Erasmus Gent (Belgien) Wintersemester 2016/2017 Vorbereitung Schon zu Beginn des Studiums stand für mich fest, dass ich im 5. Semester ein Auslandssemester machen möchte. Daher habe ich mich im WiWi-Auslandsbüro über meine Möglichkeiten informiert und mich letztendlich für das Erasmus-Programm entschieden. Meine Wahl ist auf Grund der durchweg positiven Erfahrungsberichte und des interessanten Kursangebotes auf Gent gefallen. Zunächst musste man sich beim Auslandsbüro unserer Fakultät bewerben, was keinen allzu großen Aufwand darstellte. Die Plätze wurden Anfang März vom Auslandsbüro vergeben. Nach dieser Nominierung musste man sich noch eigenständig an der Universität Gent bewerben, was wiederum problemlos zu erledigen war. Bei Fragen wurde einem stets so gut wie möglich sowohl von unserem Fakultätsauslandsbüro, als auch dem der Gastuniversität geholfen. Unterkunft Mein Aufenthalt in Gent begann mit dem Einzug in ein recht modernes und sehr nah zur Uni gelegenes Studentenwohnheim. Am Anreisetag hatte man die Möglichkeit sein Gepäck abzugeben, während man auf seine Schlüssel und einiges an Infomaterial wartete. Danach konnte man direkt sein Zimmer beziehen. Für internationale Studenten stehen insgesamt vier direkt nebeneinander liegende Wohnheime zur Verfügung. Jedem stehen ein eigenes Zimmer mit den nötigsten Möbeln und einem Kühlschrank, sowie ein eigenes Badezimmer mit Dusche zur Verfügung. Auf jedem Flur wohnen ca. 20-30 Studierende, die sich eine große Küche, welche in der Woche täglich geputzt wird, teilen. Zur Aufbewahrung der Kochutensilien stehen zwei kleine abschließbare Fächer zur Verfügung. In meiner Küche gab es zu Beginn einiges an Töpfen, Pfannen, Geschirr und auch Besteck zur gemeinsamen Benutzung, was leider z.T. im Verlauf des Semesters verschwand. Daher würde ich empfehlen das notwendigste mitzubringen oder vor Ort bei Ikea oder Hema zu kaufen. Im Großen und Ganzen war ich mit meiner Entscheidung ins Wohnheim zu ziehen sehr zufrieden, obwohl es ein paar negative Aspekte zu nennen gibt. Man findet sehr schnell neue Freunde und ist nie alleine, hat aber dennoch sein Zimmer als Rückzugsbereich. Leider sind internationale Studenten in separaten Wohnheimen untergebracht, sodass es sehr schwer war, Kontakt zu einheimischen Studenten herzustellen. Außerdem negativ anzumerken ist, dass es kein Wlan in den Zimmern gibt, sondern lediglich Lan-Anschluss und der Down- und Upload begrenzt ist. Jedoch gibt es in einem der Wohnheime einen Raum (Common room), indem Wlan zur Verfügung steht. Auch ist anzumerken, dass sich das Wohnheim unmittelbar neben der „Partystraße“, der Overpoortstraat, befindet. Was leider auch dazu führt, dass nachts teilweise sehr viel Lärm herüberschallt. Innerhalb von 2-5 min kann man etliche Einkaufsmöglichkeiten erreichen. Ich habe mich direkt mit der Bewerbung an der Universität Gent ungefähr im Mai für einen der beliebten Plätze im Studentenwohnheim beworben, was empfehlenswert ist, da die Plätze schnell vergriffen sind. Studium an der Gasthochschule Zu Beginn des Auslandssemesters veranstaltete die Universität Gent „Welcome Days“ für die internationalen Studierenden, hier bekam man zahlreiche Informationen über die Universität und die Fakultät mitgeteilt. Es gibt einige wenige englischsprachige Bachelorkurse für Wirtschaftswissenschaften an der UGent, die zum Großteil allerdings nur 3 ECTS bringen. Daher habe ich mich entschieden, hauptsächlich Masterkurse zu belegen. Auf Grund zeitlicher Überschneidungen musste ich meine vorher ausgewählte Kurse ändern, was jedoch problemlos möglich war. Man konnte zunächst 2 Wochen lang, verschiedene Vorlesungen besuchen, bevor man die finale Kurswahl treffen musste. Im Gegensatz zu den Vorlesungen in Deutschland, sind die Vorlesungen in Gent 3-4 Stunden lang. Dafür gibt es jedoch keine Tutorien, sondern die Übungen werden in die Vorlesungen integriert. Meine Kurswahl: Social Philosophy (3 ECTS) Die Note für diesen Kurs setzte sich aus der Klausur (80%) und vier Essays (20%) zusammen. Die Essays wurden in Partnerarbeit geschrieben und waren meiner Meinung nach recht aufwendig, verglichen zu dem Lernaufwand für die Klausur. Dies war der einzige Bachelorkurs den ich besucht habe. Consumer Behaviour (6 ECTS) Dieser Kurs wurde als Blockkurs über 4 Wochen mit 2 Vorlesungen in der Woche gehalten. Es wurde das Planspiel Markstrat gespielt, worüber eine Präsentation und ein Bericht verfasst werden musste, was insgesamt 30% der Note ausmachte. Zusätzlich wurde gleich in der ersten Vorlesungswoche ein kurzer Test über das Markstrathandbuch geschrieben, welcher zu 5 % in die Note eingeflossen ist. Außerdem mussten vier kurze Präsentationen zu in der Vorlesung besprochenen Theorien vorbereitet werden, diese zählten zu 5 % in die Note. Die restlichen 60% der Note setzten sich aus der Klausur zusammen, welche in der Vorlesung besprochene Theorie abfragte. Dieser Kurs hat mir persönlich am besten gefallen, da er sehr abwechslungsreich gestaltet worden ist. Jedoch war es durch den Aufbau als Blockkurs in den ersten vier Vorlesungswochen sehr stressig und ich habe zu dieser Zeit deutlich mehr tun müssen als andere. Danach hatte ich allerdings nur noch von Mittwoch-Freitag Uni, sodass ich deutlich mehr Freizeit hatte. Buying Behaviour (6 ECTS) Dieser Kurs wurde von einer sehr netten Professorin gehalten. Die Bewertung setzte sich aus einer Klausur (80%) und kleineren schriftlichen Aufgaben, die während der Vorlesung zu erledigen waren (20%) zusammen. Project Management (6 ECTS) In diesem Kurs musste eine Gruppenarbeit über ein selbst gewähltes zum Kurs passendes Thema erledigt werden. Die Gruppenarbeit und eine Klausur fließen zu je 50% in die Gesamtnote ein. Human Resources Management in Public Organizations (5 ECTS) Die Note in diesem Kurs hat sich zu 75% aus der Klausur und zu 25% aus einer Gruppenarbeit zusammengesetzt. Niederländisch-Sprachkurs (Dutch for exchange students) (3 ECTS) Dieser Sprachkurs fand einmal wöchentlich von 19-22 Uhr statt, man musste sich vor Semesterstart dafür anmelden und eine Gebühr von 50 Euro zahlen. Dafür wurde Sprachunterricht in kleinen Gruppen (maximal 25 Studenten, zum Ende hin eher weniger) angeboten und ein Skript verteilt. Diesen Kurs zu bestehen (80% Klausur, 20% mündliche Prüfung), sollte keine große Herausforderung darstellen. Alle Professoren haben ein sehr gutes Englisch gesprochen und waren bei Fragen stets sehr hilfreich. Allgemein lässt sich sagen, dass das Niveau vergleichbar zu dem in Hannover ist, es aber durch die Gruppenarbeiten im Semester immer etwas zu erledigen gibt. Die Kursgröße ist im Vergleich zu Hannover allerdings wesentlich kleiner. Die Vorlesungszeit endete kurz vor Weihnachten, wobei die letzte Woche zur Wiederholung diente und meine Kurse schon eine Woche vor Weihnachten beendet waren. Die Klausuren wurden über den Januar verteilt und die Ergebnisse werden im Februar an einem zentralen Termin veröffentlicht. Alltag und Freizeit Unmittelbar nach meiner Ankunft in Gent habe ich mir ein Fahrrad ausgeliehen, was sich als sehr praktisch erwiesen hat, da man so recht schnell überall hinfahren konnte. Es ist empfehlenswert sich frühzeitig um ein Fahrrad zu kümmern bzw. sogar von zu Hause schon eins zu reservieren, da die günstigen Studentenräder sehr beliebt sind und daher schnell vergriffen sind. Die Clubs und Pubs in der nahe gelegenen Overportstraat sind unter der Woche sehr belebt, am Wochenende geht es hier ruhiger zu, da die belgischen Studenten am Wochenende zu ihrer Familie fahren. Der ESN organisiert über das Semester verteilt viele Veranstaltungen für internationale Studierende, wie z.B. Bootstrips, ein international Dinner und zahlreiche Partys. In Gent gibt es einige Museen, die einen Beuch wert sind. Außerdem kann ich eine Bootsrundfahrt oder eine Stadtführung sehr empfehlen. Ich habe mir zu Beginn einen sogenannten GoPass 10 für 51 Euro gekauft, dieser beinhaltet 10 Fahrten quer durch Belgien mit dem Zug, sodass ich mir etliche Städte wie beispielweise Brügge, Antwerpen, Brüssel, Lüttich angeschaut habe. Außerdem kann ich es sehr empfehlen nach Oostende an die Küste zu fahren, am besten möglichst im Sommer bzw. im frühen Herbst, bevor es allzu kalt wird. Auf Grund der guten Lage Belgiens im Herzen Europas ist es ebenfalls leicht möglich in andere Länder zu reisen, wie z.B. die Niederlande oder auch Frankreich. Von Brüssel kann man mit Ryanair sehr günstig fliegen, z.B. nach Dublin oder Rom. Fazit Insgesamt kann ich jedem ein Auslandssemester (in Gent) nur empfehlen. Es war eine der besten Erfahrungen in meinem Leben. Generell ist es eine tolle Möglichkeit, um seinen Horizont zu erweitern, Menschen aus aller Welt kennen zu lernen und seine Sprachkenntnisse zu erweitern. Gent ist eine wunderschöne Stadt, die einiges zu bieten hat. Außerdem ist es möglich ganz Belgien und recht günstig zu bereisen. Negative Erfahrungen habe ich keine gemacht. Bei Fragen könnt ihr Euch gerne bei mir melden: [email protected]