Branchentalk "Industrie": Die Investmentstorys von Feintool, Rapid

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Branchentalk "Industrie": Die Investmentstorys von Feintool, Rapid und SSE Group - 10-31-2014
by Holger Geissler - schweizeraktien.net - http://www.schweizeraktien.net
Branchentalk "Industrie": Die Investmentstorys von Feintool,
Rapid und SSE Group
by Holger Geissler - Freitag, Oktober 31, 2014
http://www.schweizeraktien.net/blog/2014/10/31/branchentalk-industrie-die-investmentstorys-vonfeintool-rapid-und-sse-group-3659/
Feintool-CEO Heinz Loosli am Branchentalk "Industrie". Bild: schweizeraktien.net / Pascal Rohner
Am Branchentalk "Industrie" vom 29. Oktober 2014 präsentierten drei Unternehmen ihre
Investmentstory. An erster Stelle stand das im bernischen Lyss beheimatete Unternehmen Feintool.
Vorgestellt wurde das Unternehmen, dessen Aktien seit 1998 an der SIX Swiss Exchange kotiert sind,
von CEO Heinz Loosli. Oftmals werde das Unternehmen als reiner Automobilzulieferer oder als
Technologiegesellschaft bezeichnet, was aber jeweils nur der halben Wahrheit entspreche. Feintool sei in
beiden Branchen tätig und betreibe die Anlagen selbst, verkaufe aber auch die notwendige Technologie
zur Herstellung der Komponenten. Während früher die Pressen von Drittherstellern zugekauft wurden,
entwickelt und baut Feintool diese mittlerweile selbst und kann dabei auf das Know how der Anwender,
die im eigenen Unternehmen tätig sind, zugreifen.
Der Firmengründer Fritz Bösch war vormals in der Werkzeugbranche tätig und erkannte dort den Bedarf
an präzise gefertigten feingeschnittenen Teilen. Er ergriff die Gelegenheit beim Schopf und begann im
Jahr 1959 mit dem Aufbau einer Produktionsstätte für feingeschnittene Teile. Aus dieser Grundidee
entstand rasch ein florierendes Unternehmen, das in einer Nische zum Weltmarktführer aufstieg. Heute ist
Feintool führend in der Feinschneidetechnologie und einziger globaler Anbieter des gesamten
Feinschneidprozesses vom Teiledesign über Prototyping, Engineering und Werkzeugkonstruktion bis hin
zur Serienteilefertigung. Schwerpunkt sind anspruchsvolle Anwendungen für die Automobilindustrie.
Aktuell hat das Unternehmen elf Produktionsstätten in den vier wichtigsten Automobilmärkten Japan,
China, USA und Europa.
Ein wichtiges Ereignis in der Firmengeschichte war der Börsengang des Unternehmens im Jahr 1998. Für
den Firmengründer war dies die Möglichkeit, bei seinem Eintritt ins Rentenalter die Fortführung der
Gesellschaft sicherzustellen, ohne diese an einen Dritten verkaufen zu müssen. Aus dem IPO flossen der
Gesellschaft hohe Mittel zu, die zur Expansion der Unternehmung in weitere Geschäftsbereiche
eingesetzt wurden. Aus diesen neuen Geschäftsfeldern resultierten zahlreiche Probleme, die bis hin zu
ernsthaften Schwierigkeiten des Gesamtunternehmens führten. Die Gesellschaft litt zugleich unter dem
nach wie vor starken Einfluss des Gründers, der wiederholt zu Streitigkeiten mit dem Firmenchef führte.
In der Folge musste Feintool zahlreiche Wechsel an der Firmenspitze innert weniger Jahren in einem
allgemein schwierigen Marktumfeld verkraften.
Seit der Amtsübernahme des Chefpostens durch Loosli im Jahr 2009 ist die Gesellschaft in eine neue
Firmenphase eingetreten. Wie Loosli einräumte, habe der Eintritt von Michael Pieper (CEO und
Eigentümer der Franke-Gruppe) ins Aktionariat der Gruppe im Jahr 2007 "für Stimmung" gesorgt.
Zwischen dem Firmengründer und Pieper waren zahlreiche Unstimmigkeiten, die dazu führten, dass
Pieper sukzessive seinen Anteil an Feintool bis auf einen Drittel ausbaute und im Jahr 2011 ein
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Pflichtangebot zur Übernahme der Aktien machte. Wider Erwarten wurden Pieper sehr viele Aktien
angedient, darunter auch diejenigen des Firmengründers. So stieg sein Anteil am Unternehmen auf 81.2%
an. Bei einer Kapitalerhöhung im Jahr 2013, an der sich Pieper nicht beteiligte, sank sein Anteil auf rund
50%. Neben diesen Umschichtungen im Aktionariat, die nicht spurlos am operativen Geschäft
vorüberzogen, hat die Gesellschaft unter der Führung von Loosli die Rückentwicklung zum
ursprünglichen Kerngeschäft durchgeführt. Sämtliche weiteren Aktivitäten einschliesslich ausländischer
Beteiligungen wurde sukzessive aufgegeben und endeten mit dem Verkauf der im bayerischen Amberg
tätigen Ima im laufenden Jahr.
Um im Markt bestehen zu können, ist für die Produkte von Feintool deren Wirtschaftlichkeit
entscheidend. Alle anderen Argumente für die Produkte und Technologien sind Loosli zufolge nicht
langfristig erfolgversprechend. Das Unternehmen verfügt über ein sehr hohes Know how und bietet sehr
gute Qualität, zwei Faktoren, die bei sicherheitsrelevanten Teilen für die Automobilindustrie notwendig
sind. Dank der Produktion vor Ort ist das Unternehmen gegen die Währungsentwicklung nahezu immun.
Lediglich auf der Stufe Konzern, wo in Franken rapportiert wird, zeigen sich die Auswirkungen der
Währungsentwicklung in den Erträgen, nicht aber in den Margen. Die kürzlich vorgestellten Zahlen der
ersten neun Monate des Geschäftsjahres 2014 attestieren dem Unternehmen eine gute Verfassung. Die
Erträge legten um knapp 16% auf 370 Mio. CHF zu. Für das Gesamtjahr wird ein Umsatz von 470 bis
480 Mio. CHF bei einer EBIT-Marge von rund 7% erwartet. (Unternehmenspräsentation: Branchentalk
Feintool).
Rolf Schaffner, CEO, präsentiert die Rapid-Gruppe am Branchentalk "Industrie": Bild:
schweizeraktien.net / Pascal Rohner
Als zweites Unternehmen stellte die vor allem auf die Herstellung und den Vertrieb von Einachsmähern
spezialisierte Rapid Holding ihre Geschäftsstrategie vor. Rolf Schaffner, seit dem 1.1.2013 CEO des
Konzerns, präsentierte die drei Geschäftsfelder des Unternehmens. Diese bestehen aus Produkten für die
Land- und Kommunaltechnik, dem Engineering (Lohnfertigungen für Industriekunden) und der
Immobiliensparte. Das frühere Betriebsgelände in Dietikon befand sich in der Nähe zum Ortszentrum und
der Limmat als Naherholungsgebiet. Angesichts dieser Lage, die zahlreiche Entwicklungsperspektiven
bot, hat sich die Gesellschaft entschieden, diesen Standort aufzugeben und den Platz freizumachen für die
Erstellung eines komplett neuen Wohnquartiers mit kleineren Gewerbebetrieben. Vom Gesamtareal im
Umfang von 87'000 Quadratmetern besass die Rapid 54'000 Quadratmeter. Die Entwicklung erfolgte in
mehreren Etappen. Insgesamt wurden seit 2003 rund 600 Mio. CHF in die Entwicklung des Quartiers
investiert. Die Rapid-Gruppe hat den Grossteil der Flächen veräussert und behält lediglich einen Teil für
die eigene Entwicklung. Das unter dem Namen Zypressenhof entwickelte Teilareal, das per Jahresanfang
2014 fertiggestellt wurde, beinhaltet 134 Mietwohnungen sowie verschiedene Büro- und
Ladenräumlichkeiten auf einer Grundstücksfläche von 7'318 Quadratmetern. Die Erstellungskosten
betrugen 61 Mio. CHF, der aktuelle Marktwert liegt bei geschätzten 82,2 Mio. CHF. Die
Sollmietzinserträge betragen 4 Mio. CHF. Während die Wohnungen komplett vermietet sind, stehen die
gewerblichen Flächen noch teilweise leer, wie Schaffner bestätigte. (siehe auch Blog-Beitrag vom
28.8.14).
Das operative Geschäft besteht vorwiegend aus dem Kerngeschäft Einachsgeräte, die sowohl unter dem
Namen Rapid als auch im Lohnauftrag für Fremdfirmen produziert und vertrieben werden. Flankiert wird
dieses Geschäftsfeld durch den Vertrieb von Traktoren und Spezialfahrzeugen für die Landwirtschaft und
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kommunale Technik. Diese Geräte produziert Rapid nicht selbst. Das Unternehmen kann den Kunden
dennoch die komplette Produktpalette an Maschinen aus einer Hand anbieten. Mit den Einachsgeräten ist
Rapid in einer Marktnische mit einer Jahresstückzahl von rund 3'500 Maschinen tätig. Der Einsatz der
Geräte ist weltweit auf die Regionen beschränkt, in denen die Lohnhöhe nicht zu tief ist. Die
Einachsgeräte ersetzen die menschliche Arbeitskraft, was nur bei einem entsprechend hohen Lohnniveau
von mindestens 5 US-Dollar pro Stunde wirtschaftlich ist. Somit ist das Absatzgebiet weltweit stark
beschränkt. Rapid entwickelt, baut und vertreibt neben den Geräten auch die Anbauteile, die von Geräten
zur Bodenbearbeitung über Mäher bis hin zu Schneefräsen reichen, selbst. Um die sehr hohe Volatilität
bei den Bestellungen eigener Produkte abzufedern, fertigt Rapid auch Geräte im Auftrag für
Industriekunden, die diese anschliessend unter ihrem Namen vertreiben. Ein wichtiges Absatzfeld stellt
hierbei die Rührreibschweiss-Technologie dar, in der Rapid eine sehr hohe Kompetenz aufgebaut hat und
so eine sehr gute Qualität der Produkte gewährleisten kann. So können kundenspezifische Produkte rasch,
kostengünstig und in hoher Qualität gefertigt werden. Bis zu 75% der Fertigungskapazitäten können für
Drittbestellungen eingesetzt werden.
Für die Zukunft setzt Rapid auf stabile Mieterträge aus dem Zypressenhof in Höhe von 4 Mio. CHF und
aus der Betriebsliegenschaft in Killwangen von 1.4 Mio. CHF jährlich. Diese fliessen der Holding zu.
Auf der industriellen Ebene wird die Montagetechnik weiter optimiert. Aufgegeben wird die Vormontage
der Produkte im Ausland. Stattdessen werden alle Teile zu 100% in der Schweiz (mit Ausnahme der
zugekauften hydraulischen Komponenten, die vorwiegend aus dem Ausland stammen) gefertigt. Ferner
werden die Schweisstechnologie weiterentwickelt und die Eigenprodukte inklusive einer
Standardisierung der Komponenten, die eine Modulbauweise ermöglichen, gestärkt. Mit diesen
Veränderungen innerhalb des Unternehmens begegnet Rapid der Zukunft. Ab 2016 soll die EBIT-Marge
bei 5% liegen. (Unternehmenspräsentation Rapid: 2014-10-29 Branchentalk Rapid)
Daniel Antille erklärt das Geschäftsmodell der Sté Suisse des Explosifs. Bild: schweizeraktien.net /
Pascal Rohner
Als Dritter im Bunde präsentierte der langjährige Geschäftsführer Daniel Antille der Société Suisse des
Explosifs (SSE). Die Gesellschaft ist in den drei komplementären Geschäftsfeldern zivile Sprengstoffe,
Spezialprodukte für die Chemie und seit 2013 auch im Bereich der Pyrotechnik tätig. Die Wurzeln der
Gesellschaft liegen im Sprengstoffgeschäft. Anlässlich des Baus des Simplontunnels und dem damit
einhergehenden Bedarf an Sprengstoffen wurde die Gesellschaft im Jahr 1894 am heutigen Standort in
Gamsen, im Wallis, gegründet. Bis ins Jahr 1970 war die Gesellschaft ausschliesslich im
Sprengstoffgeschäft aktiv und begann dann mit einer Diversifikation in die Bereiche Chemie und Pharma.
Dieses wurde dann im Jahr 1983 mit einem Joint Venture gestärkt. Bei der Etablierung des zweiten
Standbeins im Chemiesegment konnte die Gesellschaft auf die mit der Herstellung von Sprengstoffen
verbundenen notwendigen Fachkenntnisse zurückgreifen. Weitere 12 Jahre später im 1995 begann mit
Beteiligungen an der schwedischen Norab AB und Viking Sprengstoff AS die Auslandsexpansion. Im
Jahr 2012 wurde der Bereich Chemie ausgebaut mit Phosgen, einem hochgefährlichen Stoff, der früher in
chemischen Kampfstoffen eingesetzt wurde und nunmehr vor allem als Grundstoff in der Herstellung von
DVDs und Medikamenten eingesetzt wird. Ein weiterer Expansionsschritt war der Einstieg in den
Bereich Feuerwerkskörper im Jahr 2013 mit der Übernahme der im bernischen Oberland domizilierten
Hamberger Swiss Pyrotechnics. Diese, wie Antille einräumte, zwar nur kleine Akquisition lasse sich
schwieriger absorbieren als vermutet.
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Ein Meilenstein in der Geschichte der Gesellschaft stellt die per 1. August 2013 erfolgte Übernahme von
vier Filialen des französischen Sprengstoffunternehmens EPC Groupe in Deutschland, Polen, Tschechien
und Rumänien dar. Zusätzlich hat die SSE seit 2011 massive Ausbauinvestitionen am Standort in Gamsen
getätigt. Insgesamt wurden in den letzten drei Jahren 47 Mio. CHF in die Erweiterung der
Geschäftsaktivitäten investiert. Den grössten Posten stellt mit rund 20 Mio. CHF die Auslandsexpansion
in Zentraleuropa dar, weitere 15 Mio. CHF wurden am Firmensitz in Gamsen investiert. In Schweden
wurde in den Ausbau der Aktivitäten 5 Mio. CHF und für Hamberger wurden rund 4 Mio. CHF inklusive
dem Ausbau der Aktivitäten und dem Bezug des neuen Gebäudes in Wimmis ausgegeben.
Zur Finanzierung der Investitionen in Zentraleuropa nahm die Gesellschaft erstmalig seit vielen Jahren
ein Darlehen von 20 Mio. CHF auf. Weitere Expansionsschritte bezeichnete Antille als möglich. Um
diese zu ermöglichen und der Gesellschaft die infolge des Darlehens reduzierte finanzielle Flexibilität
wieder zu gewährleisten, wird eine Kapitalerhöhung durchgeführt. Das bestehende Aktienkapital wird im
Verhältnis eins zu vier, d.h. es wird eine neue Aktie für vier bestehende Papiere ausgegeben. Die genauen
Emissionsbedingungen werden in der kommenden Woche publiziert. Wir werden hierzu ein Interview
mit dem Firmenchef im Wochenverlauf mit einer Einschätzung für die Aktionäre publizieren.
Für das laufende Jahr erwartet Antille einen Konzernumsatz zwischen 82 und 85 Mio. CHF. Im
Gegensatz zu den bisherigen Jahren werden nur noch rund 48% aus der Schweiz stammen. Sehr positiv
entwickelt sich das Geschäft in Skandinavien, welches das Unternehmen mit der besten Rentabilität im
Konzern sei, berichtete Antille. Er bezeichnete diesen Konzernteil als neue Perle. In Zentraleuropa sind
grosse Investitionen notwendig. Durch die Positionierung als Premiumanbieter mit einem sehr
hochstehenden Service will er den europäischen Markt erfolgreich bearbeiten.
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