GU-BERICHTE Hochschule Esslingen Fakultät Gebäude Energie Umwelt (GU) Hochschulen für Angewandte Wissenschaften: Ausgabe 38/2016 Aus dem Inhalt: Absolventen im SS 2016 S. 3 95. Kandelmarsch in Esslingen S. 7 Akkreditierung und Verfassung S. 8 Industrietag 2016 an der HE S. 14 Tag der Nachhaltigkeit S. 21 BMWi: Grünbuch Energieeffizienz S. 28 Klima: Die Welt wird grüner S. 30 Energieversorgung und Politik S. 32 GU-Kolloquium im SS 2016 S. 33 GU-Kolloquium im WS 2016/17 S. 48 zu steigern und den Studierenden die Möglichkeit zu geben, sich in ein vertrautes, stabiles Semester-Umfeld hinein “verwurzeln” zu können. Impulse für die Regionen Die Hochschullandschaft in Deutschland ist durch eine große Vielfalt geprägt: Neben den klassischen Universitäten sowie Technischen Universitäten haben sich seit den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Fachhochschulen zu einer tragenden Säule im höherqualifizierenden Bildungssektor entwickelt. In einigen Bundesländern gibt es daneben als dritte Säule - auch die Dualen Hochschulen. Mehrzahl der künftigen Ingenieure studiert an Fachhochschulen Die Fachhochschulen wurden inzwischen zu “Hochschulen für Angewandte Wissenschaften” aufgewertet. Die Zahlen, auf die sie verweisen können, sind eindrucksvoll: - Zurzeit gibt es 246 Fachhochschulen in Deutschland (davon 217 allgemeine Fachhochschulen und 29 Verwaltungsfachhochschulen). - Im Wintersemester 2014/2015 waren 896.000 Studierende (mehr als ein Drittel aller Studierenden) an einer allgemeinen Fachhochschule eingeschrieben. - 40 % aller Studienanfänger nahmen im Jahr 2014 ihr Studium an einer allgemeinen Fachhochschule auf; der Anteil von Frauen betrug dabei 45 %. - Im Jahr 2014 schlossen 142.000 Absolventen und Absolventinnen ihr Studium an einer allgemeinen Fachhochschule erfolgreich ab. - In den für die Volkswirtschaft besonders bedeutsamen Ingenieurwissenschaften betrug der Anteil der Studierenden an Fachhochschulen 56,2 % - mehr als 306.000 von insgesamt 545.000 Studierenden der Ingenieurwissenschaften. - Im Wintersemester 2014/2015 waren 93.000 ausländische Studierende an einer allgemeinen Fachhochschule eingeschrieben. Im Jahr 1968 wurden die ersten Fachhochschulen mit dem Ziel gegründet, eine wachsene Zahl an Studierenden auf wissenschaftlicher Grundlage anwendungs- und praxisbezogen auszubilden; ihnen sollte das Rüstzeug mitgegeben werden, sich in den verschiedensten Berufsfeldern selbständig betätigen zu können. In diesen Jahren des Umbruchs wurde beispielsweise auch die damalige Ingenieurschule Esslingen, die schon seit Jahrzehnten zur technischen und wirtschaftlichen Weiterentwicklung der Region rund um Esslingen und Stuttgart beigetragen hatte, zur Fachhochschule umfirmiert. Ein weiteres konstitutives Merkmal des Hochschultyps “Fachhochschule” ist der Anwendungsbezug: Praxisphasen sind ins Studium einbezogen; daneben wird an die Professoren die Anforderung gestellt, dass diese eine ausreichende Zeit an Berufserfahrung außerhalb der Hochschule gesammelt haben. Wissens- und Technologietransfer Freilich hat sich im Laufe der Jahre das Funktions- und Anforderungsspektrum des Hochschultyps “Fachhochschule” wesentlich erweitert: So kam die anwendungsbezogene Forschung und Entwicklung zu den Aufgaben der Fachhochschulen hinzu. In Baden-Württemberg trägt die Steinbeis-Stiftung zur Stärkung der Ver- Wissenschaftsbezogene Lehre im Mittelpunkt Ein Hauptmerkmal war - und ist es bis heute -, dass die wissenschaftsbezogene Lehre im Mittelpunkt stand. Dabei wurden im Vergleich zu den Universitäten kleinere Semesterverbände geschaffen, um auf diese Weise den Lernerfolg Der Esslinger Industrielle Paul Dick setzte sich vor dem Ersten Weltkrieg stark für die Machinenbauschule Esslingen ein. Er wusste um deren Bedeutung für die Region. 1 Bauliche Erweiterung der Esslinger Ingenieurschule zu Ende der sechziger Jahre bindungen zwischen Fachhochschulen neben spielt eine Rolle, dass die Belas- sieht in den Hochschulen für Angewandund - oft mittelständischen - Unterneh- tung von Fachhochschulprofessoren - te Wissenschaften einen unverzichtbamen bei. Inzwischen gehört der Tech- bezogen auf die Zahl der Studierenden - ren Bestandteil der deutschen Wissennologietransfer zu den Aufgaben der in den vergangenen Jahren erheblich an- schafts- und Forschungslandschaft. Sie Fachhochschulen; auch sind deren Pro- gestiegen ist: So nahm zwischen 2005 stellt fest, dass diese sich durch eine fessoren, wie z. B. Prof. Dipl.-Ing. Ger- und 2013 die Zahl der Studierenden an praxisnahe, am unternehmerischen Behard Fetzer von der Fakultät GU der Fachhochschulen um 58 % zu; die Zahl darf ausgerichtete Ausbildung von FachHochschule Esslingen betont, in Nor- der Professoren erhöhte sich im selben kräften und eine anwendungsorientierte Forschung auszeichnen. men- und Richtlinienausschüssen - etwa Zeitraum jedoch nur um etwa 30 %. innerhalb der Gremien von DIN, VDI und Zusätzlich kamen die massiven Auswir- Weiter erläutert sie: “Besonders intensiv DVGW - engagiert und unterstützen kungen des “Bologna-Prozesses” zur ist die Zusammenarbeit der Fachhochdamit den Wissenstransfer zwischen Schaffung eines europäischen Hoch- schulen mit dem Mittelstand. Das BunHochschulen und Wirtschaft. Daneben schulraums hinzu, der den Professoren desministerium für Bildung und Forübernehmen die Fachhochschulen auch und Professorinnen hohe bürokratische schung (BMBF) zielt mit seiner FördeAufgaben der akademischen, berufsbeLasten auflud, die bis heute andauern. rung darauf ab, dass Fachhochschulen gleitenden Erwachsenen-Weiterbildung. Ein Hauptproblem für die Erweiterung durch forschungsbegleitende KooperatiHeute arbeiten über 18.000 Professoren der anwendungsbezogenen Forschung onen mit mittelständischen Unternehund Professorinnen an allgemeinen und Entwicklung ist auch der gering aus- men an der Entwicklung von innovativen Fachhochschulen; eine ganze Reihe von geprägte Mittelbau: Während an den Dienstleistungen sowie Prozessinnovatiihnen ist - neben ihrer Hauptaufgabe in Fachhochschulen nur etwa 23.000 wis- onen mitwirken. ... der Lehre - an der anwendungsbezoge- senschaftliche Mitarbeiter und MitarbeiBeachtlich ist außerdem die Wirkung der nen Forschung und Entwicklung betei- terinnen beschäftigt sind, beträgt deren Fachhochschulen in der Region. Mit ihrer ligt; im Jahr 2013 warben sie 512 Mio. Zahl an Universitäten fast 100.000. Dies Lehre sorgen sie nicht nur für qualifizierEuro an Drittmitteln ein. hat zur Folge, dass die Professoren viele te Fachkräfte in Unternehmen, sondern praktische Aufgaben übernehmen müs- tragen auch erheblich zur wirtschaftErhebliche Mehrbelastungen sen, von denen sie eigentlich entlastet lichen Entwicklung der jeweiligen Region Im Vergleich zu Professoren an Univer- werden könnten. Deshalb gehört viel Ide- bei.” Martin Dehli sitäten haben Fachhochschul-Professo- alismus dazu, diese unterschiedlichen ren allerdings ein in der Regel fast dop- Herausforderungen zu bewältigen. pelt so hohes Lehrdeputat zu tragen. DaDiese Mehrbelastungen sind Anlass zur Sorge - denn es besteht die Gefahr, dass durch überhöhte Anforderungen die Attraktivität der Fachhochschulprofessur abnimmt. So wird inzwischen beobachtet, dass in wirtschaftsstarken Regionen mit annähernder Vollbeschäftigung im akademischen Arbeitsmarkt Fachhochschulen Probleme haben, Professuren zu besetzen. Dies betrifft insbesondere die Ingenieurwissenschaften. Erschwerend kommt hinzu, dass die Einstiegsbesoldung W2 wenig finanzielle Anreize bietet - wenngleich sich durch ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts hierzu die Wissenschaftsministerien inzwischen gezwungen sahen, die W2-Besoldung etwas aufzubessern. Lob aus dem Bundesministerium Angewandte Forschung und Entwicklung: An Fachhochschulen etabliert 2 Die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Prof. Dr. Johanna Wanka, Lernerfolg durch zielgerichtetes Arbeiten: GU-Studierende Das Studium erfolgreich abgeschlossen: Auf dem Weg in die spannende Berufswelt der Ingenieure Ans gute Ende des Studiums angelangt: Optimistische Mienen bei den Absolventen und Absolventinnen der Fakultät Gebäude Energie Umwelt (GU) Zum Abschluss des Sommersemesters 2016 konnten 485 Absolventen und Absolventinnen der Hochschule Esslingen (HE) befreit aufatmen: Ihre Gemütsverfassung war wohl näher bei der selbstbewussten Formulierung “Wir haben’s geschafft!” als beim Stoßseufzer “Wir sind geschafft!” - Und wer weiß - vielleicht hatte im letzten Jahr auch das Wort der Kanzlerin “Wir schaffen das!” für den entscheidenden Ansporn zum Endspurt im Studium gesorgt? Wie dem auch sei - die Stimmung war ausgezeichnet bei der Abschlussfeier am 29. Juli 2016, zu der sich nicht nur die Absolventen, sondern auch die Eltern, Freunde und Freundinnen in der Esslinger Stadthalle - dem “Neckarforum” einfanden. Freude und Erleichterung waren ihnen ins Gesicht geschrieben. Hochschule Esslingen in der Region stark verankert Für die musikalische Eröffnung sorgte das Hochschulorchester unter der Leitung von Steffi Bade-Bräuning mit einem schmissigen Potpourri des Komponisten Ronan Hardiman mit dem Titel “Der Herr des Tanzes”. Danach begrüßte der Rektor der Hochschule Esslingen, Prof. Dr. rer.nat. Christian Maercker, die Absolventen sowie die zahlreichen weiteren Teilnehmer. Er beglückwünschte die Absolventen und Absolventinnen zu den erbrachten Leistungen. Das Studium habe ihnen eine ganze Menge abverlangt - doch die Anstrengungen hätten sich gelohnt, denn das erworbene Wissen sei die beste Voraussetzung für einen guten Arbeitsplatz in Industrie und Wirtschaft. Die Region MIttlerer Neckar biete viele Chancen für Berufseinsteiger. Die Unternehmen könnten sich darauf verlassen, dass die HE-Absolventen hochmotiviert seien und mit vielen nützlichen Fähigkeiten an den Berufsstart gingen. Auch gebe es rings um Esslingen eine richtige “Gründerszene”, in der sich die Absolventen - entweder gleich nach dem Abschluss oder nach einigen Jahren Berufserfahrung - an den Aufbau einer eigenen Firma machten. Die gute Verankerung der Hochschule Esslingen sowie weiterer Hochschulen im Wirtschaftsraum der Region werde demnächst mit einer “Transfer-Plattform Industrie 4.0” noch verstärkt: Man wolle Innovationsmotor für die Region sein. Rektor Maercker lobte die zahlreichen Berührungspunkte zwischen der Hochschule und der Industrie in der Region Mittlerer Neckar, die sich in Form von Praxissemesterplätzen, Abschlussarbeiten in den Firmen, Lehrbeauftragten sowie in der Arbeit des “Vereins der Freunde der Hochschule Esslingen” (VdF) zeigten. Der Rektor gab sich überzeugt, dass die Absolventen gut für die Aufgaben in der globalisierten Wirtschaft gerüstet seien und dabei die Werte der westlichen Welt lebten. Die Aktivitäten der Landesregierung zielten u. a. darauf ab, stabilisierend und impulsgebend zu wirken - etwa durch das Schaffen von Verbindungen zu Staaten wie Kolumbien, Mexiko und dem Iran; an den Arbeiten entsprechender Delegationen habe er als Rektor der HE teilnehmen können. Im Anschluss beglückwünschte Dipl.Ing. (FH) Dietmar Ness als Vorstandsvorsitzender des Vereins der Freunde der Hochschule Esslingen (VdF) die Absolventen zu ihrem erfolgreichen Studienabschluss. Sie könnten stolz darauf sein, an einer der renommiertesten Hochschulen des Landes studiert zu haben. B.Eng. Veronica Luisa Sprenger sowie M.Eng. Laura Goll und M.Eng. Thomas Grote aus der Fakultät GU gehörten zu den Spitzen-Absolventen, die von Rektor Prof. Dr. Christian Maercker geehrt wurden. Bei seiner Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung verwies er auf volle Auftragsbücher vieler Firmen. Niedrige 3 nieurgesellschaft Rentschler und Riedesser ging an M.Eng. Philipp Eckey und M.Eng. Julian Mesch, der ihnen von Geschaftsführer Prof. Dipl.-Ing. Wuchner ausgehändigt wurde. Und M.Eng. Raphael Bär sowie M.Eng. Pascal Markward nahmen die Preise des Unternehmens Ed. Züblin AG entgegen, die von Dr. Jörg Arold übergeben wurden. Martin Dehli Vielfältig: Die Themen der Abschlussarbeiten Die Absolventen und deren Angehörige nahmen innerlich bewegt an der Abschlussfeier zu Ende des Sommersemesters 2016 teil. Rohstoffpreise könnten Negativereignisse wie das Ausscheiden Großbritanniens aus der EU, Probleme in Russland, der Ukraine, der Türkei sowie im Nahen Osten und eine gewisse Nachfrageschwäche in China kompensieren; auch zeige sich die nordamerikanische Wirtschaft erfreulich robust. Dietmar Ness verwies auf die grundlegende Bedeutung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung gerade auch in Zeiten der Unsicherheit und terroristischer Aktivitäten. Als Vertreter der Stadt Esslingen überbrachte Erster Bürgermeister Wilfried Wallbrecht die Glückwünsche an die Absolventen. Die Stadt Esslingen sehe sich mit der Hochschule eng verbunden; dies komme beispielsweise in den Planungen für den neuen Campus in Esslingens Weststadt zum Ausdruck, an denen er als Baubürgermeister aktiv mitwirke. Der Bürgermeister übergab hierauf die Ehrenpreise der Stadt an besonders erfolgreiche Absolventen und Absolventinnen. Im Anschluss daran richtete Göppingens Oberbürgermeister Guido Till Grußworte an die Absolventen. Er zeigte sich überzeugt, dass der Standort Göppingen der HE wesentlich zur Stärkung der Wirtschaft des Filstals beitrage - nicht zuletzt durch die gute Qualifikation der Absolventen und Absolventinnen. Im Folgenden verlas Rektor Prof. Dr. Maercker die Namen der Träger der vielen Firmenpreise und machte auf die Absolventen mit hervorragenden Gesamt-Abschlussnoten aufmerkam. Hierunter befanden sich seitens der Fakultät GU B.Eng. Veronica Luisa Sprenger mit der Note 1,4 sowie M.Eng. Laura Goll und M.Eng. Thomas Grote, die die Durchschnittsnoten 1,3 erreicht hatten. Als Vertreter der Absolventen und Absolventinnen berichtete Daniel Hettich aus der Fakultät Angewandte Naturwissenschaften von seinen Eindrücken, die er 4 während des Studiums gewonnen hatte, und schloss mit der Aussage: „Wir haben heute einen entscheidenden Meilenstein im Leben erreicht.“ Ingenieure: Sollen erklären, was geht und was nicht geht Hiernach erhielten die GU-Absolventen und -Absolventinnen ihre Zeugnisse aus den Händen des Dekans der Fakultät Gebäude Energie Umwelt, Prof. Dipl.Ing. Gerhard Fetzer. Prof. Fetzer sparte nicht an Lob für die vielen Studienleistungen, die auf dem langen Weg zum erfolgreichen Abschluss zu erbringen waren. Er hob auch die menschliche Unterstützung von Angehörigen hervor, die so manchem Studierenden in schwierigen Situationen Rückhalt und Sicherheit gegeben habe. Beeindruckend sei überdies die Vielfalt der Abschlussarbeiten: “Dabei haben Sie so richtig gezeigt, was Sie leisten können.” Auch im Sommsemester 2016 zeigten die Studierenden mit ihren Abschlussarbeiten im Bachelor- und im Masterstudiengang der Fakultät GU, dass sie sich schöpferisch mit einer großen Themenvielfalt auseinandersetzten: Das galt sowohl für die in Industrie und Planungsbüros mitbetreuten Arbeiten als auch für die Arbeiten im Institut für Versorgungstechnik (IVT), im Institut für Regelungstechnik (IRT) sowie im Institut für Nachhaltige Energie und Elektromobilität (INEM). Das waren die Themen: Bachelorarbeiten im Studiengang VU: - Felix Burghardt: Untersuchung zur energetischen Optimierung der klimatechnischen Versorgung einer Produktionshalle für Präzisionsfertigungsteile - Uwe Frank: Untersuchung verschiedener Konzepte zum Ausbau von Photovoltaik-Anlagen in einer Großstadt am Beispiel Stuttgarts Prof. Fetzer hob die große Breite beruflicher Aufgaben hervor, die auf die Absolventen warteten. Den Ingenieuren komme eine erhebliche Bedeutung bei der Gestaltung der Gesellschft zu. Dabei sei es nicht zuletzt auch wichtig, der Öffentlichkeit zu sagen, was gehe und was nicht gehe, damit die Bodenhaftung erhalten bleibe. Eine erfreuliche Art der Anerkennung stellten die Preise dar, die an sehr gute Absolventen verliehen wurden: Der Preis der Firma Engie Deutschland ging an M.Eng. Thomas Grote, dem diese Auszeichnung von Dipl.-Ing. (FH) Wohlwold übergeben wurde. B.Eng. Elias Jährling erhielt den Preis des Unternehmens Goldbeck Süd GmbH aus den Händen von Dipl.-Ing. Rainer Büttner. B.Eng. Lucas Frey wurde mit dem Preis des Industrieverbandes Technische Gebäudeausrüstung Baden-Württemberg (ITGA) geehrt, der den Preis aus den Händen des ITGA-Geschäftsführers RA Sven Dreesens empfing. Der Preis der Inge- M.Eng. Raphael Bär erhielt den Preis der Firma Ed. Züblin AG aus den Händen von Dr. Jörg Arold. Sichtlich zufrieden: Angehörige der Absolventen und Absolventinnen - Tobias Gaser: Veränderung der Fahrweise von Trinkwasserpumpen mit dem Ziel der Erbringung von Regelleistung - Philipp Kühn: Energie- und Medieninfrastruktur der kommenden Lackierung im Mercedes-Benz-Werk Sindelfingen - Philipp Kurz: Flexibilisierte Klärschlammfaulung - Tobias Löbner: Kommunikation der Gebäudeleittechnik des Laborneubaus der Fakultät Gebäude Energie Umwelt über BACNet mit den Prüfständen und Laborversuchen Bachelorarbeiten im Studiengang GU: - Florian Arbes: Optimierung eines Heliostatfeldes - Markus Fischer: Prüfen des Einflusses von Building Information Modeling (BIM) auf die Planung der Gebäudetechnik M.Eng. Thomas Grote wurde von Dipl.Ing. (FH) Wohlwold mit dem Preis der Firma Engie ausgezeichnet. - Lucas Frey: Building Information Modeling (BIM) im Lebenszyklus eines Gebäudes am Beispiel einer Pumpe - Fabian Fritz: Maßnahmen zur Rücklauftemperaturreduzierung im Ludwigsburger Fernwärmeverbundnetz unter Betrachtung der wirtschaftlichen und betrieblichen Auswirkungen - Kosmas Georgiadis: Qualitätssicherung von Gasmengenzählern - Yannik Haag: Variantenvergleich eines Wärmeversorgungskonzeptes unter Berücksichtigung von Energieeinsparungen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten am Beispiel eines Schulzentrums - Imanuel Hakiki: Polymerbasierte Faserfilter in der Wasserbehandlung: Versuche zur Industrieanwendung - Jochen Hänsel: Untersuchung des Luftwärmespeichers im Testturm Rottweil zur Sicherstellung der Mindesttemperaturen in den Nutzungsbereichen - Elias Jährling: Konzepterstellung und Planung der Fernwärmeversorgung eines neu zu erschließenden Versorgungsgebietes am Beispiel Böblingen-Hulb - Ian Parry Jones: Konstruktion und Untersuchung eines Systems zur induktiven Erwärmung durchströmter Speichermedien - Fabian Katz: Einfluss des Wasserverteilungssystems in Austauscherbehältern auf die Kapazität und Salzausnutzung von stark sauren Kationenaustauscherharzen in Enthärtungsanlagen - Christoph Knopfe: Auswahl und Eignung verschiedener Brandbekämpfungskonzepte für ein privatwirtschaftliches Gebäude anhand einer Entscheidungsmatrix - Leonie Kolandt-Sonder: Gesamtökonomische und energetische Analyse von Gebäudestandards für die Zeit ab 2016 - Christian Maier: Freie Kühlung von Rechenzentren - Vergleich verschiedener Alternativen unter energetischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten - Eduard Müller: Analyse der VdS CEA 4001 sowie der DIN EN 12845 und Anwendung auf die Neuplanung eines Hochregalautomatiklagers - Michael Obermoser: Rohrsanierung mit Reliningverfahren: Untersuchung zu längskraftschlüssigen Verbindungen - Cindy Papp: Untersuchung zur Beseitigung von Trübung und Huminstoffen eines Quellwassers - Johannes Riesle: Entwicklung eines numerischen Ventilatormodells für ein RLT-Anlagensimulationsprogramm - Florian Peter Schäfer: Durchführung eines Monitoring zur Betriebsoptimierung des Gebäudes 16 der Hochschule Reutlingen - Patrick Schneck: Qualitätssicherung von TGA-Installationen auf der Baustelle anhand von baubegleitenden Zustandsfeststellungen - Veronica Luisa Sprenger: Entwicklung einer Strategie für das Monitoring des baden-württembergischen Staatsministeriums M.Eng. Philipp Eckey und M.Eng. Julian Mesch erhielten den Preis der Ingenieurgesellschaft Rentschler und Riedesser aus den Händen des Geschaftsführers Prof. Dipl.-Ing. Wuchner. 5 - Tom Wagner: Untersuchung der Entrauchung einer bestehenden Industriehalle anhand verschiedener Ingenieurmethoden - Pascal Wenz: Planung, Bau und Inbetriebnahme eines offenen Heizkörperprüfstandes nach DIN 4504-2 Im Rahmen der Zusammenarbeit mit der Chinesisch-Deutschen Hochschule für Angewandte Wissenschaften (CDHAW) der Tongji-Universität Shanghai erstellten die folgenden Studierenden an der Hochschule Esslingen ihre Bachelorarbeit im Studiengang GU: Frau Chen Qin, Frau Gao Ya; Herr Guan Xiuyang; Herr Lu Xinyu; Herr Zhao Yi. Masterarbeiten im Studiengang ESM: M.Eng. Pascal Markward wurde der Preis der Ed. Züblin AG von Dr. Jörg Arold überreicht. - Raphael Bär: Entwicklung einer technischen Beschreibung zur Implementierung aktiver Fassadenkomponenten in die Technische Gebäudeausrüstung (TGA) - Philipp Eckey und Julian Mesch: Energiekonzept für Deutschlands höchstes Hotel - ein Beitrag für ein klimaneutrales Berlin 2050? - Alexander Graf: Potenzialanalyse für die Implementierung von Energieeffizienzmaßnahmen am Standort Bosch Thermotechnik Eibelshausen - Chancen und Grenzen der Übertragbarkeit für andere Standorte der Bosch Thermotechnik GmbH - Thomas Grote: Einsatzoptimierung von Notstromaggregaten und Blockheizkraftwerken durch Teilnahme an den liberalisierten Energiemärkten mit dem Schwerpunkt als virtuelle Kraftwerkspoole am Regelleistungsmarkt - Christopher Knall: Potenzialermittlung zur Energieeffizienzsteigerung in der B.Eng. Elias Jährling wurde von Dipl.Ing. Rainer Büttner mit dem Preis der Firma Goldbeck Süd ausgezeichnet. Industrie: Messtechnische Untersuchungen in der Wärmeversorgung der Franz Morat Group - Dennis Mäckle: Filterhilfsmittelfreie Feinfiltration von Kühlschmierstoffen in der Automobilindustrie: Technische und wirtschaftliche Untersuchung neuer Konzepte - Pascal Markward: Entwicklung eines Konzeptes zur automatischen Fehlererkennung im Gebäudebetrieb anhand des Projektes Z1UP - Angelika Natke: Energieeffizienzvergleich von klassischen Antrieben mit Elektroantrieben im Sinne einer kompletten Energiebilanz am Beispiel von Diesel-, Plug-In-Hybrid- und Elektrofahrzeugen - Christoph Wacker: Energetische Inbetriebnahme eines Verwaltungszentrums Martin Dehli Den Preis des Industrieverbandes ITGA erhielt B.Eng. Lucas Frey von ITGA-Geschäftsführer Sven Dreesens. - Marcel Stiefel: Konzeption einer Kaltwasserzirkulation zum Erhalt der Mindesttemperatur und der Hygieneanforderungen am Beispiel eines Wohngebäudes mit Kindertagesstätte - Daniel Till: Planung der Wärmeversorgung der Bildungsakademie Ulm unter didaktischen Gesichtspunkten - Timo Überschär: Energieeffizient Bauen und Sanieren: Analyse und Gegenüberstellung bestehender Bau- und Sanierungsstandards im Hinblick auf die Entwicklung eines neuen Energieeffizienzkonzepts unter dem Aspekt der Schaffung eines behaglichen Wohlfühlklimas 6 Dekan Prof. Dipl.-Ing. Gerhard Fetzer mit den fünf chinesischen CDHAWStudierenden im Studiengang GU GU-Absolventen und -Absolventinnen: schierer bewegten sich dabei auf eine eigenartige Art fort: in der Kandel - mit einem Fuß auf dem Gehsteig und dem anderen auf der Straße. Die Überlieferung berichtet, dass die Fortbewegungsart des „Kandelns“ im Jahr 1922 entstanden sei, als zwölf wackere Studenten nach einem Fest vom Zollberg herunterkamen. Unterwegs holten sie sich eine Sprossenleiter. Auf der Pliensaubrücke nahmen sie die Leiter auf die Schulter, denn der Fußweg war damals noch sehr schmal. Beim 95. Kandelmarsch ganz vorne mit dabei Beim Pliensau-Tor wurden sie von einem Polizisten angehalten, der sie aufforderte, die Straße frei zu halten und den Gehweg zu verwenden. Die Studenten kamen der Bitte nach, bis sie auf der Inneren Brücke auf einen weiteren Polizisten trafen, der ihnen befahl, auf der Straße zu marschieren. Um den beiden unterschiedlichen Anordnungen der Obrigkeit Folge zu leisten, entschlossen sich die Studenten, mit einem Fuß auf dem Gehweg und mit dem anderen Fuß auf der Straße zu gehen. O Kandelmarsch einst und jetzt Nach der Zeugnisübergabe in den einzelnen Fakultäten der Hochschule war ein besonderes Ereignis angesagt: der traditionelle Kandelmarsch, der von den sechs Esslinger Verbindungen organisiert wurde. Ausstaffiert mit blütenweißem Hemd, schwarzem Zylinder und Anzug oder Frack machten sich die Absol- venten des Sommersemesters 2016 und des Wintersemesters 2015/2016 auf den Weg. Vom Campus Stadtmitte der HE gings los; das Ziel war der Hafenmarkt in der Esslinger Innenstadt. Stilvoll wurde der Weg im traditionellen Gänsemarsch zurückgelegt. Die Mar- Zum Ausklang der Absolventenfeier: Letzte Vorbereitungen für den Kandelmarsch Vater und Sohn kurz vor dem Start des Kandelmarschs auf dem Campus 7 Hochschulreform im Spiegel Spiegel der Meinungen: Aufsätze, Beiträge und Stellungnahmen Stellungnahmen Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Akkreditierung von Studiengängen Wesentliche Entscheidungen zur Akkreditierung von Studiengängen muss der Gesetzgeber selbst treffen Pressemitteilung Nr. 15/2016 vom 18. März 2016; Beschluss vom 17. Februar 2016 1 BvL 8/10 Die Regelungen über die Akkreditierung von Studiengängen des Landes Nordrhein-Westfalen, wonach Studiengänge durch Agenturen "nach den geltenden Regelungen" akkreditiert werden müssen, sind mit dem Grundgesetz (Art. 5 Abs. 3 Satz 1 GG in Verbindung mit Art. 20 Abs. 3 GG) unvereinbar. Dies hat der Erste Senat mit heute veröffentlichtem Beschluss in einem Verfahren der konkreten Normenkontrolle auf Vorlage des Verwaltungsgerichts Arnsberg entschieden. Das Grundrecht der Wissenschaftsfreiheit steht zwar Vorgaben zur Qualitätssicherung von Studienangeboten grundsätzlich nicht entgegen. Wesentliche Entscheidungen zur Akkreditierung von Studiengängen darf der Gesetzgeber jedoch nicht anderen Akteuren überlassen. Der Landesgesetzgeber hat verfassungskonforme Regelungen mit Wirkung spätestens vom 1. Januar 2018 an zu treffen. Sachverhalt und Verfahrensgang: 1. Die Akkreditierung im Hochschulbereich ist ein länder- und hochschulübergreifendes Verfahren der Begutachtung von Bachelor- und Masterstudiengängen staatlicher oder staatlich anerkannter Hochschulen. Die Vorlage betrifft die Akkreditierung von Studiengängen an Hochschulen, die nicht in der Trägerschaft des Landes stehen, und damit die sogenannte "Programmakkreditierung". Sie beginnt mit der Auswahl einer Agentur 8 durch die Hochschule, ihrem Antrag auf Akkreditierung und der Vereinbarung über Ablauf und Kostenrahmen; sodann legt die Hochschule eine umfangreiche Selbstdokumentation zum Studiengang vor. Die Agentur organisiert eine Gruppe für die Begutachtung, die nach einer Begehung ein Gutachten erstellt. Das Entscheidungsgremium der Agentur entscheidet auf dieser Grundlage. nach § 7 Abs. 1 HG NRW n. F. für alle Hochschulen einheitlich vorgegeben, auf den § 73 Abs. 4 HG NRW n. F. zur Anerkennung nichtstaatlicher Bildungseinrichtungen ausdrücklich verweist. Nach § 7 Abs. 1 HG NRW n. F. muss wie bisher "nach den geltenden Regelungen" akkreditiert werden. 2. Grundsätzlich richtet sich die Programmakkreditierung nach unterschiedlichen Vorgaben. Im Jahr 1998 sprach sich die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) für eine länderübergreifende Akkreditierung von Studiengängen aus. Kurz darauf beschloss die Kultusministerkonferenz (KMK), solche Verfahren zunächst probeweise für neu einzurichtende Bachelor- und Masterstudiengänge einzuführen und hierfür einen Akkreditierungsrat zu bilden. Im Jahr 2004 vereinbarte die KMK, den Akkreditierungsrat in eine rechtsfähige öffentlichrechtliche Stiftung nach dem Recht des Landes Nordrhein-Westfalen zu überführen. Das Land Nordrhein-Westfalen errichtete daraufhin mit Gesetz vom 15. Februar 2005 die "Stiftung zur Akkreditierung von Studiengängen in Deutschland". Der Akkreditierungsrat als das zentrale Organ der Stiftung erlässt, ohne dass dies im Gesetz näher konkretisiert ist, die wesentlichen Regeln für die Akkreditierung von Studiengängen. Er akkreditiert oder reakkreditiert auch die Akkreditierungsagenturen, die wiederum eigene Vorgaben für Akkreditierungen entwickeln. 1. Die Vorlage ist zulässig. Von der vorgelegten Vorschrift gehen noch Rechtswirkungen aus, die für das beim Fachgericht anhängige Verfahren entscheidungserheblich sind. 3. Im Ausgangsverfahren galt das Gesetz über die Hochschulen des Landes Nordrhein-Westfalen in der Fassung des Hochschulfreiheitsgesetzes vom 31. Oktober 2006 (HG NRW a. F.). Hochschulen, die nicht in der Trägerschaft des Landes stehen, bedurften einer staatlichen Anerkennung (§ 72 HG NRW a. F.), um mit staatlichen Hochschulen für den Studienabschluss, das Prüfungs- und Graduierungsrecht gleichgestellt zu werden (§ 73 Abs. 1 und Abs. 2 HG NRW a. F.). Ohne die staatliche Anerkennung durften sie nicht mit der Bezeichnung Hochschule betrieben werden (§ 75 Abs.1 HG NRW a. F.). Eine Voraussetzung war nach § 72 Abs. 1 Nr. 3 HG NRW a. F. "eine Mehrzahl … erfolgreich akkreditierter Studiengänge". Die Akkreditierungen erfolgten gemäß § 72 Abs. 2 Satz 6 HG NRW a. F. "nach den geltenden Regelungen". Am 1. Oktober 2014 ist ein neues Gesetz über die Hochschulen des Landes Nordrhein-Westfalen in Kraft getreten. Die Akkreditierung von Studiengängen ist nun Wesentliche Erwägungen des Senats: 2. Die Vorlage ist begründet. Die Regelung zur Akkreditierung von Studiengängen an Hochschulen in § 72 Abs. 2 Satz 6 in Verbindung mit § 72 Abs. 1 Nr. 3 HG NRW a. F. ist mit den Anforderungen des Grundgesetzes unvereinbar. Die Akkreditierung ist mit schwerwiegenden Eingriffen in die Wissenschaftsfreiheit verbunden, die der Gesetzgeber nicht anderen Akteuren überlassen darf. Um dem Gesetzesvorbehalt zu genügen, muss er dafür die notwendigen gesetzlichen Vorgaben selbst treffen. a) Das Grundrecht der Wissenschaftsfreiheit garantiert auch privaten Hochschulen einen Freiraum, der wissenschaftlich Tätige vor jeder staatlichen Einwirkung auf Prozesse der Gewinnung und der Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse schützt. Dazu gehört insbesondere die Selbstbestimmung über Inhalt, Ablauf und methodischen Ansatz der Lehrveranstaltung sowie das Recht auf die Äußerung von wissenschaftlichen Lehrmeinungen. Diese wird eingeschränkt, weil der Anerkennungstatbestand des § 72 Abs. 2 Satz 6 in Verbindung mit § 72 Abs. 1 Nr. 3 HG NRW a. F. private Hochschulen zur Akkreditierung von Studiengängen zwingt, wenn sie als Hochschulen staatlich anerkannt werden wollen. Eine derartige Anerkennung ist für den Betrieb der Einrichtung als Hochschule praktisch unerlässlich. Es handelt sich um eine präventive Vollkontrolle des Lehrangebots, die aufgrund der bislang lediglich durch den Akkreditierungsrat vorgegebenen Befristung regelmäßig zu erneuern ist. Die Agenturen machen zudem Vorgaben zur prozentualen Zusammensetzung der Inhalte von Lehrplänen, zu den Studien- und Prüfungsordnungen und sprechen Empfehlungen zur Benennung von Studienschwerpunkten und Modulen aus. Damit erfasst die Akkreditierung unmittelbar Form und Inhalt wissenschaftlicher Lehre. Hochschulreform im Spiegel Spiegel der Meinungen: Aufsätze, Beiträge und Stellungnahmen Stellungnahmen b) Dieser Eingriff in die Wissenschaftsfreiheit lässt sich verfassungsrechtlich nicht rechtfertigen. aa) Die mit dem "Bologna-Prozess" unternommene Europäisierung des Hochschulraums als solche kann Eingriffe in die Wissenschaftsfreiheit nicht rechtfertigen. Die "Bologna-Erklärung" über den europäischen Hochschulraum ist eine Maßnahme der Zusammenarbeit mit europäischer Zielsetzung im Bildungssektor. Sie steht nach Art. 165 Abs. 1 AEUV unter dem Vorbehalt der strikten Beachtung der Verantwortung der Mitgliedstaaten für die Lehrinhalte und die Gestaltung des Bildungssystems. bb) Das Grundrecht der Wissenschaftsfreiheit steht Vorgaben, die einen ordnungsgemäßen Lehrbetrieb mit einem transparenten Prüfungssystem sicherstellen, nicht entgegen. Allerdings bedürfen die mit der Qualitätssicherung verbundenen Eingriffe in die Wissenschaftsfreiheit nach Art. 5 Abs. 3 Satz 1 in Verbindung mit Art. 20 Abs. 3 GG einer hinreichenden gesetzlichen Grundlage. Rechtsstaatsprinzip und Demokratiegebot verpflichten den Gesetzgeber dazu, die insoweit für die Grundrechtsverwirklichung maßgeblichen Regelungen selbst zu treffen. Der Gesetzgeber muss bei wertenden grundrechtsrelevanten Entscheidungen regeln, wer diese zu treffen hat und wie das Verfahren ausgestaltet ist. Er muss in den Hochschulen auch für die Qualitätssicherung ein Gesamtgefüge schaffen, in dem Entscheidungsbefugnisse und Mitwirkungsrechte, Einflussnahme, Information und Kontrolle so ausgestaltet sind, dass Gefahren für die Freiheit der Lehre vermieden werden. Grundsätzlich steht es dem Gesetzgeber insoweit frei, der Hochschullehre eine externe Qualitätssicherung vorzugeben. Diese Qualitätssicherung der wissenschaftlichen Lehre muss auch nicht auf wissenschaftlich-fachliche Kriterien beschränkt sein, sondern kann die Studienorganisation, die Studienanforderungen und den Studienerfolg bewerten. Ein Hochschulabschluss kann den Berufszugang nur ermöglichen, wenn das Studium bestimmte Qualifikationen vermittelt, potentielle Arbeitgeber dessen Qualität anerkennen und der Abschluss im Arbeitsmarkt mit anderen Abschlüssen verglichen werden kann. Insoweit dient die Qualitätssicherung des Hochschulstudiums der Förderung der in Art. 12 Abs. 1 GG verfassungsrechtlich geschützten Berufsfreiheit. Aus der Verfassung ergibt sich zudem kein Verbot, neben der Rechtsaufsicht externe Maßnahmen zur Qualitätssicherung der Lehre vorzusehen. Desgleichen begegnen weder eine Mitwirkungspflicht der Angehörigen der Hochschule noch das regelmäßige Reakkreditierungsgebot durchgreifenden verfassungsrechtlichen Bedenken. cc) In § 72 Abs. 2 Satz 6 HG NRW a. F. fehlen jedoch hinreichende gesetzgeberische Entscheidungen zu den Bewertungskriterien, den Verfahren und der Organisation der Akkreditierung. Dies wird auch nicht durch hinreichende gesetzliche Vorgaben an anderer Stelle kompensiert, auf die § 72 Abs. 2 Satz 6 HG NRW a. F. bezogen werden könnte. Vor allem fehlt es an Vorgaben für eine hinreichende Beteiligung der Wissenschaft selbst. Der Gesetzgeber hat sich in der Zuweisung der Qualitätskontrolle der Hochschullehre an privatrechtlich organisierte Agenturen, die wiederum von einer Landesstiftung akkreditiert werden, in § 72 Abs. 2 Satz 6 HG NRW a. F. auf wenige Aussagen beschränkt. Es ist mit den grundgesetzlichen Anforderungen nicht vereinbar, dass die Norm (ebenso wie § 7 Abs. 1 Satz 1 HG NRW a. F. und n. F.) lediglich auf "geltende Regelungen" verweist, nach denen akkreditiert werden soll. Selbst eine grobe Zielbestimmung durch den Hinweis auf fachlich-inhaltliche Mindeststandards und die Berufsrelevanz der Abschlüsse fehlt. Es fehlen auch gesetzliche Regelungen zur Verfahrenseinleitung, zum Verfahren der Akkreditierung, zur Rechtsform der Entscheidungen der Agenturen und des Akkreditierungsrates der Akkreditierungsstiftung, zu den Folgen bei fehlender Umsetzung von Auflagen der Agenturen sowie zum zeitlichen Abstand der Reakkreditierung. Der Mangel an hinreichender gesetzlicher Steuerung wird auch nicht durch andere Regelungen kompensiert. Die in §§ 3, 7 Abs. 2 und §§ 58, 60, 61, 63 HG NRW a. F. für staatliche Hochschulen enthaltenen Vorgaben für das Studienziel, die Studienstruktur und die Regelstudienzeiten hat der Gesetzgeber nicht zu Vorgaben für die Programmakkreditierung gemacht. Auch das Akkreditierungsstiftungsgesetz lässt das Verfahren, die Rechtsnatur und die Rechtswirkungen der Akkreditierungsentscheidungen weitgehend ungeklärt. Es fehlen prozedurale Sicherungen der Wissenschaftsfreiheit und Klarheit zum Rechtsschutz gegen Entscheidungen des Rates oder der Agenturen. Ferner befassen sich zwar §§ 6, 8 und 9 HRG mit der Arbeit der Hochschulen in der Lehre, regeln jedoch die Akkreditierung nicht. Der Gesetzgeber hat die Normierung inhaltlicher und verfahrens- und organisationsbezogener Anforderungen an die Akkreditierung durch die vorgelegte Regelung faktisch aus der Hand gegeben, ohne die für die gewichtigen Eingriffe in Art. 5 Abs. 3 Satz 1 GG wesentlichen Entscheidungen selbst zu treffen. Vielmehr sind dem Akkreditierungsrat wesentliche Entscheidungen überlassen; dieser eröffnet wiederum den Agenturen sehr weitreichende Spielräume. Zwar ist der Gesetzgeber im Respekt vor der Wissenschaftsfreiheit an einer detaillierten RegelungzuLehrinhalten gehindert.Doch lassen sich die Ziele der Akkreditierung und die Anforderungen an das Verfahren abstecken, die wissenschaftsadäquate Zusammensetzung der Akteure regeln und Verfahren zur Aufstellung und Revision der Bewertungskriterien vorgeben. Das schließt hinreichenden Spielraum für die fachkollegiale Bewertung und Sachkunde in den Gremien nicht etwa aus, sondern sichert diesen gerade. 3. Eine im Verfahren nach Art. 100 GG vorgelegte Vorschrift, die sich als mit dem Grundgesetz nicht vereinbar erweist, ist grundsätzlich für nichtig zu erklären. Doch kann die Entscheidung auch darauf beschränkt werden, eine verfassungswidrige Norm nur für mit der Verfassung unvereinbar zu erklären. §§ 72 Abs. 2 Satz 6, 7 Abs. 1 Satz 1 HG NRW a. F. erweisen sich danach als unvereinbar mit den Anforderungen des Art. 5 Abs. 3 Satz 1 GG in Verbindung mit dem Demokratieprinzip und dem Rechtsstaatsprinzip. Die Unvereinbarkeit erfasst auch § 7 Abs. 1 Satz 2 HG NRW a. F., da ohne hinreichende Rechtsgrundlage für die Akkreditierung auch der diesbezügliche Vorbehalt vor Aufnahme des Studienbetriebs den verfassungsrechtlichen Anforderungen nicht genügt. Im Interesse der Rechtsklarheit ist ferner § 7 Abs. 1 Satz 1 und 2 HG NRW n. F. für unvereinbar mit dem Grundgesetz zu erklären, da § 7 Abs. 1 Satz 1 HG NRW n. F. bestimmt, dass die Studiengänge "nach den geltenden Regelungen" zu akkreditieren und zu reakkreditieren sind. 4. Der Gesetzgeber muss eine Neuregelung vornehmen, die den verfassungsrechtlichen Anforderungen Rechnung trägt. Da auch länderübergreifende Abstimmungsprozesse anstehen, ist dafür ein ausreichender Zeitraum erforderlich. Daher ist die Fortgeltung der mit dem Grundgesetz unvereinbaren Normen bis zu einer Neuregelung und längstens bis zum 31. Dezember 2017 anzuordnen. O 9 Hochschulreform im Spiegel Spiegel der Meinungen: Aufsätze, Beiträge und Stellungnahmen Stellungnahmen “Heidelberger Aufruf gegen die Akkreditierung” gentlichen Aufgaben in Lehre und Forschung zu widmen, und raubt den Studenten kostbare Zeit für ihr Studium; 4. ... hat die Landesparlamente in der Hochschulpolitik weitgehend entmachtet, die Kulturhoheit der Länder zerstört und den hochschulpolitischen Föderalismus außer Kraft gesetzt; 5. ... verschwendet Steuergelder in unvorstellbarem Ausmaß und entzieht den unterfinanzierten Hochschulen enorme Geldsummen, die besser in die Schaffung dringend benötigter Professuren investiert würden. Heidelberg: Im 19. Jahrhundert romantischer Sehnsuchtsort für Studenten Eine Reihe von Professoren der Universität Heidelberg hat einen “Offenen Brief” zur Thematik der Akkreditierung verfasst, der in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) vom 12. Mai 2016 veröffentlicht wurde. Dieser wird im Folgenden ungekürzt wiedergegeben: sem Kontrollwahn einen Riegel vorgeschoben. Die deutsche Akkreditierungspraxis, so zeigt sich, ist in weiten Teilen verfassungswidrig. Dem Gesetzgeber ist es damit aufgegeben, die gesamte Qualitätskontrolle der Lehre neu zu ordnen. Das aktuelle System zur Akkreditierung von Studiengängen ist laut Verfassungsgericht nicht haltbar. Heidelberger Professoren fordern, das Kontrollrecht wieder an die Universitäten zu geben. An die Wissenschaftsminister und die Landtage aller Bundesländer Die deutsche Universität hat in den Jahrhunderten ihres Bestehens ein System der Qualitätssicherung entwickelt, dessen Strenge ihresgleichen sucht. Der Weg zur Professur ist in Deutschland lang, schmal und steinig. Wer ihn hinter sich gebracht hat, ist nachweislich qualifiziert, nun seinerseits sinnvolle Studiengänge zu konzipieren. Dieses System der Qualitätssicherung wurde aus der Wissenschaft selbst heraus organisiert. Es hat sich bewährt. Im Jahr 1999 aber kam der Bologna-Prozess, und mit ihm kam die Verkündigung, es dürfe keinen Studiengang mehr geben, der nicht zuvor die Gnade einer privatwirtschaftlich organisierten Akkreditierungsagentur gefunden habe. So wurde es uns eingeredet, und so wurde es von den Landesregierungen in allen Bundesländern oktroyiert. Seither drehen sich die Universitäten pausenlos im Akkreditierungsrad. Eine Evaluation jagt die nächste. Nun endlich, am 17. März 2016, hat das Bundesverfassungsgericht die10 Universität Heidelberg Leider steht nicht zu erwarten, dass die Akkreditierungsagenturen eine Pfründe kampflos aufgeben werden, die ihnen bisher mehr als eine Milliarde eingebracht hat. Man wird uns ein weiteres Mal einzureden versuchen, es bedürfe einer außeruniversitären Aufsicht über alles, was in Deutschland studiert werden kann. Für die Freiheit der Wissenschaft ist es uns deshalb unerlässlich, jede derartige Anmaßung klar und deutlich zurückzuweisen und an dieser Stelle festzuhalten: Aus diesen Gründen rufen wir allen politischen Entscheidungsträgern zu: Haben Sie Mut, sich des Karlsruher Urteils zu bedienen! Schaffen Sie das Akkreditierungsmonstrum jetzt ab, wie Ihr Kollege Mathias Brodkorb öffentlich gefordert hat! Das Qualitätssicherungssystem der deutschen Universitäten hat sich glänzend bewährt. Tragen Sie dazu bei, dass es dies auch in Zukunft wieder in vollem Umfang kann! Prof. Dr. Werner Arnold; Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Jan Assmann; Prof. Dr. Dr. h.c. Dieter Borchmeyer; Prof. Dr. Tobias Bulang; Prof. Dr. Stefan Delorme; Prof. Dr. Wolfgang U. Eckart; Prof. Dr. Susanne Enderwitz; Prof. Dr. Robert Folger; Prof. Dr. mult. Dr. h.c. mult. Heinz Häfner; Prof. Dr. Dr. h.c. Jens Halfwassen; Prof. Dr. Christian Hattenhauer; Prof. Dr. Urs Heftrich; Prof. Dr. Tonio Hölscher; Prof. Dr. Helmuth Kiesel; Prof. Dr. Anton Friedrich Koch; Prof. Dr. Wilhelm Kühlmann; Prof. Dr. Lothar Ledderose; Prof. Dr. Hanna Liss; Prof. Dr. Ute Mager; Prof. Dr. Joseph Maran; Prof. Dr. Dr. h.c. Stefan M. Maul; Prof. Dr. Tanja Penter; Prof. Dr. Gerhard Poppenberg; Prof. Dr. Joachim Friedrich Quack; Prof. Dr. Roland Reuß; Prof. Dr. Jörg Riecke; Prof. Dr. Dr. h.c. Manfred G. Schmidt; Prof. Dr. Jürgen Paul Schwindt; Prof. Dr. Kai Trampedach; Prof. Dr. Christof Wetterich O Das Unwesen der Akkreditierung ... 1. ... verletzt die Freiheit von Forschung und Lehre und zerstört die Hochschulautonomie; 2. ... führt zu universitärer Planwirtschaft, einem Exzess an Bürokratie und zur Selbstherrlichkeit einer niemandem verantwortlichen Akkreditierungsoligarchie; 3. ... hindert Wissenschaftler daran, sich mit ungeteilter Aufmerksamkeit ihren ei- Studenten: Mit Eifer und Fleiß bei der Prüfungsvorbereitung Hochschulreform im Spiegel Spiegel der Meinungen: Aufsätze, Beiträge und Stellungnahmen Stellungnahmen Hochschulrektorenkonferenz: ”Neue Balance im Akkreditierungssystem erforderlich” Die Mitgliederversammlung der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) hat im Mai 2016 in Berlin den jüngsten Beschluss des Bundesverfassungsgerichts zur Programmakkreditierung zum Anlass genommen, eine erste Empfehlung zu verabschieden, die wesentliche Punkte des Urteils aufgreift und Eckpunkte für die nun erforderliche und mögliche Systemveränderung formuliert. Sie betont die Verantwortung der Hochschulen für die Qualität ihres Studienangebots und die Bereitschaft, in einem wissenschaftsnahen Verfahren darüber Rechenschaft abzulegen. Die HRK warnt gleichzeitig vor übereilten neuen gesetzlichen Regelungen in den Ländern. Es dürften keine länderbezogenen "Insellösungen" entstehen, die der nationalen und internationalen Anerkennung im Wege stünden. Das Bundesverfassungsgericht hatte im Februar 2016 entschieden, dass die Programmakkreditierung konkretere gesetzliche Grundlagen benötigt und dass die Wissenschaft im Akkreditierungssystem in höherem Maß als bisher zu beteiligen ist, um der Freiheit der Wissenschaft Genüge zu tun. Die Möglichkeit externer Qualitätssicherung hat das Gericht nicht generell in Frage gestellt. "Das Gericht hat den Weg für eine bundesweite Modifikation des Qualitätssicherungssystems frei gemacht", kommentierte HRK-Präsident Prof. Dr. Horst Hippler den Beschluss. "Wir wollen diese Chance nutzen, gemeinsam mit den Ländern zu einer neuen Balance im System zu gelangen." "Die Beteiligung von Studierenden und der Berufspraxis bei der externen Qualitätssicherung ist für uns selbstverständlich, doch die Belange der Wissenschaft müssen im Mittelpunkt stehen", so der HRK-Vizepräsident für Lehre und Studium, Lehrerbildung und Lebenslanges Lernen, Prof. Dr. Holger Burckhart. "Das haben wir schon vor einigen Jahren mit dem Konzept des `Institutionellen Qualitätsaudit´ gefordert. Das Bundesverfassungsgericht hat die dieser Sichtweise zugrunde liegenden Prinzipien nun gestützt." Die Hochschulen werden mit den Ländern als Trägern des Akkreditierungssystems darüber beraten, welche Konse- quenzen der Beschluss des Verfassungsgerichts haben wird. "Dies bietet die Gelegenheit, das Akkreditierungssystem und die Verfahren im Sinne der Hochschulen zu entwickeln. Es hat in den letzten Jahren eine Reihe von Initiativen gegeben, die es den Hochschulen ermöglichen, innovative Modelle umzusetzen. Aus diesen Pilotprojekten können wir für ein verbessertes System lernen", ist Burckhart überzeugt. Er kündigte für November eine detaillierte Stellungnahme der HRK an. Eckpunkte zur Weiterentwicklung des Akkreditierungssystems Entschließung der 20. HRK-Mitgliederversammlung vom 10.5.2016: Die deutschen Hochschulen begrüßen, dass der aktuelle Beschluss des Bundesverfassungsgerichts den Weg für eine bundesweite und substanzielle Modifikation des Akkreditierungssystems ebnet. Ungeachtet der auf der bisherigen Basis im Zusammenwirken aller Akteure erarbeiteten Erfahrungen und Teilerfolge fehlt es im bestehenden System an einer für die Hochschulen zufriedenstellenden Gestaltung wesentlicher Aspekte. Bereits 2012 hat die HRK eine Systemveränderung gefordert und sich für die Einführung eines Institutionellen Qualitätsaudits eingesetzt. Für die nun notwendige Erneuerung hält die Mitgliederversammlung der HRK die folgenden Eckpunkte fest: - Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts stellt die vorhandene externe Qualitätssicherung nicht generell in Frage, Sie betont noch einmal die Differenzierung von Beratung und Entscheidungen und verlangt, dass die direkt oder indirekt angesprochenen Landesgesetzgeber prozedurale und partizipative Regelungen treffen. Dabei sollten sie sich auf die gesetzliche Verankerung wesentlicher Grundsätze beschränken und nicht durch übereilte Gesetzgebungsverfahren länderbezogene "Insellösungen" schaffen, die der Vergleichbarkeit und Anerkennung sowohl national als auch international im Wege stünden. - Die Verantwortung für die Sicherung der Qualität der Hochschulbildung liegt gemäß dem Grundsatz der institutionellen Autonomie im Kern bei jeder Hochschule selbst. Hierzu verwenden die Hochschulen an den Bedürfnissen und Maßstäben der Wissenschaft orientierte interne Qualitätssicherungs- und Quali- Spannende Vorlesung tätsentwicklungssysteme. Im Rahmen dieser Autonomie legen die Hochschulen der Öffentlichkeit gegenüber Rechenschaft ab. In der bisher durchgeführten Akkreditierung von Studiengängen oder Qualitätsmanagementsystemen wird lediglich die Erfüllung von formalen Vorgaben überprüft. - Den Bedürfnissen und Maßstäben der Wissenschaft entspricht ein nationales System der externen Qualitätssicherung, wie es das Bundesverfassungsgericht in seinem jüngsten Beschluss anspricht und wie es die HRK in ihrer Empfehlung von 2012 bereits skizziert hat: Die Hochschulen entscheiden sich eigenverantwortlich für ein Institutionelles Qualitätsaudit, das die Implementierung kontinuierlicherVerbesserungsprozesse zur Entwicklung der Qualität von Studium und Lehre fördert, oder für die Überprüfung der Studiengänge durch programmspezifische Qualitätssicherungsverfahren. - Auch für die Aufgaben des derzeitigen Akkreditierungsrats und der Agenturen sind veränderte Zusammensetzungen und Aufgaben in der nach dem Prinzip der Peer Review organisierten Qualitätssicherung vorzusehen: Der Wissenschaft stehen auch hier in Abstufungen Entscheidungsbefugnisse, Mitwirkungsrechte, Einflussnahmerechte, Informationsrechte und Kontrollrechte zu. Daher muss in den benannten Institutionen auch eine entsprechende Rolle der Wissenschaft gewährleistet sein. - Die Reform des Akkreditierungssystems sollte die international zu konstatierende substanzielle Bewegung hin zu institutionellen (Auditierungs-) Verfahren der Qualitätssicherung aufnehmen und das von der HRK vorgeschlagene Institutionelle Qualitätsaudit für die externe Qualitätssicherung der Hochschulen anstreben. Dabei können die bisherigen Erkenntnisse aus der Weiterentwicklung des Systems sowie die Erfahrungen mit Projekten im Rahmen der "Experimentierklausel" genutzt und das System stimmig an den Europäischen Hochschulraum angebunden werden. O 11 Hochschulreform im Spiegel Spiegel der Meinungen: Aufsätze, Beiträge und Stellungnahmen Stellungnahmen Bologna-Prozess: Auflockerung des Quantifizierungs-Korsetts (“Kreditpunkten”) - und der Notwendigkeit, für jedes Modul eng umrissene Lernziele festzulegen, seien die Professoren angehalten worden, gewissermaßen jede Lernstunde eines Studierenden vorauszuplanen. “Komplexitätsexplosion” bei der Planung und Ausführung von Studiengängen Hat die Bologna-Reform die Hochschulen in Einpauk-Anstalten verwandelt? Kann das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Akkreditierung von Studiengängen dazu führen, dass man von der starren Umsetzung des Bologna-Prozesses in Deutschland wieder etwas abrückt und den Hochschulen mehr Freiräume zubilligt? Gibt es inzwischen erkennbare Signale, in welcher Weise die Wissenschaftsminister der Bundesländer die Vorgabe des Bundesverfassungsgerichts umsetzen wollen, dass “wesentliche Entscheidungen zur Akkreditierung von Studiengängen der Gesetzgeber selbst treffen” muss? Die Wissenschaftsminister - und damit auch die gesetzgebenden Institutionen der einzelnen Bundesländer - müssen dabei berücksichtigen, dass die bisherige “Akkreditierung mit schwerwiegenden Eingriffen in die Wissenschaftsfreiheit verbunden” ist, “die der Gesetzgeber nicht anderen Akteuren” (d. h. privatwirtschaftlich arbeitenden Akkreditierungsagenturen) “überlassen darf.” Denn “die Agenturen machen zudem Vorgaben zur prozentualen Zusammensetzung der Inhalte von Lehrplänen, zu den Studien- und Prüfungsordnungen und sprechen Empfehlungen zur Benennung von Studienschwerpunkten und Modulen aus. Damit erfasst die Akkreditierung unmittelbar Form und Inhalt wissenschaftlicher Lehre. Dieser Eingriff in die Wissenschaftsfreiheit lässt sich verfassungsrechtlich nicht rechtfertigen.” Mit diesen Aussagen stellt sich das Bundesverfassungsgericht auf die Seite der Hochschulen, denn diese haben häufig betont, dass sie seit der Einführung der “Bologna-Reform” bei der Gestaltung von Studiengängen durch Akkreditierungsagenturen stark gegängelt werden. 12 In der Diskussion hierüber verlautet aus einzelnen Wissenschaftsministerien, dass man den Hochschulen nunmehr größere Freiräume geben wolle und diese künftig ohne willkürliche Eingriffe privatwirtschaftlich organisierter Genehmigungsagenturen über ihre Studiengänge entscheiden sollen: Die Fakultäten und Fachbereiche sollen offenbar eine größere Selbständigkeit bei der Gestaltung der Studiengänge bekommen. Die Ministerien würden damit von ihrer bisherigen Argumentation abrücken. Sie hatten - angesichts der Kritik an der Bologna-Reform - in den letzten Jahren immer wieder darauf verwiesen, dass die Grundidee der Bologna-Reform richtig gewesen sei, dass jedoch bei deren praktischer Umsetzung durch die Hochschulen Fehler gemacht worden seien. Die Hochschulen ihrerseits weisen die Kritik zurück, sie hätten die Bologna-Vorgaben zu “detailversessen” und zu starr umgesetzt. Die detailgenaue Festlegung von Studieninhalten sei durch die Vorgaben der Akkreditierungsagenturen vorgeschrieben worden: Ausführliche Modulbeschreibungen, genaue Angaben über die dafür zu verwendenden Studienzeiten, letztlich die Verschulung des Studiums und die Tendenz zum “Einpauken” von Lehrinhalten sei in der Grundstruktur des Bologna-Prozesses angelegt. Speziell in Deutschland habe man den Bologna-Prozess übererfüllt, weil seit Beginn des Jahrhunderts die Eingriffsmöglichkeiten der Wirtschaft auf die Hochschulen und die Einflussnahme international tätiger Großfirmen auf die Hochschulpolitik groß gewesen seien. Mit der Einführung von Zeiteinheiten als Berechnungsgrundlage für die Studiengangsgestaltung - den ECTS-Punkten Ein zweiter Punkt, der in den Wissenschaftministerien erörtert wird, ist die angebliche Tendenz von Hochschulen, im Prüfungswesen die Vorgaben der Bologna-Reform “überzuerfüllen”. Hochschulen ihrerseits verweisen darauf, dass bereits die Einhaltung der "ländergemeinsamen Strukturvorgaben für die Akkreditierung von Bachelor- und Masterstudiengängen" zu einer erheblichen Zunahme von Prüfungen geführt habe: Weil nach diesen Vorgaben jedes Modul mit einer Prüfung abgeschlossen werden muss, ergeben sich bei kleinen Modulgrößen automatisch fünf oder sechs Prüfungen, die Studierende je Semester ablegen müssen. Für technisch ausgerichtete Fachhochschulen war dies auch schon vor “Bologna” normal, ohne dass man darüber hätte diskutieren müssen. Ein weiterer Diskussionspunkt ist offenbar, ob tatsächlich jede Prüfungsleistung für die Ausstellung von Bachelorzeugnissen von Belang sein soll. Die Studienund Prüfungsordnungen der meisten Hochschulen sehen vor, dass bereits die Noten der ersten Semester im Abschlusszeugnis aufgeführt werden. dies soll möglicherweise so geändert werden, dass die Noten des ersten Studienjahrs nicht in die Endnote eingehen sollen. Prof. Dr. Stefan Kühl, Professor für Soziologie an der Universität Bielefeld, bezeichnete in einem Beitrag in der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” vom 22.7.2016 die Bedingungen des Bologna-Prozesses als Grund, dass die Studiengänge “an selbstproduzierter Komplexität ersticken. ... Wenn jedes Seminar, jede Vorlesung, jede Klausur, jede Hausarbeit und jede mündliche Prüfung in ein Modul gefasst und stundengenau in Zeitblöcken abgebildet werden muss, kommt es zu einer Komplexitätsexplosion sowohl bei der Planung als auch bei der Ausführung von Studiengängen.” Ein Ziel der Bologna-Reform war die Erhöhung der Mobilität beim Studium: Studenten sollte durch die Schaffung eines einheitlichen "Europäischen Hochschulraumes" ein bürokratiearmer Wech- Hochschulreform im Spiegel Spiegel der Meinungen: Aufsätze, Beiträge und Stellungnahmen Stellungnahmen sel zwischen den Fakultäten ihrer eigenen Hochschule, zwischen den Hochschulen innerhalb des eigenen Staates und zwischen Hochschulen in europäischen Staaten möglich werden. Dies konnte aber nur gelingen, wenn die Studienleistungen an den jeweiligen Hochschulen vergleichbar waren. Verabschiedung von den ECTSPunkten als studiumsbezogener "Kunstwährung" Das geeignete System hierzu war und ist bisher noch immer das "European Credit Transfer and Accumulation System" (ECTS). Die ECTS-Punkte waren für die Hochschulen gewissermaßen als eine eigene Form von studiumsbezogener "Kunstwährung" gedacht. In Deutschland muss ein Studierender für einen ECTS-Punkt 30 Zeitstunden für die Teilnahme an einer Vorlesung oder an einer Laborübung, die Vorbereitung eines Seminars, die Erarbeitung von Referaten oder das Erstellen von Hausarbeiten aufbringen. In anderen Staaten galten freilich andere Vorgaben: In Portugal und Dänemark war ein ECTSPunkt schon für 28 Stunden zu haben, in Italien oder Spanien für 25 Stunden. Nunmehr haben sich die Wissenschaftsminister und Hochschulrektoren von diesem ECTS-System mit ihrer Erklärung von Mitte Juli 2016 vorsichtig entfernt und in verklausulierter Form faktisch verabschiedet. Darin heißt es, dass für die "Anerkennung aller in- und ausländischen Leistungen" die an anderen Hochschulen erworbenen Kompetenzen zentral sein sollten und "kein quantitativer Vergleich der ECTS-Punkte" mehr erfolgen solle. Offenbar ist im hochschulpolitischen Bereich deutlich geworden, dass sich Bildung und Wissenschaft nicht einfach in ein Quantifizierungs-Korsett pressen lässt: Zwischen den für Seminare, Vorlesungen, Prüfungen und Selbststudium in ECTS-Punkten berechneten Zeiteinheiten und den von den Studierenden im praktischen Studium aufgewendeten Zeiten gibt es erhebliche Unterschiede, so dass die Angabe von ECTS-Punkten oft einen fiktiven Charakter haben. Studierende, die an eine ausländische Hochschule wechseln, können in der Praxis oft nicht damit rechnen, dass sie für die Leistungen an einer ausländischen Hochschule genauso viele Punkte erhalten wie für die entsprechenden Leistungen an der Heimathochschule. Thermodynamik-Lehrbuch In der Erklärung der Kultusminister und Hochschulrektoren wird sichtbar, dass es darum geht, die deutschen Hochschulen aus dem europäischen Leistungspunktesystem herauszulösen. Dabei befinden sie sich in Übereinstimmung mit einer Reihe von Wissenschaftsministern anderer europäischer Staaten, die der Auffassung sind, dass die Einführung eines so starren Systems einer der Grundfehler der Bologna-Reform gewesen sei. Andererseits konstatieren Hochschulpolitiker, dass viele europäische Staaten das Leistungspunktesystem unter erheblichen Ansrengungen eingeführt haben; deshalb könne es so schnell keinen einfachen Weg geben, das ECTS-System insgesamt aufzugeben. Zwar wird konzediert, dass man mit dem ECTSSystem einen Fehler gemacht habe, kann diesen jedoch nicht - oder zumindest nicht schnell - korrigieren, weil zu viele politische Akteure beteiligt sind. Deshalb scheinen die Hochschulrektorenkonferenz und die Kultus- bzw. Wissenschaftsminister mit ihrer Erklärung von Mitte Juli 2016 einen Mittelweg gehen zu wollen: Man verzichtet darauf, das System der ECTS-Punkte gänzlich aufzugeben, denn damit würde man zu deutlich einen Grundpfeiler des europäischen Bologna-Prozesses aufgeben. Deshalb soll das ECTS-System nur noch als Hilfsmittel für die "Studiengangs- und Ressourcenplanung" der Hochschulen betrachtet werden. Nun wird es wohl bei den einzelnen Hochschulen und deren Fakultäten liegen, ob sie auf das Hilfsmittel der Leistungspunkte noch zurückgreifen wollen, oder ob sie künftig ihre Studiengänge ohne das eigentlich für den Transfer von Studienleistungen geschaffene Zahlenkorsett planen wollen. Eine Reihe von Hochschulpolitikern hofft, dass eine offizielle europaweite Preisgabe des ECTS-Systems auf der nächsten oder übernächsten internationalen Folgekonferenz zur Bologna-Reform erfolgen könnte. Martin Dehli Die Firma Bertelsmann nahm über das “Centrum für Hochschulentwicklung” (CHE) über 20 Jahre lang massiven Einfluss auf die Hochschulpolitik. Thermodynamik-Lehrbuch: 8. erweiterte Auflage erschienen Das Lehrbuch “Grundlagen der Technischen Thermodynamik” der Autoren Prof. Dipl.-Phys. Ernst Doering, Prof. Dr.-Ing. Herbert Schedwill und Prof. Dr.-Ing. Martin Dehli ist in der achten Auflage im Verlag Springer-Vieweg erschienen. Es hat seinen Ursprung im früheren Fachbereich Versorgungstechnik (der heutigen Fakultät Gebäude Energie Umwelt) der Hochschule Esslingen. Als Lehrbuch für Studierende der Ingenieurwissenschaften stellt es die wissenschaftlichen Grundlagen der Thermodynamik für die praxisorientierte Lehre dar. Es vermittelt analytisch zuverlässiges Wissen mit Blick auf die ingenieurtechnische Anwendung und liefert den Schlüssel zum Verständnis in zahlreichen technischen Gebieten. Die 8. Auflage wurde u. a. um ein Formelzeichen-Verzeichnis ergänzt; auch wurde die Anzahl von Diagrammen und Stoffwerte-Tabellen erhöht, um die praktische Handhabung weiter zu verbessern. Beispiele werden nun ausführlicher beschrieben, um dem Lernenden das Verständnis zu erleichtern. Das Kapitel "Wärmeübertragung" wurde um dimensionslose Gleichungen zur Berechnung der Nußelt-Zahl erweitert. Inhalt: Thermodynamische Grundbegriffe - Der erste Hauptsatz der Thermodynamik - Der zweite Hauptsatz der Thermodynamik - Ideale Gase - Reale Gase und Dämpfe - Thermische Maschinen Kreisprozesse - Exergie - Wärmeübertragung - Feuchte Luft - Verbrennung - Tafeln / Lösungen der Aufgaben - Anhang O 13 Industrietag Industrietag 2016 an der Hochschule Esslingen Industrietag an der Hochschule Esslingen 2016 Martin Dehli begeistern lässt, Neues in die Märkte einzubringen und Bewährtes zu verbessern. Ohne Zweifel haben auch die Studierenden der Hochschule Esslingen das Zeug dazu, sich in Zukunft zu solchen kreativen Ingenieuren zu entwickeln. Darum tun sich Esslinger HE-Absolventen meist nicht schwer, beim Berufsstart in den Firmen einen Platz einzunehmen, an dem sie sich gut entfalten und rasch zum Erfolg der Unternehmen das ihre beitragen zu können. Firmen bieten Entfaltungsmöglichkeiten Nützliche Infos für die Studis der Fakultät Gebäude Energie Umwelt Im Abstand von zwei Jahren findet der Industrietag der Hochschule Esslingen statt. Der hat sich inzwischen zu einer festen Einrichtung etabliert: Denn im Mai 2016 konnte bereits der 10. Industrietag abgehalten werden. 112 Firmen und Institutionen stellten sich den Studierenden in der Esslinger Stadthalle - dem Neckarforum - vor. Vor allem Firmen des Mittleren Neckarraums waren es, die den Studierenden die Gelegenheit boten, ihre Produkte und Dienstleistungen kennen zu lernen und eine Fülle von Informationen über die vielfältigen Tätigkeitsfelder und Arbeitsstellen der Unternehmen zu bekommen. Natürlich waren wiederum auch Firmen der Gebäude-, Energie- und Umwelttechnik mit dabei. Von den technischen Fakultäten der Hochschule Esslingen unter der Leitung der Fakultäten Maschinenbau und Fahrzeugtechnik eingeladen, machten sie den hohen technischen Stand sichtbar, der heute für die vernetzte, hoch spezialisierte Industriegesellschaft kennzeichnend ist. Hochschule bestünden. Und GU-Dekan Prof. Dipl.-Ing. Gerhard Fetzer äußerte sich zuversichtlich, dass die Studierenden der Fakultät Gebäude Energie Umwelt die gebotenen Chancen intensiv nutzten, um sich mit den zahlreichen Arbeitsbereichen in den versorgungstechnischen Unternehmen vertraut zu machen. Der Industrietag 2016 verdeutlichte eindrucksvoll, dass Baden-Württemberg im globalen wirtschaftlichen Wettbewerb eine bedeutende Rolle spielen kann: Im “Ländle” sind viele international erfolgreiche Unternehmen zuhause: nicht nur weltweit vernetzte Großbetriebe, sondern auch viele innovative und flexible mittelständische Firmen. Deren technische Fähigkeiten beruhen auf soliden Grundlagen ebenso wie auf neuen, kreativen Ideen und Entwicklungen. Daran haben gerade auch die Ingenieure einen großen Anteil. Darum ist es für die Firmen mitentscheidend, sich einen qualifizierten Ingenieurnachwuchs zu sichern, der motiviert ist zu schöpferischer Arbeit und sich dazu Mehrere tausend Studenten und Studentinnen der HE hatten keine Berührungsängste, sich bei den Firmen umzusehen, umzuhören und "durchzufragen" - etwa, welche Aussichten sich bei der Gestaltung des industriellen Praxissemesters eröffnen, und welche Aufgaben nach erfolgreichem Studium auf die Jungingenieure warten. Beim Industrietag 2016 waren insbesondere die folgenden Firmen vertreten, die ganz oder teilweise ein Profil in der Versorgungs- und Umwelttechnik aufweisen (Namen in alphabetischer Anordnung): BAM Deutschland, Bürkert, Bosch, Caverion, Cofely (nunmehr Engie), Drees & Sommer, Eisenmann, EnBW, Geberit, IFB Ingenieure, Johnson Controls, Kärcher, M+W Central Europe, RCI, ROM, Trane Deutschland, Ziehl Abegg und Züblin. Als eines der führenden deutschen Bauunternehmen präsentierte sich die BAM Deutschland AG mit ihrem Hauptsitz in Stuttgart. Ihre Kernkompetenzen lägen in der Planung, Ausstattung, Sanierung und Errichtung schlüsselfertiger Großprojekte. Dabei sei von Belang, wie Dipl.-Ing. Philipp Klein und Daniel Riethmüller hervorhoben, die versorgungstechnischen Aktivitäten weiter zu verstärken: Denn bei der Erstellung von Schöpferisches Denken und Handeln nötig, um im Markt bestehen zu können Der Rektor der Hochschule Esslingen, Prof. Dr. Christian Maercker, betonte in seinem Grußwort, dass sich auf dem Industrietag für die Absolventen und Absolventinnen eine hervorragende Gelegenheit biete, sich auf dem Arbeitsmarkt umzusehen und von den vielen Partnerschaften zu profitieren, die zwischen den verschiedensten Unternehmen und der 14 BAM Deutschland: Bauunternehmen brauchen Ingenieure der Gebäudetechnik Industrietag Industrietag 2016 an der Hochschule Esslingen Energiekonzepte, Dienstleistungen und Anlagen der Kraft-Wärme-Kopplung verhülfen. Bosch biete interessierten Studierenden reizvolle technische Aufgaben im Praxissemester, bei der Erstellung der Abschlussarbeit und als Werkstudenten. Hochbetrieb am Stand von Bosch. Für die GU-Studis besonders interessant: die Sparte Bosch Thermotechnik Großgebäuden habe sich der Investitionsanteil der technischen Gebäudeausrüstung in den letzten Jahrzehnten ständig erhöht und liege nun zwischen 40 und 60 %. Schwerpunkte der Arbeit seien Büro- und Verwaltungsgebäude, Kliniken und Laborgebäude, Schulen und Bildungseinrichtungen, Einkaufszentren, Justizvollzugsanstalten, Sportarenen und Hotels. Für Studierende der Fakultät Gebäude Energie Umwelt halte man interessante Themen für das Praxissemester, für die Abschlussarbeit und für den Einsatz als Werkstudent bereit. Ingenieure für das Land Das Unternehmen Robert Bosch GmbH zählt nicht nur zu den weltweit führenden Kraftfahrzeugzulieferern, sondern weist auch auf den Feldern der Industrietechnik sowie der Gebrauchsgüter und der Gebäudetechnik besondere Kompetenzen auf. Im Jahr 2014 habe man einen Umsatz von 49 Mrd. € erzielt. Als europaweit größtes Unternehmen im Sektor der Wärmetechnik biete Bosch Thermotechnik mit den beiden Kernmarken Buderus und Junkers sowie weiteren regionalen Marken in verschiedenen Staaten ein technisch anspruchsvolles Programm an gas-, öl- und biomassebasierten Kesseln, Wärmepumpen, Lüftungsgeräten und Solarkollektoren an; neu im Programm sei nun auch ein stromerzeugendes Heizgerät auf der Grundlage der Brennstoffzellentechnik. Bosch sei mit einer - 2011 gegründeten Tochtergesellschaft auf Dienstleistungen spezialisiert, mit denen die Energieeffizienz in Gebäuden von gewerblichen Kunden verbessert werde. In bestehenden Gebäuden und Anlagen ließen sich im Allgemeinen beachtliche Energiemengen einsparen, wozu maßgeschneiderte Als wachstumsstarkes mittelständisches Unternehmen mit inzwischen 2.500 Mitarbeitern stellte sich die Firma Bürkert Fluid Control Systems vor. Man sei in den Segmenten Wasser, Gas, Mikrosystemtechnik und Hygiene auf die Füllstands-, Durchfluss-, Druck-, Temperaturund Analyseregelung sowie auf die Dosiertechnik spezialisiert. Das Unternehmen Caverion Deutschland GmbH, das noch vor einigen Jahren unter dem Namen YIT Deutschland im Markt vertreten war, präsentierte sich mit den Mitarbeitern Dipl.-Kfm. Berg, Dipl-Ing. Herzfeld und B.Eng. Raphael Herreiner den Studierenden der Fakultät Gebäude Energie Umwelt als führender europäischer Anbieter für die technische Gebäudeausrüstung und für Facility Services. Weiter vertreibe Caverion unter der Marke Krantz eigene Produkte wie Lüftungs-, Kühl- und Heizsysteme. Mit 2.300 Mitarbeitern und 20 Niederlassungen in Deutschland und Österreich - einschließlich des bedeutenden Standortes Stuttgart - stehe Caverion für innovative Lösungen in der Gebäudetechnik, wobei besonders auf Zuverlässigkeit, Energieeffizienz und optimierte Kostenstrukturen Wert gelegt werde. Man weise eine hohe technische Kompetenz in allen einschlägigen Gewerken auf; das Leistungsspektrum reiche vom Industrieanlagenbau über Flughäfen, Kraftwerke, Kongresszentren, Hotelkomplexe bis hin zu Büro- und Verwaltungsgebäuden. Das technische Gebäudemanagement gehöre ebenso zu den Leistungen von Caverion wie ein eigenes Forschungs- und Entwicklungszentrum. Man offeriere u. a. Beratungsleistungen bei Zertifizierungen, dem Betreiben von Bürkert: Erfolgreiches mittelständisches Unternehmen in der Fluidtechnik Gebäuden und Industrieanlagen, dem integrierten Facility Management sowie dem technischen Gebäudemanagement; daneben gehe es um die Entwicklung und Umsetzung von nachhaltigen Energiesparkonzepten. Caverion biete im Inland für Studierende Plätze für das Praxissemester, für die Abschlussarbeit und für Arbeiten als Werkstudenten an. Die Firma Engie - vor Kurzem noch unter dem Namen Cofely Deutschland GmbH firmierend - war auf dem Industrietag durch Dipl.-Ing. (FH) Eckart Stephan, Dipl.-Ing. (FH) Olaf Wolf und B.Eng. Johannes Riesle vom Standort Stuttgart vertreten. Engie präsentierte sich als Unternehmen der französischen GDF Suez-Gruppe. Man gehöre zu Europas führenden Marken für den effizienten Einsatz von Energien. Engie verfüge in Deutschland über 2.150 Mitarbeiter und weise die vier Arbeitsbereiche Anlagentechnik, Energiedienstleistungen, Facility Services und Kältetechnik auf. Die besonderen Stärken in der Anlagentechnik seien die Raumlufttechnik, Kältetechnik, Sanitärtechnik, Mess-, Steuerund Regeltechnik, Gebäudeautomation, Elektro- und Nachrichtentechnik, Brandschutz, Energie- und Wärmetechnik, Rohrleitungsbau, Reinraum- und Verfahrenstechnik sowie maßgeschneiderte technische Infrastrukturlösungen. Ein weiterer Schwerpunkt von Engie sei der Contracting-Bereich (On-Site-Energie- und Medienmanagement: Erzeu- Führend in der Gebäudetechnik: Caverion 15 Industrietag Industrietag 2016 an der Hochschule Esslingen Kältetechnik für die Druckindustrie sowie bei kältetechnischen Komponenten und gebäudetechnischen Anlagen für die Chemieindustrie aktiv. Im Praxissemester, bei ihrer Abschlussarbeit und als Werkstudenten könnten Studierende Einblick in diese Arbeitsfelder gewinnen. Aus Cofely wurde inzwischen Engie: Bekannt als weltweit tätiges versorgungstechnisches Unternehmen gung und Verteilung von Dampf, Druckluft, Wärme, Kälte und Strom; Full-Service-Contracting: ganzheitliche Betriebsführung, Wartung und Führung technischer Anlagen; Energieliefer-Contracting: Kostensenkung durch energieeffiziente Technik und Wahl der Energieträger; Energiespar-Contracting: Planung, Finanzierung, Erstellung und Betreuung von gebäudetechnischen Sanierungsmaßnahmen für garantierte Energieeinsparungen). Die ingenieurtechnischen Kompetenzen von Engie erstreckten sich auch auf sehr komplexe und anspruchsvolle Aufgaben wie etwa die Planung und Erstellung von Reinräumen sowie von technischen Infrastrukturen für die Pharmaproduktion, die Gebäudetechnik für Forschungslabore, die Produktionsstätten für Solarzellen und Photovoltaikmodule sowie die Planung und den Bau von Windkanälen für die Automobilindustrie. Auch sei man bei kältetechnischen Anlagen für die Lebensmittelindustrie, beim Betrieb und der Wartung von Rechenzentren, bei der Die Drees & Sommer AG war auf dem Industrietag 2016 durch M.Eng. Michael Dufner und Dipl.-Ing. Holger Kubasch vertreten. Das partnergeführte Unternehmen mit Hauptsitz in Stuttgart sei an insgesamt 40 Standorten und Repräsentanzen vertreten. Innerhalb von 45 Jahren sei aus kleinsten Anfängen ein internationales Unternehmen mit rund 2.150 Mitarbeitern entstanden. Innovation und "anderes Denken" im Bereich des Bauens würden das Unternehmen bis heute prägen. Seine Mitarbeiter setzten auf unternehmerisches und kundenorientiertes Handeln – bei gleichzeitig größtmöglicher Entscheidungsfreiheit. Schwerpunkte seien die Entwicklungsberatung, die Infrastrukturberatung, das Projektmanagement und die erforderlichen Ingenieurdienstleistungen in der Immobilienberatung. Die Firma Eisenmann: International tätiger Systemanbieter im Anlagenbau und in der Umwelttechnik Die Firma Eisenmann SE stellte sich auf dem Industrietag 2016 als ein familiengeführtes Unternehmen mit Hauptsitzen in Böblingen und Holzgerlingen vor. Man sei einer der international führenden Systemanbieter für Oberflächentechnik, Umwelttechnik, Materialfluss-Automation und Hochtemperatur-Prozesstechnik. Drees & Sommer: Plant GebäudeGroßprojekte weltweit 16 Als Experten im Anlagenbau seien etwa 3.600 Mitarbeiter in Europa, Amerika sowie in den BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien und China tätig. Man verwirkliche eine hochflexible, energieeffiziente und Ressourcen schonende Anlagentechnik auf der ganzen Welt. Die Entwicklung neuer Technologien und Produktionsmethoden sei ein wesentlicher Bestandteil des Handelns. Die Kompeten- zen in den Bereichen Kunststofflackieranlagen, Munitionsentsorgungsanlagen und Lackieranlagen für den Automobilbereich würden weltweit nachgefragt. Interessante Arbeitsfelder bei der Energie Baden-Württemberg (EnBW) Die Energie Baden-Württemberg AG (EnBW) gehört zu den vier größten Energieversorgungsunternehmen Deutschlands. Aus dem Zusammenschluss von Badenwerk, Energie Versorgung Schwaben, Neckarwerken und Technischen Werken der Stadt Stuttgart entstanden, sei die EnBW als integriertes Energieunternehmen in Deutschland bei den energiewirtschaftlichen Wertschöpfungsketten Strom und Gas in den vier Segmenten Vertriebe, Netze, Erneuerbare Energien und Erzeugung sowie Handel tätig. Die EnBW sei fast vollständig im öffentlichen Eigentum, engagiere sich für das Gelingen der Energiewende und gewährleiste jederzeit eine nachhaltige und sichere Versorgung, wobei eine wachsende Dezentralität des Energiesystems berücksichtigt werde. Der EnBW-Konzern umfasse die EnBW AG als Konzernmutter sowie 135 Tochterunternehmen bzw. Beteiligungen. Im Kernmarkt Baden-Württemberg nehme die EnBW eine marktführende Position ein. Für die Planung, den Bau und den Betrieb der Verteilnetze sei die Netze BW zuständig. Die EnBW Kommunale Beteiligungen kooperiere mit über 40 Stadtwerken und Regionalversorgern; die TransnetBW sei als unabhängiger Übertragungsnetzbetreiber für den Stromtransport und die Vermarktung der Einspeisung von Grünstrom verantwortlich. Die terranets bw betreibe ein Fernleitungsnetz für Erdgas sowie Gashochdruckanlagen in Baden-Württemberg. Die Gasversorgung Süddeutschland beliefere Stadtwerke, regionale Gasversorger, Industriekunden und Kraftwerke mit Erdgas. Über die Erdgas Südwest GmbH versorge die EnBW Gemeinden im Land. Industrietag Industrietag 2016 an der Hochschule Esslingen Für die Kernkraftwerke sei die EnBW Kernkraft GmbH zuständig. keiten, wie technische Systeme zu konzipieren, zu fertigen, zu installieren und instand zu halten seien. Weitere Aktivitäten in Deutschland und in Europa lägen bei Tochtergesellschaften und Beteiligungen wie z. B. Yello Strom, Energiedienst Holding, Stadtwerke Düsseldorf, EWE, EnBW Baltic 1 und 2, Pra ská energetika sowie Borusan. Die Geberit-Gruppe stellte sich als weltweit tätiges Unternehmen vor. In Europa sei man Marktführer für Sanitärprodukte. Der Produktbereich Sanitärsysteme umfasse die gesamte Sanitärtechnik in Gebäuden (mit Ausnahme der Rohrleitungen) und sei in vier Produktlinien unterteilt: Installationssysteme, Spülkästen und Innengarnituren, Armaturen und Spülsysteme sowie Apparateanschlüsse. Großes Interesse von GU-Studierenden an der Sanitärtechnik von Geberit Der Produktbereich Rohrleitungssysteme umfasse die gesamte gebäudeinterne Rohrleitungstechnik für Trinkwasser, Heizung, Gas und andere Medien und sei in die Produktlinien Hausentwässerungssysteme und Versorgungssysteme unterteilt. Der Produktbereich Sanitärkeramik erstrecke sich auf nahezu alle relevanten Einrichtungen eines Badezimmers und sei unterteilt in die Produktlinien Badkeramik und Keramik-ergänzende Produkte. IFB Ingenieure: Im Brandschutz aktiv sik und im Brandschutz. Die Projekte reichten von Büro- und Verwaltungsgebäuden, Gewerbebetrieben, Tagungsstätten und Hotels bis zu Hochschulen, Konzerthäusern und Einkaufsmärkten. Für Studierende biete man Arbeitsmöglichkeiten im Praxissemester, bei Abschlussarbeiten sowie bei Tätigkeiten als Werkstudent an. Das Unternehmen biete den Kunden Techniken zur Energieeinsparung und Kosteneffizienz im Gebäudebereich an; zusätzlich erstreckten sich die Leistungen auf die Felder Sicherheit, Komfort und Produktivität. Man liefere nicht nur Kälte- und Klimasysteme für den privaten und industriellen Bereich, sondern auch die übergeordneten Regelungssysteme für Heizung, Lüftung, Klimatisierung, Kühlung, Beleuchtung, Sicherheit und Brandschutz. Die Firma Johnson Controls Systems und Service GmbH am Standort Stuttgart zeigte sich auf dem Industrietag als technisch hochkompetentes und vielseitiges Unternehmen. Es wurde u. a. von Dipl.-Ing. (FH) Karl Heinz Belser und Dipl.-Ing. Weipert repräsentiert. Auf dem Gebiet des integrierten Gebäudemanagements werde den Kunden Fachwissen aus einer Hand offeriert, das sich z. B. auf Beratungs-, Betriebs- und Managementdienstleistungen erstrecke. Daneben gehörten Dienstleistungen bei Wartung und Instandhaltung zum Portfolio des Unternehmens. Für die internationale Automobilindustrie sei Johnson Controls als Systemanbieter im Bereich der Kraftfahrzeug-Innenausstattung ein wichtiger Partner. Studierenden stünden beim Praxissemester, bei der Abschlussarbeit und als Werkstudenten im In- und Ausland die Türen offen. Im Geschäftsbereich Energieeffizienz Building Efficiency - seien die Aktivitäten für die Technik zu einem nachhaltigen und effizienten Bau und Betrieb von Gebäuden zusammengefasst. Johnson Controls liefere Produkte und Systemlösungen in der Kälte- und Klimatechnik, in der Gebäudeautomation, für die Sicherheitstechnik sowie im Facility Management. Dank einer mehr als 125jährigen Erfahrung verfüge man über die Fähig- Am Stand der Firma Alfred Kärcher GmbH & Co. KG verdeutlichte B.Eng. Franz Weber, dass das in Winnenden beheimatete, weltweit aktive Unternehmen mit seinen über 11.300 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von über 2,2 Mrd. Euro mit dem Tochterunternehmen Kärcher Futuretech ein international nachgefragter Spezialist für Schutz- und Versorgungssysteme für den mobilen Einsatz sei. Geberit weise weltweit etwa 12.500 Mitarbeiter auf, wovon rund 2.600 in Deutschland tätig seien. Studierende seien sowohl im Praxissemester als auch bei der Erstellung ihrer Abschlussarbeit willkommen; dies gelte für Geberit in Deutschland und in ausländischen Bereichen. Die Firma IFB Ingenieure GmbH aus Bad Teinach-Zavelstein mit mehreren Niederlassungen in Deutschland präsentierte sich als Unternehmen für die Beratung, Begutachtung und Planung in der Versorgungstechnik, in der Bauphy- Fachkundige Diskussionen über Fragen der Gebäudeautomation bei Johnson Controls Systems & Service 17 Industrietag Industrietag 2016 an der Hochschule Esslingen satz von 2,7 Mrd. € erzielt. Studierende seien für das Praxissemester, für die Abschlussarbeit und als Werkstudenten im In- und Ausland willkommen. Kärcher Futuretech: Engagiert in der Wasseraufbereitung Im Zivil- und Katastrophenschutz sowie bei Einsätzen von Streitkräften seien Produkte und Systemlösungen von Futuretech gefragt. Mit ihnen könnten eine große Anzahl von Personen mit sauberem Wasser und Nahrungsmitteln versorgt werden, Feldlager errichtet oder Dekontaminationsmaßnahmen durchgeführt werden. Am Ausstellungsstand des Unternehmens M+W Central Europe konnten sich die Studierenden über die Aktivitäten der M+W Group informieren, die zu den “15 Besten” der weltweit agierenden Unternehmen im Hightech-Anlagenbau zähle. M+W sei einer der Marktführer unter den integrierten Planungs- und Anlagenbau-Firmen in den Bereichen der Hochtechnologie-Anlagentechnik, der Pharmazie und Chemie, der Energietechnik und der Hochtechnologie-Infrastruktur. Die Ingenieur- und Dienstleistungsgesellschaft RCI sowie das verbundene Planungsunternehmen fc.ingenieure sehen sich als moderne Beratungs- und Planungsunternehmen mit einem besonderen Fokus auf den Themen Energie, Technik und Innovation. Neben den klassischen Ingenieurleistungen der Versorgungs- und Elektrotechnik liege das Engagement auf den Gebieten der innovativen Technologien sowie der Energieplanung. Diese Felder habe man in den vergangenen Jahren stetig ausgebaut. Beide Firmen seien in einer Unternehmensgruppe mit insgesamt 180 Mitarbeitern zusammengefasst. Die HauptStandorte befänden sich im Umfeld von Karlsruhe. Studierende könnten hier im Praxissemester, bei Abschlussarbeiten sowie als Werkstudenten tätig sein. Der Industrietag 2016 bot auch den Rahmen für die Präsentation der Firma ROM Technik. Die Abkürzung stehe für Rudolph Otto Meyer - einen Namen, in dem sich über 150 Jahre vielfältige Leistungen in der Gebäudetechnik widerspiegelten. ROM Technik biete ihren Kunden das gesamte Spektrum der Gebäudetechnik an – aus einer Hand und deutschlandweit vor Ort. Man betreue die vier Geschäftsfelder Service & FM (Facility Management), Elektro, Mechanik und Gebäudeautomation. Der Leitgedanke des Hauses ROM Technik sei »Technik für Mensch und Umwelt«. Mit der technischen Gebäudeausrüstung solle dafür gesorgt werden, dass sich Menschen wohlfühlten; gleichzeitig gehe es um eine kontinuierlich Das Ingenieurunternehmen RCI zeigte Flagge beim Industrietag 2016. steigende Energieeffizienz, um die Schonung ökologischer Ressourcen und die Entlastung der Umwelt. Die rund 2.300 hochqualifizierten Mitarbeiter verfügten über exzellente Ausbildungen und langjährige Erfahrungen in der Planung, Realisierung und dem Betrieb von Gebäudetechnik. Deshalb könne ROM Technik die Kunden über alle Gewerke der Technischen Gebäudeausrüstung bei ihren Projekten begleiten ob in Teilaufträgen oder in der gesamten TGA-Ausrüstung. Das Unternehmen sei mit seinem Leistungsspektrum und seiner Leistungskraft nicht nur Planer und Errichter, sondern auch Betreiber; man biete den Kunden also alle Leistungen aus einer Hand - mit einem stets nachweisbaren Mehrwert. ROM Technik biete eine vorbeugende Wartung und Instandsetzung, eine hohe Flexibilität, eine kurze Reaktionszeit bei Störungen, eine lückenlose Dokumentation der gesamten Leistung, eine zeitnahe Berichterstattung an den Kunden, den Einsatz moderner IT-Lösungen, qualifi- Am Hauptsitz Stuttgart sowie an 20 weiteren Standorten in Europa werde an Lösungen für hochkomplexe Produktionsanlagen und Gebäude gearbeitet. Mit aktuellem Wissen, langjähriger Erfahrung und außergewöhnlichem Engagement würden die Kunden über alle Projektphasen begleitet - von der Beratung über die Planung und Anlagenrealisierung bis hin zur Qualifizierung und Validierung sowie zum technischen Facility Management. Die M+W Group mit dem Hauptstandort Stuttgart und Tochtergesellschaften sei in über 30 Staaten präsent. Man habe im Jahr 2014 in Europa, Asien und Amerika mit etwa 7.000 Mitarbeitern einen Um18 ROM: Das Gebäudetechnik-Unternehmen knüpft wieder an seine große Firmentradition an. Industrietag Industrietag 2016 an der Hochschule Esslingen zierte Techniker und Ingenieure, eine Transparenz der Arbeitsprozesse und Kosten, Nachhaltigkeit über alle Prozesse, einen Service aus einer Hand und ein Notfallmanagement rund um die Uhr Die Firma Trane Deutschland GmbH wurde von Dipl.-Ing. (FH) Norbert Schäberle und Dipl.-Ing. Thomas Nagel von der Niederlassung Stuttgart repräsentiert. Trane sei mit über 29.000 Mitarbeitern Teil des Ingersoll Rand-Konzerns. Ingersoll-Rand allein beschäftige über 45.000 Mitarbeiter. Als Marktführer für kälte- und klimatechnische Komponenten mit den Schwerpunkten Wasserkühlmaschinen, Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik und Zentrallüftungsgeräte sei Trane ein global aktives Unternehmen in der Gebäudetechnik. Trane biete erstklassige HLK-Systeme und -Lösungen sowie Unterstützung in allen Phasen des Gebäudelebenszyklus. Führend in der Kältetechnik: Das Unternehmen Trane Die Firma Ed. Züblin GmbH - vertreten insbesondere durch den Leiter der Zentralabteilung Haustechnik, Dipl.-Ing. (FH) Holger Sack, durch M.Eng. Raphael Bär sowie durch die GU-Studentin Frau Gollhofer - stellte sich den Studierenden als die Nummer eins im deutschen Hochund Ingenieurbau vor. Das Unternehmen offeriere seit 118 Jahren ihren Kunden ein umfassendes Leistungsspektrum für Bauvorhaben jeder Art und Größe, wobei für die Kunden individuelle, maßgeschneiderte Lösungen für jede Aufgabe entwickelt würden. Ventilatoren für die Lüftungs- und Klimatechnik von Ziehl-Abegg etwa 3.450 Mitarbeiter, die im Jahr 2015 einen Umsatz von 447 Mio. Euro erwirtschafteten. Man konzentriere sich auf die Lufttechnik und die Antriebstechnik mit darauf abgestimmter Regelungstechnik. Beispiele für die Einsatzgebiete der Produkte seien Wärme- und Kälteanlagen sowie Reinraum- und Agraranlagen. Seit den fünfziger Jahren habe man mit Außenläufermotoren die Grundlagen für moderne, sehr energieeffiziente Ventilatorenantriebe gelegt. Ein weiterer Schwerpunkt seien Antriebe für Aufzüge und für die Medizintechnik. Auch befasse man sich mit der Technik eines getriebelosen Radnabenantriebs für elektrische Stadtbusse, der bereits im westfälischen Münster in fünf Elektrobussen eingesetzt werde. Der rein elektrische Motor sitze direkt in der Radnabe und benötige deshalb weder Getriebe noch Differenzial. Züblin sei Teil des Unternehmensverbunds der österreichischen Strabag SE. Zusammen stelle man einen der führenden Bautechnologiekonzerne Europas dar, wobei man im Jahr 2015 weltweit in über 60 Staaten mit etwa 73.300 Mitarbeitern vertreten gewesen sei und 14,3 Mrd. Euro erwirtschaftet habe. Die Ed. Züblin AG verfüge über rund 14.000 Mitarbeiter und habe einen Umsatz von etwa 2,5 Mrd. Euro erzielt. In der Zentralen Technik sei das technische Können des Unternehmens gebündelt. Dieser Bereich unterstütze alle Konzernbereiche bei der Angebotsbearbeitung und Ausführung auf sämtlichen Gebieten des Bauwesens: im Tiefbau und Tunnelbau, im konstruktiven Ingenieurbau, beim schlüsselfertigen Bauen, im Baubetrieb, bei der Arbeitsvorbereitung und bei der Kalkulation. Die Zentrale Technik habe ihren Hauptsitz in Stuttgart mit Außenstellen an 13 Standorten in Europa und beschäftige mehr als 700 Mitarbeiter. Durch die Zugehörigkeit zu Ingersoll Rand weise Trane ein Produktportfolio auf, das über die Gebäudetechnik hinausgehe. Das Unternehmen befasse sich insbesondere auch innovativ mit künftigen Entwicklungen, um dem eigenen hohen Technikanspruch gerecht zu werden. Studierende seien für das Praxissemester, für die Abschlussarbeit und für Arbeiten als Werkstudenten willkommen. Gute Aufmerksamkeit bei den Esslinger Studierenden der Gebäude-, Energie- und Umwelttechnik fand das gläserne Modell einer Kompressions-Kältemaschine, mit dem nicht nur stationäre, sondern auch instationäre Betriebszustände veranschaulicht werden konnten. Das Unternehmen Ziehl-Abegg SE in Künzelsau beschäftigt gegenwärtig in 16 Produktionsstandorten, 27 Gesellschaften und 97 Vertriebsstandorten weltweit Mit der Ed. Züblin AG für den Hoch- und Ingenieurbau und der Züblin Umwelttechnik GmbH war das Unternehmen Züblin gleich doppelt vertreten. 19 Industrietag Industrietag 2016 an der Hochschule Esslingen reinigung. Daneben sei man im Anlagenbau tätig, wobei auch die Anlagentechnik für den Baubetrieb eine Rolle spiele. Besonderes Augenmerk gelte der Deponiesanierung mit Lösungen für den Rückbau und die Entsorgung. Weiter sei man mit der Anlagentechnik für Biogasanlagen und für die Biogasreinigung befasst. Sichtbar beim Industrietag 2016 an der Hochschule Esslingen: Die Dynamik des Wirtschaftsraums Mittlerer Neckar Zur Zentralen Technik gehöre auch die Technische Gebäudeausrüstung, deren Bedeutung innerhalb des Konzerns in den letzten Jahren sehr stark gestiegen sei. Das Leistungsspektrum auf dem Gebiet der Technischen Gebäudeausrüstung decke dabei den gesamten Bauprozess ab - von der frühen Akquisitionsphase über die Angebotsbearbeitung, die Ausführungsplanung bis hin zur Fachbauleitung. Als Teil der Zentralen Technik arbeite der Mitarbeiterstab für die Haustechnik von Stuttgart aus; hinzu kämen 14 weitere Standorte und eine Vielzahl von Baustellen, die vor Ort unterstützt würden. Auf dem Industrietag 2016 war auch die Züblin Umwelttechnik GmbH mit ihrem Hauptsitz in Stuttgart vertreten. Dessen Geschäftsführer Dipl.-Ing. Martin Braner verdeutlichte in den Gesprächen mit den Studierenden der Fakultät Gebäude Energie Umwelt, dass das Unternehmen ein Leistungsspektrum aufweise, das sich auf Planung, Bau, Vermietung und Betrieb von Anlagen zur Reinigung von Wasser, Boden und Luft, auf Rückbaumaßnahmen, auf die Gebäudesanierung sowie auf die Bodenreinigung und die Entsorgung erstrecke. Sowohl bei der Ed. Züblin AG als auch bei der Züblin Umwelttechnik GmbH stünden Studierenden die Türen beim Praxissemester, bei ihrer Abschlussarbeit und als Werkstudenten weit offen. Rundum zufrieden mit dem Verlauf des Industrietags zeigte sich GU-Dekan Prof. Dipl.-Ing. Gerhard Fetzer: „Der Industrietag 2016 machte deutlich, dass die Verbindungen zwischen Hochschule und Wirtschaft beiden Seiten nutzen. Es gibt eine ganze Reihe von Unternehmen, die gewissermaßen “Stammkunden” beim Industrietag sind. Sie waren von der ersten Veranstaltung an immer mit dabei und sind uns bis heute treu geblieben.“ Der GU-Dekan meinte weiter: “Der Industrietag stellte eindrucksvoll unter Beweis, dass das sachbezogene Denken und Handeln von Ingenieuren wichtig ist für die Fortentwicklung der Gesellschaft. Unsere Studierenden konnten gut nachvollziehen, dass wir nicht Ideologien, sondern die nüchterne Umsetzung technisch-naturwissenschaftlicher Kenntnisse brauchen, wenn wir den Herausforderungen der Zukunft gerecht werden wollen.” O Die Stärke der Züblin Umwelttechnik GmbH beruhe auf der Erfahrung von weltweit über 2000 erfolgreich ausgeführten Projekten sowie auf der hohen Qualifikation und Motivation des interdisziplinären Mitarbeiterteams. Mit einem eigenen Anlagenbau, innovativen Verfahren, einem breiten Dienstleistungsspektrum und interdisziplinären Teams entwickle man individuelle und bezahlbare Lösungen für Mensch und Umwelt. Die Altlastensanierung umfasse Konzepte für Grundwasser und Boden; ein weiterer Schwerpunkt sei die Abluft20 Impressum Redaktion: Prof. Dr.-Ing. Martin Dehli (De) Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion, der Fakultät Gebäude Energie Umwelt (GU) oder der Hochschule Esslingen wieder. Bilder: AGEE-Stat., all-free-photos, Audi, BMWi, BMU, Boston Univ., Bundesverf.gericht, Braun (6 x), Bürkert, Combitherm (7 x), Dehli (52 x), Eisenmann, EnBW, EON, Richard Fuchs, HE (13 x), Hoval (5 x), IER, Kemper (5 x), Kruse (2 x), Michael Sauer, Springer Vieweg, Transnet BW (10 x), Umweltmin. Baden-Württ. (2 x), Univ. Heidelberg, ZSW Satz und Gestaltung: Martin Dehli Hochschule Esslingen (HE), University of Applied Sciences, Fakultät Gebäude Energie Umwelt, Kanalstraße 33, 73728 Esslingen Tel. (0711) 397-3453; Fax (0711) 397-3449 e-mail: [email protected] ----------------------------------------------------- GU-Berichte im Internet Wer die GU-Berichte nicht nur in Papierform, sondern auch in Digitalform lesen will, kann dazu ins Internet gehen: Alle Ausgaben sind dort vollständig als PDFDateien verfügbar. Der Zugang lautet: www.hs-esslingen.de Dann klickt man auf --> Hochschule, auf --> Fakultäten und schließlich auf --> Gebäude Energie Umwelt. Dort findet man die PDF-Datei bei der neuesten Ausgabe der “GU-Berichte” unter “Aktueller Bericht”. Unter der Rubrik “Aktivitäten und Berichte” sind die früheren Ausgaben der GU-Berichte zu finden. O Neuer Prorektor gewählt Antworten auf viele Fragen gab der Industrietag 2016. Der Senat der Hochschule Esslingen wählte als neuen Prorektor für Lehre und Qualitätsmanagement Prof. Dr. Thomas Brunner. Prof. Dr. Brunner lehrt Informatik und Elektrotechnik. Er ist seit 2010 Prodekan und Studiengangleiter an der Fakultät Fahrzeugtechnik. Seit vier Jahren gehört er zudem dem Hochschulrat an. Er ist Koordinator des Promotionskollegs Hybrid und Betreuer des Formula-Student-Teams „Rennstall“. O Tag der Nachhaltigkeit an der Hochschule Esslingen 2016: Windkraf Windkraftt in Baden-Württemberg Weiter beleuchtete GU-Dekan Prof. Dipl.Ing. Gerhard Fetzer das Thema Nachhaltigkeit, das ja nicht neu sei, sondern z. B. schon im badischen Forstgesetz von 1833 angespochen worden sei: Man dürfe nur so viel Holz einschlagen, wie wieder nachwachse. Übrigens sei auf der Rückseite der alten deutschen 50Pfennig-Münze eine Frau abgebildet, die - ganz im Sinne der Nachhaltigkeit - ein Bäumchen pflanze. Martin Dehli Windkraft in Baden-Württemberg Tag der Nachhaltigkeit an der Hochschule Esslingen Bei den “Nachhaltigkeitstagen BadenWürttemberg” standen auch im Jahr 2016 eine ganze Reihe von Veranstaltungen auf dem Programm. Damit machte die Landesregierung auf das Erfordernis aufmerksam, haushälterisch mit den Ressourcen umzugehen und durch Nachhaltigkeit im Denken, Handeln und im täglichen Leben positive Initiativen auszulösen. Seit mehreren Jahren widmet sich auch die Hochschule Esslingen (HE) der Thematik der Nachhaltigkeit. So lud die Hochschule zum “Tag der Nachhaltigkeit” am 3. Juni 2016 ein, bei dem mit einer breit angelegten Informationsveranstaltung das Thema “Windkraft in Baden-Württemberg” beleuchtet wurde. Die Organisation lag in den Händen des “Studienzentrums für Nachhaltige Entwicklung” (SNE) der HE. Den Auftakt der Veranstaltung, die von GU-Professor Dr.-Ing. Hermann Knaus in seiner Eigenschaft als Leiter des SNE moderiert wurde, machte das Grußwort von Esslingens Oberbürgermeister Dr. Jürgen Zieger. Dieser unterstrich, dass das Ziel der Nachhaltigkeit in der Stadt Esslingens Oberbürgermeister Dr. Jürgen Zieger Esslingen einen hohen Stellenwert habe. So wolle man bis zum Jahr 2025 die Emissionen an CO2 um 25 % vermindern; auf diesem Wege habe man bereits 12,5 % erreicht. So seien die Planungen für Esslingens Neue Weststadt auf null CO2-Emissionen ausgerichtet. Freilich bewege man sich bei der Nachhaltigkeit - wie auf vielen anderen Politikfeldern - “auf der Flughöhe des Allgemeinen”; die Wirklichkeit müsse zeigen, ob aus Absichten auch Erfolge würden. In seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Neckar-Elektrizitätsverbandes wisse er, dass einem gerade auch beim Thema Windkraft der Wind kräftig ins Gesicht blase - etwa bei der Frage des Baus von Windkraftanlagen auf den Höhen des Schurwaldes. Auch habe die Politik hinsichtlich des Baus der nötigen“ Stromautobahnen” von den nördlichen, windhöffigen Gebreiten Deutschlands zu den Verbrauchsschwerpunkten in Süddeutschland keinen anderen Weg gefunden, als die Verkabelung vorzuschreiben, obwohl dies im Vergleich zu Freileitungen siebenmal so teuer sei. Im Folgenden wandte sich der Rektor der Hochschule Esslingen, Prof. Dr. rer. nat. Christian Maercker, an die Zuhörer. Er betonte, dass die HE den Begriff der Nachhaltigkeit in ihrem Leitbild verankert habe. Beim Projekt “WindForS” arbeite man mit anderen Hochschulen zusammen. In Sachen Energiespeicherung sei man am HE-Institut für Nachhaltige Energie und Elektromobilität (INEM) aktiv, und in der Fakultät GU würden nach Fertigstellung des neuen GU-Laborgebäudes beste Voraussetzungen vorhanden sein, um entsprechende anwendungsbezogene Forschung zu Fragen der energetischen Nachhaltigkeit zu betreiben. Dekan Prof. Dipl.-Ing. Gerhard Fetzer Vor 16 Jahren habe man das erste Erneuerbare-Energien-Gesetz auf den Weg gebracht. Nun stehe man - weil der Umfang der Erzeugung von Grünstrom fast ein Drittel der Gesamtstromerzeugung betrage - vor großen Herausforderungen, da die Stromnetze allmählich in Bedrängnis gerieten. Auch sei das Problem der Stromspeicherung absehbar. Umfassende Lösungen zu vertretbaren Kosten müssten erst noch gefunden werden. Denkbar sei es, Stromüberschüsse in Wasserstoff oder Methan umzuwandeln oder auch direkt für die Wärme- und Kälteerzeugung zu nutzen. Dies alles sei freilich nicht zum Nulltarif zu haben. Schwachwindanlagen für Baden-Württemberg Der erste Vortrag wurde von Prof. Dr. Cheng vom Lehrstuhl für Windenergie der Universität Stuttgart gehalten. Sein Thema lautete: “Technisches Entwicklungspotenzial bei der Windkraftnutzung in der Region”. Rektor Prof. Dr. Christian Maercker 21 Tag der Nachhaltigkeit an der Hochschule Esslingen 2016: Windkraf Windkraftt in Baden-Württemberg mit Wärmespeichern, deren Wärme zeitverschoben über einen Dampfkraftprozess wieder teilweise in Strom umgewandelt werden könne. O Standortmessungen bringen näheren Aufschluss Prof. Dr. Cheng (Universität Stuttgart) Der Vortragende wies eingangs auf den Forschungscluster “WindForS” hin, in dem eine Reihe von windkraftbezogenen Forschungsvorhaben gebündelt würden. Er plädierte für eine mehr regional bezogene und weniger globale Sichtweise bei der Energieversorgung. Hierzu könnten auch Windkraftanlagen beitragen. Auf die Frage nach der “besten Windkraftanlage” gebe es keine eindeutige Antwort, da die Auslegung und der Betrieb von Windkraftanlagen von den standortspezifischen Randbedingungen abhänge. Hierzu zählten die Windhöffigkeit, die Möglichkeiten der Netzeinbindung, Fragen der Akustik sowie der ertragsund bedarfsorientierten Regelung. Würden Anlagen, die für Starkwindgebiete ausgelegt seien, in Schwachwindgebieten eingesetzt, so wäre zwar ein angemessener Stromertrag, aber eine geringere Auslastung die Folge. Speziell auf Schwachwindgebiete ausgelegte Anlagen mit großen Rotoren und geringerer Leistungsdichte würden demgegenüber zwar zu einer niedrigeren Leistungsspitze, aber zu einer gleichmäßigeren Stromerzeugung führen. Bei Schwachwindanlagen mit ihren großen Rotoren seien zur Verringerung von Geräuschen niedrigere Drehzahlen sinnvoll; auch sei ratsam, hohe Turmkonstruktionen vorzusehen, um größere Höhen mit ihren gleichmäßigeren Windströmungen zu erreichen. Wichtig sei auch eine verlässliche Kurzzeitvorhersage über die zu erwartenden Windverhältnisse. Hierzu gebe es Ansätze, entsprechende Informationen mithilfe von Lasertechniken (Lidar) zu gewinnen. Da die finanzielle Bewertung des Windstroms künftig stärker von der bedarfsgerechten Erzeugung abhänge, müsse man einen Mehrwert des Windstroms dadurch schaffen, dass Windparks mit Speichersystemen kombiniert würden - etwa 22 Darauf berichtete Prof. Dr.-Ing. Hermann Knaus in einem Kurzbeitrag über “Erfahrungen bei der Standortsuche für Windkraftanlagen” im ostschweizerischen Rheintal. U. a. zeigte er auf, dass ein allgemein gefasster Windatlas, wie er etwa in der Schweiz vorliege, noch nicht schlüssige Aussagen über die Windhöffigkeit eines speziellen Standortes liefern könne, sondern meist nur mittlere Windgeschwindigkeiten aufführe. Es bedürfe deshalb detaillierter Aussagen, die sich durch genaue Standortmessungen gewinnen ließen. Im von ihm untersuchten Gebiet am Fläscherberg bei Balzers (Liechtenstein) hätten z. B. unregelmäßig auftretende Föhnwinde eine starke Wirkung; daneben spiele das örtliche Gelände eine wesentliche Rolle, da hier der Kanaleffekt (Tunneleffekt) oder der Hügel-Effekt von Belang sei. Neben detaillierten Messungen könnten auch standortbezogene Simulationsrechnungen nützlich sein. Prof. Dr. Knaus stellte entsprechende Ergebnisse vor, wie sie beispielsweise für den Standort “Alp Lida” vorlägen, wo die Bergkante einen starken Einfluss ausübe. Schließlich benannte er örtliche Turbulenzen als ausschlaggebend für die mechanischen Beanspruchungen, denen Windkraftanlagen standzuhalten hätten. O Prof. Dr.-Ing. Hermann Knaus Energietechnik-Lehrangebote für den Ingenieur-Nachwuchs Als weiterer Vortragender seitens der Hochschule Esslingen stellte Prof. Dr. Dr. h.c. Rainer Würslin die fachlichen Prof. Dr. Dr. h.c. Rainer Würslin Lehrangebote der HE-Fakultät Mechatronik Elektrotechnik vor, um zu Fragen der Windenergienutzung beizutragen. Die mechatronisch-elektrotechnischen Grundlagen in den ersten beiden Semestern enthielten z. B. Vorlesungen über Elektrotechnik sowie Messtechnik. In den höheren Semesern würden u. a. die Lehrinhalte “Elektrische Anlagen und regenerative Energien”, “Komponenten der Automatisierungstechnik”, “Elektrische Antriebssysteme” sowie “Software und Netze” angeboten. Hierzu gehörten Module wie “Elektrische Maschinen”, “Leistungselektronik”, “Energieübertragung”, “Hochspannungstechnik und Netzmanagement” sowie “Regenerative Energien”. Man bringe dementsprechende Kompetenzen und Erfahrungen auch in anwendungsbezogene Forschungsvorhaben ein; hierzu zählten etwa die Aktivitäten zum Projekt “Windy Cities”. O Kleinwindkraftanlagen für den Hausgebrauch? Über die vorgesehenen Beiträge der Hochschule Esslingen zum Projekt “Windy Cities” berichtete im Anschluss Prof. Dr. Martin Neuburger. Für die Windkraftnutzng in Großanlagen seien heute große Investitionen nötig. Demgegenüber sei die Windkraftnutzung in Kleinanlagen für Privathaushalte noch zu wenig im Fokus. Hier wolle das Projekt “Windy Cities” Abhilfe schaffen, bei dem die Hochschulen Esslingen und Stuttgart sowie die Universität Stuttgart zusammenarbeiteten. Große Windkraftanlagen seien auf laminare Strömungen hin optimiert; bei Kleinwindkraftanlagen im städtischen Umfeld müsse mit schwierigen turbulenten Strömungsverhältnissen, raschen Lastwechseln und niedrigen Windge- Tag der Nachhaltigkeit an der Hochschule Esslingen 2016: Windkraf Windkraftt in Baden-Württemberg BUND Baden-Württemberg. Ihre Organisation sehe sich als parteipolitisch neutral, jedoch nicht unpolitisch, da man als umweltpolitischer „Lobbyverband“ gewissermaßen ein „Anwalt der Natur“ sei. In Baden-Württemberg habe man rund 90.000 Mitglieder und Förderer. Prof. Dr. Martin Neuburger schwindigkeiten gerechnet werden, die man im Kleinwindkanal der Hochschule Esslingen mit 3 kW Leistung simulieren wolle. Bei den Generatoren wolle man Synchron-, Asynchron-, Transversal- und Reluktanzmaschinen mit Direktantrieb oder Getriebe berücksichtigen; bei der Leistungselektronik gehe es um DC/DCWandler, Inverter und Multilevel-Umrichter. Weiter seien heikle akustische Probleme ins Auge zu fassen. Bei Fragen der Energiespeicherung sei eine Zusammenarbeit mit dem Institut INEM der HE vorgesehen, wobei Hochtemperaturspeicher, Redox-Flow-Systeme und Lithium-Ionen-Zellen im Blickfeld seien. Man strebe einen wissenschaftlichen Hub durch einen ganzheitlichen Ansatz an, der zum Ziel habe, die Windkraftnutzung für private Haushalte möglich zu machen. O Man kämpfe für die Energiewende, soweit diese die Ziele “Mehr Energie-effizienz, mehr Energie einsparen, erneuerbare Energien ausbauen” anstrebe. Es gelte, “planetare Grenzen” zu berücksichtigen; dabei betrachte der BUND den Klimaschutz und den Erhalt der biologischen Diversität als gleichrangig. Ziel sei ein naturverträglicher Windenergieausbau. Dabei sei die richtige Standortwahl besonders wichtig. Der BUND präferiere eine überregionale Suche von Standorten, wobei eine Bündelung von Windkraftanlagen mit großer Leistung vonnöten sei und man nahe an der vorhandenen Infrastruktur bleiben solle. Wälder mit über 140 Jahre alten Bäumen seien ein Tabu-Bereich. Es gelte, Wissenslücken zu schließen, das Monitoring und die Forschung zu intensivieren, ausdifferenzierte Datenbanken zu erstellen und Artenschutzgutachten zu berücksichtigen. Weiter sei die Beteiligungvon Bürgern und Bürgerinnen erforderlich, wobei man auf eine frühzeitige und echte Beteiligung der Bürgerschaft sowie der Umweltverbände Wert lege. Als Risiken der Windenergie für den Artenschutz benannte Frau PilarskyGrosch den Vogel- und Fledermausschlag, die Einschränkung von Lebensräumen, die Verursachung von Stress, die Beeinträchtigung der Migration und den Habitatverlust. Windige Sache? - Kleinwindkraftanlage im städtischen Umfeld Windenergie und Naturschutz Für den Bund Naturschutz und Umwelt Deutschland (BUND) sprach hiernach Sylvia Pilarsky-Grosch über das Thema “Windenergie und Naturschutz: Miteinander vereinbar?!” in ihrer Eigenschaft als Landesgeschäftsführerin des Ein besonderes Augenmerk verdiene der Rotmilan, von dem es in Baden-Württemberg ein sehr hohes Vorkommen gebe: Hier seien 19 bis 33 % des Bestands in Deutschland und 10 bis 17 % des Weltbestandes heimisch. Man rechne mit einem Gesamtbestand von 2.600 bis 3.300 Revierpaaren, wovon 2.580 Revierpaare kartiert seien. Hohe RotmilanDichten seien freilich selten. Auch innerhalb eines Rotmilan-Dichtezentrums sei ein Windenergie-Ausbau unter bestimmten Bedingungen möglich. Der LUBW vertrete die Auffassung, dass auf 89 % der Windpotenzialflächen der Rotmilan als „Windkraftbremse“ fast keine Rolle mehr spiele. Offene Wiesen und Weiden - auch im Nahbereich von Windkraftanlagen - seien bevorzugte Nah- Sylvia Pilarsky-Grosch, BUND-Landesgeschäftsführerin rungsflächen, wobei der Rotmilan den Blick auf den Boden richte und deshalb die Windkraftanlage übersehe. Es sei ein “Mahdmanagement” anzuraten, wobei z. B. nahe gelegene Anlagen während und nach der Mahd abzuschalten seien. Rotmilanvorkommen - Hoffnung von Windkraftgegnern? (Quelle: all-free-photos) Was die Fledermäuse betreffe, zeigten diese 85 % ihrer Gesamtaktivität bei Windgeschwindigkeiten von weniger als 5 m/s. Der höchste Schlag sei zwischen Mitte Juli und Mitte Oktober zu beobachten. Als Maßnahme zur Verminderung der Gefährdungslage sei an eine Abschaltautomatik in Zeiten erhöhter Fledermausaktivität in Verbindung mit einem Gondelmonitoring zu denken. O Neue Landesregierung: Bekennt sich zur Windstromerzeugung Dr. Till Jenssen vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, Referat 64 Erneuerbare Energien, berichtete im Folgenden über “Energiewende und Windenergie – Bilanz und Ausblick für BadenWürttemberg”. Er zitierte anfangs eine - als alternativloses Postulat formulierte - Zielsetzung von Angela Merkel aus dem Jahr 2010: „Wir sichern die Energieversorgung. Sie soll zuverlässig, bezahlbar und umweltfreundlich sein. ... Das Zeitalter von Kohle und Öl geht zu Ende. Bis 2050 sollen 80 % des Stroms aus erneuerbarer Energie stammen - das wäre Weltrekord.“ 23 Tag der Nachhaltigkeit an der Hochschule Esslingen 2016: Windkraf Windkraftt in Baden-Württemberg Der Referent wies in diesem Zusammenhang auf die drei Zielsetzungen Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit hin. Dazu benannte er die folgenden Punkte: - Versorgungssicherheit (sicher, effizient, verbraucherfreundlich): Ressourcenverfügbarkeit; Lieferabhängigkeit vom Ausland; Versorgungszuverlässigkeit, Versorgungsqualität - Wirtschaftlichkeit: Energiepreise; Preisstabilität; Verteilungsgerechtigkeit; Innovations- und Industriepolitik - Umweltverträglichkeit: Klimaschutz; Natur- und Landschaftsschutz; Emissionsschutz; Ressourcenschutz Dr. Jenssen benannte zu allen drei Punkten Beispiele. Hinsichtlich der Versorgungssicherheit verdeutlichte er, dass nach der Stilllegung der Kernkraftwerke in Deutschland im Jahr 2022 fossile Kraftwerke (vor allem Kohle- und Gaskraftwerke) nötig seien, um schwache Beiträge von Wind- und Solarstrom etwa im Spätherbst auszugleichen. Auch in Starkwindzeiten müssten Kohle- und Gaskraftwerke die Lücken in der Grünstromerzeugung flexibel schließen. Nach der Stilllegung der Kernkraftwerke in Deutschland im Jahr 2022: Fossile Kraftwerke sind unverzichtbar, um die schwachen Beiträge von Wind- und Solarstrom etwa im Spätherbst (Bild rechts) auszugleichen. Auch bei starker Wind- und Solarstromerzeugung (Bild links) müssen Kohle- und Gaskraftwerke die Lücken flexibel schließen. schung (ZSW) weise aus, dass es gelingen könnte, den Endenergieverbrauch im Lande von 280 Mrd. Kilowattstunden im Jahr 2014 auf 155 Mrd. Kilowattstunden im Jahr 2050 zu vermindern; gleichzeitig solle der Anteil erneuerbarer Energien von 13 % im Jahr 2014 auf 75 % im Jahr 2050 gesteigert werden. Die Planungen der früheren baden-württembergischen Landesregierung hätten vorgesehen, dass bis 2020 Strom aus Wasserkraft 8 %, aus Bioenergie 8 %, aus Wind 10 % und aus Sonne 12 % Anteil an der Bruttostromerzeugung in Baden-Württemberg erreichen sollten. Dr. Jennsen wies darauf hin, dass die Novellierung des Erneuerbare-EnergienGesetzes 2016 (EEG 2016) nicht dazu Dr. Till Jenssen (Umweltministerium) Weiter machte der Vortragende auf energiepolitische Eckpunkte des Koalitionsvertrags der jetzigen baden-württembergischen Landesregierung aufmerksam: Dort heiße es: „Wir wollen die Dekarbonisierung von Strom, Wärme und Verkehr bis zur Mitte des Jahrhunderts vorantreiben. Die Energiewende beruht auf einem breiten gesellschaftlichen Konsens. Wir wollen den eingeschlagenen Weg weiterentwickeln. Um erfolgreich zu sein, gilt es, die vorhandenen Potenziale bei Sonnenenergie, Windkraft, Wasserkraft, Biomasse und Geothermie verantwortungsbewusst zu nutzen.Wir werden den Windenergieausbau in Baden-Württemberg in den kommenden Jahren fortsetzen.“ Eine Szenariorechnunmg des Zentrums für Solarenergie- und Wasserstoff-For24 Bis 2020 sollen Strom aus Wasserkraft 8 %, aus Bioenergie 8 %, aus Wind 10 % und aus Sonne 12 % Anteil an der Bruttostromerzeugung in Baden-Württemberg erreichen. 2015 erreichte die Windstromerzeugung einen Anteil von gut 1 %. verhelfen könne, das Land seinen Zielsetzungen näher zu bringen; das Umweltminsterium setze deshalb hinsichtlich der Novellierung große Fragezeichen. Bedauerlich sei etwa, dass man die kostenintensivere Windstromerzeugung in den süddeutschen Schwachwindgebieten nicht stärker begünstige; stattdessen bevorzuge das EEG 2016 die kostengünstigere landgestützte Windstromerzeugung in den norddeutschen Starkwindgebieten. Der Referent benannte zum Ende seines Beitrags eine Reihe rechtlicher Regelungen, mit denen die Genehmigungspraxis für Windkraftparks erleichtert werde und in guten Bahnen verlaufen könne. In der Diskussion wurde angemerkt, dass Langfristszenarien - etwa bis zum Jahr 2050 - für deren Ersteller den Vorteil der Unverbindlichkeit besäßen, da die Überprüfbarkeit in weiter zeitlicher Ferne liege. Demgegenüber eigneten sich mittelfristige Zielsetzungen eher, den Unterschied zwischen Wunsch und Wirklichkeit zu illustrieren: Das 10-%-Ziel der früheren Landesregierung für den Anteil der Windstromerzeugung in Baden-Württemberg im Jahr 2020 sei wohl kaum zu erreichen, denn im Jahr 2015 sei nur ein Anteil von gut 1 % erreicht worden. O Führt mehr Bürgerbeteiligung zu besserer Akzeptanz von Windenergieprojekten? Darauf berichtete Dr. Marco Sonnberger vom Zentrum für Interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung (Zirius) der Universität Stuttgart über das Thema “Akzeptanz und Bürgerbeteiligung bei lokalen Windenergieprojekten”. Tag der Nachhaltigkeit an der Hochschule Esslingen 2016: Windkraf Windkraftt in Baden-Württemberg Einflussfaktoren auf die lokale Akzeptanz von Erneuerbare-Energien-Projekten (z. B. örtlichen Windkraftanlagen) seien: - die Verfahrens- und Verteilungsgerechtigkeit - die wahrgenommenen Vorteile - die wahrgenommenen Nachteile bzw. Risiken - das Vertrauen in Entscheidungsträger - die allgemeine Einstellung zur Technologie - das Umweltbewusstsein - die Eigentumsverhältnisse (lokale Beteiligung) - die lokale Verbundenheit Ein Land im Trassenhass? - Geringe Akzeptanz von Stromautobahnen für die Energiewende Zunächst erläuterte er verschiedene Formen der Akzeptanz: - Bei der sozio-politischen Akzeptanz sei das Akzeptanzobjekt eine bestimmte Technologie bzw. die damit verbundenen Politiken (z. B. die CO2-Abscheidung und -Speicherung). Die Zielgruppen der Akzeptanz (die “Akzeptanzsubjekte”) seien die allgemeine Öffentlichkeit, die am Projekt finanziell Beteiligten sowie Politiker. - Bei der lokalen Akzeptanz sei das Akzeptanzobjekt ein konkretes Technologieprojekt auf örtlicher Ebene (z. B. die Errichtung eines Windparks). Die Akzeptanzsubjekte seien Interessenten für eine örtliche finanzielle Beteiligung, die örtliche Bevölkerung (insbesondere betroffene Bürger) sowie die kommunale Verwaltung. -Bei der Marktakzeptanz seien das Akzeptanzobjekt bestimmte technologische Produkte (z. B. Aufdach-Solaranlagen) oder mit der entsprechenden Technologie assoziierte Dienstleistungen (z. B. Ökostrom). Die Akzeptanzsubjekte seien die potenziellen Konsumenten, Investoren sowie Unternehmen. Kriterien für eine gelungene Partizipation seien - die Transparenz, die an folgenden Prüfsteinen gemessen werde: Wie wurden Teilnehmende bzw. die finanziell Beteiligten ausgewählt, und wie wurde ihre Meinung in den Prozess integriert? Sind die Kommunikationsprozesse und die einzelnen Schritte des Beteiligungsprojekts offen nachzuvollziehen? Windenergie innerhalb und außerhalb Baden-Württembergs Für die Energie Baden-Württemberg (EnBW) sprach anschließend Holger Schäfer - zugleich auch Sprecher des Vorstandes der Stiftung “Energie und Klima Baden-Württemberg” - zum Thema ”Windenergie in Baden-Württemberg aus Sicht der EnBW”. - die Kompetenz, die an folgenden Prüfsteinen gemessen werde: Ist eine entsprechende Expertise in den Prozess integriert? Können die Teilnehmenden die Problematik vollkommen durchdringen? - die Fairness, die an folgenden Prüfsteinen gemessen werde: Sind alle finanziell Beteiligten und/oder Betroffenen repräsentiert? Haben alle dieselben Möglichkeiten, sich in den Beteiligungsprozess einzubringen? - die Effizienz, die an folgenden Prüfsteinen gemessen werde: Befinden sich die investierten Ressourcen und der anvisierte Nutzen in einem sinnvollen Verhältnis? Sind die eingesetzten Methoden sinnvoll? - ein klares Mandat, das an folgenden Prüfsteinen gemessen werde: Was ist der Entscheidungsspielraum? Was wird von den Teilnehmenden erwartet? - die Vielfalt, die an folgendem Prüfstein gemessen werde: Werden alle unterschiedlichen Perspektiven und relevanten Disziplinen in den Prozess miteinbezogen? - die Professionalität, die an folgendem Prüfstein gemessen werde: Ist der Prozess sinnvoll strukturiert (Moderation, Kommunikation der Ergebnisse usw.)? Dr. Marco Sonnberger (Zirius) Auf jeden Fall sei jedoch ein Beteiligungsprozess ein legitimes Mittel, um Akzeptanz zu erzielen und begründete Entscheidungen zu fällen. Verfahren der Beteligung stärkten die örtliche Gemeinschaft, erhöhten die Entscheidungsqualität, legten die Präferenzen und Interessen der Bevölkerung offen und verhülfen dazu, das eigene Lebensumfeld sinnvoll zu gestalten. O Der Vortragende betonte, dass es keine eindeutige Antwort auf die Frage gebe, ob ein Beteiligungsprozess die Akzeptanz eines Vorhabens fördere oder nicht. Holger Schäfer (EnBW) Er definierte die EnBW als “großes Stadtwerk”: Man nehme alle wichtigen Aufgaben wahr, die auch ein Stadtwerk ausübe - von der Strom- und Gasversorgung über die Fernwärmeversorgung bis hin zur Wasserversorgung. Dabei verwirkliche man - neben den Aufgaben großräumiger Versorgung - auch dezentrale örtliche Lösungen. Die Unternehmenspolitik der EnBW folge der Leitlinie “Aus der alten Energiewelt hin zur Energieversorgung der Zukunft”. Dem Klimaschutz und den erneuerbaren Energien komme dabei wesentliche Bedeutung zu. Allerdings sei dies nicht umsonst zu haben: So betrage die Umlage gemäß “Erneuerbare-EnergienGesetz” (EEG), die von den Stromkunden zu bezahlen sei, für 2016 weit über 20 Mrd. Euro - mit steigender Tendenz. Die EnBW strebe in ihren verschiedenen Geschäftsfeldern bis zum Jahr 2020 nennenswerte Schwerpunktverschiebungen an: Die Anteile am Umsatz seien dann wie folgt zu erwarten: Netze: 42 %; Erneuerbare Energien: 29 %; Vertrieb 17 %; Erzeugung und Handel: 13 % 25 Tag der Nachhaltigkeit an der Hochschule Esslingen 2016: Windkraf Windkraftt in Baden-Württemberg Holger Schäfer berichtete über die beiden seegestützten Windkraftparks Baltic 1 und Baltic 2 in der Ostsee, an denen die EnBW mehrheitlich beteiligt sei. Die Ostsee als Binnenmeer eigne sich leichter für Windkraftparks als die rauhere Nordsee. Größere Windkraft-Aktivitäten bezögen sich auch auf Standorte in der Türkei: Dort werde man an Windund Wasserkraftwerksleistung etwa 1000 Megawatt verwirklichen. Auch bei der landgestützten Windkraftnutzung sei die EnBW aktiv - nicht zuletzt in Süddeutschland. Die Windstromerzeugung im Binnenland habe den Vorzug, dass sie näher an den Verbrauchsschwerpunkten liege; die eingesetzte Technik sei u. a. unter dem Gesichtspunkt einer gleichmäßigeren Stromerzeugung auszuwählen. Der Vortragende schilderte die Einzelschritte auf dem Weg hin zur Verwirklichung: Nach der Flächenakquise folgten die Phasen der Genehmigungsvorbereitung, der Genehmigung, des Baus, des Betriebs und der Instandhaltung sowie schließlich das “Repowering” bzw. der Rückbau. Bis zur Inbetriebnahme seien 2,5 bis 4 Jahre anzusetzen; hinsichtlich der Lebensadauer rechne man mit 20 bis 25 Jahren. Das System “Power-to-Gas” hat gegenüber anderen Speichertechniken hinsichtlich Langzeitspeicherung und eingespeicherter Energiemenge Vorteile. Löst das Power-to-Gas-System das Speicherproblem? Der letzte Vortrag wurde von Dipl.-Ing. Anton Kaifel, Mitarbeiter am Zentrum für Solarenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW), gehalten. Er sprach über “Die Rolle der Windenergie für eine 100% erneuerbare Energieversorgung von Kommunen und Regionen”. Ein wichtiges Thema sei die - auf den Projektverlauf abgestimmte - Kommunikation und die Bürgerbeteiligung, die auf die Akzeptanz des Projekts hinzielten. Realistischerweise sei dabei mit zum Teil nennenswerten Hemmnissen zu rechnen. Weiter ging Holger Schäfer auf die Novellierung des Erneuerbare-EnergienGesetzes 2016 ein: Der Weg, durch ein Ausschreibungsverfahren Wettbewerbselemente in den Ausbau von Grünstromerzeugungsanlagen einzuführen, sei zu begrüßen. Die erste Ausschreibung sei für Anfang Mai 2017 vorgesehen. Da in Baden-Württemberg durch den Wegfall der Stromerzeugung aus Kernenergie mittelfristig Engpässe nicht auszuschließen seien, komme dem Netzausbau eine entscheidende Bedeutung zu. O Elektrolyse: Wasserstoff aus Grünstrom 26 speicherwerke zwar die wirtschaftlichste Lösung seien, ein weiterer forcierter Ausbau im erforderlichen großen Umfang jedoch keine Akzeptanz in der Bevölkerung finden werde. Eine Lösung sei mit dem System “Power-to-Gas” erkennbar, das hinsichtlich Langzeitspeicherung und eingespeicherter Energiemenge Vorteile aufweise. Es beruhe auf der Nutzung von Grünstrom zur Aufspaltung von Wasser (H2O) in Wasserstoff (H2) und Sauerstoff (O2) mittels der Elektrolyse. H2 könne dann in der bestehenden Gasversorgungsstruktur dem Erdgas (überwiegend Methan (CH4)) beigemischt werden, bei Bedarf gespeichert werden bzw. auch über weite Entfernungen zum jeweiligen Ort der Anwendung transportiert werden. Dipl.-Ing. Anton Kaifel (ZSW) Der Vortragende wies zunächst darauf hin, dass es in Deutschland bei der Einspeisung von Grünstrom ins Netz immer häufiger dazu komme, dass der Umfang des gerade benötigten Stroms geringer als die Einspeisemenge sei. Dies führe zu einem negativen Strompreis - d. h. der Netzbetreiber müsse für den abgenommenen Strom bezahlen. So habe z. B. in der Zeit vom 7. bis zum 9. Mai 2016 der Börsenpreis zeitweilig - 3,5 Cent je kWh betragen, weil zu viel Solarstrom ins Netz eingespeist worden sei. Gemäß dem politisch gewollten weiteren Ausbau der Grünstromerzeugung stelle sich also mehr und mehr die Frage nach einer zeitweiligen Speicherung von Überschuss-Strom. Dipl.-Ing. Kaifel machte darauf aufmerksam, dass beim Vergleich verschiedener Speichertechniken Pump- Da der Umfang der Zumischung von Wasserstoff zum Erdgas begrenzt sei, wäre auch denkbar, aus Wasserstoff (H2) und Kohlendioxid (CO2) synthetisches Methan (CH4) zu erzeugen und dieses dem Erdgas - theoretisch in unbegrenztem Umfang - beizumischen. Mithilfe von z. B. hocheffizienten Gas- und Dampfturbinen(GuD)-Kraftwerken könne H2 oder CH4 wieder in Strom umgewandelt werden. Beim Weg “Grünstrom --> CH4 --> Strom” sei mit einem Gesamtwirkungsgrad von etwa einem Drittel zu rechnen. Umwandlung von Strom in Wärme als technische Option Tag der Nachhaltigkeit 2016 Brauchen wir einen Kapazität smarkt bei der Stromversorgung? Kapazitätsmarkt Stromversorgung? Im Folgenden stellte Dipl.-Ing. Kaifel eine Untersuchung vor, die sich auf die Stadt Heubach am Rand der Schwäbischen Alb bezog. In diesem energiewirtschaftlichen Kleinraum, der jährlch etwa 75 Mio. kWh Strom im Jahr benötige, sei eine Strom-Vollversorgung mit Wind-, Solarund Biogas-Strom möglich, soweit zur Speicherung das System “Power-toGas” zusätzlich eingesetzt werde. Kapazitätsmarkt Rechnungen hätten gezeigt, dass bei einer der möglichen betrieblichen Varianten hierzu 62 % Windstrom, 19 % Solarstrom, 11 % Biogas-Strom und 7 % Strom aus dem Power-to-Gas-System dienen könnten; 1 % Strom komme aus Batteriespeicheranlagen. In der Szenariorechnung sei eine jährliche Betriebsdauer einer Power-to-Gas-Anlage von 3.500 bis 4.000 Stunden unterstellt. Bei der Diskussion hierüber wurde angemerkt, dass die Betrachtung von kleinräumigen Versorgungsgebieten nur hypothetisch sei, da innerhalb der EU eine großräumige Stromversorgung verwirklicht sei, die eine weit kostengünstigere Stromversorgung ermögliche. Auch sei im globalen Wettbewerb damit zu rechnen, dass sich z. B. Industriebetriebe im betrachteten kleinräumigen Gebiet kurzfristig erweitern würden oder auch schließen müssten; auf solche raschen Veränderungen könne ein allein örtlich aufgebautes Stromversorgungssystem kaum zeitnah reagieren. Auch setze ein System, das auf 100 % Grünstrom beruhe, Mittel der Zwangsbewirtschaftung voraus, die den Grundsätzen der freien Marktwirtschaft widersprächen. O ---------------------------------------Brauchen wir einen Kapazitätsmarkt bei der Stromversorgung? Eine Stellungnahme des Umweltministeriums Baden-Württemberg Strom wird an der Strombörse zurzeit nur entsprechend seiner Energie bewertet und nicht zusätzlich auch nach seiner Leistung - er wird also nur nach Kilowattstunden abgerechnet und nicht zusätzlich auch nach Kilowatt. Dies hat negative Rückwirkungen auf die Versorgungssicherheit. Das Umweltministerium Baden-Württemberg sorgt sich deshalb, dass es mittelfristig zu Leistungsengpässen kommen könne, und plädiert darum für einen zusätzlichen Kapazitätsmarkt. Die GU-Berichte drucken die entsprechende Stellungnahme des Ministeriums im Wortlaut ab: Sonne und Wind statt Kernenergie und Kohle: Weil sich unsere gesamte Stromversorgung verändert, müssen wir auch den Energiemarkt umgestalten. In der wissenschaftlichen und politischen Diskussion sind daher zur Zeit Kapazitätsmechanismen angedacht. Sie sollen den bereits existierenden Energy-only-Markt ergänzen, um das hohe Niveau an Versorgungssicherheit auch zukünftig gewährleisten zu können. Der Großteil der Stromhandelsgeschäfte werden an der Leipziger Strombörse abgeschlossen. Dabei gilt: Nur tatsächlich gelieferte Energie wird bezahlt, und jene Kraftwerksbetreiber mit den günstigsten Geboten erhalten den Zuschlag. Zunächst kommen daher die Kraftwerke mit den niedrigsten Produktionskosten (kurzfristige Grenzkosten) zum Zug - erneuerbare Energien. Dann folgen konventionelle fossile Anlagen, in der Regel zunächst Kern- und Braunkohlekraftwerke; je nachdem, wie viel Last gedeckt werden muss, können auch Betreiber von Steinkohle-, Gas- und Ölkraftwerken ihre Kapazitäten verkaufen. Strom aus diesem konventionellen Kraftwerkspark wird also nur abgenommen, wenn erneuerbare Energien nicht in ausreichendem Maße die Versorgung gewährleisten können. Aufgrund des politisch gewollten stetigen Ausbaus erneuerbarer Energien sinkt die Stromerzeugung konventioneller Anlagen. Mittlerweile wird mehr als ein Viertel der Bruttostromerzeugung aus den erneuerbaren Kraftwerken zur Verfügung gestellt. Vor diesem Hintergrund sehen viele Betreiber konventioneller Kraftwerke die Auslastung und damit Wirtschaftlichkeit ihrer Anlagen nicht mehr gewährleistet. Kraftwerksstilllegungen sind die Folge. Damit besteht die Gefahr, dass beim nächsten Engpass nicht mehr ausreichend gesicherte Leistung aus konventionellen Kraftwerken zur Verfügung steht. Auf dem Kapazitätsmarkt wäre das anders: Dort lässt sich bereits mit dem Vorhalten von Erzeugungskapazitäten Geld verdienen. Dann sind nicht nur Kraftwerke im Betrieb ein Erlösmodell, sondern auch Kraftwerke, die betriebsbereit stehen, um in Hochlastphasen Versorgungslücken zu füllen. Investitionen in moderne Technologien lassen sich durch diese Einnahmen gegenfinanzieren. Auch Stromspeicher und abschaltbare bzw. steuerbare Lasten sind Güter auf einem Kapazitätsmarkt, der Marktmecha- nismus stellt dabei Transparenz sicher. So könnten künftig Kraftwerkskapazitäten ausgeschrieben werden, und jener Betreiber bekommt den Zuschlag, der Kriterien wie Preis, Effizienz oder Klimafreundlichkeit am besten erfüllt. Nachteile des Energy-only-Marktes Grüner Strom hat Vorfahrt: Netzbetreiber müssen ihn jederzeit einspeisen - sofern die Netzsituation dies zulässt. Weil der Anteil der Energie aus erneuerbaren Quellen in den vergangenen Jahren gestiegen ist, wird immer weniger konventioneller Strom benötigt. Das ist im Pri-nzip genau das Ziel der Energiewende und der einzige Weg, unsere selbstgesetzten Klimaziele zu erreichen. Ganz ohne die konventionellen Kraftwerke kommen wir aber nicht aus. Wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint, müssen wir mittelfristig noch auf Gas- und Kohlestrom zurückzugreifen der als schnelle Reserve nur aus modernen und effizienten konventionellen Kraftwerken kommen kann. Doch die haben es auf unserem heutigen Energy-only-Markt schwer: Dort hat z. B. günstige Energie aus schwerfälligen Braunkohlekraftwerken Vorzug vor Strom aus effizienteren und klimaschonenderen Gas- und Dampf-Kraftwerken. Der grüne Strom aus Erneuerbaren verdrängt also zuerst die modernsten konventionellen Alternativen, in die deshalb nicht weiter investiert wird. Ursache ist der sogenannte Merit-Order-Effekt, der für Energieerzeuger eine Art "Kostenreihenfolge" festlegt (sprich: preisgünstigste Angebote zuerst). Kapazitätsmechanismen können in unterschiedlichem Ausmaß in den künftigen Energiemarkt integriert werden - Experten sprechen etwa von umfassenden und fokussierten Kapazitätsmärkten, je nachdem, wer bei den Auktionen bieten darf und nach welchen Kriterien die vorgehaltenen Kapazitäten entlohnt werden. Eine Alternative ist eine "stille" oder "strategische Reserve" fossiler Kraftwerke, die einmalig über eine Auktion eingekauft wird. Nachdem sich das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie nach einem breiten und transparenten Diskussionsprozess mit Fachleuten, Wirtschaft und Verbrauchern sowie unseren europäischen Nachbarn im Herbst 2015 für eine Weiterentwicklung des Energy-onlyMarktes entschieden hat, werden die dargestellten Alternativen bis auf weiteres Theorie bleiben. O 27 Grünbuch Energieeffizienz: 14 Thesen des Wirtschaftsministeriums Energiesparen durch Kuscheln zu dritt: Werbung des Wirtschaftsministeriums für Energieeffizienz. Das hat die - ideologisch hoch belastbaren - Bürger zu freuen. Die zurzeit niedrigen Preise für Öl, Erdgas und Kohle beleben die Wirtschaft und erfreuen die Bürger - denn sie schonen den Geldbeutel: Wenn schon die Steuerlast steigt und steigt, so ist jetzt zumindest das Autofahren und die Wohnungsbeheizung etwas billiger. Doch im Bundes-Wirtschaftsministerium sieht man diese Entwicklung mit Sorge: Wenn Energie billig ist, dann verringern sich die Anreize zum Energiesparen. Deshalb stellte das Ministerium jüngst sein "Grünbuch Energieeffizienz" vor. Einer der Vorschläge sieht vor, dass bei sinkenden Energiepreisen die Steuern flexibel angepasst - also erhöht - werden. Die Ziele des Grünbuchs gehen jedoch weit darüber hinaus: So sollen z. B. die Mehrkosten der Energiewende im Stromsektor auf viele Schultern verteilt werden: Der Wärmemarkt und der Mobilitätsbereich sollen dazu beitragen. Hierzu dienen die Begriffe “Sektorkopplung” und “Verteilungsgerechtigkeit”: Privathaushalte, Gewerbe / Handel / Dienstleistungen, Industrie und Verkehr sollen künftig auf mehr Stromanwendungstechniken wie Wärmepumpen, Elektrokessel und Elektrofahrzeuge umstellen. Damit soll Erdgas, Heizöl, Benzin und Dieselkraftstoff ersetzt werden - nicht nur, wenn es sich betriebswirtschaftlich rechnet, sondern auch dann, wenn es deutlich teurer wird. These 1: Efficiency First führt zur Kostenoptimierung "Efficiency First senkt die Kosten der Energiewende." Efficiency First bedeutet, Kosten und Nutzen von Energieeffizienzmaßnahmen gegenüber Alternativen zur Verringerung der Treibhausgasemissionen (sogenannte Dekarbonisierung) abzuwägen. Energie, die eingespart wird, muss nicht erzeugt, gespeichert, transportiert und bezahlt werden: Dadurch sinken die Kosten der Energiewende. These 2: Efficiency First als Leitprinzip "Das Prinzip Efficiency First muss nun in der strategischen Planung unseres Energiesystems eingesetzt werden." Jetzt kommt es darauf an, das Prinzip Efficiency First in der Praxis umzusetzen. Konkret bedeutet das, dass in Planungs- und Steuerungsprozessen immer mit bedacht werden muss, welchen Beitrag das Energiesparen für den Erfolg der Energiewende leisten kann. Das heißt, dass die Energiewende stärker von der Nachfrageseite gedacht werden muss und der tatsächliche Energiebedarf die Ausgestaltung des Energiesystems bestimmt. Das Grünbuch wird vorerst nur als “ergebnisoffene Diskussionsgrundlage” verstanden, das die Bürger zur Meinungsbildung anregen soll. Dazu wird als neue Wortschöpfung aus dem angelsächsischen Idiom “Efficiency First” lanciert, mit der den deutschen Energiesparzielen ein Hauch von Internationalität verliehen werden soll. These 3: Einführung eines Energieeffizienzgesetzes "Die Einführung eines Energieeffizienzgesetzes unterstützt den Erfolg von Efficiency First." Für das Handlungsfeld Energieeffizienz existiert bisher kein übergreifender Rechtsrahmen. Die Schaffung eines Energieeffizienzgesetzes ist eine Option dafür, das Prinzip Efficiency First erfolgreich umzusetzen. Dabei könnten z. B. auch die nationalen Effizienzziele gesetzlich verankert werden. Die GU-Berichte drucken die 14 Thesen einschließlich der Erklärungen, mit denen das Wirtschaftsministerium sein “Grünbuch Energieeffizienz” erläutert, im Folgenden im Wortlaut ab. De These 4: Instrumentarium zur Steigerung der Energieeffizienz "Die Instrumente zur Steigerung der Energieeffizienz müssen weiterentwickelt und ergänzt werden." 28 Das bisherige Instrumentarium hat eine Steigerung der Energieeffizienz in vielen Bereichen ermöglicht. Dennoch muss es weiterentwickelt und ergänzt werden, um den Primärenergieverbrauch bis 2050 zu halbieren. Diese Weiterentwicklung muss zentralen Herausforderungen Rechnung tragen. Zu diesen Herausforderungen gehören die verringerten Anreize für das Energiesparen, die sich aus den derzeit niedrigen Energiepreisen ergeben. Ebenso besteht die Notwendigkeit, den Energieverbrauch nicht nur relativ (etwa je gefahrenem Kilometer oder zu beheizendem Quadratmeter), sondern auch absolut zu senken. Mögliche ergänzende Instrumente fallen etwa in die Kategorien Preissteuerung, Mengensteuerung und Ordnungsrecht. These 5: Energiedienstleistungsmarkt "Die Entwicklung des Energiedienstleistungsmarktes muss stärker vorangetrieben werden." Die Erschließung von Energieeffizienzpotenzialen kann durch neue Dienstleistungen und Geschäftsmodelle beschleunigt werden. Zwar halten viele Privathaushalte und Unternehmen Energieeffizienz für wichtig. Angebote wie Beratungen oder Contracting-Lösungen werden aber noch zu wenig genutzt. Die Entwicklung des Energiedienstleistungsmarktes muss deshalb stärker vorangetrieben werden. These 6: Effektive Energieeinsparpolitik "Eine effektive Energieeinsparpolitik auf europäischer Ebene funktioniert am besten mit klaren Zielvorgaben." Ein nachhaltiges Energiesystem macht nicht an Ländergrenzen halt. Nationale und europäische Anstrengungen zur Steigerung der Energieeffizienz müssen sich ergänzen. Das kann auch bedeuten, verbindliche Zielvorgaben auf europäischer Ebene zu vereinbaren. These 7: EU-Gemeinschaftsinstrumente "Wo sinnvoll, sollten EU-Gemeinschaftsinstrumente verstärkt genutzt werden." Nationale und europäische Instrumente dienen gleichermaßen der Erfüllung der Energieeffizienzziele. Erfolgreiche europäische Instrumente, wie z. B. das EUEnergielabel oder EU-Ökodesign, verbinden Effizienzsteigerungen mit fairem Wettbewerb. Wo sinnvoll, sollten daher bestehende Instrumente weiterentwickelt und mit neuen Ansätzen ergänzt werden. These 8: Dekarbonisierung "Die Dekarbonisierung der Sektoren Privathaushalte, Gewerbe / Handel / Dienstleistungen, Industrie und Verkehr erfor- dert den Einsatz von Strom aus erneuerbaren Energien." Alleine durch Effizienzmaßnahmen und den direkten Einsatz erneuerbarer Energien (z. B. Solarthermie) lassen sich nach heutigem Kenntnisstand die Sektoren Privathaushalte, Gewerbe / Handel / Dienstleistungen, Industrie und Verkehr nicht dekarbonisieren. Damit in diesen Sektoren fossile Brennstoffe und Treibstoffe ersetzt werden können, ist der Einsatz von Strom aus CO2-freien und erneuerbaren Quellen notwendig. These 9: Sektorkopplung "Bei der Sektorkopplung werden Technologien verwendet, die mit wenig erneuerbarem Strom möglichst viele Brennstoffe ersetzen." Strom ist ein kostbares Gut. Daher werden bei der energiewendetauglichen Sektorkopplung vorrangig solche Technologien verwendet werden, die Strom effizient in Wärme, Kälte oder Antrieb umwandeln. Dies senkt die Kosten für die Bereitstellung von Energie und stärkt die Akzeptanz der Energiewende. These 10: Flexibilität des Stromsystems "Sektorkopplung macht das Stromsystem flexibler." Elektroautos, Wärmepumpen und Elektrokessel sind flexible Verbraucher. Elektroautos nutzen die Batterie als Speicher, und Wärme lässt sich verglichen mit Strom leicht speichern. Zukünftig können diese Sektorkopplungstechnologien ihre Stromnachfrage an das Wind- und Solarstromangebot anpassen und so einen Ausgleich zum fluktuierenden Stromangebot aus erneuerbaren Energien bieten. These 11: Dekarbonisierung und Sektoren "Jeder Sektor leistet einen angemessenen Beitrag zu den Kosten der Dekarbonisierung." Aus Gründen der Verteilungsgerechtigkeit ist es wichtig, dass alle Sektoren einen fairen Beitrag zu den Kosten der Dekarbonisierung leisten. Wird Strom in den Sektoren Privathaushalte, Gewerbe / Handel / Dienstleistungen, Industrie und Mobilität eingesetzt, müssen diese Sektoren einen angemessenen Teil der Kosten tragen, die zur Umstellung der Stromerzeugung von fossilen auf erneuerbare Quellen notwendig sind. These 12: Digitalisierung "Die Digitalisierung eröffnet neue Möglichkeiten für Mehrwertdienste und Effizienz-Dienstleistungen." Die Digitalisierung eröffnet in allen Verbrauchssektoren neue Möglichkeiten, um Energieeffizienzpotenziale zu erschließen. Neue Geschäftsmodelle sowie Organisations-, Mess- und Steuerungsoptionen für Verbraucher und industrielle Prozesse werden den Energieeinsatz optimieren. Auch neue Anwendungen, wie z. B. “Smart Home” oder “Smart Building”, können zum Erreichen der Energieeffizienzziele beitragen. These 13: Digitalisierung und erneuerbare Energien "Digitalisierung und der Einsatz von erneuerbaren Energien verändern die Kostenstruktur der Energieerzeugung - eine langfristig angelegte Effizienzstrategie muss dies berücksichtigen." Die digitale Steuerung von Energieverbrauch und hohe Investitionen in Erneuerbare Energien verändern die Kostenstruktur der Energieerzeugung. Das kann dazu führen, dass die Grundkosten für die Bereitstellung von Energie steigen ("feste Grundgebühr"), während die verbrauchsabhängigen Kosten sinken (Preis pro verbrauchter Kilowattstunde). So können z. B. Flatrate-Geschäftsmodelle entstehen. Dabei müssen Fehlanreize für einen überhöhten Energieverbrauch vermieden werden. These 14: Digitalisierung und Nachfrage "Die Digitalisierung trägt zum Ausgleich der Energienachfrage mit einer dezentralen und schwankenden Energieerzeugung bei." Digitale Steuerungstechnologien ermöglichen den automatisierten Ausgleich von Energieverbrauch und dezentraler, fluktuierender Energieerzeugung. Um die Energie- und Kosteneffizienz des Gesamtsystems bei gleichzeitiger Wahrung von Versorgungs- und Datensicherheit zu gewährleisten, müssen für die Schnittstellen zwischen Anwendungsbereichen (etwa Smart Home, Betankung in der E-Mobilität oder intelligente Integration von Photovoltaik-Eigenverbrauchsanlagen) funktionierende Standards geschaffen werden.O ------------------------------------------------------ Starke Leistungen beim 17. Lauf der Esslinger Zeitung Sportliche Fakultät GU: Von links nach rechts Steffen Parentis, Prof. Dr. Timm Heinzel, Johannes Riesle, Stephan Bachmann und Sebastian Schäfer und erreichten ohne Ausfälle das Ziel. Das Wetter spielte in diesem Jahr sehr gut mit: Es war trocken und nicht zu heiß. Davon profitierten nicht nur die Läufer auch für die zahlreichen Zuschauer war es sehr angenehm. Hervorragend organisiert wurde die Teilnahme des Hochschulteams von Diana Budde vom Akademischen Auslandsamt. Die Hochschule übernahm dankenswerterweise die Startgebühr und Anmeldung und sponsorte die Laufshirts. Unter den Hochschulangehörigen waren natürlich auch mehrere Teilnehmer aus der Fakultät GU. Insgesamt stand vor allem die Freude am Laufen, das schöne gemeinsame Ereignis und die tolle Stimmung im Vordergrund. Aber es gab auch beachtliche Einzelleistungen. So ist hier Stephan Bachmann zu nennen, der als zweitschnellster Läufer der Hochschule nach nur 40 Minuten und 28 Sekunden ins Ziel kam. Die Studentin Sabrina Roth (Studiengang Versorgungstechnik-Maschinenbau-Pädagogik) wurde mit einer Zeit von 45 Minuten und 1 Sekunde sogar sechste im Gesamtfeld der Frauen und erste ihrer Altersklasse. Es wäre spitzenmäßig, wenn sich auch im kommenden Jahr wieder einige Mitglieder der Fakultät GU - vielleicht sogar als Fakultätsteam innerhalb der Hochschule- für dieses schöne Ereignis zusammenfinden würden. Timm Heinzel Fast fünfzig Hochschulangehörige starteten beim 17. Esslinger Zeitungslauf im Juni 2016. Damit war die Hochschule Esslingen (HE) - wie schon in den vergangenen Jahren - bei diesem sportlichen Ereignis bestens vertreten. Alle Teilnehmer der Hochschule, darunter drei Professoren, liefen die zehn Kilometer lange Strecke (in vier 2,5-Kilometer-Runden) in den neuen einheitlichen blauen Sporthemden durch die Altstadt Sportsgeist pur: Die 49 Teilnehmer der HE am 17. Lauf der Esslinger Zeitung 29 diehen, aus denen sich im Verlaufe von Jahrmillionen schließlich große Kohlelagerstätten bildeten. Martin Dehli Kohlendioxid als Pflanzendünger Pflanzenwachstum: Die Welt wird grüner Gartenbesitzer berichten von einem üppigen Pflanzenwachstum. Der Klimawandel ist Wirklichkeit - dafür gibt es weltweit viele Hinweise. Wir haben uns daran gewöhnt, vor allem die negativen Auswirkungen wahrzunehmen: Die möglichen Folgen reichen von einer globalen Erwärmung über eine Versauerung der Ozeane bis hin zum vermehrten Auftreten extremer Wetterereignisse wie Dürren oder tropische Wirbelstürme. Über den Klimawandel gibt es jedoch auch Erfreuliches zu berichten. 6 CO2 + 6 H2O --> C6H12O6 + 6 O2 Dass CO2 das Wachstum von Pflanzen anregt, ist schon lange bekannt. Über die Fotosynthese wandeln sie Kohlendioxid und Wasser mithilfe des Blattgrüns (Chlorophylls) sowie mit Sonnenlicht in Kohlehydrate - z. B. Zucker - um. Nun hat eine internationale Forschergruppe unter Leitung von Shilong Piao von der Universität Peking und Zaichun Zhu von der chinesischen Akademie der Wissenschaften nachgewiesen, dass die Erde in den vergangenen drei Jahrzehnten in der Tat wesentlich grüner geworden ist. Darüber berichteten sie im Fachmagazin "Nature Climate Change". Als Grundlage für ihre Untersuchungen verwendeten die Klimaforscher, zu denen auch Wissenschaftler des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie in Jena gehören, Datensätze von verschiedenen Satelliten, die von 1982 bis 2009 stammen. Mehr Kohlendioxid in der Luft bedeutet damit mehr Anreize zum Pflanzenwachstum - weil für Pflanzen, Algen und viele photosynthetisch aktive Bakterien das CO2 in der Luft die Grundlage für den Aufbau energiereicher Kohlenhydrate ist. Erdgeschichtlich gesehen gab es Zeiten, in denen die Temperaturen höher waren als heute, und in denen der CO2-Gehalt in der Atmosphäre ein Vielfaches des heutigen Werts betrug- z.B. in der Karbonzeit (360 bis 290 Millionen Jahre vor unserer Zeitrechnung), in der die üppigen Farn- und Schachtelhalmwälder ge- Farnwälder in der Karbonzeit: Bildeten die Grundlage für viele Kohlelagerstätten Blattflächen-Index als Bewertungsgröße Sie ermittelten für jede Wachstumsperiode den sogenannten Blattflächen-Index, Mit Sonnenlicht, aus Kohlendioxid und Wasser bilden Pflanzen Biomasse. Von 1850 bis heute ist die Konzentration des Kohlendioxids in der Atmosphäre von etwa 285 ppm (parts per million: Anzahl der CO2-Moleküle je 1 Million Luftmoleküle) auf rund 400 ppm angestiegen. Das begünstigt das Pflanzenwachstum: Denn Pflanzen brauchen neben Sonnenlicht und Wasser - Kohlendioxid, um ihre Substanz aufzubauen, wie die folgende chemische Reaktion beispielhaft zeigt: 30 Die Erde ergrünt: Veränderung des Blattflächen-Index zwischen 1982 und 2015 Europa wird grüner: Veränderung der Landschaften und der Biomasseproduktion zwischen 1900 und 2010 (nach Richard Fuchs). Rot: Siedlungen; Hellgrün: Grasland; Beige : Agrarland; Dunkelgrün: Wald; Blau: Wasser; Grau: Andere Flächen der anzeigt, wie viel Blattfläche eine Pflanze in jedem Jahr erzeugt - also wie üppig sie gedeiht. Das Ergebnis: Während des betrachteten Zeitraums hatte die Blattfläche in beinahe der Hälfte jener Gebiete auf der Erde, in denen Pflanzen wachsen, deutlich zugenommen. Diese Regionen wurden also im statistischen Durchschnitt “grüner”. Eine Grünfläche, doppelt so groß wie die USA, sei seit 1982 hinzugekommen. Zu diesen begünstigten Gebieten sind insbesondere das Amazonasbecken, der Südosten der Vereinigten Staaten von Nordamerika, große Teile Europas, das tropische Afrika und Südostasien zu rechnen. Andererseits verringerte sich auf 4 % der bewachsenen Fläche im gleichen Zeitraum der Blattflächen-Index. Zu diesen Regionen zählt das östliche Australien, der Norden Argentiniens sowie Alaska und der Westen Kanadas. Für Europa hatten andere Wissenschaftler bereits früher eine deutliche Begrünung seit 1900 festgestellt: Bis heute habe sich der Wald um ein Drittel vergrößert. Hauptursache sei ein anderer Umgang mit Holz. Vergleich von Satellitenmessungen mit Ökosystem-Modellen Bei der jetzt vorgestellten Untersuchung verglichen die Forscher die Satellitenmessungen mit zehn verschiedenen Ökosystem-Modellen, um die Ursachen der Wachstumszunahme der Landpflanzen zu ergründen. In diesen Berechnungen konnten verschiedene Einflussfaktoren variiert werden - z. B. der CO2-Gehalt der Luft, die landwirtschaftliche Stickstoff- düngung, mehr Regen, Aufforstung, weniger Abholzung und höhere Temperaturen. Dabei stellten die Wissenschaftler fest, dass die Zunahme des CO2 in der Atmosphäre den bedeutendsten Einfluss auf die Zunahme des Pflanzenwachstums hat. Zwischen 1982 und 2009 nahm der mittlere CO2-Gehalt in der Luft um 46 ppm zu. Nach Auffassung der Wissenschaftler sind mehr als zwei Drittel des üppigeren Pflanzenwachstums hierauf zurückzuführen, und etwa 10 % auf eine verbesserte Stickstoffdüngung in landwirtschaftlich genutzten Gebieten. Die restlichen Anteile rührten von Variationen des Wetters, aber auch von Änderungen bei der Nutzung von Agrarflächen her. Weiter habe beispielsweise in Gebirgen und in nördlichen Breiten insbesondere die Klimaerwärmung das Wachstum der Pflanzen gefördert; im Sahelgebiet sei mehr Regen die Ursache für eine Ausweitung grüner Regionen. Kein Grund zu unbegrenztem Optimismus Die Forscher vertreten andererseits nicht die Auffassung, dass ein weiter ansteigender Ausstoß von Kohlendioxid zu einem weiter zunehmenden Ergrünen der Erde führen werde, da Pflanzen sich offenbar an höhere CO2-Konzentrationen anpassen würden, ihr Wachstum also nicht beliebig ansteige. Sie sehen einen Grund dafür in den begrenzten Mengen an wichtigen Nährstoffen im Boden. Weil bei weiter zunehmendem CO2-Gehalt in der Atmosphäre Hitze, Dürre und starke Regenfälle zunähmen, würde sich der positive CO2-Effekt ins Gegenteil verkehren. O Pflanzen und Klimawandel Aus Sicht von Botanikern ist es schwierig, vorherzusagen, wie viele Pflanzenarten - und welche davon - sich an den Klimawandel anpassen können. Allerdings sei die statistische Wahrscheinlichkeit für geeignete genetische Mutationen höher, wenn eine Pflanzenart in großen Beständen vorkomme. Bereits jetzt vom Aussterben bedrohte und nur noch selten vorkommende Arten hätten es dabei schwerer. Deshalb müssten mit entsprechenden Naturschutzmaßnahmen die Biotope für gefährdete Pflanzen gesichert werden. Auch in der Vergangenheit habe es massive Klimaveränderungen gegeben, die jedoch langsamer als heute verlaufen seien: Der Wechsel von einer Eiszeit zu einer Warmzeit habe jahrhundertelang gedauert, während sich der gegenwärtige Klimawandel in wenigen Jahrzehnten abspiele. Pflanzen reagierten verschieden darauf: Manche Arten würden aussterben, andere dem sich verändernden Klima folgen und z. B. in nördliche, kühlere Gebreiten abwandern. Die dritte Möglichkeit sei die genetische Anpassung - etwa durch Ausbildung dickerer Blätter, die das Wasser speichern könnten. In der Evolution könnten sich ganz bestimmte, zufällig ergebende genetische Mutationen als erfolgreich erweisen. Auch könne es zu Kreuzungen mit verwandten Arten kommen, sodass sich der Genpool verdopple und damit neue Anpassungsoptionen entstehen würden. De 31 Martin Dehli Wer soll Verantwortung für die Energieversorgung tragen? Steinkohlekraftwerke im westfälischen Scholven Im Jahr 2010 erwarb das Land BadenWürttemberg rund 45 % der Aktien an der Energie Baden-Württemberg (EnBW) vom französischen Staatskonzern EdF für 4,7 Milliarden Euro. Das Land wurde - neben dem von Gemeinden und Landkreisen getragenen Zweckverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke (OEW) zum Hauptanteilseigner der EnBW. Damit wurde die EnBW wieder - wie früher ihre Rechtsvorgänger - zu einem Unternehmen, das fast gänzlich im Besitz der öffentlichen Hand ist. Die nachfolgende grün-rote Landesregierung befand allerdings 2011, dass der Kaufpreis zu hoch gewesen sei, und forderte zunächst einen größeren Milliardenbetrag, später dann immerhin noch 840 Millionen Euro des Kaufpreises zurück und reichte deshalb beim Internationalen Schiedsgericht der Internationalen Handelskammer ICC - der nach eigenen Angaben ältesten und renommiertesten Institution zur privatwirtschaftlichen Streitschlichtung - Klage ein. Im Frühjahr 2016 entschied das Schiedsgericht, dass das Land kein Recht auf die Rückzahlung eines Teils des Kaufpreises hat. ke ebenfalls von solchen Substanzverlusten betroffen. So fiel zwischen 2007 und 2016 der Aktienkurs von RWE von über 100 auf etwa 15, der Aktienkurs von EON von etwa 50 auf rund 9. Um liquide zu bleiben, trennte sich z. B. Vattenfall von seinen großen Braunkohlekraftwerken und -Tagebauen in den neuen Bundesländern und verkaufte diese an tschechische Firmen. EON, RWE und Vattenfall veräußerten ihre HöchstspannungsTransportnetze, die nunmehr überwiegend in ausländischem Eigentum sind; daneben mussten EON und RWE auch Auslandsbeteiligungen abstoßen. Diese Entwicklungen haben nicht zuletzt ihre Ursache in der Energiewende: Wegen des über das Erneuerbare-Energien-Gesetz subventionierten starken Zubaus von Anlagen zur Grünstromerzeugung wurden die konventionellen Braunkohle-, Steinkohle-, Erdgas- und Kernkraftwerke vorzeitig entwertet - Anlagen, deren technische Lebensdauer in der Regel auf 45 bis 50 Jahre ausgelegt ist. Deutscher Alleingang 2016 beträgt der Aktienkurs von EnBW nur noch die Hälfte im Vergleich zu 2010. War also der Kaufpreis nicht doch zu hoch gewesen? - Energiefachleute verneinen dies. Sie weisen mit Recht darauf hin, dass die in Deutschland getroffenen energiepolitischen Entscheidungen zugunsten der Energiewende zugleich auch dazu geführt haben, dass bestehende Energieversorgungsstrukturen teilweise vorzeitig entwertet wurden. Diese vorzeitige Entwertung ist ein wesentlicher Grund dafür, dass die deutsche Energiewende von anderen Staaten nicht oder nur teilweise nachvollzogen wird; Deutschland geht seinen Weg in eine klimaverträglichere Zukunft also praktisch allein. Zwar bauen Unternehmen in anderen Staaten ebenfalls Grünstrom-Erzeugungskapazitäten aus - aber in der Regel nur in dem Ausmaß, wie konventionelle Alt-Kraftwerke zu ersetzen sind. Auch bewertet eine Reihe von Staaten Strom aus Kernkraftwerken - u. a. im Sinne des Klimaschutzes - positiv. Ähnliche Verluste ihres Substanzwertes mussten in der Zwischenzeit auch die drei weiteren “Großen” der Energiewirtschaft - EON, RWE und Vattenfall - hinnehmen; inzwischen sind viele Stadtwer- Mit dem Schiedsgerichtsurteil zum EnBW-Kaufpreis muss die baden-württembergische Landesregierung in aller Deutlichkeit akzeptieren, dass sie die Konsequenzen aus den energiepoliti- Vorzeitige Entwertung 32 schen Entscheidungen in Deutschland selbst zu tragen hat. Der Bund, andere Landesregierungen sowie Gemeinden in Deutschland sind hier weniger betroffen, weil sie ihre Anteile an RWE bzw. an den Vorgängerunternehmen von EON - Veba bzw. PreussenElektra und Bayernwerk überwiegend früher verkauft haben, also am Wertverlust der Unternehmen nicht mehr beteiligt sind. Doch mehren sich in denjenigen Kommunen, die noch Anteile an RWE halten oder Eigner von Stadtwerken sind, die Stimmen, die für einen Erhalt bestehender Strukturen plädieren und zur Verlangsamung beim Tempo der Energiewende mahnen. Daneben raten Wirtschaftswissenschaftler schon seit Längerem, die vorzeitige Entwertung von bestehenden energiewirtschaftlichen Strukturen nicht nur betriebswirtchaftlich, sondern auch volkswirtschaftlich zu sehen - denn Deutschland als Ganzes ist davon betroffen. Energiewirtschaftsexperten stellen sich deshalb die Frage, ob es nicht besser wäre, wenn die Unternehmen der Energiewirtschaft - wie lange Jahrzehnte üblich - wieder praktisch vollständig in öffentlichem Besitz sein sollten - denn dann wäre die Politik direkt verpflichtet, im Sinne des Gemeinwohls zu handeln und absehbare Wertverluste zu vermeiden oder auf ein volkswirtschaftlich sinnvolles Maß zu begrenzen. Damit würde man sich wieder an die Verhältnisse vor der Liberalisierung der Energiewirtschaft annähern, die zu Ende der neunziger Jahre von der Europäischen Union verordnet worden war. Die EU vertrat damals die Auffassung, dass Strom ein Wirtschaftsgut wie jedes andere sei, keiner besonderen staatlichen Vorsorge mehr bedürfe und deshalb in einem liberalisierten Markt frei handelbar sei. Die staatlichen Eingriffe, die ab dem Jahr 2000 in Deutschland zugunsten von mehr Grünstrom und für eine wachsende Dezentralisierung durchgeführt wurden, zeigen jedoch, dass man hierzulande vom Gedanken einer vollständig liberalisierten Energiewirtschaft wieder Abstand genommen hat. Dabei geht es nicht ohne zentrale Großstrukturen - Netzen und Großkraftwerken zum Ausgleich und zur Absicherung der volatilen Grünstromerzeugung - , mit denen übergeordnete Aufgaben wahrgenommen werden können, und die eine stärkere Dezentralisierung erst möglich machen. Denn die Volkswirtschaft und die Bürger sind auf gut ausgebaute, funktionsfähige Energieversorgungsstrukturen essenziell angewiesen. O Kolloquium der Fakultät Gebäude Energie Umwelt im Sommersemester 2016 GU-Kolloquium im Sommersemester 2016: Verantwortung für die Zukunft zu denen neben den europäischen und nationalen Installationsnormen auch einige DVGW-Arbeitsblätter, VDI-Richtlinien und Merkblätter der Handwerkerverbände gehörten, seien der beim Werkvertrag geschuldete Mindeststandard. Der Referent legte im Folgenden sein besonderes Augenmerk auf die Trinkwassererwärmungs- und -zirkulationsanlage; hier sei das DVGW-Arbeitsblatt W 551 zu berücksichtigen. Es behandle technische Maßnahmen zur Verminderung des Legionellenwachstums bei Planung, Errichtung, Betrieb und Sanierung von Trinkwasser-Installationen. Ebenso sei für die Erstellung einer solchen Anlage die rechnerische Auslegung nach der DIN 1988-300 unabdingbar. Werner Braun und Martin Dehli Wasser - Grundlage des Lebens Der verantwortliche Umgang mit den Ressourcen der Welt nimmt im Denken und Handeln von Ingenieuren einen hohen Stellenwert ein. Mit den unterschiedlichen Formen von Energie sowie mit dem Lebensmittel Wasser haushälterisch und umsichtig umzugehen gehört zu den wichtigsten Grundsätzen von Versorgungs- und Umweltingenieuren. Daneben haben Fragen der Hygiene und des Erhalts der Gesundheit wesentliche Bedeutung. Dabei gilt es, nicht nur die Rahmenbedingungen in der Gegenwart, sondern auch die abschätzbaren Entwicklungen in der Zukunft im Blick zu behalten. Bei den Vorträgen im Rahmen des GUKolloquiums im Sommersemester 2016, das von Prof. Dr.-Ing. Werner Braun geleitet wurde, wurde hierauf mehrfach Bezug genommen. Sicherung der Trinkwassergüte in großen haustechnischen Anlagen Den ersten Vortrag im GU-Kolloquium mit dem Thema “Sanierung kontaminierter Trinkwasser-Installationen” steuerte am 23. März 2016 Dipl.-Ing. Rolf Peter Stader, Leiter des Seminarwesens der Gebr. Kemper Metallwerke in Olpe, bei. Er stellte zunächst fest, dass Trinkwasser ein verderbliches Lebensmittel sei, das durch Stagnation, lauwarme Temperaturen oder falsche Materialwahl in seiner Qualität beeinträchtigt werden könne. Oft handle es sich in solchen Fällen um mangelhafte Trinkwassererwärmungs- und -verteilungssysteme, die zu Verkeimungen des Trinkwassers geführt hätten. Solche Anlagen seien zu sanieren, um sie wieder nach den allgemein anerkann- ten Regeln der Technik bestimmungsgemäß betreiben zu können. Dabei sei eine ausführliche Bestandsaufnahme und eine detaillierte und normgerechte Berechnung der Änderungs- und Erneuerungsarbeiten wichtig. Der Vortragende ging auf gesetzliche Grundlagen für die Trinkwasserlieferkette ein, die sich von der Wassergewinnung bis zur Entnahme durch den Verbraucher erstrecke. Die Trinkwasserverordnung (TrinkwV) - gestützt durch das Infektionsschutzgesetz - habe den Schutz der menschlichen Gesundheit zum Ziel und definiere entsprechende Anforderungen an das Lebensmittel Trinkwasser und seine "Verpackung”. Für dieses Lebensmittel gelte u. a. das Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände- und Futtermittelgesetzbuch (LFGB). Aus der Sicht der Trinkwasser-Installation sei die Verordnung über Allgemeine Bedingungen für die Versorgung mit Wasser wichtig. Diese AVB WasserV stelle eindeutig die Verantwortung des Betreibers zur Aufrechterhaltung der Trinkwassergüte klar. Würden diese Anforderungen außer Acht gelassen, so könne es zu Beeinträchtigungen der Trinkwasserqualität und damit zur Gesundheitsgefährdung insbesondere durch Stagnation und lauwarme Temperaturen kommen. Bei Beprobungen des Systems kämen solche Kontaminationen ans Licht. Die Untersuchung auf Legionellen sei z. B. in § 14 TrinkwV geregelt. Die Vorgehensweise bei dieser sogenannten orientierenden Untersuchung sei in einer Empfehlung des Umweltbundesamtes und im DVGW twin 06 näher beschrieben. Dabei sei die Probenahme nach EN ISO 19458 Typ b durchzuführen: Nach Desinfektion der Probenahmestelle in der Regel durch Beflammen mit einem Bunsenbrenner und Ablaufenlassen von 1 Liter Wasser werde die Probeflasche befüllt. Dass dafür geeignete Probenahmestellen eingerichtet sind, stehe ebenfalls in der Verantwortung des Betreibers. Liege ein positiver Befund - d. h. eine Überschreitung des technischen Maßnahmewertes von 100 KBE/100 ml - vor, Im § 4 der TrinkwV werde gefordert, dass Trinkwasser genusstauglich, rein und so beschaffen sein müsse, dass eine Schädigung der menschlichen Gesundheit nicht zu besorgen sei. Dies werde als erfüllt angesehen, wenn bei Wasseraufbereitung und -verteilung - also auch in der Hausinstallation - mindestens die allgemein anerkannten Regeln der Technik eingehalten würden. Die Einhaltung dieser Regeln bei Planung, Bau und Betrieb werde auch im § 17 gefordert. Die allgemein anerkannten Regeln der Technik für die Trinkwasser-Installation, Fachgerechte Beprobung einer Großanlage zur Trinkwassererwärmung und -verteilung 33 Kolloquium der Fakultät Gebäude Energie Umwelt im Sommersemester 2016 sachen für die Kontamination - zu sehen. Unabhängig davon, ob die Desinfektion chemisch oder thermisch durchgeführt werden sollten, sei vor der Anwendung sicherzustellen, dass alle Komponenten der Installation diesen Belastungen standhielten. Es sei also mindestens der Rohrhersteller zur Verträglichkeit seiner Materialien zu befragen. Dipl.-Ing. Rolf Peter Stader müsse der Betreiber nach § 16, Absatz 7 TrinkwV Untersuchungen zur Aufklärung der Ursachen durchführen sowie eine Gefährdungsanalyse erstellen lassen. Außerdem müsse er - falls nötig - Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit der Verbraucher ergreifen. Bei der Durchführung der Gefährdungsanalyse sei eine entsprechende Empfehlung des Umweltbundesamtes hilfreich. Die Gefährdungsanalyse sei in Gutachtenform zu dokumentieren und solle als Basis für die Planung und Durchführung der eigentlichen Sanierung dienen. Dem Regelwerk gemäßer Rohrbelüfter Liege nach der Grenzwertüberschreitung (hier: Technischer Maßnahmewert) eine unmittelbare Gesundheitsgefährdung vor, würden unmittelbar Maßnahmen notwendig. Das könne z. B. ein Duschverbot oder die Anbringung endständiger bakteriendichter Filter sein. Das Arbeitsblatt DVGW W 551 habe hier allerdings die sogenannten verfahrenstechnischen Maßnahmen im Blick. Das seien chemische oder thermische Desinfektionsmaßnahmen, die unter die Rubrik "Anlagendesinfektion" fielen. Diese Desinfektionsmaßnahmen seien nach DVGW W 551 in erster Linie als Sofortmaßnahmen zu sehen. Ein dauerhafter Sanierungserfolg sei häufig nur in Kombination mit bautechnischen Maßnahmen - also der Beseitigung der Ur34 Eine thermische Desinfektion solle das gesamte System einschließlich aller Entnahmearmaturen erfassen. Deshalb müsse die Zirkulation mit Temperaturen von mindestens 70 °C betrieben werden können. Dann sei jede Entnahmestelle bei geöffnetem Auslass für mindestens 3 Minuten mit 70 °C zu beaufschlagen. Solche Desinfektionsmaßnahmen stellten einen erheblichen Aufwand dar. Daher seien sie nur dann sinnvoll, wenn sie zur Gefahrenabwehr wirklich nötig seien. Eine einfache Erhöhung der Temperatur im zirkulierenden System ohne Zapfvorgänge sei allerdings keine thermische Desinfektion und nicht zur Beseitigung einer Kontamination geeignet. Darauf sei die Analyse der betriebstechnischen Parameter wie Temperaturen, Einstellungen an den Komponenten usw. durchzuführen. Falls hier Abweichungen vorlägen, seien betriebstechnische Maßnahmen nötig: Spülmaßnahmen zur Aufrechterhaltung des bestimmungsgemäßen Betriebs, Überprüfung von Temperaturen und Korrekturmaßnahmen in Form von Stell-, Steuer- und Regelvorgängen an den Komponenten des Systems mit dem Ziel der Anlagenoptimierung. Bautechnische Maßnahmen seien der kostenintensivste Teil einer Sanierung, da hier bautechnische Fehler zu beheben seien. Zirkulationsleitungen mit unzulänglichen Querschnitten seien auszutauschen und fehlende Reguliertechnik nachzurüsten. Eine Bestandsaufnahme zur Erstellung eines Strangschemas, mit Vermeidung des Legionellenwachstums Längere Stichleitungen zu Funktionsarmaturen wie z. B. Be- und Entlüftern oder Entleerungsleitungen werden auch bei einem bestimmungsgemäßen Betrieb nicht durchströmt. dem man realitätsnah rechnen kann, sei zwingend notwendig, soweit eine Dokumentation darüber nicht vorliege. Zur Verifizierung solcher Berechnungen seien auch Messungen von Temperaturen und Volumenströmen durchzuführen. Zentrale Mischarmaturen, die der "3-Liter-Regel" widersprächen, seien stets eine mögliche Quelle für das Legionellenwachstum. Ebenso könnten Stagnationszonen solche Kontaminationen begünstigen und seien daher zu eliminieren. Ein Beispiel hierfür seien die Rohrbelüfter der sogenannten Sammelsicherung, die nicht mehr dem aktuellen Regelwerk entspreche. Vor dem Entfernen dieser Belüfter und der dazugehörigen Stichleitung sei zu prüfen, ob die im Stockwerk angeschlossenen Entnahmestellen und Apparate alle eigensicher seien. Ansonsten müssten auch Sicherungseinrichtungen nachgerüstet werden. Kritisch zu bewerten seien im gesamten System Bereiche mit Temperaturen zwischen 26 und 54 °C: Vornehmlich in diesem Bereich vermehrten sich aerobe Bakterien wie Legionellen. Warmwasser- Kolloquium der Fakultät Gebäude Energie Umwelt im Sommersemester 2016 Temperaturschwankungen am Austritt des zentralen Trinkwassererwärmers als Folge eines mangelhaften hydraulischen Abgleichs und Zirkulationsleitungen seien also bei Temperaturen über 55 °C und Kaltwasserleitungen unter 25 °C zu halten. Eine Grundanforderung aus DVGW W 551 hierfür sei die Austrittstemperatur aus dem zentralen Trinkwassererwärmer PWH > 60 °C. Schwanke diese Temperatur bei größeren Wasserentnahmen stark, könne dies eine mögliche Ursache der Kontamination sein. Dies stelle man in der Regel jedoch nur dann sicher fest, wenn man eine Messreihe über einen längeren Nutzungszeitraum (z. B. 24 h) durchführe. Auch wenn der Trinkwassererwärmer konstant 60 °C Austrittstemperatur bringe, könne es im zirkulierenden System zu teilweise starken Temperaturunterschreitungen kommen, wenn der hydraulische Abgleich mangelhaft sei. Oft hänge dies mit dem Einsatz mehrerer parallel geschalteter Zirkulationspumpen zusammen, die anstelle von Reguliertechnik auf dem Zirkulationssammler eingebaut seien. Diese seien durch eine drehzahlgeregelte Pumpe in der Sammelleitung zu ersetzen, deren Volumen- strom und Förderhöhe nach DIN 1988300 mittels Rechnung zu ermitteln sei. Eine weitere Ursache für die Nichteinhaltung der Temperaturen sei die fehlende oder mangelhafte Dämmung der Rohre und Ventile. Dabei seien die Wärmeverluste oft so groß, dass der durch die Zirkulationsleitung fließende Volumenstrom diese nicht mehr ausgleichen könne. Die Folge sei die Unterschreitung der Temperaturuntergrenze von 55 °C. Auch beim Kaltwasser spiele die Dämmung eine wichtige Rolle, denn sie verzögere die Erwärmung der PWC-Leitung; dies sei daher in warmer Umgebung wie z. B. Schächten, Zwischendecken u. ä. zu beachten. Dämmung könne die Erwärmung des kalten Trinkwassers zwar nicht verhindern, jedoch verzögern. Bei Neuplanungen sollte in jedem Fall berücksichtigt werden, dass Kaltwasserleitungen getrennt von Wärmequellen verlegt werden. So gehörten PWC-Leitungen nicht in den Versorgungsschacht für Heizung und Trinkwarmwasser. Eine Hauptursache für kontaminierte Trinkwassererwärmungs- und -verteilungsanlagen liege in nicht einregulierten Systemen. Wie der hydraulische Abgleich erreicht werde, erläuterte Dipl.-Ing. Stader im Folgenden: In nicht einregulierten Zirkulationskreisen würden die Volumenströme um so kleiner, je länger die Kreise seien. Es müsste aber zur Temperaturhaltung gerade umgekehrt sein, da der Wärmeverlust sich linear mit der Leitungslänge vergrößere. Deshalb könnten die Temperaturen in weiten Bereichen der langen Kreise deutlich unter 55 °C liegen. Würde man also in den kurzen Zirkulationsleitungen nicht wegen fehlender Reguliertechnik so viel Volumenstrom "verschwenden", könnte die Zirkulation im betriebswirtschaftlichen Optimum mit einem kleineren Volumenstrom auskommen. Eine Erhöhung der Pumpenleistung löse dieses Problem nicht. Ungedämmte (links) und gedämmte (rechts) Kaltwasserinstallation Der Vortragende erläuterte die Zusammenhänge anhand eines Diagramms, das die Druckverluste in den einzelnen Zirkulationskreisen abbildet. Der rote Teil der Balken beziffere den Widerstand in jedem Kreis, der mit der Länge der Kreise zunehme. Die Pumpe müsse nun so viel Differenzdruck aufbauen, dass sie den ungünstigsten Strang versorgen könne. Im Diagramm werde deutlich, was der hydraulische Abgleich bedeute: In jedem Zirkulationskreis müsse dem Pumpendifferenzdruck der gleiche Druckverlust entgegenstehen. Zirkulation ohne Wasserzählung Hydraulischer Abgleich: Einregulierung des Systems Zentrale Durchfluss-Wassererwärmung 35 Kolloquium der Fakultät Gebäude Energie Umwelt im Sommersemester 2016 Kopf und Jahr entspreche. Der Großteil sei ungenutzt. In Deutschland betrage der häusliche Wassergebrauch etwa 125 l je Kopf und Tag, d.h. etwa 45 m3 je Kopf und Jahr. Bei der Nutzung entfielen auf die Industrie rund 68 %, den häuslichen Bedarf und das Kleingewerbe etwa 12 % und die Landwirtschaft etwa 3 %. Nach dem Abgleich: Druckverluste in Leitungen (rot) und Regulierventilen (blau) Dies stelle der blaue Anteil der Balken sicher: Dies sei der Differenzdruck, den die in jedem Strang eingebauten Regulierventile zu liefern hätten. Damit lägen nun alle Temperaturen im grünen Bereich. Für das gewählte Beispiel heiße das, dass sich durch den Einsatz richtig dimensionierter Reguliertechnik der Wärmeverlust der Zirkulation halbiere - bei gleichzeitiger Einhaltung der Hygieneanforderungen. Viele Anlagen liefen irgendwo zwischen den beiden Extremfällen "nicht" und "vollständig" einreguliert. Dipl.-Ing. Stader fasste schließlich seine Aussagen kurz zusammen: Die Ursachen für die Legionellenkontamination in Großanlagen zur Trinkwassererwärmung seien vielfältig und oft nicht sofort ersichtlich. Solle eine Sanierung zielführend sein, müsse sie konsequent strukturiert durchgeführt werden. Wasserversorgung und -nutzung: Eine Herausforderung globalen Ausmaßes Den zweiten Beitrag zur Vortragsreihe leistete am 13. April 2016 Prof. Dr.-Ing. habil. Bernhard Westrich vom Institut für Geotechnik der Universität Stuttgart zum Thema “Wasser - Konfliktstoff des Jahrhunderts”. Der Vortragende stellte zu Beginn den Wasserkreislauf vor, der die natürlichen Transportwege des Wassers in der Atmosphäre, in Flüssen und Seen sowie im Untergrund zeige. Die Wasserbilanz erfasse für ein räumlich abgegrenztes Gebiet und einen vorgegebenen Zeitraum von meist einem Jahr sämtliche Wasserströme: Niederschlag, Verdunstung, Zuund Abflüsse an den Gebietsgrenzen sowie die Änderung der ober- und unterirdischen Speicher. Eine langfristige Wasserbilanz decke Tendenzen in den unterschiedlichen Wasserströmen auf; sie sei eine unverzichtbare Grundlage für die Erstellung von Wassernutzungsplänen und die Basis für eine nachhaltige Bewirtschaftung der natürlichen Wasserressourcen. Eine genaue rechnerische Auslegung der Anlagen - auch im Sanierungsfall sei wichtig. Neue technische Möglichkeiten bei der Trinkwassererwärmung und bei der Temperaturhaltung in der Peripherie könnten zudem zur Energieeinsparung beitragen, ohne die geforderten Hygienegrundsätze zu verlassen. Es müsse auch in Zukunft gelingen, mit technischen Weiterentwicklungen zur Lösung des Zielkonfliktes "Trinkwasserhygiene gegen Energieeinsparung" beizutragen und dabei verantwortungsvoll mit dem Lebensmittel Trinkwasser umzugehen. O Dann erklärte der Vortragende den Begriff des Wasserdargebots: Dies sei die Menge an Süßwasser, die sich im natürlichen Wasserkreislauf erneuere und im Mittel für ein Jahr in einem bestimmten Gebiet zur Verfügung stehe. Prof. Dr.-Ing. habil. Bernhard Westrich Das Verhältnis von Wassergebrauch zu Wasserdargebot werde durch den Wasser-Stress-Indikator (WSI) erfasst, der zur Beurteilung von Wasserreichtum (WSI < 0,2) und Wasserknappheit (WSI > 0,4) diene. Es werde zwischen physikalischer und ökonomischer Wasserknappheit unterschieden, wobei im letzt genannten Fall die Effizienz im Umgang mit dem vorhandenen Wasserdargebot in Rechnung gestellt werde. Das potenzielle Wasserdargebot für Deutschland betrage 188 Mrd. m3. Hiervon würden nur etwa 46 Mrd. m3, also 24 %, genutzt, was einem Gebrauch von ca. 560 m3 je 36 Die Bewässerungslandwirtschaft sei weltweit gesehen der größte Verbraucher im Mittel ca. 70 %, in Indien sogar bis zu 90 %. Die UN habe im Jahr 2000 als “Millenium-Entwicklungsziel” den Plan verabschiedet, die Zahl der Menschen ohne Zugang zu sicherem Trinkwasser bis zum Jahr 2015 zu halbieren. Trotz merklicher Fortschritte sei dieses Ziel nicht erreicht, denn der weltweite Bevölkerungszuwachs sei zu groß. Die UNO habe im Jahre 2010 das Recht auf Wasser als Menschenrecht in die Charta aufgenommen, die von 121 Staaten unterzeichnet worden sei. Wasser: Ein wertvolles Gut Um die Menschen in den Entwicklungsländern mit sauberem Wasser zu versorgen und somit das Grundbedürfnis an Trinkwasser und Hygiene zu erfüllen, würden jährlich etwa 15 Milliarden US-$ investiert – ohne die Kosten für Abwasserreinigungsanlagen. Die weltweit großen privaten Wasserunternehmen konzentrierten sich verstärkt auf die entwickelten Länder. Der weltweite Absatz von Flaschenwasser habe 2006 fast 180 Mrd. Liter betragen - mit steigender Tendenz. Für die Armen sei Flaschenwasser jedoch zu teuer. Die EU-Wasserrahmenrichtlinie fordere für alle Mitgliedstaaten verbindlich noch Kolloquium der Fakultät Gebäude Energie Umwelt im Sommersemester 2016 Der verstärkte Zugriff auf Grundwasserreserven habe ein großräumiges Absinken des Grundwasserspiegels zur Folge, was erhöhte Pumpenförderkosten verursache und neben den ökologischen Auswirkungen auf die Böden zu Setzungsschäden an Versorgungsleitungen und Infrastruktureinrichtungen führen könne. In Küstengebieten (z. B. Bangladesch) sei ein Landeinwärts-Vordringen der Brackwasserzone zu beobachten; neuere Forschungsergebnisse würden auf einen noch stärkeren großräumigen Rückgang des Grundwasserspiegels hinweisen, als bisher angenommen wurde. Lebensmittel Trinkwasser in diesem Jahrzehnt eine gute Qualität von Oberflächen- und Grundwasser. Durch die hochentwickelte Technologie der Rohwasseraufbereitung sei die Trinkwasserqualität jederzeit voll gewährleistet. Das im internationalen Vergleich hohe Preisniveau gehe unter anderem auch auf die Unterhaltungsaufwendungen für ein funktionsfähiges Verteilungsnetz, das vergleichsweise sehr geringe Leckageverluste aufweise, zurück. Deutsche Produkte und Apparate für Wasserreinigung, Trink- und Abwasseraufbereitung seien im Welthandel stark gefragt. Die Versorgung der Entwicklungsländer mit sauberem Wasser sei noch weit entfernt vom Millenium-Entwicklungsziel (MDG) der UNO. Noch insgesamt 1,1 Milliarden Menschen, insbesondere in Lateinamerika, Afrika und Asien, lebten ohne sauberes Trinkwasser und entsprechende sanitäre Einrichtungen, was hohe Kindersterblichkeit, typische Krankheiten und große hygienische Probleme verursache. Weltweit sei eine zunehmende Verschmutzung von Flüssen, Seen und Grundwasser durch Abwasserbelastungen infolge fehlender sanitärer Einrichtungen, durch Industrieabwässer, Düngemittel, Pestizide, pharmazeutische und kosmetische Produkte zu beobachten. Darüber hinaus würden die Weltmeere und Küstengewässer durch Havarien von Tankschiffen zunehmend verschmutzt. In der EU würden mehr als 70 % des Süßwasserbedarfs mit Grundwasser abgedeckt. Um den steigenden Bedarf der Menschheit zu decken, werde in den wasserarmen Ländern und Regionen immer mehr Grundwasser entnommen. In Indien werde Wasser für Bewässerungszwecke zu 89 % aus dem Grundwasservorrat entnommen, in Südafrika seien es 84 % und in Spanien 80 %. Die Überbeanspruchung der Wasservorräte habe in einigen Ländern zu schwerwiegenden Eingriffen in den Wasserhaushalt und das Ökosystem geführt mit langfristigen wirtschaftlichen und gesundheitlichen Folgen für die dort lebenden Menschen. Der Aral-See sei durch den über Jahrzehnte andauernden Entzug von Wasser durch riesige Bewässerungsprojekte zur Zeit des sowjetischen Planwirtschaftssystems für die Produktion von Baumwolle innerhalb der letzten 50 Jahre um mehr als 60 % in der Fläche und über 80 % im Volumen geschrumpft. Die gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen für die Bevölkerung seien durch die auf den Trockenflächen zurückgebliebenen und vom Wind in die besiedelten Landesteile verfrachteten Reststoffe aus Düngemittel und Pestiziden dramatisch. Die aktuelle Situation des Sees sei gekennzeichnet durch eine Dreiteilung, wobei Aserbeidschan durch den Dammbau im Norden einen Teil abgetrennt habe, um den Restsee zu erhalten und zu bewirtschaften. Der südliche Teil auf dem Territorium von Usbekien sei nahezu ausgetrocknet, der westliche Restteil werde von Turkmenien beansprucht. Neben dem Schwinden der oberirdischen Wasservorräte hätten die Bewässerungsprojekte meist eine Bodenversalzung zur Folge, die nur schwer gestoppt oder gar rückgängig gemacht werden könne. Ein weiteres Beispiel für das Seensterben sei der Tschad-See in Afrika, an den die Staaten Tschad, Niger, Nigeria und Kamerun angrenzten. Der sogenannte Wasser-"Fußabdruck", den der Mensch mit der Produktion industrieller Güter und landwirtschaftlicher Produkte sowie beim persönlichen Gebrauch im Haushalt hinterlasse, sei eine signifikante Messgröße zur Aufschlüsselung der Verwendung von Wasser in der Produktionskette von Gütern aller Art. Durch den weltweiten Handel von Agrarund Industrieprodukten komme es indirekt zum Import und Export großer Mengen von Wasser. Beispielsweise würden 9,6 Mrd. m3 “virtuelles Wasser” durch die Einfuhr von Kaffee nach Deutschland allein aus Brasilien importiert. Zu den großen Importeuren zählten die USA (230 Mrd. m3), Japan (127 Mrd. m3), Deutschland (125 Mrd. m3), China (121 Mrd. m3) und Italien (101 Mrd. m3). Am virtuellen Wasserfluss von Kontinent zu Kontinent hätten Agrarprodukte den größten Anteil, vor allem Ölfrüchte wie Sonnenblumen, Raps, Palmöl und die daraus gewonnenen Produkte. Der virtuelle Wassergebrauch für Agrarprodukte für den Export aus und den Import nach Deutschland summiere sich auf insgesamt 82 Mrd.m3, dies seien umgerechnet 1016 m3 pro Kopf und Jahr. Hierbei sei Deutschland ein Netto-Importeur von virtuellem Wasser in Höhe von knapp 40 Mrd. m3 pro Jahr. Somit setze sich der tatsächliche Wasserbedarf zusammen aus den bereits angesprochenen 560 m3 + 1016 m3, also rund 1600 m3 je Kopf Auch eine politische Frage: Die angemessene Bewirtschaftung der natürlichen Wasserressourcen 37 Kolloquium der Fakultät Gebäude Energie Umwelt im Sommersemester 2016 Virtuelles Wasser in Lebensmitteln und Jahr. Im internationalen Warenhandel mit landwirtschaftlichen und Fleischprodukten würden so gigantische Wassermengen pro Jahr virtuell mittransportiert. Die UN-Unterorganisation FOA habe gewisse Standards für den Wasserbedarf zur gesunden Ernährung ermittelt. Ausgehend von einem Kalorienbedarf bei mäßiger körperlicher Betätigung benötige der Mensch etwa 3000 kcal pro Tag - davon 2400 pflanzlicher und 600 tierischer Herkunft. Hierzu würden 1400 m3 Wasser je Kopf und Jahr benötigt. Dies sei das 25fache von 58 m3 je Kopf und Jahr. Nach FAO würden 1300 m3 bis 1700 m3 je Kopf und Jahr als Ziel angestrebt. Während das sogenannte “blaue Wasser” aus Flüssen, Seen und Grundwasser grundsätzlich mehrfach genutzt werden könne, sei dies beim “grünen Wasser”, das beim Nahrungsmittelanbau verdunste, physikalisch wegen des nicht kontrollierbaren Transports in der Atmosphäre nicht möglich. Im Hinblick auf Klimawandel, Landnutzung und Ökologie besitze grünes Wasser eine Schlüsselfunktion für die künftige Ernährung. Die grobe Abschätzung des Wasserbedarfs für die noch wachsende Zahl der Menschen auf dem Globus – bis zum Jahr 2050 etwa 9,3 Milliarden - zeige, dass bei gleichbleibender Verfügbarkeit von Fluss-, See- und Grundwasser für die noch kommenden 3 Milliarden Menschen dann etwa 6100 Mrd. m3 mehr an grünem Wasser zur Verfügung gestellt werden müssen, wenn der Hunger beseitigt und die Menschen nach den FAOVorgaben ernährt werden sollen. Hieraus ergäben sich gewaltige Herausforderungen für eine globale Wasserwirtschaft mit effizienter Wassernutzung auf allen Gebieten, insbesondere in der Bewässerungslandwirtschaft. In der Dublin-Konferenz von 1992 seien Leitprinzipien zu Wasser und nachhaltiger Entwicklung erstellt und ein Paradigmenwechsel in der globalen Wasserpolitik eingeleitet worden. Wasserarme Länder seien in bilaterale und multilaterale Verhandlungen eingetreten, um die Probleme der grenzüberschreitenden Einzugsgebiete und Wasservorräte durch fairen Ausgleich zu lösen. 92 % aller grenzüberschreitenden Flüsse würden von 2, 3 oder 4 Anrainerstaaten beansprucht. Ein Beispiel sei das Abkommen über Wasserrechte einschließlich Staudammbau zwischen den Nil-Anrainerstaaten Tansania, Ruanda, Burundi, Uganda, Ägypten (und Kenia) im Jahr 2010. Eine ähnliche Situation liege im Einzugsgebiet des Mekong mit den Anrainerstaaten Vietnam, Kambodscha, Thailand, Myanmar und China vor. Die Nutzung der Wasserressourcen in den von Israel besetzten Gebieten, dem Gaza-Streifen und der Westbank sei ungleich und nach Fleisch für die Ernährung enthält mehr “virtuelles Wasser” als pflanzliche Nahrung. 38 Grenzüberschreitende Wassereinzugsgebiete und Wasservorräte: Fairer Ausgleich zwischen den Staaten vordringlich wie vor angespannt. China sorge durch den Bau von großen Wassertrassen für einen Wasserausgleich zwischen dem Süden und dem wasserarmen Norden um Bejing. In seinen Schlussbemerkungen stellte Prof. Dr.-Ing. Westrich fest, dass global gesehen das Wasser für die pflanzliche und tierische Nahrungsproduktion nicht für alle Menschen ausreiche. Wichtig seien deshalb ganzheitliche Lösungen. Der Klimawandel verschärfe die ungleiche Verteilung der Wasserressourcen. Es sei eine einzugsgebietsbezogene, grenzübergreifende Bewirtschaftung der Wasserressourcen notwendig. Hierzu gehöre auch eine transparente, demokratisch legitimierte Lizenzvergabe beim Land- und Wasserkauf sowie ein Speicherbau und eine Speicherbewirtschaftung mit fairer Wasserzuteilung. Die Wasserwirtschaft sei als integraler Teil einer fairen Weltwirtschaftsordnung zu organisieren, wobei der Wassersektor unter öffentlich-rechtlicher Kontrolle stehen solle. Unter agrartechnischer Sicht gehe es um eine weitere Effizienzsteigerung in der Bewässerungswirtschaft und um eine Ertragssteigerung bei Kulturpflanzen. Dazuhin müssten Investitionen erhöht sowie der Wissenstransfer in den Bereichen von Wassertechnologie und Agrarwissenschaften verstärkt werden. Bei der Flächennutzung müsse der Anbau von Nahrungsmitteln Priorität haben. Wesentlich seien auch geeignete Strategien zur Klimaanpassung für den gesamten Wassersektor; dabei seien Klimamodellierungen als Planungsinstrumente und Entscheidungshilfen nützlich. O Kolloquium der Fakultät Gebäude Energie Umwelt im Sommersemester 2016 Über die hydrothermale Karbonisierung zu Kohle aus Biomasse Der dritte Vortrag fand am 27. April 2016 statt. Dieser wurde von Prof. Dr. Andrea Kruse vom Institut für Agrartechnik, Konversionstechnologie und Systembewertung nachwachsender Rohstoffe der Universität Hohenheim unter dem Titel ”Kohle aus Biomasse: Verfahren und Produkte” gehalten. Die Vortragende machte zu Beginn darauf aufmerksam, dass die Herstellung von Holzkohle eine alte und gut bekannte Technik sei. Mittlerweile gebe es jedoch neue Methoden, um aus Biomasse Kohle herzustellen; hier sei vor allem die hydrothermale Karbonisierung (HTC) zu nennen. Prof. Dr. Andrea Kruse Prof. Dr. Kruse erläuterte im Folgenden den Begriff der hydrothermalen Karbonisierung: Dies sei ein Prozess, bei dem ein Produkt mit einem höheren Kohlenstoff-Gehalt aus Biomasse gewonnen werde, wobei die Biomasse einer Um- Ausfällung von Stuvit wandlung in Wasser unter erhöhtem Druck unterzogen werde. Aus dem Produkt, dem sogenannten Hydrochar, ließen sich z. B. Aktivkohle und weitere Kohlenstoffmaterialien herstellen. Bei diesem Verfahren würden Phosphate freigesetzt und in eine Form umgewandelt, die es ermögliche, sie leicht von der Kohle zu trennen. Bei der hydrothermalen Karbonisierung werde aus Biomasse ein brauner bis schwarzer Feststoff mit dem Brennwert von Torf bzw. Braunkohle erzeugt (1). Bei der Reaktion werde chemisch gebundenes Wasser abgespalten, was zu einer Erhöhung des Kohlenstoffanteils und damit des Brennwertes führe (2). Für Klärschlamm ergebe sich daraus der besondere Vorteil, dass sich die HTC-Kohle aus Klärschlamm wesentlich leichter - d. h. kostengünstiger - entwässern lasse als der ursprüngliche Klärschlamm. Eine Besonderheit der hydrothermalen Karbonisierung sei, dass Biomasse zum großen Teil aufgespalten, chemisch verändert und aufgelöst werde. Dabei würden auch die eingeschlossenen Phosphate freigesetzt. Ein großer Anteil der gelösten organischen Zwischenprodukte polymerisiere anschließend zu der ei- gentlichen HTC-Kohle. Gleichzeitig fielen die Phosphate aus, würden aber nicht von dem Polymerisat umschlossen. Anschließend werde die HTC-Kohle durch Abpressung, z. B. mit Kammerfilterpressen, vom Wasser getrennt. In einem zweiten Schritt würden die bei der hydrothermalen Karbonisierung ausgefallenen Phosphate mit Säuren, z. B. Zitronensäure oder Schwefelsäure, herausgelöst. Dieses Verfahren sei bereits bei Klärschlamm sowie Klärschlammaschen angewendet worden. Der Vorteil der HTC-Kohle bestehe gegenüber Asche in dem geringen Säureverbrauch, um Phosphor herauszulösen, und gegenüber Klärschlamm in der deutlich verbesserten Entwässerbarkeit auch nach Säurehydrolyse. Der Grund hierfür sei, dass sich die Phosphate auf der Oberfläche der HTC-Kohle befänden. Nach dem Herauslösen der Phosphate bleibe die HTC-Kohle zurück, die von der wässrigen Lösung getrennt werde. Sie könne verbrannt oder zu einem anderen Produkt wie Aktivkohle weiterverarbeitet werden. Das überschüssige HTC-Prozesswasser, das aufgrund seines hohen Nährstoffgehalts, insbesondere Ammonium, vermehrt auch als wertvolles Nebenprodukt der HTC bzw. hydrothermaler Umwandlungen angesehen werde, könne in dem vorgestellten Prozess weiter verwendet werden. Die beiden wässrigen Lösungen aus der Herstellung der HTC-Kohle und dem Herauslösungsprozess würden darauf in einem dritten Schritt vereinigt und mit Natriumhydroxid (NaOH) auf einen pHWert von etwa 9 gebracht. Bei Zusatz von Magnesiumchlorid (MgCl2) falle nun unter Rühren Magnesium-AmmoniumPhosphat (MgNH4PO4), MAP oder Struvit genannt, aus . Vereinfachtes Reaktionsschema der hydrothermalen Karbonisierung Bei diesem Verfahren verblieben die Schwermetalle in der Kohle und würden nicht in den Dünger gelangen. Durch die Weiterverwendung von HTC-Prozess39 Kolloquium der Fakultät Gebäude Energie Umwelt im Sommersemester 2016 wasser stamme nicht nur das Phosphat, sondern auch das Ammonium im Struvit aus dem ursprünglichen Klärschlamm. Die Isolierung des Ammoniums auf anderem Wege sei deutlich teurer. Durch die Umwandlung von Klärschlamm zu HTC-Kohle sei es möglich, fast 80 % des enthaltenen Phosphates im Klärschlamm als Dünger zu gewinnen. O und Generatoren. Schließlich finde sich Abwärme auch in Abwässern aller Art. Wärmepumpen: Auf dem Weg zu höheren Temperaturen bei der Wärmebereitstellung Der dritte Vortrag fand am 11. Mai 2016 statt. Er wurde von Dipl.-Oek. Steffen Klein, Geschäftsführer der Firma Combitherm, und M.Eng. Julian Hoffner, Produktmanager desselben Unternehmens, beigesteuert. Das Thema lautete: ”Anwendungen und Einsatzgrenzen von Industriewärmepumpen”. Zu Beginn stellte Julian Hoffner als Vortragender das Unternehmen Combitherm GmbH mit Sitz in Fellbach bei Stuttgart vor. Gegründet 1972, habe die Firma inzwischen etwa 70 Mitarbeiter und 9 Auszubildende. Der Tätigkeitsbereich erstrecke sich auf die Kältetechnik, die Wärmepumpentechnik, die Wärmerückgewinnung, die Energietechnik und die Kältemittelumrüstung. Der Schwerpunkt liege auf der Gebäudeklimatisierung und der Produktionskühlung. Das Unternehmen habe sich auf individuelle Anlagensysteme - ausgeführt als Komplettlösungen oder als Stufenkonzepte - spezialisiert und betreue die Kunden von der Planung über die Ausführungsphase bis hin zum Betrieb. Als Produkte biete man Kälteanlagen, Wärmepumpen, Entfeuchtungsanlagen, Flugzeugkühlsysteme sowie Sonderanlagen an. Kernprodukte aus eigener Herstellung seien wassergekühlte Kälteanlagen im Leistungsbereich von 50 bis 2.500 kW, luftgekühlte Kälteanlagen im Leistungs- Combitherm-Industriewärmepumpe 40 M.Eng. Julian Hoffner bereich von 50 bis 1.500 kW, sogenannte "Pre-Conditioned-Air (PCA) Units" im Luftfahrtbereich zur Klimatisierung von Flugzeugen am Flughafen sowie Kompressions-Wärmepumpen. Combitherm verstehe sich als Unternehmen, das sich für Energieeffizienz einsetze, indem man sich auf die Themen "Wärmegewinnung" und "Wärmerückgewinnung" konzentriere. Wärmegewinnung bedeute die Exploration natürlicher Energiepotenziale mithilfe der Exergie der elektrischen Energie zur Nutzung in Wärmesystemen. Mittels Wärmepumpen könne die ursprüngliche Energie auf ein höheres Temperaturniveau gehoben werden. Typische Beispiele seien Außenluft- und Geothermiewärmepumpen. Wärmerückgewinnung meine die ganz oder teilweise Nutzung von bereits erzeugter Wärme, woher auch immer sie komme. Mittels einer Kältemaschine oder einer Wärmepumpe könne die Abwärme auf ein höheres Temperaturniveau gehoben werden. Im industriellen und gewerblichen Bereich sowie im Gebäudebereich gebe es viele Möglichkeiten der Wärmerückgewinnung aus Abwärmesystemen. Grundsätzlich könne jede Wärmequelle genutzt werden, die auf einem brauchbaren Temperaturniveau einigermaßen kontinuierlich zur Verfügung stehe. Hierzu zähle beispielsweise die Abwärme aus Kühlturmnetzen, die oft ganzjährig bei im Mittel etwa 30 °C verfügbar sei. Abwärme aus Lüftungsanlagen könne meist ganzjährig bei im Mittel rund 20 °C genutzt werden. Ein weites Feld sei insbesondere Abluft von Produktionsanlagen wie Lackierereien, Kompressoren und Maschinenhallen. Ebenfalls für die Wärmerückgewinnung interessant sei das Abgas und abgestrahlte Wärme von Heizungsanlagen, Blockheizkraftwerken Weiter sei die Wärmerückgewinnung aus Kältesystemen technisch von Interesse: Hier gehe es um die Nutzung der Verdampferwärme beim Kühlvorgang sowie derjenigen Energie, die dem Kältemittel durch das Antriebsaggregat zugeführt werde; beide Energieformen fänden sich im Verflüssiger (Kondensator) der Kälteanlage wieder, der für die Wärmerückgewinnung einzusetzen sei. Insgesamt lasse sich auf diese Weise eine Nutzung von 100 % der Abwärme erreichen. Das Kältesystem passe sich allerdings auf der Verflüssigerseite der Wärmesenke an; dadurch sei u. U. mit einer verringerten Arbeitszahl der Kältemaschine zu rechnen. Falls die Abwärmenutzung aus dem Kältesystem nur über den Enthitzer möglich sei, könne lediglich etwa 20 % der Abwärme genutzt werden - dann jedoch im Vergleich zum Verflüssiger bei etwas höheren Temperaturen und ohne Verschlechterung der Arbeitszahl. Weiter ging M.Eng. Julian Hoffner auf die in Deutschland verfügbaren Potenziale beim Wärmebedarf ein, wobei er auf die Untersuchung "Analyse des Potenzials von Industriewärmepumpen in Deutschland" und weiterer Studien des Instituts für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung der Universität Stuttgart verwies. Er benannte als Schwerpunkte: - Es gebe zahlreiche unerschlossene Potenziale zur Wärmegewinnung und Wärmerückgewinnung. - Wärmepumpen seien eine Möglichkeit, unerschlossene Exergiepotenziale zu heben. - Es gelte, Parameter zu definieren, innerhalb derer die Nutzung von Wärmepumpen wirtschaftlich sei. Als Nutzungskriterien für Wärmepumpen könnten folgende Punkte benannt werden: Combitherm-Industriewärmepumpe Kolloquium der Fakultät Gebäude Energie Umwelt im Sommersemester 2016 Hauswärmepumpen würden im Leistungsbereich zwischen 2 und 50 kW angeboten; sie würden in Serienfertigung hergestellt, und ihre Auslegung erfolge nach Katalogangaben durch Installateure. Die bereitgestellte Warmwassertemperatur liege in der Regel bei höchstens 55 °C bis 60 °C, beim Einsatz von Niedertemperatur-Heizsystemen auch deutlich niedriger. Industriewärmepumpen verfügten über eine Heizleistung zwischen 20 und 2.000 kW; sie würden in typisierter Fertigung hergestellt, und ihre Auslegung erfolge durch Hersteller in Verbindung mit Planungsbüros. Die bereitgestellte Warmwassertemperatur liege im Allgemeinen bei höchstens 65 °C bis 120 °C. Technisches Potenzial zur Bereitstellung von Prozesswärme, Raumwärme und Warmwasser durch Wärmepumpen für die Industrie in Deutschland - Die nutzbaren Abwärmeströme und die Nutzwärmeleistung sollten einigermaßen zeitgleich anliegen; ein Ausgleich sei durch Wärmespeicher zur Pufferung möglich. - Die beiden Wärmeströme sollten geographisch nahe beieinander liegen, um einen zu großen Installationsaufwand zur Verknüpfung zu vermeiden. Bei Neuanlagen sei dies oft leichter möglich als bei bestehenden Anlagen. - Die Temperaturniveaus von Abwärme (Quelle) und Nutzwärme (Senke) sollten auf einem für die Wärmepumpe günstigen Niveau liegen. Der Vortragende benannte als Auslegungskriterien für Wärmepumpen: - Die Wärmequelle müsse auf einem geeigneten Temperaturniveau vorliegen. - Die Wärmesenke solle höchstens eine Temperatur zwischen 70 und 120 °C aufweisen. Für Temperatuen unterhalb von 70 °C sei eine ausgereifte Technik vorhanden (z. B. Wärmepumpen mit R134a als Kältemittel). Temperaturen oberhalb von 120 °C ließen sich noch nicht erreichen, da die bisher genutzten Kältemittel an Grenzen stießen. Eigenschaften von Kältemitteln abhängig von der Zusammensetzung: H: Wasserstoff; F: Fluor; Cl: Chlor - Die Temperaturdifferenz zwischen Wärmequelle und Wärmesenke solle nicht mehr als etwa 50 bis 55 K betragen, damit eine vernünftige Jahresarbeitszahl realisiert werden könne. Wolle man z. B. Warmwasser von 80 °C bereitstellen, solle die Wärmequellentemperatur bei mindestens rund 30 °C liegen. - Weiter sei wichtig, dass das Kältemittel so beschaffen sei, dass im Allgemeinen keine zu hohen Drücke erreicht würden, und dass der Einsatz eines geeigneten Kältemittelöls möglich sei. - Thermische Belastungen des Verdichters seien zu berücksichtigen sowie leistungsfähige und qualitativ hochwertige Komponenten und Regelungssysteme einzusetzen. Die aktuelle Situation bei KompressionsWärmepumpen könne wie folgt beschrieben werden: Großwärmepumpen überdeckten einen Leistungsbereich von 2.000 bis 50.000 kW; sie würden in Einzelfertigung hergestellt, wobei bei der Auslegung - neben Genehmigungsbehörden - Planer, Architekten und Hersteller zusammenwirkten. Die bereitgestellte Warmwassertemperatur liege im Allgemeinen zwischen 75 °C und 100 °C. Von Hochtemperaturwärmepumpen spreche man bei Warmwassertemperaturen, die höher als 70 °C lägen. Die Forderungen, die an industrielle Wärmepumpen gestellt würden, ließen sich wie folgt umreißen: - Warmwassertemperaturen 60 °C bis 100 °C (oder höher) - Leistungszahl (COP) der Anlage: mindestens 3,0 - Amortisationszeit: 2 bis 3 Jahre - Technische Ausführung nach industriellen Standards Simulation der Komponenten von Kompressions-Wärmepumpen und Zusammenfassung zu einem Gesamt-Simulationsmodell 41 Kolloquium der Fakultät Gebäude Energie Umwelt im Sommersemester 2016 Aus konstruktiver Sicht sei bei der Wärmepumpentechnik zu beachten: Hubkolbenverdichter erlaubten hohe Druckverhältnisse bei begrenzten Volumenströmen, während Schraubenverdichter große Leistungen bei eher begrenzteren Druckverhältnissen ermöglichten. Mit mehrstufigen Systemen seien hohe Temperaturdifferenzen möglich. Zur Teillastregelung eigneten sich Frequenzumrichter, mechanisch-stufige Betriebsweisen, mechanisch-stufenlose Betriebsweisen sowie Verbundschaltungen. M.Eng. Julian Hoffner berichtete sodann von Erfahrungen mit der rechnerischen Simulation von Wärmepumpen, mit der sich interessante Aufschlüsse im Hinblick auf optimierte Betriebsweisen gewinnen ließen. Wärmepumpenprozess im Druck-Enthalpie-Diagramm (lg p, h-Diagramm) des Kältemittels R245fa (Wärmequelle: 50 oC; Wärmesenke: 100 oC) - Sicherer Betrieb - Schnelle Verfügbarkeit von Wartungspersonal und Ersatzteilen Typische Problemstellungen und Hemmnisse seien: - Hohe Materialanforderungen an Wärmeübertrager und Rohrleitungen, die z. B. bestimmte Materialien für den Korrosionsschutz nötig machten - Verschmutzungen im Senken- bzw. Quellenmedium, die nur mit speziellen Wärmeübertragerbauarten umgangen werden könnten - Toxische oder brennbare Stoffe, die spezielle Sicherheitseinrichtungen erforderten - Diskontinuierliche Wärmequelle und diskontinuierliche Anforderung an Wärme seitens der Wärmesenke, die zu einem Takten der Wärmepumpe nötigten - Zu große Entfernung zwischen Quelle und Senke und damit einhergehende Wärmeverluste sowie hoher Installationsaufwand - Von Fall zu Fall fehlende Wettbewerbsfähigkeit gegenüber konventionellen Wärmeerzeugern wegen niedriger Erdgas- und Heizölpreise bei erhöhten Strompreisen durch Zusatzlasten bei der Stromerzeugung in Deutschland An die Kältemittel von Wärmepumpen seien die folgenden Forderungen zu stellen: - Hohe volumetrische Kälteleistung Guter Wärmeübergang Nicht zu hohe Drücke Hohe kritische Temperatur Umweltverträglichkeit (niedrige ODPund GWP-Werte) - Chemische Stabilität - Nicht korrosiv wirkend - Kompatibilität zu Schmieröl - Nicht brennbar - Ungiftig - Niedriger Preis - Gute Verfügbarkeit Schließlich stellte er zwei Anwendungsbeispiele für Hochtemperatur-Wärmepumpen vor. Das erste Anwendungsbeispiel bezog sich auf eine Anlage in einem Betrieb der Nahrungsmittelindustrie: Dabei nutze man die Abluft aus Trocknungsprozessen, die aus einem Gegenstrom-Trockner austrete und in den Verdampfer der Wärmepumpe mit 60 oC und einer relativen Feuchte von 80 % eingebracht werde; diesen verlasse sie mit 50 oC und einer relativen Feuchte von 100 %. Damit werde nicht nur fühlbare Wärme, sondern auch Kondensationswärme des Wasserdampfs genutzt. Auf der Kondensatorseite der Wärmepumpe werde die gewünschte Prozessluft von 60 oC und einer relativen Feuchte von 80 % auf 105 oC und eine relative Feuchte von 12 % aufgewärmt. Ein zweites Beispiel bezog sich auf den Einsatz einer Wärmepumpe in einem Hotel, die - in Kombination mit einem großen Pufferspeicher - zur Heizwärmeversorgung und Trinkwassererwärmung betrieben werde. O Leistungszahl (COP-Wert) für Heizungs-Wärmepumpen (links) und Industrie-Wärmepumpen (rechts) abhängig von der Temperatur der Wärmequelle und der Temperatur der Wärmesenke (Heizwasser-Austrittstemperatur) 42 Kolloquium der Fakultät Gebäude Energie Umwelt im Sommersemester 2016 Stromversorgung: Energiewende und Netzausbau nicht im Gleichklang Für den fünften Vortrag konnte Dipl.Wirt.-Ing. Philipp Sittaro, Ingenieur für Systemführung bei der Transnet BW in Wendlingen am Neckar, gewonnen werden. Er sprach über das Thema ”Aktuelle Herausforderungen beim StromÜbertragungsnetz”. Zunächst stellte der Referent das Unternehmen TransnetBW GmbH vor. Vollständig im Besitz der Energie Baden-Württemberg (EnBW), nehme die TransnetBW als zertifizierter Unabhängiger Transportnetzbetreiber gemäß dem sogenannten ITO-Modell die Aufgaben des Stromtransports in Baden-Württemberg wahr. 2015 habe sie mit 576 Mitarbeitern einen Umsatz von 6,1 Mrd. Euro erzielt. Man betreibe auf einer Fläche von 34.600 km² 3.170 km Leitungen auf den Höchstspannungsebenen 220 und 380 kV und verfüge über 48 Umspannwerke. Die maximale Last in Baden-Württemberg habe 2015 11.000 Megawatt (MW) betragen; die Stromlieferungen hätten einen Umfang von 62 Milliarden Kilowattstunden (kWh) angenommen. Die Netze für den Stromtransport und die Stromverteilung seien reguliert, also bestimmten, weit gehenden Vorgaben des Gesetzgebers unterworfen, da der Stromtransport ein natürliches Monopol sei. Es gebe deshalb eine Entgeltregulierung, weiter sei ein diskriminierungsfreier Netzzugang und Netzanschluss zu gewährleisten. Die Erzeugung und Einspeisung von Grünstrom sei ebenfalls reguliert. Nicht reguliert sei dagegen die Stromerzeugung in Kohle-, Erdgas- sowie Ölkraftwerken und in Kernkraftwerken, der Handel mit Strom und der Vertrieb von Strom; hier gelte das Wettbewerbsrecht. Die Unternehmenszentrale der Transnet BW sei in Stuttgart, die Hauptschaltlei- Dipl.-Wirt.-Ing. Philipp Sittaro Reguliert: Netze für den Stromtransport und die Stromverteilung. Nicht reguliert: Stromerzeugung und Stromvertrieb tung in Wendlingen am Neckar. Innerhalb Deutschlands gebe es mit den Gesellschaften Amprion GmbH, Tennet TSO GmbH und 50Hertz Transmission GmbH drei weitere Transportnetzbetreiber, die in entsprechend abgegrenzten Gebieten dieselben Arbeitsfelder hätten wie die TransnetBW GmbH. Die TransnetBW nehme wichtige Aufgaben im europäischen Stromverbundnetz wahr - u. a. wegen der zentralen Lage innerhalb Kontinentaleuropas. Kontinentaleuropa sei mit seinen etwa 450 Millionen Einwohnern durch eine elektrische Leistung von 854.000 MW, eine Höchstlast von 390.000 MW und eine Jahresarbeit von 2.566 Mrd. kWh (Werte für 2014) gekennzeichnet, während die entsprechenden Werte für Deutschland mit 82 Millionen Einwohnern bei 189.000 MW, 82.000 MW und 549 Mrd. kWh betragen hätten (Werte für 2015). In Baden-Württemberg gebe es neben der TransnetBW als Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) noch etwa 150 Verteilnetzbetreiber (VNB). Neben der Netzführung - also dem Betrieb des Transportnetzes auf den Spannungsebenen 380 kV und 220 kV - nehme die TransnetBW auch die Systembilanzierung wahr - also die Sicherstellung des jederzeitigen Gleichgewichts zwischen Erzeugung und Verbrauch in der Regelzone. Das Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) weise dem Übertragungsnetzbetreiber die Systemverantwortung zu: "Betreiber von Übertragungsnetzen haben die Energieübertragung durch das Netz unter Berücksichtigung des Austauschs mit anderen Verbundnetzen zu regeln und mit der Bereitstellung und dem Betrieb ihrer Übertragungsnetze im nationalen und internationalen Verbund zu einem sicheren und zuverlässigen Elektrizitätsversorgungssystem in ihrer Regelzone und damit zu einer sicheren Energieversorgung beizutragen. Sofern die Sicherheit oder Zuverlässigkeit des Elektrizitätsversorgungssystems in der jeweiligen Regelzone gefährdet oder gestört ist, sind Betreiber von Übertragungsnetzen berechtigt und verpflichtet, die Gefährdung oder Störung durch - netzbezogene Maßnahmen, insbesonsondere durch Netzschaltungen, und - marktbezogene Maßnahmen, wie insbesondere den Einsatz von Regelenergie, vertraglich vereinbarte abschaltbare und zuschaltbare Lasten, Information über Engpässe und Management von Engpässen sowie Mobilisierung zusätzlicher Reserven zu beseitigen. Zu den netzbezogenen Maßnahmen gehörten Topologiemaßnahmen und die Ausnutzung betrieblich zulässiger Toleranzbänder bei Strom und Spannung. Zu den marktbezogenen Maßnahmen gehörten der Einsatz von Regelenergie, vertraglich vereinbarte zu- und abschaltbare Lasten, ein präventives Engpassmanagement, die Mobilisierung von zusätzlichen Reserven, das "Countertrading" und das "Redispatch". Daneben gebe es Anpassungsmaßnahmen wie die Kürzung eines bereits akzeptierten Fahrplans, Lastabschaltungen und die Spannungsabsenkung im Verteilnetz sowie die direkte Anweisung an Stromerzeuger (einschließlich Stromerzeuger nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz). Kernaufgaben der Systemführung seien: - die Systembilanz - die Netzführung - die Netzbetriebsplanung 43 Kolloquium der Fakultät Gebäude Energie Umwelt im Sommersemester 2016 Hierarchie von Übertragungsnetz und Verteilnetz Aufgaben der Systembilanz seien das Fahrplanmanagement, die LeistungsFrequenzregelung im deutschen Netzregelverbund, der Einsatz der Regelenergie, die EEG-Stromvermarktung Intraday, die internationale Koordination, das Engpassmanagement (z. B. das "Redispatch") und bei Gefährdung der Systembilanz die Anwendung nach §13 EnWG. Die Aufgaben der Netzführung umfassten die Steuerung und Überwachung des Netzes, die Gewährleistung der Netzsicherheit (Einhaltung des (n-1)-Kriteriums), das Engpassmanagement (z. B. korrektives Schalten), die Störungserfassung und -behebung sowie der Netzwiederaufbau. Die Netzbetriebsplanung umfasse die operative Betriebsplanung (gemäß der Stromverträgen J-1, M-1, D-1, Intraday), die nationale und internationale Redispatchkoordination, die koordinierte internationale Netzsicherheitsberechnung, Reservekraftwerksbesicherung und -einsatz sowie die Kapazitätsberechnung (ATC und flowbased). Dipl.-Wirt.-Ing. Sittaro ging im Folgenden als Beispiel für eine Aufgabe der Systembilanz näher auf die Leistungsfrequenzregelung ein. Dabei stelle sich die Aufgabe der Einhaltung des Leistungsgleichgewichts zwischen Erzeugung und Verbrauch unter Berücksichtigung des Leistungsaustausches mit anderen Übertragungsnetzen. Die Eingangsparameter seien die Energiefahrpläne zwischen Regelzonen und die Frequenzabweichung. Als Werkzeug diene der Einsatz von Regelenergie. Um die erforderliche Netzfrequenz von 50 Hertz zu halten, werde zunächst in den ersten 30 Sekunden die Primärregelung aktiviert, dann in der Zeit von 30 Sekunden bis zu 15 Minuten die 44 Aufgaben der Systemführung in Stromübertragungsnetzen Sekundärregelung, daraufhin im Zeitfenster von 15 Minuten bis zu einer Stunde die Minutenreserve und schließlich - nach etwa einer Stunde - der Einsatz von Ersatzenergie. Als ein Beispiel für die Aufgaben der Netzführung nannte der Vortragende die Einhaltung des (n - 1)-Kriteriums und das Redispatch: es seien die zulässigen Betriebsparameter bei Strom und Spannung derart einzuhalten, dass der Ausfall eines Netzelements nicht zur Überlastung eines anderen führe. Als Eingangsparameter würden die Netzzustandsdaten - d. h. die aktuellen und prognostizierten Daten über Last, Kraftwerkseinsatz sowie Wind- und Photovoltaikstromerzeugung - genutzt; daneben würden die Netzzustandsdaten der angrenzenden Übertragungsnetzbetreiber berücksichtigt. Als Werkzeuge dienten geeignete Netzschaltungen, der Einsatz von Kompensationsanlagen und das Redispatch. Als Beispiel für Aufgaben der Netzbetriebsplanung führte der Referent die Zusammenarbeit auf europäischer Ebene im Rahmen der "TSO Security Cooperation" an. Diese Struktur sei im Jahr 2008 gegründet worden und umfasse die Ko- operation zur Förderung der Systemsicherheit durch regionale europäische Koordination. Man verfolge dabei einen dezentralisierten Ansatz; die Verantwortung der Systemsicherheit obliege also weiterhin dem einzelnen Übertragungsnetzbetreiber. Philipp Sittaro wies bei seinen weiteren Ausführungen auf ein grundsätzliches Problem hin: Fakt sei in Deutschland, dass der Netzausbau dem Zubau an Grünstromerzeugunganlagen hinterherhinke, weil die Widerstände gegen einen weiteren Netzausbau erheblich seien. Dies habe dazu geführt, dass die Zahl von notwendigen Maßnahmen zur Netzsicherung in den letzten Jahren erheblich angestiegen sei: 2010 seien entsprechende Maßnahmen an 37 Tagen nötig gewesen, im Jahr 2015 allerdings bereits an 290 Tagen. Im Jahr 2013 habe es keine Tage gegeben, an denen ein Einsatz von Reservekraftwerken nötig gewesen sei, 2015 seien es bereits 36 Tage gewesen, und im laufenden Jahr (von Januar bis Anfang Mai 2016) sogar 64. Bei der gegenwärtigen - und sich künftig weiter verschärfenden - Netz- und Erzeugungssituation komme der Sicherung Aufgaben der Systemführung bei der TransnetBW tragungsnetz dar; dabei wies er auf maßgebliche Faktoren für die Belastung der Übertragungsnetze hin: Diese seien - der liberalisierte Strommarkt, - der Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien und - der beschleunigte Ausstieg aus der Nutzung der Kernenergie in Deutschland. Anzahl der Tage mit netz- und marktbezogenen Maßnahmen im Netz der Stromversorgung durch Reservekraftwerke erhöhte Bedeutung zu. Deshalb sei die Reservekraftwerksverordnung erlassen worden: Darin sei ein Stilllegungsverbot für Kraftwerke mit einer Leistung von über 50 MW verankert, soweit diese vom Übertragungsnetzbetreiber als systemrelevant eingestuft würden, und eine Anzeigepflicht bei Stilllegung von Kraftwerken mit einer Leistung von über 10 MW festgeschrieben. Weiter sei die Sicherstellung der Brennstoffversorgung vorgeschrieben, wobei im Falle systemrelevanter Gaskraftwerke von den Gasnetzbetreibern keine Einschränkung der Brennstoffversorgung ausgesprochen werden dürfe. Die Reservekraftwerksverordnung verankere die Schaffung einer "Netzreserve", sehe vor, dass die Übertragungsnetzbetreiber Systemanalysen durchzuführen und den Bedarf an Reserveleistung für einen Zeitraum von 1 bis 5 Jahren zu ermitteln hätten, und schreibe im Bedarfsfalle den Bau von neuen Kraftwerken als Netzreserve vor. Die heutige und absehbare Bedarfssituation sei in einer Bedarfsanalyse ermittelt worden, wobei vor allem die Grenzsituation einer Starklast bei gleichzeitig stark schwankender Starkwindstromerzeugung von Belang sei. Der Bedarf an gesichertem Redispatch für den Winter 2015/2016 sei darin mit 7.700 MW ausgewiesen, 2016/2017 mit 8.200 MW und 2019/2020 mit 6.100 MW, wobei die Stilllegung von Kernkraftwerken einen wichtigen Grund darstelle. Im Winter 2015/2016 seien in Deutschland final kontrahierte Reserveleistungen im Umfang von 7.495 MW erforderlich gewesen, wovon 4.520 MW aus anderen Staaten stammten. Einen weiteren Schwerpunkt stellten im Vortrag von Dipl.-Wirt.-Ing. Philipp Sittaro die Herausforderungen für das Über- Bei den Stromflüssen im liberalisierten Strommarkt bestimme die räumliche Verteilung der Erzeugung und der Last die Energieflüsse. Die nötigen Engpassmanagementmaßnahmen an Staatengrenzen beschränkten den Stromhandel. Gemäß den Spielregeln des Stromhandels sowie des Kraftwerks- und Vertragseinsatzes werde europaweit nach dem "MeritOrder"-Prinzip verfahren. Diese Faktoren führten zu Stromflüssen, die sich je nach Situation rasch änderten. Kernkraftwerke in Deutschland: Zeitpunkte der Stilllegung Stilllegung der deutschen Kernkraftwerke: Im Jahr 2022 werde das letzte Kernkraftwerk in Deutschland abgeschaltet. Die von - z. T vorzeitiger - Abschaltung betroffene Kernkraftwerksleistung summiere sich bisher auf insgesamt 8.281 MW. Faktoren bei der künftigen Belastung der Stromübertragungsnetze Die zunehmende Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in Deutschland stelle eine besondere Herausforderung dar: So sei der Anteil von Grünstrom an der Gesamtstromerzeugung von 1990 3,4 % über 2000 6,2 % und 2010 17,0 % auf 2015 32,5 % gestiegen. Die politischen Vorgaben für die Zukunft sähen Anteile im Jahr 2020 von 35,0 %, in 2030 von 50,0 %, in 2040 von 65,0 % und in 2050 von 80,0 % vor. Besondere Herausforderungen für das Übertragungsnetz stellten sich mit der Dabei komme es in Süddeutschland mit 6.694 MW zu größeren Leistungsverlusten als in Norddeutschland mit 4.099 MW. Dies habe zur Folge, dass die Herausforderungen für die Stromversorgung im süddeutschen Raum besonders groß würden, weil hier zugleich überwiegend Schwachwindregionen vorherrschten und deshalb der Ausbau von Windenergieanlagen schwierig sei. So seien in Süddeutschland ein erheblicher Rückgang der konventionellen Stromerzeugung sowie nennenswerte Stilllegungen zu erwarten; zusätzlich fehlten Anreize zum Kraftwerksneubau im Süden. Dies werde zu einem weiter zunehmenden Stromtransportbedarf von Norddeutschland nach Süddeutschland führen. Wegen schon jetzt erheblichen Installierte Leistung und Bruttostromerzeugung in Deutschland im Jahr 2015: Wachsende Bedeutung von Grünstrom 45 Kolloquium der Fakultät Gebäude Energie Umwelt im Sommersemester 2016 ebene liege bei ± 500 kV (Drehstrom). Die Inbetriebnahme sei für 2022 geplant gewesen, müsse aber auf 2025 verschoben werden: Bisher seien überwiegend Freileitungen und - wo nötig - Teilverkabelungen vorgesehen gewesen; nunmehr werde eine Vollverkabelung vorgeschrieben. Windkraftanlagen in Flachwassergebieten vor der Küste Verzögerungen beim Netzausbau müsse mittelfristig mit einer Verschärfung der Situation gerechnet werden. Hier seien nicht zuletzt auch mutige Entscheidungen der Politik auf Bundes- und Länderebene gefordert, für die es bisher jedoch nur wenig Anzeichen gebe. Für den erforderlichen Ausbau des Übertragungsnetzes sehe die Bundesbedarfsplanung zur Entlastung Süddeutschlands insbesondere zwei Großprojekte vor: Die Verbindungen "Ultranet" mit einer Übertragungsleistung von 2.000 MW und "Südlink" mit einer Übertragungsleistung von 2 x 2.000 MW. Beide Vorhaben, die als zentrale Projekte der Energiewende verstanden werden könnten, seien im Netzentwicklungsplan nunmehr bestätigt. Das Vorhaben "Südlink" sei ein Gemeinschaftsprojekt von TransnetBW und TenneT. Der Streckenverlauf führe von Wilster bzw. Brunsbüttel in der norddeutschen Küstenregion nach Grafenrheinfeld bei Schweinfurt und nach Großgartach bei Heilbronn. Die Länge betrage rund 800 Kilometer; die Spannungs- Politische Entscheidung zur Vollverkabelung bei “Südlink”: Verursacht Mehrkosten und Zeitverzögerungen Das Vorhaben "Ultranet" sei ein Gemeinschaftsprojekt von TransnetBW und Amprion. Der Streckenverlauf führe von Osterath in Nordrhein-Westfalen nach Philippsburg im nördlichen Baden-Württemberg auf einer Länge von rund 340 Kilometern, davon etwa 40 Kilometern in Baden-Württemberg. Die Spannungsebene liege bei ± 380 kV (Hybridlösung mit Gleichstrom und Drehstrom parallel auf einer Trasse). Die Inbetriebnahme sei für 2019 vorgesehen gewesen, müsse aber auf 2021 verschoben werden. Als Fazit sei festzuhalten, dass nach Abschaltung aller Kernkraftwerke bis zum Jahr 2022 mit dem Wegfall von etwa 50 % der Stromerzeugung in Baden-Württemberg gerechnet werden müsse. Demgegenüber finde die Stromerzeugung wegen der Stilllegung konventioneller Kraftwerke im Süden mit dem Ausbau vor allem von Windkraftanlagen mehr und mehr in Norddeutschland statt. Deshalb würden zum Stromtransport von Nord nach Süd in die großen Verbrauchszentren leistungsstarke "Stromautobahnen" ohne Abzweige benötigt. Der bedarfsgerechte Netzausbau sei für einen sicheren Betrieb des Stromversorgungssystems dringend notwendig und unverzichtbar. Zum Abschluss seines Vortrags wies Dipl.-Wirt.-Ing. Sittaro auf eine Reihe neuer Gesetze und Verordnungen hin: Hierzu zählten das "Gesetz zur Weiterentwicklung des Strommarktes" (Strommarkt 2.0), die "Kapazitätsreserveverordnung" hinsichtlich der geplanten Stilllegung von 2.700 MW an Braunkohle-Kraftwerksleistung bis 2020, die Verlängerung der "Reservekraftwerksverordnung" über 2017 hinaus und das "Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende", das die Einführung von sogenannten "intelligenten Stromzählern" vorsehe. O Dipl.-Ing. (FH) Christian Richter Weniger Energiebedarf zur Kühlung von Rechenzentren Den sechsten Vortrag trug am 22. Juni 2016 Dipl.-Ing. (FH) Christian Richter, Segmentmanager Rechenzentren beim Unternehmen Hoval AG, bei. Das Thema lautete: ”In vier Schritten zur modernen Rechenzentrums-Kühlung”. Der Referent ging zunächst auf den Begriff des Rechenzentrums ein. Rechenzentren seien Einrichtungen, in denen Daten in Servern elektronisch verarbeitet oder gespeichert würden. Zur Klassifizierung von Rechenzentren gebe es verschiedene Möglichkeiten, die zum Beispiel auf Anforderungen an die Verfügbarkeit, die Leistungsfähigkeit und die Betriebssicherheit basierten. Die geplanten Stromtransportleitungen “Ultranet” (links) und “Südlink” (rechts) 46 Unter einem Rechenzentrum verstehe man ein Gebäude oder eine Räumlichkeit, in dem für einen oder mehrere Nut- Die aus dem Rechenzentrum entnommene warme Abluft (rote Pfeile) wird im ServeCool-Gerät (links, rotes Gerät) von der Außenluft gekühlt (grüne Pfeile) und gelangt als kühle Zuluft (blaue Pfeile) wieder zurück in den IT-Raum. Aufbau der ServeCool-Kühleinheit mit Komponenten zer die zentrale Rechentechnik, bestehend aus Servern und der zu ihrem Betrieb notwendigen Infrastruktur, untergebracht sei. Dabei müsse es sich zumindest um einen eigenständigen Raum mit sicherer Stromversorgung und Klimatisierung handeln. Bei einem Rechenzentrum handle es sich um ein spezielles Bauwerk, das mit einer Produktionsanlage vergleichbar sei. Im letzten Jahrzehnt sei der Stromverbrauch zum Betrieb der Informationsund Kommunikationstechnik (IKT) stark gestiegen. Den größten Anteil hätten dabei Rechenzentren und die darin betriebenen Server beansprucht. Nach einer Hochrechnung des Borderstep Instituts hätten im Jahr 2011 in Deutschland allein die Rechenzentren eine elektrische Arbeit von rund 9,7 Milliarden Kilowattstunden benötigt. Dieser Wert entspreche etwa 1,8 % des Gesamtstromverbrauchs in Deutschland und knapp 90 % der Jahresarbeit eines 1.300-MW-Kernkraftwerksblocks. Die damit einhergehenden Stromkosten zum Betrieb dieser Rechenzentren hätten etwa 1,2 Mrd. € betragen. Gleichzeitig habe besonders in den letzten zehn Jahren die Miniaturisierung der Serverkomponenten in den Rechenzentren zu einer erheblichen Steigerung der elektrischen und thermischen Leistungsdichte (kW/m²) geführt. Eine spürbare Verteuerung des Strompreises sei hinzugekommen. Diese Entwicklungen hätten zur Folge gehabt, dass von 2000 bis 2014 die Stromkosten in einem Rechenzentrum um den Faktor vier gestiegen seien. Es sei daher logisch und nachvollziehbar, dass Bauherren und Betreiber nach Möglichkeiten suchten, um für ihre Rechenzentren die Effizienz zu steigern, den Energieverbrauch und die Betriebskosten zu verringern und so die Wirtschaftlichkeit - bei gleicher oder besserer Sicherheit - zu erhöhen. Hoval habe hierzu sein ServeLine-System entwickelt, das eine multifunktionale Klimalösung zur hocheffizienten Kühlung von Rechenzentren sei. Es sei 2013 mit dem Deutschen Rechenzentrumspreis in der Kategorie 3 "Kühlung und Klimatisierung von Rechenzentren" ausgezeichnet worden. Das System sei modular aus mehreren ServeCool-Kühleinheiten aufgebaut und damit in seiner Gesamtleistung frei skalierbar. Die Steuerung und Regelung der ServeCool-Einheiten werde von dem ServeNet-Regelsystem übernommen. Die ServeCool-Geräte arbeiteten ausschließlich im Umluftbetrieb. Der je ServeCool-Einheit kontinuierlich aus dem Rechenzentrum entnommene 1 Prozessluftventilator 6 Zuluftventilator 2 Plattenwärmeübertrager 7 Plattenwärmeübertrager 3 Abluftfilter (G4) 8 Prozessluftfilter (M5) 4 Befeuchter 9 Bypassklappe 5 Kühlregister 10 Befeuchterpumpe (Option) Funktionsschema der ServeCool-Kühleinheit mit Komponenten zur Wärmeübertragung und zur adiabaten Verdunstungskühlung 47 Kolloquium der Fakultät Gebäude Energie Umwelt im Sommersemester 2016 GU-Kolloquium im Wintersemester Wintersemester 2016/17 Kolloquium der Fakultät Gebäude Energie Umwelt im Wintersemester 2016/2017 Auch im Wintersemester 2016/2017 finden an der Hochschule Esslingen wieder sechs Veranstaltungen beim Kolloquium der Fakultät Gebäude Energie Umwelt statt, die von kompetenten Fachleuten gehalten werden, und die kostenlos besucht werden können. Dies sind die einzelnen Vorträge: Mittwoch, 5. Oktober 2016: Power-to-Gas: Technologie für die Energiewende - Sektorenkopplung von Strom- und Gasnetz Dr.-Ing. Ulrich Zuberbühler, Zentrum für Sonnenenergie- und WasserstoffForschung Baden-Württemberg (ZSW), Stuttgart Mittwoch, 19. Oktober 2016: Jahresverlauf der Kühlarbeit für ein Rechenzentrum mit dem SystemServeLine (oben) und mit einer konventionellen Kühlung (unten): Gelb: freie Kühlung; Orange: Mischbetrieb (freie und adiabate Kühlung (oben) bzw. freie und mechanische Kühlung (unten); Rot: mechanische Kühlung Abluftstrom bis 30.000 m³/h werde dabei mit bis zu 30.000 m³/h Außenluft (Prozessluft) gekühlt. So könne je ServeCool-Einheit gesamthaft eine Kühlleistung bis zu 120 kW erzeugt werden, die sich über die Größe der Luftströme oder mit einem Bypass regeln lasse. Der kompakte Aufbau einer Einheit erfordere eine Stellfläche von nur 14 m². Das ServeCool-System kühle die Abluft aus dem Rechenzentrum indirekt über zwei hocheffiziente Plattenwärmeübertrager (PWT), die lufttechnisch dicht seien. Dadurch bleibe die Luft im Serverraum völlig von der Außenluft getrennt, eine Beeinträchtigung durch Staubbelastung und durch Schwankungen der Außenluftfeuchte finde nicht statt. Die Prozessluftventilatoren seien auf der Fortluftseite montiert, damit ihre Abwärme nicht auf die Umluft übertragen werden könne. Um Ventilatorleistung zu sparen, sei das Kühlregister in einem Bypass angeordnet. Zur Kühlung mit minimalem Energieaufwand nutze das System, je nach Umgebungsbedingungen, drei Systeme zur Kälteerzeugung (Kältequellen) im sequenziellen Zusammenspiel: - die indirekte freie Kühlung mit Außenluft - die indirekte Verdunstungskühlung - die Kühlung über ein Kühlregister In Abhängigkeit von den jeweiligen Temperatur- und Feuchteverhältnissen und von der aus dem Rechenzentrum abzu48 führenden Wärmeleistung sei es möglich, dass dabei verschiedene Kühlprozesse gleichzeitig in Betrieb seien. Das System ServeLine könne auf Wunsch mit einem sogenannten Condensation Prevention System ausgestattet werden. Dieses sei automatisch geregelt und verhindere auch bei sehr tiefen Außentemperaturen, dass Feuchte im Umluftstrom kondensiere. Die Freikühlung sei somit während des ganzen Jahres ohne kostspielige Nachbefeuchtung der Zuluft nutzbar. Vergleiche man den Energieaufwand des ServeLine-Systems im Jahresverlauf mit dem eines konventionellen Kühlsystems anhand eines praktischen Beispiels, so zeige sich das sehr beträchtliche Sparpotenzial: - ServeLine erreiche bis zu einer Temperaturspreizung von 3 K zwischen Außenluft und Zuluft die volle Kühlleistung ausschließlich mit indirekter freier Kühlung. - Erst bei hohen Temperatur- und Feuchtewerten der Außenluft arbeite ServeLine im Mischbetrieb mit freier, adiabater und mechanischer Kühlung. - Je nach Standort sei der Anteil der Kühlung über Kälteregister so gering, dass in Anwendungen, bei denen kurzzeitig auch leicht erhöhte Temperaturen im Serverraum zulässig seien, sogar ganz auf eine Kältemaschine verzichtet werden könne. O Die aktuelle Transformation in der kommunalen Energieerzeugung Dipl.-Ing. (FH) Armin Lewetz, Geschäftsführung Heizkraftwerk Würzburg GmbH, Würzburg Mittwoch, 9. November 2016: Mit grünen Projekten schwarze Zahlen schreiben: Energieeffizienz in Rechenzentren Dipl.-Ing. Jörg Trippe, Geschäftsführender Gesellschafter, T.P.I. Trippe und Partner, Karlsruhe Mittwoch, 23. November 2016: Digital versus analog? Planungsund Arbeitshilfen in der HKS-Branche Harald Riehle, Geschäftsführung IWA F. Riehle GmbH, & Co. KG, Denkendorf Mittwoch, 7. Dezember 2016: Vom All in den Alltag: Der Weltraum als Labor und Markt Prof. Dr. rer.nat. Dr.-Ing. e.h. Ernst Messerschmid, Universität Stuttgart, IRS Astronautik und Raumstationen Mittwoch, 21. Dezember 2016: Ist die Trinkwasserversorgung in Baden-Württemberg auf den Klimawandel vorbereitet? Dipl.-Ing. Bernhard Röhrle, Abteilungsleiter Öffentlichkeitsarbeit, Zweckverband Landeswasserversorgung, Stuttgart Die Vorträge finden jeweils um 17.30 Uhr im Gebäude 8, Hörsaal S 8.008, am Standort Stadtmitte der Hochschule Esslingen (HE) statt. O