Wirtschaftblatt Online: Kurzserie: Fondsbesteuerung I Page 1 of 2 17.05.2002 Kurzserie: Fondsbesteuerung I Die Gleichstellung ausl ändischer mit inländischer Rentenfonds könnte Bewegung in den Markt der Anleihenfonds hierzulande bringen Astrid Kemptner Nachdem der Verfassungsgerichtshof in einem seiner jüngsten Erkenntnisse einen Satzteil des ersten Absatzes in Paragraph 97 ESt-Gesetz 1988 aufgehoben hatte, keimt bei den ausländischen Investmentfondsgesellschaften in Österreich wieder so etwas wie Hoffnung auf: Wird die Besteuerung von Erträgen ausländischer Fonds mit jenen inländischer Sondervermögen endlich gleichgestellt? Genau genommen betrifft dieser Spruch der Höchstrichter die Besteuerung von Zinserträgen aus ausländischen Rentenfonds. Derzeit werden die entrichteten Steuerbeträge – anders als bei inländischen Fonds – nicht der Endbesteuerung zugeführt, sondern unterliegen der normalen Einkommenssteuerprogression. In der Praxis können also bis zu 50 Prozent der Erträge zu versteuern sein. Kein nur einigermassen informierter Anleger würde so einen Fonds erwerben. Diese steuerliche Diskriminierung behinderte praktisch den Vertrieb solcher ausländischer Fonds. Der VfGH hat diese Bestimmung nunmehr aufgehoben und den Gesetzgeber angehalten, bis 31. März 2003 eine neue Regelung zu treffen. 20.04.2002 Besteuerung von Fonds steht Totalreform bevor PwC-Steuerexpertin Reschny "In einem Aufwaschen s ämtliche Nachteile für... 12.04.2002 Weiter Diskussion um Fondssteuer Laut Experte Bruckner ebnet VfGH Spruch Weg zu gerechter Fondssteuer - Er hofft aber wie der... 04.09.2001 Fondsbesteuerung - ein Leitfaden Fakten der Investmentfondsbesteuerung laut KMOG WKN/Suche Suchen Endbesteuerung Gleichzeitig wird auch die Erbschaftssteuer neu geregelt werden. Denn die Erträge aus ausländischen Fonds waren im Gegensatz zu ihren inländischen Rivalen nicht endbesteuert. Erben machten die unangenehme Entdeckung, dass sie noch einmal zur Kasse gebeten werden. Das gilt genauso für Schenkungen, da diese steuerlich wie Erbschaften behandelt werden. Der Spruch des Verfassungsgerichtshofes hat nun auch diese Benachteiligung aufgehoben. Bei Schenkungen kann es sich daher durchaus auszahlen, noch zuzuwarten, wenn ein ausl ändischer Fonds übertragen werden soll. Die Frage ist nun, ob man sich im Finanzministerium lediglich mit diesem Problem befassen oder gleichzeitig auch den zweiten Konfliktpunkt rund um die Sicherungsbesteuerung, die ebenfalls ausschliesslich ausländische Investmentfonds betrifft, einer für alle Seiten zufrieden stellenden Lösung zuführen wird. Georg Klein, Vorsitzender der Vereinigung ausländischer Investmentgesellschaften in Österreich (VAIÖ), ortet in diesem Urteil des VfGH "eine Signalwirkung, die das Bundesministerium für Finanzen veranlassen könnte, den Gesamtkomplex einer einheitlichen Lösung zuzuführen." Sicherungsbesteuerung Ein von der VAI Ö an den Finanzminister gerichteter offener Brief, der auf diese Gesamtproblematik aus der Sicht ausl ändischer Fondsgesellschaften aufmerksam macht, soll allerdings die Diskussionen zu diesem Thema nicht ersetzen. Und das Gesprächsklima zwischen den Interessenvertretern sei seit vielen Jahren gut, versichert Georg Klein. Trotz guter Beziehungen gibt es aber unter den ausl ändischen Gesellschaften nach wie vor grosse Frustration über die bereits angesprochene Sicherungsbesteuerung. Falls sich ein Anleger nicht als Anteilseigner eines ausländischen Investmentfonds bei seinem Wohnsitzfinanzamt deklariert, dann hat das Kreditinstitut 2,5 Prozent des R ücknahmepreises aus dem letzten Kalenderjahr als Steuer einzubehalten. Vor allem diese Regelung wird als grosser Nachteil empfunden, "da viel Geschäft verloren gegangen ist und Umschichtungen zu inländischen Banken stattgefunden haben", erzählt Georg Klein über die Top 5 des Monats Fidelity Funds SICAV -... Capital Invest Gold Stock ING(L)Invest - Indonesia SAM Sustainability -... Threadneedle I.Funds-Far... YtD 1J 3J 5J Flop 5 des Monats BEST OF EMERGING MARKETS FINANCIAL -STOCK MANAGED EXCLUSIVE... Mercury Sel. Trust -... ING(L)Invest - New... YtD 1J 3J - 5J Top Branchentrend Monat Gold Nahrungs - und Genu ßmittel Immobilien Versorger Industrie Flop Branchentrend Monat Biotechnologie Informationstechnologie Finanzwerte Technologie Telemedien http://www.wirtschaftsblatt.at/cgi-bin/page.pl?id=175270&medium=option 21.05.2002 Wirtschaftblatt Online: Kurzserie: Fondsbesteuerung I Page 2 of 2 Erfahrungen der Mitglieder der VAIÖ. Trotz starken Gegenwindes "kam uns aber nie der Gedanke, uns aus Österreich zur ückzuziehen", erläutert Josef Pfannenstill, Leiter von BNP Paribas Zentraleuropa, seine Motive und meint weiter, "dass man durch die Zusammenarbeit mit inländischen Instituten wieder auf den Markt kommen kann". Offenlegung Mancher österreichischen Konkurrenz kommt die Benachteiligung der ausländischen Mitbewerber vielleicht gar nicht ungelegen, zumal durchaus auch mit dem Vorteil der geringeren Steuerlast geworben wurde. Im Zweifelsfall wird sich ein Anleger für eine steuergünstigere Variante entscheiden. Die steuerliche Begünstigung der Aktienfonds hat den Absatz von Investmentfonds beflügelt. Auch die Lebensversicherung verdankt ihre Popularität dem Umstand, dass die Prämien als Sonderausgaben der Einkommenssteuer geltend gemacht werden konnten. Insgesamt aber treten die österreichischen Fondsanbieter der Gleichstellung in der Endbesteuerung positiv gegenüber. Beim weitaus heikleren Punkt der Sicherungsbesteuerung, wogegen derzeit beim Europäischen Gerichtshof eine Klage anhängig ist, könnten die Formulierungen des Gesetzgebers klarer ausfallen. So meint etwa Wolfgang Dorten, Generalsekretär der Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften (VÖIG), dass es sich ein Anleger "nicht aussuchen darf", ob er seine Anteile beim Fiskus offen legt oder nicht. Stimmung Richtung mehr Transparenz Unabhängig vom Ausgang des Verfahrens vor dem Europäischen Gerichtshof w äre es jedoch für den Anleger ohnehin klüger, nicht auf die Bezahlung der Sicherungssteuer zu "verzichten", da noch weitaus grössere Unannehmlichkeiten als die Entrichtung einer Steuer zu Tage treten könnten. Vera Pingl-Cervenka, Geschäftsführerin von DWS Österreich, leitet dies aus dem Umstand ab, dass "der Investor bei einer Nicht-Meldung vor allem bei späteren Prüfungen durch die Finanzbeh örden ungeheuer viel riskiert; im Übrigen verst ärkt sich die Stimmung, dass derartige Dinge generell offen gelegt werden." Wolfgang Dorten sieht die momentan in unserem Land schwelende Problematik im Übrigen auch in anderen Staaten, "denn im Ausland herrschen die gleichen Bedingungen, es gibt kein Land, in dem Auslandsfonds nicht benachteiligt würden." In der EU liegt die Besteuerung weitgehend in den Händen der Mitgliedstaaten. Vielleicht geht aber doch der geheime Wunsch von Vera Pingl-Cervenka nach "einer einheitlichen Regelung" in Erf üllung, "damit jeder weiss, woran er ist". (jrb) http://www.wirtschaftsblatt.at/cgi-bin/page.pl?id=175270&medium=option 21.05.2002