eLexikon Bewährtes Wissen in aktueller Form Piper | Geschichte - Schweden - Staatsmänner Internet: http://peter-hug.ch/lexikon/piper Seite 13.80 Piper 2 Seiten, 1'479 Wörter, 10'748 Zeichen Piper L., Gattung aus der Familie der Piperaceen, Kräuter oder Bäume, meist Sträucher, häufig schlingende mit einfachen, gestielten Blättern, ährigen, selten doldigen, terminalen oder blattgegenständigen Blütenständen, sitzenden oder der verdickten Blütenstandsachse eingesenkten, zwitterigen oder eingeschlechtige Blüten und sitzender oder gestielter Beere. Etwa 600 Arten in den gesamten Tropen. Piper angustifolium Ruiz et Pav. (Piper elongatum Vahl, Arthante elongata Miq.), ein Strauch in den feuchten Wäldern der Kordilleren von Peru, Brasilien, Panama, mit kurzgestielten, oblong lanzettlichen, lang zugespitzten, fast lederigen, stumpf gekerbten, oberseits warzigen und rauhhaarigen, unterseits weicher behaarten Blättern und dicht gedrängten, grünlichen Blüten, wird hier und da kultiviert und liefert, wie Piper aduncum L., ein Strauch in Brasilien, Guayana, Neugranada, Panama, Mexiko und Westindien, mit größern, länglich elliptischen, sehr lang zugespitzten, ganzrandigen, unterseits fast kahlen Blättern, das Matikokraut, welches schwach aromatisch nach Kubeben oder Minze riecht, angenehm oder wenig scharf bitterlich und aromatisch schmeckt und Harz und ätherisches Öl neben Gerbstoff enthält. Es wirkt blutstillend und wird in Brasilien schon seit sehr langer Zeit arzneilich benutzt; 1827 wurde es in Amerika, 1839 durch Jeffreys in Europa bekannt, fand aber erst in neuerer Zeit größere Verwendung gegen Schleimflüsse. Man benutzt auch ein aus den Blättern gewonnenes hellgelbes, dickflüssiges, schweres, brennend gewürzhaft schmeckendes ätherisches Öl in Gelatinekapseln. Wurzeln und Blätter von Piper aduncum werden in Brasilien als stimulierendes Mittel, die Früchte wie Kubeben benutzt. Von Piper heterophyllum Ruiz et Pav., in Peru, werden die Blätter wie Betel gekaut und als magenstärkender Thee benutzt. Piper Cubeba L. fil. (Cubeba officinalis Miq., Kubebenpfeffer, s. Tafel »Arzneipflanzen II«), bis 6 m hoher Strauch mit kurzgestielten, länglich bis eiförmig elliptischen, zugespitzten Blättern, diözischen Blüten, schlank walzenförmigen männlichen Blütenähren, dickern weiblichen Ähren und gestielten, fast kugeligen Beeren, in Südborneo, auf Java und Sumatra heimisch, wird auf den beiden letztern Inseln und auf den Antillen (häufig in Kaffeeplantagen) kultiviert und liefert die Kubeben (s. d.). Piper nigrum L. (schwarzer Pfeffer, s. Tafel »Gewürzpflanzen«), ein mittels Luftwurzeln kletternder, über 5 m hoher Strauch mit fingerdickem Stengel, kurzgestielten, breit eiförmigen, zugespitzten Blättern, monözischen oder diözischen Blüten in schlanken, lockerblütigen Ähren und kugeligen, erbsengroßen, grünen, dann roten, zuletzt gelben Beeren, ist heimisch in den heißen und feuchten Wäldern von Travankor und Malabar und wird jetzt auf Ceylon, Sumatra, Java, Borneo, den Philippinen, in Hinterindien und Westindien kultiviert. Man vermehrt ihn durch Stecklinge, läßt ihn rebenartig an Bäumen mit wenig dichtem Laub (Mangifera, Erythrina, Uncaria Gambir, Areca etc.) oder an Stangen emporklettern, wobei er an der Rinde der Bäume wurzelt, und hält ihn niedrig. Er beginnt schon im ersten Jahr zu tragen, liefert im Alter von 5-15 und 20 Jahren 4-5 kg Beeren und geht dann allmählich ein. Man erntet die Früchte im unreifen Zustand, sobald sich die untern Beeren eines Fruchtstandes zu röten beginnen, löst die Beeren nach dem Pflücken von den Spindeln ab und trocknet sie an der Sonne oder über mäßigem Feuer. Die dünne Fruchthaut des Pfeffers schließt einen einzigen Samen fest ein, dessen Embryo wegen der frühzeitigen Ernte nicht entwickelt, sondern gewöhnlich nur durch eine unter der Spitze liegende Höhlung vertreten ist. Der Same selbst enthält in der dünnen, braunroten Samenschale ein glänzendes, außen grünlichgraues, hornartiges, im Innern weißes, mehliges Eiweiß. Der beißend scharfe Geschmack des Pfeffers ist durch Harz bedingt; ein ätherisches Öl (1 Proz.), isomer mit Terpentinöl, besitzt mehr den Geruch als den Geschmack des Pfeffers, welcher außerdem 5 Proz. Mineralstoffe und etwa 2-8 Proz. Piperin C17H19NO3 enthält. Letzteres bildet farb-, geruch- und geschmacklose Prismen, löst sich leicht in Alkohol (die alkoholische Lösung schmeckt pfefferartig), schwer in Äther, kaum in Wasser, reagiert neutral, ist nicht flüchtig und gibt, mit Kalilauge gekocht, stark basisches Piperidin C5H11N u. Pikrinsäure C12H10O4 . Letztere wird durch übermangansaures Kali in Piperonal C8H6O3 verwandelt, welches heliotropartig riecht und als Heliotropin in der Parfümerie benutzt wird. Weißer Pfeffer wird von derselben Pflanze gewonnen, aber aus reifen Beeren bereitet, indem man diese nach mehrtägigem Liegen im Wasser so lange zwischen den Händen reibt, bis die fleischige Schicht völlig entfernt ist. Die Straits Settlements liefern davon jährlich 1-1,25 Mill. kg, welche größtenteils nach China gehen, während man in Europa den schärfern schwarzen Pfeffer vorzieht. Hauptmärkte für den Pfeffer sind in Europa: London, Amsterdam und Hamburg; der beste Pfeffer ist der von Malabar, Mittelsorten sind die von Singapur, Pinang; die holländische Sorte, der Bataviapfeffer, hat forlaufend den geringsten Wert. Die Produktion schätzt Scherzer auf 26 Mill. kg (davon Sumatra 14, die Inseln der Malakkastraße Seite 1 / 3 eLexikon Bewährtes Wissen in aktueller Form Piper | Geschichte - Schweden - Staatsmänner Internet: http://peter-hug.ch/lexikon/piper 1,8, die Malaiische Halbinsel 1,9, Borneo 1,8, Siam 4, Malabar 2,5 Mill.); England importiert etwa 13 Mill. kg, wovon nach Deutschland über 2,5 Mill. gehen. - Der Pfeffer ist eins der ältesten Gewürze der indischen Welt und hat sich von da aus bei allen Völkern unentbehrlich gemacht, zumal in den Reisländern. Der Sanskritname des langen Pfeffers (Pippali) geht, auf den schwarzen Pfeffer übertragen, durch fast alle Sprachen, nachdem die Perser das ihnen fehlende l durch r ersetzt haben. Theophrastos kannte schwarzen und langen, Dioskorides auch weißen Pfeffer, und die Römer besteuerten schwarzen und langen Pfeffer in Alexandria. Arrianos nennt im Periplus des Roten Meers Malabar als die Heimat des Pfeffers, und Cosmas Indopleustes beschrieb 540 die Pflanze. Damals und noch viel später war Pfeffer als begehrtestes Gewürz das Symbol des ganzen Gewürzhandels, welchem Genua und Venedig sowie die süddeutschen Handelsstädte einen großen Teil ihrer Reichtümer verdankten. Im Mittelalter wurden Zölle in Pfeffer entrichtet, und im 14. und 15. Jahrh. wurde er bei Geldnot als Zahlmittel gebraucht. Erst nach der Entdeckung des Seewegs nach Indien fiel der hohe Preis des Pfeffers sehr stark, indem sich zugleich seine Kultur nach den westlichen Inseln des Archipelagus verbreitete. Portugal machte den so höchst einträglichen Pfefferhandel bis in das 18. Jahrh. zum Kronmonopol. Auch jetzt noch nimmt der Pfeffer in der Handelswelt unter den Gewürzen unbedingt die erste Stelle ein. Piper officinarum Dec. (Chavica officinarum Miq.), kletternder Strauch mit sehr kurz gestielten, oblong elliptischen, allmählich zugespitzten, kahlen, lederigen Blättern, dichtblütigen Ähren und miteinander verwachsenen, nur am Scheitel freien, kugeligen Beeren; auf den Sundainseln, Molukken, Philippinen, wird auf Java und in Bengalen kultiviert und liefert in den vor der Reife gesammelten Fruchtständen den langen Pfeffer (Piper longum). Dieses Gewürz scheint als Peperi makron schon den alten Griechen bekannt gewesen zu sein und behielt seinen Wert auch im Mittelalter neben dem schwarzen Pfeffer, obwohl es viel weniger scharf schmeckt, während es gegenwärtig in Europa nur noch selten benutzt wird. Auch Piper longum L., auf Malabar, Ceylon, in Ostbengalen, aus Timor und den Philippinen, liefert langen Pfeffer. Die Wurzel benutzt man in Indien, Persien und Arabien als Heilmittel und zum Schärfen des Essigs. Piper Betle L. (Chavica Betle Miq., Betelpfeffer), ein kletternder Strauch, in Ostindien, Hinterindien, auf Ceylon, den Sundainseln etc. heimisch, wird in allen tropischen Ländern Asiens nördlich bis zum Himalaja, in China, auf den Inseln Australiens und vielen Inseln des Stillen Ozeans kultiviert und liefert in seinen brennend gewürzhaft schmeckenden Blättern, wie die ähnliche Piper Siriboa L. und Piper Melamiris L., ein in jenen Ländern allgemein gebräuchliches Kaumittel. Piper methysticum Forst. (Macropiper methysticum Miq., Kawa-, Awapfeffer), ein 2 m hoher Strauch auf den Gesellschafts-, Freundschafts-, Sandwich- und Fidschiinseln, wird wegen seiner Wurzel kultiviert, die medizinisch, namentlich aber zur Bereitung eines für das soziale, religiöse und politische Leben der Südseeinsulaner sehr wichtigen Getränks, der Kawa (s. d.), benutzt wird. Wirksamer Bestandteil der Wurzel ist ein Harz, welches auf Schleimhäute und das Unterhautzellgewebe lokal anästhesierend wirkt. Vgl. Lewin, Über Piper methysticum (Berl. 1886). Piper crystallinum, Piper aromaticum, Piper rotundifolium, s. Peperomia. Piper, 1) Karl, Graf von, schwed. Staatsmann, geb. 29. Juli 1647, Sprößling einer deutschen Familie, welche aus Livland nach Schweden gekommen war, trat 1668 in den Staatsdienst, wurde 1679 geadelt und Sekretär im Kammerkollegium, 1689 Kanzleirat und Staatssekretär und erwarb sich durch seine Tüchtigkeit in so hohem Grade das Vertrauen des Königs Karl XI., daß er in allen Angelegenheiten, die das Innere betrafen, als die rechte Hand des Königs betrachtet werden konnte. Nach dem Tode desselben wurde er vom jungen König Karl XII., dem er die vom Vater bestellte vormundschaftliche Regierung beiseite zu schieben half, zum königlichen Rat ernannt und in den Grafenstand erhoben. Piper leitete die diplomatischen Verhandlungen während des Nordischen Kriegs, hatte aber bei der selbständigen Handlungsweise Karls XII. mit seinen Ratschlägen nicht viel Einfluß; bei Poltawa wurde er gefangen und starb 29. Mai 1716 in Schlüsselburg. 2) Ferdinand, Theolog und Archäolog, geb. 7. Mai 1811 zu Stralsund, widmete sich dem Studium der Theologie, habilitierte sich 1840 an der Universität zu Berlin und ward 1842 Professor, 1849 zugleich Direktor des christlich-archäologischen Museums der Universität. Außer vielen Beiträgen in Zeitschriften und in dem von ihm herausgegebenen »Evangelischen Kalender« (1850-70), woraus das biographische Werk »Zeugen der Wahrheit« (Leipz. 1873-75, 4 Bde.) hervorging, sind von seinen Schriften hervorzuheben: »Kirchenrechnung« (Berl. 1841); »Geschichte des Osterfestes« (das. 1845); »Mythologie und Symbolik der christlichen Kunst« (Weimar 1847-51, 2 Tle.); »Über den christlichen Bilderkreis« (Berl. 1852); »Karls d. Gr. Kalendarium« (das. 1858); »Die Kalendarien und Martyrologien der Angelsachsen« (das. 1862); Seite 2 / 3 eLexikon Bewährtes Wissen in aktueller Form Piper | Geschichte - Schweden - Staatsmänner Internet: http://peter-hug.ch/lexikon/piper »Einleitung in die monumentale Theologie« (Gotha 1867). Ende Piper Quelle: Meyers Konversations-Lexikon, 1888; Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892;13. Band, Seite 80 im Internet seit 2005; Text geprüft am 25.10.2005; publiziert von Peter Hug; Abruf am 20.8.2017 mit URL: Weiter: http://peter-hug.ch/13_0081?Typ=PDF Ende eLexikon. Seite 3 / 3