Vermögen - Schoellerbank

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mehr
Vermögen
Kundenmagazin der Schoellerbank
die stille
Vermögenssteuer
abschied vom
gedruckten Buch?
aktienmärkte im
Zinsumfeld
die dünne luft am
österreichischen
luftfahrtshimmel
022012
INHALT & EDITORIAL
Inhalt & Editorial
mehr
Vermögen
03 Mag. Franz Witt-Dörring: neuer
Vorstandsvorsitzender der Schoellerbank
Börsen & Märkte
04 „Oscar der Fondsbranche“
ging an die Schoellerbank
06 Die „stille Vermögenssteuer“
10 Schoellerbank verfügt über sehr hohe
Kundenmagazin der Schoellerbank
Eigenkapitalausstattung
11 Neue Steuern auf Wertzuwächse bei
Kapital- und Immobilienvermögen
TRENDS & PERSPEKTIVEN
12
14
16
17
18
Abschied vom gedruckten Buch?
Jähes Ende des deutschen „Solarwunders“
Steuerlich interessant: Lebensversicherung
Edition Österreich
Steuerabkommen Schweiz-Österreich
Aktienmärkte im Zinsumfeld
WISSEN & WERTE
20
22
24
Die dünne Luft am österreichischen
Luftfahrtshimmel
Bezahlt wird in „Sterntalern“
Time for Tea
KULTUR & GESELLSCHAFT
26
Impressum
Medieninhaber Schoellerbank Aktiengesellschaft 2012©,
Renngasse 3, 1010 Wien; Firmensitz: Wien
Firmenbuchgericht: Handelsgericht Wien
Firmenbuchnummer: 103232m, DVR-Nr.: 0041556
Alle Rechte vorbehalten
Redaktion und Produktion: Mag. Rolf Reisinger (Chefredakteur),
Schwarzstraße 32, 5024 Salzburg, Tel. 0662/86 84-2950
Fotos: Schoellerbank, Herbert Brandl, imagno, Gettyimages,
Wolfgang Lienbacher, Marco Riebler, Martin Seidler, Shutterstock.
Titelbild: Jose Luis Stephens/Gettyimages
Endredaktion: ikp Salzburg PR und Lobbying GmbH
Grafik: Ingeborg Schiller
Lektorat: MasterText
Druck: Druckerei Roser, Salzburg
KONTAKT:
E-Mail: [email protected]
[email protected]
www.schoellerbank.at
02 | mehr Vermögen 02/2012
022012
Eventberichterstattung
Hinweis: Soweit in dieser Broschüre Marketingmitteilungen enthalten sind,
werden diese speziell gekennzeichnet. Für Marketingmitteilungen gilt Folgendes:
Diese Empfehlungen und Informationen sind Marketingmitteilungen (Werbung)
und enthalten weder ein Angebot zum Abschluss eines Vertrages über eine
Wertpapierdienstleistung oder eine Nebendienstleistung noch eine Aufforderung,
ein Angebot zum Abschluss eines Vertrages über eine Wertpapierdienstleistung
oder eine Nebendienstleistung abzugeben.
Marketingmitteilungen können eine Anlageberatung nicht ersetzen. Ausschließlich bei Anlageberatung kann die Schoellerbank die persönlichen Verhältnisse
des Kunden berücksichtigen sowie eine umfassende und kundenspezifische
Eignungsprüfung durchführen.
Haftungsbeschränkung: Alle Empfehlungen und Informationen beruhen auf
verlässlichen Quellen und sorgfältigen Analysen, enthalten jedoch Schätzungen und Werturteile, die jederzeit einer Änderung unterliegen können. Die
Schoellerbank ist zu einer Aktualisierung dieser Empfehlungen und Informationen nicht verpflichtet.
Die Haftung der Schoellerbank für leichte Fahrlässigkeit im Zusammenhang mit
der Quellenrecherche und Analyse und den darauf beruhenden Empfehlungen
und Informationen wird ausgeschlossen.
INHALT & EDITORIAL
Liebe Kundinnen und Kunden,
sehr geehrte Damen und Herren!
Ich freue mich, Sie als neuer Vorstandsvorsitzender
der Schoellerbank herzlich begrüßen zu dürfen. Mein
geschätzter Vorgänger Robert Zadrazil bekleidet nun
als Vorstandsmitglied die Position des Leiters der
Division Private Banking Österreich in unserer Muttergesellschaft Bank Austria.
Gestatten Sie mir bitte zuerst noch einen kurzen Rückblick. Als ich Ende letzten Jahres das Angebot bekam,
den Vorstandsvorsitz der Schoellerbank zu übernehmen, war ich erfreut und geehrt zugleich. Aufgrund
meiner mehr als 30-jährigen Berufserfahrung im
Private Banking war mir die Schoellerbank natürlich
bestens bekannt – als hervorragend beleumundetes
Haus und Top Private Banking Adresse Österreichs.
Die ersten Wochen in meiner neuen Rolle brachten eine Fülle interessanter Begegnungen. Neben
meinen Vorstandskollegen Mag. Heinz Mayer und
Robert Wieselmayer durfte ich bereits viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter persönlich kennen
lernen. Ich bin überall mit großer Herzlichkeit und
Offenheit empfangen worden, was ich außerordentlich geschätzt habe.
Bei diesen ersten Begegnungen habe ich eine eindrucksvolle Professionalität angetroffen sowie ein
großes Engagement, stets Bestleistungen für unsere
Kunden erbringen zu wollen. Wie bestechend gut
es der Schoellerbank gelingt, ihr Private Banking
Modell in die Realität umzusetzen, zeigen auch
die Auszeichnungen, die sie immer wieder für
exzellentes Private Banking erhält: Der deutsche
Elite Report zählt die Bank zu den fünf besten Vermögensverwaltern im gesamten deutschsprachigen
Raum, das unabhängige internationale Investment
Research Haus Morningstar hat ihr das Prädikat
„Best Fund House“ zuerkannt und das renommierte
britische Finanzmagazin Euromoney zählt die
Schoellerbank zu den drei besten Private Banking
Anbietern in Österreich.
Ich sehe es als meine wichtigste Aufgabe, die Erfolgsgeschichte der Schoellerbank nachhaltig fortzuführen.
Ich werde selbstverständlich auch mit Ihnen, liebe
Kundinnen und Kunden, das Gespräch suchen und
freue mich schon jetzt auf spannende Begegnungen.
Herzliche Grüße
Ihr
Mag. Franz Witt-Dörring
PS: Unser traditioneller Anlagegrundsatz „Investieren
statt Spekulieren“ bleibt natürlich weiterhin bestehen –
er hat sich gerade in turbulenten Zeiten bewährt!
mehr Vermögen 02/2012 | 03
BÖRSEN & MÄRKTE
Die Schoellerbank Invest erhielt kürzlich eine der renommiertesten Auszeichnungen der Fondsbranche: Sie wurde mit dem Morningstar Fund House Award als einer der besten Fondsanbieter im
deutschsprachigen Raum geehrt.
Ein Artikel von Mag. Thomas Meitz, Vorstand Schoellerbank Invest
„oscar der Fondsbranche“
ging an die schoellerbank
H
ervorragende Performance, gute Risikokennzahlen und günstige Gebühren: Das sind nur
einige Gründe, die die strenge Jury des Morningstar Fund House Awards bewog, der Schoellerbank Invest kürzlich den Morningstar Award 2012
zu verleihen. Sie wurde in der Kategorie „Best Fund
House: Specialist Fixed Income“ sowohl in Deutschland als auch in Österreich ausgezeichnet. Außerdem
belegte sie mit dem Schoellerbank Euro Alternativ in
der Kategorie „Best Global Bond Fund“ den zweiten
Platz. Die Morningstar Awards für die besten Fondsgesellschaften bzw. Investmentfonds in Deutschland
und Österreich werden vom bekannten Analysehaus
Morningstar gemeinsam mit den Pressepartnern Handelsblatt in Frankfurt sowie Standard und trend in
Wien vergeben.
Qualität zählt
Die Analysten von Morningstar haben für die Awards
2012 sowohl in Deutschland als auch in Österreich
rund 150 Gesellschaften mit insgesamt
3.800 Fonds genau unter die Lupe
genommen. Die besten erhielten die Morningstar Fund
House Awards. An die kleineren Häuser (diese müssen
mindestens drei Renten- oder fünf Aktienfonds am
Markt haben) wurden die „Specialist Best Fund House
Awards“ vergeben. Die Auszeichnung der besten
Fondsanbieter erfolgt auf Basis einer rein quantitativen
Analyse. Betrachtet wird dabei die gesamte Fondspalette aller für den Morningstar-Wettbewerb qualifizierten
Fonds einer Gesellschaft. Berücksichtigt werden die
Jahre 2007 bis 2011. Die Rendite der vergangenen
fünf Jahre wird mit 80 Prozent gewichtet, das mit dem
Fonds verbundene Risiko mit 20 Prozent. Das Risiko
selbst misst Morningstar über eine eigene Funktion,
welche die Verluste eines Fonds stärker gewichtet als
die Gewinne. Das Ergebnis des letzten Jahres (2011)
ging am stärksten – nämlich zu 50 Prozent – in die
Wertung ein. Je länger die Jahre zurückliegen, desto
geringer werden sie gewichtet. Mit einem Fund
House Award werden jene Fondsgesellschaften belohnt, die einen besonders
hohen Anteil von Fonds mit nachhaltiger Outperformance auf Basis dieser
Analysen im Angebot haben.
Schoellerbank – souveräner
Umgang mit Festverzinslichen
Die Schoellerbank wurde kürzlich mit
dem renommierten Morning Star
Award ausgezeichnet.
04 | mehr Vermögen 02/2012
Einen Morningstar Award zu erhalten, heißt also, dass die Qualität der
gesamten Fondspalette außerordentlich
hoch ist. Die Schoellerbank Invest erhielt
in der Kategorie „Best Fund House:
Specialist Fixed Income“ sowohl
in Österreich als auch in
Deutschland diese begehrte Auszeichnung. „Für die
Auswertung wurden zehn
BÖRSEN & MÄRKTE
Anleihenfonds der österreichischen Privatbank und
UniCredit-Tochter berücksichtigt. Sowohl globale als
auch Euro- und US-Anleihenfonds fielen dabei positiv
auf. Die guten Risikokennzahlen sprechen für eine
sehr risikobewusste Vorgehensweise, mit Fokus auf
erstklassigen Bonitäten. Die Fonds profitieren zudem
von günstigen Gebühren“, hieß es in der Laudatio von
Morningstar.
Aktives Management und Nutzen von
Anlagechancen führten zum Erfolg
Dass die Schoellerbank bei den Morningstar Awards
und der Bewertung einzelner Fonds so gut abschnitt,
hat einen weiteren Grund: das aktive Management.
Bereits lange bevor das Thema der europäischen
Peripherie die Titelseiten beherrschte, wurden in der
Schoellerbank entsprechende Szenarien diskutiert
und aktive Entscheidungen getroffen. Der bewusste
und frühzeitige Rückzug aus Anleihen der europäischen Peripheriestaaten schützte Anlegergelder und
ermöglichte Zusatzrenditen in den solidesten Papieren
der Kernzone. Aufgrund des eigenen, unabhängigen
Research gelang es der Schoellerbank auch immer
wieder, interessante Anlagechancen zu identifizieren
und schnell in den Fondsmandaten umzusetzen. Das
eingespielte Team erzielte so über die letzten Jahre
einen deutlichen Mehrwert für die Kunden, was jetzt
auch durch den Morningstar Award 2012 von unabhängiger Stelle honoriert wurde.
Die Schoellerbank Invest wurde
in der Kategorie „Best Fund
House: Specialist Fixed Income“
sowohl in Deutschland als
auch in Österreich ausgezeichnet.
Auch die besten Fonds wurden prämiert
Parallel zu den Morningstar Fund House Awards
werden bei den Morningstar Category Awards auch
herausragende Leistungen auf Einzelfondsebene prämiert. Dabei gibt es sowohl eine quantitative als auch
eine qualitative Analyse, in der die Jahre 2007 bis
2011 berücksichtigt wurden. Aktiv und passiv gemanagte Einzeltitelfonds sowie Dachfonds traten hier in
Die Schoellerbank zählt zu den führenden Privatbanken in Österreich, das
bestätigen auch zahlreiche Auszeichnungen der vergangenen Monate. Im
Bild (v. li.) Mag. Heinz Mayer, Vorstandsmitglied der Schoellerbank, Robert
Karas, Leiter Asset Management, Mag. Thomas Meitz, Vorstandsvorsitzender der Kapitalanlagegesellschaft Schoellerbank Invest
direkter Konkurrenz gegeneinander an. KategorieAwards wurden in insgesamt 14 Asset-Klassen aus
dem Aktien- und Anleihenbereich vergeben.
Auszeichnungen auch für den
Schoellerbank Euro Alternativ
Der Schoellerbank Euro Alternativ konnte sowohl in
Deutschland als auch in Österreich punkten und belegte
in der Kategorie „Best Global Bond Fund“ jeweils den
zweiten Platz. Es ist eine von mehreren Auszeichnungen, die dieser Fonds in den letzten Monaten
erhalten hat. Der Schoellerbank Euro Alternativ wurde
schon mit dem LIPPER FUND AWARD 2012 über fünf
Jahre (von 109 Vergleichsfonds in Österreich) belohnt
und belegte bei den EURO FUND AWARDS 2012 den
dritten Platz über ein Jahr. Bestnoten (5 Sterne) bei den
FWW FundStars und beim Morningstar Gesamtrating
unterstreichen die Stärke dieses Fonds.
Diese Erfolge basieren auf der bewährten und konsequent umgesetzten Anlagestrategie des Hauses, die
sich in drei Worten zusammenfassen lässt: „Investieren statt Spekulieren.“ n
Werbemitteilung. Die Fondsbestimmungen des Schoellerbank Euro Alternativ wurden von der Finanzmarktaufsicht bewilligt. Der Investmentfonds investiert bereits oder beabsichtigt, mehr als 35 % seines Fondsvermögens in Wertpapiere der Vereinigten Staaten von Amerika zu investieren. Aufgrund der Zusammensetzung seines Portfolios weist
der Investmentfonds eine erhöhte Volatilität auf. Der veröffentlichte vereinfachte Prospekt sowie der vollständige Prospekt des Schoellerbank Euro Alternativ in deutscher Sprache in der jeweils
aktuellen Fassung stehen dem Interessenten unter www.schoellerbank.at/fondspublikationen zur Verfügung. Diese stellen die alleinige Verkaufsunterlage dar und enthalten wichtige Risikohinweise. Alle
Informationen wurden mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt, dennoch kann keine Haftung für deren Richtigkeit übernommen werden.
mehr Vermögen 02/2012 | 05
BÖRSEN & MÄRKTE
Jahrzehntelang wurde über die Verhältnisse gelebt. Der riesige Schuldenberg der Staaten kann
längst nicht mehr einfach mit einem Anstieg der Produktivität abgebaut werden. Die Notenbanken
versuchen, mit Zinsen unter der Inflationsrate das Problem zu bewältigen. Die Zeche sollen Sparer
und Anleger zahlen.
Ein Artikel von Mag.(FH) Jakob Frauenschuh, Portfoliomanager/Asset Management
Die „stille Vermögenssteuer“
F
ür Bill Gross, Manager des größten Anleihefonds
der Welt, ist der Befund klar: „Wir leben in einem
System der Finanz-Repression!“ Die Praxis der
US-Notenbank, durch Zinsen unter der Inflationsrate
negative Realrenditen zu erzeugen, ist für Gross eine
Enteignung der Anleger zugunsten der Schuldner.
Eine „stille Vermögenssteuer“, die es längst auch in
Europa gibt.
Riesiger internationaler Schuldenberg
Aber wie konnte es dazu kommen? In den vergangenen Jahrzehnten sind die Schulden in vielen Industrieländern deutlich stärker gestiegen als die Produktivität. Es sind Schulden des Staates ebenso wie jene von
Unternehmen, Banken und Privaten. Die Beraterfirma
McKinsey hat diesen riesigen internationalen Schuldenberg zu quantifizieren versucht. Gar nicht so einfach. Denn jedes Land hat so seine Eigenheiten beim
Ausweisen seiner Schulden. Verbindlichkeiten von
Bundesländern und Staatsunternehmen werden oft
nicht mit einbezogen, Garantien und ähnliche „Eventualverbindlichkeiten“ fallen ebenfalls regelmäßig unter
den Tisch. Auch Unternehmen und Banken haben einige Bilanzierungsspielräume und eine fast unendliche
Fülle an Derivaten zur Verfügung, um ihren Schuldenstand aufzuhübschen. McKinsey hat für seine Analyse
eine Methode gewählt, welche die Realität eher rosiger
darstellt als sie ist, da einige Schuldenpositionen
im Finanzbereich und aus Bankrettungsmaßnahmen
nicht mit einbezogen wurden. Trotzdem wird für alle
Industriestaaten ein Bild ausufernder Verschuldung
erkennbar. Zu den Spitzenreitern zählen Japan und
Großbritannien mit über 500 Prozent Gesamtverschuldung im Verhältnis zum BIP.
Schwieriger noch als die Schulden zu zählen ist, sie
zu bewerten. Ab welcher Gesamtverschuldung wird
es eigentlich gefährlich? Spanien mit seiner wenig
industrialisierten Wirtschaft, die zudem seit Jahren
06 | mehr Vermögen 02/2012
kein Wachstum aufweist, hat Schwierigkeiten, sein
Defizit weiter zu finanzieren. Japan hat dank einer
wettbewerbsfähigen Industrie trotz viel höherer Verschuldung damit keine Probleme. Zudem sind die
Japaner hauptsächlich im Inland verschuldet. Des
einen Schulden sind nun einmal des anderen Vermögenswerte. Der japanische Schuldendienst – d. h. die
Zinszahlungen auf die Schulden – fließen daher überwiegend an die ohnehin schon hohen Inlandsvermögen. Auch psychologische Faktoren spielen eine Rolle:
Inländische Gläubiger sind normalerweise geduldiger.
Ausländische Kapitalgeber verlieren schneller die Nerven, wenn sich die Rahmenbedingungen verschlech-
Eine Analyse von McKinsey zeigt für
alle Industriestaaten ein Bild ausufernder Verschuldung. Zu den Spitzenreitern zählen Japan und Großbritannien
mit über 500 Prozent Gesamtverschuldung im Verhältnis zum BIP.
550
500
450
400
350
300
250
200
150
100
0
Japan
United Kingdom
Spain
France
Italy
South Korea
United States
Germany
Australia
Canada
1990 92 94 96 98 2000 02 04 06 08 Q2
2011
Gesamtverschuldung (Staat, Banken, Unternehmen und Private)
im Verhältnis zum BIP. Quelle: McKinsey, Debt and deleveraging:
Uneven progress on the path to growth, 01/2012
BÖRSEN & MÄRKTE
tern. Die Euro-Länder können ein Lied davon singen.
Europa ist gegenüber dem Rest der Welt nicht stark
verschuldet, das Problem liegt in der starken gegenseitigen Verschränkung. Banken in Kerneuropa sitzen
auf gewaltigen Forderungen an Schuldner an der Peripherie. Die Anleger flohen in der Hochphase der Krise
(Ende 2011) also nicht so sehr aus dem Euro als vielmehr aus der Euro-Peripherie. Das entgangene Kapital
musste durch Rettungsgelder der EU-Staaten und der
EZB ersetzt werden, die finanzielle Verschränkung
nahm über diesen Weg noch zu.
Hohe Schulden des Bankensystems
Es geht bei der Schuldenproblematik nicht allein um
Staatsschulden. Ebenso wichtig sind die Schulden des
Bankensystems. Großbritannien ist das Paradebeispiel
eines Landes mit relativ niedriger Staatsverschuldung,
aber einem im Verhältnis zur restlichen Wirtschaft
extrem aufgeblähten Bankensektor. Die internationale
Verflechtung der britischen Banken wurde in der Vergangenheit gerne als Stärke gesehen. Sie könnte im
Fall einer neu aufflammenden Bankenkrise aber gravierende Probleme für das Königreich mit sich bringen.
Die Lösung des Problems:
ein Blick in die Vergangenheit
Das Verhältnis der Schulden zur Wirtschaftskraft
muss kleiner werden und dafür stehen im Grunde vier
Möglichkeiten offen. Die ersten beiden Wege werden
derzeit in Europa diskutiert: Sparprogramme und
Wachstumsimpulse. Ausgaben sollen sinken, ohne
dass die Wirtschaftskraft nachlässt. Woher in diesem
Umfeld aber das nötige Wachstum kommen soll, weiß
niemand. Das Schuldenproblem ist in Wahrheit weit
über jenen Punkt hinausgewachsen, bis zu dem diese Lösungswege ausgereicht hätten. Die Schulden zu
restrukturieren, wie es in Griechenland getan wurde,
würde den Finanzsektor zerstören und die Geldvermögen in der Euro-Zone und darüber hinaus gefährden.
Bleibt als Mittel der Wahl die Inflation, genauer gesagt
ein Regime negativer Realrenditen.
Sanierung der Haushalte nach
dem Zweiten Weltkrieg
Das hat Tradition. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Staatshaushalte schon einmal über negative
Realrenditen saniert. In den USA verloren Halter langlaufender Staatsanleihen in den Jahren 1945 bis 1980
im Durchschnitt 2,8 Prozent ihrer Kaufkraft pro Jahr.
Aktienbesitzer, die in den breiten S&P 500 Index investierten, konnten in diesem Zeitraum ihre Kaufkraft
nicht nur erhalten, sondern erzielten eine durchschnitt-
Viele Jahre wurde über die Verhältnisse gelebt. Die Schulden betreffen Staaten ebenso wie Banken, Unternehmen und Private.
liche reale Performance von 5,5 Prozent pro Jahr. Die
Phase zwischen 1945 und 1980 ist nur bedingt mit
der heutigen Situation vergleichbar. Damals waren es
vor allem die Staaten, die hohe Schulden aufwiesen.
Unternehmen, Banken und Private waren vergleichsweise wenig verschuldet. Auch die Rahmenbedingungen waren anders: Es herrschte ein System fester
Wechselkurse, die Finanzmärkte waren strikt reguliert.
Eines hat die Situation aber mit der heutigen gemeinsam: Notenbanken und Regierungen arbeiten Hand in
Hand, um die Schuldenquoten durch künstlich niedrige
Realrenditen in den Griff zu bekommen.
Von der Währungsunion zur Inflationsunion?
In der Euro-Zone ist die Situation noch einmal komplizierter. Es gibt eine Diskrepanz bei den Lohnstückkosten. Deutsche Arbeitnehmer verdienen in Relation zu
ihrer Produktivität zu wenig, italienische und spanische
zu viel. Um diese Lohnstückkosten anzugleichen, müssen die Gehaltssprünge in Kerneuropa in den nächsten
Jahren deutlich höher ausfallen als an der Peripherie. Die Wechselwirkung von Gehaltssteigerungen und
Inflation ist sehr eng und somit ist klar, wohin die
Reise geht: Die höhere Inflation in Deutschland wiegt
die niedrigere an der Peripherie auf. Die EZB achtet
nur auf die durchschnittliche Inflation und setzt so die
Zinsen aus Sicht deutscher Anleger auf absehbare Zeit
zu niedrig an, um die reale Kaufkraft zu erhalten. Die
EZB muss dazu nicht nur die kurzfristigen Zinsen senken. Sie drückt – so wie die US-Notenbank Fed bereits
seit einiger Zeit – auch die langfristigen Zinsen nach
unten. Der Effekt: Die Zinsen deutscher Staatsanleihen
sind für Laufzeiten unter zehn Jahren bereits niedriger
mehr Vermögen 02/2012 | 07
BÖRSEN & MÄRKTE
als die erwartete Inflation. Dabei sind Steuern und
Spesen noch gar nicht inkludiert. Damit ist schon zum
Zeitpunkt der Investition klar, dass die Kaufkraft sinkt.
Im Investmentfonds Schoellerbank Realzins Plus
werden daher Inflationsanleihen systemrelevanter
Finanzinstitute beigemischt, um eine positive Realrendite zu erzielen (derzeit 0,42 Prozent per 30.04.2012).
Der Kupon und – im Falle von Staatsanleihen – auch
der Nominalwert der Anleihen wird an die Inflation
angepasst. Das Kreditrisiko – wiewohl aus Sicht der
Schoellerbank gering – bleibt aber auch hier offen.
Die Enteignung in Zahlen
Für eine fünfjährige deutsche Bundesanleihe erhält
man aktuell eine Rendite von 0,7 Prozent pro Jahr.
Abzüglich Steuern, Bankspesen und der aktuell erwarteten Inflation auf fünf Jahre ergibt sich eine Realverzinsung von -1,5 Prozent pro Jahr. Längere Laufzeiten
haben eine höhere Realrendite. Nimmt man an, dass
ein Euro zu aktuellen Konditionen auf fünf Jahre
veranlagt wird, so ist er nach Ablauf der Frist real
nur mehr 93 Cent wert. Ähnlich frustrierend ist diese
Kalkulation für zehn, 15 und 20 Jahre, wie die untenstehende Tabelle zeigt.
Die meisten Menschen haben das
Gefühl, dass der allgemeine Preisanstieg in ihrem Umfeld weitaus höher
ist als der statistisch gemessene.
Die Facetten der Inflation verstehen
Lange Laufzeiten oder höheres Kreditrisiko
Investoren bleiben zwei Strategien, um die Kaufkraft
ihrer Investition zu erhalten: Man greift zu möglichst
langen Laufzeiten und/oder nimmt ein höheres Kreditrisiko in Kauf. Beides ist riskant. Steigen Inflation
und Zinsen in der Veranlagungsperiode deutlich an,
so erfährt die langfristige Anleihe Kursverluste, was
den Kaufkraftverlust noch gravierender macht. Scheut
man im aktuell niedrigen Zinsumfeld lange Laufzeiten,
so versprechen nur Rentenpapiere mit sehr schlechter
Bonität akzeptable Renditen. Der Ausfall eines oder
mehrerer Schuldner im Portfolio kann Investoren aber
einen dicken Strich durch die Rechnung machen.
Können inflationsgeschützte Anleihen Abhilfe schaf0,15
5 Jahre
5
0,705
0,529
Jahre bedingt. Von 5 Deutschland
0,705
0,529
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und
Frankreich
10 Jahre
10
1,758
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15 Jahre
15
2,298
begebene
weisen
– 1,724
so wie1,724
ihre
15 JahreInflationsanleihen
15
2,298
1,574
20 Jahre
20
2,468
1,851
20 Jahreohne Inflationsschutz
20
2,468
1,701
Pendants
– einen1,851
bereits zum
Zeitpunkt des Kaufs feststehenden Realwertverlust auf,
handeln also mit negativen Realrenditen.
0,00 %
-0,20 %
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-0,60 %
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-1,00 %
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5 Jahre
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%
5 Jahre
10 Jahre
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20 Jahre
10 Jahre
15 Jahre
20 Jahre
1,00
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-0,20 %
0,96
-0,40 %
0,94
-0,60 %
-0,65 %
-0,80 %
-1,00 %
In diesen Gedankenbeispielen geht es um eine durchschnittliche, EU-weite Inflation. Es wurde schon dargelegt, warum für Kerneuropa langfristig mit einer
höheren Inflation zu rechnen sein dürfte. Aber auch
das ist nur die halbe Wahrheit, denn was ist Inflation
eigentlich? Der Begriff beschreibt das Aufblähen (lat.
„inflatio“) der Geld- und Kreditmenge, die zu Preisanstiegen führt. Was landläufig als Inflation bezeichnet wird, ist die Preisveränderung eines statistischen
Warenkorbes. Dieser umfasst Konsumgüter, aber keine
Investitionsgüter (z. B. Immobilien und Sparguthaben).
Der Aufwand einer Mietwohnung wird berücksichtigt,
aber nicht die Kapitalkosten für Eigentumswohnungen.
0,15Sachversicherungen (Kfz, Haus, Gesundheit) sind ent0,379
1,875
-1,496
-7,3%
0,93
0,07
1,875
-1,496
-7,3%
0,93
0,07
-1,50%
Lebensversicherungen
1,169halten,2,110
-0,942
-9,0% und Pensionsvorsorgen
0,91
0,09
2,110
-0,942
-9,0%
0,91
0,09
-0,94%
1,574nicht. Die
2,220 meisten
-0,647
-9,3%haben das
0,91 Gefühl,
0,09
Menschen
dass
2,220
-0,647
-9,3%
0,91
0,09
-0,65%
1,701
2,256
-0,555
-10,5%
0,11
2,256
-0,555 Preisanstieg
-10,5%
0,11
-0,56%
der allgemeine
in0,89
ihrem 0,89
Umfeld
weitaus
-0,006
-0,006
höher ist als der statistisch gemessene.
Die Ursache dieser „gefühlten Inflation“ liegt sowohl in psychologischen
-0,94 %
-0,56 %
-0,65 %
-0,56 %
0,92
0,90
0,88
-0,94 %
0,86
-1,20 %
0,84
-1,40 %
0,82
-1,60
% % -1,50 %
-1,50
0,80
Realrendite deutsche Bundesanleihen. Quelle: Bloomberg
1,000
08 | mehr Vermögen 02/2012
1,000
-1,50%
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-0,65%
-0,56%
1,00
0,98
0,96
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0,90
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0,86
0,84
0,93
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0,91
0,91
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0,89
0,82
0,80
5 Jahre
5 Jahre
10 Jahre
15 Jahre
20 Jahre
10 Jahre
15 Jahre
20 Jahre
Kumulierter Kaufkraftverlust. Quelle: Bloomberg
0
0
BÖRSEN & MÄRKTE
Faktoren als auch in der Schwäche des Warenkorbes.
Waren und Dienstleistungen, die häufig gekauft werden
(Nahrung, Treibstoff, Kosmetik, Kino, Therme etc.),
beeinflussen nämlich das Gefühl für Inflation stärker als
Ausgaben, die seltener vorkommen. Deshalb wurde ein
eigener Mini-Warenkorb geschaffen, der Produkte des
täglichen Gebrauchs umfasst. Dieser Mini-Warenkorb
wurde tatsächlich teurer als sein größerer Bruder. In
den vergangenen drei Jahren verzeichnete der MiniWarenkorb einen Preisanstieg um 3,7 Prozent pro Jahr,
der gesamte Warenkorb nur um 2,3 Prozent. Die Diskrepanz zwischen tatsächlicher und gefühlter Inflation
entsteht, weil bestimmte Kosten als Investitionen und
nicht als Konsumausgaben gesehen werden. Der Kauf
einer Wohnung oder die Ausgaben für die Pensionsvorsorge gehören beispielsweise dazu. Weil diese Aufwendungen überproportional angestiegen sind, schmälern
sie das verfügbare Einkommen. Dadurch entsteht das
Gefühl, sich immer weniger leisten zu können.
Wie Anleger die Inflationsgefahr angehen sollten
Inflation birgt nicht nur die Gefahr, dass sie sich
– wie jüngst in Simbabwe – zu einer unkontrollierbaren Hyperinflation auswächst. Angesichts steigender
Kosten und unzureichender Verzinsung versuchen
viele Menschen, stärker zu sparen. Pensionskassen
setzen ihre Rechnungszinsen herab und kürzen damit
de facto die Pensionen. Unternehmen und Staaten, die
ihren Mitarbeitern und Beamten fixe Pensionszusagen
gemacht haben, müssen höhere Rücklagen für deren
Deckung bereitstellen. Die Notenbanken wollen die
Anleger mittels niedriger Zinsen in riskantere Vermögenswerte treiben und so das Kreditwachstum stimulieren. Diese Politik verfehlt aber nicht nur ihr Ziel, sie
scheint das Gegenteil zu bewirken: Da viele Marktteilnehmer sparen müssen, wird das Kreditwachstum und
damit das Wirtschaftswachstum eher noch gebremst.
Aktien und Sachwerte gehören ins Portfolio
Wie sollen sich Anleger verhalten? Die im Verhältnis
zur Inflation niedrigen Zinsen werden uns noch eine
ganze Weile begleiten. Deshalb sollten auch sehr konservativ ausgerichtete Investoren ihrem Portfolio unbedingt Aktien und andere Sachwerte beimischen. Dabei
sind aber Vorsicht und Selektivität geboten! Der Weg
zur Gesundung der Weltfinanzen wird holprig bleiben
und schwache Firmen werden gnadenlos ausgesiebt
Waren des täglichen Gebrauchs beeinflussen das Gefühl für Inflation.
werden. Die Schoellerbank setzt vor allem auf Aktien
großkapitalisierter Unternehmen, die ihren strengen
Qualitätskriterien entsprechen.
Die Schoellerbank baut ihre Investmentstrategie auf
drei Eckpfeiler auf: Wir vermeiden Investments außerhalb unseres Universums, üben Disziplin und Nachvollziehbarkeit bei Investmententscheidungen und
versuchen, durch eine antizyklische Herangehensweise einen echten Mehrwert zu generieren. Dieses antizylische Handeln ist besonders wichtig: Die Finanzmärkte haben sich in den vergangenen Jahren radikal gewandelt und viele vermeintlich unumstößliche
Regeln sind verschwunden. Die Masse der Investoren
wurde davon immer auf dem falschen Fuß erwischt.
Eine solide Performance ist die
beste Strategie zur Erhaltung oder
auch zur Steigerung der Kaufkraft.
Wir hinterfragen die Motivationen und Befürchtungen
der Masse und haben dadurch oft wertvernichtende
Investitionen vermieden und echte Chancen genutzt.
Dieser Mehrwert, ob er nun durch die Selektion
unserer Aktien und Bonds kommt, durch die Währungsallokation, durch Zinskurven-Positionierungen
oder Inflationsstrategien, war und bleibt ein wesentlicher Bestandteil unserer Performance. Eine solide
Performance wiederum ist die beste Strategie zur
Erhaltung oder auch zur Steigerung der Kaufkraft. n
Werbemitteilung. Die Fondsbestimmungen des Schoellerbank Realzins Plus wurden von der Finanzmarktaufsicht bewilligt. Der Investmentfonds investiert bereits oder beabsichtigt,
mehr als 35 % seines Fondsvermögens in Wertpapiere der Republik Österreich, der Bundesrepublik Deutschland und/oder der Republik Frankreich zu investieren. Der veröffentlichte
vereinfachte Prospekt sowie der vollständige Prospekt des Schoellerbank Realzins Plus in deutscher Sprache in der jeweils aktuellen Fassung stehen dem Interessenten unter www.schoellerbank.at/
fondspublikationen zur Verfügung. Diese stellen die alleinige Verkaufsunterlage dar und enthalten wichtige Risikohinweise. Alle Informationen wurden mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt, dennoch kann
keine Haftung für deren Richtigkeit übernommen werden.
mehr Vermögen 02/2012 | 09
BÖRSEN & MÄRKTE
Die Eigenkapitalausstattung von Banken ist in den vergangenen Monaten stark in den Vordergrund
gerückt. Die Schoellerbank AG braucht strengere Vorschriften dabei nicht zu fürchten. Ganz im
Gegenteil: Sie verfügt über ein beachtlich hohes Eigenkapital.
Ein Artikel von Robert Wieselmayer, Vorstandsmitglied
schoellerbank verfügt über sehr
hohe Eigenkapitalausstattung
B
anken benötigen eigenes Kapital, um überhaupt
Bankgeschäfte betreiben zu können. Neben den
originären Funktionen des haftenden Eigenkapitals – Errichtungsfunktion, Finanzierungsfunktion,
Verlustausgleichs- und Haftungsfunktion – ist Eigenkapital wichtig, um Vertrauen zu erhalten und das
Risiko zu begrenzen. Dass Banken in einem gewissen
Ausmaß Risiko eingehen, gehört zum Geschäft. Interne und externe Regelungen und Kontrollmechanismen sorgen dafür, dass dieses Risiko überschaubar
bleibt und nicht der gesamte Finanzsektor durch die
Solvenz von Banken gefährdet wird. Wie bei den Veranlagungsstrategien der Kundenvermögen geht die
Schoellerbank auch im eigenen Bereich mit Risiken
sehr vorsichtig und verantwortungsvoll um. Auch hier
steht der Grundsatz „Investieren statt Spekulieren“ an
erster Stelle.
im Kreditrisiko ein verzinsliches Aktivvolumen von
EUR 1.827 Mio. und EUR 18,3 Mio. außerbilanzmäßiges Volumen. In diesem Zusammenhang ist
festzuhalten, dass 99,7 Prozent davon als „ohne
erkennbares Ausfallsrisiko“ eingestuft sind. Um den
gesetzlichen Bestimmungen zu genügen, wären für
dieses Kreditrisiko in Summe Eigenmittel in der Höhe
von EUR 27,6 Mio. notwendig.
Die Schoellerbank AG übertrifft dieses Mindesterfordernis an Eigenmitteln bei Weitem. Es standen zum
Stichtag 31. Dezember 2011 Eigenmittel in der Höhe
von EUR 87,2 Mio. zur Verfügung, was einer Kernkapitalquote von 25,27 Prozent entspricht. Die gesetzlich vorgeschriebene Kapitalquote beträgt acht Prozent, für systemrelevante Banken schreibt die europäische Bankenaufsicht (EBA) eine Grenze von neun
Prozent vor.
Geringes Risiko, hohe Eigenmittel
Die Zahlen aus der Bilanz 2011 belegen deutlich, auf
welch festen wirtschaftlichen Beinen die Schoellerbank AG steht. Die Bank hat am 31. Dezember 2011
die Zahlen aus der Bilanz 2011
belegen deutlich, wie
solide die schoellerbank aG agiert.
Die Zahlen sind das eine, die Geschäftspolitik das andere. Entscheidend sind
das Risiko- und Ertragsprofil einer
Bank sowie die Kontroll- und Überwachungsprozesse, um zu gewährleisten, dass die Qualitäts- und
Sicherheitsstandards auch wirklich
eingehalten werden. Auch in diesem
Bereich agiert die Schoellerbank
AG vorbildlich und sehr verantwortungsbewusst. n
10 | mehr Vermögen 02/2012
BÖRSEN & MÄRKTE
Seit 1. April 2012 gelten neue Regelungen für die Besteuerung von Einkünften aus Kapitalvermögen und
von Wertzuwächsen bei Immobilienverkäufen – anbei ein Überblick über die wichtigsten Bestimmungen.
Ein Artikel von Mag. Elke Esterbauer, Finanzplanerin/Financial Planning & Family Office
Neue Steuern auf Wertzuwächse bei
Kapital- und Immobilienvermögen
Die neue Kapitalertragssteuer
Die Steuer auf Kapitalerträge im Privatvermögen von
natürlichen Personen ist seit 1. April dieses Jahres
in Kraft. Einkünfte aus Kapitalvermögen, realisierte
Wertsteigerungen von Wertpapieren sowie Einkünfte
aus Derivaten unterliegen generell der Kapitalertragssteuer (KESt) von 25 Prozent (Steuerabgeltungswirkung). Der Steuerpflichtige hat grundsätzlich die
Möglichkeit zur Regelbesteuerungsoption sämtlicher
Kapitalerträge mit dem allgemeinen Steuertarif.
lichen Inflationsabschlag von zwei Prozent (maximal 50
Prozent) abgemildert. Die neuen Bestimmungen gelten
für Liegenschaften, die nach dem 1. April 2002 angeschafft wurden (Immobilien-Neuvermögen) und nach
dem 31. März 2012 veräußert werden.
Inländische Banken nehmen
automatisch einen Verlustausgleich für alle Depots vor, die ein
Anleger bei derselben Bank führt.
Verlustausgleich
Inländische Banken nehmen automatisch einen Verlustausgleich für alle Depots vor, die ein Anleger bei
derselben Bank führt. Hält der Anleger mehrere Depots
bei unterschiedlichen Banken, muss er den Verlustausgleich in seiner Steuererklärung selbst vornehmen. Für
Gemeinschaftsdepots gelten Sonderregelungen.
Für Liegenschaften, die vor dem 1. April 2002 erworben wurden (Immobilien-Altvermögen), gilt eine
Besteuerung in abgeschwächter Form mit einer effektiven Steuer von 15 Prozent bei umgewidmeten Liegenschaften ab 1. Jänner 1988 bzw. 3,5 Prozent des
Verkaufspreises ohne Umwidmung bzw. bei Umwidmung vor dem 1. Jänner 1988.
Unentgeltliche Übertragungen
Bei unentgeltlichem Übertrag auf ein Depot mit anderem/n Inhaber(n) (Besitzwechsel) erfolgt kein KESt-Abzug, wenn die Schenkung oder Erbschaft dem Abzugsverpflichteten – das ist in der Regel die Bank – anhand
geeigneter Unterlagen (Schenkungsmeldung, Notariatsakt, Einantwortungsbeschluss) nachgewiesen wird.
Die neue Immobilienbesteuerung
Mit dem Stabilitätsgesetz 2012 wurde die Wertzuwachssteuer für Immobilien im Privatvermögen ab
1. April 2012 neu geregelt. Gewinne aus dem Verkauf
privater Liegenschaften nach dem 31. März 2012 werden auch außerhalb der zehnjährigen Spekulationsfrist
generell mit 25 Prozent besteuert (Endbesteuerungswirkung). Hauptwohnsitze und selbst hergestellte Gebäude
sind weiter davon befreit. Bei einem Verkauf nach mehr
als zehn Jahren wird die Besteuerung durch einen jähr-
Für den Anleger besteht die Option zur Regelbesteuerung (Antragsveranlagung). Verluste und Gewinne
aus privaten Grundstücksveräußerungen im selben
Kalenderjahr sind innerhalb der Einkünfte aus privaten Immobilienveräußerungen ausgleichsfähig. Erbschafts- und Schenkungssteuer sind von der Regierung aktuell nicht geplant. Wie der Gesetzgeber bis
31. Dezember 2012 die Aufhebung des dreifachen
Einheitswerts als Bemessungsgrundlage für Schenkung oder Erbschaft von Immobilien durch den
Verfassungsgerichtshof lösen wird, ist derzeit nicht
vorhersehbar. n
Detaillierte Informationen über die wesentlichen Änderungen
bei der Besteuerung Ihrer Wertpapiere und Immobilien finden Sie auf unserer Homepage www.schoellerbank.at.
mehr Vermögen 02/2012 | 11
TRENDS & PERSPEKTIVEN
„Das Buch ist tot, es lebe das Buch!“ – Schlagzeilen wie diese liest man derzeit wieder in den
unterschiedlichsten Medien. Ist die Ära des gedruckten Buchs wirklich vorbei, wenn Kindle, iPad &
Co den Markt mit elektronischem Lesestoff erobern?
Ein Artikel von Harald Pointecker, Wertpapierhändler/International Brokerage Services
Abschied vom gedruckten Buch?
P
ointierte Schlagzeilen sind das eine, trockene
Statistik das andere: Derzeit ist der digitale
Anteil am deutschsprachigen Büchermarkt noch
marginal. In Deutschland kamen die elektronischen
Bücher 2011 gerade mal auf 1,5 Prozent der Umsätze
am Gesamtmarkt. Die stetig steigenden Absätze von
Smartphones, Tablet-PCs und eReadern der großen
Global Player wie Apple, Samsung und Amazon bringen jedoch immer mehr eBook-fähige Geräte in die
Haushalte. Das könnte tatsächlich mehr Dynamik in
die digitale Buchvermarktung bringen.
Was aber steckt hinter diesem neuen Trendthema?
Ein eBook ist zunächst einmal nichts anderes als die
digitale Form eines Buches, welches über die verschiedenen eBook-Reader bzw. über spezielle Apps
auch auf PC, Mobiltelefon oder Tablet-PC gelesen werden kann. Die Vorteile: Mit den kleinen, handlichen
Geräten kann man eine große Auswahl an Lesestoff
mitnehmen, neue Inhalte sind rasch verfügbar. Mit
den zum Teil angeschlossenen Onlinestores hat man,
eine Internetverbindung vorausgesetzt, binnen weniger Minuten Zugriff auf eine Vielzahl von Büchern.
Handelt es sich beim Endgerät um einen reinen eReader mit E-Ink-Display, kann man sich zudem nahezu
blendfrei und augenschonend seiner Lektüre widmen.
Die Leseeigenschaften eines traditionellen Buches
werden mit dieser Technologie nahezu 1:1 nachgebildet, wenngleich der aktuelle Stand der Technik nur
über Graustufen verfügt und Farbdarstellungen nicht
möglich sind.
Projekt Gutenberg und andere kostenlose Inhalte
Das Angenehme ist, dass man Inhalte auch kostenlos
nutzen kann. Ein Beispiel: Michael S. Hart hat 1971
das Projekt Gutenberg ins Leben gerufen. Die im Internet verfügbare Bibliothek enthält die elektronische
Version vieler Bücher. Die Dateien sind Gemeingut,
weil das entsprechende Urheberrecht bereits abgelaufen ist oder die Autoren einer Aufnahme zugestimmt
haben. So sind derzeit über 38.000 zum Großteil
englische Originalwerke von den Gebrüdern Grimm
bis William Shakespeare kostenlos und legal verfügbar. Auf den meisten Geräten können zudem auch
pdf-Dateien angezeigt werden. Dadurch sind sie eine
willkommene Alternative zum Computerbildschirm.
Was aber heißt das für die
Verlagshäuser und Autoren?
Die Verleger werden an mehreren Fronten getroffen, nämlich bei der Preisgestaltung, der Gewinnung
von Autoren und durch illegale Downloads. Bei der
Der digitale Anteil am deutschsprachigen Büchermarkt ist derzeit gering. Doch steigende Absätze
bei eBook-fähigen Geräten könnten mehr Dynamik in die digitale Buchvermarktung bringen.
12 | mehr Vermögen 02/2012
TRENDS & PERSPEKTIVEN
Preisgestaltung bzw. bei der Margenverteilung lassen
Apple, Amazon & Co nicht groß mit sich verhandeln –
die Marktmacht der Platzhirsche wird ausgenutzt und
die Konditionen werden nahezu diktiert. Für die Autoren auf der anderen Seite können sich neue Chancen
ergeben. Bücher online direkt zu vermarkten, ohne
einen großen Verlag als Mittelsmann, ist mit der neuen Technik möglich. Die Frage, ob eine wirtschaftliche
Vermarktung ohne den eingespielten und etablierten
Marketingprozess eines Verlagshauses möglich ist,
bleibt dabei jedoch offen.
Mit den kleinen, handlichen
Geräten kann man eine große
Auswahl an Lesestoff mitnehmen,
neue Inhalte sind rasch verfügbar.
Illegale Downloads und DRM
(Digital Rights Management)
eBooks bringen neue Möglichkeiten, aber aus Sicht
der Verlage eben auch neue Gefahren. Mit der Verwendung von DRM wollen die Anbieter, ähnlich der
Musikindustrie, illegalen Downloads einen Riegel vorschieben. Durch den Einsatz elektronischer Hürden
(DRM) können Anbieter die Rechte am erworbenen
Buch technisch einschränken. Der Käufer kann das
Buch weder elektronisch kopieren, noch per E-Mail
versenden, noch es an einen Freund verleihen oder
verkaufen. In der gleichen Art und Weise ging die
Musikindustrie bei der Umstellung auf digitale Medien
vor – so konnte ein online gekauftes Musikstück nicht
auf einem Gerät eines konkurrierenden Herstellers
wiedergegeben werden. Findige Internetnutzer konnten diese Einschränkungen natürlich mit entsprechenden technischen Hilfsmitteln umgehen. Oder sie
wichen auf illegale Downloads aus. Letztlich hat man
im Bereich der Musikdownloads festgestellt, dass nicht
der Kampf gegen die Nutzer, welche die gesetzten Einschränkungen umgehen, zur Steigerung der Absätze
führt, sondern ein komfortableres und DRM-freies
Musikangebot. Ob ein derartiger Sinneswandel auch
auf die Buchindustrie zukommt, bleibt abzuwarten.
Fragen zu Wertigkeit, Psychologie beim Käufer
Aktuell geht die Preisgestaltung oft an den Endkundenbedürfnissen vorbei, die Abschläge zum gedruckten Buch sind mit 10 bis 20 Prozent sehr gering.
Derzeit fällt es vielen Nutzern noch schwer, für das
eBooks verbinden die Leseeigenschaften eines traditionellen
Buches mit neuen Möglichkeiten.
elektronische Pendant zu einem 19,90 Euro teuren
Hardcoverbuch 16,90 Euro zu bezahlen. Die Buchpreisbindung und die unterschiedlichen Steuersätze
(Deutschland: Buch 7 %, E-Book 19 %, Österreich:
Buch 10 %, E-Book 20 %) versprechen aktuell auch
noch keine Besserung der Preissituation. Auch bleibt
die Frage nach der persönlichen Wertigkeit eines
digitalen Gutes offen. Gerade im Bereich der Musik
hat die schnelle Verfügbarkeit, das Überangebot am
heimischen Rechner (entstanden durch Tausch mit
Freunden, Kollegen, etc.) und der nicht physische
Besitz einer CD gezeigt, dass ein großer Teil der persönlichen Wertschätzung so verloren ging. Bei den
eBooks, wo wir von Downloadgrößen von wenigen MB
sprechen, wird hoffentlich der inhaltliche Wert eines
guten Buches nicht in Vergessenheit geraten.
Bleibt als Fazit der Entwicklung: Das eBook wird dem
gedruckten Buch nicht so schnell den Rang ablaufen.
Viele Leser schätzen es, ein Buch physisch zu besitzen
und es ins Bücherregal stellen zu können. Es ist gut,
dass neue Absatzwege geschaffen werden, vielleicht
werden so auch neue Zielgruppen erschlossen und
Lesemuffel zu begeisterten Lesern. n
mehr Vermögen 02/2012 | 13
TRENDS & PERSPEKTIVEN
Noch vor einigen Jahren galten Solarunternehmen als die Stars an der Börse. Nun kehren die
Unternehmen – und damit die Anleger, die auf diese angeblich zukunftsweisende Branche vertraut
hatten – auf den harten Boden der Realität zurück.
Ein Artikel von Dipl.-BW (FH) Alexander Adrian, Portfoliomanager/Asset Management
Jähes Ende des deutschen
„Solarwunders“
E
s ist ein bisschen so wie mit der Luftschiffbranche, die nach dem Absturz der Hindenburg vor
75 Jahren ihr jähes Ende fand: Ähnlich wie die
Hersteller der Zeppeline damals sind auch die Produzenten von Solarzellen heutzutage ohne staatliche
Förderungen nicht überlebensfähig. Bis zum Unglück
von Lakehurst am 6. Mai 1937 wurden auf Luftschiffe als modernste und schnellste Transportmittel
große Hoffnungen gesetzt, auch wenn es Zweifel an
der Wirtschaftlichkeit der Riesen gab. Ein ähnliches
Schicksal widerfährt derzeit der Solarindustrie. Nach
dem Platzen der New Economy Blase sehnten sich
Anleger nach bodenständigeren und nachhaltigen
Investitionsmöglichkeiten. Die Solarbranche mit relativ
hohen Umsätzen und Gewinnen sowie starken Wachs-
tumsraten gab eine trügerische Sicherheit, resultierten
die guten Zahlen doch größtenteils aus Fördermitteln.
Die Gewinne zogen weitere Unternehmen an, die auf
den lukrativen Zug aufsprangen. Durch die stärkere
Konkurrenz sanken die Verkaufspreise, gleichzeitig
stiegen die Preise für wichtige Rohstoffe – wie Silizium.
Und so kam es, wie es kommen musste: Starker Wettbewerb, sinkende Verkaufspreise, höhere Produktionskosten und der Entzug von sicher geglaubten Fördermitteln war ein tödlicher Cocktail für viele Unternehmen der Solarbranche. Die Party fand ein jähes Ende!
China als billiger Konkurrent
Die Schoellerbank stand dem Solarboom schon von
Anfang an äußerst skeptisch gegenüber und war vor-
Solarunternehmen waren die Stars an der Börse. Mittlerweile sind sie ohne staatliche Förderungen nicht überlebensfähig.
TRENDS & PERSPEKTIVEN
Marktkapitalisierung verschiedener Solarwerte
Die Liste der deutschen Unternehmen, die von der
Pleitewelle erfasst wurden, wird immer länger: Q-Cells,
Solar Millennium, Solarhybrid oder auch Solon. Q-Cells
hatte in der Blütezeit 2007 eine Marktkapitalisierung
von über 11 Milliarden Euro. Mittlerweile ist dieser
Wert auf 25 Millionen Euro zusammengeschrumpft.
Auch bei den anderen Solarunternehmen war die Geldvernichtung horrend.
Starker Wettbewerb, sinkende
Verkaufspreise, höhere Produktionskosten und der Entzug von sicher
geglaubten Fördermitteln war ein
tödlicher Cocktail für viele
Unternehmen der Solarbranche.
Aktionäre, die über ein Direktinvestment an einem
dieser Titel beteiligt waren, müssen sich nun einen
Totalverlust eingestehen, sollte dem Insolvenzverwalter keine Wiederbelebung gelingen. Wer sein Heil in
einem Themenfonds der Solarindustrie suchte, muss
ebenfalls erhebliche Verluste verkraften. Eine zweite
Welle scheint sich bereits aufzutürmen und weitere
Unternehmen in den Abgrund zu reißen. Keine guten
Aussichten für eine schnelle Trendwende.
Breite Streuung notwendig
Leidtragende dieser Entwicklung sind sowohl die sogenannten „Öko-Fonds“ als auch die darüber stehenden
Begriffe Ethik oder Nachhaltigkeit. Ethisches Handeln
inkludiert die Verantwortung gegenüber sich selbst,
gegenüber anderen Menschen und gegenüber der
Umwelt. Bei Nachhaltigkeit geht es um wirtschaftliche,
soziale und ökologische Aspekte.
Höchstwert in Mio. Euro
500
450
50
488
45
400
40
350
35
376
300
30
250
25
200
20
150
15
100
10
50
0
1,2
1,5
61 0,9
Solar Millenium Solarhybrid
Solon
Aktuell in Mio. Euro
sichtig. Ein Baustein bei der Auswahl geeigneter Aktien
für unsere Mandate in der Vermögensverwaltung ist,
Unternehmen ausfindig zu machen, die über eine
einzigartige Stellung am Markt verfügen. Interessant
ist eine Aktie, wenn die Eintrittsbarrieren für die Konkurrenten hoch sind und kein intensiver Wettbewerb
zu erwarten ist. Bei der Herstellung von Solarzellen
handelt es sich aber nicht um eine bemannte Raketenmission zum Mars. Auch andere Länder konnten in den
zunächst lukrativen Bau von Solarzellen einsteigen und
Fuß fassen. Der größte Gegner der deutschen Hersteller
sind und waren aber überraschenderweise nicht die
USA, sondern China, wo deutlich günstiger produziert
werden kann.
5
0
Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Entwicklung. Quelle: Bloomberg
Bei einem reinrassigen Solar-Fonds handelt es sich
zwar unbestritten um ein ökologisches Investment,
dieses muss aber nicht zwangsläufig eine nachhaltige
Kapitalanlage sein. Nicht jedes Unternehmen dieser
Branche entspricht den ethisch geforderten Richtlinien.
Themenfonds können aber durchaus eine interessante
Möglichkeit sein, um von einer lukrativen Entwicklung in einem spannenden Segment zu profitieren
und somit sein Kapital auf mehrere Unternehmen zu
streuen. Alles auf eine Karte oder besser gesagt auf ein
Thema zu setzen, ist jedoch keine gute Idee für den
langfristigen Vermögensaufbau. Dies zeigen sowohl die
Beispiele um die Jahrtausendwende in der Informationstechnologie als auch die jüngsten Vorkommnisse in
der Solarindustrie.
Nachhaltige oder ethische Investments müssen nicht
unbedingt im ökologischen Bereich angesiedelt sein. Es
können selbst Unternehmen der Energiebranche eine
„Ethik-Plakette“ erhalten, solange sie den Ansprüchen
der zuständigen Rating-Agentur genügen. Dabei hilft
ihnen das „Best in Class“-Verfahren. Hierbei werden
lebensnotwendige Industrien, die zwar auf den ersten
Blick nicht unbedingt als ethisch einleuchten, auf Herz
und Nieren geprüft und diejenigen Titel mit einer
Auszeichnung geadelt, die den geringsten Schaden
innerhalb der jeweiligen Branche anrichten. Dies hat
den Vorteil, dass ein möglichst breites Fundament
zur Diversifikation bereitsteht. Damit reduziert sich
zwar die Chance auf exorbitante
Gewinne, aber auch das
Risiko eines Totalverlusts.
Aktionäre von deutschen
Solartiteln können dies
vermutlich derzeit am
besten nachvollziehen.
Doch Vorsicht: Der nächste
Hype kommt bestimmt. n
mehr Vermögen 02/2012 | 15
TRENDS & PERSPEKTIVEN
Die neue fondsgebundene Lebensversicherung Edition Österreich optimiert Steuervorteile und kombiniert die
persönliche Absicherung mit einem attraktiven Veranlagungskonzept.
Ein Artikel von Mag. Elke Esterbauer, Finanzplanerin/Financial Planning & Family Office
Steuerlich interessant:
Lebensversicherung Edition Österreich
W
elche Möglichkeiten gibt es noch, die persönliche Vermögensanlage und finanzielle Absicherung steuerlich zu optimieren? Angesichts
neuer Abgaben – wie der seit 2011 geltenden Vermögenszuwachssteuer – eine sehr berechtigte Frage.
Die Schoellerbank hat mit der Wiener Städtischen
Versicherung AG die „fondsgebundene Lebensversicherung Edition Österreich“ aufgelegt. Diese kombiniert
steuerlich interessant die persönliche Absicherung mit
einem langfristigen Veranlagungskonzept. Der Versicherungsvertrag kann grundsätzlich auf unbestimmte
Laufzeit abgeschlossen werden. Während der Laufzeit
können Entnahmen und Zuzahlungen getätigt werden,
bei diesen sind jedoch die jeweils gültigen steuerlichen
Regelungen zu beachten! Um in den Genuss der steuerlichen Vorteile der Langzeitanlage zu gelangen, beträgt
die steuerliche Bindefrist für ab 1. Jänner 2011 abgeschlossene Verträge mindestens 15 Jahre. In diesem
Zeitraum können bis zu maximal 25 Prozent der einbezahlten Prämiensumme innerhalb der steuerlichen
Rahmenbedingungen entnommen werden. Dabei sind
auch mehrere Entnahmen bis insgesamt maximal 25
Prozent der einbezahlten Prämiensumme möglich.
Die Schoellerbank bietet mit der Lebensversicherung Edition Österreich interessante Gestaltungsmöglichkeiten.
Möglichkeit von Zuzahlungen
Innerhalb der gesetzlichen Mindestbindungsfrist von
15 Jahren sind darüber hinaus Zuzahlungen bis zur
maximalen Höhe der ursprünglich einbezahlten Prämiensumme möglich, ohne dass es sich hierbei um
einen Neuvertrag (Novation) handelt. Diese Zuzahlung
wird zwar erneut mit der Versicherungssteuer in Höhe
von vier Prozent belegt, nach aktueller Rechtslage wird
dadurch jedoch keine weitere Laufzeitverlängerung der
Bindefrist erwirkt.
Wie bei Lebensversicherungen üblich, können mit
dem neuen Produkt auch der Hinterbliebenenschutz
oder die Vermögensweitergabe geregelt werden. Eine
interessante Gestaltungsmöglichkeit ist, dass die fondsgebundene Lebensversicherung durch zwei Versicherungsnehmer gleichzeitig abgeschlossen werden kann.
Vermögensmanagement durch die Schoellerbank
Selbstverständlich wird auch im Rahmen dieser
Lebensversicherung die jeweilige persönliche Risikoneigung des Kunden berücksichtigt. Diese kann
entsprechend der Lebenssituation jederzeit abgeändert
werden, beispielsweise durch Erhöhen oder Senken
des Aktienanteils. Die Kunden kommen in den Genuss
des bewährten und renommierten Vermögensmanagements der Schoellerbank, die nur auf sehr qualitätsvolle, ausgewählte Fonds zurückgreift.
Die Beratung und Abwicklung bei dieser Kombination
aus Veranlagungskonzept und Versicherungslösung
findet weiterhin ausschließlich zwischen dem Anleger
und seinem Bankberater statt. n
Nutzen Sie die Chance dieser steuerlich interessanten
Langzeitanlage. Weitere Informationen bzw. detailliertere
Infos erhalten Sie gerne bei Ihrem Berater!
Es handelt sich hier um eine Marketingmitteilung. Bitte beachten Sie den Hinweis
auf Seite 2.
TRENDS & PERSPEKTIVEN
Am 13.04.2012 haben Österreich und die Schweiz das sogenannte Steuerabkommen (StA) unterzeichnet,
welches voraussichtlich am 01.01.2013 in Kraft treten wird.
Ein Artikel von Dr. Elisabeth Günther, Steuerexpertin/Financial Planning & Family Office
Steuerabkommen Schweiz-Österreich
D
as österreichische Abkommen regelt einerseits
die Nachversteuerung bisher unversteuerter
Vermögenswerte in der Schweiz ohne strafrechtliche Folgen und andererseits die zukünftige
anonyme Abfuhr der Abgeltungsteuer für die Erträge
auf das im Ausland gehaltene Kapitalvermögen.
Betroffene Personen und Vermögen
Das vorliegende Abkommen umfasst zunächst alle
natürlichen Personen, die in Österreich am 31.12.2010
ansässig waren und die über eine Konto- oder Depotverbindung in der Schweiz sowohl zum 31.12.2010
als auch zum 01.01.2012 verfügen. Ebenfalls erfasst
sind Konten/Depots, die in Folge von Erbschaften
übergehen/übergegangen sind, wohingegen hier auf
die Erben abgestellt wird. Liegen Gemeinschaftskonten vor, erfolgt die Zuteilung nach Köpfen bzw. nach
abweichender Berechtigungsquote.
Zusätzlich sind auch österreichische Steuerpflichtige
umfasst, die Schweizer Vermögenswerte indirekt über
zwischengeschaltete Strukturen wie Trusts, Stiftungen
(auch FL Stiftungen, Jersey Trusts Anstalten, etc.),
Lebensversicherungsmäntel zu den oben angeführten
Stichtagen halten (nutzungsberechtigte Personen).
Ausgenommen vom betroffenen Personenkreis sind
österreichische Privatstiftungen, Personen-/Kapitalgesellschaften und sonstige Körperschaften und Vereine,
die in der Schweiz über Kontobeziehungen verfügen.
Der Steuerpflichtige hat dann bis 31.5.2013 Zeit, seine
Entscheidung zu treffen und gegenüber der Schweizer
Bank bekanntzugeben. Unterlässt der Steuerpflichtige
die Mitteilung, wird automatisch die Legalisierung
durch eine einmalige Abschlagszahlung angenommen.
1. Legalisierung durch anonyme Abschlagszahlung
Die Höhe der Abschlagszahlung beträgt zwischen
15 und 38 %. Die konkrete Höhe der Nachzahlung
ergibt sich anhand einer komplexen Formel, die mit
Hilfe folgender Faktoren rechnet:
n Länge der Kundenbeziehung
n Zu- und Abflüsse innerhalb des Zeitraums vom
31.12.2002 – 31.12.2010
n Wertanstieg des Kapitalvermögens im Zeitraum
zwischen 2003 bis 2010
n Der anzuwendende Steuersatz hierfür beträgt mindestens 15 %, maximal 30 %
Ab einer Vermögenshöhe von 2 Mio. EUR erhöht sich
der anzuwendende Steuersatz schrittweise (alle 2 Mio.
EUR) um 2 %, bis er für ein Vermögen von 8 Mio. EUR
bei 38 % liegt.
2. Legalisierung durch freiwillige Meldung
Bis zum 31.5.2013 hat der Kunde die Wahl, anstelle
der Abschlagszahlung einer freiwilligen Meldung an
die österr. Steuerbehörde zuzustimmen. Diese Meldung wird dann direkt von der Schweizer Bank durchgeführt und gilt als strafbefreiende Selbstanzeige.
Legalisierung der Vergangenheit
Das Abkommen sieht als Regelfall die Legalisierung
durch eine Einmalzahlung auf anonymer Basis vor.
Die Schweizer Bank tritt innerhalb von 2 Monaten ab
Inkrafttreten an ihre Kunden heran (wahrscheinlich
bis 28.02.2013), um sie über ihre Rechte und Pflichten
zu informieren.
Grundsätzlich stehen für die Legalisierung der Vergangenheit zwei Möglichkeiten offen:
1. Legalisierung durch anonyme Abschlagszahlung
2. Legalisierung durch freiwillige Meldung
Besteuerung zukünftiger Kapitalerträge
in der Schweiz
Auch hinsichtlich der Besteuerung zukünftiger Kapitalerträge steht dem Steuerpflichtigen die Wahlmöglichkeit zwischen einem 25-prozentigen Kapitalertragssteuerabzug durch die Schweizer Bank bei
anonymer Abfuhr an die österr. Behörde und der
Zustimmung zur jährlichen freiwilligen Meldung der
erzielten Erträge, die zusätzlich am Veranlagungsweg
in Österreich erklärt werden müssen, offen. n
mehr Vermögen 02/2012 | 17
TRENDS & PERSPEKTIVEN
Während sich Aktionäre zu Jahresbeginn über Kursanstiege freuen konnten, kam es bei den Anleihenotierungen der Kernmärkte zu weiter sinkenden Renditen. Viele Anleger fürchten nun wieder steigende
Zinsen.
Ein Artikel von Rene Lobnig, Portfoliomanager/Asset Management
Aktienmärkte im Zinsumfeld
E
s war ein fulminanter Start, den die internationalen Aktienmärkte in den ersten Monaten
des heurigen Jahres hinlegten. Ein Grund für
den Aufwärtstrend: Die Kurse profitierten von der
leichten Entspannung der europäischen Schuldenkrise. Das zeigte sich auch an den Rentenmärkten, wo
die Renditeaufschläge für Länder wie Spanien oder
Italien zurückkamen. An den Anleiherenditen in den
Kernmärkten ist die zuletzt positive Entwicklung der
Risikomärkte nicht ablesbar. Hier müssen Anleger
4
Deutschland
USA
Großbritannien
3
2,5
2
1,5
1
0,5
1.3.12
1.4.12
1.1.12
1.2.12
1.11.11
1.12.11
1.9.01
1.10.11
1.8.11
1.4.11
1.6.11
1.7.11
1.4.11
1.5.11
0
Abbildung 1: Renditen 10-jähriger Staatsanleihen – Deutschland,
USA und Großbritannien; Quelle: Bloomberg
300
280
Haben nun die Aktienmärkte oder doch die Rentenmärkte Recht? Diese Frage drängt sich zwar auf, lässt
sich aber angesichts des unsicheren Umfelds kaum
beantworten. Tatsache ist, dass sich etwa in Europa
die Gewinnrenditen von börsennotierten Unternehmen
über die letzten Jahre von der Entwicklung an den Rentenmärkten gelöst haben. Der europäische Aktienmarkt
wirkt deshalb günstig (siehe Abbildung 3).
Man darf dabei aber nicht vergessen, dass der europäische Finanzbereich weiterhin mit Problemen kämpft.
Finanzunternehmen und Banken sind niedrig bewertet und verfälschen das allgemeine Bild. Über dem
großen Teich, in den USA, wirken die Bewertungen
4
Rendite Deutschland
10 Jahre
Stoxx 600
290
Aktienmärkte erscheinen
auf den ersten Blick günstig
14
3,5
270
3
260
250
2,5
240
10y r German bond y ield
European Earnings Yield
12
structural break
10
8
6
4
Abbildung 2: Kursverlauf DJ Stoxx 600 vs. 10-jährige Renditen
Deutschland; Quelle: Bloomberg
18 | mehr Vermögen 02/2012
Jan. 12
Jan. 10
Jan. 08
Jan. 06
Jan. 04
Jan. 02
0
Jan. 00
31.03.12
29.02.12
31.12.11
31.01.12
30.11.11
31.10.11
31.08.11
30.09.11
31.07.11
30.06.11
30.04.11
31.05.11
31.03.11
28.02.11
1,5
Jan. 98
210
2
Jan. 96
220
Jan. 94
2
Jan. 92
230
Jan. 90
Renditen in %
3,5
nach wie vor niedrige und teilweise sogar sinkende
Renditen hinnehmen (siehe Abbildung 1).
Die Aktienmärkte haben sich in den vergangenen
Monaten von den Kernmärkten auf der Rentenseite
regelrecht abgekoppelt. Während die Aktienmärkte in
Bezug auf Konjunktur und Risiko Optimismus signalisieren, kommen von der Anleiheseite gegenteilige
Zeichen (siehe Abbildung 2).
Abbildung 3: Vergleich 10-jährige Renditen Deutschland vs. Gewinnrenditen europäischer Aktienmarkt; Quelle: UBS
TRENDS & PERSPEKTIVEN
Die Aktienmärkte verbuchten Anfang des Jahres einen starken Aufwärtstrend.
10 %
8%
6%
4%
2%
Q 1 09
Q 1 06
Q 1 03
Q 1 00
Q 1 97
Q 1 94
Q 1 91
Q 1 88
Q 1 85
Q 1 82
Q 1 79
Q 1 76
Q 1 73
Q 1 70
Q 1 67
Q 1 64
Q 1 61
Q 1 58
Q 1 55
0%
Abbildung 4: Gewinnmargen börsennotierter US-Unternehmen; Quelle:
NIPA, Flow of Funds
>9 %
8-9 %
7-8 %
6.5 - 7 %
6 - 6.5 %
5.5 - 6 %
5 - 5.5 %
4.5 - 5 %
Tipping point at 5 %
4 - 4.5 %
0.80
0.60
0.40
0.20
0.00
-0.20
-0.40
-0.60
3-4%
Zurück zu den Zinsmärkten. Wie schon gezeigt, geht
die Entwicklung zwischen Zins- und Aktienmärkten
seit einigen Monaten deutlich auseinander. Aber was
würde es bedeuten, wenn die Zinsen nun doch zu
steigen beginnen? Sind steigende Zinsen – wie so oft
dargelegt – denn nicht schlecht für die Entwicklung
der Aktienkurse?
Die Grafik (siehe Abbildung 5) zeigt die Korrelation
des europäischen Aktienmarkts zur Veränderung der
10-jährigen deutschen Anleiherenditen auf verschiedenen Zinsniveaus seit 1980. Die Korrelation misst
in dieser Grafik gewissermaßen den linearen Zusammenhang zwischen den Bewegungen der Renditen
und der Kursentwicklung am europäischen Aktienmarkt. Ein positiver Koeffizient zeigt eine Bewegung
in die gleiche Richtung, während ein negativer Koeffizient eine Bewegung in die entgegengesetzte Richtung
widerspiegelt. Aus der Grafik ist gut ersichtlich, dass
bei Zinsniveaus unter fünf Prozent die Aktienmärkte
in der Vergangenheit eine positive Korrelation mit
12 %
Q 1 52
Steigende Zinsen, fallende Aktien?
n
<3 %
Soll man Aktien deshalb vermeiden? Nein. Es geht –
wie immer – um eine sorgfältige Auswahl. Man sollte
sich auf Unternehmen konzentrieren, die ihre Gewinnmargen verteidigen können und dennoch eine passable
Bewertung aufweisen.
der Zinsentwicklung aufwiesen. Bei steigenden Zinsen
bis auf ein Niveau von fünf Prozent kletterten auch
die Aktienmärkte nach oben. Aus dieser Betrachtung
heraus wäre es für die Aktienmärkte also noch kein
Malheur, wenn die Zinsen wieder zu steigen beginnen
sollten. Erst über einem Zinsniveau von fünf Prozent
wären – zumindest aus den Erfahrungen der Vergangenheit heraus – steigende Zinsen wirklich ein Grund
zur Sorge am Aktienmarkt. n
U.S. Corporate Profit Margins
aktuell ebenfalls noch nicht übertrieben. Allerdings ist
zu bedenken, dass US-amerikanische Unternehmen
derzeit Rekordgewinne schreiben, was nicht zuletzt
auch ein Resultat der aktuell hohen Gewinnspannen
ist (siehe Abbildung 4).
Betrachtet man den US-Aktienmarkt auf Basis normalisierter bzw. durchschnittlicher Gewinnmargen,
ergibt sich ein anderes Bild: Der Markt ist längst nicht
so günstig, wie er auf den ersten Blick scheint.
10yr German Bond yields
Abbildung 5: Korrelation europäischer Aktienmarkt mit Veränderung
der 10-jährigen Rendite von Deutschland auf unterschiedlichen Zinsniveaus; Quelle: UBS
mehr Vermögen 02/2012 | 19
WISSEN & WERTE
Wenn die Sprache auf die österreichische Luftfahrt kommt, entlockt das vielen allzu oft unbedacht ein
müdes Lächeln. Dabei haben die Pioniere der Luftfahrt in Österreich die Entwicklung der Branche maßgeblich mitbestimmt.
Ein Artikel von Mag. Thiemo Gaisbauer, Emissionsspezialist/Aktiv Passiv Management
die dünne luft am österreichischen
luftfahrtshimmel
D
as einstige österreichische Paradeunternehmen
Austrian Airlines (AUA) ist seit einigen Jahren
flügellahm. Die hohen Kosten machen ihm ebenso zu schaffen wie die Konkurrenz der Billiganbieter
oder wenig ausgelastete Strecken. Auch die Lufthansa,
die das Flugunternehmen übernommen hat, konnte
bisher nicht für ruhigere Strömungen sorgen. Die Austrian Airlines – hervorgegangen aus der ÖVP-nahen
Air Austria und den SPÖ-nahen Austrian Airways –
absolvierte im Jahre 1957 ihren unternehmerischen
Jungfernflug. Doch die Geschichte der österreichischen
Luftfahrt begann schon viel früher: Im Jahr 1784
standen Alois von Beck-Widmanstätten und Johann
Georg Stewer, zwei heimische Luftfahrtpioniere, den
berühmten Gebrüdern Montgolfier an Forschungsdrang und Erfindungsgeist um nichts nach. Sie experimentierten bereits im Jahre 1784 erfolgreich mit
Heißluftballonen. Stewer stieg dabei nur neun Monate
nach der ersten Ballonfahrt der Gebrüder Montgolfier
vor über 15.000 Zusehern im Wiener Prater selbst in
einem Ballon auf. Nach seinem dritten Versuch riss
ein Seil und Stewer schwebte mit dem Ballon über die
Praterauen und die Donau. Er ging damit nicht nur als
erster bemannter, sondern auch freier Ballonaufstieg in
die österreichische Luftfahrtsgeschichte ein.
Beobachtungsballone und Jahrmarktattraktionen
Darauf folgte ein Jahrhundert abstrusester Entwicklungen. So „wedelte“ sich zum Beispiel der in Wien
lebende Schweizer Jakob Degen mit einem an einem
Gasballon hängenden „Flügelkorsett“ mehr oder weniger kontrolliert durch die Lüfte. Seine Erfindung
wurde 1810 sogar dem Kaiser in einer Sondervorstellung im Schloss Laxenburg vorgeführt, von wo aus
der Luftpionier schweißtreibend durch die Luft nach
Vöslau joggte. Eine wesentlich bequemere Erfindung
20 | mehr Vermögen 02/2012
Kaiser Franz Joseph I. auf dem
Flugfeld in Wiener Neustadt
anlässlich des Flugtags.
18. September 1910.
Der Erzherzog Leopold Salvator vor der Abfahrt
mit seinem Ballon in die französische Hafenstadt Dieppe.
machte 1835 Paul Haenlein. Er ließ seine Luftschiffe
durch große Uhrwerkfedermotoren und Gaskraftmaschinen antreiben, denn der Verbrennungsmotor war
zu dieser Zeit noch nicht erfunden. Auch das Militär
erkannte frühzeitig den Vorteil, aus großer Höhe das
Schlachtfeld beobachten zu können: Der Linzer Ingenieur Mayrhofer konstruierte einen „Kriegs-Observations-Ballon“. Dieser konnte einen Beobachter in einer
am Ballon hängenden Gondel in vorteilhafte Position
verfrachten und wurde mit einem Seil festgehalten.
Die österreichische Armee war skeptisch. Begeistert
von dieser Erfindung waren dafür die Besucher von
Jahrmärkten, die mit dem Ballon aufsteigen konnten. Im Wiener Prater ließ Viktor Silberer sogar eine
eigene Ballonhalle errichten und gründete die erste
Wiener Aeronautische Anstalt, unter anderem, um
künftige Ballonführer auszubilden.
Größtes Prallluftschiff der Welt in Fischamend
Was den luftigen Jahrmarktbelustigungen der Wiener
Prater war, war zur Jahrhundertwende dem militä-
WISSEN & WERTE
Eine Replik der Etrich-Taube, die auch im Ersten Weltkrieg erfolgreich zum Einsatz kam.
rischen Experimentierkader Fischamend. Dort ließ
nicht nur die k. u. k. Militär Aeronautische Anstalt ihre
Luftschiffe steigen. Otto Stagl und Franz Mannsbarth
konstruierten in ihrer Luftschiffhalle in Fischamend
ein privat genutztes Fluggerät, das 1910 mit 91 Metern
Länge als das größte Prallluftschiff der Welt galt.
Mit der Konstruktion eines brauchbaren Verbrennungsmotors nahm auch die Entwicklung von Fluggeräten einen rasanten Verlauf. Im Jahr 1913 landete in
Österreich das mit drei 165 PS starken Flugmotoren
angetriebene Luftschiff „Sachsen“ des legendären Graf
Zeppelin auf dem Asperner Flughafen. Zuvor hatten
die Brüder Weingartner aus Wien noch mit elektrisch
betriebenen Motoren experimentiert. Allerdings scheiterte dieses Projekt nicht zuletzt an der damals nicht
ausgereiften Akkuversorgung. Die Bleibatterien waren
viel zu schwer und deren Leistung viel zu schwach,
sodass die Stromversorgung über eine elektrische Leitung erfolgen musste.
Paul haenlein ließ seine luftschiffe
durch große Uhrwerkfedermotoren
und Gaskraftmaschinen antreiben.
Motor-Luftfahrtsgesellschaft hatte
Patent für die Etrich-Taube
Auch wenn den amerikanischen Brüdern Wilbur und
Orville Wright der erste gelungene Motorflug zuerkannt wurde, so waren die österreichischen Hobbyingenieure nicht minder müde, ihrerseits Entwicklungen
voranzutreiben. Zu nennen sind Namen wie Georg
Wellner, Wilhelm Kreß, Oberst Quoika oder Alfred
Ritter von Pischof. Unter den vielen Freizeitflugpionieren, deren Entdeckungspotenzial meistens nur durch
ihre finanziell begrenzten Möglichkeiten behindert
wurde, befand sich ein frühes Pendant zum späteren
amerikanischen Milliardär und Flugzeugkonstrukteur
Howard Hughes. Der italienisch-österreichische Groß-
industrielle und Finanzmagnat Camillo Castiglioni
taucht bei allen größeren Finanzierungstätigkeiten
in der noch jungfräulichen Luftfahrtsgeschichte des
beginnenden 20. Jahrhunderts auf. Er war Mitbegründer des Wiener Aero Clubs, kaufte als begeisterter
Ballonfahrer einen eigenen Ballon und errichtete 1909
die „Motor-Luftfahrts-Gesellschaft“. Das Handelsunternehmen besaß das Patent zum alleinigen Vertrieb
der berühmten Etrich-Taube. Der von Igo Etrich
konstruierte motorgetriebene Eindecker kam auch
erfolgreich im Ersten Weltkrieg zum Einsatz. Castiglioni gründete während des Ersten Weltkrieges noch
weitere Flugzeugwerke in der Habsburgermonarchie,
ehe er diese Vorliebe, nicht zuletzt auch wegen des
Verbots, im Nachkriegsösterreich Flugzeuge zu bauen,
zugunsten des Automobilgeschäftes aufgab.
Erste öffentliche Luftverkehrslinie
zwischen Wien und Kiew
Die zivile Luftfahrt erlangte erst nach dem Ersten
Weltkrieg steigende Bedeutung. Vor diesem Hintergrund erscheint deshalb die Tatsache umso erstaunlicher, dass Österreich-Ungarn kurz vor dem Ende der
Monarchie im Jahre 1918 noch die erste öffentliche
Luftverkehrslinie der Welt auf der Strecke Wien-Krakau-Lemberg-Kiew einrichtete. Trotz der wirtschaftlich tief schwarz gemalten Aussichten nach dem Ende
des Ersten Weltkrieges startete ab 1923 die „Österreichische Luftverkehrs AG“ (ÖLAG) mit JunkersFlugzeugen erfolgreich in den zivilen Himmel über
Österreich. Die sich abzeichnenden dunklen Wolken in
der europäischen Politik und der ausbrechende Zweite Weltkrieg setzten diesem Unternehmen ein jähes
Ende. Erst nach dem Abzug der Besatzungsmächte
startete die AUA wie Phönix aus der Asche. Bleibt zu
hoffen, dass es dem Traditionsunternehmen AUA mit
vereinten, gut überlegten Kräften gelingen wird, weiterhin ihr rotes Flügel-Logo in die fernen Himmel der
Welt zu tragen. n
mehr Vermögen 02/2012 | 21
WISSEN & WERTE
Essensmarken oder Gutscheine sind für viele Menschen als Zahlungsmittel ganz selbstverständlich
geworden. In einigen Gegenden haben sich auch Regionalwährungen als Ergänzung zum geltenden
Euro etabliert. Ein Artikel von Stefan Traunmüller, Wertpapierhändler/International Brokerage Services
Bezahlt wird in „Sterntalern“
S
ie heißen „Chiemgauer“ oder „Sterntaler“ und
sind in ihren jeweiligen Verbreitungsgebieten
oft beliebter als der Euro: Regionalwährungen.
Sie werden nicht nur von ortsansässigen Kleinbetrieben als reguläres Zahlungsmittel akzeptiert, sondern
können auch der Finanzierung von Bauvorhaben und
regionalen Förderprojekten dienen. Die am „Chiemgauer“ beteiligten bayerischen Unternehmen haben
sich beispielsweise als Genossenschaft organisiert,
jedes Mitglied zahlt einen Jahresbeitrag von 100
Euro. Wer einen „Chiemgauer“ zurück in Euro tauschen will, muss einen sogenannten Regionalbeitrag
in der Höhe von fünf Prozent entrichten. Zwei Prozent
decken die Herstellungskosten ab, der Rest fließt in
bestimmte von den Mitgliedern wählbare Bauprojekte.
Damit der „Chiemgauer“ vor dem Rücktausch möglichst oft den Besitzer wechselt, hat er einen einge-
bauten Wertverfall. Alle drei Monate muss seine Gültigkeit mittels einer Wertmarke, die zwei Prozent des
Gutscheins kostet, um weitere drei Monate verlängert
werden. Durch diesen sogenannten „Umlaufimpuls“
wird der Umsatz angekurbelt, da jeder bestrebt ist,
seine „Chiemgauer“ weiterzugeben, bevor die nächste
„Schwundmarke“ aufgeklebt werden muss. Das Projekt ist ein Erfolg: 640 Unternehmen beteiligen sich,
die Rechnungsbeträge, die mit der Regionalwährung
beglichen werden, steigen. Bezahlt werden kann mit
dem „Chiemgauer“ mittlerweile nicht nur in bar, sondern auch elektronisch.
Mit dem sogenannten „Chiemgauer“ werden Bauvorhaben und
regionale Förderprojekte unterstützt.
Inhaber von „Sterntalern“ können diese gegen „Talente“ eintauschen.
So organisieren viele Privatpersonen ihre Nachbarschaftshilfe.
Im Hintergrund erfolgt die Verrechnung natürlich
immer über reguläre Euro-Konten, schließlich verstehen sich Regionalwährungen nicht als Substitut,
sondern als Ergänzung zum Euro.
WISSEN & WERTE
Im Berchtesgadener Land geht Franz Galler noch
einen Schritt weiter. Seine Sozialgenossenschaft
RegioSTAR setzt auf regionale Wertschöpfungsketten,
einen schonenden Umgang mit den Ressourcen und
auf das Gemeinwohl. Der „Sterntaler“ funktioniert
ähnlich wie der „Chiemgauer“. Dazu gibt es aber noch
„Talente“ als zusätzliche Währung, die für geleistete
Arbeitszeit steht. Jeder Inhaber von „Sterntalern“
kann diese 1:1 in Talente umtauschen und hat dann
über eine Internetplattform Zugang zu einem TalenteKonto, auf dem er zinslos ins Minus oder mit vier
Prozent Negativzins (also wiederum einem Umlaufimpuls) ins Plus gehen kann. Die Summe aller Konten
ist immer null, da es sich um einen geschlossenen
Kreislauf handelt und dem System somit keine Talente
entzogen werden. Auf diese Weise organisieren viele
Privatpersonen ihre gegenseitige Nachbarschaftshilfe,
wobei jeder selbst entscheiden kann, wie viel „Talent“
er beispielsweise zum Rasenmähen hat und ob das
dadurch ins Plus gegangene Talente-Konto mit einer
in Anspruch genommenen Nachhilfestunde beim akademisch versierten Nachbarn wieder ausgeglichen
werden kann. Zusätzlich existiert im Berchtesgadener
Land noch ein Pendant zum japanischen FureaiKippu-System der alternativen Altersvorsorge. Dabei
sparen Menschen über freiwillige Hilfsleistungen in
Altersheimen auf einem eigenen Konto Pflegestunden
an, welche sie im Falle der eigenen Bedürftigkeit zu
einem späteren Zeitpunkt konsumieren können. Die
Stundenguthaben können auch an Angehörige weitergegeben werden.
Inspiriert durch die Schriften von Silvio Gesell war
es der Wörgler Bürgermeister Michael Unterguggenberger, der zur Zeit der Weltwirtschaftskrise für
die bekannteste und erfolgreichste Etablierung von
Schwundgeld sorgte. Während die Regierung in Wien
einen eisernen Sparkurs fuhr und sämtliche öffentliche Bauvorhaben zum Erliegen kamen, tat man
in Wörgl das genaue Gegenteil: Es wurde neues
Geld gedruckt und damit im Auftrag der Gemeinde
Straßenreparaturen und Brückenbauten finanziert.
Obwohl die Zeiten hart waren, sparte niemand das
Die Idee des Schwundgeldes und
das „Wunder von Wörgl“
Regionales Geld für eine nachhaltige Zukunft
Die Idee des Regionalgeldes mit „Umlaufimpuls“ ist
schon sehr alt. Schwund- oder Freigeld, welches
durch seinen negativen Zins die ureigene Tauschfunktion des Geldes betont, ohne Anreiz zur Spekulation
oder Anhäufung zu bieten, wurde bereits im Mittelalter eingesetzt. Damals war das allerdings weniger
eine Möglichkeit, die Wirtschaft anzukurbeln, als
eine bequeme Art der Steuereintreibung. Zu Beginn
des 20. Jahrhunderts entwickelte der Kaufmann
und Wirtschaftstheoretiker Silvio Gesell die Idee der
Freiwirtschaftslehre, in welcher das Schwundgeld ein
Baustein seines Ideals einer natürlichen, marktgetriebenen Wirtschaftsordnung war. Ohne Verfälschung
durch Zins und Bodenrente, also Faktoren, durch die
die Geldmenge gewissermaßen ohne Leistung oder
realen Gegenwert ansteigt, sehen die Anhänger der
Freiwirtschaftslehre eine größere Verteilungsgerechtigkeit von Geld und Ressourcen verwirklicht.
Regionalwährungen verstehen
sich nicht als Substitut,
sondern als Ergänzung zum Euro.
neue Geld, da aus einem 10-Schilling-Schein binnen
eines Monats über eine aufzuklebende Wertmarke ein
9,90-Schilling-Schein wurde. Die absolute Summe der
neuen Geldscheine war gering, die Umlaufgeschwindigkeit allerdings enorm. Wörgl erlebte mitten in der
Rezession einen beeindruckenden Aufschwung, der
rasch potenzielle Nachahmer auf den Plan rief. Als
schließlich auch größere Städte das Schwundgeld
einführen wollten, berief sich die Nationalbank auf
ihr Gelddruckmonopol und ließ über einen Beschluss
des Verfassungsgerichtshofes ein Verbot des Wörgler
Notgeldes aussprechen.
Gerade seit der Finanzkrise mehren sich die Stimmen,
die sich für Schwundgeld als mögliche Maßnahme
für krisengeschüttelte Länder wie Griechenland stark
machen. Realistisch betrachtet hat Schwundgeld aber
vor allem ein Merkmal – eine lineare, gesteuerte
Inflation. Eine Notenbank, die trotz inflationärer Tendenzen eine expansive Geldpolitik mit negativer Realverzinsung fährt, sorgt somit de facto für dieselben
volkswirtschaftlichen Effekte wie Schwundgeld. Das
ändert jedoch nichts daran, dass Regionalwährungen
trotzdem eine Zukunft haben – weniger durch ihre
Funktionsweise, sondern als Sinnbild des regionalen
Zusammenhalts. „Sterntaler“ und „Chiemgauer“ helfen, den Menschen einen Bezug zu ihrer Region und
ihrem eigenen Anteil am Wertschöpfungskreislauf
zu bewahren. Sie sind im 21. Jahrhundert, das im
Zeichen eines verantwortungsvolleren Umgangs mit
Ressourcen stehen muss, ein sehr zeitgemäßes Symbol nachhaltigen Handelns. n
mehr Vermögen 02/2012 | 23
WISSEN & WERTE
Seit rund 5.000 Jahren fasziniert Tee die Menschen. Tee ist nach Wasser das meistkonsumierte Getränk der
Welt und ausgewiesenen Teeliebhabern schon mal teurer als Gold.
Ein Artikel von Heinz Erdmann und Martin Schwarz, freie Journalisten
Time for Tea
D
ie Broker am Parkett staunten nicht schlecht
und die Nachricht verbreitete sich in Windeseile.
Mitte April wurde der Longjing-Tee, ein grüner
Tee aus China, bei einer Teeauktion zum teuersten
Tee der Welt gekürt. Satte 180.000 Yuan – umgerechnet rund 28.500 Dollar – musste man für 500
Gramm der chinesischen Grünteemischung auf den
Tresen legen, und das zu einem Zeitpunkt, an dem die
Teeernte noch nicht einmal begonnen hatte. Für das
besondere Aroma des edlen Getränks zeichnet laut
dem Hersteller in erster Linie der einzigartige organische Dünger verantwortlich. Panda-Dung aus der
nächstgelegenen Pandafarm.
Vintage-Weine. Ähnlich dem Motto: „Lieber einen
Tropfen im Weinkeller als Aktien im Tiefflug“ steigt
die Zahl der Teesammler zusehends. Dabei können die teuersten Tees durchaus mit den „MoutonRothschilds“ und den „Châteaux Lafittes“ dieser Welt
mithalten. Die Faszination für dieses Getränk ist
verständlich: Tee ist bei Weitem nicht so prahlerisch
wie Wein. Er hat nichts von der Stärke des Kaffees
und verzichtet auf die Unschuld des Kakaos. Seit fast
5.000 Jahren verzaubern der diskrete Charme und
der zarte Geschmack des Tees. Tee trinkt man nicht
einfach nur so. Dieses Getränk ist Kultur pur. Alleine
die Zubereitung ist für Teeliebhaber Zeremonie und
Ritual zugleich.
Die Mouton-Rothschilds des Tees
Dass ein Tee in derart preisliche Höhenlagen aufsteigt,
ist für echte Experten keine große Überraschung.
Ausgewiesene Teeliebhaber handeln und behandeln
die aromatischen Blätter längst wie edle französische
China, das Mutterland des Tees
Tee zählt nicht nur zu den beliebtesten Getränken, sondern ist
auch an der Börse überaus begehrt.
Exklusive Teesorten wie die beliebte „Silbernadel“ stammen aus dem
Mutterland des Tees, China. Die aromatische Oberliga der Tees findet man zumeist
im Mutterland des Aufgussgetränks, in China. Weiße
Teesorten beispielsweise, die aus kleinen ehemaligen
Blindtext für einen Bildtext Blindtext für einen Bildtext Blindtext für
Die größten Teehandelsplätze der Welt
n Kalkutta (Indien)
n Guwahati (Indien)
n Kochi (Indien)
n Colombo (Sri Lanka)
n Djakarta (Indonesien)
n Mombasa (Kenia)
n Limbe (Kamerun)
WISSEN & WERTE
kaiserlichen Teegärten stammen und Namen wie „der
Drachenbrunnen vom Löwenberg“ (Shi Fong Loong
Tseng) oder „die Jadeschnecken des Frühlings“ (Pi Lu
Chun) tragen. Besonders beliebt ist die „Silbernadel“
(Yin Zhen), ein Tee, der nur an zwei Tagen im Jahr
gepflückt wird und selbst dann werden nur die Blattknospe und das jüngste Blatt eines Strauchs verarbeitet. Überhaupt genießt Tee aus China unter Experten
einen besonders guten Ruf. Vor allem die Grünen und
Oolong-Tees sind überaus geschätzt. Dabei ähnelt
die Teeproduktion im heutigen China der Kaviarproduktion in der ehemaligen Sowjetunion. Große
staatliche Betriebe produzieren immense Mengen für
den Export, was aber überraschenderweise nicht zu
Lasten der Qualität gehen muss.
Scheiben-Tee für 10.000 Dollar
Besonders beliebt und teuer ist der chinesische PuErh-Tee. Dabei ist er für Laien nicht einmal als Tee
erkennbar. Nach der Ernte wird er zumeist in Teescheiben, -kugeln und -blöcke gepresst und benötigt
für seinen aromatischen Vollausbau schon noch etwas
Schimmel. 90 bis 100 Jahre alte Pu-Erh-Tee-Scheiben
werden heutzutage in Hongkong um bis zu 10.000
Dollar gehandelt.
Apropos Handel: Tee wird in den größten Produktionsländern (China, Indien, Kenia, Sri Lanka) auf
wöchentlichen Auktionen angeboten. Dabei dienen
Tee-Börsianer als Vermittler zwischen den Teefabriken
und deren großen Kunden, den internationalen Teehandelshäusern. Die Aufgabe des Brokers ist es, die bei
einer Auktion angebotenen Tees zusammenzustellen,
deren Qualität zu ermitteln und einen Mindestpreis
festzulegen. Angeboten wird der Tee nach Blattgrad
und Anbaugebiet oder Teegarten zu sogenannten Lots.
Um die potenziellen Käufer über den Tee zu informieren, schickt der Makler Proben des bei der Auktion
angebotenen Tees sowie einen Auktionskatalog an alle
im Auktionshaus registrierten Kunden. Der Katalog gibt
Auskunft über die Menge, die Herkunft, den Blattgrad
und das Herstellungsdatum des angebotenen Tees.
Ungefähr sechs Wochen nach dem Pflücken wird der
Tee schließlich während einer Auktion verkauft. An
den größten Teebörsen der Welt wie in Colombo und
Kalkutta wechseln wöchentlich bis zu 10.000 Tonnen
Tee den Besitzer.
300 Tassen Tee täglich
Die Preisfindung im Vorfeld der Auktionen variiert je
nach Qualität des Produkts und ist ebenso kompliziert
wie die Verkostung von Wein. Vom chinesischen Kai-
ser Hui-Tsung (1101-1126) sagt man, dass er seine
Minister köpfen ließ, wenn sie nicht mindestens 25
Teesorten am Geschmack erkannten. Professionelle
Teetester sind heutzutage schon besser ausgebildet.
Bis zu 40 Schwarzteesorten unterscheidet der Profi
nach seiner fünfjährigen Ausbildung. Sein Arbeitstag: 300 Tassen Tee trinken, und zwar täglich. In
der Hochsaison kann sich die Tassenanzahl auch
noch ganz leicht verdoppeln, wobei der Experte nicht
ausschließlich die Teeflüssigkeit bewertet. Besondere
Schlüsse ziehen die Tester auch aus den trockenen
und aufgebrühten Blättern.
Dass die Preise für Tee an den Weltmärkten weitgehend stabil – mit leichter Tendenz nach Norden – sind,
liegt nicht zuletzt an den oligarchischen Handelsstrukturen. Vier Fünftel der bei den Auktionen verkauften
Teemengen gehen an die großen internationalen
Konzerne wie Unilever und James Finlay. Auch nach
Ansicht der Food and Agriculture Organization (FAO)
wird der Teepreis tendenziell steigen statt sinken. Die
Gründe: 2010 wurden vier Millionen Tonnen Tee konsumiert. Produziert wurden 4,1 Millionen Tonnen Tee.
Bei Schwarzem Tee übersteigt die Nachfrage schon
das Angebot. Und: Tee ist nach Wasser das meistkonsumierte Getränk. n
Wissen
Ursprünglich existierten zwei Teepflanzen: der chinesische
Tee (Camelia sinensis) und der Assam-Tee (Camelia assamica). Durch fortwährende Kreuzungen wurden daraus heute bis zu 1.000 verschiedene Pflanzenarten, deren Qualität
sich je nach Anbaugebiet, Lage und Boden unterscheiden.
Wichtig sind auch die äußeren Bedingungen während
der Erntezeit. Je nach Sorte kann Tee rund alle 14 Tage
geerntet werden. Der Geschmack ist stark von der Jahreszeit abhängig. Um im Großhandel eine stetig gleichbleibende
Qualität bieten zu können, wird Tee in sogenannten „Blends“
(Mischungen) angeboten. Besonders geschätzt wird heutzutage der Grüne Tee. Dabei handelt es sich nicht um eine
eigene Pflanze. Einzig die Art der Verarbeitung entscheidet,
welcher Tee zu einem Schwarzen und welcher zum Grünen
Tee wird. Ein Kilo Tee kostete im vergangenen Jahr auf dem
Weltmarkt durchschnittlich 2,85 Dollar.
mehr Vermögen 02/2012 | 25
KULTUR & GESELLSCHAFT
Umjubeltes Konzert
von Lang Lang
© Wolfgang Lienbacher
Der international gefeierte Klaviervirtuose Lang Lang
begeisterte kürzlich die Gäste der Schoellerbank bei
einem Konzert mit den Münchner Philharmonikern
unter Zubin Mehta im Großen Saal des Wiener
Musikvereins. Stücke von Arnold Schönberg, Ludwig
van Beethoven und Johannes Brahms standen auf
dem Programm. Besonders beklatscht wurde die
spontane Zugabe von Lang Lang während des Konzerts. Beim Dinner im Wiener Hotel Imperial nutzten
Bank Austria Vorstand Robert Zadrazil, Direktor
Mag. Stephan Maxonus und sein Team die Gelegenheit, die Kontakte mit den Kunden der Schoellerbank
zu vertiefen.
Direktor Heimo H. Haidmayer, Karim El-Gawhary und Mag. Heinz
Mayer beim Kaminabend der Schoellerbank Graz.
Blick in die arabische Welt
Karim El-Gawhary hat in den vergangenen Monaten
umfassend über die Aufstände in der arabischen Welt
berichtet. Bei einem Kaminabend der Schoellerbank in
Graz berichtete er aus seinem „Tagebuch der Revolution“ über den arabischen Frühling und seine Folgen. Im
Anschluss stand das Motto „Investieren statt Spekulieren“ im Mittelpunkt eines Fachvortrags von Schoellerbank Vorstand Mag. Heinz Mayer.
© Marco Riebler
Anlagecocktail in Salzburg
Das Schauspielhaus eröffnete den Anlagecocktail mit einem
Ausschnitt aus dem aktuellen Stück „Geschichten aus dem
Wiener Wald“.
26 | mehr Vermögen 02/2012
Zahlreiche Gäste konnte die Schoellerbank zu einem Anlagecocktail im Schauspielhaus Salzburg begrüßen. Eröffnet
wurde der Abend mit einer Kostprobe aus dem aktuellen
Spielplan. Anschließend hieß Mag. Franz Witt-Dörring,
seit einigen Wochen Vorstandsvorsitzender, die Gäste
willkommen.
Vorstand Mag. Heinz Mayer widmete sich – anlässlich des
Jubiläums 20 Jahre Schoellerbank Vermögensverwaltung
– dem Thema: Wie investiert man in Zeiten der Staatsverschuldung am besten? Eine Frage, die bei Cocktails
und kulinarischen Köstlichkeiten weiter diskutiert wurde.
Abschließend präsentierte das Schauspielhaus als besonderes Zuckerl – noch vor der offiziellen Premiere – einen
Auszug aus dem Stück „In Marmor“ von Marina Carr.
KULTUR & GESELLSCHAFT
„Kunst und Wein“ in Linz
Die Eröffnung einer Ausstellung mit den farbenfrohen Bildern
der Wiener Künstlerin Edel Czernin bildete einen eindrucksvollen
Rahmen für angeregte Gespräche in der Schoellerbank Linz. Die
Vernissage war auch eine gute Gelegenheit, um die Weine des
Jungwinzers Matthias Hager aus dem Kamptal zu verkosten.
Regionaldirektor Gerold Humer hielt eine Laudatio auf die Künstlerin und dankte dem Leiter des Standorts Linz, Walter Engelmann, für die Initiative zur Veranstaltung.
Vorstand Mag. Heinz Mayer mit dem Gastgeber
Direktor Peter Scherbaum vor den Skulpturen des
Geschwisterpaars Mercedes und Franziska Welte.
Expertenforum
in Bregenz
Schoellerbank Landesdirektor Gerold Humer bewunderte die Werke der Künstlerin Edel
Czernin bei der Vernissage in Linz.
Soirée im Bank Austria Kunstforum
© Herbert Brandl, 2012
Das Werk des österreichischen Malers Herbert Brandl stand im Mittelpunkt eines Abends der Schoellerbank im Kunstforum der Bank
Austria. Es gab eine exklusive Führung durch die Schau, bei der
Werke aus den frühen 1980er-Jahren, aktuelle Gemälde und eigens
für die Ausstellung geschaffene Bilder gezeigt wurden. Nach dem
Rundgang gab es für die Gäste ein Buffet in der Säulenhalle des
Kunstforums. In diesem inspirierenden Rahmen wurden viele interessante Gespräche geführt.
Die nächste Ausstellung im Bank Austria Kunstforum ist der privaten Sammlung Hubert Looser gewidmet, die unter anderem
Werke von Picasso, Giacometti, de Kooning oder Twombly umfasst.
Die Schau ist bis 15. Juli zu sehen.
Ohne Titel, 2010. Öl und Firnis auf Leinwand, 170 x 218 cm. Courtesy Galerie nächst
St. Stephan, Rosemarie Schwarzwälder, Wien
Wie legt man in Zeiten der Schuldenkrise sein Geld am besten an?
Und wer profitiert von den riesigen
Schuldenbergen, die in den vergangenen Jahrzehnten angehäuft wurden? Antworten auf diese Fragen
versuchte Schoellerbank Vorstand
Mag. Heinz Mayer bei einem Expertenforum in der Schoellerbank Bregenz zu geben. Er zeigte Wege auf,
wie es Staaten gelingen könnte, ihre
Schulden zu reduzieren. In Europa
schmälert eine „stille Vermögenssteuer“ durch Inflation und niedrige
Zinsen die Sparvermögen. Anlegern
empfahl Mayer unter anderem eine
gezielte Diversifikation und die sehr
selektive Beimischung von Aktien ins
Depot.
Neben Fachvorträgen zu aktuellen
Finanzthemen finden auch immer
wieder Veranstaltungen zu Kunst
und Kultur ihren Platz in der
Schoellerbank Bregenz. So stellte das
Geschwisterpaar Mercedes und Franziska Welte – auch bekannt unter
dem Künstlernamen NONOS – seine
Skulpturen in den Räumlichkeiten der
Privatbank aus.
mehr Vermögen 02/2012 | 27
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