„verdichtete kommunikation“ das neue spiegel

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„VERDICHTETE
KOMMUNIKATION“
DAS NEUE
SPIEGEL-HOCHHAUS
Simulation des neuen
SPIEGEL-Gebäudes
Eigentlich kann es nicht gehen: Zu teuer, heißt es, sei der Entwurf des Kopenhagener Architekturbüros Henning Larsen für
den Neubau der SPIEGEL-Gruppe in der Hamburger HafenCity.
Zu viele Großraumbüros, zu viel Fläche, die sich nicht effizient nutzen lasse, wie SPIEGEL-Berater Andreas Kleinau warnt.
Aber er sagt auch, der Entwurf sei der einzige in der engeren
Wahl, der wirklich Architektur biete. Muss es dann nicht gehen?
Der Wettbewerb, zu dem die SPIEGEL-Gruppe gemeinsam
mit ihrem Investor und Vermieter, der Robert Vogel GmbH,
und der Stadt 14 internationale Architekturbüros eingeladen
hatte, wird um drei Monate verlängert. Das Architektenteam
des Büros Henning Larsen um den brillanten Dänen Ulrik
Raysse, der Deutsch mit französischem Akzent spricht, nutzt
seine Chance. Die Jury entscheidet sich im Sommer 2007
nicht nur für die ästhetisch reizvollste, sondern auch für
eine funktional überzeugende Lösung.
Schon der Formulierung der Bauaufgabe gingen intensive
Diskussionen voraus. Der SPIEGEL will sich, wie seine Architekturkritikerinnen Susanne Beyer und Ulrike Knöfel schreiben, „nicht abschotten, der Bau soll vielmehr eine einladende Geste darstellen“. Für die beiden Redakteurinnen
geht es um die Frage, wie sich das Unternehmen mit dem
Gebäude nach außen präsentiert: „Die hohen Qualitätsansprüche, die das Haus an seine Publikationen stellt, sollen auch in der Architektur sichtbar werden.“
Selbstbewusst sehen die Architekten in ihrem Entwurf
„das Pendant zur Elbphilharmonie im Westen der HafenCity“.
Die Grundidee ist so einfach wie einleuchtend: Weil der Stadt
eine Eindeichung der gesamten HafenCity zu teuer ist, müssen alle Gebäude auf Warften, auf sturmflutsicheren Sockeln,
errichtet werden. Der Sockel sowie die beiden unteren Geschosse für das SPIEGEL-Gebäude und seinen kleineren Büronachbarn, das Ericus-Kontor, werden als massive Einheit angelegt, aus rotem Backstein, dem Baumaterial der Speicherstadt. Darüber erheben sich, so licht und transparent, wie bei
Gebäuden von 30 000 beziehungsweise 20 000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche nur möglich, die beiden Gebäudehüllen aus Glas, Stahl und Beton. Herzstück des SPIEGELHauses mit seinem trapezförmigen Grundriss ist ein 13 Geschosse hohes Atrium, bis zu 51 Meter lang und 27 Meter
breit. Der Einzug ist zum Jahresende 2010 geplant.
Jörn Walter, Hamburgs stets gewinnend auftretender
Oberbaudirektor, lobt die überzeugende Gestaltung der
74
5000 Quadratmeter großen Nordfassade, die in anderen
Entwürfen zu mächtig und abweisend wirkte. Die Kopenhagener Baukünstler lassen einen Teil der Stirnseite zurückspringen und schaffen damit die Anmutung eines Fensters,
das sich zur Hamburger Innenstadt hin öffnet. In dieses
Fenster könnten Bildschirme integriert werden, so kann die
Fläche zur Medienfassade werden.
Die Planer legen großen Wert auf eine hohe ökologische
Nachhaltigkeit des Gebäudes, deshalb sollen die Anforderungen für das neue Umweltzeichen der HafenCity in der anspruchsvollsten Kategorie „Gold“ erfüllt werden. Die Nutzung von Geothermie, dreifach verglaste Fenster und temperaturausgleichende Wasserrohre in den Decken tragen
dazu bei, dass der Primärenergiebedarf unter 100 Kilowattstunden pro Quadratmeter im Jahr liegen wird.
Fast alle Büros für die 1200 Mitarbeiter sind nach außen
gerichtet, in jedem Stockwerk umspannt eine Galerie das Atrium, durch das sich Treppenverbindungen ziehen. Für das
Büro Larsen ist der Innenhof, im schönsten Architektensprech, ein „verdichteter Kommunikationsraum“, der dabei
helfen soll, „Zusammengehörigkeit und Synergien zu erzeugen“. Zur Arbeit in einer Redaktion gehört Konzentration genau so wie informeller Austausch. Das neue Gebäude soll beidem dienen. Als die dänischen Architekten von einem Rundgang durch die Räume zurückkamen, in denen der SPIEGEL
heute entsteht, fragten sie verblüfft: „Wie kann etwas so Tonangebendes in solcher Anonymität geschaffen werden?“
Über die innere Gestaltung des Gebäudes ist noch nicht
entschieden. Als der SPIEGEL 1969 in sein heutiges Domizil
an der Hamburger Brandstwiete zog, in ein im Stil der klassischen Moderne von Werner Kallmorgen errichtetes nüchternes Betongerippe, hatte sich Innenarchitekt Verner Panton
für das Innenleben etwas ganz Besonderes ausgedacht.
Jedes Stockwerk in einer anderen Farbe, also Fußböden,
Wände, Aschenbecher jeweils in einem Ton: violett, grün,
blau; die Kantine als psychedelische Farbenhöhle in Orangeund Violettabstufungen. Sie allein blieb so bunt – ein Raum,
an dem die SPIEGEL-Mitarbeiter noch heute hängen. Fast
alles andere aber wurde im Laufe der Zeit zurückgebaut:
die Wände wieder weiß, die Böden grau.
Diesmal soll es länger halten.
MATTHIAS SCHMOLZ, stellvertretender Geschäftsführer
des SPIEGEL-Verlags, verantwortlich für den Neubau
spiegel special
4 | 2008
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