12 Modellprojekte energiesparen Macht schule

Werbung
Bayerische staatsregierung
12 Modellprojekte
energiesparen Macht schule
oberste Baubehörde im
Bayerischen staatsministerium des innern
Bayerisches staatsministerium für
unterricht und kultus
Bayerisches staatsministerium für
umwelt und Gesundheit
Energiesparen Macht SchulE
12 Modellprojekte
Erstellt im Auftrag von
Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern
Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus
Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit
Bayerische Architektenkammer
2
Inhalt
GRusswort
3
1 Einführung
4
2 Anlass und Zielsetzung
6
3Schwerpunkte
9
4 Ausgewählte ModellProjekte
Justus-von-Liebig-Schule Heufeld – Bruckmühl
15
18
Raumgewinn durch neue Hülle
Grundschule Riemerling
22
Kompakter Baukörper durch ­Gebäudeerweiterung
Theresen-Grundschule Germering
26
Architektur für ein modernes Schulkonzept
Realschule Deggendorf
32
Neue Gestaltung durch gute Zusammenarbeit
St.-Gotthard-Gymnasium Niederalteich
34
Energetische Modernisierung im Denkmalschutz
Aufseesianum Bamberg
36
Vom Hallenbad zum Klassenzimmer
Mittelschule Neptunweg – Nürnberg
38
Modernisierung als Bildungsthema
Dillenberg-Schule – Cadolzburg 42
Hohe Einsparung durch innovative Technik
Verbandsschule ­Volksschule Kürnach
46
Mit der ganzen Gemeinde zur energetischen Sanierung
Bertolt-Brecht-Realschule Augsburg 52
Fassadengestaltung und Lichtlenkung
Grundschule Ottobeuren
56
Schulprojekte in guter Luft
Grund- und Mittelschule Grafenwöhr
60
Einheitliche Gestaltung durch Modernisierung
5 Einspareffekte der Modellprojekte
62
6 Erläuterungen
65
7Weiterführende Informationen
72
8Impressum
74
3
GruSSwort
Um sowohl Bayerns vorbildliche und international anerkannte Klimapolitik
weiter zu stärken als auch die deutsche Energiewende erfolgreich umzusetzen, muss die Bedeutung der Themen Klimaschutz, Energiesparen und
Steigerung der Energieeffizienz schon den Jüngsten in unserer Gesellschaft
vermittelt werden. Was liegt näher, als damit in den Schulen zu beginnen.
Dies bietet sich insbesondere auch deshalb an, weil in den letzten Jahren
zahlreiche Schulen im Rahmen des Konjunkturpakets II und der Investitionspakte 08 und 09 energetisch saniert wurden.
Die Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern hat in
Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit, dem Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus und
der Bayerischen Architektenkammer zwölf dieser energetischen Sanierungsmaßnahmen an Schulen begleiten lassen und die Erkenntnisse aus den unterschiedlichen technischen und organisatorischen Herangehensweisen in
dieser Broschüre zusammengefasst. Dabei stellt sie nicht nur die technische
Umsetzung der energetischen Maßnahmen dar, sondern zeigt auch auf, wie
die Maßnahmen in den Schulalltag integriert wurden. Den Schülerinnen und
Schülern konnten so die Rahmenbedingungen und Herausforderungen, aber
auch die Erfolge der Sanierungsmaßnahmen an „ihrer“ Schule aus eigener
Anschauung vermittelt und im Sinne der Umweltbildung nutzbar gemacht
werden.
Im Rahmen der drei Sonderprogramme konnte in den letzten Jahren eine
große Zahl an Projekten umgesetzt werden. Dennoch gibt es noch viele
Schulgebäude in Bayern, die energetisch saniert werden müssen. Die vorliegende Broschüre soll dazu beitragen, dass zukünftige Sanierungsmaßnahmen an Schulen von den Erfahrungen der hier vorgestellten Modellprojekte
profitieren können.
Joachim Herrmann MdL
Bayerischer Staatsminister des Innern
Dr. Ludwig Spaenle MdL
Bayerischer Staatsminister für Unterricht und Kultus
Dr. Marcel Huber MdL
Bayerischer Staatsminister für Umwelt und Gesundheit
Dipl.-Ing. Architekt Lutz Heese
Präsident der Bayerischen Architektenkammer
4
1
Einführung
Erfolgreiche Klima- und Energiepolitik muss dort ansetzen, wo die großen
Einsparpotentiale liegen und diese wirtschaftlich und nachhaltig erschlossen
werden können. Besondere Bedeutung haben hier die Gebäude, da rund
40 % der Endenergie in Deutschland im Gebäudebereich verbraucht werden.
Der Energieverbrauch von über 5.000 teilweise sehr großen Schulen in Bayern
ist erheblich und belastet die Schulträger jedes Jahr mit enormen Kosten.
Die energetische Modernisierung von insgesamt 808 bayerischen Schulen
wurde aus Fördermitteln des Konjunkturpakets II (KPII) und der Investitionspakte 2008 und 2009 (IP) mit über 655 Mio. Euro vom Bund und vom Freistaat Bayern bezuschusst. Das ist aber nur ein Bruchteil der energetisch
dringend modernisierungsbedürftigen Schulen. Wo im Schulneubau Passivhausstandard bereits vielfach umgesetzt wird, besteht im Bestand noch
großer Nachholbedarf.
Die erheblichen staatlichen und kommunalen Investitionen im KPII und IP
haben sich mehrfach gelohnt:
Der reduzierte Energiebedarf und der verstärkte Einsatz erneuerbarer Energien entlasten unsere Umwelt ökologisch durch einen verringerten Verbrauch
nicht nachwachsender Rohstoffe und einen verminderten CO2 -Ausstoß. Auch
konnten die Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2008 durch den
Förderimpuls für die heimische Bauwirtschaft abgefedert werden. Nicht zuletzt profitieren die Nutzer von den verbesserten Lern- und Arbeitsbedingungen in „ihrem“ modernisierten Schulgebäude.
Um die umfangreichen Erfahrungen aus den umgesetzten Maßnahmen zu
dokumentieren, gleichzeitig aber den Blick in die Zukunft zu richten, ließ
die Oberste Baubehörde, in Kooperation mit dem Kultusministerium, dem
Umweltministerium und der Bayerischen Architektenkammer, zwölf exem­
plarische Schulprojekte von der Arbeitsgemeinschaft Dirtheuer-BaureggerErnstberger während der Umbauarbeiten begleiten. In der vorliegenden
Broschüre stehen architektonische und technische Aspekte gleichwertig neben Beteiligung und Schulung der Nutzer. Denn für eine möglichst effiziente
Umsetzung ist eine enge Abstimmung zwischen Schulleitung, Verwaltung,
Architekten, Planern und Handwerkern unerlässlich. Durch die Sensibilisierung der Nutzer für das Thema Energieeffizienz und -einsparung erhöht sich
die Akzeptanz der Maßnahme und kann das Nutzerverhalten und damit die
Wirksamkeit der energetischen Modernisierungen positiv beeinflusst werden: Die theoretisch berechnete Energieeinsparung kann nämlich als Folge
des realen Nutzerverhaltens sowohl deutlich über- als auch unterschritten
werden. Zusätzlich können energiebewusste Schüler eine wichtige Rolle als
Multiplikatoren in ihren Familien und in ihrem Freundeskreis einnehmen.
Experimente mit dem Klimamobil an der Grundschule Ottobeuren ►
Einführung 5
Im Schulalltag besteht ein natürliches Interesse an einer störungsfreien Arbeitsumgebung, ohne Belästigungen durch die Baumaßnahme. Dennoch
müssen Bauarbeiten nicht nur als notwendiges Übel für ein modernisiertes
Schulgebäude ertragen werden, sondern können sogar eine Bereicherung
des Schullebens und des Unterrichts darstellen, wenn die Schulen den gesetzlich festgeschriebenen Umweltbildungsauftrag wirksam umsetzen und
mit Realitätsbezug arbeiten. Einige der hier vorgestellten Beispiele verdeutlichen, wie eine energetische Schulhaussanierung durch Einbindung der
Schüler zur Umweltbildung genutzt werden kann, um ein bleibendes Energiebewusstsein sowie ressourcenschonendes Nutzerverhalten zu erzielen.
Da sich die Rahmenbedingungen in den Kommunen und den einzelnen Schulen unterscheiden, kann diese Broschüre nicht mit Musterlösungen aufwarten. Sie kann aber die Entscheidungsträger und Nutzer dabei unterstützen,
Chancen zukunftsfähiger Gebäudekonzepte zu erkennen und energetische
Modernisierungen anzustoßen. Darüber hinaus kann sie auf technische, gestalterische und wirtschaftliche Herausforderungen vorbereiten, ihnen als Inspiration und Erfahrungsschatz dienen und ihnen helfen, die Planungsgrundlagen vorzugeben und die Maßnahmen unterstützend zu begleiten.
Foto | Schulze-Bahr
Nachahmung ist somit ausdrücklich erwünscht!
6
2
Anlass und Zielsetzung
Anlass Nachhaltiges Denken und Handeln gewinnt in allen Bereichen
an Bedeutung. Dabei spielen der Klimaschutz, Energieeinsparung, der schonende Umgang mit Ressourcen ebenso wie wirtschaftliche Überlegungen
eine wichtige Rolle.
Öffentliche Gebäude sind bei der Entwicklung zukunftsweisender Strategien zur Energieeinsparung von besonderer Bedeutung. Schulen haben einen
großen Anteil an den Energiekosten der Städte und Gemeinden und bieten
damit ein hohes Sparpotential.
Besonders bedeutsam ist jedoch der starke Öffentlichkeitsbezug der Schulen. Ihre Vorbildfunktion kann dazu beitragen, vielen Menschen einen ressourcenschonenden Umgang mit Energie zu vermitteln. Fast alle Gesellschaftsschichten haben direkt oder indirekt mit der Schule Kontakt. Eine
frühe Umweltbildung ist notwendig, um Kinder für dieses Thema zu sensibilisieren. Gemeinsam mit allen am Schulleben beteiligten Personen kann dazu
beigetragen werden, in Zukunft energiebewusster zu leben und zu handeln.
Viele der bestehenden Schulgebäude stammen aus den 50er bis 70er Jahren und entsprechen energetisch wie baulich nicht mehr dem heutigen Standard. Mängel zeigen sich vielfach in der Bausubstanz, den Heizungsanlagen,
den Sanitäranlagen und beim Brandschutz. Zudem weisen die Gebäude oft
kein einheitliches Erscheinungsbild auf, da sie im Laufe der Jahre durch Anbauten ergänzt wurden. Eine Identifizierung mit der Schule wird dadurch oft
erschwert.
Durch die Förderung im Investitionspakt 2008 bzw. 2009 und im Konjunkturpaket II ergab sich die Chance, zahlreiche Schulgebäude in ihrer Bau­
substanz energetisch zu optimieren.
Projekte Die in der vorliegenden Broschüre beispielhaft dargestellten Schulen konnten durch die Modernisierungsmaßnahmen nicht nur hohe
Energieeinsparungen erzielen, sondern erfuhren durch Dämmung der Fassaden und Erneuerung der Fenster auch eine gestalterische Aufwertung. Bei
einigen Projekten wurden zusammen mit den Nutzern räumliche Veränderungen entwickelt und so Verbesserungen für die pädagogische Arbeit erzielt.
Die vorgefundene Architektursprache der Bestandsgebäude war häufig anspruchsvoll und hochwertig, wenn auch konstruktiv nur bedingt mit heutigen
energetischen Standards vereinbar. Eine verantwortungsvolle Auseinandersetzung mit dem individuellen architektonischen Konzept sowie eine differenzierte und abgestimmte Planung waren aus diesem Grund unerlässlich.
Ausgangspunkt jeder Maßnahme war daher immer die Untersuchung der
bestehenden Substanz. Erst nach einer solchen Untersuchung und der gemeinsamen Entwicklung eines Gesamtkonzeptes wurden die einzelnen Umsetzungsmaßnahmen festgelegt, kalkuliert, im Detail geplant und ggf. schrittweise umgesetzt. Im Fokus der energetischen Konzepte stand zumeist eine
Reduzierung des Wärmeverlusts durch die Außenhülle. Zur Steigerung der
Energieeffizienz wurden zudem veraltete Heizungen durch moderne, häufig
mit regenerativer Energie betriebene Anlagen ersetzt. Weitere Maßnahmen
der Gebäudetechnik rundeten die Projekte ab.
So unterschiedlich die Gebäude und örtlichen Gegebenheiten, so variantenreich waren die Planungsergebnisse. Ziel war aber immer eine umweltverträgliche, wirtschaftliche, architektonisch gelungene und der Nutzung
angemessene Maßnahme. Die Planung und Umsetzung bei zumeist laufendem Schulbetrieb erforderten entsprechend kompetente Fachplaner, hohe
Präzision und großes Engagement aller Beteiligten.
Anlass und Zielsetzung 7
Die angegebenen Werte zur Einsparung von End- und Primärenergie wurden
zunächst rein rechnerisch ermittelt. Welche Einsparungen tatsächlich realisiert werden, hängt wesentlich von der Umsetzung durch die Nutzer ab und
wird sich erst im laufenden Betrieb zeigen.
Besonderer Wert wurde daher auf die Auswahl von Projekten mit einem hohen Maß an Beteiligung gelegt. Diese Projekte lassen ein intensives Miteinander von Trägern, Architekten, Planern, Handwerkern, Schulleitung, Lehrern,
Hausmeistern und Schülern erkennen, was zur Optimierung der Projektideen
führte. Zahlreiche Entscheidungen wurden mit den Nutzern vor Ort getroffen.
Die Einbeziehung aller Beteiligten erhöhte die Akzeptanz der Modernisierungsmaßnahmen und stärkte die Identifikation mit dem erneuerten Schulgebäude. Dies verbesserte in der Planungs- und Bauphase die Abläufe.
Störende Belästigungen konnten besser koordiniert werden und wurden bereitwilliger hingenommen.
Das wesentliche Ziel einer energetischen Modernisierung ist es, Energie zu
sparen, ein Thema, das auch in vielen Lehrplänen vertreten ist. Viele Pädagogen nutzten daher die Modernisierung, um energiesparendes Verhalten, Klimaschutz und energieeffizientes Bauen in ihren Unterricht mit aufzunehmen.
Damit wurde den Kindern und Jugendlichen auch die Baumaßnahme an der
Schule vorgestellt und nahe gebracht. Im weiteren Betrieb engagieren sich
die Nutzer nun aus eigener Motivation für energiesparendes Verhalten und
den pfleglichen Umgang mit dem Gebäude.
Weitere Ziele­ Gerade bei der Sanierung von Schulen ist es wichtig,
die Schule als Gesamtheit zu betrachten. Dabei geht es nicht nur um Energieeinsparung – auch die Lernatmosphäre, die Berücksichtigung neuer Lernund Schulkonzepte (Ganztagsschule), Akustik und Barrierefreiheit spielen
eine wichtige Rolle, um Schulen für die pädagogische Arbeit nachhaltig zu
verbessern.
Die Förderungen aus den Investitionspakten 2008 bzw. 2009 und dem Konjunkturpaket II haben dazu beigetragen, viele lang anstehende Modernisierungsmaßnahmen zu ermöglichen. Die Förderung beschränkte sich fast
ausschließlich auf energetische Maßnahmen. Um so erfreulicher ist es, dass
einige Schulen die Modernisierungsmaßnahmen auch auf weitere Bereiche
ausdehnen konnten.
Aus bautechnischer Sicht wird ein nachhaltig positiver Effekt einer Modernisierungsmaßnahme nicht allein durch Energieeinsparung erreicht, auch die
Auswahl der Baumaterialien und Energieträger ist von Bedeutung. Ziel ist es
nicht nur, die Energiekosten zu senken, sondern auch effektiv CO2 einzusparen. Daher sollten die Schulen – wo vorhanden – in nahegelegene Versorgungssysteme eingebunden und bevorzugt regenerative Energieträger eingesetzt werden.
Technische Lösungen optimieren die Energieeffizienz von Gebäuden. Hierdurch werden Verhaltensänderungen des Nutzers und die richtige Bedienung
der Technik erforderlich. Die Akzeptanz und Motivation der Nutzer ist somit
ein wichtiger Faktor für die Wirksamkeit der eingebauten Technik. Beteiligung,
Bildungsprojekte und Schulungen erhöhen die Bereitschaft, sich energiesparend zu verhalten, sowohl in der Schule als auch im täglichen Leben.
Wird die Modernisierung von einer guten Öffentlichkeitsarbeit begleitet, kann
sie zudem auch außerhalb der Schule in einem weiteren Personenkreis bewusstseinsbildend wirken. So können sowohl das Engagement für energiesparendes Verhalten als auch das Interesse an Technologien zur Energieeinsparung und an der Baukultur geweckt werden.
Foto | Adam
8
Schwerpunkte 9
3
Schwerpunkte
Zur Strukturierung der ausgewählten Projekte wurden zehn Schwerpunkte
festgelegt, die sich zum einen mit der technischen Seite befassen und zum
anderen wichtige Aspekte zur Einbeziehung der Nutzer beinhalten.
Für die Darstellung in dieser Broschüre wurden bewusst Projekte mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung ausgewählt. Die Projekte erstrecken
sich von der einfachen energetischen Modernisierung bis hin zu technisch
anspruchsvollen Konzepten. Besonderer Wert wurde auf die Auswahl von
Modernisierungsbeispielen mit einem hohen Beteiligungsanteil gelegt.
Die Projekte werden nicht vollständig dargestellt, nur die entscheidenden
Schwerpunkte werden beschrieben. Die Informationen zu allen Projekten
wurden durch Fragebögen, Interviews und persönliche Abstimmungen mit
den Planern und Nutzern der Projekte erhoben.
Die aufgeführten Maßnahmen sind beispielhaft und wurden nicht hierarchisiert. Zu Beginn eines jeden Modernisierungsprozesses sollte auf Basis einer
umfassenden Grundlagenermittlung zunächst ein planerisches Gesamtkonzept erstellt werden.
Gebäudehülle
Beteiligung
€
Sonnenschutz
Bildung
Wärmeversorgung
Öffentlichkeitsarbeit
Lüftung
Beleuchtung
Schulung
Regelung
◄ Bauprojekt der Schüler, Bruckmühl
Wichtige Aspekte einer energetischen Modernisierung von Schulen
10
GEBÄUDEHÜLLE
Die Verbesserung der Außenhülle ist sowohl energetisch als auch gestalterisch von großer Bedeutung. Die Gebäudehülle muss nicht nur Aufgaben des
Wärme- und Feuchteschutzes erfüllen, sondern auch für Belichtung, Belüftung und Schallschutz sorgen.
Ein kompakter Baukörper ist ein wichtiger Faktor bei der Einsparung von
Energie. Besteht die Möglichkeit, die Außenwandflächen zu reduzieren, z.B.
durch das Verbinden von Gebäudetrakten mit Zwischengebäuden oder
durch den Ausgleich von Vor- und Rücksprüngen in der Fassade, kann sich
das positiv auf den Energiebedarf auswirken. Eine solche Planung muss jedoch besonders sensibel erfolgen, um die Identität der Schule zu stärken.
mögliche Maßnahmen:
Dämmung von Wänden, Decken, Böden und Dächern
Erneuerung von Fenstern und Türen
Verringerung von Wärmebrücken
Reduzierung der Außenwandoberfläche
Reduzierung von Undichtigkeiten in der Gebäudehülle
Optimierung des Anteils an Fensterflächen
ggf. Einbau vorgefertigter Fassadenelemente zur Verkürzung der Bauzeit
Sonnenschutz
Sonnenschutzmaßnahmen auf der Gebäudeaußenseite sorgen für gute Arbeitsbedingungen und vermeiden die Überhitzung der Räume. Werden die
Fassadenflächen erneuert, so kann ein effizienter Sonnenschutz meist gut
integriert werden.
Sonnenlichtabhängige Steuerungselemente verhindern eine Überhitzung
auch in unterrichtsfreien Zeiten. Für die Verwendung von Beamern oder
Overhead-Projektoren sind zusätzliche Verdunkelungsmöglichkeiten notwendig, da die zentral gesteuerten, außenliegenden Jalousien bei starkem Wind
hochfahren.
mögliche Maßnahmen:
Anpassung des Sonnenschutzes an die jeweilige Himmelsrichtung
Einbau von Steuerungselementen
Wärmeversorgung
Die detaillierte, umfassende Planung der Heizungsanlage bildet einen wesentlichen Bestandteil einer optimierten Energieversorgung. Grundlage hierfür ist die Ermittlung des voraussichtlichen zukünftigen Wärmebedarfs nach
Umsetzung des geplanten Gesamtkonzeptes (z.B. nach der energetischen
Verbesserung der Gebäudehülle). Der Einsatz erneuerbarer Energien oder
die Anbindung an ein Fernwärmenetz wirken sich auf den Primärenergiebedarf besonders positiv aus. Dabei ist zu beachten, dass eine Änderung des
Heizsystems auch häufig eine Anpassung der Heizkörper erfordert.
mögliche Maßnahmen:
Erneuerung der Heizungsanlagen incl. Anpassung der Heizkörper
Nutzung alternativer Heizungskonzepte wie z.B. Holzpellets oder Wärmepumpen oder – wenn vorhanden – Anbindung an Fernheizsysteme
Dämmung bestehender Leitungen
raumindividuelle Temperaturregelung
übergeordnete Steuerungssysteme
Schwerpunkte 11
Lüftung
Zusätzliche Lüftungsanlagen gestatten trotz einer dichten Gebäudehülle einen ausreichenden Luftwechsel und gewährleisten ein angenehmes Raumklima ohne Zugbelästigung und unnötige Energieverluste durch offenstehende Fenster. In Klassenräumen wird vor allem die hohe CO2-Konzentration
der Raumluft gemindert und so das körperliche und geistige Leistungsvermögen verbessert. Der Einbau von Pollenfiltern entlastet Allergiker. Raumlüftung kann durch Wärmerückgewinnung zusätzlich zur Energieeinsparung
beitragen und in den heißen Monaten auch für Nachtkühlung sorgen. Bei entsprechender Planung und Ausführung ist ein individuelles Öffnen der Fenster
trotzdem möglich.
mögliche Maßnahmen:
Auswahl eines passenden Systems
(zentral od. mehrere dezentrale Geräte)
Einbau/Nachrüstung einer Wärmerückgewinnung
Einsatz von Nachtkühlung im Sommer
Aufklärung und Schulung der Nutzer
Minimierung der Raumverluste durch genaue Planung
gestalterische Einbindung der Lüftungsanlage
(Geräte, Leitungen. Lüftungsöffnungen)
Beleuchtung
Die optimale Ausleuchtung der Schulräume wird durch eine tageslichtgesteuerte Regelungstechnik erreicht. Der Einsatz energiesparender Beleuchtungssysteme senkt den Energieverbrauch deutlich. Tageslichtlenksysteme
gestatten auch bei großen Raumtiefen eine verbesserte Nutzung des Sonnenlichts.
mögliche Maßnahmen:
Umrüsten des Beleuchtungssystems (stromsparendes System)
Erneuerung bzw. Ersatz der Leuchtmittel (stromsparende Leuchtmittel)
Nachrüstung elektronischer Vorschaltgeräte
Einbau von Präsenzmeldern
Tageslichtlenksysteme zur Verbesserung der natürlichen Beleuchtung bei
großen Raumtiefen – damit muss weniger Kunstlicht zugeschaltet werden
Regelungstechnik
Eine moderne Regelungstechnik erhöht die Effizienz technischer Umrüstungen. Das Heizungssystem, der Sonnenschutz, die Beleuchtung und die Lüftung können dem genauen Bedarf und den Örtlichkeiten angepasst werden.
Die einzelnen Systeme werden über Temperaturfühler, Fensterkontakte und
evtl. Wetterstationen gesteuert und vom Hausmeister überwacht. Bedienpaneele in den Klassenzimmern ermöglichen eine individuelle Anpassung
durch die Lehrer. Hausmeister und Lehrpersonal müssen in diese neue Technik durch Schulungen eingewiesen werden.
mögliche Maßnahmen:
Wetterstationen zur Messung von Außentemperatur, Feuchtigkeit, Luftdruck und Windgeschwindigkeit
Helligkeitssensoren an Außenwänden messen die Umgebungshelligkeit
Einbau von Fensterkontakten
Weiterleitung der Informationen an eine Zentrale zur Regelung von Heizung, Lüftung, Sonnenschutz und Beleuchtung
Bedienpaneele in Klassenräumen zur individuellen Anpassung durch
die Nutzer
Schulungen für Nutzer
12
Schulungen
Einige Maßnahmen einer energetischen Sanierung erfordern Verhaltensänderung oder zumindest Verhaltensdisziplin der Nutzer, um wirksam werden
zu können. Heizung, Lüftung und Sonnenschutz funktionieren nur optimal,
wenn Lehrer und Schüler Thermostate, Jalousien oder Steuerpaneele in
den Klassenzimmern richtig bedienen und ihr Lüftungsverhalten anpassen.
Ebenso wichtig ist, gerade auch bei Räumen mit wechselnder Nutzung, die
kompetente Einstellung der Regelungstechnik und Wartung der technischen
Anlagen durch einen Fachingenieur (sowie die Überwachung im laufenden
Betrieb durch einen geschulten Hausmeister).
mögliche Maßnahmen:
Schulungen des Hausmeisters zur Bedienung und Wartung der Technik
Schulung aller Nutzer zur Benutzung der Technik und zum
Lüftungsverhalten
Anlaufbegleitung während der ersten Betriebsmonate
Bildung
Die Modernisierung kann als Anschauungsbeispiel genutzt werden, um den
Schülern Themen der Umweltbildung, des energieeffizienten Bauens oder
der Baukultur zu vermitteln. Die Schüler werden altersgerecht über die Modernisierung informiert, zu energiesparendem Verhalten motiviert und erlernen Grundlagen des Klimaschutzes. Die Baustelle ermöglicht anschauliches,
praxisbezogenes und berufskundliches Lernen.
mögliche Maßnahmen:
Aufgreifen der planerischen Absichten, Grundlagen und Bauarbeiten
im Unterricht:
-- spontan im Unterrichtsgespräch
-- Gespräche mit Planern oder Handwerkern
-- Führungen durch die Baustelle, durch neu eingerichtete
Klassenzimmer oder zu den technischen Anlagen
Unterrichts-Projekte, Projekttage oder Projektwochen
Schüler gestalten Aufführungen oder Ausstellungen zu den Themen der
Modernisierung
Öffentlichkeitsarbeit
Öffentlichkeitsarbeit zur energetischen Modernisierung kann mehrere Ziele
verfolgen:
Bewusstseinsbildung zu den Themen Klimaschutz und energieeffizientes
Bauen; Vermittlung positiver Erfahrungen mit Energieeinsparungs-Technologien, um die Akzeptanz der Baustelle (Lärmbelästigung, Dreck, Baustellenverkehr etc.) im Quartier zu erhöhen und private Bauherren zur Nachahmung
anzuregen; Information aller interessierten Bürger über die Aufwertung der
Schule und damit die Erhöhung der Attraktivität der Wohngegend; die Information über den Einsatz der öffentlichen Mittel.
mögliche Maßnahmen:
Information über die wichtigsten Planungs- und Baumaßnahmen
und deren Zweck über öffentliche Medien und die geläufigen
Informationswege der Kommune
öffentliche Baustellenführungen
öffentliche Feste oder Veranstaltungen mit Erläuterung der
Modernisierung
Schwerpunkte 13
beteiligung
Viele Schulgebäude stammen aus den 50er bis 70er Jahren. Eine Modernisierung bietet auch die Chance, diese für die zeitgemäße pädagogische
Arbeit zu optimieren. Mit dem Fach- und Alltagswissen der Nutzer können
praxistaugliche Lösungen sowohl für die energetische Optimierung als auch
für Baudetails entwickelt werden, die die pädagogische Arbeit unterstützen
oder neue Lernformen ermöglichen.
Die Beteiligung von Schulleitung, Lehrern, Schülern, Eltern und des Hausmeisters an der Planung führt dazu, dass die Nutzer die Modernisierungsmaßnahmen unterstützen und sich mit dem erneuerten Gebäude identifizieren können. Folgendes kann zum Gelingen beitragen:
In der Planungs- und Bauphase ist ein hohes Maß an Kooperation und gegenseitigem Entgegenkommen erforderlich. Speziell in der Bauphase müssen Abläufe des pädagogischen Alltags und der Baustelle aufeinander abgestimmt und Störungen toleriert werden.
Nach Abschluss der Baumaßnahme können die theoretisch berechneten
Energieeinsparwerte in der Praxis nur erzielt werden, wenn sich die Nutzer
entsprechend energiebewusst verhalten, (siehe Schulung). Darüber hinaus
fördert die Identifikation den pfleglichen Umgang mit dem Gebäude.
mögliche Maßnahmen in der Planungsphase:
Einbindung der Schulleitung von Anfang an
Klärung, welche Nutzergruppen wie intensiv beteiligt werden
Definition der Entscheidungsbefugnis der Planungsbeteiligten
Beteiligung der Nutzer ist Bestandteil der Beauftragung des Planers
ggf. Beauftragung externer Moderatoren oder Architekturvermittler
kontinuierlicher, zeitnaher und verlässlicher Kommunikationsfluss
Einplanen von genügend Zeit für mehrstufige Beteiligungsprozesse
Schaffen eines kooperativen Klimas, das Kompromisse ermöglicht
mögliche Maßnahmen in der Bauphase:
detaillierte Absprache und verbindliche Festlegung der einzelnen Bauabschnitte, um den Unterricht möglichst wenig zu stören
enger Kontakt zwischen Schule und Bauleitung, um schnell steuernd
eingreifen zu können
14
Ausgewählte Modellprojekte 15
4
Ausgewählte ModellProjekte
Kürnach
S 46
Bamberg
S 38
Cadolzburg
S 42
Grafenwöhr
S 60
Nürnberg
S 38
Deggendorf
S 32
Niederalteich
S 34
UNTERFRANKEN
Kürnach
OBERFRANKEN
Bamberg
Cadolzburg
Nürnberg
MITTELFRANKEN
Grafenwöhr
OBERPFALZ
Deggendorf
Niederalteich
Augsburg
S 52
NIEDERBAYERN
Augsburg
SCHWABEN
OBERBAYERN
Germering
Ottobeuren
Riemerling
Bruckmühl
Ottobeuren
S 56
Riemerling
S 22
Germering
S 26
Bruckmühl
S 18
16
Justus-von-Liebig-Schule Heufeld – Bruckmühl • Raumgewinn durch neue Hülle
Mittelschule | 620 Schüler
Baujahr | 1969 | 1971 | unsanierter Bestand
18
vorgefertigte Fassade | Regelungstechnik | Lüftungsanlage
Träger | Markt Bruckmühl
CO2 Einsparung - 45 %
Endenergieeinsparung - 56 %
Grundschule Riemerling • Kompakter Baukörper durch ­Gebäudeerweiterung
22
Grundschule | 330 Schüler
Baujahr | 1955 | 1965 | unsanierter Bestand
kompakte Baukörperform | Barrierefreiheit
Träger | Gemeinde Hohenbrunn
CO2 Einsparung - 57 %
Endenergieeinsparung - 48 %
Theresen-Grundschule Germering • Architektur für ein modernes Schulkonzept
Grundschule | 350 Schüler
Baujahr | 1967 | 1972 | unsanierter Bestand
26
Zusammenarbeit Architekt, Lehrer, Schulleitung
Träger | Stadt Germering
CO2 Einsparung - 52%
Endenergieeinsparung - 57%
Realschule Deggendorf • Neue Gestaltung durch gute Zusammenarbeit
32
Realschule | 590 Schüler
Baujahr | 1968 | unsanierter Bestand
Team Schulleiterin und Architekt | Schulprojekte | Holz-Pellets-Heizung
Träger | Maria-Ward-Schulstiftung
CO2 Einsparung - 76%
Endenergieeinsparung - 65%
St.-Gotthard-Gymnasium Niederalteich• Energetische Modernisierung im Denkmalschutz
34
Gymnasium | 750 Schüler
Baujahr | Gesamtanlage um ca. 1700 | Gymnasium 1922 | Schulneubau 1971
Modernisierung im Denkmalschutz | Anschluss an Hackschnitzel-Heizwerk
Träger | Benediktinerabtei
CO2 Einsparung - 83%
Endenergieeinsparung - 48%
Aufseesianum Bamberg • Vom Hallenbad zum Klassenzimmer
Studienseminar | 75 Schüler
Baujahr | 1961 | unsanierter Bestand
Umnutzung | neue Fassadengestaltung | städtebauliche Einbindung
Träger | Freiherr-von-Aufsees´sche Seminarstiftung
CO2 Einsparung - 35 %
Endenergieeinsparung - 63%
36
Ausgewählte Modellprojekte 17
Mittelschule Neptunweg – Nürnberg • Modernisierung als Bildungsthema
Mittelschule | 250 Schüler
Baujahr 1965 | teilsanierter Bestand (teilweise Dachflächen)
38
Wärmedämmverbundsystem | Schulprojekte
Träger | Stadt Nürnberg
CO2 Einsparung - 44 %
Endenergieeinsparung -46%
Dillenberg-Schule – Cadolzburg •
Hohe Einsparung durch innovative Technik
42
Sonderpädagogisches Förderzentrum | 170 Schüler
Baujahr | 1973 | unsanierter Bestand
hohe Energieeinsparung | Lüftungsanlage | Beteiligung
Träger | Landkreis Fürth
CO2 Einsparung - 58 %
Endenergieeinsparung - 73%
Verbandsschule ­Volksschule Kürnach • Mit der ganzen Gemeinde zur energetischen Sanierung
Grundschule | 250 Schüler
Baujahr | 1968 | teilsanierter Bestand (Fenster) | Erweiterungsbau 2003
46
Zusammenarbeit Schulleitung, Träger, Architekt | Öffentlichkeitsarbeit
Träger | Schulverband Kürnach-Prosselsheim
CO2 Einsparung - 72 %
Endenergieeinsparung -24%
Bertolt-Brecht-Realschule Augsburg • Fassadengestaltung und Lichtlenkung
52
Realschule | 730 Schüler
Baujahr | 1964 | unsanierter Bestand
Sonnenschutz mit Lichtlenkung | Energetische Modernisierung als Wahlfach
Träger | Stadt Augsburg
CO2 Einsparung - 43 %
Endenergieeinsparung -43%
Grundschule Ottobeuren • Schulprojekte in guter Luft
56
Grundschule | 370 Schüler
Baujahr | 1960-1962 | teilsanierter Bestand (oberste Geschossdecke)
Lüftung | Schulprojekte mit vielen Preisen
Träger | Verwaltungsgemeinschaft Ottobeuren
CO2 Einsparung - 49 %
Endenergieeinsparung - 53%
Grund- und Mittelschule Grafenwöhr • Einheitliche Gestaltung Durch Modernisierung
Grund- und Mittelschule | 360 Schüler
Baujahr | 1955 | 1964 | 1975 | 1993 | unsanierter Bestand
neue Fassadengestaltung | städtebauliche Einbindung
Träger | Stadt Grafenwöhr
CO2 Einsparung - 53 %
Endenergieeinsparung - 41%
60
Theresen-Grundschule
Germering
Architektur für ein modernes Schulkonzept
In intensiver Zusammenarbeit gestaltete der Architekt gemeinsam mit den
Nutzern ein Gebäude, das nach der Modernisierung maßgeschneiderte, moderne und alltagstaugliche Lernräume für das pädagogische Konzept der
Schule bietet.
Die Theresen-Grundschule wurde 1967 errichtet. Da seit der Erbauung keine
nennenswerte Sanierung erfolgt war, bestand ein umfassender Sanierungsbedarf.
Die Stadt als Träger engagierte ein Architekturbüro mit kommunikativen Kompetenzen, das in der Vorplanung das Modernisierungskonzept erstellte. Das
Kollegium hatte großes Interesse an der Mitgestaltung der Schule. Es begann ein intensiver Planungsprozess, in dem alle am Schulbau Beteiligten
das Konzept diskutierten, überprüften und weiterentwickelten.
Als Vorteil erwies sich, dass das Kollegium 2009 seine pädagogischen Ziele
in einem gemeinsamen Leitbild formuliert hatte. Wesentlicher Bestandteil darin sind freie Unterrichtsformen und Methoden individueller Förderung.
Foto | Hanns Joosten
Foto | Hanns Joosten
26
Lernlandschaft für Freiarbeit im Flur
Modernisierungsbeispiele 27
PlanungsBeteiligung In der ersten Phase wurde in extern moderierten Runden mit dem Träger zunächst der Rahmen für die Generalsanierung gesteckt. In der zweiten Phase übernahm der Architekt zusammen mit
der Schulleiterin die Moderation des gemeinsamen Planungsprozesses und
öffnete den Nutzern große Spielräume zur Beteiligung. In diesem Zeitraum
liefen vier Beteiligungsforen parallel:
1. Planungsworkshops Architekt und Nutzer (Schulleitung, Lehrer, Hausmeister, Elternvertreter) begaben sich in einen kreativen Gestaltungsprozess, in dem auf Augenhöhe diskutiert wurde und man mit viel Engagement,
Zeit und Spaß individuelle Lösungen entwickelte. Zehn Workshops fanden
in zweiwöchigem Rhythmus im Lehrerzimmer statt und waren offen für alle
interessierten Personen.
2. Jour fixe Planungs-Termin mit organisatorischem Schwerpunkt in zweiwöchigem Rhythmus. Teil nahmen Architekt, Fachplaner, Schulleiterin und
Hausmeister.
3. Informelle Besprechungen Die Konrektorin stellte ihr Büro den Planern
als Bauleiter-Büro zur Verfügung. Planer und Kollegium teilten sich das Lehrerzimmer als Besprechungsraum und die Kaffeeküche. Die ArchitektenPläne hingen im Lehrerzimmer aus. So wurde ein kontinuierlicher informeller
Austausch möglich.
Foto | Gruper + Popp
◄ Planungsworkshop mit Schulleitung, Architektin,
Bauleiter, Landschaftsarchitekt, Fachplaner,
Vertreter des Bauamts und Lehrern
Ausstellung der „Matrix“
4. Matrix Die Architekten entwickelten eine interaktive Internetplattform. Architekten, Bauherren und Nutzer konnten jederzeit auf die „Matrix“ zugreifen,
den aktuellen Planungsstand abrufen, diesen kommentieren und in Text und
Bild ihre eigenen Ideen präsentieren. In der „Matrix“ erhielten die Anliegen
der Nutzer Raum, wurden diskutiert und konnten sich zu Impulsgebern für
den Entwurfsprozess entwickeln. Die dort gewonnenen Erkenntnisse flossen
permanent in die Beschlussfassung der Planungsrunden ein.
28
BETEILIGUNG IN DER BAUPHASE Während der Bauphase wuchs
aus dieser Kultur der Beteiligung eine gute Zusammenarbeit. Als formelle Struktur wurde der Jour fixe nun wöchentlich weitergeführt. Etliche gemeinsame Ideen entstanden auf der Baustelle. Schulungen zur eingebauten
Technik waren nicht mehr nötig, da alle Beteiligten durch den gemeinsamen
Prozess umfassend informiert waren.
Die Schulleiterin befolgte den Rat der Architekten, die lange Bauzeit mit
Abschnitts-Festen in Bauphasen zu unterteilen. So wurde die „Grundsteinlegung“ gefeiert, das „Richtfest“ mit den Handwerkern im Lehrerzimmer begangen und ein Abschlussfest gefeiert.
Kollegium, Planer und Handwerker pflegten auch zwischen den Festen intensiv das soziale Miteinander, was im Alltag der Baustelle vieles erleichterte.
Darüber hinaus war das intensive Engagement der Schulleitung ausschlaggebend für den reibungslosen Verlauf der Bauphase: Eineinhalb Jahre lang
mussten Arbeitsabläufe aufeinander abgestimmt werden, um Störungen des
Unterrichts durch laute Arbeiten zu minimieren und trotzdem den zügigen
Fortgang der Bauarbeiten zu garantieren. Die Sicherheit der Schüler und aller Mitarbeiter musste gewährleistet sowie die Umzüge aller Klassenzimmern
und Büroräume bewerkstelligt werden.
Eine Seite der Kommunikationsplattform „Matrix“ im Internet. Hier mit Beiträgen der vier beteiligten Parteien zum Thema Fassade.
Modernisierungsbeispiele 29
ERGEBNISSE DER BETEILIGUNG Das Ergebnis der Planungsbeteiligung ist eine Schule für zukunftsorientierten Unterricht, in der sich Schüler
und Lehrer wohlfühlen und mit dem Gebäude und den Zielen der Sanierung
– Energiesparen und Klimaschutz – identifizieren.
abgehängte Decke
Oberlichter/
Nachtkühlung
Vitrine
Fassade „Schillernd, ballwurfsicher, Spiegel der Schüler“, so lauteten die
Vorgaben für die Fassade. Das Architekturbüro schlug eine einfarbige Fassade mit eloxierten Fensterrahmen, und „Vitrinenfenster“ für jede Klasse vor.
Mittels variabler Fachböden können die Werke der Schüler in diesem Fenster, das bis 22 Uhr mit LED-Lampen beleuchtet wird, präsentiert werden. An
der Eingangsfassade wurde das Schullogo angebracht.
Beheizte Bank an der Aussenwand Die durchgehende Bank dient der Freiarbeit.
Schulleiterin: „Dies kommt dem Bewegungsdrang und der Freude der
Kinder an unterschiedlichen Sitzvarianten sehr zugute.“
beheizte
Bank
Lernlandschaften im Flur Die Nischen in den Fluren wurden mit fest montierten Möbeln bestückt und zu „Lernlandschaften“ umgestaltet. Hier kann
der Unterricht bei offener Klassenzimmertür auf den Flurbereich ausgeweitet
werden.
Bestand
Dämmung
neue Einbauten
Maßgeschneiderte Möbel Nach Skizzen der Lehrerinnen wurde vom Architekten ein Schrank für die Handarbeit und eine Ablage für Papiere geplant.
Gemeinsam erdacht wurden schalldämmende, kombinierte Regal- und Pinnwände für die Klassenzimmer.
Foto | C. Trißl
Detail Vitrinenfenster und beheizte Bank
Schüler lernen in Freiarbeit auf der beheizten Bank an der Aussenwand des Klassenzimmers
Neue Aula Durch den Umbau entstand im Eingangsbereich mit geringem
Aufwand eine kleine Aula, die konzeptionell die Idee eines Marktplatzes aufnimmt.
Verbindungstüren Ein zweiter baulicher Rettungsweg musste hergestellt
werden. Daraus entstand die Idee, die Klassenzimmer untereinander zu verbinden, um auch den klassenübergreifenden Unterricht zu intensivieren.
Wärmeversorgung Die Temperatur der Klassenzimmer ist einzeln regelbar.
Schulleiterin: „20 Grad pauschal sind nicht hilfreich. Wenn Freiarbeit am
Boden oder bestimmte Bewegungsphasen stattfinden, muss die Temperatur regulierbar sein.“
30
Foto |H. Joosten
BILDUNG Die Lehrkräfte griffen das Geschehen auf der Baustelle in vielfältiger Weise pädagogisch auf. So konnten sie den Schülern altersgerecht
Grundlagen der Architektur und des Energiesparens vermitteln und die Beeinträchtigungen durch die Baustelle erklären.
Schalldämmende, multifunktionale Pinnwände in
den Klassenzimmern
Baustellenführung Die Schüler wurden durch die Baustelle geführt, um sie
auf Gefahren hinzuweisen, Verständnis für Konstruktion und Bauweise zu
vermitteln und die Modernisierungsmaßnahmen zu erklären. Die Kinder empfanden die Baustelle als spannend und abenteuerlich. Sie erkundigten sich
bei Handwerkern und Lehrern auch selbst, wenn sie etwas besonders interessierte. Auch die interessierten Eltern konnten die Schule an einem „Tag der
offenen Tür“ zusammen mit ihren Kindern besichtigen. Architekten, Bauleiter,
Schulleiterin und Konrektorin führten durch die Baustelle
Tag des offenen Klassenzimmers Die Umzüge der Klassenzimmer wurden
dazu genutzt, das Thema „Inneneinrichtung“ aufzugreifen. Die Klassen besuchten sich, stellten sich gegenseitig die verschiedenen Einrichtungsvarianten vor und besprachen deren Vor- und Nachteile.
Einbauten im Unterricht Einige Pinnwände wurden bewusst während des
Unterrichts eingebaut. Die Schüler konnten beobachten, wie Handwerker
arbeiten und wie viel Mühe in diesem Einbau steckt. Das förderte die Wertschätzung der neuen Möbel.
Reserl`s Bauradio Unterhaltsame Durchsagen informierten die Kinder regelmäßig über Neuigkeiten von der Baustelle und notwendige Umzüge.
Foto |C. Schön
Planer-Theaterstück Eine Theatergruppe studierte eine „Planungssitzung“
ein und führte sie als Dankeschön bei einem Jour fixe den echten Planern vor.
„Richtfest“ Schulleiterin und Bauleiter luden alle Lehrer, Planer und Handwerker zur Halbzeit der Baustelle zu einem gemeinsamen Fest ein
Projektdaten
31
Schulart
Grundschule
Träger Stadt Germering
Schülerzahl
350
Baujahr
Maßnahme
BGF
NGF
Volumen
1967
08/2010 - 12/2011
5.283 m²
4.685 m²
19.987 m3
Energetische Werte
Foto |H. Joosten
(errechnete Werte nach der Modernisierung)
Kommunikationsfördernde Anordnung der Sanitärblöcke in den WC-Anlagen
Energetische MaSSnahmenAnteil
(an KG 300 und KG 400)
Gebäudehülle
38 %
Wärmedämmverbundsystem
Erneuerung der Dachflächen
neue Türen und Fenster
außenliegender Sonnenschutz in Fassadenebene integriert (Raffstoren)
Lichtlenklamellen zur Tageslichtverbesserung in den Klassenzimmern
Wärmeversorgung
9 %
bestehende Gas-Brennwert-Heizung
neue Heizungsregelung
Erneuerung der Heizungsleitungen und Heizflächen
10 %
Erneuerung Beleuchtung
Einzelraumregelung
Erneuerung Elektrotechnik
übergeordnete Regelung Sonnenschutz
Nachtkühlung durch Steuerung der Oberlichter
43 %
Sanitäranlagen
Brandschutzmaßnahmen
Barrierefreiheit durch Rampen und Aufzug
Einbaumöbel (nicht gefördert)
OBB3 Germering
Außenwand
vsl. 4,5 Mio €
Sonstige
Maßnahmen
Dach
8
G
e
b
5
ä
u
d
ü
%
43
h
38
e
entspricht (KG300 + 400)vsl. 740 €/m2 BGF
l
Elektro
9
e
10
vsl. 1,9 Mio €
l
Förderung
Investitionspakt 2009
Heizung
2
Anteil an KG 300 und 400
Kosten (Überschlagswerte) nach Angaben Regierung und Architekt
Heizung, Lüftung und Sanitär
Planung
Ingenieurbüro Ott, München
Schimmel, Beratende Ingenieure,
München
Schulleitung
Gabriele Kraußer
Ansprechpartner
Gabriele Kraußer
Tel.: 089 / 92 92 82 10
[email protected]
Sonstige MaSSnahmen
Baukonstruktion(KG300) vsl. 2,9 Mio €
techn. Anlagen (KG400) vsl. 1,0 Mio €
Architekt
Arge
Gruber + Popp, Germering
Hofmann Architekten, Gauting
Elektroplanung
P. + M. Riemhofer, München
Elektroinstallation
Gesamtkosten
Primärenergie 111 kWh/(m2a)
Reduzierung - 52 %
Endenergie
85 kWh/(m2a)
Reduzierung - 57 %
CO2 Einsparung - 52 %
25
Fenster/
Türen
Regierung von Oberbayern
Sachgebiet 35
Tel.: 0 89 / 21 76 - 28 04
62
5
Einspareffekte der Modellprojekte
Endenergiebedarf Als Endenergiebedarf wird die Energiemenge (in kWh
je m² Gebäudenutzfläche und Jahr) angegeben, die rechnerisch für die Beheizung, Warmwasserversorgung, Kühlung, Lüftung, Beleuchtung etc. des
Gebäudes erforderlich ist (Ermittlung nach DIN V 18599). Hierbei werden
auch die Verluste über die Anlagentechnik berücksichtigt. Die Endenergie
gibt den voraussichtlich vom Nutzer zu bezahlenden Energieverbrauch an.
Der Endenergiebedarf kann durch unterschiedliche – sich ggf. auch addierende – Maßnahmen reduziert werden:
Reduzierung der benötigten Wärme
(z.B. Reduzierung des Transmissions- und Lüftungswärmeverlustes),
Reduzierung der benötigten Menge eines Energieträgers (z.B. Effizienzsteigerung der Anlagentechnik).
Bei den vorgestellten Modellprojekten variieren die Einsparungen zwischen - 24 % und - 73 %.
Primärenergiebedarf Der Primärenergiebedarf (in kWh je m² Gebäudenutzfläche und Jahr) berücksichtigt zusätzlich zum Endenergiebedarf auch die
Energiemenge, die rechnerisch für die Gewinnung, Aufbereitung und den
Transport des Energieträgers (z.B. Öl, Holzpellets etc.) zum Gebäude verbraucht wird. Hierfür wird der berechnete Endenergiebedarf mit einem für
den jeweiligen Energieträger festgelegten Primärenergiefaktor multipliziert.
Tatsächlich kann der Primärenergiefaktor dabei auch kleiner als eins sein.
Dies ist beispielsweise bei Holzbrennstoffen der Fall. Bei der Produktion und
dem Transport von Holzbrennstoffen wird weniger Energie benötigt, als beim
Verbrennen nutzbar gemacht werden kann.
Besonders ungünstig ist der Primärenergiefaktor, der bei Strom anzusetzen
ist. Der primärenergetisch schlecht bewertete Strom kann jedoch beim Einsatz von Wärmepumpen durch die verwendete Umweltwärme (Luft, Erdwärme oder Grundwasser) verbessert werden.
Im Einzelfall kann es auch ökologisch sinnvoll sein, eine vorhandene primärenergetisch bereits sehr günstige Heizanlage durch eine primärenergetisch weniger günstige Heizanlage zu ersetzen, wenn zum Beispiel eine
Holzpelletsheizung durch eine Nahwärmeversorgung, deren Wärme als Abfallprodukt aus einer benachbarten Industrieanlage anfällt, abgelöst werden
kann. Dies führt rechnerisch zu einer Verschlechterung der Energiebilanz
des Gebäudes.
Der Primärenergiebedarf kann durch unterschiedliche – sich ggf. auch addierende – Maßnahmen reduziert werden:
Wahl des Energieträgers,
Reduzierung des Endenergiebedarfs.
Bei den vorgestellten Modellprojekten variieren die Einsparungen zwischen - 43 % und - 83 %.
Einspareffekte der Modellprojekte 63
CO2 - Einsparung Je nach Energieträger fällt eine unterschiedliche Menge
an CO2 für die Erzeugung von Wärme an (vgl. nebenstehende Übersicht).
Fossile Brennstoffe haben einen sehr hohen CO2 - Ausstoß, Holzbrennstoffe
gelten dagegen rechnerisch als nahezu klimaneutral. CO2 - Emissionen werden hier nur für die Erzeugung, den Betrieb (Strom) und den Transport angesetzt, da bei der Verbrennung von Holz nur so viel CO2 freigesetzt wird,
wie der Baum zuvor während seines Wachstums (ca. 60 Jahre) aus der Luft
gebunden hat. Die Transportwege sind meist kurz, da vielfach auf regionale Produkte zurückgegriffen werden kann. Im Beispiel Kürnach kommen die
Hackschnitzel beispielsweise aus dem Gemeindewald.
Menge an CO2 die durchschnittlich
bei der Erzeugung von 10kWh Wärme entsteht (nach Wärmeträgern):
Öl ca. 3,02 kg
Erdgas
ca. 2,44 kg
Pellets
ca. 0,41 kg
Hackschnitzel
ca. 0,35 kg
Quelle:
Hottgenroth, Energieberater Plus, Version 7.1.2. Die
Angaben sind dem Reiter "Brennstoffdaten" entnommen (Standardwerte der Faktoren nach EneV 2009)
Die Menge an CO2 - Emissionen kann durch unterschiedliche – sich ggf. auch
addierende – Maßnahmen reduziert werden:
Wechsel des Energieträgers (z.B. Holzpellets an Stelle von Öl) – hierdurch rechnerische Reduzierung der CO2 - Emissionen (wg. günstigem
Primärenergiefaktor),
Reduzierung der benötigten Wärme (z.B. Reduzierung des Transmissionswärmeverlustes),
Reduzierung der benötigten Menge eines Energieträgers (z.B. Effizienzsteigerung der Anlagentechnik).
Bei den vorgestellten Modellprojekten variieren die Einsparungen zwischen - 35 % und - 83 %.
Hinweise zur Angabe der Energie- und CO2 - Einsparungen (vgl. Übersicht
auf der folgenden Seite) Ein Vergleich der energetischen Werte der Modellprojekte untereinander ist nur bedingt möglich, da die Projekte deutlich unterschiedliche Randbedingungen haben:
energetische Ausgangsbasis der Gebäude,
Größe der Baukörper, Einzelgebäude, Gebäudekomplex,
lokale Besonderheiten (z.B. Denkmalschutz, Fernwärmenetz
vorhanden),
Maßnahmenumfang
vom Planer verwendetes Berechnungsprogramm.
Die tatsächlichen Energieeinsparungen hängen wesentlich vom Nutzerverhalten ab und können erst nach mehreren Heizperioden evaluiert werden.
Dämmsysteme
in den Beispielprojekten:
vorgefertigte Fassade (Holz)
1
hinterlüftete Holzverschalungen 2
hinterlüftete Vorhangfassade
2
Wärmedämmverbundsystem 8
Innendämmung
2
(z.T. wurden innerhalb eines Projektes mehrere Systeme gleichzeitig
eingesetzt)
Gebäudehülle Bis auf das Projektbeispiel in Niederalteich (denkmalgeschütztes Gebäude aus dem 17. Jhrd.) sind alle untersuchten Schulgebäude
in den 50er, 60er und 70er Jahren errichtet und von außen mit einer neuen,
gedämmten Gebäudehülle versehen worden. Die Dämmstärken reichen dabei von 12 cm bis 24 cm. In Niederalteich und Nürnberg wurde aus Gründen
des Denkmalschutzes eine Innendämmung verwendet. Zusätzlich sind bei
allen Projekten die bestehenden Fenster durch Zwei- bzw. Dreifachverglasungen ausgetauscht worden.
Wärmeversorgung Das Spektrum der Heizsysteme bei den vorgestellten
Projektbeispielen reicht von Holzpellets- bzw. Hackschnitzel-Heizungen und
Wärmepumpen bis hin zur Fernwärme- und Nahwärmeversorgung. Die Entscheidungskriterien für das jeweilige Heizsystem basieren meist auf einer
umfangreichen Energieberatung und der Untersuchung mehrerer Varianten.
Je nach Notwendigkeit wurde z.T. das Heizsystem umgestellt. Bei den Projekten, die ihr Heizsystem auf nachwachsende Rohstoffe (Hackschnitzel,
Holzpellets) umgestellt haben, ist eine große Einsparung der Primärenergie
zu verzeichnen. Zwei Projekte planen eine Änderung des Heizsystems im
Zuge weiterer Maßnahmen. Bei fast allen Maßnahmen wurden die Heizleitungen gedämmt bzw. je nach Umfang der Maßnahme auch komplett erneuert.
64
Vergleich des Primärenergie- und Endenergiebedarfs
vor und nach der energetischen Modernisierung
CO2 Einsparung
Projekte

GBw
Bruckmühl
1 Bruckmühl

bestehende Gas-Brennwert-Heizung
Austausch geplant
G
Riemerling
priMärenergie
- 56 % reduZierung
endenergie
- 56 % reduZierung
2 Riemerling
- 46 %
bestehende Gasheizung
Austausch geplant mit Modernisierung
der Mittelschule
GBw
Germering
- 45 %
- 57 %
- 48 %
3 Germering
- 52 %
bestehende Gas-Brennwert-Heizung
- 52 %
- 57 %
Hp
Deggendorf
4 deggendorf
- 80 %
bestehende Ölheizung durch neue
Holzpellets-Heizung mit Gas-BrennwertHeizung für Spitzenlast ersetzt
Ha
Niederalteich
5 niederalteich
- 83 %
bestehende Gasheizung durch
Anschluss an ein Hackschnitzel-Heizwerk
ersetzt
GBw
Bamberg
- 76 %
- 65 %
- 83 %
- 48 %
6 Bamberg
- 63 %
bestehende Gas-Brennwert-Heizung
- 35 %
- 63 %
f
Nürnberg
7 nürnberg
- 43 %
bestehender Fernwärmeanschluss
- 44 %
- 46 %
wp
Cadolzburg
8 cadolzburg
- 55 %
bestehende Ölheizung durch Luft-Wasser-Wärmepumpen mit Gas-BrennwertHeizung für Spitzenlast ersetzt
Ha
Kürnach
9 kürnach
- 70 %
bestehende Gasheizung durch
Hackschnitzelheizung mit Gas-BrennwertHeizung für Spitzenlast ersetzt
f
Augsburg
- 58 %
- 73 %
- 72 %
- 24 %
10 Augsburg
- 43 %
bestehender Fernwärmeanschluss
- 43 %
- 43 %
n
Ottobeuren
11 ottobeuren
- 48 %
bestehende Nahwärmeversorgung durch
nahegelegenes Schulzentrum
n
Grafenwöhr
- 49 %
- 53 %
12 Grafenwöhr
- 54 %
bestehende Nahwärmeversorgung
aus der Stadthalle
50
100
150
Einsparungswerte sind errechnete Werte
bestehende Heizung beibehalten
neue Heizung
 Austausch geplant
- 53 %
- 41 %
200
250
300
350
kwh/m2a
Erläuterungen 65
6
Erläuterungen
Technik
Transmissionswärmeverlust Als Transmissionswärmeverlust wird die
Energiemenge bezeichnet, die ein Gebäude über seine (theoretisch luftundurchlässige) Außenhülle an die Umgebung abgibt, wenn sich Innen- und
Außentemperatur unterscheiden.
Der Transmissionswärmeverlust kann durch unterschiedliche – sich ggf.
auch addierende – Maßnahmen reduziert werden:
Reduzierung der Fläche der Außenhülle (vgl. „A/V Verhältnis“),
Verbesserung der Dämmeigenschaften der Außenhülle (vgl. „Wärmedurchgangskoeffizient“ und „Maßnahmen Gebäudehülle“ auf Seite 10).
Lüftungswärmeverlust Als Lüftungswärmeverlust wird die Energiemenge bezeichnet, die ein Gebäude an seine Umgebung abgibt, wenn warme
Raumluft das Gebäude verlässt und kalte Außenluft in das Gebäude eindringt. Dies kann sowohl gezielt über das Öffnen der Fenster oder eine Lüftungsanlage (insbesondere Lüftungsanlagen ohne Wärmerückgewinnung)
als auch ungeplant, z.B. über Fugen in der Gebäudehülle, erfolgen.
Der Lüftungswärmeverlust kann reduziert werden durch:
Abdichtung der Gebäudehülle,
Optimierung der Gebäudelüftung (z.B. Stoßlüftung statt Kipplüftung,
Einbau einer Lüftungsanlage, insbesondere mit Wärmerückgewinnung).
Effizienz der Heizanlage Auf die Effizienz der Heizanlage und den tatsächlichen Endenergieverbrauch haben verschiedene Faktoren einen großen
Einfluss:
Mit dem Wirkungsgrad einer Heizanlage wird angegeben, wieviel der im
Energieträger enthaltenen Energie eine Heizanlage zur Gebäudeheizung
und Warmwassererzeugung (ggf. bei KWK-Anlagen auch zur Stromversorgung) verfügbar machen kann. Je nach Energieträger und Heizungssystem sind hierbei unterschiedliche Wirkungsgrade üblich bzw. möglich.
Der Wärmeverlust über die in der Abgasluft enthaltene Abwärme lässt
sich heute weitgehend reduzieren (z.B. durch Brennwerttechnik), was
jedoch besondere Kaminsysteme erforderlich macht. Durch die gemeinsame Erzeugung von Wärme und Strom in einer Anlage (Kraft-WärmeKopplung) lässt sich insbesondere der Wirkungsgrad bei der Stromerzeugung deutlich erhöhen.
Eine optimierte Heizungsregelung (z.B. Einzelraumsteuerung, Nachtabsenkung, hydraulischer Abgleich) sorgt dafür, dass die jeweils gewünschten Raumtemperaturen mit möglichst geringem Energieaufwand erreicht
und gehalten werden. Auch die Heizleitungen und Heizkörperflächen
müssen auf das gewählte Heizsystem hin ausgewählt bzw. angepasst
werden.
Um Leitungsverluste zu vermeiden, müssen die Heiz- und Warmwasserleitungen gedämmt werden.
Über die gewünschte Raumtemperatur, das Lüftungsverhalten, das
Schließen von Türen etc. haben letztendlich die Nutzer einen relevanten
Einfluss auf den tatsächlichen Energiebedarf. Die Planung muss dabei
das zu erwartende Nutzungsverhalten berücksichtigen und entsprechende Lösungswege erarbeiten. So kann etwa bei einem Schulgebäude, in
dem ausschließlich und selten in den Duschen der Turnhalle Warmwasser
benötigt wird, der Einbau eines dezentralen Durchlauferhitzers mit vergleichsweise schlechtem Wirkungsgrad sinnvoll sein.
66
A/V-Verhältnis Das Verhältnis zwischen Fläche der wärmeübertragenden
Außenhülle (A) und dem Volumen (V) eines Gebäudes wird auch als Kompaktheit bezeichnet. Je weniger Vor- und Rücksprünge ein Gebäude besitzt
und je größer ein Baukörper ist, desto kleiner ist sein berechneter A/V-Wert.
Aussagekräftig ist alternativ das Verhältnis der Fläche der Außenhülle (A) zur
Hauptnutzfläche des Gebäudes (HNF). In den Beispielen Heufeld/Bruckmühl
und Riemerling konnten durch ein verbessertes A/V Verhältnis energetische
Vorteile erzielt werden.
Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert) Der Wärmedurchgangskoeffizient
gibt an, wie viel Wärme (in Watt pro Quadratmeter und Kelvin) durch ein
Bauteil an die Umgebung abgegeben wird, wenn sich Innen- und Außentemperatur unterscheiden.
Lüftung Körperliches und geistiges Leistungsvermögen sind sehr stark
abhängig von der Höhe der CO2-Konzentration. Messungen zeigen deutlich, dass diese den von der DIN 1946-2 (1994) vorgeschriebenen Wert von
1.500 ppm in einem herkömmlich belüfteten Klassenraum bereits in den Morgenstunden überschreitet.1 Vergleichend dazu wurden bei einem künstlich
belüfteten Seminarraum keine auffälligen CO2 Werte festgestellt.
5. klasse
ohne künstliche lüftung
3000
2000
1500
1000
STUNDENWECHSEL
(unterricht von 9:50 bis 15:45)
STUNDENWECHSEL
ppm
4000
MITTAGSPAUSE
5000
PAUSE
CO2 Messung in einer 5. Klasse bei kühler Außenwitterung verglichen mit CO2 Messung in einem künstlich belüfteten Seminarraum in einem Gynasium |
Quelle: siehe Abbildungsverzeichnis Seite 75
STUNDENWECHSEL
6000
künstlich belüfteter seminarraum
(unterricht von 7:52 bis 14:22)
15:50
15:30
15:10
14:50
14:30
14:10
13:50
13:30
13:10
12:50
12:30
12:10
11:50
11:30
11:10
10:50
10:30
9:50
10:10
9:30
0
Der Einbau
von dichteren Fenstern erfordert u.U. weitere LüftungsmaßnahQuelle:
http://www.nlga.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=27081&article_id=19335&_psmand=20
men, um einen ausreichenden Mindestluftwechsel sicher zu stellen. Ein angenehmes Raumklima ohne Zugbelästigung durch offenstehende Fenster
und unnötige Energieverluste im Winter kann oftmals nur durch eine kon­
trollierte Lüftungsanlage erreicht werden. Auf dem Weg zur Nullenergie- oder
Plusenergieschule sind energieeffiziente Lüftungssysteme unverzichtbar.
Der nachträgliche Einbau ist jedoch teuer und erfordert Platz, der meist auf
Kosten des Raumangebots geht, wie z.B. bei dem vorgestellten Projekt in
Ottobeuren. Daher ist vor einem Einbau die Notwendigkeit im Hinblick auf
Raumgrößen, Fensterflächen, Außenbedingungen wie z.B. Lärmbelästigung
genau zu prüfen.
Eine detaillierte Aufklärung der Nutzer ist notwendig, um allgemein verbreitete Ängste und Vorurteile bzgl. Lüftungsanlagen, wie z.B. eine nicht mehr
mögliche Fensterlüftung, Keimentwicklung, zu trockene Luft, Zugluft und Geräuschbelästigung, auszuräumen.
Aus Kostengründen und wegen der verbreiteten Skepsis gegenüber Lüftungsanlagen entscheiden sich Schulen häufig gegen einen Einbau. Dennoch zeigen die vier Projekte, die eine Lüftungsanlage eingebaut haben, eine
positive Resonanz der Lehrer und Schüler. Es sind nicht nur energetische
Einsparungen erkennbar, sondern auch eine wesentliche Verbesserung der
Raumluft und Behaglichkeit. Die oftmals als unschön empfundenen großen
Rohre können, wie in Cadolzburg, hinter abgehängten Decken verborgen
werden. Das Öffnen der Fenster ist bei allen Projekten jederzeit möglich, aber
nicht mehr notwendig.
1
Quelle wie Grafik siehe Abbildungsverzeichnis Seite 75
Erläuterungen 67
Wärmerückgewinnung und Nachtkühlung Bei Lüftungsanlagen mit integrierter Wärmerückgewinnung wird der Abluft Wärme entzogen. Diese Energie wird über einen Wärmetauscher
der einströmenden Frischluft zugeführt, so dass die kalte Luft
vorgewärmt einströmen kann. Durch eine Wärmerückgewinnung
können zusätzlich Heizkosten eingespart und Lüftungswärmeverluste verringert werden. Eine Lüftungsanlage kann durch
entsprechende Regelungstechnik mit einer Nachtkühlung ausgestattet werden.
Anteil Beleuchtung
Belüftung
2 Bürogeräte
7
Haushaltsgeräte
10
Beleuchtung
61
%
15
4
Hilfsenergie
Heizung
1 Warmwasser
Zentrale
Dienste
Foto | Demel
Stromverbrauch einer Schule ohne Lüftungsanlage
Quelle: siehe Abbildungsverzeichnis Seite 75
Kürnach | Photovoltaikanlagen produzieren Strom
Beleuchtung Laut einer Studie des Ministeriums für Umwelt,
Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg wird mehr als
der Hälfte des gesamten Stromverbrauchs in Schulgebäuden
für die Beleuchtung benötigt (vgl. Grafik). Wird eine kontrollierte
Lüftungsanlage und evt. Regelungstechnik eingebaut, verändert
sich die Gewichtung in Richtung Lüftung.
Der Einsatz von energiesparenden Leuchtmitteln und Präsenzmeldern und evt. tageslichtabhängiger Regelung der Beleuchtung ist genauso wichtig wie eine Sensibilisierung der Nutzer.
Im Hinblick auf die längere Nutzungsdauer der Schulen durch
Ganztagesklassen und vermehrten Nachmittagsunterricht gewinnen energiesparende Maßnahmen im Bereich der Beleuchtung zusätzlich an Bedeutung.
Regelung Die höhere technische Ausstattung der Schulgebäude erfordert eine zentrale Steuerung. Bei den vier Projekten mit
Lüftungsanlage wurde gleichzeitig eine zentrale Regelungstechnik eingebaut (bei einem weiteren Projekt ist der Einbau geplant).
Diese reguliert je nach Projekt Heizung, Lüftungsanlage, Sonnenschutz und Beleuchtung und steigert hierdurch die Gesamtenergieeffizienz.
Stromerzeugung Auf den großen Dachflächen der Schulen lassen sich häufig Photovoltaikanlagen unterbringen. Diese Anlagen
können in die pädagogische Arbeit integriert werden. Es besteht
die Möglichkeit, die Werte für den aktuell erzeugten Strom sowie
die aktuelle CO2-Einsparung auf Displays abzulesen. Zudem sind
diese Anlagen eine zusätzliche Einnahmequelle für Gemeinden
und Schulen. Die Schule in Kürnach kann durch die Photovoltaikanlage ca. 5.000 Euro pro Jahr erwirtschaften, die wieder für
Schulmaterialien eingesetzt werden.
68
Einbindung der Nutzer
Akteure der Beteiligung Der Bauherr oder – mit seinem Einverständnis – der
Architekt beteiligen Nutzer an den zu treffenden Entscheidungen. Im Beteiligungsprozess sollte berücksichtigt werden, dass die Akteure verschiedene
Anforderungen an das Bauvorhaben haben und unterschiedliche Fachsprachen sprechen:
Träger als Eigentümer des Gebäudes und Bauherr
Architekt und Planer als Auftragnehmer
Nutzer: Schulleitung mit Hausrecht, Lehrer, Hausmeister, Schüler, Eltern
Das erfordert ein hohes Maß an Kooperation und gegenseitigem Entgegenkommen.
Stufen der Beteiligung „Beteiligung“ kann in unterschiedlicher Intensität
ermöglicht werden. Je höher der Grad an Beteiligung ist, umso stärker ist die
Identifikation mit der Modernisierung.
Information: Die Nutzer werden über relevante Entscheidungen des
Trägers oder des Architekten informiert, ohne einwirken zu können.
Mitwirkung: Der Planer oder Bauherr stellt den Nutzern frühzeitig alle
relevanten Entscheidungen vor, erläutert, hört die Wünsche der Nutzer
und berücksichtigt sie, soweit möglich.
Mitbestimmung: Den Nutzern werden Entscheidungsvollmachten und
Verantwortung übertragen. Träger oder Architekt geben dafür Entscheidungskompetenzen an die Nutzer ab.
Planungsbeteiligung In der Planungsphase werden die Baumaßnahmen
und Zeitpläne festgelegt und die voraussichtlichen Baukosten ermittelt.
Die Nutzer können an allen Entscheidungen beteiligt werden. Häufig gibt
es Spielräume für die sachgerechte Ausführung bestimmter Maßnahmen.
Können die Nutzer die für sie günstigere Version wählen, ist das bereits ein
Gewinn. Werden die Nutzer frühzeitig beteiligt, können sie die Bedürfnisse
des pädagogischen Betriebes mit in die Planung einbringen. Eingebunden
werden sollten sie in Baumaßnahmen, welche die Akzeptanz und Kooperation der Nutzer im laufenden Betrieb erfordern, wie etwa der Einbau einer Lüftungsanlage. Die möglichen Beteiligungsmethoden reichen von einfachen
Absprachen bis hin zu „Planungsworkshops“ oder „Zukunftswerkstätten“.
Beteiligung in der Bauphase Wird im laufenden Betrieb umgebaut, müssen Schulleiter, Hausmeister, Bauleiter und Baufirmen organisatorische
Höchstleistungen erbringen, um den Schulbetrieb ohne allzu große Störungen aufrecht zu erhalten. Dies erfordert einen engen Kontakt und verlässlichen Kommunikationsfluss zwischen Schulleitung und Bauleitung, um die
notwendigen Entscheidungen schnell treffen zu können, sowie gegenseitiges
Entgegenkommen. Über die Organisation hinaus bietet dieser Kontakt die
Möglichkeit, die Nutzer auch bei planerischen Entscheidungen zu beteiligen.
Der Hausmeister ist während der Bauzeit wichtige Ansprechperson für Planer, Baufirmen, Schulleiter, Lehrer und Schüler zum Ablauf der Baustelle.
Bauzeit Die meisten Modernisierungen wurden zu großen Teilen während
des laufenden Schulbetriebs durchgeführt, was häufig den zeitlichen Vorgaben aus dem Konjunkturpaket II geschuldet war. Die angegebenen Zeiträume beinhalten auch Zeiten, die keine Auswirkungen auf den Schulbetrieb
hatten. Zum Beispiel betrug die Bauzeit an der Dillenberg-Schule, Cadolzburg 21 Monate. Jedoch nur neun Monate davon war der Schulbetrieb durch
die Baustelle beeinträchtigt. Generell ist es günstig, möglichst viele Arbeiten,
die Räume unbenutzbar machen, wie z.B. der Austausch der Fenster oder
der Einbau einer Lüftungsanlage, in den Ferien durchzuführen.
Planungsbeteiligung des Lehrerkollegiums, Cadolzburg ►
Erläuterungen 69
Beispiele für Beteiligungsmöglichkeiten
Architektenwettbewerb mit Beteiligung der Schulleitung bei der Aufgabenstellung und in der Jury
Mitgestaltung durch Nutzer bei der Planung des Schulgebäudes:
-- Fassadenfarbe und -material
-- Fenstertyp und Rahmenfarbe
-- Neuanstrich der Innenwandflächen und Festlegung der Farbgestaltung
-- Verdunkelung mit Vorhängen zusätzlich zum Einbau einer automatischen Raffstoreanlage (Jalousien)
-- Fliesengestaltung und Neuorganisation der WC-Anlagen
-- Grundrissveränderungen zur Schaffung neuer räumlicher Möglichkeiten für die pädagogische Arbeit
-- Entwicklung maßgeschneiderter Einbaumöbel
Mitbestimmung von Schulleitung, Lehrern, Schülern und Hausmeister
beim Einbau einer Lüftungsanlage:
-- Öffnungsmöglichkeit der Fenster
-- Anlagentyp
-- Art und Anordnung der Lüftungszentrale im Schulgebäude und der
Lüftungsauslässe im Klassenzimmer
-- Regelungsmöglichkeiten
Mitentwicklung von individuell programmierten Steuerungsmenüs (Licht,
Heizung, Lüftung etc.) durch den Hausmeister
Mitsprache der Nutzer bei der Gestaltung der Außenanlagen
Beteiligung der Schüler am Bau der Außenlagen
Foto | Krauß
Beteiligung der Schüler bei der Neufassung der Hausordnung
70
Beispielhafte Bildungsangebote für die Schüler
Gesamtbetrachtung der Modernisierung
Vorstellung beispielhafter Projekte zu Architektur, Baukultur und energieeffizientem Bauen
Projekte zum Energiesparen und Klimaschutz, z.B. www.fiftyfiftyplus.de
oder www.co2maus.de
Hausbegehung der Schule vor der Modernisierung, Suche nach energetischen Schwachstellen (vgl. „Klimadetektive“, Seite 73)
Vorher-Nachher-Vergleich mit Heizenergie-Verbrauchsmessungen
Analyse und Diskussion der Bedingungen der Modernisierung: Veränderungen, Kosten und Nutzen, Finanzierung, Bauen im Bestand, wer
entscheidet was, Auswahl der Baumaßnahmen
Auslagerung von Klassenzimmern: Neue Einrichtung der Klassenzimmer, gegenseitige Präsentation und Diskussion an einem „Tag der
offenen Klassenzimmer“
Auslagerung von Schulklassen in Container: Berechnungen zum Rauminhalt, Energieverbrauch im Container (Strom, Heizung), Mietkosten
Einüben thematisch passender Lieder oder Gedichte für begleitende
Veranstaltungen
Baustelle
Führungen durch die Baustelle oder die technischen Anlagen
Untersuchung von Materialproben aus der Baustelle
Beobachtung der Bauarbeiten während des Unterrichts, thematisieren
der Berufsbilder
Zeitplanung, Kosten des Materials und der Arbeitszeit
Interviews mit den Planern, Handwerkern oder dem Träger
Sanierung der Gebäudehülle
Bildungsangebote zum Thema:
Konstruktion, Wandaufbau, Wärmedämmung, Wärmebrücken, Gestaltung, A/V-Verhältnis
Vorher-Nachher-Vergleich: Temperaturen der Wandflächen, Wärmebildaufnahmen der Fassade, Experimente zur Dichtigkeit der Fenster,
Temperaturmessungen an den Fensterflächen
Erneuerung des Sonnenschutzes: Analyse der passiven Sonnenenergienutzung im Gebäude (Standort, Ausrichtung des Schulgebäudes zu den
Himmelsrichtungen, Verschattung)
Technischer Ausbau
Austausch der Heizkörper: Experimente zur Heizungsregelung mit Thermostatventilen
Wechsel des Energieträgers: Vorher-Nachher-Vergleich zu Kosten und
CO2-Erzeugung, Energieausweis der Schule
Einbau einer Photovoltaikanlage: Anzeige der Energiegewinne zugänglich machen (Homepage oder Anzeige im Schulhaus), Berechnungen
zum Stromgewinn, Experimente mit Solarzellen
Einbau einer Lüftung: Messungen des CO2-Gehaltes im Klassenzimmer
im Tagesverlauf, Aufstellen einer CO2-Ampel, Untersuchen der Luftströmungen im Klassenzimmer, Analyse des Stromverbrauches der Lüftung
Erneuerung der Beleuchtung: Vorher-Nachher-Vergleich mit Messungen
der Lichtstärke im Tagesverlauf und Stromverbrauchsmessungen der
Leuchtmittel
Bauprojekt der Schüler, Bruckmühl ►
Foto |Adam
Erläuterungen 71
72
7
Weiterführende Informationen
Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft, Bonn
Montag Stiftung Urbane Räume, Bonn
Die Stiftungen engagieren sich dafür, Lernräume zeitgemäß und zukunftsorientiert zu gestalten und vorbildliche Bildungsbauten zu ermöglichen.
Veröffentlichungen zum Thema:
„Lebens- und Lernraum Schule: Pädagogische Architektur“
Broschüre zur Ausstellung
Download: www.paedagogische-architektur.de
„Schulumbau – Strategien zur Anpassung von Bestandsgebäuden“
Broschüre
Hrsg. Montag-Stiftung Urbane Räume, Bonn. Köln/Bonn 2011
„Schulen planen und bauen – Grundlagen und Prozesse“
Buch
Hrsg. Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft Bonn, Montag-Stiftung
Urbane Räume. jovis verlag. Berlin 2012
Urbanes Wohnen eG entwickeln planen kommunizieren, München
Die Genossenschaft führt partizipative Projekte in der Freiraumplanung und
im Hochbau durch:
Beteiligungsverfahren in der Quartiersentwicklung, Kinder- und Jugendbeteiligung an Schulen und im öffentlichen Freiraum, partizipatives Planen und
Bauen, Architekturvermittlung, baukulturelle Bildung.
„Pausenhof macht Spaß. Ein Klassenzimmer für Kopf, Herz und Hand“
Broschüre zum ESB-Grundschulwettbewerb
Download: www.urbanes-wohnen.com/757.0.html
Landesarbeitsgemeinschaft Architektur und Schule, Bayern e.V.
Die LAG ist eine Arbeitsgemeinschaft von bayerischen Lehrern aller Schularten und Architekten, die es sich zur Aufgabe macht, das Thema Architektur fächerübergreifend für alle bayerischen Schulen nutzbar zu machen und
Schüler an Planungsprozessen zu beteiligen. Die LAG wird unterstützt von
der Bayerischen Architektenkammer und dem Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus. Sie bietet Fortbildungen für Lehrer an, entwickelt Unterrichtsmethoden und -materialien, betreibt Netzwerkarbeit und
vermittelt erfahrene Architekten für den Baukulturunterricht sowie bewährte
Moderatoren/ Architekturvermittler für Bauprozesse.
www.architektur-und-schule.org
Arbeitskreis „Architektur – Technik + Schule“, Salzburg
Ein Verein mit dem Ziel, Architektur- und Technikvermittlung in Salzburger
Schulen zu fördern, weiterzuentwickeln, zu veröffentlichen und eine regionale sowie überregionale Plattform zu bilden.
www.at-s.at
„Raum erfahren – Raum gestalten“
Praxisbuch zur Architektur­vermittlung mit Kindern und Jugendlichen in der
Schule. Es beinhaltet theoretische Positionen und nachvollziehbar beschriebene Unterrichtsprojekte für die Praxis.
Hrsg.: Elisabeth Gaus-Hegner, Andreas Hellmüller, Ernst Wagner, Jan
Weber-Ebnet. Zürich 2009. Verlag Pestalozzianum.
ISBN 978-3-89896-384-8
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN 73
„Kinder_Sichten“
Buch zur baukulturellen Bildung, Beteiligung von Kindern und
Jugendlichen, beinhaltet eine Projekt- und Methodik-Börse.
Hrsg.: Christa Reicher, Silke Edelhoff, Päivi Kataikko, Angela
Uttke. Troisdorf 2006. Bildungsverlag Eins.
ISBN 978-3-427-99871-6
„Klimadetektive“
Unterrichtsmaterial der Bayerischen Architektenkammer für
einen Projekttag. Schüler der 3.-7. Klasse spüren in ihrer Schule
energetische Schwachstellen auf. Schüler der 8.-11.Klasse
analysieren ihr Klassenzimmer mit Messinstrumenten und
berechnen dessen Heizwärmebedarf. Die Architektenkammer
vermittelt und finanziert einen Energieberater, der das Projekt an
der Schule durchführt.
www.byak.de/start/architektur/architektur-fur-kinder/klimadetektive
„Schule bauen"
Buch zur Architekturvermittlung.
Hrsg.: Institut für Schulqualität und Bildungsforschung München,
Bayerische Architektenkammer. München 2012. kopaed-Verlag.
ISBN 978-3-86736-271-9
„Worauf baut die Bildung“
Fakten, Positionen, Beispiele, Bericht der Baukultur 2010
Hrsg.: Michael Braum, Oliver G. Hamm. Basel 2010. Birkhäuser.
ISBN 978-3-0346-0358-4
BMWi-Begleitforschung Energieeffiziente Schulen
(EnEff:Schule)
Das Begleitprojekt zum Forschungsvorhaben "Energieeffiziente
Schule (EnEff:Schule)", das vom Bundesministerium für Wirtschaft
und Technologie im Rahmen des Förderkonzeptes "Energieoptimiertes Bauen (EnOB)" gefördert wird, hat zum Ziel, sämtliche
Aktivitäten auf dem Gebiet der Energieeffizienten Schulsanierung zusammenzuführen und darzustellen.
http://www.eneff-schule.de/
Bauen und sanieren für die Zukunft
Energieeffizienz, Behaglichkeit, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit beim Bauen;
Bayerisches Landesamt für Umwelt; www.lfu.bayern.de
Ein Wegweiser für alle, die ein Haus bauen oder sanieren und
dabei zukunftsweisend handeln und kostenbewusst investieren
möchten.
Effiziente Energienutzung in Bürogebäuden –
Planungsleitfaden
mit Sonderteil „10 Gebote“ für energieeffiziente Bürogebäude
Bayerisches Landesamt für Umwelt, Oberste Baubehörde im
Bayerischen Staatsministerium des Innern; www.lfu.bayern.de
Die in diesem Leitfaden beschriebenen Anforderungen und Zusammenhänge gelten neben Bürogebäuden auch grundsätzlich
für Schulen, Veranstaltungsgebäude o.ä.
74
8
Impressum
Herausgeber
Oberste Baubehörde
im Bayerischen Staatsministerium des Innern
Franz-Josef-Strauß-Ring 4
80539 München
Fachliche und finanzielle Beteiligung
Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus
Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit
Bayerische Architektenkammer
Verfasser
Architekturbüro Dirtheuer
Franz Dirtheuer, Kathrin Hess, Andreas Kölblinger
Sommer-Hoch & Tiefblau
Anna Bauregger, Andreas Ernstberger
Oberste Baubehörde
Gottfried Weiß, Julia Jelen, Daniel Kaus, Svenia Rosette, Ulrich Hach
Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus
Wolfgang Ellegast
Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit
Michael Loch
Bayerische Architektenkammer
Volker Heid, Oliver Heiss
Layout
Architekturbüro Dirtheuer, Kathrin Hess
Druck
Aumüller Druck GmbH & Co. KG, Regensburg
Zur Herstellung wurde Papier mit dem Umweltzertifikat FSC verwendet.
Die Veröffentlichung gibt die Ergebnisse aus den Befragungen der beteiligten Planern und Schulleitungen und aus Untersuchungen der Beispielprojekte wieder.
Wir danken den Planern und Schulleitungen für ihre
tatkräftige Unterstützung!
Die Veröffentlichungs- und Verwendungsrechte liegen beim Herausgeber.
München, März 2013
Weitere Informationen stehen im Internet zur Verfügung
http://www.innenministerium.bayern.de/bauen/themen/gebaeudeenergie/16550/
Wollen Sie mehr über die Arbeit der Bayerischen Staatsregierung wissen? BAYERN DIREKT ist Ihr direkter Draht
zur Bayerischen Staatsregierung. Unter Telefon 089 12 22 20 oder per E-Mail unter [email protected] erhalten Sie
Informationsmaterial und Broschüren, Auskünfte zu aktuellen Themen und Internetquellen sowie Hinweise zu Behörden, zuständigen Stellen und Ansprechpartnern bei der Bayerischen Staatsregierung. www.bayern.de
Impressum 75
Fotos
Die Fotos der jeweiligen Projekte und die zugehörigen Bildrechte wurden
von den Planern und den Schulen zur Verfügung gestellt. Die Fotografen
der Bilder sind direkt bei den Bildern genannt. Einverständniserklärungen
der abgebildeten Personen liegen vor.
Abbildungen
Grafische Nachbearbeitung aller Plandarstellungen nach Vorlage der jeweiligen Planer bzw. Verfasser (Seiten 19, 23, 29, 36, 37, 43, 44, 53) ebenso
wie Grafiken zur Kostenverteilung nach Angaben der Architekten und
Regierungen: Architekturbüro Dirtheuer.
Titelbild
Seite 28
Seite 50
Seite 66
Seite 67
Grundschule Germering – Zeichnung Anton Oberfrank
Matrix, AB Gruber + Popp
Scan Titelseite der Festschrift des Schulverbands Kürnach
Quelle, Projektbericht “Niedersächsisches Schulprogramm“
zur Untersuchung von Einflussfaktoren auf die Raumluftqualität in Klassenräumen sowie Modellierung von Kohlendioxid
Verläufen vgl. http://www.nlga.niedersachsen.de/portal/live.
php?navigation_id=27081&article_id=19335&_psmand=20
(Stand Juni 2012) nachgezeichnet und zusammengefasst
durch Architekturbüro Dirtheuer
Quelle, Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft
Baden-Württemberg:http://www.um.baden-wuerttemberg.de/
servlet/is/44210/ (Stand Juni 2012) nachgezeichnet durch Architekturbüro Dirtheuer
Hinweis
Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Bayerischen Staatsregierung herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerbern oder
Wahlhelfern im Zeitraum von 5 Monaten vor einer Wahl zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für Landtags-, Bundestags-, Kommunal und Europawahlen. Missbräuchlich ist während dieser Zeit insbesondere die Verteilung auf
Wahlveranstaltungen, an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken und Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel. Untersagt
ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung. Auch ohne
zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer
Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Staatsregierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte. Den Parteien ist es gestattet, die
Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden.“
Herunterladen