Informationsblatt Den Alltag bewältigen – alltägliche und

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KLINIKUM
DER UNIVERSITÄT MÜNCHEN
CAMPUS GROSSHADERN
INSTITUT FÜR SCHLAGANFALLUND DEMENZFORSCHUNG
Informationsblatt
Den Alltag bewältigen – alltägliche und außergewöhnliche
Problematiken im Umgang mit Demenzerkrankten
Umherwandern und Weglaufen
Starker Bewegungsdrang, Weglaufgefahr (z.T. mit Selbstgefährdung)
→ Bedürfnisse hinter dem Weglaufen erkennen und entsprechend reagieren (Vertrauen schaffen,
Veränderungen vermeiden)
→ Möglichst viele Bewegungsmöglichkeiten in den Alltag einbauen (häufiges Spazierengehen)
→ Die Haustüre hinter einem Vorhang verstecken oder mit einem komplizierten Schloss versehen
Vergesslichkeit, Verwirrung
Z.B. wiederholende Tätigkeiten und Erzählungen, Vergessen von wichtigen Terminen und Dingen,
nahestehende Personen werden nicht mehr erkannt, räumliche und zeitliche Desorientierung
→ So wenig wie möglich mit Defiziten konfrontieren, Überforderung vermeiden
→ Gedächtnishilfen (Notizzettel, Kalender, entsprechende Beleuchtung etc.)
→ Rituale einführen
Suchen, Kramen, Sammeln
Z.B. Handtasche leeren, Schränke ausräumen
→ Zahl der möglichen Verstecke reduzieren
→ Mülleimer vorm Wegwerfen inspizieren
→ Kopien von wichtigen Unterlagen anfertigen
Peinliches Verhalten
Manieren werden vergessen, auffälliges / unkontrolliertes Verhalten, z.B. ausziehen in der Öffentlichkeit,
Passanten beschimpfen etc.
→ Information des näheren Umfeldes
→ Austausch mit anderen Angehörigen
→ Als Krankheitssymptom akzeptieren
Herausforderndes Verhalten
Z.B. Aggression, schlagen, brüllen, schimpfen, Handgreiflichkeiten
→ Nach Ursachen forschen, Orientierung an Gefühlen und Beweggründen (Validation)
→ Sanfte Berührungen, basale Stimulation (situationsabhängig)
→ Den Raum verlassen, „austoben“ lassen
→ In Notfällen: Krisendienst / Polizei rufen
Verständigungsprobleme
Wortfindungsstörungen, falsche Wörter, unvollständige Sätze, Verstummung, Resignation
→ Körpersprache nutzen
→ Keine / wenig Hintergrundgeräusche
→ Keine offenen Fragen, immer nur eine Mitteilung auf einmal
→ Interpretationsvorschläge anbieten
Beschuldigungen
Schuld wird auf andere geschoben, Diebstahl und Verschwörung als Erklärungen
→ Als Krankheitserscheinung ernst nehmen und akzeptieren, nicht persönlich nehmen
→ Betroffene beruhigen und versuchen, sie auf andere Gedanken zu bringen
→ Umfeld informieren und Sachverhalte klarstellen (ohne die Betroffenen)
Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung | Informationsblatt: „Den Alltag bewältigen“
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Sinnestäuschungen
Realität wird anders interpretiert (z.B. fremde Menschen im Haus)
→ Für Ruhe und Geborgenheit sorgen
→ Seh- und Hörfähigkeit überprüfen
→ Auf andere Gedanken bringen lassen
→ Angst als Ursache? Verhalten zu verstehen versuchen
Depressive Verstimmung
Antriebslosigkeit, Lustlosigkeit
→ Versagen vermeiden, keine Überforderung
→ Für schöne Momente / Erlebnisse sorgen
→ Mit behandelndem Arzt sprechen, evtl. medikamentöse Unterstützung (Antidepressiva)
Gefährliche Situationen
z.B. Essigreiniger wird getrunken, Kochplatte wird angelassen
→ Gefahrenquellen weitestgehend beseitigen (z.B. keine verdorbenen Lebensmittel im Kühlschrank)
→ Technische Hilfen nutzen (z.B. Zeitschaltuhr bei Elektrogeräten)
→ Auf das Selbstwertgefühl des Betroffenen achten (keine Rede von „Kindersicherung“)
Vernachlässigung der Körperpflege
Betroffener wäscht sich nicht mehr, will sich keine saubere Kleidung mehr anziehen. Erscheinungsbild ist
nicht mehr wichtig oder die praktische Umsetzung ist schwierig.
→ Körperpflege zu einem einfachen und angenehmen Erlebnis machen, Rituale schaffen, Hektik vermeiden
→ Kein Zwang: mit Hut ins Bett gehen lassen, statt duschen mit Waschlappen waschen
→ Getragene Kleidung nachts austauschen
→ Evtl. professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, um Schamgefühle zu vermeiden
Inkontinenz
Kann auch andere, praktisch lösbare Gründe (z.B. Toilette wird nicht gefunden) oder psychische Ursachen
haben (z.B. Verlustängste)
→ Regelmäßige Toilettengänge, Toilettentür auffällig markieren
→ Reduzierung der Trinkmenge bei Nacht
→ Einfache Kleidung, die leicht an- und ausgezogen werden kann
Nahrungsverweigerung
→D
ringlichkeit / Selbstgefährdung prüfen: isst der Betroffene einfach nur weniger (geringerer
Energieverbrauch) bzw. war er schon immer ein schlechter Esser? (Gewohnheiten berücksichtigen)
→ Schmeckt dem Betroffenen das Essen nicht? (Vorlieben berücksichtigen)
→ Kennt der Betroffene das Essen nicht? (beim Kochen mit einbeziehen)
→ Gesundheitliche Aspekte berücksichtigen (z.B. Schluckbeschwerden)
→ Für eine angenehme Atmosphäre sorgen (in Gesellschaft essen lassen, Tische decken usw.)
Quellen / Weiterführende Literatur:
Wenn das Gedächtnis nachlässt. Ratgeber für die häusliche Versorgung. Bundesministerium für Gesundheit.
2006. Sachsendruck, GmbH, Plauen.
100 Fehler im Umgang mit Menschen mit Demenz und was Sie dagegen tun können. König, Jutta; Zemelin,
Claudia. 2008. Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co.KG, Hannover.
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Kontakt: Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung
Feodor-Lynen-Straße 17
81377 München
www.isd-muc.de
Ansprechpartnerin:
Irene von Tiesenhausen (Dipl.-Sozialpädagogin)
Tel. 089 / 4400-46060
[email protected]
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