Firstständerhaus - Datenbank Bauforschung

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Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg, Datenbank Bauforschung/Restaurierung
Firstständerhaus
Firstständerhaus
http://www.bauforschung-bw.de/objekt/id/221316099097/
ID: 221316099097
Datum: 19.06.2009
Datenbestand:
Bauforschung
Objektdaten
Straße:
Unterdorfstraße
Hausnummer:
29
Postleitzahl:
76698
Stadt:
Ubstadt-Weiher-Zeutern
Regierungsbezirk:
Karlsruhe
Kreis:
Karlsruhe (Landkreis)
Gemeinde:
Ubstadt-Weiher
Wohnplatz:
Zeutern
Wohnplatzschlüssel:
8215084005
Flurstücknummer:
157
Historischer Straßenname:
keiner
Historische Gebäudenummer:
keine
Lage des Wohnplatzes
Fotos
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20.08.2017, 10:32 Uhr
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Firstständerhaus
Objektbeziehungen
keine
Umbauzuordnung
keine
Bauphasen
Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:
Das Wohnhaus ist das älteste bekannte Gebäude in Zeutern, eines der wichtigen Firstständerhäuser der
Region, von diesen ist keines bisher in dieser Vollständigkeit überliefert. Es handelt sich daher um eines der
bedeutendsten Baudenkmale der Hauskultur des 15. Jh. in der Region.
Das Wohnhaus (Scheune und Stall der ehemaligen Hofanlage abgängig) wurde 1458 (d) unter Verwendung
eines älteren Gewölbekellers errichtet. Es wurde als zweigeschossiges Fachwerkhaus mit Satteldach in
Firstständerbauweise errichte.
Das Erdgeschoss war der eigentliche Wohnbereich des Hauses. Das obere Stockwerk konnte nur sehr
eingeschränkt zu Wohnzwecken genutzt werden. Im Obergeschoss wurde vorwiegend Hopfen und Tabak
getrocknet. Die Küche umfasste zwei Stockwerke und reichte bis zur Decke des Obergeschosses. Der Kamin
nahm ein sechstel des Hauses ein. In der Decke oberhalb des Küchenherdes befand sich eine Schlothaube
(offener Rauchfang), die in einem weiteren Kamin mündete. Durch diesen zogen die Rauchgase der Küche
und des von hieraus beheizten Ofens in der ehemaligen Stube ab. Von der Decke des Obergeschosses ging
der Rauch durch zwei Öffnungen in einen geschlossenen Rauchfang und suchte sich seinen Weg durch Ritze
im Strohdach. Um 1900 wurde der jetzige Kamin errichtet.
Um 1600 wurde eine Trennwand in der vorderen Zone des Obergeschosses eingebaut.
Im 17. Jahrhundert brannte der rückwärtige Teil des Hauses ab. Möglicherweise geschah dies während des
Dreißigjährigen Krieges. Damals hatten feindliche Truppen eine stattliche Anzahl von Höfen in Zeutern
gebrandschatzt. Die anschließende Instandsetzung fand unter Wiederverwendung alter Bauteile statt.
Wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Sanierung entstand 1671 eine hochwertig ausgemalte Kammer im
1. Obergeschoss mit roter Fachwerkbemalung und schwarzen Begleitern sowie einem erhaltenen
Kalkestrichboden. Die Fenster in der bemalten Stube stammen von 1928.
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Firstständerhaus
Nach einem Brand im Jahr 1715 wurde das hintere Hausdrittel weitgehend erneuert. An beiden Giebelspitzen
wurde der Vollgiebel durch einen Krüppelwalm ersetzt. Das Freigespärre wurde entfernt und die
Bretter-Balkendecke der Stube wurde verkleidet.
Zur Fassade hin wurde zu einem späteren Zeitpunkt ein einfacher Balkenkeller gegraben, der durch einen
rundbogigen Zugang von der Unterdorfstraße her betreten werden konnte. Die Bezeichnung des Gewändes
„1781 A D. DECK“ weist auf diese damals erfolgte Kellererweiterung hin.
Das Dachwerk wurde im späten 19. oder im 20 Jahrhundert zu einer Pfettenkonstruktion umgebaut, wobei
nur der dreifache stehende Stuhl des ersten Bauzustandes erhalten blieb.
Alle Sparren und Kehlbalken, außer den wandflächenbegrenzenden, wurden ohne Berücksichtigung der
ursprünglichen Zusammenhänge neu verlegt, teilweise auch durch neue Hölzer ersetzt.
1937 erfolgte eine größere Umbaumaßnahme mit Einziehen einer höheren Decke in der Küche und verlegen
der Trennwand zwischen Stube und Kammer zur Mitte hin.
In Jahren 1994 und 2004-20007 wurde das Haus instand gesetzt. Seit 2007 wird das Gebäude
bürgerschaftlich genutzt, u.a. als Standesamt und für private Veranstaltungen. Das Dach und zwei Räume im
Obergeschoss dienen allein musealen Zwecken.
1. Bauphase:
(1458)
Betroffene Gebäudeteile:
Das Wohnhaus in Firstständerbauweise wurde 1458 unter Verwendung
eines älteren Gewölbekellers errichtet. (d)
keine
Bauwerkstyp:
• Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
• Bauernhaus
2. Bauphase:
(1600)
Um 1600 wurde eine Trennwand in der vorderen Zonen des
Obergeschosses eingebaut.
Betroffene Gebäudeteile:
3. Bauphase:
(1671)
Betroffene Gebäudeteile:
4. Bauphase:
(1715)
Betroffene Gebäudeteile:
5. Bauphase:
(1781)
Betroffene Gebäudeteile:
6. Bauphase:
(1875 - 1910)
keine
Im 17. Jahrhundert brannte der rückwärtige Teil des Hauses ab. Die
anschließende Instandsetzung fand unter Wiederverwendung alter
Bauteile statt. Wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Sanierung
entstand 1671 eine hochwertig ausgemalte Kammer im 1.
Obergeschoss mit roter Fachwerkbemalung und schwarzen Begleitern
sowie einem erhaltenen Kalkestrichboden. (i)(gk)
keine
Nach einem Brand im Jahr 1715 wurde das hintere Hausdrittel
weitgehend erneuert. An beiden Giebelspitzen wurde der Vollgiebel
durch einen Krüppelwalm ersetzt. Das Freigespärre wurde entfernt und
die Bretter-Balkendecke der Stube wurden verkleidet. (d)
keine
Zur Fassade hin wurde zu einem späteren Zeitpunkt ein einfacher
Balkenkeller gegraben, der durch einen rundbogigen Zugang von der
Unterdorfstraße her betreten werden konnte. Die Bezeichnung des
Gewändes „1781 A D. DECK“ weist auf diese damals erfolgte
Kellererweiterung hin. (i)
keine
Das Dachwerk wurde im späten 19. oder im 20 Jahrhundert zu einer
Pfettenkonstruktion umgebaut, wobei nur der dreifache stehende Stuhl
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des ersten Bauzustandes erhalten blieb.
Alle Sparren und Kehlbalken, außer den wandflächenbegrenzenden,
wurden ohne Berücksichtigung der ursprünglichen Zusammenhänge
neu verlegt, teilweise auch durch neue Hölzer ersetzt. (gk)
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Konstruktionsdetail:
• Dachgerüst Grundsystem
• Balkendach mit Rofen und stehendem Stuhl
7. Bauphase:
(1928)
Die Fenster in der bemalten Stube stammen von 1928.(a)
Betroffene Gebäudeteile:
8. Bauphase:
(1937)
keine
1937 erfolgte eine größere Umbaumaßnahme mit Einziehen einer
höheren Decke in der Küche und verlegen der Trennwand zwischen
Stube und Kammer zur Mitte hin. (a)
Betroffene Gebäudeteile:
9. Bauphase:
(1994 - 2007)
keine
In Jahren 1994 und 2004-20007 wurde das Haus instand gesetzt. Seit
2007 wird das Gebäude bürgerschaftlich genutzt, u.a. als Standesamt
und für private Veranstaltungen. Das Dach und zwei Räume im
Obergeschoss dienen allein musealen Zwecken. (a)
Betroffene Gebäudeteile:
Bauwerkstyp:
keine
• Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
• Museum/Ausstellungsgebäude
• Öffentliche Bauten/ herrschaftliche Einrichtungen
• Amtsgebäude
Besitzer
keine Angaben
Zugeordnete Dokumentationen
• Bauhistorische Kurzuntersuchung
• Bauhistorische Kurzuntersuchung-Aktualisierung
Beschreibung
Umgebung, Lage:
Das Firständerhaus liegt im Ortszentrum von Zeutern in unmittelbarer
Nähe zur alten Kirche.
Das Gebäude steht giebelständig zur Ortsdurchgangsstraße
Unterdorfstraße.
Lagedetail:
• Siedlung
• Dorf
Bauwerkstyp:
• Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
• Bauernhaus
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Firstständerhaus
Baukörper/Objektform
(Kurzbeschreibung):
Es handelt sich um ein zweigeschossiges, verputztes Fachwerkhaus
mit den Grundmassen von ca. 9 x 13 m und mit starkem Vorsprung im
1. OG und Freigespärre. Das Fachwerkhaus erhebt sich über einem
massiven Kellergeschoss. Das von zwei mächtigen Firstständern
getragene Satteldach ist beidseitig abgewalmt. Der über eine Treppe
erschlossene Eingangsbereich des Hauses ist mit einem Vordach
versehen. An der südlichen Giebelseite ist ein Schuppen angebaut,
dessen Pultdach sich an das Firstständerhaus anlehnt.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Das Fistständerhaus besitzt ein massives, etwas hochliegendes,
zweiräumiges Kellergeschoss, das sich jedoch nicht über den
gesamten Grundriss erstreckt.
Über eine Lücke im Küchenboden kann man in einen tonnengewölbten
Keller hinabsteigen, dessen Bodenniveau ursprünglich wohl einen
Meter tiefer lag als heute.
Im Grundriss weist das rechteckige Gebäude eine dreizonige
Gliederung auf. In der Mitte des Erdgeschosses befanden sich Flur und
Küche, zur Straße hin der von der Küche aus beheizte Wohnbereich
und rückwärtig eine Zone mit beheizbaren Kammern. Der Hauseingang
liegt auf der Traufseite, in der Mitte der drei Querzonen des Gebäudes.
Das dreizonige Obergeschoss wird von der Küche aus durch eine
Treppe erschlossen. In den Zonen zur Straße hin befanden sich die
Wohnbereiche, nordöstlich wurde eine ungeheizte, ausgemalte
Sommerstube eingerichtet. In den übrigen Räumen des
Obergeschosses wurde vorwiegend Hopfen und Tabak getrocknet. Der
Dachstuhl wurde in drei Querzonen aufgeteilt, in der mittleren Zone
befindet sich das Treppenhaus.
Vorgefundener Zustand (z.B.
Schäden, Vorzustand):
Die Firstständer reichen fast durchgehend noch alle bis ins
Erdgeschoss hinab. Im Obergeschoss ist der spätmittelalterliche
Bestand noch zu zwei Dritteln erhalten.
Seit seiner Bauzeit ist das Zeutner Haus mit Ausnahme des
rückwärtigen Teils weitgehend im Originalzustand erhalten.
Die erbauungszeitliche Lehm-Flechtwerkgefache wurde teilweise auf
Grund der statistischen Verschiebungen zwischen Balken und
Gefachen mit Lehmmörtel und Ziegeln oder Feldsteinen geschlossen.
Das Dachwerk wurde im späten 19. oder im 20 Jahrhundert zu einer
Pfettenkonstruktion umgebaut, wobei nur der dreifache stehende Stuhl
des ersten Bauzustandes erhalten blieb.
Alle Sparren und Kehlbalken, außer den Wandflächenbegrenzenden,
wurden ohne Berücksichtigung der ursprünglichen Zusammenhänge
neu verlegt, teilweise auch durch neue Hölzer ersetzt.
Bestand/Ausstattung:
Es haben sich Details der Wohnungseinrichtung seit der Erbauungszeit
erhalten.
Im Erdgeschoss befindet sich getäfelte Stube. Im Obergeschoss finden
sich eine Kammer mit Farbfassung von 1671 und eine Diele mit
Farbfassung, ein Einbauschrank von 1475, ein Kalkestrich als
Fußboden, Schiebeläden der Erbauungszeit und Spuren des alten
Mobiliars.
Konstruktionen
Konstruktionsdetail:
• Dachform
• Satteldach mit Halbwalm-/Zweidrittelwalm
• Dachgerüst Grundsystem
• Balkendach mit Rofen und stehendem Stuhl
• Decken
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Firstständerhaus
• Balken-Bretter-Decke
• Detail (Ausstattung)
• besondere Bodenbeläge
• Gewölbe
• Tonnengewölbe
• Holzgerüstbau
• Hochfirstständergerüst
• Mischbau
• Holzbau mit Gebäudeteil aus Stein
• Steinbau Mauerwerk
• Bruchstein
• Verwendete Materialien
• Holz
• Stein
• Wandfüllung/-verschalung/-verkleidung
• Flechtwerk
Konstruktion/Material:
Auf einem gemauerten Sockel aus grob behauenen Sandsteinquadern
und mit einem hölzernen Schwellenkranz wurden im Erdgeschoss
zwölf Ständer errichtet, an denen die gesamte Konstruktion des
Hauses hängt. Alle waagerechten Unterzüge sowie die Pfetten des
Daches liegen auf diesen Firstständern auf. Die Unterzüge tragen
wiederum die Deckenbalken und alles weitere.
In der Stube befindet sich eine holzverkleidete Decke mit
Wärmedämmung, in der Kammer nur gesäumte Balken. Die
Stubendecken bestehen aus Bohlenbalken mit Schiffkehle und
eingeschobenen Brettern, diese nach 1715 mit Brettern und profilierten
Abschlussleisten verkleinert und hellgrau gestrichen wurden. Gekehlte
Deckenbalken mit starker Oberflächenverrußung. Später aufgenagelte
Deckenverkleidung. Bei dem Boden im Erdgeschoss handelt es sich
um Holzdielenboden. Der Dachstuhl hat eine Pfettenkonstruktion mit
einem dreifach stehenden Stuhl und einem beidseitig abgewalmten
Satteldach.
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