Nachruf Langley John

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Nekrologe.
Ln,ngley.
die außerordentlich rasch verlaufenden elektrischen Erscheinungen
des erregten Warmblüternerven registriert und damit die Anschauung gesichert, daß sich bei jeder Nervenerregung, sowohl bei psychischen Prozessen als bei automatischen Regulierungen im Organismus,
ein elektrischer Vorgang abspielt.
Durch seine mit größter Sorgfalt ausgeführten Untersuchungen über die Beziehungen des mechanischen Ausdrucks
der Tätigkeit des Muskels oder Herzens zu dem elektrischen
hat er die bisherige Meinung, daß die Entwicklung des elektrischen
Stroms zeitlich vor der Kontraldion erfolgt, gebrochen. Man kann
also den eigentlichen Erregungsvorgang von der Kontraktion nicht
trennen.
Ebenso bedeutungsvoll für unsere Grundanschauung über die
physikalisch- chemischen Vorgänge in dem Muskel und Nerven
sind seine Untersuchungen über die Erregung der Nerven durch
Wechselströme. Sie bilden eine wesentliche Unterlage für die
N ernstsehe 'fheorie der N ervenerregung.
Bis in die letzten Tage seines Lebens arbeitete Einthoven
rastlos an der Verbesserung seiner Methodik. Er hat die Dicke
der Quarzsaiten bis auf das unglaubliche Maß von 0,0001 mm,
d. h. 1/4 Wellenlänge des violetten Lieh tes, verringert. Er liebte
es nicht, mit unfertigen Arbeiten herauszukommen und hat ihre
Veröffentlichung oft über viele Jahre hinausgeschoben. Was aber
bis jetzt von dem neuen Saitengalvanometer bekannt geworden
ist, eröffnet ganz neue Ausblicke. Ein wichtiges Ergebnis haben
diese Bestrebungen auf dem Gebiet der akustischen Registrierung
erzielt. Stellt man die feine Saite in eine Schall welle, so bewegt sie sich synchron mit den Schwingungen der Luftteilchen.
Ein derartiger • Saitenphonograph" zeichnet Töne bis zu einer
Frequenz von 30 000 in der Sekunde gut auf und ermöglicht
dadurch eine neue objektive Bestimmung der oberen Hörgrenze.
Einthovens strenger Gerechtigkeitssinn hat in ihm ein tiefgehendes Gefühl für das Schicksal des deutschen Volkes nach
dem Krieg hervorgerufen. Er hat dem durch wiederholte Teilnahme
an den deutschen physiologischen Tagungen und durch werktätige
Hilfe Ausdruck verliehen. Wir sind ihm hiefür ebenso wie für
die Gaben seiner Forschung zu stetem Dank verpflichtet.
John Langley, korrespondierendes Mitglied der mathematischnaturwissenschaftlichen Abteilung, ist am 5. November 1925 gestorben. Langleys wissenschaftliche Tätigkeit nimmt im Jahre
1876 ihren Ausgangspunkt von Untersuchungen über die Wirkung von Giften auf die Speichelsekretion. Langley läßt hier
ebenso wie bei seinen späteren Forschungen das Tierexperiment
in ständige Fühlung mit der anatomischen .Analyse treten. Er
stellt die histologische Veränderung der Drüsenzellen fest, die
bei ihrer Tätigkeit erfolgt, sucht den Ort zu ermitteln, an dem
die Gifte innerhalb der Zelle angreifen und zieht RückschlUsse
auf die allgemeine Struktur der Zellen. Im .Anschluß hieran behandelt er die Frage nach der Wirkungsweise der Fermente. Es
gibt wohl keinen schärferen Beweis für die Existenz der Profermente als den von Langley für das Pepsinogen erbrachten.
Der Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Leistungen liegt seit
1890 auf dem Gebiet der Physiologie der nervösen Organe, vor
allem des Teils, der die unwillkürliche Muskulatur und die Drüsen
des Organismus versorgt. Zur .Analyse dieses vor ihm wesentlich
nur descriptiv behandelten Systems hat sich Langley eine klassisch
gewordene Methode ausgebildet. Er verwendet das Nikotin zur
funktionellen Trennung der einzelnen Abschnitte des in scheinbar
unauflösbarer Komplikation verbundenen Systems. Auf Grund
von äußerst mühsamen Einzeluntersuchungen kommt er zu einer
abschließenden Auffassung Uber seinen Gesamtaufbau. Er faßt
das ganze Nervengebiet unter dem Namen "autonomes System"
zusammen. Seine Gliederung wird durch den Satz, den man als
Langleysches Theorem bezeichnen kann, beschrieben, daß von
der Ursprungszelle in dem Gehirn oder Rückenmark aus nur eine
Ganglienzelle in den Verlauf der Bahnen bis zu den Muskeln
oder DrUsen eingeschaltet ist. Streng bewiesen wird er von Langley für einige gut analysierbare Fälle und seine Richtigkeit für
das ganze System so weit aufgewiesen, daß keine Tatsache ihm
widerspricht. Die zentralen Leistungen des autonomen Systems
werden gegenüber frUheren Behauptungen auf ihr richtiges Maß
eingeschränkt. Es vermittelt keine wirklichen Reflexe, sondern
nur von Langley als Axonreflexe bezeichnete funktionelle Beziehungen. Unterstützt wird das Ergebnis dieser Untersuchungen
durch parallel laufende Beobachtungen über Degeneration und
Otto Frank.
Wahlen.
Nekrologe.
Regeneration des Nervensystems. Alles wird dazu benutzt um
Ordnung in das scheinbare Chaos zu bringen.
Was die Langleysche Arbeitsweise auszeichnet ist die auserordentliche Zuverlässigkeit, die ja bei der Erforschung dieses
dunklen Gebietes Alles bedeutet. Schon 1883 hat ihm deshalb
Goltz die anatomische Untersuchung seines berühmt gewordenen
großhirnlosen Hundes übertragen. Auch diese Arbeit Langleys
ist von Bedeutung geworden, vor allem, weil sie der Ausgangspunkt für die erfolgreichen Untersuchungen Sherringtons über
die Funktionen des Großhirns wurde. Die Sorgfalt Langleys wird
nie zur Pedanterie, sondern stets läßt seine Forschung die große
Linie erkennen, die zu den höchsten Zielen, der Aufhellung von
physiologischen Grundprinzipien, führen soll.
Nicht zu vergessen ist die erzieherische Seite von Langleys
Tätigkeit. Sie hat zu der Ausbildung der ausgezeichneten physiologischen Schule in England wesentlich beigetragen, die der
deutschen den so lange behaupteten Vorrang zu entziehen droht.
Ebenso hoch muß sein allgemeiner Einfluß auf das physiologische Schriftwesen bewertet werden. U nahlässig ist von ihm
auf Kürze der Darstellung gedrungen worden bis zu einem Grade,
daß eine gewisse noch jetzt bei seinen Kollegen nachhallende
Auflehnung eingetreten ist. Mittelbar hat er so auch den langatmigen überflüssig breiten Stil der deutschen Physiologie zum
Verschwinden gebracht, sehr zum Vorteil der Wirkung der V eröffentlichungen.
Otto Frank.
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In der allgemeinen Sitzung am 18. Februar 1928 wurden
folgende Wahlen vollzogen:
Philosophisch-philologische Klasse:
als korrespondierende Mitglieder:
Dr. H. Idris Bell, Assitant Keeper an der Bibliothek des Britischen Museums, London.
Dr. Rudolf M u eh, o. Professor für germanische Sprachgeschichte
und Altertumskunde an der Universität Wien.
D1·. Giorgio Pas q u ali, Professor für klassische Philologie an der
Universität Florenz.
Dr. Cuthbert Hamilton Turner, Professor für Theologie an der
Universität Oxford.
Dr. Feodor Iwanovic U spenskij, Professor für byzantinische Geschichte an der Universität Leningrad.
Historische Klasse:
als ordentliches Mitglied:
Dr. Karl Alexander v. Müller, Oberregierungsrat, Honorarprofessor für Geschichte an der Universität München.
Mathematisch-naturwissenschaftliche Abteilung:
a) als ordentliche Mitglieder:
Dr. Max Borst, Geh. Medizinalrat, o. Universitäts-Professor für
allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie, Vorstand
des Pathologischen Instituts der Universität München.
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