So halten Sie Ihre Hüften in Schuss

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Mittwoch, 10. Mai 2017 Forum Seite 25
L I T E R AT U R
Magazin
Kunstraub im
Kinderbuch
Bilder werden gestohlen –
auch in Kinderbüchern.
Diesen Frühling setzen
gleich zwei Autoren und
Illustratoren auf das spannende Thema. SEITE 23
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BERNER ZEITUNG
www.bernerzeitung.ch
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So halten Sie Ihre Hüften in Schuss
VORSORGE Hüftschmerzen
oder gar ein künstliches
Gelenk müssen nicht sein.
Mit gezieltem Muskelaufbau
liesse sich manche Operation
vermeiden – oder zumindest
hinauszögern. Das Physioteam
des Berner Inselspitals zeigt
die besten Übungen.
Fast 20 000 künstliche Hüftgelenke werden alljährlich in der
Schweiz eingesetzt – weltweit ein
Spitzenwert. Das ist allerdings
nur bedingt ein Ruhmesblatt.
Denn oft wäre es sinnvoller, zuerst alle konservativen Mittel
auszuschöpfen, bevor man den
Chirurgen ans Werk lässt. «Das
eigene Gelenk ist immer noch das
beste und sollte so lange wie möglich erhalten bleiben», sagt German Clénin (50), Sportarzt in Ittigen und Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Sportmedizin. Und das sei am ehesten
möglich mit einem gesunden Lebensstil und Sportarten, die keine Schläge verursachen würden –
also Velofahren und Schwimmen
statt Squash und Fussball. Die
Devise laute: Bewegen und belasten, aber nicht überlasten.
Meist fehlt es
an der Kraft
Eine ähnliche Haltung vertritt
die Rheumaliga Schweiz. «Bewegen ist besser als behandeln»,
schreibt sie zum Auftakt ihrer
diesjährigen Kampagne, die den
Hüften gewidmet ist (siehe Kasten). «Gelenke, die nicht von
einer kräftigen Muskulatur geschützt werden, sind anfällig für
Knorpelschäden und Verletzungen – Training ist also die
beste Vorsorge!»
Welche Muskeln aber
und wie sollen sie trainiert werden, damit
die Hüften profitieren? Kaum jemand
weiss das besser
als die Physiotherapeutinnen und
-therapeuten
am
Berner Inselspital. Sie
arbeiten jeden Tag im
Schnitt mit 160 Patienten, davon haben
allein gut 30 von ih-
Kräftigung: Beinheben in Seitenlage. Dabei werden die Abspreizermuskeln (Abduktoren) trainiert. (Alle Übungen vorgezeigt von Physiotherapeutin Andrea Schwander.)
nen mit Hüftproblemen zu
kämpfen. «Die meisten weisen
erhebliche Kraftdefizite auf»,
sagt Thorsten Müller (54), Physiotherapie-Teamleiter in der Orthopädie am Inselspital. Weiter
stellen Müller und seine Mitarbeitenden oft auch muskuläre
Dysbalancen (Ungleichgewichte)
fest und Beweglichkeitseinschränkungen. Er und sein 14köpfiges Team haben deshalb
ein auf die Hüften zugeschnittenes Trainingsprogramm entwickelt. Die wichtigsten Übungen
zeigt Teammitglied
Andrea Schwander (27) auf dieser
Seite.
«Mässig, aber
regelmässig»
Chefphysiotherapeut Müller
rät, nicht zu ehrgeizig ins Training einzusteigen. «Lieber
«Bei Hüftbeschwerden wird
heute tendenziell zu schnell
operiert.»
Thorsten Müller, Teamleiter Orthopädie
am Institut für Physiotherapie, Inselspital Bern
mässig, aber regelmässig.» Weiter empfiehlt er seinen Hüftpatienten, sich ausgewogen zu ernähren und allfälliges Übergewicht zu reduzieren. «Erst wenn
Training und alle sonstigen konservativen Massnahmen zu
keiner Verbesserung der Beschwerden führen, sollte
man an einen operativen
Eingriff denken.»
Aber auch dann muss
es nicht gleich eine
Prothese
sein.
Denn die hüftge-
lenkserhaltende Chirurgie hat
grosse Fortschritte gemacht.
Waren diese Eingriffe früher
ausschliesslich offen durchgeführt worden, geschieht dies seit
einigen Jahren auch minimalinvasiv mittels Arthroskopie
(Schlüssellochmethode). So
können geringfügige Deformitäten, die zu schmerzhaften Störungen im Gelenk wie etwa zu einer
Einklemmung
(Impingement) füh-
ren, schonend behoben werden.
Laut Urs Hefti (49), Chefarzt des
Orthopädischen
Zentrums
Münsingen, gelingt es mit einem
solch vergleichsweise kleinen
Eingriff in vielen symptomatischen Fällen, ein Fortschreiten
der Arthrose aufzuhalten oder
wenigstens hinauszuzögern.
Ein künstliches Gelenk
ist die letzte Option
Ist auch diese Behandlungsoption ausgeschöpft und ist der
Schmerz wieder da, bleibt als
letzte Möglichkeit immer noch
der Einsatz eines Gelenkersatzes.
Aber auch der ist heute kein
Grund mehr, um danach bloss
noch auf dem Ofenbänkli herumzusitzen. Die heutigen Kunstgelenke halten 15 bis 20 Jahre. Und
sie sind derart ausgereift, dass
man mit ihnen wieder fast alles
machen kann.
Stefan Aerni
TIPPS AM GP
Das Hüftgelenk ist auch am
kommenden Wochenende beim
Grand Prix von Bern ein Thema.
Die Rheumaliga Schweiz lanciert
im Rahmen der populären Laufveranstaltung ihre diesjährige
Kampagne «Tips for Hips»
(Tipps für die Hüften). Wer etwas
Glück hat, trifft dabei auf einen
der prominenten Botschafter:
Fussballlegende Gilbert Gress
oder Schauspielerin Heidi Maria
Glössner. Am GP ebenfalls präsent ist das Physioteam des
Inselspitals. An einem Stand auf
dem Expo-Gelände stehen die
Insel-Spezialisten den Interessierten Rede und Antwort zum
Thema «Kraft und Koordina­
tion im Laufsport». sae
Info: www.rheumaliga.ch.
Kräftigung: Kniebeuge
mit Rumpfrotation und
Zusatzgewicht.
Gleichgewicht:
Einbeinstand auf
instabiler Unterlage.
Dehnung: Für den oft
verkürzten Hüftbeuger.
Kräftigung:
Einbeiniges «Bridging»
(Brückenschlagen)
für den Hüftstrecker.
Bilder Susanne Keller
Alle Übungen/mehr Infos:
www.physio.insel.ch.
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