Projekt Trampolin Basic Konzept 16. Mai 2007 1/4 Ausgangslage Jugendarbeitslosigkeit, respektive deren Verminderung/Vermeidung ist als Thema hoch aktuell und bewegt alle politischen Parteien. Vom Zürcher Stadtrat wurde das Anliegen prominent in die neue Legislaturzielplanung aufgenommen. Zwar gibt es in der Stadt Zürich eine beachtliche Anzahl an Angeboten für Jugendliche und junge Erwachsene, die nach der Schule keine Lehrstelle finden oder den Einstieg in den Beruf auch als junge Erwachsene nicht geschafft haben. Hingegen besteht noch Bedarf an niederschwelligen Angeboten für Jugendliche und junge Erwachsene mit bescheidenem Schulrucksack, tiefer Leistungsmotivation, schwacher beruflicher Aspiration, geringen sozialen und/oder kognitiven Kompetenzen oder mit psychischen Problemen, für welche die bestehenden Angebote wie das 10. Schuljahr, die so genannten Motivationssemester oder qualifizierende Arbeits/-Einsatzplätze zu hohe Anforderungen stellen. Anfang 2006 wurde mit dem Blasio Basic der Sozialen Einrichtungen und Betriebe (SEB) ein erstes Angebot für diese Zielgruppe geschaffen, dass in kürzester Zeit ausgelastet war und das die grosse Nachfrage allein nicht bewältigen kann. Die AOZ selbst bietet seit 2005 unter dem Namen Vorbereitungskurs F (VKF) ein entsprechend niederschwelliges Angebot für Jugendliche mit Status F (vorläufige Aufnahme) und Status N (Asylsuchende) an. Als Zielgruppe definiert wurden ursprünglich F-/N-Jugendliche, deren Qualifikationen und Fähigkeiten für ein Motivationssemester oder andere Brückenangebote noch nicht ausreichen. Das Angebot ist Teil des Verbundprojektes „Berufsbildungschancen für Alle“ an dem neben der AOZ auch die SEB (Motivationssemester), das Laufbahnzentrum (Job Plus und Berufslehrverbund) und die Städtischen Altersheime und Pflegezentren beteiligt sind. Das Projekt wurde inzwischen durch KEK-Consultants extern evaluiert (Bericht im Anhang). Aufgrund der qualitativen Veränderung des TN-Profils während des Projektverlaufs hat die AOZ per 2007 für den VKF eine Konzeptanpassung vorgenommen. Ursprünglich als rein schulisches Angebot konzipiert, beruht der VKF heute auf einem dualen Ansatz (50% Schule, 50% praktische Tätigkeit in Beschäftigungsprogrammen/Einsatzplätzen der AOZ, verbunden mit individuellem Coaching) und entspricht abgesehen von kleineren Abweichungen (Aufteilung Schule/praktische Tätigkeit 50/50% statt 30/70%) dem umstehend ausgeführten Konzept Trampolin Basic. Dieses ist - basierend auf der KEK-Empfehlung, dass aufgrund der veränderten Rahmenbedingungen/der Verlagerung der Zielgruppe in der Praxis die ursprünglich statusgebundene Spezialstruktur VKF in eine Regelstruktur überführt werden sollte, d.h. dass das Angebot, wie in der Praxis bereits geschehen, auch für Jugendliche anderer Stati (B, C, aber auch mit Schweizerpass) zugänglich gemacht werden sollte – als Nachfolge-/Ersatzangebot für den VKF (Abschluss per Ende Juni 2007) konzipiert. Zielsetzung Trampolin Basic ist als niederschwellige Zwischenlösung konzipiert (Dauer 6 Monate, Verlängerung um weitere 6 Monate möglich). Das Angebot bietet den Jugendlichen eine schwergewichtsmässig praxisorientierte Tagesstruktur und unterstützt/ermutigt sie dabei, Motivation/Selbstvertrauen für einen Einstieg ins Arbeitsleben/in ein höherschwelligeres Brückenangebot, resp. in eine Berufsausbildung zu finden und sich die dafür nötigen Kernkompetenzen und Fähigkeiten anzueignen. Der Forderung „Kein Abschluss ohne Anschluss“ entsprechend, wird mit diesem Angebot auch auffälligen, schulmüden, bildungsfernen und/oder psychisch angeschlagenen Jugendlichen die Partizipation an der nachobligatorischen Bildung, respektive am Arbeits-/Berufsleben geöffnet/offen gehalten. Die Teilnehmenden sind nach dem Besuch von Trampolin Basic in der Lage, ein Praktikum, ein Motivationssemester oder eine An-/Lehre zu absolvieren oder eine Arbeitsstelle anzutreten. Das Angebot leistet einen nachhaltigen Beitrag zur Entwicklung, Förderung und Integration von Personen mit schlechten Chancen auf dem Arbeitsmarkt und damit zur langfristigen Entlastung des Sozialsystems (Verminderung/Vermeidung von Jugendarbeitslosigkeit und damit zusammenhängend von Sozialhilfekosten, Desintegration mit negativen Folgewirkungen im gesundheitlichen Bereich (Alkohol-/Drogenkonsum, Depressionen, Suizidalität, etc.) und/oder Jugendgewalt/-kriminalität). Trampolin Basic Konzept.doc 12.06.07 2/4 Zielgruppen Das Angebot richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene mit Migrationshintergrund unabhängig vom aufenthaltsrechtlichen Status, • • • • die zwischen 16 und 25 Jahre alt sind; die in der Stadt Zürich wohnen (mit Kostengutsprache auch aus anderen Gemeinden (Info über Platzvergaben an Gemeinden an SD Stadt Zürich)) die ihre obligatorische Schulzeit abgeschlossen haben (öffentliche Schule beendet oder abgebrochen) die schulmüde sind, besondere Lebensumstände bewältigen müssen, psychische Probleme haben, auffällig sind oder über einen bescheidenen Schulrucksack verfügen und für welche daher die bestehenden Angebote/Zwischenlösungen, wie das 10. Schuljahr oder die so genannten Motivationssemester (noch) zu hohe Anforderungen stellen; Mittels individueller Eignungsabklärung wird im Einzelfall eruiert, ob das Kursprofil für den/die betreffende Jugendliche/n tatsächlich geeignet ist (Vgl. sep. Beilage Eignungsabklärung). Angebot Trampolin Basic nutzt die in der AOZ vorhandene Nähe (strukturell und örtlich) der Bildungs- und Beschäftigungsangebote konstruktiv und stützt sein Angebot auf die folgenden 4 Säulen ab: ¾ Praktischer Teil Umfang: 3.5 Tage auf 5 Tage verteilt. Arbeit/Praktikum in einem der verschiedenen Beschäftigungs-/Einsatzprogramme der AOZ (Workfare, Workcenter und GEP): Die AOZ bietet ein breites Spektrum an erprobten Beschäftigungs- und Einsatzprogrammen (Gastro, Verkauf, Metall- und Holzbearbeitung, Malerei, Näherei, Transport, Recycling, Velowerkstatt, u.w.m.). Durch diese Vielfalt und durch eine sorgfältige individuelle Abklärung der Fähigkeiten und Neigungen der Jugendlichen kann ein ausgezeichnetes Matching sicher gestellt werden. Im Vordergrund steht das Einüben und konkrete Umsetzen von Fähigkeiten und Schlüsselkompetenzen, die für eine Integration in die Arbeitswelt unabdingbar sind. Das geschieht in einem geschützten Arbeitsumfeld, das im Gegensatz zum freien Arbeitsmarkt gezielt auf die konkreten Bedürfnisse/Problemstellungen der Jugendlichen eingehen kann. Ziel: Aneignung von Schlüsselkompetenzen wie Verbindlichkeit, verlässliche Auftragserledigung, Pünktlichkeit, Teamfähigkeit etc. und damit Schaffung einer Grundlage für die Weitervermittlung in höherschwelligere Ausbildungsangebote, resp. in den Arbeitsmarkt. Für das Angebot Trampolin Basic können im Rahmen dieser Angebote je nach Bedarf zusätzliche neue Programmplätze, die spezifisch auf das Anforderungsprofil/die Zielsetzungen der Jugendlichen zugeschnitten sind geschaffen/eingerichtet werden. Konkret unterscheiden sich die Trampolin-Plätze etwa dadurch, dass die Erwartung an das zu leistende Arbeitsvolumen deutlich reduziert ist, dass erheblich mehr Ressourcen für Anleitung, Begleitung und Stützung der Jugendlichen einzusetzen sind, dass mit dem Einsatz andere Zielsetzungen verknüpft sind, nämlich die Entwicklung von Grundkompetenzen wie etwa Pünktlichkeit, Verbindlichkeit, Teamund Konfliktfähigkeit. ¾ Supervision der anleitenden Person am Praktikumsplatz, resp. Krisenintervention Umfang: Nach Bedarf. Angebot: Damit eine möglichst optimale Begleitung/Betreuung der Jugendlichen sichergestellt ist, werden den Einsatzplatzverantwortlichen Unterstützungsleistungen in Form von Supervision geboten, resp. Krisenintervention im Falle einer Eskalation (Vgl. dazu Grafik im Anhang). Dieses Angebot ist aus verschiedenen Gründen besonders wichtig und für den Erfolg des Programms entscheidend: Die Jugendlichen der Zielgruppe bringen z. Teil komplexe Problemstellungen mit Trampolin Basic Konzept.doc 12.06.07 3/4 und brauchen ein sehr niederschwelliges Angebot mit einer engen Begleitung durch die/den Einsatzplatzverantwortlichen. Die anleitenden Personen sind nicht auf Jugendprogramme/die Arbeit mit Jugendlichen spezialisiert, da die Jugendlichen in Programme platziert werden, an denen Personen aller Altersgruppen und mit unterschiedlichen Vorqualifikationen teilnehmen. Dies hat wiederum den Vorteil, dass die Teamzusammensetzung – anders als in jugendspezifischen Angeboten – mehr der Realität im ersten Arbeitsmarkt entspricht. Zur Unterstützung der Begleitpersonen am Arbeitsplatz vgl. die Grafik im Anhang. ¾ Schulischer Teil Umfang: 1,5 Tage auf 3 Tage verteilt. 3 halbe Tage à 3 Lektionen pro Halbtag werden die Trampolin-Teilnehmer/innen in einer separaten Klasse unterrichtet. Fächer/Module: Deutsch Mathematik für den Alltag (Grundoperationen, Brüche, Masse, Dreisätze) Mensch und Mitwelt (Sozialkunde: gesellschaftliche Grundwerte und Normen, Präventionsthemen (Sucht, HIV, Gewalt), Geschlechterverständnis, Fragen zur Identitätsbildung; Angwandte Naturwissenschaften: Biologie, Geographie, Umwelt und Recycling; Bewerbungstraining/PC-Anwendung Die AOZ verfügt mit der Lernchance TAST über eine qualifizierte Bildungseinrichtung (EduQua zertifiziert), die über breite Erfahrung im Umgang mit - zum Teil auch schwierigen - Jugendlichen und heterogenen Klassen (Wissensunterschiede, diverse Problemstellungen) sowie mit Personen aus dem Migrationsbereich verfügt. Infos zum gesamten Kursangebot vgl. unter www.tast.ch. Ziel: Erweiterung, Vertiefung und Festigung der schulischen Kompetenzen. ¾ Coaching – Individuelle Förderung der Teilnehmenden Umfang: Pro Teilnehmer/Teilnehmerin 1 Lektion pro Woche. Angebot: persönlichkeitsorientierte/teilnehmerzentrierte Förderung. Erstellung einer Zielvereinbarung, die fortlaufend überprüft und differenziert wird; Anlegen eines Ressourcenprofils und Schlussbericht. Zielsetzung: Selbstreflexion, individuelle Standortbestimmung und Perspektivenentwicklung. Festigung der sozialen Kompetenzen und damit der Erhöhung der Vermittlungsfähigkeit in eine Folgeausbildung/einen Arbeitsplatz; Aneignung von Fähigkeiten, die es dem/r Jugendlichen ermöglichen, sich in seiner unsicheren Lebenslage besser zu orientieren. Während der Programmteilnahme erfolgt standardmässig nach dem ersten Monat und nach dem dritten Monat eine Zwischenauswertung mit allen beteiligten Personen, sowie eine Endauswertung nach 6 Monaten (vgl. dazu die Grafik Unterstützung der Begleitperson am Arbeitsplatz im Anhang). Wird die Teilnahme nach 6 Monaten um ein weiteres halbes Jahr verlängert, etwa weil eine Weitervermittlung noch nicht möglich/sinnvoll ist, so wird – ausser wenn dies in Einzelfällen noch nicht angezeigt erscheint – dem Teilnehmer/der Teilnehmerin ein neuer Einsatzplatz vermittelt, damit er/sie weitere, ergänzende Erfahrungen sammeln kann. Zürich, Mai 2007 Trampolin Basic Konzept.doc 12.06.07 4/4