Schnelle Rettung für Unfallopfer in Thüringen

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Pressemitteilung:
Schnelle Rettung für Unfallopfer in Thüringen
Krankenhausspiegel Thüringen veröffentlicht erstmals Qualität und Strukturen
der Kliniken bei der Versorgung von Schwerverletzten
Außerdem: Die neuesten Qualitätsergebnisse aus 14 Behandlungsgebieten
(Erfurt, 28.04.2016) Der Krankenhausspiegel Thüringen baut sein Informationsangebot für Patienten weiter aus: Neben den frisch aktualisierten Qualitätsergebnissen aus 14 Behandlungsgebieten von Geburtshilfe bis Hüftgelenkersatz werden
ab sofort viele nützliche Daten und Fakten zur Versorgung schwerverletzter
Unfallopfer in den Thüringer Krankenhäusern veröffentlicht. Thüringen weist hier
seit einigen Jahren eine sehr gut ausgebaute Versorgungsstruktur auf – dank des
Traumanetzwerks Thüringen, in dem 28 Unfallchirurgien der Thüringer Krankenhäuser untereinander und mit den Rettungsdiensten eng zusammenarbeiten. Dies
führt zu einer Leistungsfähigkeit, die es ermöglicht, in jeder Region Thüringens
Schwerverletzte innerhalb kurzer Zeit optimal zu versorgen und viele Leben zu
retten.
Wie die Schaubilder der neuen Rubrik „Versorgung von Schwerverletzten“ im Krankenhauspiegel Thüringen zeigen, wurden im Jahr 2014, dem aktuellen Auswertungsjahr,
rund 1.000 Schwerverletzte in einer der Kliniken des Traumanetzwerks Thüringen
behandelt; davon waren fast 70 Prozent Männer. Der Altersdurchschnitt betrug 51,2
Jahre. Gut die Hälfte der Unfälle ereignete sich im Straßenverkehr, 17 Prozent waren
Stürze aus über drei Metern Höhe. 50 Prozent der Unfallopfer wurden mit lebensbedrohlichen Verletzungen eingeliefert, insgesamt 33 Prozent haben ein schweres SchädelHirn-Trauma erlitten. Im Bundesdurchschnitt lag dieser Anteil mit 37 Prozent sogar noch
höher.
Überdurchschnittlich schnelle Diagnose und Behandlung
Bei der schnellen Diagnose und Behandlung der Verletzungen erreichen die Thüringer
Krankenhäuser überdurchschnittlich gute Werte. „Im Schnitt vergehen nur 17 Minuten
von der Einlieferung in ein Krankenhaus bis zu einer Computertomographie des Schädels und 87 Minuten bis zum ersten Notfalleingriff“, berichtet der stellvertretende Sprecher des Traumanetzwerks Thüringen, Dr. Arne Wilharm, Oberarzt an der Klinik für
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Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie am Universitätsklinikum Jena. „Im
Bundesdurchschnitt dauert dies länger, nämlich 22 bzw. 89 Minuten. Dies ist auf eine
sehr gute Organisation in den Notfallaufnahmen und Unfallchirurgien der Thüringer
Krankenhäuser zurückzuführen.“ Dank der guten Versorgungsstrukturen und des
schnellen Eingreifens überleben mehr als 90 Prozent aller eingelieferten Schwerverletzten; im Bundesdurchschnitt ist die Überlebensrate etwa ein Prozent geringer.
28 Traumazentren in Thüringen
Das Traumanetzwerk Thüringen (vom altgriechischen „trauma“ für Wunde) wurde nach
einer mehrjährigen Vorbereitungsphase 2011 ins Leben gerufen und im Jahr 2012
entsprechend den deutschlandweit geltenden Kriterien der Deutschen Gesellschaft für
Unfallchirurgie (DGU) zertifiziert. Es setzt sich aus 28 Krankenhäusern mit Traumazentren unterschiedlicher Versorgungsstufen zusammen. 13 lokale, 12 regionale und 3
überregionale Traumazentren stellen eine flächendeckende Versorgung von Schwerverletzten auf höchstem Niveau sicher. Im Krankenhausspiegel Thüringen sind auf einer
interaktiven Karte alle Traumazentren Thüringens mit ihrer Versorgungsstufe eingezeichnet.
Lokale Traumazentren
Lokale Traumazentren sind wichtig für die flächendeckende Versorgung von Einzelverletzungen. Sie sind in der Lage, die Erstversorgung von Verletzten zu übernehmen und
ihre Vitalfunktionen zu stabilisieren. Hier geht es zuallererst darum, Leben zu retten. Sie
verfügen über einen Schockraum, in dem die Atemfunktion aufrechterhalten, Blutungen
kontrolliert und Diagnostik mittels Computertomografie der verletzten Organe oder
Körperteile gemacht werden kann, um das Ausmaß der Verletzungen feststellen zu
können. Falls erforderlich werden die Patienten nach Abschluss der Diagnostik, Sicherung der Vitalfunktion und ggf. der Durchführung lebensrettender Notfalleingriffe in ein
regionales oder überregionales Traumazentrum verlegt, das sie weiterbehandeln kann.
Regionale und überregionale Traumazentren
Regionale Traumazentren stellen die nächste Versorgungsstufe dar. Hier können
beispielsweise auch Schädel-, Hirn- und Rückenmarkverletzungen behandelt werden.
Sie sind personell so aufgestellt, dass sie in der Regel jederzeit einen Schwerverletzten
zur Versorgung aufnehmen können.
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Überregionale Traumazentren schließlich sind die oberste Stufe und halten eine personelle und apparative Ausstattung vor, mit der alle Arten von Verletzungen auf höchstem
Niveau sowohl akut als auch im weiteren Behandlungsverlauf versorgt werden können.
Sie sind verpflichtet, bei Bedarf Schwerverletzte aus lokalen und regionalen NetzwerkKliniken zu übernehmen.
Spätestens nach 60 Minuten in einem Traumazentrum
Die Kooperation der beteiligten Kliniken untereinander und mit den Rettungsdiensten ist
sehr eng. In jeder Klinik ist ein „Trauma-Handy“ geschaltet, über das sieben Tage in der
Woche und 24 Stunden am Tag Schwerverletzte angemeldet werden können. Nach
einem Unfall meldet sich dort die Rettungsleitstelle oder der erstversorgende Notarzt
und kann den Patienten direkt beim zuständigen Arzt anmelden. „Wenn einem Traumazentrum von der Leitstelle ein Schwerverletzter angekündigt wird, setzt sich dort sofort
eine Meldekette in Gang, die alle Ärzte, Pflegekräfte und Spezialisten, die nach Auskunft
des Notarztes für den spezifischen Patienten erforderlich sind, alarmiert“, erläutert Dr.
Thomas Weihrauch, Chefarzt der Klinik für Chirurgie am Standort Ilmenau der Ilm-KreisKliniken, der als regionales Traumazentrum zertifiziert ist. „So steht bei Ankunft des
Patienten ein interdisziplinäres Behandlungsteam bereit.“ Ziel ist, dass jeder Schwerverletzte spätestens 60 Minuten nach dem Unfall im Schockraum eines geeigneten
Traumazentrums liegt.
Ständige Verbesserung der Versorgungsqualität
Die Versorgung von schwerverletzten Patienten erfolgt nach den Vorgaben des Advanced Trauma Livesupport (ATLS) einem weltweit Behandlungskonzept, dass die Unfallchirurgen aller Kliniken regelmäßig trainieren, um die Diagnostik und Erstversorgung in
der frühen innerklinischen Phase im Schockraum schnell und standardisiert durchführen
zu können. In Qualitätszirkeln werten die Kliniken rückblickend Fälle aus und leiten
gegebenenfalls Verbesserungsprozesse ein. Damit wird die ständige Optimierung der
Versorgungsqualität sichergestellt. „Das Traumanetzwerk Thüringen ist zusätzlich an der
entwicklung eines landesweiten Versorgungskonzept für Massenunfälle, Großschadensereignisse und Katastrophenfälle beteiligt, um auch bei einer großen Zahl von Verletzten eine schnelle Versorgung sicherzustellen“, ergänzt Prof. Dr. Dr. Gunter Hofmann,
der Sprecher des Thüringer Netzwerks.
Über 50 Traumanetzwerke in Deutschland
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Die enge und schnelle Zusammenarbeit war nicht immer so selbstverständlich. Vor der
Gründung von Traumanetzwerken in Deutschland konnte es passieren, dass ein Notarztwagen bei mehreren Kliniken anfragen musste, bis er ein aufnahmebereites Haus
fand. So verstrich wertvolle, häufig über Leben oder Tod entscheidende Zeit. Auch
innerhalb der Kliniken waren die Abläufe oft nicht standardisiert, denn die Kapazitäten
für die Schwerverletztenversorgung sind kaum verlässlich planbar. Dies bewog die
Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) im Jahr 2008, bundesweit Kliniken mit
Unfallchirurgien dazu aufzurufen, sich zu regionalen Traumanetzwerken zusammenzuschließen, die nach gleichen Standards funktionieren. Inzwischen gibt es deutschlandweit über 50 solcher Netzwerke. Alle Traumanetzwerke und ihre angeschlossenen
Traumazentren müssen alle drei Jahre bei der DGU den Nachweis erbringen, dass ihre
Standards den Anforderungen entsprechen.
Krankenhausspiegel mit neuesten Qualitätsergebnissen
„Zusätzlich zur neuen Rubrik ’Versorgung von Schwerverletzten’ präsentiert der Krankenhausspiegel Thüringen frisch aktualisierte Qualitätsergebnisse aus insgesamt 14
besonders häufigen oder komplizierten Behandlungsgebieten wie Orthopädie, Herzchirurgie, Geburtshilfe und gynäkologische Operationen in leicht verständlichen Schaubildern“, betont Dr. Gundula Werner, Vorstandsvorsitzende der Landeskrankenhausgesellschaft Thüringen. Ergänzt werden die Qualitätsergebnisse durch Erläuterungstexte zu
den Erkrankungen sowie den Diagnose- und Therapiemöglichkeiten des jeweiligen
Behandlungsgebiets. Zusätzlich gibt es seit dem letzten Jahr zwei weitere Rubriken:
Zum einen Informationen über die Versorgung unheilbar Kranker in Palliativstationen,
Hospizen und durch ambulante Palliativpflegedienste und zum anderen eine Darstellung
der vielfältigen Strukturen und Maßnahmen in den Krankenhäusern zur Vermeidung von
Infektionen. Ausführliche Porträts aller Krankenhäuser mit aktuellen Kontaktdaten
runden das Angebot des Krankenhausspiegels Thüringen ab. Den Patienten bietet der
Krankenhausspiegel Thüringen umfassende Informationsmöglichkeiten über die Krankenhäuser des Freistaats und ihre Leistungen.
Weitere Informationen unter: www.krankenhausspiegel-thueringen.de
Pressekontakt:
Henry Friedrich Meyer
Tel.: 0361 – 55 830 15
E-Mail: [email protected]
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