Werkstoffkunde für Elektrotechniker Seite 1 1. Einführung 1.1 Fachbeschreibung WSK = Lehre von Erzeugung - Anwendung - Eigenschaften - Aufbau von Werkstoffen à Werkstoffwissenschaft & Werkstofftechnologie Ziel: • Erarbeitung chemisch-physikalischer Grundlagen • Anwendung der Kenntnisse zur Lösung technisch relevanter Fragestellungen 1.2 Stoffbegriffe Werkstoffe • für technische und zivilisatorische Zwecke benötigte Stoffe zur Erzeugung von Halbfertig- und Fertigprodukten • Festkörper, die durch Herstellung und Nachbearbeitung in solche Zustände gebracht werden, dass sie bestimmte Funktionen erfüllen können Werkstoffhauptgruppen à vgl. Skript (1) Metallische Werkstoffe à reine Metalle à Metalllegierungen (2) anorganisch- nichtmetallische Werkstoffe à Halbleiter à Keramiken à Gläser à Kunstkohlen (3) polymere Werkstoffe à natürliche ~ à synthetische ~ (4) Verbundwerkstoffe 1.3 Ingenieurmäßige Anforderungen an Werkstoffe • sie müssen den auftretenden statischen und dynamischen Beanspruchungen unter Berücksichtigung der Umgebungsbedingungen (z.B. Temperatur, Medium) gewachsen sein • Verschleiß- und Korrosionsbeständigkeit • be- und verarbeitbar • wiederverwendbar (Recycling), d.h. wirtschaftlich einsetzbar und umweltfreundlich ⇒ enge Wechselwirkung: Konstruktion à Fertigung à Werkstoff: Bauteil à Ziel: • • Verständnis werkstoffkundlicher Zusammenhänge Beurteilung makroskopischer Werkstoff- Eigenschaften unter Zugrundelegung geeigneter definierter Werkstoffkenngrößen (WKG) [à Basis für den Einsatz mit hinreichender Sicherheit] © T.N. 2002 Seite 2 Werkstoffkunde für Elektrotechniker wichtige Erfahrung: chemisch identische Werkstoffe können sich je nach Fertigungsgeschichte ganz erheblich in ihren WKG unterscheiden Methoden: (1) makroskopisch Linearabmessungen des interessierenden Werkstoffbereichs (LIW) ~ 1 mm ≤ LIW ≤ 1 m (2) mikroskopisch Licht- und Rasterelektronenmikroskope zur Erfassung des Werkstoffgefüges ~ 0,5 µ m ≤ LIW ≤ 1 mm (3) submikroskopisch Ziel: Erforschung der Atomgitterstruktur und der Gitterstörungen mit Hilfe von elektromikroskopischen, röntgenographischen und anderen Hilfsmitteln ~ 1 nm ≤ LIW ≤ 1 µ m 2. Strukturbeschreibung von Festkörpern 2.1 Einige Grundbegriffe und Definitionen 2.1.1 Der Atomaufbau Atome sind • elektrisch neutrale Bausteine der Materie mit positiv geladenem Atomkern und negativ geladener Atomhülle • ausgedehnte Gebilde mit komplizierter Feinstruktur • Atomkern: ∅ ≈ 10−12 cm Atomhülle: ∅ ≈ 10−8 cm = 1 Angström • Atomkern bestimmt kernphysikalische Eigenschaften • Atomhülle bestimmt die meisten chemischen und physikalischen Eigenschaften Atomkern à besteht aus den Nukleonen • elektrisch neutrale Neutronen • einfach positiv geladenen Protonen à Massenzahl M • Anzahl N der Neutronen + Anzahl Z der Protonen M =N +Z • ganze Zahl, die der relativen Atommasse am nächsten kommt à Protonenzahl Z • Kernladungszahl, Kernbindungszahl à Ordnungszahl • Zahl der Elektronen à Kennzeichnung einer Atomart M Z Chemisches Elementsymbol © T.N. 2002 Werkstoffkunde für Elektrotechniker Seite 3 Zusammenfassung Atome Massenzahl M Atomkern Atomhülle Proton P Neutron N Elektron MassenzahlM KernladungszahlZ Element z.B.: ⇒ Reinelemente: Mischelemente (Isotope): 27 13 Al 56 26 Fe nur eine Atomart, z.B. 1327 Al mit gleicher Kernladungszahl Z aber verschiedenen Massenzahlen M Beim Zusammenschluss von Protonen und Neutronen kommt es unter Freisetzung von Bindungsenergie zu einem Massendefekt: Die freiwerdende Bindungsenergie lässt sich mit der Einstein'schen Äquivalenzbeziehung berechnen: ∆U = ∆m ⋅ c ² Lichtgeschwindigkeit Massendefekt Energieänderung Die Bindungsenergie der Atomkerne hängt von M ab: Massenzahl Kernfusion (M ↑) Kernspaltung (M ↓) ∆Umax Bindungsenergie © T.N. 2002 Seite 4 Werkstoffkunde für Elektrotechniker 2.1.2 Das periodische System der Elemente • ergibt sich aus der Anordnung der Elemente nach steigender relativer Atommasse • Anordnung in 7 Perioden (waagerecht) und 8 Hauptgruppen (senkrecht) ⇒ kurzes PSE • Reihenfolge bestimmt durch Ordnungszahl Z • Perioden: Elemente mit ähnlichen physikalischen und chemischen Eigenschaften werden in Haupt- (A) und Neben- (B) Gruppen zusammengefasst • für werkstoffkundliche Belange: langes PSE ⇒ Skript • periodische Eigenschaften viele Eigenschaften hängen periodisch von Z ab Elektronenhülle: bestimmt Bindungsverhältnisse und wirkt sich daher auf z.B. Dichte, Elastizitätsmodul, Schmelzpunkt • Elektronenhülle Aufbau à Schalenmodell • unterschiedliche Energieniveaus, auf denen die Elektronen angeordnet sind • 2 Elektronen können nicht den genau gleichen Energiezustand annehmen • innerste Schale: K à 2 Elektronen L à 6 Elektronen M .... à Orbitalmodell • beschreiben räumliche Aufenthaltswahrscheinlichkeit der Elektronen • jeweils Besetzung mit max 2 Elektronen • s-, p-, d-, f-Orbitale Ziel: à energetisch günstigster Zustand: vollbesetzte Außenschale (8 Außenelektronen) ⇒ "Oktettregel" 2.1.3 Atomare Bindungen 4 unterschiedliche Bindungsarten: 1. Ionenbindung 2. Kovalente Bindung 3. Metallbindung à Hauptbindungen 4. Dipolbindung à Sekundärbindung Prinzip: Bindung von Atomen zu Molekülen, wenn ∑E Atom > ∑ EMolekül 1. Ionenbindung • durch Übergang von Elektronen entstehen entgegengesetzt geladene Ionen à elektrostatische Anziehung • nichtgerichtete Kräfte 1 • Bindungskräfte ~ , mit r = Atomabstand à Hauptbindung r² • klassisches Beispiel: NaCl Na+ Clà NaCl e- © T.N. 2002 Werkstoffkunde für Elektrotechniker Seite 5 2. Kovalentbindung • Überlagerung halbgefüllter Atomorbitale • quantenmechanische Kräfte mit Vorzugsrichtung 1 • Bindungskräfte ~ à Hauptbindung r² • klassische Beispiele: F2 H2 O2 N2 3. Metallische Bindung • quantenmechanische Kräfte • Elektronengas 1 • Bindungskräfte ~ à ungerichtete Hauptbindung r² • Konsequenz der "freien" Elektronen: à bewegliche Ladungsträger à gute elektrische Leitfähigkeit à gute thermische Leitfähigkeit 4. Sekundäre Bindungen • elektrostatische Anziehung induzierter bzw. permanenter Dipole 1 • relativ schwache Bindungskräfte ~ 6 r 2 Arten a) van-der-Waals-Kräfte à fluktuierende Dipole A B + - - + - + - + b) Wasserstoffbrückenbindung • permanente Dipole • aufgrund unsymmetrischer Ladungsverteilung bei kovalenter Bindung von H mit N, O, F, Cl 5. Mischbindungen • meist Auftreten der Bindungen in gemischter Form • vgl. Bild 17, S. 40 © T.N. 2002 Seite 6 Werkstoffkunde für Elektrotechniker 2.2 Anordnung der Atome im Festkörper • • amorphe (= regellose) oder kristalline (= geordnete) Struktur Metalle, Legierungen sind in der Regel kristallin à Kristall: periodisch regelmäßige dreidimensionale Anordnung von Atomen Definitionen Elementarzelle (EZ) à kleinste Struktureinheit eines periodischen Raumgitters Gitterkonstante à Kantenlänge einer Elementarzelle Gitterebene à mit Atomen besetzte Ebenen mit regelmäßigen Abständen im Raumgitter Netzebene à Scharen paralleler Ebenen mit gleicher Atombelegung ⇒ alle denkbaren Atomanordnungen führen auf 7 Kristallsysteme und 14 Gittertypen à vgl. Skript S. 42/43 2.2.1 Ausgewählte Kristallsysteme à für Metalle am wichtigsten: kubisch raumzentriertes Gitter kubisch flächenzentriertes Gitter hexagonales Gitter krz kfz hex Bilder vgl. Skript S. 42/43 2.2.2 Bezeichnung von Gitterebenen eindeutige, international einheitliche Kennzeichnung durch sog. MILLER'sche Indizies: h, k, l Erläuterung anhand eines orthorhombisch primitiven Gitters: a0 ≠ b0 ≠ c0 ; α = β = γ = 90 ° © T.N. 2002 Werkstoffkunde für Elektrotechniker Seite 7 Definition Millersche Indizies sind teilerfremden, auf die Achsenabschnitte der Elementarzelle bezogenen reziproken Achsenabschnitte der Gitterebenen a b c h= 0 k= 0 l= 0 OX ' OY ' OZ ' Bsp.: kubisches Gitter ( a0 = b0 = c0 ; 0 X ' = 12 a0 0 X ' = 1 ⋅ a0 0Y ' = 14 b0 0Y ' = ∞ ⋅ a0 0 Z ' = c0 0 Z ' = ∞ ⋅ a0 ↓ ↓ a0 =2 0X ' b k= 0 =4 0Y ' c l = 0 =1 0Z ' ⇒ (2 4 1) − Ebene h =1 h= • • α = β = γ = 90 °) 1 =0 ∞ l =0 k= ⇒ (1 0 0) − Ebene Gesamtheit aller Ebenen das gleichen Typs à geschweifte Klammern negative Achsenabschnitte werden durch Querstriche über der Zahl gekennzeichnet z.B.: {1 0 0} = (1 0 0); (1 0 0); (0 1 0); (0 1 0); (0 0 1); (0 0 1); [da durch 0 nicht indizierbar à Achsen verschoben à daher negativ -1] © T.N. 2002 Seite 8 Werkstoffkunde für Elektrotechniker 2.2.3 Bezeichnung von Gitterrichtungen à mit Atomen belegte Gittergeraden international einheitlich: Richtungsindizies u, v, w Definition Die Richtungsindizies sind die teilerfremden Beträge der in Vielfachen der Achsenabschnitte a0 , b0 , c0 gemessenen Komponenten des vom KoordinatenUrsprung zu einem beliebigen Punkt des Gitters gezogenen Gittervektors Bsp.: Kubisches Gitter x = u ⋅ a0 y = v ⋅ b0 z = w ⋅ c0 r1 : u = 1, v =1, w = 1, ⇒ [1 1 1] r2 : u = 1, v = 0, w = 1, ⇒ [1 0 1] G Gesamtheit aller Richtungen: spitze Klammern u v w Bsp.: 1 0 0 = [1 0 0], [0 1 0], [0 0 1], [1 0 0], [0 1 0], [0 0 1] 2.3 Kristallstruktur der wichtigsten Metalle 2.3.1 Die häufigsten Gitterstrukturen • • 75 % aller Elemente sind Metalle über 90 % davon kristallieren kfz γ-Fe Ni Cu Al Au Ag krz α-Fe Cr β-Ti V Mo W Nb hex Be Mg α-Ti Cd Zr Hf © T.N. 2002 Werkstoffkunde für Elektrotechniker Seite 9 2.3.2 Merkmale der kfz Gitterstruktur a) Elementarzelle Schwerpunktmodell Realmodell [vgl. auch S. 44] Bsp für a0 : Al: a0 = 4,0414 ⋅10 −8 m Cu: a0 = 3,6008 ⋅10−8 m Ni: a0 = 3,5168 ⋅10 −8 m b) Koordinationszahl à Zahl der nächsten Nachbarn vom Eckatom liegen gleich weit entfernt: in der x-y-Ebene 4 (flächenzentrierte) Atome in der y-z-Ebene 4 (flächenzentrierte) Atome in der x-z-Ebene 4 (flächenzentrierte) Atome à alle diese Atome liegen im Abstand {1 0 0}− Ebenen im Abstand a0 2 zum Bezugsatom auf 3 verschiedenen 2 a0 ⇒ KZ (kfz ) = 12 2 c) Atom pro Elementarzelle jedes Eckatom gehört zu 18 zur Elementarzelle jedes flächenzentrierte Atom gehört zu 12 zur Elementarzelle ⇒ u (kfz) = 8 ⋅ 18 + 6 ⋅ 12 = 4 Atom EZ d) Raumerfüllung der EZ Annahme: Annäherung der Atome durch starre Kugeln à dann gilt: von AtomeneingenommenesVolumen Zahl der Atome ⋅ Atomvolumen RE = = Volumen derEZ VEZ RE kfz = kfz u kfz ⋅ VAtom a03 © T.N. 2002 Seite 10 Werkstoffkunde für Elektrotechniker a0 ⋅ 2 4 ⇒ dichteste Kugelpackung kfz Anm.: VAtom = 43 π ⋅ ( r ( kfz ) )³, weil r ( kfz) = e) Gitterlücken Das kfz Gitter lässt sich aus regulären Tetraedern und Oktaedern aufbauen, auf deren Ecken reguläre Gitteratome sitzen. [vgl. S. 47] Plätze im Inneren der Oktaeder: Oktaederlücken à umgeben von 6 Gitteratomen Plätze im Inneren der Tetraeder: Tetraederlücken à umgeben von 4 Gitteratomen 1. Oktaederlücken Würfelmitte Würfelkantenmitte à uO( kfz ) = 1 + 124 = 4 Platzangebot: rO( kfz ) = 0,414 ⋅ r ( kfz ) à Radius des kfz Gitteratoms 2. Tetraederlücken (TL) Raumdiagonalen im Abstand 14 3 ⋅ a0 von den Eckatomen à 4 mit je 2 TL à uT( kfz ) = 4 ⋅ 2 = 8 (TL EZ ) Platzangebot: rT( kfz ) = 0,225 ⋅ r ( kfz ) f) Stapelfolge von {1 1 1}-Ebenen Das kfz Gitter lässt sich vollständig durch Stapelung von dichtest gepackten Oktaederebenen ({1 1 1 }) in der Folge ABC ABC ABC aufbauen d.h. in jeder 1., 4., 7., ... (= A); 2., 5., 8., ... (=B); 3., 6., 9., ... (=C) Schicht liegen die Atome exakt übereinander. à Stapelfehler sind Abweichungen von dieser Folge (z.B.: ABCACABC) © T.N. 2002 Werkstoffkunde für Elektrotechniker Seite 11 g) Dichtest gepackte Ebenen und Richtungen Oktaederebene (1 1 1) = dichtest gepackte Ebene mit Flächendiagonalen vom Typ <1 1 0> als dichtest gepackte Richtungen h) Gleitsysteme Gitterebenen, die unter Einwirkung einer Schubspannung bei plastischer Verformung relativ zueinander in best. Richtungen verschoben werden, werden als Gleiteben bezeichnet Gleitsysteme à umfassen Gleitebenen Gleitrichtungen {1 1 1} <1 1 0> atomar dichtetest belegten Ebenen Richtungen à {1 1 1} <1 1 0> ⇒ 4 Ebenen/EZ ⇒ 3 Richtungen pro Ebene ⇒ 12 Gleitsysteme i) Zwillingssysteme umfassen Zwillingsebene und Zwillingsrichtung {1 1 1} <1 1 2> à Gitterebenen, deren Atome sich durch Verschieben um definierte Beträge in best. Gitterrichtungen spiegelsymmetrisch bzgl. einer Gitterebene vom gleichen Typ anordnen [vgl. S. 49] pro Oktaederebene drei Zwillingsrichtungen à 12 Zwillingssysteme vom Typ {1 1 1} <1 1 2> pro EZ j) Trennbruchsysteme Gitterebene n, die unter Wirkung von Normalkräften am leichtesten aufreißen umfassen Trennbruchoder Spaltbruchebenen {1 1 1} und Trennbruchrichtungen <1 1 1> 2.3.3 Vergleich der wichtigsten Metallstrukturen à vgl. Skript S. 51 2.4 Mischkristalle (MK) Def.: Mischkristalle sind Werkstoffe die aus mehreren Elementen (sog. Komponenten) bestehen, von denen eines (die Basis) überwiegt und die anderen von diesen in seinem Gitter in statistisch regelloser oder davon abweichender Weise aufgenommen werden. MK's sind Legierungen des Basiselements A mit anderen Elementen (B, C, ...). © T.N. 2002 Seite 12 Werkstoffkunde für Elektrotechniker Bsp.: A = Cu, B = Ni à CuNi20 ⇒ c A = 80 Ma − % Cu cB = 20 Ma − % Ni 2.4.1 Substitutionsmischkristall • • B, C, ...-Atome statistisch regellos auf regulären Gitterplätzen eines A- Gitters gelöst = substituiert und gegen A-Atome ausgetauscht Bed.: Atomradien der B-, C-, ... Atome dürfen sich nicht zu sehr von denen der AAtome unterscheiden (max. 15 % Abweichung) 2.4.2 Interstitionsmischkristalle • B-, C-, ... Atome statistisch regellos auf Gitterlückenplätzen (Zwischengitterplätzen des A-Gitters interstituell gelöst • Bed.: Radien der B-, C-, ... Atome müssen sehr klein gegenüber denen der A- Atome sein à gilt nur für H, N, O, C, B 2.4.3 Substitutions -Interstitionsmischkristalle à Kombination aus 2.4.1 und 2.4.2 3. Strömungsfreie und strömungsbehaftete Materialien strömungsfrei à Idealisierung, tritt praktisch nicht auf strömungsbehaftet à Realität à Gitterstörungen sind wesentlich für die Gebrauchseigenschaften von WS'en 3.1 Systematik der Gitterstörungen à vgl. S. 52 3.2 Werkstoffkundlich besonders wichtige Gitterstörungen 3.2.1 Leerstellen • • unbesetzte, reguläre Gitterplätze bilden sich bei geg. Temperatur T und Druck p mit best. Konzentration aus thermodynamischen Gründen a) Leerstellenkonzentration im Thermodynamischen Gleichgewicht schematisch ⇒ Übergang von links nach rechts: Bildung einer Leerstelle © T.N. 2002 Werkstoffkunde für Elektrotechniker Seite 13 bei Temperatur T beträgt die Leerstellenkonzentration cL = mit c0 nL k T ∆H B nL −∆H B = c0 ⋅ exp( ) k ⋅T N - Konstante - Zahl der Leerstellen - Boltzmannkonstante ( 1,38 ⋅10 23 J K ) - absolute Temperatur - Bildungsenthalpie einer Leerstelle cL ≈ 10 −4 bei allen Metallen TS cL |T = RT =20° C=293 K T [K] = 10−11 bei Alu −17 = 3 ⋅10 bei Cu T [K] 293 1000 1350 cL 3 ⋅10 −17 3 ⋅10 −5 3 ⋅10 −4 b) Nichtgleichgewichtskonzentration entsteht durch: • Abschrecken von hohen Temperaturen ⇒ Einfrieren der Hochtemperatur-cL • Bestrahlung mit energiereichen atomaren Teilchen (Elektronen, Neutronen, ...) ⇒ Entstehung leerstellenreicher Bereiche • plastische Verformung à dabei: cL : ε p2 c) Leerstellenbedingte Selbstdiffusion ( der Gitteratome) • Gitteratome, die Leerstellen benachbart sind, können bei lokal auftretenden Enthalpieschwankungen ihren Platz mit der Leerstelle tauschen • dieser Platzwechselvorgang: Selbstdiffusion © T.N. 2002 Seite 14 Werkstoffkunde für Elektrotechniker Weg der Gitteratome: 5 Gitteratome, je 1 Platzwechsel Leerstelle z. Zt. t = 0 Leerstelle z. Zt. t = t1 à Leerstelle: 5 Platzwechselvorgänge • Leerstellenwanderung: Zufallsbewegung à Beurteilung über das mittlere Verschiebungsquadrat x 2 x 2 : t → x 2 = D0 ⋅ t t = Zeit in s, D0 = Diffusionskoeffizient in • quantitativ ergibt sich für die Selbstdiffusion ∆H selbst Dselbst = D0 ⋅ exp − k ⋅T c m² s 3.2.2 Substitutionsatome • • auf regulären Gitterplätzen à werden im Basisgitter (A-Gitter) gelöst Erfahrung: rB ≈ rA r −r oft erfüllte Nebenbedingung: B A ⋅ 100% ≤ 15% rA à sog. "15 % - Regel" (oft beobachtete Grenze für Mischkristallbildung) schematisch: rA rB r'B à es gilt: rA < rB' < rB Diffusion von Substitutionsatomen • • Vor.: Leerstellen Diffusionsschritt: Leerstelle Substitutionsatom 1 2 reguläre Gitteratome © T.N. 2002 Werkstoffkunde für Elektrotechniker Seite 15 für den Platzwechsel von 1 nach 2 ist eine thermische Aktivierung erforderlich à Aktivierungsenthalpie für die Wanderung ∆HW H H2 } H1 1 2 ∆HW x ∆H Subst DSubst = D0 ⋅ exp − k ⋅T 3.2.3 Interstetionsatome • • auf Gitterlückenplätzen, d.h. im Gitter gelöst Erfahrung: rB < rA mit stets rA < 0,8 ⋅ 10−8 cm außerdem: rL < rB rL = Lückenradius ⇒ als Interstetionsatome kommen nur H, O, N, C, B in Betracht • schematisch: rA rL = Lückenradius rB = Fremdatomradius ri = Interstetionsatomradius (Interstetionsatom) "in die Lücke eingebaut" 3.2.4 Versetzungen • • linienförmige (1-dim.) Gitterstörungen Träger der plastischen Verformung bei Metallen à von grundlegender Wichtigkeit für mechanisches Werkstoffverhalten a) Formale Einführung (Gedankenexperiment) à vgl S. 54 quaderförmiger Bereich eines kubisch primitiven Gitters 1. Aufschneiden 2. Verschieben des oberen gegen den unteren Kristallbereich 3. Zusammenschweißen © T.N. 2002 Seite 16 Werkstoffkunde für Elektrotechniker α) Stufenversetzung 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. gerade Schnittkante ⊥ τ (= Schubspannung) r Verschieben um den Burgersvektor b Zusammenschweißen r Versetzungslinie mit Linienvektor s (schlauchartiger WS-Bereich am Ende des Schnittes nach Verschweißen) in geschlossene Halbebene r r b⊥s Bewegungsrichtung der Veschiebungslinie || τ Symbol : eingeschobene Halbebene Gleit- oder Verschiebungsebene β) Schraubenversetzung 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. r s: gerade Schnittkante || τ s.o. s.o. s.o. schraubenförmige Aufspaltung der Gitterebenen r r b || s r Bewegungsrichtung von s ⊥ τ (d.h. im Quader nach hinten) Symbol : aus Bildebene heraus in Bildebene hinein γ) Mischversetzung à besteht aus Stufen- und Schraubenversetzungsanteilen 1. Schnittkante schräg zu τ 2. s.o. 3. s.o. 4. s.o. 5. sowohl eingeschobene Gitterebenen als auch schraubenförmige Aufspaltung der Gitterebenen r r 6. bschräg zu s r r Winkel zw. b und s : γ r 7. Bewegung schräg zu b ⇒ γ-Versetzung © T.N. 2002 Werkstoffkunde für Elektrotechniker Seite 17 b) Versetzungsdichte ρt = totaleVersetzungsdichte = Länge allerVersetzungslinien Volumeneinheit L cm ρt = ∑ [ ] V cm ³ gleichbedeutend: Zahl derDurchstoßpunktevonVersetzungslinien ρt = Flächeneinheit n 1 1 ρt = = A = * [cm −2 ] A A n mit A* = Flächenelement, das einen Durchstoßpunkt enthält Bsp.: ρt ( normalisierterStahl ) ≈ 108 cm −2 ρt ( gehärteterStahl ) ≈ 1012 cm −2 à auch bei kalt verformten Zuständen c) Plastische Verformung durch Versetzungsbewegung Versetzungen: Träger der plast. Verformung 4. Legierungslehre • Metall. Legierungen • Definition: Legierungen sind Werkstoffe, bei denen ein metall. Element (Basis, Komponente A) mit einem oder mehreren gezielt zugegebenen metallischen oder nichtmetallischen Elementen (Legierungselemente, Komponenten B, C, D, ...) Festkörperverbindungen eingeht. Man unterscheidet: à legierte Metalle à verunreinigte Metalle à nicht beseitigte Begleitelemente Unterscheidung • reinste Metalle c ' A > 99,99 Atom − % • reine Metalle c ' A > 99,8 Atom − % • Legierungen c ' A < 99,8 Atom − % 4.1 Erscheinungsformen von Metall-Legierungen à vgl. S. 55, 56 4.2 Das Phasengesetz à vgl. S. 57 ff © T.N. 2002 Seite 18 Werkstoffkunde für Elektrotechniker 4.3 Binäre Legierungen mit vollständiger Löslichkeit der Komponenten • A und B (Komponenten) bilden im festen Zustand eine lückenlose Reihe von Mischkristallen (Substitutionsmischkristalle) • Erstarrung bei p = konst.: nicht bei konst. Temperatur sondern in einem Erstarrungsintervall oder Temperaturintervall ∆T = Ta − Te = Tli −Tso a = Anfang, e = Ende, li = liquidus, so = solitus schematisch A und B sind statistisch in Schmelze verteilt Beginn der Erstarrung flüssig Kristallisationskeime T = Ta = Tli Te <T < Ta Wärmeentzug Kristallwachstum A und B statistisch in den MK-Körnern verteilt Mischkristallkörner T = Te = Tso © T.N. 2002 Werkstoffkunde für Elektrotechniker Seite 19 4.3.1 Thermische Analyse a) quantitative Verfolgung der Abkühlungsvorgänge reine Komponente A T Legierung AB reine Komponente B T Haltepunkt TSA T Ta Haltepunkt TSB Tb t t Anwendung der Phasenregel: t F * + P = K +1 K =1 K=2 K =1 F =2−P F = 3− P F* = 2 − P * * Im schmelzflüssigen Zustand: P = 1 (nur Schmelze) F =1 →T * F* = 2 → T , cB F =1 →T * von Erstarrungsbeginn Ta bis Erstarrungsende Tb ist in allen Fällen P = 2 (feste und flüssige Phase) F =0 * F* =1 → T odercB F* = 0 nach der Erstarrung T = Te : P = 1 (einphasig) F =1 →T * F* = 2 → T , cB F =1 →T * b) Ermittlung des vollständigen Zustandsdiagrammes Vorgehensweise • Ermittlung hinreichend vieler Temperatur-Zeit-Kurven (T-t-Kurven) mit unterschiedlichen Konzentrationen cB • Auftragung der Halte- und Knickpunkte über c B • Verbindungslinien der Ta,i und Te,i (Tli,i und Tso,i) à Thermische Analyse © T.N. 2002 Seite 20 Werkstoffkunde für Elektrotechniker Zustandsdiagramm T T Liquiduslinie TSA S 1-Phasengebiet 2-Phasengebiet Soliduslinie α TSB A 1-Phasengebiet B cB in Masse-% cA in Masse-% S α = = Schmelze α-Mischkristall c) Prinzip wechselnder Phasenzahlen à vgl. S. 60 4.3.2 Hebelgesetz à liefert für eine Legierung der Masse m mit der Legierungskonzentration c0 (Ma-%) bei jeder Temperatur T, die in den zweiphasigen Zustandsfeldern vorliegenden Massenanteile der beiden Phasen T T S TS , A T Ta T* T* S +α Te TS , B α A cα* Knicke c*S cB cE B t © T.N. 2002 Werkstoffkunde für Elektrotechniker Seite 21 für cB = c0 gilt: • • T > Ta = TLi T = Ta Schmelze Bildung der ersten α-MK, cB = cα • T =T* Gleichgewicht zwischen α-MK mit cB = cα* und Schmelze mit cB = c*S • T = Te = TSo Temp Gleichgewicht zw. α-MK mit cB = c0 und Restschmelze mit cB = ce , d.h. Restschmelze verarmt stark an A Masse der α-MK mα = m mα m Ta T* Te Konzentration cB der α -MK ca Masse der Schmelze m Konzentration cB der Schmelze c0 cα* mα c*S mS = m c0 c0 à quantitative Ermittlung der Massenanteile Soliduslinie * α Liquiduslinie lα c*S lα c mα mS c0 für T = T * : m = mα + mS Massenkonstanz liefert mα ⋅ cα + mS ⋅ cS = m0 ⋅ c0 (1) (2) (Aufteilung von B auf die Phasen) (1) in (2): mα ( c0 − cα ) = mS ⋅ ( c s − c0 ) ⇒ mα cS − c0 lS = = mS c0 − cα lα ( Hebelarm ) mit l = lS + lα =c S −cα und m = mS + mα ⇒ mS = lα ⋅m l bzw. mα = lS ⋅m l © T.N. 2002 Seite 22 Werkstoffkunde für Elektrotechniker 4.4 Charakteristische Zustandsdiagramme binäre r Legierungen à vgl. S. 61 ff 4.4.1 Typ I à A und B sowohl in flüssigem wie im festen Zustand nicht ineinander löslich a) schematisch es gelte: T TS , A < TS , B S A + SB T ( P = 2) TS , B auf Konoden SA + B TS , A A+ B (waagerechte Linien) ( P = 2) àP=3 ( P = 2) A B SA , SB : A, B : flüssige Komponenten von A bzw. B feste Komponenten von A bzw. B b) reales Bsp.: Fe, Pb (S. 61) à vgl. S. 61 * Typ II 4.4.2 Typ III à A und B im flüssigen Zustand vollkommen und im festen Zustand nicht löslich a) schematisch es gelte: TS , A < TS , B T T TS , B TS , A S+A S+B Soliduslinie = Eutektikade Teu auf der Konode: T = Teu ist P = 3 A+B ( S , A , B) ⇒ F * = 0 A ceu B © T.N. 2002 Werkstoffkunde für Elektrotechniker Seite 23 • alle Legierungen schließen die Erstarrung mit der eutektischen Reaktion ab bei T = Teu S → A+ B • eutektische Zusammensetzung: Legierung mit der niedrigsten Schmelztemperatur • bei T = Teu : Übergang von einer flüssigen in zwei feste Phasen cB = 0 0 < cB < ceu (100% A) T c = ceu T P=1 Haltepunkt TS , A T P=1 Knickpunkt TLi P=2 P=1 P=2 TSo P=3 P=2 P=3 t b) reale Beispiele: P=1 Teu P=2 t t S. 62 Bi, Cd Ag, Si à vgl. S. 63 * Typ IV 4.4.3 Typ V à A und B im flüssigen Zustand vollkommen, im festen Zustand beidseitig beschränkt löslich (eutektische Reaktion) a) schematisch es gelte: TS , A < TS , B T T TS , B TS , A S S+β S +α α Teu β α+β A α: β: cα ,max A-reicher MK B-reicher MK ceu cβ ,max B cα ,max : max. Löslichkeit von B in A cβ ,max : max. Löslichkeit von A in B © T.N. 2002 Seite 24 Werkstoffkunde für Elektrotechniker für alle Legierungen mit cα ,max < cB < c β ,max endet die Erstarrung mit der eutektischen Reaktion: S →α + β b) reales Bsp: * Typ VI Blei- Antimon S. 63 à vgl. S. 64 4.4.4 Typ VII à A und B im festen und flüssigen Zustand ineinander löslich a) schematisch es gelte: TS , A < TS , B T T S TS , B S +α TS , A α Ma − % B A B cB b) reales Bsp: * Typ VIII Cu-Ni S. 64 à entfällt © T.N. 2002 Werkstoffkunde für Elektrotechniker Seite 25 4.4.5 Typ IX à Zustandsdiagramme mit Umwandlungen im festen Zustand a) schematisch es gelte: TS , A < TS , B S T T TS , B S +γ bei höheren Temp Typ VII TS , A γ Tu , B eutektischer Punkt Tu , A bei niedrigeren Temp γ +β γ +α β α Typ V α+β A ceu cα ,max cβ ,max B Bsp.: mit folgenden Merkmalen • im flüssigen Zustand: vollständige Löslichkeit von A und B • Erstarrung nach Typ VII • A und B sollen bei Tu , A bzw. Tu , B umwandeln • bei T < Tu, A und T < Tu, B beidseitig beschränkte Löslichkeit für A und B • alle Legierungen mit cα ,max < cB < c β ,max im festen Zustand eine Umwandlung gemäß γ →α + β "eutektoide Umwandlung" P=3 (α , β , γ ) → nonvariantes Gleichgewicht b) reale Bsp: Fe, Ni Ti, Al Zr, V S. 83 à eutektoide Reaktion © T.N. 2002 Seite 26 Werkstoffkunde für Elektrotechniker 5. Beispiele technisch wichtiger Legierungssysteme 5.1 Eisenbasiswerkstoffe • wichtigste Werkstoffgruppe der technischen Basis • Eisen ist gut legierbar ⇒ Eisenbasislegierungen • durch geeignete Wärmebehandlungen lassen sich unterschiedliche Gefügezustände und damit unterschiedlichste mechanische Eigenschaften einstellen 5.1.1 Das metastabile System Fe, Fe 3 C a) Phasenmäßige Betrachtung à vgl. S. 67ff. • Beschränkung auf eisenreiche Seite bis zur intermediären Verbindung Fe3 C • Phasen: Schmelze S, δ −, γ −, α −Eisen, Fe3 C (Zementit) Eisenmodifikation α: krz γ: kfz δ: krz • nonvariante Gleichgewichte peritektische Reaktion: eutektische Reaktion: eutektoide Reaktion: orthorhombisch ( a0 ≠ b0 ≠ c0 ; α = β = γ = 90 °) } Allatropie δ + S →γ S → γ + F e3 C γ → α + F e3 C • wichtige Temperaturen 1536 °C: Schmelztemperatur von Eisen = TS , Fe 1489 °C: peritektische Temperatur 1147 °C: eutektische Tempertaur 723 °C: eutektoide Temperatur • wichtige Konzentrationen 0,02: max. Löslichkeit von C in α-Eisen 0,80: eutektoide C-Konzentration 2,10: max. Löslichkeit von C in γ-Eisen 4,30: eutektoide C-Konzentration 6,69: C-Konzentration für Fe3 C b) gefügemäßige Be trachtung à Skript S. 71 c) charakteristische Gefügeausbildungen à Skript S. 76 d) Sprechregelungen beim Arbeiten mit dem Fe, Fe3 C-Diagramm à Skript S. 77 © T.N. 2002 Werkstoffkunde für Elektrotechniker Seite 27 5.1.2 Austenitumwandlung unlegierter Stähle a) Langsame Abkühlung aus dem γ-Gebiet • • Fe, Fe3 C-Diagramm wichtigste Reaktion - eutektoide Umwandlung bei 723 °C γ → α + F e3 C (Perlitreaktion) • Merkmale (1) heterogene Keimbildung an den Austenit-Grenzen (2) diffusionsgesteuerter Wachstumsprozess von α-MK und Fe3 C in γ-Körnern (3) extreme Unterschiede in C-Konzentration an Wachstumsfläche Ausschnitt aus dem metastabilen Fe, Fe 3 C-Diagramm T γ 911 α+γ γ + Fe3 C α 723 0 0,8 untereutektoide eutektoide untereutektoide M − %C Zusammensetzung b) Beschleunigte Abkühlung • mit zunehmender Abkühlungsgeschwindigkeit: zunehmend Abweichungen von Gleichgewichtsdiagramm à Einschränkung der C-Diffusion © T.N. 2002 Seite 28 Werkstoffkunde für Elektrotechniker T γ α+γ α v0 v1 v2 0,02 0,8 ( v0 < v1 < v2 ) M − %C 2,1 • mit zunehmender Abkühlungsgeschwindigkeit: Absenken der Gleichgewichtslinien Verbreiterung des Perlitpunktes ⇒ v1 liefert fein- oder feinststreifigen Perlit = Baiseit c) Rasche Abkühlung • für v > vkrit tritt eine diffusionslose Umwandlung der γ-MK in "Martensit" auf [Martensit = Nichtgleichgewichtsphase von größter technischer Bedeutung à hohe Härte und Festigkeit] vkrit [° C s ] 1000 α-MK (Martensit) 500 γ-MK 0 0,8 1,6 M − %C • metastabile Eisenmodifikation mit tetragonal-raumzentrierter Elementarwelle, die bei rascher Abkühlung ( v > vkrit ) auf T < M s (Martensit - Starttemperatur) durch diffusionslose Umwandlung aus dem kfz γ-MK entsteht © T.N. 2002 Werkstoffkunde für Elektrotechniker Seite 29 • Ms : abh. vom C-Gehalt à Einfluß des C-Gehalts auf Ms und Mf (MartensitFinischtemperatur) T 500 Ms γ M+γ 20 0 Martensit M 0,5 M − %C Mf 5.1.3 Zeit-Temperatur-Umwandlungschaubilder (ZTU-Schaubilder) a) Isotherme ZTU-Schaubild • • • • Austenitisieren bei T > A3 rasch abkühlen auf Tu (Umwandlungstemperatur) Halten bei Tu Beobachtung der Umwandlungsvorgänge T Tu tA tE Zeit t M − %C umgewandelter Austenit-Anteil 100 % 97 % Tu = const 3% 0% Beginn Ende der Umwandlung log t © T.N. 2002 Seite 30 Werkstoffkunde für Elektrotechniker Variation von Tu : T1 < T2 < T3 ⇒ Auftrag von Beginn und Ende der Umwandlung in T, log t - Diagramm T A3 T3 T2 T1 Beginn Ende Ms log t 100 % umgewandelter γ-Anteil T2 T3 T1 0% log t bei mittleren T: größte Umwandlungsgeschwindigkeit Begründung: Produkt aus Keimzahl u und Diffusionskoeffizient D ( u ⋅ D ) bestimmt die Umwandlungsgeschwindigkeit uγ ! T D(T) U γ : u (T ) ⋅ D (T ) u(T) Umwandlungsgeschwindigkeit © T.N. 2002 Werkstoffkunde für Elektrotechniker Seite 31 b) Kontinuierliches ZTU-Diagramm Arbeitsschritte 1. Austenitisieren bei T > A3 2. Abkühlen mit vorgegebenem T,t-Verlauf 3. Beobachtung der Gefügeentwicklung 4. Auftragen der Umwandlungstemperaturen für die verschiedenen Abkühlkuren über log t 5.1.4 Wärmebehandlung von Stählen à S. 90 ff. 5.1.5 Bezeichung von Stählen à S. 97 ff. 5.1.6 Das stabile System Fe, C à S: 104 ff. 5.2 Aluminiumbasiswerkstoffe wichtige • • • • • • Eigenschaften geringe Dichte ( ρ ≈ 2,7 g cm ³ ) gute elektrische Leitfähigkeit gute thermische Leitfähigkeit gute chemische Beständigkeit gute Verarbeitbarkeit gute Oberflächenbehandelbarkeit 5.2.1 Übersicht über die wichtigsten Al-Legierungen vgl. Kopie Aushärtung: Erzeugung metastabiler Legierungszustände mit günstigen mechanischen Eigenschaften durch Bildung verschiedener Ausscheidungen à Knetlegierungen: zur Erzeugung von Halbzeugen durch Umformen (Warmumformen) à Gusslegierungen: zur Erzeugung von Formgussteilen © T.N. 2002 Seite 32 Werkstoffkunde für Elektrotechniker 5.2.2 Unlegiertes Aluminium à einige kennzeichnende Daten im Vergleich zu Fe Al Fe 2,7 7,87 23,9 11,9 Thermische Leitfähigkeit λ [W ⋅ m −1 ⋅ K −1 ] 231 72,3 spezifischer elektrischer Widerstand ρ * [10 −6 Ω ⋅ cm ] 2,65 9,71 72000 210000 660 1539 Dichte ρ [ g cm ³] Thermischer Ausdehnungskoeffizient α [10−6 K −1] Elastizitätsmodul E [ MPa = N mm² ] Schmelztemperatur TS [°C ] 5.2.3 Aluminiumknetlegierungen à vgl. S. 148 (m.m.n.w.) 5.2.4 Aluminiumgusslegierungen im Wesentlichen 3 Legierungstypen • AlSi - Leg. • AlMg - Leg. • AlCu - Leg. zunehmende Bedeutung à vgl. S. 149 (m.m.n.w.) 5.2.5 Aushärtung von Aluminium Bsp.: Al-Cu-Leg. à S. 119 (neu) • Erzeugung festigkeitssteigender Ausscheidungszustände bei Legierungen die mit sinkender Temperatur abnehmende Löslichkeit eines Legierungselementes besitzen • Arbeitsschritte o Lösungsglühen bei erhöhter Temperatur ⇒ Erzeugung eines homogenen Mischkristalls o Abschrecken auf RT ⇒ Erzeugung eines übersättigten, isolierten Mischkristalls mit eingefrorenen Leerstellen o Auslagern bei RT (= Kaltaushärtung) oder bei erhöhter T (= Warmaushärtung) ⇒ Erzeugung metastabiler Ausscheidungszustände bis hin zum Gleichgewichtszustand ⇒ strukturelle Veränderungen der Ausscheidungen führen zu Härteänderungen Bsp.: TA = 140°C à Härteisotherme © T.N. 2002 Werkstoffkunde für Elektrotechniker HV Seite 33 GP II Vickers-Härte Θ′ GP I Θ α ′ − MK log t GP = Gernier-Preston 6. Werkstoffprüfung und mechanische Kennwerte 6.1 Aufgaben und Einteilung der Werkstoffprüfung à vgl. S. 116 - 118 6.2 Zugversuch à vgl. S. 120 ff 6.2.1 Skript 6.2.2 Skript 6.2.3 Einachsige, momentenfreie Zugbeanspruchung Prinzip • • Zugbeanspruchung eines Stabes mit i.a. konstanter Querhauptgeschwindigkeit dL vQ = in einer Zugprüfmaschine dt Ermittlung des F − ∆Lt − Zusammenhanges totale Längenänderung [mm] Kraft [N] © T.N. 2002 Seite 34 Werkstoffkunde für Elektrotechniker F S F S0 Fm *Bruch Fes L0 L R0 R ∆L F R0 = Ausgangsradius L0 = Ausgangslänge S0 = Ausgangsquerschnittsfläche ∆Lt = L − L0 ⇒ Nennspannung: ⇒ Totaldehnung: F [ N mm² = MPa] S0 L − L0 εt = [...], oft : ⋅ 100% L0 σn = σ n , ε t − Zusammenhang σ n(1) σn Rm (1) Res ∆σ ∆ε e ε es ε (1) p Res ε es Rm ε t(1) εt ε e(1) = Streckgrenze = Streckgrenzen Dehnung = Zugsteifigkeit © T.N. 2002 Werkstoffkunde für Elektrotechniker Seite 35 a) Totale - Elastische - Plastische Dehnung für σ n < Res (in Längsrichtung) L − L0 σ σ n εt = εe = = ≈ L0 E E E= ⇒ Hooke' sches Gesetz: ∆σ ∆ε e Elastizitätsmodul σ = εe ⋅ E elastische = vollkommen reversible Dehnung für σ n > Res ε t = εe +ε p = L − L0 σ σ = +εp ≈ n +εp L0 E E plastische = irreversible Dehnung b) Zugfestigkeit Rm und Bruchdeckung A Rm = Werkstoffwiderstand gegen beginnende Einschnürung F = σ n,max = max S0 σn Rm * εt A Ag Ae nach dem Erreichen von Rm: Nennspannungsabfall wegen einsetzend er "Brucheinschnürung" bis zum Punkt * A = = = = Bruchdehnung Ag Gleichmaßdehnung LB − L0 ⋅ 100% L0 + Ae Einschnürdehnung © T.N. 2002 Seite 36 Werkstoffkunde für Elektrotechniker c) Brucheinschnürung Z = auf den Ausgangsquerschnitt S0 bezogene Verkleinerung des eben gedachten Bruchquerschnitts S B gegenüber dem Ausgangsquerschnitt S0 S − SB Z= 0 ⋅ 100% S0 S0 SB wichtig: z ≈0 z klein z groß spröder WS (z.B. gehärtet) verformungsarmer WS duktiler WS 6.2.4 Typen von Spannungs-Dehnungs-Kurven (Verfestigungskurven, VFK) • • σ n , ε t − Kurven sind stark von Werkstofftyp und Werkstoffzustand abhängig à vgl. S: 125 - 128 6.2.5 Mechanische Kennwerte des Zugversuchs à vgl. S. 129 - 132 6.2.6 Strukturmechanische Bewertung des Zugversuchs à vgl. S. 133 6.2.7 Grundlegende Verfestigungsmechanismen à vgl. S. 134 - 136 6.2.8, 6.2.9 à Bsp, vgl. S. 136 - 139 6.3 Härteprüfung à wichtig, weil Härte proportional zu anderen WS-Widerstandsgrößen, z.B. Rm, Rw a) Grundprinzip Härte = Widerstand eines Werkstoffs gegen das Eindringen eines Diamanten oder martensitisch gehärteten Stahls © T.N. 2002 Werkstoffkunde für Elektrotechniker Seite 37 F Eindringkörper Eindruckoberfläche Eindrücktiefe b) Arbeitsschritte • • • • • Belasten Eindrücken ⇒ mehrachsige, elastisch-plastische Verformung Abheben Vermessung des Eindrucks hinsichtlich Oberfläche oder Tiefe: Oberfläche Brinell-Härte (martensitisch gehärtete Stahlkugel) HB Tiefe Vickers-Härte (Diamantpyramide) HV Rockwell-Härte (gehärtete Stahlkugel oder Diamant-Kugel) HRB HRC c) Kenngrößen der Härteprüfung à vgl . S. 140 6.4 Schwingende Beanspruchung à S. 142 • technische Praxis: F,t-Verlauf, mit F = konstant (t) meist nicht gewährleistet • oft: komplizierte Beanspruchung- Zeit-Funktion F oder M t • einfachste Antwort auf Frage nach dem Werkstoffverhalten unter zeitlich veränderlicher Beanspruchung liefern periodische Beanspruchungen mit konstanter Amplitude σ a und konstanter Frequenz ν : à sog. Einstufenversuche , vgl. S. 142, Bild 1 © T.N. 2002 Seite 38 Werkstoffkunde für Elektrotechniker zentrale Frage : nach welcher Lastspielzahl N = NB (Bruchlastspielzahl) geht die Probe zu Bruch grundsätzlich: σ a < Rm ⇒ N B < ∞ ⇒ statische Festigkeit ≠ zyklische Festigkeit à Werkstoffermüdung (engl. fatigue) 6.4.1 Ermittlung von Wöhler-Kurven Wöhler-Kurve à Zusammenhang zw. σ a und NB Bsp.: spannungsgeregelte Einstufenversuche N Bruch tritt auf nach Zeit t B = N B ⋅ T = B ν (2) (1) (2) (1) Erwartung: σ a > σa ⇒ NB < NB Auftragen von σ a über NB (oder lg NB) ⇒ Spannungs-Wöhler-Kurven à S. 142, Bild 3, S. 143 Typ I Bsp.: ferritisch-perlitische Stähle Metalle mit krz-Gitterstruktur Rw ( = σ w ) = Werkstoffwiderstand gegen einsetzenden Ermüdungsdruck bei unendlich vielen Lastwechseln = Wechselfestigkeit Typ II Bsp:: kfz-Metalle austenitische Stähle Rw /10 7 = Werkstoffwiderstand gegen einsetzenden Ermüdungsdruck bei 107 Lastwechseln 6.4.2 Überlagerung von statischer und zyklischer Beanspruchung • • bisher: σ (t ) = σ a ⋅ sin(2πνT ) wichtig für Praxis: σ (t ) = σ m + σ a ⋅ sin(2πνT ) Mittelspannung a) Terminologie vgl. S. 143 es gilt: σo −σ u Spannungsamplitude 2 σ + σu σm = o Mittelspannung 2 σ R= u Spannungsverhältnis σo ⇒ Beanspruchungsbereiche, vgl. S. 143 σa = © T.N. 2002 Werkstoffkunde für Elektrotechniker Seite 39 b) σm-Einfluß auf die Spannungswöhlerkurven Bsp.: Typ I - Kurve σa σm σm RD (σ m < 0) σm < 0 σm = 0 Rw RD (σ m > 0) σm > 0 NG NB dauerfest ertragbare Spannungsamplitude wird für σm ≠ 0 als Dauerfestigkeit RD σm = 0 als Wechselfestigkeit Rw bezeichnet Befund : anwachsendes σ m verkleinert NB im Zeitfestigkeitsgebiet bzw. erniedrigt RD d.h. Werkstoffwiderstand gegen einsetzenden Ermüdungsbereich ist mittelspannungsabhängig Ursache : Zugmittelspannungen fördern Rissausbreitung Druckmittelspannungen hemmen Rissausbildung 7. Elektrische und magnetische Eigenschaften 7.1 Elektrische Leitfähigkeit 7.1.1 Überblick im Hinblick auf die interatomare Bindung im Kristallgitter und die daraus resultierenden mechanischen und elektrischen Eigenschaften: 3 Gruppen von Stoffen: • Metalle • Valenzkristalle der Elemente C, Si, Ge • ausgewählte chemische Verbindungen © T.N. 2002 Seite 40 Werkstoffkunde für Elektrotechniker 7.1.2 Energiebändermodell à vgl. S. 154, 155 (neu) Einzelatom - diskrete Energieniveaus zwei Atome - Überlappung der Elektronen-Wellen-Funktion ⇒ Aufspaltung der diskreten Energieniveaus in zwei neue, dicht beieinander liegende Energieniveaus Kristallgitter: Entstehung so vieler Energieniveaus wie Atome ⇒ erlaubte Bänder verbotene Zonen = Energielücken wichtig für elektronische Eigenschaften: Valenzband Leitungsband 7.1.3 Ferminiveau à vgl. S: 156 neu Aussage über Wahrscheinlichkeit für Besetzung eines best. Zustandes 7.1.4 Elektr. Leitfähigkeit von Metallen -"7.1.5 Elektrischer Leitungsmechanismus von Halbleitern a) Eigenleitung Anteil, den der reine Halbleiterkristall zur Leitfähigkeit beiträgt Energieaufnahme +∆W gegenüber absolutem Nullpunkt (0 K) ⇒ Generation: Elektronen können Valenzband verlassen hinterlassen eine positiv geladene Leerstalle = Loch e+ mit ∆W ↑ ⇒ elektr. Leitfähigkeit ↑ Rekombination: Elektron e- rutscht in Loch e+ Fermifunktion ⇒ vgl. S. 157 ff (neu) b) Störstellenleitung Störstellen = absichtlich in den Reinkristall eingebaute Fremdatome, die entweder freie Elektronen oder Defektelektronen (Löcher) erzeugen ⇒ Leitfähigkeit ↑ ⇒ S. 157 ff (neu) © T.N. 2002 Werkstoffkunde für Elektrotechniker 7.1.6 Supraleiter bekannt: Seite 41 à S. 168 ff ca. 1000 Supraleiter à Bsp. in Tab 8, S. 169 Probleme • mangelnde Wirtschaftlichkeit wegen niedriger Betriebstemperatur • Supraleitung geht in Magnetfeld mit kritischer Flussdichte (häufig < 1 Tesla) ⇒ kritische Stromdichte ! (Abb. 2, S. 168) • Entwicklung "harter Supraleiter" mit kritischer Flussdichte um 1-2 Größenordnungen höher 7.2 Magnetische Eigenschaften à vgl. S. 162 ff (neu) 8. Erholung und Rekristallisation à vgl. S: 168 ff (neu) durch Kaltverformung: höhere innere Energie durch Gitterbaufehler, z.B. erhöhte Versetzungsdichte à Werkstoff thermodynamisch im Ungleichgewicht bei Erhöhung der Temperatur kann dieser Ungleichgewichtszustand abgebaut werden Prozesse: a) Kristallerholung • ohne Inkubationszeit, spontan • Ausheilen von Leerstellen • Amihilation von Versetzungen mit entgegensetztem Vorzeichen • (Versetzung ausgelöscht) Polygonigation (vgl. Bild 222, S. 169 neu) Kleinwinkelkorngrenze © T.N. 2002 Seite 42 Werkstoffkunde für Elektrotechniker ⇒ geringe Änderung der Zugfestigkeit und der Härte stärkere Änderung der elektr. Leitfähigkeit (aufgrund besserer Messbarkeit) b) Rekristallisation 1. Ablauf der Rekristallisation • bei weiterer Temperaturerhöhung: fast schlagartig völlige Gefügeumwandlung • treibende Kraft: gespeicherte Energie der Aufgestauten Versetzungen, deren Dichte an den Korngrenzen besonders hoch ist à Ablauf, vgl. Bild 223, S. 170 (neu) • an den Stellen hoher Versetzungsdichte, also in der Regel an den Korngrenzen, beginnt die Keimbildung • Bildung von versetzungsarmen bzw. versetzungsfreien Subkörnern • ausgehend von den Keimen bildet sich die Kornstruktur völlig neu, ohne Rücksicht auf die vorliegende Struktur • die neuen Kristallite wachsen bis sie auf andere, sich ebenfalls neu bildende Kristallite treffen = Entstehung und Wanderung von Großwinkelkorngrenzen • Auslöschen von Leerstellen und Versetzungen infolge durch die Matrix wandernder Korngrenzen • allgemeine Abnahme der Korngrenzflächen à vgl. Bild 224 ⇒ Diffusionsgesteuerter Prozess, Einfluß von t, T 2. Einflussgrößen à Verformungsgrad ϕ (Bild 226, S. 171 (neu)) höherer ϕ (größere plastische Verformung) ⇒ höhere Versetzungsdichte ⇒ größere Keimzahl ⇒ feinkörniges Gefüge nach der Rekristallisation ⇒ ϕkrit muss überschritten werden, sonst keine Rekristallisiation (i.d.R. 2 - 15 %) à Temperatur (Bild 228, 229, 231) Mindesttemperatur = TR = Rekristallisationstemperatur abhängig von ϕ, t (Glühzeit) TR ↓ mit ϕ ↑ und t ↑ praktische Anwendung Def.: Rekristallisationstemperatur Temperatur, bei der die Rekristallisation nach einer Stunde abgeschlossen ist (bei hinreichend stark plastisch verformtem Werkstoff, ε P > 10% ) näherungsweise gilt für reine Metalle: (Bild 230) TR = 0,4 ⋅ TS (TS, R in K ) [Anm.: Klausur: "Warum bricht Blei nicht à weil bei RT schon kristallisiert"] ⇒ Zusammenfassung des Einflusses von T und ϕ (Bilder 232, 233) ⇒ "Rekristallisationsschaubild" © T.N. 2002 Werkstoffkunde für Elektrotechniker à Zeit Seite 43 tI - Inkubationszeit, bei der die Rekristallisation bei geg. T und geg. ϕ einsetzt d Korngröße während Rekristallisation Wachstum der neuen Körner t tI 3. Sekundärrekristallisation (Bild 223) unter bestimmten Bedingungen (z.B. sehr hohe T, sehr hoher ϕ) können einzelne Körner auf Kosten ihrer Umgebung (kleinere Körner) wachsen Triebkraft: Verringerung der in den Korngrenzen gespeicherten Energie ⇒ neues Gefüge besitzt neue Textur ⇒ Anisotropie der Eigenschaften Anwendung z.B. bei Transformatorblechen, sonst meist unerwünscht 4. technologische Bedeutung der Rekristallisation • • • • • Spannungsabbau (durch Verringerung von Defekten, Eigenspannungen) Entfestigung Änderung der Korngröße Änderung der Orientierung (Textur) durch Warmumformung (oberhalb TR ) erhebliche Verformungsmöglichkeit Kf - Formänderungsfestigkeit Kaltumformung (< TR ) (Geschwindigkeit v1 < v2) v2 Warmumformung v1 ϕ Anwendungsbeispiele • Schmieden • Warmwalzen mit best. Geschwindigkeit so, dass Rekristallisation während Umformung abläuft • Kombination mit Wärmebehandlung = thermomechanische Behandlung = Verformung + Rekristallisation + Wärmebehandlung © T.N. 2002 Seite 44 Werkstoffkunde für Elektrotechniker 9. Wichtige Werkstoffe der Elektrotechnik 9.1 Metallische Leiter- und Widerstandswerkstoffe à vgl. S. 165-167 (Bsp. wissen) 9.2 Widerstandswerkstoffe (S. 169 ff) • hoher spezifischer elektrischer Widerstand • Supraleiter à Isolatoren 10−24 Ω m ≤ ρ ≤ 1016 Ωm man unterscheidet à Messwiderstände à veränderbare Widerstände ⇒ Steuer- und Regeltechnik meist niedrig belastet hohe Korrosionsbeständigkeit meist Cu-Legierungen à Heizleiterwerkstoffe Ziel: Umwandlung elektrischer in thermische Energie • hoher spezifischer elektrischer Widerstand • hoher Schmelzpunkt • hohe Warmfestigkeit ⇒ Korrosions- und Zunderbeständigkeit z.B. Legierungen mir Cr/Al bilden Schmelzschichten (Cr2 O3 oder Al2 O3 ) à Dehnungsmessstreifen Längenänderung eines metallischen Drahtes und die bei der Verformung auftretende Verschiebung innerhalb der Elementarzelle verursachen eine definierte Widerstandsänderung ∆R ∆l = K ⋅ = K ⋅ε K = Maß für Empfindlichkeit des DMS R l WS ⇒ Präzisionswiderstände wichtig: kleiner Temperaturkoeffizient à meist Konstantan Cu Mn Ni 55 44 1 oder Manganin Cu Mn Ni 84 12 2 (vgl. S: 171-172) 9.3 Temperaturempfindliche Werkstoffe à vgl. S. 172 - 175 à Widerstandsthermometer Nutzung der linearen T-Abhängigkeit des spez. elektr. Widerstands einiger Metalle und Legierungen à Thermoelemente Nutzung des Seebeck-Effekts ⇒ Ladungsträger diffundieren vom heißen zum kalten Ende eines Leiters à bei unterschiedlichen Leitern à Thermospannung: ⇒ Verlöten der Drähte an der Messstelle, freie Enden auf definierter Temperatur (Vergleichsstelle, z.B. Eiswasser) © T.N. 2002