Daten, Fakten, Informationen: Ist in Österreich ein gesetzlicher Mindestlohn notwendig? Wussten Sie, dass... in Österreich fast 98 Prozent aller Arbeitsverhältnisse durch Kollektivverträge, die Mindestlöhne und -gehälter festlegen, geschützt sind? Lediglich in einigen Branchen ohne Mitgliedschaft zur WKÖ, z.B. Fachhochschulen bzw. in einigen Gewerben wie Freizeitbetrieben, gibt es nach wie vor keinen Kollektivvertrag. In Deutschland sind nur etwa 50 Prozent aller ArbeitnehmerInnen von den Tarifverträgen erfasst. Hier ist die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns zum Schutz der ArbeitnehmerInnen notwendig und wird daher auch von den Gewerkschaften gefordert. In vergleichbaren Ländern mit ähnlicher Kollektivvertragsdichte wie Österreich, z.B. in Schweden oder Dänemark, gibt es keinen gesetzlichen Mindestlohn. Wussten Sie, dass... Kollektivverträge in Österreich nicht nur Mindestlöhne und -gehälter festlegen? Durch Kollektivverträge werden für die ArbeitnehmerInnen wesentlich mehr Dinge geregelt, z.B. die jährlichen Erhöhungen, die Einstufungen für bestimmte Verwendungsgruppen, das 13. und 14. Monatsgehalt, Zulagen, Reisekosten, spezifische Regelungen der Arbeitszeit. Das zeigt deutlich, wie sehr der gesetzliche Mindestlohn von politischen Konstellationen abhängig ist, die nicht immer zum Vorteil der ArbeitnehmerInnen sind. Würde daher der Staat durch Übernahme einer wichtigen Funktion der Lohnpolitik die Gewerkschaften schwächen, hätte dies nachhaltig negative Auswirkungen auf Einkommen und Arbeitsbedingungen vieler Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Wussten Sie, dass... die grundsätzliche Sozialpartnereinigung 2007 auf Mindestlöhne und -gehälter von 1.000 Euro rasch umgesetzt werden konnte? Mittlerweile liegt in rund zwei Drittel der Kollektivverträgen der Mindestlohn über 1.300 Euro, die Hälfte aller Beschäftigten verdient bereits jetzt über 1.500 Euro im Monat. In der EU meist mit Mindestlohn In diesen Ländern gibt es einen gesetzlichen Mindestlohn von ... über 8 € unter 3 € Finnland Schweden Estland Großbritannien Wussten Sie, dass... derzeit in 20 von 27 europäischen Staaten gesetzliche Mindestlöhne festgelegt sind? Der niedrigste gesetzliche Mindestlohn gilt derzeit in Bulgarien und beträgt 0,95 Euro/Stunde; der höchste in Luxemburg mit 11,10 Euro/Stunde. Wussten Sie, dass... zwar in 12 von 20 EU-Ländern 2013 die gesetzlichen Mindestlöhne erhöht wurden, dies meist aber nur gering? Im Zuge der Finanzkrise wurden die Mindestlöhne in einigen Ländern sogar dramatisch gesenkt. So hat die Regierung in Athen den Mindestlohn aufgrund internationalen Drucks um 23 Prozent gekürzt, Portugal, Irland, Rumänien und die Tschechische Republik froren ihr Lohnminimum ein. In den USA wurden die gesetzlichen Mindestlöhne zwischen 1997 * und 2006 gar nicht erhöht. 3-8 € Kein gesetzlicher Mindestlohn Dänemark Irland Lettland Litauen Niederlande Belgien Luxemburg Frankreich Polen Deutschland Tschechien Österreich Ungarn Slowenien Portugal Spanien Italien Slowakei Rumänien Bulgarien Griechenland Malta Quelle: WSE-Tarifarchiv © Hans-Böckler-Stiftung Zypern Forderungen der AKNÖ Die Möglichkeit der amtlichen Satzung von Kollektivverträgen und der amtlichen Festlegung von Mindestlohntarifen soll ausgeweitet und erleichtert werden. Gesetzliche Einschränkung der Möglichkeiten für Dienstgeber, in für sie günstigere Kollektivverträge zu wechseln. Im kollektivvertragsfreien Raum soll jedenfalls das angemessene Entgelt unabdingbar sein. Auch im Fall vertraglicher Vereinbarungen muss die Angemessenheit und Ortsüblichkeit der Entlohnung garantiert werden. Dies muss auch für freie DienstnehmerInnen und WerkvertragsnehmerInnen gelten. Unterstützung der Forderung des ÖGB nach einer neuerlichen Grundsatzeinigung der Sozialpartner auf Mindestlöhne und -gehälter von 1.500 Euro, um damit speziell die Frauenlöhne und -gehälter anzuheben. Herausgeber u. Medieninhaber: Kammer für Arbeiter und Angestellte für Niederösterreich, 1060 Wien, Windmühlgasse 28 Ausgabe Februar 2014/4