Bolenge-Echo Nr. 15

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Bolenge-Echo Nr. 15
Nachrichten aus unserem Partnerkirchenkreis Bolenge/Kongo
Dezember 2010
An erster Stelle der Dank!
Wir danken euch allen sehr herzlich für die Aufnahme, die Unterbringung, die
Versorgung, das Programm und die Begleitung während des Besuchs –
so schreibt Kirchenpräsident Eliki Bonanga nach der Rückkehr der Delegation nach
Bolenge. Dieser Dank sei hier weitergegeben an alle, die sich während des Besuchs
der Delegation im September engagiert haben – die sie in Gemeinden und Gruppen
eingeladen und ihnen zugehört haben, die sie begleitet und übersetzt, bewirtet und
umsorgt haben, die ihre Herzen und Hände für Bolenge geöffnet haben.
Die Delegation ist gut angekommen - in Dortmund-Süd!
Dieses Fazit zieht der Partnerschaftskreis Bolenge nach dem Besuch. Immerhin gab
es in den drei Wochen mehr als vierzig Begegnungen: In Schulen und Kindergärten,
in Konfirmandengruppen und Frauenhilfen, bei Chören und Senioren, im MarienHospital und bei Empfängen (Höhepunkt: beim OB im Rathaus!) und Vorträgen
konnten Menschen von Aplerbeck bis Süd-West, von Hörde bis Philippus die Gäste
erleben. In zahlreichen Gottesdiensten haben sie mitgewirkt, für viele sichtbar und
hörbar beim Kreiskirchentag, als ausdrücklich an das 25jährige Jubiläum der
Partnerschaft erinnert wurde.
Hier ein paar Eindrücke, die auch nach der Rückkehr bleiben:
Noch nie hat eine Besuchergruppe so eindruckvoll und bewegend gesungen.
Vor allem die Flüchtlinge haben durch ihre authentischen Berichte und ihr
gesungenes Gotteslob viele Menschen in den Gemeinden sehr beeindruckt. Ihre
bitteren Erfahrungen und ihre unglaubliche Armut sind der Hintergrund, auf dem ihr
gesungenes Gotteslob glaubwürdig wird. Damit sind sie für uns Botschafter des
Glaubens geworden und haben viele Herzen in unseren Gemeinden erreicht. Das
Feuer der Partnerschaft ist noch einmal neu entfacht, und es ist eine menschliche
Nähe entstanden, die, weil sie letztlich eine geistliche Dimension hat, sicherlich auch
über räumliche und zeitliche Distanzen bestehen bleibt.
Bolenge gehört zum Profil und Selbstverständnis unseres Kirchenkreises - das ist mit
diesem Besuch einmal mehr deutlich geworden und lässt auch für die Zukunft hoffen.
Die Delegation ist gut angekommen – zuhause in Bolenge!
Auch das ist eine gute Nachricht ! Vor allem, dass auch die drei Flüchtlinge, Pastor
Ahetoa, Mama Judith und Dr. Bosolo inzwischen mit Booten zurückkehren konnten
in ihre Gemeinden, die ja am Beginn diesen Jahres nach Rebellenüberfällen
geflohen waren. Nun scheint es dort wieder einigermaßen ruhig zu sein.
Pastor Ahetoa wartet jetzt auf seine kirchliche Trauung im Dezember. Er hat ja
bereits eine große Familie, aber die kirchliche Trauung, ein traditionell aufwändiges
Fest, scheiterte bisher am Gelde für die Familie der Frau… Danach hofft er dann
auch ordiniert zu werden und damit alle Rechte als Pfarrer zu haben.
Mama Judith bereitet sich auf die Geburt ihres 6. Kindes im Januar vor und wird sich
noch vor Weihnachten auf die mehrtägige Bootsfahrt nach Bolenge begeben, da es
in ihrer Gemeinde Bobangi keine qualifizierte Geburtshilfe gibt. Bisher hat sie selber
den Frauen dort bei den Geburten geholfen. Sie hofft, dass sie es rechtzeitig bis
Bolenge schafft und wird sich von Booten auf dem Ubangi bzw. Kongo jeweils ein
Stück mitnehmen lassen – mit fünf Dollar sei die Reise wohl zu finanzieren, hat sie
erzählt..
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Beide hatten übrigens, bevor sie sich von Bolenge aus auf die Reise ins Ungewisse
machten, noch einmal in Dortmund angerufen, um sich zu bedanken für alle Hilfe
und sich zu verabschieden. Betet für uns, war ihre Bitte.
Sup. Ngoy ist seit seiner Rückkehr dabei, die in Kinshasa zusammen mit Dr. Bosolo
günstig eingekauften Medikamente zu den jeweiligen Gemeinden zu bringen –
zunächst in die Gemeinden der Landachse und jetzt im Dezember dann auch in die
Flussgemeinden, die ja nach den Rebellenüberfällen praktisch bei Null wieder
anfangen müssen. Für diese Gemeinden haben wir auch Geld für Werkzeuge und
Geräte zum Anbau mitgegeben – auf Mikrokreditbasis. Über die vielen mitgegebenen
Brillen und die Muklisto ( Stoffe mit christlichen Symbolen) für die Frauen herrsche
überall große Freude, schreibt Ngoy.
Außerdem seien die Flüchtlinge, die sich in Bolenge angesiedelt hatten, fast alle
inzwischen wieder zurückgekehrt in ihre Dörfer. Wir hatten ihnen ja bereits im August
eine kleine Rückkehrhilfe zur Verfügung gestellt.
Dr. Bosolo ist seit Mitte November wieder in Bosobele, dem nördlichen
Nachbarkirchenkreis von Bolenge, wo er als einziger Arzt am dortigen Krankenhaus
arbeitet. Von dort hatte sich der Superintendent im Oktober mit einer kleinen
Delegation per Boot 500 Kilometer auf die Reise nach Bolenge gemacht, um
Dr. Bosolo zurückzuholen, nachdem es auch dort offenbar wieder ruhiger ist.
Gerne haben ihn die Menschen in Bolenge nicht ziehen lassen, denn er hatte nach
seiner Flucht dort am Krankenhaus mit großem Einsatz und fachlich sehr gut
gearbeitet – in den letzten Wochen hat er z.B. der Ehefrau von Alain Imbolo das
Leben gerettet, als sie bei Geburtskomplikationen fast gestorben wäre. Er werde in
der Jüngerkirche bereits „Oberster Leitender Arzt“ genannt ( parallel zu „Oberster
Leitender Pfarrer“ = Superintendent), schreibt ein kirchlicher Mitarbeiter. Er hätte als
Arzt durchaus andere Chancen gehabt, als in eins der entlegendsten Krankenhäuser
im Kongo zu gehen – so wollte der Gesundheitsminister der Provinz ihn unbedingt
am Regierungskrankenhaus in Mbandaka haben.
Aber Bosolos Devise ist: „Ich gehe dahin, wo Gott mich hinschickt und wo ich
dringend gebraucht werde“. So ist er jetzt wieder in Bosobele, wo es weder Strom
noch Telefon gibt, wo die Menschen kaum Geld haben, den Arzt oder Medikamente
zu bezahlen, von wo er vor fast einem Jahr vor den Rebellen hat fliehen müssen.
Eindrücklich hatte er bei seinem Aufenthalt hier von seiner Flucht berichtet – wie sie
drei Tage und Nächte ohne Nahrung und Trinkwasser bei größter Hitze mit dem Boot
unterwegs waren und nur dank des Außenbordmotors aus Dortmund überlebt haben.
Gott hat uns durch eure Hilfe gerettet, ist sein Fazit.
Partnerschaft hat Gesichter
Auch das ist ein wichtiges Ergebnis des Besuchs, dass sich Partnerschaft jetzt für
viele Menschen bei uns verbindet mit Gesichtern und Schicksalen, die uns so leicht
nicht loslassen. Dennoch müssen wir uns klarmachen: Hinter diesen sieben
Menschen, die wir während ihres Besuchs hier kennen lernen konnten, stehen
Hunderte, ja Tausende anderer, die wir nicht kennen und die doch darauf warten und
damit rechnen, dass wir sie nicht vergessen, dass wir dazu beitragen, ihre
Lebensumstände etwa durch medizinische Hilfe zu verbessern. Projekte wie
Gesundheitszentren sind stehen deshalb weiter ganz oben auf unserer Projektliste.
Gesundheitszentren – wie sie funktionieren und was sie brauchen
Sup. Ngoy hat vor einigen Wochen das von uns finanzierte Gesundheitszentrum
Bosomboakongo besucht und berichtet, dass es weiter gut funktioniere und dass
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dank der intensiven Schulung der Hebammen durch Dr. Bosolo seit der Einrichtung
dort keine Mütter bei der Geburt gestorben seien. Das ist bereits ein großer Erfolg!
Dr. Bosolo hatte während seines Besuchs hier zum Thema Gesundheitszentren und
Finanzierung folgendes erklärt:
Ausstattung und Instrumente eines Gesundheitszentrums werden der ganzen
Dorfgemeinschaft übergeben, nicht Einzelpersonen. Alle wichtigen Leute im Dorf
unterzeichnen bei der Übergabe: der Dorfchef, der Polizist, der Pfarrer etc. So fühlen
sich alle verantwortlich und bewachen die Ausstattung gut.
Die Behandlungen dort sind nicht kostenlos, eine Geburt kostet etwa einen Euro. Es
gibt zwei Kassen, aus der einen bekommen am Ende des Monats die
MitarbeiterInnen eine kleine Prämie, und es werden Hefte und Schreibzeug
finanziert. Die andere Kasse dient zur Anschaffung von Medikamenten.
Das Problem ist: wo kein Geld ist, kann man auch keins einfordern.
Dr. Bosolo meint, dass die Gesundheitszentren pro Jahr etwa 1 000 Dollar
zusätzliches Geld brauchen, um gut arbeiten zu können.
Was sonst noch nötig ist
Sup. Ngoy erinnert noch einmal an Bibeln und Gesangbücher, die besonders in
den Flussgemeinden nötig gebraucht werden. Die Bibel ist die Waffe des Christen,
sagt Eliki Bonanga.
Wichtig ist auch der kontinuierliche Informationsaustausch. Deswegen werden wir
Sup. Ngoy einen Laptop zur Verfügung stellen – er kann dann zu Hause in Ruhe
einen Bericht schreiben und über das Internet im Generalsekretariat verschicken.
Nachdenkliches am Schluss
Vor einigen Wochen beim Partnerschaftsbesuch im Kirchenkreis Essen, ebenfalls
seit 25 Jahren mit dem Kirchenkreis Mondombe der Jüngerkirche verbunden – aus
der gleichen Region wie Bolenge. Die Gäste aus dem Kongo werden gefragt:
Was wäre, wenn es diese Partnerschaft nicht gäbe?
Losilika, Krankenschwester und langjährige Partnerschaftsvorsitzende aus
Mondombe, sagt spontan: Dann wären wir alle gestorben – weil wir dann keine
Hoffnung gehabt hätten.
Bleiben wir auch in Zukunft fest verbunden mit Bolenge – damit dort Menschen ihre
Hoffnung nicht verlieren. Damit wir die Menschen nicht verlieren, die uns mit ihrem
fröhlichen Glauben anstecken.
Mit Dank für alle Unterstützung und vielen guten Wünschen für ein hoffentlich
friedliches Jahr unter Gottes Schutz - für Bolenge und für uns grüßt aus dem Bolengekreis
Dorothea Philipps
2. Advent 2010
Aktuell sehr sehenswert: Kinshasa Symphony – Dokumentarfilm über das einzige
schwarze Sinfonieorchester, Lebensfreude pur trotz elender Bedingungen..
ab 16. Dezember wieder im Programmkino Depot, Immermannstr.
Immer lesenswert: Die aktuellen Nachrichten aus dem Kongo:
www.kongo-kinshasa.de (deutsch) oder www.radiookapi.net ( franz.)
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