inder, die Gleichaltrige mobben, bis diese nicht mehr in die Schule gehen oder sich das Leben nehmen, Jugendliche, die Passanten in S-Bahnen oder an Bushaltestellen zusammenschlagen, und Halbwüchsige, die sich weder von Eltern noch von der Justiz bändigen lassen derartige Bilder und Meldungen über junge, hochaggressive Menschen in den Medien sind fast schon alltäglich geworden. Zugleich schrecken sie immer wieder von Neuem auf und verunsichern viele Erwachsene im Umgang mit jungen Leuten. Besonders alarmierend scheint die Tatsache, dass Gewalttaten von Jugendlichen immer brutaler werden und dass körperliche Übergriffe zunehmend auch von Mädchen und jungen Frauen ausgehen. Dass externalisierende Verhaltensauffälligkeiten wie Aggressivität, Gewalt und Delinquenz im Kin- des- und Jugendalter in den vergangenen Jahrzehnten insgesamt zugenommen haben, lässt sich jedoch nicht ohne Weiteres behaupten, weil dazu unterschiedliche Auffassungen und Indikatoren existieren. Es gibt beispielsweise Studien, die von einer relativen Konstanz, ja sogar von einem leichten Rückgang der Jugendgewalt ausgehen, während andere von einer Zunahme psychischer Störungen im Kindesund Jugendalter, zu denen auch die externalisierenden zählen, berichten. Erschwert wird die Schätzung der Verbreitung von behandlungsbedürftiger Aggressivität im Kindes- und Jugendalter auch durch unterschiedliche Definitionen und Begrifflichkeiten. Im deutschsprachigen Raum sind beispielsweise Begriffe wie oppositionelles Trotzverhalten, Störung des Sozialverhaltens sowie aggressives, opposi- tionelles und dissoziales Verhalten und andere gebräuchlich (siehe Kasten unten). Sie überschneiden sich inhaltlich teilweise und werden in unterschiedlichen Kontexten verwendet. Den Begriffen ist gemeinsam, dass sie sich auf pathologisches Verhalten beziehen und daher abzugrenzen sind von Phasen erhöhter Aggressivität, die als normaler Bestandteil der kindlichen Entwicklung gelten. Zum Beispiel sind Trotzanfälle im Kleinkind- und Kindergartenalter nichts Ungewöhnliches, ebenso wie körperliche Übergriffe (zum Beispiel Bisse, Schläge) oder verbale Aggression (zum Beispiel jemanden beschimpfen, beleidigen). Solche Ausprägungen aggressiven Verhaltens lassen jedoch mit der Zunahme der sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten in der Regel nach, und die Kinder lernen, ihre Wünsche und Gefühle adäquater auszudrücken. Auch später kommt es gelegentlich vor, dass sich Kinder und Jugendliche aggressiv verhalten, Anweisungen nicht befolgen und Regeln nicht einhalten. Aber auch das ist unverdächtig, denn es dient beispielsweise der Erkundung des eigenen Einflusses, der Abgrenzung und der Identitätsentwicklung. Bedenklich wird es erst, wenn sich aggressives Verhalten negativ in familiären, sozialen, schulischen und beruflichen Bereichen auswirkt. Interventionen werden vor allem dann nötig, wenn es sich über mehrere Monate regelmäßig, häufig und stark ausgeprägt zeigt, wenn es nicht nur gegenüber einer Person und zudem in mehreren Lebensbereichen zu beobachten ist. Aggressives Verhalten tritt selten isoliert auf, sondern geht mit vielen anderen Problemen einher, unter anderem mit hyperkinetischem Verhalten, berichten deutsche Psychologen um Prof. Dr. Franz Petermann von der Universität Bremen. Die betroffenen Kinder sind unruhig, impulsiv und können sich schlecht beherrschen und konzentrieren. Auch Entwicklungsrückstände sind nicht selten eine Begleiterscheinung aggressiven Verhaltens; sie fördern oppositionelles Trotzverhalten und tragen dazu bei, dass die Kinder viele Konflikte und problematische Beziehungen haben, dass sie den Unterricht erheblich stören, schlechte Leistungen er- bringen und von Lehrern, Klassenkameraden und Gleichaltrigen abgelehnt werden. Auch wenn es kaum auffällt, leiden manche aggressiven Kinder unter der Ablehnung, ebenso unter Selbstwertproblemen, Ängsten und Depressivität, aber da ihr Umgang damit und ihre Lösungsversuche höchst dysfunktional sind, gelingt es ihnen selten aus eigener Kraft, die Zusammenhänge zu erkennen und sich aus dem Kreislauf aus Aggression und negativen Reaktionen zu befreien. Die Ursachen für aggressives Verhalten im Kindes- und Jugendalter sind sehr vielfältig, eng miteinander verbunden und werden unterschiedlich gewichtet. Erziehungsverhalten, Umweltfaktoren und bestimmte Eigenschaften des Kindes gelten als Hauptursachen für aggressives Verhalten im Kindes- und Jugendalter, meint zum Beispiel die Psychologin Kelli Foulkrod, die am Brackenridge Hospital in Austin (USA) tätig ist. Elterliches Erziehungsverhalten, das mit aggressivem und oppositionellem Verhalten bei Kindern und Jugendlichen einhergeht, ist gekennzeichnet durch fehlende oder zu wenige positive Faktoren (zum Beispiel Wärme, Sensibilität, Einfühlung, Akzeptanz, Bindungssicherheit, Unterstützung prosozialen Verhaltens, strukturierte Umgebung) und durch viele negative Faktoren (zum Beispiel wider- sprüchliches und inkonsistentes Verhalten, fehlende Routine und Sicherheit, Zurückweisung und Bestrafung, Härte und körperliche Gewalt, negative Rückmeldungen und Anschuldigungen, schlechtes Vorbild, ungünstige Interaktionsmuster, familiäre Zerrüttung und häusliche Gewalt). Als Umweltfaktoren, die einen negativen, aggressivitätsfördernden Einfluss auf Kinder und Jugendliche ausüben können, gehören unter anderem Gewaltdarstellungen in den Medien (zum Beispiel Videospiele, Fernsehen, Spielfilme), Gewalt- und Missbrauchserfahrungen, gewaltbereite Gleichaltrige und ein ungünstiges Umfeld (zum Beispiel kriminelle Nachbarschaft, unsichere Wohngegend). Ihr Einfluss vergrößert sich, wenn Eltern nicht genug auf ihre Kinder aufpassen und den unerwünschten Umgang nicht verhindern oder einschränken. Zu den Eigenschaften, die Kinder und Jugendliche zu aggressivem Verhalten prädisponieren, zählt ein schwieriges Temperament, für das ein hoher Aktivitätsgrad, starke Beeinflussbarkeit durch Umweltreize, geringe Anpassungsfähigkeit und ein Vorherrschen negativer Stimmungen charakteristisch sind. Daneben sollen auch eine geringe autonome Erregung und ein niedriger Ruhepuls im Zusammenhang mit überhöhter Aggressivität stehen. Des Weiteren haben aggressive Kinder und Jugendliche Probleme mit der Einordnung und Verarbeitung sozialer Informationen. Sie haben grundsätzlich Schwierigkeiten damit, soziale Signale richtig zu deuten und sind besonders sensitiv für feindselige Signale. Aus diesem Grund empfinden sie selbst neutrale Reize als Bedrohung und Angriff und neigen zum Überreagieren. Außerdem mangelt es ihnen oft an sozialen Fertigkeiten, so dass es ihnen schwerfällt, sich ohne Aggression gegenüber anderen zu behaupten oder kompromissbereit und kooperativ zu sein. Weitere Defizite liegen in einem unzureichenden Einfühlungsvermögen und in einer geringen Frustrationstoleranz, die dazu führt, dass sie Misserfolge nicht verkraften können. Hinzu kommt eine mangelnde Fä higkeit zur Selbstkontrolle, so dass bei 80 Prozent aller Betroffenen die (vier bis zwölf Jahre) und im Jugendalter (zwölf bis 18 Jahre). sie nicht in der Lage sind, aggressive Verhaltensauffälligkeiten weitgeImpulse zu steuern oder frühzeitig hend zurück, die restlichen 20 ProDie Interventionen haben allgeumzulenken. Als weitere Faktoren zent zeigen hingegen ein besonders mein zum Ziel, aggressives Verhalten sind neben vielen anderen das Ge- stabiles, schwer änderbares, aggresabzubauen, alternative Verhaltensschlecht und ein traditionelles Rol- siv-dissoziales Verhalten, das aufweisen einzuüben, soziale Kompelenverständnis sowie prä- und peri- grund wachsender körperlicher Kraft tenzen zu stärken und eine problemanatale Schädigungen, neurologische und Waffeneinsatz zu schweren Vertische Entwicklung zu verhindern. Funktionsstörungen und genetische letzungen und Delikten führen kann. Bei Programmen für Kinder steht Veranlagung zu nennen. häufig ein Elterntraining im VorderTrotz oder gerade wegen der relaAggressives Verhalten gilt als tiv ungünstigen Prognose gibt es grund, mit dem die elterlichen Fästabile Verhaltensstörung, die nur zahlreiche Bemühungen, aggressihigkeiten zur Anleitung der Kinder schwer zu verändern ist. Das und die Eltern-Kind-BeAuftreten vergleichsweise ziehung verbessert werden hoher Aggressivität bereits sollen. Dies geschieht unim Kindesalter wird als erter anderem durch gemein höhtes Risiko für eine weitesame Spielzeiten und den re Zunahme im Verlauf des Einsatz von Lob und andeLebens gewertet. Wie verren Verstärkern, durch kla schiedene Langzeitstudien re, direkte Anweisungen und Regeln, Konsequenzen belegen, geraten viele aggressiv-oppositionelle Kinund eine allgemeine Tader mit der Zeit in immer größere ves Verhalten im Kindes- und Jugesstrukturierung. Auch bei Jugendlichen ist die Mitwirkung der FamiSchwierigkeiten, und das Abgleiten gendalter zu verhindern oder zu rein die Kriminalität ist nicht unwahr- duzieren. Die große gesellschaftlilie wichtig, es wird aber auch das scheinlich. Für eine problematische che und gesundheitspolitische Releweitere soziale Umfeld einbezogen. Entwicklung lassen sich typische An- vanz der Problematik sowie die hohe Mit den eingesetzten Strategien soll die Verbesserung der elterlichen Erzeichen in verschiedenen Lebenspha- Aufmerksamkeit, die sie erfährt, hasen ausmachen. Beispielsweise sind ben dazu geführt, dass das Angebot ziehungskompetenzen, des Familiaggressive Kinder im Säuglingsalter an Ratgebern, Präventions- und Inenklimas und der -kommunikation oft Schreibabys und weisen Ein- und terventionsprogrammen fast unübererreicht werden; außerdem kommen Durchschlaf- sowie Verdauungspro- sichtlich geworden ist; zurzeit sind individuelle therapeutische Maßnahbleme auf. Im Kindergartenalter fal- schätzungsweise 800 Programme men zum Einsatz. len sie durch extreme Wutanfälle auf weltweit auf dem Markt. Das SpekZu evidenzbasierten Interventiound beachten vereinbarte Regeln trum reicht von multimodalen, lernnen im Kindesalter zählen zum und Anweisungen nicht. Beispiel: psychologisch orientierten Einzelund Gruppentherapien über Eltern-, The Incredible Years (IY): Lehrer- und Schulprogramme, Är Das in den 80er Jahren in den USA ger- und Emotionsmanagementtraientwickelte Programm basiert auf Bei manchen Kindern vermindern nings sowie Biblio- und Spieltherader sozialen Lerntheorie. Es zielt auf sich die aggressiven Verhaltenspro- pie bis hin zu Kombinationen mit JuKinder mit Verhaltensauffälligkeiten bleme in dieser Altersphase, bei an- gendhilfemaßnahmen. Allerdings und oppositionellen Störungen des deren nehmen sie weiter zu, unter wurden Wirksamkeit und EffizienzSozialverhaltens und/oder ADHS ab anderem durch die Einschulung und basierung bisher nur bei wenigen und umfasst ein Eltern-, Lehrer- und die damit verbundenen Belastungen. überprüft. Deutsche und britische Kindertraining. Seine Wirksamkeit Wenn aggressives Verhalten ver- Kinder, Jugendpsychiater und -psybeim Abbau aggressiven Verhaltens stärkt wird, zeigt es sich in immer chotherapeuten um Dr. med. Chrisund allgemeiner Verhaltensprobleme mehr Bereichen und gegenüber im- tian Bachmann von der Klinik für und beim Aufbau von Sozialverhalmer mehr Personen, denn die Kinder Psychiatrie, Psychosomatik und Psyten und Problemlösekompetenz wurfühlen sich durch ihr Verhalten kurz- chotherapie des Kindes- und Jude mehrfach nachgewiesen. Es ist fristig bestätigt und genießen es ohne gendalters an der Charité in Berlin vorwiegend in englischsprachigen Gewissensbisse, Macht über andere stellen in der Fachzeitschrift KindLändern verbreitet. Von Vorteil ist, auszuüben. Schulische Leistungs- heit und Entwicklung (4/2010) dass Trainer nur kurz ausgebildet probleme verstärken die Verhaltens- mehrere Interventionen vor, die nach werden müssen und dass zur Durchproblematik. Eine weitere Verstär- aktuellem Erkenntnisstand und geführung keine therapeutisch qualifikung aggressiven und dissozialen mäß strenger Bewertungskriterien zierten Fachkräfte erforderlich sind Verhaltens wird im Jugendalter be- als langjährig erprobt, kontinuierlich (www.incredibleyears.com). obachtet (zum Beispiel Schule- weiterentwickelt und evidenzbasiert Promoting Alternative THinkschwänzen, Lügen, Stehlen). Im jun- anzusehen sind. Sie unterscheiden ing Strategies (PATHS): Das gen Erwachsenenalter bilden sich dabei Interventionen im Kindesalter schulbasierte, behaviorale Programm soll Aggressionen und Verhaltensprobleme bei Kindern an Grundund Sonderschulen verringern sowie emotionale und soziale Kompetenzen verbessern. Es wird von angeleiteten Lehrern oder Schulsozialarbeitern durchgeführt und enthält unter anderem Einheiten zur Selbstbeherrschung, zu Gefühlen (Wahrnehmen und Benennen bei sich selbst und anderen) und zu Problemlösestrategien (Alternativen entwickeln, Verhandeln, Entscheidungen treffen). Mit dem Programm konnten positive Effekte hinsichtlich Aggression, Hyperaktivität, Frustrationstoleranz und internalisierender Symptome erzielt werden (www.prevention. psu.edu/projects/PATHS.html). Families and Schools Together (FAST): Auch dieses Programm ist schulbasiert und will elterliche Kompetenzen in der Erziehung verhaltensauffälliger Schüler stärken. Betroffene Eltern kommen dazu acht Wochen lang einmal wöchentlich in bis sechs Familien im Sinne eines Casemanagements von einem professionellen Team betreut. Die Therapieziele werden mit den Familien erarbeitet und in Familie, Schule, Nachbarschaft und Freundeskreis umgesetzt. Das Programm führte zu hohen Erfolgsquoten bei der Senkung von Delinquenz und erneutem Arrest sowie der Vermeidung außerhäuslicher Unterbringung (www. mstservices.com). Multidimensional Treatment Foster Care for Adolescents (MTFC-A): Das Programm basiert auf der sozialen Lerntheorie und ist in vielen Bereichen vergleichbar mit der MST. Allerdings verbleibt der Jugendliche beim MTFC-A während der Behandlung nicht in der Herkunftsfamilie, sondern lebt für einige Monate in einer speziell geschulten Pflegefamilie, wo klare Verhaltensregeln eingeübt und Konsequenzen vermittelt werden. Gleichzeitig wird in der Herkunftsfamilie eine famili- tierung wirksam vermieden werden, nicht nur bei den betroffenen Kindern, sondern auch bei deren Geschwistern (www.fftinc.com). Als Kritikpunkt ist zu nennen, dass Antiaggressions-Programme zunehmend zu teilweise hohen Kosten vermarktet werden und häufig mit aufwendigen, teuren Schulungen durch die Programmentwickler, Wiederholungs- und Auffrischungskursen, Supervisionen sowie Zahlungen jährlicher Lizenzgebühren verbunden sind. Zudem gibt es kaum Erkenntnisse über die kultur- oder ethnienübergreifende Anwendbarkeit und Generalisierbarkeit, und es mangelt in vielen Fällen an systematischen Untersuchungen der Evidenzbasierung und Langzeitwirkungen. Für die Verbreitung evidenzbasierter Programme ist es unerlässlich, dass sich öffentliche Institutionen und politische Entscheidungsträger dafür einsetzen. In einigen europäischen Ländern ist dies bereits geschehen. Beispielsweise hat Norwegen die MST landesweit etabliert und Voraussetzungen ge schaffen, dass evidenzbasier te Präventions- und Interventionsprogramme beforscht und verbreitet werden; ähnli che Einrichtungen gibt es auch in Schweden und Däneder Schule zusammen, tauschen sich entherapeutische Intervention durch- mark. Besonders hoch ist das staatliwährend der professionell geleiteten geführt. Zusätzlich erhalten die Ju- che Engagement in Großbritannien. Treffen aus, werden in Erziehungs- gendlichen ein soziales Kompetenz- Dort wurden im Jahr 2007 circa 20 kompetenzen geschult und erhalten und Problemlösetraining, individu- Millionen Euro in eine MST-MultiHausaufgaben; anschließend finden elle Psychotherapie, psychiatrische centerstudie investiert, und die Nadie Treffen in Eigenregie statt. Zu Hilfen und schulische Unterstüt- tional Academy of Parenting Reden positiven Wirkungen dieser zung. Als positive Effekte sind eine search wurde mit einer StartfinanIntervention zählen die Abnahme ex- deutliche Verringerung der Hafttage zierung von 30 Millionen Euro austernalisierender Verhaltensauffällig- sowie Verbesserungen beim Schul- gestattet, um die kostenfreie, landeskeiten und die Verbesserung von So- besuch und von Schulleistungen zu weite Verbreitung und Evaluation evidenzbasierter Interventionen für zialkompetenzen und Schulleistun- nennen (www.mtfc.com). Functional Family Therapy Kinder und Jugendliche in schwierigen (www.familiesandschools.org). Von den evidenzbasierten Inter- (FFT): Bei diesem Programm füh- gen sozialen Lagen zu fördern. Im deutschsprachigen Raum sind ventionen im Jugendalter sind ren Familientherapeuten Interventionen zu Hause bei den Jugendli- hingegen bisher nur wenige der geexemplarisch zu nennen: Multisystemic Therapy chen und ihren Familien durch. Zu- nannten Interventionen zu finden. (MST): Das Programm verfolgt ei- nächst steht der Aufbau einer guten Unter anderem wird im Kanton nen sozioökologischen Ansatz und therapeutischen Beziehung im Vor- Thurgau (Schweiz) MST im Rahrichtet sich an Jugendliche (und de- dergrund, anschließend werden un- men des kinder- und jugendpsychren Familien) mit schweren Störun- günstige Kommunikationsmuster iatrischen Dienstes angeboten, und gen des Sozialverhaltens, Delin- bearbeitet und Problemlöse- und an verschiedenen deutschen Schulen quenz und einem hohen Risiko für Konfliktmanagementstrategien ein- ist FAST vertreten, allerdings steht eine außerhäusliche Unterbringung. geübt. Durch das Programm konn- eine wissenschaftliche Evaluation Im Rahmen der MST werden vier ten erneute Delinquenz oder Inhaf- noch aus. Darüber hinaus ist das Training mit aggressiven Kindern (siehe Kasten) weit verbreitet. Ansonsten sind kaum entsprechende nationale Einrichtungen oder Konzepte vorhanden, was eventuell auf die dezentrale Struktur der Sozialund Jugendhilfesysteme und divergierende Vorstellungen von Evidenzbasierungen zurückzuführen ist. Evidenzbasierte Interventionen bei Kindern und Jugendlichen mit aggressivem Verhalten weisen unter klinischer und gesundheitsökonomischer Perspektive ein großes Potenzial auf, das zumindest in Deutschland noch nicht annähernd erschlossen ist, so Bachmann und Kollegen. Sie fordern eine Initiative, beispielsweise analog zum Nationalen Zentrum Frühe Hilfen (www.fruehehil fen.de), um die Evidenzbasierung als zentrales Auswahlkriterium für Interventionen einzuführen und eine flächendeckende Etablierung von Programmen zu gewährleisten.