Lebensqualität für ältere Menschen mit geistiger Behinderung

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Lebensqualität im Alter
§ Verortung des Themas: Zwischen individuellem Bedarf und
Sozialraumgestaltung
§ Aussagen der Positionspapiere des Landesverbands
§ Alter: Lebensphase oder kritisches Lebensereignis?
Vorbereitung auf den Ruhestand
§ Lebensqualität
§ Anforderungen an Mitarbeiter
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Sozialraumorientierung in der Behindertenhilfe
Dimension
Behindertenhilfe
Fallspezifisch Bedürfnisse und
à
Hilfeplanung;
Wünsche des
Persönliche Zukunftsplanung;
Individuums
Kind-Umfeld-Analyse
Fall-
Ressourcen des
übergreifend
Sozialraums
Fall-
Gestaltung des
unspezifisch
Gemeinwesens
à
Netzwerkarbeit, Nutzung der
Ressourcen des Sozialraums
à
Sozialraumanalyse;
Teilhabepläne; Stadtplanung
und -entwicklung
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Sozialraumorientierung in der Behindertenhilfe
Fallspezifisch:
Welche Unterstützung benötigt ein älterer Mensch mit
einer Behinderung, um leben zu können, wo er es möchte
und wie er es möchte?
Fallübergreifend:
Welche Unterstützung braucht das direkte soziale Umfeld,
um zu diesen Zielen beitragen zu können?
Fallunspezifisch:
Wie kann ein Gemeinwesen aussehen, das es auch
älteren Menschen mit (schweren) Behinderungen
ermöglicht, in seiner Mitte mit anderen zu leben?
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Positionspapier Zukunft gestalten
§ Menschen mit Behinderung haben bis ins hohe Alter Anspruch
auf Leistungen der Eingliederungshilfe. Sie sind mit den
Leistungen der Pflegeversicherung und anderer
Sozialgesetzbücher additiv zu kombinieren.
§ Ältere Menschen mit Behinderung erhalten Unterstützung bei
der Vorbereitung auf den Ruhestand durch Beratung,
Erwachsenenbildung, Freizeitangebote und persönliche
Zukunftsplanung.
§ Für Senioren gibt es unterschiedliche Angebote der
Tagesgestaltung, die flexibel nutzbar und miteinander
kombinierbar sind.
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Empfehlungen im Positionspapier
Teilhabeleistungen im Alter
Überblick über Angebotsstruktur und Bedarf
Sozialraumanalyse mit besonderer Berücksichtigung
Ø der Zahl älterer Menschen in einer Region, ihrer
Wohnversorgung und Beschäftigungssituation;
Ø der Wünsche dieses Personenkreises durch eine Befragung
durchgeführt werden;
Ø Berücksichtigung der möglichen Verzerrung durch
eingeschränkte Erfahrungen, mangelndes Vorstellungsvermögen und das Fehlen von orientierender Beratung und
Zukunftsplanung.
Ø Entwicklung einer regionalen Konzeption zum Ausbau der
Angebote.
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Empfehlungen im Positionspapier
Teilhabeleistungen im Alter
Entwicklung einer regionalen Konzeption und einzelner
‚Bausteine’
Ø Ziel der Vielfalt, Flexibilität und Durchlässigkeit der
verschiedenen Maßnahmen;
Ø Entwicklung von Angeboten der Lebenshilfe im Rahmen einer
regionalen Konzeption;
Ø Einbindung bürgerschaftlichen Engagements, Kooperation mit
anderen Trägern und die Integration besonderer Zielgruppen
(Beschäftigte auf dem 1. Arbeitsmarkt, Nutzer ambulanter
Assistenz, Menschen im Elternhaus);
Ø Grundlage für Auswahlentscheidungen durch die Betroffenen.
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Empfehlungen im Positionspapier
Teilhabeleistungen im Alter
Finanzierung der Leistungen
§ Die Finanzierung der Leistungen muss in individueller Form als
Teilhabeleistung erfolgen.
§ Die Durchsetzung individueller Ansprüche ist nur durch
qualifizierte Angebote von Beratung, Begleitung und
Unterstützung möglich.
§ Ein anerkanntes Hilfebemessungssystem auf der Grundlage
des individuellen Bedarfs ist zu entwickeln.
§ Leistungsangebote müssen als Ganzes und in modularisierter
Form nutzbar sein.
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Kern der Empfehlungen:
Verschränkung unterschiedlicher Perspektiven
§ Das Individuum mit
Ø seinen Wünschen und Bedürfnissen,
Ø seinen Nutzungsstrategien und Zugangsbarrieren und
Ø altersbedingten Besonderheiten.
§ Der Sozialraum mit
Ø seinen Ressourcen und Begrenzungen, Angeboten und
Lücken
§
Träger mit ihren Angeboten, die
Ø Lücken füllen (fallunspezifische Angebote)
Ø Zugangsbarrieren überwinden (Fallspezifische Aufgabe:
Beratung, Begleitung, Zukunftsplanung)
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Wie können Träger das leisten?
§ Im Fokus bisheriger Forschung stand das Konzept der
Lebensqualität
§ Objektive Lebensqualität: Indikatoren ( z.B. Wohnverhältnisse,
Arbeitsbedingungen, soziale Beziehungen, Gesundheit)
§ Subjektive Lebensqualität: Wohlbefinden – Zufriedenheit mit
den objektiven Bedingungen
Ø Zielsetzung: bessere Angebotsgestaltung
Ø Methode der Umsetzung: Nutzerbefragung
Ø Problem: Zufriedenheitsparadox
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„Lebensqualität bedeutet Zufriedenheit mit
Lebensbedingungen in Übereinstimmung mit Standards.
Bloßes Zufriedensein auf niedrigem Lebensniveau aus
Unkenntnis der Standards Nichtbehinderter kann nicht Ziel
der Sonderpädagogik sein“ (Thimm 1978, 29).
à Das Lebensqualitätskonzept vernachlässigt die Frage, was
ältere Menschen mit Behinderung selbst zu einer
befriedigenden Lebensgestaltung beitragen können.
à Es fördert so ihre Wahrnehmung als Objekte von Fürsorge.
à Lebensqualität bleibt wichtiges Leitziel.
à Ergänzend: Kompetenzmodell des Alterns
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Transaktionales Modell / Kompetenzmodell
Kompetenz im Alter zu untersuchen heißt, „all die
Möglichkeiten des alternden Menschen zu untersuchen, die
es ihm ermöglichen, jene Transaktionen mit seiner
Umgebung auszuüben, die es ihm erlauben, sich zu
erhalten, sich wohlzufühlen und sich zu entwickeln“ (Olbrich
1987, 159).
Ø Wie wird die Situation bewertet?
Ø Wie wird Handlungsfähigkeit erhalten?
Ø Kann die gewünschte Lebensgestaltung realisiert werden?
Ø Bezüge zum transaktionalen Streßbewältigungsmodell
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Transaktionales Streß(bewältigungs)modell
1. Alter bzw. mit dem Altern verbundene biologische oder soziale
Veränderungen können als Streßfaktor wirken.
2. Im Zusammenhang mit weiteren Persönlichkeitsmerkmalen, insb.
Ressourcen und
3. im Zusammenhang mit der Problemdefinition / Bewertung der
Situation entscheidet sich, ob
4. eine Krise entsteht und wie sie bewältigt wird.
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Transaktionales Streßbewältigungsmodell
§
Auch Angebote können als Ressourcen (oder Barrieren!) wirken.
§
Persönlichkeitsmerkmale und Bewertung sind lebensgeschichtlich
bestimmt
Ø Daraus ergibt sich die hohe Bedeutung der Biographie
Ø Lernbiographie
Ø Lebensgeschichte
Ø Sie wird mit zunehmendem Alter durch die biologischen und
sozialen Veränderungen bedeutsamer !
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Alter: Lebensphase oder
kritisches Lebensereignis?
§ Kontinuität des (biologischen) Alterungsprozesses
§ biographische Ereignisse, die die Lebensphase Alter
markieren, sind für die Auseinandersetzung mit dem Alter und
die Selbstwahrnehmung wesentlich bedeutsamer:
§ ‚runde Geburtstage‘
§ Geburt des ersten Enkelkindes
§ Beginn des Ruhestands oder der Altersteilzeit
§ Besondere Bedeutung haben Übergänge:
§ In den Ruhestand
§ in eine Seniorenresidenz oder ins Wohnheim
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Begleitung bei der Gestaltung von
Übergängen
§ Übergänge provozieren eine besonders intensive Form der
Auseinandersetzung!
§ Sie erfordern die Bewertung des vorangegangenen und neuen
Lebensabschnittes
§ Sie erfordern eine Auseinandersetzung mit Ängsten vor
Langeweile, Sinnlosigkeit, Einsamkeit, Armut, Krankheit und Tod.
§
§
§
§
Beratung / Coaching
Persönliche Zukunftsplanung
Erwachsenenbildung
(Freizeitgestaltung)
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Warum Vorbereitungskurse auf den
Ruhestand im Rahmen der Erwachsenenbildung?
Inhalt der Kurse:
Ø Biographische Bildung als Auseinandersetzung mit sich selbst;
Ø Unterstützung von Bewältigungsprozessen entsprechend dem
transaktionalen Streßbewältigungsmodell (Coping);
Ø Anregung, Ideen und Beispiele (der Freizeitgestaltung, der
Lebensplanung) durch andere Kursteilnehmer;
Ø Solidarisierung mit Gleichbetroffenen.
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Warum Vorbereitungskurse auf den
Ruhestand im Rahmen der Erwachsenenbildung?
Ziel der Kurse:
Biographische Kompetenz als Fähigkeit, das Leben bis zum
Schluss so zu gestalten, dass sich der Handelnde sicher und
wohl fühlt, wichtige Beziehungen, Tätigkeiten und
Gewohnheiten erhalten bleiben und Wünsche nach Neuem
umgesetzt werden können.
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Lebensqualität für Menschen mit (geistiger)
Behinderung: Bedingungen für kompetentes Altern
Auf der Ebene der objektiven Bedingungen:
§ Angemessene bauliche und räumliche Bedingungen;
§ Angemessene gesundheitliche Versorgung:
§ Möglichkeit, Privatsphäre zu erleben und Phasen von Ruhe
und Aktivität selbst zu bestimmen;
§ Möglichkeit, zwischenmenschliche Beziehungen und
Verbundenheit zu erhalten;
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Lebensqualität für Menschen mit (geistiger)
Behinderung: Bedingungen für kompetentes Altern
Auf der Ebene der objektiven Bedingungen:
§ Möglichkeit, sinnvolle Tätigkeiten ausüben zu können;
§ Möglichkeit, eigene Interessen aufrechtzuerhalten und
weiterzuentwickeln;
§ Möglichkeiten zur kulturellen Teilhabe und
Weiterbildung/Erwachsenenbildung
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Lebensqualität für Menschen mit (geistiger)
Behinderung: Bedingungen für kompetentes Altern
Das subjektive Wohlbefinden wird durch sehr individuelle
Vorlieben und Abneigungen bestimmt, die sich im Alter häufig
verändern.
Ø Ermittlung und Umsetzung des gewünschten Lebensstils;
Ø Berücksichtigung alters- oder gesundheitsbedingter
Schwankungen von Aktivitäts- und Ruhebedürfnis;
Ø flexible Gestaltung des Tagesablaufs.
Ø Das Leben muss selbst gestaltet werden können; der alte
Mensch muss sich weiterhin als kompetenten Akteur erleben.
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Dazu ist zentral, die eigene Lebensgeschichte
tatsächlich als ‚eigene Geschichte‘ zu erleben.
Wie unterscheiden sich Lebensgeschichte und Lebenslauf?
Lebenslauf
Ø
Ø
Ø
Ø
Objektive Daten
Formal
Keine Emotionalität
„Akte“, Hilfeplan
Lebensgeschichte
Ø
Ø
Ø
Ø
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Subjektive Sichtweise,
keine Rekonstruktion
von Daten
Selbstzweck
Emotionalität
Erzeugung von
Identität
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Biographieforschung:
§ Beschäftigt sich mit ‚biographischen Konstruktionen‘, d.h.
damit, wie Menschen im Prozess des Erinnerns und Erzählens
ihre Lebensgeschichte immer wieder ‚neu erfinden‘ und dabei
nacherleben.
§ Menschen benötigen Gelegenheiten zum Erwerb
biographischer Kompetenz
§ erinnern,
§ erzählen,
§ bewerten
§ muss ‚geübt‘ werden und benötigt Zuhörer.
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Lebensgeschichtliche Prozessabläufe
§ Institutionelle Ablaufmuster folgen gesellschaftlich
institutionalisierten Mustern, z.B. Eintritt in die WfbM, Ruhestand
§ biographische Handlungsschemata zeichnen sich durch
intentionale Handlungen und Realisierung eigener
Lebensentwürfe aus
§ Verlaufskurven werden krisenhaft als Verlust von
Handlungsorientierung und Erfahrungen des Erleidens erlebt;
§ biographische Wandlungsprozesse ‘ sind Veränderungen, die
dem Individuum widerfahren, in deren Folge sich aber neue
Handlungsmöglichkeiten eröffnen.
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Was bedeutet das für Menschen mit
(geistiger) Behinderung?
§ Es gibt Ereignisse im Lebenslauf, die es Menschen eher
erlauben, sich als handlungsfähig zu erleben, und Ereignisse,
die eher zu ‚Verlaufskurven‘ führen – aber es gibt keine
‚zwangsläufigen Konsequenzen‘.
§ Das Leben von alten Menschen mit geistiger Behinderung
folgte stark ‚institutionellen Ablaufmustern‘.
§ Der Übergang in den Ruhestand – mitunter gegen den eigenen
Wunsch – folgt ebenfalls diesem Muster.
Ø Aufgabe von Angeboten für Senioren ist es dagegen, die
selbstbestimmte Handlungsfähigkeit zu unterstützen.
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Seite 25
Was ist daran besonders schwierig?
Mitarbeiter müssen lernen …
das Tempo und Zeiterleben der Nutzer zu achten und das eigene
Zeiterleben anzupassen, indem sie
§ für aktive Nutzer genügend ‚Programm machen’ bzw. Angebote
Dritter zu eröffnen und Fähigkeiten zur Selbstorganisation
unterstützen
Ø Nur ein Teil der Nutzer fordert das ein; andere benötigen
Vorschläge
Ø Hier müssen auch externe Angebote erschlossen werden
Ø Unterstützung bei Organisation, ‚Hinkommen‘, Überwindung
von Schwellenängsten.
à Netzwerkarbeit und Sozialraumanalyse
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Was ist daran besonders schwierig?
Mitarbeiter müssen lernen …
§ das Tempo und Zeiterleben der Nutzer zu achten und das eigene
Zeiterleben anzupassen, indem sie nachlassende Kräfte
berücksichtigen und …
§ ‚ertragen‘ und sogar wertschätzen, dass jemand ‚nur dabei‘ ist;
§ eigene Ansprüche und Wünsche für Nutzer zurückstellen;
§ Förderziele zurückstellen und ‚Förderdruck’ nicht weitergeben.
§ Sterbebegleitung leisten, Abschied nehmen, sich aussöhnen mit
dem, was im Leben nicht gelungen ist.
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§ Finale Erkrankungen lösen zunächst immer einen Verlust an
Handlungsfähigkeit, von massiver Hilflosigkeit und
Hoffnungslosigkeit aus – auch bei den Menschen in der
Umgebung eines Erkrankten oder Sterbenden.
Ø Die Hospizbewegung nimmt Menschen bis zum Schluss als
kompetent und handlungsfähig wahr, stärkt und unterstützt sie
darin.
Ø Sie denkt Menschen in ihren sozialen Bezügen und ihrem
biographischen ‚Gewordensein‘.
Ø Hier bestehen Parallelen zu neueren Ansätzen der
Unterstützung behinderter Menschen im Alltag.
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Vielen Dank !
Theorien des Altern:
biologische Veränderungen
§ Veränderungen des Aussehens (graue Haare,
Veränderungen der Haut)
§ Höhere Anfälligkeit für Krankheiten und verlängerte
Rekonvaleszenz
§ Nachlassen der Sinnesorgane (Hören, Sehen), der kognitiven
Prozesse (Merkfähigkeit, Reaktionen) und
§ Nachlassen der körperlichen Kraft und Beweglichkeit.
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Theorien des Alterns:
soziale Veränderungen
§ Austritt aus dem Berufsleben
§ veränderte Rollen als Großeltern und Urgroßeltern,
§ Verwitwung und das Wegbrechen des sozialen Netzes durch
den Tod von Freunden und Geschwistern;
§ Pflegebedürftigkeit & Eintritt in ein Pflegeheim: gravierender
Einschnitt in die Lebensführung und die sozialen
Beziehungen;
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Theorien des Alterns:
psychische Bewältigung der Veränderungen
§ Defizittheorie: Abbauprozess;
§ Disengagementtheorie: Rückzug;
§ Aktivitätstheorie: Aktivitäten erhalten;
§ Kontinuitätstheorie: Aktivitäten erhalten und Verluste
verarbeiten: biografische Kontinuität;
§ Theorie der Entwicklungsaufgaben: alterspezifische
Verlusterfahrungen bewältigen;
§ Produktivitätstheorie: Altersbedingte Produktivitätsebenen
erschließen;
(z.B. bei Theunissen)
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Situation geistig behinderter Menschen
§ Veränderungen sind nicht so gut kognitiv verständlich;
§ es gibt weniger soziale Rollen (z.B. als Eltern und Großeltern,
als Mitglieder in Vereinen);
§ die berufliche Tätigkeit in der WfbM oder auf dem ersten
Arbeitsmarkt hat eine sehr hohe Bedeutung: Erleben eigener
Leistungsfähigkeit, Anerkennung, soziale Beziehungen,
Freizeit;
§ Arbeit ist als Element der Tagesstrukturierung zentral;
§ die jetzt alte Generation hat großenteils schwierige
biografische Erfahrungen;
§ Mitarbeiter sind mitunter unsicher bei der Beurteilung
altersbedingter Veränderungen.
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Ältere Beschäftigte: Baukastensystem
§ Arbeitszeitverkürzung
§ ‚Pausenräume und flexible Pausenzeiten‘
§ Zukunftsplanung
§ Über Eingliederungs/Hilfeplanung
§ Als Bildungsangebot
§ [wünschenswert: als Beratung / Coaching]
§ Ehemaligentreffen
§ Sportgruppe nach Feierabend
§ ehemalige Beschäftigte als ‚Seniorenexperten‘, die informieren
§ Hospitation in den Angeboten für Senioren
à Ähnlichkeiten und Unterschiede zu Ihren Angeboten?
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Beratungsangebote und Bildungsarbeit
für ältere Beschäftigte in der Werkstatt
Was soll erreicht werden?
§ Unterstützung von Planungskompetenz und
Regiekompetenz;
§ Auseinandersetzung mit dem Thema Alter
§ Bestärkung in einer positiven Sicht des eigenen Lebens
und der Lebensphase als ältere Mensch und Rentner;
§ Erhalt wichtiger sozialer Beziehungen.
§ Erhalt von Kontinuitätserleben trotz Ausscheidens aus der
Werkstatt;
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Beratungsangebote und Bildungsarbeit
für ältere Beschäftigte in der Werkstatt
Wie kann es erreicht werden?
§ Beratung, Coaching, persönliche Zukunftsplanung;
§ Aufnahme des Themas in der Hilfe / Eingliederungsplanung;
§ Bildungsangebote, die zur Reflexion der Situation einladen;
§ Offene Bildungs- und Freizeitangebote (Stichwort
Langeweile);
§ Unterstützung der Mobilität;
§ Strukturelle Veränderungen wie Rentnertag, verkürzte
Arbeitzeiten, Ruhebereiche
§ …
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Kompetenzbereiche nach Olbrich
§ Sensumotorische Kompetenz als Möglichkeit,
psychomotorische Prozesse zu kontrollieren;
§ Körperliche Kompetenz als Möglichkeit zu physiologischer
Regulation;
§ Kognitive Kompetenz als Möglichkeit, Erfahrung und Wissen
sammeln und auf neue Situationen anwenden zu können:
Weiterentwicklung und Erhaltung;
§ Alltagskompetenz als erfolgreiche Anpassung an alltägliche
Umweltanforderungen;
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Kompetenzbereiche nach Olbrich
§ Soziale Kompetenz als Möglichkeit, Kontakte aufrecht zu
erhalten, neu zu knüpfen oder allgemeiner soziale Teilhabe zu
realisieren;
§ Appraisal-Kompetenz als Kompetenz zur Einschätzung,
Bilanzierung und Würdigung des eigenen Lebens und zur
Entwicklung von Lebensperspektiven, die Begrenzungen und
Chancen gleichermaßen berücksichtigt à breite
Überschneidung mit biographischer Kompetenz
§ Bewältigungskompetenz im Umgang mit bedeutsamen und
kritischen Lebenssituationen;
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