das solare regierungsviertel

Werbung
Report
* Astrid Schneider
Von der Vision zur Realität
DAS SOLARE
REGIERUNGSVIERTEL
Beinahe unbemerkt von der
Öffentlichkeit hat Berlin ein «Solares
Regierungsviertel» bekommen. Wenn
Bundeskanzler Gerhard Schröder und
seine Minister aus dem Kabinettsraum hinüber zum Reichstag blicken,
sehen sie auf die Dächer der Verwaltungstrakte des Kanzleramtes – und
die sind flächendeckend mit
Solarmodulen gefüllt. Beinahe eineinhalbtausend Quadratmeter sind hier
in die Flachdächer integriert.
Im Zentrum des Reichstages steht die neue
Kuppel, von Sir Norman Foster entworfen.
Ihre markante und mittlerweile weltbekannte
Gestalt erhält sie durch die Lüftungs- und
Belichtungsfunktion für den darunterliegenden Plenarsaal. Und auch im historischen
Reichstagsgebäude fand sich auf einer Süddachfläche noch Platz für eine Solarstromanlage. Vom Stararchitekten so unauffällig integriert, dass noch ein Schild her muss, um die
Besucher auf die innovative Technologie aufmerksam zu machen. Schaut man vom Kanzleramt in Richtung des neuen Hauptbahnhofes, so fällt auch hier sogleich das blaue
Schimmern von Solarzellen auf, die das geschwungene Dach elegant begleiten. Das
gegenüber des Kanzleramtes liegende Gebäude für die Abgeordneten, das Paul-Löbe-Haus,
welches das «Band des Bundes» vom Bundeskanzleramt aus fortsetzt, wird von einem
langgestreckten Atrium durchzogen. Verschattet wird es von der weltweit grössten
Solaranlage aus amorphen Solarzellen, integriert in ein Lamellensystem über dem Glasdach. So wird der Spreebogen in Berlin nicht
nur von einem «Band des Bundes», sondern
auch von einem «Band der Solaranlagen»
durchzogen. Unter den Regierungsgebäuden,
tief in der Erde, befindet sich ein Energieverbundsystem, welches die Bauten untereinander verbindet: mit Wärme-, Kälte- und Stromleitungen sowie unterirdischen Aquiferspeichern. Seine Energie bezieht es aus Biodiesel-
befeuerten Blockheizkraftwerken, welche
dezentral untergebracht sind. Summa summarum ergibt sich so ein Anteil von mehr als
80% Deckung des Energieverbrauchs der
Regierungsbauten im Spreebogen aus regenerativen Energiequellen.
Der Weg durch die Politik zum «Solaren
Regierungsviertel»
Der Ausgangspunkt für die Entstehung des
solaren Regierungsviertels war ein Kongress,
den die europäische Sonnenenergievereinigung EUROSOLAR e.V. organisierte und in
dem die Vision, massgeblich erneuerbare
Energien einzusetzen, gemeinsam mit den
verantwortlichen Politikern erörtert wurde.
Am 28. September 1992 fand das Symposium
«Das Solare Regierungsviertel» im Reichstagsgebäude Berlin statt. Die Regionalgruppe
Berlin von EUROSOLAR wollte so Einfluss auf
die Politik nehmen. Die Vision für ein «Solares
Regierungsviertel» zeigte Wirkung. Auf parlamentarische Initiativen von Herrmann Scheer
folgten Beschlüsse des Bundestages, die
Grundsätze für das energiebewusste und
solare Bauen festschrieben:
Mindestens 15% Deckung des Energiebedarfs der neuen Regierungsbauten in Berlin
sollten aus regenerativen Energiequellen
stammen.
Niedrigenergiehaus-Bauweise als Baustandard mit 25% geringerem Verbrauch als in
1
* Astrid Schneider
Dipl. Ing. Architektur
Leiterin RG Berlin von EUROSOLAR
Solar Architecture:
Design, Research and Communication
D-10625 Berlin
94
FASSADE FAÇADE 3/2003
•
Report
2
der (damals noch zukünftigen) WSVO 1995
wurde vorgeschrieben.
Bereitstellung eines gesonderten Etats von
18 Millionen DM für Solarstromanlagen und
zwei Millionen DM für solar-thermische
Anlagen auf den Regierungsgebäuden.
Der Energieverbund im Spreebogen mit
Aquifer-Wärme- und Kältespeicher
Das regenerative Energiesystem für die
Regierungsgebäude im Spreebogen ist ein
innovatives Vorzeigeprojekt geworden. Die
Bundesbaugesellschaft Berlin realisierte hier
ein Energieverbundsystem, für welches im
Bundeskanzleramt, im Reichstag und im PaulLöbe-Haus, welches die Abgeordnetenbüros
beherbergt, mit Rapsmethylesther (RME) betriebene Blockheizkraftwerke installiert wurden, die Strom und Wärme herstellen. Für
eine optimale Betriebsführung und -sicherheit
sowie einen wirtschaftlicheren Betrieb wurden die Gebäude untereinander mit Wärme-,
Kälte- und Stromleitungen vernetzt. Da bei
einer am Strombedarf orientierten Betriebsführung der Blockheizkraftwerke im Sommer
viel überschüssige Wärme anfällt, die man
ggf. gerne im Winter zu Heizzwecken nutzen
würde, wurde der Energieverbund an einen
saisonalen Wärme- und Kältespeicher angeschlossen. Hierfür wurden zwei unabhängige
Aquiferspeicher geschaffen:
1 Den Wärmespeicher bildet eine nutzbare
Schicht aus porösem Sandstein in ca. 280 bis
300 Metern Tiefe, die salzhaltiges Wasser,
die sogenannte Sole, enthält. Sie wird in einer Bohrung nach oben geleitet und nimmt die
sommerliche Abwärme der BHKW’s auf. Die
erwärmte Sole wird dann in einer zweiten
Bohrung wieder in die Erde geleitet und es bildet sich ein Aquiferbereich mit ca. 65°C warmem Wasser aus. Im Winter dreht sich der
Kreislauf um und die Wärme wird wieder entnommen.
2 Für die Kältespeicherung wird ein Aquifer
im Bereich des normalen Grundwassers in
einer Tiefe von ca. 60 Metern genutzt. Während winterlicher Kälteperioden wird Grundwasser an der kalten Aussenluft mittels speziellem Trockenkühler von fünf Megawatt
Leistung auf ca. 5°C abgekühlt und im Aquifer
eingespeichert. Im Sommer wird dieses Wasser entnommen und zum Betrieb von Kühldecken genutzt.
Zusätzlich sind in das Energiesystem Absorptionskältemaschinen und Wärmepumpen eingebunden, die ebenfalls mit der Abwärme der
BHKW’s angetrieben werden. Der Wärmespeicher ist die erste in Deutschland realisierte Anlage zur thermischen UntergrundspeiFASSADE FAÇADE 3/2003
•
3
4
1 Luftfoto Spreebogen
(Quelle: Luftbild und
Pressefoto, Berlin).
2 Lageplan Regierungsgebäude Spreebogen.
3 Energiesystem
Spreebogen (Quelle 2
und 3: Bundesbaugesellschaft Berlin mbH).
4 Solaranlagenarten
auf den Regierungsbauten in Berlin
(Quelle: IEMB e.V).
95
Report
5
5 Blick vom Bundeskanzler-Kabinett über die
PV-Anlage zum Reichstag.
cherung auf hohem Temperaturniveau. Die
Wärme darf mit einer Temperatur von bis zu
70°C eingespeichert werden. Unerwünschten
Einflüsse auf Vegetation und Umwelt fanden
nicht statt. Damit kann die saisonale Wärme
und Kältespeicherung als voller Erfolg gewertet werden.
Ergebnisse Energieverbrauch der
Regierungsgebäude
Die weitestgehend auf Rapsmethylester
basierende Energieversorgung der Regierungsbauten führt zu einer CO2-Minderung
von ca. 70% gegenüber einer konventionellen
Energieversorgung. Die Blockheizkraftwerke
stellen dabei 35% der Stromspitzenleistung
und liefern in 5000 Volllaststunden ca. 80%
der elektrischen Jahresarbeit. Dabei kann aus
der Abwärme der BHKW 90% des Jahreswärmebedarfs für Heizung, Warmwasser und
Kühlung geliefert werden. Die Abwärme der
BHKW trägt zu 40%iger Deckung des Kühlbedarfs mittels Absorption und DEC bei. Weitere 55% der benötigten Kälteenergie werden
aus dem Kältespeicher entnommen und bedienen wassergebundene Kühldecken und
Betonkernaktivierungen. Nur 5% des Kühlbedarfs werden über elektrische Kompressionsmaschinen gedeckt. Zusätzlich liefern im
Spreebogen PV-Anlagen mit einer Leistung
von 370 kWp bei 263 000 kWh jährlicher
Solarstromerzeugung ca. 1,1% des Stromes
aus Solarenergie. Hierbei muss allerdings
berücksichtigt werden, dass z.B. die PV-Anlage auf dem Reichstag im Verhältnis zur Gebäudemasse sehr klein ist, da unter dem Gesichtspunkt des Erhaltes der historischen Erscheinung des denkmalgeschützten Gebäudes nur die Süddachfläche in Frage kam.
Integration von Solartechnik und
Architektonischer Gestaltungswille
Insgesamt wurden bei den Regierungsgebäuden in Berlin, die nicht nur im Spreebogen ste96
hen, sondern über die Innenstadt verteilt sind,
Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von
776 kWp installiert, mit einer Modulfläche
von ca. 10 000 m2, die jährlich 630 Megawattstunden Solarstrom erzeugen. Weitere
17 kWp Photovoltaik befinden sich noch in
Planung. Die bereits realisierten Solarstromanlagen sind auf 14 Gebäude verteilt. Interessant ist dabei, dass sehr unterschiedliche
Systeme zum Einsatz kamen. Das Spektrum
reicht von der Flachdachaufständerung über
die Schrägdachintegration bis hin zu der Sonne nachgeführten Verschattungslamellen. Zusätzlich wurden 1500 m2 thermische Sonnenkollektoren eingesetzt, die jährlich ca. 570
MWh solare Wärme produzieren. Sie dienen
nicht nur der Wärmeerzeugung, sondern umfassen auch zwei Anlagen zur solaren Kälteerzeugung.
Die Aufgabe der Verknüpfung von energetischen Zielen und architektonischen Gestaltansprüchen der Architekten stellte sich jedoch als schwierig heraus: an keinem der
Regierungsgebäude gelang es, die Solartechnik an den Südfassaden unterzubringen. Die
Architekten, welche die einzelnen Wettbewerbe gewannen, beharrten zum Teil darauf,
dass man die Solarmodule nicht sehen dürfe,
und bevorzugten schlichte weisse Fassaden
oder Sichtbeton, obwohl Bundeskanzleramt
und Paul-Löbe-Haus mit grossen geschlossenen, nach Süden gerichteten Fassaden ideale
Voraussetzungen für PV-Fassadenintegration
boten. Trotz intensiver Beratung durch den
eigens eingesetzten Energiebeauftragten für
die Regierungsgebäude und Solarfirmen wurden die Solarmodule auf den Dächern versteckt und teils so in die Konstruktionen eingefügt, dass Eigenverschattungen auftreten.
Ursache hierfür ist auch eine noch nicht genügend konsequente Ausrichtung der Bauaufgaben und Planungsverfahren auf den Einsatz
der Solartechnik. Bei den einzelnen Wettbewerben für die Gebäude stand zwar stets die
Solarenergienutzung und die Ressourcenschonung in den Wettbewerbsunterlagen,
doch bereits die Jury bezog ihre Wertung in
den seltensten Fällen auf energetische Kriterien. So mussten die Energieberater nach
Festlegung des Entwurfes versuchen, den
Architekten die Solartechnik schmackhaft zu
machen. Im Ergebnis entstanden viele Kompromisse, unter denen besonders häufig die
Effizienz der Photovoltaikanlagen litt. Die
grosse politische Vorgabe in eine grossartige
Solararchitektur umzusetzen gelang so nur
teilweise. Ein Beweis wurde vielmehr angetreten, dass man nahezu jede architektonische Form energetisch optimieren und in fast
jedes Gebäude Solaranlagen integrieren
kann. Zum Teil wurde auch der Anspruch des
Bauherrn, Solartechnik zu integrieren, zu spät
als konkreter Bauauftrag und mit einem Budget untermauert an die Architekten herangetragen. So war der Entwurf des als ersten Regierungsneubau in Berlin realisierten Bundespräsidialamtes bereits abgeschlossen, als
die Integration der Photovoltaik auf die Tagesordnung kam. Da die Architekten Huber und
Kleine-Kraneburg das Dach als dritte Fassade
des Gebäudes verstanden, wollten sie keine
Störungen der von ihnen entwickelten Ordnung zulassen und bestanden auf die gliedernden horizontalen Streben zur Strukturierung der Solarmodulflächen, die nun leider die
Photovoltaik permanent verschatten und zu
starken Mindererträgen führen. Ähnlich
uneinsichtig in fundamentale Funktionen der
Photovoltaik verhielt sich der Architekt Braunfels: die Verschattungslamellen über dem
Atrium des Paul-Löbe-Hauses sollten bei
senkrechtem Stand nicht über das Konstruktionsraster, welches sie hält, hinausragen. Als
Resultat ergibt sich eine Dauerverschattung
der rundum eingefassten Solarlamellen, welche sich auch noch durch die dichte Stellung
untereinander verschatten. Zu sehen ist «der
kleine Unterschied» der Dächer aber bei beiden Gebäuden nur vom Hubschrauber aus.
Allerdings darf bezweifelt werden, ob die
Staatsgäste oder der einschwebende Bundeskanzler Wert auf den Anblick von Streben zwischen Solarmodulen legen. Dass der Bundestag als Bauherr eine so disfunktionale Formgebung, welche auch das Erscheinungsbild
des Gebäudes nicht bereichert, zuliess, ist erstaunlich. Eleganter gelöst haben die Frage
der Integration die Architekten Axel Schultes
und Charlotte Frank, welche das Bundeskanzleramt entwarfen. Zwar waren sie nicht zu
überzeugen, die Solarmodule an den geschlossenen Südfassaden unterzubringen,
und verbannten diese auf das Dach, jedoch
bewiesen sie mehr Verständnis für Funktion
im Detail und Fernsicht einer Anlage: Die mit
5° sehr flach gestellten und verschattungsfrei
FASSADE FAÇADE 3/2003
•
Report
installierten Solarmodule auf den Bürotrakten
erhalten beim Bundeskanzleramt die gleiche
Höhe wie die dazwischenliegenden Atriumsverglasungen. In der Fernsicht vom Reichstag
bleibt dieser Unterschied unbemerkt und man
erkennt eine einheitliche Fläche. Beim Reichstag selbst wurden in die Süddachfläche sehr
unauffällig grossflächige spezialgefertigte Solarmodule integriert und insgesamt ein Optimum an Solartechnik-Einsatz erzielt: weitere
Ost- und West-Dachflächen dienen der Tagesbelichtung von Sitzungssälen und die Kuppel
der Tagesbelichtung und Lüftung des Plenarsaales. Gleichwohl hatte Sir Normen Foster
ursprünglich einen grösseren Wurf vorgehabt:
in der Wettbewerbsphase hatte er noch ein
grosses Energiedach über das historische Gebäude gespannt, im Wandlungsprozess seines
Entwurfes dann die Integration der Photovoltaik in der Kuppel vorgesehen. Diesen markanten Ort verhinderten wohl sowohl Kostengründe, als auch der Wunsch des Bauherrn, die
Kuppel hell erscheinen zu lassen.
Die architektonisch interessantesten Anlagen
sind PV-Verschattungslamellen, welche auf
dem Bundesministerium für Justiz, dem Bundesrats-Gebäude und dem Jakob-Kaiser-Haus
zum Einsatz kamen. Alle Systeme werden
dem Sonnenstand nachgeführt und dienen zur
Verschattung von Glasdächern über Atrien
und Sitzungsräumen. Hier entstanden sowohl
ästhetisch als funktional bemerkenswerte
Solaranlagen. Ebenfalls multifunktional und
gestalterisch bewusst genutzt setzten die
Berliner Architekten Baumann und Schnittiger
die Photovoltaik ein: integriert in eine Isolierverglasung über einem atriumsartigen Erschliessungsgang des Bundeswirtschaftsministeriums.
Kosten und Energieerträge der Photovoltaikanlagen
Gemäss einer Kostenanalyse des IEMB liegen
die Kosten für die Photovoltaikanlagen bei
den dachaufgeständerten PV-Anlagen bei
6,952 EURO pro Kilowatt Spitzenleistung. Für
das Bundesratsgebäude und das Bundesministerium der Justiz wurden die Differenzkosten
zu einer reinen Verschattungsanlage berech-
Tab. 1: Brutto-Modulflächen und installierte Nennleistungen der Photovoltaikanlagen.
Liegenschaft
Abrutto
m2
PSTC
kWp
Anlagenbeschreibung
Reichstagsgebäude
296
39
PV-Anlage in Süddach integriert
Jakob-Kaiser-Haus
301
29
PV-Anlage als Sonnenschutz- und Lichtlenksystem in Sheddach integriert
Jakob-Kaiser-Haus
120
17
PV-Anlage integriert in Pergolagerüst
Paul-Löbe-Haus
3239
123
PV-Anlage als Sonnenschutz- und Tageslichtlenksystem mit amorphen Siliziumzellen
über Atriumhalle
Bundeskanzleramt
1271
149
PV-Anlage in Aufdachmontage
Bundesministerium
Wirtschaft und Arbeit
1076
102
Dachintegrierte PV-Anlage in Süd-West-Dach
von Gebäude G
Bundesministerium
für Justiz
345
25
PV-Anlage als Sonnenschutz- und Tageslichtlenksystem über Innenhöfen
Auswärtiges Amt
181
23
PV-Anlage in Aufdachmontage über Technikaufbauten des Erweiterungsbaus
Bundesministerium für
Gesundheit und Soziale Sicherung
177
18
PV-Anlage in Aufdachmontage im Süd- und
Nordflügel sowie auf dem Kleisthaus
Bundesministerium für Verkehr,
Bau- und Wohnungswesen
328
35
PV-Anlage in Aufdachmontage (Kunststoffwannen) im ersten Erweiterungsbau
Bundesministerium für Verkehr,
Bau- und Wohnungswesen
170
17
PV-Anlage in Aufdachmontage im zweiten
Erweiterungsbau
Bundesministerium für
Verbraucherschutz,
Ernährung und Landwirtschaft
63
8
PV-Anlage in der nach Süden geneigten
Dachebene
Bundesministerium
für Bildung und Forschung
163
17
PV-Anlage in der Dachebene des nach Süden
geneigten Scharoundaches
Deutscher Bundesrat
324
21
PV-Anlage als Sonnenschutz- und Lichtlenksystem über dem Plenarsaal
Bundespräsidialamt
380
40
PV-Anlage integriert in Rahmenkonstruktion
der Dachfassade
Moabiter Werder
991
130
PV-Anlage in Aufdachmontage (Kunststoffwannen) auf der Serpentine
FASSADE FAÇADE 3/2003
•
net. Die anrechenbaren spezifischen Mehrkosten, also ohne Unterkonstruktion, lagen
bei diesen beiden Projekten bei 7,716 E/
kWp. Erwartungsgemäss lieferten die schlicht
dachaufgeständerten PV-Anlagen die höchsten Solarstromerträge. So erzielte die Anlage
auf dem Auswärtigen Amt 862 kWh/kWp,
während Solaranlagen mit Eigenverschattung, wie auf dem Bundespräsidialamt, nur
ca. 506 kWh/kWp lieferten. Im Mittelfeld liegen die nachgeführten Lamellenanlagen: Die
Solaranlage auf der Glaspyramide des Bundesratsgebäudes bringt 726 kWh/kWp, die
auf dem Jakob-Kaiser-Haus leidet aber bereits wieder unter einer Verschattung durch
die dichte Stellung der Glassheds untereinander und erzielt nur 649 kWh/kWp. Bei sehr gut
funktionierenden Lamellenanlagen wie auf
dem Bundesministerium der Justiz muss allerdings berücksichtigt werden, dass die Lamellen bei einer Einstrahlung von 100 Watt pro
m2 oder darunter in eine Durchsichtstellung
gebracht werden, um eine optimale Tagesbelichtung der am Atrium gelegenen Arbeitsräume zu gewährleisten.
Auf der folgenden Doppelseite sind die wichtigsten Anlagen zusammengestellt. Alle Energieerträge wurden im Jahr 2002 durch das
Institut für Erhaltung und Modernisierung von
Bauwerken e.V. an der TU-Berlin (IEMB) erfasst. Zum Teil liegen sie noch weit unter den
erzielbaren Werten, da einzelne Ausfälle der
Anlagen und Optimierungs- und Wartungsarbeiten zu Mindererträgen führten.
Die interessantesten Solaranlagen werden
wir in den nächsten Heften im Detail vorstel
len.
Quellen:
1. «Das Solare Regierungsviertel», Symposiumsbericht
Berlin, Juli 1993, Redaktion Birgit Heller-Irmscher
Herausgegeben von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz in der Reihe «Neue
Energiepolitik für Berlin», Heft 10
2. «Beispielgebende Energiekonzepte für die Neubauten
des Bundes im Spreebogen»
«Ökologische Energieversorgungskonzepte der Parlamentsbauten im Spreebogen»
Informationsbroschüren der Bundesbaugesellschaft
Berlin mbH
3. Symposiumsband der Veranstaltung «Best-practise?
Ergebnisse und Erfahrungen während der Nutzung der
Berliner Parlaments- und Regierungsgebäude», 17.
Juni 2003, Berliner Energietage, veranstaltet vom
Institut für Erhaltung und Modernisierung von Bauwerken e.V. an der TU Berlin (IEMB), Vorträge von
– Dipl. Ing. Bernhard Lützke, Bundesbaugesellschaft
Berlin mbH
– Dr.-Ing. Uwe Römmling und Dipl. Ing. Jens Dittrich
(IEMB)
– Dr. Jörn Bartels, Geothermie Neubrandenburg GmbH
– Andreas Heinz, IER-Uni Stuttgart; Prof. Günther Baumbach, ALS Uni Stuttgart; Gerd Hitzler, FKFS Stuttgart
97
Report
Reichstagsgebäude
Standort: Spreebogen – Platz der Republik 1
Architekt: Sir Norman Foster and Partners
Solarfirma: Flabeg Solar International GmbH
Solaranlage: Indachmontage mit
spezialgefertigten Glas-Modulen
Energieerträge: 529 kWh/kWp
Fotos: Astrid Schneider, Berlin
Bundeskanzleramt
Standort: Spreebogen –
Willy-Brandt-Strasse 1
Architekt: Axel Schultes und Charlotte Frank
Architekten
Solarfirma: Flabeg Solar International GmbH
Solaranlage: Flachdachaufständerung mit
5° Neigung, Stahlunterkonstruktion
Energieerträge: 605 kWh/kWp
Fotos: Astrid Schneider, Berlin
Paul-Löbe-Haus
Standort: Spreebogen – Platz der Republik 1/
Konrad-Adenauer-Strasse
Architekt: Stephan Braunfels Architekten
Solarfirma: Solon AG
Solaranlage: dem Sonnenstand
nachgeführte Verschattungslamellen über
einer Atriumsverglasung
Energieerträge: 430 kWh/kWp
Fotos: links: Astrid Schneider;
rechts: Solon AG, Berlin
Jakob-Kaiser-Haus
Standort: Spreebogen – Dorotheenstrasse
Architekt: Busmann und Haberer
(für den Gebäudeteil mit PV)
Solarfirma: Ado Solar GmbH
Solaranlage: Sheddachkonstruktion mit
dem Sonnenstand nachgeführten
Verschattungslamellen
Energieerträge: 649 kWh/kWp
Fotos: links: Astrid Schneider;
rechts: Solon AG, Berlin
98
FASSADE FAÇADE 3/2003
•
Report
Deutscher Bundesrat
Standort: Leipziger Strasse 3–4
Architekt: Schweger und Partner
Solarfirma: Bomin Solar GmbH
Solaranlage: Dem Sonnenstand nachgeführte
PV-Verschattungslamellen über
Glaspyramiden-Dach des Plenarsaales
Energieerträge: 726 kWh/kWp
Fotos: links: Deutscher Bundesrat;
rechts: Astrid Schneider
Bundespräsidialamt
Standort: Spreeweg 1
Architekt: Huber und Kleine-Kraneburg
Architekten
Solarfirma: Solon AG
Solaranlage: Flachdachaufständerung
mit Stahlunterkonstruktion
Energieerträge: 506 kWh/kWp
Fotos: Solon AG, Berlin
Bundesministerium der Justiz
Standort: Mohrenstrasse 37
Architekt: Eller und Eller Architekten
Solarfirma: Colt International GmbH
Solaranlage: Dem Sonnenstand nachgeführte
PV-Verschattungslamellen über einer
Atriumsverglasung
Energieerträge: 724 kWh/kWp
Fotos: links: Astrid Schneider;
rechts: Colt International GmbH
Bundesministerium für Wirtschaft und
Arbeit
Standort: Scharnhorststrasse 34–37
Architekt: Baumann und Schnittiger
Architekten
Solarfirma: Flabeg Solar International GmbH
Solaranlage: Glas-Module in schrägstehender Isolierverglasung über einem
Erschliessungsfoyer
Energieerträge: 583 kWh/kWp
Fotos: Astrid Schneider, Berlin
FASSADE FAÇADE 3/2003
•
99
Herunterladen