EMPL-2004-01998-00-00-DE-TRA

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Zusammenfassung – Bericht „Beschäftigung in Europa 2004“
Europa 2003: ein generell langsames Wirtschaftswachstum bei
unterschiedlicher Beschäftigungsleistung
Im Jahr 2003 war in der
EU
lediglich
ein
schwaches
Wirtschaftswachstum zu verzeichnen.
Die globale wirtschaftliche Erholung hat sich im Verlauf des
Jahres 2003 fortgesetzt. Dabei war in den USA und in Japan
ein relativ starkes Wachstum zu verzeichnen. Der
Aufschwung der US-Wirtschaft hat sich im dritten und vierten
Quartal beschleunigt, so dass für das Jahr 2003 insgesamt
ein Wachstum von 3,1 % gegenüber 2,2 % im Vorjahr erzielt
wurde. Auch in Japan kam es zu einer deutlichen
Kehrtwende mit einem BIP-Wachstum von 2,5 % im Jahr
2003 gegenüber einem negativen Wachstum von 0,3 % im
Jahr 2002. Dagegen ging das Wirtschaftswachstum in der
erweiterten Europäischen Union (EU25) auf 0,8 % im Jahr
2003 zurück, nachdem es im Vorjahr noch 1,1 % betragen
hatte.
Auch das Beschäftigungswachstum fiel bescheiden
aus.
Auch das Beschäftigungswachstum war im Jahr 2003 nur
schwach ausgeprägt. Nachdem im ersten Halbjahr 2001 eine
Verlangsamung eingesetzt hatte und das Beschäftigungswachstum im letzten Quartal des Jahres 2002 zum Stillstand
gekommen war, trat im Jahr 2003 eine Phase der – wenn
auch sehr moderaten – Erholung ein. Bei einem Wert von
0,2 % für das Gesamtjahr kann man fast von einem
statischen Wachstum sprechen. Die Arbeitslosenquote stieg
im selben Zeitraum auf 9,1 % (EU15: 8,1 %), nachdem sie
bereits im Jahr 2002 ein Niveau von 8,8 % erreicht hatte.
Das
Beschäftigungswachstum war geringer als
in den USA.
Im Zuge des Wirtschaftsaufschwungs zeichneten sich am
US-Arbeitsmarkt im Jahr 2003 deutliche Verbesserungen ab.
Die Beschäftigung nahm um 0,9 % zu, nachdem in den
beiden vorangegangenen Jahren ein Rückgang zu
verzeichnen gewesen war. Gleichzeitig war aber auch ein
Anstieg der Arbeitslosigkeit zu beobachten. Im Jahresmittel
betrug die Arbeitslosenquote 6,0 % gegenüber 5,8 % im Jahr
2002. In Japan hat die sich fortsetzende Abnahme der
Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter zu weiteren
Beschäftigungsrückgängen geführt, die allerdings weniger
stark ausfielen als in den Vorjahren.
Die
Beschäftigungssituation
hat
sich
verschlechtert für Jugendliche, Geringqualifizierte,
Beschäftigte
in
der
Industrie und Langzeitarbeitslose.
Wenngleich die Gesamtbeschäftigung in der EU – ganz im
Gegensatz zu den USA und Japan – im Zeitraum 2000-2003
im Großen und Ganzen nicht zurückging, zeichnete sich auf
den EU-Arbeitsmärkten in bestimmten Bereichen eine
Verschlechterung der Situation ab. Dies gilt insbesondere für
die Industrie und für die Beschäftigung von Jugendlichen und
Geringqualifizierten. Außerdem scheint die Langzeit-
arbeitslosigkeit in der EU wieder zuzunehmen: im Jahr 2003
stieg die Quote auf 4 % (EU15: 3,3 %). Der insbesondere in
den Jahren 1998-2001 zu beobachtende rückläufige Trend
hat sich damit eindeutig umgekehrt.
Die Mitgliedstaaten haben
im Jahr 2003 eine unterschiedliche ArbeitsmarktPerformance
gezeigt:
negative Wachstumsraten
in einigen Ländern ...
Die Beschäftigungsleistung in den Mitgliedstaaten der EU25
fiel im Jahr 2003 sehr unterschiedlich aus. Fast die Hälfte der
Mitgliedstaaten erlebte ein negatives Jahreswachstum.
Verschlechtert hat sich die Beschäftigungssituation in der
Tschechischen Republik, in Finnland, in den Niederlanden
und in Schweden. In allen diesen Ländern kam es im Verlauf
des Jahres zu einem negativen Beschäftigungswachstum. In
Belgien, Dänemark, Deutschland, Polen, Portugal und
Slowenien setzte sich das bereits im Jahr 2002 zu
verzeichnende Negativwachstum im Jahr 2003 fort, während
das Beschäftigungswachstum in Frankreich im letzten
Quartal 2003 zum Stillstand kam.
… und ein positives
Beschäftigungswachstum
von über 1 % in anderen
Ländern.
Andererseits hatten aber auch zehn Mitgliedstaaten ein
positives Beschäftigungswachstum von über 1 % zu
vermelden. Insbesondere in Spanien hielt sich das relativ
starke Beschäftigungswachstum auf einem Niveau von 2 %.
Dabei deutet sich ein moderater Anstieg an. In Italien hat das
Beschäftigungswachstum zwar nachgelassen, doch liegt es
mit etwa 1 % immer noch im positiven Bereich. Ein
Beschäftigungswachstum von über 1 % erreichten ebenfalls
Estland, Griechenland, Irland, Ungarn, Lettland, Litauen,
Luxemburg und die Slowakische Republik.
Auch in den Jahren 2004
und
2005
sind
die
Wachstumsaussichten am
Arbeitsmarkt eher trüb.
Trotz der vorhergesagten Verbesserungen bei der
Wirtschaftstätigkeit insgesamt wird davon ausgegangen,
dass die langwierige Wirtschaftsflaute, die Europa zu Beginn
des neuen Jahrtausends durchlebt hat, auch künftig noch auf
die Arbeitsmarkt-Performance durchschlagen wird, womit
sich für die Jahre 2004 und 2005 nur geringe Aussichten auf
ein Beschäftigungswachstum eröffnen. Dies gilt es zu
berücksichtigen, wenn die Beschäftigungsperspektiven in der
EU vor dem Hintergrund der im Rahmen der Lissabonner
Strategie und der Europäischen Beschäftigungsstrategie
vorgegebenen Ziele und Beschäftigungsquoten einer
Bewertung unterzogen werden.
Die erweiterte Europäische Union – (wieder) auf Lissabon-Kurs?
Im Rahmen der Lissabonner
Strategie und der Europäischen
Beschäftigungsstrategie wurden Ziele mit
einem Zeithorizont bis zum
Die Beschäftigungsleistung ist eine zentrale Komponente
der Lissabonner Strategie. Ziel dieser Strategie ist es, die
EU zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten
wissensbasierten Wirtschaftsraum in der Welt zu machen –
zu einem Wirtschaftsraum, der fähig ist, ein dauerhaftes
Jahr 2010 vereinbart.
Wirtschaftswachstum mit mehr und besseren Arbeitsplätzen
und einem größeren sozialen Zusammenhalt zu erzielen. In
den beschäftigungspolitischen Leitlinien wurden drei
übergreifende
komplementäre
Ziele
formuliert:
Vollbeschäftigung; Steigerung der Arbeitsplatzqualität und
der
Arbeitsproduktivität;
Stärkung
des
sozialen
Zusammenhalts und der sozialen Eingliederung. Auch
wurden die vom Europäischen Rat auf seinen Tagungen in
Lissabon und Stockholm in den Jahren 2000 und 2001
vereinbarten
und
bis
2010
zu
realisierenden
Beschäftigungsquotenziele in die Leitlinien übernommen:
Gesamtbeschäftigungsquote von 70 %, Frauenbeschäftigungsquote von über 60 % und Beschäftigungsquote von
50 % bei den älteren Arbeitskräften.
Im Jahr 2003 lag die
Gesamtbeschäftigungsquote
unverändert bei etwa 63 %
und die
Frauenbeschäftigungsquote bei 55 %. Die
Beschäftigungsquote
der
Älteren hingegen ist auf
über 40 % angestiegen.
Die Beschäftigungsleistung ist an diesen Zielvorgaben zu
messen. Die Gesamtbeschäftigungsquote lag im Jahr 2003
in der EU25 unverändert bei knapp 63 % (EU15: 64,3 %).
Die lediglich marginale Erhöhung der Beschäftigungsquote
– um 0,1 Prozentpunkte im Jahr 2003 – lag weit unter den
jährlichen Anstiegen, die gegen Ende der 90er Jahre und
bis ins Jahr 2001 zu verzeichnen waren. Verantwortlich für
den Anstieg der Beschäftigungsquote war in erster Linie die
weitere Zunahme der Frauenbeschäftigungsquoten um
durchschnittlich 0,3 Prozentpunkte bis auf insgesamt 55 %
(EU15: 56,0 %). Die Quote der Männer ist im selben
Zeitraum leicht zurückgegangen, und zwar auf 70,8 %
(EU15: 72,6 %). Wie bereits im Jahr 2002, stieg die
Beschäftigungsquote der Älteren, also der Altersgruppe
55-64 Jahre, deutlicher an; dank einer Zunahme um etwa
1,5 Prozentpunkte wurde im Jahr 2003 eine Quote von
40,2 % (EU15: 41,7 %) erreicht. Negativ zu vermerken ist,
dass sich die Arbeitsmarktsituation der Jugendlichen (also
der 15- bis 24-Jährigen) in der EU in den letzten drei Jahren
generell verschlechtert hat.
Niedrige
Beschäftigungsquoten bei Frauen, Älteren
und Geringqualifizierten sind
Symptome der nach wie vor
vorhandenen strukturellen
Probleme am europäischen
Arbeitsmarkt.
Trotz der Anstiegs der Beschäftigungsquoten im Zeitraum
1997-2002 und ungeachtet struktureller Verbesserungen in
der Arbeitsmarkt-Performance Ende der 90er Jahre –
abzulesen am Rückgang der NAIRU (inflationskonstante
Arbeitslosenquote), an einer relativ starken Zunahme des
Arbeitskräfteangebots und an einer trotz Konjunkturrückgangs nach wie vor stabilen Beschäftigung – treten in
den Mitgliedstaaten strukturelle Arbeitsmarktprobleme
zutage,
die
sich
manifestieren
in
niedrigen
Beschäftigungsquoten, insbesondere bei Frauen, älteren
Arbeitskräften und Geringqualifizierten, sowie in hartnäckig
fortbestehenden
regionalen
Unterschieden
bei
Beschäftigungs- und Arbeitslosenquoten.
Weitere Fortschritte auf dem
Weg zur Verwirklichung der
für
2010
anvisierten
Beschäftigungsquotenziele
werden in hohem Maße
davon abhängen, ob weitere
Arbeitsmarktreformen
durchgeführt werden, ...
Insgesamt scheint die EU noch weit von der Verwirklichung
der in Lissabon festgelegten Ziele entfernt zu sein.
Gemessen
an
den
für
2010
anvisierten
Beschäftigungszielen bleiben die Beschäftigungsquoten
insgesamt, die der Frauen und die der älteren Arbeitskräfte
um 7, 5 bzw. 10 Prozentpunkte hinter den angestrebten
Werten zurück. Ob es gelingt, diese Lücken zu schließen,
wird in hohem Maße von weiteren Arbeitsmarktreformen
abhängen,
die
darauf
abstellen
müssen,
die
Beschäftigungsaussichten insbesondere für Frauen, Ältere
und Geringqualifizierte zu verbessern und die Schaffung
von Arbeitsplätzen im Dienstleistungssektor zu fördern.
Auch muss etwas unternommen werden, um dem
neuerlichen Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit und der
Langzeitarbeitslosigkeit Einhalt zu gebieten.
… die zu einer Steigerung
von
Produktivität
und
Arbeitsqualität beitragen und
soziale
Integration
und
sozialen
Zusammenhalt
fördern.
Abgesehen davon, dass nur langsam Fortschritte auf dem
Weg zur Vollbeschäftigung erzielt werden, enttäuschen
auch die Produktivitätstrends. Darüber hinaus besteht
großer Handlungsbedarf, was die Förderung der sozialen
Integration und des regionalen Zusammenhalts anbelangt.
Auch
sind
weitere
Verbesserungen
in
Sachen
Arbeitsplatzqualität vonnöten, wie dies in einer neueren
Kommissionsmitteilung mit dem Titel „Die jüngsten
Fortschritte in der Verbesserung der Arbeitsplatzqualität“
festgestellt wurde. Voraussetzung für weitere Fortschritte in
der Umsetzung der Lissabonner Strategie – und in der
Förderung der Wissensgesellschaft, insbesondere durch
Erhöhung der Ausgaben für Forschung und Entwicklung auf
3 % des BIP – ist somit auch, dass die Reformen
Verbesserungen bei Arbeitsplatzqualität und Arbeitsproduktivität bewirken und die soziale Integration und den
sozialen Zusammenhalt weiter stärken.
Die wichtigsten politischen
Prioritäten wurden von der
Europäischen
Taskforce
„Beschäftigung” aufgezeigt
und in den beschäftigungspolitischen Leitlinien für die
Jahre 2003-2006 festgeschrieben.
Der diesjährige Bericht bestätigt, dass Globalisierung,
technologischer Wandel und wirtschaftliche Integration
einerseits und rasche Bevölkerungsalterung anderseits sich
zunehmend auf die Art und Weise auswirken, wie die
Menschen in Europa leben und arbeiten, und auch auf die
Art und Weise, wie Güter und Dienstleistungen produziert
werden. Die im Bericht enthaltenen Analysen stützen die
Einschätzung des Europäischen Rates, der die
Mitgliedstaaten
auf
seiner
Frühjahrstagung
2004
aufforderte, besonders in vier Bereichen aktiv zu werden,
die von der Europäischen Taskforce „Beschäftigung“ unter
Leitung
von
Wim
Kok
als
Handlungsprioritäten
herausgearbeitet wurden: die Anpassungsfähigkeit der
Arbeitnehmer und der Unternehmen steigern; mehr
Menschen in Beschäftigung bringen und Arbeit zu einer
echten Alternative für alle machen; mehr und effizienter in
Humanressourcen investieren; durch eine bessere
Governance für eine effektivere Umsetzung der Reformen
sorgen. Die Mitgliedstaaten müssen daher weitere politische
Maßnahmen auf den Weg bringen, die sich an den
beschäftigungspolitischen Leitlinien 2003-2006 ausrichten,
und die einschlägigen länderpolitischen Empfehlungen
umsetzen.
Die einzelnen thematischen
Kapitel des diesjährigen
Berichts enthalten eingehende Analysen, die mit Blick
auf die politischen Prioritäten
von
besonderem
Interesse sind:
• wichtigste Determinanten
der
Entwicklung
der
Beschäftigungsquoten;
• länderspezifische Unterschiede bei der Beschäftigung
im
Dienstleistungssektor;
• Übergänge aus Niedriglohnjobs und prekärer
Beschäftigung in einen
anderen Status;
• Beschäftigungseffekte von
Outsourcing,
Standortverlagerungen und Globalisierung.
Die thematischen Kapitel des diesjährigen Berichts greifen
die meisten der genannten Aspekte auf. Eingehend
analysiert
werden
zum
Ersten
die
wichtigsten
Determinanten der Entwicklung der Beschäftigungsquoten
und insbesondere die Rolle der Arbeitsmarktinstitutionen
und der aktiven Arbeitsmarktpolitik für die Entwicklung der
Gesamtarbeitslosenquote im Zeitverlauf (Kapitel 2), zum
Zweiten die Entwicklung und Beschaffenheit der zwischen
EU und USA bestehenden Beschäftigungslücke im
Dienstleistungssektor sowie die Determinanten der im
Ländervergleich festzustellenden Unterschiede in den
Beschäftigungsstrukturen (Kapitel 3), zum Dritten die
Determinanten
der
Beschäftigungsund
Arbeitsmarktdynamik
und
der
Übergänge
heraus
aus
Niedriglohnjobs und prekärer Beschäftigung unter
besonderer Berücksichtigung der Rolle verschiedener
Formen
von
Humankapitalinvestitionen
(Kapitel 4).
Schließlich wird auf die Beschäftigungseffekte von
Outsourcing, Standortverlagerungen und Globalisierung
eingegangen (Kapitel 5).
Institutionen und aktive Arbeitsmarktpolitiken spielen eine
gewichtige Rolle: genauere Betrachtung der die Beschäftigungsquoten beeinflussenden Faktoren
Gründe für die im Zeitraum
1997-2002 insgesamt zu
verzeichnenden Veränderungen bei den Beschäftigungsquoten:
Zu den wichtigsten Determinanten der ArbeitsmarktPerformance zählen folgende Faktoren: Höhe der Steuerund Abgabenbelastung der Arbeit, Gestaltung von
Kollektivvereinbarungen und Lohnfindungsmechanismen,
Arbeitslosenunterstützungssysteme,
Reichweite
und
Komponenten der aktiven Arbeitsmarktpolitik (AAMP). Eine
Evaluierung entsprechender Politiken zeigt, dass es eines
besseren Verständnisses der Interaktionen zwischen den
verschiedenen Institutionen und Politiken bedarf –
Interaktionen, die einander verstärken oder miteinander
konfligieren können. Die Ergebnisse einer solchen auf
ökonometrischen Analysen basierenden Evaluation werden
jedoch durch methodische Entscheidungen beeinflusst und
sind daher mit Vorsicht zu interpretieren.
Mehr Teilzeitbeschäftigung
In diesem Kapitel wird eindeutig bestätigt, dass die Öffnung
und eine Erhöhung der
Ausgaben
für
aktive
Arbeitsmarktpolitik haben
zur
Erhöhung
der
Beschäftigungsquote
beigetragen.
für den Handel eine wesentliche Determinante für
Beschäftigungswachstum – wahrscheinlich im Zuge des
Wirtschaftswachstums
–
ist.
Aber
auch
die
Beschäftigungspolitik spielt hier natürlich eine Rolle. Die
Zunahme des Teilzeitbeschäftigungsanteils und die
Ausgabenintensität der aktiven Arbeitsmarktpolitik (Ausgaben
als Prozentanteil des BIP im Verhältnis zur Zahl der
Arbeitslosen) sind zwei der wichtigsten Treiber des
Beschäftigungswachstums. Unter den verschiedenen Arten
von Ausgaben für aktive Arbeitsmarktpolitik scheint sich die
Ausgabenintensität bei Maßnahmen für Jugendliche und bei
Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Arbeitsverwaltung
am positivsten auf die Beschäftigungsquote auszuwirken.
Bei
Berücksichtigung
potenzieller Interaktionen
mit anderen Politiken und
Institutionen lässt sich
feststellen, dass alle Arten
von Ausgaben für aktive
Arbeitsmarktpolitik positive
Auswirkungen
auf
die
Beschäftigungsquote
haben.
Untersucht man die Interaktionen zwischen verschiedenen
Arten aktiver arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen, scheinen
sie sich allesamt positiv auf die Beschäftigungsquote
auszuwirken, wenngleich die Ausgaben für die öffentliche
Arbeitsverwaltung und für Maßnahmen zugunsten von
Jugendlichen offenbar mehr bewirken als die Ausgaben für
die unmittelbare Schaffung von Arbeitsplätzen und für Ausund Weiterbildungsmaßnahmen. Betrachtet man die
Wechselwirkung zwischen den Ausgaben für aktive
Arbeitsmarktpolitik und der Bruttoersatzquote (Maßzahl zur
Angabe der Höhe von Arbeitslosenunterstützung und
Sozialleistungen als Prozentsatz des Arbeitseinkommens),
scheint der Effekt der Ausgabenintensität bei Maßnahmen für
Jugendliche in Ländern mit relativ hoher Ersatzquote stärker
zu sein. Hingegen ist in Ländern mit hoher Ersatzquote der
positive Effekt von Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen
etwas geringer.
Veränderungen
beim
Steuer- und Abgabenkeil
scheinen jedoch keine
langfristigen Auswirkungen
auf die Beschäftigung zu
haben.
Zwischen 1997 und 2000 hat sich der durchschnittliche
Steuer- und Abgabenkeil für die EU15 (nicht gewichtet) um
etwa einen Prozentpunkt verringert. Zwar scheint sich aus
mikroökonomischen
Gründen
der
Abgabenkeil
bei
Geringqualifizierten besonders negativ bemerkbar zu
machen, doch liegen keine Anhaltspunkte dafür vor, dass
Änderungen bei der Steuer- und Abgabenbelastung
insgesamt einen signifikanten Langzeiteffekt auf die
Beschäftigungsleistung haben. Der Grund hierfür ist
möglicherweise darin zu sehen, dass sich dahinter
Veränderungen
bei
einzelnen
Komponenten
des
Abgabenkeils – insbesondere Sozialversicherungsbeiträge
der Arbeitgeber, Sozialbeiträge der Arbeitnehmer und Lohnund Einkommensteuer – verbergen, die einander in ihrer
Wirkung aufheben. Was die einzelnen Komponenten des
Abgabenkeils
betrifft,
scheinen
sich
die
Sozialversicherungsbeiträge der Arbeitgeber durchaus in der
Beschäftigungsquote niederzuschlagen.
Welche
Beschäftigungseffekte die aktive Arbeitsmarktpolitik und Veränderungen beim Steuer- und
Abgabenkeil
bewirken,
hängt auch davon ab, auf
welcher
Ebene
die
Tarifverhandlungen geführt
werden.
Inwieweit die Beschäftigung auf aktive arbeitsmarktpolitische
Maßnahmen und auf Veränderungen bei den Politikvariablen
anspricht, hängt im Übrigen davon ab, auf welcher Ebene die
Kollektivverhandlungen stattfinden. Wo Tarifverhandlungen
dezentral oder zentral geführt werden, scheint die
Beschäftigungsleistung weniger von Veränderungen beim
Abgabenkeil oder bei der Ersatzquote abzuhängen als in
Systemen, bei denen die Verhandlungen auf Branchenebene
angesiedelt sind. Was die aktive Arbeitsmarktpolitik betrifft,
sind signifikante Auswirkungen auf die Beschäftigungsquote
in Systemen festzustellen, in denen Tarifverhandlungen auf
Branchen- oder auf zentraler Ebene geführt werden, nicht
aber in Systemen mit dezentralen Tarifverhandlungssystemen.
Aktive Arbeitsmarktpolitik
und die Auslegung der
Sozialversicherungssysteme
müssen
die
Anpassungsfähigkeit der
Arbeitskräfte fördern.
Um das Vertrauen von Produzenten und Verbrauchern zu
erhalten und einen wirksamen Arbeitnehmerschutz zu
gewährleisten, bedarf es einer Absicherung gegen
Arbeitslosigkeit und Einkommensrisiken. Entsprechende
Maßnahmen sind eine wichtige Komponente der Strategien
zur Bewältigung der derzeitigen wirtschaftlichen Situation. Sie
müssen jedoch auch der Notwendigkeit Rechnung tragen,
Arbeitsmarktanpassungen rascher vorzunehmen als in der
Vergangenheit.
Die Endnachfrage ist von entscheidender Bedeutung … und der
Hauptgrund für die Beschäftigungslücke zwischen EU und USA
im Dienstleistungssektor
Die im Vergleich mit den
USA
festzustellende
Beschäftigungslücke
im
Dienstleistungssektor hat
sich zwar verringert, ist
jedoch nach wie vor ein
Indiz dafür, dass in der EU
das
Arbeitsplatzschaffungspotenzial bei weitem
noch nicht ausgeschöpft
ist.
Als
ein
weiteres
Symptom
für
die
anhaltende
Strukturschwäche der europäischen Arbeitsmärkte wird
vielfach die im Vergleich mit den USA festzustellende
Beschäftigungslücke im Dienstleistungssektor angeführt.
Zwar hat sich als Folge einer verbesserten Beschäftigungsleistung in diesem Sektor und einer positiven Beschäftigungsentwicklung in der EU-Industrie die Beschäftigungslücke
zwischen der EU und den USA im Zeitraum 1998-2003
deutlich verringert, doch weisen die USA in der
Gegenüberstellung mit den EU-Mitgliedstaaten nach wie vor
die höchste Beschäftigungsquote im Dienstleistungssektor
(55,4 %) und die niedrigste Beschäftigungsquote in der
Industrie (12,6 %) auf. Der Rückstand der EU gegenüber den
USA
in
der
Dienstleistungsbeschäftigung
–
am
gravierendsten ist die Situation bei den Frauen und den
älteren Arbeitskräften – lässt darauf schließen, dass im
europäischen
Dienstleistungssektor
das
Arbeitsplatzschaffungspotenzial bei weitem noch nicht ausgeschöpft ist.
Eine Beschäftigungslücke
besteht
sowohl
in
Branchen und Berufen mit
relativ hohen Qualifikationsanforderungen
und
relativ hohem Lohnniveau
als auch in Branchen und
Berufen
mit
geringer
Produktivität
und
niedrigem Lohnniveau.
Schlüsselt man nach Wirtschaftssektoren auf, so zeigt sich,
dass die Beschäftigungslücke zwischen der EU und den USA
sowohl bei der gering qualifizierten als auch bei der hoch
qualifizierten Arbeit stark ausgeprägt ist. Die Lücke ist also
erheblich nicht nur bei Geringverdienern, wie etwa den
Beschäftigten im Groß- und Einzelhandel und im Hotel- und
Gaststättengewerbe, sondern auch bei hoch qualifizierten
Hochlohnarbeitskräften, beschäftigt zum Beispiel in den
Bereichen Immobilien- und Wirtschaftsdienste, Bildung und
Gesundheits- und Sozialdienste. Dasselbe gilt für die nach
Berufsgruppen
aufgeschlüsselte
Beschäftigungslücke
zwischen der EU und den USA: sie hat erhebliches Ausmaß
sowohl bei Dienstleistungsarbeitern und bei Verkäufern als
auch bei Büroangestellten, Angehörigen der Rechtsberufe
und Führungskräften.
Der Vergleich mit den USA
ist zwar hilfreich, um zu
belegen,
dass
das
Beschäftigungspotenzial in
der
EU
noch
nicht
ausgeschöpft ist, doch
muss nicht unbedingt die
US-Performance
als
Benchmark für Europa
herangezogen werden.
Hilfreich zum Nachweis des in Europa noch bestehenden
Arbeitsplatzschaffungspotenzials kann es sein, wenn man die
EU-Arbeitsmarktleistung mit derjenigen der USA vergleicht.
Als Benchmark eignen sich jedoch auch positive
Entwicklungen in mehreren EU-Mitgliedstaaten. So hatten
zum Beispiel bis 2003 Dänemark, die Niederlande,
Schweden und das Vereinigte Königreich die USA in der
Beschäftigungsquote überholt. Insbesondere in Schweden,
aber auch im Vereinigten Königreich, wurden – ähnlich wie in
den USA – zahlreiche neue Arbeitsplätze geschaffen, sowohl
für hoch qualifizierte als auch für gering qualifizierte
Arbeitskräfte. Die meisten Arbeitsplätze entstanden dabei in
Hochlohn-Dienstleistungssektoren mit hohem Qualifikationsniveau, wie etwa in den Wirtschaftsdiensten, in der Bildung
und in den Gesundheits- und Sozialdiensten.
Die zwischen EU und USA
bestehenden Unterschiede
in der Beschäftigungssituation
resultieren
größtenteils aus Unterschieden
in
den
Verbrauchsmustern
der
Haushalte und in der
Struktur der Endnachfrage
…
Die beschäftigungsstrukturellen Unterschiede zwischen der
EU und den USA sind im Wesentlichen ein Spiegelbild der
erheblichen Unterschiede in den Verbrauchsmustern der
Haushalte und in der Struktur der Endnachfrage. Sie erklären
sich hauptsächlich durch den vergleichsweise niedrigeren
Anstieg der Endnachfrage in der EU. Hauptursache des
starken Anstiegs der Dienstleistungsnachfrage in den USA ist
die höhere Arbeitsmarktbeteiligung der Frauen und der
älteren Menschen.
… doch gibt es keinen
Beleg für die Richtigkeit
der
weit
verbreiteten
Auffassung, der zufolge
die Unterschiede zwischen
EU und USA darauf
zurückzuführen
wären,
dass die Beschäftigungs-
Weiterhin gibt es keinen schlüssigen Beleg für die Richtigkeit
der weit verbreiteten Auffassung, der zufolge die
Unterschiede in der Beschäftigungsstruktur zwischen der EU
und den USA im Wesentlichen zurückzuführen sind auf
entweder zu starre Relativlohnstrukturen oder auf günstigere
Produktivitätsmuster in der EU, die gering qualifizierten
Arbeitskräften den Zugang zum Arbeitsmarkt verwehren.
aussichten für Geringqualifizierte in den USA
besser sind ...
Daten über das Niveau der formalen Bildung und
international vergleichbare Lese- und Schreibtests lassen
darauf schließen, dass die Beschäftigungssituation der
Geringqualifizierten in den USA eher ungünstiger ist als in
der EU insgesamt.
… oder dass zu starre
Lohnstrukturen in der EU
der Entstehung von mehr
Niedriglohnjobs im Dienstleistungssektor entgegenstehen.
Die
Relativlohnstrukturen
sind
im
Ländervergleich
weitgehend einheitlich und determinieren nicht die Beschäftigungsstruktur. In den USA gibt es zwar Hinweise darauf,
dass das Wachstum der Dienstleistungsbeschäftigung von
einem starken Anstieg der Relativlöhne begleitet war, doch
spricht andererseits nichts dafür, dass Unternehmen als
Reaktion auf ein hohes Lohnniveau in einem Sektor das
Beschäftigungsniveau heruntergeschraubt haben. Ganz im
Gegenteil: Die Unternehmen reagieren eher in Form anderer
langfristiger Anpassungen, die in einem Produktivitätsanstieg
in den Hochlohnsektoren resultieren. Es ist jedoch nach wie
vor fraglich, in welchem Ausmaß die gegenwärtigen
Lohnstrukturen eine Erhöhung des Arbeitskräfteangebots zur
Folge
haben
und
die
Arbeitsplatzschaffung
im
Dienstleistungssektor fördern. Insbesondere gilt dies für
wissensintensive und Hightech-Dienstleistungssektoren.
Die Industrienachfrage hat
im
Allgemeinen
einen
starken Spillover-Effekt auf
die
Dienstleistungsbeschäftigung.
Die Industrienachfrage und die Dienstleistungsnachfrage in
der EU haben schließlich offenbar ähnliche Auswirkungen auf
die Dienstleistungsbeschäftigung. In einigen Fällen spricht
vieles dafür, dass die Industrienachfrage einen stärkeren
Spillover-Effekt auf die Dienstleistungsbeschäftigung hat als
die Dienstleistungsnachfrage.
Ein echter Binnenmarkt für
Dienstleistungen,
eine
höhere Erwerbsbeteiligung
der Frauen und der Älteren
und eine Erhöhung der
öffentlichen Ausgaben in
Bereichen wie Bildung und
Gesundheits- und Sozialdienste können bewirken,
dass das Beschäftigungspotenzial
im
Dienstleistungssektor
besser
ausgeschöpft wird.
Um die erforderlichen Rahmenbedingungen für die
Weiterentwicklung des Dienstleistungssektors in der EU zu
schaffen, gilt es, den Binnenmarkt für Dienstleistungen
auszubauen und die der weiteren Integration der EUDienstleistungsmärkte entgegenstehenden Hindernisse zu
beseitigen. Im Zuge der weiteren Umstrukturierung der
europäischen Volkswirtschaften liegt der Schlüssel für das
Beschäftigungswachstum im Dienstleistungssektor in der
Arbeitsplatzschaffung
in
den
vergleichsweise
hoch
entlohnten, hoch produktiven Dienstleistungen, wie z. B.
Wirtschaftsdienste,
Bildung
und
Gesundheitsund
Sozialdienste. Zu diesem Zweck gilt es, den Spillover-Effekt
der
Produktnachfrage
in
der
Industrie
auf
die
Dienstleistungsbeschäftigung
auszunutzen
und
die
Endnachfrage nach Dienstleistungen anzuheben. Wichtig
dabei ist eine begleitende Verlagerung der öffentlichen
Ausgaben auf Bereiche wie Bildung und Gesundheits- und
Sozialdienste. Dies wird auch dazu beitragen, den weiteren
Anstieg der Arbeitsmarktbeteiligung der Frauen und der
älteren Arbeitskräfte zu beschleunigen.
Bildung und Ausbildung sind hilfreich: Wege heraus aus dem
Niedriglohnsektor
und
aus
prekären
Beschäftigungsverhältnissen
Die Diversifizierung der
Vertragsgestaltung bringt
mehr Flexibilität ...
Die Diversifizierung der Vertragsgestaltung – immer mehr
kennzeichnendes Merkmal der europäischen Arbeitsmärkte –
erleichtert den Zugang zum Arbeitsmarkt. Die Unternehmen
machen zunehmend von Leiharbeit und befristeten
Arbeitsverhältnissen Gebrauch, entweder um Unstetigkeiten
und konjunkturbedingte Nachfrageschwankungen abzupuffern oder um eine Auslese zu treffen.
…,doch gilt es gleichzeitig,
ein angemessenes Maß
an
Sicherheit
zu
gewährleisten und auf
diese Weise Produktivität,
Arbeitsplatzqualität
und
soziale
Integration
zu
fördern.
Wie auch von der Europäischen Taskforce „Beschäftigung“
hervorgehoben, können starke Ungleichheiten im Zugang
zum Arbeitsmarkt und in den Karriereaussichten jedoch dazu
führen, dass ein zweigeteilter Arbeitsmarkt entsteht, in dem
„Insider“ ein hohes Maß an Beschäftigungsschutz genießen
und gute Karrierechancen haben, während „Outsider“ auf der
Basis alternativer Formen von Arbeitsverträgen eingestellt
werden. Zur Erhöhung der Produktivität und der
Arbeitsplatzqualität und zur Förderung der sozialen
Integration gilt es deshalb, bei aller Flexibilität ein
angemessenes Maß an Sicherheit zu gewährleisten und es
den Arbeitskräften vor allem zu ermöglichen, auf dem
Arbeitsmarkt Fuß zu fassen und beruflich weiterzukommen.
Die europäischen Arbeitsmärkte
sind
gekennzeichnet durch eine hohe
Quote der Übergänge,
insbesondere der Übergänge
heraus
aus
befristeten
Beschäftigungsverhältnissen …
Eine Analyse der Dynamik der Niedriglohn- und der
Prekärbeschäftigung
zeigt,
dass
die
europäischen
Arbeitsmärkte
durch
eine
hohe
Übergangsquote
gekennzeichnet sind. Etwa ein Drittel der befristet
Beschäftigten findet erst nach einem Jahr eine längerfristige
Beschäftigung. Und auch nach sechs Jahren – der von den
verfügbaren Daten maximal abgedeckte Zeithorizont – sind
rund 16 % der ursprünglich prekär Beschäftigten immer noch
in derselben Situation und – noch Besorgnis erregender –
sind 20 % arbeitslos geworden. In keiner anderen
Arbeitskräftekategorie ist dieser Prozentsatz höher.
… und aus Niedriglohnjobs. In beiden Fällen
besteht aber auch ein
deutlich höheres Risiko
des Ausscheidens aus der
Beschäftigung.
Zwar ist der Anteil der Niedriglohnbezieher in der zweiten
Hälfte der 90er Jahre in der EU offenbar nicht weiter
angestiegen, doch liegt er immer noch bei nahezu 15 %. In
Deutschland und in den Niederlanden hat er sich sogar
erhöht. Die Dynamik der Übergänge in und aus einer
Niedriglohnbeschäftigung
ist
vergleichbar
mit
der
entsprechenden Dynamik bei den befristeten Beschäftigungsverhältnissen, wobei die Verweilzeit in der
Niedriglohnbeschäftigung höher ist als in der befristeten
Beschäftigung. 44 % der Niedriglohnbezieher gelingt es, ihr
Entgelt über die Niedriglohnschwelle anzuheben, doch
benötigen sie hierfür im Schnitt sieben Jahre. 30 % der
Niedriglohnbezieher sind nach sieben Jahren arbeitslos, d. h.
die
Wahrscheinlichkeit,
aus
dem
Arbeitsmarkt
auszuscheiden, ist um nahezu 13 % höher als bei den
ursprünglich hoch entlohnten Arbeitskräften.
Zwischen den Mitgliedstaaten bestehen erhebliche Unterschiede bei den
Übergangsmustern.
Zwischen den
Mitgliedstaaten bestehen
erhebliche
Unterschiede bei den Einjahres-Arbeitsmarktübergängen. Die
Wahrscheinlichkeit eines Übergangs von Arbeitslosigkeit
oder Erwerbslosigkeit in Beschäftigung ist besonders niedrig
in Belgien, Griechenland, Italien und Luxemburg, während
die Wahrscheinlichkeit des Ausscheidens aus dem
Arbeitsmarkt in Deutschland und Spanien besonders hoch
ist. Neben Frankreich, Griechenland und Finnland hat auch
Spanien eine der niedrigsten Quoten des Übergangs von der
befristeten in die unbefristete Beschäftigung zu verzeichnen.
Die schlechtesten Chancen, über die Niedriglohnschwelle zu
gelangen, haben Niedriglohnbezieher in Deutschland und im
Vereinigten Königreich. Relativ leicht vollzieht sich der
Übergang in Beschäftigung in Dänemark, Finnland und im
Vereinigten Königreich, während der Übergang von einer
befristeten zu einer unbefristeten Beschäftigung am
leichtesten in Österreich, Luxemburg, den Niederlanden und
im VK gelingt. Problemloser als in den anderen Ländern
gestaltet sich in Belgien, Finnland und Portugal der Übergang
von einer Niedriglohnbeschäftigung in eine besser entlohnte
Beschäftigung.
Frauen, Geringqualifizierte
und Ältere befinden sich
durchgehend
in
einer
schwächeren
Arbeitsmarktposition und haben
zudem geringere Aussichten
auf
eine
Verbesserung
ihrer
Situation.
Für Frauen, Geringqualifizierte, ältere Menschen – und bis zu
einem gewissen Grad auch für junge Menschen – besteht ein
relativ hohes Risiko einer schwachen Arbeitsmarktposition in
Bezug auf die Prekarität des Arbeitsverhältnisses und das
Lohnniveau. Außerdem haben diese Gruppen geringere
Aussichten als andere Gruppen, ihre Situation auf dem
Arbeitsmarkt zu verbessern. Ältere Arbeitskräfte stehen sich
im Allgemeinen bei Entlohnung und Arbeitsvertragskonditionen besser als junge Arbeitskräfte, doch haben sie
große Schwierigkeiten, auf dem Arbeitsmarkt zu verbleiben
und beruflich weiterzukommen, wenn sie der Gruppe der
Niedriglohnbezieher oder befristet Beschäftigten angehören.
Die Faktoren Bildung und
Ausbildung sind besonders
beschäftigungswirksam,
d. h. sie tragen erheblich
dazu
bei,
Arbeitslose
wieder in Arbeit zu bringen
und
Prekärund
Niedriglohnbeschäftigte
vor Arbeitslosigkeit zu
Die Faktoren Bildung und Ausbildung sind besonders
beschäftigungswirksam, d. h. sie tragen erheblich dazu bei,
Arbeitslose wieder in Arbeit zu bringen. Was die
innerbetrieblichen Übergänge angeht, so besteht eine enge
Beziehung zwischen Ausbildung am Arbeitsplatz und
Wahrscheinlichkeit des Übergangs von einer befristeten
Beschäftigung in eine unbefristete. Was das Überschreiten
der Niedriglohnschwelle anbelangt, so wirkt sich die
bewahren oder ihnen zu
hochwertigeren
Arbeitsplätzen zu verhelfen.
Ausbildung am Arbeitsplatz stärker auf die Einjahresübergänge aus als die externe Ausbildung, während die
externe Ausbildung eine größere Rolle bei längerfristigen
Übergängen spielt. Dies lässt darauf schließen, dass eine
externe Ausbildung mit einem anerkannten Abschluss
beschäftigungswirksamer ist.
Ein ausgewogeneres Verhältnis zwischen Flexibilität
und
Sicherheit
erhöht
Produktivität und Arbeitsplatzqualität und fördert
die soziale Integration.
Die Analyse in diesem Kapitel bestätigt, dass eine
Flexibilisierung des Arbeitsmarktes nur gelingen kann, wenn
sie mit Maßnahmen gekoppelt ist, die den Arbeitskräften eine
angemessene Arbeitsplatzsicherheit und Möglichkeiten des
beruflichen Fortkommens bieten. Befristet Beschäftigte und
Niedriglohnbezieher, die vielfach auch gering qualifiziert sind,
sind stärker durch Arbeitslosigkeit, Erwerbslosigkeit und
Niedriglohnfallen gefährdet, was darauf schließen lässt, dass
ein
Risiko
der
Arbeitsmarktsegmentierung
besteht.
Herausgestellt wird in diesem Kapitel ferner, welch
entscheidenden Beitrag eine aktive Arbeitsmarktpolitik dazu
leisten kann, die Integration in den Arbeitsmarkt und das
berufliche Weiterkommen zu erleichtern. Eine besonders
wichtige
Rolle
hierbei
spielen
die
öffentlichen
Arbeitsverwaltungen und die Fortbildung.
Ist Globalisierung ein schmerzhafter Prozess? Kosten und
Nutzen der wirtschaftlichen Integration unter dynamischen
Aspekten
Die fortschreitende Integration und die sich beschleunigende Globalisierung sind insgesamt von
Nutzen.
In den 90er Jahren und den ersten Jahren des neuen
Jahrtausends haben sich die Integration der europäischen
Volkswirtschaften verstärkt – nicht zuletzt dank der
diesjährigen Erweiterung der EU – und die Globalisierung
beschleunigt. Die Globalisierung hat positive und negative
Auswirkungen, kommt jedoch im Allgemeinen Arbeitskräften
und Verbrauchern zugute, vor allem unter den Aspekten
Marktintegration,
Ausbau
der
Handelsbeziehungen,
Effizienzsteigerung sowie höhere Produktqualität und
Höherqualifizierung. Dies alles zusammengenommen
verbessert die langfristigen Wachstumsperspektiven.
Die europäische Integration
– eine „Mini-Globalisierung“
– hat sich bislang kaum auf
Beschäftigung und Löhne
ausgewirkt.
Die früheren EU-Erweiterungen haben im Allgemeinen
Löhne und Beschäftigung kaum beeinflusst und auch keinen
größeren Zustrom von Migranten ausgelöst. Im Zuge der
jüngsten Erweiterung der EU könnten jedoch Handel und
Faktormobilität sich auf die unmittelbar an die mittel- und
osteuropäischen Länder angrenzenden Regionen auswirken
sowie auf bestimmte Sektoren, die stärker einer
Importpenetration aus diesen Ländern ausgesetzt sind.
Verstärkt werden könnte dies noch durch die mangelnde
Arbeitskräftemobilität zwischen Sektoren, Regionen und
Ländern. Insgesamt dürften die Auswirkungen auf
Beschäftigung und Löhne jedoch zu vernachlässigen sein.
Die zunehmende Bedeutung der IKT und der IKTDienstleistungen für die
Beschäftigung können die
Umstrukturierungsprozesse
jedoch beschleunigen und
das
Offshoring-Potenzial
erhöhen.
Die Umstrukturierung des herstellenden Sektors als Folge
von Produktivitätssteigerung und technologischem Wandel
ist ein stetiger, sich allmählich vollziehender Prozess. In
naher Zukunft ist jedoch damit zu rechnen, dass die
Entwicklung der IKT und der damit gekoppelten
Dienstleistungen abruptere Änderungen auslöst, was das
Tempo der Umstrukturierung im Allgemeinen und des
Offshoring im Besonderen wohl etwas beschleunigen wird.
Eine
durch
derartige
Veränderungen bedingte
unausgewogene
Verteilung kann durch geeignete
Anpassungspolitiken
abgemildert werden.
Soll die Globalisierung für alle von Nutzen sein, so muss sie
von Anpassungsmaßnahmen begleitet werden, die
freigesetzten Arbeitskräften kurzfristig Hilfe bieten, sowie von
hohen und nachhaltigen Investitionen in Humankapital und in
effiziente Mechanismen der Anpassung des Qualifikationsangebots an die Qualifikationsnachfrage. Eine derartige
Politik kann dazu beitragen, dass das verbreitete Gefühl der
Unsicherheit umgemünzt wird in eine andere Sichtweise, für
die charakteristisch ist, dass man die durch Entwicklung
stärker diversifizierter Karrierepfade auf individueller Ebene
geschaffenen neuen Chancen wahrnimmt. Auch die sozialen
Sicherungssysteme müssen stärker zugeschnitten werden
auf das durch die beschleunigte Globalisierung entstehende
neue wirtschaftliche Umfeld.
Bei der Konzeption solcher
Maßnahmen
ist
den
Unternehmensstrategien
bei
Offshoring-Entscheidungen
Rechnung
zu
tragen.
In der Gestaltung der entsprechenden Anpassungspolitik ist
der
Strategie
der
Unternehmen
bei
OffshoringEntscheidungen Rechnung zu tragen. Insbesondere wirken
sich vertikal bzw. horizontal angelegte Unternehmensentwicklungsstrategien ganz unterschiedlich aus, was bei der
Auslegung von Maßnahmen zur Bewältigung des Wandels
berücksichtigt werden sollte. Der Schwerpunkt sollte darauf
liegen, die lokalen oder regionalen Auswirkungen von
Massenentlassungen
abzumildern,
während
die
unternehmerischen Risiken in Verbindung mit OffshoringEntscheidungen – zum Beispiel erhöhte Koordinationskosten
und potenzielle Rückholkosten – von den Unternehmen
intern kompensiert werden.
Internationale Lohnunterschiede spielen eine untergeordnete Rolle angesichts
der
Möglichkeiten,
die
maßgeschneiderte
Maßnahmen zur Förderung der
Anpassungsfähigkeit von
Unternehmen und Arbeitnehmern bieten.
Zwar sind die Lohnunterschiede einer der Gründe des
Offshoring, doch spielen internationale Lohnunterschiede
eine untergeordnete Rolle, vor allem, wenn man bedenkt,
dass
sie
auch
starke
Produktivitätsunterschiede
widerspiegeln. Produktivitätssteigerung, Intensivierung von
Forschung und Entwicklung, kontinuierliche Anhebung der
Produktqualität und Erhöhung der Arbeitsplatzqualität sind
die richtigen Maßnahmen, um die Anpassungsfähigkeit der
Unternehmen und der Arbeitskräfte, die Gesamtbeschäftigungsleistung und die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.
All dies wird es Europa
ermöglichen, aus der Globalisierung
Nutzen
zu
ziehen
und
für
eine
gerechtere Verteilung der
Chancen innerhalb der
Gesellschaft und zwischen
einzelnen Regionen zu
sorgen.
Die EU ist ein „Global Player“ und durchaus in der Lage, die
Globalisierung zu nutzen und sie in den Dienst sowohl ihrer
wirtschaftlichen als auch ihrer sozialen Ziele zu stellen. Der
Charakter der Globalisierung erfordert es, die am stärksten
Betroffenen auf europäischer Ebene koordiniert zu
unterstützen, auch durch Beschäftigungsstrategien und
Strategien der sozialen Eingliederung. Das europäische
Sozialmodell hat der EU dabei geholfen, das Tempo des
Wandels mitzugehen, und die laufende Modernisierung
dieses Modells wird das Vermögen der EU zur Förderung
des Wandels weiter stärken.
Fazit: Der Europäischen Beschäftigungsstrategie fällt eine
entscheidende Rolle zu
Die EU und ihre Mitgliedstaaten
müssen
ihre
Anstrengungen zur Entwicklung ihres Humanpotenzials verstärken und
die Beschäftigung erhöhen
…
Ungeachtet der bereits in der Reform der Arbeitsmärkte
erzielten Fortschritte muss die EU das Potenzial seines
Humankapitals stärker ausschöpfen und sich verstärkt für die
Realisierung der Lissabonner Zielvorgaben für 2010
einsetzen. Effiziente, gleiche Chancen garantierende
Arbeitsmärkte sind unerlässlich, will man die verbleibenden
Herausforderungen bestehen. Herausgestellt wird in dem
Bericht
insbesondere,
wie
wichtig
es
ist,
die
Erwerbsbeteiligung der Frauen und der älteren Arbeitskräfte
anzuheben. Dies sollte zugleich Ergebnis und Auslöser der
Schaffung von mehr Dienstleistungsarbeitsplätzen in Europa
sein.
…, insbesondere durch
Einstellung einer besseren
Balance zwischen Flexibilität und Sicherheit ...
In dem Bericht wird außerdem die Notwendigkeit
unterstrichen, den aus der weltweiten Wirtschaftsintegration
und
dem
weltweiten
technologischen
Fortschritt
resultierenden Wandel zu antizipieren, voranzutreiben und
zu beherrschen. Will man den Arbeitsmarkt weiter
flexibilisieren, Beschäftigungsfähigkeit und Mobilität fördern
und die Erwerbsbeteiligung erhöhen, so gilt es, neue Formen
der Sicherheit zu schaffen und zu verhindern, dass ein
zweigeteilter Arbeitsmarkt entsteht. Lebenslanges Lernen
und aktive Arbeitsmarktpolitik, unterstützt durch eine
effiziente öffentliche Arbeitsverwaltung, können ganz
besonders dazu beitragen, Übergänge zu erleichtern und die
Gesamtbeschäftigungsleistung zu erhöhen.
… und unter Nutzung der
Hebelwirkung der Europäischen Beschäftigungsstra-
Indem sie die Mitgliedstaaten auf ihre spezifischen Stärken
und Schwächen hinweist, Empfehlungen formuliert und ihre
tegie
finanzielle Unterstützung enger an die Umsetzung der
Europäischen Beschäftigungsstrategie knüpft – wie im
Kommissionsvorschlag für die neue ESF-Verordnung
vorgesehen –, kann die EU zu einem Motor des Fortschritts
auf nationaler Ebene werden und die Globalisierung nutzen
zur Realisierung ihrer wirtschaftlichen, sozialen und
umweltpolitischen Ziele.
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