Zusammenfassung – Bericht „Beschäftigung in Europa 2004“ Europa 2003: ein generell langsames Wirtschaftswachstum bei unterschiedlicher Beschäftigungsleistung Im Jahr 2003 war in der EU lediglich ein schwaches Wirtschaftswachstum zu verzeichnen. Die globale wirtschaftliche Erholung hat sich im Verlauf des Jahres 2003 fortgesetzt. Dabei war in den USA und in Japan ein relativ starkes Wachstum zu verzeichnen. Der Aufschwung der US-Wirtschaft hat sich im dritten und vierten Quartal beschleunigt, so dass für das Jahr 2003 insgesamt ein Wachstum von 3,1 % gegenüber 2,2 % im Vorjahr erzielt wurde. Auch in Japan kam es zu einer deutlichen Kehrtwende mit einem BIP-Wachstum von 2,5 % im Jahr 2003 gegenüber einem negativen Wachstum von 0,3 % im Jahr 2002. Dagegen ging das Wirtschaftswachstum in der erweiterten Europäischen Union (EU25) auf 0,8 % im Jahr 2003 zurück, nachdem es im Vorjahr noch 1,1 % betragen hatte. Auch das Beschäftigungswachstum fiel bescheiden aus. Auch das Beschäftigungswachstum war im Jahr 2003 nur schwach ausgeprägt. Nachdem im ersten Halbjahr 2001 eine Verlangsamung eingesetzt hatte und das Beschäftigungswachstum im letzten Quartal des Jahres 2002 zum Stillstand gekommen war, trat im Jahr 2003 eine Phase der – wenn auch sehr moderaten – Erholung ein. Bei einem Wert von 0,2 % für das Gesamtjahr kann man fast von einem statischen Wachstum sprechen. Die Arbeitslosenquote stieg im selben Zeitraum auf 9,1 % (EU15: 8,1 %), nachdem sie bereits im Jahr 2002 ein Niveau von 8,8 % erreicht hatte. Das Beschäftigungswachstum war geringer als in den USA. Im Zuge des Wirtschaftsaufschwungs zeichneten sich am US-Arbeitsmarkt im Jahr 2003 deutliche Verbesserungen ab. Die Beschäftigung nahm um 0,9 % zu, nachdem in den beiden vorangegangenen Jahren ein Rückgang zu verzeichnen gewesen war. Gleichzeitig war aber auch ein Anstieg der Arbeitslosigkeit zu beobachten. Im Jahresmittel betrug die Arbeitslosenquote 6,0 % gegenüber 5,8 % im Jahr 2002. In Japan hat die sich fortsetzende Abnahme der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter zu weiteren Beschäftigungsrückgängen geführt, die allerdings weniger stark ausfielen als in den Vorjahren. Die Beschäftigungssituation hat sich verschlechtert für Jugendliche, Geringqualifizierte, Beschäftigte in der Industrie und Langzeitarbeitslose. Wenngleich die Gesamtbeschäftigung in der EU – ganz im Gegensatz zu den USA und Japan – im Zeitraum 2000-2003 im Großen und Ganzen nicht zurückging, zeichnete sich auf den EU-Arbeitsmärkten in bestimmten Bereichen eine Verschlechterung der Situation ab. Dies gilt insbesondere für die Industrie und für die Beschäftigung von Jugendlichen und Geringqualifizierten. Außerdem scheint die Langzeit- arbeitslosigkeit in der EU wieder zuzunehmen: im Jahr 2003 stieg die Quote auf 4 % (EU15: 3,3 %). Der insbesondere in den Jahren 1998-2001 zu beobachtende rückläufige Trend hat sich damit eindeutig umgekehrt. Die Mitgliedstaaten haben im Jahr 2003 eine unterschiedliche ArbeitsmarktPerformance gezeigt: negative Wachstumsraten in einigen Ländern ... Die Beschäftigungsleistung in den Mitgliedstaaten der EU25 fiel im Jahr 2003 sehr unterschiedlich aus. Fast die Hälfte der Mitgliedstaaten erlebte ein negatives Jahreswachstum. Verschlechtert hat sich die Beschäftigungssituation in der Tschechischen Republik, in Finnland, in den Niederlanden und in Schweden. In allen diesen Ländern kam es im Verlauf des Jahres zu einem negativen Beschäftigungswachstum. In Belgien, Dänemark, Deutschland, Polen, Portugal und Slowenien setzte sich das bereits im Jahr 2002 zu verzeichnende Negativwachstum im Jahr 2003 fort, während das Beschäftigungswachstum in Frankreich im letzten Quartal 2003 zum Stillstand kam. … und ein positives Beschäftigungswachstum von über 1 % in anderen Ländern. Andererseits hatten aber auch zehn Mitgliedstaaten ein positives Beschäftigungswachstum von über 1 % zu vermelden. Insbesondere in Spanien hielt sich das relativ starke Beschäftigungswachstum auf einem Niveau von 2 %. Dabei deutet sich ein moderater Anstieg an. In Italien hat das Beschäftigungswachstum zwar nachgelassen, doch liegt es mit etwa 1 % immer noch im positiven Bereich. Ein Beschäftigungswachstum von über 1 % erreichten ebenfalls Estland, Griechenland, Irland, Ungarn, Lettland, Litauen, Luxemburg und die Slowakische Republik. Auch in den Jahren 2004 und 2005 sind die Wachstumsaussichten am Arbeitsmarkt eher trüb. Trotz der vorhergesagten Verbesserungen bei der Wirtschaftstätigkeit insgesamt wird davon ausgegangen, dass die langwierige Wirtschaftsflaute, die Europa zu Beginn des neuen Jahrtausends durchlebt hat, auch künftig noch auf die Arbeitsmarkt-Performance durchschlagen wird, womit sich für die Jahre 2004 und 2005 nur geringe Aussichten auf ein Beschäftigungswachstum eröffnen. Dies gilt es zu berücksichtigen, wenn die Beschäftigungsperspektiven in der EU vor dem Hintergrund der im Rahmen der Lissabonner Strategie und der Europäischen Beschäftigungsstrategie vorgegebenen Ziele und Beschäftigungsquoten einer Bewertung unterzogen werden. Die erweiterte Europäische Union – (wieder) auf Lissabon-Kurs? Im Rahmen der Lissabonner Strategie und der Europäischen Beschäftigungsstrategie wurden Ziele mit einem Zeithorizont bis zum Die Beschäftigungsleistung ist eine zentrale Komponente der Lissabonner Strategie. Ziel dieser Strategie ist es, die EU zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum in der Welt zu machen – zu einem Wirtschaftsraum, der fähig ist, ein dauerhaftes Jahr 2010 vereinbart. Wirtschaftswachstum mit mehr und besseren Arbeitsplätzen und einem größeren sozialen Zusammenhalt zu erzielen. In den beschäftigungspolitischen Leitlinien wurden drei übergreifende komplementäre Ziele formuliert: Vollbeschäftigung; Steigerung der Arbeitsplatzqualität und der Arbeitsproduktivität; Stärkung des sozialen Zusammenhalts und der sozialen Eingliederung. Auch wurden die vom Europäischen Rat auf seinen Tagungen in Lissabon und Stockholm in den Jahren 2000 und 2001 vereinbarten und bis 2010 zu realisierenden Beschäftigungsquotenziele in die Leitlinien übernommen: Gesamtbeschäftigungsquote von 70 %, Frauenbeschäftigungsquote von über 60 % und Beschäftigungsquote von 50 % bei den älteren Arbeitskräften. Im Jahr 2003 lag die Gesamtbeschäftigungsquote unverändert bei etwa 63 % und die Frauenbeschäftigungsquote bei 55 %. Die Beschäftigungsquote der Älteren hingegen ist auf über 40 % angestiegen. Die Beschäftigungsleistung ist an diesen Zielvorgaben zu messen. Die Gesamtbeschäftigungsquote lag im Jahr 2003 in der EU25 unverändert bei knapp 63 % (EU15: 64,3 %). Die lediglich marginale Erhöhung der Beschäftigungsquote – um 0,1 Prozentpunkte im Jahr 2003 – lag weit unter den jährlichen Anstiegen, die gegen Ende der 90er Jahre und bis ins Jahr 2001 zu verzeichnen waren. Verantwortlich für den Anstieg der Beschäftigungsquote war in erster Linie die weitere Zunahme der Frauenbeschäftigungsquoten um durchschnittlich 0,3 Prozentpunkte bis auf insgesamt 55 % (EU15: 56,0 %). Die Quote der Männer ist im selben Zeitraum leicht zurückgegangen, und zwar auf 70,8 % (EU15: 72,6 %). Wie bereits im Jahr 2002, stieg die Beschäftigungsquote der Älteren, also der Altersgruppe 55-64 Jahre, deutlicher an; dank einer Zunahme um etwa 1,5 Prozentpunkte wurde im Jahr 2003 eine Quote von 40,2 % (EU15: 41,7 %) erreicht. Negativ zu vermerken ist, dass sich die Arbeitsmarktsituation der Jugendlichen (also der 15- bis 24-Jährigen) in der EU in den letzten drei Jahren generell verschlechtert hat. Niedrige Beschäftigungsquoten bei Frauen, Älteren und Geringqualifizierten sind Symptome der nach wie vor vorhandenen strukturellen Probleme am europäischen Arbeitsmarkt. Trotz der Anstiegs der Beschäftigungsquoten im Zeitraum 1997-2002 und ungeachtet struktureller Verbesserungen in der Arbeitsmarkt-Performance Ende der 90er Jahre – abzulesen am Rückgang der NAIRU (inflationskonstante Arbeitslosenquote), an einer relativ starken Zunahme des Arbeitskräfteangebots und an einer trotz Konjunkturrückgangs nach wie vor stabilen Beschäftigung – treten in den Mitgliedstaaten strukturelle Arbeitsmarktprobleme zutage, die sich manifestieren in niedrigen Beschäftigungsquoten, insbesondere bei Frauen, älteren Arbeitskräften und Geringqualifizierten, sowie in hartnäckig fortbestehenden regionalen Unterschieden bei Beschäftigungs- und Arbeitslosenquoten. Weitere Fortschritte auf dem Weg zur Verwirklichung der für 2010 anvisierten Beschäftigungsquotenziele werden in hohem Maße davon abhängen, ob weitere Arbeitsmarktreformen durchgeführt werden, ... Insgesamt scheint die EU noch weit von der Verwirklichung der in Lissabon festgelegten Ziele entfernt zu sein. Gemessen an den für 2010 anvisierten Beschäftigungszielen bleiben die Beschäftigungsquoten insgesamt, die der Frauen und die der älteren Arbeitskräfte um 7, 5 bzw. 10 Prozentpunkte hinter den angestrebten Werten zurück. Ob es gelingt, diese Lücken zu schließen, wird in hohem Maße von weiteren Arbeitsmarktreformen abhängen, die darauf abstellen müssen, die Beschäftigungsaussichten insbesondere für Frauen, Ältere und Geringqualifizierte zu verbessern und die Schaffung von Arbeitsplätzen im Dienstleistungssektor zu fördern. Auch muss etwas unternommen werden, um dem neuerlichen Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit und der Langzeitarbeitslosigkeit Einhalt zu gebieten. … die zu einer Steigerung von Produktivität und Arbeitsqualität beitragen und soziale Integration und sozialen Zusammenhalt fördern. Abgesehen davon, dass nur langsam Fortschritte auf dem Weg zur Vollbeschäftigung erzielt werden, enttäuschen auch die Produktivitätstrends. Darüber hinaus besteht großer Handlungsbedarf, was die Förderung der sozialen Integration und des regionalen Zusammenhalts anbelangt. Auch sind weitere Verbesserungen in Sachen Arbeitsplatzqualität vonnöten, wie dies in einer neueren Kommissionsmitteilung mit dem Titel „Die jüngsten Fortschritte in der Verbesserung der Arbeitsplatzqualität“ festgestellt wurde. Voraussetzung für weitere Fortschritte in der Umsetzung der Lissabonner Strategie – und in der Förderung der Wissensgesellschaft, insbesondere durch Erhöhung der Ausgaben für Forschung und Entwicklung auf 3 % des BIP – ist somit auch, dass die Reformen Verbesserungen bei Arbeitsplatzqualität und Arbeitsproduktivität bewirken und die soziale Integration und den sozialen Zusammenhalt weiter stärken. Die wichtigsten politischen Prioritäten wurden von der Europäischen Taskforce „Beschäftigung” aufgezeigt und in den beschäftigungspolitischen Leitlinien für die Jahre 2003-2006 festgeschrieben. Der diesjährige Bericht bestätigt, dass Globalisierung, technologischer Wandel und wirtschaftliche Integration einerseits und rasche Bevölkerungsalterung anderseits sich zunehmend auf die Art und Weise auswirken, wie die Menschen in Europa leben und arbeiten, und auch auf die Art und Weise, wie Güter und Dienstleistungen produziert werden. Die im Bericht enthaltenen Analysen stützen die Einschätzung des Europäischen Rates, der die Mitgliedstaaten auf seiner Frühjahrstagung 2004 aufforderte, besonders in vier Bereichen aktiv zu werden, die von der Europäischen Taskforce „Beschäftigung“ unter Leitung von Wim Kok als Handlungsprioritäten herausgearbeitet wurden: die Anpassungsfähigkeit der Arbeitnehmer und der Unternehmen steigern; mehr Menschen in Beschäftigung bringen und Arbeit zu einer echten Alternative für alle machen; mehr und effizienter in Humanressourcen investieren; durch eine bessere Governance für eine effektivere Umsetzung der Reformen sorgen. Die Mitgliedstaaten müssen daher weitere politische Maßnahmen auf den Weg bringen, die sich an den beschäftigungspolitischen Leitlinien 2003-2006 ausrichten, und die einschlägigen länderpolitischen Empfehlungen umsetzen. Die einzelnen thematischen Kapitel des diesjährigen Berichts enthalten eingehende Analysen, die mit Blick auf die politischen Prioritäten von besonderem Interesse sind: • wichtigste Determinanten der Entwicklung der Beschäftigungsquoten; • länderspezifische Unterschiede bei der Beschäftigung im Dienstleistungssektor; • Übergänge aus Niedriglohnjobs und prekärer Beschäftigung in einen anderen Status; • Beschäftigungseffekte von Outsourcing, Standortverlagerungen und Globalisierung. Die thematischen Kapitel des diesjährigen Berichts greifen die meisten der genannten Aspekte auf. Eingehend analysiert werden zum Ersten die wichtigsten Determinanten der Entwicklung der Beschäftigungsquoten und insbesondere die Rolle der Arbeitsmarktinstitutionen und der aktiven Arbeitsmarktpolitik für die Entwicklung der Gesamtarbeitslosenquote im Zeitverlauf (Kapitel 2), zum Zweiten die Entwicklung und Beschaffenheit der zwischen EU und USA bestehenden Beschäftigungslücke im Dienstleistungssektor sowie die Determinanten der im Ländervergleich festzustellenden Unterschiede in den Beschäftigungsstrukturen (Kapitel 3), zum Dritten die Determinanten der Beschäftigungsund Arbeitsmarktdynamik und der Übergänge heraus aus Niedriglohnjobs und prekärer Beschäftigung unter besonderer Berücksichtigung der Rolle verschiedener Formen von Humankapitalinvestitionen (Kapitel 4). Schließlich wird auf die Beschäftigungseffekte von Outsourcing, Standortverlagerungen und Globalisierung eingegangen (Kapitel 5). Institutionen und aktive Arbeitsmarktpolitiken spielen eine gewichtige Rolle: genauere Betrachtung der die Beschäftigungsquoten beeinflussenden Faktoren Gründe für die im Zeitraum 1997-2002 insgesamt zu verzeichnenden Veränderungen bei den Beschäftigungsquoten: Zu den wichtigsten Determinanten der ArbeitsmarktPerformance zählen folgende Faktoren: Höhe der Steuerund Abgabenbelastung der Arbeit, Gestaltung von Kollektivvereinbarungen und Lohnfindungsmechanismen, Arbeitslosenunterstützungssysteme, Reichweite und Komponenten der aktiven Arbeitsmarktpolitik (AAMP). Eine Evaluierung entsprechender Politiken zeigt, dass es eines besseren Verständnisses der Interaktionen zwischen den verschiedenen Institutionen und Politiken bedarf – Interaktionen, die einander verstärken oder miteinander konfligieren können. Die Ergebnisse einer solchen auf ökonometrischen Analysen basierenden Evaluation werden jedoch durch methodische Entscheidungen beeinflusst und sind daher mit Vorsicht zu interpretieren. Mehr Teilzeitbeschäftigung In diesem Kapitel wird eindeutig bestätigt, dass die Öffnung und eine Erhöhung der Ausgaben für aktive Arbeitsmarktpolitik haben zur Erhöhung der Beschäftigungsquote beigetragen. für den Handel eine wesentliche Determinante für Beschäftigungswachstum – wahrscheinlich im Zuge des Wirtschaftswachstums – ist. Aber auch die Beschäftigungspolitik spielt hier natürlich eine Rolle. Die Zunahme des Teilzeitbeschäftigungsanteils und die Ausgabenintensität der aktiven Arbeitsmarktpolitik (Ausgaben als Prozentanteil des BIP im Verhältnis zur Zahl der Arbeitslosen) sind zwei der wichtigsten Treiber des Beschäftigungswachstums. Unter den verschiedenen Arten von Ausgaben für aktive Arbeitsmarktpolitik scheint sich die Ausgabenintensität bei Maßnahmen für Jugendliche und bei Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Arbeitsverwaltung am positivsten auf die Beschäftigungsquote auszuwirken. Bei Berücksichtigung potenzieller Interaktionen mit anderen Politiken und Institutionen lässt sich feststellen, dass alle Arten von Ausgaben für aktive Arbeitsmarktpolitik positive Auswirkungen auf die Beschäftigungsquote haben. Untersucht man die Interaktionen zwischen verschiedenen Arten aktiver arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen, scheinen sie sich allesamt positiv auf die Beschäftigungsquote auszuwirken, wenngleich die Ausgaben für die öffentliche Arbeitsverwaltung und für Maßnahmen zugunsten von Jugendlichen offenbar mehr bewirken als die Ausgaben für die unmittelbare Schaffung von Arbeitsplätzen und für Ausund Weiterbildungsmaßnahmen. Betrachtet man die Wechselwirkung zwischen den Ausgaben für aktive Arbeitsmarktpolitik und der Bruttoersatzquote (Maßzahl zur Angabe der Höhe von Arbeitslosenunterstützung und Sozialleistungen als Prozentsatz des Arbeitseinkommens), scheint der Effekt der Ausgabenintensität bei Maßnahmen für Jugendliche in Ländern mit relativ hoher Ersatzquote stärker zu sein. Hingegen ist in Ländern mit hoher Ersatzquote der positive Effekt von Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen etwas geringer. Veränderungen beim Steuer- und Abgabenkeil scheinen jedoch keine langfristigen Auswirkungen auf die Beschäftigung zu haben. Zwischen 1997 und 2000 hat sich der durchschnittliche Steuer- und Abgabenkeil für die EU15 (nicht gewichtet) um etwa einen Prozentpunkt verringert. Zwar scheint sich aus mikroökonomischen Gründen der Abgabenkeil bei Geringqualifizierten besonders negativ bemerkbar zu machen, doch liegen keine Anhaltspunkte dafür vor, dass Änderungen bei der Steuer- und Abgabenbelastung insgesamt einen signifikanten Langzeiteffekt auf die Beschäftigungsleistung haben. Der Grund hierfür ist möglicherweise darin zu sehen, dass sich dahinter Veränderungen bei einzelnen Komponenten des Abgabenkeils – insbesondere Sozialversicherungsbeiträge der Arbeitgeber, Sozialbeiträge der Arbeitnehmer und Lohnund Einkommensteuer – verbergen, die einander in ihrer Wirkung aufheben. Was die einzelnen Komponenten des Abgabenkeils betrifft, scheinen sich die Sozialversicherungsbeiträge der Arbeitgeber durchaus in der Beschäftigungsquote niederzuschlagen. Welche Beschäftigungseffekte die aktive Arbeitsmarktpolitik und Veränderungen beim Steuer- und Abgabenkeil bewirken, hängt auch davon ab, auf welcher Ebene die Tarifverhandlungen geführt werden. Inwieweit die Beschäftigung auf aktive arbeitsmarktpolitische Maßnahmen und auf Veränderungen bei den Politikvariablen anspricht, hängt im Übrigen davon ab, auf welcher Ebene die Kollektivverhandlungen stattfinden. Wo Tarifverhandlungen dezentral oder zentral geführt werden, scheint die Beschäftigungsleistung weniger von Veränderungen beim Abgabenkeil oder bei der Ersatzquote abzuhängen als in Systemen, bei denen die Verhandlungen auf Branchenebene angesiedelt sind. Was die aktive Arbeitsmarktpolitik betrifft, sind signifikante Auswirkungen auf die Beschäftigungsquote in Systemen festzustellen, in denen Tarifverhandlungen auf Branchen- oder auf zentraler Ebene geführt werden, nicht aber in Systemen mit dezentralen Tarifverhandlungssystemen. Aktive Arbeitsmarktpolitik und die Auslegung der Sozialversicherungssysteme müssen die Anpassungsfähigkeit der Arbeitskräfte fördern. Um das Vertrauen von Produzenten und Verbrauchern zu erhalten und einen wirksamen Arbeitnehmerschutz zu gewährleisten, bedarf es einer Absicherung gegen Arbeitslosigkeit und Einkommensrisiken. Entsprechende Maßnahmen sind eine wichtige Komponente der Strategien zur Bewältigung der derzeitigen wirtschaftlichen Situation. Sie müssen jedoch auch der Notwendigkeit Rechnung tragen, Arbeitsmarktanpassungen rascher vorzunehmen als in der Vergangenheit. Die Endnachfrage ist von entscheidender Bedeutung … und der Hauptgrund für die Beschäftigungslücke zwischen EU und USA im Dienstleistungssektor Die im Vergleich mit den USA festzustellende Beschäftigungslücke im Dienstleistungssektor hat sich zwar verringert, ist jedoch nach wie vor ein Indiz dafür, dass in der EU das Arbeitsplatzschaffungspotenzial bei weitem noch nicht ausgeschöpft ist. Als ein weiteres Symptom für die anhaltende Strukturschwäche der europäischen Arbeitsmärkte wird vielfach die im Vergleich mit den USA festzustellende Beschäftigungslücke im Dienstleistungssektor angeführt. Zwar hat sich als Folge einer verbesserten Beschäftigungsleistung in diesem Sektor und einer positiven Beschäftigungsentwicklung in der EU-Industrie die Beschäftigungslücke zwischen der EU und den USA im Zeitraum 1998-2003 deutlich verringert, doch weisen die USA in der Gegenüberstellung mit den EU-Mitgliedstaaten nach wie vor die höchste Beschäftigungsquote im Dienstleistungssektor (55,4 %) und die niedrigste Beschäftigungsquote in der Industrie (12,6 %) auf. Der Rückstand der EU gegenüber den USA in der Dienstleistungsbeschäftigung – am gravierendsten ist die Situation bei den Frauen und den älteren Arbeitskräften – lässt darauf schließen, dass im europäischen Dienstleistungssektor das Arbeitsplatzschaffungspotenzial bei weitem noch nicht ausgeschöpft ist. Eine Beschäftigungslücke besteht sowohl in Branchen und Berufen mit relativ hohen Qualifikationsanforderungen und relativ hohem Lohnniveau als auch in Branchen und Berufen mit geringer Produktivität und niedrigem Lohnniveau. Schlüsselt man nach Wirtschaftssektoren auf, so zeigt sich, dass die Beschäftigungslücke zwischen der EU und den USA sowohl bei der gering qualifizierten als auch bei der hoch qualifizierten Arbeit stark ausgeprägt ist. Die Lücke ist also erheblich nicht nur bei Geringverdienern, wie etwa den Beschäftigten im Groß- und Einzelhandel und im Hotel- und Gaststättengewerbe, sondern auch bei hoch qualifizierten Hochlohnarbeitskräften, beschäftigt zum Beispiel in den Bereichen Immobilien- und Wirtschaftsdienste, Bildung und Gesundheits- und Sozialdienste. Dasselbe gilt für die nach Berufsgruppen aufgeschlüsselte Beschäftigungslücke zwischen der EU und den USA: sie hat erhebliches Ausmaß sowohl bei Dienstleistungsarbeitern und bei Verkäufern als auch bei Büroangestellten, Angehörigen der Rechtsberufe und Führungskräften. Der Vergleich mit den USA ist zwar hilfreich, um zu belegen, dass das Beschäftigungspotenzial in der EU noch nicht ausgeschöpft ist, doch muss nicht unbedingt die US-Performance als Benchmark für Europa herangezogen werden. Hilfreich zum Nachweis des in Europa noch bestehenden Arbeitsplatzschaffungspotenzials kann es sein, wenn man die EU-Arbeitsmarktleistung mit derjenigen der USA vergleicht. Als Benchmark eignen sich jedoch auch positive Entwicklungen in mehreren EU-Mitgliedstaaten. So hatten zum Beispiel bis 2003 Dänemark, die Niederlande, Schweden und das Vereinigte Königreich die USA in der Beschäftigungsquote überholt. Insbesondere in Schweden, aber auch im Vereinigten Königreich, wurden – ähnlich wie in den USA – zahlreiche neue Arbeitsplätze geschaffen, sowohl für hoch qualifizierte als auch für gering qualifizierte Arbeitskräfte. Die meisten Arbeitsplätze entstanden dabei in Hochlohn-Dienstleistungssektoren mit hohem Qualifikationsniveau, wie etwa in den Wirtschaftsdiensten, in der Bildung und in den Gesundheits- und Sozialdiensten. Die zwischen EU und USA bestehenden Unterschiede in der Beschäftigungssituation resultieren größtenteils aus Unterschieden in den Verbrauchsmustern der Haushalte und in der Struktur der Endnachfrage … Die beschäftigungsstrukturellen Unterschiede zwischen der EU und den USA sind im Wesentlichen ein Spiegelbild der erheblichen Unterschiede in den Verbrauchsmustern der Haushalte und in der Struktur der Endnachfrage. Sie erklären sich hauptsächlich durch den vergleichsweise niedrigeren Anstieg der Endnachfrage in der EU. Hauptursache des starken Anstiegs der Dienstleistungsnachfrage in den USA ist die höhere Arbeitsmarktbeteiligung der Frauen und der älteren Menschen. … doch gibt es keinen Beleg für die Richtigkeit der weit verbreiteten Auffassung, der zufolge die Unterschiede zwischen EU und USA darauf zurückzuführen wären, dass die Beschäftigungs- Weiterhin gibt es keinen schlüssigen Beleg für die Richtigkeit der weit verbreiteten Auffassung, der zufolge die Unterschiede in der Beschäftigungsstruktur zwischen der EU und den USA im Wesentlichen zurückzuführen sind auf entweder zu starre Relativlohnstrukturen oder auf günstigere Produktivitätsmuster in der EU, die gering qualifizierten Arbeitskräften den Zugang zum Arbeitsmarkt verwehren. aussichten für Geringqualifizierte in den USA besser sind ... Daten über das Niveau der formalen Bildung und international vergleichbare Lese- und Schreibtests lassen darauf schließen, dass die Beschäftigungssituation der Geringqualifizierten in den USA eher ungünstiger ist als in der EU insgesamt. … oder dass zu starre Lohnstrukturen in der EU der Entstehung von mehr Niedriglohnjobs im Dienstleistungssektor entgegenstehen. Die Relativlohnstrukturen sind im Ländervergleich weitgehend einheitlich und determinieren nicht die Beschäftigungsstruktur. In den USA gibt es zwar Hinweise darauf, dass das Wachstum der Dienstleistungsbeschäftigung von einem starken Anstieg der Relativlöhne begleitet war, doch spricht andererseits nichts dafür, dass Unternehmen als Reaktion auf ein hohes Lohnniveau in einem Sektor das Beschäftigungsniveau heruntergeschraubt haben. Ganz im Gegenteil: Die Unternehmen reagieren eher in Form anderer langfristiger Anpassungen, die in einem Produktivitätsanstieg in den Hochlohnsektoren resultieren. Es ist jedoch nach wie vor fraglich, in welchem Ausmaß die gegenwärtigen Lohnstrukturen eine Erhöhung des Arbeitskräfteangebots zur Folge haben und die Arbeitsplatzschaffung im Dienstleistungssektor fördern. Insbesondere gilt dies für wissensintensive und Hightech-Dienstleistungssektoren. Die Industrienachfrage hat im Allgemeinen einen starken Spillover-Effekt auf die Dienstleistungsbeschäftigung. Die Industrienachfrage und die Dienstleistungsnachfrage in der EU haben schließlich offenbar ähnliche Auswirkungen auf die Dienstleistungsbeschäftigung. In einigen Fällen spricht vieles dafür, dass die Industrienachfrage einen stärkeren Spillover-Effekt auf die Dienstleistungsbeschäftigung hat als die Dienstleistungsnachfrage. Ein echter Binnenmarkt für Dienstleistungen, eine höhere Erwerbsbeteiligung der Frauen und der Älteren und eine Erhöhung der öffentlichen Ausgaben in Bereichen wie Bildung und Gesundheits- und Sozialdienste können bewirken, dass das Beschäftigungspotenzial im Dienstleistungssektor besser ausgeschöpft wird. Um die erforderlichen Rahmenbedingungen für die Weiterentwicklung des Dienstleistungssektors in der EU zu schaffen, gilt es, den Binnenmarkt für Dienstleistungen auszubauen und die der weiteren Integration der EUDienstleistungsmärkte entgegenstehenden Hindernisse zu beseitigen. Im Zuge der weiteren Umstrukturierung der europäischen Volkswirtschaften liegt der Schlüssel für das Beschäftigungswachstum im Dienstleistungssektor in der Arbeitsplatzschaffung in den vergleichsweise hoch entlohnten, hoch produktiven Dienstleistungen, wie z. B. Wirtschaftsdienste, Bildung und Gesundheitsund Sozialdienste. Zu diesem Zweck gilt es, den Spillover-Effekt der Produktnachfrage in der Industrie auf die Dienstleistungsbeschäftigung auszunutzen und die Endnachfrage nach Dienstleistungen anzuheben. Wichtig dabei ist eine begleitende Verlagerung der öffentlichen Ausgaben auf Bereiche wie Bildung und Gesundheits- und Sozialdienste. Dies wird auch dazu beitragen, den weiteren Anstieg der Arbeitsmarktbeteiligung der Frauen und der älteren Arbeitskräfte zu beschleunigen. Bildung und Ausbildung sind hilfreich: Wege heraus aus dem Niedriglohnsektor und aus prekären Beschäftigungsverhältnissen Die Diversifizierung der Vertragsgestaltung bringt mehr Flexibilität ... Die Diversifizierung der Vertragsgestaltung – immer mehr kennzeichnendes Merkmal der europäischen Arbeitsmärkte – erleichtert den Zugang zum Arbeitsmarkt. Die Unternehmen machen zunehmend von Leiharbeit und befristeten Arbeitsverhältnissen Gebrauch, entweder um Unstetigkeiten und konjunkturbedingte Nachfrageschwankungen abzupuffern oder um eine Auslese zu treffen. …,doch gilt es gleichzeitig, ein angemessenes Maß an Sicherheit zu gewährleisten und auf diese Weise Produktivität, Arbeitsplatzqualität und soziale Integration zu fördern. Wie auch von der Europäischen Taskforce „Beschäftigung“ hervorgehoben, können starke Ungleichheiten im Zugang zum Arbeitsmarkt und in den Karriereaussichten jedoch dazu führen, dass ein zweigeteilter Arbeitsmarkt entsteht, in dem „Insider“ ein hohes Maß an Beschäftigungsschutz genießen und gute Karrierechancen haben, während „Outsider“ auf der Basis alternativer Formen von Arbeitsverträgen eingestellt werden. Zur Erhöhung der Produktivität und der Arbeitsplatzqualität und zur Förderung der sozialen Integration gilt es deshalb, bei aller Flexibilität ein angemessenes Maß an Sicherheit zu gewährleisten und es den Arbeitskräften vor allem zu ermöglichen, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen und beruflich weiterzukommen. Die europäischen Arbeitsmärkte sind gekennzeichnet durch eine hohe Quote der Übergänge, insbesondere der Übergänge heraus aus befristeten Beschäftigungsverhältnissen … Eine Analyse der Dynamik der Niedriglohn- und der Prekärbeschäftigung zeigt, dass die europäischen Arbeitsmärkte durch eine hohe Übergangsquote gekennzeichnet sind. Etwa ein Drittel der befristet Beschäftigten findet erst nach einem Jahr eine längerfristige Beschäftigung. Und auch nach sechs Jahren – der von den verfügbaren Daten maximal abgedeckte Zeithorizont – sind rund 16 % der ursprünglich prekär Beschäftigten immer noch in derselben Situation und – noch Besorgnis erregender – sind 20 % arbeitslos geworden. In keiner anderen Arbeitskräftekategorie ist dieser Prozentsatz höher. … und aus Niedriglohnjobs. In beiden Fällen besteht aber auch ein deutlich höheres Risiko des Ausscheidens aus der Beschäftigung. Zwar ist der Anteil der Niedriglohnbezieher in der zweiten Hälfte der 90er Jahre in der EU offenbar nicht weiter angestiegen, doch liegt er immer noch bei nahezu 15 %. In Deutschland und in den Niederlanden hat er sich sogar erhöht. Die Dynamik der Übergänge in und aus einer Niedriglohnbeschäftigung ist vergleichbar mit der entsprechenden Dynamik bei den befristeten Beschäftigungsverhältnissen, wobei die Verweilzeit in der Niedriglohnbeschäftigung höher ist als in der befristeten Beschäftigung. 44 % der Niedriglohnbezieher gelingt es, ihr Entgelt über die Niedriglohnschwelle anzuheben, doch benötigen sie hierfür im Schnitt sieben Jahre. 30 % der Niedriglohnbezieher sind nach sieben Jahren arbeitslos, d. h. die Wahrscheinlichkeit, aus dem Arbeitsmarkt auszuscheiden, ist um nahezu 13 % höher als bei den ursprünglich hoch entlohnten Arbeitskräften. Zwischen den Mitgliedstaaten bestehen erhebliche Unterschiede bei den Übergangsmustern. Zwischen den Mitgliedstaaten bestehen erhebliche Unterschiede bei den Einjahres-Arbeitsmarktübergängen. Die Wahrscheinlichkeit eines Übergangs von Arbeitslosigkeit oder Erwerbslosigkeit in Beschäftigung ist besonders niedrig in Belgien, Griechenland, Italien und Luxemburg, während die Wahrscheinlichkeit des Ausscheidens aus dem Arbeitsmarkt in Deutschland und Spanien besonders hoch ist. Neben Frankreich, Griechenland und Finnland hat auch Spanien eine der niedrigsten Quoten des Übergangs von der befristeten in die unbefristete Beschäftigung zu verzeichnen. Die schlechtesten Chancen, über die Niedriglohnschwelle zu gelangen, haben Niedriglohnbezieher in Deutschland und im Vereinigten Königreich. Relativ leicht vollzieht sich der Übergang in Beschäftigung in Dänemark, Finnland und im Vereinigten Königreich, während der Übergang von einer befristeten zu einer unbefristeten Beschäftigung am leichtesten in Österreich, Luxemburg, den Niederlanden und im VK gelingt. Problemloser als in den anderen Ländern gestaltet sich in Belgien, Finnland und Portugal der Übergang von einer Niedriglohnbeschäftigung in eine besser entlohnte Beschäftigung. Frauen, Geringqualifizierte und Ältere befinden sich durchgehend in einer schwächeren Arbeitsmarktposition und haben zudem geringere Aussichten auf eine Verbesserung ihrer Situation. Für Frauen, Geringqualifizierte, ältere Menschen – und bis zu einem gewissen Grad auch für junge Menschen – besteht ein relativ hohes Risiko einer schwachen Arbeitsmarktposition in Bezug auf die Prekarität des Arbeitsverhältnisses und das Lohnniveau. Außerdem haben diese Gruppen geringere Aussichten als andere Gruppen, ihre Situation auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Ältere Arbeitskräfte stehen sich im Allgemeinen bei Entlohnung und Arbeitsvertragskonditionen besser als junge Arbeitskräfte, doch haben sie große Schwierigkeiten, auf dem Arbeitsmarkt zu verbleiben und beruflich weiterzukommen, wenn sie der Gruppe der Niedriglohnbezieher oder befristet Beschäftigten angehören. Die Faktoren Bildung und Ausbildung sind besonders beschäftigungswirksam, d. h. sie tragen erheblich dazu bei, Arbeitslose wieder in Arbeit zu bringen und Prekärund Niedriglohnbeschäftigte vor Arbeitslosigkeit zu Die Faktoren Bildung und Ausbildung sind besonders beschäftigungswirksam, d. h. sie tragen erheblich dazu bei, Arbeitslose wieder in Arbeit zu bringen. Was die innerbetrieblichen Übergänge angeht, so besteht eine enge Beziehung zwischen Ausbildung am Arbeitsplatz und Wahrscheinlichkeit des Übergangs von einer befristeten Beschäftigung in eine unbefristete. Was das Überschreiten der Niedriglohnschwelle anbelangt, so wirkt sich die bewahren oder ihnen zu hochwertigeren Arbeitsplätzen zu verhelfen. Ausbildung am Arbeitsplatz stärker auf die Einjahresübergänge aus als die externe Ausbildung, während die externe Ausbildung eine größere Rolle bei längerfristigen Übergängen spielt. Dies lässt darauf schließen, dass eine externe Ausbildung mit einem anerkannten Abschluss beschäftigungswirksamer ist. Ein ausgewogeneres Verhältnis zwischen Flexibilität und Sicherheit erhöht Produktivität und Arbeitsplatzqualität und fördert die soziale Integration. Die Analyse in diesem Kapitel bestätigt, dass eine Flexibilisierung des Arbeitsmarktes nur gelingen kann, wenn sie mit Maßnahmen gekoppelt ist, die den Arbeitskräften eine angemessene Arbeitsplatzsicherheit und Möglichkeiten des beruflichen Fortkommens bieten. Befristet Beschäftigte und Niedriglohnbezieher, die vielfach auch gering qualifiziert sind, sind stärker durch Arbeitslosigkeit, Erwerbslosigkeit und Niedriglohnfallen gefährdet, was darauf schließen lässt, dass ein Risiko der Arbeitsmarktsegmentierung besteht. Herausgestellt wird in diesem Kapitel ferner, welch entscheidenden Beitrag eine aktive Arbeitsmarktpolitik dazu leisten kann, die Integration in den Arbeitsmarkt und das berufliche Weiterkommen zu erleichtern. Eine besonders wichtige Rolle hierbei spielen die öffentlichen Arbeitsverwaltungen und die Fortbildung. Ist Globalisierung ein schmerzhafter Prozess? Kosten und Nutzen der wirtschaftlichen Integration unter dynamischen Aspekten Die fortschreitende Integration und die sich beschleunigende Globalisierung sind insgesamt von Nutzen. In den 90er Jahren und den ersten Jahren des neuen Jahrtausends haben sich die Integration der europäischen Volkswirtschaften verstärkt – nicht zuletzt dank der diesjährigen Erweiterung der EU – und die Globalisierung beschleunigt. Die Globalisierung hat positive und negative Auswirkungen, kommt jedoch im Allgemeinen Arbeitskräften und Verbrauchern zugute, vor allem unter den Aspekten Marktintegration, Ausbau der Handelsbeziehungen, Effizienzsteigerung sowie höhere Produktqualität und Höherqualifizierung. Dies alles zusammengenommen verbessert die langfristigen Wachstumsperspektiven. Die europäische Integration – eine „Mini-Globalisierung“ – hat sich bislang kaum auf Beschäftigung und Löhne ausgewirkt. Die früheren EU-Erweiterungen haben im Allgemeinen Löhne und Beschäftigung kaum beeinflusst und auch keinen größeren Zustrom von Migranten ausgelöst. Im Zuge der jüngsten Erweiterung der EU könnten jedoch Handel und Faktormobilität sich auf die unmittelbar an die mittel- und osteuropäischen Länder angrenzenden Regionen auswirken sowie auf bestimmte Sektoren, die stärker einer Importpenetration aus diesen Ländern ausgesetzt sind. Verstärkt werden könnte dies noch durch die mangelnde Arbeitskräftemobilität zwischen Sektoren, Regionen und Ländern. Insgesamt dürften die Auswirkungen auf Beschäftigung und Löhne jedoch zu vernachlässigen sein. Die zunehmende Bedeutung der IKT und der IKTDienstleistungen für die Beschäftigung können die Umstrukturierungsprozesse jedoch beschleunigen und das Offshoring-Potenzial erhöhen. Die Umstrukturierung des herstellenden Sektors als Folge von Produktivitätssteigerung und technologischem Wandel ist ein stetiger, sich allmählich vollziehender Prozess. In naher Zukunft ist jedoch damit zu rechnen, dass die Entwicklung der IKT und der damit gekoppelten Dienstleistungen abruptere Änderungen auslöst, was das Tempo der Umstrukturierung im Allgemeinen und des Offshoring im Besonderen wohl etwas beschleunigen wird. Eine durch derartige Veränderungen bedingte unausgewogene Verteilung kann durch geeignete Anpassungspolitiken abgemildert werden. Soll die Globalisierung für alle von Nutzen sein, so muss sie von Anpassungsmaßnahmen begleitet werden, die freigesetzten Arbeitskräften kurzfristig Hilfe bieten, sowie von hohen und nachhaltigen Investitionen in Humankapital und in effiziente Mechanismen der Anpassung des Qualifikationsangebots an die Qualifikationsnachfrage. Eine derartige Politik kann dazu beitragen, dass das verbreitete Gefühl der Unsicherheit umgemünzt wird in eine andere Sichtweise, für die charakteristisch ist, dass man die durch Entwicklung stärker diversifizierter Karrierepfade auf individueller Ebene geschaffenen neuen Chancen wahrnimmt. Auch die sozialen Sicherungssysteme müssen stärker zugeschnitten werden auf das durch die beschleunigte Globalisierung entstehende neue wirtschaftliche Umfeld. Bei der Konzeption solcher Maßnahmen ist den Unternehmensstrategien bei Offshoring-Entscheidungen Rechnung zu tragen. In der Gestaltung der entsprechenden Anpassungspolitik ist der Strategie der Unternehmen bei OffshoringEntscheidungen Rechnung zu tragen. Insbesondere wirken sich vertikal bzw. horizontal angelegte Unternehmensentwicklungsstrategien ganz unterschiedlich aus, was bei der Auslegung von Maßnahmen zur Bewältigung des Wandels berücksichtigt werden sollte. Der Schwerpunkt sollte darauf liegen, die lokalen oder regionalen Auswirkungen von Massenentlassungen abzumildern, während die unternehmerischen Risiken in Verbindung mit OffshoringEntscheidungen – zum Beispiel erhöhte Koordinationskosten und potenzielle Rückholkosten – von den Unternehmen intern kompensiert werden. Internationale Lohnunterschiede spielen eine untergeordnete Rolle angesichts der Möglichkeiten, die maßgeschneiderte Maßnahmen zur Förderung der Anpassungsfähigkeit von Unternehmen und Arbeitnehmern bieten. Zwar sind die Lohnunterschiede einer der Gründe des Offshoring, doch spielen internationale Lohnunterschiede eine untergeordnete Rolle, vor allem, wenn man bedenkt, dass sie auch starke Produktivitätsunterschiede widerspiegeln. Produktivitätssteigerung, Intensivierung von Forschung und Entwicklung, kontinuierliche Anhebung der Produktqualität und Erhöhung der Arbeitsplatzqualität sind die richtigen Maßnahmen, um die Anpassungsfähigkeit der Unternehmen und der Arbeitskräfte, die Gesamtbeschäftigungsleistung und die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. All dies wird es Europa ermöglichen, aus der Globalisierung Nutzen zu ziehen und für eine gerechtere Verteilung der Chancen innerhalb der Gesellschaft und zwischen einzelnen Regionen zu sorgen. Die EU ist ein „Global Player“ und durchaus in der Lage, die Globalisierung zu nutzen und sie in den Dienst sowohl ihrer wirtschaftlichen als auch ihrer sozialen Ziele zu stellen. Der Charakter der Globalisierung erfordert es, die am stärksten Betroffenen auf europäischer Ebene koordiniert zu unterstützen, auch durch Beschäftigungsstrategien und Strategien der sozialen Eingliederung. Das europäische Sozialmodell hat der EU dabei geholfen, das Tempo des Wandels mitzugehen, und die laufende Modernisierung dieses Modells wird das Vermögen der EU zur Förderung des Wandels weiter stärken. Fazit: Der Europäischen Beschäftigungsstrategie fällt eine entscheidende Rolle zu Die EU und ihre Mitgliedstaaten müssen ihre Anstrengungen zur Entwicklung ihres Humanpotenzials verstärken und die Beschäftigung erhöhen … Ungeachtet der bereits in der Reform der Arbeitsmärkte erzielten Fortschritte muss die EU das Potenzial seines Humankapitals stärker ausschöpfen und sich verstärkt für die Realisierung der Lissabonner Zielvorgaben für 2010 einsetzen. Effiziente, gleiche Chancen garantierende Arbeitsmärkte sind unerlässlich, will man die verbleibenden Herausforderungen bestehen. Herausgestellt wird in dem Bericht insbesondere, wie wichtig es ist, die Erwerbsbeteiligung der Frauen und der älteren Arbeitskräfte anzuheben. Dies sollte zugleich Ergebnis und Auslöser der Schaffung von mehr Dienstleistungsarbeitsplätzen in Europa sein. …, insbesondere durch Einstellung einer besseren Balance zwischen Flexibilität und Sicherheit ... In dem Bericht wird außerdem die Notwendigkeit unterstrichen, den aus der weltweiten Wirtschaftsintegration und dem weltweiten technologischen Fortschritt resultierenden Wandel zu antizipieren, voranzutreiben und zu beherrschen. Will man den Arbeitsmarkt weiter flexibilisieren, Beschäftigungsfähigkeit und Mobilität fördern und die Erwerbsbeteiligung erhöhen, so gilt es, neue Formen der Sicherheit zu schaffen und zu verhindern, dass ein zweigeteilter Arbeitsmarkt entsteht. Lebenslanges Lernen und aktive Arbeitsmarktpolitik, unterstützt durch eine effiziente öffentliche Arbeitsverwaltung, können ganz besonders dazu beitragen, Übergänge zu erleichtern und die Gesamtbeschäftigungsleistung zu erhöhen. … und unter Nutzung der Hebelwirkung der Europäischen Beschäftigungsstra- Indem sie die Mitgliedstaaten auf ihre spezifischen Stärken und Schwächen hinweist, Empfehlungen formuliert und ihre tegie finanzielle Unterstützung enger an die Umsetzung der Europäischen Beschäftigungsstrategie knüpft – wie im Kommissionsvorschlag für die neue ESF-Verordnung vorgesehen –, kann die EU zu einem Motor des Fortschritts auf nationaler Ebene werden und die Globalisierung nutzen zur Realisierung ihrer wirtschaftlichen, sozialen und umweltpolitischen Ziele.