Referat 1 [Download,*, 0,14 MB]

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Abschrift des Referates (ohne Fotomaterial) von Frau Dr.
Götze anlässlich des 3. Sozialpädagogischen Tages im LK
Meißen 2014
1
Handreichung zur Förderung
sozialer und emotionaler Kompetenzen
Dr. Alexandra Götze
TU Chemnitz
bei jedem fünften Kind sozial-emotionale Fertigkeiten nicht altersangemessen entwickelt
Folgen: Störung des Sozialverhaltens im Kindesalter:
•
ca. 16 %: Strafauffälligkeiten (Aggression & Gewalt, Diebstahl)
•
ca. 5–10%: anhaltende Dissozialität
häufig von Gleichaltrigen abgelehnt / wenige Peerbeziehungen
Schulprobleme
wenig prosoziales Verhalten
extreme Formen von Schüchternheit
ADHS
frühes dissoziales Verhalten
Erwachsenenalter führen!
kann zu anderen psychiatrischen Problemen im
langfristig Entwicklungschancen der Kinder und Jugendlichen beeinträchtigt!!
Gliederung
1.
Anliegen und Ziele
2.
Emotionale Kompetenz
3.
Emotionale Entwicklung von Kindern
4.
Emotionale Entwicklung und Sozialverhalten – soziale Kompetenz
5.
Emotion & Kognition
6.
Ursachen oder Begleiterscheinungen
7.
Erfassung des Entwicklungsstandes
8.
Entwicklungsbegleitung
Anliegen
- Jedes Kind ist einzigartig Aufgaben von pädagogischen Fachkräften in der Kindertagespflege,
Kindertageseinrichtungen, Hort und Schule:
neues, außerfamiliäres Umfeld - Kind unterstützen, Übergänge
erleichtern, Brücken schlagen
Ressourcen der Kinder identifizieren, Ressourcen nutzbar machen
Entwicklung von Kindern im sozial-emotionalen Bereich beobachten,
individuelle Entwicklungsverläufe aufzeigen und beurteilen
Entwicklung fördern - vor allem die sozial-emotionalen Kompetenzen
Welche Methoden und Materialien können dabei zum Einsatz
kommen?
Ziele der Handreichung für
pädagogische Arbeit
Gemeinsam fühlen - Handreichung für pädagogische
Fachkräfte zur sozial-emotionalen Entwicklung
von Kindern in Tagesbetreuung (Herausgeber:
Sächsisches Staatsministerium für Kultus)
pädagogische Fachkräfte bei der Umsetzung des Bildungsplanes unterstützen konkrete Anregungen für die tägliche Arbeit mit den Kindern und Eltern geben
Bedingungen bereitstellen, welche eine optimale sozial-emotionale Entwicklung
ermöglichen - Kinder mit Schwierigkeiten unterstützen ihre Potentiale zu
entfalten
Schwerpunkt: Aufzeigen und die effektive Nutzung von individuellen Ressourcen
& nicht die Identifikation von gestörter Entwicklung.
Ziel pädagogischer Arbeit:
Auf Basis von Erfahrungen den bewussten Umgang mit Emotionen entwickeln somit situationsangemessenes Verhalten ermöglichen und Wutausbrüche,
Trotzverhalten aber auch das Verdrängen von Gefühlen verhindern
Ziele der Handreichung für
pädagogische Arbeit
Gesundheit umfasst:
körperliche, psychische und soziale Aspekte
Wichtige Einflussfaktoren von Gesundheit sind:
Umgang mit Gefühlen, Befindlichkeiten und Konflikten
Erfahrungen des Angenommenseins, des Rückhalts in vertrauensvollen Beziehungen
soziale Anerkennung
Balance von gesundheitsgefährdenden Faktoren und Schutzfaktoren
Aufgaben zur Gesundheitsförderung:
Minimierung von Gefahren und Risiken
Herausbildung von Stärken, Kompetenzen und gesundheitlichen Ressourcen fördern
Emotionale Kompetenz – Was ist das?
Emotion
kurzlebige, vorübergehende Gefühlszustände. Sie entstehen als
Reaktion auf Umgebungseinflüsse und dienen der Anpassung an die
Umwelt. Emotionen beeinflussen unser Handeln und formen
entscheidend die Qualität sozialer Beziehungen.
Beispiel - Angst
Angst
wir fühlen uns von etwas bedroht
dient der Vermeidung von
Gefahren, Schutzmechanismus
„Kampf oder Flucht“
Beispiel - Wut
Wut:
zeigt anderen, dass wir über etwas
aufgebracht sind
aktiviert zum eigenen Handeln
Vorbereitung auf
Auseinandersetzung
setzt Energie für eine effektive
Verteidigung frei
Beispiel - Traurigkeit
Traurigkeit
zeigt anderen, dass wir Trost und
Zuwendung brauchen
signalisiert den Verlust von etwas
für uns Wichtigem
Hilferuf
Beispiel - Ekel
Ekel
Abneigung gegen etwas
Abstoßendes
hervorgerufen durch
Dinge, Personen,
Werteverletzungen
schützt z.B. vor
Vergiftung und
Verunreinigung
Beispiel - Freude
Freude
positives Bewusstsein
über eine für uns gute
Sache
dient der
Beziehungspflege,
Kontaktaufnahme,
Regeneration, innerem
Gleichgewicht
Beispiel - Überraschung
Überraschung
Reaktion auf unerwartete
Ereignisse
steuert Aufmerksamkeit
fördert Neugier und Interesse
motiviert zur Nachforschung
Sozial-emotionale Entwicklung
Emotionale Kompetenz
die Fähigkeit, „mit eigenen Emotionen und mit Emotionen anderer Personen
angemessen umzugehen“ (Scheithauer et al., 2008, S. 145).
lernen mit Emotionen umzugehen als wichtige frühkindliche
Entwicklungsaufgabe
bedeutsam für soziale Interaktionen
(acht Schlüsselfertigkeiten nach Saarni, 2002)
Grundlage für Fortschritte in anderen Entwicklungsbereichen
(wie Sozial- und Leistungsverhalten)
Schüsselfertigkeiten emotionaler Kompetenz
(Saarni, 2002)
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
eigene Gefühle erkennen
Gefühle anderer erkennen und verstehen
Emotionsvokabular verstehen und einsetzen können
sich in andere einfühlen können
wissen, dass Gefühlserleben und Gefühlsausdruck unterschiedlich sein können
mit belastenden Emotionen und Problemsituationen angemessen umgehen können
wissen, dass soziale Beziehungen durch emotionale Kommunikation mitgeprägt
werden
emotionales Selbstwirksamkeitserleben
Erlernt werden die Schlüsselfertigkeiten in sozialen Beziehungen - familiäre und kulturelle
Einflüsse sind entscheidend für dessen Ausprägung
Bereiche emotionaler Kompetenz
(Petermann & Wiedebusch, 2003)
der eigene mimische Emotionsausdruck und
das Erkennen des mimischen Emotionsausdruck anderer
Personen
der sprachliche Emotionsausdruck
das Emotionswissen und –verständnis
die selbstgesteuerte Emotionsregulation
Bereiche emotionaler Kompetenz
(Petermann & Wiedebusch, 2003)
Emotionsausdruck – sprachlich und mimisch
3. bis 4. LM
Auftreten erster unterscheidbarer Emotionen
18. bis 20. LM
Einzelne Gefühlswörter für Basisemotionen
eigene Emotionen werden selten ausgedrückt
bis zum ca. 2.
LJ
bis zum ca. 4.
LJ
Emotionswortschatz reicht für rudimentäre Gespräche über Emotionen
weitere Ausdifferenzierung und Entwicklung eines Emotionsstils
häufigere Benennung von Emotionen anderer
ausführliche Gespräche über Emotionen möglich
Ab dem 3. LJ
Trennung von emotionalem Erleben und Ausdruck – Ausdruck variiert in
Abhängigkeit von Situation und Interaktionspartner
bis zum 6. LJ
Differenzierung des Emotionsvokabulars für komplexe Emotionen (wie eifersüchtig,
empört)
Vortäuschen von Basisemotionen
bis zum 12. LJ
weitere Zunahme des Emotionsvokabulars (Synonyme für bereits bekannte
Gefühlswörter)
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Bereiche emotionaler Kompetenz
(Petermann & Wiedebusch, 2003)
Emotionsverständnis
Aspekte des Emotionsverständnisses:
Erkennen/Benennen des Emotionsausdrucks anderer
Wissen um Ursachen von Emotionen
Verstehen von Darbietungsregeln für den verbalen und
nonverbalen Emotionsausdruck
Wissen über die Möglichkeit, emotionale Ausdrücke gezielt
in der Interaktion einsetzen zu können
Verstehen multipler Emotionen
Bereiche emotionaler Kompetenz
(Petermann & Wiedebusch, 2003)
Emotionsregulation
Definition:
„Bei der Emotionsregulation werden spezifische Strategien eingesetzt, um
positive oder negative Emotionen und daraus resultierende Verhaltensweisen,
soziale Kontakte und physiologische Zustände zu regulieren. Eine solche
Regulation kann external oder internal, willentlich oder automatisch stattfinden.
Die Regulation erfolgt in Form von Initiierung, Beibehaltung, Hemmung oder
Modulation einer Emotion und ihrer Begleiterscheinungen und kann auf jeden
emotionalen Zustand bezogen stattfinden. Sie ist auf ein Ziel ausgerichtet und
bezieht sich auf die Form, Intensität, den Ausdruck oder die Dauer eines
emotionalen Zustandes“ (Kullik & Petermann, 2012. S. 25).
Bereiche emotionaler Kompetenz
(Petermann & Wiedebusch, 2003)
Emotionsregulation
Beispiele für Regulationsstrategien (vgl. Petermann & Wiedebusch, 2003):
Aufmerksamkeitslenkung
Selbstberuhigungsstrategien
Rückzug aus der emotionsauslösenden Situation
Manipulation der emotionsauslösenden Situation
kognitive Regulationsstrategien
externale Regulation
Einhaltung von Darbietungsregeln beim Emotionsausdruck
Sozial-emotionale Kompetenz
Soziale Kompetenz:
soziale Kompetenz bedeutet, in einer sozialen Interaktion mit
Kindern und Erwachsenen effektiv handeln zu können. Dazu
gehört, eigene Ziele zu erreichen und dabei positive
Beziehungen über die Zeit und verschiedene Situationen hinweg
aufrechtzuerhalten (Petermann, 2002; Rose-Krasnor, 1997).
Emotionale Entwicklung und Sozialverhalten
Zusammenhang emotionale Entwicklung – Sozialverhalten
(Verhaltensprobleme)
geringes Emotionsvokabular
→ erhöhtes Risiko für externalisierende
Verhaltensstörung (z.B. Aggressivität,
oppositionelles Verhalten, Impulsivität)
geringe Fähigkeit zum Erkenn von
Angst und Traurigkeit
→ erhöhtes Risiko für emotionale Probleme und
Verhaltensstörung
umfangreiches Emotionswissen
→ Prädiktor für Beliebtheit bei Gleichaltrigen,
weniger aggressives Verhalten
Fähigkeit zum Erkennen von
Emotion im Klang der Stimme
Fähigkeit zum Erkennen von
Emotionen in mimischen Ausdruck
→ höhere Akzeptanz durch Gleichaltrige
→ häufigere Sozialakzeptanz, höhere soziale
Kompetenz
(aus Petermann & Wiedebusch,
2008)
Feststellung
Behalten Sie die Entwicklung im Auge!
„Merkmale professionellen Handelns in Kindertageseinrichtungen sind vor
diesem Hintergrund die Beobachtung und Dokumentation der kindlichen
Tätigkeiten, die Reflexion von Spielsituationen und anderen Begebenheiten
sowie der fachliche Dialog, um zu erfahren, welche Entwicklungschancen
sich für jedes Kind daraus eröffnen“ (SMK, 2011, S. 26f)
Verweis auf externe Experten
Bsp.: KOMPIK, EBD
Entwicklungsbegleitung
Kriterien für eine gelingende Präventionsarbeit
(Petermann 2003, S. 68)
Maßnahmen sehr früh und längere Zeit einsetzen (wirksamer als später
beginnende und kurzfristige Präventionen)
Kinder direkt fördern (wirksamer als Kinder, die ausschließlich über ihre
Bezugspersonen gefördert werden)
intensive Maßnahmen (z.B. Hausbesuche oder individuelle
Beratungsangebote)
Eltern, die am aktivsten am Programm teilnehmen, profitieren am meisten
umfassende Maßnahmen, die verschiedene Ebenen der kindlichen
Entwicklung einbeziehen (z.B. Ernährung, Motorik, Sprache), weisen die
besten Effekte auf
Effekte bleiben langfristig erhalten, wenn eine weitere Unterstützung durch
das soziale Umfeld erfolgt
Entwicklungsbegleitung
Ziele von Präventionsansätzen (Petermann, 2003)
folgende Ziele stehen im Mittelpunkt:
Verringerung des Risikos für mögliche negative Entwicklung
Verbesserung der Erziehungskompetenz der Eltern
Optimierung der sozialen Unterstützung, die Eltern erfahren eine
Intensivierung der Beziehung zwischen Elternhaus, Kindertagespflege,
Kindertageseinrichtung und Schule
Verbesserung der sozial-kognitiven und emotionalen Fertigkeiten des Kindes
Stärkung von kind- und familienbezogenen Schutzfaktoren
Optimierung der Beziehung zu Gleichaltrigen
Entwicklungsbegleitung
Ziele für Eltern sind:
sensitives Elternverhalten und responsives Verhalten bei Signalen des Kindes
fördern
emotionale Kommunikation unterstützen
Austausch positiver Emotionen in Eltern-Kind-Interaktionen fördern
emotionale Wärme in Eltern-Kind-Interaktionen verbessern
emotionale Erreichbarkeit der Bezugspersonen erhöhen
Bindungssicherheit verbessern
Eltern können Entwicklung emotionaler Fertigkeiten beim Kind fördern:
positives emotionales Klima in der Familie schaffen
offener Umgang mit den eigenen Emotionen
Gespräche über Emotionen fördern das Emotionsverständnis und -vokabular
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