FORSCHUNGSPROJEKTE Praxisorientierte Methode zur Bewertung von Feinspanplatten hinsichtlich Lackierbarkeit MÖBEL, BAUELEMENTE, OBERFLÄCHE Projektleiter: Dr.-Ing. Ingrid Fuchs Bearbeiter: Dr.-Ing. Ingrid Fuchs, Dipl.-Ing. Anissa Ghozzi Förderinstititution: BMWi / Inno-KOM / Euronorm Aufgabenstellung In der Möbelindustrie werden zunehmend direkt bedruckte Holzwerkstoffe, z. B. mit Feinspanplatten als Substrat, eingesetzt. Um ein gutes Druckbild zu erzeugen, müssen diese Platten mit einem geeigneten Druckgrund versehen werden. Die Ausprägung des Druckgrundes wird von der Oberfläche der Rohspanplatten beeinflusst. Bisher existieren keine Verfahren, um die Oberflächenqualität der Feinspanplatten bezüglich ihrer Eignung für einen Direktdruck zu beschreiben. In der Praxis beweist sich die Eignung/Nichteignung einer Feinspanplatte in der Regel nach erfolgtem Druck. Diese Lösung ist aus wirtschaftlichen Gründen für die Möbelhersteller nicht akzeptabel. Es galt deshalb, Verfahren zu finden, die eine Beschreibung der Oberflächen von Feinspanplatten erlauben und aus denen auf die Eignung dieser Platten für den Direktdruck geschlossen werden kann. Lösungsweg In Zusammenarbeit mit einem Holzwerkstoff- und einem Möbelhersteller wurden unter Verwendung eines breiten Sortimentes von Feinspanplatten (19 Varianten) Druckversuche an einer Industrieanlage durchgeführt und die Ergebnisse dieser Versuche bewertet. Parallel dazu wurden die Eigenschaften der Feinspanplatten, speziell die Oberflächeneigenschaften (Topographie, Oberflächenspannung, pH-Wert) bestimmt und Korrelationen zwischen den Platteneigenschaften und der Druckqualität hergestellt. Außerdem erfolgten in Anlehnung an den Pastentest nach Flemming Untersuchungen, um das Aufnahmevermögen der Plattenmaterialien in Bezug auf Beschichtungsmaterialien zu bestimmen. 34 Ergebnisse Die Druckqualität (indirekter Tiefdruck) wurde von Probanden bewertet, die bei definierten Randbedingungen (Lichtart, Betrachtungswinkel und -abstand) eine Einschätzung unter den Gesichtspunkten optischer Eindruck, nichtbedruckte Fläche und Krater vornahmen. Diese Bewertung erlaubte eine Einteilung der untersuchten Feinspanplatten in 4 Gruppen, wovon die 1. Gruppe sehr gut für den Direktdruck geeignet ist, die 2. Gruppe für Drucke mit reduzierten Qualitätsanforderungen (Möbelinnenseiten) und die beiden anderen Gruppen nicht geeignet sind. Diese Bewertungen wurden mit den ermittelten Platteneigenschaften verglichen. Zwischen Eigenschaften wie Rohdichte oder 24-h-Quellung und der Druckqualität konnten keine Zusammenhänge nachgewiesen werden, selbst zur Rohdichte an der Plattenoberseite wurde kein Bezug hergestellt. Deutlichere Zusammenhänge ergaben sich zwischen den Rauheitsparametern – speziell Sz, Sk, Spk, Svk – und der visuellen Bewertung der bedruckten Oberfläche. Für die Bestimmung der topografischen Parameter stand ein optoelektronisches Rauheitsmessgerät vom Typ MikroCAD zur Verfügung, das die Rauheitsparameter auf Grundlage der Streifenlichtprojektion bestimmt. Um die reale Belastung der Oberfläche beim Beschichten mit wässrigen Materialien nachzustellen, wurde eine Prüfmethode entwickelt, bei der die Oberflächen kurzzeitig definiert befeuchtet werden. Vor und nach der Befeuchtung erfolgt die Bestimmung der Rauheitsparameter. Aus den Unterschieden der Rauheitsparameter vor und nach der Befeuchtung kann ebenfalls auf die Eignung bezüglich Lackierbarkeit geschlossen werden (siehe Abb. 1). FORSCHUNGSPROJEKTE MÖBEL, BAUELEMENTE, OBERFLÄCHE Weiterhin erfolgte die Charakterisierung der Oberflächen der Feinspanplatten mittels Randwinkel- und pH-Wert-Bestimmung. Die Randwinkel wurden jeweils nach 1 s, 10 s und 60 s bestimmt. Allerdings war weder zwischen pH-Wert oder dem Randwinkel bzw. den Randwinkeldifferenzen und der Lackierbarkeit ein gesicherter Zusammenhang nachweisbar. Zusätzlich wurde in Anlehnung an den Pastentest nach Flemming eine Methode zur Charakterisierung des Materialaufnahmevermögens von Feinspanplatten abgeleitet. Dazu wurde eine definierte Menge eines Walzgrundes mit einer motorischen Rakelvorrichtung auf die Oberfläche der Feinspanplatten aufgebracht und die Größe der markierten Fläche ermittelt. Ein Zusammenhang zwischen Größe der markierten Flächen und Lackierbarkeit existiert (siehe Abb. 2), es gibt aber auch Ausnahmen. Diese Methode besitzt das Potenzial für ein Praxisverfahren. Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigen, dass für die Bewertung der Lackierbarkeit einer Feinspanplatte eine Kenngröße nicht ausreicht. Aus dem Vergleich von Rauheitsparametern, Randwinkeländerung und Materialaufnahmevermögen können Schlussfolgerungen hinsichtlich Lackierbarkeit getroffen werden. Abb. 1: Zusammenhang zwischen Rauheit vor (Sz) und nach (Sz12) der Befeuchtung und der visuellen Bewertung Abb. 2: Zusammenhang zwischen der Größe der durch Walzgrund markierten Fläche und der visuellen Bewertung 35