Gesundheitsschutz für Reinigungskräfte in der

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Gesundheitsschutz für Reinigungskräfte in der Unterhaltsreinigung
Das Reinigungspersonal oder früher Raumpfleger genannt ist vielfältigen
gesundheitlichen Belastungen und Gefährdungen ausgesetzt wie z.B. ungünstige
Körperhaltung, körperlicher Verschleiß, tägliche Arbeit mit Reinigungschemie, diversen
Abfällen usw.
Eine Reinigungskraft heute wird nach m²-Leistung pro Stunde gemessen. Aus den zu
reinigenden m² und dem Leistungsverzeichnis pro Raumart und dem Turnus ergibt sich
eine Flächenleistung die bewältigt werden muss. Man muss ja schließlich
wettbewerbsfähig sein… besonders in Häusern mit Eigenreinigung ist das nach wie vor
ein großes Thema. Auch sie müssen im Benchmark mithalten können.
Art und Alter des Gebäudes mit der jeweiligen Nutzung wird dabei kaum beachtet und
mit einkalkuliert, z.B. in einem Seniorenheim:
Sind dort viele Bewohner pflegebedürftig, muss ggf. jeden Tag alles gereinigt werden
unabhängig davon was kalkuliert wurde.
Sind dort relativ viele rüstige Bewohner, werden die automatisch anfallenden
Gespräche auch nicht mit einkalkuliert. Und diese Gespräche darf man nicht
unterschätzen. Schließlich haben die meisten Bewohner diese Tätigkeit der Reinigung
früher auch selbst gemacht und haben das Bedürfnis zum Austausch.
An diesem Beispiel kann man gut erkennen:
Bei den Kalkulationen wird von einer rundum gesunden und fitten Reinigungskraft mit
der Fähigkeit optimal mit allen kommunizieren zu können, ausgegangen und zwar
unabhängig von ihrem Alter, ihrer täglichen Arbeitszeit und wie viele Jahre sie schon
diese Tätigkeit macht.
Um die Reinigungskraft hier zu unterstützen ist es notwendig, dass es eine klare
Arbeitsvorgabe mit Leistungsumfang in der Gebäudereinigung gibt und diese auch den
Schnittstellen bzw. anderen Abteilungen in dem Haus der Einrichtung bekannt sind.
Zudem habe ich die Erfahrung gemacht, dass der Gesundheitsschutz in 3 Gruppen
unterteilt werden kann.
- Ergonomischer Gesundheitsschutz
- Psychosomatischer Gesundheitsschutz
- Organisatorischer Gesundheitsschutz
Susanne Gast, Vortrag im Rahmen der Altenpflegemesse in Nürnberg am 25.04.2017
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Ergonomischer Gesundheitsschutz:
- Wie werden bestimmte Arbeiten einer Reinigungskraft körperlich betrachtet
ausgeführt?
- Inwiefern werden Körperteile dadurch in Mitleidenschaft gezogen?
- PSA (=Persönliche Schutz-Ausrüstung) wie z.B. Kleidung, Schuhe, Handschuhe
je nach Einsatzbereich und Mitarbeiter.
Beispiel: bei Reinigung von Technikräumen mit Anlagen können Gehörschutz
und Sicherheitsschuhe notwendig sein.
- Arbeitskleidung -> Schutz und sollte auch ansprechend sein.
- Jährliche Schulung für persönlichen Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit mit
wiederholenden Themen, da gesetzlich verlangt, und Aktuelles.
- Verschiedene Arbeitshöhen ->was gilt wo zu berücksichtigen, welche
Arbeitsgeräte sind dabei wie einzusetzen wie z.B. Teleskopstiel: 80-170 cm
Länge -> somit kann außer dem Boden noch in der Höhe gearbeitet werden wie
z.B. Spiegel von der Decke bis zum Boden.
- Türstopper mit langem Stiel statt Holz-Keil
- Kehrgarnitur mit Stiel
- Reinigungswagen, auf den alles drauf passt und keine doppelten Wege
notwendig sind.
➔ Schrubber und alter Putzlappen sollten überall verschwunden sein!
Unabhängig davon, dass sie aus der Mode sind, lässt es sich ergonomischer
mit einem Mopp und Klapphalter mit Teleskopstiel wischen.
➔ Beispiel Reinigungswagen: mit Befestigungsmöglichkeiten für verschiedene
Gegenstände, Höhe, Gesamtlänge, Gewicht und Durchmesser der Räder ->
sind wichtige Faktoren bei der Auswahl eines Reinigungswagen-> dies
erleichtert der Reinigungskraft das tägliche Arbeiten! Der Reinigungswagen
ist als Werkzeug der Reinigungskraft zu betrachten, der täglich genutzt wird.
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Schulung im Umgang mit Reinigungs-Chemie muss besonders hervorgehoben
werden. Je nach Zusammensetzung der Chemie passiert dies im
Zusammenhang mit dem Hautschutzplan.
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Hautschutzplan:
Richtig abgestimmte Handschuhe für die jeweilige Reinigungskraft in Bezug auf
Größe und Materialzusammensetzung.
Wichtig ist die Abstimmung des Handschuhs für die jeweilige Reinigungskraft,
da durchaus unterschiedliche Anforderungen zu beachten sind, die Sensibilität
der Haut sehr unterschiedlich ist, wie z.B. Art der Fütterung der Handschuh
innen.
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Zudem muss die Hauptpflege abgestimmt werden.
Die Hautpflege VOR, WÄHREND und NACH der Arbeit. In vielen Einrichtungen
ist es inzwischen so, dass Spendersysteme an zentralen Stellen wie z.B. der
Personalumkleide oder beim Pausenraum zur Verfügung stehen.
Moppbezüge und Tücher können zur Arbeitserleichterung bereits vorpräpariert
werden, somit ist kein Auswringen mit der Hand oder Presse mehr notwendig >senkt das Risiko von Hauterkrankungen, schont die Arme (Karpaltunnel)
Zudem kann keine falsche Dosierung mehr passieren, ergo auch keine Schäden
im Gebäude und der jährliche Schulungsaufwand verringert sich ebenso.
Die Ergonomie bzw. die gesundheitlichen Einschränkungen müssen auch bei der
Reinigungschemie beachtet werden. Dies richtet sich nach der
Zusammensetzung. Wird Chemie eingesetzt mit diversen Gefahrenstoffen,
können durch das Ausdampfen die Schleimhäute gereizt und im schlimmsten
Fall geschädigt werden.
Allerdings hat die Industrie hier vorgebaut und somit ist eine Unterhaltsreinigung
zum größten Teil mit Reinigungschemie ohne Gefahrstoffe möglich.
Der ergonomische Gesundheitsschutz bezieht sich auch auf die ausgewählte
geräuscharme und ergonomische Reinigungsmaschinen: Die Ergonomie betrifft
nur die Reinigungskraft selbst, dagegen die Lautstärke der Reinigungsmaschine
sowohl die Reinigungskraft als auch die Bewohner/Patienten des Hauses. Dazu
sollten auch die Schulungen entsprechend stattfinden.
Um die Ergonomie abzuschließen:
- Wichtig ist, dass gesundheitliche Einschränkungen der Reinigungskräfte dem
Vorgesetzten bekannt sind, damit diese entsprechend berücksichtigt werden
können.
psychosomatischer Gesundheitsschutz:
- Belastungen im beruflichen und privaten Bereich haben zugenommen, z.B.
werden die Reinigungsreviere größer und man hat evtl. mit familiären
Problemen umzugehen.
- Zeitalter Digitalisierung (Handy und soziale Netzwerke) = Ablenkung bei der
Reinigungstätigkeit -> klare Vorgaben notwendig, sonst Unzufriedenheit auf
beiden Seiten.
- Ansprechende Arbeitskleidung erhöht die Motivation und sollte deshalb
regelmäßig ausgetauscht und erneuert werden.
- Arbeitsabläufe schulen: was wird wann in welcher Reihenfolge erledigt, um
Ängste zu nehmen und Selbstsicherheit zu verstärken.
- Selbstsicherheit stärken kann auch ganz einfach sein: z.B. regelmäßig einen 1.
Hilfe Kurs für Reinigungskräfte anbieten, sie sind meist vor Ort, wenn etwas
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passiert und können genauso helfen. Dadurch werden sie motiviert und
wertgeschätzt in Ihrer Tätigkeit als wichtiger Baustein in der Einrichtung.
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Die täglich körperliche Belastung bei der Ausführung der Tätigkeit darf nicht
unterschätzt werden, deshalb ist ein regelmäßiger Ausgleich notwendig. Diesen
Ausgleich kann z.B. auch ein Arbeitgeber durchführen z.B. in Form eines
wöchentlichen Yogakurses im Anschluss an die Arbeitszeit. Oder anderes
leichtes Sportangebot.
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Angebot einer Gesundheitsschulung oder eines Gesundheitstages, z.B.
Kochkurs als Teambildungsmaßnahme
oder wenn der Speiseplan umgestellt wird im Haus, oder der Caterer wechselt,
wird das Reinigungspersonal ebenso darüber informiert und darf evtl. probieren> RK fühlt sich eingebunden.
Das Wichtigste für den psychosomatischen Gesundheitsschutz:
Regelmäßiger Kontakt und Austausch mit dem Vorgesetzten.
organisatorischer Gesundheitsschutz:
- Klares, eindeutiges Leistungsverzeichnis
- Strukturierte transparente Reviereinteilung
- Regelmäßige Schulungen für Durchführung der Arbeit in Bezug auf
Arbeitssicherheit, Technik und der Organisation.
- Reinigungsutensilien: gibt es unterschiedliche Systeme, erfordert evtl. einen
höheren Schulungsaufwand und zuletzt auch einen größeren Reinigungswagen
oder mehr Laufwege. Hier sollte überlegt werden, dass man sich ggf. von älteren
Systemen verabschiedet, auch wenn sie noch „gut“ sind, allerdings nicht mehr
ins Gesamtpaket passen.
- Qualität zahlt sich auch beim Einkauf von Reinigungstechnik und den Utensilien
aus.
- Evtl. gibt es eine Vorgabe in Ihren Einrichtungen: Abschließbare ReinigungsWägen, wo notwendig oder erwünscht -> Zeitfaktor bei der Kalkulation der
passiven Arbeitszeit beachten: mit Auf- und Absperren.
Organisatorisch sollte immer beachtet werden:
- Gibt es eine Notrufmöglichkeit in abgelegenen Revieren, dass eine
Reinigungskraft in Not auch gefunden werden kann? Oder soll eine 2. RK mit
eingeteilt werden?
- Regelmäßige und ggf. gemeinsame Pausenzeiten sind gut für die Organisation
und das WIR-Gefühl und Wertschätzung.
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Die angesprochenen Themen können je nach Art der Einrichtung oder Organisation
sowohl im ergonomischen, psychosomatischen und organisatorischen
Gesundheitsschutz angesiedelt werden, oder auch in allen 3 Bereichen.
Grundsätzlich über alle 3 Bereiche gilt:
Gesundheitsschutz für Reinigungskräfte zusammengefasst:
1.Regelmäßiger Kontakt der Verantwortlichen mit den Reinigungskräften,
2. regelmäßige Schulungen zur Auffrischung und für Lernen von neuem und
3. Fürsorge gegenüber dem Reinigungspersonal,
dies macht sie zu gesunden fachkompetenten motivierten Reinigungskräften, die täglich
gerne zur Arbeit kommen und uns lange erhalten bleiben, ggf. bis zum Eintritt in die
Rente.
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