SYNERGIEN BILDEN: »Um energieeffizient zu verfahren, ist es wichtig, dass alle Mitarbeiter, die am Entstehungsprozess einer Maschine beteiligt sind, frühzeitig an einem Tisch zusammenkommen«, Peter Vogt (links) und Olaf Götz, beide Softwareentwickler für die Antriebsauslegung bei Lenze. So fährt man sparsam Der »Energiepass« aus der Antriebsauslegungssoftware »Drive Solution Designer« von Lenze eruiert den Energiebedarf einer Anwendung, der einzelnen Komponenten und des Gesamtsystems. So lassen sich schon in der Planungsphase einer Maschine ressourcenschonende Lösungen entwickeln. von Olaf Götz und Peter Vogt, Lenze E nergiesparen ist ein großes Thema. Im Gesamtsystem. Wo und wann Anwender mit gleichen Atemzug aber überschwemmt welcher Maßnahme nachhaltig sparen können, eine geradezu unübersichtliche Flut von Produk- verdeutlicht die »Energiepass-Antriebslösung« ten und Konzepten den Markt. Antriebs- und Au- aus der Antriebsauslegungssoftware »Drive tomatisierungsspezialist Lenze hat deshalb ein Solution Designer« (DSD) von Lenze. Dreisäulenmodell entwickelt, das auf einfache Weise zeigen will, wie Unternehmen ihre Ener- DER PASS BILDET den anhand von Verlustmodelgieeffizienz steigern können. Die erste Säule len berechneten Energieverbrauch der Hauptsteht für einen sinnvollen Umgang mit Energie, komponenten eines Antriebsstrangs ab. Mit diedie zweite für energieffiziente Produkte und die sen Werten lassen sich die Energiekosten sowie die CO2-Emissionen ermitteln. In der Regel sind dritte für die Nutzung der Bremsenergie. Bezüglich der Produkte stehen hocheffizien- es schon kleine Änderungen, die dabei helfen, te Motoren und Getriebe, Energiesparfunktionen in den Reg- Blick über den Tellerrand: Die Effizienz liegt im gesamten System, lern sowie auch in den Versor- nicht nur in der einzelnen Komponente. gungs-Rückspeisemodulen zur Verfügung. Es hat sich erwiesen, dass sinnvolle ressourcenschonend zu verfahren. Das ist häuOptimierungen aber nicht nur an den einzelnen fig auch dann der Fall, wenn der Antrieb eigentKomponenten ansetzen, sondern vielmehr am lich nichts tut, sondern nur steht. Während groMONTAGEtechnik 2| 2011 Bilder: Lenze Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. W 2011 Carl Hanser Verlag, Mbnchen www.montagetechnik-online.de 24|25 special | energieeffizienz Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. ße Nutzer der Antriebstechnik wie Unternehmen aus der Automobilindustrie, der Robotik und Fördertechnik diese Erkenntnis bereits in ihre Antriebskonzepte aufgenommen haben, geben sich viele mittlere bis kleinere Maschinenbauer immer noch skeptisch. ENERGIEEFFIZIENZ BEGINNT nicht erst bei den Antriebskomponenten, sondern am Anfang des Prozesses, nämlich beim Design einer Maschine. Hier liegt viel Potenzial, denn optimierte Mechaniken sowie reduzierte Reibungen und Trägheiten bereiten den Weg, um Komponenten immer kleiner zu gestalten. Das wiederum reduziert die Energiekosten sowie die Kosten für die installierte Antriebstechnik. Ebenso wichtig ist die Frage, wie man fährt. Dabei gibt das Design der Bewegung den Ausschlag. Der Energiepass stellt eine Verlustbilanz betrachten. Da die reinen Anschaffungskosten dem VDMA zufolge lediglich einen untergeordneten Anteil der TCO ausmachen, geht es hier vor allem um die Betriebskosten und ihr Verhältnis zum Anschaffungspreis. Energie ist einer der größten Posten bei den Betriebskosten. Mit den Ergebnissen des Energiepasses lässt sich die Amortisationszeit für die eventuell kostenintensiveren Komponenten ermitteln. Ein Zwischenkreisverbund mit optimierter Bewegungskoordination reduziert die rückspeisbare Energie bei dynamischen Bewegungen. In anderen Anwendungen dagegen kann die Nutzung der Rückspeisung der Königsweg sein. FÜR DIE PLANUNGSPHASE einer Maschine bietet sich die DSD-Software an, mit deren Hilfe sich unter anderem die Prozessgrößen bestimmen und die Komponenten prüfen lassen. Zudem liefert das Tool die Der Spruch »Viel hilft viel« gilt in der Antriebstechnik zumindest nicht. genannten EnergiegröGeringe Auslastungsgrade führen zu hohen Verlusten. ßen für den Energiepass. Anhand des Verin jedem Betriebspunkt des Verfahrprofils auf. gleichs der Lösungen kann der Anwender seine So erkennt der Anwender, wann in welchen optimale Kombination der Komponenten und Komponenten etwaige hohe Verluste auftreten. den besten Bewegungsablauf für die AntriebsDa auch die Kosten gleich ersichtlich sind, kann aufgabe finden. BHS Corrugated Maschinen- und Anlagensich der Maschinendesigner überlegen, ob er sein Ziel durch Optimierungen der Bewegung bau zum Beispiel ist dank DSD in der Lage, Prooder mithilfe von energieeffizienteren Kompo- jekte anders anpacken zu können: »Der DSD versetzt uns in die Lage, mit verlässlichen Daten nenten erreicht. Es ist essenziell, die Gesamtkosten aus Be- schnell mal eine neue Variante auszurechnen. treibersicht (Total Cost of Ownership, TCO) zu Ich kann Alternativen aufzeigen und diese >> EFFIZIENZ ZUM BEISPIEL SO: BHS setzt auf mechanische Synchronisation mit einer schlanken Welle am B-Lager der Motoren. W 2011 Carl Hanser Verlag, Mbnchen www.montagetechnik-online.de special | energieeffizienz MONTAGEtechnik 2 | 2011 Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. W 2011 Carl Hanser Verlag, Mbnchen www.montagetechnik-online.de 26|27 special | energieeffizienz QUAL DER WAHL: Mit welchem Antrieb lässt sich am besten eine interne Standardisierung erreichen? Alternativen vergleichen schafft Klarheit. auch mit den mechanischen Kennzahlen unter- wirkungen zwischen den verschiedenen Kompomauern. Die Software erlaubt es deshalb auch, nenten verstanden wird. Schließlich gilt: Der über eine Schnittstelle Drehmoment-Drehzahl- optimale Wirkungsgrad lässt sich nur für einen Lastprofile – etwa aus einem Simulationstool begrenzten Betriebsbereich der Komponenten oder aus eigenen Berechnungen – zu importie- erreichen. In diesem Bereich sollte die Maschine ren«, so Achim Helgert, Softwareentwickler bei im Wesentlichen betrieben werden. BHS. UM DIE ABSTIMMUNG zwischen Entscheidend ist auch der Anteil an den Einsparpotenzialen: Steigerung der Energieeffizienz von den an der Entstehung der Umgang mit Reserven. Um Die Antrieben folgt drei Ansätzen: Maschine beteiligten FachabÜberdimensionierungen zu 1. Elektrische Energie intelligent einsetzen teilungen zu erleichtern, könvermeiden, hilft es, die tatsächEnergie mit hohem Wirkungsgrad nen bereits an dieser Stelle liche Ausnutzung der bisheri- 2. wandeln Auslegungswerkzeuge wie das gen Maschinen zu ermitteln. 3. Rückgespeiste Bremsenergie nutzen DSD-Tool mit seinem EnergieDer Spruch »Viel hilft viel« gilt 1 2 3 pass zum Einsatz kommen. in der Antriebstechnik zuminSich beispielsweise über Prodest nicht. Geringe Auslasjektdateien auszutauschen, ertungsgrade führen zu hohen leichtert die Kommunikation. Verlusten. Ebenso wichtig ist eine effizienEBENSO WICHTIG ist ein Aspekt, te Zusammenarbeit mit dem der sozusagen außerhalb der Lieferanten der AntriebskomMaschinen liegt: Eine elektriponenten. So erarbeiten Unter75 % 15 % 10 % sche Konstruktion, die erst nehmen Schritt für Schritt ihre tätig werden kann, wenn die KURZ UND BÜNDIG: Produkte zur Eneroptimierte Lösung. Mechanik bereits steht, ist gieeffizienz tummeln sich derzeit verDie nächste Hürde, die auf kaum in der Lage, etwas zur wirrend viele auf dem Markt. Lenze will dem Weg zur effizienten MaVerbesserung der Energieeffi- daher mit knapper Übersichtlichkeit schine genommen werden zienz beizutragen. Das bessert punkten: Die erste Säule des Modells muss, ist die Inbetriebnahme. für einen sinnvollen Umgang mit sich erst dann, wenn die steht Erst wenn die Maschine mit Energie, die zweite für energieeffizienMaschine als System mit der te Produkte und die dritte für die Nutihren geplanten BewegungsabGesamtheit seiner Wechsel- zung der Bremsenergie. läufen in Betrieb genommen MONTAGEtechnik 2 | 2011 Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. www.montagetechnik-online.de W 2011 Carl Hanser Verlag, Mbnchen SPÜRNASE FÜR VERLUSTE: Der Energiepass zeigt den anhand von Verlustmodellen erechneten Energieverbrauch der Hauptkomponenten eines Antriebstrangs auf. wird, lassen sich die erwarteten Potenziale auch sicher ausschöpfen. INDEM SIE die aufgenommenen Energien messen, können Anwender den Erfolg überprüfen. Für die Messung an Frequenzumrichtern und Brems-Choppern bedarf es einer ausgeklügelten Messtechnik. Auch hier kann Lenze als Partner für die Antriebstechnik unterstützen. Im Falle einer Optimierung eines vorhandenen Systems sind die messtechnischen Aufnahme des Energiebedarfs sowie eine Nachrechnung der bestehenden Anlage sinnvoll. Zum Teil erschließen sich erhebliche Einsparpotenziale, indem Anwender einen Umrichter nachrüsten, um das Antriebssystem an den Bedarf der Maschine anzupassen. MONTAGEtechnik 2 | 2011 Bei einigen Anlagen bietet sich die Nachrüstung von einer Rückspeisung ins Netz oder der Energieaustausch zwischen mehreren Antrieben an. Dabei kann zunächst die in einen Bremswiderstand abfließende Energie bestimmt und hieraus die Verwendung der vorgenannten Module geprüft werden. Um energieeffizient zu verfahren, ist es entscheidend, dass alle am Entstehungsprozess einer Maschine Beteiligten zu einem frühen Zeitpunkt an einem Tisch zusammenkommen. Nur durch den interdisziplinären Austausch erschließen sich alle Entwicklungspotenziale. Wird das Thema »Energieeffizienz« im Sinne von Kommunikation verstanden, so stellt es keinen Hemmschuh dar, sondern wird vielmehr zum Motor künftiger Entwicklungen. << KONTAKT Lenze SE Postfach 101352 – Hameln Tel. 05154 82-0 www.lenze.com/de Hannover Messe: Halle 14 / Stand H20 Diesen Artikel finden Sie unter www.montagetechnik-online.de mit der Dokumentennummer: MT110157