Protokoll 10.Netzwerktreffen:PsychosozialeVersorgungvonGeflüchtetenBerlin 17.01.2017 TOPs: 1. Begrüßung 2. AktuelleEntwicklungderNutzungdigitalerTechnologienbeiGeflüchteten. DarstellungvonFallbeispielenfürdieNutzungdigitalerMedienbeiderIntegration vonGeflüchteten(BenMason,betterplacelab) 3. Vorstellungdesweb-basiertenPsychotherapie-Programmes„Illjafnasy“desZentrum fürÜBERLEBEN.Erfahrungswertebzgl.Nutzung,Herausforderungenetc.(Pirko Selmo,ZentrumfürÜBERLEBEN) 4. Vorstellungderipso-care-Plattform,diepsychosozialeBeratungvonFlüchtlingen überdaspersönlicheGesprächermöglicht.Erfahrungswertebzgl.Nutzung, Herausforderungenetc.(MaryamGardisi,InternationalPsychosocialOrganization) 5. Ankündigungen/Sonstiges 6. Ausblick:TermineundThemendernächstenTreffen 1. Begrüßung(JudithStrasser) JudithStrasserbegrüßtdieRefert*innenundalleAnwesenden(ca.22)undleiteteine Vorstellungsrundeein. 2. AktuelleEntwicklungderNutzungdigitalerTechnologienbeiGeflüchteten. DarstellungvonFallbeispielenfürdieNutzungdigitalerMedienbeider IntegrationvonGeflüchteten (BenMason,betterplacelab) ICT4Refugees • „Areportontheemerginglandscapeofdigitalresponsestotherefugeecrisis“.Eine Studie,dieTechnologie-NutzungsverhaltenvonMenschenaufderFluchtsowiePotentiale digitalerLösungenfürGeflüchteteuntersucht. o DigitaleProjektefürGeflüchtetesindein„Deutsches“wennnichtsogar„Berliner Phänomen“ o ProjektDaFür:InterviewsmitGeflüchtetenbzgl.ihrerBedürfnisse.Ergebnis:primäres Bedürfnis:Spracherwerb!Siehe:http://www.dafür.saarland o Übersichtüber150digitaleProjektefürGeflüchteteinDeutschland:bit.ly/refugeetech DigitaleTechnologien&Ausgangslage • GeflüchteteverfolgenNeuigkeitenausdenHerkunftländernundsindv.a.auchdurchdie permanenteVerfügbarkeitdernewsbeeinflusst,z.B.imSprachunterrichtüberHandys „unterdemTisch“ • DiemeistenGeflüchtetennutzenSmartphones;esbestehtwenigVerständnisfürdas „Internet“,indemmansichautonombewegenkannunddasmanz.B.fürselbstständige Recherchenutzenkann o NutzungvonFacebook,Youtube,Whatsapp o InternetwirdoftmitFacebookgleichgesetzt • Beispiel:www.refugeeinfo.eu,sehrprominenteBannerindenCampsaufLesbosmit wichtigenInfosfürGeflüchtetein4Sprachen.GesprächemitdenCamp-Bewohner*innen ergaben,dassniemanddieSeitebesuchthat,weilderSchriftzugnichtalsWeblink erkanntwurde. • RefuShe(APPimAuftragvonNRW)bietetInfosüberhäuslicheGewaltauf5Sprachen àBenMasonvermutet,dassdieZielgruppeschwierigzuerreichenist.Bezweifelt,dass sicheinegeflüchteteFraudieApp,sosinnvollsieseinmag,selbstherunterlädtundnutzt. EsbedarfeinesdirektenKontaktes(z.B.Sozialarbeiter*in),derFrauendaraufaufmerksam machtundihnenbeimInstallierenundNutzenhilft. Diskussion • WiewerdendigitaleTechnologienvonGeflüchteteninBerlingenutzt? o betterplacelabmachtdieErfahrung,dassdieexistierendenAppsbeiderZielgruppe nichtankommen.ZurExplorationdesNutzungsverhaltensführtbetterplacelabin dennächstenMonatenInterviewsmitderZielgruppedurch. • EsbedarfmehrEdukationdazu,wiedasInternetunddigitaleMedieneffektivgenutzt werdenkönnenundwiesichGeflüchtetediejenigeInformationenaneignenkönnen,die siebrauchen. • AuchunterdenGeflüchtetengibtesMenschen,diekeinedigitalnativessind. • WichtigerEinflussfaktorbeiderNutzungvondigitalenMedien:Vertrauen:„Wasundwem vertraueich?“BeiGeflüchtetenausrepressivenGesellschaftenbestehtSkepsis gegenüberstaatlichenStellenundderenInformationspolitik. o BenMason:Menschen,diemitGeflüchtetenarbeitenundbereitseine Vertrauensbasisaufgebauthaben,könnenAppsundLinksandieZielgruppe weitergeben,dieseanleitenundsichselbstdiedigitalenTechnologienals „Helferchen“zuNutzenmachen. • • • GeflüchtetenhabensehrkomplexepsychosozialeBedarfeundkönnennichtohne Weiteresidentifizieren,wassiebrauchenbzw.welcheHilfezuwelchemZeitpunkt benötigtwird. BenMason:Versuch,eineLAGeSo-Facebookpageaufzubauen.GrosseSchwierigkeiten u.a.aufgrundvonDatenschutz. Facebook&Whatsappbietensichan,umaufpsychosozialeAngebotefürGeflüchtete aufmerksamzumachen. o Peer-to-Peer-Empfehlungen,VorschlägevonFacebookfür„ähnlicheSeiten“ o Beispiel:Whats-AppChat-Gruppenmit3000Mitgliedernfürz.B.„syrischeFrauenim Ausland“ o KontaktpersonenindenUnterkünftenkönnenaufFacebookseitenhinweisen,z.B. Sozialarbeiter*innen,etc. o PrinzipMultiplikatorenundMitgestaltungsprinzipaufFacebook:mankannaufder Pinnwandmitdiskutieren;Nutzungsverhaltennichtsopassivwieaufherkömmlichen Webseiten. 3. Vorstellungdesweb-basiertenPsychotherapie-Programmes„Illjafnasy“des ZentrumsfürÜBERLEBEN.Erfahrungswertebzgl.Nutzung,Herausforderungen etc. PirkoSelmo,ZentrumfürÜBERLEBEN IlljafnasybedeutetPsychotherapieaufarabisch ProjektfinanziertvonMisereor Vor10JahrenkonzeptualisiertalsProjektfürPTBS-Patient*innenausdemIrak Zielgruppe:arabischsprachigeErwachseneimarabischenRaum o ABER:auchAnfragenvonarabischsprachigenMenschenimdeutschen/europäischen Raumwirdnachgekommen;siesindjedochkeineexpliziteZielgruppe. Therapieverlauf • Kognitiv-behavioralePsychotherapiefürPTBS&Depressionmitdiagnostischen Interviews,Manualen,etc. • Asynchron,d.h.Terminewerdenvereinbart;amTerminschreibtder*diePatient*innach einervorgelegtenAnweisungeinenBrief,der*dieTherapeut*inantwortetimLaufeeines Tages. o Depression:Gedankenprotokoll–TagebuchderpositivenAktivitäten o PTBS:Expositionstherapie(schriftlichmitgenerellenAnweisungen,4Briefe)– kognitiveUmstrukturierung–Abschlussphase • Dauer:ca.2Monate • SupervisionfürTherapeut*innen. • • • • Chancen&Herausforderungen: • Biszu70%derInanspruchnehmendensindFrauen.DieErfahrungsexualisierterGewaltist eineimmerwiedergenannterGrundfürdieSuchenachtherapeutischerUnterstützung. NiedrigeSchwelledurchonline-Therapie. o BeispielausSaudi-Arabien:online-TherapiealseinzigeMöglichkeitfüreineFrau,über sexualisierteGewaltzusprechen. • 200-300AnmeldungenproMonat.AktuellinTherapie:60-70Personen • VielederderInanspruchnehmendensindStudierendeinderEndphase, Akademiker*innen • Patient*innensuchenmeistexplizitbeiGoogle„Psychotherapieonline“;stärker traumatiserteMenschenmitVermeidungsverhaltenmeldensichnichtfürdasProgramm an. Diskussion • KommtdasAngebotfürGeflüchteteinDEinFrage? o KeineexpliziteZielgruppe,aberkeinAusschlusskriterium! o Ausschlusskriterien:Suizidalität,schwereDepression,VerbleibineinerpotentiellretraumatisierendenSituation,AnfälligkeitfürDissoziation. • Waspassiert,wennz.B.akuteSuizidalitätwährendderTherapieauftritt? o NetzwerkvorOrt,abergrundsätzlichpräventivesVorgehen o ImNotfallkannder*dieTherpeut*inden*diePatient*inanrufen! • WiewirdeineDiagnosegestellt? o DiagnostischesInterview • WiewirdderTherapieerfolggemessen?WannistdieTherapiebeendet? o Prä-&Post-ErhebungmitstandardisiertenFragebögen o Meldetsichein*ePatient*inzweiWochenlangenicht,dannwirddasalsdrop-out gewertet.Therapiepausenkönnenvereinbartwerden. o EinigePatient*innenTherapiemöchtendiegerneverlängern;Therapieistjedochauf ca.2Monatebgrenzt. • HerkömmlichwirdFaktor„Beziehung“inFace-to-Face-Therapiealswesentlicherfür Behandlungserfolgesgesehen.Wasweißder*diePatient*inüberden*dieTherapeut*in? • ImstandardisiertenTeilderPlattformgibteseinekurzeVorstellungdes*der Therapeut*in(Name,Herkunft,Wohnort,etc.) • Umgangmitkulturellen&sprachlichenUnterschieden,z.B.auchdasTabu, psychologischeSchwächezuzeigen o Therapiemanualewurdenkulturellangepasst. o Online-Therapieniederschwelliger o PirkoSelmoerzählt,dasseroftmalsüberraschtist,wievieldiePatient*innenvonsich selbstPreisgeben.OftmalsredendieLeutezumerstenMalinihremLebenüber traumatischeErlebnisse.SkalenzuSexualitätinFragebögenfunktionierenonlinesehr gut,inPaper-PencilimVergleichdazuschlechter. o WerdenErfahrungenmitderZielgruppeundForschungsergebnisseinden Herkunftsländergenutzt,umeinenkritischenDiskursüberz.B.sexualisierteGewalt zustärkenunddaraufhinzuwirken,dassauflangeSichtgesellschaftlicheRäume entstehen,indenenMenschenUnterstützungfinden? o Online-TherapiewirdvorOrtdurchNetzwerkpartnerunterstützt. 4. Vorstellungderipso-care-Plattform,diepsychosozialeBeratungvonFlüchtlingen überdaspersönlicheGesprächermöglicht.Erfahrungswertebzgl.Nutzung, Herausforderungenetc. MaryamGardisi,InternationalPsychosocialOrganization(Ipso) • • IpsoistseitmehrerenJahreninAfghanistantätig;seit2015inDeutschland. InAfghanistanbeitreibtIpsoeineKlinik;dortarbeitenPsychiater*innenund400vonipso ausgebildeteBerater*innen. MenscheninAfghanistansindgutangebundenandigitaleTechnologien. • Ipso-e-care o LoginmitPasswortundNutzername;AnlegenvonProfilmitSprachkentnissen,etc. Ø AngabevonpersönlichenInformationenistnichtobligatorisch. o Kalender:GibteineÜbersicht,welche*rBerater*inzuwelchemZeitpunktverfügbar ist;miteinemKlickTerminbuchen. o GroßeHerausforderung:zumgebuchtenZeitpunktonlinesein! o VirtuellesWartezimmermitself-assessmentundTestfürKamera&Stimme o Dannca.30minütigesaudiovisuellesGespräch o IpsoarbeitetmomentananeinerAppfürdasSmartphone o 110000onlineGesprächeimJahr2014 o StationInternet-PointsvorOrt(Afghanistan),mitHelfer*innen,dieNutzer*innenan dasProgrammheranführen. o Zielgruppe:jung,akademisch o Berater*innenbietenTrainingsindenUnisanundmachendort„Werbung“fürdas Programm o Niederschwellig,geradeauchfürFrauen o Herausforderung:anMenschenaußerhalbdesakademischenSektorsheranzutreten. Ipso-Berater*inneninDeutschland • IpsobilderGeflüchteteinBerlin,ErfurtundHamburgzupsychosocialcounselorsaus. Berater*inneninBerlinsindimApril2017fertigmitdereinjährigenAusbildung,inHH undThüringenauchimLaufedesJahres. • Face-to-FaceBeratungmöglichfürMenschen,diesichinDeutschlandbefinden. • Ipso-e-care-PlattformsollinmehrereSprachenübersetztwerden,sodassBeratungvon GeflüchtetenfürGeflüchteteabca.März2017auchonlinestattfindenkann • Berater*innensindMuttersprachler*innenvon17SprachenàPeer-to-Peer-Beratungdie Face-to-FacezurZeitindenUnterkünftenstattfinden. Profil&AufgabengebietederBerater*innen • Berater*innenhabeneinenberuflichenHintergrundimsozialenodermedizinischen Bereich • Ausbildungbestehtaus3MonatenTheorieundSelbsterfahrungund6Monate Praktikum;engmaschigeBegleitungdurchSupervisor*innen. • Patient*innensollensoschnellalsmöglichanihreeigenenRessourcenheranführt werden;VermittlungzupsychosozialenDienstenundRegelversorgungwirdgeleistet. Diskussion • WiegehendieBerater*innenmitihrereigenenBetroffenheitalsGeflüchteteum? o Inden9MonatenengmaschigeSupervision o SchwierigeSituationfürdieBerater*innenwennsiedieSituationinden Unterkünftenerleben,indenensieselbstleben/gelebthaben. o Selbsterfahrungindenersten3MonatenkonfrontiertdieBerater*innenmitihren eigenenErfahrungenundGeschichten Ø IpsoplanteineigenesCounselling-CenterinBerlin,damitFace-to-FaceGesprächenichtindenUnterkünftenstattfindenmüssen o GleicherkulturellerHintergrundderBerater*innen&Klient*innenstellteinegroße Ressourcedar.x o DieAusbildungundTätigkeitisteinegroßeChancefürdieBerater*innen (Berufsperspektive,AuseinandersetzungmitdemThemaIntegration,Erfahrungvon Selbstwirksamkeit,sozialeNetzwerke,etc.) 5. Ankündigungen/Sonstiges JudithStrassermachtdiefolgendenAnkündigungen: o DasZIPPhatinKooperationmitdemSt.Hedwigs-KrankenhauseseinenFAQ-Katalog zumThemapsychosozialeVersorgungvonGeflüchtetenerarbeitet.DieProtokolle derNetzwerktreffensowiedieFAQsindimDownload-BereichderneuenHomepage desProjektsPerspektiven-psychosozialeVersorgungvonGeflüchtetenzufinden: www.perspektiven-pvg.de o ImRahmendesPerspektiven-PsychosozialeVersorgungvonGeflüchtetenwerden NetzwerktreffennochimFebruarundMärzstattfinden.Esistgeplant,dassdie NetzwerkarbeitvondemvonderDeutschenKlassenlotterieBerlinfinanzierten CharitéProjektTransVerabMärz2017weitergeführtwird. o DieErfahrungenderNetzwerkarbeitderletztenMonatemöchtedasProjektdazu nutzen,umimApril2017eineberlinweiteNetzwerkbörsezuveranstalten.Die NetzwerkbörseNetworknow!bringtinteressierteEinrichtungender Regelversorgung,spezialisierteVersorgungseinrichtungen,ambulanteTräger, Verbände,Beratungsstellen,Initiativen,niedergelasseneTherapeut*innen, Flüchtlingsunterkünfte,politischeEntscheidungsträger*innen,Unternehmer*innen sowieKunst-undKulturschaffendezusammen,diesichimBereichpsychosozialer FlüchtlingsarbeitinBerlinengagieren.DerSpendenaufrufwurdemitderIntention verschickt,dassdieVertreter*innenderEinrichtungenundTrägerdieseninihre NetzwerkeweiterleitenunddieCrowdfundingAktionbewerben.SolltendieMittel fürdieRealisierungderNetzwerkbörsegeneriertwerdenkönnen,sindalle Netzwerkteilnehmer*inneneingeladen,andemMarktteilzunehmen,Workshops mitzugestalten,etc.InformationenzurEntwicklungdesProjektesfolgen. 6. Ausblick:TermineundThemendernächstenTreffen DasnächsteTreffenfindetam14.Februar2017statt. DieAnwesendenschlagenfolgendeThemenvor: o WohnraumundWohnungssuche o AustauschüberdieErfahrungenderneueingestelltenSozialarbeiter*innender Kontakt-undBeratungsstellenimKontextderUmsetzungdesSenatplaneszur IntegrationvonGeflüchteten