Bauen mit trockenem Holz - Holzbau

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Neue Normen sprechen eine klare Sprache
Trockenes Bauholz – für den Holzhausbauer ist es
seit vielen Jahren eine Selbstverständlichkeit. Die
Notwendigkeit trockener Konstruktionshölzer ist
aber beim Erstellen anderer Zimmermannskonstruktionen immer noch umstritten. Nicht erst seit
Einführung der überarbeiteten DIN 4074 zur Sortierung von Bauholz kursieren die verschiedensten
Ansichten zum Thema. Mit Einführung der neuen
DIN 1052 zur Bemessung von Holzkonstruktionen
und – ganz aktuell – der ATV DIN 18334 (VOB/C)
Ausgabe 2005 wird endgültig mit Vermutungen
und Spekulationen aufgeräumt. Wir kommentieren die aktuellen Vorschriften im Zusammenhang,
finden dabei aber auch offene Fragen.
Begriffe frisch, halbtrocken und trocken
Die Begriffe frisch, halbtrocken und trocken wurden
noch in DIN 4074-1:198909 definiert. Die novellierte
(bauaufsichtlich eingeführte) DIN 4074-1:2003-06
enthält diese nun nicht
mehr. Eine Definition der
Begriffe halbtrocken und
feucht ist nur noch in DIN
68365:1957-111 zu finden
(Tabelle 2). Diese Definitionen sind aber für die
Anwendung im Zimmererhandwerk und erst recht für
jene im Ingenieurholzbau
unbedeutend geworden, da
sich Regelwerke und Praxis
in diesem Punkt zum Positiven hin, nämlich zur
grundsätzlichen Verwendung trockenen Bauholzes
geändert haben.
DIN 4074,
Ausgabe 6/2003
Alle in der aktuellen
DIN 4074 aufgeführten
Sortierkriterien beziehen
sich auf eine Holzfeuchte
von um = 20 %, die sogenannte Messbezugsfeuchte.
Dies ist in Anmerkung 1 zu
Autoren:
Dipl.-Ing. Hans Schmidt, Stade
Dipl.-Ing. (FH) Daniel Schmidt,
bauart Konstruktions GmbH,
Lauterbach
1
DIN 68365 ist eine sehr alte
Norm, deren Regelungen nach
Ansicht der Verfasser möglicherweise nicht mehr den allgemein
anerkannten Regeln der Technik
entsprechen.
Abschnitt 3.2 der Norm in
den Teilen 1 (Nadelschnittholz) und 5 (Laubschnittholz) nachzulesen. Solch
trocken sortiertes Holz
bekommt den Zusatz TS zur
Sortierklassenbezeichnung,
z.B. Kantholz DIN 4074 –
S10TS – FI.
Es besteht für die Sägewerke trotzdem die Möglichkeit im „halbtrockenen“
Zustand eine Sortierung
vorzunehmen, allerdings ist
dann das Holz nicht vollständig sortiert, die Sortiermerkmale Schwindrisse und
Krümmung bleiben
unberücksichtigt. Somit ist
das Holz (noch) nicht einsetzbar für tragende
Zwecke. Da das Einhalten
aller Sortiermerkmale aber
mit Sicherheit nur im
trockenen Zustand zu
bewerten ist, muss das Holz
vor Einbau vom Verarbeiter
verantwortlich nachsortiert
und ggf. aussortiert werden.
Der Einbau mit Holzfeuchtigkeiten über 20 % darf
somit richtigerweise nicht
erfolgen.
Dementsprechend ist
nicht trocken sortiertes
Holz von den Sägewerken
im Übermaß einzuschneiden, so dass sich bei der
Bezugsfeuchte von um =
20% das geforderte Querschnittsmaß ergibt. Werden
Hölzer mit u > 20 % im
Werk vormontiert (noch
nicht eingebaut), muss das
trocknungsbedingte
Schwinden hinsichtlich der
Tragfähigkeit und Passge-
nauigkeit der Verbindungen
beachtet werden. Beispielsweise sind
die charakteristischen
Werte der Tragfähigkeit
für auf Herausziehen
beanspruchte Nagelverbindungen auf 2/3 zu
reduzieren,
Schwindverformungen
von Kontaktstößen und
Kontaktanschlüssen bei
der Ermittlung der Verformung zu berücksichtigen,
Bolzenverbindungen
nachzuziehen.
Ü-Zeichen gemäß Bauregelliste A 1/2004
Die Bauregelliste legt die
DIN 4074 seit 2004 als
Bezugsnorm für das Überwachungszeichen fest
(früher DIN 1052). Siehe
Hinweiskasten S. 48 (oder
Abb.). Das auf dem Ü-Zeichen die DIN 4074 und
nicht mehr die DIN 1052
als Bezugsnorm angegeben
ist, ändert prinzipiell nichts
an den bisherigen Gegebenheiten. Es macht aber den
wesentlichen Charakter der
Sortiernorm für die Verwendbarkeit des Bauproduktes Holz deutlich. Nicht
trocken sortiert heißt nicht
vollständig sortiert und kein
geregeltes Bauprodukt.
Tabelle 1
Definition des Feuchtegehalts
von Bauholz nach DIN
68365:1957-11 und alter DIN
4074-1:1989-09
trocken
wenn es eine mittlere Feuchtigkeit von
höchstens 20 % hat
halbtrocken
wenn es eine mittlere Feuchtigkeit von
höchstens 30 % hat (bei Querschnitten
über 200 cm2 von höchstens 35 %)
frisch
wenn die Voraussetzungen für trocken
und halbtrocken nicht erfüllt sind
1/2005
45
Konstruktion
Bauen mit trockenem Holz
Konstruktion
Tabelle 2
Nutzungsklassen (NKL) nach
DIN 1052:2004-08, Abs. 7.1.1,
Klimabedingungen und entsprechende Holzausgleichsfeuchten
Tabelle 3:
Konstruktive Vollholzprodukte
und ihre Qualitätsmerkmale
aus [1]
Nutzungsklasse und übliche
Klimabedingungen1)
Holzausgleichsfeuchte u
NKL 1
T = 20 °C
65 %
5 bis 15 %
i.d.R. 12 %
NKL 2
T = 20 °C
85 %
10 bis 20 %
NKL 3
bewittert
12 bis 24 %
1)
Luftfeuchte wird nur wenige Wochen im Jahr überschritten
DIN 1052,
Ausgabe 8/2004
So wie die bisherige
Bemessungsnorm für den
Holzbau fordert auch die
aktuelle, z.Zt. noch nicht
bauaufsichtlich eingeführte DIN 1052:2004-08,
in Abschnitt 7.2.1 (1)
die Sortierung nach DIN
4074 als geltende Sortierregel vorzunehmen.
Darüber hinaus wird in
Abschnitt 6.2 (3) ganz
konkret die Verwendung
trockenen Bauholzes gefordert:
Schnittholz nach DIN 4074
MH-Natur®
DIN 4074 – Bauholz
Grundlage
DIN 4074 (Sortierung)
DIN 4074 (Sortierung)
DIN 4074 (Sortierung)
Einschnitt/Aufbau
einstielig oder mehrstielig
soweit möglich mehrstielig
Sortiment 1:
soweit möglich mehrstielig,
Sortiment 2:
einstielig oder mehrstielig
Holzfeuchte
Messbezugsfeuchte
Trockensortiert (TS):
Lieferfeuchte
nicht trocken sortiert:
Lieferfeuchte
um = 20%
Messbezugsfeuchte
um = 20%
um ≤ 20%
Lieferfeuchte
um ≤ 20%
Messbezugsfeuchte
um = 20%
Sortim. 1: Lieferfeuchte um ≤ 20%
Sortim. 2: Lieferfeuchte um > 20%
um > 20%
Oberfläche
sägerau
sägerau
sägerau
Maßtoleranz
Maßtoleranzklasse 1
nach DIN EN 336
Maßtoleranzklasse 1
nach DIN EN 336
Maßtoleranzklasse 1
nach DIN EN 336
Weitere Merkmale
Sortierklassen S 7, S 10, S 13
(spez. Kennzeichnung Tab. 1, Seite 7)
Eigenüberwachung
Trockensortiert (TS), mindestens
Sortierklasse S 10 TS nach DIN 4074,
Schnittklasse A nach DIN 68 365.
Eigen- und Fremdüberwachung .
Sortiment 1: Trockensortiert (TS),
mindestens Sortierklasse S 10 TS
nach DIN 4074, Schnittklasse A nach
DIN 68 365. Sortiment 2: mind.
Sortierklasse S 10 nach DIN 4074.
Eigenüberwachung.
Verwendung
Nutzungsklasse 1, 2 und 3 nach
DIN 1052. Trockensortiert (TS): nach
ATV DIN 18 334, Abschnitt 3.1.6,
z. B. Sparren, Balken, Dachbau/Modernisierung. Nicht trocken
sortiert: in Bereichen mit möglicher
Nachtrocknung und geringen
Anforderungen an die Maßhaltigkeit.
Nicht trocken sortiertes Schnittholz
muss nach DIN 4074 vor dem
Einbau nachsortiert werden.
Nutzungsklasse 1, 2 und 3
nach DIN 1052.
Nach ATV DIN 18 334,
Abschnitt 3.1.6, z. B. Sparren, Balken,
Dachbau/Modernisierung.
Nutzungsklasse 1, 2 und 3
nach DIN 1052. Sortiment 1: nach
ATV DIN 18 334, Abschnitt 3.1.6,
z.B. Sparren, Balken, Dachbau/Modernisierung. Sortiment 2:
in Bereichen mit möglicher Nachtrocknung und geringen Anforderungen an die Maßhaltigkeit. Nicht
trocken sortiertes Schnittholz muss
nach DIN 4074 vor dem Einbau
nachsortiert werden.
zwischen Herstellergemeinschaft
MH® und BDZ im ZDB
zwischen VDS und BDZ im ZDB
zwischen VSH und BDZ im ZDB
Vereinbarung
46
1/2005
„Ist die Holzfeuchte zum
Zeitpunkt des vorgesehenen
Einbaus wesentlich höher als
die in der vorgesehenen Nutzungsklasse zu erwartende
Ausgleichsfeuchte im
Gebrauchszustand, so
darf dieses Holz nur dann
verwendet werden, wenn es
nachtrocknen kann und die
Bauteile selbst sowie die
angrenzenden Bauteile
gegenüber den hierbei auftretenden Schwindverformungen nicht empfindlich
sind.“
Daraus folgt aber keines-
wegs, dass mit höheren
Einbaufeuchten gearbeitet
werden darf. Im Gegenteil,
diese Forderung ist auch
bei trockenem Holz noch
zu beachten. Holz mit
einer Einbaufeuchte von
20 % kann z.B. im
Wohnraumklima bis auf
6 % austrocknen. Die dabei
auftretenden Schwindverformungen müssen schadensfrei aufgenommen werden können oder es muss
von vornherein mit noch
trockenerem Holz gearbeitet werden.
Konstruktion
„Zur Verminderung von
Schwindrissen und Maßänderungen sind in den Nutzungsklassen 1 und 2 Hölzer mit
Einbaufeuchten von höchstens
20 % einzubauen (...).“
Diese Regelung ergibt
sich auch aus der Zuordnung der Nadelhölzer von
den Sortierklassen zu den
Festigkeitsklassen nach
Tabelle F.6 der DIN 1052:
Die Zuordnung gilt nur für
trocken sortiertes Holz (TS).
Darüber hinaus fordert DIN
1052:2004-08 in Abschnitt
6.2(4):
MH®
Konstruktionsvollholz
KVH®
Konstruktionsvollholz
Duo-/Triobalken®
Balkenschichtholz
BS-Holz
Brettschichtholz
DIN 4074 (Sortierung)
DIN 4074 (Sortierung)
Allgemeine bauaufsichtliche
Zulassung1) Z-9.1-440 (Herstellung)
DIN 1052 (Herstellung)
Sichtbare Anwendung (MH-Plus®-Si):
herzgetrennt, auf Wunsch herzfrei;
nicht sichtbare Anwendung
(MH-Fix®-NSi): herzgetrennt
sichtbare Anwendung (KVH®-Si):
herzgetrennt, auf Wunsch herzfrei
nicht sichtbare Anwendung
(KVH®NSi): herzgetrennt
lamelliert aus 2 oder 3 gehobelten
Kanthölzern oder Bohlen
lamelliert aus gehobelten Brettern
Messbezugsfeuchte
Messbezugsfeuchte
Messbezugsfeuchte
um = 15%
Lieferfeuchte
um ≤ 15%
Messbezugsfeuchte
Holzfeuchte
bei Herstellung
Lieferfeuchte
Lieferfeuchte
um = 20%
um = 15% ± 3%
Lieferfeuchte
um = 15%
um = 15% ± 3%
um = 15%
um ≤ 15%
um ≤ 18%
MH-Plus®-Si: gehobelt und gefast
MH-Fix®-NSi: egalisiert und gefast
KVH®-Si: gehobelt und gefast
KVH®NSi: egalisiert und gefast
sichtbare Anwendung (Si):
gehobelt und gefast
nichtsichtbare Anwendung (NSi):
egalisiert und gefast
Auslesequalität: gehobelt
Sichtqualität: gehobelt
Industriequalität: egalisiert
Maßtoleranzklasse 2
nach DIN EN 336
Maßtoleranzklasse 2
nach DIN EN 336
Maßtoleranzklasse 2
nach DIN EN 336
nach DIN EN 390
Trockensortiert (TS), mindestens
Sortierklasse S 10 TS nach DIN 4074
MH-Plus®-Si: scharfkantig, MH-Fix®NSi: Baumkante ≤ 10% der kleinsten
Querschnittseite. Rissbreite b ≤ 3%
der Querschnittseite, max. 6mm; bei
Querschnitten über 10/20 cm:
b ≤ 5%. Nicht keilgezinkt.
Eigen- und Fremdüberwachung.
Trockensortiert (TS), mindestens
Sortierklasse S 10 TS nach DIN 4074
KVH®-Si: scharfkantig, KVH®NSi:
Baumkante ≤ 10% der kleinsten
Querschnittseite. Rissbreite b ≤ 3 %
der Querschnittseite, max. 6 mm.
Keilzinkung zulässig. Bescheinigung
über Eignung des Herstellers zum
Leimen tragender Holzbauteile erforderlich. Eigenüberwachung, Fremdüberwachung durch Prüfinstitute.
Trockensortiert (TS),
mindestens Sortierklasse S 10 TS
nach DIN 4074.
Festigkeitsklassen BS 11, BS 14, BS 16
und BS 18 nach DIN 1052: 1988
Festigkeitsklassen GL 24h, GL24c,
GL 28h, GL 28c, GL 32h, GL 32c,
GL 36h, GL 36c n. DIN 1052: 2004.
Bescheinigung über Eignung des
Herstellers zum Leimen tragender
Holzbauteile erforderlich.
Eigenüberwachung, Fremdüberwachung durch Prüfinstitute.
Nutzungsklasse 1, 2 und 3
nach DIN 1052.
Nach ATV DIN 18 334, Abschnitt
3.3.1, maßhaltige Bauteile, z.B.
Holzhausbau
Nicht keilgezinkt: Nutzungsklasse
1, 2 und 3 nach DIN 1052;
keilgezinkt: Nutzungsklasse
1 und 2 nach DIN 1052.
Nach ATV DIN 18 334,
Abschnitt 3.3.1, maßhaltige Bauteile,
z. B. Holzhausbau
Nutzungsklasse 1 und 2
nach DIN 1052.
Für Hölzer größerer Querschnitte
mit erhöhter Formstabilität,
z. B. im Holzhausbau.
Nutzungsklasse 1 und 2 n. DIN 1052.
Nutzungsklasse 3 bei abgeminderten
Festigkeitswerten, wetterfester Verleimung und reduzierter Lamellenstärke.
Große Querschnitte, hohe Spannweiten, freie Formen im Hausbau, Hallenbau und bei Sonderbauwerken.
zwischen Herstellergemeinschaft
MH® und BDZ im ZDB
Zwischen Überwachungsgemeinschaft Konstruktionsvollholz und
BDZ im ZDB
zwischen Überwachungsgemeinschaft Konstruktionsvollholz
und BDZ im ZDB
zwischen Studiengemeinschaft
Holzleimbau und BDZ im ZDB
Baumkante nicht zulässig.
Bescheinigung über Eignung des
Herstellers zum Leimen tragender
Holzbauteile erforderlich.
Eigenüberwachung, Fremdüberwachung durch Prüfinstitute.
1)
Zulassungsinhaber ist außerdem auch die Studiengemeinschaft Holzleimbau e.V.
1/2005
47
Konstruktion
Ausnahmen höherer
Einbaufeuchten nach
DIN 1052:2004 erlaubt
Die neue Bemessungsnorm enthält in Abschnitt
6.2 (3) allerdings auch
einen Widerspruch zur DIN
4074, denn für die Nutzungsklasse 3 wird eine Einbaufeuchte von höchstens
25 % zugelassen.
Die Zulässigkeit halbtrockenen Holzes bis u =
25 % für die Nutzungsklasse
3 macht nur Sinn, wenn die
Holzfeuchte z.B. wegen
direkter Bewitterung oder
in Räumen mit gleich bleibender hoher relativer Luftfeuchte während der Nutzung längerfristig über 20 %
beträgt (siehe Tab. 2) und
die Verfügbarkeit einiger
typischer Harthölzer für die
Anwendung im Außenbereich als trockene Ware
nicht sichergestellt ist. Beispiel: tragender Brückenoder Balkonbelag aus
Eiche-Kernholz. Wer Holz
so einbaut, dass er Risse
und nachträgliche
Schwindverformungen wie
Verdrehen, Krümmen usw.
in Kauf nimmt, läuft
Gefahr, dass die Anforderungen der DIN 4074 nicht
mehr erfüllt sind und der
Einbau als nicht zulässig
angesehen wird.
Darüber hinaus verlangt
DIN 1052:2004 gemäß
Tabelle F.2 bei den Rechenwerten der Verformungsbeiwerte kdef (Berücksichtigung
der Kriechverformung beim
Kennzeichnung von
Bauschnittholz
Nach § MBO (2002) bedürfen geregelte und nicht
geregelte Bauprodukte der Kennzeichnung mit dem
Übereinstimmungszeichen (Ü-Zeichen). Die Kennzeichnung mit dem Ü-Zeichen ist in den einzelnen Bundesländern durch eine Übereinstimmungszeichen-Verordnung geregelt. Die Kennzeichnung von Bauschnittholz
erfolgt auf dem Produkt oder auf Verpackung, Lieferschein, Beipackzettel mit Bezugsnorm DIN 4074-1
(Ausnahme keilgezinktes Holz).
48
1/2005
Durchbiegungsnachweis)
für die Ausnahmen höherer
Einbaufeuchten bei Vollholz, dessen Feuchte beim
Einbau im Fasersättigungsbereich (u = 30 %) oder
darüber liegt und im eingebauten Zustand austrocknen kann, einen Aufschlag
von 1,0 vorzunehmen.
Besondere Rechenwerte für
den Standsicherheitsnachweis werden nicht angegeben, Berücksichtigung findet (vorübergehend) feuchtes Holz aber im Modifikationsbeiwert kmod für Nutzungsklasse 3.
Aus diesen Angaben
folgt, dass die Absicht des
Einsatzes nicht trockenen
Bauholzes bereits dem Tragwerksplaner bekannt sein
muss und er dies beim
Standsicherheitsnachweis
zu berücksichtigen hat - mit
möglicherweise größeren
Querschnitten wegen
erhöhter Durchbiegungen.
Zusätzlich sind die Anforderungen (Abminderungen) bei der Bemessung der
Verbindungsmittel zu
beachten.
ATV DIN 18334,
Ausgaben 12/2000
und 1/2005
Die Allgemeinen Technischen Vertragsbedingungen
für Bauleistungen (ATV)
für Zimmer- und Holzbauarbeiten (DIN 18334) fordern seit Ausgabe 2000-12
in Abschnitt 3.3.1, dass im
Holzhausbau, Holzrahmenbau und Holztafelbau
Bauschnittholz mit einer
Holzfeuchte von maximal
18 % einzubauen ist. Im
Kommentar zu Abschnitt
3.3.1 heißt es sogar ergänzend, dass bei mehrgeschossigen Holzbauten aufgrund
des Setzungsverhaltens
gegebenenfalls eine geringere Holzeinbaufeuchte erforderlich ist.
In Abschnitt 3.1.6 war
bisher noch die Option enthalten, halbtrockenes Holz
einzubauen, allerdings mit
der einschränkenden Forderung nach einer gegenüber
den dabei entstehenden
Schwindverformungen
unempfindlichen Konstruktion. Richtigerweise erlaubte dies den Einsatz von
halbtrockenem Bauholz
allenfalls bei Einfachbauten.
Ein vergleichbarer Passus
ist in der aktuellen Ausgabe
Januar 2005 nicht mehr zu
finden, der Begriff halbtrocken taucht in der Norm
gar nicht mehr auf. Gemäß
Absatz 3.1.6 kann allerdings die Verwendung nicht
trockenen Holzes besonders
vereinbart werden. Denkbar
ist dies beispielsweise wieder bei der Verwendung im
bewitterten Außenbereich,
z.B. Balkondielen aus Eiche,
die schwer als trockenes
Holz lieferbar sind.
DIN 68800-2,
Ausgabe 5/1996
Abschließend soll noch
auf die Aussagen der DIN
68 800-2 „Baulicher Holzschutz“ eingegangen werden. Sie fordert in
Abschnitt 5.2 – wenn auch
nicht sehr eindeutig – den
Einbau von Holz mit der
mittleren Ausgleichsfeuchte
und erlaubt anschließend –
noch – den Einbau von
Holz mit höheren Einbauholzfeuchten.
Wie bereits dargelegt, hat
sich aber das sonstige Normenwerk geändert. Dem
folgend wird sich auch die
DIN 68800 anpassen müssen. Insoweit sind die aus
DIN 68 800 herauslesbaren
Möglichkeiten des Einsatzes
von nicht trockenem Holz
als nicht mehr den allgemein anerkannten Regeln
der Bautechnik entsprechend anzusehen. Dies
berührt aber nicht die wichtigen Angaben der Norm
hinsichtlich der Voraussetzungen zur Einstufung von
Bauteilaufbauten in Gefährdungsklasse 0 um auf chemischen Holzschutz verzichten zu können. Die Verwendung trockenen Bauholzes ist hierfür allerdings
nicht alleinige Vorausset-
zung, wie oftmals fälschlicherweise angenommen
wird.
Offene Fragen
Die Verwendung nicht
trockenen Bauholzes für die
im Holzbau wesentlichen
Nutzungsklassen 1 und 2
gehört endgültig der Vergangenheit an. Unabhängig
der kommentierten, kürzlich geänderten Regelungen
galt aber auch bisher eine
Einbauholzfeuchte von
max. 20 % als regelmäßig
gefordert und allgemein
anerkannte Regel der Technik. Die große Anzahl an
Reklamationen bei sichtbaren Holzbauteilen aufgrund
extremer Verdrehungen
und ausgeprägter Rissbildungen veranlasste viele
Zimmereibetriebe dazu,
bereits in der Vergangenheit
trockenes Holz zu verwenden.
Die zulässigen Holzfeuchten für Nutzungsklasse 3
nach DIN 1052 sind jedoch
nicht so eindeutig geregelt.
Während DIN 4074 Bauholz bei einer Messbezugsfeuchte von 20 % erst als
vollständig sortiert ansieht
und somit verwendbar
macht, lässt DIN 1052
insoweit einen gewissen
Entscheidungsspielraum.
Dies allerdings in Verbindung mit entsprechender
Berücksichtigung bei den
Nachweisen der Tragfähigkeit und Gebrauchstauglichkeit (Durchbiegungen).
Architekt und Tragwerksplaner muss demnach von
vornherein bekannt sein,
dass nicht trockenes Holz
eingebaut wird. Der Verarbeiter muss seiner Hinweispflicht gegenüber dem Auftraggeber nachkommen
(Bedenkenanmeldung),
dass das Holz nachsortiert
und dass die Verbindungen
nachkontrolliert werden
müssen. Auch auf zu erwartende Verdrehungen und
Rissbildungen sollte aufmerksam gemacht werden.
Auf dies alles sollte er
neben dem Auftraggeber
auch den Bauleiter hinweisen, da es sich z.B. beim
Nachziehen von Verbindungen um eine Besondere
Leistung gem. DIN 18334,
Abs. 4.2.8 handelt. Diese
Fälle sollten jedoch die
Ausnahme bleiben und
werden sich wohl auf
Harthölzer beschränken.
Konstruktive
Vollholzprodukte
Neben trocken sortiertem Schnittholz nach DIN
4074 mit Kennzeichen TS
wird eine Vielzahl an konstruktiven Vollholzprodukten angeboten. Nachfolgend eine Auswahl der verbreitetsten Produkte, Qualitätsmerkmale können
Tabelle 3 entnommen werden.
®
MH Natur – DIN 4074
Bauholz
Bauschnittholz für den traditionellen Holzbau im
Neubau und in der Modernisierung.
®
KVH - Konstruktionsvollholz
Konstruktionsholz, besonders geeignet für die Anforderungen des Holzhausbaus, als KVH si mit besonderem Anspruch an die
Sichtqualität.
Balkenschichtholz
Durch zweischichtigen oder
dreischichtigen Aufbau
(Duobalken bzw. Triobalken) homogenisiertes Produkt, verfügbar in größeren
Dimensionen als Konstruktionsvollholz.
Brettschichtholz
Durch mehrschichtigen
Aufbau aus Brettlamellen
geeignet für besonders
große Querschnitte sowie
gebogene und mehrdimensional gekrümmte Formge
bungen.
Literatur:
[1] P. Kuhweide: DIN 4074 –
Qualitätskriterien für konstruktive Vollholzprodukte: Informationsdienst Holz - holzbau handbuch Reihe 4, Teil 1, Folge 1.
Holzabsatzfonds, Bonn 12/2004.
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