Werkstatt Zukunft – das Bauhaus gestern, heute und morgen Eine

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Werkstatt Zukunft – das Bauhaus gestern, heute und morgen
Eine internationale Jugendbegegnung in Weimar vom 19.-26. Juli 2009
Im Europäischen Jahr der Kreativität und Innovation
Durchführung des Programms
Das Programm der Jugendbegegnung wurde wie geplant durchgeführt, mit einer Ausnahme:
nach dem Vorbereitungstreffen Ende April in Weimar, wurde von den teilnehmenden
Teamern beschlossen, das mitzubringende Symbol für Utopie in eines, das die Lebenswelt
des/der TeilnehmerIn repräsentieren sollte, umzuwandeln, da sie befürchteten, dass die
jüngeren unter ihnen, es nicht verstehen würden.
Nach einigen Kennenlernspielen, einer Erkundungsrallye durch die Stadt Weimar mit
Schwerpunkt Bauhaus und der Präsentation des Symbols für die persönliche Umgebung
durch jeden Teilnehmer, fand ein theoretischer Input mit Filmvorführung und Diskussion statt.
Vorgetragen wurde die Geschichte des Bauhauses, die Gründe für die wegweisende und
einmalige Funktion der Schule in der Bau- und Designwelt, ihre wichtigsten Protagonisten,
sowie die Ideen und sozialen Utopien, die dort entstanden und ihre Anwendung fanden.
Betont wurde, dass das projekt- und teamorientierte Arbeiten der Bauhaus-Initiatoren noch
heute beispielhaft ist und vor allem in der Neuen Welt, wohin etliche vor dem Krieg
emigrierten, nachhaltige Blüten trieb. Das Thema der demokratischen Erneuerung beim
Bauhaus durch Bildung für Alle im Bereich Kunst und Gestaltung kam besonders zur Sprache
und wurde auch im englisch-sprachigen Film illustriert.
Die Workshops ließen sich problemlos in ungefähr gleiche Gruppen einteilen. Einige
Teilnehmer mit mehreren Interessen hatten eine schwierige Wahl zu treffen, dann aber waren
alle von ihren jeweiligen Workshops begeistert. Keiner der Workshopleiter hielt krampfhaft an
den eigenen Vorstellungen fest, wenn er oder sie merkte, dass die Teilnehmer keinen
Zugang dazu bekamen:
• Die Kunstleiterin, Gabriele Fecher, hatte zwar vorgehabt, mit Papier und Pappe zu
konstruieren, ließ die jungen Menschen dann aber auch Zeichnen, und war mit den
Ergebnissen sehr zufrieden. Zum Schluss hatten alle viel Spass bei der Herstellung
von Papierkostümen, die sie bei der Präsentation anzogen.
• Christine Schild, Theaterworkshopleiterin, ließ ihre Teilnehmer hauptsächlich
Wahrnehmungsübungen machen, durch die sie die unterschiedlichen
Voraussetzungen für Beziehungen, Aktion und Reaktion ausloteten und die
konstruktivistisch-deterministischen Elemente in unserem Alltag erforschten.
• Hamish Appleby, Fotograf, bearbeitete mit den Jugendlichen verschiedene formale
und konzeptuelle Aspekte der Fotografie, die sich z.T. auch an die Themen des
Bauhauses anlehnte, und erreichte ein sehr hohes Niveau bei den
Workshopresultaten.
• Alexandre Decoupigny, Audioworkshopleiter, ließ der Individualität des einzelnen
Teilnehmers Raum, indem er mit ihnen gemeinsam ein "Sound-Haus" gestaltete, in
dem jeder Teilnehmer sein eigenes Zimmer "komponierte". Ganz im Sinne der
utopischen Ausrichtung des Bauhaus eröffnete diese Vorgehensweise viele
fantastische Welten in den Köpfen der jungen Menschen.
Die TeilnehmerInnen im Alter von 15 bis 25 Jahre waren interessiert und offen und zeigten,
dass sie schon einige Vorkenntnisse hatten. Die israelischen Teilnehmer berichteten, dass
sie einen Ausflug nach Tel Aviv in die „Weiße Stadt“ gemacht hatten und konnten,
wahrscheinlich bedingt durch ihr Wissen um die Kibbutzkultur, mit den Idealen der
Bauhäusler etwas anfangen. Die französischen Teilnehmer konnten sich am ehesten mit der
abstrakten Gedankenwelt der Künstler identifizieren. Die Deutschen waren am
diskutierfreudigsten. Die russischen Jugendlichen bestachen durch Freundlichkeit, viel
Energie und Kreativität. Bei Fotografie, Theater und auch im Audioworkshop waren sie sehr
engagiert, die abstrakte Ideologie der Bauhauskunst war weniger ihr Ding.
Wichtig war der Ausflug zur Gedenkstätte Buchenwald, die von einem Pädagogen der EJBW
gründlich vorbereitet wurde (Filmvorführung, Arbeit in Kleingruppen). Die anschließende
fakultative Auswertungsdiskussion wurde hauptsächlich von Israelis und Deutschen besucht,
wo sich die Jugendlichen fassungslos, aber auch sehr sensibel zu dem Erlebten äußerten.
Die Begegnung mit Kunst unter den extremsten, eigentlich kaum vorstellbaren Bedingungen,
war für alle sehr eindrücklich. Die verschiedenen Epochen der Erinnerungskultur auf dem
Gelände der Gedenkstätte eröffneten interessante Perspektiven.
Folgende Elemente machten die Begegnung zu einem Erfolg:
• Eine ausgewogene Mischung aus Aktivitäten in der großen Gruppe (Input zum Bauhaus, gemeinsame Warm-Ups – körperlich und sprachlich, Ausflug nach Buchenwald
mit Vor- und Nachbereitung) und Zusammenarbeit in kleineren Gruppen (Workshops),
aus nachdenklichen und spaßbezogenen Einheiten, Aktivitäten, die die Teilnehmer
als Individuum vorstellten (Präsentation des eigenen Symbols), als Teil einer nationalen Gruppe (Länderabend), teil einer Interessengemeinschaft (Workshops) oder in einer zufällig zusammengestellten Gruppe (Weimar-Rallye).
• Die Qualität der Workshops war, bedingt durch die Wahl der Leiter, ausnahmslos gut.
Alle Teilnehmer waren hochzufrieden und sagten, sie hätten sehr davon profitiert. Der
Wechsel zwischen individuellem und gemeinsamem Kreieren, wie er bei allen
Workshops gegeben war, bescherte beglückende Erlebnisse und Ergebnisse.
• Die materiellen Bedingungen der Begegnung waren wie immer in der EJBW Spitze:
Unterkunft, Essen und räumliche Möglichkeiten wurden als sehr gut eingestuft – die
Nähe zum Park und zur Stadt Weimar ließen keine Wünsche offen.
Sprache
Jeder Teilnehmer bekam ein Vokabelheft, in das er/sie sich möglichst die erlernten Begriffe
eintragen sollte. Morgens wurden eine Stunde lang Übungen zum Spracherwerb als Tageseinstieg angeboten. Eine davon wurde über mehrere Tage hinweg angewandt und hieß:
„Meine 5 wichtigsten Wörter sind…“. Nachdem jeder dieses für sich selbst entschieden hatte
und auch überlegt hatte warum, wurden Kleingruppen von vier Personen gebildet, die sich
auf fünf gemeinsame Wörter einigten. Im Plenum wurden diese zusammengetragen, auf ein
großes Plakat geschrieben und ins Deutsche, Französische, Russische, Hebräische und
Englische übersetzt. Außerdem wurden die Begriffe kategorisiert (Höflichkeit, Orientierung,
Freundschaft, Workshops, etc.) und anschließend wurde versucht, die Begriffe im (einfachen)
Satzzusammenhang zu erlernen. Gewisse nationale Eigenheiten als Brücke zur interkulturellen Verständigung kamen dabei auch zur Sprache. Hemmschwellen wurden sowohl in den
Workshops, wie auch in der Freizeit überwunden. Zitat: “We don’t fear language barriers
now.“ Umgangssprache während der Maßnahme war weitgehend Englisch, Deutsch und
Französisch wurde ebenfalls gesprochen.
Pädagogische Methoden
Der Ablauf der Jugendbegegnung war durch verschiedene Projektphasen gekennzeichnet:
• Zur Vorbereitung wurden die Jugendlichen in den jeweiligen Heimatländern gebeten,
ein Foto oder Symbol für ihre persönliche Lebenswelt mitzubringen und sich Gedanken zu den Länderabenden zu machen.
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In Weimar wurden verschiedene Kennenlern-Übungen als Eisbrecher angewandt und
die Entdeckung des Ortes Weimar in zufällig zusammengesetzten, international gemischten Gruppen bot die erste Herausforderung in punkto interkultureller Kommunikation.
Ein Input über das Bauhaus und die politisch-soziale Situation der damaligen Zeit
wurde mit einer Filmvorführung auf Englisch aufgelockert.
In den Workshops ging es darum, gestalterische Kompetenzen zu entwickeln. Hier
stand immer das Experiment des gemeinsamen kreativen Prozesses im Mittelpunkt:
wie weit komme ich allein, was passiert wenn ich Teil einer Gruppe bin, ob im Theaterspiel, bei den technischen Abläufen im Tonstudio, bei der gemeinsamen Entdeckung fotografischer Themen oder bei der gemeinsamen Kreation von Kostümen und
der Präsentation eigener Kunstwerke. Unter der Anleitung der erfahrenen Künstler
und Kunstpädagogen wurde das eigene Hobby auf einmal zu einer ernst genommenen Sache, die Wege in die Zukunft aufzeigte. Die interkulturellen Teamerfahrungen
eröffneten ebenfalls neue Perspektiven.
Nach dem Vorbild des Bauhauses gab jeder Workshopleiter eine Art "Vorkurs", der
grundlegende Fertigkeiten in den verschiedenen Sparten Kunst, Theater, Audio und
Fotografie vermittelte. Auf diese Weise hatte die gesamte Gruppe die Möglichkeit,
kurz und prägnant einen Einblick in eine andere Seh-, Hör-, Spiel- oder Gestaltungsweisen zu bekommen.
Zum Schluss wurden die Ergebnisse der Workshops öffentlich präsentiert. Dabei war
das künstlerische Niveau beachtlich hoch!
Auswertung
Gegen Ende der Begegnung wurde anhand einer Gruppenübung mit den Teilnehmern über
die Inspirationen, die sie durch die Begegnung erfahren hatten, gesprochen. Die Quellen für
nachhaltige Erfahrungen waren vielfältig: die Workshops, das Zusammensein mit jungen Leuten aus anderen Ländern, die verschiedenen Sprachen, die dazu animieren, die eigene interkulturelle Kommunikation zu verbessern, das Bauhaus, die Schönheit der Stadt Weimar, Buchenwald... Zitate: „We learned how to organize things before you do them.” Oder „We will
make friends more easily. We changed our minds about people from other countries.” Und
„The work brought us closer to our personal future and what we want to do later. We became
another person” zeigen, wie intensiv die Begegnung für manche war. Auch im Leitungsteam
war die Zusammenarbeit sehr gut. Eine schriftliche Evaluierung, die jeder für sich ausfüllte,
wurde per Computer ausgewertet und liegt anbei. Dieses zeigt, dass die Begegnung von den
Teilnehmern überdurchschnittlich gut angenommen wurde.
Konsequenzen
Wir waren sehr zufrieden mit dem Verlauf der Begegnung und würden es zukünftig genauso
machen. Auch wenn der intellektuelle Teil unserer hochgesteckten Ziele sich nicht ganz so
verwirklichen ließ wie geplant (z. B. die Entwicklung von Utopien ausgehend vom Vorbild des
Bauhauses), da die Teilnehmer zum Teil sehr jung waren, konnte dennoch durch die Arbeit
an einem gemeinsamen Resultat deutlich gemacht werden, wie wertvoll es ist, wenn viele ihr
Teil zum Ganzen beisteuern. Es schadet nicht, finden wir, die Latte hoch zu legen, um die
Vorgehensweise dann den Gegebenheiten anzupassen. Unsere Teilnehmer waren alle
hochmotiviert, kreativ, interessiert an Menschen anderer Länder, offen auch für
problematische Themen (siehe Besuch in der Gedenkstätte Buchenwald) und es war eine
große Freude, mit ihnen zusammen zu sein.
Kontakt:
Weimar-Jena-Akademie
Jakobstraße 10, 99423 Weimar
Tel. 03643-495574, Fax 770637
Mobil 0177-6027158 (B.Kolbmuüller), 01520-1910981 (B.Blumenstein)
[email protected], www.demokratielab-weimar.de
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