
unterstützte. Durch sie war dann auch das Limmattal-Spital als Geburtsklinik gesetzt. Unser Besuch beim
dortigen Hebammen-Team hinterliess bei uns ein tolles Gefühl und wir wussten, mit diesem Team werden
unsere Vorstellungen umgesetzt und unsere Wünsche berücksichtigt. Das war soweit mal unser Plan …
Baby A lag schon sehr früh in der Kopflage, Baby B hat es sich lange Zeit in der Beckenlage gemütlich
gemacht. Dies bereitete uns allmählich etwas Sorgen, ob Baby B dann noch genug Platz hat, um sich in die
Kopflage zu drehen. Passende Visualisierungen und angepasste Vertiefungsübungen waren die Mittel, welche
wir zur Verfügung hatten und auch anwendeten. Zu Beginn des letzten Schwangerschaftsdrittels hat sich
Baby B dann auch dazu entschlossen, die Kopflage einzunehmen. Wir waren sehr froh, denn so standen für
eine natürliche Geburt alle Ampeln auf Grün. Wenn da nicht die etwas unterdurchschnittliche
Gewichtszunahme unserer Engel gewesen wäre. Sie wuchsen zwar noch, aber doch sehr bescheiden. Ich
musste mich also stark schonen und so viel wie möglich liegen und ruhen, denn bei einer Gewichtsstagnation
hätte die Einleitung relativ schnell geplant werden müssen … und das war gar nicht in unserem Sinne. Denn
für uns war in jedem Fall zentral, ob nun natürliche Geburt oder Kaiserschnitt-Geburt, dass die Kleinen den
Zeitpunkt der Geburt bestimmen können.
Ich war inzwischen Ende der 36. Schwangerschaftswoche. Viele Vorbereitungen waren bereits erledigt, einige
wenige Aufgaben blieben noch übrig, damit wir unsere beiden Engel in ein gut vorbereitetes Erdenleben
begrüssen konnten. Ich hatte weder Übungs- noch sonstige Wellen bewusst wahrgenommen, deshalb
planten wir voller Elan, diese wenigen Aufgaben in den nächsten Tagen noch in Angriff zu nehmen …
Es war am 25. März 2012, ein sonniger und frühlingshafter Sonntag. Ich stand nach einer erholsamen Nacht
auf und musste zur Toilette, es war so um die 9 Uhr morgens. Als ich spülen wollte, entdeckte ich leicht
erschrocken ein wenig Blut in der Toilette. Gleich danach bemerkte ich, wie eine Flüssigkeit meinem Bein
entlang floss, eine klare geruchslose Flüssigkeit, die nicht zu stoppen war. Aufgrund der doch etwas
unerwarteten Ereignisse weckte ich meinen Mann. Mein Mann fand dann in der Badewanne noch ein kleines
Stück vom Pfropf, welcher offensichtlich mit etwas Blut abgegangen war. Ich rief dann beim Hebammen-
Team vom Limmattal-Spital an, um die Situation zuerst einmal telefonisch beurteilen zu lassen. Da unsere
beiden Jungs ziemlich sicher noch keine 2 Kilogramm auf die Waage gebracht hätten, sind wir mit der
Hebamme vom Limmattal-Spital so verblieben, dass wir uns langsam aber sicher Richtung Universitäts-Spital
Zürich bewegen werden. Das Universitäts-Spital wurde entsprechend vom Limmattal-Spital über unsere
bevorstehende Ankunft informiert. Bei einer Geburt im Limmattal-Spital hätten Neugeborene mit einem
Geburtsgewicht unter 2 Kilogramm gleich nach der Geburt sowieso in die Neonatologie vom Universitätsoder Kinder-Spital verlegt werden müssen. Mit diesem Wissen war die Entscheidung natürlich klar …
So machte ich mich noch frisch, nahm eine gemütliche Dusche und rüstete dann noch mit meinem Mann
zusammen die vorbereitete Spitaltasche mit den letzten Utensilien aus. Danach konnten wir den Weg ins
Universitäts-Spital im ruhigen Sonntagmorgen-Verkehr unter die Räder nehmen. Ungefähr um 11 Uhr sind wir
dann in der Frauenklinik vom Universitäts-Spital angekommen. Dort wurde dann natürlich die Situation mit
entsprechenden Eintrittskontrollen und Gesprächen beurteilt. Ich war immer noch guter Hoffnung, dass
heute noch nicht der Tag der Geburt sein wird. Ein Blasensprung muss ja noch nicht zwingend und direkt zur
Geburt oder Einleitung führen. So ging dann die Zeit ins Land - CTG, Ultraschall etc. Die für uns zuständige
leitende Ärztin war PD Dr. Nicole Ochsenbein. Das Geburtsgewicht wurde auf +/- 1‘800 Gramm geschätzt. Da
Zwilling A mit dem Kopf bereits sehr tief im Becken lag, der Muttermund bereits eröffnet war und ich keine
Wellen verspürte - obwohl diese gemessen werden konnten – hätte das Nach-Hause-Gehen und Abwarten zu
einer plötzlichen und sehr schnellen Spontangeburt führen können. Dies hätte für mich und die beiden Babys
eine ganz kritische Situation werden können. Die Strapazen und das Risiko bei einer natürlichen
Zwillingsgeburt mit diesem zarten Gewicht wollten wir einfach nicht in Kauf nehmen. Mein Mann und ich
akzeptierten den Weg, den uns unsere Babys mit diesem frühen Blasensprung vorgaben: Den Weg der
Kaiserschnitt-Geburt.
Die weiteren Aktivitäten, Gespräche sowie Vorbereitungen mit Ärzten und Hebammen, waren von nun an auf
die Kaiserschnitt-Geburt ausgerichtet, welche noch am gleichen Tag stattfinden sollte. Wir konnten unsere
speziellen Wünsche darlegen, um auch im Umfeld einer Kaiserschnitt-Geburt möglichst viel vom
HypnoBirthing-Gedankengut umsetzen zu können. Die für uns zuständige Hebamme fragte uns, ob es uns
recht wäre, wenn sie mit einer Hebamme in Ausbildung als Team arbeiten würde. Das Spezielle an dieser
Hebamme in Ausbildung war, dass sie kürzlich ihre Bachelor-Arbeit mit dem Thema HypnoBirthing verfasst
hat. Das trifft sich ja hervorragend, dachten wir …
Wir wurden umfassend über den Ablauf und die Handlungen rund um die Operation und die Nachbetreuung
unserer Babys informiert. Alles lief ohne Hektik ab und wir hatten dann im Vorbereitungszimmer auch die von
uns erbetenen 30 Minuten Zeit, um uns und die Babys ungestört auf den bevorstehenden Eingriff
einzustimmen. Diese Zeit konnten wir wunderbar nützen. Mein Mann machte mit mir eine ausgiebige
Vertiefungsübung und konnte so mich und unsere beiden Engel gut auf die Kaiserschnitt-Geburt
vorbereiten…
Kurz nach 16 Uhr war es dann soweit, ich wurde in Begleitung meines Mannes in den kühlen Operationssaal
geführt, gleich daneben – durch eine Türe mit Sichtfenster getrennt - war der gut gewärmte Raum, in dem
dann die Babys in Empfang genommen werden. Mein Mann konnte die Operationsvorbereitungen aus
diesem Raum beobachten. Ich fühlte mich sehr entspannt und gefasst. Die Spinalanästhesie wurde gemacht
und danach der Katheter gesetzt. Mein Mann durfte dann vor dem Operationsbeginn (ca. 16.30 Uhr) bei
meinem Kopf Platz nehmen und so während der Operation bei mir sein. Die Sicht wurde mit einem
hochgespannten Tuch verdeckt. Irgendwie hatte die Zeit schon fast den ganzen Tag keine Bedeutung mehr, es
war absolut zweitrangig, was wann war und wie lange es dauerte. Der Kaiserschnitt verlief sehr schnell und
ohne Komplikationen. Plötzlich wurde meinem Mann gesagt, er könne nun aufstehen, damit er über dem
Sichtschutz die „Geburt“ unserer Babys sehen kann. Mein Mann konnte nun zusehen, wie zuerst Lou Elia
(16.48 Uhr) und dann Liam Ilay (16.50 Uhr) schreiend aus der Gebärmutter gehoben wurde. Ein wahnsinnig
bewegender Moment für ihn. Lou und Liam wurden dann direkt von der Hebamme in den gut gewärmten
Nebenraum gebracht, dort wurden sie von 3 Kinderärztinnen in Empfang genommen. Unsere beiden Engel
kämpften sich sehr gut ins Leben ausserhalb der Gebärmutter, die Apgar-Testfolge ergab bei beiden das
Resultat 8-9-9. Es war eine Sache von Minuten, bis mein Mann von der Hebamme ins Zimmer zu Lou und
Liam geführt wurde, wo er seine beiden Söhne in der Isolette begrüssen konnte. Damit ich während dem
Zunähen nicht alleine war, mein Mann war ja im Nebenzimmer bei unseren Babys, ist die Hebamme in
Ausbildung bei mir geblieben und war für mich da (wir hatten vor der Operation darum gebeten). Nachdem
die Operation abgeschlossen war, wurde ich auf dem Bett ebenfalls ins Nebenzimmer gerollt und konnte nun
endlich meine beiden Engel wenigstens vom Bett aus begrüssen …
Mein Mann ging dann mit Lou und Liam in die Neonatologie. Ich wurde in der Zwischenzeit wieder in den
Vorbereitungsraum geführt, dort konnte ich mit den Hebammen zusammen ein wenig Kolostrum auf ein
Wattestäbchen gewinnen. Dieses flüssige „Gold“ kam dann direkt in die Neonatologie zu unseren Babys …
Das Team vom Universitäts-Spital hat sich sehr engagiert und uns alle speziellen Wünsche erfüllt, welche aus
Sicherheitsgründen auch verantwortbar waren. Wir wurden sehr gut betreut, wir empfanden immer eine
entspannte, ruhige und angenehme Atmosphäre …
Ich habe mich enorm gut und schnell von der Operation erholt, mein Blutverlust war mit ungefähr 500ml
erstaunlich gering. Die Gebärmutter hat sich auch im Vergleich zu einer normalen Geburt wahnsinnig schnell
zurückgebildet, die Ärzte und Hebammen waren erstaunt. Auch hier dürften die entsprechenden
Hypnoseübungen nicht ganz unschuldig gewesen sein. Unsere beiden Engel konnten mit mir zusammen das
Spital bereits nach 10 Tagen verlassen ...
Wir sind überzeugt, auch für diesen Geburtsweg das Maximum an HypnoBirthing-Essenz umgesetzt zu
haben. Natürlich ist eine Kaiserschnitt-Geburt keine natürliche Geburt, und da wird für mich und meinen
Mann wohl immer etwas fehlen. Aber eben, unsere beiden Jungs hatten auch ihren Plan.
Herunterladen