Unsere Tipps zum Thema: Depression www.1apharma.de Diese Broschüre entstand mit fachlicher Unterstützung von Dr. Frank Lossau Facharzt für Neurologie und Psychiatrie Psychotherapie München Die Inhalte dieser Broschüre stammen unter anderem aus der Publikation „Dealing with Depression“. Mit freundlicher Genehmigung der Mental Health Foundation, London. Inhalt Umgang mit einer Depression 4 Symptome und Krankheitszeichen der Depression6 Ursachen der Depression 8 Arten der Depression 9 Depressionen nach Geschlecht und Alter 13 Eigenverantwortung bei Depression 20 29 Hilfe bei Depressionen Arzneimittel 31 Gesprächstherapie 33 Verhalten in der Krise 36 37 Adressen IMPRESSUM Herausgeber: 1 A Pharma GmbH, Keltenring 1 + 3, 82041 Oberhaching Gestaltung: Angerer Design Stand: August 2012 2 3 Umgang mit einer Depression Eine Depression bezeichnet ein bestimmtes Krankheitsbild und sollte nicht mit Gefühlszuständen wie Niedergeschlagenheit oder Traurigkeit verwechselt werden. Traurig oder unglücklich fühlt sich mit Sicherheit jeder Mensch aus bestimmten Gründen manchmal im Leben, bei einer Depression jedoch leidet der Betroffene über einen längeren Zeitraum unter intensiven negativen Gefühlen, insbesondere Deprimiertheit, Antriebslosigkeit, Freudund Hoffnungslosigkeit, Ängsten, Grübelneigung oder Schlafstörungen. Grundsätzlich kann jeder Mensch an einer Depression erkranken. Auch viele erfolgreiche und berühmte Personen, für die scheinbar alles perfekt läuft, können unerwartet mit Depressionen zu kämpfen haben. Depressionen treten unabhängig vom jeweiligen Lebensalter auf und können somit Menschen jeder Altersstufe betreffen. Nach der aktuellen Studienlage erkrankt pro Jahr eine von zehn Personen an einer bestimmten Form von Depression. 4 Bei ungefähr der Hälfte aller Betroffenen tritt die Krankheit in Form einer einzigen depressiven Episode auf, bei der anderen Hälfte kommen depressive Episoden häufiger vor. In den meisten Fällen dauert es zwischen sechs Monaten bis zu einem Jahr oder auch länger, bis sich die Patienten von einer Depression erholen. Das Leben mit Depressionen ist sowohl für die Betroffenen selbst als auch für deren soziales Umfeld (Familie, Freunde und Kollegen) oft sehr schwierig. In vielen Fällen ist es für die Betroffenen und ihre umgebenden Personen nicht einfach, das Vorliegen einer Depression überhaupt zu bemerken und dann entsprechende Behandlungsschritte einzuleiten. Die vorliegende Broschüre soll Ihnen dabei helfen, die Symptome einer Depression besser zu erkennen. Sie gibt Ihnen auch Informationen und Ratschläge an die Hand, wie Sie auf die Gefühlswelt depressiv erkrankter Personen eingehen können und welche Behandlungsmöglichkeiten 5 sich am ehesten anbieten. Außerdem bietet diese Broschüre weitere wichtige Informationen für die Angehörigen der betroffenen Personen. Symptome und Krankheitszeichen der Depression Die im Folgenden aufgeführten Symptome treten häufig bei einer Depression auf. Wenn Sie länger als zwei Wochen fortwährend an mindestens vier der unten aufgeführten Symptome leiden, sollten Sie sich zur weiteren Abklärung an Ihren Arzt wenden. •A ntriebsschwäche, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, schnelle Erschöpfbarkeit •A ndauernde Traurigkeit •M angelndes Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl •K onzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen •U nfähigkeit, Dinge zu genießen, die normalerweise angenehm oder interessant sind (Anhedonie) • Ängste 6 •M eiden anderer Personen, manchmal sogar sehr guter Freunde (sozialer Rückzug) •G efühle von Hilflosigkeit, Freud- und Hoffnungslosigkeit •S chlafstörungen (Ein- und Durchschlafstörungen, d. h. Schwierigkeiten einzuschlafen oder deutlich früheres Aufwachen als üblich) •S chuldgefühle oder ein Gefühl von Wertlosigkeit unehmende Schwierigkeiten am Arbeitsplatz/ in der •Z Schule / im Studium • Appetitmangel •V erlust des Interesses an sexueller Aktivität (Libidoverlust) •K örperliche Schmerzen und Beschwerden •S elbsttötungsabsichten und Gedanken an den Tod • Selbstverletzungen 7 Ursachen der Depression Eine Depression wird nach heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen am wahrscheinlichsten durch ein Zusammenwirken verschiedener genetischer, biologischer, umweltbedingter und psychologischer Faktoren ausgelöst. Depressive Erkrankungen gehen mit einer Störung des Stoffwechsels im Gehirn einher. Seit geraumer Zeit besteht die Theorie, dass bei einer Depression wichtige chemische Botenstoffe (Neurotransmitter) aus dem Gleichgewicht geraten sind, welche die Gehirnzellen für die Informationsübermittlung untereinander benötigen. Manchmal sind Depressionen familiär bedingt. Grundsätzlich können sich Depressionen aber auch bei Personen ohne eine entsprechende familiäre Vorgeschichte manifestieren. Die Ausbildung einer Depression kann sich beispielsweise aufgrund einer körperlichen Erkrankung, Erlebnissen in der Kindheit und Arbeitslosigkeit sowie nach Todesfällen, bei familiären Problemen oder anderen belastenden lebensverändernden Ereignissen entwickeln. Teilweise ist 8 beim Vorliegen einer Depression keine konkrete Ursache erkennbar. Arten der Depression Es gibt verschiedene Arten von Depressionen. Die am häufigsten auftretenden Formen werden im Folgenden erläutert. Leichte oder mittelgradige depressive Episode Von einer leichten oder mittelgradigen depressiven Episode spricht man dann, wenn eine depressive Symptomatik über mindestens zwei Wochen andauert und sich in noch begrenztem Maße auf die Fähigkeit zur Alltagsbewältigung der betroffenen Patienten auswirkt. Dabei liegen bezüglich der Symptomatik in erster Linie Deprimiertheit und oft auch Antriebslosigkeit und allgemeine Freud- und Hoffnungslosigkeit vor. Die Patienten bemerken zum Beispiel einen Interessensverlust an früheren Hobbys oder Akti- 9 vitäten, die ihnen normalerweise immer Spaß und Freude bereitet haben. Es fällt ihnen zunehmend schwer, sich für sonst selbstverständliche alltägliche Dinge zu motivieren oder sich am Arbeitsplatz zu konzentrieren. Schwere depressive Episode Eine schwere depressive Episode liegt vor, wenn zusätzlich die Fähigkeit zur Alltagsbewältigung erheblich eingeschränkt oder aufgehoben ist und die betroffenen Patienten unter einem verminderten Selbstwertgefühl, Appetitverlust, Schlafstörungen, schneller Erschöpfbarkeit, Abgeschlagenheit, sozialem Rückzug, Grübelneigung und einem permanenten Gefühl der inneren Anspannung leiden. Sogar ständige Gedanken an den eigenen Tod oder selbstschädigende Handlungen, im schlimmsten Fall Selbsttötungsversuche, können auftreten. In einigen Fällen können vor allem bei schweren depressiven Episoden körperliche Symptome beispielsweise in Form von Schmerzen ohne erkennbare organische Ursache bestehen. Gelegentlich kommt es im Rahmen schwerer depressiver Episoden sogar zu Wahrnehmungsstörungen (z. B. Halluzinationen), Realitätsverlust und Wahnvorstellungen (z. B. Schuldwahn, Verarmungswahn, religiöser Wahn). 10 Bei manchen Menschen kommt es nur zu einer einzigen depressiven Episode, die sich meist komplett zurückbildet. Weitaus häufiger sind jedoch sich wiederholende Krankheitsepisoden im Laufe des Lebens zu beobachten. Es ist daher sehr wichtig, bereits die ersten Anzeichen einer beginnenden Depression möglichst frühzeitig, auch bei einer oftmals nicht zu erkennenden Ursache sehr ernst zu nehmen und sich in ärztliche Behandlung zu begeben. Dadurch verbessern sich die Heilungschancen. Bipolare affektive Störung Bei bipolaren Störungen kann es zu extremen Stimmungsschwankungen kommen. Die betroffenen Menschen fühlen sich während der manischen Phase typischerweise vor allem euphorisch und unverletzbar, während der depressiven Phase hingegen deprimiert, verzweifelt und lethargisch. Manische und depressive Phasen können sich im Laufe eines Jahres dabei mehrfach abwechseln oder jeweils saisonal zu einer bestimmten Zeit im Jahr auftreten. In manchen Fällen kann es zu schwerwiegenden Symptomen kommen, wenn der Erkrankte zum Beispiel den Bezug zur Realität verliert und sich zunehmend merkwürdig und auffällig 11 benimmt, oder sich in seinem Denken und Handeln im Gegensatz zu früher aus Sicht seiner Umgebung unlogisch verhält. Bei der bipolaren affektiven Störung handelt es sich um eine chronische Erkrankung. Postpartales Stimmungstief und postpartale Depression Ein postpartales Stimmungstief, auch als „Babyblues“ bezeichnet, tritt bei vielen Müttern wenige Tage nach der Geburt auf. Die damit einhergehenden Angstgefühle und das mangelnde Selbstvertrauen bilden sich jedoch in der Regel innerhalb weniger Wochen von selbst zurück. Eine Wochenbettdepression (postpartale Depression) ist jedoch stärker ausgeprägt und dauert länger an. Die betroffenen Mütter sind dann häufig deprimiert, ängstlich, haben kein Selbstvertauen mehr und fühlen sich bei allem schnell überfordert und unfähig, ihren Alltag zu bewältigen. Zusätzlich können sehr oft Schlafstörungen, Panikattacken oder sogar Todesängste auftreten. Auch negative oder ablehnende Gefühle gegenüber dem Neugeborenen sind für die postpartale Depression typisch. Immerhin sind zehn Prozent aller Mütter von der Krankheit betroffen, die in der Regel zwei bis drei Wochen nach der Geburt auftritt. 12 Saisonal-affektive Störung (SAD) Diese Form der Depression beginnt in den Herbst- und Wintermonaten und kann bis in den Frühling hinein andauern, wenn die Tage länger und heller werden. In ihrer leichteren Form wird diese Art der Depression auch als „Winterblues“ bezeichnet. Bei einer SAD fühlt sich der Betroffene ängstlich, gestresst und deprimiert. Es kommt oft zu Stimmungsschwankungen und Auswirkungen auf das Schlaf- und Essverhalten im Sinne von Schlafstörungen und Appetitlosigkeit. Depressionen nach Geschlecht und Alter Depression bei Frauen Frauen leiden häufiger an Depressionen als Männer. Biologische, hormonelle und psychosoziale Faktoren sowie Faktoren in Bezug auf den Lebenszyklus könnten damit zusammenhängen. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Hormone einen unmittelbaren Einfluss auf chemische Vorgänge im Gehirn haben, die Emotionen 13 und Stimmungen steuern. So sind Frauen beispielsweise besonders anfällig für postpartale Depressionen nach der Geburt eines Kindes, wenn hormonelle und körperliche Veränderungen und die ungewohnte Verantwortung für ein Neugeborenes zu erheblicher Überforderung führen können. Manche Frauen leiden auch an einer schweren Form des prämenstruellen Syndroms (PMS), der sogenannten prämenstruellen dysphorischen Störung (PMDS), die durch die hormonellen Veränderungen während des Eisprungs bis zum Eintreten der Monatsblutung verursacht wird. Auch während der Wechseljahre besteht bei manchen Frauen ein erhöhtes Risiko für eine Depression. Frauen leiden auch häufiger unter zusätzlichen Belastungen (Arbeit und Haushalt, Kindererziehung und -versorgung, Pflege älterer Menschen, Missbrauch, Armut, Beziehungsprobleme etc.). Nach wie vor ist jedoch nicht geklärt, warum manche Frauen unter extremer Belastung eine Depression entwickeln, andere in ähnlicher Situation jedoch nicht. 14 Depression bei Männern Depressionen bei Männern manifestieren sich oft anders als bei Frauen. Während depressive Frauen häufig traurig sind und sich wertlos oder übermäßig schuldig fühlen, sind Männer eher extrem müde und reizbar, verlieren das Interesse an Aktivitäten, die sie vorher mochten, und leiden unter Schlafstörungen. Depressive Männer neigen häufiger als Frauen zu Alkoholund Drogenmissbrauch und sind anfälliger für Frustration, Mutlosigkeit, Reizbarkeit, Wut und manchmal auch Missbrauch. Einige Männer stürzen sich in ihre Arbeit, um nicht mit Familie oder Freunden über die Depression sprechen zu müssen, oder verhalten sich leichtsinnig und draufgängerisch. 15 Depression bei älteren Menschen Depression ist kein normaler Bestandteil des Älterwerdens. Studienergebnisse zeigen, dass die meisten älteren Menschen mit ihrem Leben zufrieden sind, obwohl sie häufiger an Krankheiten oder körperlichen Beschwerden leiden als jüngere Menschen. Wenn ältere Menschen an Depressionen leiden, wird dies jedoch häufiger übersehen, da die Symptome andere sind und nicht so offensichtlich zutage treten. Auch geben ältere Menschen seltener zu, dass sie bedrückt oder traurig sind. Manchmal ist es schwierig, zwischen Trauer und einer Depression zu unterscheiden. Ein Gefühl der Trauer nach dem Verlust einer geliebten Person ist eine normale Reaktion und erfordert in der Regel keine professionelle psychologische Hilfe. Eine außergewöhnlich lang andauernde Trauer nach einem Verlust kann jedoch behandlungsbedürftig sein. 16 Außerdem leiden ältere Erwachsene häufiger an Krankheiten wie Herzerkrankungen, Schlaganfällen oder Krebs, die mit depressiven Symptomen einhergehen können, oder nehmen Medikamente ein, die als Nebenwirkung eine Depressionsneigung verursachen können. Depression bei bei Kindern und Jugendlichen Kinder mit Depression neigen im Erwachsenenalter häufig zu weiteren depressiven Episoden. Außerdem besteht bei Kindern mit Depression auch eine höhere Wahrscheinlichkeit, schwer zu erkranken. Kinder mit Depression täuschen möglicherweise eine Krankheit vor, wollen nicht zur Schule gehen, klammern sich an einen Elternteil oder äußern die Sorge, dass die Eltern sterben könnten. Ältere Kinder schmollen vielleicht, bekommen Schwierigkeiten in der Schule, sind negativ und reizbar und fühlen sich missverstanden. Da die geschilderten Symptome häufig als normale und typische Stimmungsschwankungen während der verschiedenen Entwicklungsphasen eines Kindes missverstanden 17 werden, kann es schwierig sein, eine Depression im Kindesalter zu diagnostizieren. Vor der Pubertät neigen Jungen und Mädchen gleich häufig zu einer Depression. Bis zum Alter von 15 Jahren ist die Wahrscheinlichkeit einer Depression bei Mädchen jedoch bereits doppelt so hoch wie bei Jungen. In klinischen Studien wurde nachgewiesen, dass eine Kombination aus Antidepressiva und einer Psychotherapie in diesem Alter den größten Behandlungserfolg verspricht. In verschiedenen Forschungsprojekten wird zurzeit untersucht, wie einem Selbsttötungsversuch bei Kindern und Jugendlichen besser vorgebeugt werden kann. Eine Depression bei Jugendlichen fällt mit einer Phase erheblicher Persönlichkeitsveränderungen zusammen. Jungen und Mädchen begründen in diesem Alter eine eigene Identität, setzen sich mit ihren Geschlechterrollen und der aufkommenden Sexualität auseinander und treffen zum ersten Mal in ihrem Leben unabhängige Entscheidungen. Eine Depression im jugendlichen Alter geht häufig mit anderen Störungen wie Angst, Essstörungen oder Drogenmissbrauch sowie einem erhöhten Selbstmordrisiko einher. 18 19 Eigenverantwortung bei Depression Depressive Menschen fühlen sich häufig hilflos und überfordert. Es gibt aber zahlreiche Möglichkeiten, die Symptome entsprechend zu behandeln. Der langfristig behandelnde Arzt sollte bei depressiven Erkrankungen immer unbedingt ein Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sein, der auf diese Störungen spezialisiert ist und somit fachgerecht eine Therapie einleiten und überwachen kann. So kann er beispielsweise antidepressiv wirksame Medikamente verschreiben und den Patienten zusätzlich in Einzelgesprächen bei der Bewältigung seiner Erkrankung unterstützen. Aber auch der Betroffene selbst kann einiges unternehmen, um sein Zustandsbild zu verbessern. Auf den folgenden Seiten finden Sie Hinweise darauf, was Sie selbst tun können und um welche Informationen oder Hilfe Sie Ihren Arzt bitten können. Wenn Sie im therapeutischen Prozess selbst aktiv mitwirken, haben Sie mit Sicherheit das Gefühl einer besseren 20 Kontrolle über das Krankheitsbild und Sie werden sich besser fühlen. Aktiv teilnehmen kann beinhalten, einen Arzt aufzusuchen, um sich behandeln zu lassen, in ein Fitnessstudio zu gehen oder etwas zu unternehmen, was Sie interessiert, was Sie gut können oder was Ihnen ganz einfach Spaß macht. Wenn Sie es sich nicht zutrauen, alleine etwas anzufangen oder zu unternehmen, wie beispielsweise sich einer Gruppe anzuschließen oder einem Verein beizutreten, können Sie auch jemanden aus Ihrem Freundes- oder Bekanntenkreis bitten, Sie zu begleiten. Ihr Selbstbild Das Bild, das Sie von sich selbst haben, beeinflusst in der Regel auch Ihre Gemütsverfassung und mögliche depressive Verstimmungen. Das Gefühl der eigenen Wertlosigkeit und Schuldgefühle treten sehr häufig bei Depressionen auf. So sollten Sie versuchen, sich der möglicherweise vorhandenen negativen Gefühle über sich selbst bewusst zu werden und darüber nachzudenken, welchen Einfluss solche Gedanken auf Ihr Selbstbild und Ihre Gefühle ausüben können. Wenn es Ihnen möglich ist, versuchen Sie nun auch herauszufinden, wie realistisch solche Gedanken 21 sind und was Sie verändern könnten, um vielleicht eine positivere Einstellung zu manchen Dingen zu entwickeln. Fragen Sie zu diesem Thema ruhig auch Ihren behandelnden Arzt um Rat. Soziale Netzwerke Wenn Sie sich depressiv fühlen, kann es Ihnen möglicherweise schwerfallen, soziale Kontakte aufrecht zu erhalten oder neue zu knüpfen. Versuchen Sie dennoch, den Kontakt mit Ihrer Familie und Ihren Verwandten, Freunden oder Nachbarn zu halten. Wenn Sie sich nämlich mit Menschen umgeben oder auch an verschiedenen bestimmten Aktivitäten in einer Gruppe teilnehmen, werden Sie sich weniger isoliert und einsam und dadurch vielleicht schon etwas besser fühlen. Falls Sie selbst nicht über ein gutes soziales Netzwerk verfügen, können Sie sich beispielsweise an den Dachverband einer Selbsthilfeorganisation (s. a. Kapitel Adressen) wenden oder Probleme bei der Arbeit, Geldsorgen, rechtliche Situation Sorgen Sie dafür, dass Sie sich bei der Arbeit nicht permanent überfordert fühlen. Das hilft Ihnen dabei, die Kontrolle zu behalten. Achten Sie ebenso darauf, genügend Zeit für sich selbst zu haben, damit Sie Ihren eigenen Interessen und Hobbys nachgehen und ausreichend Zeit mit Ihrer Familie und Ihren Freunden verbringen können. Falls Sie an Ihrem Arbeitsplatz Schwierigkeiten haben, beispielsweise Ihr Arbeitspensum zu bewältigen, können Sie auch mit dem zuständigen Betriebsarzt über Ihre Probleme reden. Möglicherweise kann er Ihnen dabei behilflich sein, Ihre aktuelle Arbeitsbelastung oder die mit den Arbeitsanforderungen einhergehenden Verpflichtungen zu überdenken und eventuell Ihrer aktuellen Belastungsfähigkeit entsprechend anzupassen. Der Betriebsarzt kann Sie ebenso dabei unterstützen, bestimmte Probleme anzusprechen, die sich möglicherweise derzeit auf Ihre Leistungsfähigkeit in der Arbeit auswirken. Ihren Arzt fragen, an welchen Gruppenveranstaltungen Sie teilnehmen oder wie Sie anderweitig soziale Kontakte knüpfen könnten. 22 23 Falls Sie Geldsorgen haben, können Sie sich an Ihren zustän- Persönliche Beziehungen digen örtlichen Sozialdienst wenden. Dort wird man Ihnen mit- Probleme und Konflikte in persönlichen Beziehungen können in erheblichem Maße einen schädigenden Einfluss auf Ihr Selbstbild und Ihre Sicht der Dinge ausüben. Falls Sie gerade Schwierigkeiten mit Beziehungskonflikten in Ihrem persönlichen Umfeld haben, oder Ihre Depression sich negativ auf Ihre Beziehungswelt auswirkt, können Sie sich an eine Paar- oder Familienberatungsstelle wenden oder Ihren behandelnden Arzt fragen, wo Sie entsprechende Hilfe bekommen können. teilen, wie und wo Sie eventuell finanzielle Unterstützung bekommen können. Kontaktdaten einer entsprechenden Zweigstelle in Ihrer Nähe finden Sie im Telefonbuch oder im Internet. Schuldnerberatungen gibt es in vielen Städten und Gemeinden. Sie bieten in der Regel eine kostenlose, vertrauliche und unabhängige Beratung bei finanziellen Problemen an. Falls Sie arbeitslos sind oder sich beruflich verändern möchten, kann Ihnen das örtliche Arbeitsamt möglicherweise weiterhelfen. Körperliche Aktivität Auch in Bürgerbüros und anderen entsprechenden sozialen Einrichtungen vor Ort können Sie sich bei Bedarf zur Arbeitslosenunterstützung sowie zu weiteren Hilfsangeboten bei Arbeitsunfähigkeit aufgrund einer Depression beraten lassen. Nach Möglichkeit sollten Sie jedoch in jedem Fall versuchen, weiter zu arbeiten, da das bei einer Depression meistens hilfreich ist. Kontakte mit Kollegen, ein geregelter Tagesablauf und das Gefühl, etwas zu leisten, wirken bei einer Depression sehr unterstützend. 24 Bei sportlicher Betätigung werden im Gehirn chemische Botenstoffe (Endorphine) freigesetzt, die auch als Glückshormone bezeichnet werden. Wenn Sie an leichten bis mäßigen Depressionen leiden, empfiehlt Ihr Arzt Ihnen möglicherweise ein Sport- und Bewegungsprogramm, das idealerweise aus drei bis fünf Einheiten zu je 50 Minuten andauernder sportlicher Aktivität in der Woche bestehen sollte. Aber auch häufigere und kürzere Bewegungseinheiten können sinnvoll sein, wenn diese besser mit Ihrem Alltag vereinbar sind. 25 Wenn Sie Rat benötigen, welche Art der körperlichen Betätigung für Sie geeignet ist und inwiefern diese Ihre Depression lindern kann, so wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt. Ernährung Einige Studienergebnisse lassen auf einen Zusammenhang zwischen Ernährung und Depressionen schließen. Es liegen jedoch derzeit keine eindeutigen Erkenntnisse vor, in welchem Ausmaß eine Ernährungsumstellung tatsächlich einen positiven Einfluss auf Depressionen haben könnte. So wird beispielsweise angenommen, dass Nahrungsmittel mit einem hohen Anteil an bestimmten essenziellen Fettsäuren wie ölhaltiger Fisch (z. B. Lachs) depressive Symptome lindern können. Unabhängig von der Beeinflussbarkeit depressiver Syndrome bewirkt eine gesunde Ernährung aber auf jeden Fall, dass Sie sich insgesamt wohler fühlen und mehr Energie in sich verspüren, insbesondere dann, wenn Sie sich gleichzeitig auch noch sportlich betätigen. 26 Übermäßiger Alkohol- und Drogenkonsum Alkohol wirkt dämpfend auf die Leistungsfähigkeit des Gehirns. Wenn Sie regelmäßig zu viel Alkohol konsumieren, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, an einer Depression zu erkranken. Wenn Sie bereits an Depressionen leiden, werden Sie sich nach dem Alkoholgenuss eher schlechter als besser fühlen. Hier droht ein Teufelskreis, da regelmäßiger hochdosierter Alkoholgenuss zusätzlich zu Alkoholabhängigkeit führen kann. Deshalb sollten Sie auf Alkoholkonsum möglichst verzichten oder diesen nur in Maßen genießen. Auch auf Drogen jeglicher Art sollten Sie aus diesen Gründen vollständig verzichten. 27 Umgang mit der Angst Etwa die Hälfte aller Patienten mit Depressionen leiden zusätzlich unter Angstzuständen. Wenn Sie es zunächst erreicht haben, Ihre Ängste besser zu beherrschen, haben Sie möglicherweise mehr innere Ruhe, um sich mit Ihren Depressionen auseinanderzusetzen. Sprechen Sie mit Ihren Vertrauten oder Ihrem behandelnden Arzt oder Psychologen über Ihre Ängste und die auslösenden Situationen bzw. deren Ursachen. Wenn Sie sich gesund ernähren und entsprechend sportlich aktiv sind, kann Ihnen das behilflich sein, Ihre Ängste besser zu kontrollieren. Insbesondere bei Patienten mit leichten Depressionen können auch Entspannungstechniken wie Massage und Yoga gegen Ängste angewendet werden. Phytopharmaka Johanniskraut (Hypericum perforatum) kann bei leichten bis mäßig ausgeprägten Depressionen hilfreich sein. Allerdings können Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten auftreten. Fragen Sie unbedingt vor der Einnahme Ihren Arzt oder Apotheker um Rat. 28 Hilfe bei Depressionen Der erste Schritt auf dem Weg zur Behandlung Ihrer Depressionen ist normalerweise ein Besuch bei Ihrem Hausarzt. Dieser wird Ihnen vor dem Beginn einer fachgerechten Therapie verschiedene Fragen zu den möglichen Ursachen und Auswirkungen der Depressionen auf Ihre geistige und körperliche Gesundheit stellen. Dieser erste Arztbesuch fällt Ihnen möglicherweise schwer. Vielleicht kommen Sie mit dieser Situation besser zurecht, wenn Sie sich vorher kurz die Zeit nehmen, sich aufzuschreiben, was Sie besonders bedrückt oder beschäftigt. Manchen Patienten hilft es auch, wenn ein Freund oder Familienmitglied sie begleitet. Für den weiteren Therapie- und Heilungsverlauf ist es von großem Nutzen, dass zwischen Ihnen und Ihrem behandelnden Arzt Einigkeit, Vertrauen und Akzeptanz hinsichtlich 29 der geplanten Therapie besteht. Versuchen Sie, so offen wie möglich über Ihre Symptome und deren Auswirkungen auf den Alltag zu sprechen. Ihr Arzt wird Ihnen möglicherweise vorschlagen, zur weiteren Behandlung und Beratung einen Psychiater oder Psychologen aufzusuchen. Die in Deutschland angebotenen und von den Krankenkassen bezahlten Gesprächstherapien wie tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie oder kognitive Verhaltenstherapie sind bei Depressionen, neben der medikamentösen Therapie, sehr wirksam. In den meisten Fällen ist eine Kombination aus einer Gesprächstherapie und einem Antidepressivum besonders hilfreich. Ihr Arzt richtet sich bei der Behandlung einer Depression nach speziellen international vorgegebenen diagnostischen und therapeutischen Leitlinien. Arzneimittel Es stehen zahlreiche, verschiedene Antidepressiva für die Therapie von Depressionen zur Verfügung, die jeweils unterschiedlich wirken und je nach Art und Schweregrad der Depression verordnet werden können. In der Regel dauert es einige Wochen, bis ein Medikament in ausreichender Dosierung richtig anschlägt. Deshalb wird der behandelnde Arzt Sie wahrscheinlich darum bitten, zunächst eine Weile abzuwarten, bis absehbar wird, ob eine antidepressive Wirkung zu verzeichnen ist oder nicht. Falls ein Antidepressivum keine zufriedenstellende Wirkung zeigt oder sich unerwünschte Nebenwirkungen einstellen, kann der Patient auf einen anderen Wirkstoff umgestellt werden. Es ist sehr wichtig, dass Sie das verordnete Arzneimittel über den gesamten vorgeschriebenen Zeitraum wie 30 31 empfohlen einnehmen. Wenn Sie es zu früh absetzen – selbst, wenn Sie sich besser fühlen –, kann es zu einem Rückfall in die Depression kommen. In den meisten Fällen ist es sinnvoll, das verordnete Arzneimittel noch 4 bis 9 Monate nach Besserung der Symptome einzunehmen, manchmal ist jedoch auch eine längere Behandlung erforderlich. Vor dem Absetzen und vor Dosierungsveränderungen eines Antidepressivums sollten Sie immer mit Ihrem behandelnden Arzt darüber sprechen und dessen Anweisungen genau befolgen, da sich ein zu rasches Absetzen kontraproduktiv auf den Heilungsprozess auswirken kann. Es steht eine ganze Reihe unterschiedlicher Antidepressiva zur Verfügung, von denen manche zur Behandlung ganz bestimmter Symptome angewendet werden können. Ihr Arzt kann Ihnen am besten erläutern, welches Antidepressivum in Ihrer Situation empfehlenswert ist. Denken Sie immer daran, dass Sie sich bei allen Fragen und Problemen, vor allem auch im Zusammenhang mit der medikamentösen antidepressiven Behandlung, aber auch mit sonstigen Sorgen und Bedenken stets an Ihren Arzt wenden können. 32 Gesprächstherapie In einer Gesprächstherapie geht es darum herauszufinden, welche Ursachen der Depression möglicherweise zugrunde liegen, welche Umstände die Depression vielleicht ursprünglich ausgelöst haben, warum Sie sich immer noch deprimiert fühlen und was Ihnen helfen könnte, diesen Zustand zu verbessern. Es wurde in zahlreichen wissenschaftlichen Studien nachgewiesen, dass Gesprächstherapien wie vor allem die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und die kognitive Verhaltenstherapie bei der Behandlung der Depressionen eine hohe Wirksamkeit aufweisen. Längere Wartezeiten von im Durchschnitt vier Monaten bis zum Beginn einer Psychotherapie sind in Deutschland zurzeit leider nicht selten und müssen von den Betroffenen oft in Kauf genommen werden. Ihr behandelnder Arzt kann Ihnen diesbezüglich weitere wichtige Informationen geben. Psychotherapie Zur Behandlung von Depressionen ist aus medizinischer Sicht für den langfristigen Behandlungserfolg neben 33 einer eventuell notwendigen medikamentösen antidepressiven Einstellung die Durchführung einer Psychotherapie von großer Bedeutung. In Deutschland sind derzeit zwei psychotherapeutische Verfahren (tiefenpsychologisch-fundierte Psychotherapie und Verhaltenstherapie) zugelassen, die nur qualifizierte Ärzte oder Psychologen durchführen dürfen und die in der Regel von den Krankenkassen bezahlt werden. Eine psychotherapeutische Behandlung ist in Gruppen oder in Einzelgesprächen möglich, normalerweise finden die Gespräche ein- bis zweimal pro Woche statt und dauern jeweils 50 Minuten. Die Psychotherapie ist in der Regel ein eher längerfristiges Behandlungskonzept und dauert bei der Behandlung der Depressionen im Durchschnitt acht bis zwölf Monate. Im Therapiefokus stehen zum Beispiel Erlebnisse und Erfahrungen aus der bisherigen Lebensgeschichte, deren Auswirkungen und Verarbeitung sowie deren Bedeutung für die aktuelle Lebenssituation. Manchmal wird untersucht, wie der Patient Beziehungen eingeht und wie er sich anderen gegenüber verhält. Das hilft dabei, ein besseres Bild von sich selbst aufzubauen und effizienter mit anderen kommunizieren zu können. Die Durchführung einer Psychotherapie kann nur auf freiwilliger Basis erfolgen. Nähere Informationen zu diesem Thema bekommen Sie bei Ihrem behandelnden Arzt. Weitere Therapieformen zur Behandlung einer Depression sind: Gruppentherapie, Familientherapie, Bibliotherapie sowie Musik- und Kunsttherapie. Beratungsstellen Voraussetzung für eine erfolgreiche psychotherapeutische Behandlung ist ein hohes Maß an Motivation seitens des Patienten und eine stabile, tragfähige, von Vertrauen und gegenseitigem Respekt geprägte Beziehung zwischen Therapeut und Patient. 34 In einer Beratungsstelle erhalten Menschen mit Depression die Möglichkeit, alltägliche Themen zu besprechen, die für die Depression verantwortlich sein könnten. Manchmal kann die Beratungsstelle auch praktische Tipps für den Umgang mit Problemen geben. 35 Verhalten in der Krise Wenn Sie darüber nachdenken, sich selbst zu verletzen oder nicht mehr leben wollen, oder wenn Sie jemanden kennen, der derartige Gedanken äußert, dann rufen Sie unbedingt sofort Hilfe. Nehmen Sie diese Notsituation sehr ernst und rufen Sie einen Arzt oder den ärztlichen Notdienst an! Lassen Sie einen Menschen in einer solchen Krisensituation nicht allein. Isolieren Sie sich nicht, wenn Sie selbst betroffen sind. Rufen Sie in dieser Situation umgehend einen Arzt! Wählen Sie eine Notrufnummer oder suchen Sie eine Notaufnahme auf, um Hilfe zu bekommen. Deutschlandweit ist die Rettungsleitstelle Deutschland unter der Rufnummer 19222 zu erreichen. 36 Hilfe erfahren Sie auch immer unter dem Polizeinotruf 110 oder unter der Notrufnummer 112. Die Telefonnummern der regionalen Kriseninterventionsdienste finden Sie in Ihrem Branchenbuch. Bitten Sie Freunde oder Verwandte um Unterstützung, wenn Sie die Situation nicht allein bewältigen können. Adressen Rettungsleitstelle Deutschland Telefon: 19222 Bundeseinheitliche kostenlose Notrufnummer der Polizei Telefon: 110 EU-weite Notrufnummer Telefon: 112 37 NAKOS Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen Wilmersdorfer Str. 39 10627 Berlin Telefon: 0 30 / 31 01 89 60 [email protected] www.nakos.de Die NAKOS ist die bundesweite Aufklärungs-, Serviceund Netzwerkeinrichtung in der Selbsthilfe. Sie informiert Betroffene und Angehörige über die Möglichkeiten der Selbsthilfe sowie über lokale und regionale Gruppen und Angebote. Stiftung Deutsche Depressionshilfe Semmelweisstraße 10 04103 Leipzig Telefon: 03 41 / 97 24-493 [email protected] www.deutsche-depressionshilfe.de 38 Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe versteht sich als Nachfolge des Forschungsverbundes Kompetenznetz Depression, Suizidalität. Zentrales Ziel der Stiftung Deutsche Depressionshilfe ist die Verbesserung der Situation depressiv erkrankter Menschen. Unter dem Dach der Stiftung werden die Aktivitäten des bis zum Jahr 2009 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Kompetenznetzes Depression, Suizidalität und des Deutschen Bündnisses gegen Depression e.V. gebündelt und weiterentwickelt. TelefonSeelsorge Telefon 0800 / 111 0 111 und 0800 / 111 0 222 (Anruf kostenfrei) www.telefonseelsorge.de Die deutsche TelefonSeelsorge ist rund um die Uhr telefonisch erreichbar. Darüber hinaus gibt es einen Webmail- und einen Chat-Dienst. 39 Gute Besserung wünscht Ihnen 1 A Pharma Wir beraten Sie gerne: Weitere Informationen und Ratgeber von 1 A Pharma finden Sie unter www.1apharma.de 1 A Pharma GmbH Keltenring 1 + 3 82041 Oberhaching Tel.: 089/613 88 25-0 Fax:089/613 88 25-65 [email protected]